When two become three von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 4: Decisions and reactions ---------------------------------- Kapitel 4: Decisions and reactions „Guten Morgen, Kenny. Wie geht’s dir?“ Überrascht blickte Kenny auf, dann lächelte sie. „Guten Morgen, Will. Mir geht’s gut… So gut wie es mir eben gehen kann.“ Will blickte sich um und als klar war, dass kein anderer anwesend war, strich er Kenny übers Haar. „Heute Nachmittag geht’s wohl ums Ganze, oder?“, fragte Will. Kenny nickte. Gestern hatte sie ihm erzählt, dass er Vater wurde und heute hatte sie einen Termin bei der Frauenärztin seiner Mutter. Heute würden sie und Will entscheiden, ob sie das Baby behalten würden. „Ich hab irgendwie Angst“, murmelte sie. Will fuhr ihr erneut übers Haar und sagte: „Wir schaffen das schon. Bist du mit deinem Auto hier?“ Kenny schloss die Tür ihres Spints und ging neben Will her zum Klassenraum. „Ja, ich musste ja immerhin meine Schwestern zur Schule fahren“, antwortete sie. „Wo bleiben sie nach der Schule?“, fragte Will. Kenny musste lächeln. Will sorgte sich nicht nur um sie, sondern auch um ihre Schwestern. „Das ist alles geregelt. Kyle hat Fußball und schläft bei unserer Tante und Dru geht direkt nach der Schule mit zu einer Freundin, um dort ebenfalls zu schlafen.“ „Das heißt du hast heute den ganzen Tag Ruhe“, sagte Will lächelnd. Kennys Blick wurde betrübt. „Wenn ich von dem Arzttermin absehe“, gab sie zu bedenken. Sie blieben vor dem Klassenzimmer stehen. „Wir schaffen das schon, Kenny. Ich hab jetzt Mathe. Wir treffen uns dann bei mir Zuhause, ja?“ Kenny nickte. „Gut, bis dann.“ Will drehte sich um und ging den Gang hinunter, doch noch bevor Kenny im Klassenzimmer verschwand drehte er sich noch einmal um und rief: „Hey Kenny, mach dir keine Sorgen. Lächle mal lieber.“ Dann grinste er sie an und bog ab. Auf Kennys Gesicht stahl sich ein Lächeln. „So ein Spinner“, murmelte sie und begab sich in den Unterricht. „Seid ihr bereit?“ Kenny hätte am liebsten nein gesagt, doch das konnte sie nicht. Es war Nachmittag, die Schule war beendet und Kenny und Will waren bei Will Zuhause. Mit einem fragenden Blick stand Maria Hastings vor ihnen. In der einen Hand den Autoschlüssel, die andere Hand auf der Türklinke. „Okay, lasst uns fahren“, sagte Kenny gespielt fröhlich und stieg in Marias Auto ein. Während der Fahrt zum Arzt schwiegen Kenny und Will, allein Maria redete: „Ich könnte verstehen, wenn ihr nicht abtreiben wollt. Aber, wenn ihr nicht abtreiben wollt und das Baby nicht behalten wollt, dann könnt ihr das Kleine auch zur Adoption frei geben. Es…“ Den Rest von Marias Rede bekam Kenny nicht mehr mit. Das Baby zur Adaption freigeben? Neun Monate lang sein eigen Fleisch und Blut im Körper tragen und es dann wildfremden Leuten geben, die es für einen aufzogen? Kenny bezweifelte, dass sie dies könnte. Entweder ganz oder gar nicht. Entweder bekommen und selbst aufziehen oder abtreiben. Will unterbrach ihre Gedanken: „Mum… Können wir erstmal sehen was der Arzt sagt, bevor wir uns entscheiden?“ Maria verstummte augenblicklich. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel auf Kenny, dann sagte sie: „Ja, natürlich. Tut mir leid.