Die Herumtreiber von DhalaElenaAngel (und warum man sie nicht ärgern sollte) ================================================================================ Kapitel 1: Wer ist hier tot?? ----------------------------- Hi! So, da bin ich wieder mit einer weiteren Geschichte. Eigentlich wollt ich erst eine Andere posten, aber meine Beta ist gerade bei der hier, also ist es diese hier, die ihr zu lesen bekommt. Sie hat zuerst die Kürzere korrigieren wollen, bevor sie sich an die ganz Lange macht. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Mata ne ADE ____________________________________________ Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit damals. Er hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, weit weg von Allem, was ihn an dass Geschehene hätte erinnern können. Hierher kam nichts, keine Briefeule, kein Gefährt, Muggel oder anderer Natur, hier gab es nur Wildnis. Dichte, kaum zu durchdringende Wildnis, die Alles umgab. Na ja, und es gab ihn. Sein Alter konnte man mit einem Blick nicht bestimmen. Er hatte lange, außer Kontrolle wachsende, dunkle, lockige Haare und einen dichten Bart, Augen, die zu viel gesehen zu haben schienen und die immer einen gewissen dumpfen Schimmer in sich trugen. Um seinen Finger schlang sich schon lange das alte Goldband. Er hatte es mehrfach abgelegt, doch dann wieder getragen. Heute nicht. Er hatte beschlossen, dass es zu Ende sein musste. Er würde auch ohne diesen Ring nicht vergessen und so warf er ihn herunter von der Klippe auf der er stand. Er hörte, wie das Schmuckstück aufschlug, immer wieder gegen den Felsen klickte und dann im Dickicht von Bäumen ohne einen weiteren Laut verschwand. Erst dann machte er sich auf den Heimweg. Auf den Weg zurück in die Hütte, die er seit damals bewohnte. Sie war klein, bestand nur aus drei Räumen. Zu Beginn war es schwer gewesen, war er doch jeglichen Luxus gewohnt, doch er hatte sich schnell damit abgefunden. Wozu auch Luxus, wenn niemand da war, mit dem man sich darüber freuen konnte? Er lief weiter, direkt zu dem Fenster, das er öffnen wollte, blieb aber abrupt stehen und starrte in den halbblinden Spiegel, wo ihm im Grunde ein Fremder entgegen sah, den er selbst nicht erkennen konnte. Das war doch nicht er! Nein, das konnte er nicht tun! Er konnte sich nicht mehr so gehen lassen! Das musste ein Ende haben! Seine Eltern machten sich sicher schreckliche Sorgen! Nun, wo er so darüber nachdachte, fragte er sich mehr und mehr, warum er hier war, was er so lange hier getan hatte, mitten in der Einsamkeit, die Jeder mied, mitten im Ausland, in das er sich im ersten Schock hatte schleppen lassen, ohne Alles, nur mit seinen Erinnerungen, die ihn, statt ihm Gesellschaft zu leisten, einfach nur gequält hatten, jeden Tag heftiger, immer mehr, bis er mehrfach vor der Klippe gestanden hatte, um zu springen, er, der er sich immer geschworen hatte, glücklich zu werden und alles aus dem Weg zu räumen, was sich ihm dabei in den Weg stellen würde! Ein Schwur, den... Andere mit ihm geleistet hatten, erinnerte er sich dunkel. Erinnerungen, die er lange nicht mehr gehabt hatte, die ihm im ersten Moment fremd vorkamen, die dann aber immer und immer deutlicher wurden. Blitze aus einer Vergangenheit, in der er keinen Kummer gekannt hatte, Dinge, die ihn glücklich gemacht hatten, statt ihn zu quälen. Entschlossen ging er in das winzige Bad, begann, die wenigen Dinge darin zu durchwühlen, sauer, als er nicht fand, was er suchte. Also wieder in die Küche, wo er wenigstens ein scharfes Messer fand, dass er mit zu dem Spiegel nahm, sich dann aber doch anders entschied, beides fallen ließ. Nein, man konnte Dinge auch anders regeln, er würde dass später machen. Ohne weiter auf den Spiegel zu achten, den er sogar noch umdrehte, begann er, Dinge zusammenzusuchen, ein Bild, drei Personen, zwei Erwachsene, strahlend, die Frau hielt ein kleines Kind in den Armen, eingewickelt in eine blaue Decke... er steckte das Foto ein, in seine Brusttasche der einzig heil wirkenden Kleidung, die er finden konnte. Erst dann, mit einer sehr, sehr kleinen Tasche, brach er auf, erst mal raus aus dieser Einsamkeit, in der Hand seinen alten Sportbesen, der vollkommen verstaubt gewesen war. Aber zur Besenpflege hatte er im Moment wahrlich keine Zeit, nein, das konnte warten, erst mal war das hier nur Transportmittel. Eines, das ihm erhalten geblieben war, offensichtlich. Ein Altes, keines der schnellen Modelle, aber es war da. Hatte vermutlich lang dort gestanden, missbraucht als Staubbesen, aber das war nun erst mal hinfällig, er wollte nur noch weg, weg von der Einöde und den Depressionen, die hier aufkommen mussten. Der Berghang, auf dem seine Hütte stand, die mysteriöser Weise schon mehrfach schweren Steinschlägen stand gehalten hatte, war unbewachsen und nur mit Flechten und Moos überzogen und sie stand auch noch mitten auf einer Klippe, die, wie gesagt, steil abfiel, bis hinein in einen weit entfernten Wald. Eine Weile folgte er dem sich schlängelnden Weg, erinnerte sich, wie er vor langer Zeit, er konnte nicht mehr sagen, wie lange, hier regelrecht hoch gezerrt worden war. Zu seiner eigenen Sicherheit, wie er sich erinnerte. Statt das er zu seinen Eltern gebracht worden wäre, die ihm sicher eine größere Hilfe gewesen wären, als diese Einöde. Er erinnerte sich an sie, seine Eltern. Diese freundlichen, sanften Menschen, die ihn immer hatten gewähren lassen, die ihn unterstützt hatten, trotz ihrer eigenen Zweifel an seinem Weg und zum ersten Mal seit langer Zeit sah er auch wieder ihre Gesichter. Und langsam erinnerte er sich auch immer mehr an den Menschen, dem er vertraut, dem er blind hierher gefolgt war und der ihn verraten haben musste. Auf eine wahrlich grausame Art, vielleicht bewusst hoffend, dass er sich selbst umbringen würde, nun, wo Alle, die ihm wichtig zu sein schienen, tot waren. Und wenn er Pech hatte, noch seine eigenen Eltern... er musste etwas unternehmen, schnell! Bevor er durchdrehen würde! Hastig bestieg er seinen Besen und flog los. Im Schneckentempo, wie ihm schien, aber schnell genug, um endlich von hier weg zu kommen und der Besen hielt ihn sogar. Er flog weit, weit und lang, über Landschaften, die ihm nicht sagten, über verlassene Gegenden, in denen man nur vereinzelt kleine Hütten sah, die leer zu stehen schienen, mit halb abgedeckten Dächern. Merlin, er wusste nicht mal, wo er sich befand und einen Zauberstab hatte er auch nicht mehr! Er musste schleunigst Zivilisation finden! Und Antworten! Er habe es nicht besser verdient. Das waren seine genauen Worte gewesen. Er sei ein Mörder und außerdem ein Lügner. Wenn es wirklich so schrecklich wäre, könne er das als milde Strafe für den Mord sehen, den er, wenn nicht selbst begangen, so aber doch verursacht habe. Die gesamten Ferien würde er niemanden sehen dürfen, nicht die Weasleys, nicht Hermine und seinen verbrecherischen Patenonkel, um den man sich schon noch kümmern würde, gleich noch weniger. Das waren seine Worte gewesen, die immer wieder in Harrys Kopf Karussell fuhren. Dumbledore hatte ihm gedroht, Siri zu verraten, so, dass man ihn direkt küssen würde, sollte er sich nicht in sein Schicksal fügen. Er sei nichts als ein wertloser Mörder und der Direktor könne dafür sorgen, dass die Massen ihn das nächste Mal, wenn sie ihn sehen würden, zerfetzen würden. Automatisch schlang er seine Arme enger um sich selbst, lehnte sich an das Fenster seines geheimen Aussichtspunktes und starrte nach unten in die Tiefe, die wieder mal so verführerisch zu ihm hoch zu blinzeln schien. Ein Sprung, ein einziger Sprung und alles würde für immer vergessen sein. Er wäre frei, frei von Dumbledore und den Menschenmassen, die er ertragen musste, obwohl sie ihm so schreckliche Angst machten. Frei von Aufgaben, die niemand haben sollte. Er sollte zum Mörder werden... dieses Jahr hatte Dumbledore es auf den Punkt gebracht. Er sollte Voldemort ein zweites Mal umbringen, dabei wusste er noch nicht mal, wie er das das erste Mal geschafft hatte. Außerdem... man hatte ihm Heilung verwehrt. Das Turnier war vor zwei Tagen beendet worden, heut würden die Schüler aus den anderen Schulen abreisen und er durfte nicht mal mit raus, um Viktor, in dem er einen Freund gefunden hatte, zu verabschieden. Denn das sei keine Freundschaft, sondern nur Aufmerksamkeitshudelei, die nicht geduldet werden würde. Er habe kein Recht, einen so bekannten Quiddichspieler kennen zu lernen und auch mit ihm zu reden. Er sei nichts als ein Stück Dreck. Harry biss sich verzweifelt auf die Lippen. Er schmeckte sein eigenes Blut, metallisch, etwas süßlich, eklig und nur zu bekannt. Sein linker Arm schmerzte so sehr, dass er ihn kaum bewegen konnte, vermutlich war er gebrochen, aber wen interessierte das schon? Es hieß immer nur, dass Cedric wegen ihm tot sei! Dabei hatte er versucht, sich vor den Anderen zu werfen! Ihn zu schützen! Aber niemand machte sich die Mühe, ihm auch nur eine Minute zuzuhören! Man hatte vor seinen Augen seinen Freund umgebracht, Jemanden, den er wirklich, wirklich gern gemocht hatte, den er bewundert hatte und zu dem er sich kurz vor dem Turnier immer wieder geflüchtet hatte. Der da gewesen war und der ihm Mut gemacht hatte, dass es auch für ihn ein Happy End geben könne, der sich im Ministerium durch seinen Vater für ihn hatte stark machen wollen. Vielleicht war auch das der Grund gewesen, warum er hatte sterben müssen. Jeder, der ihm helfen wollte, schien über kurz oder lang zu verschwinden. Darum hatte er seit Tagen nicht mehr mit Ron oder Hermine geredet, auch, wenn die Beiden wirklich besorgt waren. Er hatte aufgehört, zu sprechen. Er antwortete auch im Unterricht nicht mehr, aber die Lehrer ließen ihn meist in Ruhe, sogar Snape, der zwar schneidende Kommentare gab, ihn jedoch nicht zum Antworten zwang und ihm einfach schlechte Noten gab. Andere Lehrer versuchten, ihn zum Sprechen zu bewegen, aber Dumbledore hatte ja sehr, sehr deutlich klar gemacht, was geschehen würde, würde er versuchen, Jemandem was zu sagen oder seine Wunden heilen zu lassen. Am Ende würde auch noch Poppy dran glauben müssen. Er starrte auf seine zitternde Hand. Und morgen, morgen musste er zurück, zu dem Onkel, der ihm komische Blicke zuwarf und ihn bei jeder Gelegenheit verprügelte und dem Cousin, der ihn schlagen und treten würde, um auch ja sicher zu gehen, das er seine Liste mit den Hausarbeiten nicht würde abarbeiten können. Essen würde etwas sein, das er nun zwei Monate nicht mehr bekommen würde. Wenn es nicht mehr anders ging, würde er Mülltonnen durchwühlen, während er einkaufen musste. Der Kühlschrank seiner Verwandten war immer voll, aber wehe, er würde etwas davon für sich beanspruchen. Er war nun mal nichts wert, scheinbar für Niemanden. Letztes Jahr, als Siri aufgetaucht war, hatte er hoffen gelernt, aber spätestens jetzt war dieser Moment vorbei. Remus und Sirius waren wegen ihm in Gefahr, wenn er was sagte, würde man Beide umbringen, er wusste, der Alte würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Um ihn, seinen Quell zur Macht nicht zu verlieren. Harry wusste es, er war nicht so dumm und unbeholfen, wie er immer tat. Er hatte die Spielchen schnell durchschaut und einfach nur den Weg gesucht, der es ihm ermöglichen würde, zu überleben. Wobei ihm das nicht mehr so wichtig schien, denn jeder Weg, den er vor sich sah, endete mit dem Tod von Leuten, die ihm nahe waren, Allen voran Sirius. Aber früher, bis letztes Jahr, hatte er andere Instinkte gehabt. Da hatte er noch leben wollen. Heut vegetierte er vor sich hin, weil Dumbledore sein Instrument, sein Werkzeug nicht vor der Zeit verlieren wollte. Er war ein Schaf, das zum richtigen Moment zur Schlachtbank geführt werden sollte, nicht mehr. Harry sah nach unten, wissend, dass nun die Zeit war, wo sein letzter Verbündeter, der alt genug war um Einfluss zu haben, gehen würde. Nun war auch Viktor weg, der ihn die letzten Tage getröstet hatte. Er war wieder allein. Mit sich und seinen Gedanken, die noch mal ein ganz eigenes Gefängnis für ihn waren. Eines, aus dem es kein Entrinnen geben würde. Vielleicht für eine sehr lange Zeit, nun, wo Voldemort wieder da war. Nun würde er noch weiter durchhalten müssen, um als Waffe zu dienen, in einem Krieg, mit dem er nichts zu Tun hatte und der ihm ohnehin schon so viel genommen hatte... Und er würde weiterhin tun, was verlangt war, einfach, weil er keine Wahl hatte, denn sonst lief er Gefahr, auch noch die letzten Menschen zu verlieren, an denen er wirklich, wirklich hing und die zu schützen er sich doch selbst so oft geschworen hatte. Er würde still leiden und seine Narben verstecken, sich abkapseln, um niemanden in Gefahr zu bringen, wie früher in der Grundschule. Wie es ihm ging würde er hinter einem Lächeln verstecken, wie er es ja schon wieder tat. Das ersparte ihm dumme Fragen. Viele hielten ihn für dumm und für einen Lügner, weil er erzählt hatte, das Voldemort zurück war. An dem Tag hatte er für sich beschlossen, nicht mehr zu sprechen. Es hatte seinen Sinn, wie so Vieles, verloren. Dann sollten sie ihm eben nicht glauben. Er brauchte niemanden, der ihm glaubte. Er wusste es, etwas Anderes zählte gar nicht mehr. Ron und Hermine hatten ihm geglaubt und Neville auch, aber sie waren alle Kinder und Kindern hörte niemand zu. Er selbst hatte sich nie als Kind gesehen. Als Prügelknabe, als Sklave, als Waffe vielleicht, aber nie als Kind. Er hatte nie spielen dürfen, als er alt genug zum Krabbeln gewesen war, hatte man ihn zu drillen begonnen, die Böden zu putzen. Seinen einzigen Gefährten in der Dunkelheit, seinen Teddy, hatte man ihm weggenommen, weil Dudley ihn haben wollte. Sein Cousin hatte ihn kurz danach kaputt geschnitten. Er hatte damals stundenlang geweint und war von Vernon übel verprügelt worden... Morgen... morgen würde sein Martyrium wieder anfangen... Ah, das fühlte sich doch schon besser an, stellte James erleichtert fest, als der letzte Rest des grausigen Bartes, der ihm eine latente Ähnlichkeit zu Hagrid beschert hatte, endlich gefallen war und auch der Rest seiner Haare hatte wieder eine annehmbare Länge. Bis zur Schulter lockten sie sich nur noch. Zufrieden bezahlte er die Frisöse, die aussah, als könne sie selbst nicht glauben, was sie da aus dem Berg von Haaren hervorgezaubert hatte und stand auf. Und er war um Einiges schlauer. Er wusste endlich wieder, wo er sich befand. In Österreich, mitten in den Bergen, weit weg von England. Aber das war nun kein Problem mehr, er würde zurück gehen, seinen Eltern sagen, dass er nicht tot war – und seine Rache beginnen, mit Hilfe von Sirius und Remus. Oh, die Beiden würden wütend sein, wenn sie das erfuhren! Je weiter er sich von der Hütte entfernt hatte, umso klarer waren seine Gedanken geworden und seine Erinnerungen. Dumbledore, er war es gewesen, der ihn hierher geschleppt hatte, ihm gesagt hatte, dass er den Berg und die Hütte nicht verlassen dürfe, zu seiner eigenen Sicherheit. Von wegen! Da hatte mehr dahinter gesteckt! Und er würde es rausfinden! Aber schneller, als der Alte ups sagen konnte! Niemand, absolut Niemand legte sich mit einem Herumtreiber an! Niemand! Und wenn doch – dann musste dieser Jemand die Konsequenzen tragen. Denn da war noch mehr. Er erinnerte sich wieder. Der Geheimnisverwahrer. Der Einzige, der sie, Lily und ihn, hätte verraten können, war sein ehemaliger Direktor gewesen, dem er vertraut hatte. Er war Schuld, dass sein Kind tot war! Und das forderte Rache! Er hatte das Würmchen mit den leuchtend grünen Augen geliebt! Weit mehr, als die Frau, die ihn geboren hatte. Er erinnerte sich noch immer nicht, warum sie eigentlich geheiratet hatten. Er wusste noch, er hatte es geliebt, Lily zu ärgern, wo immer es nur ging, sie hoch zu nehmen und ihren Ravenclawhintern, der einfach im falschen Haus gelandet zu sein schien, wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Sie hatte immer gemeint, sie sei schlauer und wisse mehr, sie war sicher nicht gewesen, wen er geliebt hatte! Aber da war wieder eine Lücke in seinem Gedächtnis, das bei einer Hochzeit wieder einsetzte. Das einzig tolle in der Zeit war die Nachricht gewesen, ein Kind zu bekommen. Er hatte es geliebt, seinen kleinen Sohn herumzutragen, ihn zu knuddeln und mit ihm zu spielen. Auch Lily hatte das Kind geliebt, über ihren Sohn hatten sie sich erst zu vertragen begonnen. Nachdem er aus dem Muggelladen wieder raus war, flüchtete er sich in eine abgelegene Gasse des Ortes, wo auch sein Besen stand, packte sein Gepäck und lief weiter, erst mal weg von neugierigen Augen, dann apparierte er, immer wieder, nur Stückchenweise, immer in eine Stadt, an deren Name er sich erinnern konnte, man durfte nicht zu weit apparieren, wenn man sich nicht zerreißen wollte, vor Allem, wenn man es auch noch ohne Zauberstab machen musste. Denn der war nicht wieder aufgetaucht. Aber dann hatte er es geschafft, am frühen Abend hatte er England erreicht. Er war vollkommen erschöpft, als er in London die Steine der Mauer antippte, die sich auseinander schob und den Weg in den tropfenden Kessel frei gab. Er zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, legte einige Münzen auf den Tresen und verlangte ein Zimmer, sowie die heute Ausgabe der Zeitung, er bekam Beides und marschierte nach oben, wo er sich auf das Bett fallen ließ – und ohne etwas Anderes zu tun, erst mal einschlief. Er wachte erst wieder auf, als das Licht ihm mitten ins Gesicht schien, erinnerte sich, dass er wieder in England war und setzte sich aufrecht hin, bestellte bei einem Hauself ein Frühstück und eine weitere Zeitung. Er hatte keine Ahnung, was in all den Jahren geschehen war, aber er hoffte, dass Sirius und Remus ihn nachher würden aufklären können, angefangen bei so simplen Sachen wie der Frage, wer eigentlich im Moment Minister war. Und dann... würde sein Rachefeldzug beginnen. Gleich, nachdem er seinen Eltern Hallo gesagt hatte. Zufrieden sah er auf das Frühstückstablett, dass nun vor ihm auftauchte, griff nach der Tasse und trank genüsslich etwas von dem heißen Kaffee, der ihm nun schon wie unbezahlbarer Luxus schien, strich über seine wieder herrlich haarfreie Gesichtshaut. Erst dann griff er zur Zeitung – nur um sie abrupt wieder fallen zu lassen. Es war die Ausgabe vom Vortag gewesen. Seine Hände zitterten, er verlor alle Farbe, nicht, dass er noch viel davon gehabt hätte und er musste immer wieder heftig atmen, bevor er sie Zeitung wieder aufnehmen konnte. Das Bild hatte sich nicht verändert. Da sah er sich eigentlich selbst entgegen, nur hatte er auf diesem Schwarz-Weiß-Bild helle Augen. Und einen sehr, sehr dumpfen Blick, wenn er es so bedachte. Dunkle Haare standen wild ab, ein Brillengestell, dass vorn und hinten nicht zu passen schien, zierte das zu schmale Gesicht, eine Narbe war sichtbar und obwohl es ein magisches Bild war, bewegte es sich kaum. Hastig überflog er den Artikel. Harry James Potter hatte das trimagische Turnier, ausgetragen in Hogwarts, gewonnen, obwohl er zu jung für die Teilnahme gewesen sei und einer der Schüler war dabei unter mysteriösen Umständen, die noch nicht geklärt seien, gestorben. Harry James Potter. Sein Sohn, sein angeblich mausetoter Sohn! Er... er lebte! Oh, er war so sauer! So wütend! Er würde Dumbledore qualvoll zugrunde richten! Sein Kind, sein Junge! Was hatte das zu bedeuten?! Wo lebte er?! Er hatte doch gesagt, wenn ihm etwas geschehen sollte, sollte Harry zu seinen Großeltern oder zu Sirius! Und Sirius hatte den Kleinen immer schon vergöttert! Warum sah er dann so... so.. so kaputt aus?! Hastig riss er die andere Zeitung hoch, sah auf das Datum, dann wieder auf das Bild seines Sohnes. Wie konnte das sein?! Vierzehn, es waren zwölf Jahre seit dem schrecklichen Halloween vergangen, Harry würde bald fünfzehn werden, aber da, auf diesem Bild sah er eher aus, wie ein geschlagener Zehnjähriger, der panische Angst vor irgendwas hatte! Sein Frühstück stehen lassend, rannte er nach Unten, brüllte, ob heut der Hogwartszug ankommen würde und verließ das Lokal, kaum, dass eine verwunderte Hexe, die Einzige, die im Gastraum saß, nickte. Ohne darauf zu achten, dass er weder Umhang noch sonst was dabei hatte, hetzte er weiter, über Straßen, zurück in die Muggelwelt, wieder zum Londoner Bahnhof, auf das Gleis, das er noch von früher kannte. Es war fast leer, der Zug war schon angekommen. Hatte er etwa sein Kind verpasst!? Nein! Das durfte nicht sein! Er sah sich um – und stockte. Das... ohhhh.... seine Mordlust wuchs fast ins Unermessliche, als er den Mann der Schwester seiner verstorbenen Frau (wenn sie denn nun so tot war, wie behauptet worden war) erkannte, der sein Kind, seinen Jungen, seinen kleinen Schatz, brutal packte und... durchschüttelte und brüllte! Nun war es endgültig vorbei mit seiner überstrapazierten Geduld. Ohne daran zu denken, dass er sich immer noch oder besser gesagt, wieder, in Muggellondon befand, wechselte er in seine Animagusform und hielt auf den Fettklops zu, der auf das Kreischen von einem Miniwal entsetzt aufsah und, Harry los lassend, zur Seite zu hechten versuchte, aber schon hatte James den Mann mit dem Huf getroffen – voll ins Gesicht, er hörte den Kiefer brechen, aber das hinderte ihn nicht, fröhlich weiter zu machen, bis er den Klops schließlich mit seinem gewaltigen Geweih mitten auf die Gleise warf, sich dann zu seinem Sohn umwandte, der ihn ansah, zitternd und schneebleich. Rasch machte er eine Bewegung, kniete sich hin, hoffend, dass der Kleine verstand. Und er tat es, nach kurzem Zögern spürte er, wie Harry sich auf seinen Rücken setzte. Mit dem Geweih pickte er noch den zerfleddert wirkenden Koffer auf, dann rannte er los, schlug dabei noch zwei Polizisten nieder, die mit Sicherheit glauben dürften, zu viel gesoffen zu haben und rannte. Es gab nur eine Adresse, wo er erst mal hin konnte, auch, um Jemanden zu vermöbeln. Was hatte sich Sirius dabei gedacht?! Seinen Patensohn zu diesen Leuten abzuschieben?! Hatte der Mann seinen Verstand verloren oder was?! Oh, heut würden die Fetzen fliegen! Aber gewaltig! Und wer ihm in die Quere kommen würde, würde verspielt haben! Harry wusste nicht, wie ihm geschah. Er war von Vernon gezerrt worden, Dudley hatte ihm seinen Koffer weggenommen, wo doch sein Album mit den wenigen Fotos drin war, die er besaß, seine heiligen, wenigen Dinge, die ihm allein gehörten, um diese Dinge auf die Gleise zu werfen, damit ein Zug sie würde zerstören können. Onkel Vernon hatte gebrüllt, dass er in dem Sommer lernen würde, zu gehorchen und das es ihm noch Leid tun würde, auf der Welt zu sein, aber he, zu leben bereute er doch ohnehin schon seit Jahren. Richtig weh hatte es erst getan, als der Mann seinen kaputten Arm gepackt und ihn daran durchgeschüttelt hatte, er hatte schreien wollen, doch sich zurückgehalten, es war nur ein Keuchen daraus geworden und er hatte eine Träne gespürt, die heiß und verräterisch seine Wangen entlang rollte. Aber dann, auf ein Mal, war er los gelassen worden. Er hatte versucht, etwas zu erkennen, aber die schwarzen Punkte vor seinen Augen hatten das schwer gemacht. Es hatte gedauert, bis der Hirsch sich abgezeichnet hatte. Ein Hirsch, mitten auf Gleis zehn, der seinen Onkel verprügelte. Er musste träumen, versuchte Harry, sich einzureden. Ein Hirsch, die Form seines Vaters und sein Patronus... Letztendlich, als es der Kreatur zu viel wurde und sie allen Ernstes die blutigen Hufe noch an Vernons weißem Hemd abgeputzt hatte, beförderte Selbige den dicken Mann auf die Gleise, auf denen zum Glück vor in zehn Minuten kein Zug einfahren würde, dann kniete der Hirsch sich neben ihn, bewegte seinen Kopf einladend. Komischer Traum beschloss Harry, denn hätte er nachgedacht, er hätte sich sicher nicht so einfach auf den Rücken des Wesens gesetzt, dass nun noch seinen Koffer packte und einfach los stürmte. Harry kam gerade noch dazu, sich zumindest mit dem unverletzten Arm fest zu halten und er musste spontan an die alten Märchen denken. Er hatte in dem Jahr ein Märchenbuch in Hogwarts gefunden und es immer und immer wieder gelesen, bis.... das Turnier begonnen hatte. Als Dumbledore das Buch gefunden hatte, hatte er es ihm nämlich weggenommen, da er zu alt sei für so einen Kinderkram. Da hatte es ein Märchen gegeben wo die Prinzessin von einem Hirschen gerettet worden war. James rannte, immer noch praktisch blind vor Wut, bis vor seiner Nase Grimmaulds Place auftauchte. Er hasste den Laden, wie Sirius früher auch, aber er war sich ziemlich sicher, Irgendwen hier zu finden – und dem Ersten die Leviten lesen zu können. Ungebremst rannte er gegen die Tür, hebelte sie mit dem Geweih aus und stand mitten in der Vorhalle, mit den Hufen wild auf die Steinfliesen klopfend und das Geschrei des Gemäldes ignorierend. Es klappte. Er sah, wie zwei Leute, die Zauberstäbe gezogen, nach unten rannten, er erkannte sie. Remus, mit erstaunlich... grau durchzogenem Haar, dafür, dass er eigentlich so jung war und Sirius, der auch... nur begrenzt gesund wirkte. Beide starrten ihn an, bevor sie einfach... umkippten. Na toll! Rasch ging James in die Knie, merkte, wie sein Sohn von ihm herunter rutschte und sitzen blieb, ihn immer noch verwirrt, erstaunt und ängstlich musternd. Nein, dieser Junge sah sicher nicht aus wie Vierzehn. Harry stieg ab, kroch hastig zu Sirius, den er auf dem Boden liegen sah, starrte dann auf den riesig wirkenden Hirsch, der nun auch seine Tasche auf den Boden der Eingangshalle legte und versuchte verzweifelt, herauszufinden, was nun eigentlich gerade geschehen war. Warum waren Siri und Remus einfach umgekippt? Und viel wichtiger – warum hatte das Tier ihn hierher gebracht?! Merlin, sein Kopf arbeitete gerade so langsam, er tat weh... Stöhnend kam Sirius wieder zu sich, er blinzelte, starrte dann in die Vorhalle, sah, dass Harry neben ihm saß, verängstigt, zitternd. Warum war Harry hier? Dumbledore hatte doch immer wieder gesagt, der Junge müsse zu seinen Verwandten zurück und er dürfe Diesen nicht haben! Er sei ein Verbrecher auf der Flucht, es sei für den Jungen zu gefährlich! Langsam hob er seinen Blick, Harry automatisch schützend in die Arme schließend – und stockte. Der Grund, warum er umgekippt war, stand immer noch da, mit gesenktem Kopf, das Geweih direkt auf ihn gerichtet – und wild schnaubend. „James?“, flüsterte er ungläubig. Nein, das konnte doch gar nicht sein! Wie sollte James von den Toten auferstanden sein? Und wie war er dann hierher gekommen?! „Bist... bist das du, James? Das... kann doch gar nicht sein!“ James durchbohrte seinen besten Freund mit eisigem Blick. Diese Freundschaft würde sehr schnell gekündigt sein, wenn der Beste nicht eine hervorragende Ausrede dafür hatte, warum Harry zu diesen Leuten gegeben worden war! Er morphte sich langsam in seinen Körper zurück. „Du! Was habt ihr mit meinem Jungen gemacht?! Warum sieht er so aus und was zum Henker hat er bei Lilys bekloppter Schwester zu suchen und bei ihrem Wal von einem Mann! Ich habe doch ausdrücklich im Testament geschrieben, dass er zu meinen Eltern oder zu dir soll, wenn mir was zustoßen sollte!?“ Auch Remus war wieder zu sich gekommen, starrte James fassungslos an. Man konnte viel fälschen und viel wissen, aber eine Animagusverwandlung war nicht nachmachbar und diese hier hatte er oft gesehen, jeden Monat mindestens drei Mal. Und diese Augen, braun, fast schwarz vor Wut, die aufgebrachte Stimme, das, was James in sein Testament geschrieben hatte... „Wie.... wie ist das möglich?“, fragte er. „Wie... kannst du noch leben?! Du... er... man hat dich umgebracht! Lily und dich! Wir... haben die Leichen doch gesehen!“ Diese Frage lenkte James vorerst von seinem immer noch sprachlosen Hauptziel ab, abrupt wandte er sich dem Werwolf zu. „Und du – dass du dich nicht schämst! Warum hast du Sirius nicht gezwungen, sich um Harry zu kümmern?! Ihr habt es mir versprochen!!“ Immer noch sprachlos starrte Harry auf den Mann, der aus dem Hirsch geworden war und der fast so aussah, wie er selbst, nur eben älter. Es war das Gesicht aus dem Album, das Gesicht, was er im Spiegel von Nerhergeb gesehen hatte, es war sein Vater, aber... der war doch tot? Automatisch klammerte er sich an seinen Patenonkel, spürte dessen starke Arme beruhigend sicher um sich herum. Vielleicht war es einfach nur einer seiner seltsamen Träume, die er immer wieder hatte... „Ich? Ich dachte mein Kind wäre tot! Ich habe den Angriff überlebt! Aber Harry nicht! Er ist in Lilys Armen gestorben!“ „Nein, Harry hat den Fluch reflektiert, du bist es, der tot war! Es stand in allen Zeitungen und ich war da, auf deiner Beerdigung!“, rief Remus aufgebracht, er war aufgestanden, so, dass er mit James wieder auf Augenhöhe stand. „Ach?! Und Sirius nicht, oder was?!“ „James, beruhige dich!“, konterte Remus, packte den Anderen an den Schultern. „Sirius saß bis letztes Jahr in Azkaban, wegen des angeblichen Mordes an DIR! Und an einigen Anderen! Wir... sollten uns setzen und das klären! Brüllen hilft nicht weiter! Siri hätte nie, niemals freiwillig auf Harry verzichtet! Wir wurden dazu gezwungen! Und deine Eltern... leben sie denn noch?!“, immerhin galt Harry als der letzte Überlebende der Potters, doch wer wusste schon, wenn James noch atmete, wer wusste, was sonst noch so raus kommen würde. „Beruhige dich,“ bat er noch mal, deutete zu Harry. „Er hat Angst, er weiß nicht, was hier los ist und dieses Jahr war mehr als schlimm genug für ihn... wir können in den kleinen Salon gehen und alles besprechen, aber bitte, bleib ruhig...“ Was? Azkaban?! Verwirrt sah James zu Sirius, der seinen Sohn in den Armen hielt und ihn etwas hin und her wiegte. Und warum sollten seine Eltern, die in den besten Jahren waren, bitte tot sein? Was bitte hatte er alles verpasst in den letzten zwölf Jahren? Was wurde hier gespielt?! Da konnte man ja nur Kopfweh bekommen! Aber Gewaltiges! „Gut,“ stimmte er daher zu, kniete sich zu seinem Sohn, der seinen Kopf aber an Sirius’ Brust begraben hatte und sich weigerte, sich umzudrehen. Ruhig, ermahnte er sich selbst. Wenn Harry ihn die letzten zwölf Jahre für tot gehalten hatte, war diese Reaktion wohl verständlich. Viel interessanter war es, herauszufinden, warum Harry so an Sirius hing, wenn der angeblich so lang in Azkaban gesessen hatte. „Ich hoffe, diese Erklärungen sind verdammt gut,“ murmelte er, sah zu, wie Sirius sich erhob, Harry vorsichtig auf die Beine stellte und sie alle zu dem Salon führte, wo sie sich auf die Sitzgelegenheiten verteilten, die noch genauso wenig einladend und bequem wirkten, wie vor zwanzig Jahren. Er beobachtete auch, wie Remus mit erhobenem Zauberstab herum ging, dann den Kamin vom Floonetz trennte, bevor auch er sich setzte. „Gut, von Anfang an,“ verlangte er. „Warum bitte dachtet ihr, ich sei tot? Ich habe Dumbledore extra gesagt, er sollte euch... gut, streicht das, ich weiß, warum ihr das dachtet...“ „James,“ brachte nun auch endlich Sirius heraus, der zu seinem tot geglaubten Freund sah. „Wie....? Warum lebst du?! Wie ist das möglich?! Wo warst du die letzten Jahre?!“ James sah auf seinen Sohn, der immer noch mit glasigem Blick da saß und sichtlich überfordert versuchte, zu begreifen. Er rieb sich seine Stirn, begann, sich an damals zu erinnern: „Ich... es hat geklingelt, du wolltest an dem Abend kommen und ich dachte, du wärest einfach etwas früher, als sonst, aber das warst nicht du, das waren maskierte Leute, ich.. hab es noch geschafft, Lily zu warnen und zwei von ihnen zu verletzen, sie haben mich außer Gefecht gesetzt, ich lag am Fuß der Treppe und konnte mich nicht rühren, nur zusehen, wie sie Lily und Harry getötet haben... eine Ewigkeit später kam Jemand und hat Harrys Leiche mitgenommen, dann kam erst Dumbledore, er hat mich... weg gebracht, in eine Hütte, irgendwo im Nirgendwo, ich habe dort oben gesessen, geglaubt, dass mein Kind tot ist, ich wollte mehrfach von den Klippen springen, aber das konnte ich auch nicht. Ich habe nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist, bevor ich beschlossen habe, etwas zu tun. Es hat so viel Energie gekostet, diesen Ort zu verlassen, “ erklärte er leise. „Aber dann konnte mich nichts mehr halten, ich bin postwendend nach England und heute Morgen, da habe ich in der Zeitung ein Bild von Harry gesehen, dass er noch lebt. Ich dachte, er würde bei... meinen Eltern oder bei dir leben, bin zum Bahnhof – und habe einen Muggel gesehen, der meinen Jungen geschüttelt hat! Sirius, geschüttelt! Wie einen verdammten Teppich oder Besen! Oder einen ungehorsamen Hund! Ich war so sauer! Dumbledore, er ... er hat was damit zu tun, er muss etwas damit zu schaffen gehabt haben, nur er hätte diese Leute damals zu uns führen können, du wolltest nicht Geheimnisverwahrer sein, weil du zuerst verdächtigt worden wärst, als mein bester Freund, Peter habe ich nicht getraut und Remus war nicht da, ich... damals fiel meine Wahl auf Dumbledore... dieser Irre spielt ein Spiel mit uns und... wie es aussieht hat er meinen Jungen als seinen Schachkönig gewählt, das war ein Fehler! Herumtreiber, ich frage euch, werden wir uns wehren?!“ Sirius grinste ein eisiges Grinsen, als er das erfuhr. Ja, er hatte sich auch schon seinen Teil gedacht, Es gab wenige im Wizgamont, die die Macht hatten, eine Verhandlung zu verhindern und Leute unschuldig so lang einzusperren. Und immerhin hatte der Mann ihm bis heute die Vormundschaft verwehrt, die ihm zustand... „Herumtreiber sollte man nicht ärgern,“ erklärte er kühl. „Denn ihre Rache...“ „...wird grausam sein!“, beendeten sie zusammen ihren gemeinsamen Satz. „Und jetzt – Sirius, was war das mit Azkaban?“ Remus, der Fragen hatte stellen wollen, hielt sich erst mal zurück Er würde abwarten. Stattdessen sah er besorgt zu Harry, der immer noch gar nicht verstanden hatte, dass er soeben einen Teil seiner tot geglaubten Familie wiedergefunden hatte. Sirius zuckte mit den Schultern. „Man hat mir die Schuld gegeben, weil ich da war. Und mich ohne Prozess dreizehn Jahre in Azkaban festgehalten, bevor ich flüchten konnte. Ich bin erst letztes Jahr entkommen, darum konnte ich mich nicht um Harry kümmern, man erlaubt es mir ja immer noch nicht. Und glaub mir, ich habe es versucht, “ bestätigte er dunkel, strich leicht über Harrys Hand. Er hatte sich sogar so weit erniedrigt, dass er gebettelt hatte. Aber ein Mal und nie, nie wieder! James starrte Sirius entsetzt an. Er wusste, das Schlimmste für seinen Freund war schon immer Einsamkeit gewesen, so, wie auch für ihn. Und da saßen sie nun, alle Beide, erst jetzt nach jahrelanger Einsamkeit aus ihren Gefängnissen ausgebrochen. Er legte seine Hand auf die des Anderen, lächelte. „Unsere Rache wird grausam und unterhaltsam sein,“ versprach er, sah dann zu Remus, an dem die Jahre alles Andere als spurlos vorbei gegangen waren. Kein Wunder, wenn man dem Besten Sirius weggenommen hatte, immerhin waren die Beiden dauernd zusammen gewesen, in Hogwarts. Beste Freunde eben. Und ein Wolf reagierte nie gut, wenn er von seinem Rudel getrennt wurde. Dann allerdings stand er auf, kniete sich vor Harry, hob dessen Kopf und strich über die bleiche Wange, erwiderte den Blick aus den weit aufgerissenen Augen. „Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat,“ setzte er langsam an. „Aber ich bin James Frederick Potter, dein Vater und ich liebe dich über alles, auch, wenn du ein Bisschen größer bist, als du warst, als ich dich das letzte Mal halten durfte und ich werde nicht zulassen, dass man dich von mir fern hält... um es genau zu nehmen – darum werde ich mich direkt kümmern,“ fügte er an. Harry starrte immer noch auf den Mann. Ein Traum, das war Alles sicher nur ein sehr, sehr seltsamer Traum, ein unheimlicher Traum, vor dessen Wendung er Angst hatte. Nach dieser, wenn auch nur eingebildeten Begegnung mit Sirius und den Anderen im Schrank aufzuwachen, würde die Hölle werden. Fehlte nur noch, dass die Tür aufging und Cedric strahlend herein kommen würde, um ihm zu sagen, dass es Zeit für ein kleines Training war. Aber der Traum war toll. Trotzdem. Und er fühlte sich unheimlich echt an, denn auf ein Mal packte der Mann, der sein älteres Ebenbild war, ihn, zog ihn auf den Schoß und schloss ihn in die Arme. Er spürte den Druck in seinem verletzten Arm sogar. Ein unheimlicher Traum, aber er sollte nicht enden. Verzweifelt schlang er seine Arme um den Hals des Älteren, krallte sich fest, so gut es eben gerade nur ging und begann, hemmungslos zu weinen. „Schhh, es ist alles gut, mein Kleiner,“ sprach James leise. „Ich bin da, ich bin da und ich werde bleiben, du bist mein kleiner Junge und ich geb’ dich nicht mehr her,“ versprach er immer wieder. Er hielt den schlanken Körper des erstaunlich kurz geratenen Jungen, strich ihm beruhigend über den Rücken und war einfach nur dankbar, dankbar und froh. Sein Kind. Er konnte es immer noch nicht fassen. Sein Kind, Harry, er lebte! Er war nicht tot! Nicht umgebracht worden! Er hatte seinen Jungen wieder! Und er konnte Diesem alle möglichen Witze und Streiche zeigen, wie er es sich immer vorgestellt hatte! Sirius lächelte und auch bei ihm kamen verräterische Tränen, als er dieses Bild sah. Er beobachtete die Beiden, lächelte Remus auch an. Und überraschenderweise begannen auch bei ihm die Lücken in seinem Gedächtnis sich zu schließen, von denen er gedacht hatte, dass Azkaban Schuld trug. Er beobachtete, wie Harry schließlich, vom Weinen vollkommen erschöpft, in den Armen seines Vaters einschlief. „Was willst du tun?“, meldete Remus sich leise, als er sah, dass Harry schlief. James war noch nicht bereit, seinen Sohn wieder los zu lassen, aber es mussten Dinge geklärt werden, das war unvermeidbar. „Du kannst Harry nicht hier behalten, die Welt sieht ihn als ihren Retter und es kann nicht lange dauern, bis Irgendwer merkt, dass er nicht ist, wo er sein sollte.“ Er ist genau da, wo er sein sollte,“ knurrte James nur, strich über die wirren, kurzen Locken seines Jungen. „Aber normalerweise lebt er nun mal bei seinen Verwandten und Dumbledore kontrolliert das... und solltest du den Jungen in der Gestalt entführt haben, in der du hier rein gestürmt bist, wirst du ohnehin einen riesigen Aufruhr verursacht haben, den wir besser schnell besänftigen.“ „Und wie bitte soll ich das tun?“, fragte James ruhig, ohne aufzusehen, zu sehr faszinierte ihn das fein gezeichnete Gesicht seines Kleinen. Ihm war es vollkommen gleich, wenn er die gesamte magische Welt erschüttert hatte. Das hätte ihm gleichgültiger gar nicht sein können, denn die Welt hatte ihm seinen Harry weggenommen! „Du... wir, wir beide, ich werde im Gegensatz zu Sirius nicht mit ganzen Hundertschaften gesucht, sollten zum Ministerium, wo du sagen kannst, dass du noch lebst und dass du die Vormundschaft über dienen Jungen beantragst, sowie eine Erklärung, warum deinem Testament nicht nachgekommen wurde. Sollten deine Eltern noch leben, wäre dagegen verstoßen worden und das ist ein Verbrechen. Damit könnten wir anfangen, Dumbledore da zu treffen, wo es ihm richtig weh tut... bei seinem hochheiligen, weißen Ruf und wer weiß, was wir noch alles ausgraben können?“, fügte er mit einem kühlen Lächeln an. Ja, da hatte es Jemand gewagt, seinem Rudel zu schaden und auch, wenn er eigentlich vorzog, es nicht zu zeigen und in der Menge unterzugehen, er war ein Alpha und ein verdammt aggressiver dazu, was aber nur bei Vollmond wirklich auffiel. Niemand schadete seinem Rudel, außer dieser Jemand hatte den akuten Wunsch nach einem grausamen und langwierigen Tod. James sah Remus eine Weile lang an, dann zu Sirius. „Ja, das ist gut, dann kann ich Siri vielleicht auch gleich frei klopfen, wo ich schon dabei bin,“ stimmte er zu. Er wollte einfach nur seinen Jungen und seine Freunde wieder um sich haben. „Mit etwas Glück können wir dann schon bei meinen Eltern zu Abend essen denn, nichts für ungut Sirius, ich mag dieses Haus immer noch nicht.“ Sirius grinste etwas. „Denkst du, ich? Was meinst du, warum ich meine Ferien immer bei einem von euch verbracht habe?“ Remus legte James, er konnte immer noch nicht so ganz fassen, dass der wirklich lebte, eine Hand auf die Schulter. „Komm, wir sollten gehen. Um diese Zeit sind viele Leute im Ministerium und Irgendwer wird es an die Presse weiter geben. Damit der Alte was hat, an dem er sich die Zähne ausbeißen kann.“ James sah auf seinen Arm herunter, wo sein Junge friedlich schlief, auch, wenn die Wangen noch tränenfeucht waren. Ja, je schneller er das hie regelte, umso besser für sie Alle, auch für Harry, beschloss er. Vorsichtig stand er wieder vom Boden auf, scheuchte Sirius vom Sofa und legte Harry hin, löste vorsichtig dessen Arme, blieb aber neben ihm sitzen, bis er sich beruhigt hatte. „Alles gut, mein Kleiner,“ versprach er, küsste Harrys Stirn. „Ich beeile mich ganz doll, um schnell wieder da zu sein und dann lernst du deine Familie kennen, ich verspreche es...“ Er breitete eine Decke, die ihm gegeben wurde, über den Schlafenden, sah dann zu Sirius. „Ich verlass mich auf dich, lass ihn bloß nicht allein und Niemanden ins Haus!“ „Dürfte schwer werden, nachdem du die Tür in Brennholz verwandelt hast,“ konterte Sirius, lächelte aber. „Ich bleibe, keine Sorge.“ Er zog seinen Zauberstab. „Ich verteidige ihn, mit meinem Leben...“ „Ich mach die Tür... ach, verdammt! Mein Zauberstab ist ja weg...!“ „Ich repariere die Tür auf dem Weg nach draußen,“ versprach Remus nur, fiel James damit ins Wort. „Lass niemanden rein, die Kamine sind alle nicht verbunden, niemand weiß, laut deiner Aussage, wo du bist, auch Dumbledore nicht?“ Siriuss schüttelte den Kopf. Der Alte hatte immer wieder gefragt, aber er war mit der Sprache nicht herausgerückt. Azkaban hatte ihn dafür zu vorsichtig werden lassen. Und das schlechte Gefühl, das er gehabt hatte, zusammen mit seinem löchrigen Gedächtnis, das sich von Sekunde zu Sekunde weiter zu schließen und zu komplettieren schien. „Beeilt euch,“ forderte er einfach, setzte sich, den Zauberstab neben sich, dahin, wo James gerade noch gesessen hatte, eine Hand schützend über Harrys Seite liegend. Das war wohl wirklich Alles etwas viel gewesen... Kapitel 2: Ministerium ---------------------- Danke für eure GEduld beim Warten, ich hoffe, sie hat sich wenigstens gelohnt! ________________________________________________________________ Ruhig stand Severus da, vor dem Büro des Ministers, schlecht gelaunt würde seinen Gemütszustand noch sehr freundlich umschreiben, nebenbei bemerkt, aber die Hand auf seiner Schulter hielt ihn gerade noch so von Dummheiten ab. Lucius hatte ihn begleitet. Er war immerhin Zeuge. Sie hatten gerade seine Scheidungspapiere unterzeichnet und warteten nun noch, weil noch Irgendwas zu klären war, keine Ahnung, um was es noch ging. Aber das Ministerium mit seinen Speichelleckern machte den Tränkemeister doch jedes Mal unglaublich aggressiv. Lucius hingegen fühlte sich einfach nur herrlich. Befreit von einer Last, die er viel, viel zu lang getragen hatte. Den Ballast seiner nicht ganz zurechnungsfähigen, bekloppten Frau war er ein für alle Mal los. Die letzte Eskapade war eine zu viel gewesen. Oh, auch er hatte Affären, na ja, eigentlich nur eine Affäre, gehabt, denn nur, weil er es nicht ertrug, mit ihr zu schlafen, hieß das sicher nicht, dass er keinen Sex wollte. Im Gegenteil, er war ein gesunder Mann, dessen Leben so gesehen gerade erst begonnen hatte. Da konnte ihm noch nicht mal die Bitte, beim Minister zu erscheinen, der sicher wieder Geld wollte, die Laune trüben. „Komm schon,“ munterte er Severus auf. „Es dauert nicht lange, nicht mal er wagt es, einen Malfoy warten zu lassen, schon gar nicht, wenn er was von mir...“, der Rest des Satzes allerdings blieb ihm regelrecht im Halse stecken. Den Aufruhr, der herrschte, hatte er schon gehört. So ähnlich, als wäre der Potterjunge im Gebäude oder Viktor Krum oder sonst wer. Aber er hatte sich nicht darum gekümmert, bis zu diesem Moment. „Sag mir, dass das nicht wahr ist,“ krächzte er, während er das Gefühl hatte, sich an etwas erinnern zu müssen, was tief in den Windungen seiner Gedanken verborgen gewesen war. Etwas Wichtiges, etwas Entscheidendes... Severus sah auf, starrte selbst mit schreckgeweiteten Augen auf die Szene, die sich nun abspielte. Nein, das konnte nicht sein! Das war ein Alptraum! Ja, ja ganz sicher, das war es, er befand sich mitten in einem schlechten Traum! Etwas Anderes konnte es nicht sein! James, bloody fucking sodding tripple damned Potter war seit Jahren tot! Sah die Radieschen von unten wachsen! Ein Alptraum, ein Alptraum, ein Alptraum.. Die Tür zum Büro des Ministers wurde von James einfach aufgerissen, so wütend war er. Er hätte in dem Moment vermutlich sogar ohne Zauberstab einen Bergriesen, einen Höhlentroll oder einen tollwütigen Drachen aus seinem Weg geräumt, wenn es diese Dinge gewesen wären, die seinen Sohn von ihm fern gehalten hätten! Ohne Rücksicht auf die kreischende, hässliche Sekretärin in ihrer bonbonfarbenen Kluft und der rosa Brille riss er auch die zweite Tür auf, sah angeekelt auf den Mann, der da am Schreibtisch saß und... weibliche Gesellschaft oben ohne auf dem Schoß genoss. Dass prompt jemand ein Foto schoss hätte ihn nicht weniger tangieren können, er wusste, das, was nun kommen würde, hatte viel, viel mehr Potential für die Titelseite. „Minister! Ich will wissen, warum mein Sohn, Harry James Potter nicht, meinen testamentarischen Wünschen entsprechend, untergebracht war! Ich fordere mein Recht als Vater und will ihn zurück! Dumbledore hat es gewagt, meinem Willen zuwider zu handeln und mich jahrelang gefangen zu setzen!“, er wusste, es war so gewesen, nur wusste er nicht, wie der Alte ihn dazu gebracht hatte, sich fast selbst umzubringen. „Er war der Geheimnisverwahrer von Lily und mir, nur er konnte uns derart schändlich hintergehen, ganz gewiss nicht Sirius Black! Entweder ich habe innerhalb von fünf Minuten befriedigende Antworten oder hier werden sich sämtliche Leute umsehen, was geschieht, wenn man es wagt, einer reinblütigen Familie solche Verbrechen anzutun!! Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?!“ Stille. Die Leute, die ihnen eben hinterher gehetzt waren, waren schlagartig mucksmäuschenstill. Man hätte ein Blatt auf dem Boden aufkommen hören können. Es dauerte Minuten, bis die Frau endlich mal auf die Idee kam, ihre Klamotten vor die Brust zu drücken und vom Tisch zu rutschen, während der Mann mit den unsympathischen Schweinchenaugen zu schwitzen und nach Luft zu japsen begann. „Zwei Minuten!“ „Sie... sind nicht James Potter,“ quietschte der Mann verzweifelt auf. „Der...der...der... ist tot und Albus Dumbledore würde niemals...!“ „Er hat und ich bin nicht tot! Sirius Black ist unschuldig! Und jetzt bewegen Sie Ihre Ärsche! Bevor ich beschließe, in Einige davon zu treten! Mein Testament müsste hier aufgehoben sein! Und laut Familienministerium sind meine Eltern noch am Leben! Also welchen verdammten, scheinheiligen Grund gab es, mein Kind zu Muggeln zu schicken und dazu noch zu unmöglichen, gewalttätigen, Magie hassenden Muggeln?! Und welchen Grund gab es, die Konten meines Jungen zu plündern?!“ Ja, bevor sie hierher gekommen waren, war James bei Gringotts gewesen, um nach seinem Geld zu sehen, wo ihn fast der Schlag getroffen hätte. Aber die Gobblins, die selbst entsetzt waren, was geschehen war, waren bereits wieder dabei, die Dinge zu richten, das geklaute Geld einzutreiben und die Beweise für Dumbledores Übergriffe hierher zu bringen. James wusste, der Alte würde es vermutlich sogar schaffen, sich da raus zu reden, aber um seinen Ruf würde es geschehen sein. Ein Waisenkind zu beklauen, das kam immer seeeeeeeeeeeehr gut, in der Öffentlichkeit... „Be... beweisen Sie, dass auch nur irgendwas von dem, was Sie sagen, wahr ist,“ verlangte Fudge verzweifelt, immer noch hoffend, dass das hier nur ein schlechter Scherz war. „Beweisen Sie, dass Sie James Potter sind!“ Severus starrte immer noch mit entsetzensgeweiteten Augen auf das Geschehen, doch dann musste er grinsen. Ja, das war es. Wenn auch nur ein Bruchteil von alledem wahr war, dann konnte der Alte einpacken! Dann hatte er die längste Zeit eine weiße Weste gehabt! Hämische Schadenfreude kam in ihm auf, als er daran dachte, während alte Erinnerungen hoch kamen, die er nicht zuordnen konnte. Er schob sie beiseite, um sich später darum zu kümmern. Im Moment war das hier einfach interessanter. Er sah, wie zwei Mann vor traten, Potter Wahrheitsserum einflößten und der jede einzelne Frage beantwortete, bis hin zu der astronomischen Summe, die Dumbledore Potter, in dem Fall Harry Potter, geklaut hatte. Erst dann rannten einige Andere los, um das Testament ausfindig zu machen, was er nutzte, um vor zu treten, wobei Lucius ihn zu seinem Erstaunen begleitete. Er musste zu Potter, ohne zu wissen warum. „Der Einzige, der hätte tot bleiben können und da ist er,“ stellte er in seiner üblichen Nettigkeit fest. James musterte den Mann, der vor ihm stand, von Oben bis unten, bevor er grinste. „Sieh einer an, wen wir hier haben,“ stellte er nur fest. Er wusste bereits, er hatte gewonnen. Er bellte noch mal zwei Beamte an, die gefälligst schneller eine Freisprechungsurkunde für Black ausarbeiten und eine hohe Abfindung bereitstellen sollten, wandte sich dann wieder seinem alten Mitschüler zu. Er wollte was Gemeines sagen, aber etwas hielt ihn ab und auch bei ihm kamen neue Erinnerungen auf, die sich mit dem überschnitten, was er zu wissen glaubte und er sah an Remus’ Gesicht, dass es nicht nur ihm so ging. „Snape und Malfoy... was für ein... Wiedersehen.“ „Wie steht man von den Toten auf?“, fragte Lucius kühl, ruhig, ein Malfoy eschoffierte sich nicht und schon gleich ein paar Mal nicht in der Öffentlichkeit. Noch wirkte er erstaunt. „Indem man sich nicht umbringen lässt,“ konterte James nur, wandte sich um, als einige Leute wieder eintraten. „Nun?!“ „Es... es stimmt, Minister... das Testament, es... es schreibt ausdrücklich, das... dass die Dursleys absolut nicht... für eine Vormundschaft in... in Frage kommen, sondern nur die Potters, Sirius Black, Remus Lupin, Lucius Malfoy und Severus Snape.“ „Bitte... WAS?!“, fragte Severus, nun wirklich verstört. „Potter, wie kommst du auf die Idee, dass ich mich um etwas kümmere, was du verbockt hast?! Welches Höhlentroll hat dir in Hirn geschissen, als du das geschrieben hast?!“ Auch Lucius musste sich zusammenreißen, um seinen Mund nicht aufklappen zu lassen. ER?? Er und ein Potter? Ein Gutmensch?! Er und... Harry Potter in seinen vier Wänden?! Was bitte sollte das?! Selbst James kratzte sich verwirrt am Kopf, ließ sich das Testament reichen, aber es war, was er geschrieben hatte, seine Schrift, seine Magie – und wieder das Gefühl, etwas Entscheidendes vergessen zu haben... „Ich... verstehe nicht, ich... ich bring ihn um!!! Er... muss mit meinem Kopf gespielt haben! Mit meinem und mit dem von Anderen! Ich hätte nie mein Kind einem Feind anvertraut! Das heißt... wir müssen Freunde gewesen sein!“ „Freunde?!“, spie Severus das Wort fast schon aus, bevor auch bei ihm ein seltsames Gefühl auskam. „Freunde?“, fragte er, sah hilfesuchend zu Lucius. „Bitte, sag mir, dass du...“ Lucius aber konnte nur den Kopf schütteln. „Etwas... stimmt nicht, ich erinnere mich, dass wir uns gehasst haben, aber... da ist noch was Anderes, es... kommt immer wieder hoch, aber... ich kann es nicht fassen...“ Der Minister hingegen wurde immer bleicher. Dumbledore hatte ihn dahin gebracht, wo er nun saß und er wusste, hier gab es zu viele Zeugen, um zu ignorieren, was gerade gehört und gesehen worden war. Niemand würde das vergessen und die Ersten waren auch schon wieder gegangen, zweifellos, um das, was sie gehört hatten, weiter zu erzählen. Es würde morgen auf jeder Titelseite jeder Zeitung sein. Wenn er seine Macht und seine bequeme Stellung behalten wollte, hatte er nur eine Wahl. Er unterschrieb die neuen Vormundschaftspapiere für Harr Potter, der somit seinem Einfluss vollkommen entzogen war. Allein das ärgerte ihn unermesslich. Er hatte den Bengel so was von in den Schmutz ziehen wollen, aber das stand nun außer Frage. Ein Waisenjunge hätte sich nicht wehren können, Kind einer Reinblutfamilie, selbst, wenn es Halbblut war, mit einer halben, magischen Familie in der Hinterhand, die mehr Freunde, Macht und Geld hatte, als Irgendwer sonst, war eine ganz andere Geschichte! „Ich... ich werde Auroren...“ „Das will ich Ihnen auch geraten haben!“, brüllte James aufgebracht, riss die benötigten Unterlagen und die Begnadigung an sich. „Und sollte einer von Ihnen meinem Kind zu nahe kommen, dann werde ich den Zorn der Potters mal wieder raus kehren! Dann hat dieses Ministerium die längste Zeit gestanden, denn dann erwecke ich die alten Gesetze und dann, meine Herrschaften, wird es Sie nicht mehr geben! Überlegen Sie sich gut, sehr gut, was Sie tun!“ Remus beobachtete fasziniert, wie sein Freund die Leute herumkommandierte und ihnen Angst machte. Ja, das war er, wie er leibt und lebt. Niemand tat einem Potter etwas, ohne die schreckliche Rache zu spüren zu bekommen. Allerdings hielt er James auf und deutete auf Severus und Lucius, die ihnen als Einzige gefolgt waren. James wollte nur noch zurück zu seinem Jungen, ihn packen und zu seinen Eltern, um eine Nacht in einem sauberen Bett zu verbringen und seine alten Klamotten zu holen, diese hier waren eine Krankheit. Allerdings wandte er sich um, als Remus ihn packte, musterte Severus und Lucius eine Weile. Etwas stimmte nicht. So schlimm konnte ihr Hass nicht gewesen sein, wenn er die Beiden als Väter für seinen heiß geliebten Sohn in Betracht gezogen hatte. Er riss einen Zettel aus der Aktentasche, die man ihm gegeben hatte, ließ sich von Remus einen Stift zaubern und schrieb eine Adresse auf. „Morgen Abend hier, mal sehen, was wir raus finden und was in unseren Köpfen blockiert wird. Snivvie, wenn du immer noch so ein Giftpanscher bist, wie wäre es mit einem Trank zur Aufhebung mentaler Sperren?“ Das war Alles, was er sagte, bevor er weiter rannte, nur zurück zu seinem Jungen... Es war ein herrlicher Tag, nicht zu warm und nicht zu kalt entschied Albus, als er am späten Vormittag nach draußen trat, auf die Terrasse des Luxusanwesens, dass er sich gekauft hatte, damals, kurz nach Halloween. Als verdiente Belohnung für seine jahrelange, geniale Planung und Arbeit, die ihn nun schon so nah zum Erfolg gebracht hatte. Bald, nicht mehr lange, dann würde man Potter, Voldemort und allen Anderen so überdrüssig sein, dass man ihn bitten würde, die lang vergessene Krone der englischen Zaubergemeinde anzunehmen und Diese zu führen. Dann war er am Ziel seiner Träume angekommen, die er hatte, seit er ein Kind gewesen war. Er konnte die Macht jetzt schon riechen und niemand stand ihm mehr im Weg. Die alten Potters würden es sicher so lang nicht mehr machen und immerhin waren sie am Ende durch den Verlust von Sohn und Enkel. Na gut, von Letzterem wussten sie nichts, so, wie von der Hochzeit, auch wenn es wirklich Arbeit gewesen war, das aus ihren Köpfen zu löschen. Nun, und da sagten die Leute, Lockhart sei toll mit mentaler Zauberei gewesen! Von wegen! Der Mann konnte ihm nicht das Wasser reichen! Er hatte eine halbe Schule auf ein Mal verhext und Keiner von ihnen hatte es je begriffen oder bemerkt! Er hatte Freundschaften so leicht ruiniert, wie er Liebe aufgebaut hatte, wo nie welche gewesen war! Er war ein Künstler, unschlagbar mit dem, was er tat und so kurz davor, die ultimative Macht zu erreichen. Oh, sobald er die Krone bekam, deren Gewicht er nun schon auf seinem würdigen Haupt spüren konnte, würde er Armeen ausheben und den Rest der magischen Welt unter seine Herrschaft zwingen! Oh ja, sein alter Kindheitstraum würde sich erfüllen. Wen interessierte schon so ein weinerlicher, dummer Bengel? Zum Schröpfen war er gut, als Galionsfigur, als Bauernopfer für ihn, aber für mehr...? Er mochte keine Kinder und hatte sie noch nie gemocht. Sie waren laut, stanken, hatten keine Manieren und waren schlicht dumm. Aber herrlich leicht zu beeinflussen. Wie sie ihn verehrten, es war fast schon lächerlich, aber es war eine tolle Freizeitbeschäftigung und irgendwann erreichten sei alle ein Alter, indem sie ihm sogar nützlich sein konnten! Nur darum brachte er die unendliche Geduld mit diesen sabbernden, spotzenden, lauten Dingern auf. Nichts war wichtiger, als eine treu ergebene Armee, die ihn denken und lenken ließ und sich darauf beschränkte, seine Befehle zu befolgen. Die Einzigen, die sich seinem Willen hartnäckig widersetzten waren die Slytherin. Aber die machten immer Ärger, auch die hatte er im Griff und die würden sich schneller unter der Erde wiederfinden, sobald er die Macht hatte, als sie sehen können würden. Zufrieden setzte er sich in seinen teuren Stuhl, sah zu, als auf dem Kristalltisch sein Frühstück auftauchte. Er wollte danach greifen, doch dann geschah das Unfassbare. Auf ein Mal wurde er von einem unglaublichen Wirbel gepackt und im hohen Bogen aus seinem eigenen Haus, aus seinem Zuhause gefegt! Mit einem harten Aufschlag landete er auf der Straße, mitten auf der Straße! Vor den Augen von verfluchten Muggelkindern, die hämisch lachten! Ohne auch nur nachzudenken, warf er übelste Zauber nach ihnen, grinste erst wieder hämisch, als diese sich vor Schmerzen windend auf dem Boden lagen und nach ihren Mamis riefen. Wütend stand er auf, ging auf das Haus zu – und wurde gleich noch ein Mal weggefegt. Zu seinem Entsetzen entstand dann, vor seinen Augen ein Siegel, eines, das nicht mal er brechen konnte, eines, wo er die Leute nicht beeinflussen konnte, da Gobblins gegen Geistmagie immun waren – ein Pfändungssiegel von Gringotts! Wie war das möglich?! Das durfte nicht sein! In seinen Kammern schwamm alles vor Gold! Er hatte den gesamten Fonds von dem verfluchten Potterbengel in seine Kammern schaffen lassen! Das Geld konnte ihm gar nicht ausgehen! Verfluchte, kleine Potterratte! Alle, die diesen Namen trugen, brachten nichts als ärger! Aber das würde Konsequenzen haben! Gleich jetzt würde er sich auf den Weg machen und Gringotts seine Kammern ein für allemal entziehen! Das würde ihm kein zweites Mal geschehen! Und wehe, die entschädigten ihn nicht! Ohne auf die Kinder zu achten, die würden ohnehin in den nächsten drei Tagen grausam von innen heraus verbluten, stampfte er los. Oh, es würde heut noch Tote geben...! „Harry, Schatz. Komm, wach auf, es wird Zeit, dass wir nach Hause gehen,“ redete James sanft auf seinen Sohn ein, der da immer noch lag. Er hatte sich zwischenzeitlich auf dem Sofa vollkommen in sich selbst zusammengerollt und schien ohnehin nur noch sehr unruhig zu schlafen. Sirius hatte die gesamte Zeit über und es waren immerhin mehrere Stunden, neben seinem Patensohn verharrt, ihn beruhigend gestreichelt, wenn er begonnen hatte, zu wimmern, bis er wieder aufgehört hatte. Gerade im Moment war er allerdings damit beschäftigt, hysterisch durch den Raum zu springen und Remus seine Unschuldsbescheinigung unter die Nase zu halten. Als habe der sie nicht schon lange gesehen. Aber das war eben Sirius, wie er leibt und lebt. Dann, langsam, öffneten sich die strahlend grünen Augen seines Sohnes, der Junge zuckte zurück, sah ihn dann an, wie ein verängstigtes Reh kurz vor dem Abschuss. „Harry, ich bin’s, dein Vater,“ sprach er leise, bis er sah, wie der Junge sich merklich entspannte. „Alles in Ordnung, es passiert nichts.“ Kurz dachte er darüber nach, was eigentlich los war, dass der Junge so unruhig schien. Er half Harry auf, strich über dessen gerötete, vom Schlafen warme Wangen. „Komm, es wird Zeit, dass du deine Großeltern kennen lernst,“ ermutigte er seinen Sohn, nahm dann dessen Koffer und stieß einen scharfen Pfiff aus. „Siri, du kannst später immer noch weiter hüpfen! Die Hauselfe hat schon deinen und Remus’ Koffer gepackt! Also los, bewegt euch! Im Gegensatz zu deiner Hauselfe versucht meine Mutter wenigstens nicht, uns mit ihrem Essen zu vergiften!“ „Wo du Recht hast,“ grinste Sirius nur, packte seinen Koffer und hüpfte, aufgeregt, wie ein Dreijähriger, hinter Remus und James her, der Harry an der Hand hatte, wie ein Kind. Aber was sollte das schon. James lief bis zur Ecke der Straße, wartete auf die Anderen und streckte ihnen einen Portschlüssel hin, den er noch schnell aus einem Teller gemacht hatte. Denn er fühlte sich zu ausgelaugt, um fünf Leute zu seinem Eltern zu apparieren, er bezweifelte, dass er es allein geschafft hätte, seine Magie hatte er immerhin schon am Vortag auf seinem Weg zurück nach England so gut wie aufgebraucht, daran änderte auch der Zauberstab nichts, den er sich in der Nokturngasse noch schnell gekauft hatte. Wie gesagt, ohne einen Zauberstab fühlte er sich einfach nackt. „Harry mag keine Portschlüssel,“ erklärte Sirius, als er sah, wie bleich der Jüngere wurde. Er wusste ja nur zu gut, was dessen letzte Reise mit so einem Gegenstand gebracht hatte. „Du musst ihn gut festhalten, sonst landet er auch noch auf der Nase." Überrascht sah James zu seinem Jungen, lächelte und legte seine Hand um dessen Taille. „Keine Sorge, ich achte schon auf dich, Kleiner,“ versprach er, wunderte sich aber, warum Harry ihm das nicht selbst gesagt hatte. Und nun, wo er so darüber nachdachte, eigentlich hatte sein Sohn noch gar nichts gesagt. Aber he, nach dem Schock hätte es ihm sicher auch die Sprache verschlagen, also wollte er mal nicht so sein, stattdessen aktivierte er einfach den Schlüssel, seinen Harry fest an sich gedrückt. Es dauerte nicht lang, bis sie wieder landeten, wobei er merkte, wie der Junge tatsächlich Übergewicht bekam. Er ließ erst wieder locker, als er sich sicher war, dass Harry einen festen Stand hatte, trat dann zum Tor und legte seine Hand auf das Wappen, so, dass sie ohne Probleme auf ging, er winkte die Anderen rein, schloss es wieder und öffnete die Haustür, wo ihm gerade sein Vater entgegen kam, der wohl gehört hatte, wie das Tor aufging. „Wer...?!“ „Hallo, Dad! Wie wäre es mit einer netten Begrüßungsumarmung für deinen tot geglaubten..? Oh man, dass es heut aber auch Alle aus den Socken haut und... Mom! Mom, schön, dich wieder zu sehen und...! Meine Güte, sonst hat sie doch auch nie was aus den Socken gehauen!“ „Zu wissen, dass du tot bist und auf ein Mal vor ihnen aufzutauchen kann das sehr wohl auslösen,“ meinte Remus nur trocken, während er Sirius im Auge behielt, der immer noch herum hibbelte, als habe er einen Schwarm Wespen im Hintern. Nicht, dass er dem Anderen seine Freude nicht gönnte, aber das Sirius sich auch nie beherrschen konnte... James kniete sich zu seinen Eltern, er merkte aus den Augenwinkeln heraus, wie Harry eine Art strategischen Rückzug bis zu seinem Patenonkel antrat, klatschte seinem Vater, dann seiner Mutter ins Gesicht, grinste die Beiden an, als sie ihre Augen wieder auf bekamen. „Guten Frühabend,“ grinste er. „Ich hatte gehofft, dass mein altes Zimmer und vielleicht noch ein paar Andere frei sind, da mein eigenes Haus leider noch in Schutt und Asche liegt...“ „James, Junge, du... du… ! Du bist aber doch… !“ „He, ich lebe!“, grinste der Angesprochene nur. „Ich verspreche es! Fleisch, Haut und eine Menge Blut! Und ich hab euren Enkel mitgebracht!“ „Was?!“ Automatisch schoss James’ Mutter in die Höhe, sah sich um. „Enkel? James, welcher Enkel!? Und wie kommt es, dass du lebst?! Was geht hier vor?!“ James lächelte, er hielt seine Hand auf, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sein Sohn reagierte und vorsichtig zu ihm trat, auf dem Sprung, als wolle er flüchten. „Ja, euer Enkel. Harry James Potter und so, wie es aussieht, meine lieben Eltern, seid ihr die einzigen Leute in ganz England, die nichts von ihm wussten.“ Er wuschelte Harry durch die Haare, schubste ihn entschieden in Richtung seiner Mutter – und grinste. Er kannte die Frau doch, sie ließ sich nie lang bitten! Noch bevor Harry überhaupt wusste, wie ihm geschah, befand er sich in einer Umarmung, die Molly Weasley leicht hätte Konkurrenz machen können. Die Frau, die ihm als seine Großmutter vorgestellt worden war, drückte ihn an sich und sie hatte auch noch die Figur von Miss Weasley. Ganz weich... Es war auf ein Mal so schnell gegangen, er war aufgewacht, immer noch oder schon wieder in diesem komischen Traum, wo er seinen Vater wiedergefunden hatte. Sie hatten einen Portschlüssel benutzt, von dem ihm, nebenbei bemerkt, auch immer noch übel war und er war unglücklich auf seinem verknickten Fuß gelandet, dann war er auf ein riesiges Haus zugeführt worden, ja, und da waren nun diese beiden Leute, ein älter aussehender, freundlicher Herr und die Frau, die zwar älter wirkte, als Molly Weasley, die aber gut und gern ihr Charakterzwilling hätte sein können. Der Rest des Tages flog irgendwie an Harry vorbei. Er sah den riesigen Grill, der angeheizt wurde, oder wie Sirius sich auf sein Steak stürzte. Am Rande merkte er, wie auch ihm etwas auf den Teller gelegt wurde, er aß, aber vollkommen mechanisch, im Nachhinein hätte er nicht mal sagen können, was es gewesen war. Das Alles, es war viel zu irreal, nicht glaubwürdig. Gerade, als er gedacht hatte, es nicht mehr aushalten zu können, war sein Vater aufgetaucht, hatte ihn gerettet, wie er es sich schon so oft gewünscht hatte und hier saß er, mitten in einer, in seiner Familie und noch hatte niemand ihn beschimpft. Im Gegenteil, immer wieder strichen Hände durch seine Haare, sein Teller wurde nachgefüllt, sein Glas auch und mehrfach versuchte Jemand, mit ihm zu reden, doch er hätte nicht antworten können, hätte er gewollt. Irgendwann wurde er dann auch in ein Zimmer gebracht, er zog sich aus, legte sich hin, in der Hoffnung, dass das Aufwachen nicht zu schlimm werden würde... James hingegen merkte das erst mal gar nicht. Er lachte mit Remus, Sirius und seinen Eltern, erzählte schließlich von den vielen Jahren in der Einsamkeit, vom Anfang, als man ihm gesagt hatte, Harry sei tot, bis zu dem Moment, wo er beschlossen hatte, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Immer mal wieder strich er dabei seinem Sohn durch die Haare, legte ihm kleine Köstlichkeiten auf den Teller und füllte dessen Glas nach, mehrfach versuchte er auch, den Jungen anzusprechen, aber es schien, als säße der Schock noch zu tief. Also beschloss er, Harry eine Nacht zu geben und sich morgen allein, unter vier Augen und in Ruhe mit ihm zu unterhalten. Aber fürs Erste sollte er ihn wohl einfach in Ruhe lassen, ihm Zeit geben, nachzudenken. Er küsste Harry auf die Stirn, wünschte ihm eine gute Nacht und ging in sein eigenes Zimmer, das er noch bis zu seiner Hochzeit bewohnt hatte. Dort warteten auch schon seine Eltern auf den Rest der Erklärungen und um zu klären, wie man die Identität ihres Enkels so lang hatte verstecken und vor ihnen verschleiern können. Immerhin lebten sie nicht am Ende der Welt, sondern in Irland, was immer noch zur magischen Welt von England gehörte! „Nein!“, rief Harry, schoss auf seinem Bett und wimmerte, als sein Rücken sich wieder meldete. War der Riss wieder offen? Er wusste es nicht. Er versteckte sein Gesicht in den Händen, spürte, wie nass seine Wangen waren. „Nein, nein, nein, nein, nein,“ flüsterte er immer wieder, versuchte, die Bilder zu verdrängen. Der Alptraum, es war schrecklich gewesen. Es hatte angefangen, am Tag der letzten Aufgabe des Turniers, mit Cedrics Tod. Nur hatte der Ältere sich nach seinem Tod aufgesetzt, Harry mit den schrecklich leeren Augen angesehen und ihm immer wieder gesagt, dass er Schuld sei, dass er tot wäre, dass er somit auch kein Glück verdient habe. Dass man ihm Alles nehmen werde. Das Nächste, an was er sich erinnern konnte, war, dass Dumbledore da gewesen, ihn geschlagen und dann Sirius umgebracht hatte, Ron, Fred, George und Hermine waren auch noch da gestanden, Neville, Luna, Cho, Oliver. Und jeder von ihnen sollte sterben, hatte der Alte gehämt. Da sie den Makel seiner Freundschaft trügen. Nur wegen ihm... Er zitterte, ihm war schrecklich kalt, obwohl er deutlich fühlte, wie eine schwere Decke auf ihm lag. Er versuchte, tiefer in sie zu kriechen, doch es war sinnlos. Es war so kalt... und warum hatte er überhaupt eine Decke? Und ein so weiches Bett? Er versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren, es war nicht wirklich dunkel, das silbrige Licht des Halbmondes fiel sogar genau in den Raum, durch die durchsichtigen, leichten Vorhänge, die sich auch leicht in der vermutlich warmen, sommerlichen Nachtbriese bewegten. Aber er fühlte sich, als wäre es ein Eissturm, der über ihn hinweg fegte. Nur langsam schaffte sein Kopf es, die Dinge zu ordnen. Der Traum, der Hirsch, der ihn zu Siri und Remus gebracht hatte, um sich dann zu seinem Vater zu verwandeln, dann war er eingeschlafen, wieder geweckt und zu Großeltern gebracht worden, von denen er bis dahin nichts gewusst hatte, aber all das, es war wie die Erinnerung eines Anderen oder eben die eines Traumes. Auch, weil er nicht daran glauben wollte, aus Angst vor der Enttäuschung. Er würde so gern ins Bad gehen und das Wasser heiß drehen, in der Hoffnung, dann wärmer zu werden, aber sollte Onkel Vernon etwas hören und sich in seinem Schlaf gestört fühlen, würde er es sein, der die Konsequenzen tragen musste. Erneut versuchte er, sich in der Decke zu verkriechen, aber es wollte nicht klappen. Es war so kalt... Schließlich gab er doch nach, stieg aus dem Bett, so, dass ihm gleich noch kälter wurde, sah sich um und tapste zur Tür, in der Hoffnung, dass sie nicht, wie sonst, abgeschlossen war und tatsächlich, sie stand offen. Erleichtert ging er hinaus, mühsam, jeder Schritt eine Anstrengung. Aber er kam nicht weit, mitten im Flur, das Bad so nah und doch so weit entfernt, verließen ihn seine Kräfte und er sackte regelrecht in sich zusammen, eine Hand nach der Tür ausgestreckt, Tränen rollten über seine Wange, während er sich auf die Lippen biss. Warum war das Bad so weit weg? Das Haus, etwas stimmte doch nicht! Und ihm war so kalt... Der Traum, er wollte wieder in den Traum, in dem sein Vater gewesen war, und Sirius und Remus. Dahin, wo er sich gefühlt hatte, als habe er eine Familie, die für ihn da sein wollte! Hmmm, war das toll, in seinem Bett aufzuwachen, entschied James, selbst, wenn er noch lang nicht wach und es draußen noch dunkel war. Aber sein Magen hatte entschieden, dass er doch noch eine der übriggebliebenen Bratwürste vertragen könnte. Also würde er sich nach unten begeben, es gab ja niemanden mehr, der ihm vorhielt, dass er dann Fett ansetzen würde, was er sicher nicht tun würde, denn immerhin machte er mehr als genug Sport und war, laut seiner Mutter, kaum mehr als ein Skelett. Durfte er sich also sicher noch ein Würstchen erlauben, immer vorausgesetzt, Sirius hatte ihm noch eines übrig gelassen, denn der Mitternachtssnack war bei den Herumtreibern ein weit verbreiteter Brauch. Rasch stieg er aus dem Bett, in seine Pantoffeln und ging los, den Gang entlang zur Treppe, bevor er abrupt stoppte. Da... saß doch Jemand! Und... die einzige Person, auf die die Größe auch nur annähernd passen würde, war.... „Harry!“, hastig trat er zu seinem Kind, ging in die Knie und sammelte den Jungen in seine Arme, der da tatsächlich halb saß, halb lag – und vor sich hin weinte und zitterte! „Harry, was ist denn los?“, fragte er leise, versuchte, den Jungen zu beruhigen. Er war überrascht, als die Arme sich wieder um seinen Hals legten und der Kleine sich zumindest mit einer Hand merklich regelrecht in ihn verkrallte. Aber sprechen tat er nicht... Oh Merlin! Er... er war immer noch in dem Traum! Sein Dad, er war da, als habe Dieser gemerkt, dass er ihn brauchen würde, er spürte Arme, die ihn an den anderen Körper zogen und ohne nachzudenken, krallte er sich einfach fest, begann, noch heftiger zu weinen, während er froh war, dass es wenigstens etwas wärmer zu werden schien. Nicht viel, aber er hatte nicht mehr das Gefühl, zu sterben... Er hörte auch die beruhigende Stimme, kurz danach, zumindest kam es ihm so vor, wurde er auch hoch gehoben, weg gebracht, getragen, in ein Bett gelegt. Das, aus dem er gekommen war? Er wusste es nicht, er sah nun kaum noch etwas und das lag nicht daran, dass es Nacht war. „Harry,“ versuchte James es erneut, doch ohne Erfolg, die einzige Reaktion, die er bekam, war ein verzweifeltes Schluchzen. Also hob er seinen Sohn auf, stellte wieder fest, wie leicht Dieser war und brachte ihn in sein eigenes Zimmer, legte ihn auf das Bett und deckte ihn zu, ohne, dass Harry ihn losgelassen hätte. Allerdings wandte er sich um, als er ein Geräusch hörte. „Remus?“, fragte er leise. „Warum bist du wach?“ „Ich habe was gehört,“ erklärte der Werwolf, sprach einen Zauber und ein leichtes, warmes Glühen verteilte sich im Raum. Er sah auf Harry, der sich verzweifelt an seinen Vater zu klammern schien. „Was ist los?“ „Ich habe absolut keine Ahnung,“ erklärte James sichtlich überfordert. „Ich habe ihn mitten auf dem Flur gefunden...“ Vorsichtig machte er sich aus dem eisernen Griff des Jungen los, was aber nur damit endete, dass das Schluchzen wieder hysterisch wurde, bis er sich neben seinen Sohn setzte und ihn streichelte. „Ich... irgendwas stimmt da nicht! Er reagiert nicht! Remus, was hat er?!“ Angesprochener Werwolf hob die Augenbrauen und trat zum Bett. Toll, nun war da nicht mehr nur noch ein hysterischer Teenager, sondern auch noch ein hysterischer Erwachsener! Ganz große Klasse! Er musterte Harry, runzelte dann aber die Stirn. Unter dem viel zu weiten, hässlichen, aufgetragenen Shirt mit den Löchern, das Harry trug, sah er dunkelblaue, fast violette Flecken und nun, wo Harry so nah an seiner Nase war, roch er noch was ganz Anderes – Eiter. Langsam streckte er seine Hand aus, legte sie auf Harrys Stirn. „Er ist krank.“ „Krank? Krank? Er kann doch nicht krank sein!“, begehrte James auf. „Gestern ging es ihm doch noch gut! Er darf nicht krank sein! Was soll ich denn tun?!“ Er fühlte sich absolut hilflos. Wie konnte man denn so schnell krank werden?! Das war doch gar nicht möglich! Zauberer bekamen diese ganzen dummen Muggelkrankheiten schließlich nicht! Harry war nie krank gewesen! Remus stöhnte leise, denn in dem Moment, in dem James begann, sich aufzuregen, begann das Schluchzen von Harry lauter zu werden. Die Lippen des Jungen formten Worte, aber heraus kommen tat doch nichts. Aber es sah verdächtig nach nein, nein, nein aus, als habe der Junge Angst, panische Angst, vor was auch immer. „James, deine eigene Mutter ist eine ausgebildete Heilerin, falls es dir entfallen sein...“ „Ich hole sie, ich....!“ Doch als er aufstehen wollte, wurde Harrys Griff noch stärker, sein Weinen erst so richtig laut. „Ich... was soll ich tun?!“ „Ich hole deine Mutter,“ gab Remus zurück und machte sich eine mentale Notiz, Sirius abzufangen, wenn der endlich von seinem Trip aus der Küche wieder auftauchen würde, um noch eine Panik heut zu vermeiden. Auch er machte sich Sorgen, so war es nicht, denn Harry glühte und er wusste, es war mehr, als man sehen konnte, aber wenigstens irgendwer musste doch die Ruhe bewahren! Er ging nach draußen, lief den Gang entlang und in den nächsten Stock, klopfte mehrfach und laut an die Tür, bis James’ Vater ihm öffnete, das Kissen noch in der Hand und die Schlafmütze auf dem Kopf, seine Frau saß auch aufrecht, sah aber reichlich müde aus. „Was ist los, Remus?“, fragte Sebastian Potter, überrascht, als er erkannte, wer sie geweckt hatte. Er hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, was durchaus auch stimmen konnte, bedachte man, wie spät sie erst das Licht gelöscht hatten, aufgewühlt über das, was sie alles erfahren hatten, ihr Sohn, ihr Enkel... „Wir bräuchten Ihre Frau, Mister Potter,“ erklärte Remus höflich. „Es sieht so aus, als sei Harry ernsthaft krank, ich denke, er hat offene Wunden, ich fürchte ich habe Eiter gerochen...“ „Sebastian, Junge,“ murmelte er aus Gewohnheit. Er kannte Remus schon lange und hatte ihm vor der Hochzeit seines Jungen das du angeboten. Dann aber wurde er hellhörig. „Verletzt?! Warum verletzt?!“ „Das wissen wir nicht,“ gab Remus zurück, obwohl er sehr wohl eine Vermutung hatte, aber die ergab ja auch irgendwie keinen Sinn. „Und ich denke, es sollte schnell gehen, Harry glüht.