Vampire's Tale II von Phoenix_Michie (A Band named D'espairsRay) ================================================================================ Kapitel 3: Blutige Nacht ------------------------ Heya ^_^ An dieser Stelle möchte ich mich mal für die ganzen Favos bedanken *_* *sich verbeug* Und hier das nächste chap~ Viel Spaß^^ --- Es war früher Abend, als wir zurück in Zeros altem Haus waren. Ich war in guter Stimmung, denn glücklicherweise hatte mein Lieblingsbassist auch mal gute Laune. Erstaunlicherweise. Aber wahrscheinlich hatte er einfach nur ein schlechtes Gewissen, mir aus Versehen eine übergezogen zu haben, so dass ich sogar bewusstlos geworden war. Wenn er dann immer so wurde, sollte ich ihm öfter ein schlechtes Gewissen machen. Wurde er dann schließlich so lieb und nett wie früher. Als die Haustür endlich hinter uns zufiel und die Wärme des Hauses mich begrüßte, hatte ich gleich das Bedürfnis, Zero in Grund und Boden kuscheln zu wollen. Und anstatt mich zurückzuhalten, wie ich es sonst meistens machte, nutzte ich den Moment und den Zustand der Barmherzigkeit, in dem er sich heute befand, und schlang von hinten meine langen Arme um seine Taille, bevor ich ihn mit mir in eines der Schlafzimmer zog. Mehr als ein unwilliges „Karyu…!“ ließ er nicht hören, weshalb ich ihn sorglos mit mir aufs Bett zog und mich eng an ihn kuschelte. Leise seufzend – oder besser gesagt: sich seinem Schicksal ergebend – beugte er sich über mich und küsste mich sanft. „Ich bin sofort wieder da“, raunte er gegen meine Lippen und stand auf, bevor er das Licht anmachte und mir kurz zuzwinkerte. Ich verkniff mir ein „Teh…“, schließlich machte er das nur, weil er wusste, dass ich auch beim Thema Licht an der Menschlichkeit hing: Vampire sahen im Dunkeln auch bestens, ein Mensch natürlich nicht, weshalb ich die Angewohnheit hatte, im Dunkeln das Licht anzuschalten. Eben weil ein normaler Mensch das auch machte. Zero war unterdessen verschwunden. Ich sank zurück in die Kissen und starrte an die Decke. Das eben war ein weiterer Beweis für seine gute Laune gewesen. Er unterstützte mein ‚menschliches Gehabe’, wie er ja so schön gesagt hatte. Ich musste lächeln. Ja, ich mochte diesen Tag. „Warum so selig?“, hörte ich Zero und sah auf. Er war mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern zurück gekehrt, die er auf den kleinen Tisch neben dem Bett stellte. „Hm, ich genieße den Tag und dich“, meinte ich grinsend, was mir einen skeptischen Blick einbrachte. Er setzte sich neben mich auf den Bettrand und sah mich an. „So so, du genießt den Tag und mich“, wiederholte er und wandte sich stirnrunzelnd der Weinflasche zu. Ein Grinsen konnte ich mir jetzt nicht mehr verkneifen. Er wusste, dass ich wusste, warum ich ihn heute genoss – eben weil er so pflegeleicht und nett heute war. Und warum? Weil er sich schuldig fühlte und die Sache, die in der Nacht zuvor geschehen war, wieder gut machen wollte. Zero brummte nur und füllte die Weingläser, doch ich ließ ihn nicht so einfach in Ruhe. Also piekte ich ihm sanft in die Wange. „Ach, jetzt nimm’s dir nicht so zu Herzen. Lächel doch mal“, bat ich ihn lieb und er sah mich zweifelnd an. „Für mich“, fügte ich bettelnd hinzu und erwiderte seinen Blick erwartungsvoll, und seufzend konnte er sich mir nicht erwehren und lächelte sein wunderschönes Lächeln für mich, das er so selten zeigte. Strahlend schaute ich ihn an und richtete mich auf um ihm einen Kuss auf die weichen Lippen zu drücken. „Bist ein Schatz, mein Schatz“, grinste ich, weswegen er leicht lächelnd den Kopf schüttelte und mir dann ein Glas reichte. „Na dann auf deinen Schatz“, sagte er auffordernd und grinste mich breit an, während er sein Glas hob. „Hai, auf meinen Schatz“, sagte ich ebenfalls grinsend und stieß mit Zero an. Noch immer lächelnd nahm er einen Schluck, stellte sein Glas ab und nahm mir auch meins ab, bevor er sich über mich beugte und mich leicht küsste. Ich zog ihn auf mich und schlang die Arme um seinen Nacken, während ich ihn sanft betrachtete. „Hast du nicht noch demnächst einen Auftrag zu erledigen?