Vampire Hunter von Caildyn ================================================================================ Kapitel 3: ----------- „Mir tun vielleicht die Füße weh!“, klagte Tara, als sie nachmittags nach Hause kamen. Vor der Haustür standen sechzehn Papiertüten von verschiedenen mehr oder weniger bekannten Marken. Auf dem Treppenabsatz vor der Haustür besah sich Tara die Einkäufe und bat darum, das Geld zurückerstatten zu dürfen, was Viktor ablehnte, als ihr Blick auf einen Geländewagen fiel, den sie noch nie zuvor auf dem Anwesen gesehen hatte. „Erwartest du Besuch, Viktor?“, fragte sie misstrauisch. Viktor blickte sie verdutzt an, worauf sie auf den Geländewagen deutete. Er blickte misstrauisch die Haustür an, ging darauf zu und begutachtete das Schloss. „Aufgebrochen… Wer auch immer das war ist noch im Haus.“, flüsterte er und wies sie an, still zu sein und sich ruhig zu verhalten. Die Haustür war nur angelehnt und schwang nach leichtem antippen auf. Sie schlichen in den Keller und nahmen ihre Schwerter aus dem Schrank, den der Einbrecher scheinbar nicht entdeckt hatte. Anschließend schlichen sie zurück in die Eingangshalle und teilten sich dort auf – Tara sollte das Obergeschoss und Viktor das Erdgeschoss durchsuchen. Nachdem Viktor das Erdgeschoß für sauber befunden hatte und gerade in die Eingangshalle zurückkehrte, um zu Tara zu stoßen und ihr bei der Durchsuchung des Obergeschosses zu helfen, hallte ein Schrei, wie er nur von Tara stammen konnte durch das Haus und er stürmte die Treppen hinauf, so schnell er nur konnte. Im Obergeschoss warf er nach und nach sämtliche Türen auf, bis er in einem der Türrahmen erstarrte. Tara wand sich mit einem Messer am Hals und auf den Boden gedrückt unter einem der Männer vom gestrigen Abend. Ihr Top war zerrissen und die Absichten des Mannes nur zu deutlich. Viktor trat wutentbrannt an den Mann heran, packte ihn im Genick, zog ihn von Tara, stieß ihn mit einer Kraft von sich, die ihn in eine Ecke des Raumes beförderte und setzte ihm sein Schwert an die Brust. Plötzlich begann der Mann, zu wimmern und um Gnade zu flehen. Viktor rümpfte die Nase. Dieser Mann widerte ihn dermaßen an, dass ihm nichts anderes mehr einfiel, als ihn am Kragen zu packen, achtlos durchs gesamte Haus zur Haustür zu schleifen und ihn mit einem kräftigen Tritt ins Hinterteil von der Treppe zur Haustür zu befördern. „Sieh zu, dass du Land gewinnst, du dreckiger Mistkerl!“, fauchte Viktor den Einbrecher an, der sich dies nicht zwei Mal sagen ließ, zu seinem Fahrzeug rannte und davonraste, so schnell er nur konnte. Der Hausherr sah noch hinterher, bis selbst der heulende Motor nicht mehr zu hören war und ging dann zurück zu Tara, die sich mittlerweile in eine Ecke des Raumes zurückgezogen, ihre Beine so nah es ging an sich gezogen und das Gesicht in den Knien vergraben hatte. Viktor trat an sie heran und wartete kurz ab, ehe er sich neben sie setzte und einen Arm um ihre Schultern legte, um ihr zu zeigen, dass sie nichts mehr zu befürchten hatte. Schluchzend warf sie sich an seine Schulter und weinte solange, bis keine Tränen mehr übrig waren. Viktor, der sie noch immer im Arm hielt, hob sanft ihr Kinn und blickte ihr tief in die Augen. „Du hast wirklich wunderschöne Augen, habe ich dir das schon einmal gesagt…?