“ Allerdings merkte er in dem Moment, dass Miss Potter schon an ihm vorbei gezogen war. Ah, wenigstens Jemand, der reagierte. „Hat sie noch eine Tasche mit Notfallmedikamenten?“, fragte Remus, er war sich sicher, dass sie das brauchen würden. Sebastian zog die Schlafzimmertür zu, ging mit Remus zurück, dahin, wo Licht zu sehen war. „Die Hauselfen werden das Zeug schon bringen, es ist, bei der Ordnung meiner Frau, sicher auf das gesamte Haus verteilt.“ „Harry, Harry, kannst du mich hören?!“ Harry reagierte kaum, er hatte immer noch Angst, sein Traum könne verschwinden, er wollte nur, dass sein Dad blieb, seine Mutter war ja nicht wieder aufgetaucht, aber wenigstens sein Dad sollte bleiben! Er klammerte sich nur noch weiter fest, wimmerte etwas. Es war so schwer, wach zu bleiben, aber es war auch so kalt und sein Kopf war so schwer! Bis sich auf ein Mal etwas Kaltes auf seine Stirn legte und ihm wärmer wurde. Wie auch immer das geschehen war. „Mom,“ rief James erleichtert, als er seine Mutter sah, die hastig einen Zauber sprach und dann einen Lappen auf Harrys glühend heiße Stirn legte. „Mom, was hat er?!“ „James, Junge, lass ihn mich wenigstens untersuchen! Bisher sehe ich Fieber und Schüttelfrost! Und offenbar Angstzustände! Hilf mir, ihn auszuziehen, Remus sagte was von offenen Verletzungen, es kann eine Blutvergiftung sein, dann muss ich schnell handeln!“ „Was?!“ Hastig packte James das Hemd seines Jungen, der in dem Fall sogar versuchte, sich zu wehren, aber seine Mutter fing die ohnehin eher unkoordinierten Hände ab und hielt sie, bis er das Shirt zerschnitten hatte. Ja, und da war sie, die Bescherung. James wurde regelrecht übel. Er war Auror, er hatte schon Leichen gesehen, auch schlimm zugerichtete, aber das hier war ein Kind, das hier war sein Kind! Und der Oberkörper allein war schon mal mit zwei riesigen, offenen Wunden und einer älteren Brandverletzung verziert, sowie mit vielen, alten Narben! „Was...?!“ Automatisch half er, als seine Mom den Körper drehte, nur um zu sehen, dass der Rücken um keinen Deut besser aussah. Er war zerfurcht von eiternden Wunden, die schon eine violette Färbung angenommen hatten... „Merlin,“ murmelte Nanette Potter, die geglaubt hatte, in ihrem Leben schon so ziemlich Alles gesehen zu haben, bevor sie ihre Hauselfen zusammen rief und hastig Befehle erteilte. Das hier war ein Schlachtfeld und sicher kein Frisches. Es waren neuere Wunden da, aber unter ihnen erkannte sie andere Narben, die schlecht verheilt waren und außerdem war ihr schon am Vortag aufgefallen, dass Harry einen Arm kaum belastete. Mit einem Messer musste sie fast alle Wunden öffnen, um sie zu desinfizieren, bevor sie eine Tinktur auftragen und Alles verbinden konnte. Ihr Enkel hing einfach nur in den Armen seines entsetzten Vaters, ohne einen Laut von sich zu geben und ließ sie machen, obwohl es weh tun musste. Er rührte sich noch nicht mal, als sie den Bruch fand, den angeheilten Knochen erneut brach, um ihn dann ordentlich zusammen zu setzen und erst mal fest zu binden. „Mom!“ „Nicht jetzt,“ befahl sie harsch, ließ sich wieder einen Trank geben, den sie Harry einflößte. Sie wusste nicht, wie lang sie brauchte, bis sie fertig war, vor Allem mit ihren Kräften. Sie sah auf, stellte fest, dass es zwischenzeitlich hell geworden war und außerdem standen nun wirklich Alle im Raum, inklusive der Hauselfen, die schon gegen den Feind der Familie zu plotten schien, die immer so nett zu ihnen gewesen war. Nicht, dass sie in dem Fall irgendwer aufhalten würde. Allerdings sah sie nun zum ersten Mal einen Remus Lupin, vor dem sogar sie sich in Acht nehmen würde, mit leuchtenden, goldenen Augen und verlängerten Reißzähnen, obwohl es nicht mal annähernd Vollmond war. Und einen Sirius Black, dem sie in dem Moment auch den Mord an dreizehn Menschen zutrauen würde. „Schlaf, Junge,“ murmelte sie, schloss ihrem Enkel die Augen, die der mit Gewalt offen zu halten versuchte. „Es ist alles gut, nachher wird es dir besser gehen...“ Sie beobachtete, wie James seinen Sohn sanft auf sein eigenes Bett legte und ihn zudeckte, ihm immer wieder über das Gesicht strich. Und dann war da ihr Mann, der sie zu einem Sessel führte, wo sie sich dankbar setzte, sich einen Kräuteraufguss bringen ließ. „Mom?“, fragte James erneut, aufgebracht, aber ruhig, da er seinem Sohn keine Angst machen wollte. Er war immer noch erschüttert. All die Wunden, woher waren sie gekommen! Und die Narben unter den Wunden! Was hatte man seinem Kind angetan?! Er sah zu Sirius, der stumm vor sich hin weinte, sich vermutlich die Schuld gab, weil er nicht hatte da sein können... „Dein Junge kommt durch, das ist wohl das Wichtigste,“ sprach Nanette nur müde. „Aber er sollte mindestens drei Tage das Bett nicht verlassen, er hat mehrere Brüche, die ich nur angeheilt habe, so viel Magie hätte ich nicht aufbringen können, die Blutvergiftung war zu heftig, die musste zuerst behoben werden. Und die vielen Entzündungen mussten gedämmt werden... um die Knochen kümmere ich mich dann einfach, wenn ich mich ausgeruht habe...“, sie rieb sich die Stirn. „Er hatte auch Verbrennungen, zum Glück nicht viele und nicht zu großflächig, aber sie waren heftig und sein Arm war zwei Mal gebrochen und hat begonnen, schief zusammen zu wachsen. War er in einer verdammten Schlacht oder was? Und welcher Heiler hat ihn mit solchen Wunden rumlaufen lassen?!“ „Das Turnier,“ brachte Sirius heraus, vollkommen erschüttert. Warum hatte Harry nur nichts gesagt?! Er würde wetten, dass ein guter Teil der Wunden von diesen ekligen Muggel kam, bei denen er zu bleiben gezwungen war! Und er, der ihn hätte behüten sollen, hatte ihm nicht helfen können! „Und... nach dem, was der Alte uns angetan hat, wundert ihr euch über das, was er mit dem Jungen getan hat? Wer weiß, vielleicht will er Harry tot sehen... wie uns Alle! Nur... für irgendein obskures Ziel!!“ „Beruhig dich,“ befahl Sebastian, in dem Moment die Respektsperson, die er früher immer gewesen war. „Sein Ziel werden wir heraus bekommen, aber je lauter du wirst, umso mehr regst du den Jungen auf...“ Er war ebenfalls erschüttert, er erstand nicht, wie man einem Kind, und Harry war für ihn nichts Anderes, so etwas antun konnte. „Wir sind Potters, wir bekommen unsere Rache glaube mir. Die Malfoys sind nicht die Einzigen, die sich für Alles bedanken, wir tun es nur subtiler...“ James starrte auf sein Kind, er wusste immer noch nicht, was er tun sollte, er wollte nichts mehr, als die Leute, denen er das zu verdanken hatte, an die Kehle zu gehen, aber Harry brauchte ihn im Moment viel mehr, selbst jetzt, bis obenhin voll mit starken Tränken, klammerte der Junge sich, mit seiner kaputten Hand, an ihn. „Wir sollten uns alle hinlegen,“ schlug Remus ruhig vor, nachdem er sich sicher war, seinen Wolf wieder im Griff zu haben. „Oder zumindest einen Kaffee trinken und in Ruhe besprechen, wie es weitergehen soll, ich denke, den Schuldigen kennen wir alle – wir müssen ihn nur noch ausschalten...“ Sebastian rief eine der Hauselfen, bat um mehrere Tassen starken Kaffees, sah dann zu seinem Enkel. Der würde wohl nichts trinken oder essen. Der lag einfach nur da, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Hatte er also doch Recht gehabt, als ihm dessen Verhalten gestern seltsam vorgekommen war. Wie man so ein schmächtiges und offensichtlich krankes Kind gegen das Übel der Welt antreten lassen konnte, war ihm ohnehin noch ein ganz anderes Rätsel. Kapitel 3: Die Herumtreiber --------------------------- „Nein!“, brüllte Albus aufgebracht, doch es half ihm nichts, der Gobblin wagte es weiterhin, ihn des Raubes und der Veruntreuung, ja sogar des versuchten Mordes zu beschuldigen und das mitten im Kundenraum, wo viele Leute ihn mit komischen Blicken bedachten. Natürlich hatte er nicht einfach so nach Gringotts laufen können, er hatte eine Nacht in Hogwarts verbracht, um Roben zu wechseln, nur, um festzustellen, dass die wirklich Kostbaren, die er sich in den letzten Jahren geleistet hatte, ebenfalls verschwunden waren und er hatte sich, statt in gefärbte Tarantulaseide auch noch in einfach Baumwolle hüllen müssen! Diese Schande! Und nun das! Aber oh, er würde sich rächen! Das würde so was von Konsequenzen haben! Und zwar würde er zuerst Black ans Messer liefern und dann beginnen, ein Massaker unter Potters Freunden anzurichten! Er hatte den dummen Bengel mehr als ein Mal gewarnt, nun würde er eben die Konsequenzen zu spüren bekommen! Aber so was von...! „Das... das wird Konsequenzen haben!“, brüllte er den Gobblin an, der ihn vollkommen ungerührt ohne eine Mine zu verziehen, stehen ließ. Affektheischend sah er in die Menge, nur um feststellen zu müssen, dass die Meisten ihn ansahen, mit einem Blick, als... wäre er der Dreck unter ihren Füßen, nicht der Held, als den sie ihn zu feiern hatten! Was war hier los? Das hier war eine verkehrte Welt! Diese Leute hätten ihm zur Hilfe kommen müssen! Die hatten ihn zu verehren! Ihm die Füße zu lecken! „Was?!“ Eine der Frauen kam auf ihn zu, sah ihn giftig an – und warf ihm eine Zeitung zu Füßen: „Drecksstück! Schande!“, spie sie, spuckte den Mann an. „Sie sind ein widerliches Stück Dreck! Mein Kind wird die Schule nicht mehr betreten, solang sich da auch nur noch Ihr Schatten befindet!“ Und damit schien das Eis gebrochen. Zauber flogen, Stinkbomben, faule Eier, matschige Tomaten. Und alles traf ihn! Ihn! Den Helden der magischen Welt! Den König! Ihn, der doch das Höchste war, das diese Leute je sehen würden! Und sie wagten es, sich so gegen ihn zu erheben! Er sah schon, er musste harsche Konsequenzen ziehen... Er packte die Zeitung, hob seinen Zauberstab – und sah zu, wie die Leute auseinander stoben, doch nicht, ohne ihn weiter hinter seinem Rücken zu malträtieren. Oh, wer hatte ihm die Suppe derart versalzen?! Diese Leute würden so was von sterben! Er war ein König! Man musste ihn als solchen behandeln! Er war ein Nachkomme Merlins, des größten Zauberers aller Zeiten, berechtigt, die Krone zu tragen, mehr, als irgendwer sonst, denn er hatte die Macht, sie lag in seinen Händen! In seinen Händen allein! Es war früher Abend, als Severus und Lucius vor dem Grundstück landeten. Beide noch immer erschüttert von dem, was der Trank ans Licht gebracht hatte und in Severus’ Taschen befanden sich noch mehr davon. „Ich fasse das nicht,“ knurrte er immer noch. „Wie konntest du!! Gryffindors aufnehmen! Und dieser Name! Herumtreiber!“ Lucius musste doch etwas grinsen. Ja, er war es gewesen, er hatte die Herumtreiber gegründet, Severus war das zweite Mitglied gewesen. Und er wusste auch, warum dessen Spitzname, zu dessen Frust, immer Redface gewesen war. Oder seiner Blackstrife. Und Prongs, Moony und Padfood nicht zu vergessen. Sie hatten die Gruppe der Herumtreiber gegründet, sie alle zusammen. Als beste Freunde über die Grenzen von Häusern hinaus. Er genoss den Gedanken an das, von dem er dachte, es nie wirklich kennen gelernt zu haben. Freundschaft, richtige, echte, wahre Freundschaft. Etwas, wo er sogar bei Severus Zweifel gehabt hatte in den letzten Jahren. Doch nun... Er stand vor dem Tor, klopfte, war allerdings enttäuscht, dass statt dem Totgeglaubten nur eine Hauselfe auftauchte und sie hinein führte und auch diese Elfe sah etwa so gut gelaunt aus, wie Narcissa, wenn ihr das Geld zum Verprassen ausgegangen war. „Was ist denn hier los?“ “Woher soll ich das wissen?“, knurrte Severus. „Ich bin hier unfreiwillig und unter Protest!“ Na ja, dass stimmte so auch nicht, aber noch konnte sein Hirn nicht glauben, was es erfahren hatte und er hatte früh gelernt, dass er besser weg kam, wenn er den Gleichgültigen oder Feindseligen mimte. Allerdings hatte auch er ein komisches Gefühl, als sie nicht mal in der Halle von ihren Leuten begrüßt, sondern von dem älteren Potter in Empfang genommen wurden. „Mister Potter,“ stellte Severus mit verschlossenem Gesicht fest. „Wo sind die Landplagen?“ „Guten Tag,“ grüßte auch Lucius höflich. „Und Severus wollte eigentlich fragen, wo Ihr Sohn und Ihr Enkel sind.“ Sebastian musterte die Beiden, doch das Grundstück hatte sie rein gelassen, also konnten sie nichts Schlechtes wollen. Und die anderen hatten deren Ankunft ja vorausgesagt. Er nickte den Männern also ruhig zu und führte sie in James’ Zimmer, setzte sich wieder zu seiner Frau, die bei ihrem Enkel geblieben war, nur um sicher zu gehen. Und das sagte ihm, dass es schlechter um den Jungen stand, als sie es hatte zugeben wollen. „Potter, Black und Lupin, welche Freude,“ knirschte Severus, gab jedem der Drei eine Flasche in die Hand. „Trinken, jetzt und dann viel Spaß mit dem Verschwinden der Vergangenheit wie ihr sie kanntet!“ Potter, also Harry Potter, sah er im Moment nicht, aber er wusste, sein wandelndes Magengeschwür lief sicher auch irgendwo hier herum. Denn in seinem Bauch rumorte es – gewaltig. „Was ist das?“, schaltete sich allerdings Nanette ein. Sie hatte mehr als genug mit einem Kranken zu tun, noch mehr davon konnte sie nicht brauchen! „Ein Trank, der falsche Erinnerungen erkennt und die Richtigen wieder an die Oberfläche holt,“ erklärte Lucius freundlich, gab auch ihr eine Flasche. „Und glauben Sie mir, mit unseren Köpfen ist übelst gespielt worden, darum auch Severus’ extrem gute Laune...“ „Glaubt mir, gegen die Laune, die hier herrscht, kommt ihr nicht an,“ konterte Remus nur und trank als Erster, sein Trank hatte eine andere Farbe und vermutlich eine andere Zusammensetzung, aufgrund seiner Lykantrophie. Er wartete, bis sich auf ein Mal alles veränderte. Er sah noch, was er dachte, das geschehen war, aber er wusste, es war Lüge, stattdessen sah er sich selbst und James und Sirius, in der Küche, lachend, mit niemand Anderem, als Malfoy und Snape... Abrupt setzte der Werwolf sich, so, wie auch Sirius, nur James rührte sich kaum, aber für den gab es im Moment andere Dinge, Remus wusste, er war schockiert, aber das war Nebensache... „Lucius,“ murmelte Sirius. „Blackstrife...”, der Mann war der Älteste gewesen, er hatte ihnen beigebracht, ihre Animagusformen zu bewahren und sie zu erreichen. Er hatte die Idee mit den Herumtreibern gehabt und es war Severus gewesen, der mit Remus zusammen die Karte erarbeitet hatte... James erinnerte sich, er erinnerte sich an alles, auch daran, wie sie Pettigrew eigentlich immer gemieden hatten und wie sie Lily liebevoll aufgezogen hatten. Immerhin stand die ja unter Severus’ Schutz. Und er hatte sie nicht geliebt, es war Freundschaft gewesen, mehr nicht. Er hätte sich aufregen sollen, aber er hatte es schon geahnt und jedes Mal, wenn seine Stimmung sich trübte, wurde sein Sohn nur wieder unruhiger. Selbst, wenn er, wie jetzt, nicht neben diesem saß. Harry schien ein sehr feines Gespür für Stimmungen zu haben... „Wo ist Potter? Ich habe immer noch ein Magengeschwür, er muss also in der Nähe sein!“, mischte sich Severus nach einer Weile ein, in der niemand viel gesagt hatte. Lucius nickte Sirius lächelnd zu, sah aber dann zu Severus und runzelte die Stirn. Stimmt, der Junge fehlte, zumindest sah er ihn nicht. „Stimmt, James, wo ist dein Sohn?“ Die drei Freunde wechselten einen Blick und James brauchte eine ganze Weile, bis er schließlich nicken konnte. Er wusste, die anderen Beiden würden Harry nichts tun und doch... da war immer noch diese falsche Erinnerung an die Feindschaft und seine Angst um den Jungen...Es dauerte eine Weile, bevor er zu dem Wandschirm deutete und die anderen Beiden dorthin ließ. Sanft strich er Harry einige Haare aus der Stirn, wechselte den Lappen auf dessen Stirn aus. „Was in Merlins Namen hat der Junge?!“, fragte Lucius entsetzt, als er dieses Häufchen Elend erblickte. Selbst Severus musste schlucken. Harry sah katastrophal aus, bleich, mit glasiger Haut, sich hin und her werfend. Er wurde nur ruhiger, wenn James leise mit ihm sprach oder ihn hielt. Was der Beste nun auch prompt wieder tat. „Blutvergiftung, die weit fortgeschritten war, aber das ist nicht alles,“ stellte er nur fachkundig fest. Er erkannte den straffen Verband, der den gesamten, linken Arm hielt. „Brüche. Untergewicht...“ James starrte Severus an, nickte dann einfach. „Man hat ihn nach dem trimagischen Turnier nicht geheilt und er... warum hat er nichts gesagt?! Gestern! Wir hätten...!“ Erst Harrys Wimmern brachte ihn wieder zur Vernunft, er nahm seinen Sohn etwas anders, strich wieder über dessen Haare. „Es ist alles gut,“ versprach er leise. „Schlaf weiter, ich achte auf dich...“ Dann blickte er zu den anderen Beiden. „Warum hat man mein Kind so gequält?“, fragte er, dieses Mal ruhig, doch seine Stimme zitterte trotzdem vor Emotionen. Lucius schüttelte den Kopf. „Davon wusste ich nichts. Gut, es war eine riesige Schlagzeile, dass er überhaupt teilgenommen hat, aber dass man ihn nicht geheilt hat, dran habe ich nie gedacht,“ gab er zurück. Nicht mal er würde das Kind seines Feindes so behandeln. Gar kein Kind. „Dass er das Aushängeschild für den Orden ist, ist uns Allen klar gewesen, aber dass er so behandelt wird... Severus sagte immer, man hätte ihm alles durchgehen lassen.“ Alle Köpfe wandten sich dem Tränkemeister zu, der nur hilflos mit den Schultern zuckte. „Mir wurde klar gemacht, dass er wie ein Prinz behandelt wird und Regeln wurden für ihn bis zum Brechen gebogen!“, verteidigte er sich. „Ihr habt auch bis eben nie geglaubt, dass ihr mit dem schleimigen Tränkemeister je befreundet wart!“ „Beruhige dich, Severus,“ bat Lucius erneut, legte seinem besten Freund und langjährigem Liebhaber die Hand auf die Schulter und lächelte, als er sah, wie das wirkte. Er wusste, der Andere fühlte sich schuldig und in die Ecke gedrängt, aber er konnte so wenig für das Geschehene, wie alle Anderen. Nur machte die laute Stimme den Jungen der da lag, vollkommen fertig. Severus knurrte nur, er sah in den Augen von Sirius, dass der das nicht glaubte. Allerdings beruhigte ihn Lucius immer... Er schloss die Augen, hatte sich dann wieder im Griff. „Was jetzt? Um das zu besprechen sind wir schließlich hier.“ „Nicht vor dem Jungen,“ gab Nanette ruhig zurück. „Er ist so schon unruhig genug, trotz Traumlostrank in hoher Dosis. Morgen ist auch ein Tag und ich denke, an seinem jetzigen Problem hat er noch mehr als genug zu knabbern,“ ergänzte sie, lächelte kühl und deutete auf die Zeitung. „Aber ihr könnt gern über Nacht bleiben und euch so unterhalten...“ Harry fühlte sich seltsam, als er aufwachte. Aber zumindest war ihm nicht mehr so eisig kalt. Das war das Schlimmste gewesen. So, wie zu Weihnachten, als er noch klein gewesen war und sein Onkel ihn in den Schuppen gesperrt hatte, mit nichts, als einer alten Decke. Auf dem Zementboden, bei den zugigen Brettern. Es war schrecklich gewesen. Und er war so allein gewesen, wohl wissend, dass alle Anderen feierten. Aber dieses Mal war er nicht allein und es war nicht kalt. Es war angenehm warm. Automatisch kuschelte er sich tiefer in die Wärme, verwirrt, als Selbige sich bewegte. Was...? Der Traum! Sein... sein Vater? War der da? War der wirklich da? Und Sirius? Hatte man ihn gerettet? Ihn, der doch nichts wert war?! Er versuchte, seine Augen abrupt zu öffnen, aber die Lider schienen so schwer und unkooperativ. Es dauerte lang, bis er sie endlich wieder offen hatte. Und ja, er war nicht allein... „Harry,“ lächelte James erleichtert, als er merkte, wie sein Sohn endlich wieder aufzuwachen schien. Es hatte drei Tage gebraucht, das angegriffene Blut wirklich sauber zu bekommen. Sie hatten seinen Sohn mit starken Wärmezaubern warm halten müssen, er hatte die gesamte Zeit schrecklich gezittert und sich immer an ihn gekrallt, selbst mit dem kaputten Arm. Selbst Lucius und Severus hatten mitgeholfen. Die Beiden waren geblieben, wobei Severus immer wieder von irgendwem dabei erwischt wurde, wie er sich selbst in die Tasche log, nie ein Herumtreiber gewesen zu sein. Oder gar Derjenige, der diese infernale Karte entwickelt hatte, die es Potter, also Harry, nicht James, möglich gemacht hatte, ihm und dem Punktabzug dauernd zu entkommen. Aber man merkte auch, dass er es nicht böse meinte, dass das Severus’ Art war, mit dem Stress umzugehen, den diese Entdeckungen ihnen allen gebracht hatte. Er würde selbst viel mehr durchdrehen, hätte er nicht beide Arme voll wirklich krankem Harry. Der Angesprochene sah auf, immer noch ungläubig, er hob eine, seine gesunde Hand, musterte den Mann, der ihm so ähnlich war, kurz zuckten seine Finger zurück, dann berührte er Diesen doch, er musste es einfach wissen.... und er war unendlich erleichtert, als er merkte, dass seine Hände nicht durch den anderen hindurch gingen, sondern auf warme Haut stießen. Fleisch und Blut. Sein Vater! Er versuchte erneut, etwas zu sagen, doch er bekam kein einziges Wort heraus. Immer noch hatte er Angst, seinen Traum mit einem Wort zu zerstören... James lächelte, als er sah, wie sein Sohn sich bewegte, langsam und unsicher, aber definitiv wieder bei vollem Bewusstsein. Seine Lippen formten sogar das Wort ‚Dad’, auch, wenn kein Ton herauskam. „Ich bin da,“ bestätigte er leise. „Keine Sorge.“ Er strich selbst über Harrys Wange, sah dann zu seiner Mutter, die in einem der Sessel gerade ein Nickerchen machte. Erst vor einer Stunde hatte sie noch ein letztes Mal das Gift der eiternden Wunden aus Harrys Blut gezogen und die nun heilenden Schnitte, Schrammen und Narben frisch verbunden. Noch ein, zwei Tage im Bett, dann würde er sogar wieder herumspringen können. Gestern hatten sie sich auch alle kurz zusammen gesetzt und gemeinsam beschlossen, grausige Rache zu nehmen und zu seinem Erstaunen waren es Severus und Lucius gewesen, die sich bereit erklärt hatten, die Muggel, die Sirius in Verdacht hatte, einen großen Teil des vorhandenen Schadens angerichtet zu haben, so was, wie das Untergewicht und die leicht brüchigen Knochen, sowie den Schädelbruch, der die Sehschwäche seines Kindes so gravierend verschlimmert hatte, einzusammeln. Harry verstand das nicht. Das war der längste Traum, an den er sich erinnern konnte, doch er war toll. Also war es egal, er würde einfach mitspielen. Eine Familie. Hier konnte er eine Familie haben, hier fühlte er sich gut, warm, sein Rücken tat nicht mehr so weh, er konnte leichter atmen. Warum also versuchen, aufzuwachen? Er wusste aus Erfahrung, die Realität war nur ein Schauplatz für Horror. Warum also gegen so eine Welt ankämpfen? Er war es leid, zu kämpfen. Er kuschelte sich an den Anderen, der ihm selbst so ähnlich sah. James lächelte, als er sah, wie sein Sohn sich, dieses Mal bei vollem Bewusstsein, oder doch bei etwas, dass dem sehr nah zu kommen schien, gegen ihn kuschelte, vertrauensvoll, wie früher, als er noch ein Baby gewesen war. Wie gesagt, noch war er auch nicht wieder ganz gesund, aber er hatte Fortschritte gemacht – Einige. „Ich denke, du solltest versuchen, was zu essen,“ erklärte James leise. „Und dann Sirius Hallo sagen.“ Er wollte Harry auf das Bett setzen, aber sofort verstärkte sich dessen Griff. „Harry, es ist gut, ich will nur was zu Essen holen, ich bin gleich wieder da, ich verspreche es...“ Erst jetzt wurde er unwillig aus dem harten Griff befreit. Er strich Harry kurz über die Haare, trat dann aus der Tür, wenig überrascht, Sirius zu sehen, der gerade auf ihn zuhielt. „James, was...?!“ „Er ist wach, Siri,“ lächelte er nur. „Er hat zwar noch nichts gesagt, aber er ist definitiv wach. Ich wollte ich die Küche, was zu Essen holen und... Merlin, was isst er eigentlich?!“, fragte er seinen besten Freund in dem Moment. Wieder fiel ihm auf, wie wenig er über seinen eigenen Sohn wusste. „Alles, was süß ist“, grinste Sirius. „Ich würde es mit Pancakes und Schokosplittern probieren oder so. Am Besten noch mit Schokosoße... wenn er das essen darf...“ „Er kann doch wohl essen, was er mag!!“ „James, ich meinte damit, du solltest dich mit deiner Mutter kurz schließen, ob er das schon wieder verträgt, du Trottel!“, lachte Sirius nur, schubste seinen Kumpel erneut in das Zimmer, in dem sein Patenkind sich gerade befand. „Hi du!“, lachte er im selben Moment, setzte sich zu Harry und zog diesen einfach in seine Arme. „Na, wenigstens siehst du nicht mehr aus, als würdest du sterben,“ strahlte er. Harry lächelte einfach nur, sah, wie sein Dad zeitgleich zu der Frau in dem Sessel ging, sie leicht schüttelte und somit weckte. Kurz darauf stand auch sie auf ein Mal da, musterte ihn, lächelte freundlich und fühlte seine Stirn. Seine Großmutter, erinnerte er sich dunkel. Nun, sie hatte die Augen seines Vaters, weiße Haare – und eine sonst frappante Ähnlichkeit zu Miss Weasley. Immer noch. Nanette musterte ihren Enkel, der endlich aufgewacht war und eher verwirrt um sich sah, nicht wirklich sicher, was er sah vermutlich. Aber immerhin hatte er das Schlimmste hinter sich, nun würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ein weiterer Herumtreiber ihr Anwesen in Schrecken und Chaos versetzte und sie freute sich sogar darauf. Alles war besser, als die unheimliche Stille der letzten Jahre. Er sah auch etwas verängstigt aus, aber wie gesagt, die Wunden, von denen sie über einige noch nicht mal mit ihrem Sohn gesprochen hatte, hatten ihre ganz eigene Sprache gesprochen. Dann rief sie eine ihrer Elfen, orderte ein großes Frühstück und sagte ihr, sie sollte den Rest der Leute zusammen treiben, sie würden Alle im kleinen Salon essen, der für die Familie reserviert war. „James, hilf ihm, was über zu ziehen, lass ihn am besten vorher duschen, dann kommt in den kleinen Salon.“ James nickte, jagte Sirius lachend aus dem Raum und wartete, bis auch seine Mutter weg war, bevor er Harry auf half, wenig überrascht, dass der nicht sonderlich sicher auf den Beinen stand, half ihm ins Bad. „Du kannst dich in Ruhe duschen,“ erklärte er leise, strich über das immer noch zu warme Gesicht. „Danach bekommst du was zu Essen, in Ordnung?“ Harry nickte, ließ seinen Vater, wenn auch nicht wirklich gern, los. Noch immer hatte er Angst, dass der Traum sich verändern könnte, doch er zwang sich, sich auszuziehen. Er hatte eine Dusche wirklich nötig, fühlte sich vollkommen verklebt. Und, wie es sich für einen tollen Traum gehörte, warteten auch Klamotten auf ihn, als er aus der Dusche trat, Neue, nichts, da aussah, als würde es auseinander fallen, sondern ein frischer Schlafanzug in einfachen Farben. Gerade, als er fertig war, ging auch die Tür auf und sein Dad war wieder da, nahm ihn einfach hoch und trug ihn herum, bis sie in einen anderen Raum traten, in dem sich ein gedeckter Tisch befand und die Anderen. Sirius und Remus und der Mann, sein Großvater, seine Großmutter. Er wurde auf einen Stuhl gesetzt, zwischen seinem Dad, der sich auch setzte und Sirius, der fröhlich begonnen hatte, seinen Teller mit Pancakes zu füllen, die er noch großzügig mit Schokosoße eindeckte, so, wie Harry es liebte. Süß und fluffig. Für ihn eine seltene Köstlichkeit, die er meist nur hatte aus der Ferne bewundern dürfen. Er sah sich noch mal um, bevor er sich traute, mit der Gabel in den kleinen Turm zu pieksen und als dann immer noch niemand was sagte, begann er, glücklich zu essen. Hmmmm.... Nanette beobachtete, wie vorsichtig Harry sich umsah, bevor er sich endlich traute, zu essen und sie wusste, vermutlich musste man mit dem Jungen reden, aber das hatte wohl erst noch Zeit bis später. Im Moment sah sie zufrieden zu, wie der Junge überhaupt aß. Sie kannte auch Kinder, die das Essen dann verweigerten. Sie hatte so ziemlich Alles schon gesehen. Aber sie hatten Glück gehabt... Harry sah kaum auf, er war zu beschäftigt damit, weiter zu essen. Es war so lecker. Auch seine Tasse hatte sich, wie von Geisterhand, mit heißer Schokolade gefüllt. Allerdings schaffte er nicht Alles. Einige der Pancakes blieben auf dem Teller, bevor er sich wieder an seinen Dad kuschelte. Erst das Krachen, als die Tür, die offensichtlich geöffnet worden war, wieder in die Tür fiel, schreckte ihn auf. Was..?! Was taten denn Snape und Malfoy Senior hier?! Was hatten die inmitten einer Horde von Herumtreibern zu tun?! Am liebsten wäre er hinter einen Vorhang geflüchtet, doch sein Vater hielt ihn fest. Severus starrte um sich, sah, dass Alle, tatsächlich mal Alle, inklusive Dornröschen, sich am Frühstückstisch versammelt hatten. Auch, wenn Potter Junior wirkte, als könne er schon wieder schlafen, oder alternativ durch die Decke schießen. Lucius und er waren gerade erst gekommen, nachdem sie ihre Fracht beim Ministerium abgegeben hatten. Natürlich hatten sie es sich nicht nehmen lassen, zuzuhören, wie man Dumbledore all seiner Ämter enthoben hatte, inklusive des Postens als Direktor von Hogwarts, denn man könne da keinen Dieb oder einen derart wenig integeren Mann gebrauchen, der in Verdacht stand, etwas mit dem Mord an einer Frau zu tun zu haben, die nur ihr Kind hatte schützen wollen. „Guten Morgen,“ meldete Lucius sich schließlich ruhig zu Wort, grinste Sirius kurz an, bevor er ganz eintrat und auch Severus mit sich schubste, ihn auf einen der beiden freien Stühle schubste – den neben James Potter. Er lächelte, als er sah, dass Harry wach war, er war froh darum, er wusste nur zu gut, wie es war, Angst um sein Kind haben zu müssen. Seine Laune über das, was man dort gefunden hatte, wo Harry untergebracht gewesen war, schluckte er vorerst herunter. Er war immer noch entsetzt, aber der Grünäugige sah so schon aus, als würde er Angst haben, ihm noch mehr durch schlechte Laune zu machen, kam ihm irgendwie auch nicht richtig vor. James hob seine Augenbraue, nickte aber erst dem Blonden, dann Severus zu, der immer noch Probleme hatte, zuzugeben, was in der Vergangenheit geschehen war. Was er immer noch mit seiner unnachahmlichen Art überspielte, aber inzwischen hatte er Momente, in denen selbst er grinsen musste... Severus knurrte. Toll! Ausgerechnet Potter! Warum musste er neben Potter sitzen?! Er starrte James in Grund und Boden, nur, um auch ja keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass er einen anderen Platz bevorzugt hätte, dann erst blickte er auf seinen momentanen Schüler. Nun, gesund aussehen war was Anderes, aber zumindest sah er besser aus. Hundemüde und mit Schokorand um den Mund, wie ein kleines Kind, aber immerhin nicht mehr halb tot. „Der da gehört ins Bett zurück,“ stellte er daher knapp fest. James sah wieder auf seinen Sohn, der sich, nach dem Schreck, wieder an ihn gekuschelt hatte und wirklich aussah, als könne er gleich wieder schlafen. Nun, es sprach nichts dagegen, ihn nachher mal für einige Minuten allein zu lassen, um einige Dinge mit Severus und Lucius zu besprechen und auch mit Sirius. Denn er hatte nicht vor, sein Leben zu vergeuden, nun, da er es wieder hatte. Er wollte da wieder weiter machen, wo er hatte aufhören müssen und er war sich ziemlich sicher, dass es Sirius nicht anders ging. Er wollte wieder als Auror arbeiten, er hatte seinen Job geliebt und jahrelang dafür trainiert, vor Allem waren Siri und er berühmt für ihre Fangrate und ihre Tricks gewesen, diese auch einzuhalten. Ja, wenn sie wieder zusammen arbeiten würden... und nun würde es ihm ein Leichtes sein, Remus in der Verwaltung des Ministeriums unter zu kriegen. Bei den Büchern, wo der Mann ohnehin am liebsten zu sein schien, irgendwie so was. Harry würde es verstehen und der Junge war ja kein Kleinkind mehr. Außerdem würde er bei seinen Großeltern sein und sicher die Ferien hier genießen können. Nicht zu vergessen, dass es auch noch galt, sein Händchen darin zu halten, wer nun Direktor von Hogwarts werden sollte. Er wollte die Schule sicher wissen, in die sein Sohn ging... „Ich bringe ihn gleich zurück ins Bett,“ gab er schließlich zurück, strich über Harrys Augen, die ihn müde ansahen. „Schlaf ruhig, ich trage dich nachher ins Bett...“ Harry kuschelte sich an seinen Vater, hielt sich an Diesem fest. Malfoy und Snape. Was machten die Beiden nur hier? Er verstand es nicht. Aber sie schienen wohl keine Gefahr zu sein und er war wieder sooo müde. Als die Hand über seine Augen strich, wehrte er sich nicht mehr gegen den aufkommenden Schlaf. Albus konnte es nicht fassen! Wie? Wo war der Fehler in seiner Berechnung gewesen?! Wie hatte Potter wieder auftauchen können! Der Idiot hätte sich schon vor Jahren umbringen müssen! Seine Mentalmagie machte immer Alles richtig! Und er hatte James Potter in den verdammten Selbstmord getrieben!! Aber nein, irgendein Idiot hatte dem Schwachkopf geholfen, das war die einzige Erklärung, die es gab. James Potter war wieder da. Voller Wut zerfetzte er die Zeitung in seinen Händen, bis von ihr kaum mehr übrig geblieben war, als fingernagelgroßes Papierkonfetti. Man hatte ihn als den Bösen hingestellt! Ihn, den Retter der Welt, ihn Träger des Merlinordens erster Klasse! Auf ein Mal schrien alle nach seinem Blut! Er konnte sich nirgends sehen lassen, ohne mit ekligen Dingen beworfen zu werden! Und seinen Orden hatte man ihm auch aberkannt! Selbst aus seiner Schule hatte man ihn geworfen, aus dem Wizgamont, da er eine Zumutung sei! Er hatte absolut keinen Einfluss mehr und Fudge diese undankbare Kröte hatte einfach Alles unterzeichnet! So lang hatte er seine Marionette ausgebaut, sie auf den Ministerstuhl gehoben, um es selbst leider zu haben und da kam ein dummer Malfoy daher und machte ihm alles kaputt, indem er diese Marionette für sich nutzte! Nicht zu vergessen, dass natürlich raus gekommen war, wie er Potter untergebracht hatte – beide Potters, um es noch schlimmer zu machen. Ja, man hasste ihn, nur weil er nun mal keine Kinder ausstehen konnte! Pah! Undankbare Gesellschaft! Er hatte nur getan, was er tun musste, um sein Ziel zu erreichen, so, wie es hunderte Andere auch taten! Und wie er hatte erwischt werden können, war ihm immer noch ein Rätsel! Es hätte schlicht nicht geschehen dürfen! Aber nein, sobald ein Potter in Irgendwas involviert war, musste alles schief gehen! Erst kam James Potter, der sich heimlich mit den Leuten anfreundete, die ihm spinnefeind hätten sein sollen und der sich nicht in das Mädchen verliebte, dass er für angebracht hielt, um eine Waffe zu erhalten, die seinen Zwecken angemessen schien, so, dass er Unmengen an Kraft hatte aufbringen müssen, um mit einigen Köpfen herum zu spielen und dann hatte er noch nicht mal den Anstand drauf zu gehen! Und um das dann noch zu toppen, kam dessen beschissener Sohn und zerstörte seinen Ruf, seine Karriere und seine politische Macht! Innerhalb eines Wimpernschlags! Von heut auf morgen stand er auf ein Mal mit nichts da! Ohne Geld, ohne Haus, ohne sein Eigentum, dass er sich in all den Jahren zusammengesammelt hatte! All seine starken, magischen Artefakte, seine wertvollen Bücher, seine Juwelen! Alles hatte man gepfändet! Nur.. weil er sich bei Leuten bedient hatte, die doch eh zu viel hatten und mit dem, was sie hatten, offensichtlich nichts anzufangen wussten! Diese Idioten hätten ein Recht auf die Krone und holten siesich nicht! Aber wehe, ein Anderer versuchte sein Glück, schon war der Aufstand groß! Aber er würde sein Ziel schon erreichen, das schwor Albus sich und dann würde er es sein, der in dem großen Potter-Anwesen hausen würde. Mit all dem Luxus, der ihm gebührte und mit sämtlichen, dann noch lebenden Potters, die ihm zu Diensten sein mussten! Genießerisch schloss Albus die Augen bei der Vorstellung, wie er Harry Potter vergewaltigen konnte, ihn mithilfe eines Trankes schwängern, um sicher zu gehen, dass er ewig leben und sein Werk fortexistieren würden, weit über seinen Tod hinaus. Und James Potter musste ihm die Stiefel lecken! Hässlich grinsend sah Albus aus dem Fenster der armseligen Hütte. Diese Schande, wieder hier sein zu müssen, war fast unerträglich. Das Haus, dass er doch geschworen hatte, nicht mehr zu betreten, das Haus, in dem er fast all seine Geschwister umgebracht hatte, da er, als der Jüngste, sonst kaum etwas von dem ohnehin geringen Erbe seiner bescheuerten Eltern gesehen hätte, die er, nach dem Tod von fast all seinen Geschwistern, auch beseitigt hatte. Oh, er würde seine Rache dafür bekommen, auch dafür, nun in dieser heruntergekommenen Hütte hausen zu müssen, ohne Möglichkeit, Geld zu bekommen, da niemand ihn mehr einstellen würde. Aber er würde andere Wege finden, es gab immer noch die, die ihm vollkommen ergeben waren und es wurde eben Zeit, härtere Seiten aufzuziehen und ein für allemal einige Dinge klar zu stellen.... Nanette lächelte etwas, als sie ihren Sohn an diesem Morgen sah. James trug wieder seine alte Aurorenuniform, die aber saß, wie angegossen, die Haare zurück gegelt, wieder der Schwarm aller Mädchen. Und glücklich. Darüber, wieder da weiter machen zu dürfen, wo er aufgehört hatte, zusammen mit Sirius, der auch fröhlich um James herum hüpfte, wie zwei überdrehte Kinder eben. Aber das war kein Wunder, man hatte Beiden fast dreizehn Jahre ihres Lebens weggenommen, die sie nun wieder bekommen hatten. Ihr Mann war seit einer Woche wieder im Wizgamont tätig, nur um sicher zu gehen, dass sich so etwas wie die Sache mit Dumbledore nicht wiederholen würde, denn je tiefer man grub, umso mehr Dreck wurde über diesen Mann, dem so viele verstaut hatten, ans Tageslicht geholt. Und die Beschuldigung, die schwärzesten der schwarzen Künste auszuüben waren noch die Geringsten davon. Es ging inzwischen auch um mehrfachen Mord und man suchte den Mann, der sich bisher einer Verhaftung entzogen hatte, aber leider ohne Erfolg. Aber nun würde es nur noch eine Frage der Zeit sein. Sirius und James zusammen, sie würden Denjenigen finden, der verletzt hatte, was ihnen am Meisten bedeutete. Gleich morgen zumindest. Heut wollten sie feiern. Harrys fünfzehnten Geburtstag. Den Kuchen hatte sie selbst gebacken, mit viel Schokolade und bunter Glasur, Geschenke stapelten sich, unter Anderem eine riesige Auswahl an Kleidung, die einem Jungen seines Alters und Standes angebracht war, sowie Bücher und ein neuer Zauberstab, da der alte von irgendwas verseucht gewesen war, laut einem Zauberstabmacher, dem Sebastian vertraute. Was ihr allerdings immer noch Sorgen bereitete, war, dass der Junge einfach nicht sprechen wollte. Zu Beginn, kurz nachdem Harry wieder zu sich gekommen war, war es niemandem aufgefallen, er war noch tagelang erschöpft und kaum wach gewesen. Aber inzwischen war fast ein Monat vergangen und er hatte immer noch nichts gesagt, aber Stimmbänder und Kehlkopf waren heil. Es lag allein an ihrem Enkel. Es war, als habe er Angst, zu sprechen, was dumm war, aber da spielte wieder die Vergangenheit mit rein, die sie nun kannten, nur eben nicht aus Harrys Sicht sondern aus Sicht der Menschen, die den armen Jungen so zugerichtet hatten. Noch immer sah Nanette die Wut in den Augen der Anderen, wenn sie sehen konnten, wie Harry zurückzuckte, wenn der Junge dachte, was falsch gemacht zu haben und sie hatten sich ausbedungen, bei einer Verurteilung die Strafe für alle drei bestimmen zu dürfen. Was sie sich ausdenken würden, wollte sie lieber gar nicht so genau wissen. Denn Sirius war nicht ganz umsonst Sohn einer reinblütigen, schwarzmagischen Familie, ihr Sohn hatte mindestens genauso viel Ideen, Leuten weh zu tun und Lucius Malfoy... erst Recht. Was sie herausgefunden hatte, war, dass James Lucius als zweiten Paten eingesetzt hatte, eben, um zu gewährleisten, dass Harry eine Familie haben würde, selbst, wenn ihm und ihnen etwas geschehen sollte. Aber nun gab es dieses Problem nicht mehr. Harry war hier bei ihnen, versorgt, wieder einigermaßen auf den Beinen und er würde sicher lernen, dass nun Alles wieder gut werden würde. Allerdings fand sie es übertrieben von James, sofort wieder zu arbeiten, sie hätte sich gewünscht, dass er zumindest noch bis zum Ende der Sommerferien warten würde. Für Harry, immerhin war ihr Sohn der Dreh und Angelpunkt für Harry, zumindest im Moment noch. Aber da kam James’ kindische Art eben wieder mal ein wenig durch. Sie würde eben auf ihren Enkel achten müssen. Denn auch Remus würde am nächsten Tag zu arbeiten beginnen. Nun ja, immerhin würden Lucius und Severus wohl regelmäßig vorbei sehen. Heut wollte der Blonde auch seinen Sohn mitbringen, einfach, damit Harry einen Gleichaltrigen zum Feiern hatte. Zwar war Harry auch mit dem Weasleyjungen befreundet, aber Nanette hatte einfach Angst, dass es zu viel werden würde und es stand zu befürchten, dass die Freundschaft nicht echt war, sondern unter Dumbledores Einfluss entstanden sein könnte. Sie wollte erst Klarheit bevor sie ihren Enkel solchen Dingen aussetzen würde, der Junge war so schon nicht sonderlich beieinander. „Ich freu mich schon, wieder der Dorn im Hintern von Kingsley zu sein!“, grinste James, klatschte mit Sirius ab, bevor er wieder aus der Uniform schlüpfte und normale Sachen überzog. Das heut war nur eine Anprobe gewesen, morgen, ja, morgen würde es losgehen. Er war jetzt schon aufgeregt und konnte es kaum abwarten. Mit Harry hatte er schon geredet. Natürlich brauchte sein Sohn ihn und er würde auch da sein, aber er war auch schon ein Teenager und James brauchte einfach eine Beschäftigung, er war nicht zum Hausmütterchen geschaffen, so wenig wie Sirius. Und Harry hatte gesagt, dass es in Ordnung war. Na ja, er hatte eben genickt, aber das war auch in Ordnung. Er hoffte, dass Harry bald wieder sprechen würde, aber er war sich sicher, dass dem so sein würde. Harry war ein starker Junge. Die missbilligenden Blicke der Anderen, das er mit dem Arbeiten nicht noch wartete, ignorierte er. So war er eben und sein Kleiner war nicht allein, sondern bei seiner Großmutter, die nichts lieber tat, als ihn zu betüddeln. „Ja,“ grinste Sirius. „Es ist zu toll, wie die immer alle vor mir zurückzucken, weil sie nicht wissen, ob Azkaban mich irre gemacht hat, oder nicht!“ „He, du warst schon vorher irre,“ lachte James nur. „Also viel mehr kann gar nicht passieren! Oh, das wird herrlich...“ „...und all die bösen Buben...“ „...werden endlich mal wieder so richtig das Fürchten lernen!“, beendete James den Satz. Auch um den dunklen Lord, der immer heftigere Attacken zu führen schien, machte er sich da wenig Sorgen, er war stark und er kannte jeden noch so dummen Trick. Er würde Voldy-Moldy schon so richtig in den Hintern treten! Der würde seinen Sohn nicht mehr bedrohen! Und sicher ließ er nicht zu, dass ein gerade Fünfzehnjähriger in einen Krieg gezogen wurde! Sein Junge war kein Krieger! Das war sein Job, er war Harrys Vater, er würde ihn schützen und dass beinhaltete nun mal einen mehr oder weniger großen Kreuzzug. Dumm war nur, dass Severus und Lucius mit dem Trank, der ihre blockierten Erinnerungen frei gesetzt hatte, vieles vergessen hatten über ihren Lord und auch nicht mehr gerufen worden waren. Selbst das Mal war auf mysteriöse Weise spurlos verschwunden. Nun, aber dem Geheimnis konnte er auch später noch auf die Schliche kommen. Erst mal wollte er Harry wecken und ihn zu seinen Geschenken bringen, Lucius, sein Sohn und Severus waren sicher auch bald da. Es sollte nur eine kleine, aber eben eine schöne Feier werden. Harry konnte mit seinen Freunden gern noch mal eine Party haben, aber, was auch ihn etwas irritierte, bisher hatte sich kein Weasley hier gemeldet und mit mehreren von denen war sein Sohn ja angeblich befreundet und auch von dieser muggelgeborenen Hexe hatte er nichts gehört oder gesehen. Nun, er konnte ja mal Arthur fragen, was bitte los war. Nun aber ging er erst mal grinsend die Treppe nach oben. Er wollte mit Harry reden, ihn vielleicht doch noch zum Sprechen bewegen. Vor der Zimmertür atmete er noch ein Mal tief durch, dann trat James ein. Leise lief er zu Harrys Bett, während er mit einer leichten Bewegung seiner Hand die Vorhänge öffnete, um das Licht einzulassen. Er hatte herausgefunden, das Harry nicht mehr schlief, wenn es hell wurde und stattdessen orientierungslos herum irrte auf der Suche nach der Küche, in der er für seine Verwandten immer das Frühstück hatte zubereiten müssen. Lächelnd setzte er sich ans Bett, sah seinen Sohn an, der praktisch sofort begann, sich zu regen, strich über dessen Wange, wartete, bis der erst mal irritierte Blick auf ihn fiel. „Guten Morgen,“ sprach er leise, beugte sich herunter und küsste Harry auf die Stirn. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag...“ Wie immer wachte Harry abrupt auf, als das Licht in sein Zimmer fiel, in blinder Panik, verschlafen zu haben, aber da war eine Hand, die ihn auf der Matratze hielt, bis er seine Umgebung erkannte. Zu Hause, sagte er sich selbst immer wieder. Familie, sein Dad. Er träumte immer noch diesen tollen Traum, es war Alles gut. Allerdings sah er überrascht auf, als sein Dad zu ihm sprach. Was? Geburtstag? James lachte, als er diesen verwirrten Blick sah, strich über Harrys weiche, wirre Haare. „Du hast heut Geburtstag – du bist das einzige Kind, das ich kenne, dass seinen Geburtstag vergisst! Komm schon! Geburtstagsfrühstück ist fertig!“ Geburtstag... und er wurde gefeiert. Nicht nur heimliche Eulen, die um Mitternacht verstohlen an sein Fenster klopften, um ein kleines Briefchen zu überbringen, keine Heimlichkeiten, sondern... das ganze Programm... Aber... Eulen. Er hatte keine Eule gehört oder gesehen und er hatte einen leichten Schlaf, er wäre aufgewacht! Hedwig.. ob es ihr gut ging? Er hatte sie gebeten, sich in Sicherheit zu bringen, Irgendwo hin, wo sie den Sommer verbringen konnte... wo sie wohl steckte...? James sah zum Fenster, folgte dem Blick seines Sohnes, um zu sehen, ob da was war, aber er sah nichts. „Komm,“ lächelte er, streckte seine Hand aus. „Es wird Zeit, dich anzuziehen...“ Es wird Zeit.... Das waren die Worte, die immer einen Traum geendeten! Ohne nachzudenken, klammerte er sich an seinen Dad, er wollte nicht aufwachen! Er merkte, wie seine Tränen aus den Augen schossen. Man durfte ihm doch nicht seinen Geburtstag so versauen! Nicht auch noch das! Er wollte in diesem Traum bleiben! „Harry?“, fragte James verwirrt, während er sich wirklich überlegte, was er nun schon wieder falsch gemacht hatte und warum sein Sohn weinte. „Harry, sprich mit mir, bitte! Ich weiß, dass du es kannst, du musst mir sagen, was nicht stimmt, sonst kann ich dir nicht helfen!“ Was ihn aber wirklich irritierte, war, dass Harry noch nicht mal beim Weinen einen Ton von sich gab. Das hatte er nur ein einziges Mal getan – als er halbtot um Flur gelegen hatte. Nun schüttelte Harry erst recht wie wild seinen Kopf. Wenn er redete, es... würde nur Alles kaputt machen! Vernon hatte ihn geschlagen, wenn er seinen Mund aufmachte, Snape begann immer, gemeine Dinge zu sagen und Träume... sie endeten, wenn man nicht still war! Er wollte nicht reden! „Doch,“ gab James ruhig zurück, strich über die Seiten seines aufgebrachten Sohnes. „Ich will, dass du mit mir redest und mir sagst, warum du bisher kein Wort gesprochen hast. Zwing mich bitte nicht dazu, von Severus Wahrheitsserum zu holen, um dich so zum Reden zu bringen..“ Er wusste, das war wirklich unfair und er wusste auch, er würde es nicht durchziehen, aber etwas Anderes fiel ihm in dem Moment einfach nicht ein. Er musste doch Irgendwas tun! Entsetzt versteifte Harry sich, starrte seinen Vater an. „Nein!“, noch bevor er es verhindern konnte, war das Wort raus. Automatisch schlug er die Hand vor den Mund, wartete entsetzt darauf, dass die Welt um ihn herum zusammen stürzte, doch nichts dergleichen geschah, keine Erschütterung, kein Aufwachen, er war immer noch da... „Ah, also sprechen kannst du,“ grinste James nur. „Und weißt du was, als du ein Jahr alt warst, war genau das auch dein erstes Wort...“ Er strich über Harrys Haare. „Und nun, da wir geklärt haben, dass du sprechen kannst – warum hast du es bisher nicht getan?“ Harry krallte sich nur noch mehr an seinen Vater, sah sich immer wieder hektisch um, aber immer noch änderte sich nichts, alles blieb, wo es war. „Traum...“, flüsterte er. „Alles... ist weg, wenn... man redet...“ „Was?“, fragte James, nicht so genau wissen, ob er erschüttert oder verwirrt sein sollte, sich aber dann für dass Erste entscheidend. „Harry, denkst du etwa, dass das hier ein Traum ist?!“ Er hob Harrys Kopf an, wischte dessen Tränen weg. „In Träumen ist man nicht krank,“ versuchte er zu erklären. „Das, was passiert ist, war kein Traum! Ich bin hier, ich lebe und du lebst hier, niemand wird dir das wieder wegnehmen! Wir alle achten auf dich! Sogar Severus, auch, wenn er grummelig ist ohne Ende! Aber das passiert eben, wenn man unter konstantem Sexentzug leidet...“ Er strahlte regelrecht, als er sah, dass Harry trotz allem grinsen musste, bei diesem letzten Satz. „So, und nachdem wir das geklärt haben, kannst du aufhören, den Stummen zu spielen,“ grinste James und wuschelte durch Harrys Haare. „Die Anderen würden nämlich auch gern mit dir reden – ganz normal sozusagen...“ „Sind... Briefe gekommen?“, fragte Harry leise, etwas ängstlich. Aber noch immer brach nicht Alles in sich zusammen: Wie konnte dass sein?! Wie konnte das alles kein Traum sein!? Wie hatte sein Vater überlebt?! „Hmmm?“, James runzelte die Stirn. „Ich glaub schon, deine Großmutter wird sie unten haben, Eulen geben hier ihre Post in einem bestimmten Zimmer an Hauselfen weiter, die legen Alles auf ein Tablett, wo man es sich dann holen kann. Kannst ja gucken – sobald du dich angezogen hast...“ Er wischte die letzten Tränenspuren weg. „Also los, mach dich ab ins Bad!“ Dieses Mal gab Harry nach, er stieg langsam aus dem Bett, lief dann ins Bad. Er musste sich immer noch etwas langsam bewegen, weil ihm leicht schwindlig wurde, aber sonst ging es ihm, in seinen eigenen Augen, wieder wirklich gut. Das Essen war toll, er konnte immer zu Irgendwem gehen und.. wenn es kein Traum war... hatte er die beste Oma der Welt. Rasch wusch er sich, bis man nicht mehr sah, dass er geheult hatte, wie ein kleines Kind. As er wieder raus kam, stand sein Dad schon da, lächelte in an und führte ihn entschieden die Treppe herab, wo er, zu seinem Erstaunen, nicht nur von Sirius, seinen Großeltern und Remus begrüßt wurde, sondern auch von Lucius und Severus, die in letzter Zeit immer wieder mal da gewesen waren. Was ihn aber wirklich irritierte, war Draco, der auch in einer Ecke stand und ihn musterte, sich selbst offensichtlich nicht ganz sicher, was er tun sollte. Nanette musterte ihren Enkel, der sich zum Tisch führen ließ und auch die Kerzen ausblies, die Augen geschlossen, während er sich etwas wünschte. Was es wohl war? Sie lächelte, als der Blick sich zu ihr wandte, während er sich auf seinen Platz setzte, zwischen Sirius und seinem Vater, wo er sich am sichersten zu fühlen schien, während die ersten Stücke Kuchen, zu einem extrem gesunden Frühstück, verteilt wurden. Aber heute durfte das ruhig mal sein. Harry wirkte anders, als sonst, nicht mehr so teilnahmslos. Sondern so, als habe er endlich eingesehen, dass er gefahrlos aus seinem Schneckenhaus kriechen konnte. Nach dem Essen spielte Harry sogar mit den Anderen und zu ihrer großen Überraschung antwortete er auf Fragen, freute sich laut über seine Geschenke. Es sah so aus, als habe ihr Sohn doch noch die richtigen Worte gefunden... Kapitel 4: ...über das normale Maß eines Potters hinaus ------------------------------------------------------- Es war inzwischen Nachmittag geworden, Harry hatte all seine Geschenke ausgepackt und saß nun im Garten, in der Hand den Besen, den Sirius ihm geschenkt hatte. Der Neueste auf dem Markt, wie er gesehen hatte. Es war ein lustiger Tag gewesen, das auf alle Fälle, er hatte bisher mehr Spaß gehabt, als je zuvor, er hatte mit seinem Dad und Sirius herum gealbert, nun, wo er wusste, dass das Alles kein Traum war. Aber da war noch etwas: es waren keine Briefe für ihn gekommen, wie sonst jedes Jahr, Nicht mal Hermine hatte sich gemeldet. Hatten sie ihn vergessen? War er ihnen nicht wichtig genug? Was war nur geschehen? Er wusste doch, dass Eulen ihre Botschaften immer ablieferten und die Empfänger auch fanden, wenn sie umgezogen waren... „Potter!“ Erschrocken zuckte Harry herum, atmete tief durch und befahl sich, ruhig zu bleiben. Nur Malfoy, nur Malfoy, nur Malfoy sagte er sich immer wieder vor. Niemand sonst. Was auch immer der hier zu suchen hatte. Er sah nicht wirklich so aus, als sei er freiwillig hier. Nun, für Malfoy war es sicher auch ein Schock gewesen, von der Freundschaft ihrer Eltern zu erfahren konnte er sich so vorstellen. „Was?“, fragte er daher nur leise, sah wieder auf seinen Besen, er wollte keinen Streit, nicht jetzt, nicht heute, gar nicht. „Merlin,“ murmelte Draco, als er sich auf den Rasen fallen ließ. „Sei doch noch freundlicher,“ fügte er zynisch an. Er verstand seinen Alten einfach nicht. Freundschaft mit Gryffindors! Aber ihm was predigen wollen! Und jetzt sollte er sich auch noch um Harry bloody fucking sodding Potter kümmern, statt, wie sonst um diese Zeit, mit Blaise, Greg, Pansy und Millie seinen Spaß zu haben! Nimm ihn doch mit, hatte sein Vater vorgeschlagen! Potter! Mitnehmen! Sicher! Und sich bis auf die Knochen blamieren! Mit dem Helden der verdammten Zauberwelt aufkreuzen! Allerdings... Draco musterte den Jungen. Das war nicht sein Schulrivale, der immer irgendeinen dummen Spruch auf den Lippen hatten. Potter sah eher aus, als wäre er am Ende. Und er erinnerte sich daran, dass sein Vater verlangt hatte, dass er nett sein sollte, dass eine Freundschaft für ihn sicher von Vorteil wäre. Sein Dad hatte noch nie wirklich falsch gelegen. „Was starrst du so auf den Besen? Auf solchen Dingern fliegt man,“ merkte er daher an. Er selbst hatte dieses Modell auch und es war einfach nur genial. „Ich hab meinen Besen auch dabei, wir können eine Runde fliegen, dann musst du nicht auf dem Boden rum krebsen.“ Überrascht sah Harry auf. Fliegen? Mit Malfoy? Er wusste nicht so recht. Irgendwie fühlte er sich, als würde er Ron damit verraten, dann aber sah er in den Himmel. Noch immer kein Anzeichen einer Eule. Als haben ihn alle vergessen... also, warum sollte er dann leiden? Er nickte, stand auf. „Von mir aus...“ Harry wartete, bis Draco seinen Besen geholt hatte, zusammen mit einem Schnatz beide stiegen auf ihre Fluggeräte, stießen sich vom Boden ab – und legten los. Nur zu schnell hatten sie sogar zusammen ihren Spaß. Sie ärgerten sich und auch als sie wieder festen Grund unter den Füßen hatten, balgten sie sich eine Weile weiter und für eine Zeit war alles Andere vergessen. Draco japste nach Luft, als er wieder von Harry aufstand, den er mit Leichtigkeit mehrere Male unter sich begraben hatte. Der Junge war viel zu dürr, zu leicht und damit schnell mit purer Kraft und der sprichwörtlichen malfoy’schen Eleganz zu besiegen. Nie im Leben hätte er gedacht, dass man mit irgendeinem Potter Spaß haben konnte. „Gewonnen.“ „Ich hab aber den Schnatz erwischt!“, konterte Harry leise, während er sich wieder aufsetzte. Jedes Mal, wenn Draco sich halb über ihn geworfen hatte, hatte er alle Mühe gehabt, keine Angstzustände zu bekommen, immerhin hatte Dudley das immer gern mit ihm getan. Draco zuckte mit den Schultern, setzte sich neben den Jüngeren. „Und was gibt es für einen Grund, warum du so ein Gesicht ziehst?“, fragte er. „Und was starrst du so in die Luft? Du hattest doch massig Geschenke! So enttäuscht kannst du nicht...!“ „Es... geht nicht um Geschenke, aber... sie... Keiner hat geschrieben,“ murmelte Harry, starrte auf seine Finger. Er kam sich dumm vor, aber es tat einfach weh, so vergessen zu werden. Dabei hatte er doch immer so auf seine Freunde gebaut, für sie hatte er Alles ertragen, statt wegzurennen, wie er es so oft hatte tun wollen, ein Leben auf der Straße konnte nicht so schlimm sein, verglichen mit dem, was sich bei ihm zu Haus abgespielt hatte... Was? Schreiben? „Der Rest vom goldenen Trio?“, fragte Draco trocken, sah das Nicken. „Dann frag sie, warum, wenn wir in der Schule sind,“ meinte er nur. „Vielleicht gab es einen ganz einfachen Grund.“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Beiden Potter verraten würden, dazu waren sie zu treudoof, ähnlich, wie Crabbe und Goyle ihm gegenüber. Harry nickte. Er würde seinen Freunden immer die Chance geben, sich zu erklären, aber er fühlte sich einfach mies. Auch, weil er erfahren hatte, dass Sirius und sein Vater ab morgen wieder regulär arbeiten würden, wie Remus auch. Er sollte bei seinen Großeltern bleiben und seinen Spaß haben, wie sein Dad so schön gesagt hatte, doch was sollte er denn tun?! Hauselfen erledigten jede noch so kleine Arbeit und so nett seine Großeltern auch klangen, er kannte sie kaum. Und obwohl er wusste, dass das kindisch war, fühlte er sich von seinem Vater abgeschoben. Weil er schwierig war, weil er so lang nicht gesprochen hatte, weil er zu viel klammerte, weil er kein kleines Kind mehr war, er wusste es nicht, er fühlte sich, als habe er die Schuld. Auch jetzt war James nicht da, er war mit den Anderen drin, um etwas zu trinken, er war regelrecht raus geschickt worden, um etwas Farbe zu bekommen, wie sein Dad gemeint hatte. Er war sich auch ziemlich sicher, dass Draco nicht wirklich von selbst zu ihm gekommen war. Draco musterte den Jungen, der nun neben ihm saß eine Weile. Meine Güte, was hatte man eigentlich mit Potter getan, um ihn so fertig zu machen?! Nun.... vielleicht... vielleicht war Potter gar nicht so schlecht, entschied er für sich. Immerhin hatte das Auftauchen der alten Erinnerungen das dunkle Mal seines Vaters entfernt und ihn somit davon befreit, am Ende auch gebrandmarkt werden zu müssen. Er konnte es ja mal mit einer Freundschaft versuchen. Es sah nicht so aus, als würde Potter sich an und für sich ablehnen. „Dad...“ Lucius wandte sich um, er hatte gerade mit Severus geredet, als sein Sohn auftauchte. Und das, wo es schon fast Mitternacht war. Er hob eine Augenbraue, sah Draco an. „Was gibt es? Solltest du nicht schon im Bett sein?“ „Es.... es geht um Potter.“ „Um welchen?“ Severus verdrehte nur die Augen. Toll! Der Name Potter war gefallen, der Weltuntergang war wieder einen Schritt näher gekommen! Hatte er eigentlich irgendwo Ruhe vor diesen Leuten?! Selbst hier, in Malfoy Manor, zuvor sicheres Territorium, kam nun dauernd einer der beiden jüngsten Potters mit ins Gespräch! „Harry....“ „Und was genau ist mit ihm?“, fragte Lucius. Er hatte Draco nur gesagt, dass Harry schwer krank gewesen war, auch, um zu erklären, warum der Jüngere nicht sprechen würde und warum er so katastrophal aussah, damit, dass Harry doch was sagte, hatte er noch nicht mal gerechnet. Nun ja, zumindest hatte sein Sohn sich, nachdem sie gegen sieben Uhr abends gegangen waren, nicht mehr so beschwert, mitgenommen worden zu sein, also hatte auch Draco seinen Spaß gehabt. Na gut, gestattete Severus das Thema. Es ging zumindest nicht um James. Denn der Mann regte ihn einfach nur auf. Und er konnte von sich sagen, dass er zwar mit Black und Lupin befreundet gewesen war, wovon er Ersteres nur über seine Leiche und Zweiteres nur unter Folter zugeben würde, aber mit Potter Senior hatte er es nie gehabt. Der kleine Potter hatte es eigentlich sogar in den letzten Tagen geschafft, ihn irgendwie zu beeindrucken, als ihm klar geworden war, was der so mit sich rum geschleppt hatte, die letzten Jahre. Draco zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, er... kam mir komisch vor – zu ruhig und... irgendwie seltsam. Als würde was nicht stimmen. Außerdem hat er gemeint, dass keiner seiner Leute ihm geschrieben hat.“ Lucius’ zweite Augenbraue schoss in die Höhe. Wie? Seine Freunde hatten Harrys Geburtstag vergessen? Das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Weasleys galten als sehr loyal, wenn sie sich ein Mal entschieden hatten und auch, wenn Granger an den Nerven seines Sohnes zehrte, treulos war auch sie nicht. „Vielleicht haben die Potters einen Zauber auf ihrem Grundstück, der verhindert, dass fremde Eulen einfach so rein kommen, so, wie wir auch. Und sie haben vergessen, das Schild etwas abzumindern,“ schlug er daher vor. Immerhin hatten wohl alle in dem Haus in letzter Zeit andere Sorgen gehabt. Auch er. Harry war sein Patenkind und er war wirklich krank gewesen, dahin gehend hatte er seinen Sohn nicht belogen. „Und ich habe dir gesagt, er war krank, natürlich war er ruhiger als sonst.“ Draco schüttelte den Kopf. „Da war mehr,“ beharrte er. Er war ein guter Menschenkenner. „Er... Merlin, das hört sich bescheuert an! Dad, er hat seine Familie wieder, aber.. ich hatte den Eindruck, dass er sich vollkommen verloren fühlt!“ „Bei der Familie, kein Wunder,“ knurrte Severus nur, doch mit einem Stoß in die Rippen wurde er zum Schweigen gebracht. „Harry hat sich einfach noch nicht an die neue Situation gewöhnt. So was braucht Zeit, Draco. Aber... warum bist du so besorgt, ich dachte, du willst nichts mit einem Gryffindor zu tun haben und schon gar nicht mit diesem? Waren das nicht noch heut Morgen deine exakten Worte?“ Draco zuckte nur mit den Schultern. „Mit ihm was zu machen war besser, als euch zuzusehen oder zuzuhören, “ gab er nur zurück. „Onkel Sev hat nur gemeckert, der Werwolf hat gelesen und Black und Potter... sind einfach komisch! Benehmen sich wie Kinder! Dabei sind sie doch nur ein paar Jahre jünger, als du! Ich will nicht auch noch in meiner Freizeit gucken müssen, ob auf meinem Stuhl ein dummes Pfurzkissen liegt!“ Na endlich dachte Severus. Endlich jemand, der es genauso sah, wie er selbst! Er verstand immer noch nicht, warum man das Geburtstagskind einfach so aus geschickt hatte, nur, weil James sich offensichtlich gestört fühlte und vor seinem Sohn nicht offen reden konnte oder wollte. Wie der Mann sich um ein Kind kümmern wollte, länger, als eine Woche, war ihm ein Rätsel, denn nach einer Woche verlor der Mann meist das Interesse an seinem neuen Spielzeug. Vor allem, wenn es sich so kampflos, wie Potter, also, wie Harry, in eine Ecke stellen ließ. Lucius lachte leise, als er diese Beschreibung von seinem Sohn hörte. Es stimmte, James und Sirius waren beide immer noch ein wenig kindisch, aber im Grunde konnte man es ihnen nicht nachsehen, immerhin hatten sie viele Jahre ihres Lebens nachzuholen. Auch, wenn er die Art, wie sie es taten, nur bedingt gut heißen konnte. „Nun, Harry ist einfach etwas ruhiger, als er immer den Anschein erweckt hat, er ist ein guter Schauspieler. Vielleicht könnt ihr euch ja doch anfreunden und ich rede mit den Weasleys, um Harry vielleicht einige Briefe zu bringen – und wenn nicht, weiß er wenigstens, woran er ist.“ Draco nickte. Ja, Potter war nicht so schlimm, also Harry. Merlin, er würde fragen müssen, ob sie sich beim Vornamen nennen konnten, denn er legte keinen gesteigerten Wert darauf, dessen Vater an der Leitung zu haben, wenn er Harry wollte. Aber ja, so gesehen bot Harry sich mal wieder als ein geeigneter Freund an und warum auch nicht? Feindschaften waren ausgeräumt und die Seiten waren nun auch klar. Sein Vater hatte den dunklen Lord offiziell endgültig denunziert, zusammen mit Onkel Severus und Dumbledore galt nun auch als Schwerverbrecher. „Geh ins Bett, Sohn,“ meinte Lucius nur ruhig. „Es ist ohnehin schon spät und du wolltest dich morgen mit Blaise und den Anderen treffen...“ Draco nickte, kurz überlegte er sich, etwas zu sagen, dann wandte er sich im Türrahmen um: „Sag bescheid, wenn du dass nächste Mal zu den Potters gehst, vielleicht komm ich dann mit.“ „Du kannst Harry auch einfach hierher einladen,“ schlug Lucius lächelnd vor, froh, dass sein Sohn und sein Patenkind nicht mehr vor zu haben schienen, sich zu bekriegen, denn er würde Harry wirklich gern besser kennen lernen. Er wartete, bis Draco weg war, sah dann zu Severus. „Was denkst du?“, fragte er den Tränkemeister. Er kannte dessen sauertöpfische Mine und wusste sie von anderen zu unterscheiden. Etwas, das sonst kaum Jemand zuwege brachte. Nun, aber er hatte auch Zeit gehabt, das zu lernen – lange. Severus musterte den Anderen eine Weile und knurrte. „Das ich keine Lust habe, auch noch hier über Potters nachdenken zu müssen!?“ „Er ist mein Patenkind,“ erinnerte Lucius Severus. Der Dunkelhaarige grummelte etwas Unverständliches in seinen Bart. „Ich denke Potter ist ungeeignet, um ein Kind zu erziehen, weil es ihn auf Dauer langweilen wird und sein Sohn ist nicht, wie er. Er ist kein Herumtreiber, aber das wollen weder Black noch Potter sehen. So, nun zufrieden?!“ „Ich dachte, er sei genau wie sein Vater?“ „Das unerwartete und unwillkommene Auftauchen von seinem Vater hat mich wieder daran erinnert, dass Unterschiede bestehen, gravierende. Ich ziehe den Sohn dem Vater vor,“ zischte Severus, wobei er selbst nicht so genau wusste, wen er in dem Moment mehr beleidigte, James oder Harry. Lucius machte ein seltsames Geräusch, zu dem er sich in der Öffentlichkeit sicher nicht herabgelassen hätte: „Weißt du eigentlich, wen genau du beleidigen wolltest?“, fragte er nur. „Harry hat dir nichts getan und James auch nicht, nur, um es gesagt zu haben. Gut, er ist etwas kindisch, aber für sein Kind würde er Einiges tun, er ist nicht von Harrys Bett, bis der wieder aufgewacht ist.“ „Und danach war die Sache für ihn erledigt und er geht fröhlich seiner Wege!“, blaffte Severus unwillig. James dachte mal wieder nicht nach, wie immer! Er an dessen Stelle hätte schon lange einen Kindergeistheiler hinzu gezogen, um sicher zu gehen, wie es dem Jungen wirklich ging. Denn wenn er so lange schwerste Misshandlungen unter einem falschen, nervigen Grinsen versteckt hatte, würde er nun sicher nicht damit aufhören, seine Probleme in sich hinein zu fressen... Lucius seufzte leise. „Dann werden wohl wir ein Auge auf ihn haben müssen und in dem Fall ist eine Freundschaft zu Draco vielleicht genau das Richtige, meinst du nicht auch? Zumindest wird mein Sohn schnell merken, wenn was nicht stimmt, wir finden es raus und geben es weiter, so einfach ist das.“ „Dann wird Potter hysterisch und nach fünf Minuten hat er es wieder vergessen,“ konterte Severus trocken. Oh, er hatte die Erzählung von Lupin über James’ Panik mehr als genossen. „Nun, dann werden wir es eben Miss Potter sagen und sie wird ihrem Sohn genau erklären, was er zu tun hat – nachdem sie ihm den Hosenboden stramm gezogen hat zumindest,“ fügte Lucius grinsend hinzu. „Und das würde dir gefallen, was?“, er stand auf, trat zu Severus, stützte beide Hände auf die Lehnen von Severus’ Sessel ab. „Ihr wart schon immer Konkurrenten...“, hauchte er, küsste den Jüngeren, noch bevor der wieder einen sarkastischen Kommentar abgeben konnte. „Ich freue mich schon unendlich auf die nächsten Magengeschwüre,“ knurrte Severus, als sein Lover wieder von ihm abließ. „Kannst nicht wenigstens du dir deine Patenkinder besser aussuchen?!“ Lucius lachte nur noch mehr, küsste den Jüngeren erneut. „Wir werden sehen, was passieren wird,“ meinte er nur. „Ich lasse mich gern überraschen und zumindest wird es nie langweilig werden... nicht mit Sirius und James...“ „Harry...“ Der Grünäugige wandte sich um, sah Remus hinter sich kommen, angezogen in neuen, guten Roben. Sein Dad und Sirius waren schon vor zwei Stunden abgezogen, eigentlich fast eineinhalb Stunden zu früh, aber sie hatten ‚die Leute in den Wahnsinn treiben’ wollen, wie sie es selbst so schön ausgedrückt hatten. Er fühlte sich schon jetzt verlassen, allein mit zwei Leuten, mit denen er verwandt sein mochte, die er aber nicht kannte. Schon vor einer Stunde hatte er sich daher in den Garten verkrochen. Er hatte eine kleine Schaufel gefunden, war nun dabei, in einem kleinen Eck das Gartens Unkraut zu jäten. Eine winzige Stelle, die die Hauselfen übersehen zu haben schienen. Aber er musste sich einfach beschäftigen, er konnte nicht dauernd lesen, davon bekam er schreckliches Kopfweh... Remus runzelte die Stirn, er hatte mehrere Minuten gebraucht, bevor er den Jüngeren gefunden hatte. Im Garten, bei der Arbeit, mitten in der Sonne. Gut, es war noch früh und nicht zu warm, aber Harry war kaum gesund, geschweige denn, wirklich gut genug beieinander. Außerdem musste sein Welpe doch gar nichts tun! Er konnte doch einfach seinen Tag genießen! Am See, am Bach, mit einem Buch irgendwo, wo immer er wollte! Aber doch nicht beim Arbeiten! „Welpe, was tust du denn hier?“, fragte er sanft, nahm dem Jungen die kleine Schaufel ab. „Du sollst dich doch nicht anstrengen, du bist immer noch nicht ganz auf der Höhe...“ Harry starrte auf die Schaufel, die ihm abgenommen worden war, er fühlte sich regelrecht hilflos. „Aber... was soll ich denn dann machen?“ Nun doch ein wenig erschüttert musterte Remus den Jungen, er hatte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, was er dachte. Er strich leicht durch Harrys Locken. „Deine Großeltern haben eine riesige Bibliothek, nicht nur mit Büchern zum Lernen. Du hast mir letztes Jahr gesagt, dass du gern liest. Du könntest Bücher mit raus nehmen, sie am Bach lesen.“ „Ich... mir tut der Kopf weh, wenn... ich lang lese,“ nuschelte Harry nur. Er wollte nicht ins Detail gehen, denn diese Schmerzen waren erst vor einem halben Jahr richtig aufgekommen. Remus’ Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, während er Harry auf half. Doch er riss sich weiter zusammen. „Du hast zu deinem Geburtstag doch viele Sachen bekommen, du kannst sie ausprobieren, du kannst im Garten fliegen oder schwimmen.“ Schwimmen?! Automatisch begann Harry, zu zittern. Er liebte Wasser, aber er hasste es, wenn er in etwas stand, das tiefer war, als vielleicht ein halber Meter. Und Fliegen... das konnte man auch nicht den ganzen Tag machen, doch er nickte, er wollte nicht, dass Remus sich Sorgen machte. „Dann komm, Welpe,“ lächelte der Werwolf, er nahm Harrys Hand in Seine, brachte ihn zurück zur Villa, wo Nanette gerade dabei war, eine Tasse Tee zu trinken. „Nanette...“ Nanette sah auf, sie lächelte, als sie Remus und Harry sah. „Ah, du machst dich auch auf den Weg?“, fragte sie, merkte überrascht, dass Harrys Hände erdig waren. „Ja,“ gab Remus nur zurück. „Ich muss in fünf Minuten da sein. Aber Harry hier hat ein kleines Problem, ich denke, mit seinen Augen, er sagt, beim Lesen tut ihm ziemlich schnell der Kopf weh...“ „Ah,“ Nanette musterte ihren Enkel und lächelte etwas. „Geh ruhig, Remus, ich kümmere mich direkt darum.“ Remus nickte, er lächelte seinem Welpen zu, wuschelte über dessen Haare. „Ich sehe dich dann heut Abend – und genieß deine Ferien, du musst nicht arbeiten. Du kannst ja die Gegend erforschen.“ Harry lächelte erneut, aber er war nicht sehr begeistert, weder davon, dass Remus seiner Großmutter gesagt hatte, dass ihm der Kopf weh tat, noch dass dieser nun auch gehen würde. Er beobachtete den Mann, wie er ging, zuckte leicht zusammen, als eine Hand sich leicht auf seine Schulter legte. „Mam...?“ „Och Junge,“ lächelte Nanette nur. „Ich bin deine Oma, komm bloß nicht auf die Idee, mich zu siezen!“ Sie musterte Harry, der dem Anderen vollkommen verloren hinterher zu starren schien. „Und was genau ist mit deinem Kopf?“, fragte sie dann, froh, dass James den Kleinen Irgendwie zum Sprechen gebracht hatte. Hatte sie etwa was übersehen? Harry sah die Frau kurz an, blickte dann auf seine dürren Finger. „Wenn... ich mich auf Sachen lang... konzentriere, tut... mir der Kopf etwas weh,“ murmelte er, ohne seinen Blick wieder zu heben. Nanette hob den Kopf des Jüngeren an, sah ihm in die Augen. „Das hättest du mir doch schon längst sagen können,“ meinte sie leise, führte ihn zu einem der Stühle und setzte sich, strich über seine Wange. „Entspann dich,“ bat sie ruhig, zog ihren Zauberstab. „Ich muss ein paar Dinge kontrollieren, es wird nicht weh tun.“ Was hatte sie nur übersehen? Sie hatte sogar einen Großteil der extremen Sehschwäche beseitigt, in einem Maß, dass Harry keine Brille mehr brauchen würde! Also, warum hatte er dann noch Kopfweh? Und es musste gewaltig sein, wenn der Junge es zugab! Allerdings – zeigte nicht einer der Zauber körperliche Verletzungen. Es war Alles in Ordnung. Sie sah zu Harry, der sich nicht rührte. „Harry....“ „Es... ist nichts da,“ murmelte Harry nur. Das war es, was er schon öfter gehört hatte. Dass er sich das einbilden müsse und er damit leben musste. Nanette strich leicht über Harrys Haare. „Nein, das habe ich nicht gesagt,“ gab sie nur zurück. Sie hatte einen Verdacht und der war alles Andere, als schön. Außerdem erforderte das entweder einen Anruf in St. Mungos, was sie vermeiden wollte, oder eine andere Person, aber leider fiel ihr selbst erst mal keine ein. Mentale Verletzungen, ausgelöst dadurch, dass Jemand mit Gewalt in Harrys Kopf herumgewühlt hatte. So etwas hatte sie schon gesehen, gerade bei den wenigen Misshandlungsopfern, die es selten in der magischen Welt gab, jedes Mal gefolgt von einem Aufruhr. „Aber um zu sehen, was nicht stimmt, muss ich noch Jemanden dazu ziehen,“ erklärte sie. „Gibt es Irgendwen, dem du vertraust? Einen Anderen, als deinen Dad, Sirius und Remus? Es wäre leichter, wenn du dieser Person wirklich trauen würdest.“ Harry musterte seine Großmutter. Vertrauen? Er runzelte seine Stirn. Er traute kaum Jemandem. Siri, Remus, seinem Vater... und... „Snape,“ nuschelte er, aber er konnte sich nicht vorstellen, inwiefern das wichtig sein könnte. Vor Allem, da der Mann ihn nicht ausstehen konnte. Das sah er jedes Mal, wenn der Tränkemeister hier gewesen war. „Snape? Severus Snape?“, fragte Nanette und fühlte sich regelrecht erleichtert. Sie wusste inzwischen, dass der schmächtige Junge von damals sich mehr als gut gemacht hatte und dass er konnte, was sie gerade so dringend brauchten. „Dein Professor?“ Harry nickte. „Gut,“ nickte Nanette. „Bleib bitte kurz hier, ruf eine der Hauselfen, die bringen dir sicher gern noch was zu trinken und ich frage mal, wann dein Professor Zeit hat, kurz vorbei zu gucken.“ Harry blieb sitzen, ohne sich etwas holen zu lassen, er rollte sich etwas in sich selbst zusammen und schloss seine Augen. Warum Snape? Wozu brauchte seine Großmutter Snape? Er verstand es nicht... Nanette hingegen lief, so ruhig es ihr eben möglich war, zu dem Kamin in der Eingangshalle: „Snape Manor.“ Es dauerte nicht lange, bis eine Hauselfe antwortete, ihr aber mitteilte, dass ihr Master beim den Malfoys war. Also warf sie wieder Pulver in die Flammen und rief nach Malfoy Manor. Dieses Mal war es auch keine Hauselfe, sondern Draco, der zu ihrem Erstaunen antwortete. „Hallo Draco. Ist Severus Snape bei euch? Die Hauselfen haben gesagt, dass er hier sein muss.“ Draco hob eine Augenbraue. Oh ja, sein Patenonkel war da, das hatte er vor dem Einschlafen noch sehr, sehr deutlich mitbekommen. Denn diese Beiden waren unmöglich. Wenn sie es liebten, etwas zu vergessen, dann waren es die Stillezauber und es gab Dinge, die wollte ein Teenager über seinen Vater, seinen Patenonkel und ihre Beziehung definitiv nicht wissen! „Er ist da,“ nickte er daher. „Ich muss ihn sprechen,“ erklärte Nanette ruhig, freundlich. Draco zuckte mit den Schultern. „Moment,“ meinte er nur, stand auf und lief in den kleinen Salon, wenig überrascht, dass Beide, sein Dad und sein Onkel, ruhig da saßen und ihr Frühstück genossen. Das konnte sich bei den Beiden manchmal richtig lang dauern. Aber wohl dieses Mal eher nicht, sie waren Beide angezogen und sein Dad musste sehr, sehr bald ins Ministerium. „Dad, Onkel Sev...“ Lucius hob eine Augenbraue. „Sohn...“ Es war nicht normal, dass Draco sie Beide bei ihrem Frühstück störte, er aß lieber für sich. „Was führt dich hierher?“ „Ein Anruf. Miss Potter. Sie will Onkel Sev, klang ernst.“ „Um was wetten wir, dass es um Potter geht?“, knurrte Severus, dessen herrlicher Morgen soeben den Bach herunter ging. „Nun, das ist fast anzunehmen, wenn ein Potter dich hier zu erreichen versucht,“ stellte Lucius amüsiert fest, stand aber ebenfalls auf. „Na los, geh schon, Miss Potter ist wie Miss Weasley, wenn sie etwas will, ich würde zusehen, dass ich hin komme, bevor sie mich an Ohren, Haaren oder noch an ganz anderen Körperteilen zu sich zerrt.“ Severus rieb sich nur seine schmerzende Stirn, er bekam schon wieder Stiche hinter der Schläfe und ein gewaltiges Kneifen im Magen. Gutes Zeichen, wirklich gutes Zeichen: Dabei hatte er vor gehabt, heut mal wieder etwas zu experimentieren. Doch er gab nach, ging zu dem Kamin und sah hinein. „Miss Potter?“ „Nanette für dich, Junge und ich brauche deine Hilfe.“ „Wobei?