Zum Inhalt der Seite

Gladiator

Ein Halbdämon und das Imperium
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sklaven und Menschen

Während Gaius mit einem Rest seiner Männer, nur vier, und den vier Sklaven durch die weite, fruchtbare Ebene nach Süden zog, hatte er die anderen ausbezahlt entlassen.

Miroku war noch immer an den Halbdämon gekettet und die so zwanghaft erzeugte Nähe ließ ihn beharrlich versuchen, Gespräche mit Inuyasha zu anzubahnen. Manchmal ging dieser darauf ein, manchmal nicht, aber der Mönch hatte einen zu großen Respekt vor den deutlich überlegenen Körperkräften, als dass er in diesem Fall nicht geschwiegen hätte – um es eine Viertelstunde später erneut zu versuchen.

„Inuyasha, weißt du eigentlich, was ein Gladiator ist?“

„Nein.“ Der Halbdämon blickte zu seinem Nachbarn: „Du sagtest, Kämpfe?“

„Ja. Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber ich hörte, es kämpfen die Männer in so genannten Arenen vor Zuschauern.“

„Menschen.“ Das klang verächtlich.

„Ich weiß nicht, ob da nicht auch Dämonen unter den Kämpfern und Zuschauern dabei sind, ehrlich. Aber das wird auch für dich gefährlich.“

Inuyasha zuckte die Schultern: „Ich werde leben.“

„Für deine Mutter….“ deutete Miroku an, der sich daran erinnerte, dass der andere das gestern erwähnt hatte.

„Ja.“

„Was meinst du damit eigentlich? Ich dachte, sie ist tot?“

„Ja.“ Der Halbdämon sah geradeaus, ehe er doch antwortete: „Mutter sagte mir, dass die Menschen nicht gerade böse auf sie waren, ehe sie sahen, dass sie...naja, dass sie mit mir schwanger war. Und da forderten sie sie auf mich zu töten. Sie tat es nicht. Als ich geboren wurde….sie wohnte lieber außerhalb des Ortes im Wald als mich umzubringen. Sie hat viel auf sich genommen, nur, damit ich leben kann. Und ich werde sie nicht enttäuschen.“

„Ich verstehe….“ Miroku zögerte kurz, dann fragte er trotzdem: „Sie war allein?“

„Ja.“ Die Bitterkeit war kaum zu überhören. Ihre eigene Mutter, seine Großmutter, war nur zu bald gestorben, wohl aus Trauer über das Schicksal ihrer Tochter.

„Dein Vater wird nicht einmal wissen, dass es dich gibt. In meiner Ausbildung hieß es immer, dass Halbdämonen unmöglich sind, weil sich…weil es eben nicht geht.“ Der Mönch erschrak etwas, als sich sein Nachbar ihm zuwandte: „Ich weiß, dass du das lebende Gegenbeispiel bist“, betonte er hastig.

„Das wird wirklich gelehrt?“ fragte Inuyasha etwas ungläubig.

„Ja.“

Der Halbdämon sah stumm zu Boden. Mutter hatte ihm erzählt, dass sein Vater sicher nicht wisse, dass er existiere, weil dieser auch der Meinung gewesen war, zwischen Dämonen und Menschen könnte es keine Kinder geben. Er selbst hatte stillschweigend angenommen, sein Vater habe sich schlicht nicht für die Folgen seiner Nächte mit Mutter interessiert. Aber – hatte Mama doch Recht gehabt? Lebte irgendwo sein Vater und hatte nicht die geringste Ahnung von einem Sohn? Würde er sich sogar um ihn kümmern?

Er rief sich zur Ordnung. Er war jetzt ein Sklave, ein Gegenstand, den man verkaufte und kaufte. Alles, was er tun musste, war zu überleben. Für Mutter, deren Leben ohne ihn sicher viel einfacher gewesen wäre. Jede Hoffnung. wieder frei werden zu können, sollte er besser fahren lassen.

Miroku bemerkte, dass sein enger Nachbar in Gedanken versunken war und blickte auf seine linke Seite, wo die anderen beiden Sklaven gingen, die sich lieber ihren Schicksalsgenossen als den Wächtern angeschlossen hatten.

