Wurmlöcher von Kiajira ================================================================================ Kapitel 8: Nichts Besonderes - oder doch? ----------------------------------------- Hallo ihr =) Ich bin schon halb unterwegs nach Prag, also heute keine Pinnwnadkritzeleien, sondern nur ein kurzes Dankeschön für eure Reviews! Viel Spaß beim Lesen! 8. Nichts Besonderes - oder doch? Nach einer anstrengenden Astronomiestunde und einer kurzen Nacht schlafwandelte Hermine mehr in die Große Halle, als sie lief. Lauren sah nicht viel besser aus, doch Lucy am Hufflepuff-Tisch hatte trotz Astronomie wieder gute Laune. Hermine ließ sich demonstrativ an den Ravenclawtisch fallen, als Lauren zu Lucy hinüber ging, und griff erst einmal nach der Kaffeekanne. Normalerweise trank sie keinen Kaffee, doch heute morgen war er einfach nötig. Als sie halbwegs wach war, schweifte ihr Blick durch die Halle - und blieb an Tom hängen. Er sah um einiges munterer aus, als sie sich fühlte. Kein Wunder, seine Astronomiestunde war an einem anderen Tag. Er sah sie durchdringend an. Sie hob nur eine Augenbraue und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu. Er wandte keine Legilimentik an. Er hielt sein Versprechen. Hermine konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln sich auf ihre Züge schlich. Der spätere Lord Voldemort hielt sich an ein Versprechen! Das war fast zu schön, um wahr zu sein. ~*~ Eine halbe Stunde später machte Hermine sich mit Lauren auf den Weg in die Bücherei. Die erste Stunde an diesem Dienstagmorgen war Pflege magischer Geschöpfe, was nur Lucy belegt hatte. Hermine hatte keine Hausaufgaben mehr zu erledigen, weil sie ja die von letzter Woche noch gar nicht mitbekommen hatte. Also fischte sie sich einen Zuckerfederkiel aus der Tasche und schlug "Eine Geschichte von Hogwarts" auf. Sie dankte Merlin dafür, dass sie diese Federkiele mitgenommen hatte, ansonsten hätte sie wirklich so tun müssen, als würde sie sich auf dieses Buch konzentrieren, dass sie mittlerweile auswendig kannte. Nach einigen Minuten kam jemand herein. Hermine hob den Kopf nicht, doch sie sah über den Rand ihres Buches den grünen Saum einer Robe. Die Schritte darunter würde sie überall wieder erkennen. Es war Tom. Er hatte eine ganz eigene Art zu gehen. Sie konnte es nicht wirklich beschreiben, doch sie erkannte seine Schritte auf Anhieb. Sie musste sich zwingen, nicht den Kopf zu heben, und starrte weiter ins Leere. Er sollte sich bloß nicht einbilden, dass die Welt sich um ihn drehte - und auch sie nicht. Nach einer Viertelstunde landete allerdings ein kleines Pergament auf ihrem Buch. Sie schreckte hoch und entfaltete es. Sie hatte Toms Schrift gestern kurz gesehen, als er in Zaubertränke seinen Aufsatz begonnen hatte, und erkannte sie wieder. "Was ist das für ein Zauber?" Sie runzelte die Stirn und sah auf. Tom saß an einem Tisch in einer Nische nicht weit entfernt und musterte sie. Sie legte fragend den Kopf schief und wies auf den Federkiel. Er nickte. Sie senkte den Blick wieder, biss sich auf die Lippe und dachte nach. Konnte sie es riskieren, ihm etwas zu verraten? Immerhin kam der Zauber aus der Zukunft. Allerdings - was würde geschehen, wenn sie es nicht tat? Würde er dann wieder Legilimentik anwenden, um dahinter zu kommen? Oder würde er es auf sich beruhen lassen? Sie konnte ihn nicht einschätzen. Aber wenn er per Legilimens dahinter kommen wollte, würde er noch viel schlimmere Sachen finden als diesen Zauber. Also blieb ihr eigentlich nichts anderes übrig, als... Sie fischte noch einen zweiten Zuckerfederkiel aus der Tasche, kritzelte eine Antwort auf das Pergament ("Find es selber raus") und ließ beides zu ihm zurück schweben. Er las den Zettel, hob eine Augenbraue und seine Lippen kräuselten sich zu einem schmalen Lächeln. Als Hermine ihm auffordernd zunickte, zückte er seinen Zauberstab und untersuchte den Federkiel damit. Hermine wollte den Blick abwenden, sie wollte es wirklich, aber sie konnte es nicht. Tom hatte eine ganz eigene Art, seinen Zauberstab zu benutzen. Bei jedem anderen war der Zauberstab ein Werkzeug wie ein Hammer oder ein Messer. Bei