Vampire Hunter von Caildyn ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Tara war sprachlos. Einen so schönen Sonnenuntergang hatte sie noch nicht erlebt. Als die Sonne dann vollständig versunken war, stand Viktor auf und reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sich auf ihren anderen Arm stützend, ergriff sie seine Hand und lag ihm wenige Augenblicke später in den Armen. „Was wird das denn we…“ Ehe sie hatte aussprechen können, verschloss Viktor ihren Mund mit seinem. Tara, die damit nicht gerechnet hatte, wehrte sich, bis er sie wieder absetzte und ihr zurück auf dem Dachboden wieder davonlief, ehe sie sich entschuldigen oder rechtfertigen konnte. Sie suchte das gesamte Haus nach ihm ab und fand ihn schließlich in seinem Bett im Gästezimmer, wo er sich scheinbar zur Ruhe gelegt hatte, um nicht völlig auszurasten. „Es tut mir leid.“, flüsterte sie und war verdutzt als, er ihr antwortete. „Ist schon ok, ich hab dich mal wieder erschreckt.“ „Ja. Ich meine nein!“, stammelte sie, „Ich war nur nicht darauf vorbereitet…“ Er machte nur „Hmm“ und blickte sie dann forschend an. „Warum guckst du so?“, fragte sie. Er stammelte: „Ähm, also… wenn du willst… ähm, ich meine, wenn du darauf vorbereitet…“ „Du willst noch einen Versuch, richtig?“ Tief Luft holend gab er zu: „Ja.“ „Dann nur zu.“ Sie lächelte ihr schönstes Lächeln und er setzte sich auf. Kurz, bevor ihre Lippen sich jedoch berühren konnten, grinste er und wich ein Stück zurück. „Ein andermal. Jetzt gehst du erst einmal schlafen, du bist völlig ausgelaugt von deiner kleinen Wanderung heute.“ „Du bist gemein!“, maulte sie, stand auf und ging in ihr Zimmer, wo sie sich, nachdem sie noch kurz im Bad gewesen war, umzog und sich ins Bett legte. Auf ihren Lippen brannte noch immer das Gefühl seiner Lippen und sie genoss dieses Gefühl mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte. Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Sie bemerkte auch nicht, wie Viktor sich in ihr Zimmer schlich und ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange gab, worauf sie noch leise etwas murmelte und dann gänzlich in das Land der Träume sank. Den nächsten Tag über war sie völlig beschäftigt damit, ihre Sachen zu packen. Viktor hatte ihr gesagt, dass sie etwa eine Woche in Shalton bleiben würden, also packte sie Sachen für sieben Tage möglichst klein gefaltet in einen großen Rucksack, den Viktor ihr vom Einkaufen mitgebracht hatte. Gegen Mittag hatte sie gepackt und war nervös, was Viktors Vorhaben in Shalton anging. Beim Mittagessen klapperte erneut der Briefkasten und Viktor stand auf, um zu sehen, was gerade angekommen war. Mit einem weiteren Brief in der Hand kehrte er zurück und überflog diesen, während er weiter aß. „Was steht drin?“, fragte Tara zwischen zwei mit Lasagne beladenen Gabeln und sah ihn erwartungsvoll an. „Nur, wann und wo ich meinen Auftraggeber treffen soll.“ „Aha.