Model auf Abwegen von bebi (Sailor Moon-Challenge (UsaXMamo)) ================================================================================ Kapitel 1: Modenshow mit Showeffekt ----------------------------------- Model auf Abwegen - Sailor Moon Challenge Verschlafen. Ausgerechnet heute. Es gab so viele Tage und so viele Morgen an denen er hätte verschlafen können, aber nein. Mamoru musste an dem Wochenende verschlafen, an dem er einen neuen Job antreten würde. Kein wirklich bedeutender Job, aber ein Job. Immerhin musste er Geld verdienen. Mamoru war Assistenzarzt im zweiten Jahr. Er hatte vier Jahre lang gelernt und gebüffelt und jetzt durfte er endlich in einem städtischen Krankenhaus zu unmöglichen Zeiten und für miese Bezahlung arbeiten, nur um von seinem Hungerlohn niemals seinen Studienkredit abzahlen zu können. Und deswegen tat er das, was jeder junge Arzt an seiner Stelle tun musste. Er jobbte. Er nahm jeden blödsinnigen Nebenjob an, den er finden konnte. Im Tierheim, nächtliche Einsätze im Krankenwagen, Extraschichten im Altersheim, medizinische Einsätze auf Großveranstaltungen…die lange Liste nahm kein Ende. Für dieses Wochenende hatte ihm sein Freund Motoki einen Job besorgt. Einen Job bei dem Mamoru wusste, er würde alle zwei Sekunden mit den Augen rollen. Er war auf dem Weg zu einer… Modenschau. Allein das Wort war ihm äußerst zu wider. Ein Haufen alberne Gänse, die Kartoffelchips für Teufelswerk hielten und in Kartoffelsäcken über einen Laufsteg stolzierten und er sollte dafür sorgen, dass keine der großen Leuchten aus den Latschen kippte, weil sie vergessen hatten wie man so etwas macht wie…atmen. Könnte ja sein, dass ein Model immer nur ausatmet, weil sie das einatmen vergisst. Das ist schon sehr gefährlich. Ja, Mamoru hatte Vorurteile gegenüber solchen Veranstaltungen und noch viel wichtiger, er hatte absolut keine Lust auf diesen Job. Aber die Bezahlung war gut und der Arbeitsaufwand würde sich in Grenzen halten, also Augen zu und durch. Er war jung und brauchte das Geld. Mamoru rannte die Straße entlang auf dem Weg zur U-Bahn in der Hoffnung noch seine geplante Bahnverbindung einhalten zu können, als er mit Höchstgeschwindigkeit in jemanden rein rannte. „Aua! Haben sie denn keine Augen im Kopf?!“ Mamoru schwankte nach diesem Aufprall ein wenig und guckte genervt zu der jungen Frau auf dem Boden vor ihm, deren gereizter Tonfall schon voraus deutete, dass diese kleine Begegnung, nicht gesittet freundlich verlaufen würde. Doch die meisten Frauen neigten dazu, ihm nicht lange böse sein zu können. Daher reichte er der blonden Frau mit einem versöhnenden Lächeln die Hand und sie schaute erst auf seine Hand und dann in sein Gesicht. Mamoru musste zugeben, dass er noch nie so blaue Augen gesehen hatte. Aber er hatte auch noch nie so böse funkelnde Augen gesehen. Sie hatte blondes, langes Haar und war bestimmt noch einige Jahre jünger als er. „Entschuldigen sie, ich habe sie nicht gesehen. Das tut mir sehr leid.“ Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und wartete darauf, dass sie einlenkte. Doch statt seine Hand zu ergreifen, schlug sie sie beiseite und stand alleine auf. „Natürlich tut es ihnen leid, es war ja auch ihre Schuld.“ Sie ordnete ihren Mantel und würdigte den verdutzen Mamoru keines Blickes mehr. „Und jetzt entschuldigen sie mich, ich habe keine Zeit für so was.“ Während die unterkühlte Blondine ihren Weg fortsetze, blieb Mamoru noch ein paar Schreckenssekunden still stehen. Mit einem geringschätzigen Blick nach hinten, setze er dann doch seinen Weg fort. „Ihnen auch noch einen schönen Tag!“ Blöde Kuh. ___________________________________________________________________ „Mensch Mamoru, da bist du ja, ich dachte schon du kommst nicht mehr. Du bist doch sonst so pünktlich.“ Als Mamoru, zehn Minuten zu spät, einen Schritt in das Gebäude getan hatte, schnappte Motoki ihn auch schon am Arm und schleifte ihn hinter sich her. Er wirkte gestresst, aber wie immer mit einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen, was ihm wahrscheinlich nicht einmal ein Erdrutsch entreißen könnte. „Tut mir leid Motoki, ich hab meine Bahn verpasst. Hat die Modenschau schon angefangen?“ „Ach Unsinn, die fängt erst in sechs Stunden an.“ „In sechs Stunden?! Was mache ich dann um Himmels Willen hier?“ „Hinter dem Laufsteg geht’s schon lange vorher los. Keine Sorge, du kommst schon noch zum Arbeiten.“ Er zwinkerte Mamoru aufmunternd zu, während er ein paar dutzend Leuten auswich, die unglaublich beschäftigt durch die Gegend liefen. Mamoru schaute sich im vorbeieilen um und musste wirklich feststellen, dass hier unglaublich viel los war. Er war bislang der Ansicht, dass eine Modenschau nicht mehr verlangte, als einen Laufsteg und ein paar Klappstühle. Doch da hatte er sich augenscheinlich geirrt. Überall wurde diskutiert, gehämmert, auf und umgebaut. Plötzlich hielt Motoki an und zeigte auf eine Gruppe Menschen, die eine kleine Medizin-Station improvisierten. „Das sind deine Arbeitskollegen. Ich arbeite im Aufbau und muss auch wieder sofort weg, ich wollte dich nur herbringen. Frag nach Amy Mizuno, die leitet den medizinischen Kram hier. Sie ist jünger als du, aber hat’s echt drauf und ist wirklich nett. Also viel Spaß Kumpel.“ Mit diesen Worten machte Motoki kehrt und verschwand in der Menge. Okay, jetzt war Mamoru auf sich gestellt. Klasse. Er atmete einmal tief durch und machte sich auf den Weg zu den anderen. Alles kein Problem. Erstmal musste er…verdammt…wie war noch mal ihr Name? ___________________________________________________________________ „Kopf runter!“ Mamoru fuhr in die Knie und entkam nur knapp dem schmerzhaften Aufprall mit einer Leiter, die nicht gerade Umsichtig von einem Ort zum anderen geschleppt wurde. „Danke für die Warnung!“ „Jaja.“ Hier war es fast wie im Krankenhaus, hektisch, unübersichtlich und jeder war so unheimlich freundlich. Genervt wandte sich Mamoru mit einem Stapel erste- Hilfe- Utensilien zu Amy Mizuno um. „Wohin damit, Boss?“ „Da vorne auf den kleinen Wagen. Und nenn mich nicht immer Boss.“ „Alles klar, Boss.