Wurmlöcher von Kiajira ================================================================================ Kapitel 27: Waffenstillstand ---------------------------- 27 - Waffenstillstand Hermine wäre fast vom Bett gepurzelt, als die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen wurde. Mit pochendem Herzen sah sie auf. Volde – nein, Tom – stand dort und musterte sie mit verschränkten Armen und einem Blick, den sie nicht recht deuten konnte. Sie schluckte und stand langsam auf. „Warum warst du nicht beim Frühstück?“ Hermine zuckte mit den Schultern und wich seinem Blick aus. Wieso kümmerte es ihn? Es sollte ihn nicht kümmern, nicht nach dem, was sie angerichtet hatte. Tom schnipste mit den Fingern und der Hauself, den Hermine gestern schon gesehen hatte, tauchte auf und verbeugte sich tief. „Was kann Tipsy für Milord tun?“ „Einmal Frühstück für Hermine, und zwar ein bisschen plötzlich“, gab er scharf zurück. Nicht einmal zehn Sekunden später stand ein voll beladener Teller mit Englischem Frühstück auf Hermines Tisch, flankiert von einer Tasse schwarzem Tee. „Aufessen“, befahl Tom. Hermine schluckte, als sie sich langsam an den Tisch setzte und nach Messer und Gabel griff. Noch immer kreisten ihre Gedanken um die Frage, wieso ihn interessierte, ob sie etwas im Magen hatte oder nicht. ~*~ Als sie ihren Teller nach einer gefühlten Ewigkeit unter seinem Blick endlich geleert hatte, marschierte er ohne Federlesen zur Tür und meinte kalt: „Mitkommen.“ Hermine erhob sich schluckend. Sie verbot sich jeden Gedanken daran, was er wohl vorhaben könnte, und folgte ihm nach draußen, sich dafür verfluchend, dass sie es während des Essens nicht über sich gebracht hatte, sich zu entschuldigen. Während sie ihm durch die steinernen Korridore folgte und den Blick starr auf seinen schwarzen Umhang geheftet hielt, nistete sich der unwillkommene Gedanke in ihrem Kopf ein, dass eine Entschuldigung auch nichts ändern würde, selbst wenn er ihr verzeihen würde. Er würde trotzdem nicht wieder zu dem Tom werden, den sie kannte. Sämtliche Leute, die in diesem Krieg gestorben waren, würden davon nicht wieder lebendig werden. Mit einem Mal stand ihr Rons Gesicht vor Augen und ihr Magen schien sich zu verknoten. Sie hatte gestern und heute nicht mehr an ihn gedacht. Wie hatte sie ihn aus ihren Gedanken verbannen können? In der Vergangenheit war es fast zu einfach gewesen, das war beinahe eine andere Welt gewesen. Aber hier, umringt von Todessern... Schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, und sie kam sich vor, als hätte sie ihn vergessen und im Stich gelassen. „Hier rein.“ Sie schreckte hoch. Tom hatte eine Tür geöffnet und winkte sie hindurch. Sie riss die Augen auf, als sie eintrat. Der Raum war groß und länglich, von Leuchtkristallen erhellt, hatte einen leicht geriffelten Boden, der allerdings nicht aus dem üblichen Stein war; und Zielscheiben und Puppen mit Zielscheiben auf der Brust und dem Kopf hingen ringsum an den Wänden. Eine weiße Linie auf dem Boden teilte den Raum quer in zwei fast quadratische Hälften. Ein Übungsraum für Zaubererduelle. Sie wandte sich zu Tom um, der gerade die Tür hinter ihnen schloss. „Was hast du vor?“, fragte sie leise. Seine Lippen kräuselten sich langsam. „Eine Herausforderung.“ Sie zog die Augenbrauen hoch, als er nicht weitersprach. „Wir werden uns duellieren. Wenn du es schaffst, mich zu entwaffnen, darfst du deinen Zauberstab nach dem Duell behalten. Wenn nicht, nehme ich ihn dir wieder ab und wir duellieren uns morgen wieder.