Wurmlöcher von Kiajira ================================================================================ Kapitel 25: Scherben -------------------- Hallo an alle, die mich noch nicht vergessen haben! Tja, was sagt man nach einer so langen Pause? Zuerst einmal: Es tut mir Leid. Ich finde es selbst immer richtig blöd, wenn eine Geschichte abgebrochen wird oder kurz vor dem Ende nicht mehr weiter geht, deswegen habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich nicht genauso sein will - und trotzdem habe ich es getan. Sicher, ich war zu Beginn etwas planlos, nachdem ich die Rückblende beendet hatte, und auch mein RL war nicht unschuldig an der Pause, aber das ist keine Entschuldigung - ich hatte die Idee, wie es weiter gehen könnte, mittlerweile schon länger. Es tut mir wirklich Leid. Aber das wird mir nicht noch einmal passieren. Und damit ich diesmal nichts verspreche, was ich nicht halten kann, habe ich die Geschichte zuallererst komplett fertig geschrieben. Ihr könnt also damit rechnen, dass ich regelmäßig hochlade. Vielen Dank an jeden, der mir und dieser Geschichte trotz der Pause noch eine Chance gibt. ~*~ 25 – Scherben Hermine war noch nie gut darin gewesen, Kiesel über das Wasser hüpfen zu lassen. Doch heute übte sie mit einer Ausdauer, wie sie sie noch nie gehabt hatte. Alles war besser, als wieder zu denken und zu fühlen – alles war besser, als sich umzudrehen und dem Leben zu stellen, dass auf der anderen Seite eines langen, düsteren Korridors auf sie wartete. Doch Weglaufen funktionierte nur eine Zeit lang. Draco hatte gesagt, er würde sie wieder abholen. Es war nur eine Frage der Zeit. Trotzdem ignorierte sie die hallenden Schritte solange, bis sie rechts und links von sich jeweils ein paar Füße stehen hatte. Sie schloss die Augen, warf den letzten Stein ins Wasser und sah auf. Draco stand auf ihrer linken Seite, Snape auf der rechten. Sie schluckte und erhob sich. Wieso mochte Draco Snape mitgebracht haben? Das war sein Versteck, und Hermine fand es schon seltsam genug, dass er es ausgerechnet ihr gezeigt hatte. Warum dann auch noch Snape? Die Antwort kam auf dem Fuß, als Snape mit dem Zauberstab schnippte und mit einem Mal Stille herrschte. Hermine blinzelte. Es klang regelrecht falsch – wenn Stille denn klingen konnte. Das Rauschen des Wasserfalls hatte in der letzten Stunde ihre gesamten Gedanken erfüllt, und es jetzt so plötzlich zu verlieren, war fast wie ein Schlag ins Gesicht. Draco sah genauso bedröppelt drein – er hatte offensichtlich ebenso wenig wie Hermine mit so etwas gerechnet. „Miss Granger“, begann Snape. „Der Dunkle Lord hat für das Treffen seit fünf Tagen das erste Mal seine Räume verlassen – und er will Sie sehen, sofort.“ Hermine schnappte nach Luft. Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit ihm. Sie wollte Voldemort nicht sehen – es würde sie nur daran erinnern, was sie alles verloren hatte. Sie wollte nicht sehen, was aus Tom geworden war. Doch sie wusste, dass sie nicht entkommen konnte. So presste sie die Lippen aufeinander, schob sämtliche Gefühle in den Hintergrund und nickte knapp. Je schneller sie das hinter sich brachte, desto schneller hatte sie wieder ihre Ruhe... Snape zog sie ein Stück von Draco weg und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr noch etwas zuzuflüstern: „Ich habe mit Dumbledore gesprochen. Er lässt ausrichten, wenn der Dunkle Lord ernsthaft gesprächsbereit ist, dann haben Sie Dumbledores Unterstützung bei jeder noch so verrückten Idee.“ Er machte eine Pause und musterte ihr Gesicht, als würde sie ihm jetzt erzählen, was los war. Als sie ihm den Gefallen nicht tat, lächelte er schmal. „Sorgen Sie dafür, dass die Idee nicht wieder zu einem Beinahe-Hauselfen-Streik oder etwas ähnlichem führt. Das könnte hässlich werden.“ Hermines Mundwinkel zuckten, aber sie konnte nicht wirklich lächeln. Gesprächsbereit? Was sollte das bitteschön heißen? Dass Voldemort mal so mir nichts, dir nichts fünfzig Jahre Hass vergaß und friedlich wurde? Sie presste die Lippen zusammen. Dumbledore konnte doch nicht so naiv sein! Wie alt war er bitteschön? Sie atmete tief durch. „Ich kann wohl kaum nein sagen, also... wo ist er?