“, fragte Severus, nun erst Recht misstrauisch: Er wusste mit Sicherheit, dass Potter und Black im Moment irgendwo im Ministerium waren um Leute in den Wahnsinn zu treiben, ausnahmsweise mal nicht ihn. Blieb also nur noch ein anderer Potter, da Nanettes Mann nicht so unfallträchtig war, wie Sohn und Enkel. Nanette seufzte leise, sie sah sich um, doch Harry war ihr nicht hinterher gekommen. Es hätte sei auch gewundert. „Es.. geht um Harry.“ „Warum überrascht mich das nur nicht?“, konterte Severus. „Und warum werde ich dann gebraucht?“ „Weil der Junge dir vertraut, komm bitte. Der Flooweg ist offen.“ Severus knurrte. „Vertrauen! Warum sollte der Junge mir vertrauen?!“, doch er nahm eine Hand Floopulver und trat durch die Flammen, sah, wie Miss Potter zur Seite trat, um ihm Platz zu machen. „Also? Warum bin ich hier?“ Nanette musterte den Mann, der ihr irgendwie immer noch sehr missgelaunt vorkam – oder schon wieder, das war immer etwas schwer zu beurteilen. „Harry hat gesagt, er vertraut dir und ich weiß, dass du ein trainierter Legitimens bist...“ „Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Wenn Potter so viel mit seinem Vater gemeinsam hat, wie ich fürchte, und sei es nur pur genetisch, wann hat er absolut kein Talent, das zu lernen!“ „Er soll es nicht lernen, ihm seine ersten, richtigen Ferien zu versauen wäre sicher nicht sehr nett, aber... er scheint ständig Kopfweh zu haben, vor allem, wenn er versucht, sich zu konzentrieren, aber ich kann rein körperlich nichts feststellen. Das Einzige, was ausgeschlagen hat, war... eine Anzeige über seine Erinnerungen. Etwas in seinem Kopf stimmt nicht.“ „Nicht, dass das eine Überraschung wäre,“ murmelte Severus nur. Es bestätigte seine Vermutung, dass Potters generell einen Schatten hatten. Dann aber riss er sich zusammen. „Was für eine Störung?“ Nanette atmete tief durch. „Zeichen einer mentalen Vergewaltigung,“ erklärte sie. „Und alles, was ich kann, aber in mentaler Magie bin auch ich nicht bewandert. Der Junge hat genug durchgemacht, ich will ihm nicht jetzt noch weh tun. Und er sagte, er vertraut dir, dich würde er eher in seinen Kopf lassen, als mich.“ „Mich?!“, fragte Severus zynisch. „Der Bengel hasst mich!“ „Nein, manchmal zweifle ich, dass der Junge irgendwen hassen kann. Ich glaube eher, dass er dich mag, Severus,“ meinte Nanette nur. „Warum auch immer. Er hat nur dich genannt. Und du weißt, dass diese Dinge einfacher sind, wenn der Patient dem Arzt vertraut. Harry würde so schnell kein Vertrauen fassen, ich bin seine Großmutter und er hat sich nicht mal getraut, mir von seinen Schmerzen zu erzählen.“ Severus runzelte die Stirn, enthielt sich aber vorerst einen Kommentars, froh, einigermaßen ausgeruht zu sein. „Wo ist der Bengel und gibt es hier einen leeren Raum, den man mit einer weichen Unterlage auslegen kann? Ich will das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen, ich hatte heut eigentlich andere Pläne.“ Und die hatten sicher nicht beinhaltet, im Kopf eines Teenagers herum zu furunkeln. Aber ganz, ganz sicher nicht. Nanette nickte und rief eine Hauselfe, gab ihr schnell einige Befehle. „Daffy bringt dich in den Zeichenraum, er ist so gut wie leer und in einigen Minuten sicher ganz leer, er hat große Fenster und er wird mit Decken und Kissen ausgelegt, ich hole Harry.“ Sie wusste, solche Sachen sollte man so schnell, wie möglich in Ordnung bringen, denn wenn solche Wunden nicht behandelt wurden, auch, wenn Muggel die noch nicht mal finden konnten, konnte die Person wahnsinnig werden. Sie hatte schon immer gedacht, dass mit Voldemort und auch mit Bella Black so was in der Art geschehen sein musste und sie wollte nicht, dass das mit dem Jungen geschah, der ohnehin schon so viel durchgemacht hatte. Sie trat wieder zur Terrasse, wenig überrascht, Harry immer noch im selben Stuhl zu finden, die Beine an den Körper gezogen und den Kopf auf den Knien liegend. „Harry...“ Harry schreckte auf, froh, dass die Hand sich erst auf seine Schulter legte, als er die Stimme schon gehört hatte. Er sah auf. „Was... passiert jetzt?“, fragte er leise. „Severus ist hier,“ erklärte Nanette. „Er beherrscht Legethimetik. Das ist eine Technik, in den Kopf von Jemandem einzudringen. Rein körperlich bist du unverletzt. Aber in deinem Kopf kann auch was Anderes sein. Severus hat, während seines Trainings als Tränkemeister auch das Grundwissen über Heilung mitbekommen, sowie eine Zusatzausbildung, weil er mit Geistmagie sehr gut war. Er kann sehen, woher diese Schmerzen kommen und sie vielleicht gleich stoppen.“ „Wie..?“ Nanette strich leicht über Harrys Wange. „Severus wird mit einem Zauber in deinen Kopf eindringen und das geht nur, wenn du Demjenigen, der das tun muss, vertraust. Darum habe ich gefragt, wem du vertrauen würdest,“ erklärte sie. Nanette nahm die Hand ihres Enkels. „Komm, je schneller wir das hinter uns bringen, umso schneller hört dein Kopf auf, weh zu tun.“ Nur ungern folgte Harry der Frau, ihm war es unheimlich, sich vorzustellen, dass Snape, ausgerechnet Snape, in seinen Kopf gehen sollte, doch er wusste, dass das vielleicht die einzige Möglichkeit sein würde, dieses ständige Pochen los zu werden und sich wieder konzentrieren zu können. Es war ohnehin das erste Mal, dass man ihm glaubte, dass da etwas war. Er wurde in einen großen, hellen Raum gebracht, der Boden war ganz weich und in der Mitte im Schneidersitz saß Snape, doch zu Harrys Überraschung nicht in einer der Roben, die in der Schule mit ihm verwachsen zu sein schienen, sondern in einer einfachen, schwarzen Stoffhose und einem dunkelgrünen Hemd, dass dessen helle Haut noch viel mehr betonte. Severus sah auf, als er die Schritte hörte, er runzelte die Stirn. Potter sah nicht sonderlich überragend aus, aber das war wohl auch kaum zu erwarten gewesen. Er hielt immer noch nichts davon, in seinen Kopf zu gucken, aber er hatte wohl kaum eine andere Wahl, nicht bei dieser Frau! Und sollte Potter wirklich was haben, musste nachgesehen werden. „Potter, setz dich mir gegenüber,“ wies er den Jugendlichen an, seine Stimme so neutral wie möglich haltend. Harry sah zuerst zu Snape, dann zu seiner Großmutter, die nickte und ihn ein wenig schubste. Also setzte er sich seinem Professor gegenüber. Severus musterte den Jungen eine Weile lang. „Du weißt, was passieren wird?“, fragte er ruhig. „Sie...gucken, ob... was in meinem ... Kopf... nicht stimmt...“, murmelte Harry, seinen Blick auf den Boden gerichtet. „Etwas, das über das normale Maß eines Potter hinaus geht,“ grummelte Severus, er packte Harrys Kinn, hob es an und musterte die grünen Augen. Nun, wo er keine Brille trug, sah man auch, wie groß diese eigentlich waren. „Ich muss in deine Augen sehen, so ist es am Einfachsten. Und du darfst dich nicht gegen mich wehren, denn dann wird es sehr, sehr weh tun! Verstanden!?“ Harry nickte vorsichtig. Er sah Anderen nicht gern in die Augen, also versuchte er, überall anders hin zu sehen, während das vertraute Pochen schlimmer wurde. Severus runzelte die Stirn. „Sieh mich an,“ befahl er knapp, und in dem Moment, wo ihr Blick sich kreuzte, sprach er ein leises legitimens. Sofort wurde er in den Geist des Jungen herein gezogen. Er traf augenblicklich auf Wiederstand, doch kurz darauf verschwand dieser. Gut, wenigstens konnte dieser Potter einfachen Befehlen folgen, sonst hätte er abgebrochen. Vorsichtig tastete er sich weiter, entlang an Erinnerungen, kaum eine davon sonderlich erfreulich. Er merkte sich, was er sah, doch nachdenken würde er erst später, er durfte sich nun auf gar keinen Fall aufregen. Das konnte Potter verletzen, mehr verletzen, als er es schon zu sein schien, denn nun sah er es. Erinnerungen gestanden in der Regel aus einer Art Strang, in den dünne Fäden liefen, doch überall in diesem Strang waren Risse, er war nicht fest, er war... durchwühlt, ohne Rücksicht auf Verluste. Das hier war nicht eine mentale Vergewaltigung, das waren mehrere gewesen. Kein Zauber, um Erinnerungen zu überdecken oder zu verändern, keine Wolken, um Dinge vergessen zu machen, das hier war einfach nur Folter. Die Schmerzen mussten höllisch sein. Und es erklärte, warum der Bengel sich nie auf irgendwas konzentrieren konnte. Langsam ließ Severus seine Magie auf den zerfledderten Strang und die Löcher darum herum fließen, sah zu, wie seine Magie der des Jungen half, die Schäden zu richten. Aber das hier konnte sich hinziehen. Er musste es in einer Sitzung schaffen, denn zwei Mal würde Nanette Potter sich das sicher nicht ansehen. Rein Äußerlich war Severus sich ziemlich sicher, dass der B... der Junge zu krampfen begonnen hatte. Severus leitete die Magie seines Schülers, froh, dass dessen magischer Kern offensichtlich größer war, als seine Fähigkeiten im Unterricht hätten vermuten lassen, denn allein hätte er das nicht geschafft. Es war zu viel und der Schaden schon zu groß. Er selbst wusste nicht, wie lang es dauerte, bis Alles nicht mehr aussah, wie ein grausiges, mehrfach durchgenommenes Schlachtfeld, doch dann hatte er es geschafft. Japsend tauchte Severus wieder aus dem Kopf seines Patienten auf, stellte verwirrt fest, dass seine Hände die Schmaleren des Jüngeren hielten, der nun einfach nach vorn weg in seinen Schoß sackte, dass Gesicht tränenüberströmt, am gesamten Körper zitternd. Automatisch, noch bevor er merkte, was er tat, sammelte er ausgerechnet Potters Brut in seinen Schoß, strich über dessen Haare. Nanette hatte das alles beobachtet, auch das Krampfen, aber sie wusste, sie hatte nicht eingreifen dürfen, auf gar keinen Fall, das hätte Beide, Harry und Severus stören können. Aber sie hatte sich zwingen müssen, zu bleiben wo sie war. Auf jeden Fall verstand sie, warum Harry ausgerechnet diesem Mann traute, sie hatte gesehen, wie Severus gekämpft hatte. Und nun.... sie fand, allein das Bild, die Beiden so sitzen zu sehen, sagte mehr als tausend Worte. Severus beschützte den Jungen, hielt ihn... Sie wartete noch eine ganze Weile, bevor sie sich zusammenriss. „Nun?“, fragte sie ruhig. Severus sah nicht mal auf, voll auf den Jungen in seinen Armen fixiert. Es war eine normale Reaktion, diese Stränge im Kopf wieder zu richten war alles Andere als schmerzlos. „Es stimmte, in seinem Kopf ist übelst gespielt worden,“ gab er, nun ruhig, ohne sein übliches Knurren zurück. „Und soweit ich das beurteilen konnte, ging es nie darum, Informationen zu erlangen, sondern ausschließlich darum, ihm Schmerzen zu verursachen –nachhaltige.“ „Wollte man ihn in den Wahnsinn treiben?“, fragte Nanette weiter, während sie eine Decke nahm, die eine Hauselfe brachte und Harry darin einwickelte. Severus zuckte mit den Schultern und erhob sich vorsichtig, Potter Junior noch immer in den Armen. Er wusste ja, wo dessen Zimmer war, lief einfach los. Der Bengel war wirklich zu leicht für sein Alter und zu klein. Aber wenigstens konnte man ihn noch leicht und gut durch die Gegend schleppen. Er legte Harry in dessen Bett, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn noch mal mit seiner richtigen Decke zu, blieb sogar noch, bis der Junge eindeutig eingeschlafen war. „Ja,“ antwortete er erst dann Nanette. „Das wäre eine Möglichkeit, denn physisch kann man keine Wunden nachweisen und die Schulschwester hat keinerlei Ausbildung auch nur versucht zu haben, solche Wunden in Betracht zu ziehen.“ Er erhob sich, trat mit Nanette aus dem Raum und schloss leise die Tür. „Er wird schlafen, vielleicht bis heut Nachmittag, bis morgen dürfte er noch Kopfweh haben, danach sollte es besser werden.“ Nanette nickte erleichtert. Na wenigstens etwas. Ihr Enkel würde in Ordnung sein. „Hatte er große Schmerzen?“ Severus’ Augen verdunkelten sich, er sah die Erinnerungen des Jüngeren an seinem inneren Auge vorbeiziehen, dann die Verletzungen. „Ja. Vermutlich hatte er darum auch immer Konzentrationsschwierigkeiten. Ich würde vorschlagen, dass er mindestens drei Mal die Woche nach Malfoy Manor kommt, da können Lucius und ich ihn etwas... trainieren, damit seine Lücken in Tränken und in anderen Fächern sich wieder schließen und er kann mit Draco spielen.“ WAS?! Merlin! Was bitteschön hatte er gerade selbst vorgeschlagen?! War er nun von allen guten Geistern vollständig verlassen?! Wer bitte hatte ihm ins Hirn geschissen?! Ein Potter? In seiner wenigen Freizeit?! Oh, er war soooo dämlich! Nein, sicher nicht! Miss Potter würde das sicher ablehnen! Ja, sie musste ablehnen!! „Das... ist eine hervorragende Idee!“, strahlte Nanette. „Immerhin vertraut Harry dir und ich denke, er mochte Draco, außerdem wäre er beschäftigt, ich denke, er ist es nicht gewohnt, einfach rum zu sitzen. Und er braucht junge Leute um sich herum, jünger, als Sebastian oder mich! Das ist wirklich eine tolle Idee! Wie wäre es diese Woche mit Donnerstag und Freitag? Dann hat er erst mal noch zwei Tage, um sich zu erholen.“ ‚Nein, Severus! Tu das nicht! Tu das bloß nicht!’, brüllte der Tränkemeister sich selbst an, doch noch bevor er es verhindern konnte, nickte er und hörte sich zu seinem Entsetzen sagen: „Gut, dann Donnerstag, neun Uhr.“ Nein! Zu spät! Verdammt! Er war verflucht! Er war so was von verflucht! Und natürlich würde Lucius nichts dagegen haben! Der Idiot hatte eine grausige Schwäche für Potter, also für Harry, schon immer gehabt und nun, wo der Bengel sich auch noch als Patensohn raus gestellt hatte, gleich noch viel, viel mehr... Verdammt! Er und seine große Klappe! Das er aber auch wirklich nie den Schnabel halten konnte! „Sehr gut,“ lächelte Nanette, die sehr überrascht über dieses Angebot war, aber sie wusste, Harry würde es sicher mehr freuen, als nur die gesamte Zeit hier herum zu hängen. „Ich werde es meinem Enkel sagen, sobald er aufwacht. Willst du dich in einem der Gästezimmer ausruhen?", schlug sie vor. „Du siehst selbst ziemlich mitgenommen und erschöpft aus.“ Ja, das merkte er, verdammt noch mal selbst! Er wusste, was es ihn allein an Kraft gekostet hatte und den Jungen gleich noch mit dazu! Mentalmagie war nun mal anstrengend! Schon immer gewesen! „Ich werde zurück nach Malfoy Manor gehen,“ gab er nur zurück. „Ich muss das Labor vorbereiten und außerdem sind meine Sachen dort, da ich Draco auch gerade etwas im Voraus unterrichte. Ich sehe Po… Harry ja nun wohl noch früh genug. Dann... bis zum nächsten... Notfall, der bei diesem Kind sicher nicht ausbleiben wird,“ murmelte er, ging zurück zu dem Zimmer in dem er bei seiner Ankunft gelandet war. „Und halt ihn für mindestens diese Woche von Besen fern, er hat selbst viel seiner Magie genutzt, nicht dass er im Flug dreißig Meter fällt. Gegen den Tod haben noch nicht mal wir eine wirksame Kur gefunden,“ erinnerte Severus zynisch, dann war er auch schon wieder verschwunden. Kapitel 5: Nachhilfe -------------------- Remus schüttelte den Kopf, als er dass sah, was sich vor ihm abspielte. Merlin und das sollten erwachsene Männer sein?! Er hatte eher das Gefühl auf einen Haufen Teenager achten zu müssen. James und Sirius standen im Hof, James flirtete mit allem, was weiblich war, Sirius hingegen betrieb seinen Lieblingssport – Leute in den Wahnsinn treiben mit seinen dummen, kleinen Späßen. Aber es war trotzdem schön, die Beiden so zu beobachten. Glücklich. Frei und am Leben. So hatte er Sirius schon lang nicht mehr gesehen. Der Andere war depressiv gewesen in der Zeit, in der er sich entgegen seiner Erziehung, seiner Einstellung und seiner Art hatte verstecken müssen, wegen eines Verbrechens, das er einfach nicht begangen hatte, nicht mal, wenn er Gelegenheit und Grund gehabt hätte. Der Andere hatte schon früh Auror werden wollen, an das System des Rechts geglaubt, das sie hatten. Es war ein Wunder, dass er es, nach Allem, was gewesen war, nicht vollkommen verloren hatte. „Remy!“, lachte Sirius, ging zu dem Anderen, umarmte ihn und setzte sich neben den Werwolf. „Warum kommst du nicht zu uns? Es ist lustig! Die schrecken alle zurück, wenn ich nur die Brauen zusammenziehe! Hach, ist das toll! Und all die Streiche, die man hier spielen kann! So viele unerfahrene... Opfer!“ Remus lachte nur leise, drückte kurz Sirius’ Hand. „Ich wollte mich auch morgen noch hier sehen lassen können,“ meinte er nur. „Und außerdem – ihr Beide richtet Chaos für Fünf an, das reicht wirklich.“ „Och, Spaßverderber!“ „Nein, ich bin nur erwachsen geworden,“ meinte er, blickte zu James, der nun in ein angeregtes Gespräch vertieft zu sein schien, seine Partnerin auf jeden Fall bekam rosige Wangen. „Es sieht nicht aus, als habe James sein Beuteschema verändert,“ stellte er fest, musterte Sirius. Wie würde es mit ihnen nun weiter gehen? Sie hatte nie Zeit gehabt, darüber nachzudenken, erst war Sirius verfolgt worden, dann war Harry krank gewesen und nun...? Selbst unter Männern, die der Andere bevorzugte, hatte der Erbe der Blacks eine riesige Auswahl und er war nur ein Werwolf, kaum geduldet, am Rande der Gesellschaft, einen Job hatte er nur wegen der Namen seiner Freunde. Er würde Sirius gehen lassen, auch, wenn sein Wolf sich mit Allem, was er hatte, dagegen sträubte. Mit aller Härte sozusagen. Aber es wäre nicht fair dem Anderen gegenüber. Er mochte ein Alphawerwolf sein, aber er würde seine Bestie überwinden müssen. Sirius blickte zu seinem besten Freund, lachte dann leise. „Na, lass ihn doch. Die Frauen, die wirklich in ihm interessiert sind, werden sich schnell rausfiltern lassen. Spätestens, wenn sie mitbekommen, dass sie zu ihm auch noch einen Teenager bekommen würden...“ „Den Jungen der lebt,“ gab Remus nur zurück. „Das ist noch mal was Anderes.“ „Sag mal – um wen machst du dir eigentlich mehr Sorgen?“, fragte Sirius, sah zu James, der immer noch gut unterhalten aussah. Oh ja, er freute sich und er lachte, er lief herum, als wäre er selbst wieder fünfzehn, doch irgendwo…Azkaban hatte ihn doch verändert. Er hatte offenere Augen. „Um Harry,“ gab Remus sofort zurück, die Erinnerungen von diesem Morgen nur zu frisch. Er hatte James nichts gesagt, er wollte den Mann nicht aufbringen und Sirius nebenbei gesagt auch nicht. „Warum? Es geht unserem Prongslet doch wieder gut,“ fragte Sirius, doch ein wenig unsicher. „Er spricht wieder, er ist gesund und wir sind alle da!“ Remus seufzte etwas, strich leicht über Sirius’ Hand, unterdrückte seine eigenen momentanen Sorgen. „Nun, Harry mag rein äußerlich wieder in Ordnung sein, aber ich glaube wirklich nicht, dass er das Alles so einfach weggesteckt hat, Sirius. Denk doch mal nach, er ist jahrelang schlecht behandelt worden, du weißt, wie das ist, nur bist du nie körperlich so mitgenommen worden und Essen hat man dir auch nicht entzogen. Glaubst du, dass das Alles so schnell vorbei gegangen ist? Er ist einen Monat wieder bei so etwas wie einer Familie, bei der er als das gesehen wird, was er ist – ein Kind, ein Teenager...“ Sirius lächelte den Werwolf an, seine Finger glitten über dessen Gesicht, er war froh, dass James in dem Moment die gesamte Aufmerksamkeit bei sich hatte. „Ich weiß, Harry hatte es nicht einfach, aber ich bin mir sicher, dass er es schaffen wird, er ist ein starker Junge und er hat uns – ich bin immer für ihn da und du und sein Dad doch auch, nicht zu vergessen, dass er sehr, sehr überbeschützende Großeltern hat. Selbst Malfoy ist da und auch, wenn Severus einen auf Gruffy macht, würde er helfen. Ich glaub nämlich, dass er Harry im Grunde wirklich mag, es aber nicht zugeben will. Wenn wir ihn mit Fragen einengen, würde er sich nur immer weiter zurückziehen und keiner hätte was davon.“ Remus sah den Anderen eine Weile lang an, schüttelte den Kopf. „Wir sollten es nicht auf die leichte Schulter nehmen, das ist alles, was ich sagen will,“ erklärte er, sah dann auf die Uhr. Kaum noch zehn Minuten. Sirius zuckte mit den Schultern. „Ich will nicht immer nur vom Schlimmsten ausgehen. Ich finde, irgendwann reicht es, wenn wir Alles schlecht reden, kann es nur immer schlimmer werden.“ Er lächelte, sah dem Andere in die Augen. „Ich mag lieber an die besseren Sachen denken! So, wie früher, wo wir es kaum erwarten konnten, bis James endlich in seinem Bett war!“ Remus musste an dem Gedanken an diese Zeiten tatsächlich grinsen. Er hatte so das Gefühl, dass James so ziemlich der Einzige gewesen war, der nichts, aber auch wirklich gar nichts mitbekommen hatte. Bis heute. Na ja, seit James wieder da war, waren sie ohnehin kaum noch eine Minute lang allein gewesen – gerade das war es ja, was Remus solche Sorgen bereitete, er musste mit Sirius reden... „Remy?“, fragte Sirius, als habe er gemerkt, was der Andere dachte. Natürlich machte er sich Sorgen um Harry, doch er war der Ansicht, dass der sicher zu ihnen kommen würde, wenn er Hilfe brauchte, wissend, dass er sie auch bekommen würde. Remus seufzte etwas. „Du... bist wieder frei,“ murmelte er. „Und warum klang das gerade so, als würde es dir Leid tun?“, fragte der Black nun doch ein wenig irritiert. „Es tut mir nicht Leid, aber... du bist auch frei, dir einen anderen Partner oder einer Partnerin zu suchen,“ sprach Remus ruhig. Zumindest versuchte er es. „Was?! Wovon bitte redest du denn da?“, fragte Sirius, nun doch aufgebracht. Aber das Thema kannte er schon, sie hatten es schon in der Schule auf dem Tisch gehabt. So besitzergreifend der Werwolf auch sein konnte, manchmal schien er aus nichts Anderem als Selbstzweifeln zu bestehen. Er machte eine ausholende Bewegung. „Wer von denen bitte wäre mir treu gewesen oder hätte nur an meine Unschuld geglaubt und mir geholfen!? Remus William Lupin! Bekomm deinen Schädel endlich zurecht! Das Thema hatten wir immer und immer wieder!“, er lächelte etwas, hob Remus’ Kinn, küsste den Anderen, der ihn überrascht über den Ausbruch ansah. „Ich will keinen Anderen, du Dummkopf, also hör auf, dir Sorgen zu machen...“ Remus lächelte etwas. „Du weißt, dass...“ „Remus, du warst es, der zu mir gehalten hat, nicht die vielen Anderen, die wollten nur mein Geld und meinen Namen... ich sagte doch schon, mich wirst du so schnell nicht los...“ „Harry...“ Der Angesprochene drehte sich abrupt herum. Er hatte niemanden gehört, aber das war nicht verwunderlich, er hatte sich schon vor Stunden in der Bücherei verschanzt, ein Buch über magische Geschichte in der Hand. Wie viel Zeit vergangen war, konnte er nicht sagen. Merlin, es machte wirklich Spaß, zu lesen, wenn man kein Kopfweh bekam! Vorgestern war wirklich nicht lustig gewesen, sein Kopf hatte sich angefühlt, als habe er drei oder vier Visionen von Voldemort auf einen Schlag gehabt, alles hatte gebrannt, selbst noch am Abend, dann aber waren die Schmerzen verschwunden und auf ein Mal schien alles, wirklich alles, viel, viel einfacher zu sein. Nanette lächelte, als der Junge zu ihr sah. Sie hatte sich gefreut, als Lucius gefloot hatte, das war keine zehn Minuten her und nun hatte sie eine riesige Überraschung für ihren Enkel, der sich, wie immer, den gesamten Tag nicht gerührt hatte, Mittagessen hatten die Hauselfen ihm vor zwei Stunden gebracht, da er nicht zu lesen hatte aufhören wollen. Es schien ihm wirklich Freude zu bereiten, wieder klar denken zu können. „Harry, leg bitte das Buch weg, ich habe eine Überraschung für dich.“ Harry sah seine Großmutter fragend an, doch er nickte und legte das Buch ordentlich beiseite, stand auf und folgte ihr, verwirrt, um was es denn nun gehen könnte. Überraschungen und Geschenke hatte er wahrlich genug bekommen und morgen durfte er nach Malfoy Manor, etwas mit Draco spielen, aber vor allem sollte er den Stoff aufarbeiten, den er während der Schulzeit der letzten Jahre nur unzureichend gelernt hatte, mit niemand Anderem als Lucius Malfoy und Severus Snape als Lehrer... Nanette lächelte, sie sagte nichts weiter, brachte Harry in den Garten. Harrys Augen wurden immer größer, als sie im Freien waren. Da eine große Sitzdecke ausgelegt, mit vielen Kissen und darauf.... „Ron!“ Nicht nur Ron, da waren auch die Zwillinge! Die Weasleys! Die Rotschöpfe fuhren herum, als sie die vertraute Stimme vernahmen und lachten, Ron war der Erste, der aufstand, auf Harry zu rannte und seinen schmalen, kleinen besten Freund packte, um ihn zu umarmen. Allerdings kamen die Zwillinge nur kurz danach, rissen den schlanken Jungen selbst an sich. Harry lachte, er war so erleichtert! Ron mochte ihn immer noch! Ron war nicht sauer! Vielleicht hatten sie seinen Geburtstag einfach nur aus Versehen vergessen! Er erwiderte die Umarmungen, bevor er mit auf die Decke gezogen wurde, wo er sah, dass die Elfen lauter Süßigkeiten aufgeschichtet hatten. „Wie.. .wie seid ihr hierher gekommen?“ Es war George, der antwortete, ein breites Grinsen im Gesicht. „Ganz ehrlich, wir konnten es selbst nicht so wirklich fassen! Da denkt man sich nichts Böses und befreit den Garten von Gnomen, da steht auf ein Mal Lucius Malfoy vor der Tür und will unsere Eltern – und uns – sprechen! Wir haben einen richtigen Schock bekommen! Und dann meinte er, dass er es gemein von uns findet, dass wir uns nicht bei dir gemeldet haben! Aber das stimmt nicht! Unsere Eulen sind immer zurück gekommen, weil sie dich nicht gefunden haben! Wir haben uns schon so richtig Sorgen gemacht und ...“ „... dann haben wir Alle zusammen angefangen, auf Malfoy einzuschreien, bis der Kopfweh hatte,“ beendete Fred den Satz seines Bruders mit einem mehr als zufriedenen grinsen im Gesicht. „So lang, bis er nachgegeben und gesagt hat, dass er uns zu dir bringt. Tja, und hier sind wir, Knirps!“ Harry lächelte glücklich und lehnte sich an Ron. Sie hatten ihn nicht vergessen! Es war Alles in Ordnung, sie hatten ihm Eulen geschickt, die nur nicht angekommen waren, sicher wussten die einfach nicht, wo die Potters gewohnt hatten. „Aber jetzt raus mit der Sprache!“, rief Ron aufgeregt. „Wie kann das sein, dass dein Dad noch lebt und wie hat er Sirius so schnell frei bekommen?! Komm schon, wir wollen Einzelheiten...!“ Nanette selbst beobachtete die Jugendlichen aus sicherer Entfernung von der Terrasse aus, zusammen mit ihrem Mann, sie tranken beide ihren Nachmittagskaffee. Und sie sahen, dass die Vier ihren Spaß hatten. Erst hatten sie ewig geredet, sich wohl gegenseitig alles, na ja, zumindest fast alles wohl, erzählt, dann waren sie dazu über gegangen, zu spielen, Karten, andere Dinge, am Ende waren sie auch etwas geflogen, Jeder hatte ein Mal den neuen Besen ausprobiert und zu guter Letzt hatten die Zwillinge Harry seine Eule wieder übergeben. Hedwig, die weiße Schneeeule, mit der man ihren Enkel so oft auf den Bildern gesehen hatte. „Oh, unser Kleiner hat Besuch...?“ Nanette wandte sich um, lächelte ihren Sohn und dessen Freunde an. „Wie ihr seht... ich war selbst überrascht, Lucius stand auf ein Mal vor der Tür und meinte, dass die Drei was mit Harry zu klären hätten und seitdem spielen sie zusammen.“ James grinste, vor Allem, als er sah, wie die Zwillinge sich in dem Moment während einer spaßigen Keilerei auf seinen Jungen stürzten. Er wechselte einen Blick mit Sirius – und schon waren sie mitten drin. „He! Das ist...“ „... so was von gar nicht fair!“, brüllten die Zwillinge empört, als sie auf ein Mal von ihrer Beute weg gezogen und überwältigt wurden, mit einem hundsgemeinen Kitzelzauber, der einfach nicht enden wollte! „Herumtreiber gegen...!“ „... ganz normale, einfache Bewunderer!“ Ron kicherte auch, allerdings ohne die Hilfe eines Zaubers, er fand es nur zu toll, zuzusehen, wie seinen Brüdern EIN MAL Jemand das Wasser reichen konnte! Er ging zu Harry, setzte sich neben seinen besten Freund. „Man, du siehst deinem Dad echt verdammt ähnlich!“ Harry lächelte Ron an, nickte dann und holte erst mal in Ruhe Luft, nun, wo er das konnte, ohne befürchten zu müssen, dass was geschah, denn die Zwillinge waren immer noch außer Gefecht. „Hast... du was von Hermine gehört...?“ „Sie hat sich beschwert, dass ihre Briefe an dich Alle zurückgekommen sind. Aber du hast ja jetzt Hedwig, schreib ihr einfach, kannst sie sicher auch hierher einladen, deine Großeltern sind voll nett und dein Dad ist echt cool! Wie der die Zwillinge außer Gefecht gesetzt hat! Und Sirius erst!“ James, der zu seinem Sohn getreten war, grinste und verbeugte sich simultan mit Sirius. „Danke für das Kompliment, die Herrschaften. So leicht führt man keinen Herumtreiber an der Nase herum!“, erklärten sie, bevor sie sich fallen ließen und James seine Hand ausstreckte. „James Potter, Vater von dem da, mit wem habe ich die Ehre?“ Ron lachte, nahm die Hand. „Ron Weasley, das da sind meine Brüder, Fred und George.“ „Ah,“ nickte James, wuschelte Harry durch die Haare. „Gut zu wissen. Also, wenn ihr Lust habt, könnt ihr kommen, wann immer ihr mögt, hier ist genug Platz.“ „Aber Harry muss auch zu uns! Mom will ihn sehen!“ Sirius kicherte. „Und wenn er bis dahin nicht zugenommen hat, wird sie dir deine Ohren so lang ziehen, dass sie selbst noch doppelt verknotet den Dreck auf der Straße auffegen können!“, johlte er James vor. „Sie hat einen regelrechten Mutterkomplex entwickelt, was Harry angeht!“ James hob eine Augenbraue, dann zuckte er mit den Schultern. „Mit der werd ich auch noch fertig,“ meinte er nur, sah wieder zu den Zwillingen, die sich langsam wieder zu beruhigen schienen. Hach, das war aber auch zu gut gewesen. Mal wieder so richtig Spaß und seinen Sohn zu sehen, wie er, wie jeder Junge in seinem Alter, einfach mit seinen Freunden gespielt hatte. Ja, das Leben war toll und Alles war wieder gut, außerdem hatte er nachher noch ein Date – dreizehn Jahre ohne Sex waren mehr als genug gewesen. Er würde noch vor dem Abendessen wieder gehen und den Abend genießen, erst ein nettes Restaurant, das berühmt war für seine gute Küche, dann Disco, anschließend zu ihr und morgens vermutlich direkt von ihr aus zur Arbeit, Pepper-Up und Antikatertrank hatte er schon bereit... „Ah, guten Morgen,“ grüßte Lucius freundlich, als er Harry sah, nun ja, besser gesagt, ihn gerade noch mal rechtzeitig auffangen konnte. Also mit dem flooen hatte der Junge es definitiv nicht. Er war froh, dass seine Überraschung am Vortag geglückt war, er hatte es von Nanette gesagt bekommen, kurz bevor Harry gekommen war. Da hatte sich das Diskutieren mit der Matriarchin der Weasleys wenigstens gelohnt. Als würde er seinem eigenen Patensohn etwas tun! Pah! Das war doch einfach nur lächerlich! Harry lächelte Lucius schüchtern an, er musste sich immer wieder zusammenreißen, den Aristokraten nicht zu siezen, aber das war ihm streng untersagt worden. Immerhin hatte er erfahren, dass der Mann sein zweiter Pate war. Also Familie. Auch, wenn das immer noch wirklich, wirklich komisch war. Aber seine Großmutter hatte es ihm erklärt, die Zauber, die Dumbledore angewandt hatte, um eine Feindschaft zu erschaffen, wo vorher Freundschaft gewesen war, so seltsam es auch klingen mochte. Zuzutrauen war es dem Mann unter allen Umständen. Es zu fassen war es was Harry immer noch Probleme bereitete. „Guten Morgen,“ brachte auch er heraus, nachdem er sich sicher war, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Lucius lächelte und nickte, lief voran, sah aber zu, dass Harry ihm folgte. „Solltest du dich hier drin nicht zurechtfinden, ruf einfach nach Tibbs, er kann dich dann überall hin bringen,“ erklärte er als Erstes. „Du weißt, dass es darum geht, dass du nachholen kannst, was du bisher in der Schule versäumt hast?“ Harry nickte erneut. Ja, das wusste er und er war dankbar darum. Er wollte nicht schlechter sein, als nötig. Er hätte oft gern mehr gemacht, aber jedes Mal hatte ihm der Kopf so weh getan... „Gut, dann fangen wir heut Morgen mit Tränken an, da kann man sich am besten konzentrieren, Severus wartet schon im Labor, lass dich nicht von seiner Laune beeindrucken. Und wenn ihr fertig seid, dann wird er vermutlich mit Kräuterkunde weiter machen wollen, wenn ihr schon dabei seid. Ich habe auch schon einige gute Bücher raus geschrieben, die ihr sicher auch in eurer Bücherei habt für Fächer wie Magische Kreaturen und Geschichte, mit mir machst du dann später Verteidigung und Zaubersprüche, während Sev sich endlich allein in seinem Labor verbarrikadieren darf.“ „Und... Verteidigung?“, fragte Harry leise. Er wusste, es war eigentlich sein stärkstes Fach, aber er hasste es im Grunde, er mochte nicht kämpfen und er wollte auch kein Auror werden, und wenn sein Vater hundert Mal einer war, er hatte schon mehr als genug Blut und Tod gesehen, er brauchte nicht noch mehr davon. „Darin bist du gut genug,“ winkte Lucius ab. „So, wie im Duellieren auch. Immerhin hast du Draco mehrfach besiegt. Wir wollen uns auf die Dinge konzentrieren, wo deine Noten nicht so gut sind.“ Erleichtert nickte Harry, blieb stehen, während Lucius klopfte und ließ sich, als die Tür sich öffnete, in den Raum schubsen. Es war ein Labor, allerdings nicht so düster wie das in Hogwarts, es hatte mehrere hohe Fenster, moderne Arbeitsflächen und glänzende Kessel, selbst der Zutatenschrank schien besser ausgestattet. Severus hatte sich nicht mal umgedreht, als die Tür aufgegangen war, die Stunde für Potter (wie er so dumm gewesen sein konnte, das auch nur anzubieten, war ihm weiterhin ein Rätsel und die Erklärung seines Lovers war gleich noch etwas dümmer) war schon vorbereitet, er selbst hatte gerade den Wolfsbanntrank so weit, dass er noch ein paar Stunden simmern musste, dann aber fertig war. Konnte Potter ihn gleich mit zu seinem Streichelwolf nehmen. Wieder ein Weg gespart. Er würde heut noch genug Kopfschmerzen bekommen und sein Magen meldete sich auch schon wieder lautstark zu Wort. „Severus, Harry ist hier. Ihr könnt anfangen – und denk dran, sei nicht immer so schlecht gelaunt...“, Lucius zwinkerte dem Jüngeren zu, schob Harry neben seinen Lover und wandte sich um. „Ich seh euch Beide dann zu Mittag, es wäre schön, wenn ihr dann noch leben und mein Anwesen noch stehen würde.“ Severus knurrte nur, wobei er nicht so genau wusste, wen er anknurrte, er tendierte zu Lucius, aber sicher war er sich nicht mehr. Er wartete, bis die Tür zugefallen war, bevor er sich umwandte und Potter von Oben bis unten musterte. Der Junge war immer noch bleich und dürr und verschreckt, aber er sah trotzdem besser aus. Das war wohl das fehlende Kopfweh. Ob das Ganze auch so was gebracht hatte, würde er wohl erst jetzt dann erfahren. Er hatte einen Trank aus dem vierten Schuljahr gewählt, den Harry grausig versaut hatte – zusammen mit dem Klassenzimmer nebenbei bemerkt. Allerdings würde er es dieses Mal anders angehen und die einzelnen Zutaten mit beschreiben und ihre Wirkung aufeinander. Vielleicht würde es ja dann endlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Sir?“, fragte Harry vorsichtig. Er kam sich ein wenig fehl am Platze vor, wie er hier rum stand. Severus bemitleidete sich ein weiteres Mal selbst, nur konnte er dieses Mal noch nicht mal Dumbledore der falschen Ratte die Schuld geben, sondern nur sich selbst. Doch dann hatte er sich wieder im Griff und wandte sich zu Potter um, deutete auf den Arbeitstisch, der im sicheren Abstand zu dem Wolfsbann trank. Man konnte ja nie wissen... „Ich werde ein Mal erklären, was du zu tun hast, Potter,“ erklärte Severus knapp, deutete auf den Stuhl, wo ein Heft und Stifte lagen. Er hatte den Jungen lang genug beobachtet, um Muggelkulis zu besorgen, statt weitere Federn zu opfern, mit denen er nur riesige Tintenkleckse zu hinterlassen pflegte. „Ich werde ein Mal alle Zutaten, ihre Wirkung und die Kompatibilität mit anderen Pflanzen erklären, sowie ihre Zubereitungen, danach werden wir mit dem, was hier liegt, den Trank machen, den du vor den Ferien so großartig versaut hast, dass ich schon wieder das Klassenzimmer renovieren durfte! Das werden wir jeden Tag machen, bis ich Zutaten und Verarbeitung in deinen Schädel geklopft habe. Verstanden?“ Harry nickte, er erinnerte sich nur zu gut an dieses Desaster. Er hatte es versucht, es wirklich versucht, sich konzentriert, aber kaum nach der Hälfte war ihm schier der Schädel geplatzt und natürlich war sein dummer Trank in die Luft gegangen. Er hoffte wirklich, dass ihm das dieses Mal nicht wieder passieren würde. Er hörte zu, wie Snape Alles noch mal erklärte, schrieb mit, beobachtete, wie dessen lange, schlanke Finger über die verschiedenen mehr oder minder appetitlichen Zutaten strichen, die am Ende einen Trank ergeben sollten, der feuerresistent machte, zumindest für eine Weile. Laut Ron musste Charlie so was oft benutzen, im Drachenhort. Was ja auch logisch war. Severus beobachtete, sie Harry arbeitete, zur Abwechslung mal konzentriert und sogar interessiert, wenn er sich nicht irrte, aber das konnte auch nur Einbildung sein. Immerhin war das hier ein Potter. Er unterrichtete den Jungen etwa eineinhalb Stunden über die Zutaten, dann deutete er auf das eigentliche Rezept. „Hier ist genau beschrieben, was zu tun ist, selbst du solltest das jetzt zustande bekommen, ohne Andere in Lebensgefahr zu bringen.“ Und Harry schaffte es. Er freute sich wie ein kleines Kind, als der Trank etwas wurde und Snape hatte nur zwei Mal eingreifen müssen, um seine Rührgeschwindigkeit zu verändern. Es war im Grunde ganz einfach wenn man verstand, wie die Dinge miteinander reagierten. „Das ist tolerabel,“ stellte Severus schließlich fest. Es sah so aus, als habe er wenigstens nicht gegen die Wand geredet, denn dann wäre er wohl wirklich sauer geworden. „Füll es in die Flaschen ab, es ist brauchbar, danach gehen wir durch die Gewächshäuser, nimm Block und Stift mit, wir werden weiter an der Verwendbarkeit von bestimmten Pflanzen arbeiten.“ Harry nickte, vorsichtig füllte er die Sachen ab, reihte die Flakons auf und folgte Snape, er hörte weiter zu, merkte sie die Pflanzen und wie man sie zu versorgen hatte. Es war, wie bei den Tränken, eigentlich wirklich einfach, wenn man die Geduld mitbrachte, nachzudenken. Einige der Pflanzen zeigten sich sogar, nach einer Weile, anhänglich wie Hunde und ließen die Köpfe hängen, wenn man weiter ging. Severus beobachtete seinen Schüler vom Eingang des Gewächshauses aus. Potter stellte sich wirklich alles Andere als dumm an, er war sogar, entgegen seines Rufes, sehr, sehr vorsichtig und geduldig, er machte, was man ihm sagte, was fast schon erschütternd war und er machte es auch noch ordentlich. Nun, zumindest wurde Potter damit in dem Jahr hoffentlich nicht so katastrophal abschneiden, wie die Jahre davor. Das machte er sich hiermit zu seinem persönlichen Ziel, wenn er den Bengel schon unterrichtete, in seiner wenigen Freizeit, erwartete er zumindest Ergebnisse, die mit denen von Draco gleich zogen. „Komm jetzt,“ befahl Severus knapp. „Das Mittagessen wird gleich serviert und danach wartet noch eine Liste von St. Mungos mit hochkomplizierten Tränken, die ich abzuarbeiten habe!“ Harry nickte, er sammelte die Arbeitsgeräte wieder ein, wusch sie und legte sie an Ort und Stelle zurück, bevor er Stift und Block wieder an sich nahm und dem Tränkemeister folgte, in einen kleinen Salon, ähnlich dem, in dem auch seine Großeltern und sie immer aßen, ein Familienzimmer hatte sein Dad es genannt, der große Saal wurde nur bei Gästen oder bei Feiern benutzt. Wie zu seinem Geburtstag. Lucius sah auf, als die Beiden kamen, Harry mit einem Block unter dem Arm, Severus mit kühlem, aber wenigstens nicht zornigem Gesicht, das Haus stand noch, beide lebten, es musste also ziemlich gut gelaufen sein, schloss er amüsiert. „Ich sehe, ihr lebt?“ „Offensichtlich,“ knurrte Severus nur zurück, setzte sich und belud erst mal seinen Teller. Zu seinem Entsetzen war es nicht das übliche, feine Essen, was sonst hier aufgetischt wurde, sondern Spaghetti mit roter Soße. Toll, wirklich! Das würde er Lucius heimzahlen, spätestens heut Abend! Der Andere wusste genau, dass er Spaghetti und Pizza nun wirklich nicht mochte! „Und ab jetzt ist er dein Job!“ Lucius grinste, als er das hörte. „Das weiß ich,“ meinte er nur, lächelte Harry dann an. „Denk dir nichts, er ist immer so gut gelaunt, das ist seine Art zu sagen, dass alles in Ordnung ist, Sorgen muss man sich immer erst dann machen, wenn er anfängt, nett zu werden – oder alternativ sauer. Aber das hast du sicher auch schon raus gefunden.“ Der Rest der Ferien ging friedlich vorbei, sogar richtig schön, wie Harry feststellte. Zumindest in seinen Augen, auch, wenn Ron herum grummelte, dass er viel zu viel lernen musste und dann auch noch mit Snape und Malfoy Senior. Die Sache mit Draco hatte auch mehrere Wochen gebraucht, bevor Ron sich mit dem Konkurrenten um ihre Freundschaft abgefunden hatte. Aber Harry mochte Draco wirklich, denn wo der Rotschopf immer laut und abgedreht war, behielt Draco die Ruhe und er hatte jetzt schon einige der Sprüche seines Vaters perfekt drauf. Und ihm persönlich machte das Lernen ja auch Spaß, nun, wo es ihm nicht mehr nur Kopfweh verursachte. Harry liebte es, wie langsam alles einen Sinn zu ergeben begann, die Pflanzen und die tierischen Zutaten in den Tränken, es ergab einen Sinn, wie sie zusammenspielten und wirkten, was sie erreichten. Auch waren Pflanzen nicht mehr Horror, so wenig wie Tränke, es machte Spaß, richtigen echten Spaß. Sein Dad zog ihn immer auf, weil er inzwischen auch in seiner Freizeit gern im Tränkelabor der Potters verschwand, wo er seiner Großmutter half, Heiltränke herzustellen. Er mochte seine Oma wirklich, langsam begannen sie auch, ein normales Verhältnis aufzubauen, auch, wenn er immer noch zurückhaltend war. Es war Harry wirklich schwer gefallen zu akzeptieren, dass das alles mehr sein sollte, als ein vollkommen verrückter, wenn auch schöner Traum. Dass auch ihm mal was Gutes wiederfahren konnte, Gerechtigkeit nicht nur für Andere galt. Auch Hermine hatte ihm zu seiner Familie gratuliert und war entsetzt über das, was Dumbledore offensichtlich getan hatte, denn das hatte sogar im Ausland, wo die Hexe mit ihren Eltern den Urlaub verbrachte, die Runde gemacht. Na ja, heut würde er sie ja wiedersehen. Er sah zu seinem Dad und seinen Großeltern, die da standen, am Gleis, wo gerade der Zug eingefahren war. Es wurde Zeit. Ron würde sicher auch bald da sein. James lächelte seinen Sohn an, drückte ihn an sich, so, wie Sirius und Remus auch. „Und vergiss ja nicht, mir zu schreiben,“ grinste er, übergab Harry seine geschrumpften Koffer sowie den leeren Eulenkäfig. Hedwig war voraus geflogen. Harry erwiderte die Umarmung, nickte dann. „Ich... bis Weihnachten,“ murmelte er. Er wollte nicht gehen, er hätte nichts dagegen gehabt, dass es blieb, wie es war, dass er bei seinem Dad hätte bleiben können, aber das ging nun mal nicht. Er würde den Anderen nur an Wochenenden in Hogsmeade sehen, wenn der Zeit hatte, oder ihm Briefe schreiben müssen. Aber das erste Mal freute er sich richtig auf Weihnachten, es würde Weihnachten mit seiner Familie, mit seiner richtigen Familie sein. James grinste: „Und denk dran – treib sie alle in den Wahnsinn, Snivvie allen voran!“ Oh, was würde er darum geben, selbst noch mal so jung zu sein, wie sein Junge und die Schule erneut mit seiner Truppe in Angst und Schrecken versetzen zu können! Das wäre himmlisch! Aber gut, er versetzte seine Auroreneinheit in Angst und Schrecken, das war fast genauso gut. Und er tat es mit Siri zusammen, statt mit Remus der immer bremsen wollte und mit Severus, der schon damals eine Spaßbremse schlimmer als der Werwolf gewesen war. Denn den hatte er auch früher schon nur bedingt gemocht. Harry lächelte nur gezwungen. Das war eines der wenigen Themen, die er fürchtete. Er mochte Snape, er mochte den Mann wirklich, der einen guten Teil der Ferien geopfert hatte, um ihm zu helfen. Nie würde er diesen ärgern. Aber sein Vater war oft gemein zu diesem, Remus hatte gemeint, dass das auch noch mit den veränderten Erinnerungen zusammenhing und mit einigen anderen Fakten, die es nun mal nicht gerade leichter machten. Und die Tatsache, dass die Beiden nie wirklich dick befreundet gewesen waren. Er winkte den Anderen, umarmte Sirius ein weiteres Mal und ging in den Zug, wo er sich ein Abteil suchte, das er blockierte. In den Ferien hatte er auch andere Freunde von Draco kennen gelernt und einen guten Teil mochte er auch gern. Er hatte nicht vor, in der Schule so zu tun, als würde es nicht stimmen, er musste nichts verstecken, immerhin war Dumbledore nicht mehr dort. Nein, im Gegenteil. Niemand Anderes als Lucius Malfoy hatte den Job als Direktor bekommen und er war wenig begeistert darüber gewesen, aber er hatte angenommen, denn es war eine Beförderung, wenn auch eine, die schlecht bezahlt wurde, doch er konnte Kinder schützen. Harry hatte sich gefreut, als er das erfahren hatte, wirklich und ehrlich. Er mochte Dracos Vater sehr, sehr gern und manchmal beneidete er den Anderen um die ruhige Art seines Dads, die er bei seinem Eigenen so vermisste. Ja, er liebte seinen Dad, das tat er wirklich. Aber es war so schwer. Einfach nur mit ihm zu reden, richtig, ernsthaft, schien so gut wie unmöglich. Über seine Ängste oder über das, was geschehen war, vor allem durch Cedrics Tod. Eher würde er mit Lucius darüber reden, selbst mit Severus, aber ... nicht wirklich gern mit seinem Vater. Dann noch eher mit seinen Großeltern. Oder Remus. Mit geschlossenen Augen lehnte Harry sich zurück. Es war toll, eine Familie zu haben, aber trotzdem... er fühlte sich oft verpflichtet, den Anderen was vorzuspielen, damit sie sich keine Sorgen machen würden, er konnte immer noch nicht sein, wie er wollte. Dad erzählte ihm immer noch, wie toll es wäre, würde er auch Auror werden. Dem Älteren zu sagen, dass das seine persönliche Horroraussicht war, brachte er nicht übers Herz. Dabei würden andere Dinge ihn viel mehr reizen. Tränke, albern, wie es sich anhörte. Heilen. Irgendwas, das keine Gewalt beinhaltete. Davon hatte er genug für mehrere Leben gesehen und immer noch Alpträume. Und Angst. Noch etwas, was er niemandem gesagt hatte. James war kein Vater zu dem man ins Bett kriechen konnte, wenn man schlecht geträumt hatte, was er dauernd tat. Von seinem Onkel, von den Ereignissen beim magischen Turnier, von seiner Angst unter Wasser zu geraten und keine Luft mehr zu bekommen. Oft ging es so weit, dass er sich an den einzig sicheren Ort flüchtete, den er kannte – einen Schrank. Wenn er nachts aufwachte, konnte er oft nicht mehr einschlafen, er war schweißgebadet und zitterte, also duschte er sich und verkroch sich meist in seinen Kleiderschrank, bis er sich wieder beruhigt hatte. Peinlich für einen Jungen in seinem Alter, aber zu seinem Vater gehen... das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Mit James mochte man Pferde und Kühe stehlen können – aber ernst reden ... eher nicht. Aber man schien ja immer zu wollen, was man nicht haben konnte, denn Draco würde Einiges darum geben, jemanden wie James zum Vater zu haben. Und Ron und die Zwillinge auch, wenn er so darüber nachdachte... Vielleicht war es doch einfach nur er, der falsch gepolt war, in mehrfacher Hinsicht nicht richtig tickte. Er schloss die Augen, doch in dem Moment wurde schon die Abteiltür aufgerissen. Harry fuhr zusammen und musste sich am Sitz festklammern, um die Hand nicht vors Gesicht zu reißen, doch da schlangen sich schon Arme um seinen Hals und er sah eine Mähne dunkler Locken. „Mine“, stellte er fest, erwiderte die Umarmung kurz, bevor er sie löste und dem Mädchen half, ihre Koffer am Netz abzustellen. „Harry! Du siehst viel besser aus, als sonst! Das ist wirklich gut! Und du hast deinen Dad wieder! Wie ist es so, eine Familie zu haben? So, wie du es dir gewünscht hast? Und wie waren die Tränkestunden in den Ferien? Ist Malfoy wirklich dein Freund geworden? Und die Zwillinge! Du Verrückter hast nicht dein ganzes Geld in deren...?!“ „Mine,“ lachte Ron, drückte seine Freundin auf die Bank zurück. „Lass Harry doch um Himmels Willen antworten und hol von Zeit zu Zeit Luft! Er hat dir doch auch immer geschrieben!“ „Ja, aber warum ist Harry dann nicht draußen? Wenn sein Dad...?“ „Sirius, Remus und er müssen zur Arbeit,“ gab Harry ruhig zurück. „Sie haben mich her und in den Zug gebracht, dann mussten sie gehen,“ rechtfertigte er seinen Vater. „Sonst hätt ich sie dir vorgestellt, aber sie wollen versuchen, beim nächsten Hogsmeade Wochenende da zu sein. Dann kannst du sie kennen lernen...“ Hermine runzelte die Stirn, musterte Harry eine ganze Weile. Nun, rein körperlich sah er besser aus und er hatte gesunde Farbe im Gesicht, aber etwas stimmte trotz und alledem nicht, aber gut, das würde sie auch noch raus bekommen. „Schade, dass Remus nicht mehr unterrichtet. Oder Sirius... das hätte sicher Spaß gemacht.“ „Das stimmt!“, grinste Ron sofort, der bei der Idee Feuer und Flamme war. Denn Harrys Dad und Sirius waren einfach nur cool und der Unterricht bei Remus hatte im vorletzten Jahr einfach nur Spaß gemacht, riesigen Spaß. Harry lächelte etwas schief. Er wusste selbst nicht, ob er dankbar war, dass sein Vater nicht unterrichtete, oder nicht. „Sie... wollen Dumbledore fangen,“ erklärte er leise, sah dann wieder aus dem Fenster, wo Lucius Malfoy immer noch stand, seine Hand auf Dracos Schulter, ihm etwas ins Ohr flüsternd, woraufhin der Blonde seine Augen verdrehte und in den Zug stieg. Und das tat der Andere, obwohl sie sich spätestens beim Abendessen eh wiedersehen würden. Das hatte der Langhaarige jedes Jahr getan. „Und Voldemort.“ Dass Ron zuckte, beachtete Harry nicht. „Na, immer noch besser, als wenn Jemand mal wieder verlangt, dass du das machen musst,“ gab Hermine nur zurück, sah warnend zu Ron, der zu einer sicher dummen Antwort ansetzen wollte. „Wär doch toll, wenn das Schuljahr zur Abwechslung mal friedlich verlaufen würde, oder?“ „Ja,“ gab Harry hoffnungsvoll zurück. Kapitel 6: Blutfeder -------------------- „Meinst du, es war gut, dass er zur Schule ist?“, fragte Nanette ihren Mann beim Abendessen. Sirius und Remus waren schon eine Woche vor Ende der Ferien in das Blackanwesen gezogen, das Sirius vollständig hatte renovieren lassen, ihr Sohn war wieder mal irgendwo in einem magischen Club unterwegs, oder auch in einem Muggelclub, das wusste man nie so genau. Sebastian musterte seine Frau, stellte seine Tasse vorsichtig zurück auf den Unterteller. Er ahnte, worauf das hinauslaufen würde, sie hatten schon öfter darüber gesprochen. „Ich weiß es nicht,“ wiederholte er seine Meinung. „Er hat dort immerhin einige Freunde. Du hast die Meisten doch auch kennen gelernt. Ich denke nicht, dass er sich da einsam fühlt. Er kam doch auch hier gut klar.“ „Ich... habe einfach ein schlechtes Gefühl...“, wiedersprach Nanette. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass Harry eine Maske trug, dass er nicht zeigte, wie er dachte oder fühlte. Das hatte er vermutlich nur ein einziges Mal getan, krank, fiebrig und geschüttelt von Alpträumen, als er sich weinend an seinen Vater geklammert hatte. Sie wusste, der Junge war nicht so fit, wie alle dachten, aber der Einzige, der ihr offen gesagt hatte, dass er diesen Verdacht teilte, war Remus. James wollte, dass sein Sohn in Ordnung war, denn er wollte seinen Spaß, seine Freiheit, sein neues Leben genießen, nicht sich um einen psychisch angegriffenen Teenager kümmern. Oh, Nanette liebte ihren Sohn, aber erstens hatte er zu früh geheiratet, dann zweitens, das falsche Mädchen und drittens war er zu früh Vater geworden. Und sie selbst kam einfach nicht an Harry heran. Die Einzigen, die das zu schaffen schienen, waren Lucius Malfoy und Severus Snape, die das noch nicht mal merkten. Sebastian legte seine Hand auf die seiner Frau, lächelte sie etwas an. „Mach dir nicht so viele Sorgen, Harry hat in der Schule Leute, die auf ihn achten und wenn was ist werden wir sofort benachrichtigt, dann können wir uns immer noch Gedanken um eine andere Lösung oder einen Schulwechsel machen. Wobei ich denke, dass er sich dem, was da geschehen ist, eher stellen sollte, als wegzurennen. Meinst du nicht auch?“ „Er ist fast noch ein Kind,“ erinnerte Nanette. „Er bräuchte Hilfe, um so was zu verarbeiten. Wir.. nehmen das auf eine zu leichte Schulter.“ Sebastian runzelte seine Stirn. Nein, er dachte nicht so. Harry war ein guter, wenn auch recht stiller Junge. Eine angenehme Abwechslung zu seinem aufgedrehten, hyperaktiven Vater. Er las gern, beobachtete das Wetter und Tiere und liebte Schokolade. Für ihn klang das ganz normal. Seine Frau sah einfach immer überall Gespenster. „Schatz, lass den Leuten doch einfach ihre Einstellungen und ihre Zeit, sie wären sicher dankbar darum. Wir können uns um Harry kümmern, wenn es nötig ist, aber vorher ist das wohl kaum erforderlich. Harry wird es schon sagen, wenn er Hilfe braucht, er weiß, dass wir da sein werden.“ Und genau da lag in Nanettes Augen der Hase im Pfeffer begraben. Harry würde nicht kommen, wenn er Hilfe brauchte, der Junge war es zu sehr gewohnt, alles allein machen zu müssen, er hatte nie gelernt, Erwachsenen zu trauen. Warum sollte er es nun, auf ein Mal, tun? Aber sie gab nach, sie wusste, Sebastian konnte so stur sein, wie sein Sohn: „Also gut, lassen wir das Thema ruhen...“ Aber sie wusste, das dicke Ende würde noch kommen und es würde sie mit voller Wucht treffen, unvorbereitet und heftig und in wer weiß was für einer Form. Langsam kämmte Harry durch den weichen Flaum seine Eule, den Blick auf den Halbmond gerichtet. Eine Träne schimmerte auf seiner Wange. Es war tiefste, schwärzeste Nacht und er hoffte, dass nicht ausgerechnet Snape beschloss, doch noch mal einen überraschenden Rundgang durch die Schule zu machen, denn er war sich sicher, dass er dann entdeckt werden würde. Auch, weil er in seiner Eile, hierher zu kommen, seinen Tarnumhang vergessen hatte. Aber er hatte es nicht mehr ausgehalten. Im Potter-Manor waren seine Alpträume schon wieder schlimm genug gewesen, doch nun, wo er hier war, waren sie noch mal schlimmer geworden. Er hatte abends Angst vorm Einschlafen und es fiel ihm wieder mal schwer, sich zu konzentrieren, vor lauter Müdigkeit. Er hatte schon mehrfach überlegt, ob er nicht Traumlostrank brauen sollte, oder vielleicht alternativ auch einen Aufputschtrank für tagsüber, aber es würde Severus auffallen, wenn so viele Zutaten fehlen würden und für beide Tränke brauchte er Dinge, die der Apotheker seinen Erziehungsberechtigten melden würde. Und da sein Dad die Briefe, die er schrieb kaum überflog und noch knapper beantwortete, würden seine Großeltern es durchsehen – und Fragen stellen. Was er nicht wollte. Also war er dauernd kaputt. Draco hatte schon was gemerkt, der Blonde hatte ihn mehrfach darauf angesprochen, ob es ihm gut ging, er hatte es auf eine Erkältung geschoben, aber er wusste, das war eine Ausrede, die er auch nicht mehr ewig nutzen konnte. Merlin, er wünschte sich, zu Hause geblieben zu sein. Er hätte auch jeden Tag gelernt und Hausaufgaben gemacht, aber hier fühlte er sich überfordert. Viel erinnerte ihn immer wieder an letztes Jahr, an Cedric, an das, was geschehen war. Seine Freunde... ja, die hätte er wohl vermisst, aber hier... Alles erinnerte ihn an das, was geschehen war und daran, dass immer noch zwei Irre da draußen waren, die seinen Kopf wollten. Er strich über seine blutige Hand. Und wieder mal war da ein Lehrer, der ihm was Böses wollte. Obwohl er nichts getan hatte! Was hatte Harry der Frau getan? Abgesehen von existieren! Er war gut in dem Fach, das sie unterrichtete, obwohl er Gewalt hasste. Er hatte gelernt, auch, wenn es ihm sinnlos vorgekommen war, hatte getan, was gefordert und doch hatte er schon zwei Nachsitzstunden hinter sich, in den ersten beiden Monaten. Und jedes Mal war er mit dieser Feder traktiert worden, weil er eben ein Lügner sei und lernen müsse, die Wahrheit zu sagen! Aber er hatte doch gar nicht gelogen! Voldemort war wieder da! Und sein Vater auch! Die Presse hatte über seinen Dad sogar geschrieben! Mehrfach hatte er überlegt, seinem Dad von diesen Stunden mit der Irren zu schreiben, aber er hatte jedes Mal, wenn er einen der wenigen Briefe seines Vaters bekam, den Eindruck, dass der sie bestenfalls überflogen hatte. Wer wusste, am Ende würde er nur Anweisungen für Streiche gegen die Frau bekommen... Und mit wem sollte er dann reden? Seit sie wieder in der Schule waren, waren sowohl Snape als auch Malfoy einfach nur noch Lehrer und Ron würde alle rebellisch machen, Hermine ihm sagen, dass er einfach den Mund halten solle... noch ein paar Wochen, in drei Wochen waren Weihnachtsferien, dann konnte er zurück, dann war er weg von hier, dann konnte er sich vielleicht etwas aufruhen, sich einreden, dass das hier der schlechte Traum sein würde. Aber wie er es dann überstehen sollte, wenn er wieder zurück musste, das war Harry ein Rätsel. Er kam sich so allein und verlassen vor, wie er es getan hatte, als er gedacht hatte Vollweise ohne Verwandten zu sein. Und wieder einmal beneidete er Draco um dessen Vater, der erst mal ruhig nachforschte, was los war und dann das Richtige tat, scheinbar immer. Und da war noch was, etwas, das mehr als peinlich war... er wollte Lucius nicht als Vater, nicht wirklich, eher... Merlin, war er krank! Der Mann könnte vom Alter her sein Dad sein, aber... er wollte ihn! So, wie Severus ihn hatte... Aber das war noch so eine Unmöglichkeit. Er hatte die Beiden gesehen, zufällig, als er zu Lucius hatte gehen wollen, um mit Diesem zu reden. Sie hatten sich geküsst, vor dem Büro des Direktors. Als er das Draco erzählt hatte, hatte der gelacht und ihm im Vertrauen gesagt, dass die Beiden schon lang zusammen waren, dass Lucius froh gewesen war, einen Grund zu finden, sich von Narcissa scheiden zu lassen, um offen, oder was immer er unter offen verstand, mit Severus zusammen sein zu können. Vielleicht war das auch ein Grund, warum er nichts gesagt hatte, warum er eigentlich gekommen war. Er wollte Abstand von den beiden Männern, die der Mittelpunkt seiner heißesten Phantasien waren. Denn eigentlich... hatte Lucius ihm ja gesagt, er könne jederzeit kommen... Er brachte es nur nicht über sich, den Mann anzusehen, ohne an das zu denken, was er nie würde haben können. Liebe... Langsam sollte er wirklich aufgeben. Er wusste, Ginny wollte immer noch was von ihm, vielleicht auch eher schon wieder oder nun erst recht, so genau ließ sich das nicht sagen, aber sie wollte ihn. So, wie die Hälfte der Mädchen dieser Schule, auch die, die älter waren. Doch sie Alle... waren ihm eher unheimlich, als irgendwas Anderes. Vielleicht vor Allem, weil er nun Umbridge kennen gelernt hatte. Merlin, sein Leben war einfach nur scheiße... „Harry?“, fragte Draco ruhig. Weihnachten war vorbei und sie saßen im Zug zurück nach Hogwarts. Der Blonde machte sich inzwischen wirklich Sorgen. Sein neuer Freund sah aus, wie ein Handtuch, schneeweiß und mit Ringen unter den Augen, als habe er selbst in den Ferien kein Auge zugetan. Er hatte sogar schon mit seinem Vater darüber geredet, der versprochen hatte, sich um Harry zu kümmern, sobald er wieder etwas Zeit haben würde. Aber Draco hatte so das Gefühl, dass es dann zu spät sein könnte, Harry schien vollkommen am Ende zu sein. Hatte sein Vater das denn nicht gesehen? Sein eigener Dad wurde schon hysterisch und packte ihn mit Wärmflaschen ins Bett, in dem Moment, wo er einmal zu oft niesen musste! Harry lächelte nur schief: „Was denn?“, fragte er. Weihnachten... er hatte es sich anders erhofft und erwünscht, als es gewesen war. Oh, es war schön gewesen, mit Sirius und Remus und seinen Großeltern. Aber sein Dad war ziemlich früh gegangen, gerade so, dass er Harry noch sein Geschenk hatte geben können, weil er eine Verabredung gehabt hatte. Er hatte nicht mit Dad reden können, über die Lehrerin und er traute sich nicht, seiner Großmutter die Wunde zu zeigen, die einfach nicht heilen wollte. Mehr als einmal war Harry versucht gewesen, nach Malfoy Manor zu reisen, zu Lucius und Severus, wo er sich sicher gefühlt hatte, in den Sommerferien, aber jedes Mal hatte er dann gedacht, dass sicher auch die Beiden über ihn lachen würden. Und außerdem... wie lange konnte es schon dauern, bis die beiden merken würde, dass ein unreifer Teenager sich in sie, zwei erwachsene Männer, verliebt hatte? „Was ist los? Du siehst schrecklich aus!“ Harry lächelte schief: „Ich... hab die Nacht nicht gut geschlafen...“ Keine direkte Lüge. Nur war es eben nicht die erste Nacht, die er schlecht oder eben inzwischen gar nicht mehr geschlafen hatte. Er war am Ende, er wusste es. Aber er hatte vorgesorgt. Er hatte Muggel Makeup gekauft, um seine Augenringe zu verstecken. Und seine Großmutter ein paar Flaschen Traumlostrank gemopst. Nicht viele, so dass es nicht auffallen würde, aber genug, um etwas zu haben, wenn es wirklich schlimm werden würde. „Wie... war dein Weihnachten?“ Und prompt ließ Draco sich ablenken, erzählte stolz von seinen Geschenken und der Feier mit seinem Vater und Patenonkel. Fast die gesamte restliche Fahrt über. Ja, Draco hatte das Weihnachten gehabt, was Harry gern gehabt hätte, stellte Harry fest. Sein Dad und Snape hatten ihm geschenkt, was er sich gewünscht hatte. Sie waren Weihnachten zu Haus geblieben und hatten es als Familie verbracht. Alle zusammen. Vor einem Kamin, einem Weihnachtsbaum und mit verpackten Paketen. Nicht wie die Potters. Na ja, eigentlich war es nur Dad gewesen, der gegangen war, aber das hatte Harry weh getan, richtig weh getan, da der Andere auch sonst in diesen Ferien kaum da gewesen war. Er hatte sich nicht frei genommen, wie die meisten anderen Eltern, die ihre Kinder ja nur noch in den Ferien sehen konnten, er war arbeiten gegangen. Sirius war aber wenigstens Weihnachten geblieben, statt dann auch noch zu einem Date mit Irgendwem zu gehen! Und dann noch die Enttäuschung über das Geschenk seines Vaters – das hatte einfach nur weh getan. Mehrfach hatte er gesagt, dass er sich nichts wünschte, als Weihnachten mit allen, bekommen hatte er ein ‚Schnupperpraktikum’ bei den Auroren. Er wollte das nicht! Er konnte da nicht hin, egal, wie begehrt diese Plätze auch sein mochten! Er wollte nicht noch mehr kämpfen und trainieren! Wie früher... warum hörte sein Dad nur nie zu..? Warum konnte sein Vater nicht erwachsen sein...? Als sie ankamen, redete Draco immer noch, so, dass Harry seinen Mund nicht öffnen musste, er schaffte es sogar irgendwie, in den Schlafsaal zu kommen, ohne bemerkt zu werden, wo er sich in sein Bett verkroch. Essen würde er ohnehin nicht herunter bekommen. Stattdessen opferte er einen der wenigen erbeuteten Traumlostränke, schluckte ihn, schnappte sich Remus’ Weihnachtsgeschenk, einen kleinen Wolfsteddy und verkroch sich unter der Decke... Nanette kochte vor Wut, oh, ihr gediegener Sohn wusste schon, warum er ihr im Moment aus dem Weg ging! Wenn sie den zwischen die Finger bekommen würde! Sie konnte es immer noch nicht fassen! Wie hatte James das tun können? Was DACHTE sich der Junge nur dabei?! An Weihnachten verschwinden, um mit Irgendwem eine heiße Nacht zu verbringen, statt in der wichtigsten Nacht des Jahres bei seiner Familie zu sein, bei seinem Sohn, der sich nichts mehr gewünscht hatte, als Weihnachten mit der Familie! Verdammt noch mal, nicht mal Sirius hatte das getan! Der war da gewesen! Und Remus! Sie waren Alle da gewesen, nur James nicht! Der hatte seinem Kind dessen Geschenk in die Hand gedrückt, war gegrinst und wieder gegangen! Das Geschenk, dass Harry seinem Vater besorgt hatte, stand immer noch ungeöffnet auf dessen Bett. Außerdem ahnte, nein, eigentlich wusste Nanette es, dass der Dummkopf noch nicht mal die Briefe seines Kindes richtig las. Sie hatte Einige davon gefunden. Hätte James sie gelesen, wäre er alarmiert gewesen und auf dem Weg in die Schule, um zu sehen, was da abging! Das, was sie und selbst Sebastian zwischen den Zeilen hatten herauslesen können, war alles Andere, als schön. Es war ein Hilferuf! Etwas stimmte ganz und gar nicht! Ein Lehrer hatte den Jungen vom Quiddich suspendiert, ein Grund war im Brief nicht zu finden gewesen. James hatte gemeint, dass Harry sich wohl bei einem Streich hatte erwischen lassen! Dieser Dummkopf! Harry war nicht wie James, Harry spielte keine Streiche! Da war was Anderes und es hörte sich für sie eher so an, als habe man ihrem Enkel aus einem nicht erfindlichen Grund sein einziges Hobby genommen, um ihn zu verletzen! Vielleicht, weil Harry darauf beharrte, dass Voldemort noch immer eine Gefahr war. Die Zeitung hatte ihn durch die Blume einen Lügner genannt, es offen zu tun hatte sie sich nicht getraut, wohl wissend, dass Sebastian die Leute sonst um den Verstand gehext hätte. Aber das allein hatte Harry sicher schon weh getan. Der Junge hatte so viel für die Leute mitgemacht, die von ihm erwarteten, ein Held zu sein und das hier schien der Dank! Toll! Wirklich! „Nanette,“ sprach Sebastian ruhig, der seine Frau beobachtete, die die Tür nicht aus den Augen ließ. „Es ist Mittag, er wird noch mindestens sechs bis sieben Stunden arbeiten, bevor er überhaupt heim kommt.“ Auch er war sauer auf das, was sein Sohn abgezogen hatte und langsam befürchtete er, dass an den Worten seiner Frau, darüber, dass mit ihrem Enkel etwas nicht stimmte, doch etwas Wahres dran sein konnte und das machte ihm Sorgen, große Sorgen. Er zog es in Betracht, selbst in die Schule zu kommen, um mal nach dem Rechten zu sehen. Er hatte James schon öfter gebeten, das als Vater doch bitte mal zu tun, aber der hatte sich bis heute nicht aufgerafft. Merlin, er hatte seinen Sohn noch nicht mal an einem der Hogsmeade Wochenenden besucht, wie er es ja eigentlich versprochen hatte und die Ausreden es nicht zu tun, wurden immer abstruser! Vor den Ferien hatte Remus den Jungen überraschen wollen, doch Harry war noch nicht mal ins Dorf gekommen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht, weil er aufgegeben hatte, dass ihn irgendwer besuchen wollte. Und auch Sirius, der die Woche vorher da gewesen war, war enttäuscht worden. „Ich werde ihm die Löffel so was von lang ziehen!“ „Und welchen Sinn sollte das haben?“, fragte Sebastian ruhig. „Er ist offensichtlich nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen, solang er sie nicht mindestens genauso schnell wieder abgeben kann. Er ist nicht bereit für ein Kind, dass seine Zuwendung tatsächlich braucht, wir Beide müssen das übernehmen und sobald ich mal nicht im Wizgamont mit Arbeit zugedeckt werde, werde ich nach Hogwarts gehen und endlich mal rausfinden, was zum Henker da abläuft...“ Nanette nickte. Sie war enttäuscht von ihrem Sohn. Harry vertraute ihm, aber eben noch nicht ihnen und dann enttäuschte er sein Kind derart! Sie hatte gedacht, ihn besser erzogen zu haben. Es war wohl doch ein Fehler gewesen, James derart zu verwöhnen, nur weil er ihr einziges Kind geblieben war. „Armer Junge...“ „Sehen wir zu, dass wir raus finden, was los ist. Ach ja, was ich noch sagen wollte – es fehlen mehrere Traumlostränke. Ich habe heut die Notfallschränke alle durchgesehen. Es fehlen mindestens acht Stück.“ „Wie?“, fragte Nanette verwirrt. „Ich habe alle Schränke erst vor ein paar Tagen aufgefüllt!“ Sebastian runzelte die Stirn. „Sie fehlen, warum sollte ich es sonst erwähnen? Hat James sie genommen? Oder Sirius? Der hat doch immer mal wieder Alpträume von Askaban...“ „Sirius reagiert allergisch auf einen Bestandteil der Tränke, er kann die gar nicht nehmen!“, konterte Nanette. „Und James hat keine Alpträume!“ „Aber...“ „Harry,“ gab Nanette traurig zurück. „Und er hat sich nicht getraut, es einem von uns zu sagen... warum auch immer...du solltest zusehen, dass du schnell nach Hogwarts gehst, um Klarheit zu bekommen.“ Sebastian seufzte leise. Ja, sie mussten rausfinden, was mit dem Jungen los war und er hatte wieder mal eines gelernt... seine Frau hatte, wie immer, wenn es um die Familie ging, Recht behalten und er sollte einfach aufhören, das zu ignorieren. Albus rieb sich seine Finger, hielt sie in Richtung des Feuers. Er war immer noch unendlich sauer. Es war ein eisig kalter Winter, es war Januar und noch nicht viel wärmer geworden! Na gut, einige seiner letzten Getreuen hatten ihn mit ausreichend Holz und mit einigen Luxusartikeln ausgestattet, aber weder war es ihm genug, noch war es seiner würdig, sich selbst um so was wie ein Feuer kümmern zu müssen! Aber nein, diese Idioten bekamen nichts zuwege! Weder war Black tot, noch einer der Potters! Als wäre das so schwer! Einen Auror umzubringen! Merlin, diese Idioten stellten sich an! Die schafften es nicht mal, Fährten hierher zu legen, so, dass er sie hätte umbringen können! Es gab momentan eine einzige Person, die ihm Positives zu berichten hatte – Umbridge. Eine Frau, eine hässliche noch dazu, aber nützlich, sie war für die Schule engagiert worden, noch von ihm, man hatte sie behalten und sie hatte versprochen, den Potterbengel zu Tode zu foltern, bisher auch mit großen Erfolgen. Ja, das war es wert gewesen, der Frau eine der Blutfedern zu geben, die sich in seinem Besitz befunden hatten. Die Anderen waren ihm ja dann vom Ministerium und Gringotts weggenommen worden! Dabei hatte er sich selbst auf dieses Schuljahr gefreut, zuzusehen, wie Potter blutete, während er seine Strafaufgaben schreiben musste, wie er schwächer und schwächer werden würde, bevor er kurz vor dem Sterben liegen würde! Aber nicht mal diese kleine Freude ließ man einem alten Mann, der so viel für die Gesellschaft getan hatte, wie er! Nein, man erklärte ihn zu einem kranken Spinner! Diese Arschlöcher! Die hatten den Tod so was von verdient! Aber das würde alles noch kommen und zumindest hatte Umbridge ihre eigenen Erinnerungen kopiert und ihm zur Verfügung gestellt. Oh, er liebte es, sie immer wieder anzusehen. Dieser gejagte Blick in Potters hässlichem Gesicht, das Leiden, die Schmerzen, ja, das war es, was der Bengel verdient hatte, das und nichts Anderes, es war eine Freude, das zu sehen! Und dann erst seinen Tod! Und nach dem Sohn würde er sich den Vater vornehmen! Er würde eine Möglichkeit finden, den Mann zu bestrafen, der all seine Pläne zunichte gemacht hatte! So lang hatte er an einer Möglichkeit gearbeitet, eine gute Ausrede zu finden, seinen ‚Voldemort’ ins Spiel zu bekommen, um Macht anreichern zu können, so lang hatte er experimentiert, um ein Szenario in Potters Kopf zu pflanzen, mit dem dummen Turnier aus dem letzten Jahr, nur damit James Potter, der sich selbst hätte schon längst auf einer Klippe hätte entsorgen sollen, zurückkam und alles zunichte machte! Aber he, er war so nah an einer ersten Lösung, dass ihn das noch nicht mal mehr so sehr aufregte. Er streckte seine Finger, die wieder angenehm zu kribbeln begannen und nahm seine Tasse. Nicht sein schönes, kostbares Porzellan, nur eine hässliche, klumpige Tasse, aber der Inhalt war exquisit... Verzweifelt biss Harry sich auf die Zähne, er wusste, er konnte das Problem nicht länger auf sich beruhen lassen. Er starrte auf seine zitternde, linke Hand, die sich schrecklich heiß und schwer anfühlte. Die Sitzung heute war schlimm gewesen, schlimmer, als alle davor, seine Hand blutete und wollte einfach nicht aufhören, ihm war schlecht und schwindlig. Dabei hatte er nichts getan und nichts gesagt. Warum er das Nacharbeiten bekommen hatte, wusste er nicht, seine Hausaufgaben hatte er gemacht, sie konnte ihn nur einfach wirklich nicht ausstehen, das war die einzige Erklärung, die es dafür gab. In dem Zustand konnte er nicht zurück in den Gryffindorturm, seine Beine zitterten, er wusste, bis dahin würde er es schlicht nicht schaffen, dazu war ihm zu elend und nicht zu vergessen, das Theater, das Hermine und Ron machen würden, von denen er sich, wie von Draco auch, immer mehr abgekapselt hatte, damit sie nicht merkten, wie es ihm wirklich ging und sich keine Sorgen machten. Nach den Weihnachtsferien schien alles noch schlimmer geworden zu sein. Es war nun Ende März und gestern war ein Brief seines Vaters gekommen, dass er Ostern bitte in der Schule verbringen möge, da er nicht da sein würde, so wenig, wie seine Großeltern. Hier bleiben, wo Umbridge bleiben würde... Er hatte den anderen Beiden gesagt, dass er heim fahren würde, nun, wo er eine Familie hatte, sie wussten nicht, dass er hier bleiben sollte, er brachte es nicht über sich, das zu sagen. Vielleicht... würde er tatsächlich nach London fahren und dann einfach wegrennen. Er ertrug es hier nicht mehr! Die Foltersitzungen mit der Frau, er verstand nicht, was er falsch machte! Es tat so weh... Inzwischen brannte Harrys ganzer Arm und die Blutung war immer noch nicht gestoppt. In Hogsmeade war er seit Oktober nicht mehr gewesen, meist hatte er an den Wochenenden Strafarbeit und selbst wenn nicht, er wollte nicht raus, wohl wissend, dass sein Dad wieder nicht da sein würde.... Er mochte auf ein Mal einen Vater haben, aber der war nie für ihn da... warum? War er so abstoßend? Mühsam richtete Harry sich wieder auf. Er wollte nicht auf die Krankenstation, obwohl er wusste, dass er da vermutlich hin gehörte. Aber neben der Tatsache, dass er Poppy sicher keine Fragen beantworten wollte, war da auch immer noch das Problem, dass er nicht glaubte, den Weg bis dahin zu schaffen. Vielleicht hätte er mehr essen sollen, die letzten Tage, aber er hatte einfach nichts mehr runter gebracht, jeder Gedanke an Essen hatte zu massivem Brechreiz geführt. Ohne zu wissen, was er tat, stolperte Harry weiter, halb blind vor Schmerzen, fast wie nach dem dummen Turnier. Merlin, hatte er sich damals eine Familie gewünscht! Und wie hatte er sich gefreut, als sein Wunsch in Erfüllung gegangen war! Und nun... er hatte keine Familie bekommen, nur einen Vater, der sich offensichtlich einen anderen Sohn wünschte und der sauer war, weil er dieses Aurorenprogramm, dass für die Osterferien gedacht gewesen war, nicht anzutreten gedachte. Er hatte sein Geschenk an Ron weiter gegeben, der hatte sich wenigstens wirklich gefreut. Als Harry das nächste Mal aufsah, musste er schlucken. Warum war er hierher gelaufen?! Wie war das besser, als die Krankenstation?! Er wollte sich umdrehen, doch es war zu spät. Nur zu deutlich fühlte er die Hand, die sich auf seine Schulter legte, die Finger, die zudrückten, nur leicht, aber es schien zu brennen, weh zu tun. Er wollte weg, nur weg, es war ohnehin nach der Nachtruhe. Doch der Griff verhärtete sich als habe diese Person seine Gedanken gelesen, er würde umgedreht und entschieden, ohne ein einziges Wort durch eine auf ein mal vor seiner Nase erscheinende Tür geschubst. Severus hatte ein seltsames Gefühl gehabt, nun gut, das hatte er schon seit einer Weile. Er fragte sich ohnehin, warum Harry Lucius und ihm seit kurz nach den Sommerferien aus dem Weg ging, wie der Pest oder den Blattern. Erst war er wirklich beleidigt gewesen, dann hatte er es darauf zurückgeführt, wessen Blage Potter war, dann aber waren die Sorgen gekommen. Denn auch, wenn er sich lieber selbst die Zunge abbeißen, als es zugeben würde, er hatte Harry wirklich lieb gewonnen, nachdem er gesehen hatte, was für einen angenehmen Charakter der frühzeitig geistig gereifte Junge zu haben schien. Außerdem – peinlich, wie es ihm war, er hatte eine Schwäche für Harry entwickelt. Er hatte es auch Lucius gesagt, mit dem Gedanken, dass das sicher das Ende ihrer Beziehung sein würde, doch er hatte den Anderen noch nie belogen. Allerdings war er wirklich überrascht gewesen, nicht der Einzige zu sein, dem es so ging... Und gerade eben war der Drang, auf den Flur zu sehen, übermächtig geworden. Er hatte einen regelrechten Schock bekommen, als er Potter auch noch gesehen hatte, zitternd, in der Dunkelheit bleich leuchtend wie einer der Geister, in Tränen aufgelöst und nach Blut riechend, nach der üblichen Bettzeit. Er sagte kein Wort, öffnete seine Tür ganz, packte den Jungen, der ernstlich zu versuchen schien, wegzurennen, und zog ihn in seine Quartiere. „Harry,“ sprach er leise, hob das tränenüberströmte Gesicht an, als sie in seinem Wohnzimmer standen. Er hatte überlegt, laut zu werden, doch er verzichtete, als er den Zustand sah, indem der Teenager sich befand. „Was ist los?“ Harry starrte den Anderen an, für seine Umgebung hatte er keine Augen, obwohl es ihn immer interessiert hatte, wie die Lehrer, vor Allem aber Snape, wohl wohnten, er schaffte es nicht mal, seinen Mund zu öffnen, er biss sich nur heftiger auf die Lippen, streckte aber die Hand aus, die fröhlich vor sich hin blutete. Severus nahm die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde. Sie war heiß, glühend heiß, das war das Erste, was er bemerkte. Und voller Blut. Er holte ein Tuch und ein Antiseptikum, um einen besseren Blick auf die Wunde zu bekommen, doch das Blut wollte einfach nicht aufhören, zu fließen. Rasch drängte er Harry auf sein Sofa, damit der Junge, der ohnehin bleich wie der Mond war, nicht auch noch beim umkippen auf dem Boden aufschlagen würde, dann begann er, Tränke zusammen zu suchen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er das Blut zum Stillstand gebracht hatte, doch was er nun sah, entsetzte ihn. Eine Narbe, eine Blutfedernarbe, entzündet, tief entzündet und fast bis auf den Knochen. Entziffern konnte er es nicht, es war zu vereitert und offensichtlich war da eine Vergiftung drin. „Wer war das?