“ Grinsend ging Mamoru an Amy vorbei, die lächelnd mit den Augen rollte. Die Arbeit machte ihm tatsächlich Spaß. Nach einer knappen Stunde hatte er sich eingewöhnt, die meisten waren doch irgendwie nett und Amy war eine klasse Chefin. Sie war ein paar Jahre jünger als er und eigentlich noch im theoretischen Teil ihres Medizinstudiums, was sie aber nicht davon abhielt praktische Erfahrungen zu sammeln. Sie hatte kurze blaue Haare und ein hübsches Gesicht. Mit ihrer freundlichen ruhigen Art, machte sie einem die Arbeit sehr leicht. Bis jetzt hatte Mamoru es nur mit organisatorischen Aufgaben zu tun gehabt und bekam ausschließlich seine ärztlichen Mitkollegen zu Gesicht. Wahrscheinlich fand er den Job bislang nur so gut, weil er noch kein dümmliches Model behandeln musste. Aber das sollte sich wohl bald ändern, denn gerade, als er den Gedanke gefasst hatte, stürmte, mit eindeutig mehr Elan als nötig, eine junge blonde Frau in grellen, pinkfarbenen Klamotten zu ihnen hinein. „Amy! Da bist du ja! Seid ihr fertig? Wir haben doch keine Zeit!“ Von dieser Energiewelle vollkommen unbeeindruckt drehte sich Amy zu der jungen Frau um und lächelte erfreut und immer noch vollkommen ruhig. „Hallo Minako, in Eile wie eh und je. Ja wir sind fertig, was auch immer kommt, wir sind bereit.“ „Das ist großartig!“ Ein junger Mann in Mamorus Alter blieb neben ihm stehen und flüsterte verschwörerisch in seine Richtung. „Das ist Minako Aino. Sie bezahlt unsere Checks. Sie ist die Modedesignerin. Süß oder? Kaum zu glauben, dass ein so junges Mädchen so erfolgreich ist.“ Da hatte er allerdings recht. Sie war ungefähr in Amys Alter. Aber dennoch wirkte sie wie eine echte Modedesignerin. Sie war flippig und auffällig. Ihr stand das Wort kreativ geradezu auf der Stirn geschrieben. Amy und sie redeten wie zwei alte Freundinnen. Nachdem Minako gegangen war, richtete Amy das Wort an alle Mitarbeiter. „Hört zu, gleich bekommen wir Arbeit. Frau Aino möchte, dass wir eine… ___________________________________________________________________ „Voruntersuchung?“ Bunny warf gestresst den Kopf in den Nacken. „Wieso das denn? Es geht mir super, wieso soll ich mich untersuchen lassen?“ Minako lächelte beschwichtigend in Bunnys Richtung, aber auch einige der anderen Models schienen von dieser Nachricht nicht sonderlich begeistert. „Hört zu, das ist alles kein großer Aufwand. Beim letzten Mal sind einige Models vor oder sogar während der Show umgekippt, weil sie krank zur Arbeit gekommen sind. Ich will nur sicher gehen, dass das nicht noch mal passiert, immerhin soll die Show heute ein Erfolg werden. Es ist auch keine große Sache. Puls, Blutdruck…so etwas, mehr nicht. Also keine Sorge. Ihr werdet nacheinander reingerufen.“ Minako wandte sich zum gehen und warf noch einen Blick über die Schulter zurück. „Ach übrigens, einige der ärztlichen Mitarbeiter sind echt schnuglich.“ Damit verschwand sie mit dem gleichen Elan, mit dem sie angekommen war. ___________________________________________________________________ „Die Nächste bitte.“ Mamoru hasste diese drei Worte. Die Nächste. Das hieß noch so eine. Und dann auch noch dieses heuchlerische Wort bitte. Er hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn sich seine Vorurteile nicht bestätigen würden, aber er hatte hier gerade einen Haufen Mädchen sitzen gehabt, die nicht gerade die Wissenschaft erfunden hatten. Die Hälfte von ihnen war hochnäsig und anmaßend und die andere Hälfte bestand aus vorlauten Gören, für die die Welt nur aus Äußerlichkeiten bestand. Und die Untersuchungen waren noch lange nicht vorbei. „Mira Tsusono?“ Der Vorhang zum improvisierten Untersuchungsraum ging auf und eine junge Frau in Mamorus Alter kam herein. Sie hatte ihre langen hellblauen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden und eine vorwitzige Strähne streifte ihr Gesicht. „Du bist also mein Arzt, ja?“ Sie musterte Mamoru von oben bis unten. Er schluckte. Sie wirkte irgendwie so angriffslustig. Schleichend wie ein Raubtier ging sie auf ihn zu und setzte sich betont langsam auf die Untersuchungsliege. Sie sah Mamoru direkt in die Augen und lächelte anzüglich. „Soll ich…mich frei machen?“ Mamoru hob eine Augenbraue. „Nur das nicht.“ Mira blickte Mamoru schief lächelnd an. „Ein ganz professioneller, was?“ Gott, wo war er hier nur hineingeraten? Er durfte auf keinen Fall Plastischer Chirurg werden, dann hätte er nur noch mit solchen Personen zu tun. Er überging alles, was Mira sagte, und kam einfach zurück zur Untersuchung. „Haben sie irgendwelche Beschwerden?“ „Meine Beschwerde ist, dass du mich siezt. Sehe ich so alt aus, dass ich gesiezt werden sollte?“ „Allerdings, ja.“ Mamoru hob gelangweilt sein Klemmbrett mit den Aufzeichnungen über die Models und sah Mira an. „Es geht ihnen also gut?“ Mira legte sich seitwärts auf die Arztliege und lehnte ihren Kopf auf ihre Hand. „Wie könnte es mir bei einem so fähigen Arzt nicht gut gehen?“ „Dann ist die Untersuchung zu Ende. Die Nächste bitte!“ Mira setze sich verwundert auf. „Sie haben doch noch gar nichts gemacht.“ „Diese Untersuchung soll nur Vorbeugen und da sie keine Beschwerden haben und ich auch nichts erkennen kann, was beunruhigend wäre, ist die Untersuchung hiermit abgeschlossen. Gratuliere sie sind Kerngesund. Würden sie jetzt bitte den Platz frei machen, es kommt gleich die nächste Patientin.“ Mit diesen Worten drehte sich Mamoru um und stellte betont beschäftigt etwas in den improvisierten Medikamentenschrank. Mina erhob sich seufzend aus ihrer liegenden Position und schlenderte Richtung Ausgang. „Du bist nicht leicht zu bekommen, das gefällt mir. Der Tag ist noch lang, Herr Doktor. Ich denke wir sehen uns noch.“ Mit diesen Worten verschwand sie nach draußen. Mamoru ließ sich auf den Stuhl neben der Liege fallen und rieb sich die Schläfen. Um Himmels Willen, hat die Frau Nerven. Er hoffte, dass das nächste Model wenigsten wieder nur eingebildet war. Mit einem Seufzen sah er wie sich der Vorhang zur Seite schob… ___________________________________________________________________ Bunny hob den Vorhang sachte zur Seite und lugte herein. Ein junger Arzt, kaum fünf Jahre älter als sie, saß auf einem Stuhl vor der Untersuchungsliege und sah sie an. Er hatte schwarze Haare, war groß gewachsen und offensichtlich sehr attraktiv. Hatte Minako also doch nicht gelogen. Er sah sie verdutzt an. Bunny wunderte sich darüber, als sich plötzlich auch ihre Augen vor Überraschung weiteten. „Sie?