„Wie seid ihr eigentlich in diese Lage gekommen?“ Ihm war nicht bewusst, dass er sich noch vor hundert Jahren als Mensch aus dem weit entfernten Osten nicht mit einem aus dem Land nördlich der hohen Berge hätte unterhalten können. Die Einheitssprache des Imperiums war dazu jedem Gebildeten zu geläufig geworden, zusätzlich zu der seiner Heimat. So fragte er sich auch nicht, warum oder wie die Mutter des Halbdämons diesem Imperial beigebracht hatte.

„Du meinst, zu Sklaven geworden?“ Der ältere Mann sah sich unwillkürlich nach seinen Bewachern um, die sich freilich nicht um die so schicksalsergeben laufende Ware kümmerten und selbst redeten: „Mein Name ist Atticus. Ich bin…war Medicus.“

Der junge Mönch nickte etwas. Also war Atticus ein studierter Arzt, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Dorfheilern, die nur von ihren Vorgängern ausgebildet wurden: „Das ist eigentlich eine einträgliche Tätigkeit.“

„Wenn einem nicht gerade ein Patient stirbt…“ Der Medicus seufzte: „Er war aus äußerst gutem Haus und ich sollte seiner Familie Schadensersatz zahlen. Das konnte ich nicht. Und, wie du weißt, Mönch, wird man bei Schulden zum Sklaven. Ich und meine gesamte Familie.“

Das war in der Tat unter Menschen üblich. Oder auch, dass ein Vater in diesem Fall seine Kinder verkaufte, seine Frau. Das Familienoberhaupt besaß das Recht dazu. Aber anscheinend hatte nicht einmal das ausgereicht, Atticus´ Schulden zu bezahlen, so dass auch er selbst seine Freiheit verloren hatte.

„Und du?“ fragte der Medicus.

„Mein Fürst verkaufte mich. Er fand…nun ja…ich sei seiner Frau zu nahe getreten.“ Miroku zuckte etwas die Schultern: „Sie ist eine sehr schöne Frau….“

„Also als Strafe? Zeitlich?“

„Nein.“ Ja, von dieser Möglichkeit einer befristeten Leibeigenschaft hatte er auch schon gehört. Leider war sein Fürst wütend genug gewesen, keine zeitliche Abgrenzung auszusprechen – und ihn weit weg zu schicken. Sein Heimatland würde er kaum mehr wieder sehen.

„Menschen sind ungerecht….“ meinte Inuyasha, ohne seine Nachbarn anzublicken.

„Dämonen sind besser?“ erkundigte sich Atticus prompt: „Das hört man selten. Aber nun gut, du bist ja auch…“ Er brach lieber ab, da ihn der Halbdämon sofort fixierte:

„Nur Menschen besitzen Sklaven, Dämonen nicht.“

„Das ist wahr“, gab der Arzt zu, ergänzte aber: „Alle menschlichen Völker besitzen Sklaven oder können zu solchen werden. So war das auch schon, ehe das Imperium die jeweiligen Länder eroberte. Und der Imperator ließ die Gesetze unter den Menschen wie sie waren. Er kümmert sich nicht darum, wie sich Menschen unter ihresgleichen benehmen, so habe ich es im Studium gelernt.“

„Das klingt eigentlich gut“, sagte der Mönch: „Wenn man eben nicht gerade selbst zum Sklaven wird.“

„So ist es und niemand kann etwas dagegen tun.“

Niemand, dachte Inuyasha. Weiß der Imperator überhaupt, dass es Sklaven gibt? Interessiert ihn das? Dämonen und Menschen haben ja nicht viel gemeinsam, das ist bekannt. Oder gibt es irgendwo doch auch Dämonen, die Sklaven von Menschen sind? Oder ist das verboten?

Er sollte sich nicht so viele Gedanken machen. An seinem Schicksal konnte er nichts ändern. Er musste nur einfach überleben. Für Mama.