“ Gegen 5 Uhr Nachmittags packten sie noch den Proviant in einen extra-Rucksack, der unter dem Sitz des Motorrads verschwinden sollte und wollten gerade losfahren, als Viktor noch etwas einfiel. Er stellte den Motor des Motorrads ab, stieg ab und rannte zurück ins Haus. Nach einigen Minuten kam er zurück und warf Tara ihr Schwert zu, das in einer passenden Schwertscheide mit Halterung für das Wurfmesser und einem Gurt zum umhängen steckte. Verdutzt fing sie es auf und beobachtete ihn immer noch verwirrt dabei, wie er sein eigenes Schwert, welches ebenfalls in der dazu passenden Schwertscheide steckte an dem Gurt schräg über seinen Oberkörper hing. Endlich verstehend, tat sie es ihm gleich, legte das Schwert jedoch spiegelverkehrt zu seinem um, da der Gurt ihr anders herum die Luft abzuschnüren drohte. Er grinste und schwang sich wieder aufs Motorrad, während sie sich an ihm festhielt. Via Kickstarter startete er den Motor und raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit los. „Nützt es etwas, dir zu sagen, dass mir das immer noch zu schnell ist?“, rief sie ihm zu, als sie bereits auf die Schnellstraße in nördliche Richtung auffuhren. Sie erkannte ein Grinsen in seinem Gesicht und klammerte sich umso fester an ihn, als er noch weiter beschleunigte und ihre Mäntel nur umso heftiger flatterten. Nachdem sie bis tief in die Nacht gefahren waren und Tara drohte, einzunicken, hielt Viktor an einer Raststätte mit Gasthaus uns mietete unter wegen der Schwerter ängstlichen Blicken ein Doppelzimmer mit getrennten Betten. „Ist doch okay für dich, oder Tara?“, wollte er sich vergewissern, als sie in einem Sessel bereits eingeschlafen war. Lächelnd nahm er sie auf die Arme und trug sie in ihr Bett. Tara wurde am nächsten Morgen von einem Sonnenstrahl, der durch das Fenster fiel wachgekitzelt und erhob sich müde von ihrem Bett. In ihren Armen wütete ein leichter Muskelkater, der von dem andauernden festhalten an Viktor während der Fahrt am Vorabend herrühren musste. „Autsch!“, flüsterte sie, als sie sich streckte und eben dieser sich bemerkbar machte. Dann fiel ihr Blick auf Viktor, der noch immer schlafend auf dem Rücken lag und einen Arm von sich gestreckt hatte, sodass dieser über den Rand des Bettes hinaushing. Mit einem leisen Kichern stand sie auf und wollte ins Bad gehen, übersah jedoch die Stiefel, die Viktor ihr ausgezogen haben musste und stürzte krachend zu Boden. Viktor, durch das krachende Geräusch ihres Sturzes geweckt, sprang mit einem Schrei aus seinem Bett und zog sein Schwert, das neben seinem Bett lehnte aus der Scheide. Langsamer als nötig ging er um das Bett herum, als Tara sich bereits stöhnend aufrichtete. Er legte das Schwert auf seinem Bett ab und half ihr auf, während sie selbst sich die Knochen rieb und einige kleine Schmerzenstränen aus den Augen wischte. Dann fiel ihr Blick auf Viktor, der zerzaust und unrasiert nur in seiner Boxershort vor ihr stand und lachte. „Schicke Unterwäsche!“ Viktor sah an sich herunter und errötete. Auf seiner Short tummelten sich einige bekannte Cartoons, die sich entweder prügelten, miteinander kuschelten oder ähnliches taten. Als sie sich nach einer Minute wütenden Starrens seinerseits noch immer nicht beruhigt hatte, verschwand er im Bad, von wo wenige Sekunden später das rauschen der Dusche zu hören war. Tara, die noch immer die Kleidung vom Vorabend trug, zog ihre Stiefel an, kämmte ihr Haar und ging Kaffee holen. Als Viktor wenige Minuten später mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad kam, nahm er dankbar den heißen Kaffee entgegen und rührte sich diesen mit einem Schuss Milch und so viel Zucker an, dass Tara mit aufgerissenen Augen vergaß, ihren eigenen Kaffebecher richtig festzuhalten, sodass dessen Inhalt sich über ihren Oberschenkel ergoss. Fluchend rannte sie ins Bad und sprang dort unter die Dusche, während sie Viktor bat, ihre frische Wäsche aus ihrem