How Hasel Died von baka_neko_xD ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 - Die Frau im Pelzmantel Nach einem furchtbar langweiligen Tag fuhr ich mit dem Bus irgendwohin. Wohin war mir völlig egal. Ich wollte nur eins: woanders sein. Warum? Heute hatte sich mir ein Wahrheit offenbart: mein Leben war unglaublich monoton und routiniert. Tagein tagaus stand ich auf und ging zur Schule, einem Ort an dem niemals jemals etwas spannendes passierte. Wenn ich dann später endlich wieder zu Hause war, musste ich Hausaufgaben machen und dann war der Tag schon so gut wie zu Ende. Doch heute verspürte ich den tiefen Drang irgendwas gegen dieses Unheil zu unternehmen und genau in diesem Moment tat ich das auch. Gut, Bus fahren war vielleicht nicht das genialste, das ich hätte tun können, trotzdem fühlte ich mich erleichtert, da allein eine derartige Aktion reichte um aus dem "Schema" auszubrechen. Außerdem war es sogar ziemlich interessant dieses Verkehrsmittel zu benutzen, aber wahrscheinlich nur dann, wenn man nicht genau wusste, was man hier eigentlich wollte, denn dadurch konnte man sich auf die Personen in seinem Umfeld konzentrieren. Es war beinahe so wie eine Reality-Show, nur das es hier ziemlich unangenehm roch. Ich vermutete, dass der Typ neben mir schon seit Tagen - nein, was rede ich - seit Wochen, kein Wasser und Seife gesehen haben musste. Gut, dass er zwei Plätze weiter rechts von mir saß, sonst hätte ich wahrscheinlich noch riechen können, wo sich der Kerl in letzter Zeit so überall rumgetrieben hatte und das war eine Sache, die ich bei seinem üblem Gestank wirklich nicht wissen wollte. Ich betrachtete die Leute auf den anderen Plätzen. Niemand hier war besonders schick gekleidet, allerdings gab hier im Bus einen Mann, der es tatsächlich schaffte mehr als nur das totale Gegenteil von schick zu erreichen und dabei nicht wie ein Straßenpenner auszusehen. Seine Kleidung war schmutzig und zerfleddert. Ich fragte mich, wie es möglich war seine Klamotten so sehr zu zerstören und stellte mir gleichzeitig die Frage, warum man so etwas dennoch in der Öffentlichkeit trug. Mir fiel auf, dass er noch nicht einmal Schuhe anhatte. Der Witz an der Sache war, aber dass er, wenn man von seinen Sachen abblickte, sehr gepflegt erschien. Die Haare hatte er nach hinten zurück gegelt und seine Haut war, so weit ich das von hier einschätzen konnte, porentief rein. Die Theorie, dass er unterwegs überfallen wurde, konnte ich also vergessen, schließlich sah er dafür zu unverletzt aus. Mein zweiter Einfall war, dass er die Sachen in genau dem Zustand, den sie derweil hatten, angezogen hatte. Aber warum sollte er das tun? Konnte es sich hierbei um einen sich noch nicht durchgesetzten neuen Modetrend handeln? Unwahrscheinlich. Vielleicht war er aber auch so eine Art Cosplayer und kam oder ging gerade von beziehungsweise zu einer Convention. Oder er war doch ein Obdachloser, der allerdings beschlossen hatte etwas aus sich zu machen, aber noch nicht das Geld hatte sich angemessenere Kleidung zu kaufen. Ob er wohl genauso stank wie der Typ neben mir? Ich konnte nur für alle hier Anwesenden hoffen, dass dies nicht der Fall war. Ich zuckte zusammen. Der Mann hatte scheinbar bemerkt, wie ich ihn nahezu anstarrte und warf mir einen prüfenden Blick zu. Was er wohl dachte? Als der Bus anhielt, hatte ich für einen Moment die schreckliche Befürchtung er würde aufstehen und sich neben mir setzen. Zu meinem Bedauern war der Platz links neben mir nämlich noch frei, aber glücklicherweise blieb er dort wo er war. Ich vermied es in seine Richtung zu sehen, da ich immer wieder seinen bohrenden Blick spürte. Aus den Augenwinkel heraus konnte ich genau sehen, dass er sich ständig zu mir umdrehte. Ich hätte nur zu gern gewusst woran er dachte, wenn er zu mir rüber sah. Sein Blick hatte weder etwas lüsternes noch etwas gewalttätiges, sondern wirklich nur dieses musternde. Erkannte er mich von irgendwoher wieder? Mir kam er jedenfalls nicht bekannt vor. Ich versuchte an etwas anderes zu denken. Mit Hilfe der Fensterscheibe, in der sich sämtliche Fahrgäste spiegelten, betrachtete ich die Person neben mir. Ein Junge von ungefähr neunzehn Jahren, schwarze Haare und wenn ich mich nicht irrte waren das braune Augen. Er hörte über Kopfhörer Musik und zwar so laut, dass ich problemlos mithören konnte. Der Bus fuhr weiter und verließ langsam, aber sicher die Innenstadt und machte sich auf den Weg zu den äußeren Vierteln. Da es mittlerweile sogar schon dunkel geworden war, bauschte sich jetzt doch die Frage auf, wohin wir denn fuhren und wie ich dann nach Hause kommen würde. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als der aus den Kopfhörern 'it's easier to run' dröhnte. Da hatte ich nun meine Antwort. Wahrscheinlich war es wirklich das einfachste nach Hause zu gehen, womöglich sollte ich bald auch aussteigen und mich auf den Heimweg machen. Während ich der Musik lauschte, hatte ich völlig vergessen, dass der seltsame Mann mich immer noch beobachtete. Wurde ihm das nicht langsam zu doof? Oder führte er etwas im Schilde, etwas Schlimmes? Ich überdachte die Sache mit dem nach Hause gehen noch einmal. Irgendein Bus musste doch schließlich auch zurück in die Innenstadt fahren. Ich sollte an der nächsten Haltestelle umsteigen. Als der Bus allerdings das nächste Mal stoppte, hatte ich nicht das Bedürfnis meinen Plan in die Tat zu setzen, sondern einfach sitzen zu bleiben. Ich konnte warten bis er endlich ausstieg, schließlich war es sehr unglaubwürdig und paranoid anzunehmen, er würde erst dann gehen, wenn ich ging und zwar nur um mir hinterher zu stalken oder mir gar schrecklichere Dinge anzutun. Aber warum sollte er? Und warum gerade ich? Ich machte mir wirklich viel zu viele Gedanken über Dinge, die ich mir einbildete. Ich hörte wie sich die Türen schlossen und sich der Bus erneut in Bewegung setzte. Dann setzte sich eine Frau, die in einen eleganten weißen Pelzmantel gekleidet war, neben mich. Der angenehme Geruch ihres Parfums übertünchte den Gestank des Typen zwei Plätze weiter. Selbstverständlich trug sie keine Hose, sondern einen Rock oder ein Kleid, welche wesentlich besser zu dem Mantel passten, als eine olle Jeans, obwohl ich Jeanshosen liebte. Was eine so gut gekleidete Frau in einem so runtergekommenen Teil der Stadt suchte? Wäre es vielleicht möglich...? In dieser Gegend war alles mehr Schein als Sein und eine edle Frau würde sich niemals hierhin verlaufen. Allerdings gab es hier Frauen, die gerne edel aussehen wollten, deren Tätigkeit aber alles andere als edel war. Jetzt wo es dunkel war gab es viele von ihnen. Warum wurde mir erst jetzt klar, dass mein Bus durch einen Straßenstrich fuhr? Ich wollte es der Dame zu meiner Linken zwar nicht vorwerfen, aber alle Hinweise, insofern man sie als Hinweise betrachten konnte, deuteten daraufhin, dass sie auch diesen Frauen da draußen gehörte. An sich fand ich es nicht schlimm neben ihr zu sitzen, aber oh mein Gott! Ich saß neben einer Nutte! Ich versuchte diesen Gedanken abzuschütteln, indem ich nach rechts schaute. Dort viel mein Blick auf den Starrer. Wir waren also die ganze Zeit über auf dem Weg zum Rotlichtviertel gewesen. Wahrscheinlich hielt mich der Kerl auch für eine Prostituierte oder versuchte herauszufinden, ob ich keine war. Während ich darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass er aufgehörte mich anzugucken. An meiner Stelle starrte er jetzt die Frau im Pelzmantel an. Das war ja so typisch Mann! Kaum erscheint so eine auf der Bildfläche, wird jedes andere weibliche Lebewesen zu Pustekuchen. Und mit so einer meine ich nicht zwingender Weise, dass sie eine Nutte war, sondern viel mehr, wie schön war. Zu meinem Ärger zog sie nicht nur den Blick Starrers auf sich, alle anderen Männer in diesem Bus hatten sie auch schon längst ins Wesir genommen, nur im Gegensatz zu Starrer, zogen sie die Ärmste mit ihren Blicken sogar aus. Es war ein seltsames Phänomen. Beziehungsweise eigentlich ja zwei. Zum einen, wie grauenhaft Männer sein konnten und zum anderen, dass Starrer der einzige war, der es nicht zu sein schien. In der Tat sah es sogar so aus, als wollte er sie vor den dreckigen Schweinen schützen. Aber vielleicht bildete ich es mir auch einfach nur ein. "Hast du Feuer?" Ich drehte mich entsetzt um. Wer hatte mich denn da gerade angesprochen? Es war die von allen Seiten begaffte Frau. Raucherin war sie also auch noch? Oder suchte sich einfach nur das Gespräch um sich von dieser Horde paarungsbereiter Affen abzulenken? Oder auch beides? "Nein", antwortete ich Wahrheitsgemäß. "Ist auch besser so. Rauchen ist furchtbar ungesund." Mit dieser Reaktion hatte ich um ehrlich zu sein nicht gerechnet. "Rauchen Sie?", fragte ich. "Nein, ich ertrage den Gestank nicht." "Geht mir genauso." "Sag mal, was macht eigentlich ein so unschuldiges Mädchen wie du in einem Stadtteil wie diesem?" Gute Frage. "Ich hatte keine Lust zu Hause rumzugammeln." "Der Alltag?" "Ohja!" Sie hatte vollkommen Recht. "Verstehe ich. Ich würde mich dann auch in den nächsten Bus setzten und erstmal weit weg fahren." "Wohin soll es denn gehen, wenn ich fragen darf?" "Um ehrlich zu sein, keine Ahnung." "Es ist schon ziemlich spät. Du solltest bald nach Hause gehen oder besser noch fahren. Ein paar Straßen weiter ist eine Haltestelle, dort kannst du umsteigen. Der nächste Bus dürfte in einige Minuten vorbeikommen." "Danke. Wohin fahren Sie eigentlich?" Ich muss gestehen, dass ich sie ziemlich nett fand und dass das Gespräch mit ihr beruhigend auf mich wirkte. "Hier in der Gegend gibt es eine kleine Bar." Was das wohl für eine Bar war? "Wie heißt sie denn?" "Red Bat." "Im Ernst? Rote Fledermaus? Hört sich cool an", sagte ich begeistert. "Das ist kein Schuppen für kleine Mädchen wie dich." Wie war das? Klein? Immerhin wurde ich erst letztens neunzehn. Aber ich konnte mir gut vorstellen, dass das "Red Bat" ein Striplokal war. Von daher konnte ich gut verstehen, dass sie nicht wollte, dass ich dorthin kam. Als der Bus wieder anhielt, beschloss ich ihren Rat zu befolgen. Ich verabschiedete mich mit einem schlichten "Tschüss" von ihr und verließ den Bus. Die Straße draußen war menschenleer. Nachdem der Bus weg war, gesellte ich mich zu dem Busstop auf der anderen Seite und wartete. Und wartete. Wie spät war es eigentlich? Ich holte mein Handy hervor. Kurz nach zehn. Auf dem Busplan suchte ich die Ankunftszeit des nächsten Transportmittels und stellte fest, dass das nächste erst kurz nach elf hier sein würde. Ärgerlich. Nein, ich musste mich verbessern. Es fing an zu regnen und ich hatte keinen Regenschirm dabei und weit und breit gab es nichts zum unterstellen, das war ärgerlich. Ich fragte mich, wo diese Bar war von der meine Freundin im Pelzmantel gesprochen hatte. Ich müsste wahrscheinlich der Straße weiter hoch folgen. Dorthin, wo der Bus hin war. Ich konnte eine Stunde hier im Regen stehen oder eine Stunde lange in der Gegend rumlaufen. Da ich keine Lust hatte im Dunkeln vor mich hinzuvegetieren, suchte ich die Bar beziehungsweise eine Bar oder etwas anderes in der Art. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 - Das "Red Bat" Während ich die Straße rauf lief, dachte ich darüber nach, warum eine so hübsche und sympathische Frau eine Prostituierte werden würde. Geld allein konnte meiner Meinung nach kein Grund sein. Selbst wenn sie strohdumm gewesen wäre, wie sie mir allerdings nicht erschien, hätte sie sicherlich überall Arbeit gefunden, vor allem angesehenere. Aber womöglich gefiel ihr der Job. Trotzdem würde ich niemals Nutte werden. Es gab keinen Grund für mich. Ich wäre lieber arbeits - und obdachlos als prostituiert. Allerdings wäre es möglich, dass ich mich vollkommen irrte und die Dame aus dem Bus war keine von ihnen. Es wäre durchaus möglich, dass das "Red Bat" eine Art Szene-Lokal war oder es war völlig normal für die Gäste dort total aufgepimt mit einem teueren Pelzmantel zu erscheinen. In diesem Fall sollte ich mich wirklich dafür schämen, was ich über sie gedacht habe. Wobei, was sollte man denn auch anderes denken von einer Frau im Pelzmantel, die sich in einem so runtergekommenen Stadtteil aufhielt? War mein erster Gedanke in Anbetracht der Tatsachen nicht der logischte? An einer Kreuzung blieb ich stehen. Wo war der Bus bloß langgefahren? Links, rechts oder geradeaus? In der Straße rechts konnte ich ein Haltestellenschild erspähen. Wahrscheinlich war der Bus dorthin gefahren. Ich betrachtete die Leuchtschilder der umliegenden Gebäude auf der Suche nach dem "Red Bat", konnte es aber nicht entdecken. Ob doch in einer anderen Richtung lag? Ich blieb stehen und schaute zurück. Dort gab es auch keinerlei Anzeichen auf eine Bar mit dem Namen "Red Bat". Wo versteckte sich die 'rote Fledermaus' nur? So ein Lokal würde man doch gut sichtbar platzieren oder zumindest einige Wegweiser anbringen, die einem zeigten wo es sich befand. Nichts. Nada. Sollte ich zurück zum Busstop gehen? Mir blieb nur noch etwas über einer halben Stunde um den Bus noch rechtzeitig zu erwischen. Als ich heute in den Bus gestiegen bin, hatte ich gehofft zumindest ein kleines Abenteuer zu erleben und das ganze hier konnte man schon fast als so eins bezeichnen. Sobald ich das Red Bat gefunden hatte, hätte ich mein Ziel erreicht. Und wenn es ganz gut war, könnte ich sogar öfter hingehen. Meine Entscheidung stand also fest. Jetzt musste ich das Lokal nur noch finden. Ich suchte zehn Minuten und war bereits dabei aufzugeben. Ich meine, was machte ich hier eigentlich? Es war ein Wunder, dass noch kein Penner aus einer der unzähligen Gassen herausgesprungen war um mich auszurauben oder sogar zu entführen. Als ich mich umdrehte stellte ich fest, dass ich keine Ahnung hatte, wo es zurückging. Verdammt. Selbst wenn ich jetzt meine Mutter anrufen würde, um sie über meine Dummheit aufzuklären, würde es mir nicht wirklich weiter helfen, da sie nicht wissen konnte, wo ich war, da ich es ja selber nicht wusste. Ich war furchtbar verblödet. So was hätte natürlich nur mir passieren können. Mir bliebe nichts anderes übrig, als weiterzugehen und auf eine Menschenseele zu hoffen. Es ärgerte mich total, wie doof ich sein konnte. Es war doch zum verzweifeln. Ich hatte Glück, dass es hier zumindest eine mehr oder minder anständige Beleuchtung gab. Dennoch änderte sie nichts an der Schaurigkeit. Zwar war es hier nicht friedhof-schaurig, aber die Stille beunruhigte einen trotzdem extrem. Was war das? Ich hielt inne um besser lauschen zu können. Irgendwo in der Nähe spielte Musik. Hurra! Ein Lebenszeichen. Wo Musik war, waren Menschen nicht weit. Dazu kam, dass in einer derartigen Gegend die Wahrscheinlichkeit sogar noch größer war, dass eine Bar war. Also ließ ich mich von meinen Ohren leiten und näherte mich meinem rettenden Ufer. Nach einiger Zeit blieb ich erneut stehen und blickte in eine düstere Gasse hinein. Ich konnte ein rot leuchtendes Neonschild