Zum Inhalt der Seite

Ti odio.

Xanxus X Reader
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Akt III.

Es ist jetzt zwei Monate her, dass du ihn verlassen hast. Fast auf den Tag genau. Du hast darauf geachtet, nicht an dem Tag zu kommen, nicht an dem Datum, an dem es wirklich zwei Monate gewesen wären. Nein, du bist zwei Tage zu früh. Absichtlich. Du glaubst nicht, dass Xanxus das aufgefallen wäre, du glaubst eher, dass er nie vor hatte, sich das Datum zu merken und durch gewisse bewusstseinsverändernde Flüssigkeiten schon längst vergessen hat, wie du überhaupt aussiehst oder mit Vornamen heißt. Aber für dich zählt es. Du hättest an diesem Tag nicht das Varia-Anwesen betreten können.

Du bist immer noch nicht darüber hinweg. Dabei hast du es dir viel einfacher ausgemalt. Die Tage vor der Trennung schienen noch so eindeutig. Er beleidigt dich, er schlägt dich, er ist ständig betrunken, du musst ihn verlassen. Fertig, aus.

Pustekuchen.

Und damit sind wir wieder beim Anfang: Es war aufregend. Es war etwas Besonderes. Speziell. Immerhin warst du die Frau, die der gefürchtete Xanxus in sein Schlafzimmer ließ.

Na ja, jetzt bist du die Frau, die dem gefürchteten Xanxus den Laufpass gegeben hat.

Innerhalb deiner Famiglia behandelt man dich mittlerweile wie ein rohes Ei. Wenn du nicht der verdammte Boss wärst, würden sie dich nicht mal allein aufs Klo gehen lassen. Sie waren alle froh, als du ihnen gesagt hast, dass du die Beziehung beendet hast, keine Frage. Die meisten von ihnen haben sich von Anfang an Sorgen gemacht. So ist Familie eben. Aber jetzt, wo du wirklich Schluss gemacht hast, haben sie auch Angst. Angst, dass er kommt und dir etwas antut. Angst, dass er aus dem Hinterhalt angreift.

Angst, dass es sie trifft.

Dummerweise ist diese Angst ganz und gar nicht unbegründet. Sie hat den gleichen Grund wie dein von Übelkeit und unheimlich schlechter Laune begleitetes Erscheinen vor der Varia-Residenz.

Es hat sie bereits getroffen.

Im vergangenen Monat sind deine Untergebenen gestorben wie die Fliegen. Erst waren es nur irgendwelche Neuankömmlinge, unbedeutende Mitarbeiter von der untersten Schicht, aber als von denen kaum noch welche da waren, waren die oberen Ränge dran. Profikiller. Spione. Ratgeber. Deine wirklich engen Freunde, deine geliebten Blutsverwandten, hast du sofort in Sicherheit gebracht. Bisher hat es niemanden getroffen, den du wirklich liebtest, du musstest um niemanden trauern, aber jemand hat deine Famiglia angegriffen. In deinem Metier bedeutet das Krieg.

Deine engste Beraterin hat darauf bestanden, an deiner Seite zu bleiben. Steif und fest. Bis letzte Woche. Letzte Woche ist die Leiche von einem deiner Spione im Garten aufgetaucht. Und jemand hat scheinbar eines seiner charakteristisch geschwungenen Wurfmesser darin vergessen.

Obwohl du Prince the Ripper eigentlich nicht zutraust, so etwas einfach zu vergessen. Wahrscheinlich hat er es absichtlich stecken lassen. Wahrscheinlich war das der Zeitpunkt, an dem du dir sicher sein solltest, wer dahinter steckt.

Dabei warst du das vorher schon. An diesem Tag hast du deine Freundin und Beraterin angebrüllt, so laut du konntest. Du weißt jetzt, wie sich Squalo nach einem langen Tag fühlen muss. Du hast sie angeschrien und gestikuliert und mit deiner Waffe vor ihrer Nase herumgefuchtelt, dass sie Italien gefälligst verlassen soll, wenn sie nicht will, dass du sie noch vor der Varia tötest.

Alles, was in Italien von deiner Famiglia übrig geblieben ist, sind also ein paar kleine Würmer, die durch viel Glück überlebt haben. Sie sorgen sich trotzdem um dich und du willst auch nicht, dass sie jetzt noch sterben, aber sie nutzen dir auch nichts. Du bist jetzt allein. Und so wie es aussieht, hast du die gesamte Varia gegen dich.

Wegen verletzten Männerstolzes.