Miroku dagegen war froh, mit einem Menschen reden zu können: „Wo hast du studiert, Atticus? Gibt es in den nördlichen Provinzen eine Arztausbildung?“

„Sieh nicht auf die nördlichen Provinzen herab, Mönch!“ sagte Atticus´ Sohn sofort: „Schon bevor uns das Imperium vor Jahrzehnten eroberte, waren wir zivilisiert.“

„Schon gut, Mirko, “ beruhigte sein Vater: „Ich denke, er meinte das anders. – Ja, in den nördlichen Provinzen gibt es eine Medicusausbildung, am großen Tempel in Batau. Aber ich habe in der Hauptstadt studiert, ehe ich nach Norden ging. Der Liebe wegen, “ ergänzte er mit einem traurigen Lächeln.

Miroku entsann sich, dass die anderen Familienmitglieder in die Minen verkauft worden waren: „Das tut mir Leid“, meinte er daher und fuhr fort, um abzulenken: „Wie ist denn die Hauptstadt? Ich hörte, sie sei riesig.“

„Oh ja, und sehr prachtvoll. Viele Paläste und Schulen gibt es dort. Und natürlich viele Dämonen. Mit den Menschen leben sicher einige Hunderttausende in der Hauptstadt.“

„Hast du den Imperator einmal gesehen?“

„Ja. Es gibt immer wieder Veranstaltungen in der Öffentlichkeit, bei denen er und seine Familie erscheinen.“

„Wie sieht er aus?“

„Er ist ein Hundedämon. Hm.“ Er sah zu Inuyasha: „Wenn ich es mir so recht überlege….auch du hast Hundedämonenblut, nicht wahr?“ Und da der Halbdämon nicht antwortete: „Er, seine Frau und sein Sohn haben alle drei diese langen, weißen Haare, das ist das auffälligste Merkmal von Hundedämonen, glaube ich.“

„Dann hat er einen Erben.“ murmelte Miroku, ohne genau zu wissen warum.

„Ja.“ Atticus nickte: „Selbst, wenn der Imperator eines Tages sterben sollte, wird die Herrschaft ohne großen Streit weitergegeben. So weit ich damals hörte, ist der Junge unter Dämonen recht gut angesehen. Er soll stark sein. Und auch, wenn natürlich auch andere Dämonen die Macht übernehmen wollten, so wird es kaum einer wagen.“

„Wie alt ist er denn?“

„Das kann ich nicht sagen. Er sah vor dreißig Jahren wie ein Jugendlicher aus, aber Dämonen und Menschen altern ja unterschiedlich. Er mag schon einige hundert Jahre sein. Und wie alt der Imperator selbst ist…ich weiß es nicht.“

„Dämonen eben.“ Miroku warf einen raschen Blick zu seinem anderen Nachbarn. Inuyasha sah wie ein Fünfzehnjähriger aus – aber wie alt war er eigentlich? Er hatte gesagt, dass sich seine Eltern bei der Eroberung des Nordens durch das Imperium kennen gelernt hatten – und das war doch sicher schon dreißig oder vierzig Jahre her, eher länger. Nun, kein Wunder, dass seine Mutter inzwischen gestorben war.

„Ja. – Was ist dort vorn los?“

Diese Frage des Arztes ließ auch Inuyasha aufsehen, zumal ihre Bewacher und Gaius prompt zu ihnen aufschlossen.

Vor ihnen lag ein kleines Dorf zwischen Hügeln, die sich mit Wein und Olivenbäumen bewachsen dahin zogen. Schon den ganzen Tag waren sie immer wieder an Weingütern vorbeigekommen, an Olivenhainen, in denen Bauern oder Sklaven arbeiteten. Aber vor dem Ort stand eine große Menschenmenge, bei der es sich fast um die gesamte Dorfbevölkerung handeln musste – und andere Menschen in einer Kleidung, die der Halbdämon noch nie gesehen hatte. Männer und Frauen trugen einen eng anliegenden, schwarzen Anzug, der an verschiedenen Stellen zusätzlich durch Panzerungen geschützt war. Und sie waren bewaffnet, ungewöhnlich genug, durften das in der Regel doch nur Dämonen sein.

„Die Jäger des Imperators“, stellte Atticus fest.