“ Hermine schnappte nach Luft. „Du weißt, dass ich das nicht schaffe. Ich hab es schon damals nicht geschafft, und jetzt hast du mir fünfzig Jahre Erfahrung voraus!“ Er zuckte mit den Schultern und musterte sie kalt. „Das Leben ist nicht fair. Das solltest du am besten wissen.“ Etwas in Hermine zog sich bei seinem kalten Blick zusammen, und sie wollte gar nicht genau wissen, was es war. Er griff in seinen Umhang, holte ihren Zauberstab hervor und hielt ihn ihr hin. Vorsichtig ergriff sie ihn, dabei genau darauf bedacht, seine Hand nicht zu berühren. „Ich habe keine Wahl, oder?“, wollte sie wissen, während sie sich gegenüber aufstellten. Er lächelte kalt. „Nein, die hast du nicht. Du kommst hier erst wieder heraus, wenn du mir ein Duell geliefert hast, egal, wie es ausgeht.“ Hermine presste die Lippen zusammen, dann holte sie tief Luft und stellte sich dem Unvermeidlichen. Von Etikette wie Verbeugen und den anderen dann den Rücken zudrehen hatten sie beide nie viel gehalten, auch früher im Unterricht hatten sie das nie getan, von ihrem Wochenende im Raum der Wünsche ganz zu schweigen. Auch jetzt taten sie das nicht, auch wenn in Hermine die leise Erinnerung daran aufflackterte, dass Tom es bei seinem Duell mit Harry auf dem Friedhof getan hatte. Vermutlich nur, um Harry lächerlich zu machen. Hermine hatte ihren Zauberstab fest umklammert und wartete darauf, dass Tom den Anfang machte. Die roten Augen funkelten unheilverkündend, als mit einem Mal, ohne dass er eine Zauberstabbewegung gemacht hätte, der erste Fluch auf sie zuflog. Hermine wich aus und überließ ihren Instinkten das Feld. Das Duellieren ging seltsam mechanisch, meistens bestand es für sie sowieso nur aus Ausweichen oder Abwehren, da Tom „nur“ mit vielen normalen Flüchen arbeitete, und ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Wieso tat er das? Er musste wissen, dass sie ihn niemals schlagen konnte. Und er musste auch wissen, dass sie mitspielen würde – den Zauberstab wieder zu bekommen, war ein verdammt starker Anreiz, selbst wenn es vielleicht nur für den Zeitraum des Duells war. Er hatte es darauf angelegt, verdammt! Er wollte ihr Hoffnung machen, wo keine war, und sie damit jeden Tag wieder verletzen. Ihr Hals wurde eng, als sie soweit gedacht hatte. Keine schlechte Idee, um ihr wenigstens etwas von dem heimzuzahlen, was sie ihm angetan hatte, das musste sie zugeben. Und auch, wenn sie ihn durchschaut hatte, sie musste mitspielen – er würde mit Sicherheit nicht zulassen, dass sie sich vor den Duellen drückte. Mit dem Gedanken, dass sie jetzt sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, richtete sie wieder ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Duell und beschloss, ihm wenigstens etwas Widerstand zu leisten, statt immer nur auszuweichen. Irgendwo hatte sie schließlich auch noch ein kleines bisschen Stolz in sich. Sie beschwor den Tueror-Schild herauf, um seine nächste Welle an Flüchen abzuwehren, und ließ dann einen Schwarm Vögel auf ihn los. Irrte sie sich, oder blitzte da ein Lächeln auf seinen kalten Gesichtszügen auf, als sie begann, selbst in die Offensive zu gehen? Sie sprang aus dem Weg, als er die Vögel in Feuerbälle verwandelte und mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zuschießen ließ. Möglich wäre es durchaus. Ein Duell war schließlich nicht sonderlich interessant, wenn man keinen Widerstand bekam. Grimmig sprang sie wieder auf die Füße, entschlossen, es ihm jetzt erst recht schwer zu machen. Sein nächster Fluch brach den Tueror-Schild mit einem dumpfen Dröhnen in Scherben. Hermine verwandelte die aus reiner Magie bestehenden Scherben in spitze Nadeln, die sie auf ihn