Du schnaubst und stiefelst kopfschüttelnd den Pfad zur Eingangstür hinauf. Der Garten ist wie immer piekfein gepflegt und es duftet trügerisch nach Blumen, obwohl du dir sicher bist, dass du in der Einfahrt mindestens fünf tote Vögel gesehen hast. Du willst überhaupt nicht wissen, wo die wieder herkommen.

Vor der riesigen, schweren Holztür bleibst du stehen. Es ist wie vor zwei Monaten. Du hast Angst und dein Herz fühlt sich an, als wolle es dir wild schlagend geradewegs aus der Mundhöhle springen, aber du weißt, dass du es tun musst. Es geht nicht anders. Und vielleicht wird es danach besser.

Die rechte Hand ruht an deiner Waffe. Du hast nicht vor, jemanden anzugreifen, aber man kann ja nie wissen. Gerade bei diesen Leuten. Mit der linken klopfst du an, sie ist zur Faust geballt und eigentlich ist »klopfen« auch das falsche Wort, weil du dir sicher bist, dass man das Donnern im ganzen Haus hören kann.

Es dauert ein paar Sekunden, dann hörst du laute, energische Schritte. Die Tür wird geöffnet und dank deiner mangelnden Körpergröße siehst du dich lediglich einem schwarz gekleideten Oberkörper gegenüber.

Für einen Moment ist alles still. Für einen sehr kurzen Moment.

»VOOOOI! Was willst du denn hier?«

Du beißt die Zähne zusammen und atmest schnaubend aus. Die Mühe, ihm ins Gesicht zu sehen, machst du dir gar nicht. Stattdessen rammst du ihm den linken Unterarm in den Brustkorb und schiebst ihn damit kraftvoll zu Seite. Er ist so überrascht davon, dass das sogar klappt und du einfach an ihm vorbei in die Eingangshalle stapfen kannst.

»HEY –!«

»Halt die Schnauze, Squalo!«, fährst du ihn an. Wahrscheinlich nicht besonders klug. Eigentlich hattest du dir vorgenommen, ruhig zu bleiben, aber dieser edle Vorsatz ist mit dem ersten Zentimeter Bewegung der Tür verpufft.

Natürlich wirft er dir ein noch längeres, noch lauteres »VOI!« hinterher. Du hörst die Klinge ausfahren. »Was willst du?«

Aufgebracht stöhnst du auf und drehst dich schwungvoll um hundertachtzig Grad. Sein Gesicht ist mindestens genauso wutverzerrt wie deines, was dich irgendwo im Unterbewusstsein wundert, weil du ihm ja eigentlich noch nichts getan hast. Du weißt ja nicht, was für einen Stress eure Trennung der armen, armen Varia beschert hat.

»Dreimal darfst du raten!«, fauchst du. »Ich will euren lächerlichen Chef davon abhalten, den Rest meiner Familie auch noch kaltzumachen! Und wenn du noch weiter versuchst, mich aufzuhalten, dann schwöre ich dir, schiebe ich dir dein verfluchtes Schwert samt Arm so tief in den Arsch, dass du…«

Der letzte Teil deines Satzes geht unter, weil du selbst leiser wirst, als zu deiner Rechten dieses nervige, irre Kichern ertönt. »So funktionieren Ratespiele aber nicht«, meint Belphegor in seinem üblichen Singsang und grinst dich, in einem Türrahmen lehnend, an. »Du hast ja die Lösung schon verraten.«

Einen Moment lang überlegst du. Dich mit beiden anzulegen wäre ziemlich dumm. Gegen einen allein hättest du vielleicht eine klitzekleine Chance, weil du wütend bist und ihn nicht besiegen, sondern im günstigen Moment einfach abhauen und weiter in Richtung Büro stürmen würdest. Aber gegen Squalo und Belphegor anzutreten wäre reiner Selbstmord.

Da bleibt nur noch die Flucht nach vorn.

»Ach, leckt mich doch am Arsch«, sagst du und drehst dich wieder um. Die Treppe liegt direkt vor dir. Mit festen Schritten gehst du auf sie zu, stellst den Fuß auf die erste Stufe – und wirst nicht aufgehalten.

Argwöhnisch siehst du über die Schulter. Die beiden haben sich nicht bewegt. Bel lehnt noch immer im Türrahmen, aber er grinst nicht mehr, sondern lächelt nur noch schmal. Squalo steht noch immer mitten in der Eingangshalle, doch auch er sieht ruhiger aus. »Worauf wartest du?«, knurrt er.

