Wandel? von sunny12 ((ein neues Kapitel ist in Arbeit)) ================================================================================ Kapitel 2: Versammlung und ein Plan ----------------------------------- “Ding Dong”. Ich war total aufgewühlt, als ich bei Kim klingelte. Und das lag bestimmt nicht nur daran, dass meine beste Freundin mir gleich die Hölle heiß machen würde, wie ich sie um kurz nach halb fünf aus dem Bett holte. Es lag viel mehr an dem Mann, den ich am gestrigen Abend kennen gelernt hatte. Ich glaubte, durch ihn endlich mal wieder das spüren zu können, was ich seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte: Liebe. Ich weiß auch, dass ich ihn erst seit knapp 8½ Stunden kenne, aber dadurch bekommt die Redewendung “Es war Liebe auf den ersten Blick” eine ganz hohe Stellung in meinem Leben. Der Abend bzw. die Nacht war unglaublich. Und das auch noch ohne Mithilfe eines Vampirs! Was zeigte mir dieser Abend also? Ich konnte auch ein ganz normales Leben führen, ohne dass Vampire eine wichtige Rolle spielten. Aber nun musste ich mich auf eine vermutlich sehr wütende Kim einstellen, die sich jetzt wohl endlich zu ihrem Sprechapparat in ihrer Wohnung neben ihrem automatischen Türöffner begeben hatte, da ich leise Geräusche hören konnte. Dann folgte ihre sehr genervte Stimme: “Wer wagt es mich um diese Uhrzeit zu wecken? Und wehe demjenigen, er hat keinen guten Grund mich um halb fünf aus dem Bett zu holen.” Eine so schlecht gelaunte Kim schaffte es aus irgendeinem Grund, mir Angst zu machen. Deshalb überlegte ich mir gut, ich ihr jetzt antworten wollte. Schließlich antwortete ich ihr: “Guten Morgen, Kim! Ich bin’s Tamara. Und ich habe wirklich einen guten Grund, dich jetzt schon aus dem Bett zu holen.” Jetzt wartete ich erst mal auf ihre Reaktion. Die nächste Worte, die von Kim kamen, hörten sich so an, als ob sie mit einem Mal viel wacher wäre. Zumindest ließ ihre Stimme darauf schließen: “Tamara! Ist etwa etwas passiert? Oder warum klingest du? Geht es dir gut?” “Ja... Nein, ach, ja, es ist etwas passiert. Aber keine Sorge, mir geht es gut.”, erwiderte ich. Nachdem ich Kim gesagt hatte, dass es mir gut geht, atmete sie erleichtert auf. Eine Minute später war auch schon das Summen zu vernehmen, das mir zeigte, dass sich die Tür nun von mir öffnen ließ. Nachdem ich das getan hatte, rannte ich hinauf in den zweiten Stock zur Wohnung von Kim, die bereits im Türrahmen der Eingangstür auf mich wartete. Zu Beginn musterte sich mich erst mal von oben bis unten, um auch wirklich sicher zu gehen, dass mir nichts passiert war und es mir gut ging. Erst danach gingen wir in ihr gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Die Möbel dort waren alle in einem dunklen Braunton gehalten. Die Vitrine, die Schränke und die Kommode, auf der ein Fernseher stand, waren aus dunklem Eichenholz, genauso wie die Esszimmergarnitur. Die restlichen Möbel, zwei kleine Sofas - Zweisitzer - und ein Sessel, waren aus dunkelbraunem Leder gefertigt. Nachdem wir das Wohnzimmer betreten hatten, nahmen wir auf einem der Sofas Platz und Kim stellte die Frage, die ihr wahrscheinlich die ganze Zeit über schon auf der Zunge brannte: "Was ist denn jetzt passiert? Du sagtest, dass etwas vorgefallen ist, also spuck schon aus, was es ist. Ich werde sonst noch verrückt vor Sorge!" Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, bevor ich Kim eine Antwort gab: "Ich wurde heute von meiner Vampirjagd abgehalten. Kurz nachdem ich mich von dir verabschiedet hatte, habe ich mich auf den Weg gemacht und bin von jemandem umgerannt worden. Und dieser Jemand sah unglaublich gut aus, ich habe einen Kaffee mit ihm getrunken, zu dem er mich als Entschuldigung eingeladen hatte, und dann total die Zeit vergessen. Bis vor ein paar Minuten saß ich noch mit ihm im "Nachtfalter". Aber das Beste kommt erst noch: Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt! Die "Liebe auf den ersten Blick" gibt es wirklich." Es war ein interessanter Anblick, mit anzusehen, wie Kims Augen mit jedem Satz ein Stück größer wurden. Ich hatte es sogar geschafft, meine beste Freundin fürs Erste sprachlos zu machen. Das war mir in unserer ganzen Freundschaft bis jetzt nur ein einziges Mal gelungen: als ich ihr erzählt habe, dass es Vampire wirklich gibt und dass ich eine Vampirjägerin bin. Aber ihre Sprachlosigkeit dauerte leider nicht sehr lange an: "Du hast was?!?" Diese drei kleinen Worte schrie sie mir förmlich entgegen. Und das nur, weil sie so überrascht war, dass ich mich auch mal verliebt habe! Na gut, es kam auch nicht besonders oft vor. Also ist ihre Reaktion eigentlich gerechtfertigt. Es dauerte ein paar Minuten, bis Kim ihre Stimme wiedergefunden hatte: "Ich freu' mich riesig für dich! Auch wenn es gerade vielleicht nicht so geklungen hat. Aber ich hoffe doch, dass er nicht nur gut aussieht, so wie du gesagt hast, sondern auch vom Charakter her passt. Denn es kommt ja nicht nur aufs Äußere an. Aber das war auch in den anderen Tipps enthalten, die ich dir immer wieder gegeben habe und die du hoffentlich auch befolgt hast." Oh Gott! Jetzt hatte ich schon so eine gute Freundin wie Kim, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand und dann befolgte ich diese Ratschläge nicht. Und mein Gesichtsausdruck sprach anscheinend Bände. Das nächste, was meine beste Freundin sagte, war nämlich: "Lass mich raten: Außer seinem Vornamen und ein paar Hobbies weißt du nichts über ihn. Keinen Nachnamen, keine Adresse und auch keine Telefon- oder Handynummer?" Es gab leider nur eine Sache, die ich auf diese Fragen antworten konnte: "Nein, ich habe nichts von alle dem. Was mach ich denn jetzt? Ich weiß ja noch nicht mal, was er von mir denkt oder wie er für mich fühlt! - Aber Moment, Josh hatte zu der Zeit, als ich mit Kilian im Café war, Dienst und hat gefragt, ob ich schon wieder da sei. Sollte Kilian dann also Interesse und das zufällig gehört haben, ist er in den nächsten Tagen vielleicht wieder da." Nachdem meine Stimme erst traurig und niedergeschlagen geklungen hatte, war sie nun voller Hoffnung. Kurze Zeit herrschte Schweigen. In dieser Zeit dachte Kim vermutlich angestrengt über etwas nach. Das konnte ich dadurch erkennen, dass sie ihre Stirn in Falten gelegt hatte. Und das tat sie nur, wenn sie über etwas nachdachte. Währenddessen störte man sie besser auch nicht. Denn früher oder später würde man eh erfahren, was sie gerade ausbrütete. Nach fünf Minuten der Stille klärte Kim mich endlich über das auf, was in ihrem Gehirn ablief: "Sollte das, was du dir erhoffst, wirklich eintreffen, habe ich schon eine super Idee für deine Probleme: Und zwar wirst du, wenn du ihn wiedersiehst, folgendes machen...." Dann erklärte sie mir also, was ich bei einem zweiten Treffen zu tun hatte. Danach gönnte ich Kim noch etwas von ihrer wohlverdienten Ruhe und machte mich auf den Heimweg, um auch noch etwas Schlaf zu bekommen. Sobald ich dann wieder wach war, wollte ich bei John, meinem Freund bei der Kripo, anrufen und mich erkundigen, was es alles für Neuigkeiten gab. Acht Stunden später hatte ich es dann endlich geschafft, mich aus meinem schönen, warmen, weichen, großen Bett zu erheben und gegen 14 Uhr bei John anzurufen. Ich