Miroku blickte zu ihm: „Die ...was?“

„Die Jäger des Imperators. Du weißt doch, dass es immer wieder zu Zwischenfällen mit diesen Wurmdämonen kommt, die Menschen fressen? Der Imperator schickt gegen sie seine Jäger aus. Diese Menschen dort. Anscheinend gab es in dem Dorf Zwischenfälle. Gibt es solche Einheiten im Osten nicht?“

„Nein, da machen es Priester oder Leute wie meine Wenigkeit…“ Miroku zuckte die Schultern: „Vermutlich beschränkt sich diese Sondereinheit auf die Provinzen südlich der Hohen Berge.“

Der Sklavenhändler hatte es gehört: „Du kommst gegen Wurmdämonen an, Mönch?“

Miroku wusste nicht, ob das gut oder schlecht für ihn wäre, hoffte aber ersteres. Je mehr Fähigkeiten er besaß, umso teurer wurde er verkauft – und umso wertvoller wäre er für seinen zukünftigen Besitzer: „Ja, das beinhaltet meine Ausbildung.“

Gaius nickte etwas: „Dann sehen wir mal, ob die Jäger Unterstützung brauchen können….Wartet hier.“

Dieser Befehl galt seinen Männern, die die vier Sklaven prompt anhielten, zu einer Gruppe zusammendrängten, während der Händler selbst weiterging.

Inuyasha sah seitwärts: „Du kannst Dämonen jagen?“

„Diese kleinen, ja. Du kennst sie doch sicher.“

„Ja, natürlich. Ich habe sie immer vom Dorf abgehalten….“

Und die Menschen hatten es ihm gedankt, in dem sie ihn in die Sklaverei verkauft hatten. Der Mönch verstand langsam, warum der Halbdämon eine gar so schlechte Meinung von der Art seiner Mutter hatte. „Du bist dann wirklich stark“, sagte er nur, während er beobachtete, dass Gaius zu den Jägern trat und sichtlich höflich begrüßte.

Diese wichen beiseite und der Sklavenhändler sprach mit einem älteren Mann, sicher dem Anführer der Dämonenjäger. Der schüttelte den Kopf und Miroku seufzte innerlich. Das Leben als Jäger von Wurmdämonen wäre doch sicher kaum unerträglich gewesen. Falls Gaius ihn nicht bald ordentlich verkaufen konnte, würde er sonst wo landen, da gab er sich keinen Illusionen hin. Der Händler behielt ihn, ebenso wie Atticus und seinen Sohn, höchstens bis zu dem Ort, an dem er Inuyasha abliefern wollte. Danach…nun, er wollte lieber nicht daran denken. Goldminenbesitzer gab es sicher noch mehr.

Mit neuer Hoffnung erkannte er, dass Gaius mit einer jungen, schwarzhaarigen Frau sprach. Die Jägerin stand höchstens in seinem, Mirokus, Alter und der enganliegende Jagdanzug betonte ihre Figur. Er verspürte unwillkürlich Lust, einmal über diese Rundungen zu streichen…

Und rief sich unverzüglich zur Ordnung. Wenn er verkauft werden wollte, so passierte das sicher nicht, wenn er wieder einmal eine potentielle Kundin berührte. Und das war sie, denn sie kam mit Gaius zurück, der seinen Männern winkte. Diese schoben Miroku und den noch immer an ihn geketteten Inuyasha vor, während sie Atticus und Mirko zurückzogen.

„Bitte sehr, Venatrix“, sagte Gaius höflich: „Das ist der Mönch, von dem ich sprach.“

„Es ist ungewöhnlich“, meinte sie und Miroku spürte, wie sein Herz rascher schlug. Sie war schön…

„Wie ich bereits erwähnte: er wurde von seinem Fürsten als Gerichtsstrafe unbefristet zu einem Sklaven gemacht. Ich halte mich an die Gesetze.“

„Daran zweifele ich nicht.“ Die Jägerin musterte den Mönch: „Du hast eine Ausbildung erhalten, die dich befähigt, Wurmdämonen zu vertreiben?“

„Zu läutern, ja…“ Miroku fiel ein, dass es für einen Sklaven unziemlich war, einem Kunden in die, wenn auch so schönen, Augen zu gucken und sah hastig zu Boden.