“ Der Mann sah genervt nach oben. „Eigentlich hätte ich mir denken können, dass sie Model sind. Bei dem Charakter.“ „Danke für die Blumen.“ „Immer gern. Also bringen wir es hinter uns. Bitte, setzten sie sich.“ Mit übertriebener Geste stand er auf und deutete höflich auf den Untersuchungsliege. Widerwillig setze Bunny sich hin. Der junge Arzt guckte auf seine Papiere. „Bunny Tsukino, richtig?“ „Richtig…“ Sie guckte auf das kleine Namenschild auf seinem Arztkittel. „…Herr Chiba.“ Bunny fand, dass er genervt aussah und bekam ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hatte sie ja nichts gegen ihn. Sie war heute Morgen viel zu spät dran gewesen, hatte kaum geschlafen und noch nicht gefrühstückt. Das waren bei ihr die drei notwendigen Bedingungen für ganz miese Laune. Herr Chiba setzte sich neben Bunny auf die Liege und holte sein Stethoskop zum Vorschein. „Wo wollen sie denn damit hin?!“ Bunny wurde leicht rot, als sie sah, dass er belustigt zur Seite sah und sich ein Lachen verkniff. „Damit will ich nur ihren Herzschlag abhören.“ Seine Stimmung schien sich etwas gebessert zu haben. „Oh…okay.“ Bunny sah immer noch etwas verschämt über diesen Einwurf runter auf ihre Beine. Sie sah nicht, dass er ansetzen wollte das Stethoskop zu benutzen, als sie plötzlich den linken Arm in seine Richtung aus streckte… „Können sie nicht so meinen Puls fühlen?“…und ihm mitten ins Gesicht schlug. ___________________________________________________________________ ‚Grundgütiger, für eine so kleine Person hat sie einen verdammt guten linken Hacken.’, dachte Mamoru, als er die volle Breitseite abbekam. Er stand auf und hielt sich die Nase. Es war nichts gebrochen, alles halb so wild, in ein paar Sekunden würde es wieder gut sein. Bunny stand erschrocken auf und berührte sein Gesicht mit beiden Händen. „Oh, Gott das tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Mamoru spürte ihre kleine warme Hand an seiner Wange und sah zu ihr runter. Sie blickte ihn prüfend an, als ob sie sicher sein wollte nichts kaputt gemacht zu haben. Mamoru lächelte. „Natürlich tut es ihnen leid, es war ja auch ihre Schuld.“ ___________________________________________________________________ Verlegen zog Bunny ihre Hände zurück und setzte sich wieder hin. Zögerlich fing sie an zu sprechen. Ihre Stimme hatte weniger Festigkeit als ihr lieb war. „Tut mir leid. Ich bin heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das…war nicht so gemeint.“ Sie sah ihm in die Augen. Er erwiderte ihren Blick. Sie sahen sich an, einen Augenblick zu lange. Bunny wand den Blick zur Seite ab und deutete auf das Stethoskop neben ihr. „Was ist nun? Muss ich bald sterben, Herr Doktor?“ Mit einem kleinen Lachen nahm er das Stethoskop wieder zur Hand. „Finden wir es heraus.“ Bunny drehte sich zu ihm um und er setzte an, ihren Herzschlag abzuhorchen, senkte aber kurz vorher den Arm. „Ach übrigens, ich heiße Mamoru.“ Bunny sah ihm überrascht in die Augen. Irgendwie machte er sie nervös. Unbeholfen streckte sie ihm die Hand aus. „Ich bin Bunny.“ Er nahm ihre Hand in seine. Und er hatte unglaublich warme, sanfte Hände. “Sehr erfreut.“ Da war etwas in seinen dunkelblauen Augen, das sie nicht mehr losließ. Eine Tiefe, die sie faszinierte. ___________________________________________________________________ Er wollte ihre Hand nicht loslassen. Er wollte einfach nicht. Es war geradezu lächerlich. Sie war so klein und zart und lag perfekt in seiner. Und wenn die Welt sich rückwärts Gedreht hätte, er hätte sie nicht loslassen können. Sie war heute Morgen so kalt und unfreundlich gewesen. Es war unglaublich wie schüchtern und nett sie jetzt war. Und sie war auch noch Model. Oh Gott, er interessierte sich tatsächlich für ein Model. Heute lief einiges nicht nach Plan. Nach einer kleinen Ewigkeit zogen sie ihre Hände zurück. Mamoru nahm wieder sein Stethoskop in die Hand und lächelte Bunny verunsichert an. „Ich glaube, wir sollten dann mal.“ „Ja, sie haben recht.“ Bunny setze sich aufrecht hin. Sie hatte nur ein Top an, so dass Mamoru Problemlos ihren Herzschlag abhören konnte. Sie zuckte zusammen, als das kalte Metall ihre Haut berührte und dennoch gefiel es ihr. Es gefiel ihr beunruhigend gut. Er hatte das Stethoskop in der Hand, was sie berührte. Also war es indirekt er, der sie berührte. Sie fühlte sich albern, weil sie so etwas dachte. Die ganze Situation hatte eine merkwürdige Stimmung bekommen. Außerdem schlug ihr Herz furchtbar schnell und er würde es bemerken. Doch er sagte nichts. Er legte das Stethoskop zur Seite. „Sieht aus, als wären sie Kern gesund. Haben sie sonst irgendwelche Beschwerden?“ „Nein, mir geht es…ausgezeichnet.“ Sie sahen sich wieder in die Augen und Mamoru rückte ein Stück näher in Bunnys Richtung. „Das freut mich,…dass es…ihnen gut geht.“ Ihre Gesichter kamen sich immer näher. „Ja, denn…es ist gut….wenn…“ Mamoru konnte ihren Atem auf seinem Gesicht spüren. „Wenn…es einem gut geht?“ „Ja…ja, das ist…“ Sie schlossen die Augen. „…schön…“ „Mamoru!“ Motoki warf den Vorhang zur Seite. „Wollte mal sehen wie es so läuft.“ Völlig aus der Fassung gebracht, starrten Bunny und Mamoru Motoki an. Sie saßen immer noch dicht nebeneinander. Mamoru fand als erster seine Fassung wieder. „Gut…es läuft gut. Danke der Nachfrage.“ Bunny war immer noch erstarrt. Sie hoffte so sehr, dass Motoki nichts gesehen hatte. Sie kannte ihn schon länger als Arbeitskollegen und wusste, dass das genau die Dinge waren, die er gerne als nette Anekdoten in der Mittagspause zum Besten gab. Ihr schwante Böses, als Motoki anfing auf eine sehr wissende, sehr erfreute und außerordentlich penetrante Art zu grinsen. „Ich störe doch nicht etwa?“ Bunny sprang von der Liege auf und ergriff die Flucht. „Nein, nicht doch. Ich bin anscheinend Kern gesund und kann jetzt gehen.“ Übertrieben förmlich ergriff die Mamorus Hand und schüttelte sie überschwänglich. „Vielen Dank, Herr Doktor. Sie leisten gute Arbeit.“ Sie boxte Mamoru kumpelhaft auf die Schulter. „Weiter so.“ Mamoru und Motoki starrten sie an. „Also…ich muss weg.“ Sie huschte an Motoki vorbei, raus aus dem Zimmer und war weg. Motoki schmiss sich geradezu auf die Liege und wendete sich Mamoru zu. „Und? Ist da was gelaufen?!