Weißer Kristall auf goldenem Kreuze von Midgard (FF Challenges) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weißer Kristall auf goldenem Kreuze Lautlos und langsam schwebten kleine weiße, flaumig wirkende, Flöckchen auf den ausgekehrten Hof des Ferdinand-Lux Waisenhauses und verwandelten den sonst so mediteranen Sandstein der Häuser mit ihren Olivengärten und grünen Wiesen in ein kleines Winterwunderland für die Kinder, von denen die meisten gerade hinter den großen Fenstern des Waisenhauses standen und mit großen Augen und offenen Mündern zuschauten wie sich die warmen Erdtöne des Mittelmeerraumes unter einer weißen Schicht versteckten. Der einzige der offenbar nicht so wirklich etwas damit anfangen konnte, war der kleine blasse Junge mit silbrigem Haar, welches ihm gerade mal knapp über den Nacken reichte. Diese kleine Gestalt von höchstens 9 Jahren saß fernab der anderen in einem verschlissenen Ohrensessel und las mit den klugen violetten Augen im Scheine des wärmenden Kaminfeuers ein abgegriffenes Buch. Er genoss diese wirklich seltene Ruhe und war dem Wetter insgeheim dankbar dafür, dass es die Kinder einmal verstummen ließ. Diese Stille hatte jedoch ein jähes Ende als die große Eichentür zur Wohnstube aufschwang und eine schrankhohe Gestalt im grauen Mantel eintrat. Dieser Mann der dort eintrat war über zwei Meter groß, hatte strubbeliges blondes Haar, eine Brille auf der Nase und in seinem kantigen Gesicht lag ein sanftes Lächeln, auch wenn es an einen Wolf erinnerte, wie der kleine Enrico fand. Die anderen Kinder wandten sich vom Fenster ab und stürmten nun vor Freude kreischend und lachend auf Alexander zu, ehe sie an ihm hochsprangen und ihn freudig begrüßten. Alexander Andersen, der Vorstand des Waisenhauses und zudem noch Priester kniete sich lächelnd herunter zu den Kleinen und begrüßte jeden Einzelnen sehr liebevoll. „Nun meine Kinder, was steht ihr noch hier drinnen und bewundert den Schnee? Ab in eure Mäntel und hinaus, das Abendmahl wartet auf uns...“, erklärte er milde lächelnd und erhob sich wieder ehe er die Kinder kurz beobachtete, ob sie auch taten was man ihnen sagte, ehe er Enrico entdeckte und lächelnd herantrat. „Was sitzt du hier so alleine? Warum spielst du nicht mit den anderen? Es würde dir gut tun... Du hättest in den 4 Monaten eigentlich schon Freunde finden können.“, meinte er milde lächelnd und auch ermunternd wie er hoffte. Enrico jedoch verdrehte nur die Augen und rutschte vom Sessel. „Ich brauche die nicht...“; murmelte er leise und klappte sein Buch zu ehe er es sorgsam auf einen der Tische legte. Alexander seufzte leise und legte ihm eine Hand auf den Rücken um ihn sachte Richtung Tür zu drücken, wo sich Enrico einen kleinen grauen Mantel anzog. „Die anderen mögen mich aber auch nicht und ich verstehe nicht wieso...“, nuschelte der kleine Junge beleidigt, während auch Alexander seinen Mantel anzog. „Nun nicht jeder Mensch ist gleich oder? Vielleicht kommen sie mit deiner reiferen Art noch nicht klar?“, gab er lächelnd zu bedenken und band dem kleinen Enrico sorgsam einen Schal um den Hals damit er auch ja nicht frieren würde. „Das glaube ich irgendwie nicht... Ich passe halt wirklich zu keinem...