“ Will blickte wieder aus dem Fenster. Das Gerede seiner Mutter hatte ihn nervös gemacht. Er wusste noch immer nicht so ganz was er von Kennys Schwangerschaft halten sollte, er hatte ihr zwar seine Unterstützung zugesichert, und er meinte es auch ernst, doch ein Teil in ihm, ein ganz kleiner Teil, hoffte noch immer, dass Kenny sich irrte. Dass sie nicht schwanger war. Dass ihr Körper ihr nur einen Streich spielte. Verdammt, sie waren doch erst 17. Sie hatten ja noch nicht einmal die High School absolviert, wie sollten sie da ein Baby großziehen? Selbst mit der Hilfe seiner Eltern würde es ein schwieriges Unterfangen sein. Will seufzte tief, dass Kenny ihm einen besorgten Blick zuwarf registrierte er gar nicht. Nach zwanzig Minuten Fahrt hatten sie die Arztpraxis erreicht. Mit einem mulmigen Gefühl stieg Kenny aus dem Auto aus und hing sich ihre Tasche über die Schulter. Maria betrat ohne zu zögern die Praxis während Will und Kenny noch einmal tief durchatmen mussten. Ihnen beiden wurde bewusst, dass ihre Entscheidung immer näher rückte. Als die Teenager die Praxis betraten hatte Maria sie schon längst angemeldet und wartete lächelnd auf sie. „Kommt, wir haben noch ein wenig Zeit“, sagte Maria und führte ihren Sohn und Kenny ins Wartezimmer. Maria hatte übertrieben als sie sagte, dass sie noch ein wenig Zeit hatten. Fast eine Dreiviertelstunde saßen sie im Wartezimmer, zusammen mit anderen Frauen. Während Maria ungerührt in einer Zeitschrift blätterte blickten sich Kenny und Will unwohl um. Wobei sich Will noch unwohler fühlte als Kenny. Er war das einzige männliche Wesen weit und breit. Die anderen Frauen im Wartezimmer warfen ihm immer wieder fragende Blicke zu und all die Broschüren über Schwangerschaft, Pille und Periode taten ihr Übriges. Leise stöhnend vergrub er den Kopf in seinen Händen. Kenny wandte den Blick von Will, der sich stöhnend durch die Haare fuhr. Er fühlte sich hier nicht wohl und sie ebenso wenig. Die Blicke der anderen Frauen, die alle mindestens zehn oder fünfzehn Jahre älter waren als sie selbst, ließen Kenny immer kleiner werden. Endlich betrat die Ärztin das Wartezimmer und lächelte Kenny an. „So, Kenny, jetzt bist du an der Reihe“, sagte die ältere Frau freundlich. Augenblicklich erhoben sich Kenny und Maria, allein Will blieb sitzen. Seine Mutter und Kenny drehten sich verwundert um. „William, nun komm“, sagte Maria und ging ins Behandlungszimmer. Kenny stand noch immer im Wartezimmer und blickte Will an. Die neugierigen Blicke der anderen Frauen nahm sie gar nicht wahr. „Willst du, dass ich mitkomme?“, fragte Will leise. Kenny nickte knapp. Will erhob sich und ging mit Kenny zu seiner Mutter und der Ärztin. Da Kenny zum ersten Mal bei Dr. Brooke war stellte diese erst einige Fragen, auf dessen Antworten Will gerne verzichtet hätte. Doch dann wurde es ernst. Es ging an den Ultraschall. Die Spannung im Raum war merklich gestiegen, die Nerven der Teenager zum zerreißen gespannt. Voller Spannung und Ungeduld blickten Kenny, Will und sogar Maria auf den Monitor. „So… Da haben wir es… Hier ist euer Baby. Du bist auf den Tag genau sieben Wochen schwanger“, offenbarte Dr. Brooke und deutete auf einen schwarzen Punkt in der Mitte des Bildschirms. Kenny schloss die Augen. Sie war wirklich schwanger. Sieben Wochen schwanger war sie. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass sie sich irrte, doch die Ärztin hatte auch die letzten Zweifel zerstört. Kendra Marie Rivers war wirklich schwanger. Will konnte den Blick nicht vom Monitor wenden. Das da, dieser kleine schwarze Punkt war sein Baby. Sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er sich auf dieses Baby freute. Freute sich über Kennys Schwangerschaft und insgeheim betete er dafür, dass auch Kenny sich für das Baby entscheiden würde. Er würde alles dafür tun, damit sie dieses Baby bekam. Würde sie auf den Knien anflehen nicht abzutreiben. „Wie groß ist das Baby?