“ ___________________________________________________________________ „Nein, da war nichts!“ Bunny vergrub ihr Gesicht in beiden Händen und wurde rot. „Also, noch nichts…wäre da nicht Motoki gewesen…also…ich weiß es einfach nicht! Mein Gott, ich kenne ihn doch eigentlich gar nicht.“ Sie warf ihren Kopf von Rechts nach Links und hüpfte auf der Stelle. „Was sagst du dazu, Makoto?“ Makoto Kino. Eine junge Frau in Bunnys Alter, mit schulterlangen braunen Haaren. Sie war recht groß und hatte ein sportliches Aussehen. Makoto stand hinter einem großen Buffet und richtete das Essen an. Sie sorgte schon seit einigen Jahren mit ihrer kleinen Firma für das Catering auf den Modeschauen, bei denen Bunny mitlief. „Also ich würde dazu sagen…dich hat es voll erwischt.“ Sie zwinkerte Bunny zu und gab ihr gleichzeitig ein Tablett in die Hand. „Iss erst mal was, dann weißt du, ob es wirklich Schmetterlinge im Bauch sind oder nur dein Magen knurrt.“ Für diese Theorie konnte sie Bunny sehr leicht begeistern. „Ich denke da ist was dran.“ Lächelnd fing sie an sich das Tablett voll zu stellen. ___________________________________________________________________ „Du kennst sie also?“ „Bunny? Klar, ich sehe sie seit Jahren auf den Modenschauen.“ Motoki und Mamoru verließen die kleine Medizinstation und steuerten das Buffet an. „Und ich dachte ja immer du hast was gegen hübsche Frauen.“ „Was redest du da für einen Blödsinn?“ „Du sagst doch immer, du stehst absolut nicht auf den Typ Model.“ „Heißt ja nicht, dass ich was gegen hübsche Frauen habe. Die meisten Models hier sind nun mal ziemlich oberflächlich.“ Motoki grinste. „Und Bunny ist anders?“ Mamoru sah zur Seite. Er konnte ein Lächeln einfach nicht unterdrücken. „Ich weiß nicht…sie hat was.“ Motoki warf seinen Arm um Mamorus Schulter. „Mensch Mamoru, das freut mich. Dachte schon du endest mal einsam und allein.“ „Schönen Dank auch, Motoki.“ „Dafür sind Freunde doch da.“ ___________________________________________________________________ Bunny stapelte gerade die dritte Nachtisch-Variation auf ihrem Tablett, als Motoki und Mamoru das Buffet erreichten. „Oh, Hallo Bunny. So sieht man sich wieder. Kannst du einen Doktor gebrauchen?“ Motoki hatte so viele gute Eigenschaften, aber Takt und Subtilität waren nicht darunter. „Hallo Makoto, schön dich zu sehen.“ „Hallo Motoki. Keine Modenschau ohne mein Essen, das weiß du doch.“ „Da sag ich nur, Gott sei dank.“ Er trat einen Schritt zur Seite und schob Mamoru an den Tisch heran direkt neben Bunny. „Das ist übrigens mein Freund Mamoru, ich hab ihm den Job hier besorgt. Also sorg bitte dafür, dass er immer genug zu Essen bekommt.“ Motoki und Makoto fingen an sich freundlich zu unterhalten, während er sich ein Tablett mit Essen fertig machte. Mamoru und Bunny standen wie angewurzelt daneben und brachten keinen Ton raus. Wieder war es Mamoru, der sich zuerst überwand. „Du hast da ja ein riesen Tablett, versorgst du alle anderen mit?“ Bunny wurde rot. „Nein…das ist meins.“ Sie hielt sich verkrampft mit beiden Händen an ihrem Tablett fest und drückte so fest zu, dass sie Angst hatte es gleich durchzubrechen. Sie sah nur kurz zu Mamoru hoch und bemerkte, dass er verwundert die Augenbrauen gehoben hatte. Dann sah sie gleich wieder auf ihr Essen. Leise und kleinlaut stammelte sie mehr, als dass sie sprach. „Essen macht glücklich, das ist einfach so.“ ___________________________________________________________________ „Essen macht glücklich? Essen macht glücklich? Ich kann nicht fassen, dass ich das gesagt habe. Etwas noch geistloseres ist mir natürlich nicht eingefallen.“ Nachdem sich Motoki etwas für sich und Mamoru aufs Tablett gepackt hatte, waren sie direkt wieder verschwunden. Bunnys letzter Satz war einfach so im Raum stehen geblieben. Jetzt saß sie bei Makoto an einem kleinen Tisch und verspeiste das Essen auf ihrem Tablett. „Ach mach dir nichts draus. Das war doch gar nicht schlimm. Jetzt kennt er zumindest deine Hobbys.“ Daraufhin fing Bunny geräuschvoll an zu schluchzen und noch mehr zu essen. „Oh Gooott.“ Makoto musste lachen, auch wenn ihr Bunny leid tat. „Er ist Arzt, er findet es bestimmt besser so rum, als wenn du wie viele hier überhaupt nichts isst. Einige deiner Kolleginnen kenn ich überhaupt nicht, weil sie noch nie was bei mir gegessen haben.“ Bunny zog kindlich laut ihre Nase hoch und nickte. „Ja, ja vielleicht hast du recht.“ Etwas zufriedener aß sie den Rest ihres Menüs. ___________________________________________________________________ Mamoru und Motoki saßen nach ihrem gemeinsamen Essen beieinander und unterhielten sich noch etwas, als plötzlich eine schwarzhaarige junge Frau reingestürmt kam, sich einmal umguckte und mit ihrem Blick an Mamoru hängen blieb. Oder eher gesagt an Mamorus Arztkittel. „Sie!“ „Ich?“ „Ja, sie! Mitkommen, wir brauchen einen Arzt.“ Mamoru sprang auf und ging der energischen Frau hinterher. Auch Motoki ließ es sich nicht nehmen mitzukommen. Sie gingen in einige Meter Abstand hinter der Frau in Richtung Laufsteg. Motoki lehnte sich auf dem Weg leise zu Mamoru rüber. „Das ist Rei Hino. Sie ist die Eventmanagerin. Ziemlich temperamentvoll sag ich dir.“ Das musste er Mamoru nicht erst sagen. Bei ihrem kleinen Fußmarsch durch die Halle, sprang jeder, der auch nur ansatzweise in ihrem Weg stand oder stehen könnte, zwei Meter zur Seite. Sie kamen bei einer kleinen Menschentraube an, die durch das einzigartige Talent Reis, Leute zur Seite springen zu lassen, direkt auseinander fuhr, so dass Mamoru sehen konnte, was das Problem war. Da saß ein Mann in seinem Alter und hielt sich den Fuß. Mamoru kniete sich zu ihm hin. „Sind sie gestürzt?“ „Ja, ich bin ausgerutscht.“ Mamoru betastete seinen Knöchel, wobei der junge Mann einige Male schmerzverzerrt das Gesicht verzog. „Das sieht nicht gut aus, ich denke er ist gebrochen. Ich würde ihnen raten ins Krankenhaus zu fahren.“ Mit einem lauten Knall landete Reis Klemmbrett an der nächsten Wand. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Mamoru stand auf und beugte sich zu Motoki rüber. „Was ist denn jetzt los?“ Mittlerweile hatten sich unheimlich viele Leute um die Szene versammelt. Motoki flüsterte so leise er konnte um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Der Typ ist Model. Ein ziemlich berühmtes sogar. Er läuft immer zusammen mit Bunny die besten Modelle. Für ihn gibt es heute keinen richtigen Ersatz.