“, fragte ich ihn leise, woraufhin er leicht nickte. „Hai, sou desu. Ich werde das heute Nacht erledigen, denke ich. Also so…in vier Stunden werd ich los fahren“, meinte er und ich seufzte. War Zero über Nacht mal wieder weg und ließ mich hier allein vergammeln. Aber irgendwoher musste ja das Geld kommen… Er hatte ein paar Bekannte – Freunde wollte er sie dann doch nicht nennen – für die er immer ‚Aufträge’ erledigte. Er erzählte selten und wenig davon – ich hatte also selber kaum Ahnung davon, was er da machte. Aber meistens schien es sich um Informationsbeschaffung zu irgendwelchen Menschen oder anderen Vampiren zu handeln. Oder bestimmten Artgenossen an irgendwelche Fristen zu erinnern. Ich fand das alles etwas komisch und dubios, aber Zero wollte mir nichts erzählen und hielt mich da ziemlich gut raus. Er wollte nicht, dass ich zu sehr mit denen in Kontakt kam… In den nächsten Stunden, die uns noch verblieben, schaffte ich es tatsächlich, Zero bei mir im Bett zu halten. Wir redeten, ohne mal zu diskutieren und kuschelten einfach nur. War auch schon wieder lange her, dass wir das mal gemacht hatten, weshalb ich es umso mehr genoss. Leider musste ja aber irgendwann die Zeit kommen und Zero ließ mich los um sich aufzusetzen. „Das wird nicht allzu lange dauern, hoffe ich“, meinte er leise und lächelte mich an. „Ich werd in spätestens drei Stunden wieder hier sein. Wenn nicht, meld ich mich“, versprach er, bevor er aufstand und aus dem Zimmer ging. Ich folgte kurz darauf etwas betrübt in den Flur, wo er sich von mir verabschiedete. „Mach keinen Blödsinn“, sagte er zwinkernd und ich schaute ihn beleidigt an. „Bist du meine Mutter?“, murmelte ich, weshalb er kurz leise lachen musste. Dann gab er mir noch einen Kuss und verschwand in die Nacht hinaus. Seufzend blieb ich zurück und setzte mich nachdenklich auf die Couch im Wohnzimmer. Ich hatte keinen Plan, was ich alleine, ohne Zero, machen sollte. Jetzt konnte ich die halbe Nacht warten, dass er wieder zurück kam. Das Haus durfte ich nicht verlassen, er hatte Angst, dass ich mich nicht im Griff haben könnte und einen Menschen anfiel. Dabei war das eher meine größte Angst. Von daher blieb ich eh schon freiwillig im Haus. Aber viel konnte man hier auch nicht machen. Trübsinnig lief ich immer wieder durchs Haus. Vielleicht sollte ich mir ein Haustier zulegen… *+* Gelangweilt lümmelte ich auf der Couch herum. Seit geschlagenen vier Stunden schon wartete ich auf Zero, aber er kam einfach nicht zurück. Es war inzwischen tiefste Nacht und ich begann mir Sorgen zu machen. Eigentlich hatte er schon seit einer Stunde wieder hier sein wollen, und gemeldet hatte er sich bei mir auch nicht. Ich hatte bereits versucht ihn anzurufen, doch merkwürdigerweise war der Teilnehmer 'zurzeit nicht erreichbar'. Genervt setzte ich mich auf. Ich konnte mich nicht mal mehr auf meine Langeweile konzentrieren. Das war doch alles sehr verdächtig. Ich musste was machen, sonst würde ich noch verrückt werden! Entschlossen stand ich auf und ging in den Flur um mir meinen Mantel anzuziehen. Ich würde Zero jetzt suchen