“, fragte Kenny und öffnete die Augen. Die Ärztin lächelte und druckte das Ultraschallbild aus. „Euer Baby ist grade mal acht Millimeter groß.“ „Nur?“, rief Will aus. Kenny blickte ihn an und musste lächeln. Anscheinend hatte er nicht viel Ahnung von einer Schwangerschaft. Auch seine Mutter und die Ärztin lächelten ihn an. „Will, diese Größe ist in Kennys Stadium vollkommen normal. Euer Baby wird noch größer.“ Kenny nahm die Bilder von der Ärztin entgegen und während Will, Maria und Dr. Brooke zur Rezeption gingen zog Kenny sich wieder an. Den Blick nicht vom Ultraschall nehmend ging sie hinter den Hastings zum Auto. Sie musste sich jetzt entscheiden. Kenny lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze des Beifahrersitzes. Ihre langen Haare verdeckten ihr Gesicht. Mit den Fingerspitzen berührte Kenny den schwarzen Punkt, der ihr Baby sein sollte. Ihr Baby. Ihr acht Millimeter großes Baby. Wollte sie dieses Baby? Ein Lächeln schlich sich auf Kennys Lippen. Ja, sie wollte dieses Baby. Die Fahrt zum großen Haus der Hastings verlief schweigend, selbst Maria sagte nichts. Sie ließ Will und Kenny in Ruhe. Ihr Sohn und seine Freundin mussten jetzt eine schwere Entscheidung treffen und in Ruhe nachdenken. Als sie das Haus erreicht hatten gingen Kenny und Will direkt in Wills Zimmer ohne ein Wort zu sagen passierten sie Dylan Hastings, der sie fragend ansah. Erst seine Frau würdigte ihn eines Blickes. „Und?“, fragte er gespannt. „Sie ist genau sieben Wochen schwanger“, antwortete Maria. „Aber eine Entscheidung haben sie noch nicht getroffen.“ Dylan blickte die Treppe hinauf. Wenn Will und Kenny sich für das Baby entschieden, dann wäre er in 33 Wochen Großvater. Ein komischer Gedanke. Kenny hatte sich die Schuhe ausgezogen und saß im Schneidersitz auf Wills Bett. Noch immer blickte sie auf das Ultraschallbild. Will stand vor ihr und wusste nicht was er tun sollte. Kenny musste diese Entscheidung jetzt alleine treffen, er wollte dieses Baby zwar, aber er musste sich auch nicht um kleine Schwestern, Haushalt und einen alkoholkranken Vater kümmern. „Soll ich dich alleine lassen?“, fragte er unsicher. Kenny blickte auf und lächelte ihn an. „Nein… Ich… ich hab mich entschieden“, sagte sie. Erwartungsvoll trat Will näher an Kenny. Kenny stand auf und stellte sich direkt vor Will. Sie hielt ihm das Ultraschallbild direkt vors Gesicht und sagte: „Das da ist unser Baby, Will. Unser Kind… Es lebt… Es abzutreiben wäre Mord. Ich… will dieses Baby, Will. Bitte lass uns dieses Baby bekommen.“ Das Ultraschallbild hatte Will in seinen Bann geschlagen. Sein Baby. Er hörte Kennys Worte und blickte sie an. Auch sie wollte dieses Baby. Er musste grinsen. „Okay“, sagte er und auch Kenny musste grinsen. „Okay?“, wiederholte sie. Will nickte. „Ja, okay. Lass uns dieses Baby bekommen.“ Kenny strahlte ihn an. Will hatte ja gesagt, sie brauchte das Baby nicht abtreiben, Will wollte das Baby. Kenny und Will strahlten sich gegenseitig an und plötzlich war da wieder diese knisternde Spannung. Dieselbe Spannung wie beim Nachsitzen und beide Teenager nahmen dieses wahr. Will beugte sich weiter zu Kenny vor und wollte sie küssen. Sie würde sein Kind gebären und mittlerweile hatte er bemerkt, dass er mehr als Freundschaft für Kenny empfand. Doch Kenny sah das offenbar anders, zwar spürte auch sie die Spannung zwischen ihnen, doch sie räusperte sich und hauchte: „Wir sollten deinen Eltern bescheid geben.