abschoss. Er verwandelte sie in Hagelkörner, die auf Hermine einprasselten und sie fast von den Füßen rissen, bis sie es schaffte, sie schmelzen zu lassen und eine Wasserfontäne zurückschickte. Ein wölfisches Grinsen erschien auf Toms Gesicht und ließ ihn einen Augenblick fast wieder wie sein jüngeres Selbst aussehen. Ohne ihr Zutun musste Hermine ebenfalls lächeln. Es war fast wie damals. Die Erinnerung an ihre Duelle im Unterricht und dem Raum der Wünsche vermischte sich mit dem jetzigen Duell und gab Hermine einen regelrechten Adrenalin-Kick. Das Wasser kam als riesige Welle zurück, die Hermine verdampfen ließ und den heißen Dampf dann wie aus einem Ventil in einem Strahl auf ihn zuschoss. Er verwandelte den Dampf wieder, sie ebenfalls und so ging es eine gefühlte Ewigkeit hin und her. Sie wusste, dass er sie mit einem Schlag hätte erledigen können, wenn er neben ihren Verwandlungen noch zusätzliche Zauber abgefeuert hätte, aber er tat es nicht. Bei einem flüchtigen Blick auf sein Gesicht stellte sie fest, dass das kräuselnde Lächeln immer noch in seinen Mundwinkeln nistete. Es machte ihm Spaß! Und bevor Hermine weiter nachdenken konnte – eine riesige Schlange hielt sie erfolgreich vom Denken ab, bevor sie sie in einen Feuerreifen verwandelte – lächelte sie erneut. Alle Gedanken an das miese Spiel verdrängend, was hinter diesem Duell stand, ließ sie zu, dass sie es genoss. Wer wusste schon, ob sie den Rest des Tages noch etwas zu lachen hatte? Und solange Tom Spaß an der Sache hatte, ohne sie in Grund und Boden zu stampfen, konnte sie sich ruhig auch ein wenig Spaß gönnen. Sie konnte ihn gebrauchen. ~*~ Severus Snape hatte schlechte Laune. Warum war er bitte immer der Überbringer schlechter Nachrichten, wenn hier irgendetwas schief lief? Er war unersetzlich, pah. Als ob ihn das vor Voldemorts Laune retten würde... Düster vor sich hin starrend marschierte er Richtung Duellräume. Er hoffte inständig, dass er den Dunklen Lord beim Duellieren stören konnte, ohne gleich einen Fluch um die Ohren zu bekommen. Da war er normalerweise sehr empfindlich. Doch alle Gedanken an sein eigenes Wohl verschwanden mit einem Schlag, als er die versiegelte Tür zum größten Duellraum mit Magie geöffnet hatte und sah, mit wem der Dunkle Lord sich duellierte. Hermine Granger. Doch das war nicht das erstaunlichste. Das, was ihn wirklich die Kinnlade nach unten klappen ließ, war das Duell an sich. Der Dunkle Lord fluchte sie nicht in Grund und Boden, wie er es erwartet hatte, sondern ließ zu, dass sie sich zur Wehr setzte und passte seinen Stil ihrem an. Erstaunlicher Weise benutzten sie Verwandlungen, und die Art, wie Hermine sich bewegte, gab ihm das unbestimmte Gefühl, sie würde sich nicht zum ersten Mal mit ihm duellieren. Aber das war nicht möglich, oder? Was Severus schließlich endgültig schockte, war Hermines Gesichtsausdruck. Grimmig lächelnd, entschlossen, und vor allem offen. Es schien ihr tatsächlich Spaß zu machen. Severus' Augen verengten sich. Langsam war ihm die Sache nicht mehr ganz geheuer. Es machte ihn regelrecht wahnsinnig, nicht zu wissen, was hier vorging. In diesem Moment erblickte Hermine ihn, war einen Moment zu lang unaufmerksam – und wurde von einer gewaltigen Windhose erfasst, die sie fast bis zur Decke trug und dann gegen die Wand schleuderte. Ihr Schrei ließ ihn zusammenzucken. ~*~ Hermine keuchte schwer, als sie an der Wand herunterrutschte und unsanft auf dem Boden aufschlug. Die Windhose löste sich auf, doch sie bekam es kaum mit. Ihr Schädel war an die Wand gekracht und fühlte sich so an, als könnte er jeden Moment bersten. Sterne tanzten vor ihren Augen und alles begann sich zu drehen. Jemand setzte sie auf. Rote Augen musterten sie, und ihr Blick wurde ein wenig klarer. „Alles in Ordnung?