„Bannzettel?“

„Bannzettel und auch verschiedene andere Methoden.“ Er ließ seinen Blick etwas höher schweifen. Sehr lange Beine, ein geradezu einladendes Hinterteil….

Im nächsten Moment realisierte er, dass Gaius scharf Luft holte, dass die Kette an seinem Hals sich straffte, da Inuyasha stehen geblieben war – und er selbst einen Schritt nach vorn getan und seine Hand vollkommen eigenständig gehandelt hatte. Fast entsetzt zuckte er zurück. Damit war jede Chance vorbei…

In diesem Augenblick traf ihn eine heftige Ohrfeige. Die Jägerin hatte ihre gute Reaktion bewiesen.

Und bewies ebenso Selbstbeherrschung. Ohne dass auch nur Ärger in ihrer Stimme lag, meinte sie: „Welche anderen Methoden? Gifte?“

„Äh, ja, Venatrix.“ Miroku nahm sich eilig zusammen. Was diese Anrede wohl bedeutete?
 

Inuyasha bemerkte, dass die beiden über diverse Gifte zu reden begannen. Nun ja, der Mönch war ihm nett erschienen, für einen Menschen, und so war ihm zu gönnen, dass er an eine angenehme Herrin verkauft werden würde. Was wohl diese Anrede bedeutete? Venatrix? Aber dann entsann er sich, dass ihn Mutter bei einer Jagdbeute einmal gelobt hatte, besser könne das auch der Venator nicht. Venator war der Ehrentitel für den besten Jäger des Imperiums und folglich Venatrix für die beste Jägerin. Sie war so jung, aber sie musste über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Da würde es Miroku doch sicher gelingen, ihr klar zu machen, dass auch er so ausgebildet worden war.

Nun gut, dachte er gleichzeitig. Warum sollte er sich um einen Menschen kümmern, den er kaum zwei Tage kannte und der nur deswegen mit ihm sprach, weil sie so nahe aneinander gekettet waren? Aber er wusste gleichzeitig warum. Dies war der erste Fremde gewesen, der nach seinem Namen gefragt hatte, der in ihm eine Person gesehen hatte und nicht den Halbdämon…

Er blickte auf, als einer der Jäger bei dem Dorf den Namen „Sango“ rief und sich die Venatrix umdrehte:

„Ich komme gleich! – Schön, Händler. Was willst du für diesen Mönch?“

„Er ist sehr gut ausgebildet…“

„Und überhaupt nicht erzogen“, unterbrach sie sofort: „Da wartet eine Menge Arbeit auf mich. Warum ist er eigentlich mit dem anderen verbunden? Das ist doch…ein Dämon?“

„Ein Halbdämon, der gegen die Menschen seines Dorfes Schadenszauber verübte“, beteuerte Gaius eilig. Die Jäger des Imperators genossen laut Gerüchten den Vorzug dessen Ohr zu haben. Und es war verboten einen Dämon zu versklaven. Allerdings gab es kein Gesetz zum Thema Halbdämon, so dass er wohl eher den Menschen zuzurechnen war, auch in den Augen der Dämonen.

„Oh.“

Inuyasha hatte den Kopf gehoben und blickte der Jägerin in die Augen. Sie hatte keine Furcht vor ihm, das war ihm klar. Nun, ängstliche Leute würden kaum auch nur diese Wurmdämonen jagen können. Sie schien ihn zu mustern. Überlegte sie, ob auch er nützlich wäre? Diese kleinen Dämonen jagen konnte er, Abschaum war das. Und es wäre vielleicht angenehmer als in irgendeiner Arena kämpfen zu müssen. Er hatte ja auch noch nie ein Schwert in der Hand gehabt.

„Und warum sind sie verbunden?“ beharrte Sango.