“ Will stutzte und zog sich zurück. „Ja… Das… das sollten wir wohl“, sagte er. Blitzartig wandte Kenny sich ab und stürmte fluchtartig aus dem Zimmer. Wie vom Donner gerührt stand Will vor seinem Bett. Warum war Kenny vor ihm geflüchtet? Empfand sie etwa nichts für ihn? War er für sie einfach nur der Vater ihres Kindes? Kopfschüttelnd und verwirrt folgte er Kenny zu seinen Eltern. Maria und Dylan saßen in der Küche, Kenny stand schon vor ihnen und zeigte Dylan begeistert das Ultraschallbild. Als Will die Küche betrat blickten ihn alle an. „Ähm…“, begann er. Doch sein Vater nahm ihm das Sprechen ab. „Aus Kennys Reaktion schließe ich, dass ihr euch für das Baby entschieden habt“, sagte Dylan. Kenny und Will nickten synchron. Dylan seufzte. Er wurde also wirklich Großvater. Damit konnte er im Golfclub so richtig angeben. Dylan musste grinsen. „Dann bleibt uns nichts anderes zu sagen als: Herzlichen Glückwunsch.“ Kennys Grinsen wurde noch breiter. Erst jetzt realisierte sie, dass sie ein Baby bekam und ihre Freude überwog. Ihr ganzes Leben würde sich jetzt ändern. Ihr Leben und das Leben ihrer Schwestern. Kenny verfiel ins Grübeln. Wie brachte sie Schule, Schwestern, Haushalt, Arbeit und ein Baby unter einen Hut? Die Hastings hatten ihr Hilfe versprochen, aber sie konnte wohl schlecht von ihnen verlangen, dass sie sich auch noch um ihre Schwestern kümmerten. „Ich finde, dass Kenny bei uns einziehen sollte“, drang Marias Stimme an ihr Ohr. „Was?“, rief Kenny aus und blickte Wills Mutter geschockt an. „Zieh bei uns ein, Kenny.“ „Nein, das geht nicht. Ich kann das nicht!“, stammelte Kenny geschockt. Sie konnte ihre Schwestern nicht alleine bei ihrem Vater lassen. Das ging nicht. Verwundert wurde sie von Dylan und Maria angesehen. Allein Will begriff warum Kenny nicht bei ihnen einziehen wollte. „Es ist wegen ihrem Dad“, sagte er leise. Fragend wurde er von seinen Eltern angesehen und dann begann er Kennys Geschichte zu erzählen. Am Ende strich Maria Kenny betrübt übers Haar und flüsterte immer wieder, dass es ihr so leid tue. „Ich kann meine Schwestern nicht alleine lassen“, sagte Kenny fest. „Ja, aber du kannst auch nicht bei deinem Vater bleiben. Nicht jetzt, wo du ein Kind erwartest“, entgegnete Dylan. „Kann nicht irgendwer anders deine Schwestern aufnehmen?“, fragte Maria. Kenny schüttelte den Kopf. „Was ist mit deiner Tante?“, warf Will ein. Kenny blickte ihn an. „Nein, meine Tante… Sie hat selbst zu viel zu tun. Sie kann sich nicht noch um Kyle und Dru kümmern.“ „Gib mir die Nummer deiner Tante“, verlangte Dylan. „Nein, Mr. Hastings, das müssen Sie nicht tun. Ich…“ „Kenny, du hast zehn Jahre lang für deine Familie geschuftet. Hast die Aufgabe übernommen, die eigentlich dein Vater hätte übernehmen müssen. Du hast getan was du tun musstest, jetzt ist deine Tante an der Reihe. Gib mir ihre Nummer.“ Ein wenig eingeschüchtert wählte Kenny die Nummer ihrer Tante und gab Dylan Hastings das Telefon. Dieser verschwand aus der Küche und sperrte sich ins Arbeitszimmer ein. „Ich ruf euren Schuldirektor an, er sollte auch informiert werden“, sagte Maria und verließ ebenfalls die Küche, jedoch nicht ohne Kenny noch einmal über den Kopf zu streichen. Kenny blickte ihr leicht verwirrt hinterher. „Deine Mum hat die private Telefonnummer des Direktors?“, fragte sie. Will nahm ihnen etwas zu trinken aus dem Kühlschrank und antwortete ihr: „Klar, er ist immerhin mein Patenonkel.“ Kenny staunte nicht schlecht. „Der Direktor ist dein Patenonkel?“, wiederholte sie. Will nickte. „Jap, von ihm hab ich auch den zweiten Vornamen.