“ „Woher weißt du so was immer?“ Motoki zuckte mit den Schultern. „Ich interessiere mich halt für Menschen.“ Mamoru rollte mit den Augen. „Du bist ein Klatschweib, nichts weiter.“ Neben den beiden Jungs tauchten Bunny und Makoto auf. „Was ist denn hier los?“, fragte Makoto, als Bunny auf einmal an ihr vorbei stürmte. „Hideki!“ Sie kniete sich neben ihren Kollegen auf den Boden und nahm seine Hand. “Was ist denn passiert?“ Erst jetzt sah sich Mamoru den Kerl genauer an. Er sah wirklich aus wie ein Model. Lange dunkelblonde Haare, groß, schlank und gut aussehend. Irgendwie gefiel ihm das gar nicht. „Mach dir keine Sorgen, Süße.“ Nein das gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war albern. Sie kannten sich kaum. Aber Mamoru hatte Interesse an ihr. Und eigentlich dachte er, sie auch an ihm. Hideki sah Bunny beschwichtigend an und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Nur leider werde ich nicht laufen können. Es muss mich jemand ersetzen.“ In diesem Moment schaltete Rei sich wieder ein, die bislang nur energisch hin und her gerannt war. „Wer denn? Wir haben heute kein zweites Model mit deinen Maßen da. Der ganze Ablauf müsste geändert werden, wenn dich jemand von den anderen vertreten soll. Wir brauchen ganz dringend noch ein Model!“ Rei sah sich mit feurigen Blicken in der Menge um, bis sie anfing sich den ein- oder anderen Mann zu schnappen und um ihn rumzugehen. Sie schien immer wütender zu werden, bis sie sich schließlich mit dem Blick an Mamoru hängen blieb und mit ausgestrecktem Arm auf ihn deutete. „Du!“ Mamorus Augen weiteten sich. „Ich?“ „Ja, kommen sie mal her.“ Mamoru trat ein paar zögerliche Schritte nach vorne und bevor er sich versah, hatte Rei ein Maßband in der Hand und rannte um ihn herum. Sie fing an alle möglichen Körperteile von ihm zu vermessen, bis hin zu seinem Hals, wobei sie ihn fast erdrosselte. Dann stellte sie sich vor ihn und sah ihn prüfend an. Mamoru sah aus den Augenwinkeln, dass Bunny das geschehen mit großen Augen beobachtete. Sie hielt immer noch die Hand von diesem Hideki. Mamoru schaute wieder weg. „Das könnte gehen.“ Mamoru hob, Böses ahnend, eine Augenbraue. „Könnte es?“ „Ja, du wirst für Hideki einspringen, ihr habt fast die gleichen Maße.“ „Was? Nein! Ich bin doch gar kein Model. Ich kann das nicht.“ Oh Gott, nur das nicht. Allein bei dem Gedanken daran, einen Laufsteg vor so vielen Leuten entlang zu gehen, ließ es ihm flau im Magen werden. „Es muss gehen. Bunny wird dir zeigen wie man läuft und dann…“ „Nein!“ Bunny sprang auf und eilte zu Mamoru und Rei. „Das geht nicht. Er ist doch überhaupt kein Model!“ Mamoru registrierte ein kleines Stechen in seinem Ego. „Ich kann nicht mit ihm laufen.“ Wie sie das sagte…nicht mit ihm. Rei sah entnervt zu Bunny. „Das wirst du wohl müssen, er ist die einzige Möglichkeit die Show so ablaufen zu lassen, wie es geplant war. „Aber du hast es doch gehört. Er kann es einfach nicht.“ Was bildet die sich ein? Sie kann wohl nur mit diesem Blödsack von Model da laufen, der das aber noch nicht mal gut zu können schien, wenn er schon über seine eigenen Füße stolperte und sich den Knöchel brach. „Ich denke nicht, dass es da viel zu können gibt.“, sagte Mamoru trocken in Bunnys Richtung. Bunny sah zu ihm hoch mit einem Blick der sagte ‚Das Gespräch über dich, geht dich nichts an. ’. „Was sagst du?“ „Naja weißt du, laufen kann ich schon seit ich drei bin. Selber umziehen kann ich mich auch. Ich denke damit Qualifiziere ich mich genauso wie jeder andere für diesen Job.“ Mamoru sah wie Bunny rot anlief. Diesmal wohl vor Wut. Bevor sie etwas erwidern konnte, nutze Rei diesen Dialog um die Situation zu ihren Gunsten zu entscheiden. „Wunderbar, dann wäre das ja geklärt.“ Sie wandte sich an Bunny. „Frau Tsukino, sie sind Model und normaler Weise auch sehr professionell. Ich denke es wird ihnen Möglich sein mit dieser Situation angemessen umzugehen. Sie werden Herrn…“ Sie sah Mamoru fragend an. „Chiba.“ „Herrn Chiba hier in den nächsten zwei Stunden alles erklären was er wissen muss und zusehen, dass er anständig läuft. Sie können dazu in den Gaderobenraum gehen.” Bunny sagte dazu gar nichts mehr und Rei wandte sich an Mamoru. „Vielen Dank für ihre Hilfe. Ihre Mühe wird natürlich mit einem Bonus bei ihrem Lohn bedacht.“ Sie drehte sich um und ging weg. Man hörte nur noch ein „Viel Glück“ aus ihrer Richtung. Dann standen Bunny und Mamoru nebeneinander und sie starrte ihn böse an. Er hob abwehrend die Schultern. „Was denn?“ ___________________________________________________________________ „Noch Mal!“ Mamoru stöhnte laut auf. „Noch Mal? Wieso? Ich bin jetzt zum zwanzigsten Mal von der Tür zur Wand gelaufen.“ „Du läufst nicht richtig.“ „Bin ich hingefallen?“ „Nein.“ „Dann war es richtig.“ Bunny warf sich mit dem Kopf voran auf die Couch und vergrub ihn in einem Kissen. Seit einer geschlagenen Stunde waren sie in diesem Raum gefangen wie Tiere in einem Käfig und sie hatte mittlerweile auch nicht übel Lust Raubtierhaften Instinkten nachzugeben und Mamoru anzufallen. Das war die längste Stunde ihres Lebens. Sie hatten trainiert, sie hatten sich angeschrien und sie waren beim ‚Du’ angekommen, weil Mamoru es höflicher fand sich zu duzen, wenn man sich schon anschrie. Er lernte es einfach nicht. Bunny konnte das, was er für Laufstegreifes Gehen hielt kaum mit Worten beschreiben. Wenn er wenigstens so gehen würde, wie er nun mal ging. Aber nein, immer wenn er ‚modelte’, ging er wie ein Gangsterrapper. Bunny stand auf und lief zu Mamoru hin. „Also gut, hör mir genau zu. Es ist wichtig, dass du ganz locker bleibst. Geh einfach, wie du selbst. Das reicht völlig aus.“ „Aber das tue ich doch!“ „Nein! Nein, dass tust du eben nicht. Wieso merkst du das nur nicht?!“ Mamoru massierte gestresst seine Schläfen. Aber er war es ja selber Schuld. Er hätte nein sagen sollen. Er wusste, dass er so etwas nicht konnte. Er war eifersüchtig gewesen. Eifersüchtig auf ein blondes Model, das nicht mehr laufen konnte, wegen einem blonden Model, das er erst seit einem Tag kannte. Aber er konnte es nicht leugnen. Er mochte sie. Er wollte sie kennen lernen. Nur leider schrien sie sich seit einer geschlagenen Stunde an. So lernte man vielleicht auch einiges über den anderen, aber das war nicht die Richtung, in die Mamoru wollte. Er sah sie resignierend an. „Okay. Versuchen wir es noch einmal.