Rucksack ins Bad zu reichen. Er tat, wie geheißen, errötete, als er wahllos Unterwäsche aus dem Rucksack nahm und trat ins Bad, wo er ihre Kleidung auf einen Badezimmerhocker legte und gerade das Bad wieder verlassen wollte, als er auf einer sich vor der Dusche bildenden Wasserlache ausrutschte und noch immer nur in ein Handtuch gewickelt zu Tara in die Dusche stürzte. Zu seinem Leidwesen war er so gestürzt, dass er zwischen ihren Beinen lag und gerade die Augen öffnete, als sie direkt über ihm stand. Zudem war sein Handtuch im Duschvorhang hängen geblieben und gab den Blick auf seinen gesamten Körper frei, der auf den Anblick, der sich ihm bot reagierte, ob er wollte oder nicht. Noch nie zuvor hatte er so schnell und peinlich berührt einen Raum verlassen. Wenig später trat auch Tara aus dem Bad. Puterrot meinte sie, sie sollten so langsam etwas essen und aufbrechen, da sie sonst nicht voran kämen. Viktor, der die Kontrolle über seinen Körper immer noch nicht ganz zurückerlangt hatte, sah sie an, nickte, wurde dann ebenfalls rot wie eine Tomate und ließ sich zurück ins Bett fallen, wo er sich ein Kissen aufs Gesicht zog. Durch das Kissen hindurch meinte er, sie solle schon einmal etwas essen gehen, er würde gleich nachkommen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie das Zimmer mitsamt ihrer Sachen verlassen hatte, setzte er sich auf sein Bett und legte das Gesicht in seine Hände. „Konzentrier dich! Vergiss es!“, redete er immer wieder auf sich ein, bis das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung vernahm er Taras Stimme. „Wo bleibst du denn? Ich warte schon eine Stunde! Und jetzt sag mir nicht, das ist immer noch wegen vorhin!“, wetterte sie leise und mit einem leicht genervten Ächzen sagte er „Bin gleich da!“ und legte auf. Tara, die in der Lobby auf ihn wartete starrte leicht perplex den Hörer des Telefons, aus dem nur noch ein Tuten erklang. Als er schließlich kurz darauf mit seinen Sachen auf dem Rücken herunterkam, ging er ihr so gut es ging aus dem Weg, nahm von ihr jedoch ein geschmiertes Brötchen entgegen und aß dieses, während er die Rechnung für die Übernachtung beglich. Bis sie zum Motorrad gegangen waren funktionierte seine Strategie, ihr aus dem Weg zu gehen noch recht gut, doch als sie hinter ihm saß und sich an ihm festhielt, fiel es ihm zunehmend schwerer, sich zu beherrschen und die Kontrolle über das Motorrad zu behalten. An einem kleinen Parkplatz hielt er schließlich an, stieg ab und setzte sich ein Stück entfernt auf den Boden, ihr den Rücken zugewandt. „Was ist? Warum halten wir hier? Viktor?“, fragte sie besorgt und trat näher an ihn heran. „Sag nicht, du hast es nicht gemerkt?“, begann er. „Was nicht gemerkt?“ „Na, dass ich heute völlig durchdrehe, wenn du in meiner Nähe bist.“ „Was soll das heißen?“ „Hast du es wirklich nicht gemerkt?“ „Was denn?!“ Ehe sie es sich versah, war er aufgestanden, herumgewirbelt, hatte sie in die Arme geschlossen und machte keine Anstalten, sie wieder los zu lassen. „Viktor?