“, fragte Tom leise. Langsam setzte ihr Denken wieder ein, doch die Worte waren aus ihrem Mund geschlüpft, ehe sie sie aufhalten konnte. „Ich weiß zwar nicht, warum dich das noch interessiert, aber-“ Übelkeit wallte so plötzlich in ihr auf, dass sie es nur mit Mühe schaffte, sich zur Seite zu beugen und ihr Frühstück auf den Fußboden statt über Toms Robe zu würgen. Ein zweites Gesicht tauchte in ihrem Blickfeld auf. Schwarze Haare, schwarze Augen. Snape, eindeutig, auch wenn ihr Blick wieder verschwamm. „Miss Granger!“, ertönte seine tiefe Stimme. „Sehen Sie mich an!“ Langsam blinzelte sie, doch ihr Blick wurde nicht klarer. Es fiel ihr schwer, etwas zu fokussieren. Sie hörte jemanden seufzen, wusste aber nicht, wen von den beiden. „Sie hat eine Gehirnerschütterung“, ertönte wieder Snapes dunkle Stimme, seltsam verwaschen. Dann spürte sie, wie jemand etwas, wohl einen Flaschenhals, an ihren Mund hielt. „Trinken Sie das, Miss Granger.“ Mit einer enormen Anstrengung schaffte sie es, die Hand zu heben und das Fläschchen ein wenig wegzuschieben, bevor sie murmelte: „Was ist das? Warum?“ Ihre Hand wurde von einer zweiten von der kühlen Flasche gelöst und die Flasche wieder an ihren Mund gehalten. „Traumlosschlaftrank, vermischt mit einem Heiltrank gegen leichte Verletzungen.“ Hermines Widerstand brach, als Schwärze auf ihr Bewusstsein zu kroch. Der Trank würde auch keinen Unterschied mehr machen. Sie öffnete den Mund. Kühl rann ihr die Flüssigkeit den Hals hinunter, und nur Sekunden später umschloss sie die Schwärze komplett. Das letzte, was sie spürte, waren große Hände, die sie festhielten und vor dem Umkippen bewahrten. ~*~ Tom saß in Hermines Zimmer, neben ihrem Bett, wo sie immer noch schlief. Sie hatte den Rest des Tages und die ganze darauf folgende Nacht verschlafen, doch Severus hatte gemeint, das sei normal. Er selbst hatte gerade gefrühstückt, dabei Bellatrix und Rabastan in Grund und Boden gebrüllt, weil sie es gestern geschafft hatten, beim simplen Auskundschaften der Winkelgasse in eine Horde Auroren zu rennen und Crabbe senior und McNair zu verlieren, und war dann hierher gekommen. Warum, wusste er selbst nicht so recht. Nach Severus' Aussage müsste sie wieder in Ordnung sein, wenn sie aufwachte, also gab es keinen vernünftigen Grund, trotzdem hier zu sitzen. Er seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass Hermine noch einmal sein Untergang sein würde. Ein leises Stöhnen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie blinzelte und gähnte, noch im Halbschlaf. „Hermine?“, fragte Tom leiser und besorgter, als er es eigentlich wollte, und gab sich einen mentalen Fußtritt dafür. Sie öffnete langsam die Augen und sah sich um, bis sie ihn erkannte und ihr Blick an seinem Gesicht hängen blieb. „Wie geht es dir?“ Sie streckte sich und setzte sich langsam auf. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer Grimasse und sie griff sich an den Kopf. „Als hätte ich einen Kater“, murmelte sie undeutlich. Tom verengte die Augen. Davon hatte Severus nichts erwähnt. „Severus meinte, wenn du aufwachst, müsstest du wieder in Ordnung sein. Ist sonst alles okay?“ Und wieder hätte er sich am liebsten schlagen mögen. Wieso bei Merlins Eiern war er so besorgt um sie? Hermine blinzelte ihn einen Moment verwirrt an, dann sah er, wie ihre Augen feucht wurden. „Wieso?“, flüsterte sie. Er runzelte die Stirn. „Wieso was?