gehen, egal was er davon halten würde. Vielleicht war ja doch irgendwas schief gegangen, was ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, und schon gar nicht wollte! Langsam öffnete ich die Haustür und sah auf das Tor, dass etwa hundert Meter vom Haus entfernt war. Zero war mit dem Auto losgefahren…es musste wohl etwas weiter weg sein. Seufzend nahm ich den Geruch des Toyotas auf und machte mich auf den Weg, der Spur zu folgen. Die ganze Zeit über hielt ich mich nahe am Stadtrand, nicht weil ich das so beabsichtigte, sondern weil der Geruch des Wagens mich so führte. Nach einer Weile jedoch hatte ich Zeros Auto in einer Waldstraße gefunden. Es war verlassen… Ich machte mich daran, Zeros Duft ausfindig zu machen, und nahm schnell seinen vertrauten Geruch wahr. Den würde ich sogar im Schlaf wieder erkennen, wenn ich hätte schlafen können. Leise und vorsichtig begann ich der Spur zu folgen. Ich wollte ihm ja nicht bei irgendwas dazwischen kommen, weshalb ich aufpasste. Es würde mir schon reichen ihn zu sehen, so dass ich mich vergewissern konnte, dass es ihm gut ging. Dann konnte ich ja wieder gehen… Zeros Geruch leitete mich tiefer in den Wald hinein. Schon bald nahm ich auch den Duft von anderen Menschen wahr. Was hatte Zero nur diesmal zu erledigen? Er ließ sich von Menschen aufhalten? Verwirrt und misstrauisch näherte ich mich der Ansammlung von Menschen und Zero. Nah genug hockte ich mich zwischen den Büschen hin, so dass sie mich nicht sehen konnten. Überrascht musterte ich die Szene: Da ließ sich Zero doch tatsächlich von denen festhalten?! Zero!? Von Menschen!? Fast wäre mir der Mund offen stehen geblieben, schließlich sah das alles verdächtig danach aus, als wenn er sich freiwillig von ihnen gefangen halten ließ. Diese Tatsache machte mich erstmal baff. Und anscheinend war ich wohl zu fasziniert und verwirrt, wie sonst konnte ich die zwei Menschen hinter mir nicht bemerken?! Plötzlich spürte ich nur einen dumpfen, stechenden Schmerz in meinem Nacken und fiel überrascht keuchend vorn über, bemerkte nur, wie mich die beiden an den Armen packten und mit sich schleiften. Zeros POV Fast wäre ich durchgedreht, als ich Karyu in der Nähe spürte. Irgendwie konnte ich mir schon denken, dass er nach mir suchte, weil er sich Sorgen machte und sich langweilte. Dass er trotzdem so unvorsichtig war und hierher kam, ließ mich ganz unruhig werden. Und dann wären mir beinahe die Augen ausgefallen, als zwei der Typen ihn aus den Büschen zogen und ihn zu uns aufs Feld schleiften, auf dem sich diverse Fabrikgebäude befanden. „Schau mal, Chef, was wir hier gefunden haben“, rief der blonde Zwerg und präsentierte ihm finster dreinblickend Karyu, der aufschaute und mich fragend ansah. „Und warum zur Hölle habt ihr ihn nicht gleich für ne Weile schlafen gelegt?“, muffelte Toshiharu rum und wäre es möglich gewesen, wäre ich noch blasser geworden. „Was weiß ich, ich hab ihm einen übern Latz geknallt, aber das hat ihn wenig beeindruckt“, antwortete ihm der Kleine und warf einen misstrauischen Blick auf Karyu, den ich nun musterte. //Du musst dich wie ein Mensch verhalten//, sagte ich in Gedanken zu ihm. //Ich muss aus ihnen den Aufenthaltsort eines Mädchens rausbekommen und ich sollte das erstmal ohne Gewalt versuchen. Also tu einfach so, als wenn du mich nicht kennst und sei menschlich!//, erklärte ich ihm, während ich unruhig dabei zusah, wie Toshiharu ihm näher kam und ihn mit ausdrucksloser Meine musterte. „So so, spielst also den Starken, ja?