“, fragte er ruhig, ging vor Harry in die Hocke, sah den Jungen an. „Wer hat das getan, Harry?“ Eine Blutfeder! Das war ein dunkles Artefakt und verboten! Vor allem aber war es verboten, das auf Schüler anzuwenden! Erneut schüttelte Harry nur den Kopf. Er durfte es nicht sagen, er wusste, dann würde etwas passieren, sie hatte ihm gedroht, immer wieder, dass das hier noch harmlos war im Gegensatz zu dem, was sie noch zu tun in der Lage war! Severus blickte lang in die verzweifelten Augen. „Harry, ich muss es wissen, um diese Person anzuzeigen. Das, was sie getan hat, ist verboten! Du hättest es beim ersten Mal sagen müssen! Bitte!“ Doch Harry konnte nicht, er rollte sich, so gut es ging, in sich selbst zusammen, zitterte nun unkontrolliert vor sich hin. Kurz wurden Severus’ Augen dunkler, als sie es ohnehin waren, er zwang sich, tief durchzuatmen, wollte Harrys Hand loslassen, aber sofort verhärtete sich der Griff des verstörten Teenagers. „Ich bin gleich wieder da,“ versprach er leise, machte sich trotzdem los. „Und du bleibst genau hier sitzen, ist das klar?!“ Harry nickte schwach, zog seine verletzte Hand wieder an seinen Körper, versuchte, sich noch kleiner zu machen und presste seine Augen fest zusammen. Merlin, was würde nun schon wieder passieren? Er hatte panische Angst, vor Allem, dass der Andere Dad bescheid sagen könnte. Der wäre sicher sauer... „Lucius Malfoy!“, knurrte Severus, in einem Nebenzimmer, in den Kamin, erleichtert, als der Andere schnell an sein Feuer trat. „Severus?“ „Lucius, beweg deinen Hintern sofort hierher!“ „Was ist los?“, fragte der Langhaarige ein wenig irritiert. Immerhin war er erst vor einer halben Stunde hoch gegangen. „Komm! Ich habe Po... Harry hier sitzen!“ „Was ist los?“, fragte Lucius, nun doch alarmiert. „Komm!“ Das ließ Lucius sich nicht zwei Mal sagen, er verschwand aus dem Feuer, dass Sekunden später grün aufloderte, bevor er in Severus’ Schlafzimmer trat, das Bett war noch so zerwühlt, wie sie es verlassen hatten. „Was ist mit Harry?!“ Er war unendlich erleichtert gewesen, als Severus ihm kurz nach Weihnachten erzählt hatte, dass auch er unprobate Gefühle für den Jungen mit den grünen Augen entwickelt hatte... Severus schüttelte den Kopf, führte Lucius zum Sofa, wo Harry immer noch saß und sich hin und her wiegte. Aus seinem Mundwinkel rann Blut, vermutlich hatte er sich die Lippe aufgebissen. Er kniete wieder vor Harry, strich diesem leicht über die angezogenen Knie, bevor er wieder die kaputte Hand nahm, sie Lucius zeigte. „Irgendein Irrer hat eine Blutfeder an ihm genutzt und nach der Wunde zu urteilen, seit etwa Anfang des Schuljahres,“ erklärte er, weit ruhiger, als er sich fühlte. „Was?!“ Harry schrak zusammen, als die laute Stimme in seinem Kopf wiederhallte, er wimmerte etwas, versuchte, sich noch kleiner zu machen und seine Hand dem Griff zu entziehen, aber er hatte keine Chance. „Lucius, beruhige dich,“ knurrte Severus, strich Harry leicht durch die Haare. „Er ist so schon am Ende, er hat eben auch noch versucht, wegzulaufen! Er ist durch Zufall hier gelandet! Egal, wer es war, er hat Harry höllische Angst gemacht!“ Lucius setzte sich neben seinen Patensohn, zog diesen an sich, hielt ihn, während der erst mal starr wurde, dann in sich zusammen sackte und noch heftiger zu weinen begann, auch, wenn er dabei keinen Ton von sich gab. „Harry, du bist hier sicher,“ versprach Lucius leise. „Du bist nicht allein, Sev und ich passen auf dich auf, niemand kann dir bei uns was tun, aber du musst mir sagen, wer das war. Ich verspreche dir, diese Person wird nie wieder das Tageslicht erblicken, wenn ich mit ihr fertig bin...“ Harry versuchte es, er versuchte es wirklich, aber er konnte nicht, konnte es nicht sagen! Sie.. hatte gedroht, was dann mit seiner Familie geschehen würde, dass sie wissen würde, wenn er ihren Namen verunglimpfen würde, also schüttelte er nur wieder den Kopf. Er konnte nicht. Sein Dad mochte nicht nett zu ihm gewesen sein, aber... das war sicher keine Absicht gewesen. Man verriet seine Familie nicht! Mit leiser Verzweiflung sah Lucius zu Severus, er wusste nicht, was er tun sollte, er wollte Harry helfen, wirklich, er drückte den Jungen enger an sich, aber er wusste nicht, wie! Wer in der Schule tat so etwas bitteschön?! Wer nutzte ein so dunkles Artefakt an einem Schüler?! Severus rieb sich seine Stirn, er spürte, wie sein Magen sich wieder meldete, ging vor Harry in die Knie und hob dessen Kinn an. „Wehr dich nicht,“ bat er leise, bevor er in dessen Kopf eindrang. Er spürte Widerstand, doch der löste sich unter seinen leichten Berührungen auf. Und er fand, was er suchte. Seit Beginn diesen Jahres, die neue Lehrerin für Verteidigung, das, was sie getan hatte – und James’ Verhalten. Was genau ihn im Moment mehr in Rage versetzte, wusste er nicht. Vorsichtig, ganz vorsichtig zog er sich zurück, sah den Grünäugigen an, strich über dessen heiße Wange. „Sie kann weder dir noch deiner Familie etwas tun,“ erklärte er hart. „Diese dumme, dreckige Schlampe will dir nur weh tun, weil es ihr Spaß macht! Und sie wird es nie wieder tun! Lucius, bleib bei ihm, ich muss Jemanden verprügeln und raus finden, ob sie noch was benutzt hat, um die Wunden zu verschlimmern!“ Damit rauschte er ab, voller Hass und Wut. Oh, er hatte gewusst, warum er dieses Froschgesicht nicht mochte! Lucius drückte Harry nur an sich, während der immer weiter weinte, der Junge klammerte sich sogar nach einer Weile an ihn, schien sich gar nicht mehr beruhigen zu können und etwas sagte ihm, dass es dabei nicht nur um die Narbe der Blutfeder ging, sondern um viel, viel mehr. Auch Severus’ Gesicht hatte so etwas in der Art schließen lassen. Sanft wiegte er Harry hin und her, bis er merkte, wie der Jugendliche schwer gegen ihn sackte, das Weinen aufhörte. Der Junge war in seinen Armen eingeschlafen. Nun erst konnte Lucius ihn genauer studieren. Die verschwollene, aufgequollene Hand, das eingefallene Gesicht, die dürren, regelrecht knochigen Finger der anderen Hand. Vorsichtig nahm er diese in seine. Als habe Harry seit Wochen nicht mehr richtig gegessen. Und dann waren da diese Augenringe, als habe er obendrein nicht mehr geschlafen. „Was hast du nur mit dir selbst gemacht?“, fragte er leise. „Und warum bist du nicht eher gekommen?“ Merlin, zu Beginn war er ja selbst froh gewesen, dass Harry Severus und ihn gemieden zu haben schien, so laut hatte sein schlechtes Gewissen geschrien, als er festgestellt hatte, dass er in Harry weit mehr sah, als er es vermutlich tun sollte, vor allem, wenn man bedachte, dass der Junge verdammt noch mal mehrere Wochen jünger war, als sein eigener Sohn! Aber dann hatte er sich gefragt, ob wirklich Alles in Ordnung war. Seit... ja, seit Weihnachten, als Draco ihn darauf angesprochen hatte, dass etwas nicht zu stimmen schien. Er hatte mit Harry reden wollen, aber immer wieder einen Grund gefunden, es vor sich her zu schieben. Aus Angst, sich selbst nicht im Griff zu haben... Lucius wollte den Jungen auf das Sofa legen, aber kaum wollte er diesen bewegen, begann er, zu wimmern, drückte sich enger an ihn und die gesunde Hand verkrallte sich in sein Hemd. „Dann bleib auf meinem Schoß,“ murmelte er leise, strich durch die verschwitzten Haare. Hoffentlich fand Severus schnell raus, was hier los war, wobei er sich sicher nicht sonderlich freute, die Ergebnisse James mitteilen zu dürfen. Immerhin liebte James seinen Sohn. Auch, wenn der Jüngere bei ihrem letzten Treffen aus irgendeinem Grund nicht gut auf seinen Jungen zu sprechen gewesen war, wegen eines Weihnachtsgeschenks, dass, trotz aller Mühe nicht angenommen worden war. Er wusste nicht, worum es ging, tendierte aber dazu, dass der Beste seinem Sohn einfach nicht richtig zugehört hatte. Das war schon in der Schulzeit eines von James’ Problemen gewesen, warum der auch nicht mit Severus ausgekommen war. Lucius seufzte leise, strich weiter über Harrys Rücken. Ja, er steckte gerade mal wieder in einer ganz, ganz tollen Situation. Und der Ärger, den er von seinem eigenen Sohn noch bekommen würde, weil der ihm ja früh bescheid gesagt hatte und er drei Monate lang nichts getan hatte. Sogar Harrys Weihnachtsgeschenk stand noch ungeöffnet oben in seinem Büro unter dem Bett.... Kapitel 7: Basiliskengift ------------------------- Voller Wut stürmte Severus die Gänge entlang, blieb vor den Quartieren seines Opfers stehen. Er hätte ein Passwort nutzen können, dass er von Lucius wusste und dass ihm jede einzelne Tür geöffnet hatte. Stattdessen spielte er Rambo – er trat die Tür ein, stand mitten in dem krankhaft rosa Zimmer, wo Umbridge gerade herumfuhr während ein, nur zu bekanntes Gesicht, aus dem Kaminfeuer verschwand. Sieh einer an, dachte er sich gehässig, packte die Frau an ihren hässlichen Haaren, riss daran, zerrte sie mitten auf den Gang und warf sie da zu Boden und trat ihr erst mal so richtig in den Unterleib, bevor er seinen Zauberstab hob: „Accio Blutfeder!“, brüllte er. Er sah, dass die Frau etwas sagen wollte, stieß gleich noch ein Mal zu, es interessierte ihn nicht, dass auf ein Mal mehrere Lehrer aus ihren Quartieren stürmten. Er fing nur den Kasten aus schwarzem Zedernholz auf, ließ ihn aufklappen – und sah die Feder, von deren Spitze sogar noch Blut tropfte. „Was sind Sie für ein krankes Schwein?!“, brüllte er aufgebracht. „Eine Blutfeder an einem Schüler, an einem Kind zu verwenden?! Ein schwarzes, ein verbotenes Artefakt?! Nicht genug, dass Sie eine absolut unfähige, dumme Lehrerin sind, Sie sind ein brutales Stück Dreck! Vielleicht sollte ich Sie einfach zu Vollmond mit dem Werwolf Ihres Opfers zusammensperren?! Was haben Sie gedroht? Ihm alles zu nehmen, wenn er Sie verrät?! Nun, mal sehen, was die Ihnen nehmen werden!! Sie sind auch noch stolz darauf, für einen Schwerverbrecher wie Dumbledore zu arbeiten?! Nun, mal sehen, wie Ihnen Askaban gefällt! Dahin wollten Sie den Jungen doch bringen!“, höhnte er, stieg mit seinem gesamten Gewicht auf die Hand der dicklichen Frau, die sofort das Geräusch von brechenden Fingern Preis gab. „Und ich werde Sie jeden Tag besuchen um zu überwachen, wie Sie Ihre tausend Sätze schreiben! Mit der Feder, die Sie an ihm benutzt haben!!“ Flitwick, der das beobachtete, wollte erst eingreifen, doch dann ließ er es. Wenn das stimmte und daran hatte er keinen Zweifel, er kannte Severus, der Mann tat so was nicht umsonst, dann hatte diese Frau, diese Entwürdigung für den Stand der Lehrer, das alles verdient, jede einzelne Verletzung und noch viel, viel mehr. Severus war kurz davor, Amok zu laufen, doch das konnte er sich gerade nicht erlauben. Er musste die Feder analysieren, um ein Gegengift zu finden und das schnell. Denn die Wunde war zu sehr zugerichtet, um nur von der Spitze der Feder zu stammen. Stattdessen nutzte er einen Zauber, um die Tussi zu fesseln, ließ sie hinter sich her in sein Klassenzimmer schweben, er wollte Harry nicht ihrer Präsenz aussetzen. Dort ließ er die Frau mit ihrem fetten Hintern ein weiteres Mal auf dem Boden landen, packte ihren Kopf, zerrte ihn in den Nacken und drang mit äußerster Brutalität in deren krankes Hirn ein. Er wusste nicht mal, ob er Zeit hatte, ein Gegenmittel zu brauen, er wollte keine Sekunde unnötig vertun. Allerdings war Severus wirklich entsetzt, als er herausfand, was die Frau verwendet hatte, das schlimmste war, als sie ihn auch noch offen und hämisch angrinste. Er konnte nicht anders, er ohrfeigte sie, immer und immer wieder. Basiliskengift. Hochgiftig, selbst in der starken Verdünnung, in der es benutzt worden war. Und es gab nur ein einziges Gegenmittel. Nach einem letzten Tritt in das hässliche Gesicht der Frau und nachdem er sicher gestellt hatte, dass Niemand ihr würde helfen oder in das Zimmer platzen können, ging er zu seinem Schrank, stellte die vielen Zutaten für Tränke beiseite, bis er an der Rückwand angelangt war, die er mit einem gezielten Druck öffnete. Da stand sie, seine wertvollste Zutat, eine halb volle Flasche davon zumindest. Wertvoller, als Gold und Juwelen, schwer zu erhalten, vor allem, da Fawkes seit Dumbledores Verschwinden nicht mehr aufgetaucht war. Die Tränen eines Phönix. Aber Severus wusste, nur so würde Harry eine Chance haben. In spätestens zwei Stunden würde er sonst beginnen, zu sterben. Und Niemand würde es dann noch aufhalten können. Er nahm die kleine Kostbarkeit, lächelte die Frau eisig an. „Er wird leben, ob das auf Sie auch zutreffen wird, weiß ich allerdings nicht, denn ich werde den Auror Sirius Black rufen lassen...“, höhnte er, sah, wie das Gesicht sich entsetzt verzog, bevor diese Harpye einen Schrei ausstieß, der klang, wie von einer Banshee. Nicht, dass ihn das rühren konnte. Allerdings sprach er einen Stillezauber, um nicht noch Schüler anzulocken. Erst dann ging er wieder in sein Zimmer. „Lucius, wie geht es ihm?“ „Er hat angefangen, zu fiebern,“ murmelte der Blonde. „Wir... sollten Poppy rufen.“ „Die wird nicht helfen, er stirbt.“ „WAS?!“, entsetzt drückte Lucius den Jungen enger an sich. „Was redest du da?! Es ist nur Fieber!“ „Es ist Basiliskengift,“ gab Severus ruhig zurück, holte mit einer Pipette eine kleine Menge der wertvollen Flüssigkeit hervor. „Stark verdünnt, aber es wurde diese Woche drei Mal genutzt.“ „Bitte, sag mir, dass...!“ „Der Junge hatte mal wieder mehr Glück als Verstand,“ gab Severus zurück, nahm die Hand des Grünäugigen, der sich kaum regte und wenn, dann nur, um sich enger an den zu kuscheln, der ihn hielt. „Ich habe noch ein paar Phönixtränen hier... die Letzten. Hoffen wir, dass das der letzte Zwischenfall dieser Art bleiben wird, denn Fawkes ist verschwunden.“ Er träufelte etwas auf die Hand. „Mach seinen Mund auf,“ befahl er dann leise, während er die Pipette ein weiteres Mal füllte. „Sev?“, fragte Lucius verwirrt. Er kannte sich mit Tränken gut aus, er hätte sie auch studieren können, er wusste Phönixtränen wurden nur auf die eigentliche Wunde aufgetragen. „Die Vergiftung ist schon in seinem System, er muss es auch schlucken, sonst wird das Zeug nicht rechtzeitig wirken,“ erklärte der Tränkemeister knapp, träufelte einige Tropfen in Harrys Mund, brachte ihn mit einem Heilerhandgriff zum Schlucken. „Was passiert jetzt...?“, fragte Lucius, der Harry weiter über seine Wange streichelte. Er machte sich wirklich große Sorgen. Vor allem, da das Fieber nun erst recht zu steigen schien. Und er wusste nicht, wie sie Harry sonst noch helfen konnten. „Er muss es ausschwitzen,“ gab Severus nur zurück, strich auch kurz über die Haare des Jüngeren. „Ihm Tränen zu geben, ist etwas Anderes, als wenn ein Phönix sie selbst weint, sie helfen nicht so schnell, es sind auch nicht so viele...“ Beide Männer saßen eine ganze Weile da, bevor Lucius aufsah. „Wo ist Fawkes?“, fragte er dann. „Ich weiß es nicht,“ erwiderte Severus. „Er.. gehört eigentlich zur Schule, hat Generationen von Rektoren geholfen, aber er ist verschwunden...“ „Hast du mal versucht, ihn zu rufen?“, fragte Lucius. „Was sollte das bitte bringen?“ „Vielleicht...!“ „Wenn überhaupt, müsstest du das machen!“, knurrte Severus. „Du bist der Direktor! Du stehst diesem Höllenloch vor!“ Lucius rieb sich die Stirn, er sah auf den Jungen, der nun auch noch begann, heftig zu zittern. Er kam sich wirklich dumm vor, aber er sah selbst keine andere Möglichkeit mehr, Harry zu helfen. Vorsichtig machte er sich los, der Griff des Grünäugigen hatte sich langsam etwas gelockert, genug, um ihn vorerst auf das Sofa legen zu können. Er deckte den Teenager zu, schloss die Augen. „Fawkes!“ Severus musterte seinen Geliebten mit zusammengekniffenen Augen, er konnte nicht sagen, dass er an eine Reaktion glaubte, aber umso erschrockener war er, als auf ein Mal eine Flammensäule in seinem Quartier aufschoss, aus der der vermaledeite Feuervogel trat, schließlich zu Lucius flog und diesen von oben bis unten musterte, bevor er den Kopf schief legte. „Merlin, es hat tatsächlich geklappt,“ flüsterte er ungläubig. „Er wurde vergiftet,“ erklärte Lucius dem magischen Vogel, wohl wissend, dass es Wesen gab, die man nicht beleidigte, egal, wie aufgebracht man war. „Er hat das nicht verdient! Hilf ihm, bitte! Er... Sev meint, er schafft sonst die Nacht nicht!“ Danach beobachteten beide Männer, wie der Vogel auf das Sofa hopste, sich seinen Patienten anzusehen schien und ein Mal leise trillerte, seinen Kopf an Harrys Wange rieb. Und zu ihrem Erstaunen begannen die Tränen des magischen Geschöpfes tatsächlich, zu fließen, auf Harrys Stirn, seine Wangen. Sie wussten nicht, wie lange, dann hörte Fawkes auf, er rieb seinen Kopf weiter an der Wange des Unglücksvogels, begann, leise zu trillern. Es waren weit mehr Tränen gewesen, als Severus insgesamt zur Verfügung gehabt hätte. „Ich... denke, mehr kann er nicht tun,“ murmelte Severus, er beobachtete, wie der Phönix sich auf Harrys Brust zusammen rollte. Lucius nickte, legte seine Hand auf Harrys Stirn. „Er.. hat immer noch Fieber,“ stellte er dabei fest. „Er wird auch brauchen, bis er wieder auf den Beinen ist,“ konterte Severus. „Aber er wird es ohne schwere Schäden überstehen – danke Fawkes. Du... kannst gehen, wenn du möchtest. Du musst nicht hier bleiben...“ Der Phönix hob kurz seinen Kopf, legte ihn schief, als würde er überlegen, dann stieß er ein weiteres Trillern aus, erhob sich und verschwand tatsächlich wieder, wobei Lucius aber irgendwie wusste, dass Fawkes nur ein Rufen weit entfernt war und vermutlich auf der Stange in seinem Büro sitzen würde. Er wusste nicht, warum, aber er ahnte, dass der Phönix hier bleiben wollte. „Ich... rufe Black,“ knurrte Severus in dem Moment, er strich seine Robe wieder glatt. „Er muss noch Müll aus meinem Klassenzimmer entfernen!“ „Warum nicht James?“, fragte Lucius verwirrt. „Der ist auch Auror und...“ „Wenn ich ihn sehe, bin ich versucht, ihn zu Tode zu foltern,“ knirschte Severus nur. „Warum?! Sev, du treibst eure angebliche Feindschaft wirklich zu...!“ „Lucius, er hat Harry VERBOTEN, in den Ferien nach Hause zu kommen!“, brüllte Severus, der sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Dieser Kindskopf nimmt Harry die Familie weg, die er endlich gefunden hat, einfach, weil er keine Lust hat, sich mit ihm auseinander zu setzen! Weil er zu blind ist, zu sehen, dass sein Sohn einen Vater braucht! Oder einen Erwachsenen, mit dem er mal reden kann! Er will Harry bestrafen, weil der sein Weihnachtsgeschenk nicht mochte! Was bitte sagt das über diesen arroganten Idioten??!“ „Was...?“, fragte Lucius verwirrt, sah auf Harry, der heftig zusammengezuckt war, sich an die Hand klammerte, die noch auf seiner Seite ruhte. Er war entsetzt. Sicher, James war schon immer ein Kindskopf gewesen, aber verdammt noch mal, hier ging es nicht um einen Streich, sondern um ein Kind! Einen Teenager, korrigierte er sich selbst, aber trotzdem! Was war das denn für eine Art?! Hatte er vielleicht gedacht, nur weil er mal auftauchte, würde Alles gut werden und das war es dann gewesen?? Severus knurrte nur, bevor er sich abrupt umwandte und den Raum wieder verließ, die Roben hinter ihm her flatternd. Er ging zurück ins Klassenzimmer, sah mit dunkler Befriedigung die nackte Panik im Gesicht der magisch verstummten Gefangenen, während er eine Hand voll Floopulver in den Kamin warf. „Black Manor!“, bellte er aufgebracht. Mehrfach, in voller Lautstärke. „Wasch’n losch,“ murrte am anderen Ende eine wenig wache, angepisste Stimme: „Sch’s mitten inner verdammten Nacht! Sch will schlafen!“ „Black, beweg deinen Arsch hierher,“ blaffte Severus. „Und das bevor ich meine letzte Geduld verliere!“ „Was?!“, fragte Sirius, nun doch etwas wacher, musterte den Tränkemeister. „Was ist denn los?! Verdammt, das ist nicht lustig, ich hab Morgen Frühschicht und muss ab fünf Uhr da sein!“ „Sirius?“, kam eine weitere verschlafene Stimme, bevor ein weiterer Kopf sich in die Flammen schob. Welch Überraschung: Wulf-Lover-Boy. Doch der schien sofort wacher. „Was ist? Harry? Was ist mit ihm?“ „Was?! Harry?! Was...?!“ Nun starrte auch Sirius mit aufgerissenen Augen in die Flammen. „Tritt beiseite!“ Severus machte den Kamin frei, sah, wie die Beiden hier landeten. Nur in Schlafhosen, die aussahen, als wären sie nur eiligst übergestreift worden. Remus blickte sich sofort um, seine Sinne rochen sofort Blut, aber es war nicht von seinem Welpen. Sein Kopf fuhr herum, sah die Frau, die da mehr lag als saß und die Alles zu versuchen zu schien, um zu entkommen. „Was ist hier los?“, fragte er, tödlich ruhig. Es war immerhin zwei Uhr nachts und Severus würde so was nicht abziehen, wenn es nicht wirklich dringend wäre. „Die da hat an Harry eine Blutfeder benutzt, seit Beginn des Schuljahres und sie hat versucht, ihn mit Basiliskengift zu töten! Sie steckt mit Dumbledore unter einer Decke und ich wette, sie weiß, wer dem Alten noch hilft! Sie ist eine Mörderin und Kindsquälerin!!“ Noch während er sprach, bohrte sich die Spitze seines Schuhs erneut in deren Seite, versank in ihrem Fett und brachte ein neuerliches Knirschen, zusammen mit einem Zucken mit sich. „Bitte... WAS?!“, brüllte in dem Moment Sirius, der die Frau packte und begann, sie durchzuschütteln, wie ein Irrer. „Dieses Weib hat meinen Kleinen umgebracht?!“ „Sie hat es versucht,“ gab Severus ruhig zurück. „Und sie hätte es auch fast geschafft. Sie hat ihm panische Angst gemacht, gedroht, euch Alle umbringen zu lassen, wenn er zu irgendwem geht, um sie zu verpetzen. Ich denke, sie hatte den Auftrag von Dumbledore, Harry umzubringen, um die anderen Potters zur Verzweiflung zu treiben. Dumm nur, dass sie den Falschen erwischt hat, denn Bloody – sodding – fucking Potter hätte es vermutlich nicht mal gerührt!“ Remus packte den Arm von Severus und Sirius, zwang Beide, von der Frau abzulassen. Denn er hätte wirklich gern einige Antworten und die bekam man von Toten so selten. Allerdings funkelte er die Frau mehr als böse an. Sein Welpe – schwer verletzt, Blutfeder, Basiliskengift, es war ein Wunder, dass Harry noch lebte. „Was soll das mit James?“, fragte er allerdings ruhig, denn der Kommentar machte ihn nervös. Etwas stimmte da nicht. „James soll euch doch mal sagen, WARUM sein Sohn in den Ferien nicht kommen darf!“, donnerte Severus aufgebracht. „Denn die Drecksau hat es Harry VERBOTEN!! Weil Harry sich über sein Weihnachtsgeschenk nicht erfreut gezeigt hat!! Dieser dumme Arsch! Würde er sich mit seinem Kind auseinandersetzen, wüsste er, dass Potter Gewalt hasst und nie, niemals Auror werden würde! Und jetzt schafft mir die Schlampe aus den Augen, bevor ich sie umbringe!“ „Was... hat James getan?“, fragte nun auch Sirius tödlich ruhig. Selbst er hatte zu Weihnachten mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und es war unter aller Sau von seinem besten Freund gewesen, Harry genau an diesem Tag, wo die Familie hätte zusammen feiern sollen, allein zu lassen, als hätte er diese Tussi, die er einen Tag später eh wieder abserviert hatte, nicht an einem anderen Tag vögeln können. Severus musterte Sirius nur. „Ich habe mich deutlich ausgedrückt,“ blaffte er. „Und jetzt verschwindet! Ich habe einen Patienten, den ich versorgen muss! Und schickt mir die Potters vorbei! Nanette und Sebastian, nicht James! Sonst bring ich ihn eigenhändig um!“ „Wir werden ebenfalls kommen,“ gab Remus ruhig zurück, er verwandelte ihre Schlafhosen in normale Kleidung, half Sirius, die sich wehrende Frau, die wusste, dass sie verloren hatte, hoch zu zerren und brachte seinen geliebten zum Kamin. „Erwartet uns spätestens morgen Abend.“ Severus knurrte nur noch ein Mal, bevor er zurück in seine Wohnung stampfte, wo Lucius noch immer auf dem Sofa saß. „Wir sollten ins Bett.“ „Wir können ihn nicht allein lassen!“, gab Lucius sofort zurück. „Auf gar keinen Fall! Er lässt mich nicht los, er hat Angst, Sev!“ Severus verdrehte nur seine Augen, machte eine ausholende Bewegung Richtung Schlafzimmer. „Mein Bett ist auch groß genug für drei Leute,“ konterte er. Er hatte nie vor gehabt, Harry allein zu lassen. Nicht in dem Zustand. Fawkes hin oder her. Denn gut gehen tat es dem Jungen sicher immer noch nicht. Lucius hob eine Augenbraue, doch er nickte. Vorsichtig hob er den viel zu leichten Jungen hoch, trug ihn in Severus’ Schlafzimmer. Der richtete mit einem Zauber das Bett, deutete dann auf Harry, der nun statt einer Uniform einen Schlafanzug trug. Sie legten ihn in die Mitte, bevor sie sich selbst dazu legten, jeder auf eine Seite, die Arme schützend um den Jungen geschlungen, bevor auch sie endlich noch ein wenig Schlaf fanden. Severus erwachte früh am nächsten Morgen, er setzte sich auf, sah auf Harry, der eng an Lucius gekuschelt lag, strich über dessen Rücken. Sie hatten alle Drei sehr eng beieinander gelegen, wie er feststellte. Und auch Lucius war bereits wach, doch der rührte sich kaum, um den Schlaf des Jüngsten nicht zu stören. „Wie geht es ihm?“, fragte Lucius leise, der selbst erst aufgewacht war. Glück für die Schüler, Tränke würden heut ausfallen, er wollte den Jungen nicht unbewacht lassen, aber er musste auf jeden Fall nachher, so in vier, fünf Stunden, zu dem Meeting mit dem Schulgremium, wegen eines Verteidigungslehrers. Severus runzelte die Stirn, legte seine Hand auf Harrys Kopf: „Er hat immer noch etwas Fieber, aber ich denke, das Schlimmste hat er überstanden,“ meinte er nur, sah dann an sich herunter, nur, um festzustellen, dass er mit seiner Robe geschlafen hatte. Er streichelte weiter über die eingefallenen Wangen. „Ich... hätte nichts dagegen, wenn er hier bleibt,“ stellte er leise fest. Lucius lachte, küsste seinen Geliebten, als der nah genug kam, dass er nach ihm schnappen konnte. „Ich auch nicht,“ gab er zu. Er hatte sich immer Jemanden in der Partnerschaft gewünscht, den man betüddeln konnte. Das musste er bei Severus nicht versuchen, der würde ihm die Finger dafür abhacken. Aber Harry... würde es genießen. Und der Junge war ja bald sechzehn und außerdem auch so alt genug, um zu wissen, was er wollte, er hatte ohnehin zu früh erwachsen werden müssen. „Nur, wie wir das ihm klar machen...“ „Das ist, glaub ich, nicht so schwer, wie wir es erwartet hätten,“ grinste Severus nur, half Lucius, sich etwas aufzurichten, indem er den schmalen Körper zu sich zog, was Harry auch ohne zu murren zuließ, der Kleine drehte sich einfach um und kuschelte sich gegen den Tränkemeister zusammen. „Ach?“, fragte Lucius. Der Schwarzhaarige grinste. „Nun, sagen wir es mal so... er versteht nicht, wie er in zwei Leute verliebt sein kann, die auch noch zusammen sind – und er ist es scheinbar seit der Sommerferien... er holt sich zu meiner Stimme einen runter und ... er findet deine Bewegungen einfach nur heiß....“ Lucius runzelte die Stirn. „Woher weißt du das?“ Der Andere seufzte leise, strich eine von Harrys Haarsträhnen aus seinem Gesicht. „Als ich in seinen Geist bin, um den Namen zu erfahren, er hat alles getan, um mich von eben dem fern zu halten, ich habe mehr gesehen, als ich je sehen wollte, ich habe nicht geschnüffelt, dazu solltest du mich zu gut kennen,“ fügte er stirnrunzelnd hinzu. Der Blonde seufzte erleichtert auf. „Ich weiß,“ gab er leise zu. „Aber... ich musste sicher sein...“ „Er wurde schon mal, mehrfach, mental vergewaltigt,“ knurrte Severus nur. „Ich würde ihm so was nie antun! Das würde ich mit niemandem!“ Doch er verstand Lucius’ Frage. Es war ja auch komisch, dass er das auf ein Mal alles wusste, auch die Sachen mit James und den Ferien. Lucius machte eine beschwichtigende Bewegung, küsste den Anderen leicht. „Ich weiß, ich weiß,“ gab er nach. „Ihr könnt zu mir hoch kommen,“ schlug er dann vor. „Meine Wohnung ist größer, als deine und ich will ihn in der Nähe haben, vor Allem, wenn nachher die Anderen anrücken.“ Severus hob nur eine Augenbraue, aber er nickte. Es stimmte, die Quartiere des Direktors waren, naturgegeben, die Größten. „Und wer ist da, wenn du mit Anderen redest? Ich bin im Unterricht, der geht in einer Stunde los.“ „Heute geht für die meisten Schüler ein Traum in Erfüllung," grinste Lucius nur. „Tränke fällt aus. Ich kann meinen Job nicht auf Eis legen, aber du kannst es. Ich weiß, dass Harry nicht in den Krankenflügel möchte, du kannst ihn genauso gut versorgen, wie die Schulschwester.“ Severus’ Augenbraue wanderte noch etwas höher, doch er widersprach nicht, er wusste, würde er heut unterrichten, würden seine Schüler durch die Hölle gehen, er wäre zu angespannt, wenn er nicht alle paar Minuten nach seinem Patienten sehen konnte. Wer wusste? Am Ende würde Harry aus dem Bett fallen uns sich den Hals brechen oder so. Er nickte aber, wartete, bis Lucius seine Kleidung wieder in Ordnung gebracht hatte, zauberte seine Schuhe wieder an die Füße und hob Harry auf, trug ihn durch den Kamin nach oben in Lucius’ Büro, sprach das Passwort und brachte den Jungen ins Wohnzimmer, legte ihn vorsichtig auf das breite Sofa von Lucius und deckte ihn wieder ordentlich zu, setzte sich zu ihm und strich weiter leicht über die immer wieder unruhig zuckenden Hände. Lucius nickte und folgte dem Anderen bis in sein Wohnzimmer, er musterte Harry, der sich wieder in sich zusammenrollte. „Sollten wir ihn nicht wecken? Damit er was isst? Er sieht so schon so dünn aus...“ „Seine Augenringe sind immer noch so ausgeprägt,“ erklärte Severus leise. „Lass ihn schlafen, essen kann er später, das gibt es die ganze Zeit, aber etwas sagt mir, dass es verdammt schwer sein wird, ihn heut Abend zum Schlafen zu bringen. Um solche Augenringe auszulösen, muss man tagelang wach gewesen sein. Wenn nicht länger und er ist ein Kind, Luc.“ Der Blonde setzte sich, musterte das eingefallene Gesicht und seufzte leise. Es stimmte, die Augenringe bei so einem jungen Menschen waren bedenklich. „Aber er muss auf jeden Fall zu Mittag was essen.“ „Warum ihn nicht durchschlafen lassen?“ „Dazu ist er wirklich zu dürr! Er verhungert uns doch unter den Fingern weg! Das ist nicht drin! Und er fühlt sich sicher auch besser, wenn er baden konnte, danach kann man ihn immer noch wieder ins Bett verfrachten!“ „Also gut,“ gab Severus nach. „Bis Mittag lassen wir ihn schlafen... aber danach...“ „Mal sehen, ob er durchhält, bis seine Leute kommen.“ „Ich bezweifle, dass er die sehen will,“ knurrte der Tränkemeister ungehalten. „Der Einzige, den er sehen will, ist das Arsch, dass ihn nicht sehen will! Ich denke, das wäre zu viel für ihn, so einfach ist es! Er hat die letzte Zeit mehr als genug mitgemacht... wir sollten dafür sorgen, dass er schläft, wenn die Anderen kommen, so sehe ich das...“ „Du könntest sogar Recht haben,“ stimmte Lucius leise zu, setzte sich ebenfalls mit an den Rand des Sofas. Zum Essen hatte er selbst keine Lust, aber er musste runter in die Halle. „Ich gehe runter, um Bescheid zu geben, dass Tränke für heute entfällt, sowie Verteidigung. Merlin, ich brauch mehr Lehrer,“ knurrte er ungehalten. „Und ich wette, Harrys Kumpels suchen ihn schon. Ich bin oben, so schnell es eben geht...“ Severus nickte, er blieb sitzen, auch als Lucius ging, er ließ sich einfach ein kleines Frühstück bringen, denn er hielt das Frühstück nun mal für die wichtigste Mahlzeit des Tages, also versuchte er, wenn er eine verpasste, dass es nicht diese war. Er aß, sah aber immer wieder auch zu Harry, der sich gegen seinen Rücken gekuschelt hatte, regelrecht um ihn herum. Armer Junge, er schien vollkommen ausgehungert zu sein, nach etwas Nähe. Nun, es sah aus, als habe er einen ganzen Tag Zeit, um Kissen zu spielen. Sirius wusste nicht, was er tun sollte, in seinem Leben war er noch nie so wütend gewesen und am wenigsten auf einen so guten Freund, aber gerade jetzt war er es. Wie hatte James das nur tun können?! Selbst er, der Schlimmste von allen, war erwachsen geworden! Warum konnte James nicht dasselbe tun? Erwachsen werden?! Aber nicht nur das machte ihn wirklich, wirklich wütend. Er durfte Umbitch, wie er sie für sich nannte, nicht befragen, vermutlich aus gutem Grund, er hätte die Arbeit, die Severus und er schon in Hogwarts angefangen hatten, mit Sicherheit beendet. Denn das, was er da hörte, machte ihn wütend, wirklich, wirklich wütend. Und das Heftigste war, obwohl James wusste, dass hier ein Lehrer aus Hogwarts war, hatte er seine übliche Runde aufgenommen, mit dem Kommentar, dass seine Eltern sich sicher kümmern würden, wenn etwas mit Harry wäre, dass man ihm dann schon bescheid gesagt hätte. James war blind, so blind, wie Sirius noch nie Jemanden gesehen hatte und das war es, was weh tat. Er würde viel tun, um so einen Sohn zu haben, anhänglich, gehorsam, nicht auf Ärger aus, wie er selbst, als er klein gewesen war. Harry war süß, sanft und ein kleiner Kuschelbär, der genau in seine Arme passte, er hatte es nicht verdient, in ein Regal abgestellt zu werden, wie eine Puppe, wenn sie uninteressant wurde. „Sirius, reg dich bitte ab,“ murmelte Remus. Er hatte selbst Stunden gebraucht, um sich zu beruhigen, nach all dem, was sie durch die schon seit drei Uhr nachts laufende Befragung noch erfahren hatten. Kein Wunder, dass Harry immer noch Schlafprobleme und Essstörungen hatte. Dumm nur, dass Sirius, wenn der so weiter machen würde, ihn in eine neue Rage bringen würde. Sirius sah zu seinem Geliebten, der heut auch frei genommen hatte, im Gegensatz zu James, der hier gewesen war und zugehört hatte. Der sich aufregte. Er schloss seine Augen. „Ich... fasse das nicht. Der arme Junge! Ich meine...!“ „Harry ist gut versorgt, ich wette, die Beiden lassen ihn nicht aus den Augen,“ versuchte Remus es weiter. „Bitte, es ist wirklich, wirklich schwer, Moony ruhig zu halten! Reg ihn nicht noch mehr auf. Er fühlt so schon, dass sein Welpe... in Gefahr ist und er mag es nicht. Du weißt, wie schwer...“ „Entschuldige,“ murmelte Sirius, er drängte den Anderen in eine kleine Nische, küsste ihn leicht. „Ich wollte Moony nicht noch mehr aufbringen...“ Er strich etwas über Remus’ Seite, überrascht, dass der das erst mal zuließ, denn der Andere war, was die Wenigsten wussten, sehr, sehr dominant. Remus lächelte etwas, küsste den Anderen zurück, schloss dann die Augen. „Ich werde Nanette und Sebastian Bescheid geben,“ erklärte er. „Ich gehe zu ihnen, das mache ich lieber persönlich. Und ich freue mich gar nicht drauf...“ Sirius lächelte etwas. „He, das bekommst du hin, denk immer daran, nicht du bist es, der bis ans Ende seiner Tage Stubenarrest bekommen wird,“ meinte er nur und in genau dem Moment gönnte er es James aus tiefstem Herzen. „Da hast du Recht...“ „Harry,“ murmelte Severus leise, er strich über das Gesicht des Jüngeren, zog die warme Bettdecke erst mal von dem schmalen Körper, der in sich zusammen schnappte, als habe man ein gespanntes Gummi losgelassen. „Harry, komm schon, wach auf, ich muss Verbände wechseln und du musst dringendst was essen. Lucius ist auch hier, um mit uns zu essen,“ lockte er weiter. Aber er wollte nicht! Harry wollte nicht aufwachen! Es war so schön warm wo er war! Zumindest, bis man ihm seine Wärmequelle einfach weg zog. Er rollte sich enger in sich zusammen, fragte sich, warum Snape da war und ihn streichelte. Er erinnerte sich bestenfalls verschwommen daran, wie er in die Kerker getaumelt war. Dann war da praktisch nichts mehr. „Komm schon, Harry,“ sprach Severus. „Ich verspreche, du kannst danach gleich wieder schlafen, du sollst nur was essen und vor allem trinken. Dehydrierung ist nicht... Harry?“, fragte der Tränkemeister, als der Jüngere auf ein Mal in die Höhe schoss, als habe man ihn gestochen oder etwas Anderes gemacht. Schlafen?? Nein! Er wollte nicht schlafen! Auf gar keinen Fall! Schlafen war nicht gut, er würde nur Alpträume haben! Schreckliche Alpträume! Harry schoss regelrecht in die Höhe, nur, um diese abrupte Bewegung praktisch sofort zu bereuen, denn sein Kopf schien ernstlich zu versuchen, ihn umzubringen. Und das jämmerliche Wimmern war schneller draußen, als er es verhindern konnte. „Beweg dich langsam,“ sprach Severus ruhig. Das ‚dummer Junge’ konnte er sich gerade noch verkneifen. „Du hast Fieber und ich denke, gediegene Kopfschmerzen,“ erklärte er, nahm Harrys Kopf zwischen seine Hände und begann, ihn etwas zu massieren. Das war allemal gesünder, als ihn mit noch mehr Tränken vollzustopfen, das hatte der Junge in den letzten Monaten mit Sicherheit zur Genüge getan. Die Stirn war immer noch warm, aber nicht mehr so heiß, wie gestern Abend, die Augenringe allerdings waren immer noch beeindruckend. Erschrocken wollte Harry sich zurückziehen, nicht verstehend, warum der Andere nach ihm griff, doch dann legten sich die Hände an seine Schläfen und die Finger wirkten Wunder, er sackte wieder in sich zusammen, die Schmerzen wurden um Einiges besser. Er konnte langsam sogar wieder klar denken. Und er stellte mehrere Dinge fest. Er war nicht in der Krankenstation, er lag, na ja, nun saß er auf einem Sofa, praktisch IN Snapes Schoß in einem Raum, den er nicht kannte. Was ging hier vor?! Einen kurzen Blick später sah er, dass ein Verband um seine kaputte Hand lag. „Was...?“ Severus folgte Harrys Blick, seufzte etwas. „Die Wunde war vergiftet und ist immer noch entzündet. Du wärest fast gestorben, du dummer Junge! Warum hast du uns nicht eher gesagt, was diese Irre mit dir tut?“, er merkte gar nicht, wie er Harry in die Arme schloss, ihn an sich drückte. „Du wärest fast gestorben, wäre Fawkes nicht gekommen! Und Lucius und ich hätten zusehen müssen! Warum hast du uns denn nicht vertraut?!“ „Sie... sie hat doch gesagt...!“ „Ich weiß, was sie gesagt hat, dass sie alle umbringen wird. Hast du denn gar nicht daran gedacht, dass ihr das etwas schwer hätte fallen dürfen?“, fragte er leise. „Lucius und ich haben jahrelang als Todesser überlebt und glaub mir, es gibt Einige, die nun hinter uns her sind, wir sind, was das angeht, Beide gesund paranoid. Lupin ist ein Werwolf, er würde riechen und hören, wenn Jemand ihm was will, lang bevor derjenige auch nur seinen Zauberstab ziehen könnte und Black ist ein verdammter Auror und das sicher nicht umsonst, so, wie... dein Vater,“ presste er zwischen den Zähnen heraus. „Und deine Großeltern haben viel Erfahrung, sie haben nicht umsonst so lang überlebt. Du bist nicht für alle verantwortlich, wir sind erwachsen, du bist es nicht,“ fügte er an, wobei er sich ein Mal mehr irgendwie pervers fühlte. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen um Andere,“ bat er leise. „Du solltest auch etwas mehr an dich selbst denken...“ Harry schniefte auf, bevor ihm ein kleiner Schluchzer entkam. So, wie es sich nun bei Snape anhörte, kam er sich tatsächlich dumm vor für seine Angst. Aber selbst wenn er daran eher gedacht hätte, er war sich nicht sicher, ob er dann etwas gesagt hätte. Er kuschelte sich an den Tränkemeister, überrascht und erleichtert, dass der ihn einfach nur hielt. Fast gestorben also. Nun, im Grunde nichts Neues. Dumm nur, dass das immer so weh tun musste... „Ah, ich sehe, er ist zumindest wach?“, stellte Lucius fest, als er erschien, er streckte sich, verfluchte Politik innerlich mal wieder. Natürlich würde man sofort einen Lehrer suchen, aber das könne dauern. Er müsse bis dahin einen Ersatz finden, vielleicht selbst unterrichten. Wie er das tun solle hatte er genervt gefragt. Er müsse das Chaos beseitigen, das sein unfähiger, verbrecherischer Vorgänger hinterlassen hatte. Man würde ihm einen Auror schicken, der den Unterricht bis dahin führte. Er hatte unter Todesstrafe verboten, James Potter in die Schule zu bringen, denn er fühlte sich im Moment selbst, als könne er den Mann häuten für das, was er seinem Jungen angetan hatte. Leben nachholen schön und gut, aber Sirius schaffte das auch, ohne Harry zu zerstören. „Offensichtlich,“ entgegnete Severus ruhig. Er strich Harry weiter über den Rücken. „Magst du vor dem Essen duschen?“, schlug er leise vor. „Ich denke dann würdest du dich besser fühlen. Du warst gestern ziemlich verschwitzt.“ Kurz lugte Harry zu Lucius, bevor er sich wieder gegen die Brust des Tränkemeisters fallen ließ, solang man ihn eben ließ. Wie er nach dieser Geschichte einfach wieder gehen sollte und die Beiden nur noch aus der Ferne beobachten durfte, wusste er nicht. Er machte ihm panische Angst. Er wusste, hier bei den Beiden hatte er geschlafen, ohne schlechte Träume, das erste Mal, seit er sich erinnern konnte. Lucius lächelte, als er das sah, er nickte. „Ja, das ist eine gute Idee,“ stimmte er zu, ging zu einer Tasche, die aufgetaucht war und holte einen frischen Schlafanzug heraus. Die Hauselfe hatte einige von Harrys Dingen hierher gebracht. „Geh duschen, Harry, das tut dir sicher gut, danach gibt es essen und wir versorgen die Wunde, anschließend kannst du weiter schlafen, du hast immer noch ganz kleine Augen.“ Nachdem Harry geduscht hatte und wieder ins Zimmer gestolpert war, hatten sie zusammen gegessen, der Grünäugige sehr langsam und recht wenig, aber genug, um nicht darauf herum zu reiten, vor allem da Draco seinem Vater gesagt hatte, dass er seinen Freund seit Tagen nicht mehr essen gesehen hatte und Lucius hatte das unbesehen geglaubt. Nach diesem Essen hatte Harry versucht, sich gegen seine Müdigkeit zu wehren, aus Angst vor Alpträumen, aber Beide hatten ihm immer wieder versichert, dass er nicht allein war und sie ihn sofort wecken würden, wenn er unruhig war und so hatte er sich überreden lassen, war schließlich in Lucius’ Armen eingeschlafen, vollkommen erschöpft und immer noch nicht wieder gesund. Die Wunde war auch noch nicht verheilt und es würde noch eine unangenehme Salbe brauchen, bevor das Gift der Blutfeder an sich neutralisiert und ihre Wirkung aufgehoben war. „Das war wirklich zu viel für ihn,“ stellte Lucius leise fest, ohne Harry abzulegen, er machte es sich bequem, hielt den Teenager, der es sich in seinen Armen bequem gemacht hatte. „Er ist am Ende... diese...!“ „Sie war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat,“ gab Severus nur wieder zurück. Er wollte jetzt selbst schnell duschen und sich umziehen, bevor er wieder hierher gehen würde, immerhin konnten sie nun sicher jede Sekunde damit rechnen, dass sie überfallen werden würden. Nicht nur von den Potters, Sirius und Remus, sondern vermutlich auch noch von der verdammten Presse. Na ja, wenigstens lag Harry nicht auf der Krankenstation, wo er Jedem ausgeliefert sein würde. „Es ist alles, was in seiner Vergangenheit passiert ist, er hat es nie wirklich verarbeitet.“ „Ja, das kommt noch dazu,“ nickte Lucius, er beobachtete, wie sein Lover in Richtung Bad verschwand, drückte Harry an sich. „Nie wieder,“ murmelte er leise. „Dein dämlicher Vater mag sich nicht um dich kümmern wollen, aber wir sind da, wir beide, Sev und ich, wir achten auf dich, das verspreche ich, niemand wird dir mehr weh tun.. ich denke, wir werden vielleicht alle hier schlafen, damit wir sehen können, dass du auch wirklich schläfst, ich habe nämlich den Verdacht, dass du das sonst nicht tust...“ Er wusste, eigentlich war eine Sonderbehandlung für Schüler verboten, aber er konnte nun mal nicht zusehen, wie man Harry behandelte. Und Merlin, wenn der Junge selbst nicht abgeneigt war...! Es ging so weit, dass Lucius in Gedanken damit spielte, im Notfall auf ein altes Gesetz zurückzugreifen, immer davon ausgehend, dass Harry zustimmen würde. Das Gesetz, seinen Mann bei sich haben zu dürfen, wann immer man wollte. Was eine Hochzeit voraussetzte, aber er konnte sich ohnehin schon nicht mehr vorstellen, ohne Harry zu sein, obwohl er ihn eigentlich noch nicht mal ganz ein Jahr wirklich kannte. Als würde er schon ein Teil seines Herzens halten und ganz ehrlich – damals in der Schule mit Sev war es ja auch genauso gewesen. Nur dass sie nicht hatten heiraten können, aus vielen Gründen, aber vor allem um ihrer beider Sicherheit willen. Lucius wusste, es würde einen Aufstand geben, angefangen bei seinem eigenen Sohn, aber ebenso sicher war er sich, dass Harrys Leute ihn gehen lassen würden, wenn sie sahen, dass der Junge bei ihnen glücklich war, vielleicht das erste Mal in seinem Leben und dass er glücklich sein würde, dafür würden Sev und er schon sorgen. Selbst, wenn sie Muggeleinrichtungen besuchen mussten. Sanft strich er über Harrys weiche Haare. Ja, das wäre eine Möglichkeit. Wenn Harry sie lassen würde, würde er alles in die Wege leiten. Und laut Sev war er ja alles Andere als abgeneigt. Nun, aber das wollte er noch selbst hören. Immerhin waren sie Beide alt genug, um Harrys Väter zu sein. Es dauerte nicht zu lange, bis Severus fertig war. Er fühlte sich wesentlich besser, nun, wo er geduscht hatte und er war nicht wirklich überrascht, dass Lucius den Jungen immer noch hielt. Zumindest schien er, in dem Moment, überraschend friedlich. „Er schläft.“ „Warum auch nicht? Das hat er eben schließlich auch getan und... och nee, ich dachte, die kommen erst abends,“ knurrte er genervt. Aber diesen Alarm kannte er nur zur Genüge. „Ich gehe, du bleibst, ich denke, nachher wollen sie ihn sehen, aber erst will ich in Ruhe mit ihnen reden – außer, du möchtest das tun.“ „Nicht, wenn ich dafür bezahlt werden würde,“ knurrte Severus. „Das ist dein Job!“, er half Lucius, Harry wieder auf das Sofa zu legen, setzte sich aber wieder dazu, als der Jüngere praktisch sofort unruhig wurde. Lucius seufzte etwas, strich noch ein Mal über Harrys Haare, dann ging er in sein Büro, wo einige Hauselfen schon seine Besucher hingeführt hatten. Sirius, Remus und die Potters. Toll, wunderbarer Nachmittag. Er setzte sich auf seinen Stuhl, in dem Moment froh, einen Tisch zwischen sich und den Anderen zu haben. „Ich habe euch erst später erwartet.“ Remus schloss seine Augen, bevor er den Blonden wieder fixierte. „Wie geht es Harry?“, fragte er leise. „Er schläft und ich denke, er sollte nicht geweckt werden, er hat Augenringe, in die ganz London passt,“ gab Lucius zurück. „Es geht ihm soweit wieder ganz gut,“ beantwortete er dann erst die eigentliche Frage. „Er ist noch fiebrig und hat Schmerzen, aber das ist normal, immerhin war sein gesamter Körper schwer vergiftet. Und wäre der da nicht gewesen, wäre er schon diese Nacht gestorben,“ fügte er an, deutete auf Fawkes, der überraschenderweise tatsächlich auf seiner alten Stange saß und die Besucher musterte. „Wir waren auf der Krankenstation, da war er nicht und Ron wusste auch nicht, wo er ist!“, begehrte Sirius auf. „Er ist hier,“ erklärte Lucius. „In meiner Wohnung, auf meinem Sofa, ich fand es unangebracht, ihn in die Krankenstation zu bringen, wo jederzeit Leute ein und aus gehen und ihn stören und beglotzen würden. Hier hat er Ruhe und Jemanden, der da ist, nicht nur eine gestresste Schwester.“ Nanette hob eine Augenbraue, während sie langsam ausatmete. Als Remus ihr gesagt hatte, dass sie ihren Enkel fast verloren hätte, war sie an die Decke gegangen, dann noch James’ unmögliches Verhalten... sie war froh, dass Jemand sich so um Harry kümmerte. Sie hatte einen Verdacht, doch sie sagte erst mal nichts. Sie war schon immer ein guter Beobachter gewesen. „Können... wir etwas tun?“, fragte sie ruhig. „Ihn mit nach Hause nehmen zum Beispiel? Nur, weil mein Sohn einen pubertären Rappel hat, heißt das nicht, dass wir unseren Enkel nicht gern bei uns hätten,“ erklärte sie, froh, dass Sebastian ihre Hand leicht drückte. „Nein, ich denke, er sollte hier bleiben,“ gab Lucius ruhig zurück. „Severus wird vorerst nicht zum Unterricht gehen, sondern Harry versorgen, der Junge traut ihm, hier schläft er auch, ohne dass man ihn mit Tränken voll stopft.“ „Sicher?! Er ist auch bei uns sicher und er vertraut uns!“ Lucius hob eine Augenbraue, musterte Sirius, der aufgebracht aufgesprungen war. „Ja, aber nicht in dem Maße, wie er Severus vertraut, der war immerhin schon seit Harrys erstem Schuljahr da, um seinen Hintern aus den größten Schwierigkeiten zu halten. Und was dir nicht klar zu sein scheint, so sehr er dir und seinem Streichelwolf auch vertraut, ihr seid nicht, was er will. Er will seinen Vater, der ihn gerade nicht gebrauchen kann, weil er James’ geplanten Urlaub ruinieren würde. Er würde, wenn ihr ihn mitnehmt, den gesamten Tag irgendwo rum hocken und vor sich hin starren und sich nichts sagen lassen, euch nicht sagen, dass er kaum isst und noch weniger schläft. Glaubt mir, er ist hier gut aufgehoben und ihr könnt ihn ja jederzeit hier besuchen. Nichts für ungut, aber ihr seid auch zu weich. Harry braucht Jemanden, der ihm sagt, was zu tun ist, statt dass man ihn in Ruhe lässt, nur, weil er es will. Und ihr würdet ihn lassen.“ Erneut wollte Sirius was sagen, doch Nanette kam dem Mann zuvor. „Es stimmt,“ gab sie leise zurück. „Wir würden ihn alle lassen. Weil wir ihn nicht bedrängen wollen und er vertraut Severus, er hat zugelassen, dass Severus sich um seine mentalen Wunden kümmert.“ „Mentale... WAS?!“ Es war nur Sirius’ schneller Reaktion zu verdanken, dass Remus wieder in seinen Sitz sackte. „Welche Wunden?“, fragte der Black verwirrt. „Remus hat rausbekommen, dass Harry ständig Kopfweh hat, aber er hatte keinerlei physische Verletzungen, also habe ich Severus dazu geholt, ich weiß, dass er ein hervorragender Geistmagier ist und Harry hat selbst gesagt, dass er ihm vertrauen würde. Severus hat auf jeden Fall riesige Wunden in Harrys Kopf gefunden und sie zusammengefügt,“ erklärte Nanette. „Wunden, die Dumbledore ihm zugefügt hat.“ Remus knurrte. Oh, wenn er doch nur diesen Drecksack zwischen seine Fänge bekommen würde! Das würde ein Tag im Feld werden! Sein Welpe! Seinem Welpen so was anzutun! Lucius reagierte nicht auf das Knurren. Er verstand es ja nur zu gut. Severus hatte ihm ja erzählt, was er alles in Harrys Kopf gefunden hatte – beim ersten Besuch wohlgemerkt. Er wartete, bis die Anderen sich wieder beruhigt hatten. „In zwei Tagen beginnen die Ferien, wir kümmern uns um Harry und wie gesagt, wir sind entweder hier oder in meinem Manor, wo er jederzeit besucht werden kann. Sonst würde ich sagen, könnt ihr erst mal wieder gehen, ich will Harry wirklich nicht wecken. Er ist vollkommen am Ende und braucht seinen Schlaf.“ „Ich.. will ihn sehen,“ beharrte Remus. „Er muss ja nicht geweckt werden aber ich will ihn sehen! Bitte...“ Lucius nickte, er stand auf, winkte den Anderen, ihm zu folgen und öffnete die Tür, die sein Büro mit der Wohnung verband. Er sah zu Severus, der immer noch auf dem Sofa saß und leicht durch Harrys Haare fuhr, sich aber umwandte, mit seinem typisch starren Gesicht, das er immer hatte, wenn ‚Fremde’ kamen. „Sie wollen ihn sehen,“ erklärte er. Severus grummelte nur, er hatte ja gewusst, dass sie kommen würden, aber passen tat es ihm trotzdem gerade nicht. Er zog die Decke ein wenig von Harry herunter, ließ zu, dass Lupin sich neben ihn kniete und seinem Patienten über die Wange streichelte. Zumindest eine Weile, bis er sah, dass der Grünäugige sein Gesicht verzog, versuchte, den Händen seines Patenonkels und dessen Freundes auszuweichen. „Das reicht,“ knurrte er, schlug die Hände der Beiden weg. „Er will das nicht!“ Rasch zog er die Decke wieder hoch. „Lasst ihn schlafen, verdammt noch mal!“ Sirius wollte etwas sagen, aber Remus hielt ihn zurück, also blieb er ruhig, für sein Patenkind. Er sah zu Harry, der sich irgendwie ausgerechnet um den miesgelaunten Tränkemeister gewickelt zu haben schien, das Gesicht an dessen Rücken vergraben, nun unerreichbar für Andere. Was er noch sah, war eine offensichtlich frisch verbundene Hand, die sich an Snapes Bein klammerte. „Was, Black?“, fragte Severus kühl, strich automatisch über Harrys Haare, ohne auf die Hand einzugehen, die sich an seinen Oberschenkel klammerte. „Wieso vertraut er dir mehr, als uns?!“ „Weil ich im Gegenteil zu seinem undankbaren, in Selbstmitleid ertrinkenden Vater da war, wenn er Hilfe gebraucht hat?!“, zischte Severus. „Weil ich eine Konstante war?!“ „Sirius,“ murmelte Remus, der kurz die Luft beschnüffelte und sich fast verschluckte. Das musste er beobachten. „Lass ihn, wir stören nur Harry... wann können wir wiederkommen?“, fragte er, nun an Lucius gewandt. Der Langhaarige musterte die Anderen, auch die Potters, die sich still im Hintergrund hielten. „Ich werde einen großen Teil der Ferien hier verbringen müssen, einfach um das Chaos, dass Dumbledore hinterlassen hat, wieder zurecht zu biegen und da kaum Schüler bleiben, kann ich auch endlich den dritten Stock von Auroren und Zwergen sichern lassen, um raus zu finden, wohin die vermissen Schüler der letzten Jahre gezogen wurden. Es wäre nur nett, eine faire Vorwarnung zu bekommen, wenn ihr auftaucht, nicht, dass wir genau an dem Tag nicht hier sind.“ Nanette nickte einfach nur, zog dann an Sebastians Ärmel. „Wir sollten gehen,“ schlug sie vor. „Ich habe Jemandem den Hosenboden straff zu ziehen!“ „Er ist schon weg...“, erinnerte Sebastian seine Frau ruhig. „Und er kommt erst in zwei Wochen wieder...“ „Nun, dann wird er sich freuen, wenn er nach Hause kommt,“ knurrte Nanette nur kühl. Es würde James’ erste wirkliche Ohrfeige sein, aber vielleicht brauchte er genau das, um seinen Hintern mal in Bewegung zu bekommen! Nun, wenigstens war irgendwer da, der sich um ihren Enkel kümmerte. Sie hätte es wirklich gern getan, aber sie wusste, dass Harry das nicht zulassen würde. „Kommt, wir sollten uns alle auf den Weg machen,“ schlug sie nur vor. Kapitel 8: nicht allein sein... ------------------------------- Verdammt! Arschlöcher! Drecksidioten! Weiber! Unfähig, die einfachsten Aufgaben zu erfüllen! Voller Wut warf Albus einen Tannenzapfen gegen die Wand vor sich. Nun war er nicht mal mehr in der verfluchten Hütte seiner unfähigen Eltern, die sein Genie weder erkannt noch gefördert hatten, wie sie es hätten tun sollen, nein, nun musste er sich in dem alten Geräteschuppen verstecken, der zu ihrem Nachbarn und seinem ersten Opfer gehört hatte. Ein Verschlag, noch weit unter dem Standart seiner letzten Unterkunft und er hatte fast nichts mitnehmen können. Stattdessen hatte er zusehen müssen, wie die Auroren seine Sachen aus dem Haus getragen, sie aufgetürmt und verbrannt hatten! Verbrannt!! Seine Sachen! Der neue, bequeme Sessel! Die anderen Dinge! Seine schwarzmagischen Bücher! Alles war einfach in Flammen aufgegangen! Nur wegen... einer unfähigen Frau! Wieder mal ein Beweis, dass man Weiber besser nie in eine wichtige Stellung brachte... Doch er würde sich schon noch rächen, an denen die all seine schönen Pläne ruiniert hatten! Und das waren – die Potters! Leider hatte er immer noch kein Wort über den Jüngeren seiner beiden Furunkel im Hintern gehört, was wohl bedeutete, dass der dumme Bengel mal wieder einen Weg gefunden hatte, das Basilikengift zu überleben, vermutlich, weil der dumme Phönix sich ein weiteres Mal ungebeten in seine Sachen eingemischt hatte... Lucius war der Erste, der aufwachte und das auch nur, weil sein Zauberstab unter seinem Kopfkissen heiß wurde. Leise stöhnend richtete er sich auf, sah dann an sich herunter, wo Harry sich leise grummelnd umwandte, um sich gegen Severus zu kuscheln, der nicht die Frechheit besaß, einfach aufzustehen, sondern der ihn automatisch in die Arme schloss und weiter schlief. Nun, er würde die Beiden lassen, die Nacht war hart genug gewesen, auch wenn man nun nichts mehr sah. Zwei Mal hatte Harry einen heftigen Alptraum gehabt und sogar um sich geschlagen, als sie ihn dann wach bekommen hatten, hatte er nicht mehr schlafen wollen, ihn davon zu überzeugen, dass Schlaf wichtig war, war alles andere als einfach gewesen und es hatte sie, gerade beim zweiten Mal, mehrere Stunden gekostet. Auch erst die Versicherung, dass sie Beide weiterhin hier sein würden, auch, wenn er das nächste Mal aufwachen würde, hatte ihn überzeugt. Was aber Lucius nicht wirklich half, denn er konnte nicht mehr weiter schlafen, er musste sich seinem heiß geliebten Job stellen... Lautlos stand Lucius auf, hielt erst mal aus Bad zu und holte einen Pepper-up Trank aus dem Medizinschrank, den er herunterschluckte. Erst, als das zu wirken begann, fühlte er sich fit genug, sich selbst dazu zu zwingen, sich anzuziehen. Viel lieber würde er wieder zurück ins Bett kriechen, aber ihm als Direktor war so ein Luxus nicht gestattet, er musste sich sehen lassen. Als Lucius wieder aus dem Bad kam, blickte er zu Severus, der gerade blinzelte und sich etwas aufrichtete. „Du kannst noch schlafen,“ murmelte er, ging zu dem Tränkemeister und küsste ihn leicht. „Ich weiß genau, dass du letzte und vorletzte Nacht kaum geschlafen hast.“ „Und du hast mehr Schlaf bekommen?“, grummelte Severus nur. „Du bist auch nur wach dank der Tränke im Bad...“ „Ich bin der Direktor, ich muss anwesend sein, um die Schüler zu terrorisieren...“ „Immerhin ist es der letzte Tag vor den Ferien,“ murmelte Severus nur, der sich tatsächlich wieder in die Kissen fallen ließ und seinen Griff um Harry wieder verstärkte. Der Tränkemeister war tatsächlich froh, noch etwas schlafen zu können. Oh, er hätte auch aufstehen können, ein, zwei Nächte ohne Schlaf waren für ihn in der Regel bestenfalls ein Grund, schlecht gelaunt zu sein, das war schon viel zu oft vorgekommen. Aber er fand es besser, schlafen zu können. Vor Allem, da er ja nicht allein im Bett lag. Lucius lächelte nur, als er das sah, küsste Severus kurz und strich über Harrys Haare. „Und morgen können wir mit etwas Glück alle ausschlafen – sieh nur zu, dass er nachher was isst.“ „Ja, ja,“ grummelte Severus nur, bevor er die Decke wieder besser zurecht zog. Lucius nickte nur grinsend. Oh, Sev wusste gar nicht, wie drollig er manchmal sein konnte... Rasch warf er sich seinen Umhang über und verschwand. Und sei es nur, um wieder da zu sein, wenn Harry aufwachte... Severus schlief noch mal gute zwei Stunden, bevor er erneut aufwachte, weil das Bett sich bewegte. Er rollte seinen Kopf herum, musterte Lucius. „Du hast das Frühstück also überlebt?“, fragte er ruhig. Er selbst aß immer zuerst in seinen Kammern für sich, da er das Essverhalten der meisten Kinder und Teenager schlicht nicht ertrug. Lucius zuckte mit den Schultern. „Das und die peinliche Befragung meines Sohnes und eines Weasleys. Ich sage dir, Draco kann wirklich der Dorn in der Seite sein, wenn er es drauf anlegt, er hat auch schon angedroht, spätestens morgen mit der ganze Rotte anzurücken...“ Severus stöhnte nur mitleiderregend. Auch das noch! Eine Flut von Gryffindors um ihn herum und ein Patenkind, dass seinem Vater absolut nichts in Nervigkeit nachstand. Wirklich, wieder voll rein gelangt. „Wie spät ist es?“ „Zehn Uhr, Zeit für ein gutes, zweites Frühstück, die Hauselfen bringen es gleich hoch.“ „Das heißt, wir müssen den da wach bekommen?!“ „Offensichtlich,“ grinste Lucius nur, nahm die verbundene Hand und strich leicht darüber, positiv überrascht, als die Finger sich um seine schlossen. „Und er muss ohnehin was essen, das hatten wir doch schon festgestellt...“ Severus seufzte nur, bevor er sich zu Harry wandte, der sich an seine Seite kuschelte und strich über dessen Haare. „Komm, Junge,“ murmelte er. „Es ist Zeit, aufzuwachen.“ Er beobachtete, wie der Jüngere sich weiter zusammen rollte. Sehr wohl dabei, aufzuwachen, aber dagegen ankämpfend. „Na los,“ forderte Severus nur. „Gleich gibt es Frühstück.“ Harry wollte nicht aufwachen, hier war es sicher, hier war es warm. Hier gab es keine schlechten Träume. Er wehrte sich, doch das brachte nicht viel. Die tiefe, ruhige, seidige Stimme über ihm gab einfach nicht nach. Nicht mal, als er sich näher an den warmen Körper drängte. Er wollte sich doch nur nicht der Realität stellen! Die war ihm zu hässlich, zu brutal – und zu einsam. Mit einem Vater, der ihn nicht sehen wollte und seiner Dummheit, sich nicht nur in einen, sondern in zwei Männer zu verlieben, die nie im Leben was mit einem Teenager anfangen würden... „Aber nun wirklich, Harry,“ sprach Lucius ruhig, strich etwas über die immer noch warmen Wangen. „Du musst was essen und trinken...“ Er beobachtete, wie die Augen sich sichtlich unwillig öffneten und sich kurz und unsicher umsahen. „Guten Morgen,“ lächelte der Blonde. „Wie versprochen, wir sind Beide da, Grumpy und ich.“ Oh Merlin! Das war kein Traum gewesen! Er .. er... er war mit den heißesten beiden Kerlen der Schule in einem Bett! Das war ja so peinlich! Doch ganz ehrlich, irgendwie war es ihm auch egal. Es was das erste Mal seit Wochen, dass er sich, bis auf den Muskelkater, wieder etwas besser fühlte... Selbst, dass er irgendwann im Laufe der Zeit praktisch auf Snapes Schoß gekrochen war, schien ihm im Moment nicht so schlimm, er wusste, er würde sich schrecklich schämen, wenn er wieder richtig klar denken konnte, aber im Moment kuschelte er sich an den Anderen. Zum in die Erde versinken war später immer noch mehr als genug Zeit. Lucius grinste, als er sah, wie Harry sich an seinen Lover kuschelte. Sichtlich nur halb wach bestenfalls. Aber er schien sehr wohl zu wissen, was er da tat, dem roten Schatten nach zu schließen, der in den letzten Sekunden bemerkenswert dunkler geworden war. „Zumindest haben deine Augenringe sich um Einiges zurückgebildet,“ stellte er fest, strich leicht über Harrys Wange. „Sev, du kannst aufstehen und dich anziehen,“ schlug er vor. „Ich übernehme Knuddelbärchen...“ Severus grinste etwas, machte sich frei und überließ Lucius seinen Platz, bevor er aus dem Bett glitt. Er sah zu, wie Harry sich eine Sekunde lang versteifte, bevor er sich in den Armen des Blonden wieder zusammensacken ließ, eindeutig ausgehungert nach wenigen freundlichen Berührungen. Mit einem letzten Blick packte er selbst frische Klamotten und verschwand erst mal im Bad. Harry starrte verdattert auf den Tränkemeister, der ihn einfach ein wenig an den Bettrand und somit in Malfoys Arme schubste. Er wusste nicht, was er tun sollte, entschied sich dann aber, auszunutzen, wenn er schon mal die Gelegenheit hatte, kuschelte sich an den Anderen, während sein dummer Verstand immer wacher wurde und immer penetranter fragte, was das werden sollte. Lucius strich leicht über Harrys Kopf, der irgendwie auf seinem Schoß gelandet war, er sah, dass der Junge immer noch verdammt müde war. „Wie lang hast du nicht mehr geschlafen?“, fragte er leise. „Du bist ja immer noch vollkommen am Ende...“ Harry zuckte nur mit den Schultern, er sah wenig Sinn darin, nun das Lügen anzufangen. „Monate,“ murmelte er. „Manchmal, wenn ich einen Traumlostrank mopsen konnte, aber... sonst... die letzten zwei Wochen... fast gar nicht mehr...“ „Oh, Harry,“ murmelte Lucius nur, entsetzt, aber nicht wirklich überrascht. Es würde auch mindestens Wochen brauchen, um den Jungen wieder an ein normales Schlaf und vermutlich auch Essverhalten zu gewöhnen. Ohne groß darüber nachzudenken küsste er den Jüngeren auf den Kopf, half ihm dann, sich aufzurichten, was sichtlich unangenehm schien. „Jetzt wird erst mal gefrühstückt,“ erklärte er entschieden. „Dann sehen wir weiter. Deine Hand muss frisch verbunden werden, danach kannst du noch mal schlafen...“ Harry schüttelte den Kopf. „Nicht müde,“ murmelte er, nicht willens, wieder in Gefahr zu laufen, Alpträume zu haben. Wieder Cedric sterben zu sehen. Oder Sirius. Er wusste, sein Patenonkel war am Leben und es ging ihm gut, aber er träumte dessen Tod, immer und immer wieder und jedes Mal auf eine andere Art, es machte ihm panische Angst. Oder, noch viel schlimmer, der Tod von Snape und Malfoy, von seinen Freunden und von seinem Vater. Er konnte nicht mehr, er wollte es nicht sehen. „Nein, gar nicht,“ bestätigte Lucius trocken. „Harry, ich weiß, dass du Alpträume hast.“ Oh ja, das hatte er in der Nacht sehr deutlich zu spüren bekommen. Mit einem gewaltigen Tritt in seine Weichteile. So waren Beide erst auf Harrys Alptraum aufmerksam geworden, denn sonst hatte der Junge die gesamte Zeit keinen Laut von sich gegeben, nichts. „Aber Schlaf ist wichtig, man kann aufgrund von Schlafmangel sterben und es ist alles Andere als schön. Sev und ich, wir sind Beide da, wir passen auf dich auf und wecken dich, wenn du schlecht träumst. Aber zu viele Tränke sind nicht gut, nicht nur, dass man abhängig werden kann, aber wenn man nicht träumt, kann man Dinge nie verarbeiten, das ist mindestens so ungesund...“ Merlin, was sollte das werden?! Harry wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte! Snape und Malfoy kümmerten sich um ihn, waren da, wollten, dass er schlief und versorgten ihn. Bei Merlins krummer Nase, er hatte offensichtlich bei ihnen im Bett geschlafen! Er wurde von ihnen gehalten! Aber... warum?! Da setzte sein Hirn einfach aus. Er konnte den Grund nicht finden, aber laut seiner Erfahrung gab es immer einen Grund und der war selten angenehm oder schön. „Warum...?“ „Warum was?“, fragte Lucius ruhig, er sah, wie auch Severus wieder aus dem Bad kam, sich stirnrunzelnd zu ihm setzte. Er ahnte, um was es ging, aber er wollte, dass Harry seine Frage fertig stellte. „Warum... kümmert ihr... euch? Ich... ihr habt sicher... wichtigeres zu tun,“ murmelte Harry, fast hatte er Angst, dass sie ihn tatsächlich fallen lassen würden, wie eine heiße Kartoffel, stattdessen fühlte er, wie seine beiden Hände genommen wurden und Snape die Heile sogar leicht zu massieren begann. „Nein, haben wir nicht," erklärte Lucius nur, strich leicht über Harrys Haare. Er verstand einfach nicht, warum man Harry nie gesagt hatte, dass er mehr wert war, als man ihn bei den Muggeln hatte glauben lassen! War James denn wirklich, wie Severus immer sagte, zu gar nichts gut?! „Du bist wichtiger, als ein bisschen Büroarbeit oder Unterricht, Harry. Du wärest fast gestorben, wir haben uns alle schreckliche Sorgen um dich gemacht, Sirius und Remus und deine Großeltern waren sogar hier und wollten gar nicht mehr gehen.“ Nun, keine direkte Antwort, aber einfach zu sagen. ‚Harry, wir haben uns in dich verschossen, wir lieben dich und haben darum beschlossen, dich nicht mehr gehen zu lassen, vor allem, wo es dir eh nicht gut geht,’ schien ihm irgendwie ein wenig zu viel des guten. „Sie...waren da?“; fragte Harry, wirklich überrascht, aber ihm war aufgefallen, wessen Name da gefehlt hatte und das nur zu deutlich. „Ja,“ nickte Severus. „Und sie haben uns mit Fragen wahnsinnig gemacht.“ Er sah auf Harrys eingefallenes Gesicht. „Du hast uns allen einen höllischen Schreck eingejagt... Aber keine Sorge, nach den Ferien bist du wieder auf den Beinen und ich erwarte, dass du auf deinem Abschlusszeugnis gute Noten hast!“ Wie der Junge es geschafft hatte, seine Noten konstant zu halten, mit dem, was geschehen war, war ihm ohnehin noch ein Rätsel. „Aber genug davon, das Frühstück ist da, junger Mann und du hast lang genug praktisch nichts gegessen! Komm, auf, auf! Essen, neu verbinden und dann kannst du auf dem Sofa weiter schlafen, während der arme, arme Lucius sich mit der Dummheit von Bürokraten rum schlagen muss!“ Harry wollte nicht, er wollte hier bleiben, wo es so schön warm war, wo die beiden Männer waren, die sicher verschwinden würden, wenn er wieder gesund war, doch ihm wurde keine Wahl gelassen. Noch bevor er protestieren konnte, waren Beide auf ihren Beinen und zogen auch ihn in die Höhe. Er wurde zu einem Tisch gebracht, der reichlich gedeckt war, kaum saß er, füllte sich sein Teller und seine Tasse. Langsam nahm Harry seine Gabel, schubste sein Rührei etwas auf dem Teller hin und her, bevor er begann, vorsichtig zu essen. Aufgehört hatte er immerhin mit gutem Grund – weil ihm dann jedes Mal so schlecht gewesen war, dass er sich übergeben hatte. Doch dieses Mal geschah nichts, die Übelkeit blieb aus. Erleichtert aß er weiter, langsam, auch nicht sehr viel, aber immerhin etwas. Danach klammerte er sich eigentlich nur noch an seiner Tasse fest und beobachtete die anderen Beiden. Lucius und Severus beobachteten Harry eine ganze Weile und erst als sie sicher waren, dass Harry tatsächlich zu essen begonnen hatte, begannen auch sie. Sie merkten allerdings, wie wenig er nur schaffte und wie er mit dem Wenigen schon zu kämpfen hatte, bevor er sich nur noch an seiner heißen Schokolade festklammerte. Nur, warum er aussah, als wolle er weinen, war ihnen Beiden irgendwie nicht so ganz klar. „Harry?“, fragte Severus ruhig. „Was ist los?“, er strich über die gesunde Hand. „Stimmt was nicht?“ „Wann... wann muss ich wieder... weg?“, flüsterte Harry dumpf. „Ich... muss den Zug...erwischen…“ Automatisch versteifte Severus sich, bevor er sich zusammenriss und das Häufchen Elend von seinem Stuhl pflückte und auf seinen Schoß hob. „Du bleibst über die Ferien hier, das ist mit deinen Großeltern abgeklärt und du musst nirgendwo hin, wenn du nicht willst,“ erklärte er bestimmt. „Du bist hier gut aufgehoben und keinem von uns im Weg, wenn das das Nächste ist, was du wieder bringen willst. Nur weil dein Vater sich benimmt, wie ein Geisteskranker, heißt das nicht, dass wir das auch tun!“ Er sah, wie die grünen Augen sich ungläubig weiteten, lächelte einfach nur. „Wenn wir nicht auf dich aufpassen, würdest du doch nur wieder gar nicht schlafen...“ „Eben,“ stimmte auch Lucius zu, der etwas länger gebraucht hatte, um sich wieder in den Griff zu kriegen. „Wir werden uns schöne Ferien machen, Ron und Draco bleiben auch und Hermine geht nur eine Woche weg, statt zwei Wochen, das heißt, alle deine Freunde sind hier. Und wir beide auch. Du musst dich erst mal erholen. Ein Hauself hat deine Sachen, so, wie sie sind schon hoch in mein Gästezimmer gebracht, wo du den Rest des Schuljahrs bleiben wirst.“ Verdattert starrte Harry auf die beiden Männer. Hier bleiben? Warum? Warum taten die sich dass an? Er war... selbst für seinen eigenen Vater nur ein Ärgernis und sie wollten sich unbedingt um ihn kümmern? Es machte einfach keinen Sinn! Doch er fühlte sich einfach nur dankbar, lehnte sich zurück und schloss die Augen, hoffte, dass er nicht wirklich zu heulen beginnen würde, wurde aber von sich selbst enttäuscht, als er den Finger fühlte, der offensichtlich eine Träne weg strich. Lucius seufzte leise. Das hier würde hart werden. Aber gut, damit hatte er von Anfang an gerechnet, er hatte nur nicht gedacht, dass James, der dumme Bock, noch nicht mal einen Anfang gemacht hatte! Er hob Harry von Severus’ Schoß, brachte ihn zum Sofa, setzte ihn dort auf die Kissen. Es passte ihm gar nicht, wie leicht der Jüngere war. Draco war für ihn zu schwer, um ihn, außer in absoluten Notsituationen, durch die Gegend zu schleppen. Harry dagegen... Severus trat zu den Beiden, er hatte schnell einige Salben und frische Verbände geholt. Bei einer Blutfedernarbe war leider wesentlich mehr nötig, als ein Zauber, um die Wunde zu schließen, diese Art Verletzung konnte sich hin ziehen, mit etwas Pech bis Ende des Schuljahres. „Ich muss die Hand kontrollieren,“ erklärte er ruhig, löste den Verband. Harry sah weg, offensichtlich konnte oder wollte er seine Hand nicht sehen, aber das war in Ordnung. Vorsichtig untersuchte der Tränkemeister die verschorfte, offene Stelle, dann trug er zwei Salben auf ein Stück Gaze auf, dass er über die Wunde legte, bevor er sie frisch verband und den Verband mit einem Zauber befestigte und wasserdicht zauberte. „Schon vorbei,“ erklärte er leise und setzte sich, zog Harry an sich. „Schon vorbei...“ Lucius lächelte, er beobachtete die Beiden noch eine Weile still, bevor er sich meldete: „Ich muss wieder in mein Büro,“ erklärte er. „Aber ab Mittag hab ich wirklich Zeit für euch,“ versprach er, während er sich wieder erhob, er wuschelte Harry durch die Haare, küsste ihn, ohne lang nachzudenken, auf die Stirn. Severus nickte. „Mal sehen, ob er in der Zeit noch mal schläft oder eher nicht...“ Es vergingen fünf weitere Tage, die Harry hauptsächlich damit verbrachte, zu schlafen oder sich alternativ zu wundern, was eigentlich los war. Warum die beiden Männer ihn nie allein ließen, warum er in deren Schößen sitzen und mit ihnen im Bett schlafen durfte. Er verstand es nicht, aber er liebte es, das auf jeden Fall, er genoss die Wärme, die er dort spürte und versuchte, sie auszunutzen. Er hatte wenig Zweifel, dass das nach den Ferien wie ein Spuk vorbei sein würde. Etwas, wovor er Angst hatte. Richtige Angst. Wenn die Nächsten ihn einfach beiseite stellen würden. Erst sein Dad, dann auch noch diese Beiden. Das würde er nicht überstehen, das wusste er. Wenn er nur verstehen würde, warum die Beiden sich so um ihn kümmerten. Er kam sich dumm vor, immerhin machte Draco dauernd dumme Andeutungen, an denen wohl eher nichts dran war, aber trotzdem verstand er die Kommentare des Blonden nicht. Als würden Severus Snape und Lucius Malfoy was von ihm wollen, wo sie doch einander hatten! Das war Schwachsinn! Zwei Leute waren ein Paar, drei einer zu viel! Harry starrte nach draußen. Es war einer der wenigen Momente, in denen er allein war, was ihm aber nicht wirklich gefiel. Er saß am Fenster und sah hinaus. Er wusste, er hätte einfach raus gehen können, mit seinem Besen, Draco und Ron waren vermutlich tatsächlich auf ihren Besen unterwegs, doch er wollte einfach nicht. Severus war in seinem Labor wegen dem Wolfsbanntrank für Remus, der ihn morgen abholen wollte. Dann, wenn Lucius und Severus mit ihm essen gehen wollten. Zu einem Italiener. Das erste Mal. Seine erste Pizza, wobei auch Remus und Sirius sowie seine Großeltern mitkommen würden. Die Vier hatten ihm die letzten Tage täglich geschrieben, sie hatten ihm auch Kleinigkeiten geschickt, die ihn wirklich gefreut hatten. Süßigkeiten, ein neues Kartenspiel. Nur von seinem Dad hatte er nichts gehört, außer, dass er wohl irgendwo in Mallorca war, um seine Ferien zu genießen. „Harry,“ sprach Lucius ruhig. Er hatte gerade erst zwei weitere Bewerber unter die Lupe genommen, Keiner von ihnen genügte seinen Ansprüchen. Er war frustriert, doch das verdrängte er, als er in seine Wohnung trat. Er sah, dass Harry am Fenster saß, allein, statt wie erwartet, mit Draco und Ron draußen herum zu fliegen. Aber er schob es darauf, dass der Junge noch mitgenommen und kaputt von dem Schlafmangel, den er sich selbst zugefügt hatte. „Warum bist du denn nicht draußen?“ „Ich.. hab Briefe beantwortet,“ rechtfertigte der Grünäugige sich, sah dann aus dem Fenster. „Und... ich fühl mich nicht so toll,“ fügte er an, strich etwas über den Verband an seiner Hand. Eine Angewohnheit, die er in den letzten Tagen angenommen hatte. Es war ja nicht mal eine Lüge, er fühlte sich immer noch miserabel. Wenn auch nicht mehr wegen Fieber, Kopfweh und Muskelkater. Lucius runzelte die Stirn, hob den immer noch viel zu leichten Jungen einfach hoch und trug ihn zum Sofa, setzte sich. Er wusste, Harry war, bis auf den Schlafmangel und sein Essproblem, das sich aber auch wieder gab, vollkommen gesund. Er strich über die Haare des Jüngeren, der sich praktisch sofort an ihn kuschelte und die Augen schloss. Wieder Nähe suchte. Bisher hatte er auch jede Nacht bei ihnen geschlafen, na ja, die letzten beiden Nächte war er erst im Gästezimmer gewesen, auf eigenen Wunsch, aber um Mitternacht war er aufgewacht, geschüttelt von Alpträumen. Sie hatten es nur mitbekommen, weil Severus einen Alarm auf Harry gesprochen hatte. Zum Glück. Danach hatten sie ihn einfach wieder zu ihnen rüber geholt. Nicht, dass Harry protestiert hätte. Es war ohnehin eher so gewesen, dass Harry wohl aus Pflichtgefühl hier ins Gästezimmer ausgewandert war, als dass es die Nähe gewesen war. „Was ist los?