“, begann er. Sie schloss verlegen die Augen und lief rötlich an. „Danke…“ Sie versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken, schaffte dies jedoch nicht ganz. Viktor stand auf, stellte sich vor sie hin und reichte ihr die Hand. Verdutzt nahm sie seine Hand und befand sich im nächsten Augenblick auf seinen Armen. „Was wird das, Viktor?“, fragte sie und wischte sich noch einmal über die Augen. Ohne zu antworten brachte Viktor sie in ihr Zimmer und legte sie ins Bett, von wo sie aufstand und kurz ins Bad ging. Viktor holte in der Zeit die Tüten mit den Einkäufen und stellte sie in ihr Zimmer. „Könntest du kurz raus gehen, damit ich mich umziehen kann…?“, ertönte es plötzlich hinter ihm. Tara stand im Raum und hatte sich im Bad scheinbar das Gesicht gewaschen. „Sicher, sag bescheid, wenn ich wieder reinkommen kann. Ich würde gerne noch ein wenig mit dir reden.“, antwortete er und wandte sich zum Gehen. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, begann Tara damit, die Tüten in den Kleiderschrank zu entleeren, den Viktor irgendwann ausgeleert haben musste. Sie hatten tatsächlich drei Pyjamas und vier Nachthemden gekauft. Als Viktor beim Einkaufen kurz nicht aufgepasst hatte, hatte sie noch ein Negligee auf den Stapel Unterwäsche an der Kasse gelegt. Er hatte dies nicht einmal bemerkt. Sie zog sich das Negligee an, schlüpfte unter ihre Bettdecke und rief nach Viktor, der tatsächlich vor der Tür gestanden und gewartet hatte. „Na, endlich fert… Wow!“ Viktor blieb in der Tür stehen und starrte Tara an, die sich in dem Moment, in dem er ins Zimmer gekommen war aufgesetzt hatte. Die Decke war dabei heruntergerutscht und gab den Blick auf ihre Nachtwäsche frei. „Wann hast du… Wo hast du...?“, stammelte er vor sich hin und brachte es kaum fertig, den Mund zu schließen. „Ach das Negligee? Das hab ich mit der Unterwäsche gekauft, hast du das nicht gesehen…?“, antwortete sie grinsend und zog die Decke wieder bis zu den Schultern. „Du brauchst dich nicht verstecken. Ich würde ganz gerne sehen, was du von meinem Geld gekauft hast. Also raus aus dem Bett!“, schnurrte Viktor und zog ihr die Decke weg. „Gefällt es dir?“ „Aber ja! Ich wusste gar nicht, dass du so etwas trägst. Zeig mal her!“ Tara kicherte und drehte sich im Kreis, um ihm auch die anderen Ansichten zu zeigen. Alles, was er herausbrachte war ein „Wow“. Tara krabbelte kichernd zurück ins Bett und klopfte neben sich auf das Bett. Viktor nahm Platz und sie redeten noch eine ganze Weile, bis Tara die Augen zufielen und sie einschlief. Er lächelte. Dann stand er auf und strich ihr sanft über den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut.“, hauchte er und beobachtete sie noch ein wenig. Als er sich schließlich entfernen wollte, spürte er einen plötzlichen leichten Widerstand, der von seinem Handgelenk ausging und blieb stehen, um zu sehen, was ihn zurückhielt: Tara hatte im Schlaf sein Handgelenk umfasst und murmelte etwas, das so klang wie „Geh nicht.“ Vorsichtig schälte er sein Handgelenk aus ihrem Griff und setzte sich wieder zu ihr aufs Bett. Als wäre sie wach, rückte sie näher an ihn heran und legte weitermurmelnd ihren Kopf auf seinen Schoß. Viktor errötete und rang mit sich selbst, entschied sich dann jedoch dafür, sie schlafen zu lassen. Plötzlich rief sie seinen Namen und murmelte anschließend wieder. „Was denn?“, flüsterte er und war überrascht, als er eine Antwort erhielt: „Ich habe Angst…“ „Wovor denn?