“, murmelte der Junge pessimistisch und trat hinaus in die Kälte, wo die anderen Kinder schon lachend und Schneeball werfend zur Kirche vorgelaufen waren. Enrico hingegen ging gemächlich neben Alexander her denn er hatte es nicht eilig. Nach wenigen Minuten hatten sie die Kirche auch schon erreicht und Alexander schloss sie lächelnd für die frierende Kinderschar auf. Dort drinnen war es angenehm warm und auch schon von goldigem Licht der Kerzen erwärmt. „Setzt euch schon einmal Kinder und Christiano verteile schon einmal die Bibeln bitte, während ich mich vorbereite...“; kam es sanft aber befehlsgewohnt von Alexander, ehe er durchschritt zum Altar und durch die Hintertür ins Priesterzimmer trat. Dort war es noch einmal etwas wärmer und leise seufzend nahm er seine Brille ab die er sorgsam putzte, ehe er sie in das zugehörige Brillenetui gab. Rasch legte er die Arbeitskleidung ab und die Priestergewandung an. Er wusste schon genau, welches Märchen er den Kindern heute vortragen würde, schließlich war Nikolaus und alle hatten heute schon eine kleine Überraschung in den meist noch kleinen Stiefeln gehabt. Da auch Abendmahl war, zog er rasch noch den Korken aus einer Flasche Wein für die Älteren und öffnete eine Traubensaftflasche von den Kleineren, deren Inhalt er jeweils in einen Kelch gab. Diese stellte er zusammen mit genügend Oblaten auf ein Silbertablett, ehe er sich seine gute Brille herausnahm und aufsetzte und heraustrat um seinen Gottesdienst zu beginnen. Dieser dauerte etwa anderthalb Stunden und als Alexander ihn beendete dauerte es nicht lang, dass die ersten übermütig lachend in den Schnee hinausstürzten und ausgelassen spielten, schließlich war Schnee in Italien eine echte Seltenheit. Während Alexander sich die Sultane leise seufzend abnahm hörte er leises Knarzen von den Holzbänken im hinteren Teil des Kirchenschiffes und wandte sich um. Dort saß Enrico als letzter und einziger noch und spielte etwas missmutig mit seinem kleinen Silberkreuzchen. „Weshalb gehst du nicht raus zu den anderen Kindern Enrico? „; fragte Alexander und legte sich seinen grauen Mantel über. „Ich mag nicht... Sie bewerfen mich bestimmt mit Schneebällen...“, nuschelte der Kleine verlegen und schlenkerte leicht mit den Beinen. „Das ist aber nicht nett... Dann gehst du mit mir, sie wagen es sicher nicht wenn ich neben dir gehe, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie mich treffen ist viel größer und sie wissen genau, dass sie es dann dreifach zurückbekommen...“, witzelte Alexander um Enricos Laune aufzuhellen. Der lächelte nun auch kurz matt und rutschte von der Bank ehe er mit Alexander hinaustrat. Die anderen Kinder waren nun schon vorgelaufen zum Waisenhaus denn Schwester Miriam wartete schon mit warmen Kakao und einem wärmenden Abendbrot. Tatsächlich waren einige ansehnliche Zentimeter Schnee in diesen paar Stunden gefallen und es sah alles sehr märchenhaft aus. „Ach herrje... So viel schon...“, murmelte Enrico beeindruckt und schaute hoch. Alexander folgte seinem Blick und nickte stumm. „Komm mit, wir gehen am Kirchteich vorbei, um sicherzugehen, dass dir auch ja niemand auflauert.“, witzelte er gutmütig und strich Enrico fürsorglich durch das weiche Silberhaar. Der nickte stumm und nahm es wohl doch recht ernst, während sie an dem kleinen Teichlein vorbei gingen. „Pater Alexander...?“, fragte Maxwell schließlich leise und schaute hoch. „Ja, Enrico?“, kam es lächelnd von Alexander und er begegnete dem Blick des Kleinen. „Glauben Sie ich bin komisch, weil ich nicht wie die anderen mit ihnen spiele? Weil ich lieber lese als Lärm zu machen?