“, fragte sie leise und versuchte, ihren Kopf soweit zu drehen, dass sie ihn fragend ansehen konnte. Viktor hingegen antwortete ihr auf eine andere Art und Weise und küsste sie. Noch bevor sie sich dessen bewusst war, hatte er sich schon wieder aufs Motorrad geschwungen und wartete auf sie, damit sie aufstieg. Jedoch fiel es ihr in diesem Moment schwer, sich auch nur ein Stück weit zu bewegen, so verblüfft war sie über seine plötzliche Reaktion und die Erkenntnis, die damit einher kam. Erst, als er den Motor aufheulen ließ um sie wach zu rütteln, wankte sie langsam auf ihn zu und setzte sich hinter ihn. Viktor, der jetzt anscheinend besser mit den Vorkommnissen klar kam, fuhr an und stoppte abrupt, als sie drohte vom Motorrad zu fallen, weil sie zu abwesend war, um sich festzuhalten. Vorsichtig zog er ihre Arme um sich und band ihre Handgelenke vorsichtig mit einem Stück Stoff von seinem Hemd, dass er extra dafür zerriss zusammen, damit sie nicht noch einmal vom Sitz fallen konnte. Einige Hundert Kilometer weiter erwachte Tara langsam aus ihrer geistigen Abwesenheit und hielt sich selbst an Viktor fest, nachdem sie ihre Handgelenke auseinandergebunden hatte. Nachmittags machten sie eine Pause, um etwas zu essen sich die Beine zu vertreten. Als sie sich gerade an einen Picknicktisch, der an dem Parkplatz, an dem sie gehalten hatten, setzten und etwas von ihrem Proviant verzehrten, trat ein Mann mit hellblondem, hüftlangem Haar an sie heran und stellte sich als Waffenkundiger aus Morattis vor. „Zwei sehr schöne Stücke haben Sie da, darf ich mal sehn?“, fing er an, und nur ungern zogen Tara und Viktor ihre Schwerter aus den Scheiden, um sie zu präsentieren. Der Mann begutachtete die Schwerter, stellte fasziniert fest, dass sie in exzellentem Zustand waren und erkundigte sich über die Herkunft der Schwerter. Viktor wurde mulmig zumute, als er auch noch wissen wollte, wie alt die Waffen waren und wie lange sie sich bereits in seinem Besitz befanden. „Nun gut, ich biete Ihnen 2 Millionen für beide Schwerter!“, bot der Hellblonde an. „Ich verkaufe nicht.“, zerschlug Viktor seine Hoffnungen. „Bitte?“ „Ich habe Geld genug und benötige diese Waffen noch. Außerdem sind es Erbstücke und schon alleine deshalb würde ich nicht verkaufen.“ „Sind sie sich sicher? Ich biete Ihnen 2 Millionen pro Schwert!“ Tara hatte genug. „Meine Güte! Wenn er doch sagt, dass er ihr Geld nicht braucht und dass er auch so nicht verkauft, dann akzeptieren sie das gefälligst! Und wenn Sie jetzt noch einmal versuchen, uns vom Verkauf zu überzeugen, lernen sie meine ungemütliche Seite kennen und bekommen von Meisterhand geschmiedeten und 200-fach gefalteten Stahl zu schmecken!“ „Tara, ich wusste gar nicht, dass du dich so gut mit Schwertern auskennst, dass du sogar erkennst, welche Arbeitsmethode angewendet worden ist und von welchem Rang der Schmied war!“, staunte Viktor und beobachtete erschrocken, wie Tara die Augen verdrehte und hintenüber von der Bank stürzte, auf der sie saß. „Holen sie Wasser, SCHNELL!“, schrie er den ebenso erschrockenen Hellblonden an und kniete sich neben Tara. Kaum war der Mann losgerannt um Wasser zu holen, öffnete Tara vorsichtig eines ihrer Augen. „Ist er weg?“ Viktor riss die Augen auf und musste sich erst einmal setzen, um nicht vor Lachen umzufallen. „Schnell, pack alles zusammen, was uns gehört, wir fahren weiter, bevor der wiederkommt!