Why me? von Flitti ================================================================================ Kapitel 3: *Drei* ----------------- Seine Tasche steht noch im Flur. Aber das hat ja Zeit. Jetzt wird er erstmal hier bleiben. "Ich bin froh, dass du dich dazu entschieden hast", freut er sich, als er mit einem Glas Wasser zurück ins Wohnzimmer geht. "Ich versteh einfach nicht, was mit ihm los ist. Gestern hab ich ihm das gesagt. Und er hat so getan, als würde er nichts wissen." Miyavi seufzt einmal. Auch er kann sich das nicht so wirklich erklären. "Er will nur, dass du ihn nicht verlässt. Das ist alles. Darum spielt er so, als würde er von nichts wissen. Mehr ist das nicht." "Glaubst du? Ich kann mir das nicht vorstellen. So ist Reita nicht", streitet er ab. "Er zeigt es dir nur nicht." Yuu denkt nach. Er geht den Abend vom Tag zuvor durch. Akira war mit einem Mal so anders. Hat gesagt, dass er ihn nicht verlassen darf. Dass er es verhindern wird. Ob Miyavi doch ein wenig Recht hat? Dann hat er sich ganz schön in Akira getäuscht. Doch er kann nicht glauben, dass er so sein könnte. "Ich weiß nicht ... Das klingt nicht nach meinem Akira ... " "Wie lange willst du eigentlich bleiben?", lenkt Miyavi ab. "Keine Ahnung. Ich hab das nicht geplant. Vielleicht drei Tage?" Yuu zuckt mit den Schultern. Miyavi legt einen Arm um seine Schultern. "Von mir aus kannst du so lange bleiben, wie du willst." Dann drückt er ihn an sich. "Arigatou ... ", flüstert Yuu ... * * * Verzweifelt sitzt er auf dem Sofa. Wieso nur? Wieso ist er nur gegangen? Was soll er ohne ihn machen? Tränen bahnen sich ihren Weg über seine Wangen. Ohne Yuu kann er doch nicht leben. Nach einigen Stunden ist er auf dem Sofa eingeschlafen. Ihn verfolgt ein seltsamer Traum. Ein Traum aus seiner Vergangenheit: 'Es ist ein ganz normaler Schultag gewesen. Wie immer kommt er nach Hause gelaufen. Und wie immer wünschte er sich, dass er unterwegs von einem Auto überfahren wird. Aber heil betritt er das runtergekommene Haus, indem er mit seinem Vater lebt. Wie er ihn hasst. Töten würde er ihn am liebsten. Wieder liegt der Alte besoffen auf dem Sofa. Rührt sich nicht. Liegt da wie tot. Akira geht in sein Zimmer. Plötzlich steht er hinter ihn. Packt ihn an der Hüfte und drückt ihn gegen die Wand. Aber nicht mit dem Rücken. Nein. Mit der Brust. Er spürt seine Hose nicht mehr an seinen Beine. Und schon drückt er ihn in ihn rein. Stumm lässt er alles über sich ergehen. Als es vorbei ist, sitzt er elendig auf dem Boden. Hämisch lacht der Alte. Akira versteht nicht wieso. Bis der Schrank aufgemacht wird von dem Sack. Akira glaubt seinen Augen nicht. Wie kann das nur sein? Wie kommt er an ihn ran? Sie kennen sich doch nicht. Trotzdem ist er es. Yuu. Blutüberströmt und leblos ... ' Schweißgebadet wacht er auf. Zum Glück musste Yuu ihn nie kennenlernen. Das will er auch nicht. Er würde Yuu töten. Oder mit ihm machen, wonach ihm grad ist. Aber auch Yuu ist jetzt weg. Er ist allein. Ganz allein. Alle hassen ihn. Auch die Freunde von Yuu wollen nichts mit ihm zu tun haben. Vor allem nicht Yuus Bruder. Der war ja von Anfang an gegen die Beziehung. Und jetzt ist er bei ihm. Wahrscheinlich hat er auf Yuu eingeredet. Ihm eingetrichtert, dass er gehen soll. Ihm das bestimmt auch mit den Schlägen eingeredet und ihn dann geschlagen, damit er ihm was zeigen kann. Damit er ihm beweisen kann, dass er ihn geschlagen haben soll. Akira muss zu Yuu. Er muss mit ihm reden. Ihm sagen, dass er unschuldig ist. Yuu darf ihn nicht verlassen. Er liebt ihn doch. Über alles. Eine Leben ohne ihn kann er sich nicht vorstellen. Fest entschlossen macht er sich auf den Weg zu Miyavi ... Miyavi hat eine Idee, wie er Yuu ablenken kann. Er weiß, dass es für seinen Bruder nicht einfach ist. Deswegen will er ihm in der schweren Zeit helfen. Ihm ist klar, dass die beiden nicht getrennt sind. Aber Yuu kann das auch langsam angehen. Wenn er erstmal so wenig bei Akira ist, dann wird er sich dran gewöhnen und ihn nicht mehr brauchen. Und dann steht der Trennung nichts mehr im Weg. "Weißt du was? Wie wärs, wenn wir morgen was unternehmen? Oder am besten heute noch? Wir können zu Kouyou gehen oder mit ihm weggehen. Oder wir machen was zu zweit. Was hältst du davon?" "Hm ... Weiß nicht ... So richtig hab ich keine Lust zu", gesteht Yuu. "Wir können es doch mal versuchen. Vielleicht lenkt es dich ja doch ab", lächelt sein