Sehnsucht (ab 16 Jahre) von raylight ================================================================================ Kapitel 4: Der Pirat -------------------- Ruffy hatte sich in Shanks nicht getäuscht. Er war ein guter Navigator und fing an Shanks wie seinen eigenen Sohn zu lieben. Vier Monate waren bereits vergangen. Die Saint Hawk ankerte in Kopenhagen. Alle gingen von Bord. Sie wollten alles etwas besorgen, was sie für ihre weitere Reise brauchten. Shanks wollte die Saint Hawk bewachen. “Sam bewach das Schiff. Du kommst mit mir.”, befahl Ruffy. “Warum?”, fragte Shanks bestürzt. “Du brauchst dringend neue Kleider!”, erklärte Ruffy. Er kannte die zurückhaltende und schüchterne Art von Shanks inzwischen. Drakon fragte sich, ob er wirklich ein Shoned ist. Dieses Temperament bzw. das Ungestüme fehlte Shanks gänzlich. Er war ein Mann, der gehorcht. “Trotzdem muß er seine Freiheit lieben, sonst wäre er nicht geflüchtet.”, dachte er zu sich. Ruffy führte ihn zu einer befreundeten Schneiderin. Sie hieß Asta. Asta war fünf Jahre älter als Shanks. Sie war einen Kopf kleiner als Shanks und hatte braune Haare. Asta war schön. “Hallo Asta. Ich möchte für den jungen Mann neue Kleidung haben.” Shanks versteckte sich hinter Drakon. Drakon zeigte mit den Finger auf dem Jungen. “Oh! Das ist ja ein Traum von einem Mann. Du hast recht! Er brauch wirklich neue Kleider. Wieviel hast du dabei?” “Er hat kein Geld! Ich kaufe ihm die Kleidung.” “Verstehe! Ziehst du mal dein Hemd aus? Ich muß wissen wie groß dein Hemd werden soll.” Shanks zog sein Hemd aus und gab es Asta. Asta ziehte nur leicht und es bekam Risse. “Ganz schön marode!”, stellte sie fest, “Das habe ich mir gedacht.” Sie nahm ein Maßband und maß Shanks’ Oberkörper ab. Asta war über den hageren jungen Mann erstaunt. “Wann ist er zu euch gekommen?” “Vor vier Monaten.” “Ihr habt ihn sicher nur wenig zu Essen gegeben.” Shanks blickte Asta verblüfft an. “Nein, er ißt normal. Am ersten Tag hat er für fünf Männer gegessen. Er hat ungefähr fünfzehn Kilo zugenommen. Als er zu uns kam, war er noch magerer. Außerdem ist er größer als ich. Ich bin sicher, daß er noch etwas größer wird.” “Oh! Na gut. Ich habe seine Größe zufällig da.” Sie ging hinter den Tresen zum Schrank. Dann holte sie einige Hemden hervor und legte sie auf den Tresen. “Such dir zwei Hemden aus. Die Farbe ist egal.” Er schwieg. “Shanks, ich kann dir nicht alle Entscheidungen abnehmen. Diese ist deine Entscheidung.” “Zwei Weiße!”, meinte Shanks zaghaft. “Nicht gerade wählerisch.”, meinte Asta lächelnd. Bis auf die zwei weißen Hemden legte Asta die Hemden zurück. Dann nahm sie ihr Maßband zur Hand. “Drakon, paß auf, daß keine Frau zufällig in mein Geschäft kommt.” Er nickte. “Wie heißt du?” “Shanks Shoned.” “Shanks ziehe bitte deine Hose aus und halt dir das Handtuch davor. Ich hoffe, du weißt was ich meine.” Er nickte und zog sich weiter aus. Nackt mit einem Handtuch in den Händen stand er in dem Laden. Asta wurde ganz rot. Shanks ging es nicht viel anders, aber er ließ alles übers ergehen. Sie meßte ihn weiter ab. “Toll! Er hat die besten Maße überhaupt! Wie alt ist er ?” “Siebzehn!” Sie hob verwundert die Brauen. “Noch so jung?” Dann ging sie zu einem weiteren Schrank und holte einige Hosen heraus. “Welche