Tom war er etwas... viel höheres. Ein Messer oder einen Hammer ließ man nach getaner Arbeit unbeachtet liegen. Tom behandelte seinen Zauberstab fast so, als wäre er heilig. Außerdem war er vielmehr eine Verlängerung seines Armes als ein Werkzeug. Die Zaubersprüche schienen aus ihm selbst zu kommen anstatt aus dem Stab. Hermine war fasziniert. Sie kaute weiterhin auf ihrem Federkiel und warf ab und zu einen Blick auf ihr Buch, sodass es nicht auffiel, aber sie musterte ihn weiterhin. Er benahm sich so, als wäre er bereits mit dem Zauberstab in der Hand geboren worden. Fast sah es so aus, als hätte er gar keinen Stab in der Hand, während er den Federkiel untersuchte, der mittlerweile in einem hellen, gelben Licht glühte. Das ging wohl eine halbe Stunde so, dann schlich sich wieder sein kräuselndes Lächeln auf seine Lippen, und mit einem triumphierenden Blick richtete er den Zauberstab - direkt auf Hermine! Sie erschrak, doch schon flog ein beinahe unsichtbarer Fluch auf sie zu - und traf ihren Federkiel. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zu, wie er ebenfalls gelb leuchtete und dann wieder unschuldig in ihrer Hand lag, als wäre nichts gewesen. Rasch griff sie nach ihrem eigenen Zauberstab und murmelte einen Diagnosezauber. Und stöhnte leise. Sämtliche Zauber, die auf diesem Federkiel lagen, waren verschwunden. Der einzige, den sie noch fand, hielt die Zuckerkörner in ihrer Form. Sie warf Tom einen Todesblick zu. Er wagte es tatsächlich, sie anzugrinsen, bevor er aufstand und die Bibliothek verließ. Hermine seufzte schwer, stützte den Kopf in die Hände und begann, die "Geschichte von Hogwarts" zu lesen. ~*~ Als sie eine Stunde später mit Lauren zu Verwandlung kam, stellte sie fest, dass auch hier nur noch neben Tom ein Platz frei war. Er kräuselte seine Lippen und nickte ihr zu, als sie auf seinen Tisch zuging. Sie ließ sich neben ihn fallen und fragte, während sie ihre Tasche auspackte: "Warum ist eigentlich immer neben dir frei? Du hast nicht zufällig eine ansteckende Krankheit, von der ich wissen sollte?" Sein Lächeln wurde eine Spur breiter, aber auch überheblicher. "Vielleicht ist keiner von den anderen in der Lage, sich mit mir auf meinem Niveau zu unterhalten?" Hermine schnaubte nur. Einen Moment später betrat Professor Dumbledore das Klassenzimmer. Hermine konnte gerade noch ein Zusammenzucken verhindern. Sie hatte Dumbledore noch nie unterrichten sehen. Er hatte als Direktor immer über allem gestanden... Er zwinkerte ihr zu, und sie lächelte ihn an. Beiläufig bemerkte sie, dass bei seinem Eintreten mit einem Schlag respektvolle Stille eingetreten war. Seine Präsenz schien den ganzen Raum auszufüllen und selbst Toms mächtige Präsenz neben ihr zu schmälern. Daran änderte auch sein geblümter Umhang nichts, auch wenn Hermine belustigt dachte, dass er für die Sixties wohl noch etwas zu früh dran war. "Guten Morgen, Klasse!", rief er fröhlich. Ein Chor von "Guten Morgen"s folgte. Als wieder Stille eingetreten war, schwang er seinen Zauberstab, und vor jedem Schüler erschien eine simple Murmel. "Wir haben letzte Woche mit dem Verschwinden von Gegenständen begonnen. Heute üben wir noch einmal an kleinen Gegenständen, und jeder, der es geschafft hat, bekommt ein Lebewesen zu Verschwinden-lassen. Legen Sie los!" Überall im Raum wurden Zaubersprüche gezogen. Dumbledore kam zu Hermines und Toms Tisch. Noch bevor er angekommen war, hatte Tom die Murmel mit einem lässigen Schlenker seines Zauberstabs verschwinden lassen. Dumbledore warf ihm einen kritischen Blick zu, dann wandte er sich an Hermine. "Kennen Sie den Spruch?" Hermine nickte und zielte auf die rote Murmel. Ausgerechnet rot musste sie sein, rot wie seine Augen es einmal sein würden... Einen Augenblick später war auch ihre Murmel verschwunden. Dumbledore klatschte erfreut in die Hände. "Gut gemacht, Hermine! Fünf Punkte für Ravenclaw!" Tom neben ihr schnaubte. "Meine Murmel ist auch weg, Professor, falls Sie das nicht bemerkt haben sollten", schnarrte er. "Ich hätte gerne das Tier. Außerdem verstehe ich nicht, warum Wilson Punkte bekommt und ich nicht." Dumbledores Blick wurde