Hero von Tales_ (Taito) ================================================================================ Kapitel 1: Hero --------------- Ein eisiger Wind umschmeichelte die zierliche Gestalt, welche einsam und verlassen auf dem Friedhof stand. Es war später Herbst, die Bäume waren kahl und die Temperaturen lagen im Minusbereich. So langsam setzte die Dämmerung ein und trieb auch die letzten Menschen an den Gräbern nach Hause. Doch das alles interessierte eine Person nicht, ebenso wenig wie seine eigenen schmerzenden Füße und sein vor Kälte bebender Körper. Seit Stunden stand er nun schon da und nahm seine blauen Augen nicht von dem frischen Grab ab. Heute war die Beerdigung gewesen… Die Beerdigung seines festen und besten Freundes… Seiner einzigen Liebe, dem Mensch der ihm am wichtigsten war… Taichi Yagami. Immer noch konnte er, Yamato Ishida das alles nicht glauben… Das Sein Freund nie wieder nach Hause käme… Er ihn nie wieder Küssen oder berühren konnte… Dabei hatten sie beide noch so viel vor! Taichi und Yamato waren seit drei Jahren ein Paar, hatten eine gemeinsame Wohnung und versuchten beide ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Noch vor einer Woche lebten die beiden glücklich zusammen und jetzt? Vor drei Tagen war es geschehen… Während Taichi noch in der Uni war, bereitete Matt gerade fröhlich summend das Abendessen für sie beide zu, als plötzlich das Telefon klingelte. Eine Frau vom Krankenhaus erklärte Yamato, dass heute ein unbekannter Mann bei ihnen eingeliefert wurde. Dieser wurde offenbar von einem Bus mit geschliffen und hatte dementsprechend schwerwiegende Verletzungen. Durch den Unfall, erlitt der Mann so starke Verletzungen, dass er nicht mehr in Lage war zu Sprechen oder gar einen Stift zu halten. Daher war der Name des Patienten für einige Zeit unbekannt. Erst Stunden später fand die Polizei am Unfallort einen Rucksack im Gebüsch. Darin befand sich eine Geldbörse und auf dem Ausweis stand: Taichi Yagami Geschockt von dieser Nachricht, hoffte Yamato dennoch, es würde sich um ein Missverständnis handeln… doch die Frau erklärte ihm, dass sie anhand einiger Tests mit Sicherheit sagen konnten, dass es sich dabei um seinen Lebensgefährten handelte. Alles Weitere würde ihm der behandelnde Arzt im Krankenhaus erklären… Sofort danach hatte Matt sich auf den Weg dorthin gemacht, achtete dabei kaum auf den Verkehr. In schierer Verzweiflung rief er währenddessen seinen Geliebten an. Hoffte er würde ans Telefon gehen und sich über diese grausame Verwechslung beschweren. Doch niemand hob ab... Unzählige Tränen rannen über sein Gesicht, er nahm seine Umwelt kaum war. Seine Gedanken kreisten einzig um Tai, die Ungewissheit macht ihn völlig fertig. Solch eine Angst hatte er noch nie in seinem Leben verspürt… Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam er dann endlich bei dem Krankenhaus an. Eilig parkte er sein Auto und rannte so schnell er konnte in das Gebäude. Sofort erkundigte er sich am Empfang nach dem Zustand seines Lebenspartners. Doch dort sagte man ihm nur, dass Taichi erneut im OP war und er sich erst noch gedulden müsste. Ab dieser Sekunde begannen die schlimmsten Stunden seines Lebens… Mit zitternden Händen saß Yamato auf einen der Stühle im Wartebereich, das herumlaufen hatte er vor kurzem schon aufgegeben. Zu schwach fühlte er sich von den seelischen Qualen. Immer wieder rannen stumme Tränen über seine Wangen, die Sorge um Tai zerriss ihn förmlich. „Herr Ishida“, ertönte plötzlich eine Stimme. Hektisch erhob sich Matt, ignorierte den leichten Schwindel und blickte den Arzt hoffnungsvoll an. „Ich bin Dr. O’Malley, der behandelnde Arzt ihres Freundes“, stellte sich dieser vor. „Lebensgefährte, wie geht es meinem Freund?“, fragte Yamato angespannt. „Ihr Lebensgefährte wurde mit sehr schweren Verletzungen eingeliefert. Wir mussten zuerst seine rechte Hand, seine Bauch- und Kopfverletzungen notoperieren. Bei dem Unfall verlor er den linken Arm, dieser wurde leider nicht rechtzeitig gefunden, aber auch diese Blutung bekamen wir in den Griff. Danach war ihr Freund soweit stabil und wurde dennoch weiterhin regelmäßig überwacht…“, erklärte der Doktor ruhig. „S… sein Arm i…ist weg?