“, fragte er bedrückt und schien etwas verzweifelt. Milde lächelnd schüttelte Alexander den Kopf. „Aber nein...“, erklärte er ihm sanft und ging in die Knie um ihm den Schnee liebevoll abzuwischen, ehe er ihn kurz umarmte. Leise seufzend aber auch dankbar lächelte Enrico dann, ehe er ein leises Fiepen hörte und über Alexanders riesige Schultern hinwegstarrte. „Was ist denn da?“, kam es verwundert von Alexander, der sich nun rasch erhob und sich umwandte. Enrico deutete stumm auf den Teich, wo offenbar ein Vogel schwamm. Tatsächlich war es ein graues recht großes Küken. „Oh schauen Sie Pater, eine kleine Ente!“, rief Enrico leise aus und lächelte entzückt. „Das ist kein Entchen Enrico...^^“, erklärte Alexander sanft lachend und beobachtete grinsend wie auf das Fiepen des Kükens hin zwei erwachsene Schwäne aus dem Uferdickicht geschwommen kamen und ihr Küken flankierten. „Sieh... Das sind Schwäne und das kleine wird auch einmal so aussehen...“, kam es von Alexander. „Aber es ist so hässlich grau... Wird es dann wirklich einmal so schön?“, fragte Maxwell zweifelnd. „Ach Mäxchen, natürlich wird er das.^^ Momentan ist er vielleicht noch nicht so hübsch wie die kleinen Entenküken aber später wird er sie alle an Schönheit übertreffen... Er ist eben anders als sie.^^ Genau wie du.“, gab er lächelnd zu bedenken. „Ich werde auch einmal ein Schwan? Und bin ich wirklich so hässlich?“, kam es etwas irritiert und beleidigt von Maxwell der nun hochstarrte. Daraufhin musste Alexander lauthals lachen. „Nein, nein... Nicht in dem Sinne. Es ist eine Metapher und außerdem ist es doch sehr süß oder?...“, erklärte er ihm lächelnd. „Die wahre Stärke eines Menschen zeigt sich erst selten in Kindesjahren und du bist eben einfach schon ein wenig weiter als die anderen, das ist aber nichts schlimmes.^^“, erklärte er Maxwell lächelnd, der daraufhin auch leise kicherte. „Danke Pater Alexander...“, kam es kichernd von Enrico ehe er leise nieste. „Ohje, wehe du erkältest dich mir, Mäxchen!“, mahnte der große Priester ehe er rasch die kleine kalte Hand nahm und mit ihm weiter Richtung Waisenhaus gehen wollte. „Oh! Warten Sie Pater...“, kam es erschrocken von Enrico und er machte sich los, ehe er zum Teich zurücklief. Offenbar hatte er noch etwas Brot vom Frühstück, das er dem Küken und seinen Eltern in kleinen Stücken zuwarf. Als er zufrieden lächelnd wieder zu Alexander ging bemerkte er blinzelnd, das dessen schwerer Kreuzanhänger aus Gold sich gelöst hatte und in den Schnee gefallen war. Rasch bückte er sich und griff in den kalten Schnee um das Kreuz aufzuheben. Trotz der Kälte war das Kreuz noch leicht warm und lächelnd brachte er es Alexander zurück. „Hier... schauen Sie einmal...“, kam es lächelnd von Maxwell, der das Kreuz dem Pater nun lächelnd mit beiden Händen entgegen streckte. Alexander, der schon bei der Fütterung der Vögel ein warmes Lächeln auf den Lippen hatte, kniete sich nun mit eben diesem Gesichtsausdruck hin und legte seine großen warmen Hände um die kühlen kleinen Kinderhände. „Ach Mäxchen... Du bist so ein lieber Junge, lass dir von niemandem was anderes sagen...“, erklärte er ihm sanft. „N-naja... Die Schwänchen sollen doch auch einen schönen Nikolaus haben und sie sind ja wirklich ziemlich süß...“, kam es sanft lächelnd von Enrico woraufhin Alexander leise lachte und sein Kreuz sich wieder umhängte. Daraufhin nahm er sanft Enricos Hand. „Oh das haben Sie jetzt ganz, ganz bestimmt, Mäxchen...