“ „Es ist dunkel… Irgendwas ist da…“ „Was ist da?“ „Ich weiß es nicht.“ Dann war sie kurze Zeit still, ehe sie wieder etwas murmelte. Besorgt beugte er sich etwas zu ihr herunter, um zu verstehen, was sie murmelte. „Nein! Bleib weg! Verschwinde!“ Sie wälzte sich hin und her, während sie träumte und war schweißgebadet. Als er nah genug herangekommen war, um ihr Gemurmel zu verstehen, zuckte sie plötzlich zusammen und setzte sich schreiend und mit weit aufgerissenen Augen auf. Auf ihren Weg nach oben wäre sie beinahe mit Viktor zusammengestoßen, der sich gerade noch rechtzeitig aus ihrem Weg bringen konnte. „Was zur Hölle hast du geträumt?!“, fragte er erschrocken, während er sich an dem Bett hochzog, von dem er bei seinem Ausweichmanöver gefallen war. „Ich… Ich weiß es nicht… Alles, woran ich mich erinnere ist dieses Gesicht mit den rot glühenden Augen und die Pranken, die mir die Sachen heruntergerissen haben…“, brachte sie mit erstickter Stimme heraus und begann, zu schluchzen. Er verharrte kurz neben dem Bett während er sich ihrer Worte klar wurde. Dann krabbelte er zu ihr ins Bett und nahm sie in den Arm, drückte sie an sich und streichelte ihr über den Kopf, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Ihr weiter über den Kopf streichelnd merkte auch er, dass er langsam müde wurde. Er blickte zu ihr herunter und sah, wie sie sich gerade etwas näher an ihn schmiegte. Zudem krallte sie sich an seinem Rücken fest, sodass er ohnehin kaum hätte aufstehen können, ohne sie zu wecken. Als Tara am nächsten Morgen erwachte, fragte sie sich, woher dieser Geruch und die Wärme an ihrem Rücken kamen, die sie in diesem Raum zuvor nie verspürt oder wahrgenommen hatte. Also drehte sie sich um und erblickte Viktor, der nach wie vor neben ihr lag, ihr jedoch den Rücken zuwandte. Sie hob eine Augenbraue und dachte kurz nach, ehe sie sich näher an ihn legte und ihn vorsichtig weckte. Er schreckte hoch und schien sich nicht ganz klar darüber, wie er in dieses Bett kam und vor allem, warum er noch die Kleidung vom Vorabend trug. Langsam dämmerte es ihm. Als er sich völlig erinnerte, ließ er sich zurück ins Bett sinken und zog sich ein Kissen über den Kopf. Bei dem Anblick fing Tara prustend an, zu lachen. „Was wird denn das, wenn’s fertig ist?“, fragte sie, noch immer lachend. „Nichts“, stammelte Viktor, murmelte etwas davon, ins Bad zu gehen und verschwand aus dem Zimmer. Die nächste Woche über herrschte eisernes Schweigen von seiner Seite und die inzwischen recht gelangweilte Tara beschloss, allein im Garten üben zu gehen. So ging sie in den Keller, holte das Schwert, das ihr anvertraut worden war und begann, mit dem an dem Griff angeketteten Wurfmesser auf einige Holzscheite, die sie auf einen Baumstumpf stellte, zu werfen. Sie hatte ein gewisses Talent dazu, und als Viktor nach einiger Zeit das Klopfen, das aus dem Schlag, mit dem das Wurfmesser in die Holzscheite einschlug, resultierte, als störend empfand, sah er nach, woher das Geräusch kam. Zu seiner Überraschung hatte Tara es irgendwie geschafft, ihren Würfen so viel Kraft beizulegen, dass die Holzscheite inzwischen in zwei saubere Hälften zersprangen, wenn die Waffe sie traf. „Sag mal, wie oft hast du das schon gemacht?