“, fragte er schließlich ruhig. Harry wusste nicht, was er sagen sollte, er schloss die Augen, kuschelte sich an den Anderen. Wie sollte er das denn auch erklären, ohne gleich wieder ausgelacht zu werden?! Er kam sich so dumm vor! Verdammt noch mal, er war wirklich alt genug, aber immer noch war er so ... blöd, so kindisch! Bei zwei Männern zu bleiben, die zusammen waren, die zusammen gehörten! Er war doch nur das dritte Rad am Wagen! Aber... auf die Nähe, die er bekam, konnte er auch nicht verzichten... Also, irgendwas stimmte wirklich nicht stellte Lucius fest. Wie Severus es am Morgen schon angedeutet hatte. Harry schien depressiv. Und das war für einen wirklichen Heilungsprozess sicher nicht gut. Der Grünäugige hatte einfach viel zu viel mitgemacht, das stand fest. Und wie man den Besten darauf ansprechen sollte, dass sie gern eine Beziehung mit ihm haben würden, wussten sie beide nicht. Harry direkt darauf anzusprechen war sicher auch keine gute Idee. Sie wollten warten, bis er sich zumindest etwas erholt hatte... Aber vielleicht war genau das einfach der Haken. Vielleicht sollten sie es sagen und dann abwarten. Denn bei Harrys extrem ausgeprägten Selbstzweifeln war nicht davon auszugehen, dass er Irgendwann von Selbst auf sie zugehen würde. „Harry etwas stimmt nicht, was ist los?“, bohrte er weiter. „Du kannst es uns jederzeit sagen, Sev und ich wollen dir wirklich nur helfen...“ Er strich leicht über Harrys Seite. „Du frisst doch irgendwas in dich rein...“ „Ich... es... es ist dumm,“ murmelte Harry nur. Er mochte nicht mal aufsehen. „Ich bezweifle, dass es dumm ist. Ich habe dir doch gesagt, dass du mir alles erzählen kannst. So lächerlich kann es gar nicht sein.“ „Es... ist dumm...“, beharrte Harry. „Und... dann... wollt ihr... sicher nichts mehr... mit mir…zu tun haben!“ „Das ist wirklich dummes Zeug,“ konterte Lucius nur, drückte Harry fester an sich. „Das ist Schwachsinn! Warum sollten wir nichts mit dir zu tun haben wollen?! Sag es einfach, dann geht es dir sicher auch besser... du machst dich krank und ich finde du warst gerade schon krank genug, oder?“ Automatisch klammerte Harry sich an den Anderen. Er wollte es nicht sagen, wirklich nicht. Doch er konnte einfach nicht anders, es war wie mit Severus, den er nie belügen konnte, der immer alles aus ihm heraus bekam. „Ich... will nicht hier weg, ich... will hier bleiben, auch... nach den Ferien...“ „Das ist es?“, fragte Lucius ein wenig... nun, verwirrt. Er hatte wirklich mit was Schlimmerem gerechnet, vor allem, da er ohnehin davon ausgegangen war, dass Harry den Rest des Schuljahres hier verbringen würde. „Harry,“ er hob das Kinn des Jüngeren an, so, dass der ihn ansehen musste. „Es war ohnehin geplant, dass wir dich für den Rest des Schuljahres hier behalten. Es kann noch eine Weile lang dauern, bis der Schaden der Blutfeder behoben ist. Hast du nicht gemerkt, dass in deinem Zimmer alle deine Sachen sind?“ „Nicht... nur das Schuljahr?“, flüsterte Harry matt. Das - nicht in einem extra Zimmer- konnte er sich gerade noch verkneifen. Jemanden haben, zu dem er auch außerhalb der Ferien kriechen konnte, der immer da war und ihn hielt und nur zu oft stellte er sich vor, dass die Beiden ihn richtig küssen würden. Aber wer wollte schon ein Weichei wie ihn? Seit sein Vater wieder aufgetaucht war, hatte auch das Interesse der anderen Schüler rapide nachgelassen. Lucius hob kurz eine Augenbraue. „Du willst nächstes Schuljahr auch hier bleiben?“, fragte er überrascht. Harry hatte immerhin Freunde in Gryffindor und das noch nicht mal so wenige, wie er immer gedacht hatte. Zumindest hatte Harry sich bei Tisch immer unterhalten können... „Ich... sag doch, es... ist dumm,“ flüsterte Harry nur. Und dabei hatte er noch nicht mal gesagt, dass er die Sommerferien auch bei Lucius und Severus verbringen wollte. Wie letztes Jahr. Es war immer so schön friedlich gewesen... er hatte sich sicherer gefühlt, als bei seinen Großeltern. „Ist es nicht,“ widersprach Lucius ruhig. „Du hast mich nur überrascht.“ Hatte er wirklich erwartet, dass Harry mit der ganzen Wahrheit raus rückte? Er strich durch die lockigen Haare. „Aber das ist nicht alles, nicht wahr? Du willst vor Allem bei Sev und mir bleiben. Ist es das?“ Er hoffte wirklich, dass das nicht zu weit und zu schnell war, aber er musste das klären, jetzt. Er hatte auch gehört, wie Severus eingetreten war, doch der Andere war abrupt im Türrahmen stehen geblieben, zum Lauschen. Aber das war alles Andere als schlecht. Wenn Dinge sich jetzt endlich klären ließen, sollte man das auch tun! Nur sehr, sehr kurz begegnete Harry dem Blick des Anderen, bevor er seinen Kopf wieder senkte und sich fester an dem Anderen festkrallte. Er hatte wirklich Angst, dass er nun gehen musste. Denn offensichtlich hatte man ihn ja schon erwischt... „Schhh...“, versuchte der Andere Harry zu beruhigen. Er merkte, wie Harry sich immer mehr verspannte. „Daran ist nichts Schlimmes,“ erklärte er leise. „Ich habe dich auch wirklich gern um mich... und Sev auch. Sonst wärest du gar nicht hier gelandet, sondern auf der Krankenstation. Oder bei dir zu Haus.“ „Nein!“ „Nein?“, fragte nun Severus, setzte sich auf die Lehne des Sofas. Er merkte, wie Harry zuckte, strich ihm über die Wange. „Nein was?“ „Ich... will nicht... nicht heim... ich...!“ Oh Merlin! Seit wann war Severus wieder da?! Peinlicher konnte es ja gar nicht werden! „Du fühlst dich hier wohler?“, fragte Severus, der wenig verwundert war. Man merkte, wo man willkommen war und wo nicht. Ihm gefiel diese Aussage, ein schöneres Bauchpinseln hätte es gar nicht geben können, nicht für ihn! Er strich leicht über Harrys Wange, hob dessen Kopf wieder und lächelte. „Harry, das ist vollkommen normal...“, sprach er leise, sah den Jüngeren dabei unverwandt an. Oh Merlin! Wie sollte er den Beiden nur sagen, dass das der einzige Ort war, wo er sich wirklich sicher fühlte? Mit einem der Beiden oder nachts zwischen ihnen? Wo er sich auch ohne Tränke mal traute zu schlafen! Und dass er Dinge von den Beiden wollte, die sicher nicht in Ordnung waren, bedachte man, dass er erst sechzehn werden würde und beide Männer seine Väter hätten sein können! Lucius hob eine Augenbraue. Sev konnte sich aber auch nie zurückhalten! Doch seine Diagnose traf, wie immer, ins Schwarze. „Harry, er hat Recht... du willst hier bleiben, du fühlst dich sicher genug, um zu schlafen, selbst, wenn du gerade einen Alptraum hattest und du suchst körperliche Nähe – du fühlst dich von uns angezogen – von uns Beiden.“ Entsetzt starrte Harry die Beiden an. Merlin, sie wussten es! Sie...! „Ich... ich weiß, dass... dass es falsch ist!“, brachte er mühsam heraus. „Es... es tut mir Leid! Ich wollte nicht...!“ „Harry!“, befahl Severus harsch. „Hör auf! Hör sofort auf, dich da rein zu steigern! Ich habe doch gerade gesagt, es ist in Ordnung! Wir sind nicht, hörst du, nicht, bei dummen Muggeln! Muggel mögen denken, dass das nicht in Ordnung ist, aber das ist Dummheit! Denkst du wirklich, du wärest noch hier, wenn wir was dagegen hätten?“, fragte er dann, wesentlich ruhiger und freundlich, er strich leicht über Harrys Lippen. Oh Gott, oh Gott, ohGottohGottohGott! Was sollte er denn tun?! Zu dritt...! Man konnte doch nicht zu dritt zusammen sein! Das ging doch gar nicht! Mal ganz davon zu schweigen, dass sie alle Drei Männer waren! Aber dann waren da die Finger, die über seine Lippen strichen. Er kannte das Gefühl, dieses Prickeln, das er gespürt hatte, meist kurz bevor er eingeschlafen war. Es beruhigte ihn praktisch augenblicklich, er spürte, wie seine Anspannung um Einiges nachließ, er in die Arme zurücksackte, die ihn hielten. Was er nicht glauben, nicht fassen konnte, war der Kuss, der kurz darauf folgte. Leicht, sanft und doch so... intensiv. Und kaum wurde er gelöst, kam der Nächste... Lucius grinste, als er zusah, wie Sev den Jungen ohne lang zu fackeln einfach küsste, sanft und zärtlich, er packte Harry, um sich seinen fairen Anteil zu holen, strich über dessen Haare, musterte seinen verwirrten Gesichtsausdruck. „Glaubst du wirklich, ich würde jeden in meinem Bett schlafen lassen?“, fragte er den Jüngeren liebevoll. „Ich denke, ich weiß, was du empfindest... Harry, Triaden sind in der magischen Welt vollkommen normal, nichts Außergewöhnliches. Es gibt Einige davon. Und niemand sieht auf sie herab...“ „Aber... ich... ich hab noch nie...! Und... wir sind... drei... drei Kerle...!““ „Junge, du hast viel noch nicht gesehen,“ knurrte Severus nur. „Heißt aber noch lang nicht, dass es das nicht gibt, bedenkt man, dass du noch nicht zu viel gesehen haben dürftest! Und was hat das bitteschön mit unserem Geschlecht zu tun? Soweit ich weiß, haben selbst Muggel begonnen, das zu akzeptieren!“ Severus war nicht wirklich auf Harry sauer, nur auf die, die ihm all diese Dummheiten eingeredet hatten. Er strich dem Jüngeren dabei sanft über die Wange. „Also hör auf, dich da in was rein zu steigern,“ murrte er. Harry starrte immer noch mit weit aufgerissenen Augen die beiden Anderen an. Er wusste nicht, was gerade eigentlich geschehen war. Sie hatten ihn geküsst, rekapitulierte er. Und ihm gesagt, dass man auch zu Dritt zusammen sein konnte, was er für absolut unmöglich hielt. Aber die schienen das anders zu sehen. Lucius lachte leise, küsste Harry erneut. „Was?“, fragte er leise. „Es ist, wie Sev gesagt hat. Wir wollen dich beide haben, wir waren uns nur lang nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre, bedenkt man dein Alter, aber ganz ehrlich – wir wollen nicht mehr warten und du willst auch bei uns sein, also was spricht dagegen?“, er lächelte ermutigend und erneut kam dieses eine, alte, verstaubte Gesetz vor ihm auf, doch er wies es weit von sich – vorerst. Vielleicht kam es ihm zu einem anderen Zeitpunkt gelegen. Harry wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er, kuschelte sich an den Älteren und genoss die Streicheleinheiten, die es zeitgleich gab. Hieß das, er war nun mit ihnen zusammen... mit.. mit Beiden? Mit Severus und Lucius? Er konnte bei ihnen bleiben? Wenn es so war, war ihm doch im Grunde eh alles Recht, wenn er ehrlich war. Und diese Küsse... noch immer prickelten seine Lippen... Nur, selbst, wenn er das gerade richtig verstanden haben sollte und er hatte das Gefühl, das getan zu haben, was würden Andere dann sagen? Draco war nur wenig älter als er und er war mit dessen VATER zusammen! Aber da waren nicht nur Ron, Draco und Hermine, da waren auch seine Großeltern, Sirius, Remus und vor allem sein Vater. Harry bezweifelte, dass der das verstehen würde, denn James schien doch irgendwie was gegen Severus zu haben. Gewaltig.... Kapitel 9: Besserung -------------------- Nach diesem Gespräch war Harry doch noch nach draußen gegangen. Er hatte sich besser gefühlt, viel, viel besser, vor allem, da Lucius versprochen hatte, zu sehen, dass er auch im nächsten Schuljahr bei den Anderen bleiben konnte. Sie hatten eine Weile einfach nur so da gesessen und – ja – gekuschelt. Es war für den Grünäugigen der Himmel auf Erden gewesen, auch, wenn da immer noch Angst war. Außerdem hatte er gefragt, ob die Beiden das geheim halten wollten, immerhin waren sie auch mit ihrer Beziehung nie an die Öffentlichkeit gegangen. Doch die Beiden hatten einfach nur die Schultern gezuckt. Er könne tun, was er wolle, sie hätten nichts dagegen. Sie hätten nie wirklich geheim gehalten, was sie füreinander empfanden, es habe eben nur nie wirklich irgendwen interessiert. Irgendwie hatte dass Harry mehr beruhigt, als er es zugeben wollte, doch er hatte auch nicht vor, es an die große Glocke zu hängen. Vielleicht war sein Vater im Moment im Zentrum des Medieninteresses, doch er wusste, dass sich das sehr, sehr schnell wieder ändern konnte. Er hatte allerdings nicht mit den anderen Quiddich gespielt, sondern sich einfach mit ihnen unterhalten und die Sonne etwas genossen. Draco zu sagen, was los war, hatte er sich auch nicht wirklich getraut. Oder Ron. Er war sich ohnehin nicht wirklich sicher, ob er das so richtig verstanden hatte. Es... fühlte sich zu unecht an, dass sein Traum tatsächlich wahr geworden sein sollte. So, wie er immer noch nicht glauben konnte, dass er eine Familie hatte, zu der er gehen konnte. Kurz vor dem Abendessen allerdings verabschiedete Harry sich wieder, ging zurück in Lucius Quartiere, zu denen er das Passwort hatte. Er wusste, die anderen Beiden würden gleich kommen, Severus war nach ihrem Gespräch wieder in den Keller zu seinen Kesseln gegangen, Lucius hatte überraschend noch einen Anruf über den Kamin bekommen. Er setzte sich an den Tisch, der bereits gedeckt war und kaum saß er, kamen auch schon die Anderen. Lucius lächelte, als er Harry da sitzen sah, strich leicht über dessen Haare und küsste ihn, allerdings nur auf die Stirn. Er hatte den Jüngeren eine Weile unten beobachtet, bevor er sich wirklich auf das Gespräch mit dem Anwärter für das Amt des Verteidigungslehrers unterhalten hatte. Auch Severus kam recht bald, lächelte etwas und küsste Harry, bevor er sich setzte und automatisch Harrys Teller füllte. Er hatte Dobby etwas bestochen, damit der ihm sagte, was der Jüngere gern aß und dass er das auch machen würde. Er hatte es gemacht. Ein einfacher Schinkennudelauflauf mit herrlich gebräuntem Käse überbacken, dazu das Kultgetränk der Muggel – Cola. Lucius und ihm war das Zeug zu süß, aber Harry genoss es, mehr als eindeutig. Lucius beobachtete, wie Harry aß, still, aber mit sichtlichem Genuss und es schien jedes Mal mehr zu sein. Und da sie auch noch kleine Kalorienbomben überall versteckten, merkte man jetzt schon erste, kleine Erfolge. Das vorher vollkommen eingefallene Gesicht sah nicht mehr aus, als müsse man einen plötzlichen Hungertod fürchten. Harry war sicher noch nicht bei seinem Normalgewicht, aber er machte Fortschritte... Allerdings sah er nun schon wieder reichlich müde aus. Nach dem Essen, das von einem Schokoeis gekrönt worden war und das Geschirr verschwunden war, strich Severus leicht über Harrys verbundene Hand. „Na los,“ lächelte er nur. „Mach dich fertig, bevor du auch noch hier einschläfst.“ „Kann... ich bei euch… schlafen?“, fragte Harry leise, er fragte sich selbst, wo er den Mut her nahm, das zu fragen, aber er wollte nicht erst nachts heulend im Bett aufwachen, bevor er rüber gehen konnte. Wenn... sie es ihm doch schon so anboten... „Sicher,“ lächelte Lucius. „Mach dich fertig und komm einfach ins Bett,“ meinte er nur, sah Harry hinterher, wie er im Bad verschwand. Dann sah er zu Severus: „Das... sehe ich als Fortschritt,“ stellte er amüsiert fest. „Er hat gerade...“ Severus sah dem Anderen hinterher. „Glaubst du im Ernst, James wird das dulden?“, fragte er ruhig. Wie gesagt, er mochte den Vater seines neuen Geliebten nicht. Und James war prüde, aber so richtig! Das war schlicht und einfach eine Wahrheit, die man nicht leugnen konnte. Es war einfach so. „Er kann uns... und ihm noch eine Menge Ärger machen.“ Lucius kniff seine Augen zusammen. „Das versucht er nur ein Mal,“ gab er kalt zurück. „Ich verteidige, was mein ist! Und ich lasse nicht zu, dass dieser Idiot Harry noch mehr weh tut! Du solltest das sehr gut wissen...“ Severus schüttelte den Kopf: „Du vergisst, dass der Irre ihm darum so weh tun kann, weil Harry sich nach einem Vater sehnt.“ Der Andere zuckte mit den Schultern. „Wenn er sich entscheiden muss, wird er sich für uns entscheiden und das ist selbst dir klar.“ „Aber es wird ihm weh tun,“ beharrte der Tränkemeister, der Harry doch, seit seinem ersten Besuch in dessen Kopf, vor weiteren Schmerzen schützen wollte. „Wir sind da,“ erinnerte Lucius nur. „Es wäre schlimmer für ihn, wenn wir auch noch weg wären, behalt das nur immer im Hinterkopf. Komm, gehen wir lieber ins Schlafzimmer. Ich will für heut Schluss machen und zur Abwechslung endlich mal wieder ein gutes Buch lesen, statt schlecht gefälschter Zahlungsbelege für Verbesserungen, die nie vorgenommen wurden. Und du... kannst deine Tränkeforschungszeitschrift auch im Bett lesen.“ „So?“, fragte Severus mit hochgehobener Augenbraue. „Und wer sagt dir, dass ich nicht noch mal zu meinen Tränken muss?“ Lucius grinste. „Bitte, bitte. Du kannst gern gehen. Dann kuschle ich allein mit Harry!“ „Von wegen!“ knurrte Severus nur, der in das zweite Bad stampfte. Er hatte darauf bestanden, denn Lucius hatte die dumme Angewohnheit, das Bad teilweise ewig zu blockieren. Darum war ein zweites Bad einfach notwendig. „Ich mache mich fertig!“ Lucius grinste nur, während er dem Anderen hinterher sah. Manchmal war Sev wirklich leicht zu durchschauen, aber so war es schon früher gewesen, wo der Tränkemeister alle Anderen hinter das Licht führen konnte, hatte er immer gewusst, was der Beste gedacht hatte. Er war es gewesen, der dem damals zwei Jahre unter ihm befindlichen Jungen unter die Arme gegriffen, ihm das erste Mal Nähe gegeben hatte. Denn auch Severus’ Kindheit war sicher nicht die Schönste gewesen, ganz im Gegenteil. Zwar wohl nicht ganz so heftig, wie bei Harry, aber schon schlimm genug. Severus hatte bitterlich geweint, als er damals die Schule beendet hatte und Narcissa heiraten musste. Die einzige Möglichkeit für sie, weiterhin in Kontakt zu bleiben, war es gewesen, dass auch Severus den Todessern beitrat. Was er auch getan hatte. So, dass sie ihre Beziehung heimlich weiter leben lassen konnten, aber es war hart gewesen. Nun, aber das war Vergangenheit. Sev war nur stärker geworden und sie waren immer noch zusammen. Zusammen konnten sie auch Harry wieder aufbauen, er hatte daran keine Zweifel. Ruhig streifte er sich seine Schuhe ab, ging in sein Schlafzimmer und zog sich um, duschen würde er am Morgen hatte er spontan beschlossen. Er packte eines der Bücher und setzte sich auf sein Bett. Ja, das hatte er sich verdient, nach all dem Stress. Er lächelte allerdings, als Harry schließlich seine Nase in den Raum steckte und auf ihn zutapste, ein wenig unsicher, aber doch zielstrebig. Der Jüngere kroch ins Bett, machte erst kurz vor Lucius Halt und sah ihn an. „Na komm,“ lächelte Lucius nur. Er zog den Jüngeren zu sich, auf seine nackte Brust. Er trug normalerweise im Bett nichts, außer vielleicht mal seiner Boxer, doch seit Harry vollkommen verstört vor Sevs Quartieren gestanden hatte, trug er Schlafhosen und ein meist nicht zugeknöpftes Hemd dazu. Er wartete, bis Harry es sich bequem gemacht hatte, den Kopf auf seiner Brust, dann deckte er diesen zu, küsste ihn und strich über dessen Haare. „He,“ murrte Severus, als er, genauso bekleidet, wie Lucius auch, auftauchte. Allerdings hatte er meist im Bett was an, wenn sie nicht gerade bei der Sache waren zumindest. „Kein Kuscheln ohne mich!“ Er stieg ebenfalls ins Bett, sein Magazin, zwei Blöcke und einen Stift bei sich, kuschelte sich an die anderen Beiden und legte eine der Hände um Harry, küsste ihn ebenfalls. „Schlaf, Junge, du bist vollkommen erschöpft. Der Tag war anstrengend genug. Wir sind da.“ Harry sah Beide an, lächelte schüchtern. Er glaubte das irgendwie immer noch nicht so ganz. Doch es fühlte sich toll an, jetzt schon hier zu liegen, statt erst rüber getragen zu werden, wenn der Alptraum da gewesen war. Es war, als befände er sich in einem Kokon, wo ihm wirklich nichts geschehen konnte und er wusste, hier wollte er bleiben. Er mochte jung sein, aber er wusste, was er hier gefunden hatte, würde er nirgends mehr wiederfinden. Mit dieser Erkenntnis schloss Harry die Augen und hatte, das erste Mal, seit er wieder fieberfrei war, nein, das erste Mal seit langer Zeit, keine Angst mehr, einzuschlafen... „Also, dieses Mal ist er wirklich schnell eingeschlafen,“ stellte Severus trocken fest. Gerade die letzten paar Nächte waren eigentlich immer ein Kampf gewesen. „Er fühlt sich sicher, er weiß, dass er nicht allein ist,“ gab Lucius nur zurück, er grinste, zog den Anderen zu sich und küsste diesen. „Und wir sollten darauf achten, dass es so bleibt, er soll wissen, dass ihm hier nichts passieren kann...“ Nanette starrte auf die Postkarte, die gerade angekommen war. Darauf ein Bild von Mallorca, der Strand, an dem ihr Sohn vermutlich gerade feierte. Auf der Rückseite wenige, nichtssagende Worte. ‚Mir geht es gut, euch hoffentlich auch, ich habe Spaß.’ Und das war es gewesen. Kein Wort über Harry, oder wie es ihm ging. Was war nur in ihren Sohn gefahren, was hatte sie in ihrer Erziehung falsch gemacht? Wo hatte es angefangen? James war schon immer ein sprunghaftes Kind gewesen. Nie hatte er sich lang mit einem Spielzeug befassen können, mit Ausnahme seines Besens zumindest. Der Junge war immer herumgesprungen, selbst schon als kleiner Junge. Darum waren sie und ihr Mann ja auch so gegen die Hochzeit gewesen und gegen Lily. Zwar war die ein wirklich nettes Mädchen, doch sie schien nicht mal selbst von dem überzeugt, was sie gerade tun wollte. Es war wie Wahnsinn erschienen und sie wusste bis heut nicht, warum sie zugestimmt hatten. Vermutlich auch wegen der weitreichenden Manipulationen von Dumbledore, dem sie doch blindlings getraut hatten. Denn der hatte sich für die Hochzeit eingesetzt. So viel hatte dieser wahnsinnige Irre kaputt gemacht. Auch ihren Sohn. Denn auch, wenn James schon immer schwierig gewesen war, wenn er sich konzentrieren sollte, mit dem, was nun vor sich ging, ließ es sich schon lang nicht mehr vergleichen. Damals hätten sie vielleicht noch eine Chance gehabt, auch James zu verändern, aber nun mit fast vierzig war es für den wohl zu spät, da musste die Einsicht schon von selbst kommen. Sie wünschte sich nur, dass Harry nicht so leiden musste. Denn im Grunde hatte James nichts Anderes getan, als sein Kind zu verraten. Seinen Erben. Er hatte Harry abgeschoben, von sich geschoben, weil der Junge zu viele Probleme verursacht hatte – in den Augen ihres Sohnes. Sie konnte nur hoffen, dass Harry sich auffangen ließ, wenn nicht von Sebastian und ihr, dann doch zumindest von Severus, dem er ja vertraute... Nanette würde so gern für ihn da sein, doch er ließ sie einfach nicht. Er ließ einfach niemanden wirklich an sich heran. Nicht mal seine eigentlichen Freunde. Sie hatte ihn ja beobachtet, im Sommer. Harry hielt sie alle auf Abstand. Fast schon mit Gewalt. Er schien panische Angst vor Nähe zu haben, nach der er sich aber doch auch sehnte. Sie sah es in den Blicken, die der Junge seinem Vater zugeworfen hatte. „Nanette?“ „Er hat geschrieben – uns beiden. Etwas sagt mir, dass Harry noch nicht mal eine Karte bekommen hat. Als hätte er gar keinen Sohn! Sebastian, was haben wir falsch gemacht!?“ Sebastian seufzte. „Hör endlich auf damit,“ bat er nur. „Du machst dich nur fertig. Es ist eben so und das macht es nicht besser.“ Er nahm seiner Frau die Karte ab und schüttelte den Kopf. „Kindskopf. Als hätte er nichts Besseres zu tun! Aber warte mal zehn Jahre, vielleicht hat er sich dann geändert...“ „Aber für Harry ist das zu spät! Dann braucht er keinen Vater mehr! Den braucht er jetzt!“ Sebastian verzichtete auf eine Antwort, er wusste, es hätte keinen Sinn. Harry musste wohl oder übel seinen eigenen Weg finden und vielleicht gab ihm das dann die Stärke, den Rest seines Lebens zu meistern. Und James – nun, die Ohren würde er diesem auf jeden Fall lang ziehen, aber mehr machte auch gar keinen Sinn. Sirius lachte leise, küsste seinen Geliebten und nippte dann an seinem Glas. Er hatte, auf Remus’ Bitte hin auf Alkohol verzichtet, zumindest vorerst. Zum Essen ein Glas Wein reichte ja auch vollkommen. Er brauchte keinen Feuerwhiskey oder andere Dinge, um gut drauf zu sein. Er hatte seinen Lover, das reichte vollkommen und immerhin sah er gleich auch noch seinen Patensohn, auf den er sich schon die gesamte Woche gefreut hatte. Aber das Schreckgespenst der Kerker hatte Harry vorher nicht raus gelassen, auch, weil er erst seit zwei Tagen wieder fieberfrei war. In dem Fall verstand er das sogar. „Kindskopf,“ murmelte Remus, lächelte aber und erwiderte den Kuss. Er freute sich auch, Harry wieder zu sehen, selbst, wenn Lucius und Severus dabei sein würden, aber er hatte es nicht anders erwartet. Er hatte auch Dinge gerochen die ihn zu Beginn verwirrt, sogar gestört hatten, aber nun, im Nachhinein, musste er sogar sagen, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, wenn es so kommen würde, wie es den Anschein hatte. Wenn es dem Jungen gut tun würde, was sprach dann schon dagegen? Und er wusste, es beruhte auf Gegenseitigkeit… „He, lass mich doch! Reicht doch, wenn einer erwachsen ist!“ Er packte sich einen neuen Brotstick und knabberte daran herum, zumindest, bis er ihn abrupt fallen ließ, um zur Tür zu hechten und Harry, der gerade, von der Kellerassel und Lucius flankiert, in das Lokal kam. „Kleiner! Wie geht es dir?! Gut siehst du aus! Viel besser, als während der Ferien!“ Harry war den gesamten Tag über nervös gewesen, weil sie sich nachher mit den Anderen treffen würden, doch Beide, Lucius und Severus, hatten ihn immer wieder beruhigt, auf ihre Art. Mit Küssen und Streicheleinheiten. Was nur bedingt geholfen hatte. Allerdings war er überrascht über diese stürmische Begrüßung. Er lächelte etwas, war aber trotzdem heilfroh, als er wieder auf seinen eigenen Füßen stand. „Hi Siri,“ lächelte er einfach. Sirius strahlte, wuschelte durch Harrys Haare und trieb ihn regelrecht zu ihrem Tisch, setzte ihn neben sich. Er hob noch nicht mal eine Augenbraue, als Lucius sich dann auf die andere Seite seines Patenkindes setzte. „Wie geht es dir?“ Er sah auf die immer noch gut verbundene Hand, die Harry, als er das merkte, unter dem Tisch verschwinden ließ. „Alles... alles in Ordnung,“ lächelte Harry nur, erleichtert, als Lucius ihm ruhig über die Hand strich. „Es... ist nicht mehr schlimm.“ Ja, die anderen Beiden hatten ihm gesagt, dass er fast gestorben wäre, aber für ihn selbst war nichts schlimmer, als das Gefühl, abgelehnt zu werden. „Das ist gut,“ lächelte Remus und schob Harry eine der Karten zu, die ein Kellner in dem Moment brachte. Er wollte nicht, dass nun eine unangenehme Stille aufkommen würde, aber er wusste, das würde geschehen, wenn Sirius Harry weiter auszufragen versuchte. Seine Nase sagte ihm außerdem, dass er seinem Lover einige ganz andere Dinge erklären musste. Denn Harry roch nach Lucius und Severus – stärker als sonst. Aber er sah auch, dass Harry glücklicher schien. Der Junge ließ seinen Kopf nicht mehr hängen, die Augen waren nicht halb so tot, wie er sie in den Ferien gesehen hatte und er wusste, dass Lucius unter dem Tisch vermutlich Harrys Hand streichelte oder sie hielt. „Also, ich denke, ich werde eine Lasagne nehmen,“ verkündete er dann, „Die Pizzen sollen hier auch vorzüglich sein Harry und du kannst dir als Belag bestellen, was du magst.“ Er schlug dem Jungen sogar die entsprechende Seite auf der Karte auf. Lucius beobachtete Harry, er hielt dessen Hand, er hatte ja gewusst, wie viel Gedanken der Junge sich wegen dieses Treffens gemacht hatte und wie viel Angst er vor Fragen gehabt hatte, die er nicht beantworten wollte. Eben über seinen körperlichen Zustand oder seine Alpträume, über die er ja eigentlich nicht mal mit ihnen reden wollte. Oder warum er das Essen aufgehört hatte. Daher war er froh, dass Lupin das Gespräch auf ungefährliche Bahnen gelenkt hatte und erst, als er sich sicher war, dass es so bleiben würde, schlug er selbst seine Karte auf, sah, dass Sev dasselbe tat. Als der Kellner schließlich kam, gaben alle ihre Bestellungen ab. Lupin das, was er schon angekündigt hatte, Black ein Fischgericht, Sev eine Pastavariante, er selbst Gnocci mit einer Käsesoße und Harry eine Pizza mit Thunfisch, Artischocken und Zwiebeln, wobei er sich aber sicher war, dass der Junge nicht wusste, was Artischocken eigentlich waren. Aber er war froh, dass sich wieder eine gewisse Neugier über Essen bei ihm erkennen ließ. Sie bestellten sich auch einen Wein dazu, wobei Harry allerdings nur eine Fruchtsaftschorle bekam. Kein Alkohol für Jemanden mit einer kaum ausgeheilten Vergiftung hatte Sev nur geknurrt, als Sirius dem Jungen was hatte geben wollen und Harry hatte nicht protestiert. Als das Essen kam, bekam Harry wirklich riesige Augen. Wie sollte er diese riesige Pizza denn bitte schaffen?! Er war in Hogwarts schon immer froh, wenn er die kleinen Portionen irgendwie runter bekam, die Sev ihm immer liebevoll zubereitete! Und jetzt stand dieses riesige Wagenrad vor ihm! Severus grinste, als er Harrys Blick sah. Es war klar, was der Junge dachte. Und auch durchaus verständlich. Das, was er da auf dem Teller hatte, war alles Andere als wenig. „Den Rest, den du nicht schaffst, kannst du dir einpacken lassen,“ merkte er ruhig an, während er seine Pasta probierte und feststellen musste, dass manche Muggel doch kochen konnten. Harry wurde rot, als Sev das sagte, nickte aber und probierte vorsichtig das erste Stück – das köstlich war. Und er wusste, er wollte mehr... Er sah auch zu Lucius, der sichtlich zufrieden vor sich hin mampfte und Sirius, der genüsslich aufseufzte. Und schwups – hatte er dem Blonden eines der Gnocci unter der Gabel weggeklaut und probierte es, „Hmmm!“ Lucius lachte nur, er wuschelte Harry durch die Haare. Der Junge schien wiederentdeckt zu haben, dass er ein Gryffindor war, denn Sekunden später hatte er auch noch Sirius und Remus beräubert, sah dann Severus so lang mit seinen großen, grünen Augen an, bis der die Augen verdrehte und Harry den Teller hin schob, so, dass er auch das probieren konnte, da er der Einzige außer Reichweite von Harrys Gabel war. So wurde der Abend doch noch ganz lustig, auch, weil Lucius und Sirius einige der Geschichten der wahren Herumtreiber zum Besten gaben. Wie sie ihre Streiche tatsächlich geplant hatten und was dann geschehen war. Vor allem, wenn sie um ein Haar erwischt worden waren und Remus und Severus hinter ihnen aufräumen mussten. Erst gegen Zehn Uhr abends, nachdem es noch ein riesiges Eis zum Nachtisch gegeben hatte, drängten Severus und Lucius auf den Aufbruch, auch, weil Harry inzwischen dösend an der Schulter des Blonden lehnte, ein Karton mit über der Hälfte der Pizza vor sich. Aber er hatte gut gegessen, vor allem, da er sich mehr als ein Mal bei Lucius bedient hatte und auch bei Remus. Als die Drei weg waren, lehnte Sirius sich zurück und grinste, als Remus doch noch mal für sie Beide ein Gläschen Wein bestellte. „Unser Welpe macht sich,“ stellte er dann fest. „Er sah nicht mal mehr halb so katastrophal aus. Aber... warum bitte hängt er auf ein Mal so an Sevvie und Lucius?“ Remus hob eine Augenbraue, nippte an seinem Wein. „Weil sie da waren, als James es nicht war,“ gab er nur zurück. „Weil er ihnen mehr vertraut, als allen Anderen, so, wie wir uns vertrauen,“ deutete er vorsichtig an. „Wie wir...?! Remus, was bitte willst du damit sagen?!“, fragte Sirius ruhig, stellte sein Glas ab. Remus zuckte mit den Schultern: „Ich kann es nicht mit Sicherheit beschwören, aber ich denke, dass die Beiden weit mehr für Harry empfinden, als Sorge und Mitleid oder so was. Und er roch stark nach ihnen... sie riechen auch kompatibel, überraschend kompatibel, dafür, dass Keiner von ihnen ein magisches Wesen ist, dass einen Gefährten braucht.“ „Willst du etwa sagen...?!“ „Sirius, bitte! Reg dich nicht auf,“ gab Remus ruhig. „Es geht hier nicht um Empfindlichkeiten, die künstlich gestreut wurden, sondern um das Leben deines Patenkindes und wenn er nicht unglücklich ist, sondern sich wohl fühlt, wer sind wir, ihm das zu nehmen? Du hast Harry gesehen, er hat sich erholt, er hat glücklich ausgesehen, er ist an Lucius gelehnt fast eingeschlafen und Severus hat zugelassen, dass der Kleine seinen Teller gewildert hat! Wenn er die Beiden braucht, um glücklich zu sein, wer sind gerade wir Beide, darüber zu urteilen?“ Er legte eine Hand auf Sirius’ Arm. „Solang der Junge glücklich ist, sollten wir es unterstützen...“ „Und... wenn er in den Beiden nur einen Vaterersatz sieht?“, beharrte Sirius. „Das ist Unsinn,“ konterte Remus gutmütig. „Er würde eher dich als Vaterersatz sehen, aber nicht die Beiden. Glaub mir, ich habe es gerochen. Das, was von ihm ausgeht, sind Pheromone. Das passiert sonst nie. Gib den Beiden eine Chance. Sie sind bisher die Einzigen, die einen wirklichen Zugang zu ihm gefunden haben. Du hast ihn gesehen...“ Sirius seufzte, nahm sein Glas wieder an sich und nippte an dem Wein. „Aber wenn sie ihm weh tun...!“ „Dann lass ich Moony spielen,“ gab Remus nur zurück. Er lächelte, war froh, dass Sirius das so schnell eingesehen hatte. Früher wäre er erst auf die Palme gegangen und hätte dann nachgedacht. Aber Sirius hatte sich generell in Askaban geändert. Er war erwachsener geworden, ruhiger und nachdenklicher. Der Andere hatte sehr gelitten, denn wenn Sirius eines immer gehasst hatte, war es eingeschlossen zu sein. Aber er hatte seine Zeit genutzt, er hatte nachgedacht und war gereift, etwas, das James offensichtlich noch vor sich hatte. „Wir behalten Harry im Auge, wir sind für ihn da...“, vielleicht sogar gegen James. Remus ahnte es, er spürte es tief in sich. Es würde noch Ärger kommen. Sirius nickte, er küsste Remus erneut, bevor er die Rechnung beglich. Es war ein langer Tag gewesen und er wollte auch noch etwas nachdenken... „Na warte du....!“, lachte Severus, als er feststellen musste, dass ein ganz gewisser Jemand ihm heimlich mit einem Zauber die Tür verriegelt hatte, durch die er nun mal musste, um raus zu kommen. Er stürzte sich auf den Jungen, der japsend versuchte, zu entkommen, doch Severus war nicht umsonst jahrelang Todesser gewesen. Es war ihm ein Leichtes, Harry zu packen und ihn durch zu kitzeln. Harry lachte, froh, den Anderen noch etwas aufgehalten zu haben. Er mochte nicht allein hier bleiben und raus wollte er im Grunde auch gerade nicht. Denn er wusste, dass Draco ihn ausquetschen würde, wie eine reife Zitrone. Der Beste hatte sie nämlich gestern gesehen. Als Harry dessen Vater geküsst hatte. Dem mochte er sich einfach nicht stellen. Lucius hatte das nicht bemerkt und Sev war nicht da gewesen. Aber Draco hatte so, so wütend ausgesehen... Er umarmte den Tränkemeister, als der schließlich wieder aufstand. „Kann... ich dir nicht doch noch unten helfen?“, fragte er hoffnungsvoll. Severus hob eine Augenbraue. „Warum das?“, fragte er ruhig. „Draco und Ron sind sicher draußen und soweit ich weiß, ist Miss Granger auch schon wieder angekommen. Außerdem ist es gefährlich, der Trank ist experimentell und ich will nicht riskieren, dass dir was passiert. Dazu bist du mir zu unfallträchtig.“ Er lächelte etwas. „Ich dachte, du freust dich, wenn Miss Granger zurückkommt.“ Harry nickte. Klar freute er sich, Hermine wieder zu sehen, aber eben nicht auf die Inquisition und auf Draco, schon gar nicht im Moment. Er zwang sich, seine Furcht und seine Bedenken zu verstecken. „Ich... bin nur gern bei dir und beobachte dich...“ Das brachte Severus zum Grinsen. Es stimmte, ihm war aufgefallen, dass Harry ihn gern beobachtete. „Keine Sorge, das ist wohl kaum das letzte Mal, dass ich Tränke machen muss. Genieß du heut deinen Tag, die Ferien sind ohnehin bald um.“ Er küsste den Jüngeren sanft, strich über dessen Wange. „Und wenn was ist, weißt du, wo ich bin...“ Denn Lucius war wegen Irgendwas mal wieder unterwegs, schon seit dem frühen Morgen. Innerlich seufzend gab Harry nach, er küsste den Anderen noch mal, dann ging er los, nach Unten, wo seine Verhörknechte sicher schon warteten. Er sah sich um, ging dann zum Quiddichfeld und setzte sich. Und wie er es sich gedacht hatte, es dauerte keine zwei Minuten, da waren sie da, alle Drei von ihnen, allen voran Draco, der ihn sofort packte. „Was hast du dir dabei gedacht?!“, herrschte der Blonde auch sofort. „Ich hab dich gesehen! Gestern Nachmittag! Mit meinem Dad! Du hast... ihn geküsst! Und ich rede nicht von einem harmlosen Kuss, sondern von minutenlangem Zungensport!! Willst du zwischen Sev und ihn?! Ich sage dir, Potter, dann brech ich dir jeden Knochen in deinem Körper einzeln!!“ Harry japste auf, er versuchte, sich loszumachen, aber Draco hatte einen Griff, der ihm fast die Luft abschnürte, so konnte er sich noch nicht mal rechtfertigen! Von wegen sich dazwischen drängen! So was würde er nicht tun! Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis der Griff wieder nachließ und er japsend zu Boden sackte, merkte, dass seine Hand irgendwie so richtig weh tat. Wie auch immer das passiert war. „Malfoy! Was sollte das?! Wie bitte soll er dir antworten, wenn er keine Luft bekommen?! Man prügelt nicht erst auf Leute ein, um dann Antworten zu bekommen! Lass ihn los! Harry komm, ich helf dir…“ Hermine, stellte Harry erleichtert fest. Er setzte sich wieder auf, rieb seine linke Hand, die wieder ganz gemein brannte. Er brauchte eine Weile, bis er klar denken und wieder etwas ruhiger atmen konnte. Er sah zu Draco, der ihn immer noch mit wütend funkelnden Augen anstarrte und nur Rons harter Griff schien ihn im Moment vor einer weiteren Angriff zu unterbinden. Aber auch Ron sah ein wenig verstört aus. „Harry, bitte erklär uns, was da los war,“ bat Hermine, die als Einzige vollkommen ruhig blieb. Sie zog es vor, erst nach der Erklärung auszurasten. Und selbst dann wusste sie nicht, ob sie wirklich das Herz dazu haben würde, nicht nach dem, was sie von Ron aus den Briefen erfahren hatte. Harry sah Draco an, lange. Merlin, er hatte gewusst, es würde noch Ärger geben. Er schluckte, bevor er leise sprach. „Ich... würde nie... zwischen die Beiden kommen, nicht... wie du meinst, sie werden zusammen bleiben...“ „Und warum hast du das dann getan?! Warum hast du Dad geküsst?! Wie abartig bist du eigentlich?!“ Automatisch zuckte Harry zusammen. Diesen Satz hatte er schon oft gehört, doch es tat wirklich weh, ihn von jemandem zu hören, den man als Freund sah. „Ich...“, hilfesuchend sah er zu Hermine, aber die hob nur die Augenbraue. Auch sie wartete auf eine Antwort. „Ich bin mit ihnen Beiden zusammen! Und es waren die Beiden, die damit angefangen haben! Hätten sie das nicht getan, hätte ich nie gesagt, dass ich in sie verliebt bin!!“ „Was?!“, japste Draco auf, er starrte auf den Jungen, der da vor ihm saß. „Mit.. mit beiden! Du... du lässt dich von BEIDEN durchnehmen?! Die sind so alt, die könnten deine Väter sein und verdammt noch mal, einer von denen IST mein Dad! Und du bist JÜNGER, als ich! Das... das...!“ Erneut war es nur Ron, der Harry vor Schlimmerem bewahrte, obwohl er selbst reichlich grünlich aussah. Hermine setzte sich ihrem Freund gegenüber ins Gras, strich über dessen Wange. „Liebst du ihn?“, fragte sie ruhig. „Liebst du diese Beiden?“ Sie hatte zumindest immer geahnt, dass Harry schwul war und ihr war klar gewesen, dass er einen Menschen brauchte, der wesentlich älter war, als er selbst, um die Sicherheit zu bekommen, die er vorher nie gehabt hatte. Und da magische Menschen gut und gern auch mal zweihundert Jahre alt werden konnten, sah sie den Altersunterschied von etwas mehr als zwanzig Jahren nicht wirklich so eng. Vor allem, da Harry zwar jung sein mochte, aber die Reife eines Erwachsenen in vielen Dingen hatte. Man erwartete von ihm, die Taten eines Erwachsenen zu verbringen, also warum sollte er dann nicht auch wenigstens die Vorteile dieser Erwartungshaltung genießen können? Und sie fand die Vorstellung romantisch. Und lustig, wenn sie bedachte, was geschehen würde, wenn die magische Welt erfahren würden, dass zwei der beliebtesten Männer schon vergeben waren und auch Snape war nicht so unbeliebt, wie man glauben könnte. Wenn der sich mal mit gewaschenen Haaren in den Unterricht begeben würde und einen anderen Gesichtsausdruck hätte, als Verachtung... wäre er mindestens genauso heiß, wie ihr neuer Direktor. Und immerhin hatte Snape schon immer eine gewisse Schwäche für Harry gehabt, auch, wenn er die meist anders gezeigt hatte. Was wieder mal deutlich machte, wie nah Hass und Liebe zu liegen schienen. „Ja,“ flüsterte Harry, ohne aufzusehen. Er hörte, wie Draco schnaubte, sich ein weiteres Mal los riss und dann wohl verschwand und er konnte nicht mal sagen, ob er sich in derselben Situation nicht auch so verhalten hätte. Das allein tat mehr weh, als das Schütteln und der Schlag auf seine bandagierte Hand. Merlin, natürlich liebte er diese Beiden! „Oh man, Kumpel, in solche Situationen gerätst wirklich nur du,“ stellte Ron fest, nachdem er selbst seine Sprache wiedergefunden hatte. Er war wenig begeistert über dessen Entscheidung, doch er hatte Harry vor und nach dieser Zeit mit den Beiden gesehen und der Unterschied war Wahnsinn. Sein bester Freund war von einer Puppe wieder zu einem Menschen geworden und wenn die ihm gut taten, wer war er, sich zu beschweren? „Er... ist wirklich sauer, oder?“, fragte Harry nur, während er seine Beine mit seinen Armen umschlang. Er hatte gewusst, warum er nicht weg wollte von Sev. Er hatte gewusst, es würde Ärger geben. „Der bekommt sich schon wieder ein,“ meinte Hermine wegwerfend. „Er ist stur und bockig und vollkommen überrascht, weil das etwas ist, mit dem er nicht gerechnet hat. Das hat Niemand von uns. Warum hast du uns nichts gesagt? Wir hätten dir doch geholfen!“ „Du.. hast doch gesehen, wie Draco reagiert hat,“ murmelte Harry nur. „Und nu überleg mal, wie alle Anderen reagieren würden...“ „Niemand wird es weiter sagen und du redest mit Mister Malfoy, der soll mit Draco reden, sonst könntet ihr nämlich wirklich Probleme bekommen.“ „Probleme?“, fragte Harry sofort alarmiert. Wegen ihm? Er hatte es doch gewusst! Er brachte immer nur Ärger, selbst, wenn das das Letzte war, was er eigentlich wollte! „Na ja, du bist immer noch Schüler und Snape ist dein Lehrer. Nicht, dass er dich bevorteilen würde, das wissen wir, aber sonst niemand. Das kann ganz schön Ärger verursachen, aber keine Sorge, Ron und ich halten dicht und Draco sicher auch, er muss sich eben erst mal beruhigen...“ Ron nickte. Ja, das könnte ein wirkliches Problem werden, denn im Grunde waren diese Beziehungen nicht gern gesehen. Nicht verboten, da man in der magischen Welt schon lang eingesehen hatte, dass man Liebe nicht verhindern konnte, vor Allem, da sie manchmal, ganz selten, wirklich etwas Besonderes war, wenn man sich magisch absolut ergänzte, doch es war einfach nicht gern gesehen. Und wenn es ganz hart kam, könnten sie trotzdem zur Trennung gezwungen werden oder sogar zu etwas vollkommen Anderem. Aber daran wollte Ron nicht denken. Er würde seinen kleinen, zierlichen Kumpel schützen. Er hatte ein Mal versagt, sich hängen lassen und sich von Eifersucht blenden lassen, das würde ihm sicher kein zweites Mal passieren und zuerst würde er sich Malfoy Junior vornehmen! „Komm schon, Kumpel. Das bekommt ihr sicher hin.“ „Eben,“ unterstützte Hermine, runzelte aber dann die Stirn. „Deine Hand...“ Verwirrt sah Harry herunter und zuckte mit den Schultern. Für ihn war das nicht wirklich eine große Sache. Der Verband war rot geworden. Wie auch immer, da die Wunde sich eigentlich gut geschlossen hatte. „Nicht so schlimm,“ murmelte er, merkte aber, dass die Bewegung der Hand ihm durchaus weh tat. Draco hatte sie verdreht und gequetscht. „Harry, das blutet, also muss es was Größeres sein! Los! Geh zu Snape oder zu Malfoy oder Poppy oder so! Du bist auch ziemlich bleich, also los,“ Hermine lächelte. „Ron und ich kümmern uns um Draco und beruhigen den, bevor der auch erst handelt und dann denkt, wie Ron. Und jetzt geh! Sonst bring ich dich selbst!“ Harry seufzte nur, er stand auf, schaffte es, ein Schwanken zu verbergen, denn er merkte, dass er sich beim Hinfallen vorhin wohl eindeutig den Fuß verknickt haben dürfte. Unter den wartenden und prüfenden Blicken von Ron und Hermine lief er, ohne sich die Schmerzen anmerken zu lassen, zurück in das Schloss. Doch was jetzt? Sev war doch beschäftigt! Und der mochte es gar nicht, wenn man ihn wegen Lappalien von der Arbeit wegholte! Und er wollte nicht, dass der Andere sauer auf ihn war. Also ging er, statt zu dem Tränkemeister zu gehen, hoch in die Wohnung, legte sich dort auf das Sofa. Er fühlte sich erschöpft, nicht wirklich körperlich, aber diese Stunde, die er nun unten gewesen war, Dracos Reaktion auf die veränderte Situation. Er kuschelte sich etwas zusammen, merkte kaum, wie er schließlich eindöste. Kapitel 10: Ein ungemütliches Gespräch -------------------------------------- Albus lächelte kalt. Es war Zeit, sich wieder bemerkbar zu machen. Lang genug hatte er der verfluchten magischen Welt, die es wagte, ihn nur zu verteufeln, Ruhe gelassen! Doch nun würde er mal wieder ein paar kleine Massaker veranstalten, um diesen Idioten vor Augen zu führen, dass sie sich immer noch in einem Krieg befanden, einen Krieg, den er zu gewinnen gedachte. Er hatte doch nicht umsonst Voldemort und die Todesser aufgebaut, das Mal entwickelt und den dummen Jungen von damals unter seine Kontrolle gebracht! Alles, um an den Platz zu kommen, den er verdient hatte! Aber nein, man hatte ihm fast alles zerstört – bis auf Tommy, der so schön wahnsinnig geworden war. Den man so leicht kontrollieren konnte. Was ihn aber wirklich störte, war, dass seine Macht über Snape und Malfoy vollkommen verschwunden war. Erst wagten diese beiden Idioten es, heimlich, unter seiner Nase, eine Gang mit Leuten zu gründen, für die er andere Dinge vorgesehen hatte, dann, nachdem er das wieder eingerenkt hatte, machte ihm Potter alles kaputt! Und das noch nicht mal der Potter, den er gerade zu seiner Erziehung weggeschickt hatte, nein, es ging auch noch um den, den er eigentlich schon seit Jahren tot geglaubt hatte!! Oh, aber heut würden sie die Konsequenzen bekommen! Und zwar dicke! Die Letzten seiner vormals zahlenstarken Anhänger hatten sich aufgeteilt, um an drei Stellen gleichzeitig anzugreifen, mit aller Macht und so vielen Toten wie nur irgend möglich, natürlich als Todesser. Und dann würde das Geschrei schon wieder laut werden und man würde ihn auf Knien anbetteln, zurück zu kommen, um diesen Krieg zu schlagen, man würde ihn nicht mehr in Frage stellen! Nie, nie wieder! Das würde er denen schon beibringen! Und er würde erst auf das Betteln reagieren, wenn man ihm die Krone antrug! Und natürlich jährliche Opfer, um sein Leben zu verlängern, damit er das dann auch noch genießen konnte... Händereibend lehnte Albus sich zurück. Ja, seine Laune wurde gerade extrem viel besser. Nun musste er nur noch warten... Überrascht hob Lucius seine Augenbraue. Er war gerade erst vom Ministerium zurück, wo er einige Dinge hatte klären müssen, um Gelder für die Schule zu bekommen. Er hatte nicht erwartet, dass Irgendwer hier oben sein würde, immerhin war es Nachmittag und strahlender Sonnenschein. Viele der hier gebliebenen Schüler waren draußen, spielen, eben auch auf dem Quiddichplatz, wo er sowohl seinen Sohn, als auch seinen jüngeren Geliebten erwartet hätte, aber wie es aussah, hatte er sich geirrt. Denn Letzterer lag hier auf dem Sofa – und sah irgendwie... ungesund aus. Bleich und mitgenommen. Rasch setzte Lucius sich, strich leicht über Harrys Stirn, doch Fieber war es nicht. „Harry...?“, fragte er leise, wartete, bis der Jüngere zwinkerte, ihn eine ganze Weile später ansah. „Harry, was ist denn los?“ Verwirrt schlug Harry die Augen auf, sah dann auf und lächelte, regelrecht erleichtert, vor allem, da sein Traum wieder dabei gewesen war, in einen Alptraum überzugleiten. „Hi,“ murmelte er, setzte sich auf und rieb sich die Augen. Er war froh, wirklich froh, nicht allein aufgewacht zu sein. Nicht nach dem, was heute passiert war. Lucius runzelte die Stirn. Das gefiel ihm einfach gar nicht. Er wusste, es war was im Busche. Da musste was geschehen sein. „Was ist passiert?“, fragte er sofort, fing dann Harrys verbundene Hand ab – der Verband war rot. „Deine Wunde,“ stellte er fest. „Warum ist sie aufgeplatzt? Sie war so gut wie verheilt! Und warum hast du das nicht schon versorgen lassen? Sev ist doch hier!“ „Er... ist aber doch bei einem Trank,“ verteidigte Harry sich nur schwach. „Außerdem ist es nicht schlimm, es tut nicht... hgn...!“ „Verdammt, Harry, die ganze Hand ist mindestens gestaucht! Das ist nicht nichts und nicht weh tun tut das sicher auch nicht!“, was war denn bitteschön vorgefallen? Was war da passiert, in dem Moment, wo er der Schule den Rücken gekehrt hatte?? Er seufzte, als er sah, wie Harry zurückschreckte, als er lauter wurde, zog den Jüngeren an sich und küsste ihn erst mal. „Bleib hier, ich hol Sev,“ bat er nur, stand auf und trat zum Kamin. „Labor!“ Es dauerte etwas, bevor der Kopf des Anderen in den Flammen auftauchte. „Was?“, knurrte Severus prompt ungehalten. „Du weißt, dass ich es hasse...!“ „Harrys Hand ist verletzt – die Linke. Die Wunde muss wieder offen sein und bluten, außerdem ist das Gelenk gestaucht.“ „Ich bin gleich da.“ Lucius wartete am Kamin, bis Severus da war, beladen mit Tränken und Verbänden. Er selbst lief wieder zu Harry, strich ihm kurz über die Wange und nahm die betroffene Hand und wickelte den Verband ab, was nicht sonderlich angenehm sein konnte, da er diesen zusammenzucken fühlte. „Wie bitte konnte das passieren?“, fragte Severus verwirrt, als er das geschwollene Handgelenk und die Wunde, die wieder blutete, weil das vorher getrocknete Blut am Verband geklebt hatte. „Das weiß ich nicht,“ gab Lucius nur zurück. „Ich hab ihn schon so gefunden. Und das bei dem Wetter IN der Wohnung, wie ich betonen möchte.“ Severus musterte den Jüngeren, hob dessen Kopf an. „Harry, was ist los gewesen?“, fragte er ruhig. „Du bist doch raus gegangen! Sag mir nicht, dass du vom Besen gefallen bist!“ Ja! Genial! Die Beiden hatten ihm die perfekte Ausrede gegeben! „Beim... Absteigen dumm gestolpert,“ nuschelte er. „Und... umgeknickt...“ „Mit welchem Fuß?“, fragte Severus sofort, während er schon die Socken von Selbigen zog. „Ah, der hier,“ murmelte er, als er den Knöchel des rechten Fußes abtastete. Er sah, wie Harry zuckte, doch nichts sagte. „Eine Zerrung. Du musst wirklich dumm gefallen sein, so geschickt wie du in der Luft bist, so unbeholfen scheinst du manchmal auf dem Boden zu sein, “ lächelte er, gab Harry dann einen Trank. „Morgen sollte alles wieder in Ordnung sein. Und das nächste Mal – denk dran, wie und wo du bremst... und warum bist du nicht direkt zu mir gekommen? Ich war doch da!“ „Ich... wollt nicht stören,“ nuschelte Harry betreten. „Und... es war ja auch gar nicht so schlimm! Ich.. hab mich dann einfach hingelegt und jetzt ist es doch versorgt,“ verteidigte er sich, sah zu, wie der Verband um seine Hand verschlossen wurde. Er kuschelte sich sofort wieder an den Älteren, sah ihn mit großen Augen an – und lächelte zufrieden, als die Hand des Tränkemeisters begann, durch seine Haare zu kämmen. „Unser Kuschelbär hat wieder zugeschlagen,“ stellte Lucius amüsiert fest, setzte sich aber auch, zufrieden mit der Erklärung, zumindest, was die Verletzungen anging. Er wusste, da war mehr, aber vorerst würde er nicht weiter bohren. Nicht, bevor Harry sich wieder wohl und ruhig fühlte. Severus seufzte nur geschlagen. Er wusste ja inzwischen, dass der Junge, wenn er denn mal beschlossen hatte, dass Jemand zum Kuscheln herzuhalten hatte, nicht loslassen würde und wer war er schon, Harry das zu verwehren? Er strich durch dessen Haare. Nur gut, dass es Stasiszauber gab. Sonst wäre sein toller Trank mit all den teuren Zutaten im Eimer, denn selbst, wenn es diesen Zauber nicht gäbe, wäre er in dem Moment nicht gegangen. „Und ich muss es wieder ausbaden.“ „Du Armer,“ lachte Lucius, küsste Severus sanft. Er packte ein Buch und die neueste Ausgabe des Tränkemagazins, gab dem Jüngeren seinen Lesestoff und setzte sich selbst. „Ja?“, fragte Lucius ruhig, als es klopfte. Es war gerade mal neun Uhr morgens und er war gerade vom Frühstücksraum hoch gegangen, um einige Dinge zu klären, wie immer. Allerdings war ihm schon beim Frühstück aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Da in den Ferien nicht viele Schüler da waren, aßen die, die da waren, nur an einem einzigen Tisch. Aber entgegen der letzten Tage saß sein Sohn weit abseits von Mister Weasley und Miss Granger und auch er hatte mehr als einen bösen Blick kassiert. Und Harry erst... „Mister Malfoy?“ „Miss Granger,“ stellte Lucius fest. „Was verschafft mir die Ehre?“, er legte die Feder beiseite, lehnte sich im Stuhl zurück und sah das Mädchen an. Er war gespannt, was nun kommen würde. Etwas sagte ihm, dass er nicht mögen würde, was er erfahren würde. „Es.. geht um Draco ... und... um Harry und.. um... Ihre Beziehung...“ „Ah,“ stellte Lucius fest. „Harry hat es also erzählt?“, er war überrascht, das zu erfahren, immerhin hatte er eigentlich gedacht, dass der Grünäugige es gar nicht erzählen wollte. „Nein,“ gab Hermine zurück. „Vermutlich hätte er es uns nie im Leben erzählt, aber... Draco, er hat... es gesehen, wie Sie ihn geküsst haben und er war... nicht begeistert, er... ist gestern sogar auf Harry los gegangen... hat er das nicht erzählt?“ „Bitte... was?!“, fragte Lucius entsetzt. „Draco ist... auf Harry losgegangen?!“ „Ja, hat er das wirklich nicht gesagt? Er war doch sogar verletzt!“ „Das war mein Sohn?!“ Oha, es sah so aus, als habe Harry mal wieder nichts gesagt. „Was.. hat er denn gesagt?“, fragte Hermine vorsichtig. „Dass er über seinen Besen gestolpert und unglücklich gelandet ist,“ gab Lucius zurück, fegte das aber dann beiseite. „Was bitte ist dann gestern vorgefallen?!“ Auf jeden Fall war Lucius nun klar, warum Harry gestern so fertig gewirkt hatte. „Na ja, Draco ist auf ihn los und hat geschrien, dass Harry die Beziehung zwischen Snape und Ihnen kaputt machen will und dann... hat er ihn abartig genannt, weil er mit zwei Leuten zusammen ist, die alt genug wären, um seine Eltern zu sein und dass er jünger wäre, als Draco selbst. Harry war vollkommen fertig...“ Ruhig erhob Lucius sich. „Ich denke, ich muss meinem Sohn den Kopf waschen,“ stellte er nur fest. „Danke Miss Granger. Sie wissen nicht zufällig, wo er sich rumtreibt?“ „Eben... ist er auf dem Weg in die Bücherei gewesen, glaub ich. Aber... er war ziemlich sauer und... wo ist Harry?“ „Mit Severus im Tränkelabor. Er hat so lang gebettelt, dass Sev sich hat weich klopfen lassen. Er hilft, die Vorräte der Krankenstation aufzufüllen.“ Nun verstand Lucius zumindest, warum Harry unbedingt bei einem von ihnen bleiben wollte... Hermine nickte, erleichtert, dass jemand Harry gerade jetzt auch im Auge hatte, sie wusste, ihr Freund tat sich oft schwer, sich irgendwem anzuvertrauen. Früher hätte er sich vermutlich allein irgendwo verkrochen. Es war ein kleines Wunder, dass Harry nun stattdessen Nähe suchte. „Harry... will nichts kaputt machen,“ murmelte sie noch. „Er hätte sich von selbst vermutlich nie an Sie gewandt...“ „Das wissen wir,“ gab Lucius ruhig zurück. „Immerhin waren wir es, die ihn angesprochen haben. Ich werde mit meinem Sohn reden. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden...“, kompromittierte der Blonde das Mädchen heraus, bevor er sich selbst auf den Weg in die Bücherei machte. Jetzt wusste er wenigstens, warum sein Sohn sich nicht bei ihm gemeldet hatte, stellte er nur fest. Ruhig lief er die Bücherei ab, es dauerte auch nicht allzu lang, bis er seinen Sohn fand, dank der sehr hell leuchtenden Haare. Auch, wenn er sich sicher war, dass das sicher nicht im Sinne des Jungen war. „Draco.“ Mit kühlem Blick wandte Draco sich um. „Was?“, fragte er eisig. „Ist Potty-Potty petzen gegangen?! Und du wirst mich jetzt anschreien?“ Ruhig setzte Lucius sich, musterte seinen Sohn. Er kannte Draco, sah, wie aufgebracht er hinter dieser trotzigen Maske gerade war. Und wie unsicher. Denn auch, wenn Draco es nie zugeben würde, er hasste Veränderungen. „Harry hat gesagt, er wäre dumm vom Besen abgestiegen. Dich hat er gar nicht erwähnt.“ „Und was willst du dann hier?“ „Weil Harrys Verletzungen nicht mit seiner Geschichte übereingestimmt haben und weil Miss Granger heute kam, weil sie sich Sorgen macht. Um euch beide. Und ich will wissen, warum du so auf Harry losgegangen bist.“ „Ich.. hab euch gesehen,“ gab Draco zu, doch seine Stimme war immer noch kühl und unpersönlich. „Wie Potter und du geguckt haben, ob man Luft braucht oder nicht! Und was hab ich da denken sollen? Immerhin warst du mit Onkel Sev zusammen!“ „Ich bin mit ihm zusammen,“ korrigierte Lucius ruhig. „Und auch mit Harry. Er ist auch gerade bei Severus,“ erklärte Lucius ruhig. „Es wird sich nicht viel ändern, am wenigsten für dich. Es kommt nur eine Person mehr dazu.“ „Er ist jünger, als ich!“, protestierte Draco, dieses Mal wirklich aufbrausend. Lucius war nur heilfroh, dass er gewisse Angewohnheiten hatte, so was wie Stillezauber, die er automatisch sprach, oder Privatsphärenblasen. Denn spätestens jetzt hätten sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der gesamten Anwesenden gehabt. „Wenn du sein Alter berücksichtigst, dann ja“, gab er nur zurück. „Aber du vergisst, dass er gezwungen wurde, schnell erwachsen zu werden. Dazu kommt, dass er vielleicht nie wirklich ein Kind war.“ Er musterte seinen Sohn lange. Merlin, er hatte ja selbst ein schlechtes Gewissen, wenn er an Harrys Alter dachte, aber er konnte nichts dagegen tun, er liebte den Jungen mit den waldgrünen Augen viel zu sehr, um ihn je wieder gehen zu lassen, egal, was ihn das noch an Ärger kosten würde und er rechnete mit Einigem. Immerhin war der Junge immer noch der Retter der Zauberwelt und da draußen warteten zwei Irre, die ihm an den Kragen wollten. Draco starrte seinen Vater an – und knurrte böse. Er hielt von der ganzen Sache gar nichts und er war auch wenig begeistert von all dem. Ja, er mochte Harry, aber es war was Anderes, einen Kumpel zu haben, als einen Lover seines Vaters! Und gerade eben im Moment hasste er den Grünäugigen regelrecht, da der sein schönes Leben vollkommen auf den Kopf zu stellen drohte. „Er ist jünger, als ich!“, beharrte er stur. „Ist das dein Argument?“, fragte Lucius ruhig. „Oder ist es einfach nur das, dass du es hasst, wenn du dich an Veränderungen gewöhnen musst?“ „Warum?!“ „Wir lieben ihn und er uns,“ konterte der Langhaarige ruhig, bemüht, seine Mimik weiterhin ruhig zu halten, denn er wollte Draco nicht noch mehr ausflippen lassen. Er wusste, der Junge würde mindestens eine Woche lang schmollen, aber er wollte auf gar keinen Fall, dass es nach dieser Woche wieder zu einer Prügelattacke kam, denn Harry würde nicht zurückschlagen, weil er sich die Schuld an Dracos Benehmen geben würde. Denn das war noch eines der Probleme, an denen sie arbeiten mussten. Harrys geringem Selbstbewusstsein. „Ich finde, das allein ist Grund genug, es zumindest zu versuchen. Wir sind alle Drei glücklich, wie es ist. Also, was genau ist schlimm daran?“ „Er... er ist noch in der Schule!!“ „Und? Ich war in deinem Alter auch schon verlobt.“ „Aber sie ist so alt wie du!!“ „Und Alter macht glücklicher?“, fragte Lucius ruhig. „Sev ist auch jünger als ich. Draco, das ist mein Leben, für dich ändert sich gar nichts! Du kannst Harry als guten Freund weiterhin behalten, er hat nicht mal gesagt, dass du ihn verletzt hast! Er wollte uns weis machen, dass er sich verletzt hat, als er von seinem Besen abgestiegen ist! Du kennst ihn, du weißt, wie unglücklich er allein dieses Jahr war. Willst du, dass er wieder kaum was isst und weiter abbaut? Dass es ihm schlecht geht? Ja, Harry liebt uns, aber so erwachsen er auf der einen Seite ist, so unsicher ist er auch. Er würde sich von uns trennen, weil er sagen würde, dass du die älteren Rechte hast. Und glaubst du, das wäre besser?“ Draco wusste nicht, wie sein Vater das geschafft hatte, aber auf ein Mal war sein gesamter Zorn verraucht und vor seinen Augen stand wieder der Harry von vor sechs Wochen, abgemagert, zurückgezogen, mit dumpfen, leeren Augen und fahrigen Bewegungen. Harry hatte sich vollständig zurückgezogen, von ihnen Allen, er war stundenlang verschwunden gewesen und jeden Tag schien es ihm wieder schlechter gegangen zu sein. Und dann der Unterschied seit Beginn der Ferien. Harry war wieder offener geworden, hatte was mit ihnen unternommen und er sah nicht mehr aus, wie der Tod auf Achse. „Nein,“ nuschelte er, gab er unwillig zu. Denn er wusste, auch sein Vater würde alles Andere als glücklich sein und es ihn mit Sicherheit auch irgendwie spüren lassen und nicht mal als Sohn wollte er auf die schlechte Seite seines Vaters geraten. Er hatte zu oft gesehen, was der mit Feinden gemacht hatte. Auch die der eigenen Familie. Denn seit der Scheidung hatte Narcissa kein Geld mehr bekommen und aus ihren Kammern war alles entfernt worden, was sie sich hatte zur Seite schaffen wollen... Lucius lächelte etwas. „Du weißt, dass sich dich liebe, Draco, es wird sich für dich nichts ändern. Na ja, außer der Tatsache vielleicht, dass Harry häufiger bei uns sein wird.“ „In... eurem Schlafzimmer?“ „Ja,“ gab Lucius ruhig zurück. „Er hat Alpträume, ziemlich heftige auch. Ich denke, seit er bei uns ist, hat er das erste Mal wieder richtig geschlafen und das wohlgemerkt seit Monaten.“ Mehr Informationen würde er Draco allerdings nicht geben. „Und warum bitte hat das niemand bemerkt?“ „Weil Harry gut darin ist, Dinge vor Anderen zu verstecken und weil Mister Weasley einen sehr, sehr festen Schlaf hat.“ Lucius war erst mal erleichtert, dass Draco sich selbst wieder im Griff hatte und aufhörte, herum zu toben, wie ein trotziger Dreijähriger. „Wie.. geht es Harry?“, fragte Draco schließlich, vor Allem, als ihm klar war, dass der Grünäugige ihn nicht rein gerissen, sondern gedeckt hatte. Er wäre petzen gegangen... „Er ist in Ordnung. Aber ich erwarte, dass du dich entschuldigst und dass sich so was nicht wiederholt! Denn sonst werd ich dich mal übers Knie legen! Man prügelt nicht einfach so auf Leute ein, schon gar nicht, wenn man die Hintergründe nicht wirklich alle kennt!“ Draco seufzte leise, er stützte seine Arme auf, musterte den Älteren. Sein Vater hatte es versprochen. Es würde sich nichts ändern. Nicht für ihn und das war doch immerhin schon mal etwas. „Ich tu ihm schon nichts – ich werd mich sogar entschuldigen. Gut?“ „Ein Anfang...“ „James Sebastian Potter! Was zum Henker hast du dir dabei gedacht?!“, donnerte Nanette in dem Moment, wo sie ihren Sohn sah. Die letzten paar Tage hatte sie hier gesessen, an der Stelle, wo der Junge, nun, eigentlich der Mann, auf jeden Fall vorbei kommen musste, um in sein Zimmer zu gelangen. Und da kam er, schien schon ganz bewusst zu schleichen, nur, um nicht aufzufallen, allerdings hätte wohl spätestens die Alkoholfahne ihn ohnehin verraten. James stank, wie eine ganze Destille. Verwirrt wandte James sich um. „Was?“, fragte er. Warum bitte fing seine Mutter ihn ab und das noch in diesem Ton?! Er hatte doch gar nichts gemacht! Er war erwachsen, er durfte einen Urlaub machen und sich von Zeit zu Zeit besaufen! Er war fast Vierzig! Mit Zwanzig hatte er die Gelegenheit nicht gehabt, er hatte Nachholbedarf! Und so zugedröhnt war er auch nicht! Er konnte noch vollkommen klar denken! Nanette lief zu dem eigentlich erwachsenen Mann und zum ersten Mal in dessen Leben gab sie ihm zwei Ohrfeigen. „Was bildest du dir ein?! Es ist eine Sache, wenn du dich nicht um deinen Sohn kümmerst, der sich sein Leben lang eine Familie gewünscht hat! Aber wie konntest du ihm verbieten, hierher zu kommen?! Der arme Junge! Wie konntest du nur?!“ „Was?“, knurrte James aufgebracht. „Hat der Bengel auch noch gepetzt, ja?! Ich hab ihm einen tollen Platz besorgt und er...!“ „Schäm dich! Der Junge hat immer nur gekämpft! Er wollte nie Auror werden! Er wollte immer nur eine Familie! Schäm dich! Schäm dich schrecklich!“ „Er ist eine Petze!“ „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“, donnerte Nanette. „Du benimmst dich wie ein verdammtes Kind! Und nein, Harry hat nichts gesagt! Das haben Andere raus gefunden und wir sind Alle bitter, bitter enttäuscht! Hat der Junge nicht genug durch gemacht?! Und warum hast du ihn nicht hierher kommen lassen?! Es wäre nicht so gewesen, als hättest du ihn sehen müssen, du kindischer Dummkopf! Wir hätten uns um ihn gekümmert! Was ist das bitte für eine Art gewesen?! Dich haben wir auch nie sitzen lassen! Haben wir dir denn gar nichts beigebracht?! Geht das nicht in deinen Kopf rein?! Du kannst nicht einfach immer alle Verantwortung abstreifen!“ „Alle reden immer nur von Harry, Harry, Harry!“, brüllte James prompt zurück. Er fühlte sich wirklich, wirklich auf den Schlips getreten. Zu Unrecht. Sein Sohn wäre in der Schule gut aufgehoben gewesen! Und er hatte auch viele Ferien da verbracht! Was konnte denn er dafür, wenn sein Sohn unfähig war, sich Freunde zu suchen, mit denen er in dieser Zeit Spaß haben konnte?! Von ihm hatte er diese Unfähigkeit sicher nicht geerbt! „Mir ging es auch schlecht! Aber um mich kümmert sich niemand derart! Immer zählt nur er!“ „Bei Merlin, du bist so hackedicht, dass du nicht mal mehr klar denken kannst, “ knurrte Nanette aufgebracht. „Du bist erwachsen, dein Sohn ist fünfzehn! Er wird erst sechzehn und er hatte nicht mal eine Kindheit! Im Gegensatz zu dir! Geh ins Bett, schlaf deinen Rausch aus und denk ein Mal, ein einziges Mal in deinem verdammten Leben nach, bevor du nach mal so einen Mist baust!“ „Du kannst mich mal! Ich bin erwachsen, du kannst mir gar nichts vorschreiben!“, brüllte James nur, warf seine Tasche auf den Boden und stürmte zur Tür. „Ich geh zu den Leuten, die mich verstehen!“, und damit war er weg, auf dem Weg in die coole Kneipe, die er gefunden hatte, wo immer alle total nett zu ihm waren und ihn voll und ganz verstanden! Nanette starrte hinter ihrem Sohn her, konnte einfach nur noch den Kopf schütteln. Wo hatte sie in ihrer Erziehung nur so einen riesigen Fehler gemacht? Warum verließ ihr Kind sein Kind, das ihn doch so sehr brauchte? Sie wusste, die Sommerferien würden sehr, sehr schwer werden, wie Weihnachten... „Harry, was ist denn los?“, fragte Lucius ruhig, als er den Jüngeren fand, den Kopf gesenkt, einen Brief in der Hand und immer mal wieder schniefend. Der Grünäugige versuchte, das Blatt zu verstecken, aber Severus, der in dem Moment auch rein kam, war schneller und nahm es ihm weg, überflog es und übergab es ohne ein einziges Wort. Er setzte sich neben seinen jungen Geliebten, schloss ihn in die Arme und strich ihm sanft über die Haare. Lucius nahm den Brief, las ihn durch und musste sich wirklich bemühen, nicht etwas Ausfälliges zu sagen. Denn auch, wenn der Mann Harry mal wieder so richtig weh getan hatte, war der immer noch dessen Vater! Der ihn allerdings ein Mal mehr im Stich gelassen hatte. Mit sehr direkten Worten. James war – ein Mal mehr – feige weggerannt. Auf die Malediven, um weiter zu feiern, mit irgendeiner Frau. Den gesamten Sommer. Er habe schließlich auch einiges nachzuholen und wolle Frauen kennen lernen und dabei sei ein Teenagersohn mehr als störend. Man würde sich schon in der nächsten Zeit irgendwann zu sehen bekommen und Harry solle die Ferien bei den Großeltern verbringen, da Sirius und Remus nun mal auch keinen Urlaub hätten. Und selbst wenn hätten sie sicher auch was Besseres zu tun, als sich um ihn zu kümmern, da Beide ja selbst auf Partnersuche seien. Harte, kalte Worte eines im Grunde beleidigten Kindes! Idiotisch! Bestimmt hing es damit zusammen, dass Nanette ihrem Sohn erzählt hatte, was sie davon gehalten hatte, dass er sein Kind im Stich gelassen hatte und nur um zu beweisen, wer hier über mehr Macht verfügte, machte er dasselbe eben gleich noch mal, weil es ja so lustig war! Lucius schüttelte nur den Kopf. James war schon immer kindisch gewesen und er hatte ihn damals nur in seinen Club aufgenommen, weil Sirius das gewollt hatte, doch im Gegensatz zu den Anderen schien James es im Gegensatz zu ihnen einfach nicht auf die Reihe zu bekommen, endlich erwachsen zu werden! Stattdessen verletzte er sein Kind, das sich nach nichts mehr sehnte, als nach seiner Liebe und Zuneigung! „Harry,“ ruhig hob Lucius das Kinn des Jüngeren an. „Ich rede mit deiner Großmutter und frage, ob du mit zu uns kannst. Das wollte ich ohnehin tun. Sev, Draco du und ich wir fahren in den ersten beiden Wochen weg, wohin ist eine Überraschung,“ erklärte er lächelnd. „Und den Rest der Zeit bleibst du im Manor und kannst Sev bei seinen obskuren Experimenten helfen. In Ordnung?“ Er wusste, das machte es nicht wirklich besser, aber zumindest würde Harry so nicht allein sein. Schniefend sah Harry auf, er spürte, wie die schlanken Finger des Tränkemeisters seine Tränen wegwischte: „Wirklich?“, fragte er leise. Ja, der Brief tat weh, schrecklich weh, er fühlte sich unerwünscht, der Vater, den er sich immer gewünscht hatte, wollte ihn offensichtlich nicht haben. Aber wenigstens wusste er, dass die Anderen ihn wirklich bei sich haben wollten. „Natürlich,“ murrte Severus. „Ich hab mich daran gewöhnt, dass ich einen Sklaven habe, der meine Zutaten zerlegt,“ erklärte er brummig, aber man merkte, dass er es nicht so meinte. Die feste Umarmung, in der er Harry hielt war ein ziemlich guter Hinweis. Lucius lächelte. „Dann wäre das auch geklärt,“ gab er nur zurück. Er würde noch an diesem Abend den Brief an die Potters aufsetzen. Und vielleicht sollte er ein Gespräch mit Remus führen. Der Werwolf schien schon eine Weile was zu ahnen, denn der hatte Harry einige sehr interessante Fragen gestellt, als Harry sich mit seinem Patenonkel und Lupin getroffen hatte, vor zwei Tagen, in Hogsmeade, auf ein Eis. Wobei das Gespräch darauf hinausgelaufen zu sein schien, dass die Beiden zufrieden seien, solange Harry es eben auch wäre. Was eigentlich die typische Art von Remus wiederspiegelte, die der schon in der Schule gezeigt hatte. Aber es zeigte die Reife, die Black gewonnen haben musste, dass der keinerlei Aufstand geprobt sondern zugestimmt hatte. Askaban hatte ihn reifen lassen. Blieb nur zu fragen, was James daran hinderte, sein kindisches Verhalten endlich mal abzulegen! Und dabei war es laut Severus eher Sirius gewesen, um den man sich hätte Sorgen machen sollen, da der in der Schulzeit schlimmer gewesen wäre. Tja, so konnte es sich ändern... Aber Lucius würde Harry schöne Ferien bescheren! Das hatte er sich geschworen! Inklusive einer Geburtstagsfeier! Und erst mal der Reise, vor der es vor allem Severus gruselte. Auch seine eigene Begeisterung hielt sich in engen Grenzen, doch er wusste, dass Harry und Draco Spaß machen würde. „Und jetzt komm,“ lächelte der Langhaarige sanft. „Genug gebrütet! Mach deine Hausaufgaben fertig, dann kannst du wieder kommen!“, er wusste schließlich, wie sehr Harry seine Kuscheleinheiten liebte. Und er hatte so wenig dagegen, wie Severus selbst. Sie waren inzwischen sogar einen Schritt weiter gegangen, vor einigen Tagen, als Harry den Tränkemeister und ihn erwischt hatte, als sie mitten bei der Sache gewesen waren. Sie hatten es erst am Ende bemerkt und Sev hatte den Jungen einfach zu ihnen gewunken. Es war Harry erst mal so richtig peinlich gewesen, vor Allem, da er nicht nur einfach erwischt worden war, sondern, weil er auch wirklich hart gewesen war. Aber um dieses Problem hatten sie sich Beide gekümmert und zwar so ausgiebig, dass Harry an so was wie Peinlichkeit gar nicht mehr hatte denken können. Seither gehörte auch das dazu. Denn so sehr Harry sie Beide auch liebte, der Jüngere hatte derartige Selbstzweifel, dass die einer Beziehung mit gesundem Sexleben durchaus im Weg war. Er fühlte sich mickrig, wenn er mit Sev und ihm zusammen war, was Schwachsinn war. Immerhin war Harry noch nicht ausgewachsen, zumindest noch nicht ganz und er hatte nun mal noch Untergewicht. Aber er hatte Fortschritte gemacht, das war das Wichtigste. Harry lächelte und nickte. Er fühlte sich immer noch schlecht, aber nicht mehr derart ungewollt. Im Gegenteil, er wusste, selbst, wenn sein Dad ihn ablehnte, er hatte eine Anlaufstelle und das war ihm wichtiger, als alles Andere. Sicher, auch Remus und Siri sagten, dass er jederzeit kommen konnte, aber es war einfach was Anderes, als wenn man einen... oder eben zwei – Geliebte hatte. Severus lächelte etwas, wuschelte durch Harrys Haare. „Dann mach dich an die Arbeit, ich weiß, dass Minerva euch sehr gut eingedeckt hat.“ Kapitel 11: Katastrophe ----------------------- „Komm schon, Dad! Raus mit der Sprache! Wo gehen wir hin?“, quengelte Draco wie ein Dreijähriger. Er hasste es, im Ungewissen gelassen zu werden. Gut, die Überraschungen waren meist echt cool, aber trotzdem! Hier ging es ums Prinzip! „Versuch doch, es aus Sev raus zu ärgern,“ gab Lucius nur amüsiert zurück. „Bei dem klappt das nie!“, moserte Draco weiter. „Aber bei mir oder was?“, fragte Lucius brüskiert. „In aller Regel ja,“ grinste Severus nur, half Harry in die Luxuslimousine, die sie gerade vor dem Gebäude abholte. Sie hatten das Gefährt zu einer Villa bestellt. Ihr Urlaub würde schließlich größtenteils in der Muggelwelt stattfinden. Was auch dazu geführt hatte, dass Severus seine geliebten Roben für zwei Wochen gegen enge Stoffhosen und weiße Hemden getauscht hatte. „Aber dieses Mal nicht, Naseweis. Und jetzt sieh zu, dass du einsteigst. Es gibt Dinge, die warten nicht mal auf Malfoys.“ „Und was sollte das sein?“, fragte Draco hochmütig. „Je länger du moserst, Sohn, umso länger wird es dauern, bis du das raus findest,“ gab Lucius nur zurück, während er zustieg. Ja, es war ein angenehmes Gefährt von adäquater Größe für den Weg zum Hafen, der immerhin auch vier Stunden dauern würde. Gut, sie hätten Portschlüssel nutzen können, doch so war es definitiv besser. Und es spannte Draco ein wenig mehr auf die Folter, wie er auch zugeben musste. Draco knurrte nur, stieg aber schließlich ein. Und musste zugeben, dass nicht Alles, was Muggel erfanden, von Grund heraus schlecht sein musste. Die Limousine war geräumig und es standen Dinge darin. „Wow,“ flüsterte Harry, als er saß. Er hatte diese Autos schon gesehen, in den Soaps seiner Tante, aber selbst mal in so was zu sitzen, das war immer undenkbar gewesen. Die Ledersitze, ein eigener Kühlschrank, ein Fernseher und andere Sachen! Es war Wahnsinn! Und auch er hatte keine Ahnung, was die Beiden geplant hatten. Erst gestern war die Schule vorbei gewesen, die Zeugnisse würden auch erst im August verschickt werden. Harry hatte mit seinen Großeltern abgesprochen, dass er wohl die meiste Zeit in Malfoy Manor sein würde und weder sie noch Sirius und Remus hatten was dagegen gehabt. Seinem Vater hatte er das nicht mal erzählen können, sicher, er hätte Hedwig mit einem Brief schicken können, doch er war sich nicht sicher, ob der das auch nur hätte lesen wollen. „Ich... hätte nicht gedacht, dass du... auch in der Muggelwelt...!“ Lucius lachte leise. „Ich mag manchmal nicht viel von ihnen und ihrer Engstirnigkeit halten, aber ihr Geld nehme ich trotzdem,“ gab er nur zurück. „Nur mit der magischen Welt wäre ich sicher nicht so reich geworden, so wenig, wie die Potters auch, nur um es gesagt zu haben. Mir gehört eine Kette von Geschäften, die vor allem in Amerika sehr erfolgreich ist. Sie nennt sich Starbucks. Köstlicher Kaffee...“ „Ohhh...“ Draco verdrehte nur seine Augen: „Er ist doch selbst süchtig nach dem Zeug!“, meinte er nur. „Na und?“, fragte Lucius. „Eine Menge Leute trinken Kaffee und außerdem verkaufe ich dort noch eine Menge mehr!“ Er lächelte, beobachtete, wie Harry sich auf den Sitz kniete, wie ein Kind, und die Landschaft musterte. Severus verdrehte nur die Augen. Manchmal war Lucius einfach nur wie ein Kind. Wehe, irgendwer ließ etwas auf seinen Kaffee kommen! Er selbst bevorzugte Tee allemal. Der machte nicht so aggressiv, aber da konnte er bei dem Langhaarigen genauso gut gegen Wände reden. Irgendwann zog er Harry zu sich, der war ja nicht angeschnallt und nun war ihm das Auto auch einfach entschieden zu schnell. Außerdem gab es da eh nicht viel zu sehen und er wollte sein Kuscheltier! Immerhin war es fünf Uhr morgens und er nur sehr bedingt wach. Die Fahrt dauerte eine ganze Weile, Harry und Draco dösten ein, sie waren Beide am Tag zuvor aufgeregt gewesen und hatten nicht schlafen wollen und nun waren sie natürlich müde. Typisch Teenager eben. „Ah, wir sind da,“ stellte Severus schließlich fest. Die Limousine hielt gerade an einem der Docks und er sah drei Leute den Steg des Luxusliners herunter rennen. Nun, es dürften nicht allzu viele Leute mit solchen Wägen vorfahren. Da konnte man schon einen gewissen Service erwarten. „Komm, Harry,“ murmelte er. „Wach auf, wir sind da...“ „Wir sind da?!“, fragte Draco in dem Moment und schoss selbst in die Höhe, obwohl er bis eben an seinen Vater gelehnt gedöst hatte, er sah sich aufgeregt um, war auch der Erste, der regelrecht aus dem Wagen sprang. „Was..?!“ „Nun, ein Schiff wartet nicht, denn die Flut bestimmt die Auslaufzeiten,“ erklärte Lucius amüsiert. „Was? Ich dachte, wir machen mal was Anderes, als sonst und die Flut wartet nicht mal auf dich, Draco,“ grinste er, stellte sich hin, schulte sein Gesicht und nahm seinen Stab wieder, bevor er Harry aus dem Wagen half. Sein Laufstab gehörte einfach mit dazu, zu ihm. Der verlieh ihm eine gewisse Autorität, auf die er sicher nicht zu verzichten gedachte, auch nicht im Urlaub. „Ein... Schiff?