Der Scherbensammler von Katherine_Pierce (Mehr als nur ein Gesicht) ================================================================================ Kapitel 4: Oh du schönes Nachsitzen! ------------------------------------ Stocksauer kehrte Kate dem Lehrerzimmer den Rücken. Sie machte, dass sie zum Sportplatz kam, wo sie sich abreagieren konnte. Vor nicht einmal einer Viertelstunde hatte sie erfahren, dass sie den Rest der Woche nachsitzen musste. Nur warum, dass hatte man ihr nicht verraten. Und sie wusste auch nicht, was sie verbrochen hatte, dass die Strafe gerechtfertigt war. Alles, was ihr bekannt war, war, dass es auch Kaiba, den arroganten Kerl, getroffen hatte. Es musste daher etwas mit Chemie zu tun haben. Deswegen war Kate ja zum Lehrerzimmer gegangen, um bei Mr Johnson zu erfragen, weswegen sie nachmittags länger bleiben musste. Allerdings hatte der Lehrer nicht gerade einen guten Tag gehabt und sie ziemlich angefahren. Ob sie ihn für dumm verkaufen wolle. Sie wisse doch genau, was vorgefallen war und solle jetzt bloß nicht so unschuldig tun. Aber genau da lag ja der Hase im Pfeffer. Kate wusste wirklich nicht, was passiert war. So blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie musste jemanden fragen, ob sie sich seltsam benommen hatte. Zum Glück erinnerte sie sich daran, dass Ryou Zeuge gewesen sein musste, so dass sie ihn fragen konnte. Mit ihm verstand sie sich relativ gut. Es sollte also kein Problem darstellen, ihn ein wenig auszuquetschen. Nicht nur deswegen beeilte Kate sich, den Sportplatz zu erreichen. Ryou, dem man es wahrlich nicht ansah, war ein ziemlich guter Fußballer, aber auch ein netter Kerl. Mit ihm konnte man noch reden, ohne dass der Junge gleich Hintergedanken hatte. Das hatte schon fast Seltenheitswert, wenn man sich da mal Taylor ansah, der ohne Ende Mädels abschleppte, was Tea Gardner so gar nicht passte. Sie war schon seit ewigen Zeiten scharf auf ihn, nach dem es mit Yugi nicht geklappt hatte. ‚Ist mir schleierhaft, wie man Taylor toll finden kann.’, dachte Kate bei sich, als sie den Sportplatz erreichte und Tea am Spielfeldrand auf und ab hüpfen sah. Das Spiel war schon mitten im Gange, doch das störte Kate nicht sonderlich. Für sie war immer Platz. Zur Not würde Ryou für sie aussteigen. Das war ziemlich nett von ihm, wie die Rothaarige doch einräumen musste. Weder Wheeler, noch Taylor, noch Devlin würden das tun. Dazu waren sie zu eigennützig. Aber heute hatte Kate Glück. Wheeler spielte nicht mit. Er schien sich in eiliger Hast noch ein paar Englischvokabeln reinzubimsen. ‚Typisch!’, schoss es Kate durch den Kopf. Sie ließ ihre Tasche neben Tea zu Boden fallen, zog ihren Blazer aus und gesellte sich dann zu Ryou, der bislang allein gespielt hatte, weil Taylor dann doch lieber mit Devlin antrat, als mit dem Weißhaarigen. Die anderen Jungs unterschätzen Ryou, wie Kate nur zu gut wusste. Wenn er wollte konnte der schmächtige, zerbrechlich wirkende junge Mann ganz schön schnell rennen und seine Schüsse hatten einen ziemlichen Pfiff. Aber es gab sich ja niemand die Mühe hinter die Fassade zu blicken. ‚Das musst du gerade sagen!’, höhnte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Zugegeben, was Kaiba betraf, bemühte Kate sich auch nicht unbedingt, ihn näher kennen zu lernen. Nicht einmal bei Taylor, Wheeler und Devlin war sie daran interessiert. Dabei waren die Drei tausendmal umgänglicher als der Eisklotz. Aber Kate hatte generell wenig Lust, sich mit anderen Menschen zu befreunden, aus Angst sie könnten herausfinden, wie sie lebte. Womit sie sich herumschlug. Offensichtlich war sie ihnen schon suspekt genug, nur weil sie Fußball mochte. „Hey, da bist du ja!“, begrüßte Ryou sie freundlich, ja, regelrecht begeistert. Kate grinste, ihm zuzwinkernd. „Was hast du denn geglaubt? Dass ich dich im Stich lassen würde? Ich musste nur noch was mit Mr Johnson klären, wegen dem Nachsitzen.