»Geh«, sagt Belphegor. Das Amüsement in seiner Stimme ist nicht zu überhören. »Geh zu ihm und… Shishishi, und sprich mit ihm. Dann wird er dich erledigen. Erspart uns den Ärger. Also geh nur.«

Das ist der Moment, in dem dir das Herz in die Hose sinkt. Sie haben Recht, er wird mit größter Wahrscheinlichkeit versuchen, dich zu töten. Damit hast du schon von Anfang an gerechnet. Aber es so ausgesprochen zu hören, stärkt dein Selbstbewusstsein nicht unbedingt.

Du antwortest nichts darauf und drehst den Kopf zurück, steigst weiter die Stufen hoch. Die Treppe scheint dir plötzlich viel steiler.

Oben stehst du dem Gang gegenüber, an dessen Ende sein Büro liegt. Auch er wirkt länger als vorher und du fragst dich unwillkürlich, ob sie wohl in deiner Abwesenheit umgebaut haben.

Ha, ha. Sehr witzig.

Einer deiner Mundwinkel zuckt nervös, mehr kannst du nicht. Deine Füße bewegen sich stetig über den Boden und du glaubst, selbst wenn du ihnen jetzt befehlen würdest, wieder anzuhalten, würden sie es nicht tun. Es gibt kein Zurück mehr. Du würdest dich nur blamieren.

Du rufst dir ins Gedächtnis, was du dir gesagt hast, bevor du vor acht Wochen mit ihm gesprochen hast. Du bist optimistisch und emanzipiert. Du läufst nicht geradewegs in dein Verderben. Nein, das tust du nicht…

Dein ganzer Körper ist klamm, plötzlich ist der Gang doch zu kurz, denn du stehst schon vor der Tür. Du wunderst dich, dass deine Beine noch durchhalten. Scheinbar denken deine Muskeln anders als du, denn eigentlich würdest du am liebsten schreiend weglaufen und dich irgendwo zusammenkauern, doch du stehst völlig aufrecht und gerade da.

Tief und seufzend atmest du durch, starrst die Tür an. Es muss sein…

Du hebst die Hand um zu klopfen, wieder die linke, weil die rechte den Griff der Waffe mittlerweile fest umklammert. Aber es kommt nicht dazu.

»Ich weiß, dass du es bist. Komm rein.«

Du erstarrst. Dein linker Arm hängt noch lächerlich in der Luft, aber du kannst dich einfach nicht bewegen. Du kannst nicht einmal atmen.

»Ich werd dich kein zweites Mal bitten.«

Das saß. Und du versuchst, dir zu sagen, dass du dieses Zimmer ja auch betreten willst. Verdammt, du bist überhaupt nur deshalb hergekommen, weil du dieses Zimmer betreten willst. Dass er dich jetzt auch noch hereinbittet, macht keinen Unterschied.

Deine Gesichtszüge verhärten sich automatisch, es ist Zeit für die Fassade. Ein letztes Mal nickst du zu dir selbst, dann drückst du dir Türklinke herunter und trittst in Xanxus‘ Büro.
 

Der Raum stinkt nach Whiskey. Der Geruch von Alkohol hat sich in den Tapeten festgesetzt, in den Vorhängen, im Holz – in der Luft. Das war früher auch schon so, aber nicht so extrem. Dein erster Impuls ist, dir die Nase zuzuhalten und dich zu übergeben, aber du rührst dich natürlich nicht. Du stehst mit dem Rücken zur Tür und starrst in seine roten Augen, die dich über den Rand seiner Schuhe, wie immer auf der Tischplatte, hinweg fixieren.

»Wie edel von dir, deine Spitzenkräfte aus dem Land zu schicken«, sagt er leise. Nicht zum ersten Mal denkst du, dass es ein Wunder ist, dass die Frequenz seiner unwahrscheinlich tiefen Stimme überhaupt noch wahrnehmbar für das menschliche Ohr ist. »Dann bist du jetzt ganz allein…«

»Ein klein wenig Personal habt ihr noch übrig gelassen«, sagst du trocken.

Seine Mundwinkel zucken kaum merklich. »Die zählen nicht.«

Ein paar Sekunden lang sagt keiner von euch beiden etwas. Dir fällt auf, dass er dunkle Ringe unter den Augen hat, sehr dunkle, dunklere als sonst. Und du siehst, dass kein Whiskeyglas auf seinem Schreibtisch steht, kein volles und kein leeres. Stattdessen hat er eine noch halbvolle Flasche in der Hand. Du hast ihn noch nie aus der Flasche trinken sehen.