“, erklärte Alexander zuversichtlich lächelnd und war insgeheim ganz stolz auf seinen kleinen Schützling als sie zurückgingen. Vor der Tür blieb er noch einmal stehen. „Sagmal was hast du eigentlich den schönes vom Nikolaus bekommen?, fragte er lächelnd und öffnete Maxwell die Tür der dankbar rasch eintrat. „Hm...? Oh, ich weiß nicht, mein Schuh war leer.“, nuschelte er leise und nieste kurz heftig. „Ohje... Erkälte dich mir ja nicht!“, murmelte Alexander besorgt und nahm ihm den Schal ab, ehe er das Mäntelchen aufknüpfte. „Wieso hast du denn nichts in deinem Schuh gehabt?“, fragte er leise. „Ich glaube es hat jemand anders irrtümlich genommen...“, kam es leise von Enrico. „Ach herrje... Dann komm mal mit...“, kam es leise von Alexander, der dem Kleinen noch rasch den Schnee aus den Haaren wischte. Tatsächlich waren Enricos kleine Wangen von der Wärme ganz rosig und er folgte ihm rasch. Alexander hingegen trat hoch in sein Arbeitszimmer, wo schon ein Kaminfeuer entzündet war, und öffnete Maxwell die Tür der rasch hineinlief. „So... Nun zieh dich erstmal aus, du musst aus den nassen Sachen raus...“, kam es sanft von Alexander und er goss etwas Kakao aus einer Thermoskanne vom Schreibtisch in eine Tasse, ehe er aus einer Truhe nahe der Tür eine warme Felldecke holte und dem in Unterhose offenbar recht frierendem kleinen Jungen umlegte. „Und jetzt setzt du dich ans Feuer und trinkst deinen Kakao.“,erklärte er ihm strickt und drückte ihm die Tasse resolut in die Hand. Enrico schniefte kurz, ehe er nickte und sich setzte. „Und putz dir mal deine Nase sonst bekommst du Schnupfen Mäxchen...“, murmelte Alexander und reichte ihm ein Taschentuch ehe er in seinem Schreibtisch zu suchen begann, ungesehen in Enricos Rücken der seinen Kakao genoss. Schließlich hatte er nach einer halben Stunde endlich etwas brauchbares gefunden und drehte sich leise zu Enrico um um ihn zu überraschen, musste jedoch feststellen, dass der sich unter der Felldecke vor dem Kamin eingerollt hatte und bereits felsenfest schlief. Sanft und gütig lächelnd hob Alexander ihn vorsichtig auf seine Arme und verließ das Büro. Er drückte den leichten Jungen vorsichtig an sich, der noch in die weiche Decke gewickelt war, und ging durch die einzelnen schon ausgestorbenen Flure des Waisenhauses. Tatsächlich schliefen die meisten Kinder schon brav, weshalb er davon absah Enricos Zimmernachbarn zu wecken und legte den Kleinen daher in seinem eigenen Zimmer zum Schlafen auf das Bett ehe er sich müde nach einer kurzen Dusche im Schlafanzug dazulegte. Diese Wärmequelle wurde von dem Kleinen mit einem glücklichen Seufzen angenommen woraufhin Alexander sanft lächelte. Enrico seinerseits umarmte den Oberarm des Priesters und hielt ihn während es gesamten Schlafes sanft an sich gedrückt. Der nächste Morgen kam für den Kleinen mit den üblichen lauten und vielstimmigen Kirchenglocken, ehe er sich gähnend aufsetzte. Er war allein in Alexanders Zimmer und auf der Decke in seinem Schoß lagen ein großer Lebkuchen, eine Mandarine, ein Schokoriegel sowie ein kleiner lila Gummiball. Das was jedoch das schönste für Enrico war, saß neben seinem Kopfkissen. Es war ein plüschiges graues Kükenkuscheltier das ihn mit großen Augen anschaute und dem kleinen Jungen ein freudiges Lachen auf das Gesicht zauberte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)