“, antwortete sie, drehte rasch mehrere kleinere Runden und fühlte sich dann aufgewärmt genug, um sich dem Spiel zu widmen. „Über links, Ryou, ja?“, raunte sie ihm zu, als sie sich den Ball von ihm holte. Er nickte, konnte dabei aber ein Grinsen nicht unterdrücken. Kate war eine der wenige, die mit links besser bzw. fester schießen konnten als mit rechts. Alle Welt erwartete daher von ihr, den Ball mit rechts voranzutreiben. Meist tat Kate das auch. Sie wollte nicht unbedingt an die große Glocke hängen, dass sie links stärker war als rechts. Das würde ohnehin niemand glauben, war sie doch ‚nur’ ein Mädchen, das sich das Recht, mit den Jungs Fußball spielen zu dürfen, hart erarbeitet hatte. Eigentlich hatte sie auch diese Fügung Ryou zu verdanken, wie ihr auffiel. ‚Irgendwie ist er ständig da, wenn ich Hilfe brauche.’, überlegte sie, während sie den Ball annahm, Devlin auswich und wieder an Ryou abgab. Dann lief sie sich frei, weil Taylor sich vorsichtshalber ins Tor gestellt hatte, um einen Treffer verhindern zu können, sollte sie es wagen darauf zu schießen. Es dauerte gar nicht lang, da war die Pause schon wieder rum. Kate, die das Spiel über darüber gegrübelt hatte, wie sie Ryou am Ehesten Informationen entlockte, hielt den passenden Zeitpunkt für gekommen. Sie schlenderten gemeinsam zum Spielfeldrand, wo sie ihre Taschen abgelegt hatten. „Du, Ryou?“, begann Kate doch recht zögerlich. „Ja, was gibt’s denn?“, wollte er wissen, einen gewissen Unterton, der Neugier verriet, nicht unterdrücken könnend. „Gestern in Chemie, hab ich mich da seltsam verhalten?“ Ryou legte den Kopf schief. „Das kommt darauf an, wie du ‚seltsam’ definierst.“, erwiderte er gelassen, spitzte aber die Ohren. Natürlich war ihm was aufgefallen. Zumal diese andere Kate ja auch behauptet hatte, Cleo zu heißen und damit beansprucht hatte, eine eigene Persönlichkeit zu sein. „Na ja, als ob ich nicht ich wäre.“, erklärte Kate mit einem schwachen Lächeln. Ihr war klar, dass sich das ziemlich bescheuert anhören musste, doch sie wollte endlich Klarheit haben, damit sie nicht ganz dumm da stand, wenn ihr behandelnder Psychologe sie nach der vergangen Woche fragte. Zum Glück standen solche Sitzungen für sie nur noch wöchentlich an. Das machte es einfacher, sich halbwegs normal zu fühlen. „Du hast Kaiba deinen Fuß an die Kehle gesetzt und ihn mit der Salzsäure bedroht.“, gab Ryou Auskunft, sie dabei keine Sekunde aus den Augen lassend. „Verdammte Scheiße!“, fluchte Kate laut, dann murmelte sie: „Cleo...“ „Was hast du gesagt?“ Sie hatte Ryou beinahe vergessen, so sauer war sie geworden. Diese blöde Mistkuh musste ihr auch alles versauen. Cleo war die Kämpferin, dafür zuständig in brenzligen Situationen das Ruder zu übernehmen, damit dem Körper nichts geschah. In letzter Zeit aber machten die drei Mädchen, von denen Kate bewusst bekannt war, dass es sie gab, was sie wollten. Das war nun wirklich nicht sonderlich förderlich, zumal Kaiba sie wohl kaum bedroht haben konnte. schon gar nicht in der Schule. ‚Bestimmt hat er nur eine dumme Bemerkung gemacht.’, überlegte Kate. Den restlichen Schultag verbrachte Kate damit, Cleo zu verwünschen und dem Unterricht halbwegs zu folgen. Bald standen wieder Prüfungen an. Da wollte sie nicht versagen, was sie immer ziemlich Mühe kostete, da sie der sportliche Typ war und ihr nicht viel an Büchern lag. Sie sorgte lieber selbst für Action, als nur von ihr zu lesen. Und was war besser dafür geeignet als sportliche Betätigung? Nur Leichtathletik und Kunstturnen mochte Kate nicht, ansonsten war sie nicht sonderlich wählerisch, was das anging. Sie tanzte sogar, allerdings nur HipHop, da sie die klassischen Tänze ziemlich doof fand und auch nur wenn ihr danach war, was selten vorkam. Es musste schweißtreibend sein, um sie von anderen Dingen ablenken zu können. Zum Beispiel im Matheunterricht wünschte sie sich, dass sie einfach