Farbe?” “Die selbe Farbe, wie ich an hatte.” Asta lächelte. Drakon bezahlte. Shanks zog seine neuen Kleider an. Er war froh nicht mehr nackt zu sein. Dann verabschiedeten sie sich von Asta. Beide gingen weiter ins Zentrum. “Wo gehen wir jetzt hin?”, wollte der junge Mann wissen. “In einen Schuhladen.” Dort angekommen, blickte Shanks auf den Namen des Ladens. Er hieß Golden. Beide gingen in den Laden. “Drakon! Dich habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.”, jubelte eine ältere Frau am Tresen. Sie hatte große Ähnlichkeit mit Shanks’ Käpitän. “Wer ist der junge Mann?” “Das ist Shanks Shoned. Shanks, daß ist meine jüngere Schwester Katharina.” “Wie alt ist er?” “Siebzehn.” “Was? Seine Eltern werden sich sorgen machen.” “Katharina! Er ist Waise. Shanks hat seine Eltern vor neun Jahren verloren.” “Vor neun Jahren? Das ist ja ein ganz komischer Zufall. Julia und dein achtjähriger Sohn sind doch im gleichem Jahr gestorben. Wo hast du ihn aufgegabelt?” “In Eastbourne.” “Da wohnt doch die Cousine deiner Frau.” “Ja! Aber sie ist Tod.” Drakon senkte den Kopf. Er wich den Blick von Katharina und Shanks aus. Shanks verstand nicht um was es ging. “Er ist die Klippe heruntergesprungen. Der junge Mann hatte sich in die Tochter des Barons von Eastbourne verliebt. Es ist vor vier Monaten passiert.” Katharina blickte Shanks sanft an. “Mh! Er macht einen geknickten Eindruck. Man hat ihn sicherlich eingeschüchert. Mein Schwiegervater hat mir eine Geschichte von Julias Tante erzählt. Sie hatte sich in Korbinian Shoned verliebt hatte. Korbinian war ein Rebell. Er war schön und ein sympathischer Mann. Mit dreißig Jahren heiratete er sie. Zwei Jahre später wurde seine Tochter geboren. Die Tochter war genauso lebhaft wie ihr Vater. Sie hieß Lucy Shoned. Korbinian wurde, vor zwanzig Jahren, vom Earl von Hasting gehängt, nur weil er mehr Gerechtigkeit wollte. Damals war James noch ein gutaussehender Mann. Heute ist er ein Fettkloß. Korbinians Tochter war drei Jahre zuvor mit ihrer Mutter nach Eastbourne gezogen. Korbinian hatte seiner Tochter das heilige Schwert gegeben. Hach, daß hätte ich gerne mal gesehen. Ich glaube, sie hat vor neunzehn Jahren einen Fischer geheiratet. Nach meinen Infromationen hat sie ein Kind bekommen. Leider weiß ich nicht mehr. Oh! Ich bin vom Thema abgekommen. Ich wollte damit nur an deuten, daß alle Shoneds, von denen ich gehört habe, sehr lebhaft und tempermentvoll waren. Aber er hier macht nicht den Eindruck als wäre so ungestüm.” “Wer ist Lucy Shoned?” Katharina blickte Shanks an. “Das ist ihr richtiger Name. In Eastbourne wurde sie nur die Rebellin genannt. Wieso?” “Sie ist meine Mutter. In ganz Eastbourne gibt es nur eine Familie Shoned und das war meine Familie. Das Schwert hier kann es bezeugen.” Er zeigte Katharina sein Schwert. Sie machte große Augen. “Darf ich das Schwert berühren?” Shanks nickte. Er wußte aber nicht, ob das Schwert ihr einen Stromschlag verpassen würde. Sie schnappte sich das Schwert und betrachtetes es näher. “Ja, daß ist das heilige Schwert. Es kann nicht jeder anfassen. Davon hat mein Schwiegervater gesprochen. Es gibt da noch etwas, eine Händlerin aus Eastbourne hat mir eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, aber ich glaube ihr seid nicht wegen der Geschichte hier.” “Ja! Ich brauche ein paar Winterschuhe und zwei paar Schuhe für jede Jahreszeit. Ein paar Winterschuhe hat er und die halten noch einige Winter durch. Aber die anderen Schuhe müssen erneuert werden. Sie sind abgetragen.” “Wo hast du die Winterschuhe her, wenn Ruffy sagt: ‘Sie halten noch einige Winter durch.’