wählte also seine Nummer bei der Polizei, da ich wusste, dass er heute Dienst hatte. Nachdem das Telefon dreimal geklingelt hatte, nahm die gewünschte Person ab: “Kriminalpolizei Manhattan, Officer Henry am Apparat. Was kann ich für sie tun?” “Hey John! Ich bin es Tamara. Ich wollte mich nur einmal erkundigen, ob du irgendwelche interessanten Neuigkeiten für mich hast?”, gab ich ihm als Antwort auf seine Frage. “Ah, hey Tam! Lass mich kurz nachschauen. Ich hatte dir extra ein paar Infos zur Seite gelegt, da ich mir dachte, dass es für dich vielleicht ganz interessant sein könnte. Kleinen Moment noch, ich hab’s gleich.” Ich hörte ihn nur ein oder zwei Minuten in einem Papierstapel wühlen, als es am Ende der Leitung aufhörte zu rascheln und der Officer wieder seine Stimme erhob: “So, ich hab es gefunden! Seit ein paar Tagen gibt es seltsame Leichenfunde, die genau in dein Beuteschema passen. Die Polizei denkt, dass es sich bei dem Täter um einen Verrückten handelt. Allerdings haben sie noch keine Idee, wie er wohl vorgehen könnte. Aber da wir beide ein bisschen schlauer sind als die anderen, wissen wir, wer der Täter ist. Nicht wahr?” Ich erwiderte nur: “Ja, du hast recht. Es kann sich eigentlich nur um Vampire handeln, sollte die Kripo noch keine Spuren am Tatort gefunden haben. Apropos Tatort: Wo ist der eigentlich?” “Oh, Stimmt. Das solltest du vielleicht wissen. Es ist ein altes, verlassenes Fabrikgelände im Süden der Stadt. Die genaue Adresse schick ich dir per SMS. Ich wünsche dir nachher viel Glück bei der Arbeit. Aber jetzt muss ich selber erst noch ein bisschen etwas tun. Also bis bald!”, beendete John das Gespräch und legte auf. Zwei Minuten später bekam ich auch schon die versprochene SMS mit der genauen Adresse meines nächsten Jagdgebietes. Ich nutzte dann die letzten verbliebenen Stunden, um meine Jagd vorzubereiten: Ich holte meine Kleidung, die ich anziehen würde aus dem Schrank in meinem Schlafzimmer - ein schwarzes Top, eine schwarze, bequeme Hose und ebenfalls schwarze Stiefel - suchte meine Waffen, die ich benutzen wollte, zusammen, ein Schwert und Pfeil und Bogen. Danach machte ich mich mit einer Sporttasche, in der meine Waffen waren, auf den Weg zu einer Baustelle, auf der nicht mehr gearbeitet wurde, und deponierte dort in einem von mir selbst angelegten, versteckten Schacht meine Waffen. Von hier würde ich sie nachher abholen, wenn ich aus dem “Nachtfalter” kam und mich auf den Weg zum verlassenen Fabrikgelände machte. Nachdem ich das alles erledigt hatte, war es erst halb fünf und ich hatte noch 2½ Stunden, um mich noch ein bisschen auszuruhen und zu duschen. Um acht Uhr würde dann meine Jagd beginnen. Es war 19.55 Uhr und ich stand nun vorm “Nachtfalter”. ich hoffte so sehr, dass Kilian da sein würde, dass ich mich noch nicht getraut hatte, genauer hinzuschauen, aus Angst, nicht das zu sehen, was ich mir wünschte. Komisch, oder? Ich hatte keine Angst vor Vampiren, den vermutlich gefährlichsten Wesen, die es auf Erden gab, aber davor, in der Liebe enttäuscht zu werden. ‘So kann es nicht weitergehen! Ich muss jetzt endlich gucken, ob er da ist oder nicht. Wahrscheinlich mache ich mich hier gerade sowieso schon zum Deppen, weil ich die ganze Zeit über vor der gläsernen Eingangstür stehe und einfach nur Löcher in die Luft gucke. Ich muss jetzt endlich handeln!’, sagte ich mir selbst in Gedanken. Und ich ließ sofort Worten Taten folgen. Ich suchte das komplette Café mit meinen Augen ab... und fand, was ich suchte: Kilian. Dann atmete ich nur noch dreimal tief durch, ging noch einmal Kims Plan in Gedanken durch - der