aufspringen und eine Runde Basketball spielen konnte, was natürlich nicht ging. Deswegen zappelte Kate auch häufig und bekam Ermahnungen. Kein Lehrer ahnte von ihrer Krankheit. Und ihre Mitschüler noch weniger. Zumindest glaubte Kate das. Schließlich gongte es. Mathe war vorbei und das Nachsitzen konnte beginnen. Mit einem Seufzer packte Kate ihre Sachen in die Tasche, nahm sie an sich und verließ den Raum, nicht ohne einen mitleidigen Blick von Ryou aufgefangen zu haben. Auch Kaiba, der ihr kurz darauf folgte, sah alles andere als begeistert aus. Dieses verdammte Nachsitzen kostete ihn wichtige Arbeitszeit. Vielleicht konnte er Mr Johnson ja davon überzeugen, dass diese Göre Thompson ganz allein Schuld war. In Kaibas Augen war sie es ja auch. Er hatte sich nur zur Wehr gesetzt und war dafür bestraft worden. Wie ungerecht! Mr Johnson wartete schon auf die beiden Sünder, ein genüssliches Grinsen auf dem Gesicht. „Wie schön, dass Sie so unverzüglich erschienen sind. Sie werden zunächst einmal in der Vorbereitung aufräumen. Die Schränke dort sind schrecklich unordentlich.“, sagte der Lehrer, dabei die angesäuerten Mienen seiner Schüler geflissentlich ignorierend. „Sie dürfen in zwei Stunden gehen.“ Dann verschwand Mr Johnson und überließ Kaiba und Kate der Arbeit. Schweigend, sich aber böse Blicke zuwerfend, begannen sie mit dem Aufräumen. „Oh mann... das wurde wohl vor zwanzig Jahren zuletzt gesäubert.“, moserte Kaiba, der eine Stauballergie hatte, es aber niemals öffentlich zugegeben hätte. „Tja, dann fang doch einfach an die ganzen dämlichen Kolben daraus zu räumen, schnapp dir ein feuchtes Tuch und entsorg den Staub.“, antwortete Kate gelassen, wohlwissend, dass Kaibas Bemerkung nicht für ihre Ohren gedacht gewesen war. „Vergiss es.“. fauchte der Unternehmer, setzte sich bockig auf die Fensterbank und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann eben nicht, aber glaub bloß nicht, ich würde deine Arbeit machen.“, gab Kate scharf zur Antwort, ehe sie sich ihrer Aufgabe widmete. Eine Weile herrschte Schweigen, dann hielt Kate es nicht länger aus. Sie wusste ja jetzt, dass es Cleos Schuld war, dass sie hier versauern musste. Vermutlich hatte Kaiba sie provoziert, aber er konnte ja nicht ahnen, dass Cleo schnell ausflippte. Und zudem mordsgefährlich sein konnte. „Du kannst ruhig gehen.“, sagte Kate leise, Kaiba dabei nicht ansehen. Stattdessen gab sie sich den Anschein, mit Hingabe den Schrank abzustauben. „Was ist denn mit dir los?“, rutschte es Kaiba raus. Er starrte sie verwundert an. Jetzt wandte Kate sich ihm zu. „Ich meins ernst, geh ruhig. Hier rum zu sitzen bringt dir nichts, deine Firma leitet sich schließlich nicht von allein.“ „Wer bist du und was hast du mit Thompson angestellt?“, wollte der Unternehmer wissen, sie misstrauisch musternd. „Zur Abwechslung bin ich es wirklich. Also, verzieh dich, bevor ich es mir anders überlege.“ ‚Oder Cleo beschließt, dir dein hübsches Gesicht tatsächlich wegzuätzen.’, fügte Kate in Gedanken hinzu. „Wie du meinst.“ Mit einem raschen Sprung war Kaiba von der Fensterbank runter, schnappte sich seine Schultasche und wandte sich zum Gehen. „Aber glaub bloß nicht, dass ich dir jetzt dankbar bin!“, knurrte er, dann verschwand er tatsächlich. „Dummkopf. Ich bin vielleicht doof, aber so doof nun auch wieder nicht!“, schnaubte Kate, während sie sich weiter der Strafarbeit widmete. Sie wunderte sich gerade über sich selbst. Wie kam sie überhaupt dazu, so abartig freundlich zu Kaiba zu sein? Hatte er das denn verdient, nachdem er mehr als deutlich gemacht hatte, was er von ihr hielt? ‚Vermutlich nicht, aber er kann auch nichts dafür, wenn Cleo droht, ihn umzubringen.’, dachte Kate bei sich, zwang sich dann aber, an etwas anderes zu denken, da sie nicht scharf darauf war, länger als nötig über Kaiba und dessen Verhaltensweise nachzugrübeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)