einige Grad kälter, als er sich an Tom wandte und beinahe widerwillig heraus presste: "Fünf Punkte für Slytherin." Er beschwor den beiden zwei Mäuse herauf und ging weiter, um die anderen zu kontrollieren. Tom warf ihr einen schiefen Blick zu. "Du kannst den Spruch schon?" Hermine legte den Kopf schief und gab zuckersüß zurück: "Überrascht?" Wie nebenbei ließ sie dabei ihre Maus verschwinden. In der Zukunft hatte sie diesen Spruch bereits ein halbes Jahr lang beherrscht, bevor Ron... bevor sie hierher gekommen war. Dieses halbe Jahr zahlte sich nun aus. Dumbledore hatte den Termin, an dem sie angekommen war, klug gewählt. Als er fünf Minuten später wieder an ihrem Tisch kam, waren beide Mäuse verschwunden und Tom und Hermine schwiegen sich an. Er schlug theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen. "Merlin und Morgana! Jetzt habe ich schon zwei Schüler in meinem Unterricht, die ich irgendwie vom Einschlafen abhalten muss! Sie beide werden mir eines Tages graue Haare bescheren!" Hermine konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen, als sie sich den Dumbledore aus der Zukunft vorstellte. "Zehn Punkte für jeden von Ihnen. Wissen Sie was? Sie beschwören jetzt die Murmeln und Mäuse wieder herauf, damit sollten selbst Sie eine Weile beschäftigt sein." Damit war er wieder davon gerauscht. Tom schnaubte, sobald er außer Hörweite war. "Der bekommt auch ohne mich graue Haare." Hermine zog eine Augenbraue hoch. "Magst du ihn nicht?" Er schüttelte den Kopf. "Er beobachtet mich die ganze Zeit. Irgendwas an mir muss ihn wohl stören. Trottel." Hermine schnaubte ebenfalls. "Ich bin sicher, wenn er dich beobachtet, hat er einen guten Grund dafür. Ich habe nur Gutes über ihn gehört. Er soll einer der größten Zauberer in Großbritannien sein." Tom schenkte ihr einen herablassenden Blick. "Er ist wahnsinnig, das ist alles. Wenn er wirklich so mächtig wäre, warum hat er Grindelwald dann noch nicht aufgehalten?" Daraufhin schwieg Hermine und senkte den Blick. Jetzt bloß nichts sagen, bloß nichts sagen, nichts sagen... Um ihn abzulenken, schwenkte sie ihren Zauberstab und ließ die Murmel wieder erscheinen. Kaum einen Moment später folgte seine Murmel der ihren wieder auf den Tisch. Hermine seufzte resigniert. Es zupfte wieder einmal an ihrem Stolz. "Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?", wollte sie schließlich frustriert wissen. Tom lachte leise. "Wenn, dann werde ich es dir ganz bestimmt nicht sagen." Sie warf ihm einen Todesblick zu. Er grinste überheblich. Mit einem weiten Schwung ihres Zauberstabs beschwor sie ihre Maus wieder herauf. Die Maus quiekte verängstigt und Hermine streichelte sie rasch, um sie zu beruhigen. Tom warf einen Blick auf die Maus, schnaubte und schwang seinen eigenen Zauberstab. Seine Maus erschien ebenfalls wieder, doch sie quiekte nicht. Sie lag ganz still da. Keine Regung, kein Schnuppern, kein Zucken. Hermine beugte sich über sie und legte ihr einen Finger auf die Brust. Die Maus war eiskalt und steif. Wie vom Blitz getroffen zuckte sie zurück und funkelte Tom vorwurfsvoll an. "Du hast sie umgebracht!" In diesem Moment trat Dumbledore wieder an ihren Tisch. "Lassen Sie mich einmal sehen. Oh, Hermine! Die Murmel UND die Maus! Gut gemacht! Zwanzig Punkte für Ravenclaw!" Dann wandte er sich Tom zu. "Die Murmel, gut, gut, zehn Punkte für Sie, Tom, und die Maus... Nun, da hat Hermine es doch tatsächlich geschafft, Sie zu schlagen. Versuchen Sie es noch einmal." Er beschwor Tom eine neue Maus herauf und ließ die tote verschwinden. Während Tom Dumbledore mit seinen Blicken erdolchte, hallten dessen Worte in Hermine Kopf wieder, immer wieder, wurden lauter und lauter. "Da hat Hermine es doch tatsächlich geschafft, Sie zu schlagen." Sie hatte Tom Riddle geschlagen. Sie hatte Lord Voldemort geschlagen. Als Tom seine zweite Maus ebenfalls nicht lebendig wieder heraufbeschwören konnte, strahlte Hermine aus allen Knopflöchern. Sie hatte zwar Mitleid mit der Maus, doch heute würde nichts auf der Welt ihre Laune mehr trüben können. Sie hatte ihn geschlagen!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)