“ „Ich bringe Sie hin“, meinte Snape. „Folgen Sie mir.“ Sie nickte mechanisch. Er schnippte erneut mit dem Zauberstab und das Rauschen kehrte mit voller Wucht zurück. Hermine und Draco zuckten synchron zusammen, dann ließ Draco sich auf dem Stein nieder und griff wieder nach seinen Kieseln. Hermine verfolgte den ersten noch mit ihrem Blick über die Wasseroberfläche, dann kratzte sie ihren letzten Rest Gryffindormut zusammen und folgte Snape zurück in die Festung Voldemorts. Je leiser das Rauschen wurde, desto lauter dröhnten ihr ihre Schritte in den Ohren. Und als es ganz verstummt war, schien das Dröhnen ihre Trommelfelle regelrecht zu sprengen. Was würde Voldemort wohl wollen? Ihr Mund zuckte, als sie die eine oder andere Vorstellung zuließ. Von Anschuldigungen im besten Fall bis zu Folter oder Mord im schlimmsten war alles dabei. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als ihr mit einem Mal so deutlich wie seit der Zeitreise nicht mehr Toms Gesicht vor Augen stand. Nicht Voldemorts. Das Gesicht von einem siebzehnjährigen Tom Riddle, der sie unschuldig anlächelte, nachdem er sie dazu gebracht hatte, einen Tag Schule zu schwänzen... Ihr Blick verschwamm. Verdammt, sie würde doch deswegen jetzt nicht weinen? „Wir sind da, Miss Granger“, ertönte Snapes dunkle Stimme irgendwo vor ihr. Sie schniefte, wischte sich mit dem Robenärmel über die Augen und sah auf. Er musterte sie besorgt. „Alles in Ordnung?“ Sie lachte zittrig auf. „Wie sollte es?“ Er öffnete den Mund, musterte sie einen Moment und schloss ihn wieder. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Ich würde Ihnen helfen, aber wenn ich nicht weiß, was los ist...“ Langsam hob Hermine den Blick und sah ihn starr an. „Nein.“ Er presste die Lippen zusammen. „Gut, wie Sie wollen.“ Mit einer Hand deutete er auf die Tür hinter sich, mit der anderen ein Stück den Gang hinunter. „Das hier sind die persönlichen Räume des Dunklen Lords, und wenn Sie dem Gang um die nächste Ecke folgen, ist Ihr Zimmer das zweite auf der linken Seite.“ Er nickte ihr noch einmal zu und rauschte davon. Hermine schnappte nach Luft. Im nächsten Moment kamen die Tränen wieder. Sie hatte ihn nicht verscheuchen wollen. Er war nett zu ihr, und das war wohl eines des Dinge, die hier weit mehr wogen als Gold – doch sie war selbst Schuld, wenn sie seine Hilfe weiterhin ablehnte, das war ihr klar. Noch eine Sache, die schiefgelaufen war... Schniefend klopfte sie an die massive Holztür vor ihr. Und als sie lautlos aufschwang, trat Hermine mit dem dumpfen Gedanken ein, dass jetzt sowieso alles egal war. ~*~ Lord Voldemort zuckte regelrecht zusammen, als es leise an seiner Tür klopfte. Ihm war klar, wer dort war – er hatte sie schließlich selbst zu sich gerufen. Was ihm nicht recht klar war – wollte er sie überhaupt sehen? Er seufzte schwer und schnippte mit dem Zauberstab, um die Tür zu öffnen. Er würde sich nicht ewig vor ihr verkriechen können, also konnte er auch genauso gut jetzt mit ihr reden. Während leise, langsame Schritte im Nachbarzimmer immer näher kamen, musterte er seinen Zauberstab – und beschloss, sie ein wenig zu schocken. Es würde kein angenehmes Gespräch werden, da konnte er es genauso gut mit einem Knall beginnen. ~*~ Hermine machte unsicher einen Schritt nach dem anderen in einen langen, leeren Raum hinein, der vermutlich als Eingangshalle benutzt wurde. Mehrere Türen gingen von ihm ab und er war nur spärlich möbliert. Nur eine einzige Tür stand offen. Als sie auf diese zuging, fiel die Eingangtür hinter ihr ins Schloss und ließ sie zusammenzucken. Sie holte tief Luft und schloss einen Moment lang die Augen. Es war alles egal. Es war schon alles schief gelaufen. Er konnte sie nicht mehr schocken. Als sie die Augen wieder öffnete, war ihr Blick starr, aber