“, fragte Viktor lauter, als er gewollt hatte und erschreckte Tara, sodass sie sich mitten im Wurf umdrehte und statt auf ihr eigentliches Ziel auf Viktor warf. Mit einem Schrei konnte er sich im allerletzten Augenblick aus der Wurfbahn bewegen. Erschrocken von dem, was passiert war, ließ sie ihr Schwert fallen und rannte in den Wald. Sich langsam aufrappelnd folgte er ihr mit seinem Blick. Als sie außer Sichtweite war, fiel ihm ein, dass in dem Wald jede Menge wilde Tiere lebten, die sich sicher über einen Leckerbissen wie Tara es für sie war hermachen würden so schnell es nur möglich wäre, rannte er ihr hinterher. Er war einige hundert Meter gerannt, als ihm an einem Strauch etwas nass Glänzendes auffiel. Da es nicht geregnet hatte, kam es ihm seltsam vor, also beschloss er, es zu überprüfen. Prüfenden Blickes trat er näher heran und berührte die glänzenden Blätter die, wie er nun sah, von einer dunklen Flüssigkeit benetzt waren. Kaum berührten seine Fingerspitzen die Flüssigkeit vernahm er ein leises Heulen aus dem Wald und roch schnell an der Flüssigkeit, die seine Finger dunkelrot benetzte. Es war Blut. Er dachte daran, dass es von Tara stammen könnte, und sein Herz begann, panisch zu rasen, während er weiter ihren Fußabdrücken über den weichen Boden folgte. War es nun ihr Blut oder stammte es von jemand… etwas anderem? Zu seiner Erleichterung fand er sie wenig später auf einer Lichtung an einem Baum lehnend und in Gedanken versunken. Er trat an sie heran und legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter, womit er sie aus ihren Gedanken riss. Sie zuckte leicht zusammen und wandte dann langsam den Kopf in seine Richtung. Um ihr aufzuhelfen, streckte er ihr eine Hand entgegen, die sie zaghaft ergriff und auch als sie bereits aufgestanden war nicht losließ. „Ist doch nichts passiert, ich hätte dich nicht erschrecken sollen. Tut mir leid.“ Anstatt ihm zuzustimmen, machte sie jedoch wieder Anstalten, ihm davon zu rennen, doch diesmal war er schneller und hielt sie fest an sich gedrückt im Arm. „Tara…“, flüsterte er, als er merkte, dass sie kurz davor war, erneut zu weinen zu beginnen. Mit einem Schniefen schaffte sie es jedoch, sich in den Griff zu bekommen und ihn anschauen zu können, ohne in Heulkrämpfe auszubrechen. „Du bist dir im Klaren darüber, dass du genauso gut hättest tot sein können? Warum also tut es DIR leid, wenn ich dich fast getötet hätte?!“, fragte sie und Viktor begann zu überlegen. Einige Sekunden später schien er einen Grund gefunden zu haben. „Naja, ich habe dich erschreckt, als du gerade werfen wolltest, also war das war mein Fehler. Du kannst wirklich nichts dazu.“ Tara machte nur „Hmm“, nickte kurz und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, ehe sie ihn wieder ansah und fragte, ob sie dann wieder zurück zu Viktors Anwesen gehen sollten. Den gesamten Weg zurück hielten sie Händchen und Tara fragte sich, wie es wohl sein würde, von Viktor geküsst zu werden. Noch im selben Moment bereute sie, sich das gefragt zu haben, denn sie war knallrot angelaufen, was Viktor natürlich sofort auffiel. „Warum bist du denn so rot? Geht es dir nicht gut, Tara?“, fragte er besorgt und legte eine Hand auf ihre Stirn um zu fühlen, ob sie fieberte, was sie ja nicht tat, also blickte er sie skeptisch an. „Was ist denn los mit dir? Kein Fieber, aber du bist feuerrot im Gesicht, und du verhältst dich… etwas komisch.“ „Es ist nichts.“ „Bist du dir sicher?“ „Es ist wirklich nichts.“ „Na dann kannst du’s mir ja sagen!“ „Nein!“ „Wieso denn jetzt nein? Ich denke es ist nichts?