Runenherz von Runenwölfin (Weltenwandler Chroniken Teil 1) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Sie standen sich drohend gegenüber. Es war dunkel, nur die Blitze, die ab und zu am Himmel zuckten, warfen Licht auf die nassen Felle. Die beiden Rudel wagten es nicht sich zu bewegen, weil jeder von ihnen abwarten wollte, dass die anderen den ersten Schritt taten. Regen prasselte auf sie herab und kalter Wind ließ die Wölfe erzittern. Schließlich trat ein beigefarbener Wolf aus einem der Rudel hervor. „Setzt nur eine Pfote in unser Revier und wir werden nicht zögern anzugreifen. Sie bleibt bei uns, habt ihr verstanden?“, sagte Akilah mit fester Stimme. Der Anführer des anderen Clans fing laut an zu Lachen. Seine strahlendblauen Augen fixierten sein Gegenüber. „Hör auf doch auf damit, Yaris“, rief eine gelbe Wölfin aus dem Hintergrund. Das Grinsen des dunklen Wolfes erstarb als er meinte: „Du könntest das alles beenden, Runa. Komm einfach mit mir und werde meine Alphawölfin. Dann wird es nicht nötig sein deine Familie zu töten.“ „Niemals!“, sagte ein weiterer gelber Wolf und stellte sich schützend vor seine Schwester. „Und du bist sicher Aruna“, knurrte Yaris. Yaris erkannt sofort, dass nicht Akilah, sondern Aruna der stärkste Wolf im Rudel sein musste. Runas Bruder war groß und muskulös und überließ die Alphastellung seinem Vater sicher nur noch aus Respekt. Der dunkelbraune Wolf hasste solch eine Schwäche. Wenn man der Stärkste war, dann riss man seinen verdienten Rang auch an sich, ohne Rücksicht auf Verluste. Genauso hatte es auch Yaris selbst gemacht. Runa trat aus dem Schatten ihres Bruders und ging an ihm vorbei. „Ich kann das nicht zulassen. Ich werde gehen“, sagte sie traurig. „Wirst du nicht“, schrie Aruna sie an. „Du hast uns schon genug eingebrockt, jetzt kannst du nicht auch noch diesem Stück Dreck da drüben folgen.“ „So redest du nicht mit ihr!“, rief Yaris wütend und signalisierte seinen Wölfen anzugreifen. Runa stand wie angewurzelt da und konnte sich vor Schock keinen Zentimeter bewegen. Es kam ihr vor als würde alles in Zeitlupe vor ihr ablaufen. Fellfetzen folgen in die Luft und Blut spritze, als die Rudel aufeinander stießen und sich ein unerbittliches Gefecht lieferten. Runa wollte gerade mitkämpfen, als plötzlich ein lautes, qualvolles Heulen an ihre Ohren dran. Erschrocken drehte sie sich um und sah ihre Schwester Ginger am Boden liegen. Ein Wolf aus Yaris´ Rudel war über sie gebeugt und wollte ihr gerade die Kehle aufreißen. Die Zeit schien für die gelbe Wölfin stehen zu bleiben und auf einmal war da nur noch diese unbändige Wut. Mit aller Macht konzentrierte sie sich auf den Wolf, der ihrer Schwester etwas antun wollte, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie die Kontrolle verlor. Sie spürte die Kraft, die ihren Körper durchfuhr, aber sie konnte sie nicht mehr steuern. Das Einzige was sie sich wünschte, war der Tod dieses Angreifers. Ihr Fell sträubte sich als wäre es elektrisiert, dann ließ sie die Kraft einfach fließen. Ein riesiger Blitz kam vom Himmel, genau auf den Wolf zu und schlug auf ihm ein. Der Lärm war ohrenbetäubend und das Licht so grell, dass Runa zur Seite fiel und das Bewusstsein verlor. Irgendwann öffnete sie ihre Augen, auch wenn es ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war, hatte das ganze nur einen kurzen