Du beschließt, es schnell auf den Punkt zu bringen. »Hör auf«, forderst du. Auch deine Stimme ist leise, aber neben der geplanten Drohung findest du mit etwas Frustration auch eine gute Portion Verletzlichkeit darin.

»Nein«, antwortet er.

Das ist typisch. Wenn es nach ihm ginge, wäre die Diskussion jetzt beendet. Aber das lässt du natürlich nicht auf dir sitzen. »Es ist lächerlich, Xanxus«, sagst du, und du bist dir der Lebensgefahr, in der du nun schwebst, durchaus bewusst. »Was du da tust, ist eine Kriegserklärung gegen meine Famiglia. Und das weißt du. Ich weiß, dass du es weißt. Du erklärst uns Krieg. Weil ich mit dir Schluss gemacht habe. Ein erwachsener Mensch würde nicht so handeln, es ist pathetisch, es ist unnötig. Ich habe einfach nur unsere Beziehung beendet und du tötest einen Haufen Leute. Und, seien wir doch mal ehrlich, es schien dich ja nicht groß gestört zu haben, als ich dir gesagt habe, dass ich gehe.«

Nichts in seinem Gesicht erinnert mehr an die kurze, sarkastische Bewegung seiner Mundwinkel. Er sieht dich an, als könne sein Blick dich schmerzhaft aufspießen, und für einen Moment hast du sogar Angst, dass er das tatsächlich schafft.

Langsam, sehr langsam bewegt er sich. Und es gefällt dir nicht, wie er sich bewegt. Es bedeutet nichts Gutes. Er nimmt die Füße vom Tisch und erhebt sich bedächtig aus seinem Sessel. Die durchsichtige Whiskeyflasche hat er noch immer in der Hand, während er auf dich zugeht.

Er wankt. Seine Schritte sind fast unerträglich langsam und es scheint pures Glück zu sein, dass er nicht umkippt, aber sobald du in sein Gesicht siehst, ist die Aura des Säufers verschwunden. Seine Augen sind absolut klar. Und sie starren dich an.

»Es hat mich gestört.« Seine Stimme ist kaum noch hörbar, trotzdem kommt es dir vor, als würde er dich anschreien. »Es hat mich verdammt gestört. Sonst hätte ich deine unfähige kleine Familie ja in Ruhe gelassen, nicht?«

Du verziehst das Gesicht. Das hätte wirklich nicht sein müssen. »Warum benimmst du dich nicht einfach wie ein normaler Kerl?«, fragst du, und du sprichst deutlich lauter als er. »Wenn es dich gestört hat, hättest du es mir sagen können. Ich stand hier in diesem Raum, ich stand dir gegenüber, ich bin nicht einfach so abgehauen. Ich hab dir die Chance gegeben, mit mir zu reden. Und selbst danach hattest du die Chance noch. Du hättest dich jederzeit melden können. Wir hätten darüber sprechen können, du hättest keinen meiner Leute umbringen müssen.«

Als er dich schweigend ansieht, fällt dir auf, wie sinnlos deine Aussage war. Du hast Xanxus gerade gesagt, er hätte mit dir reden können. Du hast Xanxus gerade gesagt, er hätte eine Chance gehabt, mit dir über seine Gefühle zu sprechen. Das ist nun wirklich das Absurdeste, das du hättest behaupten können.

»Mir ist leider erst ein bisschen später aufgefallen, wie sehr es mich stört«, sagt er dann. Kurz wandern seine Augen zur Flasche, dann holt er aus und wirft sie einfach weg. Klirrend kommt sie weiter hinten im Zimmer auf, der Whiskey läuft aus, du fährst ungewollt zusammen. Die jetzt freien Finger seiner Hand bewegen sich flüchtig, schließen sich dann zu einer lockeren Faust zusammen. Du wappnest dich. »Und ich laufe niemandem hinterher… Wenn du weg bist, bist du weg.«

»Ich kann aber nicht ganz weg sein, wenn du deine Psychopathen meine Familie abschlachten lässt«, presst du zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Du zwingst dich, hoch in diese roten Augen zu sehen, und nicht zu seiner Hand, die immer weiter auszuholen scheint. Das würde nur Schwäche und Angst zeigen.

»Du hättest damit rechnen müssen, dass ich mich räche«, sagt er. Er klingt heiser und fast etwas belustigt.