beinhaltete, Kilian kurz zu begrüßen, ihm einen Zettel zu geben und mich dann wieder von ihm zu verabschieden - und öffnete die Eingangstür zum Café und ging auf meine Zielperson zu. Ich begrüßte ihn, nachdem ich ihn erreicht hatte, mit einem kurzen “Hey!”, steckte ihm einen Zettel, mit der Aufschrift: “Hier meine Nummer, damit wir den schönen Abend noch mal wiederholen können” zu und verabschiedete mich mit einem “Sorry, aber ich muss noch arbeiten”. Man konnte die Veränderung seiner Mimik bei dieser Aktion sehr gut sehen: Zuerst lächelte er, als er mich kommen sah, schaute mich dann überrascht und später ein wenig enttäuscht an, weil ich einfach wieder verschwunden war. ‘Ich kann seinen enttäuschten Blick sehr gut verstehen. Wie gerne wäre ich doch auch noch geblieben, aber ich musste mich auch noch um meinen Job kümmern. Es würde mich jetzt nicht mal überraschen, wenn er mich nicht anrufen würde. Aber hätte ich mir seine Nummer geben lassen, würde ich vermutlich immer wieder zum Telefon greifen und mir fest vornehmen, bei ihm anzurufen, es dann aber doch lassen. Warum auch immer?’, dachte ich bei mir. Dann machte ich mich auf den Weg zu dem Fabrikgelände, vom dem John mir erzählt hatte. Zuerst holte ich meine Waffen, die ich mir dann so auf den Rücken schnallte, dass man sie nicht sofort entdecken konnte, wenn man mich sah. Danach ging ich durch die dunklen Straßen von Manhattan. Und auch wenn es für Außenstehende so aussehen mochte, als wäre ich am träumen und unachtsam, war das genaue Gegenteil davon der Fall. Ich wusste, was um mich herum geschah. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als in einiger Entfernung vor mir ganz plötzlich ein Gestalt erschien. “Was macht so ein junges, hübsches Mädchen ganz allein hier draußen in einer der verlassensten Ecken Manhattans?”, fragte der Fremde. Ich erkannte an seiner Stimme, dass es ein Mann sein musste. Nachdem ich mir eine gute Antwort überlegt hatte, antwortete ich ihm: “Wissen Sie, ich war auf einer Party und bin jetzt gerade auf dem Nachhauseweg. Aber ich habe mich wohl verlaufen. Ich wohne nämlich noch nicht sehr lange hier und wollte gerne noch etwas die Nachtluft genießen und bin deshalb nicht mit einem Taxi nach Hause gefahren.” “Ach so. Ich kenne mich hier gut aus und wenn du willst, kann ich dich nach Hause bringen, wenn du mir deine Adresse verrätst.” Ich überlegte mir schnell eine Adresse, die nicht zu nahe aber auch nicht zu weit weg war und nannte sie ihm. Dann gingen wir los. Ich hielt etwas Abstand von ihm und ging etwas weiter hinter ihm. Denn es wäre nicht gerade praktisch gewesen, wenn er gesehen hätte, was ich auf dem Rücken trug. Ich konnte mich schon immer auf mein Gefühl verlassen. Daher war mir auch sofort klar gewesen, als der Mann plötzlich vor mir gestanden hatte, dass er ein Vampir war. Mein Gefühl hatte mich bis jetzt noch nie im Stich gelassen. Und es sollte mich auch dieses Mal nicht enttäuschen. Nachdem wir fünf Minuten zusammen durch die Straßen gelaufen waren, ohne irgendwelche Vorkommnisse, stand er auf einmal neben mir und meinte: “Warte mal, du hast da etwas am Hals. Lass mich mal nachgucken.” Mit so etwas in der Art hatte ich gerechnet und er musste schon ein bisschen länger hungrig sein. Denn, obwohl er mir jetzt so nahe war wie bei einer Umarmung, hatte er meine Waffen noch nicht bemerkt. Aber ich sollte jetzt langsam mal etwas unternehmen. Noch nie war mir ein Vampir so nahe gekommen. Also zog ich blitzschnell den kleinen Dolch, den ich neben den anderen Sachen immer bei mir trug und hielt ihn abwehrend vor mich, leicht gegen den Bauch