„Um es dem Halbdämon zu erschweren, zu flüchten, Venatrix“, behauptete Gaius hastig: „Es gibt keinen besonderen Grund, außer, dass ich annahm, ein Mönch werde eher Widerstand leisten können als ein Medicus.“

„Ein Arzt?“ Sie musterte die anderen beiden: „Der da?“

„Ja, das ist ein Arzt, aus den nördlichen Provinzen. Ein sehr guter Medicus, der in der Hauptstadt studiert hat,“ beteuerte der Sklavenhändler: „Nur Schuldknechtschaft…“

„Wir werden sehen. – Schön. Ich nehme die beiden, den Mönch und den Medicus.“ Sie zog aus ihrem so enganliegenden Anzug einen Beutel mit Münzen: „Wenn dir das hier reicht. Wenn nicht, lasse ich beide hier.“

Gaius nahm den kleinen Beutel und öffnete, überflog die Münzen mit geübtem Blick. Das war nicht so viel, wie er gewöhnlich erwartet hätte, aber Atticus war alt und müde durch die Wanderung. Wer wusste, ob er ihn überhaupt verkaufen konnte, von diesem lüsternen angeblichen Heiligen aus dem Osten ganz zu schweigen. Würde er derartigen Abfall dann noch loswerden, so bekäme er kaum die Hälfte. Überdies hatte ihm Yoshida ja Miroku geschenkt – und der wusste sicher, warum: „Einverstanden, Venatrix. Es war mir eine Ehre, deine Bekanntschaft zu machen. – Macht ihn los und bringt den Medicus her.“

Miroku blickte unwillkürlich seitwärts. Das klang nicht so schlecht für ihn. Freilich wusste er nicht, was sonst noch auf ihn bei den Dämonenjägern wartete, aber seine neue Herrin schien interessiert an seinen magischen Fähigkeiten: „Leb wohl, Inuyasha, und viel Glück.“

„Dir auch.“ Der Halbdämon nickte etwas: „Wir werden uns nicht mehr sehen.“ Irgendwie schade. Der erste Mensch außer Mutter, der in ihm den Jungen gesehen hatte…

„Nein.“ Da die Kette um seinen Hals gelöst war und sich die Venatrix abwandte, folgte ihr der Mönch, die Hand noch einmal kurz zum Abschied erhoben.

Inuyasha sah ihm und Atticus nach, bis sie bei den anderen Dämonenjägern angekommen waren, welche in offenbar militärischer Formation aufbrachen. Hoffentlich hatten es die beiden gut getroffen. Was ihn selbst anging, so wagte er das langsam zu bezweifeln. Aber es gab jemanden, der ihm darüber Auskunft geben konnte und so sah er zu dem Sklavenhändler. Vor Schlägen wegen einer angeblich ungebührlichen Frage würde ihn seine Kleidung schützen, eine Tatsache, die er wohlweislich verschwiegen hatte. Seine Mutter hatte den Stoff von seinem Vater als eine Art Abschiedgeschenk bekommen, um sich zu wärmen – und sie hatte ihrem Sohn daraus diese Kleidung geschneidert. Sie hielt nicht nur warm sondern schützte wie eine Rüstung. Manchmal hatten sich Mama und er gefragt, von welchen Tieren dieses sonderbare Fell käme, aber sich dann auf irgendwelche einfachen Dämonen geeinigt. „Ich soll Gladiator werden?“

Der Händler war etwas verdutzt, hatte ihn der Halbdämon doch bislang nie angesprochen: „Ich verkaufe dich an den Leiter einer Gladiatorenschule, ja. Ob du fähig bist die Ausbildung durchzustehen, wird sich zeigen. Das interessiert mich nicht. Er ist ein guter Kunde und kauft mir immer starke Männer oder Jungen ab.“

„Stark. Was macht ein Gladiator?“

„Er kämpft.“ Gaius war erstaunt, ehe er sich erinnerte, dass der Halbdämon ja aus einem kleinen Dorf stammte und wohl nie eine der Arenen gesehen hatte: „Vor Publikum gegen einen anderen Gladiator.“

Das klang nicht so schlimm, dachte Inuyasha unwillkürlich. Immerhin bekam man eine Ausbildung, da gab es doch sicher Regeln.

Aber damit bewies der junge Halbdämon nur, dass er die Welt noch immer nicht richtig kannte.
 

*******************

Inuyasha hat seinen ersten Freund verloren, aber es heißt wohl nicht zu Unrecht, dass man sich im Leben immer zweimal sieht. Fragt sich nur, in welchen Lagen.