“, fragte Harry, starrte auf das riesige Ding, dass sich da vor ihnen erhob – und das auf dem Wasser schippern sollte. Er merkte gar nicht, wie sein Griff um Severus’ Hand sich verstärkte. „Ja,“ nickte Lucius. „Wir machen eine kleine Kreuzfahrt auf einem Vergnügungsschiff – und mit einigen Zwischenstationen,“ erklärte er. Ohne auf die Menge zu achten, ließ er sich auf dem Steg auf das Schiff führen. Er wusste, dass Harry Angst hatte, vor Wasser, dass er nicht schwimmen mochte, doch Severus hielt den Jüngeren, der sich erst sichtlich entspannte, als sie an der Rezeption waren und den Schlüssel für die Suite bekamen. Mit zwei Schlafzimmern. Sie wurden auch noch dorthin gebracht. Es war eine Luxuskabine – natürlich. Lucius weigerte sich, bei seinem Geld und Einfluss, unter einen, gewissen, Standart zu gehen, wenn er es nicht musste. Sie waren weit von den Maschinen entfernt, würden sicher nichts davon hören und sie hatten Fenster in ihrer Suite, die aus einem großen Bad, einem Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern bestand. „Das... ist ja riesig!“, rief Harry begeistert und stürmte zu den Fenstern. Gut, da draußen war Wasser, viel Wasser, aber er war mit dicken Scheiben davon getrennt und niemand wollte, dass er schwimmen ging. Es war eine tolle Umgebung, aber er war von Lucius schon fast nichts Anderes mehr gewohnt, er konnte sich den Langhaarigen auch nicht in einer Gegend ohne Luxus vorstellen, wenn er ehrlich war. Severus grinste ebenfalls etwas, nun, wo sie wieder allein waren. „Was hast du erwartet?“, fragte er, öffnete eine der Türen und hatte sofort das große Schlafzimmer gefunden, mit dem Doppelbett, dem großen Schrank und einigen anderen Dingen wie einer Muggelanlange, einem Fernseher und einigen anderen Dingen. Auch Draco sah sich um, fand das zweite, ein wenig kleinere Schlafzimmer, das für ihn war. „Zimmerlautstärke,“ warnte er die anderen Drei. Sein Vater hob eine Augenbraue, Sev machte ein sehr komisches Geräusch, aber wenigstens Harry hatte den Anstand, rot zu werden. „Was steht heut noch an?“ „Wir werden in einer Stunde ablegen,“ erklärte Lucius, nachdem er seine Taschenuhr kontrolliert hatte. „Wir sollten an Deck gehen und das Schauspiel genießen und dabei gleich mal sehen, was dieser Kutter zu bieten hat, immerhin werden wir hier zehn Tage verbringen. Es soll auch ein Kino, zwei Theater, eine Musicalbühne und einige andere Dinge geben. Und ein Spielcasino für Groß und Klein, wie ich betonen möchte, also auch mit Geräten, die Jugendlichen Spaß machen sollen. Ich bin sicher, Harry kann dir die Geräte erklären. Für euch beide gilt – Zauberstab nur im äußersten Notfall. Wenn ihr was bezahlen wollt oder so, gebt ihr den Leuten eure Zimmerkarte, dann wird es auf das Zimmer gebucht. Und denkt dran, vor allem du, Harry – wir sind hier, um Spaß zu haben und da kann man ruhig auch Geld ausgeben!“ Draco begnügte sich mit einem Grinsen. „Also los!“ Mit hämischem Grinsen sah Albus die Überschrift der Zeitung. Es war geglückt. Drei Überfälle, sieben Tote, davon ein Kind mit drei Jahren, vier weitere Kinder waren verletzt, natürlich auch zehn Erwachsene. Weniger, als erhofft, aber genug um eine riesige Schlagzeile zu stellen und der Schrei nach einem Helden war auch deutlich zu hören, zwischen den Zeilen. Vielleicht würde man erst mal auf Potter zurückgreifen, auf einen der Beiden, aber dank ihm war keiner von ihnen in der Lage zu führen und damit würde nur noch er überbleiben. Und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man ihn in allen Ehren zurückholen würde! Er konnte das Gewicht der Krone fast schon auf seinem Haupt spüren, die schweren, edlen Gewänder und die Ringe an seinen Fingern! Er war der Macht wieder fast so nah, wie vor James Potters abruptem Auftauchen, das ihm so viel ruiniert hatte! Aber diese Idioten hatten eben nicht mit dem gerechnet, was er eigentlich schon so lang vorbereitet hatte! Er hatte alles, was er brauchte und er hatte sich auch schon sein erstes Opfer auserkoren, das er verlangen würde – James Potter. Gut, der war eigentlich zu alt und dessen Kern würde nicht lang vorhalten, aber dann würde er die Weasleys, Granger und Andere verlangen, Harry Potter würde sein Sklave werden, gezwungen ihm auf alle nur erdenklichen Weisen zu dienen, während er zusehen musste, wie Albus alle und jeden umbrachte, die der Bengel kannte und mochte. Oh, es würde toll werden! Black zurück in Askaban, Lupin als Werwolf und Untier zu Tode gefoltert, die alten Potters umgebracht und er, der über Allem thronen würde. Ja, er freute sich, ganz einfach. Die Macht, sie war so nah, er konnte sie schon in seinen Fingern pulsieren fühlen! Verdammt! James war sauer! Das konnte doch nicht sein?! Man hatte ihn ABSERVIERT! Ihn! Einfach ihn! Nicht irgendwen, sondern ihn! Wo er doch reich, gutaussehend und beliebt war! So viel zu seinen Ferien! Die waren natürlich gelaufen! Seine schönen Ferien! Sicher er hätte sich eine Neue aufreißen können, aber etwas in ihm weigerte sich schlicht. Zu getroffen war sein Ego, denn die Tussi war nicht mit Irgendwem abgehauen, nein, es war auch noch der Kellner gewesen! Der Keller! Ein armer Schlucker, der auch noch lächerlich dünn und untrainiert gewesen war! Aber der sei wenigstens ein erwachsener Mann, nicht nur ein Kind! Pah!! Mit aller Wucht knallte James seine Tasche in sein Zimmer. So viel zu seinen tollen Ferien! Aber der würde er es schon zeigen! Als ließe er sich von so was niedermachen! Pah! Er würde schon eine Andere finden und dann mit ihr noch irgendwo anders hinfahren, um seinen Spaß zu haben! Wäre doch gelacht! Er würde es denen schon zeigen! Ein für allemal! Und jetzt... konnte er seinen Sohn suchen und mit ihm etwas Quiddich spielen. Ja, das wäre es jetzt, um sich abzureagieren. Das würde er tun. Dann konnten seine Eltern ihm auch nicht dauernd vorhalten, dass er sich nicht um sein Kind kümmerte! Zwei Fliegen, eine Klappe, besser ging es doch wirklich nicht. Er lief in Harrys Zimmer, aber das sah noch nicht mal aus, als wäre es die letzten Wochen über benutzt worden. Na toll! Wie bitte sollte er den Jungen jetzt auf die Schnelle finden? Das fand er gar nicht lustig! Doch dann fiel es ihm wieder ein. Richtig, seine Eltern hatten mal was erwähnt. Dass Harry die meiste Zeit bei den Malfoys verbrachte. Nun, vermutlich, weil er mit Draco spielte. Also ging er zum nächsten Kamin und floote ins Manor. Die nächste, arme Hauselfe wurde gefragt, wo er seinen Sohn finden konnte, dann lief er los. „Hi, ich bin schon zurück, ich... WAS GEHT HIER VOR?!“, brüllte James plötzlich, als ihm klar wurde, was er da sah! Er konnte es einfach nicht fassen! Das konnte nicht wahr sein! Da lag sein Sohn, halb auf dem Schoß von Lucius, dessen Griffel unter seinem Pullover und Snivvelus saß daneben und selbst der begrabschte den Jungen! Einfach so! Und Harry ließ das auch noch geschehen! Der starrte ihn gerade jetzt, mit riesigen Augen verdattert an! „James, setz dich hin und...“, setzte Lucius an, der wenig begeistert war von diesem Überraschungsbesuch. Nicht, nach den herrlichen Wochen, die schon hinter ihnen lagen. Sie hatten es sich gerade bequem gemacht, nachdem er von der Arbeit heim gekommen war. Harry hatte den halben Tag bei Sev im Labor verbracht und danach noch etwas mit Draco und Ron gespielt. Sein eigener Sohn war aber dann mit zu den Weasleys, was sicher nichts mit Grangers Anwesenheit dort zu tun hatte, wie Draco immer wieder betont hatte und das ihm klar gemacht hatte, wen sein Sohn liebte. Na, von ihm aus, er hatte nicht wirklich das Recht, Draco in der Hinsicht zu kritisieren... Da hatten sie das Haus für sich und... „James!“, brüllte er, nun doch sauer, als der Andere, statt sich zu setzen, Harry aus seinen Armen riss. „James, verdammt noch mal! Was soll das?! Lass ihn los! Siehst du nicht, dass du ihm weh tust?!“ „Ihr... ihr Schweine! Er ist ein Kind! Er ist jünger als Draco! Und ich lasse nicht zu, dass zwei kranke Männer ihn begrabschen! Wehe, ihr versucht auch nur, ihn noch mal anzufassen!“ „Dad...!“, versuchte Harry, doch in dem Moment war er schon wieder in seinem Zimmer in Potter Manor, wurde auf sein Bett geworfen, bevor die Tür ins Schloss fiel und von einem Zauber versiegelt wurde. „Dad! Nein, lass mich raus! Lass mich zurück, bitte! Ich will nicht hier bleiben! Ich will zu...:!“ „Oh nein! Mit denen wirst du dich nie wieder treffen und ich werde dafür sorgen! Du wirst sie nie, nie wiedersehen! Ich habe mich wirklich zu lang nicht gekümmert!“, donnerte James aufgebracht. „Ich werde es verbieten! Ich bin dein Vater! Du hast mir zu gehorchen!“ und mit den Worten stürmte James los, er würde vor dem Wizgamont bewirken, dass diese Beiden sich seinem Sohn nicht mehr auf einen Kilometer nähern durften und dann würde er Harry in Durmstrang anmelden! Die Strenge dort würde dem Bengel schon zeigen, wie er sich zu verhalten hatte! „Nein!“, schrie Harry, vollkommen entsetzt, er trommelte gegen die Tür, lang und ausgiebig, doch es war sinnlos, er sackte in sich zusammen, vollkommen am Ende. „Nein,“ flüsterte er, starrte auf seine Hände, die er sich blutig geklopft hatte. „Nein, ich will wieder zurück,“ flüsterte er. Doch er wusste, sein Vater würde die Drohung wahr machen. Auch, weil der immer noch sauer auf ihn war. Und er würde Lucius und Sev nicht wiedersehen, nicht, bis er nicht zumindest volljährig sein würde. Niemand, zu dem er nachts flüchten konnte... seine Alpträume, sie würden alle wieder da sein. Und wer wusste, was sein Vater noch tun würde? Er sah das Schimmern vorm Fenster. Es war dicht. Er würde da nicht raus kommen. Er hatte ja nicht mal seinen Zauberstab, der immer noch auf dem Nachttisch bei Lucius’ lag... James hingegen stürmte – einmal mehr – ins Ministerium und nur zu schnell hatte er bewirkt, was er wollte. Er hatte die Verantwortung, es war ein Leichtes, die Beziehung zu verbieten, als unverantwortlich darzustellen. Nun galt es nur noch, Harry von der Schule abzumelden und ihn woanders wieder anzumelden. Als würde er sein Kind, einen Potter, einem Snape überlasen! Diesem schmierigen Schleimer, der sich schon in der Schulzeit für etwas Besseres gehalten hatte, nur weil er besser in Tränken gewesen war! Wäre ja noch schöner! Pah! Sein Sohn brauchte diese Idioten nicht. Harry sollte seine Schule beenden und eine Hexe heiraten und Kinder bekommen! So, wie es sich nun mal gehörte! Er würde seinem Sohn schon klar machen, was das Beste für ihn war! Nun, dank eines Zaubers würden die Beiden seinem Sohn nicht mehr nahe kommen können, außer er würde das wiederrufen und darauf konnten diese ekligen Kindesschänder noch lang warten! „Bist du wahnsinnig geworden?!“, knurrte Sirius entsetzt. Er hatte von Nanette erfahren, was geschehen war, vor drei Tagen und dass Sebastian es nicht rückgängig machen konnte. Dann hatte er Kontakt mit Lucius und Severus aufgenommen, die stinksauer und auch am Boden zerstört waren und überrascht, dass nicht nur Remus sondern auch er diese Beziehung hinnahm, ihnen nur sagte, dass sie Harry gut getan hätten. Nun aber war das anders. Er hatte einen Blick auf sein Patenkind geworfen. Harry saß praktisch reglos am Fenster und starrte nach draußen, er aß laut Hauselfe nichts, die fünf Mal am Tag was brachte und es unangetastet wieder zurückholen musste. Harry durfte nicht mal sein Zimmer verlassen, da James es nicht erlaubte. Er sagte, Harry wolle nur seinen Dickschädel durchsetzen und er würde sich von einem Hungerstreik nicht beeindrucken lassen. „Ich tue, was erforderlich...!“ „Erforderlich?!“, tobte Remus, aufgebracht, wie nie zuvor. „Erforderlich? War es erforderlich, Harry zu verbieten, nach Haus zu kommen? War es erforderlich, ihn dauernd allein zu lassen? Du hast ihn das Einzige genommen, was er hatte, wo er sich sicher gefühlt hat! Du machst deinen Jungen kaputt! Und warum?! Aus Eifersucht! Weil er eine glückliche Beziehung hat und du nicht! Wie kindisch bist du eigentlich, du Arsch!?“ „Ihr habt mir gar nichts zu sagen!“, tönte James kalt. „er ist mein Sohn und ich werde keine Einmischung dulden!“ Was sollte das?! James hatte erwartet, dass seine Freunde, vor allem Sirius, ihn deckten, nachdem seine Eltern ihn so runter geputzt hatten! Aber nein, die bliesen ins selbe Horn! „Ich gebe nicht vor einem schmollenden Teenager nach!“ Ruhig wandte Sirius sich an Sebastian, Remus fest am Oberarm gepackt, um den Anderen zu beruhigen. „Nanette, können wir Harry mit zu uns nehmen, während ihr nach einer Möglichkeit seht, das Ganze zu umgehen? Ich kenne den Jungen, er würde sich selbst zu Tode hungern.“ „Nein! Das erlaube ich nicht!“ Sebastian aber zog ruhig ein Pergament hervor. „James, du hast genug kaputt gemacht, ich gebe dir ein Mal die Wahl, ein einziges Mal und überleg es dir gut: Ich werde mit sofortiger Wirkung Harry als meinen, unseren, einzigen Erben einsetzen, dich enterben und dir jegliches Geld sowie den Familiennamen entziehen. Du hast genug angerichtet.“ „Das... könnt ihr nicht tun!“ „Wir können und wir werden,“ konterte Nanette ruhig. Sie war so enttäuscht von ihrem Kind! Was war nur aus James geworden?! „Du wirst Harry zu Sirius gehen lassen, bis Sebastian und ich einen Weg finden, die Trennung rückgängig zu machen.“ „Keine Chance,“ grinste James kalt. „Gut, der dumme Bengel kann zu Black und Lupin! Bitte! Wegen dem Irren, der nicht zu schätzen weiß was ich für ihn tue, werd ich sicher nicht mein Geld riskieren! Aber diesen Zauber könnt ihr nicht rückgängig machen! Dafür habe ich gesorgt!“ „Dann bist du am Ende Schuld, wenn Harry stirbt,“ gab Sirius eisig zurück, stieß James mit Gewalt aus dem Weg und trat die Tür zum Zimmer seines Patenkindes ein, das sich nicht mal regte. Er sah vollkommen neben sich weiter aus dem Fenster und es würde niemanden wundern, wenn er auf Severus und Lucius wartete. Er sah schrecklich aus, verweint, verstört, mit dumpfen Augen. Schlimmer, als zu Weihnachten. „Harry,“ sprach er leise, doch der Junge reagierte nicht. „Harry, hör zu, ich nehm dich mit zu uns, ja, zu Remus und mir, wir finden einen Weg, die Dummheit von deinem Dad wieder rückgängig zu machen. Komm,“ sanft hob er den Jungen auf seine Arme. Er spürte, wie Harry zusammenzuckte, doch er hielt ihn fest. „Alles gut, nur ich, ich bring dich hier weg.“ Mit Harry auf den Armen lief er an James vorbei, mit Remus und den Potters die Treppe herunter. Er konnte das Alles noch immer nicht fassen, sah dann zu Nanette und Sebastian, beide hatten Tränen in den Augen. „Harry,“ versuchte es auch Nanette, doch der Junge reagierte nicht, sein Blick ging einfach durch sie hindurch. Es war hoffnungslos. James hatte etwas in seinem Sohn zerstört. Sie wusste auch von einer Hauselfe, dass Harry nicht mehr geschlafen hatte, seit er wieder hier war. Drei Tage ohne Schlaf... Remus seufzte leise, er war froh, dass er in dem Moment nicht James sah, denn sonst hätte er diesen verprügelt. „Wir melden uns,“ erklärte er. „Wir versuchen, Harry zum Reden zu bringen und ihn zu versorgen – aber ihr müsst euch beeilen, ich denke, uns ist gar nicht bewusst, wie sehr er Lucius und Severus braucht. Er steckt mitten in einem Schock...“ Nanette nickte traurig, sah zum Haus und schüttelte ihren Kopf. „Ich... ich versteh das einfach nicht! Als... wäre er immer noch sechzehn! Wie... ein verdammtes Kind! Er benimmt sich... wie… ein Kind,“ abrupt wandte Nanette sich um. „Was, wenn das der Grund ist?!“ „Was?“, fragte Sirius verwirrt. „Ich... Harry, er wurde mental vergewaltigt! Er konnte sich nicht konzentrieren, ohne höllische Kopfschmerzen zu haben und andere Probleme! Was, wenn es das ist?! Wenn das die Erklärung wäre?! James’ gesamtes Verhalten, seit er wieder da ist! Wenn... wenn er auch...!“ Remus runzelte die Stirn. „Es kann sein, aber...“ Nanette nickte hastig. „Hört zu, geht, kümmert euch um Harry, ich habe einen Sohn außer Gefecht zu setzen und ihn in ein Krankenhaus einzuliefern und Sebastian! Du hast auch zu tun!“ Das Dumme war, selbst, wenn sie James entmündigen könnten und sei es nur zeitweise, wenn dieser Trennzauber ein Mal gesprochen war, war er nicht mehr rückgängig zu machen und es war schwer, bei solchen Zaubern einen Weg zu finden, sie zumindest doch zu umgehen. Sirius nickte, er sah zu Remus, der den Portschlüssel aktivierte, der sie zum Grimmaulds Place brachte, der inzwischen vollständig renoviert und gemütlich eingerichtet war. Er brachte Harry in das Zimmer, dass er extra für diesen eingerichtet hatte, freundlich und hell, setzte den Jungen auf das Bett und nahm dessen Gesicht in seine Hände. Kurz schienen die Augen sich zu klären, doch dann wurden sie wieder dumpf. „Harry, es ist gut, du bist bei Remus und mir, in deinem Zimmer, aber du kannst jederzeit raus und dich umsehen, du warst ja noch gar nicht hier. Alle Türen stehen dir offen...“ Remus trat hinter Sirius, er sah schwarz, um ehrlich zu sein. Er wusste, Harry würde sich nicht rühren, sondern bleiben, wo er war, vielleicht würde er auch bis zum Fenster gehen und dann da hocken. Das einzig Gute im Moment war einfach nur James’ Abwesenheit, denn selbst, wenn Dumbledore etwas mit dessen Benehmen zu tun hatte, er konnte es diesem nicht einfach so verzeihen. Er gab Sirius ein Glas, es enthielt Limo, angereichert mit Nährtrank. Doch Harry trank kaum etwas davon. „Es hat keinen Sinn,“ murmelte Remus traurig. „Lass ihn erst mal in Ruhe.“ Sirius nickte traurig, wuschelte Harry durch die Haare. „Keine Sorge, wir finden einen Weg... du kannst zurück zu deinen Beiden...“ Er stand auf, ging dann aus dem Zimmer und schloss die Tür leise, lehnte sich dann gegen die Wand. „Merlin, wie konnte James nur so was Dummes tun?! Das da drin ist sein Sohn!“ „Der nicht taub ist,“ gab Remus ruhig zurück, brachte Sirius in ihr Zimmer. „Vielleicht.. ist er wirklich einfach... verändert worden und konnte nicht anders handeln,“ hoffte Remus leise. „Selbst wenn! Dieser verdammte Zauber lässt sich nicht rückgängig machen! Wenn Harry Pech hat, kann er Lucius und Severus bis zu seiner Volljährigkeit nicht sehen! Ein ganzes Jahr lang, wenn nicht länger! Das steht er doch nicht durch! Du hast ihn doch gesehen! Bis dahin hat er sich selbst zu Tode gehungert!“ Remus schloss Sirius in die Arme. „Ich wette, Sev und Lucius arbeiten auch schon an einer Möglichkeit,“ gab er nur zurück. „So weit werden wir es nicht kommen lassen und vielleicht gibt James selbst sein Einverständnis, wenn man was mit seinem Kopf gemacht hat. Dann hat sogar sein Benehmen eine Erklärung. Keine Gute und entschuldbar ist es auch nicht, aber... es würde Harry leichter fallen, wenn er wüsste, dass es nicht gegen ihn ging...“ „Lucius?“, fragte Severus. Es waren zweieinhalb Wochen vergangen, seit man ihnen Harry weggenommen hatte. Der Langhaarige hatte seinen Sohn regelrecht zu den Weasleys ausquartiert, um jede Sekunde in der Bücherei zu verbringen, über Büchern brütend. Er selbst war fast nur im Labor, er war zu gereizt, um irgendwen länger zu ertragen, denn auch, wenn er es nie laut zugeben würde, er vermisste Harry schrecklich. Aber nicht nur er, auch Lucius. Nur ging der eben anders damit um. „Was gibt es?“, fragte Lucius so ruhig wie möglich, ohne aufzuhören, zu schreiben. Er war froh, dass er sich schon früher mit einer Situation wie dieser beschäftigt und so hatte er nun einen Anhaltspunkt, an dem er ansetzen konnte. Doch es brauchte viel, viel Arbeit, um das auf den Weg zu bekommen. Doch es musste schnell gehen. Er kannte Harry zu gut, wusste, wie schlecht der schlief, wenn er nicht bei ihnen war und auch, dass der Junge so ungesund vernünftig war, dass er keine unnötigen Tränke nehmen wollte. „Wie weit bist du?“, fragte Severus, das erste Mal, seit dieser Irre zu ihnen gestürmt war, um ihnen Harry wegzunehmen, ohne zuzuhören, ohne sich etwas erklären zu lassen. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Kind, nur in seinem eigenen Stolz verletzt. „Weiter,“ gab er nur zurück, schob Severus die Nachricht zu, die er am Morgen erhalten hatte. Sie hatte etwas geklärt, aber in seinen Augen exakt gar nichts entschuldigt. Andere Sechzehnjährige benahmen sich schließlich auch nicht derart! Severus nahm den Brief an sich, überflog ihn kurz. „Warum wurde das nicht schon eher kontrolliert? Nanette wusste es doch! Nach der Sache mit Harry!“ „So weit hat niemand gedacht,“ verteidigte Lucius die Potters. „Wir ja auch nicht, obwohl wir immer wieder festgestellt haben, wie kindisch er sich verhält.“ Er legte seine Feder beisetze, sah zu Severus der mehr als verspannt wirkte. „Was ist los?“, fragte er ernst. „Ich.. habe ein wirklich schlechtes Gefühl,“ erklärte Severus. „Als... würde es Harry wirklich, wirklich schlecht gehen. Haben Sirius und Remus noch nicht wieder geschrieben?“ Er war unruhig, sehr und nicht mal mehr das Brauen wirklich komplizierter Tränke konnte ihn ablenken. Er hatte Nähr und Schlaftränke gebraut und eine Kombination aus Beidem. Das brachte den Blonden dazu, aufzustehen und hin und her zu tigern. Er selbst hatte auch ein schlechtes Gefühl, doch er hatte es immer unterdrückt, einfach, um sich konzentrieren zu können. „Ist James immer noch der Vormund?“, fragte er knapp. „Ja. Vor allem, da ein Spezialist ihn vor drei Tagen behandelt hat. Angeblich leidet er auf ein Mal sogar unter schrecklich schlechtem Gewissen und will selbst was tun. Er soll sogar bei Harry gewesen sein, aber...“ „Aber was!?“ „Harry hat nicht mit ihm geredet, er scheint generell mit niemandem zu reden. Darum arbeite ich ja so!“ Severus schloss seine Augen. Er musste sich zusammenreißen, um nicht loszurennen, doch er wusste, dass das nichts bringen würde. Er hatte es ja schon mal ausprobiert und es war nicht angenehm gewesen. „Was tun wir jetzt?“ „James besuchen.“ „Bitte – was?! Wolltest du, dass ich in Askaban lande, weil ich ihn umbringe!?“ „Nein, aber ich hoffe, dass bei ihm nach den letzten Behandlungen so was wie Umsicht eingesetzt hat,“ gab Lucius zurück. „Seine Unterschrift würde wirklich uns eine Menge Ärger sparen.“ Severus knurrte, doch er nickte- „Dann los!“ Lucius seufzte, er packte die vorbereiteten Dokumente und hoffte wirklich, dass das alles so klappen würde, wie er es hoffte, denn dann konnten sie Harry noch heute wieder mit abholen. Er hatte schon alles vorbereitet, inklusive eines Kästchens, dass einer der Hauselfen ihm vor Kurzem geholt hatte. Wenn es nicht klappen würde, konnte es noch Wochen dauern, bis sie wieder zu Harry konnten und er wusste, das würde vor allem dem Grünäugigen nicht gut tun – und Severus’ Laune sicher auch nicht, davon mal abgesehen. „Ich habe Sirius einen Hauselfen geschickt.“ „Warum denn das?“ „Etwas Verstärkung kann auf gar keinen Fall schaden und da Harry im Moment bei ihm lebt, kann er James vielleicht ins Gewissen reden.“ Severus sagte nichts, er folgte einfach nur Lucius, in seiner Tasche sein übliches Notfallkitt, dass er gerade erst aufgefüllt hatte. Er wollte einfach nur ihren Geliebten zurück, mehr nicht. Dafür nahm er es sogar hin, Potter nicht schlagen zu dürfen. Wobei Harry in seinen Augen kein Potter mehr war. Harry war der Sohn seiner Mutter und hatte zum Glück kaum Eigenschaften seines Vaters geerbt. Es dauerte nur Augenblicke bevor Lucius und Severus das Erholungszentrum erreicht hatten, dass in Frankreich lag, auch, damit die Potters nicht breittreten mussten, was bei ihnen geschehen war. „Sirius,“ grüßte Lucius knapp. „Wie geht es Harry?“ Sirius schüttelte einfach nur den Kopf. Es war sinnlos, was zu sagen, das würde Lucius und Severus nur noch weiter aufwühlen, vor allem, wenn der Plan der Anderen nicht aufgehen würde. Er selbst war nur sehr bedingt einverstanden, doch wenn Harry dann endlich wieder normal werden würde, würde er alles gutheißen. Selbst das. Denn sein Patensohn hatte nicht nur immer weiter abgebaut, seit heut Morgen verweigerte er nicht nur Essen, sondern auch noch das Trinken, was wirklich gefährlich wurde, denn nun konnte Remus ihm nicht mal mehr auf die Weise etwas Nährtrank geben. Harry hatte aufgegeben, eben weil diese Beiden hier noch nicht gekommen waren. Weil er zu müde war, um Dinge zu kämpfen, die für Andere normal waren. „Keine Veränderung,“ gab er daher zurück. Immerhin schien es die Beiden wirklich zu interessieren, denn das war immer das Erste, was sie fragten, sowohl bei den beiden Begegnungen seit diesem unglücklichen Zwischenfall, als auch in jedem ihrer Briefe an Remus oder ihn. Sie waren das Beste für seinen Patensohn und er glaubte nicht, dass Harry das je beenden wollte, darum hatte er sich bereit erklärt zu helfen. „James wurde vor einer Woche operiert,“ erklärte er. „Er hat sich jetzt schon ziemlich verändert. Ich denke... er wird sich einsichtig zeigen, solang... ihr nicht anfangt, zu schreien. Laut Arzt ist er jetzt geistig auf dem Stand eines Zwanzigjährigen und generell von dem mitgenommen, was er getan hat.“ „Wie er es sein sollte,“ knurrte Severus nur. „Severus,“ erinnerte Lucius ruhig, er packte den Anderen und zog ihn mit in das große, freundliche Gebäude, wo sie von einer freundlichen Schwester in ein angenehm eingerichtetes, zumindest nicht steriles Zimmer geführt wurden, wo James tatsächlich schon auf sie wartete, mit mitgenommenem Gesichtsausdruck. „James,“ grüßte er knapp, setzte sich, nachdem er den Tränkemeister mit sanfter Gewalt auf seinen Platz gedrückt hatte. James sah auf. Er fühlte sich nicht gut, sein Kopf tat immer noch weh, aber viel lauter schrie sein Gewissen. Er erinnerte sich, natürlich, noch an alles. Nur stand er dem doch ein wenig anders gegenüber. Harry an Weihnachten allein gelassen zu haben tat ihm wirklich weh, oder all die anderen Dinge, die er getan hatte. Die Frauen, die es mit ihm, bis auf die Letzte, wesentlich ernster gemeint hatten, als er mit ihnen. Er, der nur spielen wollte, seinen Partner im Job durch wirklich gefährliche Stunts mehr als einmal unnötig gefährdet hatte. Er wusste nicht mal, wie sein Sohn dachte, was er fühlte oder wie er in der Schule war, er war nicht ein Mal bei einem Lehrer gewesen und auch das Zeugnis hatte er sich nicht angesehen. Und es auch vorher nicht mal vor gehabt. Er hatte seinen Sohn sogar gehasst, weil seine Eltern wegen diesem sauer auf ihn gewesen waren. Dabei hatte Harry ihn noch nicht mal verpetzt, als er den Jungen in den Ferien nicht hatte da haben wollen! Und dann... hatte er Harry bei Lucius und Severus gefunden. In einer mehr als eindeutigen Position. Lucius hatte mit ihm reden, ihm etwas erklären wollen, doch er hatte seinen Jungen nur zurück nach Hause gezwungen – und bewirkt, dass man etwas tat, dass es den Dreien nicht ermöglichte, sich auch nur zu sehen. Erst vor drei Tagen war er kurz in England gewesen, eben um seinen Sohn zu sehen, doch dann hatte er es doch nicht geschafft, überhaupt nur dessen Zimmer bei Sirius zu betreten. Er war auf der Straße geblieben, einen Hut tief ins Gesicht gezogen. Harry hatte da am Fenster gesessen und raus gestarrt, mit offenen Augen, aber wohl ohne etwas zu sehen. Laut seinem besten Freund, der zu seinem eigenen Erstaunen immer noch mit ihm redete, hatte Harry seit diesem Tag nichts mehr gegessen. Doch er wusste einfach nicht, was er tun sollte! Lucius und Snape waren nun mal viel älter und erwachsener hin oder her, aber Snivvelus mochte er noch immer nicht! Lucius musterte den Anderen, holte die Dokumente heraus. „Du hast scheiße gebaut, Junge, du hast wirklich Scheiße gebaut! Weißt du, du hast schon viel verbockt, auch in der Schulzeit und wir haben dich alle gedeckt, aber das war einfach zu viel! Warum hast du das Harry angetan?!“ „Was habt ihr ihm angetan?!“, brüllte James nur: „Habt ihr ihn auch beeinflusst?! Oder warum hängt er so krankhaft an euch?! Seid ihr damit besser, als Dumbledore oder Voldemort?!“ „Wir haben ihn nicht beeinflusst!“, fuhr Severus ungehalten auf: „Wir waren einfach nur für ihn da! Und dank dir, du Kindskopf, hat er wieder verloren, was ihm am wichtigsten war! Und dich gleich mit dazu in seinen Augen! Er WILL einfach nicht mehr! Er hat sein Leben lang kämpfen müssen! Jetzt musste er es mal nicht mehr – und dann kommst du, du... du... du...!“ „Severus!“, befahl Lucius kapp. Ja, er wollte auch schreien, doch Schreien würde sie ihrem Ziel kaum näher bringen. Er wartete, bis Severus wieder ruhig wurde, holte ein weiteres Blatt hervor. „Severus hat aber Recht,“ fügte er an. „Harry liebt uns, wir lieben ihn. Du hast ihm das genommen und ihn angeschrien. Er kann einfach nicht mehr, das ist das Problem. Und da ist noch was, ich habe es vor einer Weile testen lassen, weil ich mir selbst dumm vorkam, dass ich mich von Jemandem angezogen gefühlt habe, der derart viel jünger ist, als ich. Lies es.“ Er schob das Papier und die anderen Dokumente zu James. „Du kannst zustimmen und wir können Harry sofort wieder aufpäppeln, oder du stellst dich quer, wir bekommen Harry erst in ein paar Wochen zurück und bis dahin ist er ernsthaft krank, wenn er es nicht jetzt schon ist und er wird noch länger leiden. Es ist deine Entscheidung und ein Mal in deinem Leben, James, ein Mal, entscheide wie ein Erwachsener!“ „Luc?“, fragte Severus, sah auf das Papier, das er nicht kannte. „Später,“ versprach er, sah, wie James bleich wurde. Er war in der magischen Welt groß geworden, er konnte sich denken, was er da eigentlich angerichtet hatte. Tatsächlich war James einfach nur erschüttert, als er das da sah. Er versteckte seine Augen mit einer Hand, atmete tief durch. Das konnte es doch wohl nicht sein! Aber hier stand es schwarz auf Weiß und es war von einem unabhängigen, ausländischen Magier erstellt worden, nicht von Snivvelus, was er ja sofort angezweifelt hätte. Aber das hier war Jemand, der auch seiner Familie sehr nahe stand und die Ergebnisse nicht verfälschen würde. Die Magie seines Sohnes war zu fast Hundert Prozent kompatibel zu der von der schleimigen Fledermaus und Lucius Malfoy. Er wusste, er hatte keine Chance, es war eine Frage der Zeit, bis man den Beiden erlauben würde, was sie vorhatten. Doch noch konnte er auch Harry zeigen, dass er nicht so gemein war, wie er sich gezeigt hatte. Ja nicht ganz freiwillig, auch er hatte Verletzungen von Dumbledore zurückbehalten, die gerade erst geheilt worden waren. Und doch... wäre er früher schon ein wenig reifer gewesen, wäre es vielleicht nicht zu dem Desaster gekommen, das er gesehen hatte und dabei hatte er seinen Sohn nur vom Fenster aus gesehen. Doch er hatte es gefühlt... Er sah zu Lucius, der ihn mit undurchdringlichem Gesicht musterte. Ob sich diese Freundschaft wieder kitten würde? Selbst, wenn er unterschrieb? Er wusste es nicht, er konnte es nur hoffen. „Ihr.. zwingt ihn zu nichts?“, fragte er leise. „Natürlich nicht!“, donnerte Severus. „Wir haben uns nur um ihn gekümmert und das Schlimmste, was bisher passiert ist, war etwas Gefummel und ein paar Küsse! Wir sind keine Kinderschänder! Wir wollen das Beste für ihn! Und im Gegensatz zu anderen Leuten waren wir da!“ „Severus, bitte!“, verlangte Lucius, brachte den Anderen dazu, sich wieder zu setzen. Er war selbst nervös und er wusste, dass es Harry nicht gut ging, doch das was der Tränkemeister gerade tat, bremste sie eher aus, als irgendwas Anderes. „James, unterschreib,“ bat er knapp, wobei es sich doch eher nach einem Befehl anhörte. „Wir müssen zu Harry, um uns um ihn zu kümmern, ich will nicht, dass er länger leidet, als nötig.“ „Aber... er ist noch ein halbes Kind und das da...!“ „Ist die einzige Möglichkeit, deine Dummheit auszubügeln. Und glaubst du etwa, Harry hat deine Sprunghaftigkeit geerbt? Dann kann ich es dir leichter machen – das hat er nicht. Er würde sich nicht umentscheiden, das haben wir ihn auch oft genug gefragt und vergiss nicht, er musste früh erwachsen werden, er weiß, was er will, auch, wenn er es oft nicht ausdrücken kann.“ Lucius war selbst immer angespannter, er hielt James eine Feder hin, die der wenigstens nahm. „James, wir wollen nicht, dass du den Kontakt zu ihm verlierst und bevor er nicht aus der Schule ist, wird sicher nichts passieren, aber nur dieses Dokument macht es uns möglich, zu ihm zu gehen! Es ist vielleicht auch deine letzte Möglichkeit, deinem Sohn zu zeigen, dass du ihn liebst, denn sonst wird er dich nie wieder ansehen, weil er sich vorher selbst umgebracht haben wird, irgendwie...“ James musterte seine Besucher. Selbst Sirius sah ernst aus. Gestern hatte der Andere ihm erzählt, dass es Harry wegen ihm nicht gut ging. Überhaupt nicht gut. Dass es ernst war. Hatte er wirklich eine Wahl? Er wollte das nicht, denn im Grunde war das, was er zuließ, etwas, dass Harry vielleicht ein anderes, wunderschönes Ereignis nehmen würde, aber er selbst hatte das ja unmöglich gemacht. Er verfluchte sich, wie so oft in den letzten Tagen, selbst. „Ich kann ihn sehen, wann immer ich will!“, forderte er. „Ihr werdet ihn nicht abhalten!“ „Das hat Keiner von uns vor,“ knirschte Severus. „Nur, weil du so einen Sohn nicht verdient hast, heißt das leider nicht, dass der diese Ansicht auch hat! Er kann tun, was er will!“, inzwischen hatte Severus sich das eine Papier selbst unter den Nagel gerissen, sah dann abrupt zu Lucius. „Warum hast du mir das nicht eher gezeigt?!“ Lucius seufzte. „Weil du was Unüberlegtes getan hättest,“ gab er nur zurück. „Oder dachtest du, ich hätte nicht bemerkt, dass du versucht hast zu sehen, ob der Zauber wirklich wirkt?“ Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf James, der zu seiner Erleichterung seine Unterschrift unter das Dokument setzte, dass sofort verschwand und nur Sekunden später spürten Severus und er, wie ein unheimlicher Druck von ihnen verschwand. Der Zauber würde sie nicht mehr wegstoßen. „Lucius, komm schon!“, verlangte Severus, der, kaum, dass er merkte, wie der Zauber nachließ, aufgesprungen war. Der Langhaarige erhob sich, sah zu James. „Man sieht sich,“ meinte er ruhig, bevor auch er im Stechschritt den Raum verließ. „Ich... komme mir vor, als hätte ich meinen Sohn verkauft,“ stellte James leise fest, sah dann zu Sirius, der die gesamte Zeit nicht ein einziges Wort gesagt hatte. „Du hast ihn verkauft, aber nicht mit dieser Unterschrift, sondern weil du ihn von dir gestoßen hast, als er dich gebraucht hat,“ erklärte Sirius seinem besten Freund, der in der letzten Woche langsam zur Besinnung gekommen war. Ihm war klar, dass nicht nur Harry Hilfe brauchte, die er ja ab jetzt haben würde, auch James brauchte sie, mindestens genauso sehr. Er hatte mit Remus ausgemacht, dass immer einer bei Harry bleiben sollte, da der Junge sich ohnehin nicht rührte und immer nur aus dem Fenster starrte, vor sich hin weinte und sich Berührungen mehr und mehr entzog. Der Andere war bei James und half dem. Aber nun, wo Lucius und Severus Harry wieder zu sich holen würden, würden sie James nehmen und ihm helfen, so, dass er nach dem Sommer wieder normal arbeiten konnte. „Er wird mich hassen, oder?“ „Harry ist niemand, der irgendwen hassen würde,“ erklärte Sirius ruhig, lächelte etwas und strich über James Haare. „Lass ihm etwas Zeit und zeig ihm dann, dass du bereit bist, ein Vater oder zumindest ein Freund und Vertrauter zu sein, er wäre dir mehr als dankbar...“ Kapitel 12: Bleiben ------------------- „Was zum...?!“, verwirrt rannte Remus die Treppe herunter, da irgendwer die Haustür mit einer Trommel zu verwechseln schien. Er öffnete – und stockte. „Lucius, was...? Wie...?“ doch weiter kam er gar nicht, als schon der Erste an ihm vorbei geschossen war. „Wir haben das Problem beseitigt,“ erklärte Lucius knapp, er wusste, Sev würde alles auf den Kopf stellen, bis er Harry gefunden hatte. „Wo ist Harrys Zimmer? Wir nehmen ihn wieder mit zu uns.“ Verwirrt deutete Remus in die richtige Richtung, sah den Beiden hinterher. „Das verstehe, wer will,“ murmelte er. Wie die Beiden das geschafft hatten, wusste er wirklich nicht. Aber offensichtlich hatten sie es geschafft und er war wirklich dankbar darüber, denn Harry wurde von Tag zu Tag schwächer, vor allem, da er ja nun nicht mal mehr trinken wollte und selbst nachts war er wach, so, dass man ihm nicht mal heimlich was eintrichtern konnte... Severus ließ sich nicht aufhalten. In dem Moment, wo die Tür aufging, war er auch schon weg, er wusste in etwa, wo Blacks Zimmer war, da begann er mit der Suche – erfolgreich. Schon eine der ersten Türen, die er aufriss führte zu seinem Ziel. Harry! Da saß er, am Fenster, er drehte sich nicht mal um, als er die Tür hörte, denn die musste er gehört haben, starrte einfach weiter nach draußen, reglos, die Beine eng zum Körper gezogen und dürr, wie er es seit der Geschichte mit seiner Hand nicht mehr gewesen war. Severus war vor Entsetzen wie gelähmt, er konnte nichts Anderes tun, als Harry anzustarren, bis er die Hand seines anderen Geliebten auf der Schulter spürte. „Sieh ihn dir an,“ flüsterte er entsetzt. „Ich wusste, dass was nicht stimmt!!“ Lucius nickte, er war entsetzt und nun erst verstand er, warum man sie nicht informiert hatte. Sie wären Beide losgerannt. Und das hätte sicher gar nichts gebracht. „Geh,“ sprach er leise. „Du hast die Ausbildung zum Heiler, nicht ich...“ Rasch trat Severus zu Harry, berührte ihn leicht am Arm, doch sofort zuckte der Jüngere von ihm weg. „Harry, es ist gut!“, sprach Severus ruhig, zog den Jüngeren fest an sich. „Ich bin’s, es ist alles in Ordnung, wir holen dich heim,“ versprach er. Doch es dauerte mehrere Momente, bis Harry aufhörte, sich zu wehren, stattdessen seine dürren Arme um den Älteren schlang. Er wollte nicht angefasst werden! Er wollte keine Hilfe, nur seine Ruhe! Automatisch zuckte Harry zurück, dachte, es waren Remus oder Sirius, vielleicht auch seine Großeltern, die ihn wieder zum Essen oder trinken bringen wollten, doch selbst Wasser schien ihm in der Kehle stecken zu bleiben. Er wollte nur zurück zu Sev und Lucius! Warum ließen sie ihn nicht?! Er hatte auch seine Verletzungen, die er sich ja selbst immer im Lauf der Nacht zufügte, nicht behandeln lassen. Alles, um nur nicht einzuschlafen. Doch dann war da diese Stimme! Das... das war... sie waren da! Sie holten ihn! Abrupt wandte er sich um. Ja, es war der Tränkemeister! Automatisch klammerte er sich an diesem fest, begann, erneut zu weinen, sich wieder mal fragend, woher er eigentlich noch Tränen hatte. Er hatte sich gefühlt, als habe man ihm Körperteile amputiert, seit er von den Beiden getrennt gewesen war. Es hatte so weh getan! „Schhh,“ flüsterte Severus sanft. „Es ist gut, wir sind da...“ Er spürte, wie Lucius neben ihn trat, nach einer Weile den Jüngeren nahm. Lucius wartete kurz, bevor er entschieden zu den Beiden trat und Harry selbst an sich nahm, ihn fest an sich drückte. Diese Zeit nutzte Severus zu einer Bestandsaufnahme. Harry hatte mal wieder grausige Augenringe, als habe er tagelang nicht geschlafen, seine Hände zitterten, er war wirklich wieder sehr dünn, das Gesicht eingefallen und ja, er schien Fieber zu haben. Dazu kamen Entzündungen an den Knöcheln beider Hände, als habe er stundenlang gegen Holz getrommelt und sich dann nicht versorgen lassen und er war sich sicher, er würde noch mehr finden. Was ihn auch entsetzte, war, dass Harry immer noch genau die Sachen trug, die er an gehabt hatte, als James ihn verschleppt hatte. Schnell griff er in seine Tasche, holte einen der Tränke heraus. Der Nähr und Schlaftrank. Sonst würde Harry sich sicher nicht beruhigen. Er trat zu Lucius, strich über Harrys Haare und hielt die Phiole an dessen Lippen, froh, dass der Junge trank, ohne Fragen zu stellen. Danach dauerte es nur Sekunden, bis der Grünäugige gegen Lucius zusammensackte. „Sev?“ „Machen wir, dass wir heim kommen, da kann ich ihn besser versorgen,“ erklärte Severus nur. „Ich hab ihm etwas gegeben, damit er schläft, kombiniert mit einem Nährtrank. Er hat Wunden, ich muss ihn richtig untersuchen.“ Lucius nickte nur, er brachte Harry aus dem stickigen Zimmer, ging an Remus vorbei. „Wir sind bei mir zuhause, ihr wisst ja, wo das ist, wir müssen Harry versorgen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging er weiter, wo er sich zurück apparierte, direkt zu seinem Anwesen, wo er weiter lief, bis in ihr Schlafzimmer, wo auch noch Harrys Zauberstab lag, wie er auf ein mal feststellte. Vorsichtig legte Lucius den Jüngeren auf die Matratze, streichelte ihn so lang, bis der ihn los ließ. Er wusste, Sev war sicher im Labor, um Tränke zusammen zu suchen. In der Zeit zog er seinem jungen Geliebten vorsichtig die Hose aus, die einige seltsame, dunkle Flecken an beiden Beinen aufwies. Er war schockiert, als er sah, dass das selbst zugefügte Schnitte sein mussten. Das Tatwerkzeug fand er in der Hosentasche – eine blutige Rasierklinge. Wortlos ließ er das Zeug zu Boden fallen, dicht gefolgt von dem leichten Pullover. Auch Harrys Arme sahen übel aus, fast, wie dessen Hände. Als die Matratze sich bewegte, machte er Platz, behielt aber Harrys Hand in seiner, auch, da der sich regelrecht an ihn krallte. Er beobachtete, wie Severus die äußerlichen Wunden versorgte, Harry dann mit Engelsgeduld einige Tränke einflößte. Zusammen zogen sie ihm ein weites Hemd über, deckten ihn dann zu. „Und?“ Severus seufzte leise. „Ich meine, wir können Nanette fragen, aber das Schlimmste ist der Schock, der hat unseren kleinen Dummkopf dazu gebracht, nicht zu essen und zu schlafen, ich lehne mich aus dem Fenster und sage seine Selbstverstümmelung diente dem Ziel, bloß nicht einzuschlafen. Er hat aber wohl auch ziemlich wenig getrunken. Wir sollten ihm regelmäßig etwas einflößen, auch, wenn er schläft, das ist das Wichtigste. Der Rest wird sich von selbst geben.“ Lucius nickte einfach nur, er stand kurz auf, zog sich um und legte sich hin. „Komm, wir sollten uns auch hinlegen, keiner von uns hat in den letzten Tagen viel oder gut geschlafen.“ Severus nickte, er zog sich ebenfalls um, sprach aber noch einen Reingungszauber über sie drei. Baden konnten sie, wenn Harry wieder wach war, entschied auch er. Bis dahin würden sich die oberflächlichen Schnitte sicher wieder geschlossen haben. Er legte sich zu Lucius, Harry, der sich schon in den Armen des Blonden zusammengerollt hatte, zwischen ihnen. Ja, auch er war wirklich müde. Das erste Mal seit Harry weg war, küsste er Lucius. Wobei es ihm eigentlich erst jetzt wirklich auffiel. „Schlaf gut,“ murmelte er, Sekunden später war er selbst im Land der Träume, eine Hand fest um Harry geschlungen. Lucius lächelte etwas, er strich weiter durch die wirren Locken des Jüngsten, er war vor allem erleichtert. Aber er wusste auch, dass es in den nächsten Tagen noch viel zu besprechen geben würde. „Dray?“ „Hm?“, fragte der Blonde. Er saß mit Hermine im Garten des Fuchsbaus, das Abendessen war schon vorbei, die Beiden genossen den warmen Nachtwind, sie waren vor einigen Tagen tatsächlich zusammen gekommen, sehr zu Dracos Freude. Allerdings hatte Ron viel nachgeholfen und der Blonde hatte beschlossen, dass er dabei helfen würde, Ron mit Susan Bones zusammen zu bringen, in die der verliebt war. Aber das passte auch. Susan war eine typische Hufflepuff, treu, geduldig und sicher ein beruhigender Einfluss für Ron. Einige hatten behauptet, Ron und Hermine wären ein tolles Paar, aber das was hätte nur in Mord und Todschlag geendet und das schneller, als sie hätten gucken können, das sagte nicht nur Hermine, sondern eben auch Ron. „Was ist denn nun mit Harry?“, fragte sie. „Sonst hat er immer geschrieben und jetzt..!“ Ja, Draco hatte Hermine erzählt, was passiert war, ihr und Ron, doch er war ja selbst nicht auf dem neuesten Stand! „Ich weiß es nicht, Dad und Onkel Sev tun, was sie können, aber es ist schwer, dieser Zauber ist echt gemein.“ „Aber... Harry muss nicht auf eine andere Schule, oder?“, fragte Hermine. Das war eine ihrer größten Ängste. Sie wollte nicht, dass einer ihrer besten Freunde gehen musste, nur, weil dessen Vater einen Dumbledore bedingten Rappel gehabt hatte! „Ich hoffe es nicht,“ gab Draco leise zurück. „Aber das liegt wohl kaum in unserer Hand. Wir können nur abwarten. Ich hab einen neuen Brief an Dad geschickt, er wird sicher bald antworten und sei es nur mit ein paar Zeilen. Kaum zu glauben, wie kindisch James in Harrys Alter gewesen sein muss, um so was zu tun!“ Ja, das war es, was er nicht verstand. Hermine seufzte leise, kuschelte sich an den Anderen. Sie war froh, nicht allein zu sein. „Ich weiß es nicht,“ murmelte sie: „Aber wir wissen auch nicht, seit wann Dumbledore ihn manipuliert hat. Wer weiß, am Ende werden James und Harry sogar noch Freunde! Das können wir nicht vorher sehen. Vielleicht hat James auf seine Weise genauso gelitten, wie Harry...“ „Nimmst du ihn etwa in Schutz?“, fragte Draco ungläubig. „Nein, das nicht,“ erklärte Hermine. „Aber... ich will ihn nicht verurteilen. Ich werd ihn beobachten, aber ich entscheide kurzfristig. Harry hat dich auch nicht abgeschrieben, obwohl du ihn verprügelt hast.“ Draco verdrehte die Augen: „Gryffindors,“ murmelte er nur, küsste die Andere aber sanft. „Ihr verzeiht alles immer viel zu schnell...“ Hermine lachte. „Wären wir nicht so, wären wir Beide nicht zusammen,“ erklärte sie bestimmt. „So ist es eben mit uns...“ „Das hatte ich fast befürchtet,“ konterte Draco trocken. Aber im Grunde hatte er nichts dagegen, wie gesagt, er wusste ja, wie Harry war und er liebte Hermine, weil sie war, wie sie war und nicht, weil sie perfekt war. Im Gegenteil, er mochte es, wenn sie auf Merlin komm raus noch mal einen drauf setzen musste. Oder, wenn sie nur ein harmloses Stichwort nutzte, um sich stundenlang in der Bücherei zu verkriechen, um herauszufinden was es damit auf sich hatte. So hatte sie es ja auch getan, als sie erfahren hatte, was Harry und seinen Lovern geschehen war. Auch sie hatte einen Weg gesucht, aber erfolglos. Auch Draco wusste nicht, wie sein Dad das wieder in den Griff bekommen wollte... Lucius saß auf dem Bett, einige Akten neben sich. Er mochte im Moment nicht im Ministerium am Schreibtisch sitzen, aber seine Arbeit musste trotzdem gemacht werden und gerade jetzt war es durchaus möglich, er war ruhig, konnte sich wieder gut konzentrieren. Severus saß auch hier, mit seinem neuen Tränkeheft, dass eine ganze Woche ungelesen da gelegen hatte. Harry lag zwischen ihnen, eng in sich zusammengerollt, er schlief dank des Trankes schon seit fast sechsundzwanzig Stunden, aber Sev hatte schon gesagt, dass er nun bald aufwachen würde. Dann konnte er selbst was trinken. Das war ihre größte Sorge. Im Nachhinein hatten Remus und Sirius zugegeben, dass Harry seit mehr als zwanzig Stunden jegliche Flüssigkeit verweigert hatte und das, wo er dauernd geweint hatte. Das konnte ja nicht gut sein. „Er wird unruhiger,“ merkte Severus leise an, als er merkte, dass auch Lucius sich nun auf Harry konzentrierte. „Er regt sich doch gar nicht!“ Severus lachte nur leise. „Aber er atmet viel schneller,“ gab er nur zurück. „Und von Zeit zu Zeit runzelt er die Stirn.“ „Kann es sein, dass deine Zeitschrift extrem langweilig ist?“ „Ich behalte nur einen Patienten im Auge,“ konterte Severus ungerührt, er strich über Harrys Kopf, der irgendwann einfach in seinem Schoß gelandet war. Und das war einer der Gründe warum seine eigentlich immer heiß erwartete Zeitschrift ihn heut kaum interessierte. Und das trotz der Tatsache, dass übermorgen schon die Nächste kam. Aber er hatte Prioritäten! „Natürlich,“ grinste Lucius amüsiert. Doch er war froh, denn langsam hatte er sich Sorgen gemacht, dass Sev das alles zu hoch dosiert hatte. Der aber hatte, vermutlich nicht zu Unrecht, gesagt, dass es daran lag, wie lang Harry sich selbst Schlaf vorenthalten hatte. Und sein Körper nutzte diese Situation nun so weit aus wie irgend möglich. Severus knurrte den Anderen halbherzig an, ging dann wieder dazu über, durch Harrys Haare zu fahren. Und das noch fast eine Stunde lang, bevor er sich herunter beugte. „Harry, “ sprach er leise. „Harry, wach auf. Es ist in Ordnung, du bist bei uns. Und du hast lang genug geschlafen. Komm, wach auf...“ Lucius legte seine Sachen sofort zur Seite, seinen Blick nun auf Harry gerichtet. Was? Verwirrt schüttelte Harry seinen Kopf. Was war hier los? Warum hörte er Sevs Stimme? Man hatte ihn doch von dem Anderen getrennt! Und von Lucius! Aber... er roch sie Beide! Und... und warum schlief er?! Er hatte sich geweigert, zu schlafen! Was ging hier vor? Abrupt wollte er sich aufrichten, doch sein Körper spielte nicht mal mehr da mit. „Schh, ruhig,“ sprach Lucius, als er sah, was Harry da versuchte. „Es ist alles in Ordnung, du bist vollkommen verspannt, beweg dich langsam.“ „L...L...Luc?“, fragte Harry, rieb sich seine Augen, versuchte, einen Reim aus alledem zu machen. Wie war das möglich?! „Ja, “ nickte Lucius. „Und Sev ist auch da.“ „Wie...?“, flüsterte Harry. Er hatte es gefühlt, den Zauber, der sie trennte! „Ich habe einen Weg gefunden,“ gab Lucius zurück. „Wie ich es versprochen habe.“ Er küsste den Jüngeren, strich beruhigend über dessen Wange. Harry starrte den Langhaarigen an, blickte dann zu Severus. Sie... sie schienen wirklich da zu sein! Er war bei ihnen! Er war nicht mehr allein! Erleichtert schlang er seine Arme um Severus’ Hals, kuschelte sich an den Anderen. Er war wieder in dem Schlafzimmer, in dem er seit der Kreuzfahrt bis zu seiner Verschleppung durch seinen Vater geschlafen hatte. Wieder in Malfoy Manor, nicht mehr bei seinen Großeltern oder bei Sirius und Remus. Severus lächelte einfach nur, strich über Harrys Rücken. Er spürte, wie der Jüngere wieder weinte, aber dieses Mal wenigstens nicht aus purer Verzweiflung. „Es ist gut, Junge,“ murmelte er beruhigend. „Komm, hör auf zu weinen, es ist alles in Ordnung, du kannst bei uns bleiben, sogar während des Schuljahres.“ „Wie...?“ „Das erklären wir dir, wenn du wieder auf den Beinen bist,“ gab Lucius ruhig zurück. „Du wirst jetzt was essen, bekommst ein paar Tränke, dann kannst du duschen und dich wieder zu uns legen, du siehst immer noch ziemlich müde aus.“ Ja, das waren die Beiden, immer um ihn besorgt, dass er genug essen und schlafen sollte. Glücklich kuschelte er sich an die Beiden, ließ sich auch füttern, er selbst mochte sich nicht bewegen, dazu tat ihm alles viel zu weh, er war vollkommen verspannt, das merkte er bei jeder Bewegung. Erst jetzt merkte er, wie viel Hunger und vor allem Durst er hatte. Danach bekam er auch noch einen Trank, der seine Muskeln entspannte, dann gab es sogar noch eine Massage, die es ihm wesentlich erleichterte, sich wieder auf die Beine zu arbeiten und ins Bad zu stolpern und auch das nicht allein. Severus begleitete ihn, musterte seine Hände, während er in der Wanne saß. Severus saß am Wannenrand, musterte die Hände, die waren am meisten mitgenommen gewesen und auch jetzt zeigten sie noch Verletzungen, denn hier waren Entzündungen vermutlich sogar bis zum Knochen vorgedrungen. Er wartete, bis Harry fertig mit dem Waschen war, half ihm, sich wieder anzuziehen und setzte ihn auf den Wannenrand, während er dessen Hände mit in Tränken getunkte Verbänden verband, damit die Entzündung wieder aus den Wunden kommen würden. „Besser?“ Harry sah auf, lächelte einfach nur. Für ihn war alles wieder gut, seit er gemerkt hatte, wo er sich befand, ihm war kaum noch kalt, nur noch etwas kühl und viel wichtiger – er hatte erst mal keine Angst mehr zu schlafen. Und ja, er fühlte sich müde, richtig müde. „Alles gut, “ nuschelte er. „Natürlich,“ konterte Severus nur, hob Harry auf seine Arme und brachte ihn zurück ins Schlafzimmer, wo Lucius immer noch auf dem Bett saß, aber schon drei Akten weiter zu sein schien. Da konnte auf ein Mal ja doch wieder jemand rekordarbeiten. Er setzte Harry auf das Bett, der sofort zu dem Blonden kroch und diesen fragend ansah, sich erst hinlegte, als der die Akten so weit zur Seite schob, dass der Grünäugige sich bei ihm zusammenrollen konnte. „Harry, willst du einen Trank?“, fragte der Tränkemeister sanft. „Damit du leichter schläfst?“, normalerweise würde er das nicht tun, doch in dem Fall würde er eine Ausnahme machen. Harry schüttelte seinen Kopf, er lächelte, als der Andere sich auch wieder dazu setzte, ihn zudeckte. Er brauchte nichts, um einzuschlafen, nicht, wenn er hier war, hier hatte er einfach keine Angst... „Gut,“ nickte Severus, nahm seine Zeitschrift, doch statt sie aufzuschlagen, strich er weiter über Harrys Haare, er wusste, der Junge würde vermutlich noch ein Mal zwanzig Stunden schlafen müssen, bevor er wirklich wieder aufnahmefähig war. Und dann mussten sie ihn darüber aufklären, welche Bedingungen daran geknüpft waren, dass er hier bleiben durfte. Wie Harry darauf reagieren würde, war ihnen auch nicht klar. „Er ist schnell wieder eingeschlafen,“ stellte Lucius nach einer Weile fest. „Ich hätte geschworen, dass er länger braucht.“ „Er ist immer noch am Ende, laut den Anderen hat er seit er von uns weg ist, nicht geschlafen und bei uns kämpft er nicht gegen seine Müdigkeit an.“ „Immerhin etwas,“ meinte Lucius nur. „Er vertraut uns...“ „Wir haben jetzt schon eine starke Bindung und dieser komische Test hat es auch belegt,“ gab Severus nur zurück. „Es muss für Harry gewesen sein, als habe man ihm seine Organe aus dem Körper gerissen...“ „Wir sind ja wieder da,“ gab Lucius nur zurück. „Wir passen auf ihn auf, wir haben ihn ein Mal wieder hoch bekommen, wir schaffen es auch dieses Mal und wenigstens müssen wir nichts verstecken und Harry kann bei uns bleiben, auch im nächsten Schuljahr...“ „Ja,“ nickte Severus nur. „Wir passen auf ihn auf...“ „Dad!“, Draco lachte, rannte auf den Anderen zu und umarmte ihn. „Es ist wieder alles in Ordnung? Harry ist wieder da? Geht es ihm gut? Er hat keinem von uns geantwortet!“ Lucius lachte nur, er umarmte seinen Sohn, strich ihm über den Rücken. „Wenn du eine Pause zwischen deinen Fragen machen würdest, könnte ich auch antworten,“ erklärte er nur. „Ja, Harry ist seit drei Tagen wieder hier, ja, es wird ihm bald wieder besser gehen, es könnte aber eine ganze Weile dauern, bis er wieder auf seinem Normalgewicht ist, er hat die Zeit bisher nur mit Schlafen verbracht und konnte darum auch nicht antworten. Sev ist bei ihm, falls er aufwachen sollte.“ „Warum hat er wieder abgenommen?“, fragte Draco sofort lauernd. „Weil er seit er hier weggeholt worden ist, nicht mehr gegessen und geschlafen hat, Draco. Er wird den Rest der Ferien brauchen, um körperlich wieder auf die Höhe zu kommen. Und Quiddich steht nächstes Schuljahr erst mal außer Frage. Das würde sein Körper gar nicht mitmachen.“ „James Potter IST ein Idiot! Sev hatte Recht! Immer!“, knurrte Draco aufgebracht. Er fasste das einfach nicht! Wie konnte man seinem eigenen Kind das antun?! Er selbst hatte gestern gefragt, ob er Hermine mit hierher nehmen durfte und sein Dad hatte nur gemeint, dass sie hier genug Platz hätten und solang niemand Harry überfallen würde solang der nicht bereit dazu sei, würde er vieles durchgehen lassen. Niemand tat seinem Freund weh, auch und schon gar nicht der eigene Vater!! „James Potter ist ein Kindskopf,“ korrigierte Lucius ruhig. „Und er war auch verletzt, Dumbledore hat seinen Kopf verändert, er leidet auch unter dem, was er getan hat.“ „Aber nicht, wie Harry oder ihr!“ „Es ist gut,“ gab Lucius ruhig und doch ein wenig streng zurück. „Sev und ich können uns hervorragend selbst verteidigen und ich will kein Blutbad, wenn James tatsächlich mal vorbeikommen sollte. Wenn sich das wieder kitten lässt, haben Beide das verdient, Harry und James.“ „Rmpf,“ knurrte Draco, doch er nahm es hin. „Wann können wir zu Harry?!“ „Wie wäre es, wenn ich unseren Gast erst mal begrüßen könnte?“, fragte Lucius, ging auf Hermine zu, die noch ein wenig abgeschlagen und unsicher da rumstand. „Miss Granger...“ Überrascht nahm Hermine die angebotene Hand. Es sah aus, als wäre Mister Malfoy wirklich ein Anderer, wenn man ihn privat traf, wie Harry und Draco es immer erzählt hatten. „Mister Malfoy, “ lächelte sie. „Wie geht es Harry? Wann können wir zu ihm?“ „Morgen vielleicht,“ erklärte Lucius. „Erst müssen Sev und ich einige Dinge mit ihm klären, die er euch dann sicher auch erzählen will. Vielleicht auch erst übermorgen, das liegt allein an ihm.“ „Och,“ murrte auch Draco, er wollte Harry gleich sehen! Sein Kumpel war krank! „Ja, och,“ gab Lucius nur zurück. „Du weißt, dass Harry es nicht mag, wenn er krank ist und Leute da sind. Ich denke, dieses Haus ist groß genug, um sich bis dahin zu beschäftigen, vor Allem die Bücherei, die du deinem Gast zeigen kannst, die Hauselfe hat das Gästezimmer gegenüber von deinem schon gerichtet. Und jetzt entschuldigt, ich muss mich... um einige Dinge kümmern.“ „Ja, ja, kümmere dich ruhig um Harry,“ rief Draco amüsiert hinterher. Vermutlich konnte er froh sein, überhaupt eine Begrüßung bekommen zu haben. Nachdem Lucius seiner Pflicht nachgekommen war, lief er zurück, schnell wie immer. Er hasste es genauso, wie Sev, den Jungen im Moment allein zu lassen. Leise trat er wieder in sein Zimmer. „Ist er schon wach?“ Severus hob eine Augenbraue, sah dann auf seinen in Beschlag genommenen Schoß. „Nicht wirklich,“ gab er nur zurück. „Aber er wird demnächst aufwachen, “ fügte er an. Harry hatte aber auch wirklich lang genug geschlafen, denn der Junge musste sich wieder an einen gesunden Rhythmus gewöhnen. Er hatte die letzten Tage praktisch nur geschlafen. Gut, er hatte es nötig, aber trotzdem... „Aha,“ murmelte Lucius, er setzte sich ans Bett, strich über Harrys Wange, sein Blick glitt zu dem Kästchen, dass noch immer auf seinem Tisch stand. „Wach auf,“ bat er den Jüngsten leise. „Komm, Kleiner, wir müssen wirklich mal reden..“ Zufrieden kuschelte Harry sich zusammen. Er fühlte sich besser, er hatte nur einen Alptraum gehabt und dann waren Luc und Sev da gewesen, hatten ihn auf ihre Art beruhigt und ihn dazu gebracht, wieder zu schlafen, mit nur wenigen Worten. Er fühlte sich immer noch schlapp und fertig, aber das war wohl normal, bedachte man, was er sich mal wieder selbst angetan hatte. Allerdings war er wenig begeistert, als er aufwachen sollte. Er wollte weiter dösen, hier war es so schön bequem! Doch Harry wusste, so nett und sanft die Beiden zu ihm waren, so beharrlich waren sie auch. Sie würden nicht nachgeben, bis er aufrecht saß. Vermutlich sollte er wieder was trinken oder so. Er konnte es nicht einschätzen, sein Zeitgefühl hatte sich immer noch nicht wieder eingestellt. Also blinzelte er, ließ sich aufhelfen, weigerte sich aber, die herrlich warme Decke loszulassen, da ihm doch meist noch etwas kühl war. Severus musste grinsen, als er diese winzigen Augen sah, die sie Beide vorwurfsvoll zu mustern schienen. Der Junge wirkte immer noch erschöpft, aber nicht mehr so gerädert wie die letzten Male. „Guten Mittag...“ „Müde,“ nuschelte Harry, doch dieses Mal gaben die Beiden nicht nach. Ihm wurde ein Trank gegeben, der ihn tatsächlich ein wenig wacher werden ließ. „Du musst dich wieder an normale Zeiten gewöhnen,“ erklärte Severus ruhig. „Die Schule fängt bald wieder an – und deinen Geburtstag hast du auch verpasst.“ Der lag nun schon eine Woche zurück. Da war er noch nicht mal wieder hier gewesen. „Und in zwei Wochen sind die Ferien schon wieder vorbei.“ „Hm,“ nickte Harry nur. Sein Geburtstag war ihm nicht so wichtig, er hatte den ohnehin erst ein Mal wirklich gefeiert. Aber das brauchte er eh nicht, das Wichtigste war nun mal, dass er wieder hier war, ein besseres Geschenk hätte man ihm ohnehin nicht machen können. Lucius und Severus beobachteten Beide, wie Harry langsam aus dem Bett torkelte und sich anzog, sich dann zu ihnen auf das Sofa setzte und sich gegen sie kuschelte. Sie aßen zu Mittag und waren Beide froh, dass Harry zumindest genug trank, essen bereitete ihm noch Probleme. Zumindest das genug essen. Aber Sev ergänzte es mit Nährtränken, daher sah Harry ja auch jetzt schon nicht mehr so eingefallen aus. Erst, als das Essen wieder weg war, hob Lucius den Kopf des Jungen an. „Harry, wir müssen etwas besprechen,“ erklärte er ruhig. „Es geht darum, wie wir diesen Zauber überwunden haben. Denn... da ist was, das du wissen musst.“ „Was...?“, nun doch nervös sah er auf: „Was ist?“, fragte er ängstlich. „Ihr... geht nicht wieder weg, oder?!“ Automatisch klammerte er sich an Severus. „Nein, keine Sorge,“ gab Lucius zurück, der inzwischen die Schachtel vom Schreibtisch geholt hatte. „Harry, weißt du, wie wir diesen Zauber umgangen haben?“ Harry schüttelte seinen Kopf. Er wusste es nicht. Gar nicht. Das war ihm immer noch ein Rätsel, aber gleichzeitig war es ihm auch egal, solang man eben nicht noch mal versuchen würde, ihn von hier weg zu holen. Sonst war ihm alles egal. Severus strich leicht über Harrys Haare. „Die einzige Möglichkeit, diesen Zauber zu umgehen, ist, mit etwas Stärkerem dagegen zu halten,“ erklärte er. „Wir haben uns überlegt, ob es einen anderen Weg gibt, den gab es aber nicht...“ „Was... was ist los?“, flüsterte Harry. Lucius seufzte etwas. „Glaub mir, das hätten wir wirklich lieber anders gemacht,“ erklärte er leise. „Schöner für dich, leider haben wir keine große Wahl,“ erklärte er. „Und das, was wir getan haben, ist endgültig.“ „Was?! Bitte...!“, brachte Harry heraus. Er war vollkommen am Ende. Was war denn los?! „Harry, wir sind verlobt. Alle Drei. Und es ist keine normale Verlobung, unsere Kräfte wurden im Vorfeld noch etwas mehr zusammen gebunden, als sie ohnehin schon waren.“ Er lächelte sanft. „Ich hätte es dir wirklich gegönnt, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten und dass wir dich hätten fragen können, aber...“ „V...verlobt?“, fragte Harry. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, irgendwas Schlimmes, doch nicht das. „Eigentlich schon verheiratet,“ korrigierte Severus nur. „Nur, dass wir eben keine Zeremonie hatten. Das wollen wir auch erst nachholen, wenn du die Schule beendet hast,“ erklärte der Tränkemeister. „Es war die einzige Möglichkeit, dass wir dich wiedersehen konnten,“ erklärte er leise. Er strich leicht über Harrys Wange. „Ihr... ihr habt das nur... für mich gemacht?“, fragte Harry gerührt. Ihm war es egal, wie sie zusammenlebten, für ihn zählte nur, dass er bei den Beiden bleiben konnte, auch während der Schulzeit. Lucius grinste, er zog Harry zu sich, küsste ihn sanft. „Nein, wir haben es für uns getan,“ korrigierte er entschieden. „Also denk nicht mal daran, dir Vorwürfe zu machen und wie Sev sagt, eine Hochzeit bekommst du auch... allerdings musst du dir darüber bewusst sein, dass es kein Zurück gibt, nicht mehr, denn durch einen Vertrag wurden unsere Kräfte jetzt schon miteinander verbunden, eine zu lange Trennung würde Keiner von uns gut verkraften...“ „Das...ist mir gleich,“ flüsterte Harry nur. „Ich.. kann bei euch bleiben...“ „Ja,“ nickte Lucius, es öffnete die Schatulle, in der sich drei Reifen befanden. Er legte sich selbst einen um, gab Sev den Zweiten und legte Harry sanft den Dritten um. „Du bleibst bei uns und es war die Unterschrift von James, die das ermöglicht hat. Ihm tut schrecklich Leid, was passiert ist, er wurde von Dumbledore beeinflusst, was er getan hat, hat er nicht absichtlich gemacht...“ „Wirklich?“, fragte Harry, überrascht und erleichtert. „Ja,“ lächelte Lucius, schickte Sev einen warnenden Blick, sich zurückzuhalten. Er selbst würde es auch nicht aushalten, wenn Draco nicht mit ihm sprechen würde, Draco war sein Sohn, er liebte ihn! Und er wollte auch James eine faire Chance geben. Harry lächelte einfach nur, er kuschelte sich wieder zwischen die Beiden, spürte, wie angenehm das Gewicht des Reifs um sein Handgelenk war. Und er war erleichtert. Er musste nicht mehr von Sev und Lucius weg, niemand würde sie trennen, sie gehörten zusammen. Das war das Einzige, was für ihn wirklich zählte. Das sah er als sein Geburtstagsgeschenk. Oh, er ahnte, dass die Schule erst mal die Hölle sein würde. Von Lehrerhure über sonst was würde er alles Mögliche zu hören bekommen, doch das würde er überleben, er war den Anderen nicht in Schlafsälen ausgesetzt, er konnte bei den anderen Beiden bleiben, die ihn auch vor den Ferien geschützt hatten. Lucius lächelte, er küsste Severus, drückte Harry dabei an sich. Er war froh, dass das gesagt war, denn lang konnte man so was nicht geheim halten und es musste publik gemacht werden, er hatte schon beim Quibbler und bei zwei anderen Zeitungen eine Anzeige aufgegeben, die morgen geschaltet werden sollte. Niemand sollte ihm sagen, dass er Heimlichkeiten zelebrierte. Und er hoffte, dass sein Ruf auch Harry schützen würde, denn Leute griffen selten die Seinen an, oder zerstörten Dinge, die ihm gehörten. Zu viel Angst hatten sie vor den Folgen. Da war der Name Malfoy doch mal zu was gut. Severus erwiderte den Kuss, strich leicht über Harrys Seite. Nun war es also raus. Er fühlte sich besser, das auf jeden Fall. Keine Geheimnisse mehr. Er wusste, der Jüngere mochte sie nicht und sie taten generell nicht wirklich gut. „Nicht gleich wieder schlafen,“ sprach er Harry allerdings an, überrascht, wie wenig der Aufputschtrank bewirkt zu haben schien. „Lass ihn, Sev. Er hat noch eineinhalb Wochen, lass ihn sich erst mal erholen. Ja, er muss sich wieder an normale Zeiten gewöhnen, aber erst mal sollte er wieder auf die Beine kommen. Meinst du nicht?“ Severus seufzte, strich über Harrys Wangen, sah in die kaum offenen Augen und gab nach. „Also gut,“ seufzte er leise. „Dann schlaf weiter, aber zum Abendessen wirst du geweckt...“ Er beobachtete, wie die Augen wieder zufielen... Kapitel 13: 20 Kugeln Eis waren doch eine zu viel... ---------------------------------------------------- „Ha!“, lachte James erleichtert, als der Mann umkippte, wie ein Sack Reis. Er arbeitete seit zwei Tagen wieder und das war es, was ihm wirklich half, mit all dem fertig zu werden, was er getan hatte. Um seinen Sohn zu schützen, wollte er Dumbledore und Voldemort gefangen nehmen, mit allen Mitteln, denn seit einigen Überfällen schrie die magische Welt mal wieder nach ihrem Helden, der kaum mehr, als ein Kind war! Und da machte er nicht mit! Er hatte Harry so viel kaputt gemacht, da konnte er ja auch zur Abwechslung mal versuchen, was richtig zu machen! Seit dem Tag, als er Harry in sein Zimmer gesperrt hatte, hatte er seinen Sohn nicht mehr gesehen, aber vor drei Tagen hatte der ihm tatsächlich geschrieben. Der Junge wollte, trotz Allem, immer noch Kontakt zu ihm und er hatte sich geschworen, sich diese Chance nicht noch mal kaputt zu machen! Erst vor zwei Tagen war dann auch die Verlobung von Lucius, Snivvelus und Harry in der Zeitung bekannt gegeben worden. Natürlich hatte man ihn sofort ausgefragt, aber er hatte den Leuten gesagt, sie sollten sich zum Teufel scheren. Es hatte gewirkt. Statt wie früher die Presse regelrecht zu suchen ging er ihr aus dem Weg... Sirius grinste nur, während er ihren Gefangenen schweben ließ. Der Mann war einer der Vertauten Dumbledores und von ihm erhofften sie sich Einiges. Und es tat wirklich gut, mit James zusammen zu arbeiten, nun, wo er auf halsbrecherische Stunts verzichtete. „Den hätten wir," stellte er selbst fest. „Und er konnte nicht in die Muggelwelt flüchten. Also brauchen wir auch niemanden, der hinter uns aufräumt.“ „Jap,“ grinste James, sah dann auf zu ihrem Lehrling. Eine junge Frau, die bei ihnen beiden ihre ersten Einsätze mitmachen sollte und mit Sirius verwandt. Nymphodora Tonks. Ein lustiges Mädchen, das aber ein ernsthaftes Problem mit ihren Haaren hatte, die gerade in dem Moment signalrot leuchteten. Sie wechselte die Farbe mit ihrer Stimmung, was beim Anschleichen sehr lästig werden konnte, darum hatte sie von Sirius Hutpflicht verdonnert bekommen. „Dora,“ grinste er. „Na, was gelernt?“ „Dass man nicht über seine eigenen Füße stolpern sollte,“ japste Tonks, die sauer auf sich selbst war. Da hatte sie James beeindrucken wollen und tolle Schuhe angezogen – nur hatten die sich beim Rennen als wirklich unpraktisch erwiesen. „Och, weißt du, Cousinchen, die Lösung lautet Turnschuhe,“ zog Sirius Tonks nur auf, während er den Mann, der lautlos vor sich hin schrie, auf die Beine zerrte. „Das hätte dir einiges gespart.“ „Rmpf,“ knurrte Tonks nur, sah zu James, der gerade den Portschlüssel heraus holte. Sie schloss sich den Anderen an, zurück ins Büro, wo Sirius den Gefangenen einfach in ein leeres Zimmer warf. „Befragt ihr ihn?“, fragte sie neugierig. „Nein,“ gab Sirius zurück. „Das machen die Spezialisten, er wird unter Veritas befragt werden. Wir machen weiter – sobald du deine Schuhe gewechselt hast, zumindest.“ James sah auf, er lächelte etwas, als er die weiße Eule auf seinem Schreibtisch sitzen sah und hob den Arm. Das Tier kam – und hackte erst mal nach ihm. Ja, Hedwig liebte seinen Sohn und schien wenig begeistert, dass der den Kontakt nicht abbrach. Nun, zumindest hatte Harry so gute Freunde. Rasch befreite er die Eule von ihrer Last und faltete den Brief auseinander, während das Tier es sich auf seiner Schulter bequem machte, aber nicht davon abließ, ihn immer mal wieder zu beißen, was er zwar jedes Mal mit einem leichten Schlag bestrafte, aber in der Hinsicht schien Hedwig erstaunlich lernresistent. „Was schreibt er?“, fragte Sirius neugierig, setzte sich auf den Schreibtisch des Anderen. „Sie sind heut nach Hogwarts zurückgefloot,“ erklärte James. „Und er schreibt, dass er die Wohnung toll findet, dass er da jetzt ein eigenes Arbeitszimmer hat. Und das er sich freuen würde, wenn ich morgen kommen würde, er ist dann in Hogsmeade, einkaufen.“ Sirius lächelte etwas. „Das ist doch eine gute Idee!“, meinte er nur. „Du solltest gehen!“ „Aber... Sniv... Snape begleitet ihn!“ „Na und?“, fragte Sirius ruhig. „Harry ist dein Sohn und er will dich sehen. Du musst dich nun mal dran gewöhnen, dass Severus jetzt zu deiner Familie gehört. Und der Beste wird sicher nicht neben dir sitzen, wenn du dich mit Harry unterhältst. Ich denke, er will ohnehin wieder mal die Apotheke plündern und dann hast du den Jungen für dich allein. Bedräng ihn nur nicht.“ James nickte. Rasch riss er einen Zettel von seinem Block und schrieb Harry, dass er da sein würde, dann gab er die Nachricht dem bissigen Vogel und ja, er war erleichtert, dass dieser räudige, weiße Flederwisch endlich Leine zog. „Blutet mein Ohr?“, fragte er dann, als er sah, wie Sirius grinste. „Äh... ja,“ nickte Tonks, rasch zog sie ein Taschentuch, strich dem Anderen darüber. „So kenn ich Hedwig gar nicht, ich dachte immer, das wär ein liebes Tier!“ „Ist es, nur nicht zu James,“ grinste Sirius, warf James einen Trank zu, den er immer dabei hatte, Remus bestand darauf und es hatte sich schon mehr als ein Mal bewährt. „Und warum?“ Ja, sie hatten es geschafft, den Großteil der peinlichen Geschichte aus den Zeitungen raus zu halten, dank Sebastian Potter, der wüsteste Drohungen ausgestoßen hatte, die gewirkt hatten. Bekannt war nur die überraschende Verlobung eines Lehrers, eines Direktors und eines Schülers. Dafür allerdings durfte James sich immer wieder anhören, dass das unverantwortlich sei, gerade von ihm! Doch der Andere zuckte nur die Schultern und meinte dann meist, dass er dem Glück seines Kindes nicht im Weg stehen würde, auch, wenn er vielleicht nicht so viel von all dem halten mögen, er sähe, dass die Beiden Harry gut täten und es interessiere ihn nicht, was die Öffentlichkeit dazu sagte, dass der Held ihrer Zauberwelt mit zwei ehemaligen Todessern verlobt sei. „Sagen wir einfach, die verdammte Eule ist ein wenig territorial, was ihr Herrchen angeht – mein einziger Trost ist, dass sie Snivvelus genauso hackt!“ Sirius lachte leise, er verkniff sich den Kommentar, dass Hedwig das schon lang nicht mehr tat. „Kommt jetzt,“ meiner er aber dann. „Wir sollten weiter machen, wir haben noch zwei wirklich gute Hinweise, denen wir nachgehen sollten.“ Er musterte Tonks, die gerade eine eindeutig rot gefärbte Haut und Irritierenderweise rosa Haare hatte. Na, wenn sich da nicht was anzubahnen schien! Nun, die Beiden würden zusammen passen, aber im Moment hatte James kein Auge für Andere, er versuchte, wieder gut zu machen, was er verbockt hatte. „Ja, gehen wir...“ Harry erwachte mit dem herrlichen Gefühl, dass eine Hand durch seine Haare fuhr. Merlin, hatte er das vermisst! Er lächelte, drehte sich um und kuschelte sich gegen die Hand. Er wusste, dass er aufstehen musste, aber er genoss diese Momente, in denen er langsam aufwachen konnte. Erst eine ganze Weile später öffnete er die Augen auch. „Morgen,“ nuschelte er, sah Lucius an. „Guten Morgen,“ grinste der Blonde, küsste Harry sanft. Severus war vor einer halben Stunde schon los gegangen, um seine Bestandsliste noch mal durchzugehen und um so sicher zu gehen, dass er auch wirklich alles aufgeschrieben hatte. Der Mann war von Stadtbummeln, selbst wenn sie nur nach Hogsmeade gingen, immer wenig begeistert. Er half Harry auf, drückte ihn noch mal an sich. „Und jetzt komm, zieh dich an, dann gibt es was zu Essen und ich denke, dass Sev dann auch schon los gehen will. Wie gesagt, denk dir nichts, wenn er schlechte Laune hat, die hat er immer, wenn er einkaufen gehen soll...“ Harry kicherte, kuschelte sich noch mal an Lucius und nickte dann. Ja, das Sev nicht sehr begeistert vom Einkaufen war, hatte sogar er schon gemerkt. Aber trotz allem hatte der Tränkemeister ihn immer zu einem Eis eingeladen und seine Laune zumindest nicht an ihm ausgelassen. Die zwei Mal, die sie unterwegs gewesen waren zumindest. Allerdings war er auch unruhig, immerhin würde er auch seinen Vater treffen. Er freute sich wirklich, da der Andere seit seiner Behandlung Harrys Briefe tatsächlich nun gelesen und sie auch entsprechend beantwortet hatte. Darum hatten die anderen Beiden ihm geraten, seinen Vater das erste Mal bei einem Eis in der Öffentlichkeit zu treffen. Lucius half Harry aus dem Bett, er lächelte, als der Jüngere schließlich auch wieder aus dem Bad kam, er trug eine einfache Jeans und einen Pullover, allerdings nur einen Leichten. Aber ihm war immer noch schnell kalt, was kein Wunder war, denn Wärme hin oder her, der Junge hatte ja gar keinen Speck mehr und viel von diesem Kälteempfinden kam auch immer noch von dem Schockzustand, in dem er sich so lang befunden hatte. Nicht, dass ihn das von seinem Eis abbringen würde, denn Harry liebte das Zitroneneis in der selbst gemachten Waffel aus der Eisdiele des Dorfes. „Komm,“ sprach Lucius ruhig, er hielt Harry die Hand hin, brachte ihn in die kleine Küche, wo auch ihr Esstisch stand, der gut gedeckt war. Er selbst genehmigte sich auch noch mal einen Kaffee, von mild gerösteten Bohnen. Immerhin mochte er sein zweites Frühstück sehr gern. Er beobachtete, wie Harry sein Brötchen mümmelte. Nun, immerhin schaffte er das inzwischen wieder ganz. Er bekam nur noch ein Mal am Tag einen leichten Nährtrank. „Fertig?“ „Ja,“ nickte Harry, er stellte seine Sachen zusammen, trank den Kaba aus. „Soll ich zu Sev runter und ihn raus zerren?“ Er war doch ziemlich nervös inzwischen, aber er versuchte, sich zu beherrschen. „Ja,“ nickte Lucius, er lächelte, zog den Jüngeren wieder zu sich und küsste ihn, ausgiebig und eine ganze Weile lang, bevor er ihn losließ. „Na los, geh schon,“ lächelte er. „Dann bist du auch schneller wieder da...“ Harry nickte, er winkte dem Blonden noch ein Mal zu, lief dann hinaus aus der Wohnung, hinunter zu den Kerkern, einen Weg, den er inzwischen wirklich gut kannte. Dort klopfte er mehrfach an die Tür zum Zutatenschrank, bis der Tränkemeister endlich seinen Kopf aus dem Zimmer steckte. „Fertig?“, fragte Harry sofort. Severus lächelte, als er den aufgeregten Teenager sah, zog ihn erst mal an sich und holte sich seinen Morgenkuss. „In zwei Minuten, du Berserker,“ gab er zurück. „Ich muss noch eine Kleinigkeit nachgucken, du kannst ja deine Liste aus deiner Chaostasche raussuchen.“ „Jap!“, nickte Harry, er klopfte seinen Rucksack ab, suchte die ein wenig verkrümpelte Liste heraus, die er vor einer Woche bekommen hatte. Es ging um seine Bücher und andere Dinge für das neue Schuljahr. „Hier ist sie! Ich hab sie nicht verschmissen!