“ Kenny grinste. „Oh man“, sagte sie. Wills Gesicht wurde wieder ernst. „Wir sollten es auch langsam deinem Vater erzählen“, sagte er. Noch ehe Kenny antworten konnte kam Dylan zurück in die Küche. Grinsend. „Ich musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten, aber deine Tante hat sich bereit erklärt deine Schwestern aufzunehmen. Sie will es allerdings dir überlassen es ihnen zu sagen.“ Kenny blickte ihn an. Kyle und Dru würden zu ihrer Tante ziehen. Sie würde zu Will ziehen. Es war doch soweit dann alles in Ordnung, oder? Kenny lächelte. „Danke, Mr. Hastings.“ Dylan lächelte sie an. „Kenny, du bringst meinen Enkel zur Welt.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Dylan.“ Lächelnd schüttelte sie Dylans Hand. Dylan ließ die Teenager wieder alleine. „Also, wann willst du es deinem Vater sagen? Und deinen Schwestern“, wiederholte Will. Kenny blickte ihn an. „Morgen. Kyle und Dru sind doch heute Abend gar nicht zuhause… Ich erzähls ihnen Morgen“, antwortete sie. Dann fiel ihr noch etwas ein. „Ich muss Megan noch bescheid sagen. Die macht sich doch die größten Sorgen.“ Will zog die Stirn kraus. „Megan? Ach Megan, deine Freundin?“, fragte er. Kenny nickte. „Ja… Sie bringt mich um, wenn ich es ihr nicht bald erzähle, oder sie es durch Zufall erfährt.“ „Du hast Recht… Ich sollte es auch bald mal Logan erzählen“, sagte Will. Kenny sah ihn an. „Warum erzählen wirs ihnen nicht jetzt? Ich hol Megan und du holst Logan. Dann treffen wir uns in irgendnem Cafe und sagens ihnen“, schlug sie vor. „Ja, das ist eine gute Idee.“ „Gut, kennst du Sams Diner in der Fünften?“, fragte Kenny. Will nickte. „Dann treffen wir uns in einer halben Stunde dort.“ Wieder nickte Will und während er seinen Eltern bescheid sagte, machte Kenny sich schon auf den Weg. Eine halbe Stunde später saß sie mit einer etwas verwirrten und empörten Megan in Sams Diner. Dem Lokal in dem sie arbeitete. Lange konnte sie diesen Job nicht mehr machen, mit Sam musste sie auch noch reden. Gott sei dank war Freitag. Der Einzige Tag in der Woche, an dem Sam nicht im Lokal war. „Jetzt noch mal: Was machen wir hier?“, fragte Megan und blickte ihre Freundin auf der anderen Seite des Tisches an. „Wir warten auf Will und Logan“, antwortete Kenny müde. „Will, der Typ mit dem du beim Nachsitzen geschlafen hast und Logan sein bester Freund, richtig?“ Kenny nickte knapp. Megan öffnete den Mund erneut, doch in diesem Moment setzen sich plötzlich Will und Logan zu ihnen. „Hey“, sagte Will und lächelte schüchtern. Logan und Megan sahen sich abschätzend an. Kenny unterdrückte ein Grinsen. „Also, warum sind wir hier?“, fragte Logan, nachdem er Megans Musterung abgeschlossen und sich etwas bestellt hatte. „Wir haben euch etwas zu sagen“, begann Will. Megan hob abschätzend die Augenbrauen hoch. Sie hatte ein dummes Gefühl bei der Sache. Seufzend zog Kenny das Ultraschallbild aus der Tasche und legte es auf den Tisch. „Ich bin schwanger“, sagte sie. „Wir bekommen ein Baby“, fügte Will hinzu und stützte sich auf den Tisch. Ihre Freunde sahen sie stillschweigend und geschockt an. Keiner sagte ein Wort. Es kam Will und Kenny vor wie eine Ewigkeit bis Megan sich endlich räusperte. Vorwurfsvoll blickte sie Kenny an und sagte: „So viel zum Thema ihr habt aufgepasst, was?“ Kenny musste grinsen. „Ein Baby also…“, murmelte Megan und musste lächeln. „Solange ich Patentante werde habt ihr meine volle Unterstützung.“ „Hey… Und was ist mit mir? Ich will auch Patenonkel werden“, schaltete sich Logan ins Gespräch ein. Nun grinste auch Will. „Jaja… Wir finden schon eine Lösung für euer Problem“, sagte er. Logan grinste, dann zog er das Ultraschallbild näher heran und sah es sich genauer an. „Und wo ist da das Baby?