“ „Na gut, es ist doch was, aber das kann ich dir nicht sagen.“ „Wieso? Was ist denn?“ „Ich –„, sie stockte und schlug ihm leicht an die Schulter, „Jetzt hättest du mich fast erwischt. Ich kann und will es dir nicht sagen. Irgendwann vielleicht, aber solange wirst du dich gedulden müssen.“ „Gut, gehen wir.“, sagte er mit einem Zucken der Schultern und ging weiter. Damit, ihn so leicht abfertigen zu können, hatte sie nicht gerechnet und blieb einige Sekunden lang stehen, um ihm verdutzt hinterher zu sehen. Viktor hingegen grinste und ging weiter, während Tara ihm mit schnelleren Schritten folgte. Kaum hatte sie ihn eingeholt, wandte er sich ihr zu und grinste sie an, worauf hin sie zu lächeln begann und kicherte. Als sie schließlich wieder in Viktors Garten standen, ließ Viktor sich auf den Rasen fallen, und begann, die Wolken zu beobachten. Tara sah ihn kurz verstört an, brachte dann ihr Schwert, das mit der Klinge im Boden steckte, zurück in den Keller, wo sie es noch schnell reinigte und setzte sich dann, den Rücken zu Viktor auf den Rasen. „Tara?“ „Ja?“ „Was war denn jetzt eben, was du mir nicht sagen wolltest?“ „Du bist wohl neugierig?“ „Ist das verwunderlich? Sonst lässt dich einiges, was anderen Frauen in deinem Alter höchst peinlich wäre, völlig kalt. Du steckst Dinge weg, die eine normale Frau sonst zerbrechen würden. Und dann wirst du plötzlich rot und willst mir nicht sagen, was los ist?“ „Naja, das ist mir schon sehr peinlich. Deshalb möchte ich auch nicht unbedingt darüber reden.“ „Aber du weißt, dass du mir alles sagen kannst und dass du mir auch Geheimnisse anvertrauen kannst, die niemand erfahren würde, egal, was passiert?“ Tara dachte nach. Viktor war tatsächlich immer für sie da gewesen, seit sie ihn das erste Mal getroffen hatte. Warum also konnte sie ihm nicht sagen, was sie gedacht hatte? Hatte sie Angst, er würde sie enttäuschen? „Hmm… Na gut, ich sag’s dir. Aber nur unter einer Bedingung!“ „Ich höre?“. Viktor lag mit geschlossenen Augen im Gras und lächelte. „Du darfst nicht lachen, egal, wie dämlich es sich anhört, in Ordnung?“ „In Ordnung.“ Sie holte tief Luft und überlegte, wie sie ihm beichten sollte, was sie gedacht hatte. „Also… ähm… Ich hab dich gern, weißt du? Und da habe ich mich halt gefragt…“ „Ja?“ „Ich habe mich gefragt wie es sich wohl anfühlen würde…“ „Wie sich was anfühlen würde?“ „Oh Gott, das ist so peinlich.“ „Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst.“ „Naja, jetzt hab ich aber angefangen…“ „Du hast drei Möglichkeiten: Kurz und schmerzlos, unnötig in die Länge gezogen und nur umso peinlicher oder du…“ „Ein Kuss.“ Viktor riss die Augen auf, setzte sich auf und starrte sie verdutzt an. Tara kniff die Augen zu, hielt sich die Hände vors Gesicht und hoffte, nicht so rot angelaufen zu sein, wie sich ihr Gesicht anfühlte. „Du bist ja ganz Rot!“, lachte Viktor und ließ sich zurück ins Gras fallen. „Manno, du hast versprochen nicht zu lachen!“, quengelte Tara. „Ich lache auch nicht darüber, was du gesagt hast, sondern darüber, dass es dir so peinlich ist.“ „Hä?“ „Ich find das süß, dass du wegen zwei Worten so rot wirst.“ „Ach Mensch, du bist gemein.