?” “Von Baron Henry! Er war mir dankbar, das ich vor zwei Jahren seine Tochter gerettet habe.” “Verstehe! Von Baron Henry wird nur gutes Nachgesagt.” Katharina entging nicht, daß Shanks Tränen im Auge hatte. Dann holte sie Pappe und einen Stifte. So nahm sie Maß von seinen Füßen. Dann machte sie sich sofort an die Arbeit. “Was macht eigentlich dein Bastard?”, fragte Katharina plötzlich, während sie arbeitete. Drakon entging es nicht, das Shanks zusammen zuckte. “Ihm geht es gut. Aber Katharina, sagt nicht Bastard in der Gegenwart von Shanks.” “Wieso?” “Man hat ihn viel mit dem Wort beschmipft. Jedesmal wenn er das Wort hört, glaubt er, er wäre gemeint. Du mußt also schon sagen wen du meinst. OK?” Katharina nickte. “Sie meint Cody.”, erklärte Drakon. Shanks nickte erleichert. “Mh, Shanks könntest du mal kurz vor die Tür gehen? Das brauchtst du nicht mit anzuhören.”, erklärte Katharina sanft. Shanks nickte und ging vor die Tür. “OK, Drakon! Irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Los sag schon!” “Was meinst du?” “Er redet kaum. Shanks macht alles ohne Widerspruch. Seine Haltung ist unterwürfig. Er hat Angst vor Menschen. Und das soll wirklich ein Shoned sein? Du weißt über ihn noch mehr als ich, nicht wahr?” “Ja. Lucy hat mich zu seinem Paten gemacht.” “Glaubst du etwa, er kann Kevin ersetzen?” “Nein, Kevin sieht genauso aus wie Shanks. Ich habe Lucy versprochen mich um den Jungen zu kümmern. Er ist zufällig auf mein Schiff gekommen. Hör mal zu! Shanks ist der Letzte der Shoneds. Cody ist sein letzter Verwandter. Er war in Eastbourne ein Außenseiter und das seit seiner Geburt! Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben. Der Junge wollte freiwillig Pirat werden. Shanks war vor vier Monaten noch verwahrlost. Die Tochter des Barons hat ihn so akzeptiert wie er ist. Sie liebt ihn bestimmt. Henry war stur um zu zugeben, daß er da einen großen Fehler gemacht hat.” “Wieso?” “Henry will bestimmt, daß seine Tochter einen Adligen heiratet. Ich kann zwar nichts versprechen, aber Shanks wird bestimmt bald nach Eastbourne zurückfahren wollen und dann geht es diesem Verlobten an den Hals. Noch ist Shanks reserviert, aber in ein paar Jahren wird er ein echter Shoned sein. Er hat Feuer im Blut. Henry hätte sich niemals mit einen Shoned anlegen sollen.” Dann ging die Tür auf und Sally, eine blonde Schönheit mit blauen Kleid, trat in den Raum. Sie trug eine Mütze. Die Tür knallte heftig zu. “Hallo Katharina! Oh, dein Bruder läßt sich auch mal blicken. Warum steht vor der Tür ein junger Mann?” “Das ist Ruffys neuer...” “Navigator.”, schnitt Ruffy seiner Schwester das Wort ab, “Er ist sehr empfindlich und was wir besprochen haben, brauch nicht zu hören.” “Wir haben gerade von Eastbourne gesprochen.” “Ach, vor zwei Wochen war ich gerade da. Baron Henry ist stinkig. Seine Tochter, Jasmin, redet gar nicht mehr mit ihrem Vater. Ich habe ihn gefragt, was los sei und er antwortete nur barsch: ‘Meine Tochter hat sich in einen armen Waisenjungen verliebt. Der Junge hat den niederigsten Rang in der ganzen Stadt. Auch wenn er tot ist, würde es mich freuen, wenn man endlich seine Leiche finden würde. Dann würde meine Tochter von ihrer Hoffnung, das er noch lebt, loskommen. Leider ist das Wasser an der Stelle besonders tief. Solange kann keiner Luft anhalten, um zu tauchen.’ Dann ist noch der hübsche junge Mann verschwunden den ich vor sechs Monaten am Dock gesehen habe. Er saß einsam und verlassen dort. Der Junge angelte an der Stelle.” Drakon holte Shanks herein. “Kennst du ihn?”, fragte er sie. Sally starrte Shanks an. Er war verstört. “Der junge Mann hier ist vor vier Monaten zu mir gekommen. Er ist aus Eastbourne geflüchtet. Die zwei Narben hier zeugen noch von seiner Flucht.”, erklärte Drakon und blickte zu Shanks. Sie nahm die Mütze ab. “Sally Kira?”, durchfuhr es den Rotschopf “Shanks, bist du das?” “Ich habe ihn neue Kleider gekauft. Katharina macht ihn jetzt noch ein paar neue Schuhe.”, erklärte Drakon. “Du bist immer noch so abgemagert wie damals.” “Nein, er hat ungefähr fünfzehn Kilo zugenommen. Sein Gesicht sieht jetzt viel schöner aus. “Wirklich? Shanks knöpfe bitte mal dein Hemd auf.” Er nickte verwirrt. Als Sally seine Brust mit der rechten Hand berühren wollte, wich er zurück. “Keine Angst! Ich will dir nichts tun.”, beruhigte sie ihn. Shanks ließ sie diesmal gewähren. Sie fuhr mit ihrer Hand von seiner Brust bis zum Bauchnabel. “Du hast recht. Er ist dicker geworden.” “Vor vier Monaten konnte man bei ihm die Rippen zählen.”, erklärte Drakon. “Sagmal Sally, hast du schlechte Laune?”, fragte Katharina. “Ja, dieser Bastard von Eric wollte sich an meine Schwester heranmachen. Doch sie hat ihm eine Lektion erteilt.” “Aha, verstehe!” “Jasmin tut mir Leid, daß sie ihn heiraten muß.”, seufzte sie. “Sally! Shanks ist in Jasmin verliebt. Er ist der Grund warum Henry wütend ist.”, erklärte Katharina. “Was? Er? Das hätte ich nicht gedacht, aber ich weiß, daß sie ein Wildfang ist. Er ist schön. Sie ist schön. Die Beiden wären wirklich ein tolles Paar, wenn Henry es erlauben würde.” Shanks wurde wütend. “Hört auf! Hört sofort auf!”, schrie Shanks aggressiv. Alle drehten sich zu Shanks um. Sein Gesicht war wutverzerrt “Ihr! Ihr habt keine Ahnung, was ich durchgemacht habe! Niemand nimmt auf meine Gefühle Rücksicht! Ständig will irgendjemand meine Vergangeheit wissen, seit ich zu Drakon gekommen bin! Dabei will ich nur noch vergessen! Laßt mich endlich in Ruhe!”, fuhr Shanks sie weiter an. Er seufzte. Dann rannte er aus dem Geschäft Richtung Hafen. Alle sahen ihm überrascht nach. “Er ist ganz schöne empfindlich.”, stellte Katharina fest. “Wir müssen ihm noch etwas Zeit geben. Sein Selbstvertrauen ist stark angeschlagen. Er ist noch jung. Man sollte es ihm nicht übel nehmen. Ihr beide wartet ihr. Ich hole die Schuhe später ab. Shanks hat jetzt Vorrang.” Mit diesen Worten rannte er Shanks hinterher. Am äußerten Teil des Hafens setzte sich Shanks auf eine Bank. Er konnte nicht mehr aufhören zu weinen. “Die haben doch alle keine Ahnung”, murmelte er zu sich. “Du machst es uns ganz schöne schwer dich zu verstehen!” Shanks drehte sich um. Es war Ruffy. “Du warst sieben Jahre