entschlossen. Etwas bestimmter machte sie die letzten Schritte zu der offenen Tür, spähte hindurch – und schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Vor ihr stand... nicht Voldemort. Aber auch nicht Tom. Etwas dazwischen. Er hatte noch Toms dicke, schwarze Haare und auch die Nase existierte noch, doch die Augen funkelten in einem kalten rot und die Haut war weiß wie Schnee. Mit weit aufgerissenen Augen ließ sie langsam die Hände sinken. Soviel zum Thema, er konnte sie nicht mehr schocken... Die Erinnerungen purzelten bei seinem Anblick, der noch stark an den alten Tom erinnerte, nur so durcheinander, und ihr Herz schlug mit einem Mal doppelt so schnell, als gut für sie gewesen wäre. Als er dann auch noch lächelte, zerfiel der letzte Rest ihrer Beherrschung endgültig und sie sackte zusammen, ihn fassungslos anstarrend. Das Lächeln hatte sich keinen Deut verändert. Mit diesem Lächeln hätte er sie damals am Ende zu allem überreden können – und es teilweise auch getan. Und gegen ihren Willen spürte sie, wie dieses gekräuselte Lächeln sie wieder in ihren Bann schlug. Aber... „Das – das kann nicht sein“, krächzte sie. „Das ist eine Illusion!“ Voldemort kam einen Schritt näher. „Ach ja?“, flüsterte er. Seine Stimme war ebenfalls nicht so hoch und kalt, wie sie erwartet hatte, sondern klang verdammt stark nach Tom. Er schnippte mit dem Zauberstab – was Hermine zusammenzucken ließ – und mit einem Schlag stand wieder Voldemort vor ihr. „Fragt sich nur, was von beiden die Illusion ist. Rate doch mal!“ Sie schluckte und rappelte sich langsam wieder auf. Seltsamer Weise klärten sich ihre Gedanken langsam, als er nicht mehr wie Tom aussah und klang. Die Schlussfolgerung, warum das so war, weigerte ihr Hirn sich allerdings zu ziehen – worüber sie dankbar war. „Ist das alles, weswegen ich herkommen sollte? Raten, wer du bist?“ Sie benutzte bewusst die vertraute Anrede – ein kleiner, hirnrissiger Teil ihrer Selbst wollte ausprobieren, wie er darauf reagieren würde. Seine Lippen kräuselten sich und sie musste wieder schlucken. Eine Sache, die sich definitiv nicht geändert hatte, auch wenn es sie diesmal nicht mehr so sehr aus der Bahn warf, jetzt, wo er nicht mehr wie Tom aussah. „Oh, das kommt ganz darauf an. Du hast mir nicht zufällig etwas zu sagen?“ Hermine zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Was sollte das denn jetzt? „Nicht, dass ich wüsste.“ Sie legte den Kopf schief und bevor sie wusste, was sie tat, fügte sie hinzu: „Aber lass mich raten – Der Kerl ohne Haare ist der Echte.“ Einen Moment lang blickte Voldemort tatsächlich überrascht drein, dann verdunkelten sich seine Augen. Hermine schluckte und machte einen Schritt rückwärts. „Du hast mir also nichts weiter zu sagen.“ Sie schüttelte den Kopf, als er auf sie zukam. Angst flatterte mit einem Mal wieder in ihr hoch. Sie machte einen weiteren Schritt rückwärts und stieß gegen die Wand. Er blieb dicht vor ihr stehen und stütze sich mit beiden Händen rechts und links von ihrem Kopf an der Wand ab. „Wirklich nichts?“ Wieder schüttelte sie den Kopf und wagte zu fragen: „Mit was hättest du denn gerechnet?“ Er beugte sich noch weiter zu ihr vor, bis seine Lippen beinahe ihr Ohr streiften. Hermine wurde stocksteif. „Oh, ich weiß nicht.“ Seine Stimme war leise und wäre beinahe verführerisch gewesen, hätte er noch Toms angenehmen Bariton besessen. „Du bist zwar nicht freiwillig weg gegangen, aber du hast mich belogen, mir später die Wahrheit verschwiegen, bist gekommen, um mich zu manipulieren, hast mich erpresst, damit ich nicht nachbohre... Fällt dir etwas auf?“ Hermines Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen, als er sich immer noch nicht von der Stelle bewegte. „Was – was sollte mir auffallen?“, presste sie heraus, in dem Moment unfähig zu denken. Er schnaubte leise und wisperte in ihr Ohr: „Das sind alles Dinge, für die jemand wie du sich normalerweise entschuldigen sollte, meinst du nicht auch?