Augenblick gedauert. Der Blick über die Wiese ließ Runa erschaudern. Überall lagen Wölfe am Boden, aber die meistens von ihnen richteten sich bereits wieder auf, wenn sie auch etwas verwirrt wirkten. Runas Pfoten kribbelten unangenehm und ihr Fell stand zerzaust von ihr weg. Den Geruch von verbranntem Fleisch bemerkte sie erst etwas später, doch als sie dann herüber zu dem Angreifer und ihrer Schwester sah, wurde es ihr schlecht. Der Körper des Angreifers war nur noch ein einziger verkohlter Haufen, aber auch ihre Schwester hatte es schwer erwischt. Die gelbe Wölfin stand auf und rannte zu ihr, auch wenn ihre Beine sie kaum tragen wollten. Keuchend kam sie bei ihr an, aber sie wusste bereits, was sie erwartete. „Nein, nicht. Das ist nicht wahr!“, brüllte Runa verzweifelt und drückte sich an den toten Körper ihrer Schwester. Sie hörte Schritte, die von hinten auf sie zukamen, doch es war ihr egal. Nichts spielte mehr eine Rolle. „Sieh was du getan hast“, flüsterte ihr eine wohl bekannte Stimme ins Ohr. „Nein, ich wollte das nicht“, wimmerte die Gelbe verzweifelt. „Und doch ist sie nun tot. Wegen dir.“ Runa spürte Yaris Atem auf ihrem Gesicht, doch sie wagte es nicht sich zu ihm zu drehen, weil sie fürchtete in seine klagenden Augen sehen zu müssen. Sie konnte nichts darauf erwidern. Jeder andere hätte gedacht, dass der Blitz durch Zufall eingeschlagen war, aber sie wusste es besser. Diesen Blitz hatte sie beschworen. „Nur ich kann dir helfen. Ich bin auch so wie du.“ „Wach, endlich auf, Runa!“, krächzte eine Stimme von weit her. „Los, Schlafmütze!“ Die gelbe Wölfin fuhr erschrocken aus dem Schlaf. Noch immer glaubte sie den Geruch von verbrannten Fleisch in der Nase zu haben, aber sobald sie die Augen öffnete, war er wie weggeblasen. „Du hast um dich geschlagen, als würde dich gerade jemand erwürgen wollen“, meinte die Amsel, die wie wild auf die Gelbe eingehackt hatte, um sie zu wecken. Runa stand auf, streckte und schüttelte sich. Dann ging sie zum Fluss, neben dem sie geschlafen hatte, und trank hastig. „Hast du wieder diese Alpträume?“, fragte die Amsel neugierig. „Es war einfach nur ein Traum. Nichts weiter“, brummte die Gelbe. „Von Dingen, die schon sehr lange her sind.“ „Ich verstehe“, meinte Spot. Er flatterte in ihre Richtung und setzte sich auf ihren Rücken. „Wir sollten endlich weiter“, meinte die Amsel und drückte ihren Schnabel auffordernd in Runas Schultern, um ihr zu signalisieren, dass sie sich in Bewegung setzen sollte. Die gelbe Wölfin lächelte. „Ist ja gut, ich gehe ja schon.“ Jeder anderer Wolf hätte sich das nicht gefallen lassen, aber Spot war etwas ganz Besonders für die Wölfin. Er hatte ihr in einer sehr schweren Zeit geholfen und sie empfand großen Respekt für ihren kleinen, gefiederten Freund, der ihr nicht mehr von der Seite wich. „Gehen wir weiter am Fluss entlang, okay?“, meinte sie grinsend. „Du bist der Boss“, erwiderte der Vogel vorlaut. „Von wegen.“ „Na los, oder willst du hier festwachsen?“ Runa rannte über die Wiese, während Spot sich von ihrem Rücken löste und sich sanft in die Luft gleiten ließ. Für einen Moment konnten sie das, was sie hinter sich gelassen hatten, vergessen, aber sie beide wussten, irgendwann würde die Vergangenheit sie einholen und diesen Tag fürchteten sie mehr als alles andere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)