“ Mamoru drehte sich um und lief los. Nach fünf Schritten traf ihn ein Kissen am Hinterkopf. „Noch Mal!“ „Hör zu, Bunny…“ Er drehte sich um und ging auf sie zu, denn in diesem Augenblick wollte er sie doch lieber weiter auf die anschreiende Art kennen lernen, als sie ihn plötzlich an den Schultern packte. „Das!“ „Was?“ „Genau das! Wie du auf mich zugelaufen bist. Hör doch endlich auf darüber nachzudenken, wie man richtig läuft. Das wirst du eh nicht schaffen, aber wenn du ganz normal gehst, machst du dich wenigstens nicht lächerlich!“ Mamoru hob eine Augenbraue. „Danke, außerordentlich motivierend.“ Bunny lächelte ihn an…wobei ihm es eher vorkam, als würde sie ihn belächeln. „Ich versuche nur dir zu helfen.“ Sie drehte Mamoru um und fasste ihn an der Hüfte. „Beweg dich nicht zu stark. Versuchs mal.“ Mamoru ging los und kam sich lächerlich vor, weil Bunny hinter ihm mitlief und seine Hüfte in die richtige Richtung drehte, aber gleichzeitig mochte er ihre Hand auf seiner Hüfte. Nach zehn weiteren Probeläufen setze Mamoru sich auf die Couch und Bunny blieb vor ihm stehen. „Na siehst du? Jetzt geht’s doch einigermaßen. Weißt du den genauen Ablauf noch?“ Mamoru sah sie zweifelnd an. „Ich zieh das an, was man mir gibt, gehe so viele Runden, wie man es mir sagt und ziehe dann wieder das an, was man mir gibt?“ „Perfekt!“ „Gott steh uns bei.“ „Jetzt sei nicht so überheblich, dir werden noch ganz schön die Beine schlottern, wenn du vor all den Leuten stehst.“ Er lächelte sie an. „Ja, da hast du vielleicht Recht.“ Sie sah zu ihm runter und geriet mit ihrem Vortrag ins stocken. „Also…du musst darauf achten…ähm…“ Mamoru bemerkte durchaus, dass er sie nervös machte, wenn er sie direkt ansah. Und es gefiel ihm. Er ließ mit dem Blick nicht von ihr ab. Er sah ihr fest in die Augen. „Worauf muss ich achten?“ „Da…darauf, dass du nicht stolperst. Das ist wichtig.“ Ihre Unsicherheit machte ihn immer selbstsicherer. „Ist das so?“ Sie sah auf den Boden und brauchte ein paar Sekunden bevor sie wieder zu ihm aufsah. „Ja, das ist…das Wichtigste.“ Er löste seinen Blick von ihren Augen, ließ ihn über ihren Körper schweifen. Nicht heimlich, nicht mal sonderlich dezent. Ganz offen musterte er ihren Körper. Nicht, dass ihn eine gute Figur bei einem Model überraschen würde, aber ihr Körper war perfekt und Mamoru leugnete nicht, dass es ihm gefiel. Bunny wurde rot und konnte seinem Blick nicht mehr standhalten, als er wieder bei ihren Augen angekommen war. Mamoru war äußerlich die Ruhe selbst. „Ich hab’s schon wieder nicht mitbekommen. Worauf muss ich noch mal achten?“ Bunnys Stimme überschlug sich fast bei der Antwort. „Du darfst nicht stolpern! Das kann man sich doch merken! Du darfst auf keinen Fall stolpern, wenn…ahh!“ Mamoru zog Bunny zu sich auf die Couch, so dass sie über ihm balancierend versuchte nicht den Halt zu verlieren. Sie stütze sich rechts und links neben seinem Kopf ab und lag halb auf ihm drauf. Sie wollte sich wieder aufrichten, doch er zog sie an ihrer Taille zu sich ran, bis sein Mund ganz nah an ihrem Ohr war. Er flüsterte nur, aber sie verstand jedes Wort. „Und wenn ich es doch tue, was dann?“ Er küsste kaum merklich ihr Ohrläppchen. „Geht dann die Welt unter?“ Durch die unerwartete Berührung aufgeschreckt, wandte Bunny ihr Gesicht erschrocken Mamoru zu und sah ihn an. Ihr Atem ging stoßweise. Sie war so nervös. Er legte eine Hand auf ihre Wange und zog ihr Gesicht immer näher. Zu seiner Verwunderung, war seine Stimme auch kurz davor zu versagen. Seine Worte waren nicht mehr als ein Windhauch. „Wenn du stolperst, fang ich dich auf.“ Ihre Lippen berührt sich für eine hundertstel Sekunde, als… Tock! Tock! Tock! Jemand klopfte ungestüm an die Zimmertür und Bunny fuhr blitzschnell von Mamoru runter. Eine Sekunde später ging die Tür auf. „Und wie weit seid ihr?“ Rei stürmte hinein, dicht gefolgt von Minako. „Minako kam lächelnd auf die Beiden zu und schüttelte Mamorus Hand. „Hallo, ich bin Minako Aino. Ich danke dir vielmals, dass du uns aushilfst. Du rettest uns echt den Arsch, weißt du.“ Sie zwinkerte ihm zu. Rei war das jetzt genug Smalltalk. „Also wie sieht es aus?“ Bunny hatte sich von dem Zwischenfall und seiner sehr rüden Unterbrechung noch nicht erholt, aber dennoch brachte sie etwas zaghaft hervor: „Bestens. Er weiß über alles Bescheid. Ich denke wir schaffen es so.“ Minako strahlte und Rei sah weniger böse aus. Minako schnappte sich Mamoru und zog ihn hinter sich her. „Na dann los, es ist Zeit. Ich zeig dir, wer dir beim umziehen hilft.“ Bunny hörte nur noch ein schockiertes „Mir hilft?!“ von Mamoru, dann war er um die Ecke verschwunden. Sie rappelte sich langsam auf. Rei war noch da. „Sie wirken etwas angeschlagen. Ist es so schlimm nicht mit Hideki zu laufen?“ Bunny schüttelte leicht den Kopf. „Nein, nein. Es war nur ein langer Tag. Gleich bin ich wieder voll auf dem Damm.“ ___________________________________________________________________ Überall Lärm und Leute. Alle liefen durcheinander. Vor den Kulissen war schon alles voller Menschen und laute Musik lief. Hier fühlte sich Bunny wieder etwas sicherer. Hiermit kannte sie sich aus. Das war ihr Revier. Dennoch hatte sie ein ziemlich flaues Gefühl im Magen, bei dem Gedanken daran, gleich sofort wieder auf Mamoru zu treffen. Noch nie hatte es ein Mann geschafft sie so aus dem Konzept zu bringen. Vor allem nicht, wenn sie ihn kaum kannte. Oh Gott, hoffentlich dachte er jetzt nicht, sie wäre leicht zu haben. Eigentlich ist ja auch gar nichts passiert…wieder nichts passiert. Aber es wäre, wenn nicht… Bunny schüttelte den Kopf um so diese unvollständigen Gedankenbruchstücke abzuschütteln. Sie sollte später darüber nachdenken. Sie würde ihn gleich sehen und da konnte sie sich so etwas nicht leisten. Rei hatte Recht. Sie war ein Profi und musste sich auch so benehmen…egal wie süß sie ihren Laufpartner fand. „Hallo. Bunny Tsukino, richtig?“ Neben Bunny tauchte eine Frau mit hellblauen Haaren auf. Bunny sah sie interessiert an. „Ja richtig, wir kennen uns noch nicht oder?