lang allein. Ich merkte es deutlich, daß du ein Einzelgänger geworden bist. Du mußt dich daran gewöhnen, daß sich jemand um dich sorgen macht. Ich achte auf deine Gefühle, was glaubst du, warum ich dich heraus geschickt habe? Damit ich Katharina deine ganze Geschichte erzählen kann. Aber dann kam Sally. Es hat sich alles überschlagen!” Er setzte sich neben Shanks. Dann nahm er ihn in den Arm. “Ich entschuldige mich für die beiden. Dein Verhalten zeigt deutlich, daß du viele Jahre in Einsamkeit verbracht hast. Ich glaube, ich muß dir etwas sagen.” “Was?”, rief er mit gerunzelter Stirn “Du hast sicher mitbekommen, daß Cody der letzte Verwandte ist, den du hast.” Shanks blickte Ruffy verschwommen an. Dann umarmte Shanks Ruffy zurück. “Shanks, wenn du dich beruhigt hast, geh zurück aufs Schiff. Es ist für dich erstemal das Beste.” “Ruffy?” “Was ist?” “Danke!” “Habe ich doch gern gemacht.” Ruffy ließ Shanks allein. Er kehrte zu Katharina zurück. Beide waren etwas verwirrt. “Sind die Schuhe fertig?” Katharina nickte. Sie fragte sich, ob er Shanks gefunden hatte. “Ich habe ihn aufs Schiff geschickt.” “Er ist ein Einzelgänger, nicht wahr?” “Ja, leider. Die Shoneds sind eigentlich geselliger, aber bei ihm ist es eine Ausnahme. Ich bin sicher. Er wird sich ändern und dann sieht man ihn ganz anders!” Er verabschiedete sich von seiner Schwester und Sally. Als Ruffy zurück kam, stand Shanks auf Deck und lehnte sich über die Reling. Er lächelte zu ihm. Kurze Zeit später lichteten sie den Anker. Einen Tag später stand Shanks auf der Reling. Er wollte über Bord springen. Cody sah es und rannte zu Ruffy. “Vater! Komm schnell! Er will über Bord springen!” “Was!” Drakon rannte an Deck und sah das Spektakel. “Nein! Shanks!” Er eilte zur Rettung. Ruffy ergriff Shanks’ Handgelenk, bevor er seinen Selbstmordversuch durchführen konnte. “Nein! Laß mich! Ich will nicht mehr! Bitte! Laß mich sterben!”, fuhr Shanks ihn wütend an. Dann verpaßte er Shanks zum ersten Mal eine Ohrfeige. Selbst Cody hätte es Ruffy niemals zugetraut. Shanks’ Wange glühte. “Warum hast du das getan?” Shanks blickte zornig in Ruffys Gesicht und war überrascht. Er hatte Tränen in den Augen. “Solange du hier bist, werde ich verhindern das du dich in Tod stürzt! Ich werde es nicht zulassen! Hast du kapiert!” Shanks fing an zu weinen. Er senkte den Kopf. “Warum soll ich noch leben? Es gibt keinen Grund für mich weiterzuleben.” “Shanks!! Denk mal an Jasmin! Sie hofft vielleicht, das du noch lebst und wenn sie erfährt, das du wirklich Tod bist. Dann folgt sie dir in den Tod. So würdest du niemals dein Ziel erreichen!!”, schrie Ruffy Shanks an. Dieser rannte enttäuscht die Wanden hoch zum Krähenest. Ruffy seufzte. Dann kam Cody zu ihm. “Und was war jetzt wieder?” Shanks konnte das Gespräch zufällig mithören. “Er hat Selbstmordgedanken. Die müssen wir ihm austreiben. Wir müssen ihn so fordern, daß er keine Selbstmordgedanken mehr hat.” Shanks stöhnte. Er wollte eigentlich gar nicht sterben, aber für ihn war das Leben unerträglich geworden. “Wieso verhalte ich mich nur so töricht in letzter Zeit?”, fragte er sich. Als Cody und Ruffy sich in ihre Kajüte zurückzogen, stieg Shanks herunter und lehnte sich an die Bugreling. Er schaute übers Meer. Es war Nacht. “Oh