“, fragte er verwirrt. Will beugte sich weiter vor und deutete auf den Punkt in der Mitte des Bildes. „Da. Das ist das Baby.“ „Das ist ganz schön klein, oder?“, gab Logan zu bedenken. „Acht Millimeter.“ „WAS?“, rief Logan aus. „Nur?“ Kenny und Megan blickten Logan an. „Wo wurdet ihr beide eigentlich aufgeklärt?“, fragte Megan. „Wieso?“ Logan blickte sie auffordernd an. „Acht Millimeter sind normal“, sagte Kenny. Logan nickte. Die vier Teenager verbrachten den restlichen Abend in dem Diner, unterhielten sich und lernten sich immer besser kennen. „Okay… Ich komm dann Morgen um eins zu dir und dann sagst dus deinem Dad“, sagte Will und schmiss Kennys Autotür zu. Kenny nickte. Es war spät geworden und Kenny saß in ihrem Auto, auf dem Weg nachhause. „Gut, wir sehen uns dann Morgen.“ „Bis Morgen, Will“, sagte Kenny, startete den Motor und fuhr los. Sie hatte beschlossen heute nicht mehr über irgendetwas nachzudenken. Weder über ihre Zukunft, noch über die Reaktionen ihrer Schwester oder ihres Vaters. „Wir sind wieder da!“ Kenny lief die Treppe runter und lächelte ihre Schwestern an. „Na ihr, wie wars?“, fragte sie und drückte Dru an sich. „Es war toll. Muriel und ich haben so viel Spaß zusammengehabt“, sagte Dru und lächelte ihre älteste Schwester an. „Das ist schön, Süße. Und bei dir Kyle?“ Kyle grunzte mürrisch. „Ich war bei Tante Claire, ja? Das ist alles andere als spannend. Noch dazu bekam gegen Abend super schlechte Laune.“ „Kyle…“, begann Kenny, doch Kyle drängte sich an ihrer Schwester vorbei. „Ich bin in meinem Zimmer“, murmelte Kyle. Kenny blickte ihr hinterher. Kyle würde es bestimmt nicht gut aufnehmen, dass sie zu Tante Claire ziehen müsste. Kenny strich Dru über die Haare und schob sie dann zur Treppe. „Geh nach oben und pack deine Tasche aus. Ich komm in ein paar Minuten zu dir.“ „Alles klar.“ Fröhlich wie immer sprang Dru die Treppen rauf. In diesem Moment klingelte es an der Tür. „Ich geh schon!“, rief Kenny durchs ganze Haus. Sie öffnete die Tür und Will trat ein. „Hey“, sagte sie. „Hey wie geht’s dir?“ „Ich hab bis jetzt mein Frühstück bei mir behalten. Das ist ein Fortschritt“, antwortete Kenny und lächelte. „Gut. Erst dein Dad oder deine Schwestern?“ „Mein Dad…“, sagte Kenny und führte Will ins Wohnzimmer. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah jemand anderes als ein Familienmitglied wie ihr Vater lebte. Will sog scharf die Luft ein als er John Rivers erblickte. Die Augen lagen tief in den Höhlen, seine Haare fettig und sein Hemd stand nur so vor Dreck. Um ihn herum auf dem Boden lagen sämtliche Alkoholflaschen und in seiner Hand hielt er ein halb leeres Bier. „Dad“, sagte Kenny energisch. Doch er reagierte nicht. „Dad!“, schrie sie ihn an. Endlich reagierte John. Er blinzelte und blickte seine Tochter an. „Was willst du?“, fragte er. „Ich muss dir was sagen“, begann Kenny. „Wasn?“ „Ich bin schwanger.“ Die trüben Augen von John Rivers klärten sich als er die Worte seiner Tochter vernahm. Geschockt blickte er sie an, doch Kenny sprach weiter: „Kyle, Dru und ich werden ausziehen. Die beiden Kleinen zu Tante Claire und ich… zu dem Vater des Kindes.“ Zwei Sekunden blickte John seine Tochter an, dann sprang er auf und schrie: „Was soll das heißen?? Ihr zieht aus?? Hast du sie noch alle, Kenny? Ich bin euer Vater! Ihr könnt nicht einfach ausziehen!