“, grinste Tara, stand auf, steckte ihr Schwert zurück in die Scheide und begann, die Lebensmittel zurück in den Proviantrucksack zu packen. Viktor tat es ihr gleich und sie fuhren mit quietschenden Reifen los, als der Waffenfreund gerade mit einem abgewetzten Hut aus Leder, der mit Wasser gefüllt war, zurückkam und den beiden entsetzt hinterher starrte. Am nächsten Abend trafen die beiden entnervt in Shalton ein. Jedes Mal, wenn sie an einem Parkplatz anhielten, um sich die Beine zu vertreten oder etwas zu essen, tauchte wenige Minuten nach ihnen wieder der Waffenfan auf und ging ihnen nach wie vor auf die Nerven. Ignorieren half ebenfalls nicht, da der Blonde sich weder dadurch abschrecken noch von seinem Vorhaben abbringen ließ. Taras gespielte Ohnmachtsanfälle blieben ebenfalls ohne Wirkung, da er diesen Trick durchschaute. Mit einem Seufzen gab Viktor schließlich auf. „Also gut, Mister… Wie war ihr Name?“, begann er. Mit strahlenden Augen antwortete er, dass er Smith heiße. „Mister Smith. Nun, ich mache ihnen ein anderes Angebot: Wir werfen eine Münze. Bei Kopf gewinne ich, bei Zahl gewinnen Sie. Gewinne ich, lassen sie uns in Ruhe, Gewinnen Sie, verkaufe ich zwar nicht, liefere mir aber ein Duell mit Ihnen, einverstanden?“, seufzte Viktor. Smith ließ sich darauf ein, und so warfen sie eine Münze. Als schließlich Zahl fiel, jauchzte Smith und Viktor seufzte. „Nun denn. So sei es!“, flüsterte Viktor, lieh Smith sein Schwert, setzte seine Sonnenbrille ab und gab diese Tara. Sie reichte ihm ihr Schwert, damit er nicht wehrlos dastünde. „Dauert nicht lange.“, flüsterte er ihr ins Ohr und lächelte sie an. „Viel Glück!“, wünschte Tara den Kontrahenten. Sie eröffnete damit den Kampf und einige andere Reisende, die sich auf dem Parkplatz aufhielten, sammelten sich um den Schauplatz herum. Viktor ließ Smith den ersten Schlag und wich leichtfüßig aus. Ungeschickt war er nicht, das musste er zugeben, aber einem berufsmäßigen Dämonenjäger war er schlichtweg nicht gewachsen. Nach nur wenigen Minuten, in denen Viktor sich kaum vom Fleck bewegt hatte, schlug er mit der flachen Seite seiner Waffe zu und beförderte Smith so zu Boden, welcher schließlich aufgab. „Ist ja gut, ist ja gut!“, meinte Smith als er aufgestanden war und Viktors Blick mit gehobener Augenbraue wahrnahm. Smith gab das Schwert zurück und ging seiner Wege. „Ich glaube, den sehen wir so schnell nicht wieder.“, grinste Tara. „Wir werden sehen. Solche Leute sind hartnäckig.“ „Hmm..“ In Shalton angekommen, sah Tara sich von einem Aussichtspunkt aus um, während Viktor sich in einem der Hotels um Zimmer kümmerte. Shalton war eine recht kleine, idyllische Stadt, die mitten in einem riesigen Wald lag. Die Luft war frisch und sauber, in dem Wald schienen einige kleine Seen zu liegen und an einigen der Hotels waren Badeanstalten nach japanischem Vorbild eingerichtet worden. Eine Autobahnbrücke führte am Ostrand der Stadt über eine kleine Schlucht, in der ein Fluss verlaufen musste und senkte sich langsam in den Wald hinab. Das kleine Städtchen schien von Hotels geradezu zu strotzen. Als sie sich satt gesehen hatte, machte sie sich zu Fuß auf zu dem Hotel, das Viktor ihr genannt hatte. Dank der guten Straßenbeschilderung fand sie es auf Anhieb. Ein gepflegt wirkendes, vierstöckiges Gebäude, welches erst neulich renoviert worden sein musste diente als Hotel. Sie fühlte sich jetzt schon pudel wohl. An der Rezeption fragte sie nach, welche Zimmer Viktor gemietet hatte, bekam jedoch zur Antwort, dass Viktor zwar zwei Einzelzimmer hatte mieten wollen, das Hotel jedoch beinahe ausgebucht war und dass er deswegen eine Suite für zwei Personen hatte mieten müssen. Sie ließ sich die Zimmernummer geben und begab sich in den vierten Stock, wo sich die Suite 407 befand, welche sie während ihres Aufenthaltes mit Viktor würde teilen müssen. Mit einem Seufzen klopfte sie an die Tür, welche ihr prompt von Viktor geöffnet wurde, der ihre Sachen auf eine Hälfte des Doppelbetts gelegt hatte. „Tut mir leid, war nichts anderes mehr frei.