Jasmin. Du fehlst mir. Denn nur dir gehört mein Herz.” “Es ist nicht leicht mit dir.”, ertönte plötzlich Ruffys Stimme hinter ihm. “Was willst du?”, fragte er gleichgültig. “Ich glaube, ich muß dir etwas sagen. Es fällt mir jetzt schwerer als vor drei Monaten. Also gut, ich sage es dir jetzt einfach frei heraus. Lucy, deine Mutter, hat mich zu deinem Paten gemacht, als du vier Jahre alt warst.” “Was!” Shanks drehte sich um. “Du warst noch zu jung, um dich jetzt daran zu erinnern. Sie hatte mich gebeten, daß ich dich mitnehme. Ich habe ihr gesagt, du bist noch zu jung. Sie hatte gebettelt, aber ich bin hart geblieben. Ich sagte ihr, ich komme in ein paar Jahren hierher und holte ihn ab. Damit hatte sie sich abgefunden.” “Aber Cody durfte auch hier aufwachsen. Wieso ich nicht? Dann wäre alles anders geworden.” “Shanks, Cody ist mein Sohn. Seine Familie lebt hier. Würde meine Frau in einer Stadt leben, dann wäre es Cody genauso gegangen. Das deine Familie so früh gestorben ist, konnte ich nicht ahnen. Vor zwei Jahren wollte ich dich zwar abholen, aber wir sind verhindert gewesen. Als wir ankamen, waren zwei Jahre vergangen. Wir ankerten vor Easbourne. Ich habe dich gesucht. Doch du warst nicht da. Als ich geglaubt hatte, daß du Tod bist. Ist ein junger Mann vom Himmel gefallen und das warst du.” “Ich war da bestimmt bei Jasmin.” Er nickte. “Hör zu, wenn du dich nochmal in den Tod stürzen möchtest. Dann mach es besser heimlich klar. Ich glaube, du wirst erste Zeit lieber doch die Saint Hawk bewachen. Ich will, daß du von allein kommst, wenn du die Stadt sehen willst. OK?” “OK.” Shanks ging mit Ruffy zusammen ins Bett. Cody wurde sein bester Freund. Drakon hatte gehofft, Shanks würde Jasmin vergessen, aber seine Liebe zu ihr wurde immer stärker mit jedem Jahr was verging. Ruffy unterrichtete ihn im Schwert- und Nahkampf. Shanks vergaß allmählich seine Traurigkeit und wurde glücklich. Es war sicher kein Zufall, daß er Sohn eines Fischers war, hatte Ruffy gemerkt. In jeder freien Minute mußte er an Jasmin denken. Diese Sehnsucht fiel allen Crewmitgliedern auf und hatten dafür Verständnis. Sie fragten ihn aber nicht, wonach er Sehnsucht hatte. Schließlich kannten sie ihn dafür noch nicht lange genug, um ihn zu fragen was ihn bedrückte. Mit neunzehn Jahren wurde er plötzlich krank. Doch er dachte nicht im Traum daran im Bett zu bleiben. Ihm war schwindelig, eiskalt und fühlte sich schwach. Er hatte Kopf- und Gliederschmerzen. Die ganze Crew bemerkte, daß es ihm nicht gut ging. Shanks sah ungewöhnlich blaß aus. Gegen der Mittagszeit brach er zusammen. Cody fühlte seine Stirn. “Seine Stirn glüht! Er hat Fieber! Schnell holt Jim!” Tony, ein neunundzwanzigjähriger Zimmermann, half Cody beim Tragen. Sie legten Shanks auf seine Hängematte. Cody, der Shanks beistand, holte seinen Vater. Dieser kam so schnell wie er konnte in Shanks Kajüte. “Was ist?” “Er hat sehr hohes Fieber!” “Wir müssen versuchen das Fieber zu senken.” Jim nickte. “Ich will nicht, daß er in diesem Alter stirbt. Zwei Jahre war er glücklich und der Rest seines Lebens eher unglücklich. Er soll alt werden und nicht schon jung sterben.” Das Fieber stieg höher. Alle machten sich große Sorgen. Keiner konnte ruhig schlafen. Doch nach drei Tagen sank das Fieber