entdecken auf dem in Großbuchstaben geschrieben stand: Red Bat. Ich hatte es tatsächlich gefunden. Ob ich es irgendwann noch einmal finden würde? Naja, egal. Das war im Moment bei weitem nicht das Wichtigste. Als ich in die Gasse einbog, hob sich eine schwarz gekleidete Gestalt von der Wand ab und versperrte mir den Weg. "Ähm.. hallo", sagte ich zögerlich. Obwohl dieser Berg von Türsteher eine Sonnenbrille trug, konnte ich genau erkennen, wie er mich musterte. "Was willst du hier?", brummte er schroff. "Da rein?", sagte ich eingeschüchtert von so viel Masse und deutete währenddessen auf die Tür der Bar. Es war eine dieser Stahltüren oder woraus auch immer sie bestanden, aber irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht sie rot zu streichen. Eine coole Idee. Der Mann vor mir begann zu lachen und sprach dann weiter: "Und warum?" "Weil ich es möchte." Als ich bemerkte, dass meine Antwort ihn nur wenig, naja eigentlich gar nicht, beeindruckte, fügte ich hinzu: "Ich habe auch Geld dabei." Immer noch unbewegt sah mich der Koloss an. Ich glaubte sogar ein Grinsen auf seinen Wangen gesehen zu haben. "Ich kann dich trotzdem nicht reinlassen." "Warum?" "Du kennst das Codewort nicht." Codewort? Hätte ich mich nur an die Fersen der Pelzmantel-Lady geheftet, dann wäre ich schon längst da drin. "Ich bitte Sie. Es regnet und mir ist kalt. Außerdem habe ich mich auch noch verlaufen", versuchte ich die Mitleidesmasche. "Tut mir Leid. Ohne Passwort kann ich dich nicht reinlassen." "Was soll das für eine Bar sein? Ist das so eine Art geheimer Club?" Langsam reichte es mir. Dem Riesen scheinbar auch, weil er mir nicht mehr antwortete. "Hallo? Ich rede mit Ihnen. Lassen Sie mich da auf der Stelle rein!", rief ich empört. "Verschwinde!", zischte er. "Sonst was?!" "Sonst...", begann er mir zu drohen, als sich die Tür hinter ihm plötzlich öffnete. "Was ist denn hier los?", fragte ein junger, verflucht gut aussehender Mann. Er macht den Anschein sich gut zu amüsieren. Als er mich erblickte, grinste er breit. Koloss beugte sich zu ihm rüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der junge Mann, der übrigens in seinem schwarzen Smoking definitif zu heiß für diese Welt war, nickte. Ich konnte nicht anders, als ihn fasziniert anzustarren. Nachdem die Masse Türsteher aufgehört hatte zu reden, machte der Schönling einen Schritt zurück, hielt die Tür mit einer einladenden Geste offen und rief strahlend zu mir rüber: "Komm rein!" "Aber...", stotterte Koloss sichtlich überrascht über diese Entscheidung und zischte dem Gott neben ihm zu: "Wir wissen doch gar nicht wer die Kleine ist." Worauf dieser nur entgegnete: "Was soll's! Wird bestimmt interessant heute." Ich dachte mir auch nur, was soll's und dackelte ihm hinterher in das Innere des Red Bat. Um ehrlich zu sein fand ich die Kulisse draußen schon toll. Alles düster, nur das Neonschild und eine rote Tür. Aber hier drinnen war es tausendmal geiler und wie ich feststellte war das Red Bat kein Striplokal, sondern eine ausgesprochen schicke Kneipe. An den Wänden lagerten Reihen von riesigen Sitznischen und in der Mitte des Raums gab es eine Bar mit Barhockern, aber niemand saß auf ihnen. Jedes Lebewesen hatte es sich scheinbar in den Bankgruppierungen bequem gemacht. Vor den Sitznischen gab es rote Vorhänge und mir wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass das hier zwar kein Striplokal war, aber immer noch die Möglichkeit bestand, dass das hier ein Bordell war. Wo war ich hier bloß reingeraten? Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 - Cooper Der Junge, der mich reingelassen hatte, führte mich an der Theke vorbei zu einem antik aussehenden Sofa und setzte sich. Ich tat es ihm gleich. Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich erkennen, wie einige der Vorhänge bei Seite geschoben wurden und spürte die Blicke. Es roch nach Räucherstäbchen, Kirsche, wenn ich mich nicht wieder irrte und der Song, der soeben im Hintergrund anlief, tummelte sich derzeit in den Top 10. Ich vermutete, dass es Cobra Starship war, aber ich war mir nicht sicher. "Mein Name ist Cooper. Cooper Kanelli. Verrätst du mir auch deinen?" Ich war so sehr in Gedanken an die Location versunken, dass ich den Gott neben mir völlig vergessen hatte. "Hasel Loka", antwortete ich. Er schien echt charmant zu sein und wenn ich ihn richtig einschätzte, war ungefähr in meinem Alter. "Hasel? Ein süßer Name", sagte er und beugte sich lächelnd ein Stück nach vorn um mich besser betrachten zu können. Ich spürte wie unter seinem rot wurde. Ich hoffte, dass er es nicht sehen konnte. So blass wie ich war, hatte es nämlich einen unheimlichen Effekt, wenn ich errötete. Ich war mir nicht sicher, ob er es bemerkt hatte oder nicht, aber, obwohl es so düster war, konnte ich sehen, wie seine Augen strahlten. Sie waren so voller Freude und einfach nur bezaubernd. Sie waren blau und leuchteten beinahe in der Dunkelheit. Ich hatte wahrscheinlich noch nie schönere Augen gesehen und zudem wirkten sie sehr zuvorkommend und freundlich auf mich. Seine Augen waren allerdings nicht das einzige, was mich an ihm bannte. Mir gefielen auch seine Haare. Sie sahen so schön fluffelig aus, dass ich sie gerne einmal durchgewuschelt hätte. Die Länge und die Farbe schwarz standen ihm perfekt. Überhaupt fand ich, dass Jungen mit langen, aber nicht zu langen, Haaren einfach heiß waren. Des Weiteren hatte er ein modernes Emo-Gesicht zu dem der fransige Pony echt toll passten. Ob er wohl ein Emo war? Schließlich trug er tatsächlich einen Hauch von Eyeliner, dazu kamen dann noch die schwarzen Haare und der schwarze Anzug. Zufall? Ich konnte es demnächst noch herausfinden. Hatte ich schon erwähnt wie zum dahin schmelzen scharf er in dem Smoking aussah? Rein optisch verkörperte er meinen Traummann. Aber was zählte war schließlich der Charakter von dem ich noch nicht allzu viel kannte. Sollte sein Äußeres allerdings auch nur annähernd seinem Inneren entsprechen würde ich ihn auf der Stelle heiraten, das stand für mich fest. "Wirklich süß", wiederholte er und ich dankte ihm verlegen. "Nichts zu danken. Aber sag mal, was führt dich eigentlich her?" Während er mich das fragte, legte er den Kopf schräg und ich wäre um ein Haar in Ohnmacht gefallen. Dieser Typ war unglaublich heiß, aber gleichzeitig auch unwiderstehlich sweet. Ich verlor mich so stark in seinen Gesichtszügen und vor allem seinen Augen, dass ich glatt vergaß zu antworten: "Ich habe mich verlaufen." Gott, war das eine erbärmliche Antwort. "Bei Nacht sieht hier alles ziemlich gleich aus. Hat es einen Grund, dass du in diesen Teil der Stadt bist?" Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich aus meinem Alltag ausbrechen und ein 'Abenteuer' erleben wollte. "Naja, wenn du nicht magst, musst du es mir nicht sagen. Du hattest bestimmt deine Gründe. Außerdem freut es mich, dass du deinen Weg hierher gefunden hast" entgegnete er mir. Er war wirklich süß. Es war unglaublich, dass einer wie er mit mir redete - wobei, er hatte scheinbar das ein oder andere getrunken. "Du bist das erste Mal hier, oder?", fragte er. "Ja. Ich wusste gar nicht mal, dass es diese Bar gibt. Du scheinst öfters hier zu sein." "Stimmt. Das Red Bat ist so etwas wie mein zweites Zuhause", frohlockte er. Seine Art hatte etwas Anziehendes. Am liebsten hätte ich ihn vernascht, aber das wäre dann doch ein bisschen zu viel Abenteuer gewesen. Er legte seinen Arm um meine Schulter und ich fühlte mich plötzlich auch wie zu Hause, das Gefühl beobachtet zu werden war mit einem Mal verschwunden und mit ihr auch meine ganze Nervosität. Ich kannte Cooper zwar nicht im Geringsten, aber ich fühlte mich bei ihm geborgen. Klang das seltsam, sich bei einem Fremden geborgen zu fühlen? "Weißt du, wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber irgendwie mag ich dich", sagte ich und bereute meine Wort fast. Als er darauf aber antwortete: "Geht mir genauso", war ich heilfroh, das ausgesprochen zu haben. "Ich glaube, dass ich das noch nie vorher hatte." "Was?", fragte ich leicht verwirrt. "Dass ich einen Menschen so schnell mochte wie dich." Ich fühlte mich echt wahnsinnig großartig. Ich hätte wahrlich nicht glücklicher sein können. Es war einfach nur toll. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Hals und war völlig hin und weg. Ich schloss die Augen und genoss den Augenblick, die Tatsache neben ihm sitzen zu können und seine Anwesenheit so intensiv spüren zu dürfen. "Cooper?" Eine Frau war aus einer Nische zu uns herübergekommen und beugte sich herab, sodass man ihr ohne weiteres in den Ausschnitt sehen konnte. So ein Flittchen. Als ich sie genauer betrachtete, wurde mir klar, dass es die Pelzmantel-Lady war. Ich war ihr dankbar, dass sie mir vom Red Bat erzählt hatte, da ich sonst niemals auf die Idee gekommen wäre es zu suchen und dann auch niemals Cooper begegnet wäre, aber sie sollte sich gefälligst von ihm fernhalten. Wahrscheinlich dachte sie gerade dasselbe wie ich. "Lucy, das ist Hasel. Hasel - Lucy", stellte er uns vor. Keine von uns verlor ein Wort darüber, das wir uns bereits kannten, zwar nicht namentlich, aber wir waren einander ja schon begegnet. Sie sagte leise 'hallo' und ich erwiderte es. Irgendwie war die ganze Situation peinlich, aber ich hatte schließlich gewusst, dass sie hier sein würde. "Mir ist langweilig, Coop", sagte sie unterwürfig. Und was für ein Flittchen. "Wenn du möchtest kannst du nach Hause gehen." Gut gemacht, Coop. Schick sie nach Hause. Hey! Was machte er da? Er holte Geld aus seiner Tasche und reichte es ihr. "Danke", sagte er. "Immer wider gerne", entgegnete sie. Was?! Er war einer von ihnen? Warum tat er so etwas? Grade er hatte so was nicht nötig. Und obwohl ich es völlig abscheulich fand, empfand ich keine Abneigung gegen ihn. Vielleicht schaltete mein Verstand nicht schnell genug oder es er wollte mir weismachen, dass es nicht so ist wie es schien. Ich wünschte es mir so sehr. "Du verstehst das hoffentlich nicht falsch", wandte er sich an mich. "Um ehrlich zu sein.. wüsste ich nicht, was es anderes bedeuten sollte." Ich versuchte mich gegen meinen eigenen Willen aus seinen Armen zu lösen und gab mir nach. Ich setzte mich an die Sofakante und wartete auf seine Erklärung. "Ich wünschte, ich könnte es dir jetzt schon erklären, aber ich befürchte, dass es noch zu früh sein könnte. Möchtest du gehen?" Wollte ich gehen? Die Seite, die wohl noch bei ganzem Verstand war, wollte mich zum gehen animieren, während die andere Seite dies unterbinden wollte. Aber was meinte er damit, dass es zu früh sein könnte? Er konnte mir immerhin nicht das Offensichtliche verheimlichen oder gab es da doch etwas anderes? Es musste so sein. Was war sein Geheimnis? "Du verachtest mich jetzt. Ich sehe es an deinem Blick. Ich möchte es dir wirklich erzählen, aber ich kann nicht. Bitte gib mir eine Chance." Am liebsten hätte ich meine Arme um ihn geschlungen, mein Gesicht tief in seiner Brust verbergt und ihm gesagt, dass ich ihm selbstverständlich noch eine Chance gebe, aber ich brachte es nicht über mich. In meinem Inneren tobte ein Kampf. Mein Verständnis von Moral gegen das Gefühl das er mir gab. Was sollte ich tun? Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 - Die Heimfahrt Ich saß dar und überlegte. Wenn das Red Bat wirklich sein zweites zu Hause war, dann könnte ich jetzt gehen und würde ihm ein anderes Mal erneut hier begegnen können. Wie würde er dann aber reagieren? Und wie würde es weitergehen, wenn ich blieb? "Ich wäre nicht sauer, wenn du jetzt gehen würdest. Ich respektiere deine Entscheidung." Warum machte er es mir nur so schwer? "Aber solltest du jetzt tatsächlich gehen wollen, dann würde es mich wirklich schrecklich freuen, wenn wir uns bald wieder sehen würden. Ich bin so gut wie jeden Abend hier. Du kannst immer herkommen, wenn du magst." Was sollte ich darauf noch antworten? Interessanter war nur noch, wie ich mich entscheiden würde. Gehen oder bleiben? Welche Gründe hatte ich überhaupt zu gehen? Achja. Er hatte einem Flittchen Geld gegeben und meinte danach, dass es nicht so war, wie es ausgesehen, wollte mir aber nicht sagen, was es in Wahrheit war. Ich holte mein Handy hervor und las die Zeit ab. Kurz vor zwölf. Meine Mutter war bestimmt todbesorgt um mich. Ok, bisher hatte sie noch nicht ein einziges Mal angerufen. Ich war selber Schuld zu versprechen gegen Mitternacht wieder da zu sein. Auf jeden Fall sollte ich mich jetzt wirklich auf den Weg machen. "Weißt du, es ist schon fast Mitternacht und ich hatte meiner Mom versprochen um zwölf wieder zu Hause zu sein." "Verstehe ich, aber du solltest nicht allein um diese Uhrzeit durch die Straßen irren. Wenn du möchtest bringe ich dich nach Hause." Wie aufmerksam von ihm! War er nicht einfach liebenswert? "Du hast ein Auto?", fragte ich entzückt. "Also.. eigentlich schon", murmelte er und strich sich verlegen mit der einen Hand durch seine wundervollen Haare. "Was meinst du mit eigentlich?" "Ich bin mit meinem Motorrad hier." Motorrad? "Du fährst Motorrad? Das ist echt hammer! Ich liebe es Motorrad zu fahren!", schwärmte ich. "Echt? Das freut mich. Hinten habe ich noch einen Helm liegen. Den hole ich schnell für dich", sagte er vorfreudig und verließ den Raum und mich. Ich hatte mich, so glaubte ich zumindest, noch nie einsamer gefühlt und dabei würde er schon in wenigen Minuten wieder bei mir sein. Als ich mich heute zum letzten Mal im Red Bat umblickte, stellte ich fest, dass sich in den letzten Minuten - und es war unfassbar für mich, dass es wirklich nur Minuten waren, es kam mir nämlich ehr vor wie eine wundervolle halbe Ewigkeit - viele andere Menschen eingefunden hatten und das auch noch ohne, dass ich auch nur das geringste bemerkt hatte. Wie hatten so viele, naja es waren ungefähr sieben Leute, es geschafft sich an mir vorbeizuschleifen? Gut, Cooper hatte neben mir gesessen und das dürfte wohl Begründung genug sein, aber trotzdem! Ich schaute in die Richtung in die er verschwunden war, konnte ihn aber nicht entdecken. Als ich meinen Blick wieder nach vorne richtete, stand urplötzlich eine Gestalt vor mir. Es war ein Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Johnny Depp hatte, nur dass der Mann vor mir circa mitte zwanzig war. Er lächelt mich nett an und fragte: "Eine Kleinigkeit?", während er mir einen Cocktail anbot. Eine der obersten Regeln für einen derartigen Ort war: Niemals Getränke von Fremden annehmen und seine eigenen niemals aus den Augen lassen. "Nein, danke", lehnte ich höflich ab. Er stellte den Drink auf einem kleinen Tisch ab und setzte sich neben mich. "Es stört Sie doch nicht?" Ich verneinte. Es war mir so was von egal, dass er da saß, aber sollte er es wagen Hand anzulegen, würde er sein blaues Wunder erleben. "Ich heiße Cloude und du? Es stört dich doch nicht, wenn ich du sage?" "Nein. Ich heiße Hasel." Hatte der Typ echt nur drauf gewartet, dass Coop weggeht? Erbärmlich. "Ein wirklich niedlicher Name. Wohin ist Cooper gegangen?" Wie hinterhältig, die beiden kannten einander sogar. "Etwas holen. Er wird also gleich wieder da sein." Hoffentlich bemerkte er die Drohung in dieser Aussage. "Magst du ihn?" Allem Anschein nach nicht und was sollte denn die Frage? War er ein Spitzel? "Was geht Sie das an?", sagte ich empört. "Er und ich kennen uns schon länger und es interessiert mich nun mal." Als ich ihm nicht mehr antwortete, vor allem weil mir diese Unterhaltung zu doof war, sprach er : "Du hast Recht, es geht mich nichts an. Aber weißt du, was mich wirklich brennend interessieren würde?" Ich würdigte ihn nicht eines Blickes, aber wie ich feststellte taten es alle anderen. Dadurch dass ich ihn nicht ansah, konnte ich leider auch nicht wissen, was er hinter meinem Rücken tat. Mit einem Mal spürte ich wie zwei Hände meine Schultern packten und mich gegen das Sofa pressten. Ich war meinem Gegenüber dermaßen unterlegen, dass ich nicht die geringste Chance hatte, mich aus seinem Griff zu befreien. Ich war wie gelähmt und wusste nicht was ich tun sollte, ich war so hilflos. Er ließ eine meiner Schultern los, aber ich war dennoch nicht in der Lage mich zu befreien - warum half mir niemand? - und legte sie mir ans Kinn. Mit seinem Daumen strich er mir langsam über die Lippen. Tränen der Hilflosigkeit rollten mir über die Wangen, ich wollte das nicht. Er lächelte. Arsch. Warum war ich nur so schwach? Und warum verdammt noch mal half mir keiner? Sein Gesicht näherte sich dem meinem während er mir unentwegt in die Augen blickte. Wo war Cooper? Er sollte aufhören! Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und dann seine Lippen, die meinen Hals sanft entlangstrichen. Etwas fiel zu Boden. "Cloude!", brüllte eine Stimme. War es Cooper? Jemand rieß den Körper des Mannes weg von mir. Ja, es war Cooper. "Was tust du da?!", schrie er. Der Mann antwortete nichts, sondern lächelte nur stumm vor sich hin während er sich aufrichtete. Als er wieder aufrecht stand, wandte er sich zum, hielt kurz inne und sagte lachend: "Du hättest die Süße nicht allein lassen sollen." Ich konnte erkennen wie Cooper die Fäuste ballte und vor Wut zitterte, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Cloude ging und ich hoffte ihn nie wieder zu sehen. Um sicher zu gehen sah ich so lange hinterher bis er endlich weg war. In der Tür hielt er erneut inne und formte mit den Lippen, die ich niemals wieder ertragen wollte, das Wort 'süß'. Ich formte das Wort 'widerwärtig'. Dann fel die Tür ins Schloss und er weg. Ich hatte genau gesehen, wie stark sich Cooper hatte zusammenreißen müssen, als das Arsch sich noch mal umgedreht hatte. Ob er ihm nachgerannt wäre, wenn es keine Zeugen gegeben hätte? Bis auf die Musik, die immer noch im Hintergrund lief, war es totenstill im Raum. Nach und nach verkrochen sich die Gestalten wieder in ihren Nischen und dort konnten sie meinetwegen verrecken, wenn sie nicht in der Lage waren in eine derartige Situation einzugreifen. Vielleicht war die Situation nicht eindeutig genug gewesen, aber ich war mir sicher mich deutlich genug gewehrt zu haben. Warum hatte ich nicht geschrieen? Vielleicht hätte mir dann jemand geholfen. War ich selber daran schuld, dass mir niemand zu Hilfe gekommen war? Wenn ja, mussten sie doch nicht verrecken. Mein Held hatte sich immer noch nicht vom Fleck bewegt. Er ließ die Hände locker und versuchte sich durch tiefes Atmen zu entspannen. Dreimal hebte und senkte sich sein Brustkorb bis er auf mich zukam. Er nahm meine Hände und setzte sich neben mich. Besorgt blickte er mich an und fragte: "Alles in Ordnung?" "Ja", sagte ich leise. "Ich bringe dich jetzt am besten nach Hause." Er erhob sich, nahm den Helm, den er zuvor fallen gelassen hatte und griff nach meiner Hand. Zusammen verließen wir das 'Red Bat', gingen an Balduin, dem Türsteher, vorbei tiefer in die Gasse, wo ein tolles Motorrad auf uns wartete. Es war schwarz und reflektierte, das Licht der Straßenlaternen. Er ließ mich zuerst aufsitzen und platzierte sich selber vor mich. Erst nachdem er meine Hand an seine Hüfte geführt und mir empfohlen hatte, mich gut festzuhalten, ließ er sie schweren Herzen los. Er musste nichts sagen, dennoch konnte ich mir nur zu gut vorstellen, was in ihm vorging. Er war besorgt und wütend zugleich und er konnte diesen Typ, Cloude, nicht ausstehen. Zumindest würde es mir so an seiner Stelle gehen. Wahrscheinlich wäre ich auch wütend auf mich selbst gewesen. Ich war allerdings auch so sauer auf mich. Warum war ich nur so hilflos gewesen. Hätte ich nur einige Karate-Stunden genommen, dann wäre es mir ein Leichtes gewesen diesen notgeilen Idioten zu überwältigen. Während ich mich an meine wundervollen Cooper schmiegte, überlegte ich warum er Cloude nicht eine verpasst hatte. Nicht dass ich das gewollt hatte. Ich mochte Gewalt nicht, obgleich ich keine Pazifistin war. War Cooper einer? Er hatte ihn nicht einmal beleidigt. Hatte er etwa Angst vor dem Kerl? Ich fragte mich, wie sie ihre Beziehung zueinander war. Cloude hatte nur gesagt, dass sie sich kannten. Er hatte in keinem Wort erwähnt, dass sie Freunde waren. Ob sie Freunde waren? Wenn ja, dann war es nicht das erste Mal, dass Cloude eine derartige Show abgezogen hatte. Irgendetwas in mir sagte, dass sie keine Freunde waren. Was sie dann wohl verband? Waren sie Feinde? Wohl kaum, oder? Sonst würden sie sich nicht im selben Lokal aufhalten. War diese Begegnung Zufall gewesen? Wäre es möglich, dass die beiden Brüder waren? Cloudes Nachnamen hatte ich nicht erfahren. Ausgeschlossen war es nicht. Aber würden sie dann in dieselbe Bar gehen? Die beiden haben auf jeden Fall keinen guten Draht zueinander. Oder war das ganze meine Schuld? Nein, Cloude hatte mich zusammen mit Cooper gesehen, da war ich mir sicher. Wenn die beiden ein gutes Verhältnis zueinander hätten, dann wäre Cloude niemals rüber gekommen. Mir schossen so viele Fragen durch den Kopf. Ich wollte Cooper fragen, aber er hatte nichts mehr gesagt, seitdem wir losgefahren waren. Sobald wir angekommen waren, wollte ich ihn fragen. Wusste er eigentlich, wo ich wohnte? Soweit ich mich erinnerte, hatte ich ihm dazu nichts gesagt. "Coop?", rief ich gegen den Wind. Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Geruch von Regen lag nach wie vor in der Luft. "Ja?" "Weißt du eigentlich, wo du mich hinbringen musst?" Für einen Augenblick, lockerte sich sein Griff um den Lenker und wir wurden kurzfristig langsamer. Dann fing er sich wieder und fragte grinsend über die Schulter hinweg: "Wohin soll ich die Dame fahren?" Ich musste lächeln, es ging ihm also wieder besser. Ich nannte ihm die Straße in der ich wohnte, worauf ein 'ok' seinerseits und die Umsetzung folgten. Da die Straßen leer waren, erreichten wir das Ziel innerhalb weniger Minuten. Sehr zu meinem Ärger, da ich gerne noch länger an ihn geschmiegt durch die Gegend gefahren wäre. Ich stieg widerwillig vom Bike runter und nahm den Helm ab und mein Begleiter tat es mir gleich. Diesmal griff ich nach seiner Hand und er brachte mich bis zur Haustür. Dort verharrten wir einige Minuten stillschweigend einander anblickend. "Sag mal", unterbrach ich unser Schweigen, "dieser Cloude. Wer war das?" Zögernd antwortete er: "Ein Bekannter." Aus dieser Aussage schloss ich, dass er nicht darüber reden wollte. Vielleicht ein anderes Mal. "Möchtest du noch mit hochkommen?", fragte ich. Kopfschüttelnd sagte er: "Deine Eltern wären sicher schockiert." "Da hast du wahrscheinlich Recht." "Ich mag dich wirklich sehr." Er beugte sich zu mir runter, küsste mich auf die Stirn und sah mir tief in die Augen. Da er seinen Helm beim Motorrad hatte liegen lassen, konnte er mir durch die Haare streichen und anschließend über meine Wange. "Ich mag dich auch sehr", erwiderte ich. "Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Du weißt ja, wo du mich finden kannst." "Und du weißt jetzt, wo ich wohne", ergänzte ich. Wir umarmten uns und ging er. "Der Helm?", fragte ich. "Behalt ihn", sagte er. Dann stieg er auf sein Motorrad und ließ mich stehen. Zumindest hatte ich den Helm. Als ich oben war, begrüßte mich meine Mom mit den Worten: "Liebchen, es ist schon fast ein Uhr. Ich hatte mir Sorgen gemacht." "Alles in Ordnung" entgegnete ich. Sie kam aus der Küche und musterte mich. "Hast du Drogen genommen?", fragte sie besorgt. "Was?! Nein. Wie kommst du darauf?" "Du hörtest dich gerade so abwesend und high an. Was ist das für ein Helm?" Das war eine der Sachen, die ich an meiner Mutter liebte und eine Eigenschaft, die viele auf der Stelle verflucht hätten. Sie musste mich immer ausfragen, aber das zeigte mir nur, dass es sie sehr wohl interessierte was ich machte. Zwar gab sie mir viele Freiheiten, allerdings mischte sie sich so gut wie gar nicht in mein Leben ein. "Der gehört Cooper. Er hat mich nach Hause gefahren." Ich spürte wie ich rot wurde. Es fühlte sich so eigenartig an es auszusprechen. "Cooper?", stichelte sie. "Ja. Ich habe ihn heute kennen gelernt." "Und dann lässt du dich einfach von ihm nach Hause fahren? Ich meine, ihr kennt euch doch noch nicht so lange. Was wäre, wenn er dich sonst wohin gefahren hätte?" "Er ist wirklich sehr nett. Vielleicht stell ich ihn dir demnächst mal vor." "Wo habt ihr euch kennen gelernt?" Ich wusste, dass es sie nicht stören würde, wenn ich jetzt 'Bar' sagen würde. Ich hätte es nur gerne mehr eingepackt. Ich fühlte mich gerade wie ertappt. "In einer Bar." "In Uptown?" Ich hatte mich geirrt. Bei dem Wort 'Uptown' fühlte ich mich viel ertappter. "Ja." Sie setzte diesen 'du-weißt-doch-dass-ich-nicht-möchte-dass-du-dich-in-so-einer-abgegroschenen-Gegend-zu-dieser-Zeit-auhälst-Blick' auf, sagte aber nichts. "Nett von ihm, dass er dich gebracht hat. Scheint ein ordentlicher Kerl zu sein." "Ja, das ist er." "Wenn du das sagst, vertraue ich dir." Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die große Couch. "Erzähl mir doch etwas über ihn", sagte sie und fügte hinzu: "Warte einen Moment. Ich mache uns einen Tee." Sie war eine klasse Mom. Es war ein Uhr morgens. Sie hatte auf mich gewartet, machte uns gerade einen Tee und wollte noch zu dieser Uhrzeit etwas über meine neue Bekanntschaft erfahren. Ich liebte sie einfach, aber wie konnte man seine Mutter auch nicht lieben? Als sie wiederkam, reichte sie mir eine Tasse, setzte sich neben mich und fragte: "Wie alt ist er?" "Naja, das habe ich ihn noch nicht gefragt. Aber so viel älter, als ich wird er nicht sein. So ungefähr zwanzig." Es war so toll, dass ich immer so ehrlich zu ihr sein konnte. "Wann wollt ihr euch, denn das nächste Mal treffen, wisst ihr das schon?" "Nein, aber er meinte, dass die Bar sein zweites Zuhause ist und er so gut wie immer dort ist. Sie heißt übrigens 'Red Bat'. Kennst du sie zufällig?" "Nein, noch niemals davon gehört. Wie habt ihr beiden euch denn kennen gelernt?" "Das ist eine witzige Geschichte. Eine Frau hatte mir im Bus von der Bar erzählt und dann habe ich erstmal gesucht und später auch gefunden. Und dann stand ich da. Ein Türsteher wollte mich nicht reinlassen, er hat es noch nicht einmal begründet. Auf jeden Fall kam Cooper, dann raus und meinte, dass ich ruhig reinkommen kann und haben wir geredet. Er ist wirklich sehr charmant und charismatisch und klasse." "Wie sieht er aus?" "Heute trug er einen schwarzen Smoking mit roter Krawatte. Das stand ihm so gut. Er sah so heiß aus. Dann noch seine tollen Augen! Blau, aber so anziehend und tief und klar. Sie haben fast geleuchtet. Und seine Haare. Ich liebe sie. Du weißt doch, dass ich Jungen mit längeren, dunklen Haaren mag. Genau solche hat er." "Dein Traummann also?" "Definitf!" Sie lachte. "Du kannst mir ja morgen noch mehr erzählen, aber jetzt sollten wir uns schlafen legen, es ist schon spät." "Klar", stimmte ich zu. Ich machte mich fertig, zog einen Pyjama an und warf mich auf mein Bett. Irgendetwas war heute anders. Ich wälzte mich auf dem Bett umher, aber irgendetwas fehlte um es perfekt zu haben. Cooper fehlte. Vielleicht war ich bekloppt, weil ich ihn jetzt schon vermisste, schließlich kannten wir uns erst seit einigen Stunden. Dabei kam es mir so vor, als würden wir uns ein Leben lang kennen und dann wurde mir bewusst, dass ich nichts über ihn wusste. Dennoch vermisste ich seine Stimme, seinen Geruch, seine Wärme und allen voran, das Gefühl, das er mir gab. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 - Freunde [u/] Am nächsten Tag hatte sich das Gefühl Coopers Abwesentheit ein wenig gelegt, aber er fehlte mir immer noch. Ich überlegte, ob ich wieder zum Red Bat fahren sollte. Aber was, wenn dieser seltsame Typ auch wieder da war? Wenn Cooper da wäre, dann wäre das kein Problem. Nur, woher wusste ich, dass er da war? Er behauptete zwar, dass er sogut wie immer in dem Club wäre, aber was, wenn er es heute nicht war? Oder noch viel schlimmer: Ich bin unterwegs zur Bar und er klingelt an unserer Haustür. Am besten wäre ich wartete bis er kam und wenn er dies nicht tat, konnte ich immer noch zum Red Bat fahren. Andererseits konnte ich nicht warten. Ich sah mich dessen einfach nicht fähig. Er fehlte mir und ich wollte ihn bei mir haben, zumindest ein kleines Stück von ihm. Moment! Ich besaß doch noch seinen Helm. Gut, dass Mom nicht da war, um sich über mich lustig machen zu können, als ich ihn aufsetzte und mir versuchte vorzustellen wie Cooper genau vor mir saß und mit mir durch neonbeleuchtete Straßen fuhr. Minuten später kam in mir der Gedanke auf, dass ich klammerte. Oder war 'klammern' nur der falsche Begriff dafür? Schließlich hing ich mehr als nur stark an unseren wenigen gemeinsamen Erinnerungen und vorallem auch an dem Jungen. Klammerte ich nun oder nicht? Nachdem weitere Zeit vergangen war, kam ich zum dem Beschluss, dass ich mir diese Frage nicht selber beantworten konnte. Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis mich jemandem mitzuteilen, einer Freundin. Ich legte Coopers Helm behutsam beseite und suchte das Telefon. Als ich es endlich gefunden hatte, wählte ich Biancas Nummer. Das Freizeichen ertönte. Einmal, zweimal, dreimal. Nach dem sechsten 'tut' legte ich auf. Warum ging sie nicht an ihr Handy? War sie auf Achse? Und wenn ja, warum hatte sie ihr MOBILES Telefon nicht dabei? Oder hatte sie mal wieder auf lautlos gestellt? Normalerweise hätte ich gesagt: kein Problem, dann rufe ich eben Janine oder Jule an. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich keiner der beiden vorerst von meiner Begegnung erzählen. Dabei war gerade Janine meine allerbeste Freundin. Wobei, war trifft es vielleicht am besten derzeit. Ich hatte in den letzten Wochen immer öfter festgestellt, dass wir uns mehr und mehr von einanander distanzierten. Früher war sie immer für mich dagewesen, heute hörte sie mir nur noch mit halben Ohr zu und gab mir lausige, halbherzige Ratschläge. Womöglich beschäftigte sie selber irgendetwas, etwas von dem sie mir noch nicht berichtet hatte. Vielleicht würde sie es mir auch gar nicht erzählen. Aber vielleicht gab es nichts zu erzählen. Letzendlich kannten wir uns schon seit elf Jahren. Wen würde es nicht wundern, dass nach so vielen Jahren nicht die Luft raus wäre. Allerdings könnte es auch nur eine Phase sein. Wir sollten umbedingt demnächst etwas spannendes zu zweit unternehmen. Im Verlauf des Tages versuchte ich noch öfter Bianca zu erreichen, aber vergeblich. Irgendwann beschloss ich zu warten bis sie mich zurückrief, da ihr ihre verpassten Anrufe angezeigten wurden. Es konnte sich doch nur noch um MInuten handeln, dachte ich. Aber wie sooft lag ich falsch. Wahrscheinlich würde ich erst Montag in der Schule etwas von ihr hören. Immer wenn man jemanden zum reden brauchte, war niemand zu finden. Ok, ich hatte es nur bei ihr versucht, aber trotzdem. Es war mittlerweile nach drei und da mir nichts besseres einfiel, entschied ich mich dazu eine Liste zu erstellen: Pro Contra x Cooper wiedersehehen x erneute Begegnung mit Cloude x glücklich mit ihm sein x andere Pennern treffen x seine Nummer erhaschen x Cooper ist nicht da x ihn heiraten x furchtbares über ihn erfahren x x jemand sieht mich, wie ich Downtown fahre x Coop verpassen x von ihm abserviert werden x vergessen, wo das Red Bat war Nach fünf Minuten war ich fertig und ärgerte mich darüber, dass mir nichts mehr einfiel. Aber am meisten störte mich die Tatsache, dass ich mehr Gründe gefunden hatte nicht ins Red Bat zu fahren, als es doch zu tun, obwohl ich die Pro-Stichpunkte als viel schwerwiegender empfand. Also war es am Ende ungefähr Gleichstand. Dennoch half es mir nicht sonderlich weiter. Ich schätzte, dass ich abends wieder im Bus saß und nach Downtown fuhr. Wie hoch war schließlich die Wahrscheinlichkeit, dass ich diesem Cloude-Idioten heute wiedersehen würde? Und selbst wenn, wie hoch wären die Chancen, dass er da wäre, Coop aber nicht? Wobei, ich musste nicht einmal ins Red Bat reingehen. Ich konnte einfach Ricky fragen, da er als Türsteher sah, wer in den Club gegangen war und wer nicht. Außerdem könnte ich meine Zeit entweder zu Hause vergeuden oder zumindest versuchen Zeit mit meinem Schatz zu verbringen. Einen Versuch war er doch wohl wert. Das Telefon klingelte, ein Umstand, der mich so sehr verwirrte, dass ich im ersten Moment nicht wusste,was ich tun sollte, da ich völlig aus meinen Gedanken gerissen wurde. Glücklicherweise hatte ich mich schon wenige Sekunden später gefangen und ging ran. "Hallo?", fragte ich in den Hörer hinein. "Hi Hasel. Du hattest angerufen. Was ist los?" Es war Bianca. Endlich. "Ja, hatte ich. Ich wollte ein bisschen reden oder störe ich gerade?" "Nein, nein", versicherte sie mich. "Warum bist du vorhin nicht an dein Handy gegangen?" "Ich musste mit meiner Mutter zum Einkaufe fahren und habe es total vergessen mitzunehmen." "Achso. Na dann." "So, dann erzähl mal, was passiert ist." Das Mädel kannt mich nur zu gut. "Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll." "Dann fang ganz von vorne an." Selbst wenn sie es nicht wollte, hörte man ihr die Neugier förmlich an. "Ok. Ich bin gestern Bus gefahren. Ich bin einfach in irgendeinen Bus gestiegen und weg. Rate mal wohin der gefahren ist." "Downtown?" "Bingo!" "Du bist Downtown gefahren? War es denn zumindest noch hell?" "Nein." "Mädchen, du machst Sachen! Wie geht es weiter?" "Also, ich sitze dort. Irgendwann steigt so eine Frau ein, setzt sich neben mich und fängt ein Gespräch mit mir an. Als ich sie fragte wohin sie fuhr, nachdem sie mich gefragt hatte, meinte sie ins 'Red Bat'. Sie hat mir allerdings abgeraten dorthin zu gehen." "Lass mich raten. Du bist trotzdem hin", unterbrach meine Freundin mich. "Ja. Bist du mir etwa hinterher gestalkt?" "Selbstverständlich. Schließlich muss man dauernd auf dich aufpassen." "Das stimmt doch gar nicht! Ok, vielleicht doch." "Was ist als nächstes passiert? Wie war das 'Red Bat' so?" "Als erstes musste ich es suchen und als ich es dann gefunden hatte, wollte mich der Türsteher nicht reinlassen." "Und dann?" "Dann öffnete sich die Tür und so ein verdammt geil aussehender Typ kam raus und meinte ich kann reinkommen." "Uhh. Dein neuer Lover?" "So zu sagen. Wir haben halt nur miteinander geredet und später hat er mich sogar mit seinem Motorrad nach Hause gefahren." "Im Ernst? Wie geil ist das denn? Aber du hast wirklich von einem wildfremden Kerl nach Hause fahren lassen? Und das auch noch mit seinem Motorrad? Bitte sag mir, dass er nichts getrunken hatte." "Als ich da war nicht, aber ich glaube bevor ich dazugekommen war schon. Aber nicht viel. Auf jeden Fall war er noch ganz normal." "Woher willst du wissen, dass das sein normal war?" "Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Wer würde das schon machen, wenn der Typ so affenscharf aussieht und dazu auch noch total charmant ist?", warf ich ein. "Ok, du hast Recht. Worüber habt ihr denn so geredet?" Im Nachhinein musste ich, feststellen, dass wir fast gar nicht gesprochen hatten. "Nicht viel und auch über nichts Besonderes." "Wie lange warst du denn in dem Lokal, wenn ihr nur 'so wenig' miteinander gesprochen habt?" "Ich glaube, es war nur eine Stunde oder so. Ich hatte den Laden erst gegen elf oder so gefunden und sollte schon um zwölf wieder zu Hause sein." "Achso. Ich verstehe. Wollt ihr euch wieder treffen?" "Ich glaube, ich fahre heute wieder ins Red Bat. Ich weiß aber noch nicht." "Hast du denn nicht seine Nummer?" "Nein, das ist es ja. Sonst würde ich wahrscheinlich sofort in den nächsten Bus steigen. Ich will ihn eben nicht verpassen, falls er hierher kommen würde." "Einleuchtend. Weißt du denn sicher, dass er heute dort sein wird?" "Hundertprozentig nicht, aber er meinte zu mir, dass das Red Bat so was wie sein zweites zu Hause wäre und er fast jeden Tag dort ist." "Wie sehr magst du ihn denn?" "Furchtbar gerne, obwohl wir uns nicht einmal so lange kennen." "Ich find das süß und auf dem Motorrad seid ihr doch bestimmt eng umschlungen gefahren." "Ohja und zwar nicht nur auf dem Motorrad. Auch schon in der Bar." "Freut mich wirklich für dich. Jetzt mal zu etwas anderem. Wie sieht er überhaupt aus?" Ich sagt doch, dass sie neugierig war. "Groß, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als ich, dunkle, längere Haare mit schrägen Pony und die unwiderstehlichsten Augen, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe." "Welche Farbe?" "Blau." "Hört sich toll an." "Das Beste kommt noch. Gestern hatte er einen Anzug an. Er sah so heiß darin aus, das glaubst du nicht." "Also ich an deiner Stelle würde auf jeden Fall fahren. Da steckt doch bestimmt mehr als nur das Verpassen dahinter, dass du noch unentschlossen bist, habe ich Recht?" "Ja. In der Bar war noch ein Mann. Keine Ahnung so mitte zwanzig und der hat sich voll an mich rangemacht. Er ist förmlich über mich hergefallen." "Oh mein Gott! Warum hat dein Freund, dessen Namen ich immer noch nicht weiß, nichts dagegen gemacht? Und wie ist es überhaupt dazu gekommen?" "Cooper wollte einen Helm für mich holen, damit wir losfahren konnten. Kaum war er weg, kam dieser Penner auf mich. Er hat mir sogar etwas zum Trinken angeboten. Wenn das nicht verdächtig ist! Dann hat er angefangen zu erzählen, dass er Cooper kennt, aber nicht woher und so was. Und dann ist er über mich hergefallen. Ich konnte mich nicht einmal wehren und eingegriffen hatte auch niemand - außer Cooper als er endlich wieder da war." "Du hast dir das also gefallen lassen?" "Ich konnte doch nichts dagegen machen. Ich habe es natürlich versucht, aber es ist mir nicht gelungen." "Und was hat Cooper gemacht?" "Er hat ihn zuerst von mir runtergeschubst und hat diesen Typen raus gejagt." "Hat er ihn vermöbelt?" "Nein, aber er war wirklich wütend." "'n toller Freund." "Die beiden kannten sich ja. Als ich darauf angesprochen hatte, wer der Kerl überhaupt war, meinte er nur 'ein Bekannter'. Er wird sicherlich einen Grund gehabt haben warum er ihm nichts getan hat. Er musste sich auf jeden Fall stark zurückhalten. Er hat vor Wut sogar gezittert." "Von mir aus, hätte er ruhig zuschlagen können. Selbst unter Freunden macht das, wenn es sein muss." "Ich glaube nicht, dass die beiden Freunde sind. Welcher Freund würden seinem Kumpel die neue Freundin ausspannen?" "Das stimmt. Vielleicht wollte er ihm einfach nur etwas auswischen," vermutete sie. "Glaubst du?" "Ich weiß nicht. Woher denn auch?" "Schon gut, aber eigenartig war die Sache schon." "Ja. Aber wahrscheinlich ist der Typ heute nicht wieder dort. Nicht nachdem er so rausgeworfen wurde. Zumindest würde ich das nicht tun. Das wäre viel zu blamabel, wenn du mich fragst." "Ich frage mich, was ich anziehen soll." Ich hörte Bianca lachen. "Du fährst also heute hin?" "So sieht's aus." "Rufst du mich morgen an und erzählst mir, wie es war?" "Na klar." "Ich würde das schwarze Oberteil mit den Paietten anziehen." "Gute Idee", stimmte ich zu. Es war eigentlich perfekt. Nicht zu dünn und nicht dick. Kein zu weiter Ausschnitt und passte gut, da es nicht zu auffällig, aber auch nicht langweilig war. Ich mochte es. "Ich muss jetzt auflegen, Süße. Ich soll noch mein Zimmer aufräumen." "Ok. Ich rufe ich dich an. Bis dann. Tschüss." "Tschüss und viel Spaß mit deinem Lover." Ich schleuderte das Telefon aufs Bett und eilte zum Kleiderschrank um das Shirt zu suchen. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 - Das ultimative Outfit Bis vier Uhr hatte ich ein komplettes Outfit inklusive Schmuck zusammengestellt und wusste ebenfalls schon was ich mit meinen Haaren machen und welche Make-up ich auftragen wollte. Meiner Einschätzung würde das Red Bat erst gegen acht öffnen und zu früh musste ich auch nicht gleich erscheinen. Also würde ich einen Bus um circa halb neun nehmen und wäre ungefähr um viertel nach neun oder auch erst halb zehn in Downtown an der Haltestelle. Dann müsste ich mich dort noch orientieren und den Club wieder finden. Also würde ich gegen zehn endlich da sein. Und da ich erst den Bus um halb neun nahm, musste ich mich noch nicht umziehen. Andernfalls würde es mir sicherlich gelingen meine Klamotten mit irgendetwas zu bekleckern und vollschwitzen würde ich sie garantiert auch noch und das musste wirklich nicht sein. Außerdem hatte ich noch genügend Zeit. Mom hatte mich daraufhin gewiesen, dass ich mir heute eine Kleinigkeit zum Essen machen sollte, da ich allerdings keinen Hunger hatte, nahm ich mir nur ein Bonbon. Ob man im Red Bat essen konnte? Ich konnte es ja abends herausfinden. Etwas später ging ich duschen und stellte mir den Ablauf des heutigen Abends vor. Vielleicht würden wir uns küssen. So richtig auf den Mund. Vielleicht sogar mit Zunge. Aber das hätte er auch gestern tun können, stattdessen hat er mich auf die Stirn geküsst, was eigentlich viel süßer war. Ein Kuss auf die Stirn bedeutete soviel wie 'ich werde dich vermissen', wenn ich mich nicht irrte. Das machte diesen Kuss sogar noch süßer. Aber wie wäre es ihn auf den Mund zu küssen? Ob er gut küssen konnte? Das würde ich bestimmt schon bald erfahren. Ich wäre nicht darüber enttäuscht, wenn es heute nicht passieren würde. Meinetwegen konnten wir uns ruhig Zeit lassen. Als ich aus dem Bad kam, ging ich in mein Zimmer, schaltete den Computer an und wählte einige Songs aus, die wiedergegeben werden sollten. Die Playlist war ein Mix aus meinen liebsten Lieblingsliedern, Stylingmusik, bestand aber vor allem aus den Songs meiner aktuellen Lieblingsband 'Pint Shot Riot'. Ich hatte sie zufällig beim Surfen im Web entdeckt und hatte sie sofort ins Herz geschlossen. Ich holte den Föhn aus einer Schublade und trocknete mir die Haare während ich zur Musik abgroovte. Zwar sang ich auch dazu, aber das Tanzen machte mir mehr Spaß. Ich mochte es total von Zeit zu Zeit etwas auszuflippen, dennoch bemühte ich mich darum derartige Ausflüchte nicht in der Öffentlichkeit an den Tag zu legen. Ansonsten bestand Grund zur Annahme, dass Freunde mich meiden würden eine Tatsache, die ich unbedingt verhindern wollte, da ich meine Freunde liebte. Um sechs war ich mit meinen Haaren fertig und da ich noch genügend Zeit hatte, beschloss ich erst noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Als ich mit allen - ich möchte es noch einmal betonen - ALLEN fertig war, hatten wir grade mal zwanzig nach sieben. Liebten mich meine Lehrer so sehr, dass sie mir nur einmal so wenige Aufgaben gegeben hatte? Naja, was soll's. Ich konnte mich freuen, dass ich später nichts mehr machen musste. Ich konnte mich also vollkommen auf meinen Abend mit Cooper konzentrieren. Nachdem ich mich umgezogen und geschminkt hatte, sah ich wie folgt aus: Meine Haare lagen in ihrer ganz natürlichen, leicht wellig-lockiger Form und schauten einfach hinreißend aus, wenn ich das mal so sagen darf. Das Make-up, das ich gewählt hatte, war ziemlich schlicht gehalten. Ich hatte nur Eyeliner und Tusche, sowie einen glänzenden, aber fast durchsichtigen Lipgloss aufgetragen. Dadurch, dass ich heute unglaublicher Weise keine Mitesser ausfindig machen konnte, war meine Gesicht wundervoll makellos. Es glänzt diesmal auch nicht, wie sonst. An meinem Gesicht gab es diesen Abend also nichts, worüber ich mir Gedanken machen musste. Allerdings blieb noch mein Outfit offen. Ich hatte schon oft Komplimente für meine Klamotten bekommen und zwar auch für die, die ich in diesem Moment trug, aber ich konnte mir nicht sicher, dass sie Cooper auch imponierten, schließlich war es etwas komplett anderes, wenn Freunde sich zu einem Styling äußerten, als ein super süßer Typ, den man erst gestern das erste Mal getroffen hatte. Deswegen machte ich zur Sicherheit noch einen Spiegel-Check. Zuerst das schwarze Pailetten-Shirt. Es saß perfekt, war bequem ohne schlampig zu wirken und war nicht zu körperbetont oder besonders auffällig. Zudem mochte ich das Pailetten-Muster, welches sich ähnlichen wie Efeu über das gesamte Oberteil rankte und oben links war bildeten die kleinen Metallplättchen sogar ein Herz. Das Oberteil bietete aber abgesehen von der tollen Optik und der Bequemlichkeit auch den Vorteil, das einem durch die halblangen Ärmel nicht zu schnell kalt oder warm wurde und diese sogar recht elegant wirkten. Zu dem Shirt trug ich meine schwarze Röhrenjeans und ein paar grauer Chucks, die meine Turnschuh-Kollektion letzter Woche erweitert hatten. Zuerst hatte ich überlegt, ob ich nicht lieber Ballerinas oder Pumps anziehen sollte. In der Tat hätte ich sogar mehrere passende Paare zur Auswahl gehabt, aber ich hatte mich ganz intuitiv für die Turnschuhe entschieden und in der Regel gab ich meinem ersten Gedanken nach und vertraute auf mein Gefühl. - Und das ohne Ausnahme immer zu Recht. Ich hatte nun mal so etwas wie einen sechsten Sinn, der mir immer zeigte, was gut für mich war und welchen Weg ich gehen sollte. Ich konnte mich auf mein Gefühl immer verlassen, warum sollte ich also gerade heute mit meinem Outfit falsch liegen? Ich ging in die Küche und genehmigte mir einen kleinen Drink und ein weiteres Bonbon. Während ich dieses tat, überlegte ich welche Tasche ich nehmen sollte und was ich in diese gehörte. Zurück in meinem Zimmer kramte ich nach der idealen Tasche und wurde innerhalb kürzester Zeit fündig, als ich eine mittelgroßes graues Umhängetäschen in den Händen hielt. Auf der Stelle stopfte ich Zeug, das meiner Meinung nach notwendig war, hinein. Am Ende hatte ich mein Handy, meinen Schlüssel, Taschentücher, Lippenpflege und einen kleinen ausklappbaren Spiegel eingepackt. Brauchte ich sonst noch was? Achja, mein Busticket fehlte noch und ich sollte noch ein wenig Geld einstecken. Hatte ich jetzt alles? Das wichtigste hatte ich auf jeden Fall. Nach einem Blick nach draußen, stellte ich fest, dass ich unter Umständen einen kleinen Kamm mitnehmen sollte und auch einen Regenschirm. Diesmal musste ich doch alles haben, oder? Ich prüfte, was ich hatte, ging jedes mögliche Szenario durch und beschloss, dass Pflaster in jede Tasche gehörten und legte sie den anderen Sachen bei. Da mir nichts anderes mehr einfiel und ich mittlerweile wirklich genügend eingepackt haben musste, schrieb ich meiner Mutter, die immer noch in der Arbeit war, einen kleinen Zettel in dem ich ihr mitteilte, wo ich warum war, wann ungefähr ich wieder zu Hause sein würde und dass ich, falls etwas sein sollte, mein Handy dabeihatte. Kurz nach acht hatte ich mein sicheres Zuhause verlassen und war auf dem Weg zur Bushaltestelle. Welchen Bus musste ich eigentlich nehmen? Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 - Das Wiedersehen Als ich auf den Busfahrplan schaute, fiel mir sofort wieder ein, welchen Bus ich das letzte Mal genommen hatte um nach Downtown zu kommen und in zehn Minuten würde dieser hier halten. Gut, dass ich einen Regenschirm eingepackt hatte, dachte ich, als das Himmelswasser plötzlich aus den Wolken fiel. Ich spannte ihn auf und wartete. Heute musste mein Glückstag sein. Der Bus kam ausnahmsweise mal pünktlich und war so gut wie leer. Ich setzte mich auf einen Platz in der Nähe des hinteren Ausgangs und hoffte, an der richten Haltestelle auszusteigen. Da Lucy gestern erst nach mir ausgestiegen, aber trotzdem als Erste im Red Bat gewesen war, konnte ich diesmal eine Station weiter fahren. Vielleicht würde ich den Club dadurch sogar leichter und schneller wieder finden. Schade, dass ich mir die Straße, in der es sich befand, nicht gemerkt hatte. Was soll's. Ich würde es bestimmt finden, schließlich hatte ich das auch schon das letzte Mal und damals wusste ich noch nicht einmal, wie das Lokal aussah und das es sich in einer Gasse befand. Außerdem hatte ich diesmal sogar einen wesentlich größeren Ansporn es zu finden, den Grund weswegen ich das Red Bat überhaupt ein zweites Mal aufsuchte. Als ich um siebzehn nach neun ausstieg war ich verblüfft, wie gut ich meine Ankunftszeit in Downtown eingeschätzt hatte. Ich blickte mich um. Das war die Haltestelle, an der ich beim letzten Mal vorbeigelaufen war und die mich davon überzeugt hatte, dass das die richtige Richtung war. Von hier aus war es nicht mehr weit, zumindest soweit ich mich erinnerte. Tatsächlich erreichte ich mein Ziel ohne größere Schwierigkeiten innerhalb einer Viertelstunde. Vor der roten Tür stand derselbe Mann wie gestern. Was sollte ich zu ihm sagen? Ich hörte von innen lautes Gelächter. War es gestern auch schon so lustig gewesen? Ich konnte mich jedenfalls nicht entsinnen jemanden letztens dort gelacht gehört zu haben. Ob Cooper dabei war? Ich hatte ihn noch nie Lachen gehört. Gut, ich kannte ihn erst seit einem Tag, das würde diese Tatsache möglicherweise erklären. "Hallo", sagte ich verlegen. Ich hatte fast vergessen, was für ein Riese Ricky doch war. Er blickte durch seine Sonnenbrille auf mich herab. "Guten Abend", erwiderte er und machte einen Schritt zur Seite um mir den Weg zu Tür freizumachen. "Ist Cooper heute da?", fragte ich zögerlich. "Ja", sagte der Koloss und ich lächelte antwortend. Er öffnete die Tür für mich und ließ mich passieren. Drinnen blickte ich mich. Das Lachen, das ich vorhin gehört hatte musste aus einer der Nischen stammen, da sonst niemand zu erspähen war und ich die Leute aus diesen heraus reden hören konnte. Es war heute entweder voller als gestern oder die Gäste waren heute einfach etwas gesprächiger und lauter. Wahrscheinlich hatten sie auch schon den einen oder andern Drink intus. Ich überlegte, ob ich mich auf dem Sofa, auf dem Coop und ich gesessen hatten, niederlassen sollte, dann fiel mir ein, dass ich mich etwas wohler fühlen würde, wenn ich mir erst ein Getränk an der Bar bestellen würde. Also ging ich auf diese zu, setzte mich auf einen der Hocker und wartete auf den Barkeeper. Nach wenigen Minuten erschien dieser aus einem der Hinterzimmer. "Guten Abend", sagte er. "Abend", grüßte ich zurück. "Du warst schon gestern hier, nicht war?" "Ja, war ich", antwortete ich wahrheitsgetreu. Ich hatte ihn gestern gar nicht gesehen, offenbar aber er mich. "Was darf ich der Lady denn bringen?" Nach kurzer Überlegung sagte ich: "Einen Cosmopolitan." "Alles klar", entgegnete mir der Barmann und machte sich an die Arbeit. Ich fragte mich, ob Cooper mich gehört hatte. Wenn ja, warum kam er nicht zu mir? Allerdings war ich der Ansicht, dass er mich nicht hätte wahrnehmen können, da es ziemlich laut war und deswegen war er noch nicht gekommen. Wann er wohl aus einer der Nischen der treten würde? Es war nur eine Frage der Zeit, schließlich müsste er bald Durst bekommen und dann müsste er raus und an die Bar kommen, wo er mich erblicken würde. Und er würde mich sehen, da niemand anderes außer mir hier hockte. Vielleicht würde er auch einfach nur Neugierig werden, wer sich dort an der Bar mit dem Barkeeper unterhielt und einen kleinen Blick hierher werfen und dann würde er mich erkennen und sich zu mir setzten oder er würde mich bitten ihm in eine der Nischen zu folgen oder sich mit ihm auf eines der Sofas zu setzten. "Bitteschön", sagte der Barkeeper, als er den Drink vor mir abstellte uns fügte hinzu: " Du warst doch gestern mit Cooper hier?" Ich nippte an meinem Cocktail und bejahte seine Frage anschließend. "Er ist ein furchtbar netter Kerl und gibt schon mal einen aus, wenn er in Feierlaune ist." "Ist er denn heute in Feierlaune?", fragte ich. "Er scheint heute nicht sonderlich gut drauf zu sein. Er dürfte mittlerweile vollkommen zugelaufen sein, so wie ich ihn kenne. Wahrscheinlich amüsiert er sich im Moment auch mit irgendwelchen Girls", lachte der Mann. Dagegen war mir im Moment nicht zu lachen. Cooper amüsierte sich also mit irgendwelchen Mädchen? Vielleicht war ich auch nur so eins. Deswegen kam auch nicht an die Bar um mich zu sehen. Er hatte sich nur mit mir amüsiert und hatte deswegen auch keine Verpflichtungen gegenüber mir. Aber warum hatte er sich dann nicht richtig an mich rangemacht? Wer sich mit einer Person amüsiert, der macht auch mit dieser rum und zwar richtig. Aber er hatte mich sogar nach Hause gefahren und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben. Auf die Stirn! "Bist du wegen ihm hergekommen?", fragte mich der Keeper. Ich war mir nicht sicher, ob ich seine fragte bejahen sollte. Ich kam mir so blöd und albern vor. Jemand wie Cooper konnte jede haben. Warum also ausgerechnet mich? Wie konnte ich nur blind gewesen sein? Er spielte nur mit mir. Warum wurde mir das erst jetzt klar? Warte doch erstmal ab, sprach die Stimme der Vernunft in mir. Sie hatte Recht. Ich sollte warten bis ich ihn und er mich gesehen hatte um sicher zu sein, dass es so war. Womöglich hatte er mich nur noch nicht bemerkt und das war alles. Ich musste mich nur gedulden und durfte nicht an meinem Urteilsvermögen zweifeln. Das konnte ich mir echt nicht leisten. Jemand setzte sich neben mir auf einen Hocker und streifte mich dabei. Mein Herz machte einen Aussetzer. War es Cooper? Ich traute mich kaum hinzusehen. "Guten Abend, Hasel." Ich musste mich umdrehen, aber dort saß leider nicht derjenige, den ich erhoffte hatte zu erblicken. Nein und es war noch viel schlimmer. Es war Cloude. Ohne es wirklich wahrzunehmen, leerte ich mein Glas und stellte es wieder ab. "Schön dich wieder zu sehen", sagte er. "Schade, dass ich dasselbe nicht auch von dir behaupten kann", erwiderte ich. Der war gut. Noch so ein paar und ich wäre ihn sicher schon bald los. "Unsere Begegnung gestern, war nicht so verlaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Das tut mir Leid." Meinetwegen konnte er soviel rumschleimen, wie er wollte. Ich konnte ihn nicht leiden und daran würde sich so schnell nichts ändern. "Aber weißt du, du warst gestern so unwiderstehlich und bist es heute sogar noch viel mehr." Pause. Offensichtlich erwartete er, dass ich ihm antwortete und somit ein Gespräch mit ihm anfing, aber darauf konnte er noch lange warten. "Ich konnte nicht anders als mich dir zu nähern und als ich dann neben mir saß konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten." Erneute Pause. Wie lange es wohl noch dauern würde bis er endlich begriff, dass ich nicht leiden konnte? "Du ignorierst mich also? Süß." Was war daran süß, dass ich ihn ignorierte? Im Ernst was konnte man daran süß finden? "Einen Citrus Blush, bitte", wandte ich mich an den Barkeeper. "Du bist gut", gestand Cloude, " und für mich einen Long Island Iced Tea." Mein Drink war zuerst fertig und ich nahm mit einem "Danke" entgegen. Es dauerte nicht lange bis das Arsch neben mir seinen Cocktail, zu diesem Zeit Punkt war mein Glas schon fast wieder leer. "Die Drinks hier sind die besten der Stadt", sagte er. Um ehrlich zu sein war ich seiner Meinung, aber das würde ich ihm niemals gestehen. "Ich frage mich, was ich tun muss, damit du wieder mit mir sprichst." 'Verschwinden', dachte ich, aber selbst dann würde ich nicht mit ihm sprechen. "Der Schal passt gut zu dem bezauberndem Oberteil, das du trägst." Hilfe! Cooper, wo warst du nur? "Ich hasse Schals", ergänzte sich der Penner neben mir. 'Und ich dich', fügte ich in Gedanken hinzu. "Komm schon sprich mit mir." "Niemals!" Ups. Das hatte ich laut gesagt. Verdammt. Warum nervte mich der Typ auch so schrecklich. Wer hätte sich da zurückhalten können? Jetzt lächelte er so ätzend, wahrscheinlich auch nur deswegen, weil er dachte, dass er gewonnen hatte. Aber ich hatte es ja gesagt, niemals. Mein Citrus Blush war alle, also bestellte ich den nächsten Cocktail. "Kann ich einen White Russian haben?" "Selbstverständlich", sagte der Mann hinter dem Tresen. "Oh ein White Russian. Übernimmt sich da nicht jemand?", spötteltete der jemand, den ich krampfhaft versuchte zu ignorieren. Er machte es mir sehr schwer. Ricky hatte doch gesagt, dass Cooper hier war. Warum eilte er mir nicht endlich zu Hilfe? Ich wartete schließlich nur auf ihn, wenn es nicht so wäre, wäre ich schon längst gegangen. "Einen Gin Sling für mich, Roodney", sagte er als ich meinen White Russian bekommen hatte. Ich nahm einen Schluck und genoss sein Schweigen während er auf seinen Drink wartete. Kaum hatte er diesen erhalten, hielt er ihn mir entgegen und meinte: " Hat der nicht eine schöne Farbe? Ist der nicht genau das richtige für ein Mädchen wie dich?" Wollte er mich absichtlich provozieren? Es war mir egal, dass er mich mit solchen Barbie-Tussen in eine Schublade steckte, da er von mir ruhig denken durfte, was er wollte, denn er war mir völlig egal. Wobei, vielleicht wollte er mich wirklich wütend machen. Vielleicht wollte er mich auf diese Weise dazu bringen mit ihm zu reden. Wenn er es weiter auf diese Weise versuchen würde, würde ich ihn am Ende zwar nur anschreien, aber er hätte sein Ziel damit erreicht. So ein Arsch. "Sie heißen also Roodney?", versuchte ich ein Gespräch mit dem Barkeeper anzufangen. "Ja, in der Tat. Ich wurde nach meinem Großvater benannt. Er war auch Barkeeper gewesen." "Wirklich sehr interessant. Dann haben Sie das Barkeepern sicher vom ihm gelernt", sagte ich. "Ja, das stimmt. Er war brillant und der beste Lehrer, den man sich wünschen konnte." "Das Barkeepern liegt ihnen also wirklich im Blut. War Ihr Vater auch Barkeeper?", fragte ich um die Unterhaltung am laufen zu halten. "Nein, er fand, dass es keine ehrenwerte Anstellung wäre. Deswegen wurde Makler", erklärte der Barmann. "Autos oder Häuser?" "Häuser, aber nicht nur Häuser! Er kam an die unglaublichsten Immobilien, die man sich nur vorstellen kann. Leuchttürme, Schlösser und sogar unterirdische Immobilen!" "Unterirdische Häuser? So was gibt es?" Ich war sichtlich erstaunt. Keller kannte ich viele, aber ganze Häuser unter der Erde? "Ja. Es gibt ganze Prachtvillen unter der Erde", berichtete er mittlerweile leicht euphorisch. "Wo denn zum Beispiel?" "Direkt hier unter der Stadt zum Beispiel. Es gibt ganze Undergroundviertel." "Wie kommt man da hin?" Ich sollte dort mal vorbeischauen. Es hörte sich zu unwirklich an um real zu sein. Vielleicht war ich die einzige, die von derartigen Unterkünften erst jetzt erfuhr, aber ich musste sie dennoch mit eigenen Augen sehen. "Ich wohne zum Beispiel in so einem Haus. Naja, besser gesagt Villa", mischte sich Cloude in das Gespräch ein und fügte hinzu: "Du kannst mich ja mal besuchen kommen." Ich schnaubte verächtlich. Wetten er wohnte nicht in so einem Haus? Und schon gar nicht in einer Villa. Der Typ ging mir mittlerweile so dermaßen auf die Nerven. Wo blieb Cooper nur? Jemand lief an uns vorbei. Es war eine Frau, ich erkannte sie an ihrem Parfüm wieder. Sie setzte sich neben Cloude und die beiden umarmten sich herzlich. "Sag nicht, du auch", lachte sie und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mich damit meinte. So ein verlogenes Biest. Als ich ihr damals im Bus begegnet war, war sie richtig nett gewesen. Wahrscheinlich aber auch nur deswegen, weil sie annahm, dass sie mich nie wieder sehen würde. "Meine Liebe, du kennst mich doch", sagte Schmalzlocke. Er hatte zwar keine Locken, dafür hatte er seine Haare so stark gegellt, dass sie eklig glänzten. "Soll ich?", fragte sie. Was hatte die Schlange nur vor? Sie wollte doch nicht hier vor meinen Augen mit einem Lapdance anfangen, oder etwa doch? Und ich dachte, dass sie Stil hatte. "Von mir aus gerne", erwiderte das Ekel. Ich wünschte ich wäre wirklich woanders und neben mir säße Cooper, mein Held. Aber nein, das Schicksal wollte mir das offenbar nicht gönnen. Lucy entfernte sich und nahm Kurs auf eine der Nischen. Hatte ich bereits zuviel getrunken oder blitzte dort in ihrer Hand tatsächlich eine Dolchspitze auf? Bringt sie wirklich jemanden um? Und der Typ neben mir gehörte dazu. Ein Komplott. Oh mein Gott! Was wenn Cooper in dieser Nische saß? Nein, mein Cooper! Sie würde ihn umbringen! Und niemand hätte auch nur das Geringste mitbekommen. Niemand - außer mir. Ich musste etwas unternehmen. Ich wollte gerade aufstehen, als Cloude mich am Arm packte und mich auf den Hocker zurückzerrte. "Du