“ „Wieso – wieso machst du dir noch Sorgen um mich – nach allem, was ich angerichtet habe?“ Tom starrte sie einen Moment haltlos verblüfft an, dann rügte er sich selbst. Er hätte wissen müssen, dass es ihr auffiel – sie war schließlich nicht dumm. Unwirsch wischte sie sich eine einsame Träne vom Gesicht, während sie ihn weiter anstarrte. „Ich habe es nicht verdient, dass ausgerechnet du dir Sorgen machst“, flüsterte sie erstickt. „Ich habe dein ganzes Leben zerstört. Ich habe nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, dass du ein Mensch bist wie ich. Ich habe nur gesehen, was ich sehen wollte.“ Sie wischte sich erneut mit dem Ärmel über das Gesicht und fuhr noch leiser fort: „Dass ich dich am Ende wirklich gemocht habe, macht es nicht besser. Ich – ich dachte, das wäre das Einzige, was ich noch hätte tun können, um den Krieg nicht zu verlieren. Aber... ein ehrlicher Kampf gegen dich wäre um einiges fairer gewesen als dich hinterrücks zu manipulieren. Ich bin nicht – nicht einen Deut besser als ihr. Und ich habe nicht das Recht, euch deswegen zu verurteilen. Und – und überhaupt...“ Sie schluchzte auf, brach ab, kehrte ihm den Rücken zu und rollte sich unter ihrer Decke zusammen. Tom holte tief Luft und stellte fest, dass er einen Kloß im Hals hatte. Seine Wut auf sich selbst schmolz, als er sich noch einmal durch den Kopf gehen ließ, was sie gesagt hatte. Sie hatte begriffen. Begriffen, dass auch sie nicht fair gehandelt hatte. Das war mehr, als er jemals erwartet hatte nach dem Gespräch gestern. Vorsichtig legte er eine Hand auf die Erhebung in der Decke, die wohl ihre Schulter sein musste. „Hermine?“, flüsterte er. Sie schluchzte auf und zog sich die Decke auch über den Kopf, während sie seine Hand abschüttelte. „Lass mich“, klang es dumpf darunter hervor. Tom schluckte. Er hatte mit einem mal den alles überwältigenden Drang, sie in den Arm zu nehmen, und das erschreckte ihn nicht halb so sehr, wie es sollte. Langsam zog er die Decke von ihrem Kopf und drehte sie an der Schulter zu sich herum. „Es ist okay“, meinte er langsam und fast ein wenig unsicher. Sie musterte ihn ungläubig. „Es ist okay!“, wiederholte er etwas bestimmter, dann senkte er den Blick, behielt seine Hand jedoch auf ihrer Schulter. „Du hast Recht, eigentlich müsste ich wütend sein. Aber... ich bin es nicht. Nicht mehr.“ Langsam setzte Hermine sich auf, und er nahm seine Hand weg. Sie musterte ihn mit einem Blick, den er nicht wirklich deuten konnte. Sie presste die Lippen zusammen, blinzelte ein paar Tränen weg und flüsterte dann: „Es tut mir Leid, Tom. Ich wollte dich niemals verletzen, jedenfalls nicht, seit ich in die Vergangenheit gereist bin. Zumindest das kann ich mit gutem Gewissen sagen.“ Er schluckte. Diesmal brauchte er keinen Veritas-Zauber. Er konnte es in ihren Augen erkennen. Sie sagte die Wahrheit. Seine Kehle schien sich zuzuschnüren. Nach einem endlosen Moment schaffte er es, zu nicken. Dann riss er sich zusammen und griff in eine Tasche in seinem Umhang. Er zog Hermines Zauberstab heraus und legte ihn auf den Tisch. Ihre Augen wurden groß. „Du – du gibst ihn mir wieder?“ Er nickte erneut. „Du bist frei, zu tun und zu lassen, was du willst. Du kannst hierbleiben oder gehen.“ Er senkte einen Moment lang den Blick, dann gab er sich noch einen Ruck und sah sie wieder an. „Aber wenn du hier bleibst – was hältst du von einem Duell, wenn es deinem Kopf besser geht?“ Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln und er stellte einen Moment zu spät fest, dass er ebenfalls lächelte, doch es störte ihn nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)