“, meinte er kalt und schlug Karyu plötzlich ins Gesicht. Ich musste mich zusammenreißen, nicht aus den Händen, die mich festhielten, zu schlüpfen und dem Kerl selbst eine runterzuhauen, wagte er es, Karyu anzufassen. Doch dessen Kopf ruckte nur unbeeindruckt zur Seite, was Toshiharu mehr als nur misstrauisch machte. „Tse…“ Unruhig sah ich auf die beiden. Toshiharu wandte sich von uns beiden ab und ich sah nur noch seinen Rücken, während er an irgendetwas rumfummelte. „Das ihr dreckigen Blutsauger aber auch immer denken müsst, wir Menschen könnten euch nichts…“, sagte er leise und ich erstarrte. Woher wusste er davon? Verwirrt sah Karyu mich kurz an. Ich spürte die Gefahr, die aufkam und ahnte, dass er sie leider nicht spürte. Er dachte immer noch, dass ihm nun gar nichts mehr passieren konnte, da er ja ein Vampir war. Aber vor manchen Menschen musste man sich trotzdem in Acht geben. Böse grinsend wandte Toshiharu sich wieder Karyu zu. In diesem Moment riss ich zu Tode erschrocken die Augen auf und alles zog sich in mir zusammen. //Verschwinde!!//, schrie ich ihm in Gedanken zu und erntete einen überraschten Blick von ihm, was sein Fehler war. Im nächsten Augenblick hörte ich nur noch Karyus lauten Schrei, als Toshiharu ihm seine Krallen in den Bauch rammte. Sofort ließen seine zwei Schergen Karyu los, der zu Boden gedrückt wurde und sich auf dem Boden wand, jedoch nicht zu mehr fähig war, schränkte ihn das Silber, das sich nun in seinem Körper befand, in seiner Beweglichkeit ein. Ich machte einen Satz nach vorne, wurde aber sofort von den drei Männern, die auf mich aufpassten, fest gehalten. Ich biss die Zähne zusammen und wusste nicht, ob ich jetzt alle Vorsicht fallen lassen und Karyu helfen sollte. Dann müsste ich den Auftrag anders als gewünscht ausführen… Toshiharu hatte sich einen Silberhandschuh übergestreift, der an den Fingern in spitze Krallen endete, und eben diese hatte er Karyu in dessen Fleisch gerammt. Erneut schrie er gequält auf und ich zerrte mich unschlüssig wieder aus den Griffen der Schergen, die mich sodann einfingen und mich zurückhielten. „Ja…das mögt ihr überhaupt nicht, oder?“, hörte ich Toshiharu fies raunen und hörte das Zischen, als er seine Hand tiefer in Körper bohrte. Silber brannte sich gerne in Vampirgewebe ein… „Tut verdammt weh, was? Deshalb musst du aber nicht gleich heulen, bist doch ein ganzer Kerl, oder etwas nicht?“ Ich knurrte gefährlich, doch Toshiharu achtete nicht auf mich und zog seine Hand mit einem Ruck aus Karyus Körper, der schmerzerfüllt aufstöhnte. Das konnte sich ja keiner mehr anhören… Als Toshiharu plötzlich einen Dolch zückte und ihn erbarmungslos in Karyus Brust rammte, bis die Klinge seinen Körper komplett durchbohrte und somit vollständig lähmte, war es zu viel. Ich hörte noch Karyus gepeinigten Schrei, bevor ich mich laut knurrend los riss und mich auf Toshiharu stürzte. Ich schleuderte ihn gegen einen Baum, fort von Karyu, wo er keuchend liegen blieb und sich nur schwerfällig wieder aufrappelte. Ich warf einen kurzen Blick auf Karyu, der regungslos, aber mit schmerzerfüllten Gesichtsdruck und aufeinander gepressten Lippen am Boden lag, und hatte nur noch Zeit, ihn von dem Dolch zu befreien. „Aaah-…“, kam es erstickt über seine Lippen, doch ich musste mich von ihm abwenden und wandte mich dem blonden Zwerg sowie dessen Kumpanen zu, die ich beide ins Reich der Träume schlug. Als ich Toshiharu sah, wie er sich Karyu näherte, zog ich meine zwei Pistolen und richtete sie auf ihn. „Bleib sofort stehen!