willst mich doch nicht etwa schon verlassen?", fragte er. Oh nein! Wo war ich hier nur rein geraten? Es war wie in einem schlechten Mafia Film und ich hatte zu viel gesehen, deswegen darf ich jetzt auch mit den Fischen schwimmen. Man würde mich umbringen. Warum bin nur noch mal hergekommen? Ich war wirklich eine dumme Nuss. "Lass mich los!", rief ich und versucht uneingeschüchtert zu klingen. "Aber, aber. Ich dachte du redest nicht mehr mit mir, Kleines." "Verdammt, lass mich los!" Ich versuchte erneut aufzustehen und abzuhauen, aber ich konnte mich seinem Griff nicht entziehen. "Jetzt krieg dich mal wieder ein. Ich weiß ja nicht, was du gerade denkst, aber es ist sicher nicht so, wie es scheint." Was könnte hier denn anderes im Gange sein als ein Mord? Ich sollte mich wirklich einkriegen. Vielleicht drohte Lucy Cooper grade nur. "Was läuft hier dann?", wollte ich wissen. "Wie es scheint hat Cooper dir nicht das Geringste erzählt, du Ärmste. Zwei Havanna, Roodney." Er wollte mich dazu bringen an Coop zu zweifeln, damit ich ihm in die Arme laufe. Darauf konnte er aber noch lange warten. Der Keeper brachte die Havanna und ich nahm mir einen. Mir war egal, ob er für mich war oder nicht. Wenn es mit Cloude zu tun hatte war es mir sowieso so was von egal. "Bitteschön. Aber weißt du, ich kann dir das ganze nicht einfach so erzählen. Der liebe Cooper würde mich sonst umbringen." Sollte er meinetwegen gerne machen. "Was willst du?", fragte ich und versuchte dabei möglichst cool zu wirken indem ich möglichst unbeteiligt klang. "Dich." "Verstehe ich nicht." Nein, im Ernst was wollte der Kerl? "Ich möchte dich." "Das kann nicht dein Ernst sein." "Ich mache keine Scherze." Ich blickte ihn völlig perplex an. "Sag einfach 'ja'", forderte er mich auf. Hielt er mich für vollkommen blöd? "Warum sollte ich?" Ich erhob mich und wurde unsanft auf meinen Platz zurückgezogen. "Ich dachte du wolltest Cooper Geheimnis erfahren?" "Ich kann ihn selber fragen", entgegnete ich forsch. "Er ist gerade beschäftigt. Du möchtest ihn doch nicht stören, oder?" "Oh doch, das möchte ich!" "Wie wäre es mit einer kleinen Wette?" "Was für eine Wette?" "Wer das meiste verträgt." Er konnte nicht gegen mich gewinnen. Ich war Halbschwedin und man gewinnt keine Trinkspiele gegen Schweden. Die ganze Welt weiß, dass wir wenn es ums Trinken geht unschlagbar sind. Zu gut für mich, dass er nichts von meiner Herkunft weiß. "Von mir aus. Dein Einsatz?" "Tapfer die Kleine. Wenn ich gewinne unterzeichnest du diesen Vertrag ohne ihn zu lesen und wenn du gewinnst erzähle ich dir sein Geheimnis." Er holte aus seiner Jackentasche ein Stück Papier und legte es mit der Schrift nach unten auf den Tresen. "Was ist das für ein Vertrag?" "Das wirst du erfahren, sobald du ihn unterzeichnet hast. Früher nicht." Was war das für ein Vertrag? Und hatte er ganze schon vorher geplant? An dieser Stelle fiel mir eine Redewendung ein, die meine Großmutter einmal gesagt hatte: 'Wer mit dem Teufel spielt, zahlt mit seiner Seele.' Und genau vor mir saß der Teufel. Sollte ich einwilligen? Ich wusste schließlich nicht, was ich verlieren konnte. Ich meine, wenn es um Geld ging, hätte er es doch aussprechen können, oder? Aber er wollte ja mich. War es vielleicht ein Ehevertrag? Oder machte mich das Papier zu seiner Sklavin? Andererseits konnte ich erfahren, was Coopers Geheimnis war. Ich war doch verrückt! Ich könnte ihn das noch jederzeit fragen, anstatt meine Seele zu verkaufen! "Immer noch so taff?", stichelte Cloude. Ich hätte nur zu gern erfahren, was hier los war, aber ich konnte doch nicht soviel riskieren. Wenn ich am Ende doch verlor... Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 - Der Sieg "Zweimal zehn, Roodney", rief Cloude. "Wodka oder Whisky?", erwiderte der Keeper. "Wodka." Was? Er wollte einfach so beginnen? Als er meinen Blick sah, sagte er zu mir: "Du kneifst jetzt doch nicht etwa?" "Nein, ich doch nicht." Was brockte ich mir da nur ein? Ich war geliefert und jetzt gab es kein zurück mehr. Der Barkeeper haute zwanzig kleine Gläser auf den Tisch und holte auf ganz akrobatische Weise zwei Flaschen Wodka her. Er öffnete sie und goss ihren Inhalt zeitgleich und völlig parallel von außen nach innen bis sich die Flaschen berührten. "Wer zuerst zehn weg hat, gewinnt", erklärte er. Ich bin Schwedin, ich schaffe das schon, versuchte ich mir selber Mut zu machen. "Bereit“, fragte der Mann hiter den Tresen. Da es kein zurück mehr gab, nickte ich. "Auf los. Drei... zwei... eins... los!", rief er. Ich schnappte mir das erste Glas, leerte es, nahm das zweite, das dritte und leerte diese. So verfuhr ich mit den verbliebenen sieben ebenfalls ohne meinem Gegner auch nur den kleinsten Blick zuzuwerfen. Ich schmetterte das zehnte Glas mit einem 'ha!' auf den Tresen und wartete seine Reaktion ab. Er nippte an seinem Gin Sling, den er zuvor bestellt hatte. Hatte er aufgegeben? Ich betrachtete seine die Gläser vor ihm. Alle leer. Er war vor mir fertig gewesen. Er hatte gewonnen. Ich hatte verloren. Ich hatte wirklich verloren. Ich musste jetzt den Vertrag unterzeichnen. Scheiße! Warum hatte ich mich auch darauf eingelassen. "Glückwunsch!" Warum sagte er 'Glückwunsch'? Ich hatte die Wette doch verloren. Oder hatte ich doch gewonnen? Vielleicht hatte ich es tatsächlich geschafft als erste fertig zu werden, schließlich war nichts unmöglich und ich war zudem eine trinkfeste Halbschwedin. Plötzlich wurde mir heiß. "Herzlichen Glückwunsch meine Liebe, du darfst jetzt diesen Vertrag unterschreiben." Waaaas? Ich hatte doch verloren. Es war sein Sieg. Der Teufel hatte soeben meine Seele gewonnen. Ich war so was von am Arsch. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Er drückte mir einen Füller in meine Schreibhand und schob den Zettel unter diesen. Ich versuchte den Text zu entziffern, aber er verschwamm vor meinen Augen. Hatte ich heute überhaupt schon etwas gegessen? Ich konnte nur die Worte die 'Meister', 'Blut' und 'gefügig' lesen bevor mir der Stift aus der Hand fiel und ich zusammensackte. Jemand hielt mich, damit ich nicht auf den Boden fiel. Ich vermutete, dass es Cloude war, aber ich war mir nicht sicher. Dann wurde alles schwarz. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 - Der Vertrag/Das Erwachen Als ich erwachte, fand ich mich in einem Bett vor. Was war passiert? Ich bin bewusstlos geworden, nachdem ich das Trinkspiel verloren hatte. Wo war ich? Das war definitf kein Krankenhausbett. Es wäre auch nur zu wunderlich gewesen, wenn es in einem Hospital Himmelbetten geben würde. Obwohl die weiße Bettwäsche dafür gesprochen hätte. Dagegen sprach dann allerdings wieder, dass diese aus Seide bestand, die viel zu kostenaufwändig wäre. Also, wo war ich hier? Ich blickte mich um. Das Licht, das ich wahrnahm entstammte einer Kerze, die auf einem Nachttisch stand. Sie erhellte nur einen kleinen Bereich, so blieb der Rest des Raumes im Dunkeln. Ein weiteres Argument, dass dafür sprach, dass ich nicht in einem Krankenhaus sein konnte. Welches Krankenhaus wäre schließlich so verantwortungslos Kerzen aufzustellen? Wie spät hatten wir eigentlich? Mom würde ausflippen! Ich hatte es echt verbockt. Was war aus dem Vertrag geworden? Vielleicht beinhaltete er nur den Aufenthalt in einem finsteren Zimmer. Ich setzte mich auf den Rand des Bettes. Ein stechender Schmerz fuhr mir durch den Körper. "Aua!", rief ich. Der Schmerz kam von meinem Hals. Ich tatstete ihn ab und stellte fest, dass ich einen Verband trug. Hatte ich mich gestoßen, als ich mein Bewusstsein verloren hatte? Und wenn ja, warum erinnerte ich mich nicht mehr daran? Ich hatte einen vollkommenen Absturz erlitten. Vorsichtig nach der Kerze greifend erhob ich mich. Um ein Haar hätte ich sie fallen gelassen, da ich noch etwas wacklig auf den Beinen war, aber ich konnte ein Unglück verhindern. Eins. Ich hätte viel lieber das Vorrangegangene vermieden. Scheiße! Wo war ich da nur Reingeraten? Bei der Untersuchung des Raumes stellte ich folgende Dinge fest: Das Zimmer war ziemlich groß und hatte ein Fenster und eine Tür. Um genauer zu sein, waren es sogar zwei Türen, aber die eine gehörte zu seinem Wandschrank dessen Inhalt aus lauter Kleidern bestand - und es waren wirklich nur Kleider. Dazu kam, dass einige von ihnen sehr viktorianischen, andere ziemlich barock oder koroko und wiederum andere stark dem Stil der Renaissance entsprachen. Ich hatte es hier mit einem Fetischisten zu tun, das war klar. - Oder ich hatte eine Zeitreise gemacht. Das allerdings würde nicht erklären, warum hier so viele Stilrichtungen vertreten waren. Also doch Freak. Des Weiteren entdeckte ich eine Kommode, die mit feinsten Strümpfen und edler Feinwäsche gefüllt war. Wow, und was für ein Freak! Bisher musste ich aber gestehen, dass dieser Spinner Geschmack hatte und gar nicht so pervers sein konnte, wie man es sonst bei einem derartigen Menschen erwarten würde, der einen entführt. Einen Orden würde ich ihm dennoch nicht verleihen. Warum wohl? ' Übrigens fand ich im Zimmer auch noch einige Spiegel, einen Schminktisch und einige Gemälde. Alles war sehr hochfertig, soweit ich das beurteilen konnte und musste zudem auch noch verdammt alt sein, dafür sahen die Sachen noch echt gut aus. Hier pflegte jemand seine Antiquitäten hervorragend. Hoffentlich ging diese Person mit entführten Personen, wie mir, ähnlich behutsam vor. Das Fenster, das ich gefunden hatte war nicht zu öffnen. Ich hatte die Vorhänge beiseite geschoben um einen Blick nach draußen werfen zu können, aber von außen war etwas angebracht worden um dies zu verhindern. Die Sache mit der Tür war eine andere. Ich wusste nicht, ob sie abgeschlossen war oder nicht, aber ich traute mich einfach nicht sie zu öffnen. Was wenn mir urplötzlich jemand entgegen sprang? Ne ne, das musste ich wirklich nicht haben. Ich konnte ja warten. Irgendwann würde jemand herkommen. Außerdem hatte ich schon genügend Ärger am Hals und konnte es mir nicht leisten mir durch herumschleichen noch mehr einzubrocken. Apropos am Hals. Was hatte ich am Hals gemacht? Bei der Zimmerinspizierung hatte ich weitere Kerzen gefunden. Ich steckte sie an und betrachtete mich in dem großen Wandspiegel. Zu meiner Verwunderung musste ich schockiert feststellen, dass ich ein langes weißes Nachthemd trug. Wann hatte ich mich umgezogen? Sicherlich hat dieser Freak es mir angezogen. Oh mein Gott! Das heißt, dass er mich nackt gesehen hat! Allerdings sollte ich mir deswegen keine allzu großen Sorgen machen, das könnte nämlich noch meine geringste sein. Zurück zu meinem Hals. Ich trug tatsächlich einen Verband. Ich tastete ihn vorsichtig ab um herauszufinden, wo genau das Wehwehchen herkam, dass ich beim Aufstehen gespürt hatte. Es war vorne, aber nicht ganz vorne, sondern ehr weiter rechts. Soweit ich meine Verletzung richtig einschätzte, war es auf jeden Fall kein blauer Fleck. Es fühlte sich mehr an wie eine Stich- oder Schnittwunde an. Ich beschloss den Verband abzunehmen um Herkunft und Art der Wunde besser feststellen zu können. Ich wickelte diesen gerade ab, als plötzlich die Tür hinter mir geöffnet wurde und ein Lichtstrahl in das finstere Zimmer fiel. Erschrocken fuhr ich herum und konnte zunächst nur die Umrisse eines großen Mannes erkennen. "Gut geschlafen, Liebste?", fragte er mit Honig in der Stimme. Trotzdem kannte ich diese Stimme nur zu gut. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, dass es niemand schlimmeres war oder ob ich gerade weil er es war schockiert oder sogar wütend sein sollte. "Du?", entgegnete ich entrüstet. "Hattest du etwa jemand anderes erwartet?" Eigentlich wusste ich nicht, wen ich erwartet hätte, aber eigentlich niemanden, den ich kannte, obwohl er im Nachhinein sogar die wahrscheinlichste Person gewesen wäre. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen. Schließlich hatte ich das ganze hier seinem behinderten Vertrag zu verdanken. Ich wusste schon vorher, dass der Typ ein Penner ist. So ein richtiges Arsch. Aber den Psycho hätte ich ihm um ehrlich zu sein nicht zugetraut. "Was der Mist hier?!", rief ich. Ich war nun wirklich in Rage, dabei war das erst meine zweite Frage. "Der Vertrag, meine Liebste. Du erinnerst dich doch sicherlich noch, oder?" Schweigen, dann lachte er. Natürlich erinnerte ich mich an dieses Stück Papier, allerdings wusste ich immer noch nicht, was in ihm gestanden hatte. Er schlug sich, wie in einem 'Ach ja!' -Moment an die Stirn und ließ seine Hand dort kurzzeitig verweilen. Er spreizte seine Finger, sodass sein eines Auge zu sehen war. Bildete ich mir das ein oder leuchtete es in der Dunkelheit gerade rot? Vielleicht kam es ja von den Kerzen. Nein, es kam definitiv von seinem Auge. Scheiße. Warum hat er sein rotes Auge? Nicht nur, dass die Farbe bedrohlich wirkte. Egal wie sehr er versuchte Gentlemen-like zu erscheinen, seine gesamte Haltung strahlte Gefahr aus. Sein blick machte mir Angst. Wirklich Angst. Vorher hatte er doch auch keine rote Iris gehabt. Kontaktlinsen? Ja, vielleicht Kontaktlinsen. Nein, mein Gefühl sagte mir, dass es genauso ist, wie es aussah. Mein Körper spannte sich bis in die Fingerspitzen. Mein Herz begann zu rasen. Ich fühlte mich wie der sprichwörtliche Hase in der Grube. Warum hatte ich das Gefühl, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde? Ich wollte wegrennen, hatte aber gleichzeitig Angst, dass Flucht meine Lage schlimmer machen würde. "Du konntest den Vertrag gar nicht mehr lesen. Habe ich Recht? Ich habe Recht." Ich war vollkommen reglos. Warum ging er nicht von der Tür weg? Wenn er dies täte, dann hätte ich vielleicht noch eine Chance zu entkommen. "Was hast du denn? Du siehst so ängstlich aus. Im Red Bat warst du noch so taff gewesen, aber das gefällt mir auch. Du bist so herrlich vielseitig." Ich konnte mich immer noch nicht rühren. Was stimmte mit dem Kerl nicht? Rote Augen, na und? Die konnte mich doch nicht davon abhalten abzuhauen. Und soweit ich das sah, hatte er auch keine Waffe in der Hand. Wovor fürchtete ich also? Bedrohlich aussehen konnte jeder. "Ich glaube es wird langsam an der Zeit dir zu erklären, welche Pflichten du eingegangen bist, als du jenes unscheinbare Dokument unterzeichnet hast." Meine Beine wollten einfach nicht wie. Bei dem Wort Vertrag musste ich aber aufhorchen. Passten Neugier und Angst zusammen? Nicht wirklich. Obwohl diese Mischung in Horrorfilmen immer gut ankommt. Der Vergleich mit dem Horrorgenre besserte meine Situation nicht wirklich. "Als du deinen Namen auf dieses Papier gesetzt hattest, hast du dich damit einverstanden erklärt, mich als deinen Meistern zu akzeptieren, mir loyal zu folgen, mir zu jedem Zeitpunkt gefügig zu sein und musst damit alles tun, was ich von dir verlange. Also auch mir dein Blut zu geben." Sollte ich jemals gesagt haben, dass er nicht gestört wäre, musste ich das an dieser Stelle augenblicklich widerrufen. Meister? Hatte der Typ einen Knall? Und wie kam er auf den Mist mit dem Blut? Außerdem sollte ich auch noch seinen Sklaven spielen? Scheiße! Warum hatte ich so einen Wisch unterschrieben? Aber ein derartiger Vertrag konnte doch niemals rechtskräftig sein oder? Er verstoß schließlich gegen den Menschenrechte. Dazu kommt, dass ich unter dem Einfluss von Alkohol stand. Der konnte mir also gar nichts. "Lass mich gehen!", rief ich und war erschüttert woher ich den Mut genommen hatte etwas zu sagen. "Gehen? Du beliebst wohl zu Scherzen. Wenn du mich weiter so unterhälst, mach ich dich zu meiner elften Ehefrau", lachte er. Oh wie ich sein Gelächter hasste! "Der Vertrag ist nicht gültig, Cloude." "Und wie er das ist." Er holte aus seiner Jackentasche ein Papier hervor und hielt es mir entgegen. "Siehst du", fuhr er fort, "da ist deine Unterschrift. Du hast es unterschrieben und damit ist der Vertrag gültig." "Ich war betrunken!", verteidigte ich mich. "Du hast eingewilligt." "Dein Fetzten Papier verstößt gegen die Menschenrechte!" "Unantastbarkeit der Menschenwürde? Was kümmert mich das." "Eine ganze Menge, wenn du mich fragst." Ich erlangte etwas Kraft zurück und erhob mich von dem Stuhl vor dem Schminktisch auf dem ich die letzten Minuten, die mir wir Stunden erschienen waren, gesessen hatte. "Kein Richter wird den Vertrag, als gültig bezeichnen und vor allem unter den gegebenen Umständen", fügte ich hinzu. "Welcher Richter? Willst du die Polizei rufen? Wie denn?" Ich hatte mein Handy nirgendwo gesehen, aber im Moment lautete die Devise Ruhe behalten beziehungsweise wie in meinem Fall Ruhe vortäuschen. Er sollte nicht bemerken, dass er mich in der Hand hatte. "Was willst du machen? Weglaufen? Das ich nicht lache!" "Bloß nicht. Dein Lachen ist Zumutung genug. Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann wird man mich suchen. Und man wüsste auch schon bei wem. Man wird dich finden und mich. Dann werde ich dich anzeigen und ein Verfahren gegen dich einberufen und dann wird man dich wegsperren. Vielleicht bekommst du sogar die Todesstrafe. Lass mich jetzt gehen, dann vergesse ich die Sache." "Du willst mir drohen? Mir?", lachte er herzlich, wenn man auch nur irgendetwas an ihm herzlich finden konnte. "Köstlich! Du amüsierst mich wirklich sehr. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass man mit dir auch auf diese Weise Spaß haben kann. Doch, ich mache dich zu meiner Braut." "Nicht in diesem Leben!" Was bildete sich der Kerl ein? "Du hast keine Ahnung vom Leben. Wenn ich wollte, könnte ich dich jetzt in dein nächstes Leben gleiten lassen." "Warum tust es dann nicht?", forderte ich mein Glück heraus. "Menschen sind viel interessanter. Angst, zum Beispiel, kennt meines gleiche nicht. Und es ist viel interessanter zu beobachten, wie jeder Mensch mit ihr umgeht. Du überspielst sie nur - und du bist gut, aber ich lasse mich von dir ganz bestimmt nicht einschüchtern." "Du hast mich durchschaut? Was willst du durchschaut haben? Das Nachthemd?", spöttelte ich, war innerlich aber erstarrt darüber, dass er wusste was abgeht. Er grinste. Sein Lächeln war so natürlich boshaft. Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Im Ernst, was stimmte an dem Typen nicht? Und warum benutzte er das Wort 'Mensch' so, als zähle er sich selber nicht dazu? Einen Schritt nach dem anderen machte er auf mich zu und wieder konnte ich mich nicht rühren. Grade als er seine Hand nach meinem Gesicht ausstreckte, hatte ich wieder Gefühl in den Beinen und raste auf das Licht zu. Ich stellte mir vor, wie ich in dem Lichtstrahl verschwand und entkam. Aber etwas umschloss mein Handgelenk und zog mich mit einem Ruck zurück. Seine andere Hand schloss sich um mein zweites Handgelenk, sodass ich, obwohl ich es versuchte, mich nicht losreißen konnte. "Hast du den Vertrag vergessen? Loyal ist etwas anderes." Er stand direkt vor mir. Ich spürte seinen Atem an meinem Gesicht. Wieder lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ich wollte nicht in seine Augen sehen, aber ich konnte nicht anders. In ihnen fühlte ich mich aus irgendeinem Grund so verletzlich und zudem wie ein Objekt. Wie ein Stück Fleisch. Tränen rannen mir die Wangen herab. Ich war so hilflos und verloren. Sein Gesicht näherte sich dem meinem und ich konnte seine spüren, wie seine warme Zunge die Tränen aufleckte. Mir stellten sich die Härchen auf und mir wurde kalt. Ich schluchzte. Seine Augen bohrten sich in meine und ich verfiel in vollkommene Regungslosigkeit. Dann lagen seine Lippen auf meinen und er schob seine Zunge sachte in meinen Mund. Während er mich küsste, wurden aus den Tränen Bäche und ich begann heftiger zu schluchzen Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10 - Die unausgesprochene Erklärung Danach war er gegangen und hatte mich wieder mir selbst überlassen. Er hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten abzuschließen. So lag ich den Kopf in einem Kissen vergraben auf dem Bett und weinte. Ich wusste nicht, was ich anderes tun konnte. Würde es jetzt immer so weiter gehen? Ich wollte nicht. Ich wünschte ich wäre zu Hause. Ich wünschte ich wäre diesem verdammten Cooper niemals begegnet oder dieser verdammten Hure! Was er wohl mit seinen zehn anderen Frauen gemacht hatte? Ich wollte es erst gar nicht wissen. Waren sie auf denselben Vertrag reingefallen? Waren sie genauso dumm wie ich gewesen? Stunden später öffnete sich die Tür und erneut fiel ein heller Lichtstrahl in das kerzenbeleuchtete Zimmer. Ich blickte kurz auf. Er war es wieder. Er steuerte auf mich zu und setzte sich neben mich. "Deine Trauer tut mir fast Leid. Deswegen habe ich dir etwas mitgebracht." Ob er wirklich fast Mitleid mit mir hatte? Vielleicht hatte er irgendwann so viel Mitleid, dass er mich wieder gehen ließ. Stattdessen legte er einen Karton neben meinen Kopf. "Zieh es an und mach dich hübsch. Du bist sicher ganz verheult. Ich erwarte Freunde und möchte sie nicht mit deinem ungepflegten Äußeren verschrecken." Er stand wieder auf. In der Tür blieb er noch einmal stehen und sagte:" Außerdem möchte ich ihnen zeigen, wie schön meine neue Braut ist." Er wandte sich zum gehen, verharrte dann aber doch noch ein weiteres Mal:" Du hast eine Stunde. Und wenn du dich nicht zurecht machst, solltest du nicht glauben, dass ich Hemmungen habe dich persönlich umzuziehen." Dann war er wieder weg. Entweder zog ich mich selber um oder er tat es oder er wurde gewalttätig. Ich konnte mich dazu aufraffen aufzustehen und den Inhalt der Box zu mustern. Sie beinhaltete ein hübsches rotes Kleid, ein paar weißer etwa knöchellanger Socken, die oben gerüscht waren, paar roter Lackschühchen sowie ein rotes Haarband und einen roten Seidenschal. Ich zog das Nachthemd aus, warf es aufs Bett und ging zur Kommode aus der ich Unterwäsche kramte. Danach zog ich das Kleid sowie den Schal und anschließend Socken und Schuhe an. Bevor ich mich meinem Gesicht widmete, bürstete ich mein Haar gründlich. Es fühlte sich so normal an dies zu tun. Ich nahm mir vor das öfter zu tun. Mittlerweile schien es so als würde ich mein Schicksal akzeptieren. Anfangs hatte ich angenommen, dass es schlimmer wäre hier als tot zu sein. Mit diesem kleinem Bisschen Normalität war es aushaltbar. Dennoch sollte ich noch etwas warten bis ich mich endgültig entschied was besser war. Womöglich war Cloude ganz nett. Irgendwann würde er mich sicher hier herumlaufen lassen ohne befürchten zu müssen, dass ich abhauen würde. Ich machte mir das Band ins Haar und prüfte, ob es auch richtig saß. Im Anschluss wühlte ich in den Schubladen des Schminktisches nach brauchbaren Utensilien. Zunächst puderte ich mich. Ich hatte es so was zwar noch nie gemacht, aber ich wollte ein Porzellan-Puppengesicht haben. Ich trug einen Lidschatten, der nur ein wenig dunkler als das Puder war, auf, umrandete meine Augen mit Eyeliner und rundete das ganze mit etwas Tusche ab. Es fehlten jetzt nur noch zwei Sachen: Rouge und Lippenstift. Meine Wangenknochen traten leicht hervor, ich musste abgenommen haben, aber grade das erleichterte mir das Auftragen des Rouges an der richtigen Stelle. Am Ende bestrich ich meine Lippen mit einem Rot-ton, der weder zu grell noch zu dunkel noch zu penetrant wirkte, sondern perfekt in dem mageren Licht der Kerzen erschien. Wie viel Zeit mir wohl noch blieb? Sicherlich nicht mehr viel. Ich hatte bestimmt mehr als eine Stunde gebraucht um mich fertig zu machen. Es konnte nicht mehr lange dauern bis sich die Tür ein weiteres Mal öffnen würde. Während ich wartete, betrachtete ich die im Zimmer aufgehängten Gemälde. Es waren alles Ölmalereien. Eines war sogar ein Van Gogh. Die Bilder waren alle ziemlich groß und eindrucksvoll und ich fragte mich, ob es sich bei allen um Original handelte. Wenn das der Fall war, musste Cloude steinreich sein. Aber warum sollte ein offen gestanden gutaussehender junger Mann, der zudem auch noch reich war, Personen dazu bringen fetischtische Verträge zu unterschreiben? Warum sollte er das nötig haben? Mir fielen seine roten Augen und seine bedrohliche Haltung ein. Das war ein gutes Argument. Irgendwann kam er wieder. Er betrat den Raum und musterte mich:" Wunderschön. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Du gefällst mir immer und immer mehr." Nachdem er mich ausgiebig betrachtet hatte, streckte er mir seine Hand entgegen. Zögerlich ergriff ich sie und er führte mich aus dem Raum. Mein Herz begann zu rasen. Ich fragte mich warum er jetzt so normal und nicht bedrohlich aussah. "Meine Freunde sind noch nicht da, aber sie werden schon bald ankommen. Ich möchte, dass du nicht von meiner Seite weichst und nicht unaufgefordert redest. Niemand erwartet, dass du etwas tust. Du sollst nur dasitzen und hübsch aussehen", erklärte er mir. Ich glaubte, dass ich dazu in der Lage war. Plötzlich schmerzte mein Hals wieder. Der Schal überdeckte zwar den Verband und dieser die darunter verborgene Wunde, aber dies änderte nichts daran, dass ich dort verletzt war. Ich ließ meine freie Hand an die schmerzende Stelle gleiten. Cloude bemerkte diese Bewegung: "Tut es immer noch weh?" Ich nickte langsam und vorsichtig um weiteren Schmerz zu vermeiden. "Irgendwann spürst du es nicht mehr", sagte er. Wirklich tröstend war diese Aussage nicht. "Was ist da eigentlich passiert?", fragte ich. Ich wunderte mich fast selber darüber, dass ich Gebrauch von meiner Stimme gemacht hatte. "Erkläre ich dir wann anders. Vielleicht, wenn meine Bekannten wieder weg sind." "Wie lange werden sie hier sein?" "Nicht lange. Sie schauen nur auf einen Sprung vorbei." Er führte mich zu einem Raum, der wohl so etwas wie das Wohnzimmer war. "Keine beißenden Kommentare?", fragte Cloude spöttisch. Meine Antwort war schweigen. Es klingelte. Das waren wohl Cloudes Bekannten. Er verschwand und ließ mich stehen. Nun wäre der perfekte Moment zum Fliehen gewesen. Zu dumm nur, dass ich mich in dem Haus, das zudem auch noch einen sehr großen Eindruck machte, nicht im Geringsten auskannte. Und durch die Tür konnte ich auch nicht entkommen, solange er die Gäste empfing. Bei einem so großen Haus hätte ich mich zwar nicht gewundert, wenn es einen weiteren Ausgang gegeben hätte, aber wo im Himmelwillen wäre dieser? Da es also keinerlei Sinn machte blind wegzulaufen, blieb ich stehen und beschloss noch einige Zeit das liebe Mädchen zu spielen. Als ich Stimmen hörte, fing mein Herz schnell vor Nervosität an zu pochen. Wie sie wohl waren? Freundlich, mitleidig oder ehr sadistisch? Wahrscheinlich passte er letztere Beschreibung zu ihnen. Was konnte man schließlich von Menschen erwarten, die Cloude als Freunde bezeichnete? Andererseits war es durchaus möglich, dass sie normal waren. Vielleicht würden sie meinen Missmut über meine Anwesenheit entdecken und mich hier rausholen. Ich musste es aber geschickt anstellen, wenn ich meinen 'Meister' nicht entzürnen wollte. Also durfte ich es nicht direkt aussprechen, sondern ehr durch die Blume. Spontan würde mir sicher etwas einfallen. Cloude erblickte ich zuerst. Ihm folgten zwei Männer und drei Frauen. Ich traute meinen Augen nicht, aber es konnte niemand anderes sein. Dieses rote Haar war unverwechselbar. Lucy war hier? Aber warum? Die beiden kennen sich zwar, aber warum ausgerechnet jetzt? Es war sicher die ganze Zeit über ihr Plan gewesen. Sie wollte Cooper, aber ich kam ihr dazwischen. Also sorgte sie dafür, dass ich als Cloudes Braut endete, damit sie glücklich mit Cooper sein konnte. Dieses verlogene Biest. Und obwohl ihre Visage mich unendlich aufregte, verzog ich keine Miene. "Das ist Hasel, meine neue Braut", wurde ich von Cloude vorgestellt. Am Anfang hatte ich noch geglaubt, dass wenn hier ein Komplott laufen würde, dass er der Drahtzieher wäre, aber im Moment hatte offensichtlich eine andere die Fäden in der Hand. Womöglich glaubte auch er, dass er sie kontrollieren würde, aber in Wahrheit war es andersrum. Vielleicht konnte ich das verwenden um hier wieder raus zukommen, allerdings brauchte ich erst mehr Beweise. Aus welchem Grund schon sollte grade er mir glauben? Ich sollte den folgenden Gesprächen gut lauschen. Einer der Männer trat an mich herum. Zuerst dachte ich er würde meine Hand schütteln wollen, stattdessen umkreiste er mich musternd wie ein Möbelstück oder dergleichen. Anschließend verkündete er sein Fazit:" Nicht schlecht, mein Freund. Sie ist zwar nicht die schönste, aber bei weitem hübscher als die letzte. Schade, dass es niemand mit Eleonora aufnehmen kann. Wirklich traurig, dass sie nicht mehr ist." "Ja, Eleonora. Das war eine Frau. Nur Superlative können sie beschreiben. Schönste, intelligenteste, ehrgeizigste, verführerischte, schmackhafteste und nun auch die toteste. Mal sehen wie lange sie sich halten wird", sagte der zweite Mann. Schmackhafteste? Haben sie sie etwa gegessen? Hieß das also, dass ich hier in einem Raum voller Kannibalen war? Und obwohl ich geschockt war, ließ ich mir auch diesmal nichts anmerken. "Weißt du, mein Freund, wonach es mir dürstet?", fragte der zweite und richtete seinen Blick lüsternd in meine Richtung. "Oh, ich kann es mir vorstellen. Jetzt aber noch nicht", sprach Cloude. Was wohl gemeint war? Ich konnte es mir auch vorstellen. Dinge, die ich mir allerdings lieber nicht vorstellen würde. "Du hast sie also noch nicht aufgeklärt? Na das dürfte noch spannend werden." "Was hast du vor, Raphael?", fragte mein Meister misstrauisch, als sich der zweite Mann, der offenbar Raphael hieß, sich mir näherte. Er verbeugte sich leicht und streckte mir seine Hand entgegen. Zögernd reichte ich ihm meine, aber nur aus Höflichkeit. Wer weiß wie Cloude reagieren hätte, wenn ich ihn vor seinen Freunden blamiert hätte. Raphael gab mir einen Handkuss, sehr formal, dann wendete er meine Hand, leckte kurz ihre Innenseite, sehr eklig, und biss mich (, sehr schmerzhaft)! Aufschreiend zog ich meine Hand augenblicklich weg. Ich starrte den Mann entrüstet an. "Spinnst du?", rief ich. Grinsend ging er zu den anderen