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Tiefrote Küsse

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Kapitel 13

„Was möchtest du Essen, Liebes?“, fragte Marissandra Leila, die sie in die Küche geführt hatte. Sie hatte schnell dafür gesorgt, dass Menas sich um Liam kümmert und sie selber sich Leila annahm. Als Marissandra ins Wohnzimmer gekommen war, hatten die beiden sich mit funkelten Augen und roten Kopf angesehen. Ja, sie hatten sich eindeutig fürs Erste genug gesagt. Natürlich sollte man sich mal Luft machen und alles sagen, was einem auf dem Herzen lag. Doch hin und wieder sollte man auch die weiße Fahne hissen und um Auszeit bitten. Da keiner der beiden bereit war, die Fahne zu hissen, war es Marissandra gewesen, die die beiden Mal auseinander gebracht hatte.
 

„Nichts, danke. Ich habe keinen Hunger“, meinte Leila und setzte sich an den Küchentisch. „Der Typ ist echt verrückt. So etwas habe ich noch nie erlebt.“

„Möchtest du einen Kaffee? Ich habe eben welchen aufgesetzt?“ Marissandra holte gerade schon die Tassen aus dem Hänge-Schrank. Sie kannte sich in der Küche sehr gut aus, schließlich war sie heute nicht zum ersten Mal im Haus ihres Sohnes. Und viele Küchenutensilien hatte er eh nicht. Er war der Meinung, da er eh nichts wirklich aß, brauchte er das alles auch nicht zu Hause haben. Und auch das machte ihr Sorgen. Sie machte sich einfach immer Sorgen um Liam, eben weil sie ihn nicht oft genug sah. Er besuchte sie aber auch nicht. Das musste sich wirklich ändern. Wenn diese ganze Sache mit Leila überstanden war, würde sie darauf bestehen, dass Liam öfters nach Kanada kam. Vielleicht ja mit Leila. Sie mochte die junge Frau. Auf den Mund gefallen war sie schon mal nicht, eine gute Eigenschaft, wie Liams Mutter fand.

„Nein, ich trinke keinen Kaffee.“

„Oh“, meinte Marissandra und stellte wieder eine Tasse zurück in den Schrank. „Auch gut, dann bleibt mehr für mich.“ Sie goss sich die schwarze Flüssigkeit in die Tasse und stand weiterhin mit dem Rücken zu Leila.
 

„Das ist doch echt nicht zum glauben. Wie kommt er nur auf die Idee, dass es noch andere Menschenarten außer den homo sapiens gibt, die noch leben. Es ist wissenschaftlich erwiesen und anerkannt, dass es nur den Homo sapiens gibt. Bei ihm muss echt eine Schraube locker sein.“

Marissandra lächelte über das Selbstgespräch Leilas. Es war wirklich interessant mit anzusehen, wie diese junge Frau an den Worten von Liam zweifelte, aber doch überlegte, was er mit seinen Worten bezwecken wollte. Sie glaubte an ihre eigene Überzeugung, schien aber dennoch zu verstehen zu wollen, warum Liam so etwas zu ihr sagen sollte.

„Er wirkt nicht verrückt.“ Leila sah auf und blickte Marissandra ernst an. Sie kannte Liam doch schon länger, sie würde ihr die Frage sicherlich beantworten. „Er ist doch nicht verrückt? Ich meine er wirkt nicht so, aber viel Erfahrung habe ich mit Verrückten auch nicht. Aber Sie kennen ihn doch schon länger.“
 

Marissandra drehte sich zu Leila um und lächelte diese sanft an. „Nicht das ich wüsste.“ Nein, bei Liam war keine Schraube locker. Er war nur etwas ungeübt in Gesprächen und im Umgang mit Frauen. Er besaß kein wirkliches Feingefühl.

„Ja.“ Leila nickte. „Er kommt mir auch nicht wirr vor. Gut, mal davon abgesehen, dass er nachts mit einer Waffe durch die Gassen rennt und…“

„Das hat seinen Grund, Leila.“
 

Leila sah überrascht wieder auf, als Marissandra sich zu ihr an den Tisch setzte. „Es hat einen Grund?“ Sie wusste ja selber, dass es einen Grund für Liams nächtliche Aktivitäten geben sollte, doch bisher hatte sie das nie so richtig hinterfragt.

„Ja, natürlich hat es das. Es ist Liams Aufgabe.“

„Seine Aufgabe?“, fragte sie nicht wirklich überzeugt. Was sollte denn das bitte für eine Aufgabe sein? Und wer hatte ihm diese Aufgabe aufgegeben?

„Ja, das ist es. Es ist nicht wirklich ein Beruf. Es ist mehr seine Berufung.“

„Nachts mit einer Waffe durch die Straßen zu rennen?“, fragte Leila skeptisch und konnte dem ganzen immer noch keinen wirklichen Glauben schenken. „Ja, das würde in der Berufsbeschreibung nicht unbedingt gut wirken.“
 

Marissandra lächelte. „Er rennt ja nicht einfach ohne Ziel durch die Straßen, Liebes. Er hat ein Ziel. Eine Aufgabe, die er zu erledigen hat.“

„Ach ja?“ Leila erinnerte sich an die Worte, die Liam ihr auf ihrer Frage damals im Auto gegeben hatte. Er hatte ihr damals gesagt, dass er mit dieser Sache, was er da auch immer nachts macht, Menschen beschützte. Er tat also etwas Gutes. Zumindest hatte sie das noch im Auto geglaubt. Wenn sie jetzt daran dachte, dass er vielleicht einen kleinen Schaden hatte, dann wirkte das nicht mehr so glaubenswürdig.