“, rief ich, doch das kam dem Kerl nicht in den Sinn, weshalb ich mit der Waffe über seinen Kopf zielte und eine Kugel an ihm vorbei in den Baum jagte. Erschrocken sah er zu mir und hielt inne. Ich drehte mich leicht, sodass ich ihn weiterhin im Blick hatte, und meine Aufmerksamkeit legte sich auf die beiden letzten verbleibenden Menschen. Ich spürte immer mehr Wut in mir aufkommen und richtete eine Waffe auf den Kerl im Holzfällerhemd, der zusammenzuckte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, jagte ich ihm eine Kugel durchs Hirn und er fiel rücklings zu Boden. „Hey! Ganz ruhig bleiben!“, schrie der Typ neben ihm, der mich erschrocken anstarrte, während ich die Waffe auf ihn richtete. „Wo ist sie?“, fragte ich ihn mit kalter Stimme, doch er schüttelte mit dem Kopf. „Ich hab keine Ahnung“, behauptete er, sah mir dabei nicht in die Augen, weshalb ich nicht in seine Gedanken dringen konnte. Aber ich hatte weder Geduld noch Lust, mich jetzt mit dem Kerl länger und vor allem behutsam auseinander zu setzen. Knurrend schlug ich ihm meine Faust ins Gesicht, sodass er zu Boden stürzte, und presste ihm die Pistole an den Kopf. „Also?“, hakte ich nach und warf einen Blick auf Toshiharu, der Anstalten machte, sich von der Stelle zu bewegen. Zitternd hob der Kerl unter mir die Hände. „Ok ok, wir haben sie in dem Haus am See, das hinter dem Hikari-Schrein steht, untergebracht“, verriet er, und das letzte was er hörte, war der Schuss, der ihn tötete. Ich wandte mich Toshiharu zu, der neben Karyu stand und mich anstarrte. Ungerührt hob ich meine Waffen und richtete sie links und rechts auf die Männer, die Karyu hierher gebracht hatten. Auch sie verdienten es nicht länger zu leben und die beiden Schüsse verhallten in einem gemeinsamen Geräusch. Dann zielte ich auf Toshiharu. „Weg von ihm.“ Doch er musterte mich nur abfällig. „Du bist also auch von diesem Gesocks…“, sagte er und mein Blick fiel auf seinen Silberhandschuh, an dem Blut klebte. „Sieht so aus“, murmelte ich abwesend und sah kurz zu Karyu, aus dessen Verletzungen das fremde Blut strömte. Hasserfüllt schaute ich wieder Toshiharu an und schleuderte ihm ohne weiter nachzudenken eine der Pistolen an die Stirn. Er gab nur einen abgehackten Laut von sich und fiel rücklings auf den Boden, wo er sich nicht mehr regte. Ich ging zu ihm und Karyu, während ich meine zweite Waffe einsteckte und mich anschließend über meinen Freund beugte. Zitternd und schmerzerfüllt keuchend sah er mich kurz an. Ich musterte ihn und mein Blick fiel wieder auf Toshiharu. Dieser Widerling würde uns noch einen letzten Dienst erweisen. Doch vorerst wandte ich mich nochmals Karyu zu und strich ihm über die blasse Wange. „Ich weiß, dass brennt und tut höllisch weh, aber wir kriegen das wieder hin, hörst du?“, sagte ich leise und er nickte nur, während ich meinen Mantel auszog und ihn auseinanderriss, sodass ich zwei breite Streifen straff um Karyus Oberkörper binden konnte, damit das Blut aufhörte zu fließen. Ich packte Karyus Hände und legte sie auf seinen Bauch. „Los, drück fest drauf“, wies ich ihn an, was er mit einem schmerzerfüllten Keuchen kommentierte, während er dem nachkam. Ich nahm seine Hand und merkte, dass sie viel kühler war als meine – er brauchte Blut! Und glücklicherweise hatten wir einen lebenden Menschen neben uns liegen! Also beugte ich mich über den Kerl und biss zu. Den ersten Schwall Blut, der in meinen Mund floss, schluckte ich gierig, doch ich riss mich zusammen und behielt den zweiten im Mund, während ich mich zu Karyu hinunterbeugte und seinen Kopf anhob. Ich presste meine Lippen auf seine und übergab ihm das Blut, das er sofort schluckte. Noch einmal saugte ich etwas von der roten Flüssigkeit aus