“ Hermine schnappte nach Luft, als ihr Hirn diese Information verarbeitet hatte und heißer Ärger urplötzlich in ihr hoch brodelte, und sie stieß ihn vor die Brust. Er hatte damit augenscheinlich nicht gerechnet und stolperte zurück. Hermine atmete schwer und funkelte ihn an. „Ich soll mich also entschuldigen?“ Jede Angst vergessend machte sie einen Schritt auf ihn zu und schubste ihn wieder. „Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich eine Katastrophe verhindern wollte?“ Sie wurde lauter. „Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich wollte, dass du ein normaler Mensch bleibst? Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich die wichtigste Regel bei Zeitreisen beachtet und ein Chaos verhindert habe, das es gegeben hätte, wenn du die Wahrheit gewusst hättest?“ Sie schrie jetzt beinahe, ohne es zu bemerken. „Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich nur das Beste für dich wollte? Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich mich mit dir angefreundet habe?!“ Wieder stieß sie ihn vor die Brust, doch diesmal blieb er stehen. Sie holte tief Luft und schenkte ihm einen Todesblick. „Sicher nicht!“, fauchte sie schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Voldemort musterte sie einen Augenblick lang schweigend, dann knurrte er: „Du bist nicht besser als Dumbledore! Du hast also einfach beschlossen, was das Beste für mich ist, und erwartet, dass ich mitspiele! Gut, ich habe mitgespielt! Aber wenn du von mir erwartest, dass ich jetzt jubelnd durch die Gegend hüpfe, weil ich weiß, dass du nicht freiwillig gegangen bist, dann irrst du dich!“ Hermine schnaubte. „Das erwarte ich doch gar nicht!“ „Ach ja? Und was dann?“ Ihre Arme lösten sich, als sie das hörte, und ihr Ärger verpuffte im Nichts, ohne dass sie so recht wusste, warum. „Ich habe aufgehört, mir irgendetwas von irgendwem zu erwarten“, gab sie dumpf zurück. „Es ist sowieso schon alles schiefgelaufen.“ Sie senkte den Blick. „Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Wenn du noch etwas darauf herum trampeln willst, bitte. Viel kannst du nicht mehr kaputt machen. Aber-“ Sie hob den Kopf und suchte seinen Blick. „- Eins wirst du nicht kriegen – eine Entschuldigung dafür, dass ich dachte, ich tue das einzig Richtige.“ Voldemort schnaubte, doch sein Zorn war augenscheinlich abgeflaut. „Das einzig Richtige, ja? Wie wäre es mit etwas mehr Aufrichtigkeit gewesen?“ Hermine runzelte die Stirn. „Sicher, und du hättest zugehört“, entgegnete sie ironisch. „Sobald du gemerkt hättest, dass ich dich ändern wollte, hättest du dichtgemacht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hätte es dir nicht sagen können. Mal ganz abgesehen davon, dass du mit lückenhaftem Wissen aus der Zukunft viel Unheil hättest anrichten können.“ Mit einem Mal fühlte sie sich müde, einfach nur noch müde, doch eine Erkenntnis dämmerte langsam, ein Gedanke, den sie schon gerne früher gedacht hätte, der es aber nie an die Oberfläche geschafft hatte. Sie sah sich das erste Mal im Raum um, erkannte es als eine Art Wohnzimmer, ging zu einem Sofa hinüber, das vor einem gewaltigen Kamin stand, und setzte sich. „Ich habe es mich nicht einmal denken trauen“, fuhr sie leise fort, „doch gegen Ende habe ich mir gewünscht, ehrlich zu dir sein zu können. Aber...“ Sie stockte, als er hinter ihr her kam und sich neben sie setzte. Sie blickte in den Kamin, um ihn nicht ansehen zu müssen. „Aber ich hatte zu viel Angst, das zwischen uns kaputt zu machen. Von dem Mist mit der Zeitreise, den ich nicht hätte erzählen dürfen, ganz zu schweigen.“ Sie blickte weiter in die Flammen und wartete auf eine wie auch immer geartete Antwort, doch die kam nicht. Einzig das Knistern des Feuers durchbrach die Stille. Unsicher geworden, sah sie auf. Er musterte sie mit einer solchen Intensität, dass sie schlucken musste. Sein Blick kreuzte ihren und hielt ihn fest. Sie hätte den Kopf nicht abwenden können. Nach einer gefühlten Ewigkeit flüsterte er: „Wie kann ich mir sicher sein, dass du mich nicht wieder anlügst?