Erneut verziehst du das Gesicht. »Ja, hätte ich«, gibst du zu. Ein bitteres, gequältes Lächeln schleicht sich auf deine Lippen. »Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass das solche Ausmaße annimmt, nur weil ich dich deiner Männlichkeit beraubt hab.«

Und damit hast du seine Hemmschwelle überschritten. Er knurrt etwas Unverständliches, holt aus und die Rückseite seiner Rechten fliegt auf dich zu. Aber so schnell verliert man seine Reflexe nicht, wenn man einmal mit ihm zusammen war. Du wirbelst herum, machst eine 360°-Drehung zur Seite und weichst seinem Schlag so aus, deine Hände bekommen sein Handgelenk zu fassen und schleudern es wuchtig gegen die Wand.

Er stolpert. Seine Füße schlittern kurz unkoordiniert über den Boden, dann stützt er sich an der Tür ab, vor der du eben noch gestanden hast und fängt sich. Und dann dreht er den Kopf zu dir.

Ein eiskalter Schauer läuft deinen Rücken hinab. »Ich werd mich nicht von dir vermöbeln lassen«, sagst du fest.

»Nein… Hast du ja noch nie«, antwortet er. Langsam richtet er sich auf, macht einen Schritt auf dich zu – und plötzlich bewegt er sich viel zu schnell für einen Betrunkenen. Seine linke Faust rast auf dich zu und du weichst nach rechts aus, bevor dir auffällt, dass der Angriff viel zu offensichtlich war: eine Finte.

Er fängt dich in deiner Bewegung nach rechts auf – am Hals. Du spürst die Luft an dir vorbeiziehen, im nächsten Moment drückt er dich schmerzlich gegen die Wand. Seine Finger bohren sich in deinen Hals, du bist dir sicher, dass er mit nur dieser einen Hand deinen Kehlkopf zerquetschen könnte, wenn er wollte.

Halt suchend rutschen seine Füße über den Boden, erneut ergreifst du sein Handgelenk, beißt fest die Zähne zusammen. Du musst würgen, deine Luftzufuhr ist erheblich eingeschränkt. »Es geht … immer nur um … dein Ego«, presst du mühsam hervor.

Kurz zuckt er mit den Schultern und beugt sich näher zu dir. Du erwartest fast, durch seinen Atem selbst betrunken zu werden. »Mein Ego wird eben nicht gern verlassen.«

Du schnaubst und versuchst, ihn zu treten, aber er rammt seinen Ellenbogen gegen dein Schienbein und alles, was dir bleibt, ist ein scherzerfülltes Fiepen. Dieser selbstgefällige Wichser, der deine Worte einfach nur abgenickt hat… »Warum hast du dann nicht einfach Schluss gemacht, wenn dir so wenig an mir lag? Dann wär dein beschissenes Ego jetzt zufrieden.«

Für einen sehr, sehr kurzen Moment, wirkt es, als würden seine Gesichtszüge entgleisen. Du bereitest dich darauf vor, erwürgt zu werden, aber er beherrscht sich. Anstatt auszurasten, sieht er dich an, als seist du das größte Rätsel der Menschheit. »Warum hätte ich Schluss machen sollen?« Du versuchst es, du strengst dich wirklich an, aber irgendwie kannst du keinen Sarkasmus in seiner Stimme finden. »Ich wüsste keinen Grund dafür…«

Ungläubig starrst du ihn an, dein Verstand wehrt sich gegen den Kern dieser Aussage. Er hat auf die Trennung nichts gesagt. Er hat nur genickt, er war stumm, er hat überhaupt nicht darauf reagiert – bis auf die Tatsache, dass er drei Wochen später angefangen hat, deine Famiglia töten zu lassen.

Die Finger lösen sich von deinem Hals; du hustest. Xanxus stemmt die linke Hand neben deinem Kopf gegen die Wand, die rechte hängt locker neben seinem Körper. Die Faust ist jetzt verschwunden.

»Was meinst du?«, fragst du heiser. Du hast schon einen Verdacht. Einen seltsamen Verdacht.

Einen aufregenden, speziellen Verdacht.

»Ihr Weiber wollt doch immer, dass wir über unsere Gefühle sprechen.« Sein Gesicht kommt dir immer näher. Sein schwarzes Haar kitzelt deine Stirn. Sein Blick liegt ruhig auf dir, völlig ruhig. Er hat sich verändert.

Du bist dir sicher, dass er dein Herz hämmern hören kann.