“ Er funkelte Kenny wütend an. Sie stand da, unsicher und doch wieder sicher die Sache durchzuziehen. Wieder einmal brannte eine Sicherung in John durch. Ohne nachzudenken holte er aus und verpasste seiner ältesten Tochter eine saftige Ohrfeige. Kenny Kopf wurde zur Seite geschleudert und Will stellte sich instinktiv vor sie, um sie vor weiteren Schlägen zu bewahren. John Rivers funkelte ihn an, dann wandte er sich auf dem Absatz um und verließ wutentbrannt das Haus. Kenny hielt sich die feuerrote Wange und blinzelte die Tränen weg. Will drehte sich noch immer geschockt zu ihr um. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. „Ja, lass uns zu den Mädchen gehen und dann packen. Je eher wir weg sind desto besser.“ Noch immer besorgt folgte Will Kenny nach oben. Diesem Martyrium war Kenny also schon seit zehn Jahren jeden Tag ausgesetzt gewesen. Es war gut, dass sie jetzt endlich hier raus kam. „Dru, komm doch mal bitte zu Kyle ins Zimmer“, rief Kenny über den Flur und klopfte bei ihrer kleinen Schwester an. „Was?“, kam die unfreundliche Antwort. Kenny seufzte und betrat das Zimmer gefolgt von Will und auch Dru war bereits da. Kyle blickte ihre Schwester überrascht an. „Kyle, Dru. Das ist Will“, stellte Kenny den jungen Mann neben ihr vor. Keines der beiden Mädchen sagte etwas. Wortlos setzten sich die jüngsten Rivers-Familienmitglieder auf das Bett und blickte ihre ältere Schwester an. „Ich hab euch was zu sagen“, begann Kenny. „Ich bekomme ein Baby.“ „Was?“, rief Kyle aus und sah ihre Schwester geschockt an. Dru blickte Kenny nur begeistert an. Sie bekam ein Baby. „Das ist noch nicht alles. Wir werden umziehen. Ihr zu Tante Claire und ich zu Will.“ „Aber… Dann sehen wir uns doch kaum noch“, sagte Dru. Kenny lächelte. „Nein, Süße. Wir werden uns weiterhin sehen. Ich komm euch regelmäßig besuchen, versprochen.“ Drus trauriger Blick verschwand und Kenny blickte zu Kyle. Die 14-Jährige hatte noch immer nichts gesagt. Doch nun: „Sei ehrlich, du willst uns loswerden, oder?“ Kennys Augen verengten sich. „Kyle, was soll das? Ich wollte immer nur das Beste für euch und das ist nun mal das Beste.“ „Ach Quatsch! Du hast nur kein Bock mehr auf uns. Kein Bock mehr darauf jeden Morgen Dads Spuren zu verwischen! Du willst dich einfach nicht mehr um uns kümmern, gibs doch endlich zu! Du hast dich von diesem Typ schwängern lassen, damit du deine eigene kleine Familie gründen kannst!“ „Das ist nicht wahr, Kyle! Ihr seid meine Schwestern!“ Wütend sprang Kyle auf und schrie: „Ja, eine ganz tolle Schwester bist du! Du lässt uns einfach im Stich!“ Dann rannte Kyle aus dem Zimmer und aus dem Haus. Genau wie ihr Vater vor kurzem. Kenny blickte ihr bedrückt hinter her. Irgendwie hatte sie diese Reaktion ja schon erwartet. Kyle kam einfach zu sehr nach ihrem Dad. Sie seufzte tief. „Komm, Dru. Wir packen unsere Sachen“, sagte sie. Freudig sprang Dru auf und rannte in ihr Zimmer, um schon einige Sachen zusammen zu packen. Will blickte Kenny an. „Was machen wir jetzt mit Kyle?“, fragte er. Kenny lächelte matt. „Sie beruhigt sich schon wieder. Sie hat vielleicht das Temperament von unserem Dad, aber sie ist noch lange nicht so stur. Kyle steht spätestens heute Abend bei Claire vor der Tür.“ Will nickte. Wenn Kenny das sagte, glaubte er ihr. „Ich hol die Kartons aus dem Wagen.“ „Danke, Will.“ Will lächelte. „Kein Problem“, antwortete er. Dann ging er nach draußen, um die Umzugskartons zu holen. Sie würden den ganzen Umzug nicht an diesem Wochenende schaffen, aber wenigstens war so schon ein Anfang gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)