des Vampirs gedrückt. “Wagst du es, mir noch näher zu kommen, wirst du deine Unsterblichkeit früher verlieren, als dir lieb ist!”, zischte ich ihm gefährlich und bedrohlich entgegen. Und wen wunderte es, er wich tatsächlich gut einen Meter zurück. “Du bist eine Vampirjägerin.”, stellte er klugerweise fest. “Tze, dass du das jetzt erst bemerkst, Mick. Seit Monaten traut sich im dunkeln keiner mehr in diese Ecke. Und ausgerechnet eine junge Frau wie sie läuft wieder durch dein Revier und lässt sich dann auch noch von einem wildfremden Mann nach Hause begleiten. Macht dich den Hunger so blind, dass du nicht einmal merkst, wenn ein Vampirjäger direkt vor dir steht?”, merkte eine Stimme aus der Dunkelheit an, die einen für mich irgendwie bekannten Klang hatte. Ich konnte ihn zwar erst nicht zuordnen, aber dies Rätsel sollte schon in der nächsten Zeit gelöst werden. Dann erklang plötzlich wieder die Stimme meines Begleiters, der, wie ich durch den neuen Unbekannten, ebenfalls ein Vampir, erfahren hatte, Mick hieß: “Was machst du hier? Und vor allem, was fällt dir ein, Kritik an mir zu üben? Du bist nur ein Diener!” Micks Stimme klang sehr wütend. Aber irgendwo war seine Reaktion verständlich. Immerhin nahmen die Vampire es noch sehr ernst mit ihrer Ständegesellschaft. Und dann wurde es auch nicht gerne gesehen, wenn Diener Höhergestellte berichtigten oder kritisierten. Doch nun wollte ich auch gerne noch etwas mitmischen: “Tja, wie ihr beide schon festgestellt habt, bin ich eine Vampirjägerin. Deshalb würde ich jetzt auch gerne meinen Job erledigen.” Da nun ein größerer Abstand zwischen uns dreien war, griff ich zu Pfeil und Bogen und legte auch sofort zwei Pfeile an die Sehne und zielte. Jedoch wurde ich vorher noch einmal kurz aufgehalten: “Und natürlich hast du dir auch nicht irgendeinen Vampirjäger angelacht. Nein! Es musste ja unbedingt die Prinzessin der Vampirjäger sein.” Oh, für einen Diener wusste der Unbekannte aber sehr gut bescheid. Aber ich hatte jetzt erst mal etwas anderes zu tun, als mich über die Klugheit eines Vampirdieners zu wundern. Mick brachte sowieso nicht mehr als ein geschocktes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen zustande. Also spannte ich den Bogen, zielte auf die beiden Vampire, da ich für jeden einen Pfeil aufgelegt hatte, schoss die Pfeile ab und.... traf nur einen!! Mir war zum ersten Mal ein Vampir entkommen! Wie konnte das nur passieren? Mir das Entsetzen förmlich ins Gesicht geschrieben. Meine Augen waren vor Unglauben weit aufgerissen und ich brauchte einen kurzen Moment, um wirklich verstehen zu können, was gerade passiert war. Das zeigte also, dass selbst die besten Vampirjäger mal Fehler machten. Doch dieser Fehler durfte mich jetzt nicht aus der Bahn werfen! Ich hatte noch eine andere Sache zu erledigen: Ich wollte zu dem verlassenen Fabrikgelände, um zu sehen, was dort los war. Aus diesem Grund musste ich jetzt auch erst weiter. Später konnte ich immer noch überlegen, ob mein Patzer vielleicht noch irgendwelche Auswirkungen haben könnte. Nach einer Viertelstunde hatte ich dann endlich mein Ziel erreicht: das stillgelegte Fabrikgelände. Aber wie sollte es auf so einem Gelände eigentlich aussehen? Genau, es sollte dunkel sein, ohne jegliche Beleuchtung. Doch es brannte Licht in einem der Gebäude. Und neugierig wie ich war, kletterte ich auf das Dach, um herauszufinden, was dort drinnen los war, weil es sonst kein Fenster gab, durch das ich schauen konnte. Doch oben auf dem Dach konnte man aufgrund des Lichtscheins erkennen, dass es dort ein Fenster gab. Also machte ich mich an den