dem sterbenden Körper und flößte es Karyu ein. Das würde erstmal reichen. Zuletzt noch sorgte ich dafür, dass Toshiharu keinen Tropfen Blut mehr in sich trug, bevor ich Karyu hochhob und mich mit ihm auf den Weg zu meinem Wagen machte. „Das wird schon wieder“, sagte ich leise und sah ihn an, doch er erwiderte meinen Blick nicht, hatte die Augen leicht geschlossen. „Ich weiß“, kam es schwach über seine Lippen. „Ich sterbe schon nicht daran…“ Das versetzte mir einen kleinen Stich. Das war mein Satz gewesen, als er noch kein Vampir gewesen war und ich ihn beruhigen musste, als ich verletzt gewesen war. „Eben“, erwiderte ich schließlich. „Halte noch ein bisschen durch.“ Er schwieg und ich setzte meinen Weg fort. Schnell hatten wir den Toyota erreicht, in den ich ihn verfrachtete und fuhr in einem rasanten Tempo los. In dieser Nacht war aber eh niemand unterwegs, eine Sorge weniger. Zu Hause angekommen legte ich Karyu auf dem Bett in einer der Schlafzimmer ab. Ich löste die notdürftigen Verbände um seinen Oberkörper und stellte erleichtert fest, dass die Wunden bereits begannen zu verheilen. „Wie sieht’s mit den Schmerzen aus?“, wollte ich von Karyu wissen, während ich mir seine Verletzungen ansah. „Es tut noch immer höllisch weh“, brachte er hervor und ich nickte langsam. „Da scheinen sich Silberrückstände in der Wunde zu befinden…“, murmelte ich und überlegte. „Du wirst deines Daseins nicht mehr froh, wenn die da drin bleiben…“ Ein leises Wimmern entfloh seiner Kehle; ich wusste, dass das Brennen kaum auszuhalten war. Karyu schluckte und schloss kurz die Augen. „Was soll ich jetzt machen?“ Ich warf ihm einen sanften Blick zu. „Du wirst jetzt gar nichts machen“, sagte ich beruhigend. „Ich krieg das schon wieder hin. Beiß die Zähne zusammen“, fügte ich hinzu und beugte mich tiefer über seinen Bauch. Ich wusste schon, wie ich das Silber da wieder raus bekam. Ein bisschen in den kleinen Wunden rumwühlen, mit einem feuchten, dünnen Tuch, und die Rückstände würden daran kleben bleiben. Karyu sagte ich das mit netteren Worten… Kurz darauf schritt ich zur Tat und es war nicht einfach. Es wäre leichter gewesen, wenn Karyu sich nicht die ganze Zeit unter mir vor Schmerzen gewunden hätte. „Aaah!“ Erneut versuchte sich sein Körper aufzubäumen, doch ich hielt ihn mit einer Hand auf dem Bett. „Wenn du so weiter machst, zieh ich dir wieder eine über“, murrte ich mit zusammengebissenen Zähnen und erntete ein leises Knurren. „Ja mach doch. Ist für alle leichter. Tut mir ja leid-“ Ein schmerzerfülltes Stöhnen kam über seine Lippen und er bewegte sich unruhig. „Karyu! Still jetzt, ich hab’s ja gleich“, meinte ich konzentriert und drang mit dem Tuch um den Finger in die nächste Wunde ein, während ich hörte, wie er zischend die Luft einsog. „Man, mach endlich!“, maulte er heiser und zuckte zusammen, als ich die letzte Wunde in Angriff nahm. Verbissen konzentrierte ich mich auf die Arbeit und versuchte Karyus gequälte Laute auszublenden, die mir in mein totes Herz stachen wie Messerstiche. Da sagte noch jemand, ein Untoter könne nichts fühlen. Schön wär’s gewesen! „Ok…“, murmelte ich schließlich und ließ von Karyu ab, während er erschöpft in sich zusammensackte und die Augen leicht schloss. „Oh Gott…“, murmelte er und ich seufzte leise, bevor ich aufstand und nach einem ordentlichen Verband suchte. Als ich wieder zurück ins Zimmer kam, hatte er sich noch immer nicht geregt. „Und, ist es schon besser geworden?