“, entschuldigte er sich, als er ihren Blick sah, mit dem sie das Doppelbett musterte. „Kann man das nicht auseinanderschieben?“, fragte sie. „Hab ich schon versucht, geht nicht.“ „Na gut.“ „Was, na gut?“ „Na, na gut eben. Solang du deine Hände bei dir behältst, ist alles in Ordnung.“ „Ach so. Na dann: na gut.“ Er grinste. Tara sah sich in dem Zimmer um. Es war geräumig, gut beleuchtet, in angenehme Farben gehalten und rundum gemütlich eingerichtet. Auch das Bad war groß genug, wies sogar eine Badewanne und eine separate Dusche auf. Die Dusche war in eine Duschkabine mit Milchglaswänden eingebaut, während man die Badewanne mit einem Duschvorhang verbergen konnte. In dem Wohn- und Schlafbereich des Zimmers fand sie eine Stereoanlage mit einer Auswahl von CDs verschiedener Musikrichtungen. Sie sah den Stapel CDs durch und hielt eine CD mit lateinamerikanischer Musik in der Hand. Viktor beobachtete sie die ganze Zeit aufmerksam. Als sie die CD fallen ließ und sich ins Bad begab, folgte er ihr bis zur Tür, wo er nur ein Schluchzen ihrerseits vernahm. Eine Stunde darauf kam sie aus dem Bad und ließ sich mit geröteten Augen in einen der Sessel fallen, die zur Fensterfront der Suite zeigten. Viktor setzte sich vorsichtig auf die Lehne des Sessels in dem sie saß. „Tara?“ „Hm?“ „Was war los?“ „Ist egal.“, antwortete sie. „Wenn es egal wäre, hättest du nicht über eine Stunde im Bad geweint, also was ist los?“ „Warum interessiert es dich so sehr, warum ich weine?“ „Darf es das nicht?“ Sie blickte ihn an. Spuren getrockneter Tränen waren auf ihrem Gesicht zu erkennen und neue Tränen begannen, sich in ihren Augen zu sammeln. Viktor hielt diesen Anblick nicht aus, stand auf, zog sie auf die Beine und nahm sie in den Arm. „Wenn dir nach weinen zumute ist, weine ruhig, aber lass mich nicht im Unklaren, wieso, ok?“ Sie nickte kurz und begann, zu erzählen. „Diese CD…“, schluchzte sie, „Ich habe sie früher oft mit meinen Eltern gehört und dazu getanzt. Es kommt einfach nur alles wieder hoch, weißt du?“ Er nahm sie fester in den Arm. Sie wurde etwas ruhiger. „Kann man dich irgendwie aufmuntern?“ „Das legt sich schon wieder.“ „Beantwortet aber nicht meine Frage.“ „Hm, nein, ich glaube zurzeit wird das schwierig.“ „Na gut. Aber du siehst müde aus, versuch wenigstens, etwas zu schlafen, in Ordnung?“ „Hm...“, machte sie nur, nickte leicht und so trug Viktor sie in ihre Hälfte des Betts. Als sie so dalag und nicht einschlafen konnte, wälzte sie sich zunächst hin und her, bis Viktor bemerkte, dass sie nicht schlafen konnte. Er setzte sich zu ihr ans Bett und streichelte ihr sanft über den Kopf, was anscheinend auf eine beruhigende Wirkung abgezielt war. „Könntest du…“, setzte sie an. „Hm?“ „Würdest du dich zu mir legen? Alleine hier rumzuliegen während du irgendwo im Zimmer bist ist auch nicht gerade beruhigend.“ „Na gut.“ Er legte sich zu ihr, wo sie sich an ihn kuschelte und ihren Kopf auf seine Brust legte. Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen und schlief bald darauf, während Viktor ihr weiter über den Kopf streichelte und schließlich durch ihren gleichmäßigen Atem schläfrig geworden einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)