Im nächsten Kapitel lernt der junge Halbdämon seinen neuen Besitzer kennen – und die Umstände, unter denen er in den nächsten Jahren leben wird. Oder sterben.
 

bye
 

hotep



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (16)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tigerin
2010-07-24T01:12:57+00:00 24.07.2010 03:12
Schade für Inu, dass er Miroku schon wieder verloren hat. Aber der wird es bei den Dämonenjägern sehr viel besser haben, als irgendwo anders. Und für Atticus ist es auch nicht schlecht. Es ist nur schade für ihn, dass er sich von seinem Sohn trennen muss..
Ich bezweifle, dass Inu Glück hat und in eine tolle Kampfschule mit netten Leuten kommt. Seine Hoffnung, dass es vielleicht nicht so schlimm wird, klingt immernoch etwas naiv. Das hätte er bei seinen Erfahrungen schon ablegen müssen..
Ich bin gespannt wie es in der Kampfschule ist.

LG,
Tigerin
Von:  Schalmali
2010-07-14T08:35:14+00:00 14.07.2010 10:35
Oh hehe, damit hatte ich jetzt nicht so wirklich gerechnet. Miroku landet also nicht auch in der Arena sondern sonst ow, sondern wird durch Sango gekauft XD Ich bezweifel irgendwie dass sie ihm seine Flausen austreiben kann *grinst* aber immerhin, nicht schlecht. Und auch Vater und Sohn sind da sicher nützlich, als Heiler bei Jägern die sicher ab und an mal auch verletzt werden.
Von:  -Suhani-
2010-06-30T17:38:25+00:00 30.06.2010 19:38
Miroku ist jetzt also bei Sango. Hätte ich mir auch denken können, die beiden gehören schließlich zusammen. ^^
Und gut für den Arzt, dass er auch genommen wurde, auch wenn er seinen Sohn dadurch vermutlich nie wieder sehen wird.
Aber eines versteh ich noch nicht: Wieso ist Inu Yasha denn weltfremd, wenn er annimmt, dass Gladiaturen nach Regeln stattfinden? Taten sie doch und in Geschichte hab ich gelernt, dass "nur" 19 Gladiatoren in 100 Zweikämpfen starben.
Na ja, bin ja mal auf diese Gladiatorenschule und den Besitzer gespannt.
lg
Hani
Von:  Minerva_Noctua
2010-04-23T20:09:04+00:00 23.04.2010 22:09
Danke für die Erklärung^^!

Jetzt hat sich Inu Taishou doch als Imperator herausgestellt?
Ich dachte, er sei "nur" einer von den Militärfuzzies. Womöglich war er am Anfang ja noch einer.
Gut, das passt schließlich zu ihm.
Allerdings wird somit ein Kampf gegen Imperator und somit Imperium als Haupthandlung ausgeschlossen. Nun, es gibt noch genug andere Baustellen und ich werde jetzt richtig neugierig.
Der Aufbau der Geschichte gefällt mir sehr gut. Die Spannung steigt langsam an und die Personen werden nacheinander eingeführt.
Ich finde es gut, dass sich die Wege der Aneinandergeketteten vorerst trennen und Sango ins Spiel kommt.
Was gibt es über den Inhalt des Kapitels noch zu sagen?
Die Charaktere wurden vertieft und der andere Typ ist ein Medicus. Gut finde ich, dass du die Topographie und Zusammenhänge in dieser Welt so ausführlich darlegst. Man kann sich hervorragend in alles hineinversetzen.
Na, ich lese mich langsam voran. Ganz nette Abwechslung zum Abistoff in Ethik*g*