“, wollte ich leise von ihm wissen, während ich mich zu ihm aufs Bett setzte. Langsam öffnete Karyu die Augen und schaute mich an, während er nickte. „Ja, es wird besser…“, antwortete er murmelnd, weshalb ich erleichtert seufzte. „Hab ich wohl alles erwischt…“ „Hai, fühlt sich so an…“, meinte er leise und ich beugte mich über ihn. „Tut mir leid, ich wollte nicht so hart sein“, sagte ich und sah ihn entschuldigend an. Er hatte wirklich schon genug Schmerzen gehabt, und ich hatte dann auch noch so unsensibel alles schlimmer gemacht… Karyus POV Leicht lächelte ich. „Es ging doch nicht anders“, meinte ich beruhigend und war überrascht, dass Zero sich entschuldigte. „Und außerdem“, fügte ich dann leise hinzu und brach den Blickkontakt, „hätte ich dir gar nicht erst in die Quere kommen dürfen. Ich wollte eigentlich nur sehen, dass bei dir alles in Ordnung ist und dann wär ich wieder verschwunden. Entschuldige, dass ich nicht aufgepasst hab.“ Leicht biss ich mir auf die Unterlippe und spürte Zeros Finger an meiner Wange. Sie waren gar nicht mehr so kühl… Ich hob den Blick und er schaute mich sanft an. „Ist okay, ich kann’s ja verstehen, du hast dir Sorgen gemacht“, sagte er und gab mir einen Kuss. Doch ich hatte noch immer ein schlechtes Gewissen. „Ich hoffe, ich hab dich jetzt nicht in Schwierigkeiten gebracht“, meinte ich und sah ihn reumütig an. „Wegen mir konntest du den Auftrag nicht ordentlich ausführen…“ Kurz sah Zero mich an, mit einem dieser undeutbaren Blicke, dann seufzte er und zuckte mit den Schultern. „Ich hab was sie wollten. Den Aufenthaltsort von diesem Mädchen. Sollen die sich mit dem Rest rumkämpfen, ich hab getan was sie wollten. Und dass was schief laufen kann, wissen die auch“, sagte er und lächelte mich beruhigend an, aber ich sah zur Seite. „Du wirst ihnen das doch aber erklären müssen. Das mit den ganzen…Leichen.“ Ich schluckte und schaute zu ihm auf. „Nicht, dass du jetzt meinetwegen Ärger bekommst. Ich kann ihnen das ja erklären, wenn du willst-.“ Und bevor ich noch weiteres hinzufügen konnte, unterbrach Zero mich. „Nein! Du erklärst denen gar nichts“, sagte er mit Nachdruck und sah mich eindringlich an. „Das ist mein Problem. Wobei es nicht mal eines ist, okay?“, versuchte er mich zu beruhigen. „Karyu, ich sollte ihnen eine Information beschaffen, ja, möglichst ohne die alle gleich umzubringen, aber die mussten mich ja ärgern, also gab’s Tote. Und keiner wird um die ne Träne vergießen. Alles klar?“ Ich sah ihn aus Kulleraugen an und nickte. Hoffentlich glaubte er das auch, was er da sagte. Das letzte was ich wollte war ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Zero lächelte leicht und beugte sich seufzend über mich. „Mach dir keine Gedanken mehr. Hauptsache du erholst dich ordentlich von dem Zwischenfall“, wisperte er und drückte seine Lippen für einen langen Moment auf meine. Als er sich wieder aufrichtete, strich er mit der Hand über meinen nackten Arm. „Hm, du brauchst noch mehr Blut“, meinte er dann nachdenklich. „Du bist kälter als ich, dabei müssten wir gleich kalt sein…aber ist ja kein Wunder, du hast einiges an Blut verloren“, fügte er hinzu und stand auf. „Ich geh mal schnell in den Keller und schau mal nach, ob ich da noch Blutkonserven hab.