zurück, die sich bereits alle gesetzt hatten. "Ah! Diese Emotionen! Hat sie noch mehr davon?", sagte er nachdem er sich zwischen Lucy und einer anderen Frau niedergelassen hatte. Cloude, der sich ebenfalls bequem gemacht hatte, rief mich zu sich und wies mich an, sich auf seinem Schoß platz zu nehmen. Ich tat wie mir gesagt und wartete auf verteidigende Worte. Nichts. Er nahm meine Hand, die, wie ich erst jetzt bemerkte, blutete. Ich wusste nicht, was ich von ihm erwartet hatte, als er das tat, wahrscheinlich nichts, aber als er tat was er dann tat, wurde mir echt übel. Er leckte das Blut ab. Vielleicht waren die hier anwesenden Personen keine Sadisten, wenn man wollte konnte man sie sogar noch Fetischischten nennen, aber über solche Leute hatte ich bereits gelesen. Das waren Vampiristen. Also so richtige Freaks. Kein Wunder, dass Cloude und Lucy, sowie die übrigen vier wahrscheinlich auch, gerne im 'Red Bat' abhingen. Wenn ich Vampirist wäre, würde ich da auch täglich abhängen. Außerdem war es für derartig bizarre Rituale ideal, schließlich gab es dort diese Vorhänge vor den Nischen, sodass man nicht erkennen konnte, was hinter ihnen passierte. Jetzt konnte ich mir gut vorstellen, was aus den vorherigen Frauen geworden ist. Ich würde auch so enden. Zwar würde mich jeder Fan dieser unzähligen Vampirromane um einen solchen Tod beneiden, aber für mich war das wirklich nichts. Von mir aus konnten sie auch gerne mit mir tauschen. Mir fiel meine Wunde am Hals ein. Ob Cloude es war? Nicht so wichtig. Viel wichtiger war die Tatsache, dass ich gebissen worden war. Ein Mensch hat mich in den Hals gebissen! Das mit dem Vampirismus passte auch gut zu dieser abgehobenen Sprachwahl, also deswegen dieses 'Menschen sind so interessant.' Das erklärte alles. Und obwohl ich von Übelkeit und Panik übermannt wurde, blieb ich ruhig während er das Blut aus der Wunde leckte. Als ich ihm in die Augen blickte, sah ich, dass sie wieder rot waren. Wie war das möglich. Vorhin waren sie noch normal gewesen, so richtig dunkel braun, fast schwarz. Bei den Gästen beobachtete dasselbe Phänomen. Naja nur bei Lucy, Raphael, dem anderen Mann und einen jungen Frau. Die Augen des anderen waren unschuldig blau. Sie schien mit der Situation vertraut zu sein, aber man konnte ihr ansehen, wie unbehaglich ihr Zumute war. Ob es ihr ähnlich ging wie mir? Ich meine damit, dass sie ganz unfreiwillig in diese Lage geraten war. Sie tat mir Leid. Moment, warum tat sie mir Leid? Ich war mindesten genauso arm dran. Ich müsste ihr leid tun. Obwohl, ich versuchte mir möglichst nichts anmerken zu lassen, woher sollte sie also wissen, wie behindert ich das ganze fand und dass ich hier so schnell wie möglich weg wollte? Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11 - Die Wahl Als die Gäste aufstanden, erhoben sie auch Cloude und ich. Ich aber auch nur deswegen, da es unausweichlich war, da ich immer noch auf seinem Schoß gesessen hatte. Nachdem sie weg waren, schleppte er mich mein Handgelenk haltend zurück ins Wohnzimmer. Er schleuderte mich sanft auf das Sofa und ließ sich anschließend in dem Sessel gegenüber nieder und starrte mich wortlos an. Ich setzte mich gerade auf, ließ ihn aber nicht aus den Augen, wer wusste denn schon, was er jetzt wieder vorhatte. Er musterte mich nachdenklich von Kopf bis Fuß, sagte aber kein Wort. Es schienen Stunden zu vergehen, dabei waren es in Wirklichkeit nur Minuten. "Nun?", äußerte er sich, den Blick immer noch nicht von mir abwendend. Was sollte ich darauf antworten? Im ersten Moment fiel mir nichts ein, dann sprudelte eine Frage nach der anderen aus mir heraus, sodass ich nicht wusste mit welcher ich beginnen sollte. Also schwieg ich nach der besten Frage suchend. "Keine Fragen?", fragte er mich immer noch überlegend anblickend. "Warum hat er mich gebissen?" "Weil es in seiner Natur liegt." Eine sehr aufschlussreiche Antwort. 'Warum hast du ihn getötet?' - 'Liegt in meiner Natur.' Fast schon wie 'Warum hat er nur noch einen Finger?' - 'Ich hatte Langeweile.' "Und warum?" Ich wollte meine Vermutungen noch nicht aussprechen. "Du weißt es noch nicht? Tust du nur so? Rate mal." "Er ist ein Vampirist, ein Freak und du bist es auch, ihr alle seid es." Er beugte sich leicht nach vorn und sagte:" Glaubst du das wirklich?" "Was sonst?! Ein echter Vampir? Ich bitte dich!" Dadurch dass er nicht antwortete fühlte ich mich meiner Ansicht unsicher und fügte leise hinzu:" Vampire gibt es gar nicht." "Sieh dir deine Hand an und sag das noch mal." Ich sah mir meine Hand und meine Augen vor Schock groß. Raphael hatte mich gebissen, aber man konnte nicht die Bissspuren eines herkömmlichen Gebisses erkennen. Es waren nur zwei Löcher. "Möchtest du deinen Verband abnehmen? Ich glaube, du bist noch nicht dazu gekommen dir die Wunde darunter anzusehen." Ich lief zum nächsten Spiegel, riss erst den Schal runter und wickelte dann den Verband ab. Zwei blutverkrustete Löcher. Ich ging zurück zu Cloude. Ich fühlte mich taub, ich hatte kein Gefühl mehr in den Beinen und brach willkürlich zusammen. Ich fiel auf die Knie, senkte den Kopf zu Boden und verharrte in dieser Position. Ich glaubte zu spüren wie Tränen sich ihren Weg über meine Wangen bahnten. "Aber Vampire gibt es doch gar nicht", sagte ich und hielt mir die Hände vors Gesicht. Er kam langsam auf mich zu, kniete sich vor mich und schlang die Arme tröstend um mich. Als ich erwachte, fand ich mich wieder in dem Himmelbett vor. Offenbar hatte ich mich in seinen Armen in den Schlaf geweint und er hatte mich anschließend hergebracht. Die Tür war zu, dennoch konnte ich deutlich zwei Stimmen hören. Beide kamen mir bekannt vor. Sie stritten wild miteinander. Die eine gehörte zu Cloude und die andere - konnte das sein? "...Ich kann sie riechen! Wo versteckst du sie?" Die Tür wurde aufgerissen. "Hasel!" Jemand rannte auf mich zu und umarmte mich überglücklich. "Cooper?", fragte ich leise. "Ja, Hasel. Die Sache tut mir so leid. Ich bring dich hier raus", flüsterte er. "Du wirst sie hier lassen." Cloude stand in der Tür. "Sie hat dir nichts getan." "Nein, aber ich finde sie umwerfend. Außerdem hat sie einen Vertrag unterzeichnet." "Du hast sie überlistet." "Unterschrieben ist unterschrieben. Du kennst die Regeln. Also was willst du machen?" "Gib sie frei!" "Ich möchte dich noch einmal auf die Regeln hinweisen." Schweigen. Dann fuhr Cloude fort:" Es gibt nur eine Möglichkeit, wie sie wieder frei sein kann. Möchtest du ihr das wirklich antun?" Was war passiert? Warum war Cooper hier? Welche Regeln? Und was soll dieses 'möchtest du ihr das wirklich antun'? Erneutes Schweigen. "Lass mich allein mit ihr reden." "Ich höre es doch sowieso. Also wozu?" Cloude blieb, als sich Cooper an mich wendete:" Hasel. Du möchtest doch bestimmt deine Mutter wieder sehen." Mutter! Ich hatte sie völlig vergessen. Sie ist bestimmt schon tot vor Sorge. Und wie sollte ich ihr mein Verschwinden erklären? Arme Mutter. "Es gibt aber Regeln. Das heißt, dass sie ohne weiteres nicht wieder sehen darfst." "Was muss ich machen?", fragte ich. "Du musst ein Vampir werden." "Und wie?" "Indem du das Blut eines Vampirs trinkst, der vorher deins getrunken hat." "Und dann darf ich wieder gehen?" "Ja." Fast wäre ein 'ja' aus mir rausgeplatzt, aber ich hatte meine Bedenken so einfach die Spezies zu wechseln. "Was bedeutet es ein Vampir zu sein?" "Schön, dass du erst danach fragst und Bedenken hast. Als Vampir musst du das Blut anderer Lebewesen trinken. Ob du sie dabei tötest oder nicht ist ganz dir überlassen. Allerdings darf niemand erfahren, dass uns gibt. Das heißt, dass du entweder das Blut eines Vampirs, das eines freiwilligen Spenders, der Geheimhaltung geschworen hat, das eines Tieres oder welches aus Blutkonserven trinkst. Oder wählst willkürlich ein Opfer, dass gezwungener Weise töten oder auch in einen Vampir verwandeln musste. Allerdings darfst du nicht jeden in einen Vampir verwandeln, das ist selbstverständlich. Außerdem überlebt nicht jeder die Vampirwerdung. Möglicherweise du auch nicht. Deine andere Möglichkeit wäre also dich direkt für den Tod zu entscheiden oder bei Cloude zu bleiben bis er dich irgendwann tötet oder du einfach so stirbst." "Die Wahrscheinlichkeit, dass letzteres eintrifft ist aber ziemlich unwahrscheinlich", mischte Cloude sich ein. Cooper fuhr fort:" Aber wenn du erst einmal ein Vampir bist, ist es fast so wie Mensch zu sein. Du zerfällst in der Sonne zum Beispiel nicht zu staub, dafür kannst du aber keine menschlichen Nahrungsmittel mehr zu dir nehmen und du solltest dich von Silber fernhalten, wenn du dich nicht selbst umbringen möchtest. Und du musst immer wieder deinen eigenen Tod vortäuschen, die Stadt besser sogar noch das Land verlassen und eine neue Identität annehmen. Aber sonst ist es fast so als wärst du immer noch ein Mensch. Achja, Kreuze, Kirchen und Weihwasser sind auch nicht sonderlich ehrgiebig für Vampire." "Also Kleines, wofür entscheidest du dich? Vampir, meine Braut oder der Tod? Such es dir aus", stellte Cloude mir die entscheidende Frage. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12 - Mein Tod Viel zu überlegen gab es da eigentlich nicht, da ich den Tod von vorne rein ausschloss. Blieb also nur noch übrig Vampir werden und Blut trinken oder Cloude heiraten. Ich musste zugeben, dass sich mein Eindruck von ihm während meiner Gefangenschaft gebessert hatte. Er hatte mich sogar richtig mitfühlend getröstet. Ich war überrascht. Allerdings war die Sache mit den zehn anderen Frauen und ihrem Schicksal nicht besonders einladend, zumal ich dann meine Mutter nicht wieder sehen konnte und er immer noch mein Meister wäre. "Wenn ich ein Vampir werde, würde dann die Gültigkeit des Vertrages verfallen?", fragte ich. "Ja, das würde. Dann wäre Cloude nicht mehr dein Meister und du müsstest ihm nicht mehr dienen." "Aber wenn du ein Vampir bist, verachtet dich die Kirche und du würdest versehentlich Menschen töten und verletzen. Vielleicht sogar deine Freunde oder sogar deine eigene Mutter", versuchte mir Cloude das Vampir sein auszureden. "Ich spreche das zwar nicht gerne aus, aber das Ewige Leben", sagte Cooper und fügte hinzu:" Ich möchte dich damit nicht umbedingt zum Untot sein überreden, aber ich mag dich wirklich sehr, aber wir könnten nie zusammen, wenn du Cloudes Braut wärst." "Nein, du willst du sie überhaupt nicht überreden", sagte mein Entführer sarkastisch. Warum fiel mir die Entscheidung nur so schwer? Ich wusste genau was ich wollte, aber etwas in meinem Unterbewusstsein riet mir zu der anderen Möglichkeit. "Sie wird mich nicht ablehnen. Cooperchen. Du kannst wieder gehen. Ich bin ihr Meister. Sie hat mir Treue geschworen und außerdem, ich möchte es noch mal betonen, ich bin ihr Meister." "Der Verstand wird über das Unterbewusstsein siegen", erklärte Coop. "Glaubst du das wirklich? Sie ist keine Maschine, sie wird intuitiv handeln, dass heißt sie wird bleiben." "Ja, ich werde bleiben. Ich werde bei Cooper bleiben!", mischte ich mich in diese Diskussion über mich ein. "Du willst dich deinem Meister widersetzen? Du hast einen Vertrag unterschrieben, meine Liebe", ermahnte er mich eindrücklich, aber mein Verstand siegte oder war es bloße Dummheit? Es war überhaupt Dummheit. Schon allein wie ich in diese vollkommen banale Situation geraten war. Vampire! Und mein Leben war so oder so vorbei. Aber als lebende Untote konnte ich zumindest zu meiner Familie und meinen Freunden zurückkehren und ich konnte mit Cooper zusammen sein. "Cloude, du hast es gehört. Die Lady hat entschieden. Hasel reich mir die Hand wir können gehen." Ich reichte ihm die Hand und wir machten uns auf in Richtung Ausgang. "Ihr beide wollt mich verraten?" Pause. "Du", er deutete auf Cooper, "spannst mir meine Verlobte aus. Gönnst mir denn nicht die Liebe, mein Bruderherz?" "Und du", er wandte sich zu mir, "verrätst deinen Meister? Und zwar nur um mit seinem Bruder durchzubrennen? Bedeutet Treue dir denn gar nichts?" "Nein! Sie bedeutet ihr gar nichts!", schrie eine Frau hysterisch. Ihr rotes Haare wehte zur Tür herein. Ein schrecklicher Schmerz durchzog meinen Körper, mir wurde schwindelig und dann schwarz vor Augen. Epilog: Epilog -------------- Epilog Wahrscheinlich war ich danach zusammengebrochen, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, vielleicht hatte Cooper mich auch aufgefangen, auf jeden Fall konnte ich mich nur an den unglaublichen Schmerz erinnern. Das war alles. Achja und daran, dass Lucy zur Tür rein gerannt kam, 'Sie soll ihre Finger von ihm lassen' geschrieen hat und mir dann einen Dolch in die Brust rammte. Ich war tot. Tot! Das Biest hat mich umgebracht! Ich hatte ihr alles zugetraut, aber dass mich diese scheiß Schlampe umbringt, daran hatte ich natürlich nicht gedacht. Und wie war sie eigentlich in das Haus gekommen? War denn nicht abgeschlossen gewesen? Wer schloss seine Tür denn nicht auch ab? Nur gut, dass Cooper zur Stelle war und getan hatte, was eh zu tun gewesen wäre. Er biss mich, trank etwas von meinem Blut, von dem ich bei meinem Anschlag keines verloren hatte *entschuldigt die Ironie, ich bin ein wenig aufgebracht* und biss sich anschließend in die Pulsschlagader um sein Blut in meinen Mund tropfen zu lassen. Nur durch diese Aktion überlebte ich doch. Es war knapp aber ich überlebte. Cooper hatte mir noch am selben Tag einen Heiratsantrag gemacht und ich willigte ein. Dies nahm ich als Ausrede für mein dreitägiges Verschwinden. Meine Mutter war überglücklich, dass ich sie mich wieder hatte und noch freudiger nahm sie die Nachricht auf, dass ich wegen meiner Verlobung weg war, ebenfalls machte sie die Nachricht froh, dass ich schon bald heiraten würde. Unsere Flitterwochen verbrachten wir in der Normandie, eine wunderschöne Gegend. Monate später war ich das erste Mal schwanger und innerhalb von zwei Jahren hatten er und ich eine wundervolle Familie mit zwei Kindern, einem Mädchen und einem Jungen, der der Erstgeborene war. Wir lebten glücklich bis in alle Ewigkeit. Mein Leben hatte erst nach meinem Tod richtig angefangen und ich war froh, dass es so war. Zwar mussten wir in den nächsten Jahren die Stadt verlassen, damit niemandem unser nicht altern auffällt, aber ich blieb immer mit meinen Freunde und meiner Mutter über Briefe, Mails und stundenlangen Telefonaten in Kontakt. Übrigens und das mag jetzt vielleicht etwas kitschig klingen, aber nicht nur ich fand meinen Traumprinzen und ritt mit ihm in mein Happy End, sondern auch Lucy entdeckte ihren Prinzen und zwar in Form von Cloude. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die beiden als Paar unglaublich erträglich waren. Vielleicht wurden Lucy und ich keine besten Freundinnen, aber wir verstanden uns später mehr und mehr und auch bei Cloude erkannte ich eine positive Wandlung. Das ist also das Ende meiner Geschichte, zumindest der wohl interessanteste Teil. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)