endlich. Eine Woche später war er wieder gesund. Shanks fing an zu weinen. “Was hast du?”, wollte Ruffy wissen. “Bis jetzt hat sich noch niemand so um mich gekümmert, wie ihr. Meine Eltern waren die Einzigen, die mich je so behandelt haben. Ich war immer auf mich allein gestellt. Wäre ich in Eastbourne so schwer krank geworden, dann wäre ich schon längst Tod.”, erklärte er, “Ich wollte schon immer Freunde wie euch haben, aber alle Menschen in Eastbourne haben mich gehaßt! Außer Jasmin, haben mich alle wie eine Mißgeburt behandelt! Sie nannten mich Bastard!” Alle im Raum waren von seiner Geschichte stark betroffen. “Aber du bist doch ein gutaussehender junger Mann! Hör zu, Shanks! Niemand hat das Recht, dich einen Bastard zu nennen! Das hast du nicht verdient.”, erklärte Drakon. Dann umarmte Shanks ihn. Der Käpt’n spürte, wie erleichert er war. So verging die Zeit. Jasmin hatte viele Selbstmordgedanken gehabt, aber die Hoffnung, daß Shanks noch lebte, hielt sie am Leben. Sie vermißte ihn genauso stark, wie Shanks sie vermißte. Ihre Liebe zu ihm nahm einfach nicht ab. Auch sie hatte Sehnsucht. Eines Abends stand Jasmin am Balkon und sah zu dem Vollmond hoch. “Ich weiß nicht, ob du wirklich tot bist oder ob du noch lebst, aber bitte nehme mich mit in deine Welt. Denn nur dir gehört mein Herz.” Jasmin bemerkte, der Mond war heute besonders schön. Zur selben Zeit stand Shanks am Bug und betrachtete den selben Vollmond. Er dachte sehnsüchtig an Jasmin. Der junge Mann war verbannt und vertrieben. Shanks war ein Meter achtzig groß. Seine Haare gingen ihm fast bis zum Nacken. Um den Mund hatte er einen Stoppelbart, was seiner Schönheit den letzten Schliff gab. Seine Bauchmuskel waren gutentwickelt, aber trotzdem war er immer noch schmächtig. Von dem armen Waisenjungen war kaum noch etwas zusehen. Eine Narbe an Wange und Hals zeugen noch von seiner Flucht. Shanks war der erste Pirat seiner Familie geworden. Eines Morgens wollte Shanks seinem Kapitän mit einem Frühstück überraschen. Ruffy hatte heute Geburtstag. Shanks animierte die ganze Crew mitzumachen. Die Mannschaft machte sehr gerne mit. Cody fiel es auf, daß Shanks ganz wie ein Anführer handelte. Er konnte kaum glauben, daß der selbe junge Mann der ein bemitleidender Waisenjunge war, der keine Zukunft hatte. Jetzt war der in Lumpen gekleidete Waisenjunge ein gutaussehender junger Mann geworden. Er war drei Jahre älter als Cody und doch schien es, als wäre er jünger als Cody. Alle deckten den Tisch und stellten das Essen hin, was Sam kochte. Vom Krach aufgeweckt, stand Ruffy mühselig auf. Er wurde langsam zu alt. Wahrscheinlich mußte er bald sterben. Trotzdem wollte er, bis der Tag kam, stark bleiben. Ein junger Mann hatte ihm das gelehrt und das war kein geringerer als Shanks. Zum ersten Mal seitdem Tod seiner Frau und seines ersten Sohnes, Kevin, vor neunzehn Jahren, dachte er nicht mehr ans sterben. Ihm verband etwas mit Shanks. Julia starb an einer schweren Grippe, die Jim nicht aufhalten konnte. Kevin hatte sich auch mit angesteckt. Es war Ironie des Schicksals, daß er sich nicht angesteckt hatte und jetzt kümmerte er sich um einen heruntergekommenen Waisenjunge, dessen Vater im selben Alter gestorben ist wie seine Frau. Drakon machte die Tür zum Deck auf. “Überraschung! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!”, rief die ganze Mannschaft. Seine ganze Crew strahlte ihn an. Ganz vorne standen Shanks und Cody. Drakon bedankte sich und war glücklich über diese Überraschung. “Wessen Idee war das?” “Das war Shanks!”, erklärte Cody und klopfte Shanks freundlich auf die Schulter. Shanks war verlegen. Er lächelte Drakon an. “Vielen Dank! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Also laßt uns anfangen!”, rief Drakon. Alle setzten sich hin und begannen ihr Frühstück zu verputzen. Der Tisch war schön gedeckt wurden, mit verschiedenen Käse-, Fleisch- und Brotsorten, auch Äpfel und Birnen waren vertreten. Cody saß rechts neben Shanks. Kurz bevor alle fertig waren, stand Ruffy auf. “Freunde, ich habe euch etwas wichtiges zusagen!”, rief er ernst. Alle blickten auf ihn. “Ich bin nun sechzig Jahre alt und werde langsam alt. Irgendwann werde ich nicht mehr da sein und brauche einen Ersatz. Cody hatte ich vor zwölf Jahren dazu bestimmt, mein Nachfolger zuwerden. Aber vor zehn Jahren ist ein Waisenjunge von der Klippe gesprungen und auf unserem Schiff gelandet. Der junge Mann hatte eine sehr schlimme Zeit durchgemacht und war in seiner Heimatstadt ein Außenseiter. Er hatte kein Ziel und keine Zukunft. Im Laufe der Zeit ist mir aufgefallen, das er sehr talentiert ist. Ich hoffe, Cody ist mir nicht böse, wenn ich Shanks zu meinem Nachfolger ernenne.” Shanks starrte Ruffy verblüfft an und wußte nicht wie er reagieren soll. Schließlich hatte es Shanks nie gelernt, wie man auf sowas reagiert. Er mußte, seit er laufen konnte, seinen Eltern helfen, ohne dafür belohnt zuwerden. Ruffy gab ihn nur ein Lächeln zurück. “Ich denke, du hast es verdient.”, fügte er hinzu. “Das hast du gut gemacht!”, sagte Cody und stieß Shanks mit dem Ellenbogen an, “Ich werde dir helfen so gut ich kann.” “Also ist mir Cody nicht böse.”, dachte Ruffy erleichtert. Am Abend hatte sich Shanks auf dem Krähennest zurückgezogen. Er dachte an Ruffys Worte. “Ich, der Nachfolger von Ruffy. Was soll ich nur tun?”, murmelte er zu sich. Er seufzte. Shanks schaute zu die Sterne hoch. Sein Blick fiel auf das Sternzeichen Orion und dann blickte er zum abnehmenden Mond. “Jasmin.”, murmelte er seufztens. Zum Feiern war ihm nach der Bekanntgebung von Drakon nicht mehr zumute. Egal ob er ein fähiger Anführer war oder nicht, er wollte einfach nur vergessen. Jasmin war bestimmt schon mit Eric Zwangsverheiratet worden. Sie hatte bestimmt schon zwei Kinder von ihm. Er stöhnte. Es kam ihm vor, als wären schon dreißig Jahren vergangen. Er hatte Zweifel, ob er überhaupt ein guter Anführer wäre. Shanks hatte noch niemanden angeführt. Der Gedanke, daß Ruffy einmal stirbt, war einfach grauenhaft. Immer verließen ihn die Leute, die ihm am meisten bedeuteten. Seine Stimmung wurde mit jeder Überlegungen noch depressiver und er fing an zu weinen. Shanks beweinte sein eigenes Los. Er war ein Verbannter seiner Heimatstadt, die ihn als Außenseiter abstempelten. Den Grund warum, wußte er nicht. Ruffy hatte ihn vom Deck aus beobachtet und wußte, das konnte so nicht weitergehen. Shanks war völlig mutlos und machte sich mit seinen ganzen Gefühlen sein Leben kaputt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)