“ „Nein, ich bin Mira Tsusono. Ich laufe fast immer genau vor dir heute.“ Bunny gab ihr die Hand. „Freut mich.“ Mira lächelte sie freundlich an. „Mich auch. Ich hab das von deinem Partner gehört. Tut mir echt leid. So kurz vor der Show ist das wirklich nicht prickelnd.“ Bunny winkte ab. „Ach das wird schon. Also würde bei einer Show von Rei Hino was schief laufen.“ Mira lachte. „Ja, da sagst du was. Wer läuft denn jetzt mit dir? Ich hab gehört er soll kein Model sein.“ In diesem Moment sahen die beiden Frauen zu, wie Mamoru von einer Horde Stylisten durch die Tür getrieben wurde. Er fuchtelte mit den Armen, fluchte unverständliches Zeug und hatte sein Hemd nur halb an, während ein Stylist versuchte im die Schuhe auszuziehen und ein weiterer sein Gesicht puderte. Bunnys Herz machte einen Sprung. Sie deutete auf den kleinen Aufruhr. „Er läuft mit mir.“ Mira kicherte auf eine Weise, die Bunny nicht zu deuten wusste. Sie beobachtete weiter, wie Mamoru gegen die Stylisten ankämpfte, während Mira sprach. „Oh, da hast du aber einen guten fang gemacht, glaub mir.“ „Du kennst ihn?“ „Naja, ich war heute Morgen bei seiner Untersuchung und wir haben Onkel Doktor gespielt, wenn du verstehst was ich meine.“ Bunny wurde ganz flau im Magen. „Eigentlich ist er nicht mein Typ, aber er hat sich so bemüht mit mir zu flirten, das hat mir einfach imponiert. Ich denke, ich werde ihn noch mal wieder sehen.“ Bunny wurde ganz still. Sie sagte keinen Ton. Mamoru bemerkte Bunny von der anderen Seite des Raumes aus, eiste sich von den Stylisten los und ging auf sie zu. Mira ging weg. „Ich muss weiter, wir sehen uns gleich im vorbeigehen.“ Mamoru blieb vor Bunny stehen und lächelte sie an. Er wollte nach ihrer Hand greifen. „Schön dich zu sehen, bei all den…“ Doch sie zog sie abweisend zurück. Mamoru sah sie verwundert an. „Was ist denn?“ Sie schüttelte den Kopf. ‚Unglaublich, dass ich auf ihn reingefallen bin.’ „Ich muss mich umziehen, es geht gleich los.“ Sie drehte sich um und ging. Bevor Mamoru noch etwas tun konnte wurde er wieder von Stylisten belagert. ___________________________________________________________________ ‚Was war das eben nur gewesen?’ Mamoru stand in einem schicken Smoking hinter einer Wand, die ihn vom Laufsteg trennte. Die Show war in vollem Gange. Die Musik war unheimlich laut und ein Model nach dem anderen lief seine Runden. In ein paar Minuten würde er das erste Mal dran sein. Soweit er das verstanden hatte, musste er nur dreimal Laufen. Bunny lief schon die ganze Zeit über den Laufsteg. Er hatte sie nur kurz von der anderen Seite aus rein und raus gehen sehen. Er würde sie erst sehen, wenn sie sich auf dem Laufsteg treffen, weil sie von verschiedenen Seiten aus reingehen würden. Mamoru hatte ein ungutes Gefühl. Sie war so abweisend gewesen. War sie sauer wegen der Sache auf der Couch? War er zu aufdringlich gewesen? Ein Typ mit Headset und Klemmbrett riss ihn aus seinen Gedanken. „Sie sind jetzt gleich dran, Herr Chiba. Hören sie zu, sie gehen von hier aus auf ihre Partnerin zu und drehen sich mit ihr zum Publikum um. Sie gehen nebeneinander nach vorne und bleiben dort stehen während sie noch einmal bis zur Mitte und zurück geht. Wenn sie zurück kommt, nehmen sie ihre Hand und gehen wieder zurück und trennen sich wieder genau hier. Alles verstanden?“ Mamoru nickte nur, weil die Aufregung jetzt doch auf seine Stimmbänder schlug. Er stellte sich, oder wenn man es recht betrachtet, wurde er auf seine Position gestellte. Ihm gegenüber stand noch niemand. Das Paar vor ihnen war gerade erst losgelaufen. Endlich tat sich drüben etwas. Er sah Bunny, wie sie sich ihm gegenüberstellte und noch hier und da von Stylisten bezupft wurde. Sie hatte ein weißes enges Kleid an, das hinten so mit Stoff bekleidet war, dass es aussah, als hätte sie Flügel… sie war wunderschön. Doch sie sah ihm nicht in die Augen. Wieso sah sie ihm nicht in die Augen? Mamoru gefiel das gar nicht. Was war hier schief gelaufen? Er spürte wie er einen leichten Schubs von hinten bekam und der Klemmbretttyp ihm ein ‚Jetzt’ zuraunte. Dann lief er einfach los. Bunny lief auch los. Sie trafen sich in der Mitte des Weges und Mamoru wollte ihren Blick einfangen, doch sie ließ es nicht zu. Dann drehte sie sich zu den Leuten um. Er starrte sie noch zwei Sekunden länger an, bis er sich endlich auch umdrehte. Er sah kaum etwas außer den Scheinwerfern. Das Modelpaar, das vor ihnen dran war, kam ihnen entgehen. Er sah, dass das Model, das an Bunny vorbei lief, die blauhaarige Frau von heute Morgen war. Dann lief Bunny los und er ging einfach mit. Er dachte nicht darüber nach, was er tat. Er war viel mehr daran interessiert, was mit Bunny los war. Sie kannten sich erst ein paar Stunden, er kann es doch nicht jetzt schon vermasselt haben. Mamoru blickte immer wieder zu Bunny rüber. Sie sah nur stur geradeaus. Als sie vorne angekommen waren blieben sie stehen und starrten ins Licht. Denn mehr konnte Mamoru nicht erkennen. Aber er hörte den Applaus des Publikums. Bunny drehte sich um und ging bis zur Mitte des Laufstegs. Mamoru zwang sich, ihr nicht hinterher zu laufen. Als sie wieder in seine Richtung ging, sah er sie an und sie blickte direkt durch ihn durch. Sie kam bei ihm an, er nahm ihre Hand und spürte ihren Widerwillen. Sie machten sich auf den Rückweg und Mamoru drückte ihre Hand fester als nötig. Er versuchte nicht all zu auffällig zu sein, als er sie ansprach. „Bunny, was ist los?“ „Sei still.“ Sie zischte ihn geradezu an. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass er auf dem Laufsteg redete oder weil er es überhaupt wagte zu reden. Sie war sauer auf ihn. Und er wollte wissen wieso. Am Ende des Laufstegs bog Bunny links ab und Mamoru ging einfach hinter ihr her. Er bekam aus den Augenwinkeln mit, wie der Typ mit dem Klemmbrett einen Anfall bekam, aber das war ihm gleich. Bunny drehte sich zu Mamoru um und drängte ihn etwas zu Seite, damit er dem nächsten Model Platz machte. „Bist du wahnsinnig? Was soll das?“ Er packte sie am Arm. „Was ist los Bunny? Hab ich etwas falsch gemacht?