Bye und schönes Wochenende,

Minerva
Von:  chaska
2010-03-07T19:17:24+00:00 07.03.2010 20:17
Das Kapitel hat einen guten Einblick in die Strukturen dieser Kultur gegeben. Wenn man seinen Stauts verlor und zum Sklaven wurde, hat man keinerlei Rechte mehr. Man ist eine Ware. Auf diese Weise hat Miroku auch den "Bestitzer" gewechselt und die nette Reisebegleitung von Inu Yasha ist nun weg. Sein nächstes Ziel wird die Gladiatorenschule sein. Ein Ort der wahrscheinlich die tiefsten Abgründe zeigen wird. Hoffentlich verliert sich unser Halbdämon nicht darin.
Der Imperator allerdings, der über dieses Reich herrscht, hat sehr, sehr viel Ähnlichkeit mit jenem General, der Izayoi vor so vielen Jahren begegnet ist.
Ein komplizierte geshcihte bahnt sich an.
Liebe Grüße
chaska
Von:  Cistus
2010-02-17T17:24:10+00:00 17.02.2010 18:24
Da geht er hin, der gute Miroku. Er hat ein gutes Los erwischt und für Inuyasha heist es erst mal Abschied nehmen von seinem ersten richtigen Freund. Aber man sieht sich ja immer zweimal im Leben. Unser Hanyou hat auf jeden Fall eine sehr nüchterne Sicht des Lebens und ich glaube nicht das die sich bessern wird, wenn er verkauft wurde.
mfg
Cistus
Von: abgemeldet
2010-02-16T14:09:27+00:00 16.02.2010 15:09
So verständlich und nützlich Inuyashas negative Meinung über Menschen ist, geht sie mir doch gegen den Strich. Seine anscheinend ziemlich grundlos gute Meinung über Dämonen kann ich ebenso wenig teilen. Regt mich im Moment eigentlich nur auf und irgendwie hoffe ich, dass er in der Arena Gelegenheit bekommt, seine Haltung zu revidieren.

Miroku hat, wie es scheint, wirklich Glück gehabt, ebenso wie Atticus, auch wenn dieser kaum glücklich darüber sein wird, nun auch nochvon seinem Sohn getrennt worden zu sein.

Bye

Zwiebel
Von:  Teilchenzoo
2010-02-14T21:47:28+00:00 14.02.2010 22:47
Schuldknechtschaft ... und Kinder verkaufen. Erinnert mich an was ;).

Schade, dass Miroku und Inu schon getrennt werden. Die beiden haben sich doch gut verstanden. Hoffentlich führen die Umstände sie bald wieder zusammen^^.

Sango ist ja wirklich sehr beherrscht. Und freundlich^^. Die beiden werden sich nicht beklagen können (abgesehen von Mirokus Kopf ;)).

Inuyasha geht seine Zukunft reichlich nüchtern an. Und wohl leider zu optimistisch. Die anderen Kämpfer werden ihn mit Sicherheit nicht ausstehen können und ihm das Leben schwer machen. Und so superfair sind idese Kämpfe nun nicht gerade. Das macht den Reiz für die Zuschauer.
Und ehrlich: diesen Abscheu verstehe ich zu gut. Ich hasse diese spiele.

Lg neko
Von:  kiji-chan
2010-02-14T19:33:34+00:00 14.02.2010 20:33
Sorry, dass ich dich so lange hab warten lassen. War letztens viel zu kurz online.

Inu klingt in diesem Kapi wie sein, noch nicht bekannter großer Bruder. Leider kann ich nur zu gut verstehen, warum er Menschen nicht mag.

Aber die Sprache Imperial würde ich sehr gerne sprechen können. Wie es wohl klinge mag?

Der arme Atticus und Mirko. So ein Schicksal ist nicht leicht. Wie Atticus von seinem Studium und der Liebe erzählt ist so traurig...

Wenigstens haben Miroku und Atticus das Glück von der Venatrix gekauft zu sein. Sie scheint eine recht nette Herrin zu sein.

Das naive kleine Inulein und Mirko, kommen, so scheint es nach Avenna. Der Kampfschulleiter kauft starke Männer. Ob er sich auch für Mirko interessieren wird?

Ob alles gut geht?


ncha!
Kiji
Von:  inukimi
2010-02-14T17:22:08+00:00 14.02.2010 18:22
Das Kap war wieder mal spitze!!
Ich finde es süß, wie sich Sango und Miroku kennengelernt habe.
Ich hoffe sehr, dass Inu Yashas neuer "Besitzer" ein gerechter Mensch ist, der wenigstens etwas Verständnis hat... wenn sein Besitzer nicht rein zufällig sein Vater ist^^

hdgdl
inukimi


Zurück