“ Ungläubig blinzelte sie. Es – war ihm wichtig, dass sie die Wahrheit sagte? Es kümmerte ihn? Ein winzig kleiner Hoffnungsfunke stieg in ihrer Brust auf, doch sie schlug in mit finsterer Entschlossenheit tot. Hoffnung war nicht mehr angebracht. Er war trotz allem Voldemort, und nicht Tom, oder? Sie zuckte mit den Schultern. „Ich würde Veritaserum schlucken, wenn es dir so wichtig ist.“ Einen Augenblick lang überfiel sie die Erinnerung an den Veritas-Zauber, den sie beide erfunden hatten, doch sie wollte nicht die sein, die noch mehr aufrührte. Er wusste alles von ihr aus dieser Zeit, jeden Gedanken – Moment mal. „Wozu brauchst du Veritaserum, wenn du meine gesamten Gedanken und Gefühle aus der Zeit kennst? Wie gesagt, manches habe ich mich nicht einmal denken getraut, aber du weißt, wie ich mich gefühlt habe. Das sollte reichen, um mich einzuschätzen.“ Sie wandte sich ab. Erst jetzt, nachdem sie es ausgesprochen hatte, sickerte diese Tatsache wirklich in ihr Bewusstsein. Er hatte alles von ihr gesehen. Wirklich alles. Ihr Mund wurde trocken. Die Gewissheit, dass er sogar alle ihre Gedanken gehört hatte, war nicht gerade angenehm. Mit einem Mal kam sie sich regelrecht nackt vor, und aus einem Instinkt heraus schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper, als könnte sie sich so vor der Legilimentik-Attacke schützen, die schon längst vorbei war. „Du bist schwer einzuschätzen“, erklang seine Stimme hinter ihr. Sie rührte sich nicht. „ Nicht mit Absicht“, gab sie dumpf zurück. „Du bist nicht dumm, du musst dich nur ausnahmsweise mal etwas anstrengen.“ Die Worte waren ihr wieder ohne Zutun aus dem Mund geschlüpft, und zu spät biss sie sich auf die Lippe. „Wahrscheinlich hast du Recht“, gab Voldemort hinter ihr zurück – und sie schnappte verblüfft nach Luft. Das war etwas, was sie nicht geglaubt hatte, jemals von einem Lord Voldemort zu hören. Langsam löste sie die Arme und drehte sich wieder zu ihm herum. Er musterte sie nachdenklich. „Normalerweise“, begann er leise, „haben die Leute Angst vor mir, himmeln mich an oder wollen mich unschädlich machen. Da ist es nicht wirklich schwer, sie einzuschätzen. Du bist anders.“ Sie schluckte und betrachtete ihn schweigend. Sicher, er sah immer noch wie Lord Voldemort aus, aber irgendetwas war anders. Er wirkte nicht mehr so gefährlich. Langsam senkte er den Blick. „Aber ich fürchte, ich kann Leute nicht gut einschätzen – für den Normalfall reicht es, aber für dich nicht.“ Als er den Kopf wieder hob, hatte er auf einmal seinen Zauberstab in der Hand. Hermine schnappte nach Luft und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Sein Blick flackerte ein wenig, als er ihn auf sie richtete und leise, aber deutlich sagte: „Veritas.“ Hermines Augen wurden groß. Dass er, nachdem er so wütend über sie und ihre ganzen Absichten gewesen war, jetzt ihren Zauber benutzte, hätte sie nicht gedacht. „Hast du mich heute angelogen?“, fragte er leise, aber scharf. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Wozu auch? Es ist vorbei.“ Einen Augenblick lang schwieg er, doch als nichts geschah, atmete er hörbar aus. „Es ist nicht vorbei. Du bist schließlich hier.“ Hermines Herz machte einen Satz und der tot geglaubte Hoffnungsfunke loderte höher als zuvor auf. „Was... was meinst du damit?“, wollte sie wissen. Er wandte den Blick ab und antwortete nicht. „Sag schon“, setzte Hermine nach. „Du kannst nicht so was von dir geben und danach dicht machen!“ Doch er schüttelte nur den Kopf, stand auf und blickte mit dem Rücken zu ihr ins Feuer. Hermine folgte ihm auf dem Fuß. „Tom!“ Er wirbelte herum und starrte sie an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sie ihn gerade genannt hatte – doch sie gab nicht klein bei, sondern erwiderte seinen Blick. Er schluckte und meinte dann leise: „Etwas hast du erreicht. Du bist mir nicht egal, auch wenn du es sein solltest.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)