“ Diese Frage schien sie noch mehr aufzuregen. Bevor er noch etwas sagen konnte, kam der Typ mit dem Klemmbrett und zog Mamoru nach hinten, wo ihn drei Leute anfingen umzuziehen und ihm vorgeworden wurde, er wisse nicht wo recht und links sei. Nach zehn Minuten stand er wieder an der gleichen Stelle wie vorhin und wartete darauf Bunny zu sehen. Alles sollte so ablaufen wie beim ersten Lauf. Er hatte wieder einen Smoking an, allerdings diesmal einen mit einem Umhang. ‚Wer denkt sich so was nur aus, das trägt doch keiner im richtigen Leben.’ Endlich tauchte Bunny auf. Sie hatte eine enge, Bauchfreie, weiße Bluse an, einen blauen Minirock und hohe weiße Stiefel. Ihre haare waren zu zwei langen Zöpfen geflochten. Diesmal musste der Typ mit dem Klemmbrett ihn nicht anschubsen. Einen kleinen Augenblick zu früh ging Mamoru schon los und wartete auf Bunny in der Mitte. Sie gingen nah nebeneinander und Mamoru sprach sie wieder an, aber ließ den Blick nach vorne gerichtet. „Hör zu Bunny, wenn ich dir eben zu nahe getreten bin, tut mir das leid. Oder wenn ich dich sonst irgendwie verärgert habe, entschuldige ich mich dafür. Aber bitte rede mit mir.“ Sie waren vorne angekommen und Mamoru musste warten, bis Bunny ihre zweite Runde gegangen war. Er nahm ihre Hand. Sie sah ihn immer noch nicht an und sie machten sich auf den Rückweg. „Bunny bitte, da ist etwas zwischen uns. Das kannst du nicht leugnen. Und ich weiß einfach, dass daraus mehr werden kann. Bitte gib mir nur einen Hinweis.“ Als sie am Ende angekommen waren drehten sie sich noch mal zum Publikum um und Mamoru sah aus den Augenwinkeln ein fuchtelndes Klemmbrett, das ihn zu sich reinwinkte. „Bunny, bitte…“ Sie zögerte. „Mira.“ Sie drehte sich weg und ging. Mamoru ging diesmal zur richtigen Seite ab. Mira? Wer soll das sein? Wieder wurde Mamoru von einigen Leuten in ein anderes Outfit gezwängt. Diesmal wehrte er sich nicht, er dachte nach. Von hinten hörte er eine vertraute Stimme. „Hey Mamoru, du Supermodel, alles klar?“ Motoki begrüßte Mamoru mit einem mehr oder weniger freundlichem als doch brutalem Schlag auf die Schulter und sah sich um. „Es ist echt cool, eins der Models zu kennen.“ „Motoki hör’ zu, du musst mir helfen.“ Motoki sah Mamoru verwundert an. „Klar, Mann. Was gibt’s?“ „Wer ist Mira?“ Motoki hob die Augenbrauen. „Die Frage sollte ich eigentlich dir stellen.“ „Was?“ „Mira ist ein Model hier. Sie erzählt schon den ganzen Tag rum, ihr hättet eine sehr…intime Voruntersuchung gehabt. Sie sagt, du hättest sie angebaggert ohne Ende.“ Mamoru war einen Moment völlig verwirrt, als ihm ein Gedanke kam. Bevor er fragen konnte, zeigte Motoki auf eine Frau mit hellblauen Haaren am anderen Ende des Raumes. „Da, die da. Das ist Mira.“ „Oh diese blöde Kuh…“ Damit ließ er den völlig verwirrten Motoki stehen und bahnte sich einen Weg zum linken Bühnenausgang, an dem Bunny schon auf ihren letzten Auftritt wartete. Sie hatte ein langes, weißes, wallendes Hochzeitskleid an. Passend zu dem weißen Anzug, den er trug. Er packte sie am Arm. „Bunny!“ „Mamoru was machst du hier? Das ist die falsche Seite.“ Ihnen gegenüber auf der anderen Seite, auf der eigentlich Mamoru stehen sollte, schmiss der Typ mit dem Klemmbrett sein Klemmbrett weg und ging. „Ich muss dir was sagen Bunny, hör zu…“ „Ihr müsst jetzt da raus!“ Eine Frau mit Klemmbrett schob Bunny und Mamoru Richtung Laufsteg. „Moment, warte…Bunny du musst mir zuhören.“ Bunny blieb stehen und sah Mamoru zögerlich an. In diesem Moment kam Mira wieder vom Laufsteg nach hinten und zwinkerte Mamoru im Vorbeigehen zu. Bunny lief augenblicklich los. Mamoru ging einige Schritte hinter ihr und brauchte ein paar Sekunden um wieder auf gleiche Höhe zu kommen. „Bunny. Bunny bitte, hör zu.“ Bunny wurde etwas schneller und überholte Mamoru immer erneut, wenn er wieder aufholte. Sie mussten ein sehr merkwürdiges Bild abgeben. Als sie fast vorne angekommen waren, reichte es Mamoru und er packte sie am Handgelenk. „Bunny!“ Sie blieben stehen und Bunny versuchte sich loszureißen, aber Mamoru ließ nicht locker. Das Publikum war still geworden. Auch die laute Musik schien leiser gedreht zu sein. Bunny sah sich um und wollte im Erdboden versinken. Mamoru interessierte das nicht mehr. Er wusste, was er wollte. „Bunny, diese Mira lügt.“ Bunny hörte auf sich befreien zu wollen und sah ihn an. „Wieso sollte sie.“ Mamoru hob die andere Hand und machte eine ratlose Geste. „Ich weiß es nicht.“ Er sah sie abwartend an und sie schien zu überlegen, ob sie ihm glauben sollte. „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Sie hat mich angebaggert und ich hab sie abblitzen lassen. Das ist die ganze Geschichte. Nicht mehr und nicht weniger. Als du ihren Namen gesagt hast, wusste ich nicht mal, von wem du redest.“ Er sah in Bunnys Blick, dass sich ihre Gedanken überschlugen. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Was wohl auch daran liegen konnte, dass hunderte Augenpaare auf sie gerichtet waren. Mamoru beschloss es ihr leichter zu machen, denn er wusste, was jetzt richtig war. Er zog sie zu sich und hielt sie fest. „Mamoru!?“ Sie drückte sich halbherzig von ihm weg. „Ja?“ Er lächelte sie an. Sie sah sich verzweifelt und zappelnd um. „Mamoru die Modenschau…“ Er nahm ihr Kinn in die Hand und zwang sie ihn anzusehen. Einen unendlich langen Moment, war es ganz still in ihrer Welt. „Und? Geht jetzt die Welt unter?“ Ein kleiner Laut zwischen Verzweiflung, Lachen, Ratlosigkeit und Erleichterung kam ihr über die Lippen… …und dann küsste er sie. Er küsste sie, weil es das einzig Richtige war. Er küsste sie, weil sie nach Frühling schmeckte. Er küsste sie, weil es unwichtig war nicht zu stolpern und er küsste sie, weil er es nicht geschafft hätte, es nicht zu tun. Zärtlich und langsam bewegten sie ihre Lippen gegeneinander und dennoch so sehnsuchtsvoll, dass sie sich darin verloren. Das Publikum verfiel in tosenden Applaus. Bunny und Mamoru bemerkten es erst, als sie ihren Kuss lösten. Sie sahen sich mit dunklem Rotschimmer auf dem Gesicht um und gingen endlich ihren erlösenden letzten Gang, als Minako auf die Bühne kam und ihren Applaus entgegen nahm. Sie liefen über den Laufsteg zurück. Bunnys Beine waren zittrig und sie hielt Mamoru am Arm fest und sah ihn eindringlich an. „Du musst mich fangen, wenn ich stolpere.“ Lachend hob Mamoru die überraschte Bunny hoch und trug die Braut vom Laufsteg. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)