Aufstieg. Was ich dann durch das Fenster sah, verschlug mir fast den Atem! Die leere Fabrikhalle war in einen riesigen Versammlungssaal umfunktioniert worden. Von der Decke hingen drei Kronleuchter, die die ganze Halle hell erleuchteten, an den Wänden standen mehrere Regale mit Büchern und Schriftrollen. Den Mittelpunkt des ganzen bildete ein großer Tisch, um den mindestens 100 Vampire platzgenommen hatten. Durch ihre dunkle und kalte Ausstrahlung waren sie für mich leicht zu erkennen. Und das Glück schien mir auch weiterhin hold zu sein, denn ein Teil des Fensters war kaputt und so war es mir möglich, die Gespräche aus der Halle zu verstehen. Sie diskutierten darüber, wem ein Revier zugeteilt werden sollte und wie Verbrecher aus ihren Kreisen bestraft werden sollten. Bis jetzt also nicht, was für mich wirklich interessant wäre. Doch jetzt könnte es vielleicht interessant werden. Denn auch wenn ich sehr weit oben war, war es mir möglich, ein paar Vampire zu erkennen. Und den Vampir, der jetzt zu sprechen begann, kannte ich noch sehr gut: “Hoher Rat, ich möchte euch um die Erlaubnis bitten, meinen Diener und Zögling K als meinen Schüler annehmen zu dürfen. Er ist sehr talentiert und dieses Talent könnte uns auch noch weiterhin im weiteren Verlauf unseres Vorhabens sehr hilfreich sein.” Der Hohe Rat schien sich erst einmal beraten zu müssen, ob sie dieser Bitte zustimmen sollten oder nicht. Schließlich kamen sie zu folgendem Ergebnis: “In der Hoffnung, dass ihr mit der Einschätzung von K recht habt und ihr euch nicht zu viel versprecht, wollen wir eurer Bitte zustimmen. Ihr könnt eurem neuen Schüler auch sofort bescheid geben. Er wird nämlich gleich durch die Tür treten.” Keine Minute, nachdem das eine von fünf Mitgliedern des Hohen Rates dies verkündet hatte, hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Allerdings konnte ich nicht sehen, wer eingetreten war, da sich diese Person außerhalb meines Blickfelds befand. Nur seine Stimme verriet mir, dass es sich um den Vampir handelte, der mir vorhin entkommen war: “Hoher Rat, ich weiß, dass es sich für einen Diener nicht gehört, einfach in eine Versammlung zu platzen, aber ich dachte, ihr solltet vielleicht erfahren, was ich gerade gesehen habe.” Der Diner, der anscheinend den Namen K trug, nur der Anfangsbuchstabe des eigentlichen Namens, wie es bei Vampiren üblich war, machte eine Pause, um zu sehen, ob ihm gestattet wurde, fortzufahren. Nach dem Nicken eines Ratmitglieds begann er wieder zu sprechen: “Als ich mich, nach Erledigung meines Auftrages, auf den Weg hierher gemacht hatte, bin ich der Prinzessin der Vampirjäger begegnet. Sie war vermutlich auch auf dem Weg zu diesem Ort. Außerdem hat sie den Vampir Mick getötet, als sie sein Revier durchquerte. Ich konnte ihr mit viel Glück entkommen.” Der Rat schien nicht sehr überrascht zu sein, als er das hörte und es störte ihn anscheinend auch nicht, was vorgefallen war. Sie verzogen nämlich keine Miene und schauten nur ausdruckslos in die Richtung, in der der Diener vermutlich stand. “Danke K, du kannst jetzt gehen.”, sagte nach ein paar Minuten der Stille ein Ratsmitglied. Ich hörte wiederum nur das Öffnen und Schließen der Tür. “Soso, die Vampirjägerprinzessin ist also hier und hört uns vermutlich gerade zu. Dann sollten wir also besser aufpassen, was wir über unseren Plan erzählen. Schließlich geht es in diesem Plan um sie.”, sagte der mir bekannte Vampir etwas nachdenklich. Sehr interessant. Die Vampire hatten also etwas geplant. Und wie es schien, ging es in diesem Plan um MICH! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)