Bruder. Plötzlich klopft es gewaltig an der Haustür. "MACH DIE SCHEISS TÜR AUF!", ertönt es von draußen. Sofort erkennt Yuu die Stimme. Das kann nicht sein. Er kann es nicht sein. Und wieder ist er so wütend. Wieso? Erschrocken sieht Yuu zur Tür. Sein Körper beginnt zu zittern. Auch Miyavi bekommt es mit der Angst zu tun. "Das kann nicht sein ... ", stammelt Yuu eine Weile vor sich hin. "DU SOLLST MICH VERDAMMT NOCHMAL REIN LASSEN!" Yuu start die Tür mit verängstigten Augen an. Man kann sehen, dass er sich fürchtet. Wie ein Tier, das gejagt wird. "Keine Angst. Ich lass ihn nicht rein", teilt Miyavi ihm mit und nimmt ihn in den Arm. "WENN DU DIESE VERDAMMTE TÜR NICHT SOFORT AUF MACHST, DANN TRET ICH SIE EIN!", droht er. Doch die beiden rühren sich nicht. "ICH WILL NUR MIT YUU REDEN! ALSO MACH AUF!" Ein klein wenig Verzweiflung ist in Akiras Stimme zu hören. Und er wird immer leiser. "Ich will doch nur mit Yuu reden ... ", jammert er dann schließlich nur noch. Diese Verzweiflung ist es, die Yuu weich werden lässt. Er reißt sich aus Miyavis Armen und geht zur Tür. "Nein Yuu. Mach das nicht", versucht er ihn zu hindern. Doch sein Bruder hört nicht auf ihn. Zu sehr liebt er Akira einfach noch. Es zerreißt ihm einfach das Herz, wenn sein Freund leidet. Vor allem wenn er wegen ihm leidet. Akira kniet vor der Tür. Tränen laufen über sein Gesicht. Tränen, die noch mehr Mitleid erzeugen. Yuu hockt sich zu ihm. Legt ihm eine Hand auf den Rücken. "Ich bin ja da", beruhigt er den Blonden. "Ich bin bei dir ... " Sofort klammert sich Akira an ihn. Er ist so froh, dass sein Freund ihn tröstet. Yuu hilft ihm auf und bringt ihn aufs Sofa. Fassungslos beobachtet Miyavi alles. "Sag mal, spinnst du? Wieso machst du das?", flüstert er ins Ohr seines Bruders. "Weil ich ihn liebe", antwortet Yuu darauf. "Du hast mir solche Angst gemacht", jammert Akira in sein Ohr. "Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen." "Ich werde dich nicht verlassen. Das kann ich doch nicht." Mütterlich streicht er über die Haare des Blonden. Nach einigen Minuten bringt er Akira in sein altes Zimmer. Dort sollte er eigentlich auch die nächsten Tage schlafen. Miyavi hat an dem Zimmer nichts geändert. Als er wieder aus dem Zimmer kommt, steht Miyavi mit verschränkten Armen vor ihm. "Was soll das? Wieso gehst du immer wieder zurück?", will er von ihm wissen. "Weil er so hilflos ist." "Aber er schlägt dich. Und das nicht mal harmlos." "Aber jedes Mal kann er sich nicht erinnern." "Das macht er doch nur, damit du bei ihm bleibst. Es ist einfach nur eine Masche von ihm. Mehr nicht. Glaubst du wirklich, dass er sich an nichts erinnern kann?" Yuu sagt nichts dazu. "Ich hab eigentlich immer gedacht, dass du ein wenig mehr nachdenken würdest. Schließlich bist du mein Bruder. Aber so wie es aussieht, hab ich mich da getäuscht." Enttäuscht dreht Miyavi sich um und geht in die Küche. Yuu folgt ihm. "Hast du schon mal das Wort 'Liebe' gehört? Wahrscheinlich weißt du noch nicht mal, wie das ist, wenn man eine Menschen liebt." Miyavi dreht sich wieder um und geht auf Yuu zu. "Ich liebe dich. Reicht dir das?", will er wissen. "Aber ich bin dein Bruder. Das ist was anderes." "Du bist mein Zwillingsbruder. Wir sind ein und dasselbe. Wir stammen aus einer Eizelle. Verstehst du das? Wir sind eigentlich unzertrennlich." "Was heßt hier eigentlich?", will Yuu wissen. "Durch Akira entfernst du dich von mir. Du wohnst bei ihm. Du kommst nur noch zu mir, wenn du wieder Streit oder so mit ihm hast ... "Ich habe mein eigenes Leben. Wir sind zwar Brüder, aber dennoch führ ich ein eigenes Leben. Ich kann nicht mein Leben lang an deiner Seite kleben. Außerdem liebe ich Akira. Und ich brauch seine Nähe." Ja, Yuu ist ein wenig laut geworden. Aber wie soll er sonst reagieren? Miyavi seufzt schwer. "Ich weiß. Aber ich mach mir doch nur Sorgen um meinen Bruder. Ich will doch nur das beste für dich." "Dann lass mich mit Akira glücklich werden", zischt er ihm entgegen. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht auf den Balkon zum Rauchen. Traurig bleibt Miyavi zurück. Wieso nur muss Yuu gleich so austicken? Er wollte doch nur wissen, wieso er ihn nicht verlassen kann. So was kann nicht mal ein Mensch aushalten, der verliebt ist. Dafür ist Liebe nicht stark genug. Und was hat er nun davon? Yuu hasst ihn wahrscheinlich ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)