“ „Wär ja auch noch schöner,“ murrte Severus nur, der seine eigene Liste ordentlich faltete und einsteckte. Zu dem zerknitterten Blatt in Harrys Hand sagte er nichts. So war der Jüngere eben. Ein wenig chaotisch und ohne Plan. Aber er hatte nichts dagegen. Er war froh gewesen, als er vorgestern das erste Mal fast über dessen Klamotten gefallen war, die der einfach im Bad hingeworfen hatte. Denn das zeigte, dass es ihm wieder gut ging. Dass er sich wieder sicher genug fühlte, um sein Chaos überall zu verbreiten. „Komm, Knirps, wir gehen.“ Harry lachte nur, er folgte Severus aus dem Schloss, umarmte ihn, als der ihn mitapparierte. Er war froh, dass sie den Weg nicht laufen mussten und auch erleichtert, dass er nicht in einer der Kutschen fahren musste, denn er mochte diese Gerippe nicht, die vor sie gespannt waren. Diese Wesen waren kein schöner Anblick Doch kaum waren sie angekommen, wusste Harry wieder, warum er es nicht mochte, auszugehen. Denn binnen kürzester Zeit hatte man sie bemerkt und alle Blicke schienen sich in seinen und Severus’ Rücken zu bohren. Natürlich hatten die Beiden ihm gesagt, dass ihre Verlobung bekannt gemacht worden war, da es sonst nur noch mehr Fragen geben würde, doch nun erst wurde ihm wieder klar, dass er ja nicht Irgendwer, sondern im Zentrum des öffentlichen Interesses stand. Automatisch drückte er sich näher an den Älteren, er kam sich mal wieder richtig dumm vor, aber er hasste diese Art der Aufmerksamkeit! Er wollte nicht beglotzt werden, wie ein Schaf mit zwei Köpfen! Warum konnten die Leute ihn nicht ein Mal in Ruhe lassen?! „Was?!“, herrschte Severus ungehalten in die Runde. „Was gibt es hier zu glotzen?!“ Er hatte seinen Arm um Harrys Taille gelegt, zog ihn näher zu sich. Er wusste, wie sehr Harry dieses Interesse an seiner Person hasste und er selbst hatte außer Acht gelassen, was vermutlich geschehen würde. Ja, er war auch sauer auf sich selbst. Dass er daran aber auch nicht gedacht hatte! Ein klein wenig Vielsafttrank und die Sache wäre doch gegessen gewesen! Doch seine Stimme hatte fast denselben Effekt. Einige der Anwesenden hatten ihn schon als Professor gehabt und tatsächlich wandten sie sich um und gingen ihren Geschäften nach, nun nur noch mit verhaltenen, heimlichen Blicken. Aber es gab kein offenes Gestarre mehr. „Danke,“ murmelte Harry, während er mit Severus in den Buchladen ging. Allerdings hatte er keine Zweifel, dass die Presse auf ihn warten würde, wenn er wieder raus kommen würde. Severus lächelte kurz, drückte Harrys Hand: „Sie haben mich auch genervt,“ meinte er nur. „Und jetzt such dir deine Bücher zusammen, ich bin hinten, ich will mal sehen, ob da was Interessantes steht.“ Manchmal bekam der Händler interessante Bücher, die der für ihn zurücklegte. Er machte sich schon Sorgen wegen der Presse. Es blieb wirklich zu hoffen, dass Potter sein Hirn wieder so weit zusammen hatte, dass er seinen Sohn vor der Presse schützen würde, die sicher nun auftauchte. Auf jeden Fall begann er zu verstehen, warum Harry die Öffentlichkeit nicht mochte. Dabei war er ihr in dem Sinne noch gar nicht ausgesetzt gewesen. Auf jeden Fall sah er nun die Bereitwilligkeit von Lucius, in der Schule zu bleiben, mit ganz anderen Augen. „Sev, ich bin fertig,“ meldete Harry sich etwa eine halbe Stunde später. Auf seinem Arm hatte er einen recht beeindruckenden Stapel Bücher, er hatte ja statt Wahrsagen zwei neue Fächer belegt und er hatte einige Dinge gefunden, die ihn einfach so interessierten, sowie ein Buch als Geschenk für Hermine, von dem er wusste, dass es ihr gefallen würde. Denn nun hatte er ja Geld, seine Großeltern hatten ihm eine spezielle Karte bei Gringotts ausstellen lassen, die auch Draco besaß und mit der er überall zahlen konnte. Sie hatten ihn regelrecht gebeten, sich selbst Dinge zu kaufen, die ihm gefielen. Severus wandte sich um, er selbst hatte zwei Werke erbeutet. Er hob eine Augenbraue, als er den bepackten Jungen sah, der eher wirkte, als würden die Bücher ihn spazieren tragen, als anders herum. Rasch nahm er Harry die Hälfte der Dinge ab, brachte sie zur Kasse und bezahlte. Er sah, dass Harry mal wieder widersprechen wollte, schüttelte aber dann einfach den Kopf. Immerhin war er selbst alles Andere als mittellos, nun, da er ja kein dunkles Mal mehr hatte, hatte das Ministerium all seine gepfändeten Besitztümer ja frei geben müssen... und außerdem konnte er sich auch am Malfoyvermögen bedienen. Nachdem er die Sachen bekommen hatte, schrumpfte Severus sie und steckte sie in die Innentasche seines Umhanges. Er öffnete die Tür – und verdrehte erst mal die Augen. Ja, er hatte es befürchtet. Reporter. Einige davon. Automatisch drückte er den Jüngeren fester an sich, boxte sich mit bösen Blicken durch die Leute hindurch, ohne auch nur eine einzige Frage zu beantworten und verschwand in der Eisdiele, wo James zum Glück schon wartete. „Pass auf ihn auf, wenn einer der Presseheinis rein kommt – verhex ihn!“ Harry war erleichtert und verwundert, dass die Presse ihnen nicht folgte, egal, was Sev getan hatte, es wirkte. „Natürlich passe ich auf meinen Sohn auf,“ knurrte James brüskiert, sah dann nach draußen, wo wirklich die Hölle los war. Severus enthielt sich wohlweislich einer Antwort, er wollte den Idioten nicht anschreien, einfach, weil Harry das nicht wollen würde. Stattdessen küsste er den Jüngeren sanft und strich über dessen Wange. „Ich bin in etwa zwei Stunden wieder da,“ erklärte er. „Sollte vorher was sein, benutz das hier,“ er deutete auf das Band, dass um Harrys Arm lag. „Ich merke dann, wenn du mich brauchst.“ Harry nickte und lächelte, er sah dem Anderen hinterher, bevor er sich setzte. „Die da draußen haben uns regelrecht umzingelt,“ murmelte er fast schon entschuldigend. Er wusste nicht so wirklich, was er sagen sollte, es war das erste Mal, dass sie wirklich miteinander reden würden. Das war noch nie zuvor geschehen. „Das dachte ich mir fast,“ konterte James amüsiert. Er selbst hatte sich mehr oder minder von Hinten eingeschlichen. „Ihr hattet aber auch interessante Artikel!“, fügte er an, deutete auf einige Zeitungen, die in dem Eiscafe auslagen. Auf jeder einzelnen Titelseite waren Bilder von Harry, seinem Professor und von Malfoy. Er war von keinem Artikel begeistert gewesen und er hatte sich mehrfach selbst getreten, hätte er nicht reagiert, wie ein eifersüchtiger Sechzehnjähriger, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte, wäre es nie so weit gekommen, dass eine offizielle, magische Verlobung ausgerufen werden musste, um den Zauber zu umgehen, mit dem er seinen Sohn eigentlich verflucht hatte. Er wusste, wäre er nicht so dämlich gewesen, vielleicht wäre sein Sohn irgendwann von diesem Trip runter gekommen und hätte sich Jemanden in seinem Alter gesucht, vorzugsweise ein Mädchen. Aber nein, er hatte ja nicht nachdenken können, sondern erst handeln müssen, um zu zeigen, wer der Stier im Stall nun mal war. Harry sah nur oberflächlich auf den Stapel. Er war es ja gewohnt, dass sein Gesicht auf den Titelblättern war. Er hatte nur die Zeit genossen, in denen sein Vater diesen Platz eingenommen hatte. Das Einzige, was ihn wirklich störte, war nun mal, dass diese dummen Blätter Sev und Luc als Monster hinstellten! Pah! Wenn die wüssten, was die Beiden alles für ihn getan hatten! Er überlegte tatsächlich, ob er mal mit einem der Reporter reden sollte, aber das wollte er erst mit den anderen Beiden absprechen. „Diese Leute, die das schreiben, sind dumm,“ knurrte er daher. „Und die, die ihnen glauben, erst Recht!“ Überrascht musterte James seinen Sohn, der in dem Moment doch ein wenig aggressiv wirkte, im Gegensatz zu sonst. „Was hast du erwartet, die Öffentlichkeit braucht nun mal was, auf das sie sich stürzen kann. Das war schon immer so. Je mehr du dich aufregst umso mehr spielst du denen in die Tasche.“ Er winkte einem Kellner. „Was willst du trinken?“, fragte er, er hatte nicht wirklich das Gefühl, mit seinem Sohn zu reden, es war eher… na ja, als würde er mit einem Gleichaltrigen da sitzen. Man hatte ihm erklärt, dass er mental erst mal nachreifen musste, da Dumbledore in seinem Hirn ein ähnliches Chaos angerichtet hatte, wie in dem seines Sohnes, nur eben auf eine andere Weise. Das machte es noch komischer, mit ihm zu sprechen. Alte Erinnerungen waren in seinem Kopf aufgetaucht. Sein Unwille zu heiraten am einen Tag, seine lächerliche Begeisterung am Nächsten. Nicht zu vergessen, dass auch Lily, die ja eigentlich nie was mit ihm zu Tun haben wollte, auf ein Mal so scharf auf ihn gewesen war. All diese Dinge machten nun Sinn. Ein starker Liebestrank, der erst kurz nach der Hochzeit begonnen hatte, nachzulassen und all die Veränderungen in seinem Kopf, die dazu geführt hatten, dass er sich kindisch wie ein Vierzehnjähriger benommen hatte. „Einfach ein Wasser,“ bat Harry den Kellner. Er sah kurz auf, wusste nicht so recht, wo er beginnen sollte. „Ist... mit dir alles in Ordnung?“, fragte er dann. Sicher das Dümmste, was man fragen konnte, aber was Anderes fiel ihm leider nicht ein. Peinlich, wie es war. James grinste nur. „Mich haut nix vom Hocker,“ gab er nur zurück. „Schon gar nicht so ein altes, graues Wurzelmännchen! Mach dir mal da keine Sorgen!“ „Und... Siri und du, ihr habt seine Cousine als neuen Partner?“, versuchte Harry das Gespräch um die drohende peinliche Stille herum zu lenken. Und James sprang darauf an, wie ein begeisterter Teenie, der von seinen Ferien erzählte. Er merkte gar nicht, wie viel er redete, bis der Kellner kam und fragte, ob sie noch was wollten. Wobei James prompt zwei Riesenbecher bestellen wollte, doch Harry fuhr ihm dazwischen und bestellte für sich nur vier Kugeln. „Komm schon!“, schmollte James fast. „Die Riesenbecher sind toll! Von jeder Sorte mindestens eine Kugel!“ Doch Harry schüttelte den Kopf. Das wären mindestens fünfzehn Kugeln und er wusste, vier waren schon viel für ihn. „Ich schaff sicher nicht mal die vier,“ verteidigte er sich und brachte den Anderen dazu, weiter zu reden. Innerlich musste er etwas grinsen. Es schien ihm so, als sei sein Vater sehr, sehr begeistert von Tonks, die er aber Dora nannte, weil sich das wohl definitiv besser anhören würde als sie beim Nachnamen zu rufen. Zumindest, bis er einen Spitznamen für sie hatte. Ja, und dann kamen die Becher. Der kleine, der vor Harry gestellt wurde – und das Monster. Das würde noch nicht mal Ron schaffen, selbst wenn Draco, ein bekennender Eisfanatiker, mithelfen würde. Das war einfach zu viel für eine oder zwei Personen und vermutlich auch für Vier gedacht, die sich mal durch Alles durchprobieren wollten. Doch das hielt seinen Vater nicht davon ab, sich über den Becher her zu machen. „Dad,“ schaltete Harry sich dann doch nach einer ganzen Weile ein, als der Becher zu mehr als der Hälfte leer war und der Ältere einen gewissen Grünschimmer im Gesicht bekam. „Meinst… du nicht, dass es reicht?“ „Garantiert nicht! Ich werd das Ding schon bewältigen!“ „Stur wie eh und je, Potter,“ stellte Severus trocken fest, der in der Zwischenzeit wieder zurück war. Er stellte sich hinter Harry, strich über dessen Schulter. Auch vor seinem Geliebten stand noch ein Becher, in dem die traurigen, geschmolzenen Reste von mindestens einer Kugel schwammen. Aber wenigstens hatte der Grünäugige aufgehört, als es zu viel geworden war. Im Gegensatz zu dem Anderen, der ihn nur böse ansah – und sich erst recht einen großen Löffel Eis in den Rachen schob. „Misch dich nicht ein, Giftmischer!“, knurrte James. Sein Hirn sagte ihm vermutlich eigentlich, dass er aufhören sollte, doch das war ihm egal. Jetzt erst recht nicht! Mit neu gefundenem Elan aß er weiter. Severus schüttelte nur den Kopf, setzte sich. Er wusste, das würde nicht gut ausgehen, aber zumindest hatte es keinen Mord und Todschlag gegeben. Ihm wurde eigentlich selbst schon schlecht, wenn er Potter zusah, wie er das Eis, trotz des Unwohlseins, in sich hinein würgte. Er nahm einfach Harrys Hand in seine, strich leicht darüber. Dass Potter aber auch immer so unvernünftig sein musste! Der Mann war ja Alles, aber sicher kein Vorbild für seinen Sohn! Nun, da Harry ihm nicht nacheiferte, schluckte er sich weitere Kommentare herunter, bis... „Ich glaub, die letzte Kugel war doch eine zu viel,“ stöhnte James, als sie das Lokal verlassen und hatten und nach einer kurzen Apparation vor Grimmaulds Placse standen. „Das hab ich gleich gesagt,“ knurrte Severus nur, während er hart gegen die Tür klopfte, weiterhin ohne Harry loszulassen, den er appariert hatte. Das hatte er James nicht zugetraut, offensichtlich zurecht. „James?“, fragte Remus verwirrt, als er öffnete. Sirius war noch nicht wieder da, er hatte schnell was im Büro holen wollen. Im ersten Moment fürchtete der Werwolf eine weitere Katastrophe zwischen seinem alten Schulfreund und dessen Sohn, wegen dem verzogenen Gesicht, aber dann merkte er, dass er Andere auch grün war. „Mir isch schlecht,“ kündigte James an, kurz bevor sein Magen beschloss, sich selbst zu entleeren. Severus zog Harry rechtzeitig zurück, so, dass der Junge nichts davon abbekam und sich selbst schützte er automatisch mit einem einfachen Spruch, den er schon im Klassenzimmer immer um sich hatte. „Er hat sich überfressen,“ erklärte der Tränkemeister Lupin, der ihn ansah, als habe er den Anderen vergiftet! Als wäre er Schuld an Potters Dummheit! Und als würde er so was tun, wenn Harry daneben saß! Pah! Hätte er auch nur Irgendwas in der Art vor, würde noch nicht mal ein Verdacht auf ihn fallen! Er war sicher kein derartiger Stümper! „So was passiert, wenn man zwanzig Kugeln Eis verschlingt!“ Remus starrte James entsetzt an. „James! Wie alt bist du?!“ Na, wenigstens war Sirius nicht mit dabei gewesen, wobei, der tat so was schon seit der Schulzeit nicht mehr, der letzte Fressbewerb war am Ende der sechsten Klasse gewesen. „Nich... schimpfen!“, schimpfte James, der sich immer noch den Bauch hielt. „Schlecht...“ Remus seufzte leise. „Komm,“ murmelte er. „Ich bring dich erst mal ins Gästezimmer.“ Danach konnte er erst mal seine Hose wechseln, denn er hatte was abbekommen...Allerdings wandte er sich hilfesuchend an Severus. „Du hast nicht zufällig...?“ Severus verdrehte die Augen, griff in seine Tasche und holte einen Trank heraus. „Hier,“ gab er kühl zurück. „Auch, wenn er es nicht verdient hat. Hoffen wir einfach, dass er gelernt hat, wie man mit Essen umgeht!“ Remus ließ James kurz auf der Treppe sitzen, kam dann zu Severus zurück: „Vergiss bitte nicht...“ „Würde ich nicht davon ausgehen, dass das hier aufgrund seines geistigen Zustands passiert ist, würde er meinen Trank nicht bekommen!“ „Und er hat dir vor die Füße gekotzt?“, fragte Lucius amüsiert. Er nippte an seinem Kaffee und sah zum Fenster. Gestern war er spät heim gekommen, Harry hatte schon geschlafen und seit dem frühen Vormittag hing Harry mit seinem Sohn, dessen Freundin und einer ganzen Rotschopfgang draußen herum. „Ja,“ knurrte Severus, der seine Teetasse begutachtete. Er wusste, Harry würde sicher bald wieder hoch kommen, der Jüngere war nicht gern über längere Zeit von ihnen weg. „Aber dieser Idiot hat wenigstens nur Lupins Klamotten ruiniert! Nicht meine! Ich sage dir, es war, als wäre Harry der ältere Bruder, nicht der Sohn! Ein erwachsener Mann, der sich auf einen Fresswettbewerb wegen Prinzip einlässt!“ Lucius seufzte etwas, stellte seine Tasse ab und legte Severus eine Hand auf den Unterarm. Der Andere hatte immer noch die Angewohnheit, privat in die Luft zu gehen, wenn ihm etwas so gegen den Strich ging. Die Verschwendung von Lebensmitteln gehörte offensichtlich nun auch dazu. Oder die Tatsache, dass Harry sich schuldig gefühlt hatte, aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen. „Reg dich bitte nicht so auf,“ bat er ruhig. Severus verdrehte die Augen, nickte aber dann. Er wusste, er reagierte öfter mal über, gerade, wenn es um Jemanden ging, den er liebte. „Heut wieder interessante Schlagzeilen? Nur, damit ich gewarnt bin.“ „Warum? Musst du ins Dorf?“ „Nein. Aber ich befürchte, ich kann meine Heulersammlung erweitern. Mal wieder.“ „Das kann gut sein,“ nickte Lucius, griff nach der Zeitung und legte sie hin. Gleich auf der Titelseite war ein Bild von Severus und Harry, der unglücklich hinter dem Älteren vor blinzelte, sichtlich irritiert von den Medien. Aber das war natürlich anders interpretiert worden. Man unterstellte Severus und auch ihm, dass sie Harry gezwungen und James erpresst hätten. Dass sie Kinderschänder seien. „Ich habe die Zeitung vor Harry und Draco versteckt. Zum Glück hat Harry nicht gefragt und mein gediegener Sohn macht sich mehr Sorgen darum, ob er einen neuen Besen zu Weihnachten bekommt, oder nicht.“ Severus überflog den Artikel nur sehr, sehr kurz. Er wusste, dass Harry das hier nur wahnsinnig aufgeregt hätte – und eines konnte der Junge: toben. Und eines hatte er auch von seinem Vater geerbt, den Hang zu unüberlegten Handlungen. Niemand hatte was davon, wenn Harry beginnen würde, die Pressefritzen anzuschreien. Wer wusste, wie das dann wieder interpretiert werden würde. „Idioten!“ „Ja, allen voran Skeeter,“ nickte Lucius, lächelte kühl. „Aber ich habe ein wenig vorgesorgt,“ kündigte er, auch ein bisschen hämisch, an. „Was genau hast du getan?“, fragte Severus sofort lauernd. Er kannte den Anderen zu gut. Als Dumbledore versucht hatte, ihn nach Askaban zu verschiffen, hatten auffällig viele Leute im Wizgamont dagegen gestimmt. Sicher gegen eine große Summe Geld, doch darüber hatte der Blonde bis heut kein Wort verloren. „Nichts Besonderes,“ wehrte Lucius ab. Nun, nichts, was für ihn besonders wäre hieß das. Aber hey, wozu war er ein Malfoy, er hatte so seine Möglichkeiten! Und die gedachte er, voll und ganz auszuschöpfen! „Was war dieses nichts Besonderes?“, hakte Severus nach. „Ich habe die Zeitung gekauft,“ lächelte Lucius zynisch. „Dann habe ich Skeeter gefeuert und allen anderen Zeitungen dasselbe angedroht, sollten sie es noch ein Mal wagen, einen derartigen Artikel zu veröffentlichen!“ Der Blonde sah vollkommen zufrieden mit sich und seinen Taten aus. „Du hast... eine Zeitung gekauft?“, fragte Severus. „Und die haben das hingenommen?!“ „Nun – ich habe Mittelsmänner genutzt. Sie tun aber, was ich sage und will. Ab morgen sollte die Artikelflut doch erheblich absacken. Dann müssen wir uns nicht mehr so viel Mühe machen, die dummen Schmierenblätter vor Harry zu verstecken. Nicht zu vergessen, dass es vielleicht endlich mal eine gesicherte, wahre Nachrichtenquelle gibt, die zur Abwechslung, statt nur auf die Tränendrüse zu drücken, mal auch etwas nachforscht und den Sachen auf den Grund gibt! Ab morgen wird eine Artikelstrecke über Dumbledore auf den Titelseiten stehen! Mit seinem wahren Lebenslauf und den mysteriösen Umständen vom Tod seiner Familie!“ Severus nickte einfach nur. Es war ihm in der Zeitung tatsächlich zu still um diesen Verbrecher geworden. Stattdessen kamen wieder Berichte über Todesserübergriffe und tatsächlich Fragen, ob Dumbledore vielleicht doch der Einzige sei, der das Alles wieder in den Griff bekommen konnte. Das hatte sie Beide aufgeregt.... „Ich bin gespannt,“ setzte Severus an, doch weiter kam er nicht, bevor sein Schoß auf einmal okkupiert wurde. Überrascht blickte auch Lucius auf. Harry war auf ein Mal rein gestürmt und nun hatte er es sich auf dem Schoß des Tränkemeisters breit gemacht. „Was ist denn los?“, fragte der vorsichtig. Immerhin sollte der Grünäugige eigentlich draußen toben. Harry zuckte mit den Schultern, kuschelte sich an den Älteren. „Nix, bin abgehauen,“ gab er zurück. Hmmm, das hatte er vermisst! Kuscheln! Und Draco und Hermine hatten ihn mit der ganzen Knutscherei und Ron war auch nicht besser, so, wie er Susan beäugte. Also hatte er die Flucht ergriffen. Wenn Alle rum machten, wollte er das auch! Gleiches Recht für Alle! Immerhin hatte er Lucius heut noch gar nicht und Sev auch seit dem Frühstück nicht mehr gesehen! Severus, der froh war, dass er bei diesem tätlichen Angriff auf ihn wenigstens keine Tasse in der Hand gehabt hatte, hob eine Augenbraue, strich Harry aber über den Rücken. Er hatte sich schon gefragt, ob der Jüngere sich bald sehen lassen würde. Und da er keine gravierenden Verletzungen fand und kein Blut roch, war er auch beruhigt. Lucius grinste nun ebenfalls, streckte seine Arme aus. Tatsächlich kam Harry, so, dass er ihn heute das erste Mal überhaupt im Arm hatte. „Hi du,“ lächelte er, küsste den Grünäugigen. Harry schnurrte regelrecht. Hmmm, ja, das war schon besser! Schlagartig war sein Frust auf jeden Fall verflogen. Er küsste auch enthusiastisch zurück. „Hi,“ antwortete er dann. „Wie war dein Tag?“ „Langweilig,“ grinste Lucius nur, froh, dass Harry nicht eher zurückgekommen war. „Wie immer eben. Direktor ist ein Alptraumberuf.“ Kapitel 14: Auroren ------------------- „... versteh es nicht!“, knurrte James. Er tat sich wirklich schwer, sich mit der Tatsache abzufinden, dass sein Sohn zwei Männer liebte, die in seinem Alter waren und vor Allem, weil einer von ihnen auch noch Snape war. Ja, sie waren in der Schule im selben Club gewesen, aber wie gesagt, auch damals hatten sie sich nicht wirklich gemocht. Sie waren sich aus dem Weg gegangen. Sirius sah kurz auf. Auch seine Cousine war da, aber die wusste es besser, als Gespräche unter Kollegen weiter zu geben. Er zuckte mit den Schultern. „So ist es nun mal und er ist es glücklich, also lass ihn. Die Beiden sind so schlimm auch nicht. Zumindest kümmern sie sich und er ist in guten Händen.“ „Ich versteh es nur nicht! Er könnte sie alle haben, die Mädchen, selbst die Jungs, wenn es denn sein müsste!“ „James, das hat doch damit nichts zu tun,“ erinnerte Sirius ruhig. Er musste an sich selbst denken, wie umschwärmt er gewesen war, bis er nach Askaban gekommen war. Ältester und später einzig noch lebender Sprössling einer einflussreichen, reichen Familie, die alt und bekannt war. Und ja, er war verführt gewesen, dem Werben manchmal nachzugeben, doch er hatte schon immer gewusst, was er an Remus hatte. Denn dem waren Geld und Einfluss gleichgültig gewesen und mehr als ein Mal hatte er sich einige saftige Ohrfeigen wegen seines Benehmens eingefangen. Eben weil Remus keinen falschen Respekt und keine Verehrung für ihn übrig gehabt hatte. Und er war ja auch der Einzige gewesen, der am Ende noch für ihn da gewesen war. Und weil Remus ihn liebte, weil er er selbst war. „Weder Sev noch Lucius sind an Harrys Namen, seinem Status oder seinem Geld interessiert. Das ist was Anderes, als das, was die meisten Anderen, egal welchen Geschlechts oder Alters ihm bieten könnten.“ James seufzte, rührte frustriert in seinem Cocktail herum. Er wusste ja, Sirius hatte Recht. All die Mädchen, die sich mit ihm eingelassen hatten, sie waren scharf auf sein Geld und sein Ansehen gewesen, auf einen Aufstieg innerhalb der Gesellschaft, indem sie ihm ein Kind auf die Welt brachten oder noch besser, ihn heirateten. „Trotzdem! Sie... sie... sie sind viel zu alt!“ Tonks lachte leise. Sie hatte schnell begriffen, dass es hier nicht um Alter, sondern um Prinzip ging. Aber sie fand James einfach putzig, wie er da so saß, wie ein beleidigtes Kind, weil etwas nicht so lief, wie er es gern hätte. „Komm schon, James! Die Drei sehen doch toll zusammen aus und in dem einen Bild, wo Harry sich hinter Snape versteckt, da sieht Snape aus, als würde er Jeden umbringen, der dem Jungen zu nahe kommt! So einen würd ich auch gern mal haben!“ Sirius lachte nur amüsiert, denn ihm war vollkommen klar, auf wen es Tonks abgesehen hatte und sie hatte, wenn sie denn hartnäckig genug sein würde, auch durchaus eine Chance, das musste man ihr lassen. James verdrehte die Augen. Er versuchte ja, es zu verstehen, aber.... Merlin, diese Beiden wären sogar IHM zu alt! Er verstand seinen Sohn wirklich nicht, ganz generell, auch, wenn er ihn wirklich mochte. Doch Harry war ihm vollkommen unverständlich, eine Art Buch mit sieben Sigeln. Ein wahres Talent in Quiddich, er könnte professionell spielen, doch er tat es nicht, er könnte Auror werden, doch er hatte regelrecht Angst davor. Und wie gesagt, er machte mit zwei Kerlen herum, die beide wesentlich älter waren, als er! „Ich muss es trotzdem nicht verstehen,“ murrte er. Ja, er hatte dieser dummen Verlobungsgeschichte zugestimmt, weil Harry es gewollt hatte. Aber verstehen tat er das nicht. Sirius lächelte etwas, er legte James eine Hand auf die Schulter. „Junge, wir müssen die Kiddies nicht verstehen. Nur dafür sorgen, dass sie heil durchkommen und eine faire Chance im Leben bekommen.“ Er stand auf, legte einige Münzen auf den Tresen. „Ihr beide könnt euch ja noch über die Gemeinheiten der Welt auslassen, meine Minderheit verkriecht sich, ich bin sonst morgen nicht ansprechbar, was schlecht ist, bedenkt man, dass wir vorhaben, den Alten zu fangen!“ James hob eine Augenbraue: „Du hast auch schon mal länger durchgehalten,“ stellte er trocken fest. „Kann ja nicht jeder ewig zwanzig sein,“ grinste Sirius, der den Abend noch ein wenig mit Remus genießen wollte. Außerdem wollte er auch Tonks die Chance geben, James ein wenig anzugraben. Er war sich sicher, dass die Beiden füreinander bestimmt waren. Denn sie waren sich auch vom geistigen Alter her sehr nahe und hatten fast dieselben verdrehten Gedanken. Also konnte er die Beiden sich überlassen. Was Schlimmeres, als grünkarierte Haare am nächsten Tag konnte ihn nicht erwarten... Lucius küsste Severus heiß, seine Hand wanderte über dessen Brust. Er genoss das Gefühl der Haut des Anderen unter seinen Fingern. Sie war weder schmierig noch sonst etwas. Ganz im Gegenteil, sie war weich und straff, verbarg harte, trainierte Muskeln, wie bei sich selbst auch und es waren kaum Narben zu sehen. Das hätte der Stolz des Anderen als Tränkemeister nicht zugelassen. Severus keuchte leise, streckte sich der Hand etwas entgegen, vor allem, als Ddese seine Nippel reizte. Ja, er genoss diese Momente mehr, als alles Andere. Heut hatten sie alle drei schon den gesamten Tag gewisse Spannungen gespürt, auch, weil sie in den letzten Tagen zu praktisch nichts mehr gekommen waren. „Harry,“ lächelte Lucius, als er aufsah und der Jüngere ebenfalls, nur in einer Boxer ins Zimmer kam und nur zu schnell sah man, was er von dem dachte, was er hier sah. „Komm,“ flüsterte er, hob seine Hand, während auch Severus sich etwas aufrichtete. Ja, sie wollten sich heut noch einen schönen Tag machen, es war Wochenende, die Schule würde kurz darauf anfangen und Harry war darum ohnehin schon nervös, eben weil er nie wusste, wie die anderen Leute reagieren würden. Harry strahlte die Beiden an, lief zum Bett und kletterte dazu. Seine Scheu, die er zu Beginn noch sehr stark gehabt hatte, hatte er fast vollkommen abgelegt. Dazu liebte er es viel zu sehr, mit den Beiden zusammen zu sein! Er kuschelte sich zu den Beiden, genoss den heißen Kuss, der folgte und die Hände, die über seine Brust strichen, verführerisch, ihn reizend... Lucius wechselte einen Blick mit Sev und grinste. Er drückte den Jüngeren auf die Matratze, nahm dessen Mund in Beschlag, während seine Hand bereits in Richtung der wirklich überflüssigen Kleidung ging. Oh ja, heut wollten sie Spaß, nein, sie brauchten es sogar. Sie spürten es alle Drei, selbst Harry, der viel heftiger reagierte, als sonst. .... „Hmmm,“ schnurrte Harry begeistert. Das war toll gewesen. Sein erstes Mal, es war anders, als er es sich vorgestellt hatte, doch es war wirklich traumhaft gewesen. Es war, als habe etwas in ihm gebrannt, gedrängt, doch nun war es vorbei. Er fühlte sich endlich wieder ruhig und ausgeglichener. Severus grinste, er kraulte Harry, der zufrieden schnurrend zwischen ihnen lag. Was sie alle drei überkommen hatte, vor allem in dem Moment als der Grünäugige auch noch zu ihnen gekommen war, wusste er wirklich nicht, aber verdammt, es war gut gewesen! Auch, wenn Lucius überraschend grob gewesen war. So viel zum Thema Geduld, aber da konnte er sich auch an die eigene Nase fassen. Doch er fürchtete, dass er auch weit ungeduldiger gewesen war, als er es hatte sein sollen. Als wären sie alle drei von Irgendwas getrieben worden. Denn eigentlich... Luc und er hatten nicht vor den nächsten Ferien wirklich mit Harry schlafen wollen, aber heute... Durch Lucius Kopf schossen sehr ähnliche Gedanken. Sonst hatte er doch auch keine Mühe, sich zu beherrschen, aber heut war wirklich alles mit ihm durchgegangen und er war sich sicher, dass Severus’ Hintern auch nicht der Wahre war. Aber in der Hitze des Gefechtes hatte das alles keine Rolle mehr gespielt. Doch erst mal küsste er Harry sanft. „Schlaf,“ bat er ruhig. „Du bist vollkommen erschöpft.“ Harry lächelte, erwiderte den Kuss. „Müssen wir wiederholen,“ nuschelte er schon im Halbschlaf. „Darüber lässt sich sicher verhandeln,“ gab Severus zurück, er küsste den Jüngeren ebenfalls. „Und jetzt schlaf, morgen geht die Schule wieder los...“ Oh ja, er konnte es kaum abwarten. Sabbernde, schmatzende Teenager, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich dumme Streiche auszudenken, anstatt einmal im Leben etwas zu lernen! Das war sein persönlicher Alptraum! Harry seufzte, es gefiel ihm gar nicht, daran zu denken, dass er wieder von Massen an Leuten umgeben war, die keine Ahnung hatten, was überhaupt vorging und die ihn nur ärgern würde. Aber immerhin – er hatte die absolute Sicherheit, jeden Abend zurück zu können und niemand durfte es ihm verbieten. Egal, was kam, das hatten die Beiden ihm erklärt. Er kuschelte sich bequem zwischen den Beiden zusammen, döste dann zufrieden ein. „Was genau war bitte los?“ fragte Severus dann tödlich ruhig. „Das, was gerade abgegangen ist, war weder geplant noch vorgesehen oder gewollt! Wir wollten uns doch zurückhalten! Gerade, was Harry angeht!“, er strich immer wieder über die dunklen Locken ihres Schützlings, der selig und erschöpft weiterschlief. „Ich habe keine Ahnung,“ seufzte Lucius. „Ich weiß nicht, was über uns gekommen ist...“ Er schüttelte den Kopf. „Aber ich denke, ich werde mich morgen mal umsehen,“ erklärte er. „Ich habe ja noch etwas Zeit, bevor die Schüler kommen. Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit der Verlobung zu tun hat... außer uns hat noch niemand versucht, die Hochzeit dann mehr als ein Jahr herauszuziehen.“ Severus sah den Anderen an: „Hast du nicht gelesen, was die Folgen sind, wenn unsere Magie miteinander...?!“ „Hätte ich die Zeit dazu gehabt?“, entgegnete Lucius ruhig. „Es ging darum, dass wir ihn schnell wieder zu uns holen können. Kaum hatte ich das Wichtigste geklärt, sind wir los, um Harry zu holen und das, wie du selbst am besten weißt, kurz vor knapp.“ Severus blickte auf den Jungen, der sich zwischen ihnen eingerollt hatte, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Er wog auch fast wieder so viel, wie vor ihrer gewaltsamen Trennung, hatte sich gut erholt. Und Harry war glücklich, das wussten sie. Sie hatten es ja gesehen, wie er sich verhielt. Das Chaos, das er wieder verbreitete... „Wir müssen es aber rausfinden... man weiß nie, was passiert ist.“ „Natürlich,“ nickte Lucius ruhig. „Das ist kein Problem. Wie gesagt, ich werde morgen ein wenig nachforschen, während du und Harry die Heiltränke auffüllen. Ich hoffe nur, dass sie ihn nicht zu sehr malträtieren...“ „Und das glaubst du?“, fragte Severus kühl. Zu oft hatte er schon gesehen, wie die Schüler und auch ein Teil der Lehrer sich immer wieder gegen Harry gewandt hatte. Nur hatte er sich damals nichts dabei denken wollen. Er hatte den Jüngeren behandelt, wie immer. Lucius zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe es,“ gab er zurück. „Es wäre schön für ihn, aber nein, glauben tue ich es nicht wirklich.“ Er strich sanft über Harrys Haare. „Aber damit können wir uns auch noch später befassen, das müssten wir sicher nur zu bald. Aber wenigstens muss er nicht in irgendeinen Schlafsaal...“ „Hi! Da seid ihr ja!“, strahlte Harry, umarmte seine Freunde, die gerade den Speisesaal betraten. Denn immerhin würde Draco, wie immer am ersten Tag, auf jeden Fall bei Slytherin sitzen, er war Hausvorsteher und für die Neuzugänge verantwortlich. Klar, der Blonde war eigentlich die gesamte Zeit da gewesen, aber Harry mochte es, wenn der Andere so schön puterrot anlief und starr wurde, weil er nicht mit einer Umarmung rechnete, die immerhin sein Image in Frage stellte. „Potter!“, knurrte Draco. „Im Gegensatz zu dir hab ich noch einen Ruf zu verlieren!“ „Och komm schon!“, grinste Harry. „Sei doch nicht so!“ „Du hast mich gestern erst gesehen!“, verteidigte Draco sich. „Und jetzt hör auf, mein Image kaputtzumachen!“ Harry zuckte nur mit den Schultern. „Schon gut, oh König der Schlangen,“ gab der Grünäugige, doch etwas enttäuscht zurück, packte Ron und Hermine und zog sie mit sich. Er verstand, dass Draco seinen Ruf wahren wollte, doch ihn würde es auch nicht daran hindern, Freunde zu begrüßen. Denn in den Ferien hatte der Andere sich auch nicht so angestellt. „Komm schon,“ lächelte Hermine, nahm den Anderen in die Arme. „Du weißt doch, wie Draco sein kann. Er ist nun mal sehr auf seinen Ruf bedacht.“ Sie kannte ihren Freund und wusste, hinter seinem Lächeln heute war er vor Allem sehr, sehr nervös und ängstlich. Denn er hasste es, im Mittelpunkt zu stehen oder unter Druck. Und das tat er gerade. Viele der Schüler musterten den Jungen wie ein mehrköpfiges Monster. Das Einzige, was sie daran hinderte, etwas zu tun, war vermutlich, dass sie mehr Angst vor Lucius hatten, als vor Harry. Denn der saß da oben auf seinem Platz und seine Mine als finster zu bezeichnen, wäre ein Euphemismus gewesen. Was aber auf Severus mindestens genauso zutraf. Harry zuckte mit den Schultern, hoffend, dass es überzeugend wirkte. „Schon gut, so ist er eben,“ stimmte er Hermine zu, setzte sich an seinen Platz, bemüht, niemandem in die Augen zu sehen. Er hatte Sev und Lucius gebeten, heut oben bleiben zu dürfen, doch die Beiden hatten gemeint, dass das wie Wegrennen sei, dass er das nicht nötig habe. Dass er sich gerade vor denen nicht verstecken musste. Im Moment war Harrys einziger Trost, dass er in zwei Stunden wieder oben sein konnte. Selbst Ron hob in dem Moment seine Augenbraue. Ja, Harry war wieder dabei, abzuschalten. Er knurrte einen Gryffindor an, der besonders aufdringlich starrte, mit dem befriedigenden Ergebnis, dass der Junge, der ein Jahr unter ihnen war, sich abrupt abwandte. Es hatte doch Vorteile, Brüder zu haben, die die Familie in Verruf brachten – man ging davon aus, dass er Dasselbe konnte und tat, was auch Fred und George schon abgezogen hatten. Was im Moment sogar ein verführerischer Gedanke war. Und zurückschrecken würde er davor sicher nicht, wenn sein zerbrechlicher Freund begann, sich so zu benehmen. Denn dann würde eine Nacht folgen, in der Harry nicht schlafen würde. Na ja, heut würde es vielleicht nicht so schlimm werden, immerhin hatte der Beste zwei Verlobte, die auf ihn achten würden. Aber schlecht schlafen würde er trotzdem. Lucius war angepisst, um es milde auszudrücken. Was man in seiner Rede auch klar und deutlich hören konnte, sie bestand gegen Ende nur noch aus einer Anreihung von Drohungen, die weit über einen Schulverweis hinaus gingen. Über Harry oder die Beziehung zwischen ihm, Sev und dem Grünäugigen sagte er nicht ein einziges Wort. Das ging die Leute nichts an! „Lucius,“ sprach Severus nach einer Weile ruhig. Die Meisten hatten begonnen, zu essen. Wie immer mit weit offenen Mäulern und redend während sie ihre Nahrung zerkleinerten. „Hör auf, so zu gucken. Du machst es nur noch schlimmer.“ Er sah zu Harry, der mal wieder künstlich grinste und sein Essen auf dem Teller hin und her schob. Aber da er damit gerechnet hatte, hatte er die Hauselfen schon gebeten, eine Portion hoch zu bringen. „Sie machen mich wütend! Verdammt, der Junge hat nichts getan und...!“ „Luc, bitte. Minerva guckt wieder so komisch und Filius auch... und mich quetschen sie aus, wie eine unreife Zitrone, nicht dich!“ „Dann schick sie zu mir,“ konterte Lucius ruhig. „Ich bin heilfroh, wenn Harry hier fertig ist, dann hält mich nichts mehr und ich werde diesen miesen Job hinschmeißen! Die Kündigung habe ich schon eingereicht!“ „Zwei Jahre im Voraus?“, fragte Severus amüsiert. „Ja, deine übrigens auch.“ „Was?!“ „Nun, es ist nicht so, als wärest du so scharf auf den Job,“ gab Lucius zurück. „Und was soll ich deiner Meinung nach dann machen?“, fragte Severus, nun doch entsetzt. „Hier in England würde mich niemand einstellen!“ „Nein, aber deine Tränke, die kaufen sie alle. Ich dachte eher daran, dass du endlich deinen eigenen Laden eröffnest, von dem du mir immer erzählt hast und ich habe die Vermutung, dass Harry dein williger Helfer sein wird.“ „Interessant, was du alles so planst, ohne mir was zu sagen,“ knurrte Severus, doch ein wenig angepisst. Nicht wegen der Idee an sich, die ihm selbst schon lang im Kopf herum spukte, sondern weil er es hasste, wenn etwas über seinen Kopf gemacht wurde. Lucius lächelte etwas. „Ich habe das gemacht, damit wir planen können und der Vorstand neue Lehrer bestellen kann.“ Er legte seine Hand auf Severus’ Arm. „Ich wollte dich nicht bevormunden, ich wollte nur handeln und zwar so, dass wir, alle drei, vier, mit Draco, unsere Ruhe haben... Du solltest mich wirklich kennen...“ „Ich werde trotzdem gern gefragt!“, murrte Severus. „Hast du eine Ahnung, wie kompliziert es ist, sich selbstständig zu machen?! Ich brauche Gewächshäuser für die Pflanzen, Platz, Zulieferer, einen Laden in der Winkelgasse und...!“ „Ich habe bereits eine Lizenz beantragt, mein Grundstück ist groß genug für ein paar Gewächshäuser und Leute kennst du zur Genüge. Das, mein lieber Sev, sind nur Ausreden.“ Er grinste etwas, wurde aber sofort wieder hart, als er Harry aufspringen und wegrennen sah, kaum, dass die ersten anfingen, satt zu werden. „Was war denn da los?“ Mit einer abrupten Bewegung stand auch Severus auf. „Ich kümmere mich,“ erklärte er knapp, froh, um diese Gelegenheit, sich aus dem Staub machen zu können. Rasch lief er den Gang entlang und er hatte Harry eingeholt, kaum dass er über die erste Treppe hinaus war. Der Jüngere hatte sich nämlich in eine schlecht einsehbare Nische verkrochen, die Severus aber nur zu gut kannte. Eine beliebte Knutschecke, die er prinzipiell torpedierte . mit Freuden. „Was war los?“, fragte Severus einfach. Er zog Harry zu sich, nahm ihn einfach mit nach oben zu ihrer Sitzecke, wo auch schon ein Tablett mit Essen wartete. Harry seufzte etwas. Er kam sich wirklich dumm vor. Wie ein Mädchen, kurz vor den Tagen oder so. Aber die dummen Kommentare, extra so laut gesprochen, dass er sie hören musste, zusammen mit Dracos Verhalten, das ihn verletzt hatte, war zu viel geworden. Er zuckte mit den Schultern, lehnte sich an Severus. „Sie sagen, ich würde das tun, damit ich nicht auf Prüfungen lernen muss.“ „Diese Idioten sollten wissen, dass ich dich nicht prüfen darf und Luc prüft niemanden, sein Job hier ist der von einem Verwaltungshengst, sonst gar nichts. Mit Noten hat er nichts zu tun.“ Severus strich sanft über die lockigen Haare. „Und jetzt komm schon, Kopf hoch, die werden das totreden und dann ist es vorbei. Denk immer daran, es ist nicht mehr ewig, es sind noch zwei Jahre, dann hast du es hinter dir und wir wollten doch auch versuchen, das ohne größere Unfälle zu überleben.“ Harry lächelte nur schwach. „Da draußen laufen immer noch zwei Irre rum und jetzt hab nicht mehr nur ich, sondern auch ihr ein Zielkreuz auf dem Rücken,“ gab er leise zurück. „Und bisher haben die doch immer einen Weg gefunden...“ Ja, er befürchtete, dass etwas geschehen würde, es war dieses Kribbeln, das er im Arm spürte, wie bisher noch jedes Jahr. „Ja, aber niemand erwartet mehr von dir...“ „Doch,“ unterbrach Harry traurig. „Du nicht, Luc nicht, Siri, Remus und James nicht, aber... alle Anderen...“ Es war irgendwann in den letzten Tagen geschehen, dass er seinen Vater nicht mehr Dad, sondern eher James nannte, da er sich doch oft so vorkam, als wäre der Ältere sein jüngerer Bruder auf den es aufzupassen galt. Sei es eine Warnung vor zu viel Essen oder etwas Ähnliches. „Die zählen nicht! Merlin, diese Idioten verstecken sich lang genug hinter dir! Es wird höchste Zeit, dass sie endlich selbst mal was tun! Du bist kein Krieger, du bist ein halber Teenager! Du solltest nicht an Dinge wie Rüstungen, Waffen und Angriffszauber denken müssen!“ Er drückte Harry an sich. „Überlass das einfach uns... Dein Vater und dein Patenonkel sollen sich um die anderen Dinge kümmern – du, sieh lieber zu, dass du die Schule gut abschließt, ich dulde keine Lehrlinge, die nicht wenigstens ausgezeichnete Noten haben!“ „Lehrlinge?“, fragte Harry verwirrt. Hatte er Irgendwas verpasst? Er hatte sich nie wirklich Gedanken an seine Zukunft oder eine Ausbildung gemacht, hatte er ja nicht mal gewusst, ob er so was wie eine Zukunft haben würde! Das wusste er doch immer noch nicht, auch, wenn er sie sich wirklich wünschte! Severus lächelte etwas. „Wenn du mit der Schule fertig bist, werden auch Luc und ich gehen, das habe ich doch schon gesagt. Ich habe einen recht guten Ruf, was meine Fähigkeiten angeht, den will ich nutzen, um ein eigenes Geschäft zu eröffnen und ich werde, in seltenen Fällen, auch Lehrlinge annehmen. Und du bist gut.“ Er lächelte etwas. „Tränke,“ murmelte Harry. Er nickte. Ja, die machten ihm Spaß und er würde nicht wirklich einer Öffentlichkeit ausgesetzt sein, er würde ein Labor haben, mit Sev arbeiten können und er konnte helfen, mit Heiltränken. Severus lächelte einfach. „Denk in Ruhe darüber nach,“ meinte er nur. „Du hast ja noch zwei Jahre Zeit, bevor du dich entscheiden musst. Aber das Talent hättest du wirklich. Und jetzt iß was, ich hab dich beobachtet, du hast das Essen nur auf dem Teller hin und her geschoben. Das lasse ich nicht durchgehen, du weißt, dass du genug essen musst.“ Harry musterte das Essen, war froh, dass es nicht dasselbe war, wie in der Halle. Es waren einfach nur belegte Sandwiches mit Beef oder Thunfisch. Dinge, die er wirklich mochte und die ihn nicht an das Abendessen erinnerten. Er schnappte sich eines davon. Ja, das war doch gleich was Anderes. Severus lächelte, strich eine hartnäckige Strähne aus Harrys Gesicht. Er sah zu, wie der Jüngere aß, sich dann an ihn kuschelte. Er hasste es, den Kleinen morgen wieder in den Unterricht lassen zu müssten, auch, weil er wusste, dass einige der Lehrer wie die Schüler dachten, aber das gesamte Personal auszutauschen war auch nicht möglich. Aber hey, auch dieses Jahr würde vorbei gehen und wenigstens hatten sie Harry jeden Tag bei sich. Das konnte nur gut sein. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis auch Lucius seinen Weg zu ihnen fand. Er sah, wie Harry auf Severus’ Schoß lag und schon schlief, setzte sich zu den Beiden. „Hat er was gegessen?“ „Natürlich,“ gab Severus zurück. „Zwei von den Broten. Genug. Hoffen wir, dass das Jahr nicht zu katastrophal wird... er kann nicht noch mehr Stress brauchen. Davon hatte er wirklich genug. Mehr als genug.“ „Ich wünsche es mir auch, vor allem für ihn, aber sicher sein können wir nicht. Ich habe die Schutzschilde gestärkt. Aber mehr kann ich auch erst mal nicht machen.“ „Ja, wir werden abwarten...“ „Es ist nicht so, als würden wir eine Wahl haben,“ murmelte Severus nur, vorsichtig hob er Harry hoch, brachte ihn ins Schlafzimmer. „Ich will einfach nicht, dass das so weiter geht! Können die verdammten Auroren nicht ihre Ärsche mal in Bewegung setzen?!“ Lucius grinste: „Nun, ich habe Sirius zum Vorsitzenden eines neuen Rates erheben lassen, es liegt in seiner Hand und es würde mich nicht wundern, wenn er schon dabei ist, den Besten so richtig einzuheizen. Mach dir darum keine Gedanken. Du weißt, wie beschützend er Harry gegenüber ist...“ „Oh man, ich bin umgeben von Idioten!“, brüllte Sirius aufgebracht in die Runde. Er war bereit gewesen, den Posten zu übernehmen, einfach, um Harry zu schützen, aber so eine Dummheit, die hatte er wirklich nicht erwartet. Diese Idioten schrien tatsächlich danach, dass Harry kommen und Voldemort und Dumbledore umbringen sollte! Ein Teenager, ein Kind! Hatte Harry nicht schon mehr als genug gelitten?? „Das ist ein Kind! Das ist ein Junge! Er wird nicht EURE Kriege austragen!“ Sirius’ Faust raste auf den Tisch vor ihm, der sogar gefährlich knirschte. „Ich lasse nicht zu, dass ihr euch hinter einem Sechzehnjährigen versteckt! Ich weiß, dass über die Hälfte von euch hier Kinder haben! Wollen wir die vielleicht ins Feld jagen, damit ihr euch hinter euren Kaminen verkriechen könnt?! Was habt ihr eigentlich alle für eine verflucht kranke Logik?! Schämt euch!“ Remus, der im Hintergrund stand, musterte die Auroren. Das Geschrei hatte abrupt aufgehört, als Sirius begonnen hatte, zu fordern, dass die Anderen ihre Kinder ins Feld jagen sollten, wie sie es mit Harry tun wollten. Er war abgestellt, als Verwaltungsbeamter für die Gruppe, um für Ausrüstung zu sorgen und hatte darum gebeten, heut bei der Besprechung dabei zu sein. Und er war froh, als die Leute offensichtlich begannen, nachzudenken, was sie da forderten. Das hatte auch lang genug gedauert! Mit eisigen Augen durchbohrte Sirius jeden Einzelnen der Anwesenden. Er sah, wie die entsetzten Gesichter zu ihm blickten. Diese Idioten wirkten wie ein Haufen Kühe. Wollten seinen armen Kleinen in eine Schlacht schicken! „Aber... das... das kann man doch nicht vergleichen!“, rief ein junger Mann entsetzt. „Harry Potter hat den Todesfluch überlebt! Dann wird er auch...!“ „Nein!“, brüllte nun James, der aufsprang. Natürlich hatte Sirius ihn zu seinem Stellvertreter gemacht. Er hatte seinen Jungen ein Mal nicht beschützt, den Fehler zu wiederholen hatte er sicher nicht im Sinn! „Mein Junge ist ein Kind! Er hat mehr als genug gelitten und ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn aufgrund von eurer lächerlichen Feigheit benutzt!!“ „Sie haben ihn doch an die Todesser...!“, weiter kam der Zwischenrufer nicht, bevor er gleich vier Zauberstäbe in verschiedenen Teilen seines Körpers hatte. Auch Tonks, die inzwischen fest zum Team gehörte, war aufgesprungen, ungläubig über die Dummheit der Auroren. Sirius packte den vorlauten Mann, packte ihn und warf ihn auf einen der Stühle, beugte sich über diesen. „Ich weiß, dass Ihr Sohn ein Jahr über Harry ist, was wäre, wenn wir ihm eine Zielscheibe um den Hals hängen und ihn vor uns her treiben? Ich denke, das ist eine hervorragende Idee,“ knurrte er. Der Mann wurde schneeweiß. Nein, die Idee schien ihm dann doch nicht zuzusagen, stellte Remus fest, der seinen Zauberstab ruhig wieder verschwinden ließ. „Noch irgendwer, der ein Kind als Schild benutzen will, statt seinen Job zu tun? Dann können diese Leute gehen – und sie brauchen sicher nicht wiederkommen. Dann sind Sie Ihren Job los! Feiglinge können wir nicht gebrauchen!“ „Ein dreckiger Werwolf hat..!“ Remus hatte den nächsten Schreier sehr schnell am Hals gepackt. „Nur weiter,“ lächelte er kühl. „Ein Werwolf was? Ich habe in diesem Krieg schon mehr getan, als Sie! Und ich habe mich nicht hinter einem Kind versteckt!“ Erst Sirius konnte Remus von dessen Opfer trennen. „Nun,“ erklärte er. „Wer möchte gehen? Oh, alle Namen werden morgen auf der Titelseite der Zeitungen stehen...“ Niemand rührte sich, nicht, dass es ihn wunderte. „Gut, dann werde ich Ihnen nun erklären, was wir tun werden und wie wir vorgehen.“ Remus beobachtete die vielen Auroren, die mit verkniffenen Gesichtern lauschten, nicht begeistert, dass sie auf ein Mal diejenigen sein sollten, die beim Kampf gegen zwei Irre, die inzwischen offensichtlich auch noch Hand in Hand arbeiteten, in der ersten Reihe stehen sollten, aber sie trauten sich auch nicht, etwas zu sagen. Zu viel Angst hatten sie vor Sirius und auch vor ihm. Und auch James mit seinen dunklen Blicken war gerade nicht derjenige, mit dem man sprechen wollte. Der Werwolf lächelte kühl, machte sich die ein, oder andere Notiz. Sie, Sirius und er, hatten das Gelände von Dumbledores letzten, bekannten Versteck noch mal durchsucht und eine Leiche gefunden. Na ja, was hieß eine Leiche? Ein Skelett traf es eher. Vermutlich ein Mitglied von dessen Familie, umgebracht von ihm höchstpersönlich. Aber um wirklich Klarheit zu bekommen, hatte Sirius das Skelett einer Muggelfrau überlassen, die darauf spezialisiert war, Schädeln ein Gesicht zu geben. Er bediente sich der Muggeltechnik gern, da die sich als zuverlässig herausgestellt hatte. Oh, sie würden Dumbledore und Voldemort finden und diesem Geschehen ein Ende bereiten! Ein hartes und abruptes! Eines, das Harry nicht beinhaltete. Der Junge hatte noch immer mit den Folgen von all dem zu kämpfen, was geschehen war. Sie hatten ihn erst am letzten Wochenende gesehen und er hatte abgespannt gewirkt, sich immer wieder nervös umgesehen. Es war erst besser geworden, als, wie aus dem Nichts, Lucius aufgetaucht war, um sich zu ihnen zu setzen. So, wie es aussah, waren die Schüler zu einem großen Teil auch nicht sehr nett, sondern eher im Gegenteil darauf aus, ihm weh zu tun, ihn weiter zu verletzen und ihn auszugrenzen. Hure war noch eines der freundlichsten Dinge, die er sich anhören musste. Darum auch sein ständiges umsehen. Und das wegen etwas, für das er nicht mal was konnte. Sein Vater, egal aus welchen Gründen, war Schuld aber man zog es vor, alles auf den Jungen zu schieben, der sich weigerte, den Kampf auszutragen, der nicht der Seine war. Aber auch das würde sich legen, da war Remus sich sicher. Und Harry war nicht allein, er wurde wirklich gut versorgt und Lucius und Severus liebten ihn wirklich. Man sah es an den kleinen Gesten, der Tatsache, dass der Blonde selbst mitten in der Stadt, in einem belebten Cafe, Gefühle zeigte. Und daran, wie sehr der Jüngere es hasste, von den anderen Beiden getrennt zu sein. Kapitel 15: Schickanen ---------------------- Wie immer warf Harry erleichtert und erschöpft seine Tasche in die erstbeste Ecke. Er würde erst nach einer Pause mit den Hausarbeiten beginnen und er war sogar froh, dass die anderen Beiden ihn vom Quiddichteam genommen hatten, er war sich sicher, spätestens jetzt hätten sie ihn ohnehin ohne Rücksicht auf irgendwas einfach raus gemobbt. Das gesamte Team hatte nämlich verkündet, dass sie ihn eh nicht haben wollten. Ein Lehrerliebchen, eine Slytherinhure. Das war so was wie sein neuer Spitzname und leider sahen das einige als Einladung, ihn zu benutzen, für alles, was ihnen so einfiel. Er hatte sich angewöhnt, sehr, sehr vorsichtig an dunklen Ecken vorbei zu gehen, vor allem, da er weder Sev noch Lucius die vielen blauen Flecken hätte erklären können. Manchmal wollte er nichts mehr, als den Beiden alles zu erzählen, aber er hatte Angst, was die Beiden dann tun würden, er wusste, sie liebten ihn sehr und eben das war in dem Fall das Problem. Er hatte gelernt, dass Vieles, was die Beiden anging, eine Maske war, so, wie sein falsches Lächeln. Sev war nicht so ruhig, wie er meist tat und Lucius stand nicht über den Dingen und wenn es um ihn ging, neigten Beide zu Kurzschlussreaktionen. Vor vier Wochen hatte Severus zwei Jungen erwischt, die ihn verhexen wollten, weil er sich geweigert hatte, ihnen sexuell gefällig zu sein, was mit Hogsmeadeverbot für die gesamte Schule für vier Monate geendet hatte. Was natürlich ihm in die Schuhe geschoben worden war. Ohne Draco, Ron und Hermine traute er sich kaum noch auf die Gänge. Und Draco war... schwierig. Seit das Schuljahr begonnen hatte, war er wieder der Eisprinz von Slytherin, der einen Ruf zu verlieren hatte und so benahm er sich eben oft, ohne es selbst zu merken. Daher war Harry außerhalb des Unterrichtes kaum draußen. Er blieb hier oben, auch, wenn Sev und Luc gerade nicht da waren. Er konnte lernen und lesen und andere Dinge machen, das reichte ihm und es war ihm lieber, als die lächerlichen Streitereien. Den Anderen war nicht klar, wie sie ihn verletzten. Ja, er war verlobt, aber er wusste, dass er nicht der Einzige war. Mehrere der Reinblüter, in allen Häusern, waren verlobt oder versprochen. Einer aus Slytherin hatte eine Gefährtin unter den Veela, mit der er auch in den Ferien zusammen lebte, aber ihm gönnte man es einfach nicht. Weil die, mit denen er verlobt waren, ein Lehrer und ein Direktor waren und weil er jetzt schon mit ihnen zusammenlebte. Sie dachten, so verdiente er sich seine seit Neuestem gute Noten. Dabei war es der Tränkelehrer von Durmstrang, der seine Aufsätze korrigierte und die Prüfungen abnahm. Aber was zählten schon Tatsachen in einem Feindbild? Denn er wurde immer weiter an den Rand gedrängt, vor allem, weil jemand in einer Zeitung geschrieben hatte, dass er nicht kämpfen wollte, wie es seine Pflicht wäre. Der Mann, der das Interview gegeben hatte, war verschwunden. Wohin wollte Harry nicht wirklich wissen und er wusste auch, wer es gewesen war. Mit Sicherheit. Lucius, Siri, Remus und James. Mit Sev. Irgendwas hatten sie gedreht. Wie immer, wenn man ihm weh tat. Was der Grund war, warum er im Grunde seine Peiniger schützte. Um die Anderen vor so etwas wie einem Aufenthalt in Askaban zu bewahren. Doch er war so müde... wie er das noch fast zwei Jahre aushalten sollte, war ihm ein Rätsel. Manchmal fühlte Harry sich wie ein Tier im Käfig. Aber wenigstens war bald Weihnachten und Lucius hatte versprochen, dass sie das im Manor feiern würden. Sozusagen das erste Mal als eine kleine Familie. Auch, wenn am Weihnachtsmorgen auch seine Großeltern, Siri, Remus und sein Vater da sein würden. Denn es waren noch einige Dinge über die Verlobung ans Licht gekommen, die eigentlich ja gar keine war. Offiziell waren sie im Grunde verheiratet, nur eben ohne Zeremonie. Darum galt es offiziell noch als Verlobung. Aber es war mehr, das konnte er auch spüren. Seine Magie hatte sich etwas verändert und inzwischen schliefen sie regelmäßig miteinander. Was Harry liebte. Es war toll und er verstand alle, die immer wieder in dunkle Ecken verschwanden. Er merkte auch, dass er sehr, sehr unruhig wurde, wenn sie länger getrennt waren oder er länger nicht mit einem der Beiden geschlafen hatte. Er brauchte die Nähe und die Liebe der Beiden, mehr, als irgendwas anderes. Was sich ja schon gezeigt hatte, als sein Vater versucht hatte, sie zu trennen. Müde ließ Harry sich auf seinen Sessel sacken. Da saß er immer, wenn er noch allein in der Wohnung war. Eigentlich war es der des Tränkemeisters, doch er hatte ihn für sich in Beschlag genommen. Er musste etwas abschalten, bevor er sich an die Hausaufgaben machen würde. Was Harry nicht bemerkt hatte, waren die Blicke. Severus hatte Lucius angefloot und ihn gebeten, da zu sein, wenn der Jüngere kommen würde, weil der Tränkemeister das Gefühl gehabt hatte, dass etwas nicht stimmte. Aber er selbst musste dringende Tränke für einen Fall in St. Mungos herstellen. Also hatte Lucius eine Sitzung sausen lassen. Sie war ohnehin nicht wirklich wichtig gewesen, es ging um eventuelle Nachfolger und es wurden nur drei Leute diskutiert, die er auch noch selbst vorgeschlagen hatte, unter Anderem Remus Lupin, der durch seine Worte ein Favorit war. Sein Wort galt dort eben doch noch viel, solang sein Name und sein Geld mitspielten. So hatte Lucius von Anfang an beobachten können, wie der Grünäugige durch sein Büro herein gekommen war und die Tasche in ein Eck geworfen hatte, bevor er sich, vollkommen erschöpft, in Severus’ Sessel fallen ließ. Oh, er wusste, dass es für Harry nicht einfach war, er war nicht taub und die Geister und Gemälde dienten immer dem Direktor. Er wusste von den Beleidigungen und dem Ausschluss aus der Gemeinschaft und auch von einigen Übergriffen, die damit zusammenhingen, dass Harry mit ihnen zusammen war. Doch er hatte bis heut nicht gewusst, wie stark es den Anderen offensichtlich mitnahm. Harry verbarg diese Art Gefühl immer noch oft und auch Sev war es nur aufgefallen, weil der Grünäugige in den letzten Tagen besonders geklammert hatte. Dummerweise war er gerade in dem Zeitraum sehr, sehr oft unterwegs gewesen. Auch zu dummen Zeiten. Sonst wäre es ihm auch aufgefallen. Gerade schloss Harry die Augen, rollte sich etwas weiter in sich zusammen. Er schien um Kraft zu ringen, sich überhaupt aufzuraffen um was zu tun. Es war ein kleines Wunder, dass er seine Noten gehalten hatte. Leise trat er aus dem Zimmer, in dem er sich aufgehalten hatte, setzte sich auf die Sessellehne und strich über Harrys Haare. Erschrocken sah Harry auf, als er die Finger in seinen Locken spürte, doch dann legte er seinen Kopf einfach auf den Oberschenkel des Anderen. Er wusste, er war verratzt. Lucius würde es aus ihm raus holen, ob er reden wollte, oder nicht. Im Moment war er nur unangebracht froh, nicht allein zu sein. Hatte er es also doch nicht so gut versteckt, wie er es gedacht hatte. Eine ganze Weile lang sagte Lucius gar nichts, er strich weiter über Harrys Haare, sah zu, wie der sich langsam entspannte. Aber ja, er hatte ertappt ausgesehen. Und auch erleichtert. Doch – wenn etwas nicht stimmte, warum hatte Harry es ihnen nicht einfach gesagt, statt es mal wieder in sich rein zu fressen? „Was war los?“, fragte Lucius schließlich, froh, dass es wenigstens kurz vor Weihnachten war, so, dass sie das Ganze vielleicht in Ruhe ordnen und ändern konnten. Er hörte nicht auf, durch die Haare zu streichen. „Nichts Besonderes,“ murmelte Harry. „Und nichts Besonderes macht dich so fertig?“, fragte Lucius ruhig. Er hatte gelernt, Harrys Euphemismen zu lesen. Er sah, wie der Grünäugige sich etwas bewegte, hob dann eine Augenbraue und schob den Ärmel am rechten Arm zurück. Abdrücke. Blau unterlaufene Abdrücke von einer Hand. „Was war los?“, fragte er erneut, immer noch ruhig, aber dieses Mal drängend. Warum hatten sie bisher nichts gesehen?! „Sie... lassen mich einfach nicht in Ruhe,“ wich Harry erneut aus. Er wollte es nicht auf den Punkt bringen. Auch, wenn er wusste, dass es unumgänglich sein würde. „Harry,“ ruhig hob Lucius dessen Kopf an, brachte ihn dazu, sich aufzusetzen, hob ihn dann einfach hoch und trug ihn zum Sofa. „Ich sehe, dass da mehr ist. Also noch mal, was machen sie und warum haben wir bisher nie blaue Flecken gesehen?“ „Sie...“, Harry stockte, sah auf, bevor er seinen Kopf an der Brust des Anderen vergrub. „Du... musst mir versprechen, dass du nichts Dummes machst,“ verlangte er leise. „Ich.. will nicht, dass wir... noch mal getrennt werden..“ Denn das würde Harry schlicht nicht ertragen, das wusste er. „Sie können uns nicht trennen, das kann niemand,“ betonte Lucius ruhig, doch langsam schwante ihm Übles. Wie kam der Jüngere nur immer wieder auf so was?! „Also, was ist nun schon wieder los gewesen?“ Es war so frustrierend! Warum konnte die Welt den armen Jungen nicht endlich mal in Ruhe lassen?! Hatte er wirklich nicht genug mitgemacht!? „Sie... sagen, wenn ich... mich schon für... euch prostituiere... kann... ich es auch für sie tun...“ „Was?!“, fuhr Lucius auf und es war tatsächlich nur das Gewicht auf seinem Schoß, dass verhinderte, dass er aufsprang. „Wer?!“, verlangte Lucius sofort zu wissen, strich über die Blessuren. Oh, in ihm kochte es. Das war also der Grund, warum Harry mit gesenktem Kopf herumschlich! „Du... würdest nur zu ihnen rennen und was Dummes tun!“ „Mehrere?!“, Lucius spürte, wie er von einer schier unglaublichen Wut gepackt wurde. Und auf ein Mal war ihm durchaus klar, was in Harrys Kopf ablief. Er drückte den Jungen fester an sich. „Wer? Ich will ihre Namen.“ „Und...was machst du dann?“, fragte Harry ängstlich. „Ich bringe sie nicht um, wenn du das meinst, aber... ich habe meine Mittel und Wege, um ihnen das Leben zur Hölle zu machen – legal, nebenbei bemerkt. Harry, das waren versuchte Vergewaltigungen! Das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte! Was, wenn mal nicht irgendwer vorbei kommt und du entkommen kannst?! Daran will ich gar nicht denken!“ Harry kuschelte sich enger an den Älteren. „Aber... es würde nicht aufhören, dann... sind es Andere, die...“ „Denen ich dasselbe antun werde,“ gab Lucius ruhig zurück. Oh, er kochte, unsäglich. Und er würde sich rächen, aber wie! „Und jetzt gibst du mir ihre Namen, Häuser und beschreibst sie mir. Den Rest übernehme ich und ich verspreche, ich werde nichts tun, was illegal ist oder was dazu führen könnte, dass du allein bleibst.“ Er küsste den Grünäugigen sanft, strich über dessen Wange. „Das würden Sev und ich dir nicht antun.“ Harry atmete wirklich auf. Er hatte Angst gehabt, dass einer der Beiden übertrieben hätte und er wusste, bei Sev hätte er noch mehr davon ausgehen müssen. Lucius reagierte da dann doch etwas vernünftiger. Er sackte zusammen, die Anspannung ließ etwas nach. „Ich... geb dir die Namen,“ murmelte er. Er wusste, es würde weiter gehen, aber vielleicht waren es dann nicht mehr so viele. „Wie kommt es, dass wir nie blaue Flecken gesehen haben?“ „Sev.. hat eine Creme im Badezimmerschrank,“ nuschelte Harry, der erst mal nicht mehr reden wollte. Lucius seufzte. Ja, das war der Nachteil mit einem Tränkemeister: massig Heilmittel, die man benutzen konnte, um Kleinigkeiten zu verstecken. „Das nächste Mal will ich das wissen und Sev auch. Er hat sich wirklich schon Sorgen gemacht. Und wie gesagt, das ist was sehr, sehr Ernstes.“ Eine Weile ließ er Harry noch hier liegen und etwas dösen, dann aber forderte er ruhig die Liste, die er dieses Mal auch bekam. Er küsste den Jüngeren: „Willst du etwas schlafen?“, fragte er leise. Harry schüttelte den Kopf. „Ich... muss Hausaufgaben machen,“ erklärte er nur. Er mochte es nicht zu schlafen, wenn keiner der anderen Beiden da war. Dann hatte er doch wieder nur Angstträume, dass einer von ihnen, Sirius, Remus oder James sterben würden. Lucius runzelte die Stirn. Er hätte Harry auch für den nächsten Tag freigestellt, aber er wusste, dass der Jüngere das nicht wollte. Eine Extrabehandlung, die die Gerüchteküche nur noch mehr anheizen würde. Er musste mit Sev, aber auch mit seinem eigenen Sohn reden. Draco sollte Harry nicht aus den Augen lassen, zumindest bis das hier geklärt war. Im Grunde wollte er den Jüngeren nun noch weniger allein lassen, aber er musste. Nun, er würde Sev hoch schicken, so einfach war das. Sanft hob er Harry von seinem Schoß, küsste ihn noch ein Mal. „Mach dir keine Sorgen, ich bin heut Abend wieder da...“ Harry nickte einfach. Er sah zu, wie der Blonde ging, beherrscht, aber er strahlte unglaubliche Wut aus. Er konnte nur hoffen, dass Luc sich im Griff haben würde. Auch um sich abzulenken holte er seine Schulsachen und machte sich an die Hausaufgaben. Er wusste nicht, wie lang es dauerte, bis er eine Hand sah, die ihm das Buch abnahm, in dem er nicht wirklich las. Denn er konnte sich nicht konzentrieren. Er sah auf. „Sev....“ Der Tränkemeister hatte zwei Stunden gebraucht, bevor er hoch gehen konnte, ohne sich anmerken zu lassen, wie unendlich sauer er war. Er wusste, es war besser gewesen, dass Lucius ihm die Liste nicht gezeigt hatte. Er hätte diese Kinder direkt ins nächste Leben geavadat. Er trat zu Harry, nahm ihm das Buch ab, dass der schon seit Minuten anstarrte, ohne auch nur ein Mal eine Seite umzublättern, hob ihn hoch, setzte sich auf seinen Sessel und den Grünäugigen auf seinen Schoß. „Wie lange geht das schon?“, fragte er einfach. Harry zuckte mit den Schultern. „Seit Beginn des Schuljahres.“ „Und da sagst du nichts?!“ „Ich... wollt doch nur nicht, dass ihr... was Dummes macht und dann... weggesperrt werdet! „Ich...!“ „Schhh,“ sanft strich Severus durch Harrys Haare. „Glaub mir, Lucius’ Rache wird trotzdem grausig sein. Auch, wenn sie legal ist.“ Dass er selbst erst mal durchgetickt wäre, leugnete er in keiner Weise. Er sah, dass der Grünäugige seine Hausaufgaben gemacht hatte, hielt ihn weiter fest. „Du solltest aufhören, dir immer so viele Gedanken zu machen. Wir sind dafür da, um dir zu helfen, aber das können wir nicht, wenn du uns nicht sagst, was Sache ist.“ Der Rest des Abends verlief ruhig, auch, wenn Lucius erst nach dem Essen wieder zurückkam, als Harry schon im Bett lag, aber nicht schlafen wollte, weil er sicher sein wollte, dass der Blonde zurückkam. Er stellte keine Frage, was Lucius in die Wege geleitet hatte, er wusste, er würde es vermutlich schneller erfahren, als es ihm lieb war. Und erst, als auch Lucius ins Bett kam, war der Grünäugige bereit, zu schlafen, eng an sie Beide gekuschelt... „Oh man, Harry! Du machst aber auch nie halbe Sachen!“, stellte Draco nur fest. Sie waren gerade im Manor angekommen, um dort Weihnachten zu verbringen. Der Blonde wusste, er war durchaus etwas gemein zu Harry gewesen, doch er hatte auch keine Lust, seinen Ruf und seinen Stand in der Schule zu verlieren, nur, weil er auf ein Mal überfreundlich zu seinem neuen Stiefvater war. Es war schon schlimm genug, dass er eine Gryffindor als feste Freundin hatte...Dadurch hatte er etwas Abstand gehalten und auch gar nicht mitbekommen, wie man Harry behandelt hatte. Harry zuckte mit den Schultern, mehr tat er gar nicht. Er sah keinen Sinn darin, die Geschichte weiter breit zu treten. Erst heute, kurz bevor die Schüler in die Ferien entlassen worden waren, hatte Lucius zugeschlagen. Und das ordentlich. Er hatte den Anderen davon abhalten können, Draco vorher was zu sagen, war eben vor allem mit Ron durch die Schule gezogen. Aber heut Morgen hatte es dann gedonnert. Harry hatte schon die irrige Hoffnung gehabt, dass nichts mehr geschehen würde, er hatte zwischen Ron und Hermine am Frühstückstisch gesessen. Doch das Essen war nicht aufgetaucht und ja, in dem Moment hatte er gewusst, dass Luc mal wieder ein Exempel statuieren würde. Und so war es gekommen. Statt dem Essen war gleich eine ganze Staffel Auroren aufgetaucht – mit Siri und James an der Spitze. Harry hatte einfach nur seinen Kopf in den Armen vergraben. Nicht, dass es was genützt hatte, denn in dem Moment hatte er auch schon die Stimme des Blonden gehört. Die Namen der Fünf, die ihn immer besonders bedrängt hatten. Ein Junge ein Jahr über ihm aus Ravenclaw, drei Gryffindors und sogar ein Huffelpuff. Wohl dank der Angst vor Draco, seinem Vater und Sev kein Slytherin... Diese fünf waren von einigen Auroren gepackt und mitgezerrt worden, mit der Anschuldigung auf mehrfach versuchte Vergewaltigung und Schikanierung. Sie waren aus der Schule ausgeschlossen worden und warteten nun auf einen Prozess, der darüber entscheiden würde, ob sie ihre Magie behalten oder sie verlieren würden und als Squibbs weiter leben mussten. Was vor allem die beiden Reinblüter entsetzte. Ja, und dann hatte die Ausfragerei begonnen. Von allen Seiten. Warum er nichts gesagt hatte. Ron, sein Vater und Siri hatten so lang drauf rum geritten, bis Sev zu seiner Rettung geeilt war. Sie machten sich Sorgen – jetzt, wo es vorbei war. Harry hatte das Entsetzen in den Gesichtern der Anderen gesehen, die ihn auch abgefangen hatten. Dass er sich nun doch zu wehren schien. Vielleicht würde er nun wirklich Ruhe finden. Es wäre schön, sich nicht die ganze Zeit umdrehen zu müssen, um sicher zu sein, dass er nicht verfolgt werden würde. Doch nach der Ausfragerei war Harry auch mehr als dankbar gewesen, als Luc und Sev ihn geholt hatten. Ihn und Draco und Hermine. Also war es nur eine Atempause, bis es weiter gehen würde. Er sah zu Draco. „Lass es bitte,“ murmelte er. Severus legte eine Hand in Harrys Nacken, sah Draco streng an. Er war ohnehin enttäuscht, dass sein Patenkind von alledem nichts gemerkt haben wollte. „Lass ihn,“ knurrte er nur. „Ihr habt ihm genug Löcher in den Bauch gefragt!“ Er nahm Harry an der Hand, er hatte ja gesehen, wie ihm das Ganze zu schaffen gemacht hatte und er wusste ja nur zu genau, dass der Grünäugige ein ungesundes Mitleid für Leute hatte, die sich ihre Probleme eigentlich selbst zuzuschreiben hatten. „Komm, wir bringen deine Sachen weg...“ Erleichtert lief Harry neben Sev nach oben, sah zu, wie der Tränkemeister die Taschen wieder aus seiner Robe holte und vergrößerte. „Wann kommt Luc?“, fragte er leise. „Er kommt in etwa zwei Stunden nach, denke ich,“ erklärte er. Lucius hatte sich Sirius und James angeschlossen, um sicher zu gehen, dass diese kleinen Ratten, die Harry das Leben schwer gemacht hatten, so untergebracht wurden, dass sie merkten, was sie getan hatten! Er wäre am liebsten auch mitgegangen, aber Luc hatte gemeint, dass Harry jemanden brauchen würde, nachdem sie ihn nicht vorgewarnt hatten und nichts. Harry nickte, ließ sich auf das riesige Bett sacken und legte sich hin. Er war fertig. Die vielen Blicke, danach die Fragen, es hatte ihn fast seinen letzten Nerv gekostet. Er war erleichtert, als Sev sich einfach zu ihm setzte und über seine Haare fuhr. „Warum habt ihr nichts gesagt?“, murmelte er. „Weil wir wollten, dass du nachts schläfst,“ konterte Severus ruhig. Er hatte sich nur den Umhang ausgezogen und sich direkt zu Harry gesetzt. Er hatte ja beobachten können, wie viele Blicke den Jüngeren gelöchert hatten, wohl wissend, was der Grund für die Verhaftungen gewesen war, die sicher viel Staub aufgewirbelt hatten. Nun, er konnte sich schon darauf einstellen, wieder Zeitungen zu verstecken, da war er sich sicher. Denn man würde mit Sicherheit wieder an allem Harry die Schuld geben, dass er nun mal falsche Signale gesendet hatte. Harry erwiderte nichts. Die anderen Beiden kannten ihn eben doch zu gut. Er lag inzwischen fast vollständig auf Severus’ Schoß und merkte, wie die Spannung langsam nachließ. Er wusste, schlimm würde es erst werden, wenn es wieder in die Schule ging und er freute sich schon jetzt darauf, wenn es vorbei sein würde. Er hatte lang nachgedacht, über die Vorschläge von Sev und Lucius, darüber, bei Sev seine Lehre zum Tränkemeister zu machen und er freundete sich immer mehr damit an, denn nun, wo er sich konzentrieren konnte, sah er erst, was für ein guter Lehrer Sev war. Und es machte ihm Spaß. Es war etwas, das er sich vorstellen konnte, dem Anderen bei Tränken helfen und die Pflanzen pflegen, vielleicht Letzteres mehr, als das eigentliche Brauen. Und er konnte auch im Alltag immer bei den Beiden sein, ohne weg zu müssen, um zu studieren. Er wollte keine große Karriere, sondern einfach nur glücklich sein können. „Ah, weit seid ihr ja nicht gekommen,“ stellte Lucius amüsiert fest, als er wiederkam und die anderen Beiden auf dem Bett wiederfand. Draco und Hermine machten gerade einen Spaziergang über das verschneite Grundstück, aber die Beiden waren mal wieder im Bett. Aber das hatte er auch erwartet. Harry hatte vollkommen am Ende ausgesehen, als sie aufgebrochen waren. Er setzte sich dazu, neben Sev, strich Harry über die Haare und küsste den Tränkemeister. Severus hob eine Augenbraue, aber allein das dunkel-zufriedene Gesicht sagte ihm, dass es gut gelaufen sein musste. „Er war müde, siehste doch,“ gab er trocken zurück. Doch auch er lächelte hämisch. Harry lächelte müde, sah auf und kuschelte sich wieder zusammen. „Was machen wir morgen?“, fragte er. Er wusste ja, dass Lucius meist irgendwas vorbereitet hatte. „Hier in der Nähe ist eine Muggelstadt und da gibt es etwas, das nennt sich Weihnachtsmarkt, da wollten wir morgen hin. Es ist immer sehr nett dort,“ lächelte er. „Und schrecklich muggel.“ „Wirklich?“, fragte Harry, der sich aufrichtete. Seine Verwandten waren da oft hingegangen, er hatte nie mit hin gedurft. Manchmal hatte er aber aus der Ferne beim Einkaufen die Lichter gesehen. „Ah, du kennst es also," lächelte Lucius. „Ja, wirklich. Das ist Tradition bei uns, am ersten Tag nach Beginn der Ferien fahren wir da hin und stopfen uns mit ungesunden Sachen voll, sehen uns kitschige Sachen an und vielleicht kaufen wir etwas, wenn es uns gefällt.“ Er strich eine Strähne aus Harrys Gesicht. „Warum gehen wir nicht auch etwas raus in den Garten? Er sieht toll aus mit all dem Schnee.“ Harry lächelte etwas, nickte und rappelte sich wieder auf. Er war zwar ein wenig müde, doch er wollte den Tag genießen. Ihn sich nicht noch mehr versauen lassen. Nein, er wollte die Ferien genießen! Wo Luc sich immer so viel Mühe gab! Und er liebte den Schnee! Sirius saß mit Remus, Tonks und James zusammen, er konnte es noch immer nicht fassen. Nun kam zu der langen Liste mit Problemen, die Harry durchgemacht hatte, auch noch Fastvergewaltigung und das Mobbing musste auch wieder um Einiges schlimmer geworden sein. Sie hatten sich in einem Pub getroffen, um etwas zu trinken. In einigen Tagen würden sie in den Gästeflügel von Malfoy Manor ziehen, um Weihnachten mit Harry und den Anderen zu feiern. Doch da war auch mehr, immerhin hatten sie nun Gewissheit, dass die Leiche, die sie gefunden hatten, Dumbledores unter mysteriösen Umständen verschwundene Schwester war, die von ihm umgebracht worden war. Das würde am nächsten Tag auch entsprechend in allen Zeitungen stehen. Nur war es kein Trost. Dumbledore war ihnen immer noch immer einen Schritt voraus, hatte weiterhin Helfer. Nicht mehr so viele, doch immer noch zu viele, um ihn endlich mal zu überraschen und festzunageln. Das war wirklich frustrierend! Sie mussten endlich mal Fortschritte machen! Aber das war schwer mit einer Truppe, die es im Grunde nicht einsehen wollte zu kämpfen, da sie immer noch Harry vorschieben wollten. Und die ihm unter der Hand auch die Schuld an dem gaben, was gerade wieder geschehen war. Schließlich würde es ja auch ein mehr als schlechtes Beispiel setzen, dass der Junge mit seinen Verlobten zusammen lebte, die nicht nur wesentlich älter, sondern auch noch sein Lehrer und sein Direktor waren. „Ich will diese Drecksschweine...!“ Remus legte Sirius erneut eine Hand auf den Arm. „Wir werden Tom und Dumbledore schon bekommen,“ erklärte er nur. „Und die, die Harry bedroht haben, werden wunderbare Ferien in Askaban verbringen.“ Nicht in den Zellen, an denen es Dementoren gab verstand sich. Denn auch diese irre geleiteten Idioten waren noch halbe Kinder. Ihre Verhandlung, auch nur ihre Anhörung, würde erst nach Weihnachten und Sylvester stattfinden. Sicher eine der Arten von Rache, die Lucius so genommen hatte. Es gab für Teenager nur wenig was schlimmer war, als Feiertage ohne die Verwandten, egal, was man nach außen hin Anderes behauptete. Denn Besuche würden nicht erlaubt werden, Geschenke oder ein Festessen noch viel weniger. Ja, Lucius war rachsüchtig. „Ja, aber wann! Am Ende.. ist er doch wieder mittendrin!“, ereiferte Sirius sich. „Du kennst ihn!“ James sah die anderen Beiden an, merkte mal wieder wie wenig er seinen Sohn kannte. Er konnte nicht viel machen, außer eben zu versuchen, die zu fangen, die den Jungen daran hinderten, ein normales Leben führen zu können. Er wünschte sich, dass er eher hätte da sein können, aber leider hatte das ja nicht geklappt. Er sah zu Tonks, die ihn anlächelte. Ja, Harry hatte Recht. Sie war wirklich toll und sie passte zu ihm. Sie hatte dieselben verdrehten Gedanken, so, wie es früher bei Sirius und Remus gewesen war, aber die waren, wie alle Anderen, erschreckend erwachsen geworden. Selbst sein eigener Sohn dachte, als wäre er mindestens fünfzig und ein Stratege auf dem Kriegsfeld. Darum konnte er den Jungen, den er auch wirklich mochte, kaum als Sohn sehen. Eher als einen Bruder oder so was. Neben Harry kam er sich selbst manchmal durchaus richtig dumm vor. Na, wenigstens konnte ihm im Job niemand was vormachen, eben weil er da auf so abgedrehte Ideen kam, die immer wirksam waren. Und das war es was er tun konnte. Harry das Leben geben, das der leben wollte, egal, was er selbst davon hielt. Nämlich gar nichts. Die Kerle, mit denen er im Grunde schon verheiratet war, waren in seinen Augen zu alt, viel zu alt und Beide zu rachsüchtig. Was, wenn Harry selbst mal am falschen Ende dieser Gemeinheiten endete? Oh, er hatte keinerlei Mitleid mit den Blagen, die sie heut eingebuchtet hatten, doch er fand es schon sehr hart, dass die Jungen nicht mal zu Midwinter oder Sylvester ihre Familien würden sehen dürfen. Auch, wenn sie kleine Verbrecher waren, gegen seinen eigenen Sohn. Aber hätte sein Kind so etwas getan, sicher, er wäre enttäuscht, aber deswegen wäre es immer noch sein Sohn! Nun, man würde sehen, was die Zukunft so brachte... Mit strahlenden Augen sah Harry sich um. Draco und Hermine hatten sich schnell abgesetzt. Irgendwo hin zwischen die Buden, doch er konnte sich schon hier, am Eingang, kaum an all den bunten Lichtern satt sehen. Oder an Luc und Sev in einfachen Muggeljeans, denn sonst, in Anzügen, wären sie aufgefallen, wie bunte Hunde. Es war toll hier und aus der Nähe weit beeindruckender als nur die Lichter aus der Ferne, die er so oft gesehen hatte. Allein die Düfte. Fett aus Fritteusen, gebrannte Mandeln, Bratwürsten und anderen Sachen. Lucius lächelte etwas, er strich leicht über Harrys Wange. Sie war gerötet und auch etwas kühl. Aber das war bei Minusgraden wohl kaum ein Wunder. „Willst du hier stehen bleiben?