“, unterbrach ihn Yamato aufgebracht. „Ja, dennoch muss sie bitten, mich zuerst zu ende erklären lassen“, meinte Dr. O’Malley ernst, schwach nickte Matt. „Vor ein paar Stunden verschlechterte sich der Zustand ihres Lebensgefährten kritisch und wir waren gezwungen, erneut zu operieren. Die Belastung der OPs und der hohe Blutverlust hatten ihn leider sehr geschwächt… es tut uns leid, ihnen dass mitteilen zu müssen… Ihr Lebensgefährte ist seinen Verletzungen erlegen“, erklärte Dr. O’Malley in einem mitfühlenden Ton. „N…nein, das ist doch ein Fehler“, stotterte Matt und schüttelte den Kopf. Die ganze Zeit über hatte er gehofft Taichi würde das überleben, egal ob mit einem Arm oder zwei… doch nun sollte sein Schatz tot sein? Das konnte nicht sein! Das wollte Yamato unmöglich glauben! … er konnte es nicht glauben… „Tut mir leid, aber dem ist nicht so“, sagte Dr. O’Malley ernst. Erneut schüttelte Matt den Kopf, wieder flossen Tränen… Er wollte es nicht wahrhaben! Konnte es einfach nicht sein… Er wollte sich sicher sein, dass es sich wirklich um seinen Tai handelte… „K…kann ich ihn sehen?“, fragte Yamato unter Schluchzern. „Natürlich, aber ich muss sie darauf hinweisen, dass ihr Lebensgefährte mehrere Verletzungen im Gesicht davongetragen hat und sie ihn wahrscheinlich nicht erkennen werden“, sagte Dr. O’Malley zögernd. Stumm nickte Matt und ließ sich zu seinem Freund führen. Den Weg nahm er gar nicht richtig war, er fühlte sich wie in einem schlechten Traum und hoffte bald aufwachen zu dürfen um Tai in die Arme zu nehmen. Wortlos öffnete der Arzt ihm eine Tür und führte ihn zu eine der Barren, wie man sie aus dem Fernseher kannte. „Sind sie soweit?“, fragte der Doktor zur Sicherheit, zögerlich nickte Matt. Vorsichtig hob Dr. O’Malley das Tuch an und gab ihm die Sicht auf das Gesicht des Leichnams frei. Geschockt hielt Matt die Luft an… das sollte Taichi sein? Das konnte er nicht glauben! Der Arzt sagte zwar, dass er Verletzungen im Gesicht hatte, aber das war total untertrieben! Das Gesicht war überall geschwollen und blau, auch die Augen waren dick umrandet. Die Haare waren abrasiert geworden und man konnte noch die Naht einer OP am Kopf sehen. Mit zitternden Fingern zog Yamato das Tuch weiter von dem malträtierten Körper. Wenn das Tai sein sollte, müsste sich an seinem Bauch ein Tattoo befinden… Auch der Rest des Körpers sah nicht anders aus… alles rot und blau geschwollen. Ein Verband an den rechten Ellenbogen angebracht, ein anderer am linken wo der Rest des Armes fehlte. Auch der Bauch war größtenteils eingebunden und verdeckte somit teils die besagte Stelle. Angestrengt kniff Matt die Augen zusammen und versuchte etwas auf der geröteten Haut zu finden… und tatsächlich konnte er einen Teil des Drachens erkennen. Es war also Taichi… In dieser Sekunde brach eine ganze Welt für Yamato zusammen, er weinte bittere Tränen und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Irgendwann wurde es schließlich dunkel um ihn herum… Erst ein paar Stunden später wachte er in einem Krankenzimmer auf. Neben seinem Bett saßen sein Bruder, Taichis Schwester und beide Elternpaare und eine fremde Frau, alle mit verheulten Augen. Ihm wurde gesagt, dass er zusammengebrochen war und Dr. O’Malley ihm eine Beruhigungsspritze verabreicht hatte. Die Frau stellte sich ihm als Isabel Stevens vor, sie war heute Morgen bei dem Unfall dabei gewesen. Isabel erzählte Yamato, dass sie es war, die den Bus nicht gesehen hatte. Der Bus hätte sie überfahren, wenn Taichi sie nicht zur Seite geschubst hätte. Tai wollte diese Frau retten und hatte dabei sein eigenes Leben riskiert und verloren… Isabel sprach von ihm als Held, ebenso wie alle Ärzte und Krankenschwestern denen er begegnete. Sogar in den Nachrichten kam es! Taichi Yagami der selbstlose Held! Aber wie sollte ihm das helfen? Die Tage danach vergingen wie ihm Flug und schon stand die Beerdigung an. Alle waren gekommen, selbst Isabel Stevens und auch einige Leute, die von Tai im Fernsehen gehört hatten! Als die Trauerrede beendet war, wurden die Menschen immer weniger, bis schließlich nur noch Yamato übrig war. Lange Zeit stand Matt einfach nur da und dachte nach. Er hatte für sich einen Entschluss gefasst! Alle sagten zwar Taichi sei ein Held! Er hatte dieser Frau das Leben gerettet… Doch was war ein Leben verglichen mit zwei? Nein, Matt wünschte Isabel Stevens nicht den Tod… jedoch hatte sie nicht aufgepasst! Wieso musste also Taichi für IHREN Fehler sterben? Tai war auch erst 25 Jahre alt gewesen und hatte noch so viel vor… Jetzt war er tot… Nein, für ihn war Tai kein Held… Aber er konnte ihm auch nicht böse sein! Doch durch seinen Tot… War auch Yamatos Leben zerstört… nein, es war vorbei! Langsam holte Yamato eine Pistole aus seiner Jackentasche und hielt sie sich an den Kopf. „Bald sind wir wieder vereint“, murmelte er abwesend. Noch einen letzten Blick warf Yamato auf das Grab seines Geliebten, ehe er abdrückte… Ein Knall ertönte und dann das Geräusch eines zusammensackenden Körpers, danach war es still… totenstill. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)