“ Ich nickte nur und schloss die Augen, während ich auf Zeros Rückkehr wartete. Normalerweise hatte er auch welche im Kühlschrank gehabt, aber ich fand das nicht so toll. Einmal würde kein Mensch Blut im Kühlschrank bei sich aufbewahren – zumindest kein menschliches…war ich der Meinung – und zweitens reagierte ich zu meinem eigenen Erschrecken doch recht heftig darauf, wenn ich es sah. Jedenfalls war das in den ersten Monaten so gewesen, weshalb Zero die Blutkonserven in den Keller verlagert hatte – und seitdem hatte ich darauf beharrt, dass die da auch blieben. Stichwort ‚Menschliches Gehabe’. „Hier“, hörte ich Zeros Stimme und öffnete die Augen, bevor er mir eine Blutkonserve zuwarf. „Deine Lieblingssorte“, fügte er grinsend hinzu, weshalb ich die Augen verdrehte. Ja~ ich hatte eine Blutgruppe, die mir besser schmeckte als andere. Passierte eben. Interessant war, dass diese Blutgruppe die gleiche war, die Zero früher hatte, als er ein Mensch gewesen war. Hatte ihn irgendwie ungemein gefreut. „Danke“, murmelte ich und begann an der Blutkonserve zu nuckeln. Eigentlich mochte ich es nicht, wenn Zero mir dabei zusah. Dabei hatte er es bis jetzt noch so gut wie immer gemacht. Trotzdem fühlte ich mich dann immer unwohl. Es zeigte ihm, dass ich mich von ihm nicht mehr unterschied, dass ich nicht mehr der Mensch war, in den er sich verliebt hatte. Auch nach zwei Jahren hatte sich mein Denken nicht geändert, auch wenn es sich nun immer im Kreis drehte… Ich merkte kaum, wie ich inzwischen gierig den Rest Blut, der noch vorhanden war, aus der Konserve sog, während Zero mich beobachtete. Hätte ich gekonnt, wäre ich rot angelaufen. Widerstrebend, aber es war ja eh nichts mehr übrig, ließ ich meine Hände sinken und wollte aufstehen, aber Zero nahm mir das Päckchen aus der Hand und verließ schweigend das Zimmer. Betrübt blieb ich auf dem Bett sitzen und überlegte, ob ich noch Schmerzen hatte. Aber so was konnte auch schon mal länger dauern, mehrere Stunden, bis alles wieder verheilt war. „Kann sein, dass du kleine Narben behalten wirst“, hörte ich Zero plötzlich sagen, während ich auf meinen Verband starrte. Überrascht hob ich den Kopf und sah ihn an, wie er gegen den Türrahmen gelehnt stand. „Wie bitte?“ Seufzend kam er näher und setzte sich neben mich. „Die Verletzungen mit dem Silber könnten Probleme machen. Das ist noch mal ne andere Sache. Aber wenn, dann wird man sie kaum sehen“, versuchte er mich zu beruhigen und ich schluckte. „Hoffentlich. Ich will später mal ordentliche Photoshootings machen und meinen Bauch zeigen können“, maulte ich, doch Zero grinste nur leicht und schüttelte den Kopf. „Zur Not kann man die auch überschminken oder retuschieren. Das wird schon. Aber erstmal sollten wir erfolgreich genug werden, damit du deine Shootings bekommst“, meinte er und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Ich zog eine Schnute. „Ach was, ich hab ein gutes Gefühl. Es läuft jetzt schon besser als mit meiner vorigen Band, das ist dir doch auch klar“, sagte ich und legte mich neben ihn. Er nickte nur. Natürlich wusste er das, schließlich war er ja in meiner vorigen Band ebenfalls Mitglied gewesen. „Sobald du wieder fit bist, werd ich dich noch mal für ein, zwei Stunden alleine lassen müssen. Ich werde dann schnell Bericht erstatten gehen“, sagte Zero nachdenklich und ich nickte. Natürlich hätte ich sagen können, dass er auch jetzt gehen konnte, aber ich wollte ihn in meiner Nähe haben. Als ich mich zu ihm auf die Seite drehte, durchfuhr mich ein leichter Schmerz, doch ich ließ mir nichts anmerken und kuschelte mich an ihn. Drei Stunden später, als die Sonne sich langsam ankündigte, verließ Zero erneut das Haus. Und ich blieb alleine zurück, wusste wieder nicht, was ich machen sollte in der Zeit, in der er nicht da war. --- So~ und was wird wohl im nächsten chap passieren? O.o Ehrlich gesagt, ist es keine Kunst, das herauszufinden, wenn man sich mal anschaut, dass jedes zweite kapitel einen adult-teil enthält ._.' Oh. Je. xDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)