Eure Nasenspitzen berühren sich fast. Gelähmt starrst du ihn an. »Ti odio«, raunt er voller Inbrunst. Dann küsst er dich und du machst keine Anstalten, ihn davon abzuhalten.
 


 

---
 

Ob ihr das ganze Theater ein paar Wochen später nochmal wiederholt, bleibt deine Entscheidung.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Maedhros
2011-01-17T22:45:01+00:00 17.01.2011 23:45
Wirklich goldig.
Xanxus ist immer so... liebevoll.
Beeindruckend wie er das immer hinkriegt, jeder Gentleman könnte von ihm lernen und …argh. Okay. Das war jetzt ein bisschen übertrieben.
Egal.
Das Ende ist drollig, ein wenig unlogisch, aber drollig.
Aber Xanxus ist sowas von gar nicht OoC, soweit man das bei einer „romantischen“ FF halt schaffen kann. Nein, eigentlich denke ich, dass er, wenn er überhaupt irgendwann mal eine Beziehung haben/auf die Reihe kriegen sollte, dann so eine hätte. Ich glaub der braucht das einfach, dass ihm mal jemand die Meinung geigt und zurückschlägt. Aber da er im Manga ja keine Ische hat werden wir wohl nie erfahren, wie er wirklich in einer Beziehung wäre. Beinah schade.
Und Squlao war toll, aber er ist immer toll. Er hat lange Haare.

Whatever. Ich mag deinen Schreibstil und den Aufbau der FF, der ist so... sinnvoll. Irgendwie. Die ganzen Charaktere hast du gut getroffen.
Aber das Ende ist, intelligenter weise oben schon schrieb, ein wenig unlogisch von der Seite des Lesers aus -Xanxus kann ich mir sogar beinah so vorstellen, lustig- weil so halbe Familia tot, aber whatever, vielleicht fang ich mit dem Typen ja doch noch was an, mal sehen, waren ja nur... random Figuren. Oder soH.
Naja, davon mal abgesehen eine sehr gelungene und charakterechte FF. Hat viel Spaß gemacht sie zu lesen. :D
(Und ich kann keine konstruktiven Kommentare schreiben. Schande über mich, meine Familie und meine Kuh. D: Aber ich hab's versucht. |D)

Von: abgemeldet
2010-10-23T11:52:13+00:00 23.10.2010 13:52
Mal wieder ein super Reader-Insert!
Ich glaube du wirst überhäuft von meinen Kommentaren :'D
Xanxus ist wirklich so wunderbar IC geblieben, das hat mich einfach wahnsinnig gefreut!
Schön viel Drama, dabei noch gut Humor reingebracht!
Besonders bemerkenswert finde ich, dass der Reader von dir sozusagen schon einen Charakter vorgefertigt bekommt und auch noch in jeder FF andere Charaktereigenschaften hat.
*arbeitet sich gleich durch die restlichen tollen FFs von dir durch*
Von: abgemeldet
2009-12-16T15:12:01+00:00 16.12.2009 16:12
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Ah shit, ich hab schon wieder 'nen Lachanfall... Boah, was geht? Blödes inneres Fangirl. XDDD
Moment...
So. Jetzt geht's wieder.
Ein Happy End! Vielleicht.
Hm.
Und 'ich' hab ihm jetzt einfach so verziehen, dass er die meisten meiner Leute umgebracht hat? Na, 'ich' bin ja ganz schön nachsichtig. Andererseits muss man das wohl sein, um mit den Leuten der Varia klarzukommen... Außerdem waren's ja keine wichtigen. (Oh Gott, wo ist meine Menschlichkeit hin? ... Xanxus hat sie GEFRESSEN!)
Oh, ähm, gleich oben auf Seite 6 (ich weiß, dass das einem beim Bearbeiten nichts sagt^^') steht 'verzieht' statt 'verziehst'.
Nyo.
Das Ende ist halt wieder so 'ne Sache, wegen OoC-ness und so. Ich denke aber, du hast seinen Charakter gut hingekriegt. Also wenn er in so einer Situation wäre, wäre sein Handeln schon so in der Art, würd ich sagen.
'Meine' Leute umzubringen war sowas von Eindeutig IC, dass es mich (wie so vieles andere) zum Lachen gebracht hat...
Genau so wie die Sache mit Squalo, wo 'ich' ihm gedroht hab. Das war einfach genial.
Also, ich kann dich eigentlich nur loben. Und dir 'nen imaginären Keks schenken. Hier. *Keksdose hinhalt* :D
War super angenehm und spaßig zu lesen.
Danke!


Zurück