“, maulte sie, stand auf und ging ins Haus. Viktor blieb noch eine Stunde liegen, bevor er endlich aufstand, sich seine Kleidung grob sauber klopfte und dann ins Haus ging. Im Haus stieg ihm Brandgeruch in die Nase. Nervös folgte er dem Geruch zur Küche und half Tara dabei, die gerade in Flammen aufgehende Pfanne zu löschen, in der einige verkohlte Essensreste zurückblieben, von denen nicht mehr auszumachen war, was sie eigentlich einmal gewesen waren. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er sie besorgt und besah sich ihre Hände. „Ja, ist alles ok.“ Mit einem Blick auf die noch immer qualmende Pfanne seufzte er. „Ich sollte dich vielleicht nicht mehr alleine kochen lassen, das ist viel zu gefährlich für dich.“ Eine Spur von Sarkasmus in seinem Ton war kaum zu überhören gewesen. „Sei nicht so ironisch, hast ja recht.“ „Hunger?“ Sie zeigte wortlos auf die Pfanne. „Das werte ich dann mal als ja. Ich hoffe, du magst Pizza.“ Ehe sie es sich versah, sah sie schon hinter Viktor auf seinem Motorrad und hielt sich an ihm fest, während er selbstsicher und viel zu schnell fahrend zwischen den Spuren der Straßen, die er nahm wechselte. „Fahr doch nicht so schnell! Du machst mir Angst!“, rief sie ihm zu, worauf er sie kurz ansah, nickte und die Bremse betätigte. Endlich langsamer konnte sie sich schon mehr entspannen und beruhigte sich, so gut es ging. Als sie wieder zurückkehrten, fand Tara einen Brief im Briefkasten und beäugte ihn misstrauisch. Es war ein einfaches Blatt Papier, welches zusammengerollt und mit einem roten Band zusammengebunden worden war. Ein rotes Wachssiegel verschloss den Brief. „Hast du nicht neulich auch schon so einen bekommen?“, fragte sie und reichte Viktor, der gerade das Motorrad in die Garage gefahren hatte, das Schriftstück. „Stimmt ja, das habe ich ja völlig vergessen!“ „Was denn vergessen?“ „Ich muss weg.“ „Was?! Wohin denn?“ „Nach Shalton. Das ist eine Stadt im Norden des Landes.“ „Und was hast du da zu erledigen?“ „Erledigen ist gut.“, lachte er, „Ich muss mich da um eine Chimära kümmern.“ „ Und wann musst du weg?“, fragte Tara mit langsam in ihrer Stimme aufsteigender Panik. „Morgen Abend schon.“ „Was, so bald schon?“ „Ist irgendwas? Du wirkst so, als hättest du Angst.“ „Habe ich auch. Was soll ich denn machen, wenn der Kerl wiederkommt?!“ Sie schrie schon fast vor Panik. „Mach dir da mal keine Sorgen.“ „Mach ich aber!“ Er seufzte. „Wie du willst. Eigentlich wollte ich dich ja morgen damit überraschen, aber… Du kommst mit.“ Sie fiel ihm um den Hals und gab ihm sogar einen Kuss auf die Wange. „Danke, danke, danke!“ Viktor hingegen legte seine Hand auf die gerade geküsste Wange und lief rot an. Tara bemerkte das und grinste ihn an. „Jetzt wirst du aber Rot!“ Mit einem Blick zum Himmel entzog er sich der Situation. „Es wird schon dunkel.“ Dann hatte er einen Gedankenblitz, fasste Tara bei der Hand und holte aus der Küche ein Tuch, mit dem er ihr die Augen verband. Anschließend zog er sie weiter bei der Hand durch das Haus, bis sie schließlich auf dem Dachboden angelangt waren. „Was hast du vor, Viktor?“, fragte Tara, doch statt eine Antwort zu bekommen, warf er sie sich über die Schulter, ließ ein „Halt dich gut fest!“ verlauten, öffnete ein Dachflächenfenster und kletterte aufs Dach. Schließlich setzte er sie vorsichtig ab und nahm ihr die Augenbinde ab. „Vorsicht, wenn du hier runterfällst werde ich dich nicht auffangen können.“ Dann setzte er sich zu ihr und zeigte zum Horizont. „Schau mal, was für ein fantastischer Ausblick! Super, oder?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)