“, fragte er amüsiert. „Da drin gibt es noch mehr, das man sich ansehen kann... vorzugsweise aus der Nähe.“ „Allerdings,“ murrte Severus. Er hielt von dieser Tradition nicht wirklich viel, doch er durchlitt sie eben, wie jedes Jahr. Allerdings musste er zugeben, dass ihm der bewundernde Blick von Harry das Ganze ein Wenig versüßte. „Kommt, ich will ein Mal durch dieses Chaos, um zu sehen, was es zu Essen gibt, es wird Zeit für ein Abendessen.“ Lucius nickte, er lächelte, legte seine Hand um Harrys Taille, sah, wie Sev die Hand ihres Lovers nahm und lief los, langsam, damit er sich auch in Ruhe umsehen konnte. Denn Harrys Augen waren groß, wie die von einem Kleinkind, dass gerade erst die Welt entdeckte. Die vielen bunten Buden, die Christkindfiguren und all die anderen Dinge, die der Grünäugige bestaunte. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis sie auch nur ein Mal durch die Reihen gekommen waren, dabei waren es wirklich wenig Stände. Draco hatte er schon woanders gesehen. Am Brunnen, wo eine Muggelkrippe aufgebaut worden war, wo sie knutschten und irgendwas aßen, das mehr als suspekt aussah. Harry dagegen strahlte. So viele Dinge. Durch Luc und Severus hatte er viele Dinge aus der magischen Welt kennen gelernt und auf der Kreuzfahrt noch eine Menge andere Dinge, aber das hatte er noch nicht gesehen. Diese vielen Lichter, die Stände, die Sachen, die verkauft wurden. Vor Allem hatten es ihm die Kristallkugeln angetan, die es in allen Farben gab, geschliffen, so, dass das Licht sich in den Facetten spiegelte. Eingefasst waren diese Kugeln in die verschiedensten Dinge, kombiniert mit Holz und anderen Dingen. Und erst die Menschen. Sie alle sahen glücklich aus, erwartungsfroh, egal, ob sie besser oder nicht so gut gekleidet waren. Für Jeden schien irgendwas abzufallen und selbst die Kinder mit den schäbigsten Jacken strahlten über eine Tüte mit kandierten Nüssen. Die ganze Atmosphäre, sie war so... glücklich und doch hatte sie etwas Feierliches. Er merkte kaum, wie es weiter ging, genoss das Alles sehr. „Harry,“ murrte Severus etwas. Er war ja ganz froh, dass der Jüngere mit dem Ausflug zufrieden war, aber er war hungrig. Wirklich. Und dummerweise roch es nicht mal so schlecht überall. „Komm schon, es wird langsam Zeit, dass du dich für was zu Essen entscheidest. Also? Drum rum kommst du nicht.“ „Hab ich doch gar nicht vor!“, lächelte Harry. Im Gegenteil! Er hatte wirklich Hunger! Und alles hier roch so gut! „Aber... ich weiß nicht, was ich tun soll,“ gab er dann zu. „Das... das riecht alles so toll und...“ Lucius lachte leise. „Das ist nun wirklich das geringste aller Probleme!“, meinte er nur, deutete auf einen der Tische, die ein kleines Holzdach hatten und mit Lichtern behängt waren. „Der da ist frei, ihr Beide haltet ihn frei, ich bin gleich zu rück! Los! Marsch!“ „Kauf doch BITTE nicht alles auf!“, rief Severus noch hinterher, bevor er sich mit Harry an den Tisch stellte. Er hatte zwar Hunger, aber so sehr nun auch wieder nicht. Er stellte sich hin, sah zu dem Grünäugigen und wuschelte über dessen Haare. „Nun, wenigstens fühlt sich hier einer wohl....“ „Gefällt es dir denn gar nicht?“, fragte Harry verwundert. „Ich meine... nicht mal ein ganz kleines bisschen? Es ist toll hier! Die Lichter, die Leute, all die Sachen auf den Ständen! Kuck doch nur!“ „Es ist jedes Jahr dasselbe,“ murmelte Severus nur, doch er seufzte. „Ich ertrage es, wie immer. Du weißt, dass ich keine Menschenmassen mag.“ Nun, zumindest hatte Harry im Moment damit keine Probleme. Einfach, weil ihn hier Niemand kannte. Er war ein unbekanntes Gesicht unter Vielen. Niemand, der ihn beleidigte oder belästigte. „Aber es ist doch toll hier!“ „Dann ist es ja gut,“ murmelte Severus nur, er hob Harrys Kopf an, küsste ihn kurz und stöhnte dann auf. „Luc! Wer bitte soll das alles essen?!“ Der Blonde grinste etwas und begann, all die Pappteller aufzubauen. „So viel ist es nicht,“ gab er zurück, verteilte kleine, bunte Plastikgabeln, die Severus ohne ein Wort erst mal in normales Besteck transformierte. Er sah über seine Beute. Es waren zwei Currywürste, Pommes, Bratwürste, Kartoffelpuffer, Spieße, Maiskolben und frittierte Pilze, dazu eine der Pappdinger mit Mayo und Ketchup. „Nein, gar nicht,“ konterte Severus, er wollte seine Gabel in einen Pilz spießen, aber der verschwand vor seinen Augen – zu einem strahlenden Harry. Also nahm er den Nächsten, sandte Lucius einen mehr als warnenden Blick und steckte sich das Teil selbst in den Mund, wobei er sich auch noch verbrannte. Aber auch das war inzwischen irgendwie Tradition geworden. Wobei er es doch mehr genoss, als die letzten Jahre. Das erste Mal mussten Luc und er sich nicht verstecken und sie hatten Harry mit dabei. Der heute richtig zuschlug. Er hatte sich von den Pilzen über die Maiskolben zu dem Schaschlikspieß vorgearbeitet. „Du Armer,“ grinste Lucius nur, der gerade Harry das Schälchen mit der Currywurst zuschob. Auch er genoss es, den Jüngeren mal so reinschlagen zu sehen. Das war wirklich selten, da Harry kaum essen mochte, wenn er sich beobachtet fühlte und wenn er dann für sich war, war ihm die Lust auch vergangen. Was er verstehen konnte. Harry hörte das Geplänkel nur nebenbei, er war gerade im Schlaraffenland angekommen. Das waren Sachen, die er noch nie probiert hatte und sie schmeckten alle köstlich! Er merkte kaum, wie die Dinger schwanden, bis... auf ein Mal nichts mehr da war. Nicht, dass er noch Hunger gehabt hätte. Allerdings runzelte er die Stirn, als er die Blicke der anderen Beiden sah. „Was gibt es?“, fragte er verwirrt. „Nichts,“ winkte Lucius ab. „Aber es ist eine ganze Weile her, dass du so zugeschlagen hast.“ „War doch lecker!“, verteidigte Harry sich. „Das war kein Vorwurf,“ lächelte Severus nur, nahm Harrys Hand wieder in seine – nach einem Reinigungszauber. „Also los, dann kannst du dich noch mal richtig umsehen... und Lose ziehen oder so.“ Harry genoss diesen Abend. Es war Mitternacht, als sie zurückkamen und er hielt in der Hand einen der Kristalle, die er so bewundert hatte. Luc hatte darauf bestanden, es ihm einfach so zu kaufen. Sie hatten Lose gezogen, wobei sie eine Drachenkugel gewonnen hatten, die an Draco gegangen war, Harry hatte so lang gebettelt, bis Severus ihm ein Kuscheltier geschossen hatte und er hatte sich durch mehrere verschiedene Süßigkeiten gefressen. Er fühlte sich, als könne er rollen. Doch er war wirklich, wirklich glücklich. Oh, und müde, hatte er das erwähnt? Sie waren wie gesagt, erst nach Mitternacht wieder auf den Heimweg gegangen, nun war es um ein Uhr nachts. Er kuschelte sich näher an Severus, den Kristall fest in der Hand. Dass er noch stand war ein kleines Wunder. Severus lächelte, als er das merkte. Er strich dem Jüngeren durch die Haare, sah zu Lucius. „Ich denke, da gehören ein paar Leute ins Bett.“ Denn Draco und auch Hermine sahen nicht viel wacher aus. Lucius’ Blick glitt über die Anwesenden und er wusste, dass das ein gelungener Abend gewesen war. Er nickte. „Ich bringe Draco und Miss Granger auf ihr Zimmer, bevor sie im Flur einpennen, dann bin ich bei euch.“ Severus nickte, er hob Harry einfach auf, brachte ihn in nach oben und half ihm aus den Klamotten, legte ihn auf das Bett. Es dauerte auch nicht zu lange, bis Lucius wieder da war. Doch da war Harry tatsächlich schon eingeschlafen, den glänzenden Kristall und den Teddy noch immer in den Händen. Sanft nahm Severus ihm die Sachen ab, legte sie auf das Schränkchen und begann, sich selbst zu entkleiden. „Ich denke, das war wohl ein Erfolg...“ „Ja, das denke ich auch,“ stimmte Lucius zu, der sich ebenfalls entkleidete, dann ins Bett unter die Decke glitt. „Hoffen wir, dass ich das zu Weihnachten noch toppen kann...“ Kapitel 16: Kämpfe ------------------ Und Weihnachten, die ganzen Ferien, wurden ein Erfolg. Harry erholte sich von den Problemen in der Schule, er war einfach glücklich. Vorerst. Aber es war sehr schwer für ihn, als sie, zwei Tage nach Sylvester, zurück mussten. Innerlich hatte Harry Gedanken, die vielleicht nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen könnte. Er wusste es nicht, aber er war sich einfach nicht sicher, ob er noch ein Jahr aushalten würde, selbst, wenn zwischenzeitlich ein Wunder geschehen würde und seine Feinde gefangen werden würden, die Blicke, die Gerüchte würden bleiben. Die Zwillinge hatten letztes Jahr abgebrochen, was hinderte ihn daran, das auch zu tun? Oder die Schule daheim zu beenden? Er wusste, dass das möglich war. Sicher würden Sev und Lucius nicht begeistert sein, aber Harry wusste, er würde es einfach nicht mehr aushalten, zu viele Nerven hatte es ihn schon gekostet. Früher hatte er diese Schule als Rettung, als sicheren Hafen gesehen, aber in den letzten Jahren war er nur noch zu einem weiteren Horror geworden. Dieses Jahr würde schwer genug werden, danach wollte er das Handtuch werfen. Wie es weitergehen sollte, wusste er noch nicht. Auch, wenn Sev vielleicht enttäuscht sein würde, aber er wollte auch kein Tränkemeister werden. Ja, brauen konnte beruhigen, aber er wusste, er war nicht gut genug, um die wirklich delikaten Dinge in Angriff zu nehmen, das war das Fachgebiet seines Geliebten. Ihm machte eher die Pflege der Pflanzen Spaß, die Zubereitung von Zutaten und vielleicht auch einige Schlangen, deren Schuppen sich verwenden ließen. So konnte er Sev helfen und auch was Sinnvolles tun, musste aber auch die Schule nicht beenden. Ja, er musste mit den Beiden reden, aber das hatte Zeit. Nicht jetzt entschied Harry. Die Beiden hatten sicher genug um die Ohren. Sylvester war lange vorbei, der Schulalltag hatte sie wieder. Und damit waren auch alle Probleme wieder gekommen. Das Gestarre, die Anfeindungen, auch weiterhin Versuche, ihm was zu tun, waren weiter gegangen, als wäre nie etwas geschehen. Nur sie waren jetzt so schlau, ihre Gesichter zu verstecken. Aber sie machten weiter. Mit so was wie jetzt erst recht oder so. Noch hatte Harry nicht mit den Anderen geredet, da die so viel zu tun hatten, doch sein Entschluss stand fest: das hier war sein letztes Jahr in der Schule. Es war Ron, mit dem er geredet hatte und die Zwillinge. Sie wollten, dass er die Schule beendete, aber auch sie dachten, dass es sicher in Ordnung sein würde, dass er das von Daheim aus machen würde. Und nebenbei schon eine Ausbildung beginnen konnte oder so. Mit ihnen hatte er seine Pläne besprochen und sie verstanden ihn. Ron begleitete ihn meist überall hin und mehr als ein Mal waren sie abgefangen worden, gesagt, hatten sie es aber nur zwei Mal. Da Harry keinen Sinn darin sah. Nicht mal Sev und Luc hatten die Schuldigen finden können. Denn die waren einfallsreich. Aber er trug schon seit einer Weile ein Band, dass wenn etwas Schlimmes geschah, die Beiden sofort Bescheid wissen würden. Aber so wollte Harry nicht weiter machen. Nirgends allein hin gehen können, weil er Angst haben musste, es war doch, als hätte sich nichts geändert. Er fühlte sich nur oben in der Wohnung sicher, am besten, denn noch einer der anderen Beiden da war. Das konnte doch wirklich nicht sein. Nein, er würde aufhören. Vielleicht würde er das siebte Jahr von Zuhause aus machen, aber nicht hier. Seufzend schlug Harry das Schulbuch zu. Seine Hausaufgaben waren fertig. Er tat sich wirklich leicht mit dem Lernen, machte inzwischen nebenbei noch Arthimetik, einfach mal so, um ein besseres Fach in seinem Zeugnis zu haben, als Wahrsagen, was vollkommen unnütz war. Lernen war so ziemlich das Einzige, was er noch machen konnte, hier drin. Draußen wurde gerade Quiddich gespielt. Zu Beginn hatte er nicht mehr spielen können, weil er rein körperlich nicht mehr in dem Zustand war, das zu tun, dann war es zu gefährlich geworden. Man hätte ihn auch da fertig gemacht, ob in der Mannschaft oder von der Tribüne aus. Langsam trat er zum Fenster, sah hinaus. Von hier aus konnte er das Feld zum Glück nicht sehen, er wäre wahnsinnig geworden. Nicht, weil ihm so viel an dem Sport lag, sondern weil er sich immer mehr ausgeschlossen und hilflos fühlte. Er setzte sich, sah in Richtung Wald. Nein, so konnte es nicht weiter gehen. Vor allem nicht für ihn. Sev und Lucius wollten, dass er lebte und in seinen Augen war die einzige Möglichkeit, das zu tun, nun mal leider, diesen Ort zu verlassen. Aber es war eine Tatsache, dass ihn hier nichts mehr hielt. Seine Freunde konnte er auch woanders immer wieder treffen. „Harry...“ Severus hatte auf das Spiel verzichtet. Es war nicht so, als würde Slytherin spielen und ein so großer Fan von Sport war er wirklich nicht. Er wusste, dass Harry wieder litt. Man sah es an seinem Verhalten, daran, dass er wieder weniger aß und meist nur hier oben, dass er meist trotz des guten Wetters nur in der Wohnung war und sich nur in Büchern vergrub. Er beobachtete die Schüler und sah auch den Grund. Man hänselte den Jungen weiterhin und das manchmal wirklich heftig, er wurde ausgeschlossen und würde er noch im Turm schlafen müssen, er müsste vielleicht sogar um sein Leben fürchten. Er trat zu dem Grünäugigen, der wie so oft am Fenster saß und in Richtung Wald starrte, schloss ihn in die Arme und küsste ihn in den Nacken. „Bist du nicht beim Spiel?“, fragte Harry leise, er kuschelte sich nichts desto trotz in die Arme des Älteren. „Wozu?“, fragte Severus nur. „Du spielst nicht, Draco spielt nicht und Lucius ist da. Mehr braucht es wohl nicht. Ich bin kein großer Fan von so einem mörderischen Sport. Wie du auch weißt. Ich bin lieber bei dir... du brütest immer so viel, wenn man dich mal aus den Augen lässt...“ War der Zeitpunkt nicht so gut, wie jeder Andere auch? Er bot sich an. Harry sah auf, lächelte etwas in die dunklen Augen. „Ich... will nächstes Jahr nicht hierher zurück, “ gestand er leise. „Ich... hab wirklich lang darüber nachgedacht. Hier... sie behandeln mich, als wäre ich der Feind, ich kann nicht allein irgendwo hin gehen.“ „Du... willst die Schule abbrechen?“, fragte Severus entsetzt. Der Junge war hochintelligent! Würde er das tun, würde er sich alle möglichen Dinge verbauen! Ja, sicher, er musste sein Lebtag lang nicht arbeiten, aber das würde der Grünäugige doch auch nicht aushalten. „Harry, du...!“ „Nein, nicht... abbrechen, aber... daheim beenden, mit Fernunterricht oder so. Die Zwillinge haben gesagt, dass so was geht und... ich kann hier doch nichts machen, “ nuschelte er. „Sie sind dauernd hinter mir her, egal was für Strafen kommen. Sie geben mir an allem die Schuld...“ Severus drückte Harry einfach nur näher an sich. Es stimmte. So einfach war es. Ja, die fünf Jungen, die Harry das Leben zur Hölle gemacht hatten, waren verurteilt worden. Sie lebten, ihrer Magie beraubt, in Askaban, wenn auch nur für ein Jahr, bevor sie irgendwo ein Leben als Squibbs führen mussten. Aber das einzige Ergebnis schien zu sein, dass die Schüler besser geworden waren, ihre Angriffe zu tarnen und sich selbst zu verstecken. Harry wollte die Schule vom Manor aus beenden. Nun, an sich war dagegen nichts zu sagen. Und hatte Lucius nicht mal erwähnt, dass er schon ab dem nächsten Jahr einen Tränkemeister hierher holen könnte? Außerdem war Direktor auch nur ein Bürojob, den jeder einigermaßen mit Intelligenz gesegnete Mann machen konnte. Oder jede Frau, davon mal abgesehen. Lupin, wenn man ihn lassen würde. Harry Eltern. „Sev?“, fragte Harry leise. Er wusste nicht, ob der Andere sauer war, vor allem, da er nichts gesagt hatte, schon eine ganze Weile lang. Zumindest hatte die Umarmung sich nicht gelockert sondern verstärkt. „Ich... es wird mir einfach zu viel,“ versuchte er zu erklären. „Ich.. mag mich nicht mehr verstecken und ständig das Gefühl haben müssen, mich verstecken zu müssen, weil Jemand mit was tun will, ich kann ja nicht mal allein zum Klo gehen! Ich freue mich doch nur noch auf Ferien...“ „Das wäre sehr viel Arbeit und du brauchst Disziplin,“ gab Severus nach einer weiteren Weile zurück, in der er schon durchgegangen war, was er für seine Kündigung alles brauchen würde. Für ihn kam es nicht in Frage, dass Harry abbrach, aber zuhause lernen, das war was Anderes. Er verstand, dass Harry nicht mehr mochte und immerhin sagte er dieses Mal etwas, statt nur vor sich hin zu leiden. Er hatte scheinbar sogar schon einen Plan gefasst. „Das hab ich!“, Harry lächelte Severus an: „Das weißt du,“ erklärte er. „Ich will einfach nur nicht mehr auf jeden Schritt und jedes Wort achten müssen.“ „Ich verstehe,“ erklärte Severus nur, hob Harrys Kopf und küsste ihn sanft. „Wir reden mit Luc und sehen, was nötig ist,“ er strich eine Strähne aus der Stirn des Jüngeren. Ja, Harry schlief wieder schlechter und aß weniger. Und auch er fühlte sich hier immer unwohler. Weil ihm das Gestarre auf die Nerven ging. Einige der Schüler hatten doch tatsächlich den Nerv gehabt, aufmüpfig zu werden. Oh, er kam damit klar, er wurde einfach biestiger, doch er hasste es zu sehen, wie Harry litt. Schon wieder, nach all dem, was er ja schon durchgemacht hatte. Das war einfach nicht fair! Harry nickte nur, er genoss die Nähe, wie immer, ließ sich nur zu gern hoch heben und auf Severus’ Schoß setzen. Er liebte das Kuscheln. Nun, alles Andere was sie zusammen taten auch aber das hier eben besonders. Sich nicht mehr allein fühlen müssen, endlich Jemanden zu haben, der mal für ihn Entscheidungen treffen konnte und das nicht ausnutzen sondern zu seinen Gunsten tun würde. Hier, bei diesen Beiden, war er das erste Mal zur Ruhe gekommen. Severus sagte nichts, wenn er mal wieder Chaos verbreitete, er räumte auf, was ihn störte und der Rest blieb eben erst mal liegen. Und Beide ließen es zu, dass er sich einfach auf ihre Schöße hockte, sich zusammenkuschelte und dort blieb, ohne sich zu rühren, sie schienen es sogar zu mögen. Der Tränkemeister seufzte einfach nur, kraulte Harry, der sich mal wieder zusammengerollt hatte, wie eine Katze. Ein kleiner Kater. Man hatte Harry von Anfang an zu viel zugemutet. Es war klar, dass ein solcher Teenager irgendwann nicht mehr konnte. Außerdem würde der Jüngere so auch etwas aus der Öffentlichkeit raus gerückt werden, was ihm sicher auch mal gut tun würde. Zwar machten Black, Potter und Lupin endlich mal Fortschritte, aber es ging ihm immer noch zu langsam. Statt Dumbledore oder Tom zu verhaften, hatten sie nur weitere Mittelsmänner erwischt. Gut, der Alte dürfte keine Nacht mehr schlafen können und musste mit Sicherheit dauernd das Bett wechseln und kam so auch nicht dazu, neue Untaten zu planen, doch er war immer noch da draußen... „Wir regeln das,“ versprach Severus leise. „Vielleicht ist es wirklich das Beste...“ Albus lächelte dunkel. Seine Rache. Es war ohnehin höchste Zeit gewesen und er hatte viele treue Leute schon auf dem Weg hierher opfern müssen, aber es hatte sich voll und ganz gelohnt. Und wen interessierten schon Opfer? Er würde deren Familien, wenn er an der Macht war, eine höhere Stellung zugestehen. Die, die tot waren, hatten Pech gehabt. Die, die gefangen waren, würde er befreien und später wieder einsetzen. Aber was wirklich geschehen würde, war ihm egal, solang nur er seinen Triumph haben würde! Wen interessierten schon die Namen, die seinen Weg pflasterten? Die würden in den Geschichtsbüchern verloren gehen. Wie bei allen großen Herrschern, ob in der magischen oder der Muggelwelt. Wer erinnerte sich schon an die, die deren Wege gepflastert hatten? Pah! Nur er würde bleiben! Als ein zweiter Merlin! Dafür würde er schon Sorge tragen! Albus sah auf. Die Schule. Ein bekanntes Gebäude, das er fast schon vermisst hatte. Es war so einfach gewesen, dort die Schüler nachhaltig zu manipulieren, auch, wenn er hier gravierende Fehler eingestehen musste. Potter. Erst Senior dann Junior. Er war zu sanft zu ihnen gewesen. Ein Fehler, den er nicht wiederholen würde. Noch überlegte er, was er mit den Beiden zu tun gedachte. Der Ältere musste die Bildfläche auf jeden Fall verlassen. Vielleicht in einer öffentlichen Verbrennung bei lebendigem Leibe zusammen mit seinen mehrfach verfluchten Eltern. Ja, das war gut. Und Potter, die kleine Ratte musste zusehen. Denn den wollte er behalten. Als persönliches Spielzeug. Zum Quälen. Denn für etwas Anderes war er nicht mehr gut. Ursprünglich hatte er den Bengel mit seinen grünen Augen für sein Bett haben wollen, aber dafür war er zu beschmutzt. Pah! Mit Malfoy und Snape! Die würde er einfach mit Muggelmethoden zu Tode foltern! Ja, das würde er tun! Denn manchmal hatten Muggel wirklich tolle Ideen! Das würde ein Konzert der Schreie werden und Potter musste zuhören! Nun, selbstverständlich würden auch Lupin und Black ins Gras beißen müssen. Beide waren ihm ein Dorn im Auge, jetzt noch mehr als vorher, einfach, weil er gedacht hatte, sie schon so klein gehabt zu haben, dass es keine Probleme geben musste, aber nein, kaum tauchte Potter Senior auf, waren sie wieder normal, stark und selbstbestimmt! Pfui! So viel Arbeit für die Katz! Aber das würde er nun korrigieren! Mit einer Hand machte er eine schnelle Bewegung und zwei seiner Leute stürmten los in Richtung Geheimgang. Sie standen hier im verbotenen Wald, den er aus vielen Gründen hatte sperren lassen, die Sicherheit der Schüler war dabei vollkommen gleichgültig gewesen. Hier hatte er, als habe er es gerochen, eine Art Notfallmagazin eingerichtet und es gab einen Gang, der bis in die große Halle führte. Genau den öffneten diese Beiden, so, dass er nur bequem die Treppe heruntersteigen musste. Es war mitten in der Nacht. Er wollte noch vor dem Morgen im Turm des Direktors sein, mit mehreren seiner Leute, die Malfoy und Snape festnehmen sollten, er würde sich nur auf Potter konzentrieren. Oh, er freute sich schon darauf, den Jungen zu foltern! Das würde seine Beschäftigung für diesen Abend sein! Und für viele, die darauf folgen würden! Denn die Schirme würden ihn nicht aufhalten, er unterwanderte sie mit Hilfe des Geheimganges, durch den schon Salazar Slytherin seiner gerechten Strafe entgangen war. Nun, diesen Vormittag, denn so lange würde es dauern, den Weg zurückzulegen, würde es eine böse Überraschung geben. An einem Sonntag, an dem Tag, an dem man es gewagt hatte, ihn zu vertreiben, ihn in die Flucht zu zwingen! Aber heut Abend, heut Abend würde er wieder Herr seines Schlosses und der Welt sein, die so undankbar war! Dazu kam, dass auch Tom heut Abend da sein würde. Natürlich würde er den Besten nachher ans Messer liefern, aber vorher konnte er noch helfen, Feinde zu beseitigen. Der Dummkopf dachte allen Ernstes, dass er, gerade er, vor hatte, seine Macht zu teilen! Die Leute sollten sich warm anziehen!! Harry mochte gar nicht aufstehen, er hatte die Nacht so schlecht geschlafen wie noch nie zuvor in seinem Leben. Fast die gesamte Nacht über hatte er zitternd zwischen den Beiden gelegen, die versucht hatten, ihn zu beruhigen. Was das erste Mal, seit er sie kannte, nicht wirklich gelungen war. Auch gerade jetzt lag er da, auf Severus’ Brust, während der Tränkemeister ihn etwas streichelte. Auch Lucius’ Hand lag auf seinem Rücken. Aber aus einem ihm selbst nicht erfindlichen Grund hatte er Angst, dass das das letzte Mal sein könnte, wenn einer von den Beiden das Bett verlassen würde. Etwas, dass sich wohl kaum verhindern lassen würde. Luc musste nachher noch an Akten arbeiten, denn mal wieder hatten Beide beschlossen, ihr Leben umzustellen, für ihn. In vier Wochen würde auch das Schuljahr zu Ende gehen. Vor einer Woche hatten sie sich mit seinem Vater, seinen Großeltern, Remus und Siri zusammengesetzt, um zu klären, wie es mit dem Heimunterricht laufen würde, wobei er erst dann erfahren hatte, dass auch Sev und Lucius die Schule verlassen würden. Draco würde vermutlich hier bleiben, aber dem kam ohnehin niemand dumm. Weil der sich wehrte und weil sein Stand zu hoch war. Doch gerade jetzt kamen Harry diese vier Wochen wie eine unerreichbare Ewigkeit vor. Er hatte Angst, ob sie allein nur diesen Tag überstehen würden. Daran änderte auch die Ruhe nichts. Oder die streichelnden Hände. Sein Magen fühlte sich an, als wäre er aus Eisen und würde noch von einer Faust zusammengequetscht. Severus sah auf seine Brust herunter. Diese Nacht war alles Andere als ruhig gewesen. Harry hatte immer noch manchmal Alpträume und das war normal, die hatte wohl Jeder, aber so heftig hatte er sie noch nie erlebt. Er war nicht zum Schlafen zu bewegen gewesen, klammerte sich an ihm fest und wurde unruhig sobald Lucius aufhörte, ihn zu streicheln. Er war sich ziemlich sicher, dass da was gewaltig stank. Aber sehr gewaltig. Das Dumme war nur, dass sie Beide nun aufstehen mussten. Luc hatte Bürokram zu erledigen, der nicht verschoben werden konnte und er selbst musste auch beginnen, einige Auflistungen zu machen, wenn er nun in vier Wochen gehen würde. Vermissen würde er die Schule kaum, er verband ja nur wenige gute Erinnerungen mit dem düsteren Kasten, der trotz all der Arbeiten nur sehr langsam freundlicher wurde. Und seine guten Erinnerungen nahm er mit. Luc, der endlich wieder in der Politik arbeiten konnte und Harry, der bei ihm lernen und ihm zur Hand gehen wollte. Auch Lucius hing ähnlichen Gedanken nach. Er machte sich Sorgen. Ja, Harry war anhänglich, aber so hatte er nicht mehr geklammert, seit ihre erzwungene Trennung überwunden worden war. Und das nur wegen eines verdammten Alptraums. Diese Nacht war grausig gewesen. Er strich weiter über Harrys Rücken. „Es hilft nichts,“ merkte er leise an. „Wir müssen aufstehen. Und warst du nicht heut mit Miss Granger und meinem Sohn verabredet?“ Auch der Blonde war wirklich froh, sich bald wieder dem widmen zu können, was er wirklich gern tat. Politik war für ihn etwas, wie für andere Leute ein gutes Schachspiel. Und er war ein Meister. Nicht, dass er so scharf auf den Posten des Ministers war, er agierte lieber aus dem Hintergrund, aber das tat er bis zur Perfektion. Nur hier ging das nicht oder nicht halb so gut wie früher. So eine Schule brauchte Kraft und volle Konzentration, da war für politische Spielchen keine Zeit mehr. Aber he, diese beiden Jahre hatten ihm vollkommen gereicht! Sollte doch ein Anderer übernehmen! Und er würde weiterhin Lupin vorschlagen. Mit einem guten Vertreter würde das sicher möglich sein. Im Notfall sogar Black. Dem Mann ging es schon lang nicht mehr um seinen Job als Auror, ihm ging es nur noch darum, die Gefahr für seinen Patensohn und Erben aus der Welt zu schaffen, danach würde er sich vermutlich ohnehin hier als Lehrer bewerben. Harry seufzte leise. Ja, stimmte. Sie waren verabredet. Wie jeden Sonntagnachmittag. Doch er wollte nicht gehen. Auf gar keinen Fall. Er kuschelte sich enger an Sev, aber auch der begann, sich aufzurichten, auch, wenn er erst noch auf dessen Schoß saß. Die Beiden konnten nicht dauernd nur bei ihm sein, sie mussten auch ihren Job machen. Er durfte nicht so verdammt selbstsüchtig sein! Es waren doch nur noch vier Wochen, dann würde alles in Ordnung sein! Dann war es vorbei! Er konnte daheim lernen, musste keine Angst mehr haben, in Menschenmassen zu geraden oder verfolgt zu werden! Er musste den dummen Traum vergessen und einfach weiter machen! Vier Wochen, predigte er sich selbst. „Komm, Kleiner,“ lächelte Lucius einfach. „Wir frühstücken und dann kannst du zu Draco und Hermine. Es ist ein wunderschöner Tag. Es wäre eine Schande hier drin zu hocken.“ Essen?! Nein, alles, was Recht war, er würde nicht einen Bissen runter würgen können! Er schüttelte den Kopf. „Ich... hab wirklich keinen Hunger... bitte? Ich... komme mittags dann, aber...“ Es war Severus, der schließlich nickte und leise seufzte. „Also gut, aber dann musst du nachher essen, “ bestimmte er. Er wusste, dass man manchmal nach schlechten Träumen einen unruhigen Magen hatte und eine Kotzattacke wollte niemand. Er hielt Harry weiter fest, der Grünäugige schien noch nicht wirklich in der Lage, loszulassen. Nach einer solchen Nacht vielleicht auch verständlich. Nichts desto trotz mussten sie den Tag beginnen. „Komm,“ sprach er leise. „Geh schon ins Bad, nach einer Dusche fühlst du dich sicher besser. Und dann kannst du los gehen, Ich muss runter ins Labor und Luc muss auch einen Kontrollgang machen.“ Harry nickte. Nur ungern löste er seinen harten Griff um den Hals des Anderen.“ Ver... versprecht mir nur, dass... ihr wirklich vorsichtig seid,“ bat er leise. Dieses Gefühl, es wollte nicht mal schwächer werden, obwohl es doch sonst nach dem Aufwachen verschwand! Severus und Lucius runzelten die Stirn, sahen sich an, nickten und lächelten beruhigend. „Wir sind immer vorsichtig,“ erinnerte der Tränkemeister. Was stimmte, sie Beide hatten mehr als einen Zauberstab, auch immer dabei und sie waren gesund paranoid. „Na los, geh schon ins Bad, wir sehen uns dann später.“ Harry nickte, stand auf, er küsste Beide noch mal ausgiebig bevor er ins Bad verschwand. Er hatte immer noch ein wirklich schlechtes Gefühl, das nicht mal das warme Wasser auszulöschen vermochte. Er hörte, wie erst der Eine, dann der Andere seiner Geliebten die Wohnung verließ und es war, als habe er körperliche Schmerzen. So sehr, dass er regelrecht aus seiner eigentlich geliebten, heißen Wanne flüchtete. Er lief in ihr Schlafzimmer. Zwar hatte Sev wie so oft Kleidung für ihn raus gelegt, doch die zog er nicht an. Statt seiner geliebten Jeans und dem leichten Shirt holte er eine schwere Hose aus dem Schrank. Sie war ein Geschenk von Siri und Remus zu Weihnachten, weil er so oft Angst hatte, sie war mit Zaubern besprochen, eine Art Kampfhose sozusagen. Vermutlich war es albern, aber das war ihm gleich. Auch, wenn es viel zu warm dafür war, zog er sie an, mit dem dazu gehörigen Pullover, seinen Zauberstab tat er, nicht wie sonst, in seinen Ärmel, er steckte ihn an das Bein. Erst dann trat er durch die Tür ins Büro, aber schon an der nächsten Tür zögerte er wieder. Als könne er verhindern, was geschehen würde, wenn er blieb, wo er war. Nein, das war doch nur Einbildung! Er durfte sich nicht von seinen Träumen verrückt machen lassen! Das war es, was Sev und Lucius ihm immer gepredigt hatten! Er atmete noch ein Mal tief ein und aus, dann öffnete er die Tür, ging die Wendeltreppe herunter. Nur, um schockstarr stehen zu bleiben, regelrecht gelähmt. Oh Merlin! Er hatte Recht gehabt! Er... wie?! Wie war der Alte durch die Schilde gekommen? Warum hatte es nicht mal einen Alarm gegeben?! Und er war nicht allein! DA waren Männer und Frauen, mehrere, einige kamen ihm vage bekannt vor und sie... Nein! Das...das war Lucius! Er lag auf dem Boden, der Zauberstab ein Stück von ihm entfernt und auch Sev...! Nein! Ohne zu denken, stürmte er los, riss den Zauberstab wieder aus seinem Versteck, begann, praktisch blind zu zaubern, ohne nachzudenken oder sonst was. Er tat, was sein Gefühl ihm sagte, während er nur hoffen konnte, dass irgendwer kommen und ihm helfen würde. Er musste was tun! Sev und Lucius durfte nichts passieren! Es war sein Job, das zu vereiteln! Er merkte kaum, wie ein Hirsch aus seinem Zauberstab sprang, geisterhaft durch die Reihen brach und verschwand. „Harry, Harry, Harry, “ höhnte Albus mit säuselnder Stimme. „Glaubst du wirklich, dass dieser lächerliche Widerstand etwas bringt, du kleine Ratte? Dass du gewinnen kannst? Du wirst wieder deinen Platz einnehmen, als mein Unterhaltungsprogramm, zusehen, wie ich jeden umbringe, der dir nahe steht, wie ich es versprochen habe...“ Er genoss den Anblick, wie der dumme Junge sich vor den schon am Boden liegenden Lucius warf, um ihn vor einem an und für sich recht harmlosen Schneidezauber zu bewahren, der leider zum Großteil an der dummen Kleidung des kleinen Verräters erlosch. Das war dumm und ungeplant, aber auch nur eine kleine Verzögerung. Was bitte sollten ein Sechzehnjähriger und ein fast Vierzigjähriger, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, schon groß gegen ihn ausrichten? Harry aber sah gar nicht ein, aufzugeben! Nein! Nein, nein, nein! Er funktionierte wie auf Autopilot, er wusste, Luc und Sev waren verletzt! Die Beiden hatten ihn immer geschützt, jetzt war es an ihm, die Beiden zu schützen, bis Siri und sein Dad kamen! Auch, wenn er immer erschöpfter war, ein crucio erwischte ihn, doch der Schmerz hielt ihn nicht auf. Er war nicht so schlimm, er war inzwischen wirklich mehr gewohnt. Was Harry aber Angst machte, war, dass Dumbledore Anweisungen gab, ihm ja keinen bleibenden Schaden zuzufügen, da er als Dumbledores Spielzeug heil zu sein habe. Nein! Niemals! Er war nicht bereit wieder zu der Zeit zurückzugehen, in der er noch vor zwei Jahren gesteckt hatte! Das gab ihm neue Kraft. Worte kamen aus seinem Mund, die er gar nicht kannte, er spürte, wie seine innere Magie sich ausweitete. Er wollte nur Sev und Lucius schützen! Mit allem, was er hatte! Nur nebenbei hörte er das Gefluche, scheinbar hatte er irgendwas gemacht, dass es den Anderen schwer machte, irgendwas zu tun. Aber das Beste war, als er spürte, wie jemand sich an seinen Rücken stellte, für Sekunden streiften lange, schlanke Finger seine Hand, dann sah er auf der anderen Seite etwas Weißes. Mehr brauchte er nicht, er machte weiter, bemühte sich. Er wurde auch getroffen, immer wieder, auch, wenn es schließlich weniger wurden, die auf ihn los gingen. Das Kreischen von Dumbledore hörte er nur am Rande. Es klang inzwischen alles Andere als selbstsicher, sondern empört und voller Hass. Und dann... hörte das alles auf. Es schien vorbei, keine weiteren Angriffe folgten. Mühsam richtete Harry seinen Blick weg von dem letzten Gegner, sah tatsächlich Siri da stehen, in voller Rüstung, mit einem Ausdruck im Gesicht, den man mit viel Verschönerung als mörderisch hinstellen konnte. Er und Remus, der hier mit Gold leuchtenden Augen stand, hielten Dumbledore fest, der kreischte, wie ein kleines Kind. Sie hatten ihn. Langsam drang die Erkenntnis zu Harry vor. Es war vorbei. Es war endlich vorbei. Dumbledore war gefangen. Er spürte, wie seine Beine einfach unter ihm weg sackten, bevor alles um ihn herum schwarz wurde. Es war vorbei... Albus konnte gar nicht anders, als sich die Hände zu reiben. Dieser dumme Junge mochte nach Hilfe betteln, aber niemand kam einfach so in die Schule! Dafür hatten seine Schilde gesorgt und um das zu ändern hätte man schon davon wissen müssen! Der Bengel mochte herumspringen, doch das machte das Ganze nur witziger. Zwar kam erst Snape, dann Malfoy wieder auf die Beine, aber was wollten die schon gegen so viele Leute tun? Nein, das war alles kein Grund, unruhig zu werden. Nur ermahnte er seine Leute, dass Potter heilbar bleiben musste. Es war so lustig! Wie die dumme Schutzkleidung doch endlich in Fetzen hing und tiefe Schnitte sich durch das Fleisch zogen, Blut aus den Wunden perlte. Was ihn aber ärgerte, war dieses Schimmern um die anderen beiden Verräter herum, nicht mal ein crucio konnte diese Schilde durchbrechen! Das hätte gar nicht sein dürfen! Aber lang konnte das auch nicht dauern! Dann eben auf die brutale Muggelart! Er würde heut Abend bei einem Gläschen Cognac die erste Folterstunde genießen! Komme, was wolle! Doch dann kam es zur Katastrophe. Nein! Das durfte nicht sein! Wie ging das! Das war gar nicht möglich! Wie waren die rein gekommen?! Das... das... das waren doch mindestens.... vier volle Staffeln mit Auroren! Er hob seine Arme, gebot ihnen mit erhobenen Armen, zu gehen. Doch nichts dergleichen! Diese Irren stürzten sich auf seine Leute und begannen, sie nach und nach niederzuschlagen und außer Gefecht zu setzen! Aber das Schlimmste war, dass auf ein Mal ein irrer Werwolf, ein verurteilter und fälschlicherweise freigesprochener Verbrecher und seine ehemalige Marionette auf ihn los gingen! Auf ihn! Den König! Den Herrn! Nein! Niemand durfte das! Er schrie, er kreischte, er befahl seine Leute zu sich, doch es half nichts, sein Zauberstab war auf ein Mal weg – und dann landete eine Faust mitten in seinem Gesicht. „James!“, rief Sirius, überließ es Remus, den Alten festzuhalten. „Wir bringen ihn nicht um,“ befahl er knapp, sah zu den Dreien, die immer noch umgeben waren von den nun umgefallenen Angreifern. Wobei Harry in dem Moment vor ihren Augen zusammen sackte, gerade mal so aufgefangen von Lucius und Severus, die selbst mehr tot als lebendig aussahen. „Hol deine Mutter, wir brauchen Heiler, “ befahl Sirius, froh, dass das Schlimmste vorbei war. Er hatte von den Gefangenen erfahren, dass Tom von dem Alten nur gesteuert wurde, wenn der Beste keine Anweisungen mehr bekam, war es wohl machbar, ihn ebenfalls zu überwältigen. Aber erst mal musste er selbst den Schock überwinden. Ihm war das Herz in die Hose gerutscht, als Harrys Patronus ihn erreicht hatte. James starrte den Mann an, der erst sein, dann das Leben seiner Familie zur Hölle gemacht hatte. Doch den Tritt in dessen Weichteile konnte er sich doch nicht verkneifen, bevor er sich umwandte, zu Lucius und Severus ging, die Beide nicht gut aussahen. Er schickte seinen eigenen Patronus los, ging dann in die Knie. „Was ist mit ihm?“ Severus, dem immer noch alles weh tat, sah nicht mal auf, während eine Hand sich um eine besonders stark blutende Wunde legte, sie zudrückte. „Er verliert Blut,“ bellte er ungehalten. Merlin, da war er einfach auf dem Weg ins Labor gewesen und hatte Luc gesehen, wie er gerade umkippte! Und er hatte gewusst, dass Harry auch bald kommen würde! Sie hätten auf den Jungen hören sollen, als der sie gewarnt hatte! Hastig griff er nach einem blutstillenden Trank, aber viel mehr konnte er erst mal nicht machen. Auch Lucius, der länger gebraucht hatte, um wieder auf die Beine zu kommen, strich nur über Harrys Haare, er war noch nicht wirklich in der Lage zu begreifen, was gerade geschehen war... Kapitel 17: ...forever after ---------------------------- „Wie geht es ihnen?“, fragte Sirius ruhig, als er in die Krankenstation kam. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, Dumbledore selbst in Askaban abzugeben – mit all dem dazugehörigen Prozedere, was er sehr genossen hatte. Man hatte dem Alten jedes – wirklich jedes – Haar am Körper abgeschnitten, egal, wie versteckt und das nicht mit einem Zauber, sondern mit der blanken Klinge von einem wenig sanften Kerkermeister. Was natürlich zu schmerzhaften, aber nicht bedrohlichen Verletzungen geführt hatte. Und dann erst die Kontrolle der Körperöffnungen. Es war Musik in seinen Ohren gewesen, wie der Alte gekreischt und versucht hatte, sich zu wehren. „Sie sind nicht hier,“ erklärte Nanette ruhig. Sie hatte ausgeholfen, nachdem sie ihrem Enkel geholfen hatte. Hier gab es viele vollkommen verstörte Kinder – und die, die bei Dumbledore mitgekämpft hatten und die später noch vor Gericht mussten. Die Jugendlichen taten ihr Leid, aber auch in diesem Alter sollte man es besser wissen, als einem Verbrecher zu helfen, der überall gesucht wurde. „Wo um Himmels Willen sind sie?!“ „In ihrem Schlafzimmer,“ erklärte Nanette. „Sie wollten nicht, dass Harry in der Krankenstation aufwacht, allein in einem Krankenbett.“ „Aber die sind doch selbst verletzt, verdammt noch mal!“, begehrte Sirius auf. „Die...!“ „Severus ist soweit fast vollkommen in Ordnung,“ gab Nanette ruhig zurück. „Und Lucius hat es nicht so schlimm getroffen, wie es erst mal aussah, er hat eigentlich nur einen Trank gegen die Folgen des crucio gebraucht.“ „Also hat mal wieder nur Harry in den sauren Apfel gebissen?“ Nanette seufzte, nickte aber dann. „Ja,“ gab er zurück. „Harry hat es ziemlich erwischt, aber seine Wunden sind geschlossen, er dürfte morgen wieder aufwachen und in zwei Tagen ist alles wieder in Ordnung, er kann nächste Woche auch schon wieder in den Unterricht. Ich denke, das richtige Problem ist sicher wieder der Schock.“ Sirius rieb sich die Stirn. „Wo ist James?“, fragte er schließlich. „Ich dachte, er wäre bei Harry hier...“ „Oh, er war hier, aber dann ist er ins Ministerium, um nach Neuigkeiten bezüglich Voldemort zu fragen. Bei Harry hat er sich nutzlos gefühlt. Der Junge hat sich von niemandem anfassen lassen, außer von Severus und Lucius. Darum hab ich auch erlaubt, dass sie ihn mit hoch nehmen, hier ist alles viel zu offen und dazu noch die Gerüchte...“ „Welche Gerüchte?“, fragte Sirius sofort alarmiert. „Das Ganze ist keine drei Stunden her!“ „Jeder weiß schon Alles und Alles besser als die Anderen,“ erklärte Nanette nur. Was genau sie sagten, behielt sie für sich, denn das würde Sirius zu Recht so aufregen, dass er was Dummes tun konnte, Merlin, sie hätte es fast getan! „Also im Grunde das Übliche,“ stellte Sirius nur fest. „Und wo ist Remus?“ „Hier,“ meldete sich der geschaffte Werwolf, strich über Sirius’ Arme. Erst hatte er viel in den Kampf gesteckt und der Rest Energie war darin geflossen, seinen inneren Werwolf zu beruhigen. „Wie lief es?“ „Gut,“ lächelte Sirius finster. „Sehr gut. Ich gehe auch gleich zurück, wegen der Befragung, ich wollte James und dich holen. Und Tonks natürlich...“ „Dann holen wir die Beiden...“ Lucius rieb sich seine Hand. Das linke Gelenk war gebrochen gewesen und zwickte noch etwas. Außerdem war vor allem sein Stolz verletzt. Er hatte sich überrumpeln lassen, wie ein blutiger Anfänger! Da war es kein wirklicher Trost, dass es Severus auch getroffen hatte. Was für ihn wirklich schlimm war, war, dass es Harry gewesen war, der ihn und Sev hatte retten müssen. Nur sein Auftauchen hatte ihnen genug Zeit gegeben, um sich wieder auf die Beine zu arbeiten. „Deine Hand?“ Lucius wandte sich um, wo gerade der Tränkemeister aus dem Bad trat, Sev sah selbst gerade ein wenig kaputt aus, mitgenommen, aber wie er selbst hatte er keine Verletzung mehr. Die Schlacht lag nun einen Tag zurück und sie warteten darauf, dass Harry aufwachen würde. Der Jüngere war seit der Schlacht wegen Blutmangel bewusstlos. Sie hatten ihn von der Krankenstation hierher gebracht, da dem da nicht mehr geholfen werden konnte. Er musste nur überwacht werden und das konnten sie auch machen. Besser, als die Anderen da unten, die mehr als einen Patienten hatten und sich nicht nur um eine Person mit Alpträumen kümmern konnten. „In Ordnung,“ ergab er nur zurück. „Sie nervt, mehr nicht.“ „Na dann,“ murmelte Severus, der noch etwas Kopfweh hatte, aber das würde schon noch vergehen. Er setzte sich ans Bett, strich über Harrys Haare, so, wie der es liebte. „Hast du was Neues gehört?“ Lucius nickte, warf eines der Revolverblätter der magischen Welt zu dem Tränkemeister. „Es hat mich aus den Socken gehauen... das sollte Harry wirklich nicht zu sehen bekommen... Aber ich bin schon mehr oder weniger auf dem Weg,“ erklärte er dann kühl. „Ich habe Fudge hierher bestellt, zusammen mit mehreren Reportern!“ Severus runzelte die Stirn, er nahm die Zeitung, überflog sie – und stieß ein Knurren aus. „Das kann doch nicht...!“ „Es ist.“ Schnaufend starrte der Tränkemeister auf das Papier, das einfach nur noch in Flammen aufging. „Ich glaube das nicht! Das kann doch nicht..!“ „Es ist wirklich das Beste, wenn er die Schule nicht hier beendet und wenn wir seine Sachen über Karkaroff einschicken. Der ist uns eh noch was schuldig. Ich fasse es nicht! Harry mit wegsperren! Weil er zu stark ist und eine Gefahr...!“ „Sev,“ unterbrach Lucius hastig, legte dem Anderen eine Hand auf den Arm, deutete auf Harry, der bei den lauten Worten heftig zusammengezuckt war. „Beruhig dich,“ bat er nur, strich dann dem Jüngeren über die Wangen. „Harry,“ sprach er leise. „Harry, komm, wach auf, du hast lang genug geschlafen.“ Sein Körper fühlte sich schwer an, sein Kopf war zu leicht. Er kannte das, es war nichts Neues. Doch dann wurden die Stimmen um ihn herum lauter und er zuckte richtig zusammen, denn in dem Moment sah er wieder die Angreifer vor sich, er versuchte, seinen Zauberstab zu erreichen, doch dann spürte er die Hand ins einen Haaren und die, die über seine Wange strich. „Sev! Luc... ihr...! Was..?!“ „Ruhig, ganz ruhig,“ sprach Lucius leise. „Es ist Alles in Ordnung,“ versprach er. „Wir sind Beide gesund, es geht uns gut und du auch,“ versprach er. „Du hast zwar vorerst wieder Bettarrest, aber sonst ist alles in Ordnung...“ In Ordnung, echote es in Harrys Kopf. „Er... ist weg?“, fragte er hoffnungsvoll. „Dumbledore....?“ „Ist in Askaban, wo er hingehört,“ nickte Severus, half Harry, sich aufzurichten, drückte ihn an sich küsste ihn sanft. „Er macht niemandem mehr das Leben schwer und ohne ihn haben wir Voldemort auch ganz schnell gefangen...“ „Dann... hat die Prophezeiung doch Recht gehabt,“ flüsterte Harry, er sah zu Lucius, streckte ihm die Arme entgegen, er war froh, als auch der Blonde ihn nahm und küsste. „Was meinst du?“, fragte Severus hingegen. „Das waren die Worte einer Besoffenen und...!“ „Ich.. hab es gefühlt,“ flüsterte Harry. „Als... ihr verletzt wart...Irgendwas ist passiert, ich dachte... ich halt nicht durch, aber dann... ein dunkler Lord, ein Name... war nie erwähnt. Dumbledore. Ihn musste ich ausschalten... Und... ihr seid wirklich in Ordnung...?“ „Wir sind in Ordnung,“ bestätigte Lucius ruhig, er küsste den Jüngeren erneut, tauschte einen Blick mit Severus. Das Schlimmste war, dass es einen Sinn machte. „Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen? Du hast ziemlich viel Blut verloren, du Wahnsinniger...“ Harry lächelte einfach nur schwach. Er würde es jederzeit wieder machen und das mit dem Blut erklärte schlagartig, warum sein Körper so schwer und der Kopf so leicht war. Nichts Gefährliches. „War… ich lang weg?“, fragte er vorsichtig. „Nein,“ Severus schüttelte den Kopf. „Nur einen Tag. Und am Mittwoch kannst du wieder aufstehen...“ Allerdings hatte er spontan beschlossen, dass Harry sicher nicht in die Klasse gehen würde, nicht bei den Schlagzeilen! Auf gar keinen Fall! „Und... ich denke, du kannst auf den normalen Unterricht verzichten, du lernst einfach hier und machst deine Prüfungen, dann gehen wir einfach etwas eher in den Urlaub...“ „Wirklich?“, fragte Harry strahlend, bevor er die anderen Beiden ansah. „Was haben die Zeitungen geschrieben?“, fragte er einfach. Er wusste, nur das konnte bewirken, dass die Beiden nachgeben würden, vor allem, da er darum noch nicht mal gebeten hatte. „Wieder was Gemeines...?“ „Was sehr, sehr Dummes,“ gab Lucius stirnrunzelnd zurück. Konnte Sev denn nie was absprechen?! Es war doch klar, dass Harry sofort Lunte riechen würde! Der Jüngere war doch nicht auf den Kopf gefallen! Aber Sev hatte Recht, er wollte Harry dem auch nicht aussetzen. Denn wie grausam Teenager waren und wie wenig man tun konnte, hatte er ja nun gesehen. Also hätten sie es auch so irgendwie sagen müssen. „Mach dir keine Gedanken, wir halten sie schon von dir Fern...“ Harry musterte beide Männer, doch er stellte keine Frage. Er wollte es nicht wissen, so einfach war es. Er wollte es nicht erfahren. Wenn er aus der Öffentlichkeit verschwinden konnte, war ihm das schon mehr als genug. Er kuschelte sich einfach an die Beiden, schloss die Augen und döste etwas. Vorbei. Es war vorbei. Kein Dumbledore mehr, der ihnen gefährlich werden konnte. Noch war ihm das gar nicht klar. Er konnte es nicht wirklich fassen oder begreifen, dass eine so große Bedrohung ihr Ende gefunden hatte. „Du solltest was essen,“ erklärte Lucius nach einer Weile, die Harry halb über ihnen Beiden liegend verbracht hatte, wie immer ohne viel zu sagen. „Und was trinken.“ Ja, das war Lucius, stellte Harry nur fest. Immer besorgt und ein wenig gluckenhaft, was er ja weder bei Draco noch bei Sev ausleben konnte, wohl aber hier, so, wie es aussah. Nicht, dass er was dagegen hatte. Wie gesagt, er war froh, wenn mal Jemand für ihn alles übernahm und das auch noch in seinem Sinne. „Hmhm,“ nickte er, ohne sich aber zu rühren. Er würde ohnehin nicht ums Essen rum kommen, auch, wenn sein Hungergefühl sich gerade ausgeschaltet zu haben schien. „Und was darf es sein?“, fragte Severus amüsiert. Er strich wieder durch Harrys Haare, richtete den Jüngeren dann aber auch ein Stück auf, bevor er wieder wegknacken würde. Der Junge war noch vollkommen am Ende. Aber das war gleich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Harry wieder herumspringen und ihnen das Leben schwer machen würde. Sie konnten ihn abschirmen, für eine Weile, dann würde die Lage sich auch beruhigt haben. „Egal,“ nuschelte Harry nur müde. Sie aßen schließlich zusammen eine Suppe und etwas Weißbrot, Lucius half Harry noch ins Bad, dann legten sie ihn wieder hin, wo er binnen Sekunden wieder eingeschlafen war, ruhig und zufrieden, den Kopf auf Severus’ Schoß. „Warum musstest du das mit der Zeitung gleich auf den Tisch bringen?“, fragte Lucius ruhig. „Es war doch klar, dass er begreift, warum du ihn nicht in die Klasse gehen lassen willst...“ „Weil du ihn auch gelassen hättest,“ entgegnete Severus ungerührt, strich über die weichen Locken. „Und ob er es jetzt erfährt, wo er zu dösig ist, sich was einzureden, oder später ist auch egal.“ Oh, er tobte innerlich. Erst wollten sie alle, dass Harry die Drecksarbeit machte, dann machte er sie und sollte dafür auch noch bestraft werden! Aber das würden sie alle zu verhindern wissen! Sicher würde Sebastian Potter den Leuten was erzählen und auf Lucius wartete ohnehin gleich Besuch. Lucius seufzte. Sev hatte Recht. In dem Zustand hatte Harry noch nicht die richtigen Schlüsse ziehen und sich aufregen können. Was doch ein gewaltiger Vorteil war. „Aber in der Schule wird er die gesamte Zeit nur in der Wohnung sein können. Allein lasse ich ihn nicht rumrennen, nicht im Moment, kommt gar nicht in Frage.“ Severus nickte düster. Und es war auch zu viel für andere Kinder. „Wird Lupin nun dein Nachfolger?“, fragte er sehr direkt. „Ja, ich arbeite ihn ab morgen ein,“ nickte Lucius. Es hatte eine Weile gedauert, doch dann hatte Fudge nachgegeben. Aus purer Angst. „Er muss ohnehin eine Woche hier bleiben, bis er wieder ganz auf der Höhe ist, bis dahin solltest du doch wohl Lupin so weit eingearbeitet haben, dass er allein klar kommt, dann kannst du mit Harry vor gehen. Ich flooe abends einfach zu euch, bleibe, wenn ich in zwei Wochen die letzten Idioten durch die Prüfungen geprügelt habe,“ schlug der Tränkemeister vor. „Ersatz für mich kommt ja auch in der letzten Woche. Kann sich doch der Nächste mit der Dummheit der Leute rum schlagen!“ Lucius nickte. „Das ist gut,“ stimmte er zu. Auch er hatte mit dem Gedanken gespielt, Harry einfach schneller weg zu bringen. Zu seinen Großeltern vielleicht. Einziges Problem waren dabei wieder die Alpträume und Harrys Bedürfnis nach täglicher Nähe. Er hing sehr an ihnen, auch, weil sie für nichtmagische Wesen übermäßig kompatibel waren. Sev hatte ihm gerade die perfekte Lösung gegeben. Er grinste, küsste den Anderen. „Du Armer musst viel mehr ackern...“ „Nicht wirklich,“ konterte Severus. „Denn wenn du daheim bist, wirst du zusehen, dass zwei Gewächshäuser, ein Schlangenhaus und ein weiteres Tierhaus auf dein, nein unser Grundstück kommen,“ grinste er nur. „Schließlich will ich nicht, dass dir oder gar Harry langweilig wird!“ „Na toll,“ grummelte Lucius. „Mein schöner Park!“ „Wird es überleben,“ gab Severus mitleidslos zurück. „Der ist eh viel zu groß. Ah, und sieh zu, dass die Häuser nicht zu weit vom Haupthaus weg sind! Ich sehe nicht ein, auf Wanderschaft zu gehen, nur um Pflanzen zu rupfen!“ „Mein schönes Anwesen,“ jammerte Lucius nur, doch er würde es tun, es war für Sev und für Harry, Beide würden es brauchen und sein Geliebter hatte Recht. Es war nicht so, als würde er unter akutem Platzmangel leiden. Nun, er würde ein Unternehmen beauftragen, es gab Zwei, die so was machten, die Häuser würden vor Ende der Ferien stehen. Sev werkelte gern im Garten und Harry ja auch. Da würde sein eines Haus nicht mehr reichen, gerade wenn der Andere sich endlich selbstständig machen konnte. Das war ja schon immer Severus’ Traum gewesen. „Du Armer,“ stichelte Severus nur. „Wie ich dich kenne, sehen diese Gewächshäuser doch wieder aus, wie indische Pavillons oder chinesische Tempel… Also tu es.“ Sie warteten. Sirius rieb sich seine prickelnde Kopfhaut. Er konnte es nicht glauben. Jetzt, kaum eine Woche nachdem sie Dumbledore gefangen hatten, würden sie auch Voldemort und die letzten Anhänger der Beiden einkassieren können. Eine Befragung unter Veritas hatte ihnen gezeigt, wie die Beiden in Kontakt standen. Sie hatten einen falschen Angriff organisiert, es würde gleich nur eine Frage von Minuten sein, bis sie ihn haben würden und zumindest konnten sie dieses Mal sicher sein, dass Harry nicht da war, der war mit Lucius und Severus in Hogwarts, auch, wenn er schon morgen nach Malfoy Manor gehen würde. Remus würde dann den Posten als Rektor übernehmen und konnte endlich wieder mit Kindern arbeiten, was er so liebte. Auch er selbst würde seinen Aurorenjob an den Nagel hängen. Er war der Gewalt überdrüssig. Der Gewalt, der Verbrechen und der Jagd. Vielleicht wäre es immer noch sein Traumjob, hätte er nicht den Abstecher nach Askaban hingelegt, aber so wie es nun mal war, wollte er nicht mehr. Er würde im nächsten Schuljahr schon als Lehrer für Verteidigung arbeiten. Er wollte seinen Beitrag leisten, diesen engstirnigen Idioten Vernunft einzuklopfen. Damit Harry sich ohne Angst würde bewegen können und auch mal allein. Was im Moment nicht möglich wäre. Zwar wagte es niemand mehr, diese Dinge laut zu sagen, aber viele wollten Harry hinter Gittern sehen, da der Junge offensichtlich stark war und die Macht hätte, ein zweiter Dumbledore zu werden. Sie verstanden nicht, dass Harry von seinem Charakter her nichts ferner lag, dass er so etwas nicht tun könnte. Sie wollten den verletzlichen, einsamen Jungen nicht sehen, es war ja auch einfacher, ein Feindbild zu halten, als eine Meinung zu ändern... Sirius richtete sich auf, nahm Augenkontakt zu James auf, der inzwischen wieder einer der besten Auroren war und das mit voller Leidenschaft. Er machte dem Anderen ein knappes Zeichen, der drehte sich um, machte ebenfalls einige Zeichen. Gut die Hälfte des Trupps teilte sich nun auf, so, dass die Angreifer gleich eingekesselt sein würden. Tonks allerdings blieb wie meist auch, an seiner Seite. Die Beiden waren an dem Tag zusammen gekommen, als sie Dumbledore abgeführt hatten. Und sie waren ein wirklich süßes Paar, auch wenn es Sirius jetzt schon vor den Kindern grauen würde. Denn bei zwei so unruhigen Eltern würde das Baby die Haarfarbe sicher nicht länger als ein paar Sekunden halten können. Aber es sei den Beiden gegönnt. James hatte sich ein wenig Glück verdient. Aber dann wandte Sirius seine Aufmerksamkeit wieder dem Ziel zu. Voldemort verhaften. Nicht ihn umbringen, aber ihn verhaften und in die geschlossene Einheit von St. Mungos bringen. Der Alte hatte zugegeben, den Mann, damals noch den Jungen, schwer manipuliert zu haben, schlimmer als Harry und James vielleicht. Was bedeutete, dass Tom vermutlich nichts für das konnte, was er getan hatte. Sie würden versuchen, ihn zu heilen. Das war vor allem James ein Anliegen gewesen, nach allem, was er selbst durchgemacht hatte. Er und sein Sohn. Sirius blickte zu Remus, der ebenfalls da war, bei ihm, wie immer, wenn er etwas Schweres zu tun hatte. Der Werwolf war da, ohne, dass man ihn hätte bitten müssen. Er stand ruhig an seiner Seite, den Zauberstab scheinbar nur locker in die Hand, den Blick auf das Feld gerichtet, doch wie immer merkte er es, wenn er beobachtet wurde, wandte sich zu ihm um, lächelte etwas. Ja, in Remus hatte er den besten Partner gefunden, den er nur haben konnte, da war er sich sicher. Doch in dem Moment brach das Geräusch vieler Apparationen den Augenblick. Sofort wandte sich Sirius’ Aufmerksamkeit wieder dem Problem zu, er begann, Zeichen zu machen. Sie warteten, bis offensichtlich alle da waren, erst dann gab er das Signal zum Angriff. Sofort ging James’ Truppe zu Selbigem über, sie wussten, dass vielleicht der Anführer etwas gaga war, aber die Anderen eben nicht. Also ging es auch darum, die, die gefährlich waren, außer Gefecht zu setzen – und die wehrten sich, verbissen und mit dunkler Magie, mit jedem Spruch, den es nur gab. „Jetzt!“, rief Sirius den Anderen zu, dann stürmte auch die zweite Truppe los. Es dauerte nicht lange, dann war auf ein Mal die Hölle los, doch es war ein verlorener Kampf für die kläglichen Überbleibsel dessen, was von Toms Truppen übrig geblieben war. Eine Stunde später hatten sie es geschafft, mit tolerabler Bilanz. Fünf der Angreifer waren tot. Niemand von ihnen. Nur ein Verletzter. Vierzehn auf der anderen Seite und das Wichtigste: Sie hatten Voldemort so erwischt, mit wenigen Verletzungen. Er sah zu Remus, lächelte ihn an. Der Werwolf hatte eine leichte Verbrennung an der Hand, doch die hatte er schon selbst geheilt. Durch seine Lykantrophie hatte er mehr als genug Erfahrung mit solchen Kleinigkeiten. „Es ist vorbei, “ stellte er fest, lehnte sich an eine Hauswand in seinem Rücken und atmete durch. „Und ich kann den Job endlich hinschmeißen.“ Er drehte seinen Zauberstab in der Hand, bevor er ihn im Holster verschwinden ließ, er grinste Remus an. „Und du Bürohengst, du, du kannst auch endlich wieder mit Kindern arbeiten...“ Remus hob eine Augenbraue, musterte den Anderen. „Als wärest du besser, du willst doch auch lieber mit Kindern arbeiten, selbst, wenn es kleine Terroristen sind!“ „Ich will doch nur, dass diese Idioten lernen, dass Macht keine Gefahr, sondern eine Verantwortung ist!“ „So, wie ich auch.“ Remus sah sich um, doch die meisten Anderen waren schon weg, sie waren unbeachtet, auch James und Tonks waren weg, sie würden Tom Riddle nach Frankreich bringen, statt nach England, da war er sich ziemlich sicher, dann würden die Beiden sicher zusammen feiern. Er stand auf, ging zu Sirius und küsste ihn besitzergreifend. „Komm, gehen wir auch mal feiern...“ „Aber natürlich!“ Endlich! Endlich war es vorbei! Harry war erleichtert wie nie! Keine Schule mehr für ihn! Er musste nicht mehr nach Hogwarts, wo alle ihn böse ansahen! Er hatte die letzten eineinhalb Wochen damit verbracht, die Prüfungen zu machen, etwas eher, als die Meisten, da die auch von Durmstrang gestellt worden waren. Heut morgen, gleich nach dem Frühstück, war Luc mit ihm aufgebrochen, Severus würde auch bald nachkommen, er blieb auch nur noch eine Woche. Er strahlte, rannte in das Manor, das auch für ihn schon zum Zuhause geworden war und lief direkt nach draußen. Endlich wieder raus gehen! Ohne Angst haben zu müssen, hinter dem Rücken Unerträglichkeiten erleiden zu müssen! Strahlend drehte er sich etwas, ließ sich in das herrlich grüne, gepflegte Gras fallen – und stutzte dann doch. Er drehte sich herum. Da waren drei neue Fundamente. „Was...?“ Lucius, der Harry gefolgt war, lächelte etwas. Der Junge war immer noch bleich, er hatte viel Blut verloren, wie viel hatte man ihnen erst gesagt, als alles wieder in Ordnung war, sonst hätten sie vermutlich einen Schreikrampf bekommen. Aber nun war alles wieder gut, Harry war so weit wieder gesund. Manchmal noch etwas zittrig, aber sonst... Und er war auch gleich losgerannt, so, dass er erst jetzt die Vorbereitungen für die beiden neuen Gewächshäuser und das Größte, das Tierhaus sah. „Das ist für Sev und dich,“ erklärte er, setzte sich neben den Jüngeren, der sich sofort an ihn kuschelte. „Das hier werden zwei weitere Gewächshäuser, eines nur noch für magische Pflanzen, eines für normale Pflanzen und das Dritte wird dann für die etwas aggressiveren Pflanzen, die immer alle Anderen kaputt machen wollen. In dem Haus für die normalen Pflanzen werden außerdem auch magische Vögel untergebracht, deren Federn nutzbar sind. So, wie alle anderen Teile von ihnen – nachdem sie gestorben sind natürlich.“ Er wusste, wie Harry das Leben achtete. „Und Frösche, Lurche und andere Dinge. Im Haus mit den aggressiven Pflanzen werden wir auch Flubberwürmer selbst züchten.“ Harry lächelte etwas, kuschelte sich an den Anderen. „Und was ist mit dem anderen Haus?“, fragte er. „Das ist das Größte!“ „Ich fürchte, das zu bauen allein wird beinhalten, dass wir dich kaum noch sehen,“ lächelte der Blonde nur. „Das Haus wird unterteilt in mehrere Sektionen. Im Einer werde Schlangen einziehen, ihre Schuppen und Gifte sind Hauptbestandteile von Tränken, außerdem werden noch einige andere Viecher angeschafft, die lebend beerntet werden können, auch ein paar Einhörner. Was gar nicht so einfach war. Und Minidrachen. Die werden nicht größer, als ein Bernhardiner, die Sondergenehmigung habe ich vor einigen Tagen erhalten.“ „Einhörner?“, fragte Harry verdattert. „Ja, darum ist das Gebäude so groß. Es geht auch in Richtung Wald und das Außengatter bietet Auslauf. Wenn du dich gut mit ihnen anfreundest, kannst du das Blut und die Haare bekommen. Und was Sev nicht braucht, kann man an Stabmacher verkaufen. Das ist eine von euren Haupteinnahmequellen.“ „Danke!“, strahlte Harry, umarmte Lucius und küsste ihn begeistert. Er konnte nicht fassen, was die Anderen getan hatten, füreinander und für ihn. Er konnte weiterhin hier arbeiten, bei den Beiden, aber eben nicht als Tränkemeister, sondern nur als Assistent und Beschaffer sozusagen. Lucius lächelte einfach nur. Er küsste Harry, hielt ihn. Es war ja nicht nur Harrys Traum, sondern auch der von Severus. Den er schon lang hatte erfüllen wollen, was aber eben erst jetzt möglich geworden war. Er hatte auch schon einen Laden in der Winkelgasse angemietet, wo die Produkte seines Geliebten sowie überschüssige Zutaten, von denen es Einige geben würden, verkauft werden konnten. Immerhin würden hier bald eine achtköpfige Einhornherde und ein Rudel magischer Schlangen einziehen. Er hatte schon sieben neue, spezialisierte Hauselfen gekauft, die bereits dabei waren, Listen zu machen und sich mit den alten Hauselfen zu hacken. Wie es sich eben gehörte. „Es wird Zeit, dass ihr Beide machen könnt, was ihr schon immer wolltet, nicht wahr?“, fragte er einfach nur. „Aber du – vergiss nicht, du kannst zwar schon zu lernen anfangen, aber wir Beide, Sev und ich, erwarten, dass du deine Schule beendest. Oh, und noch was – das Schlafzimmer bleibt schlangenfreie Zone, auch, wenn du mit ihnen reden kannst!“ Harry lachte einfach nur, nickte dann. Er würde seine Schule schon beenden, es war nicht so, als wäre das so schwer. Er lernte ja schnell und leicht. Aber er freute sich schon. Er mochte Schlangen wirklich gern und Einhörner und wer wusste, was hier noch alles auftauchen würde! „Das schaff ich schon!“ Und Harry schaffte es auch. Er machte seine Abschlussprüfungen zusammen mit Draco und Hermine, schnitt für sich selbst überraschend gut ab. Aber er hatte nicht vor, doch zu studieren, wie er wusste, was Luc und Sev vielleicht gehofft hatten. Für ihn. Er wollte, dass es so weiter ging, wie in diesem traumhaften, letzten Jahr. Draußen hatte die Lage endlich begonnen, sich zu entspannen, lang genug hatte es ja gedauert. Noch immer würde Harry nie im Leben allein raus gehen, aber mit seinen Geliebten war das schon lang kein Problem mehr. Was aber damit zusammenhing, dass die Leute gebührend Angst vor Luc und Sev hatten. Der Laden des Tränkemeisters hatte eingeschlagen wie eine Bombe, jeden Tag hagelte es Spezialaufträge neben den üblichen Hausmitteln, die auch hervorragend gingen, obwohl sie preislich doch eher in der Oberklasse spielten. Qualität zahlte sich eben doch aus. Er selbst half mit, machte oft die einfachen Heil und Haustränke, die er inzwischen gut beherrschte. Aber noch viel lieber arbeitete er in den Häusern, bei den Pflanzen und den anderen Sachen, das war seine Welt geworden. Er erinnerte sich noch begeistert daran, als die erste Fuhre angekommen war, mit all den Schlangen und Vögeln, erst waren die Flattermänner weggebracht worden, die ihr neues Zuhause begeistert angenommen hatten. Und die Schlangen... nun, er hatte eine Menge Freunde, vor allem einen. Der lag meist um sein Handgelenk und selbst Lucius hatte knurrend nachgegeben, auch, weil das Tier ein Schutz für ihn war. Harry hatte sich mit einer japanischen, hochgiftigen, magischen Habu angefreundet. Aber mehr Schlangen durfte er nicht ins Haus schleppen, das hatte er noch mal versprechen müssen. Auch mit den Einhörnern hatte Harry sich angefreundet, sie kamen auf sein Rufen, ließen sich sogar immer wieder Blut abnehmen. Und wie Luc gedacht hatte, war das ihre Haupteinnahmequelle, das Blut wurde durch die ganze Welt geschickt. Schon jetzt war das Geld, das in den Bau dieser Häuser geflossen war, wieder eingeholt worden. Nicht, dass Luc es gebraucht hätte, das musste ganz klar gesagt werden. Sie alle hätten genug Geld gehabt, aber es war toll nicht nur Nutznießer zu sein, sondern auch tatsächlich was zu verdienen. Denn Harry hasste es, sich wie ein Parasit zu fühlen. Nein, Harry hatte gefunden, was er machen wollte. Er konnte Sev helfen, den ganzen Tag mit ihm zusammen sein, denn wie er selbst war auch der Andere wenig begeistert von Menschenmassen, im Laden stand ein Angestellter, der die Dinge verkaufte. Nun aber, nach dem Abschluss, würde noch Jemand hier einziehen: Hermine. Sie wollte Tränkemeisterin werden und wer wäre wohl ein besserer Lehrmeister, als Sev? Außerdem waren Hermine und Draco verlobt und nach einem Streit mit ihren Eltern hatte seine beste Freundin sich entschieden, in der magischen Welt zu bleiben. Denn auch mit noch so toleranten Muggeln gab es immer wieder Probleme, sie hatte erfahren, dass ihre Eltern sich sogar wegen ihr trennen lassen wollten. Sie hatte die Gedächtnisse der Beiden gelöscht und war nun hier zu Hause. „Harry!“ Überrascht wandte Harry sich um, sah, wie Ron und die Zwillinge hinein stürmten. „Was ist denn?“ Ron hatte sich seinen Traum ebenfalls erfüllt, er war in das Aurorenprogramm aufgenommen worden, wie er es immer gewollt hatte. Überraschung war allerdings gewesen, dass da auch Draco gelandet war. Und sie waren einander zugeteilt worden. Nur gut, dass sie ihre Streitigkeiten schon vor einer Weile begraben hatten. „Oh man! Sag mal, du bist der Einzige, der seine eigene Hochzeit verpennt, was?“, stichelten die Zwillinge, die ein wahres Streicheimperium errichtet hatten. Sie verschickten, wie Sev auch, ihre Waren in die ganze Welt und sie hatten die Kosten für Ginnys Ausbildung vollkommen übernommen, so, dass ihre Eltern endlich mal ein wenig Zeit und Geld für sich selbst hatten – dass sie ja schon in ihren ersten, rothaarigen Enkel, das Kind von Bill und Fleur investieren konnten. „Oh...“, Harry wurde feuerrot. Er hatte die Uhr doch tatsächlich aus den Augen verloren. Ja, heut war es soweit, heute würde offiziell werden, was für Harry schon lange einfach so war. Die Zeremonie würde stattfinden. Die Hochzeit war groß angekündigt worden und hatte, wie schon die Verlobung, große Wellen geschlagen. Auf ein Mal beschwerte man sich, dass ein Junge in Harrys Alter doch noch viel zu unreif zum Heiraten sei und dass die Beiden doch nur auf seinen Namen, sein Geld und seine Macht aus waren. Was vollkommener Blödsinn war. Den Namen würde er ablegen, ein dreifacher Name war ihm zu dumm und sein Vater hatte vor einem halben Jahr einen weiteren Jungen bekommen. Kurz nach der Hochzeit mit der hochschwangeren Tonks. Er würde den Namen der Potters weiterführen. Einzig irritierendes an seinem Halbbruder: er wechselte die Haarfarbe manchmal im Sekundentakt. Aber das kam wohl vom Wesen seiner Eltern. „Oh Harry!“, stöhnte Ron nur. „Komm schon! Du bist noch nicht mal ordentlich angezogen!“ Und auf ein Mal waren da lauter Hände, die begannen, an ihm herum zu zerren, bis er aussah, wie ein Bräutigam es eben tun sollte. Er erkannte sich im Spiegel kaum selbst wieder, stellte er fest. Er freute sich. Endlich. Natürlich, im Grunde waren sie schon lang zusammen und sie galten als verheiratet, im magischen Sinne, aber es war etwas Anderes, wenn dann noch die Zeremonie kam, die es einem bestätigte. Die Hose war ungewöhnlich fein, selbst für den hohen Standart, den er inzwischen kannte, sein Hemd war smaragdfarben, dazu die Robe. Ja, er war aufgeregt, trotz allem. Es gab nur eine Sache, die ihm weh tat: Harry wollte irgendwann ein Kind haben. Doch er wusste nicht, wie er das den anderen Beiden sagen sollte. Er war ein Junge, er konnte keine Kinder bekommen, so sehr er es auch wollte, also mussten sie adoptieren. Es gab genug Babies, die aus ihren Muggelfamilien geholt werden mussten, aber Luc hatte einen Sohn und Severus schien keinerlei Wunsch nach Kindern zu haben. „So, du bist fertig,“ grinste Ron, musterte seinen Freund. Er sah, dass Harry die Beiden liebte und er hatte mitbekommen, wie viel die auch für seinen besten Freund getan hatten, aber er würde sicher nicht so früh heiraten! Er wollte erst mal leben! „Komm schon! Wir sind eh zu spät du Träumer!“ Harry nickte, er riss sich zusammen, lief rasch weiter, die Treppe nach unten. An der Tür atmete er noch ein Mal tief durch, dann wurde sie geöffnet, gab den Blick auf den wunderschön hergerichteten Saal frei. Und da standen sie, beide. Sie waren offensichtlich über seine Verspätung amüsiert, die hatten ja sogar darauf gewettet – und Recht behalten. Die kannten ihn einfach zu gut. In ungebührlich schnellem Tempo lief Harry los, ihm war egal, was Andere dachten, oder dass sie es übertrieben fanden, aber er hatte die Zwei drei Tage nicht gesehen und er wollte wieder zu ihnen! Ja, er hasste es immer noch, wenn sie nicht zusammen waren. Er vertrug es besser, hatte auch nicht mehr so viele Alpträume, aber er war trotzdem lieber mit den Anderen zusammen. Lucius grinste Severus an, bevor sein Blick wieder zu ihrem Jüngsten glitt, der gerade in erstaunlichem Tempo auf sie zuhielt. „Hab ich es nicht gesagt?“, formte er mit dem Mund. Er hatte gewusst, dass Harry erst zu spät kommen und dann rennen würde. So war er eben, ihr Träumer. Der Jüngere hatte seit einem Jahr seinen Schulabschluss, arbeitete in den Gewächshäusern und vor allem mit den Tieren. Er würde schon im nächsten Jahr die erste Lizenz zum magischen Tierpfleger erhalten. Severus lächelte Harry einfach nur entgegen. Er hatte sich so ziemlich dasselbe gedacht und sie hatten eine kleine Überraschung für den Grünäugigen. Sie hatten seine Blicke gesehen, als sein Halbbruder auf die Welt gekommen war. Harry wünschte sich ein Kind, was aber auch nicht so leicht war. Ein Mann konnte kein Kind auf die Welt bringen. Sie hatten lange überlegt, doch dann eine Entscheidung getroffen. Harry mochte jung sein, aber er war sehr verantwortungsvoll und oft war sein kleiner Bruder, Teddy, bei ihm, wenn seine Eltern arbeiteten. Auch, wenn er gerade bei den Tieren war. Was machte da ein Kind mehr? Es würde ein weiterer Malfoy sein, dem Namen nach. Ein kleiner Junge, der vor Kurzem in einem Heim abgegeben worden war... Harry strahlte, als er bei den Beiden angekommen war, er spürte, wie sie seine Hände nahmen, sah dann zu dem Mann, der die Zeremonie leiten würde und der auch endlich mal damit anfing. Viel bekam er nicht mit von der dummen Rede und dem Hin und Her, das musste er ganz ehrlich sagen. Er war zu beschäftigt, seine Männer anzuschmachten. „... zu einem magischen Bund!“ Lucius verdrehte die Augen. Das war der Nachteil einer größeren Zeremonie. Sie hatte die dumme Angewohnheit, sich endlos hinzuziehen! Grinsend packte er, als der Älteste der Gruppe, Harry und küsste ihn, bevor er Sev den Platz überließ. „Unser,“ hauchte er in Harrys Ohr. Harry strahlte einfach vor sich hin. Er fühlte sich richtig gut, war aber überrascht, als er, ohne Vorwarnung, von Lucius und Severus in einen kleinen Nebenraum gezerrt wurde. „Was ist?“, fragte er verwirrt. „Sollten wir nicht...?“ Doch in dem Moment durchbrach ein protestierender Schrei die Ruhe. „Was...!?“ Da stand eine Frau, in ihrem Arm ein kleines Bündel, das hörbar protestierte. Sein Bruder konnte es nicht sein, sein Vater, Tonks und Teddy standen draußen! Er hatte sie noch gesehen und sie waren ihnen nicht gefolgt! Severus packte Harry, zog ihn an sich. „Denkst du wir wüssten nicht, dass du ein Kind willst?“, fragte er leise. „Wir haben dich gesehen, mit deinem Bruder. Ich hab nichts gegen ein Baby und Luc wollte immer mehr als ein Kind. Der Kleine da kann, wenn du willst, den Anfang machen,“ erklärte er. Lucius ging zu der Frau, nahm ihr das Baby ab, das kaum einen Monat alt war, ging dann zu Harry, der ihn wie gebannt beobachtete, legte ihm das Bündel in die Arme. „Sev hat einen Trank hier, “ erklärte er. „So, dass die Genetik des Kleinen sich uns anpasst. Seine Eltern haben ihn weggeworfen, ihn vor der Stufe eines Heims abgelegt. Er könnte unser Kind werden, vollkommen.“ Sprachlos sah Harry auf das greinende Bündel, das auf ein Mal inne hielt, ihn mit großen, traurig wirkenden, mattbraunen Augen ansah. Verdattert sah er die Beiden an, strahlte dann, als er das begriff. „Wirklich?!“, fragte er aufgeregt. Merlin! Er hatte gedacht, dass er diesen Wunsch versteckt hätte! Und nun...! Das kleine Köpfchen lag an seiner Brust. „Ja,“ nickte Lucius. „Später können wir auch noch ein kleines Mädchen holen, wenn wir wollen,“ erklärte er. Ja, das wollte er auch noch haben. Narcissa wollte das damals nicht, sie sei die einzige Frau im Haus. „Ja! Ja, natürlich!“ Severus holte eine kleine Phiole aus seiner Tasche, die er vorbereitet hatte. „Gib ihm das,“ erklärte er. „Keine Sorge, im Gegensatz zu den meisten Sachen ist es geschmacksneutral.“ Harry nickte, gab dem kleinen Jungen die Flasche. Sekundenlang leuchtete der Kleine, als er die Augen das nächste Mal öffnete – waren sie grün, so, wie seine Eigenen. Und die vorher rötlichen Haare waren nun schneeblond, seine Fingerchen versprachen ungewöhnlich lang zu werden. „Unser Baby...“ „Ja,“ lächelte Lucius, küsste Harry sanft. Es war gar nicht so einfach gewesen, das hier heimlich einzufädeln, aber es passte. Der Kleine würde hier ein gutes, ein liebevolles Zuhause haben. Und er freute sich auf ein weiteres Kind. Auch Severus lächelte, nahm Harry den Kleinen ab, sah in dessen grüne Augen. Das hatte er sich erhofft. Sie waren nun offiziell verheiratet und hatten ein Kind. Ja, er hatte Probleme mit Kindern gehabt, aber auch darum, weil die teilweise unmöglich gewesen waren. Das hier, das war sein Eigenes! Er küsste es sanft. „Wie wollen wir ihn nennen?“, fragte er ruhig. Lucius zuckte mit den Schultern. „Schlagt was vor.“ „Ren...“, der Name kam einfach so aus Harry hieraus. Er strahlte, als er das Kleine wieder in den Arm bekam. Es war wirklich der schönste Tag seines bisherigen Lebens. „Ja,“ nickte Lucius. „Mir gefällt es. Sev?“ „Ja.....“ Tatsächlich folgte auf Ren schließlich noch ein kleines Mädchen, das sie auf demselben Weg adoptierten. Und sie waren glücklich. Natürlich gab es kleinere Streitereien, doch die wurden schnell aus dem Weg geräumt, sie liebten sich zu sehr, um lang aufeinander sauer zu sein. Die magische Welt beruhigte sich auch langsam und wollte Harry nun, wo sie wussten, was der Sieg gekostet hatte, wieder zu ihrem Helden machen. Was der aber nicht zuließ. Harry hatte von diesen Leuten die Nase viel zu voll. Er blieb, wo er war, weit ab der Öffentlichkeit. Zumindest die meiste Zeit über. Er arbeitete lieber in den Häusern und half Sev mit den Tränken im Labor. Ihre Firma hatte inzwischen mehrere Filialen, die von Lucius verwaltet wurden, der nun mal dass Finanzgenie war. Auch arbeiteten nun mehrere Tränkemeister, unter anderem Hermine für sie, weltweit. Ren und Lara gingen schließlich Beide auch nach Hogwarts zu ihren Pateneltern und ihrem kaum älteren Halbonkel Teddy. Harry hatte keinerlei Probleme mehr mit seiner Selbstachtung oder irgendwas Anderem. Er mochte nur keine Menschenmassen. Und er war wirklich glücklich. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf und musste sich davon überzeugen, dass das mehr war, als ein Traum, den er nun schon so lange lebte. Er hatte erreicht, was er nie für möglich gehalten hätte... Er war vollkommen glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)