„Ja, er beschützt Menschen. Du solltest seinen Worten Vertrauen schenken. Das kannst du.“
 

Leila sah Marissandra überrascht an. Denn sie war sich sicher, dass sie diese Worte eben garantiert nicht ausgesprochen hatte. Woher hatte sie also gewusst, was Leila gerade dachte. Oder hatte sie diese vielleicht doch ausgesprochen?

„Das wollte Liam dir vorhin erklären, Liebes.“

„Was?“ Leila verstand gerade gar nichts. Was wollte Liam ihr erklären? Er hatte ihr vieles versucht zu erklären, doch eigentlich hatten sie am Ende nur diskutiert und sich unschöne Worte an den Kopf geschmissen. Sie wusste ja selber, dass sie einen Dickschädel hatte und es für viele nicht leicht war, mit ihr eine Debatte zu führen. Aber das vorhin…

„Warum ich deine Gedanken lesen kann.“
 

Einen Moment lang sah sie Marissandra völlig entgeistert an, da es eine Weile brauchte, bis sie diese Information verarbeitete.
 

Dann sprang Leila sofort vom Stuhl auf, der dabei auf den Boden fiel und mit einem lauten Krach auf den Fließen landete. Doch keine der Frauen reagierte oder zuckte zusammen. Sie sahen sich einfach nur an.
 

Leila war geschockt und glaubte ihr kein Wort und doch machte es Sinn. Es machte zumindest Sinn, das Marissandra ihre Gedanken lesen konnte, denn schließlich hatte sie gewusst, was Leila eben gedacht hatte. Aber richtig Sinn machte das alles natürlich nicht. Sie musste jetzt erst mal nach denken. Das hier verwirrte sie alles viel zu sehr.
 

Erst Liam und nun Marissandra.

Vielleicht wollte Menas ihr auch noch irgendetwas anvertrauen. Vielleicht dass er glaubte Spiderman zu sein.

Okay, sie sollte sich beruhigen. Das versuchte sie zumindest und wollte sachlich nachdenken. Wenn Marissandra ihre Gedanken lesen konnte, dann wusste sie eben was sie dachte. Gut, soweit hatte sie es verstanden. Deswegen konnte Marissandra ihr auch antworten. Auf ihre Gedanken eben. Gut, gab es dafür eine vernünftige Erklärung? Gedankenlesen gehörte jetzt nicht zu den alltäglichen Hobbys.

Das war echt verrückt. Hier waren alle verrückt. Genau, das war die Lösung.
 

„Nein, meine Liebe. Es ist nur schwer zu verstehen, was wir alle sind.“

„Alle?“

„Liam, Menas und ich. Wir sind natürlich eigentlich noch viel mehr, überall auf der Welt verstreut. Aber nun sind wir erst mal zu dritt. Wir verstehen, dass es schwer für dich ist. Das ist verständlich.“

„Ja?“, fragte Leila vorsichtig. Denn so langsam glaubte sie, dass sie selber verrückt war. Das hatte sie sich heute schon mal gefragt und nun stellte sie sich diese Frage noch einmal. Vielleicht war sie wirklich verrückt. Sonst fragte sie sich das nämlich nie. Auf jeden Fall stimmte hier irgendetwas nicht. Entweder mit ihr oder mit den anderen und sie hoffte sehr, dass es sich um die anderen im Haus handelte.

„Wir sind anders. Aber nicht verrückt, mein Kind. Und du bist es auch nicht. Komm setz dich wieder hin.“
 

Leila nickte still und setzte sich wirklich wieder an den Tisch, nachdem sie ihren Stuhl wieder aufgehoben hatte. Sie hatte wirklich das Gefühl, dass es besser sein würde, wenn sie sich hinsetzen sollte.

Denn so langsam fing der Boden, auf den sie bisher immer gegangen war, zu wackeln. Er bekam Risse und sie würde vielleicht stolpern.
 


 

Marissandra nippte ruhig an ihrer Kaffeetasse, während Leila sie anstarrte und auf weitere Worte wartete. Doch sie schien sich alle Zeit der Welt zu nehmen, als verstünde sie nicht, dass Leila das hier wirklich wissen musste. Wissen musste, ob sie verrückt war oder nicht.

„Möchtest du vielleicht einen Tee trinken?“

„Nein“, sagte Leila und versuchte nicht gereizt zu klingen. Doch sie wollte jetzt gerade wirklich keinen Tee trinken. Sie wollte verdammt noch mal wissen, was hier vor sich ging. Sie wollte die Wahrheit. Eine Wahrheit mit der sie auch etwas anfangen konnte.
 

Marissandra nickte schließlich und schien als wollt sie endlich anfangen, was Leila sehr begrüßte. „Liam hat dir versucht zu sagen, dass es neben dem Homo sapiens noch eine andere Spezies gibt, die immer noch lebt.“

Was sollte denn dieses Thema wieder? Sie hatte gehofft, diese Schnapsidee endlich abgehackt zu haben, doch nun fing auch die nächste Person damit an. „Aber…“

„Ja, mein Kind ich weiß, dass du sehr an deiner Wissenschaft hängst. Aber es stimmt nicht was du sagst, dass diese Spezies in keinem Buch erwähnt wird. Man erwähnt sie sogar in vielen Büchern. Allerdings gab es nie richtige Beweise, die diese Spezies nachweisen konnten. Und das hat alles seinen Grund, den du irgendwann selber verstehen willst.“

„Das mag ja vielleicht alles stimmen...“

„Nicht vielleicht“, unterbrach Marissandra sie sofort.

„Von mir aus.“ Leila seufzte. „Aber was hat das alles mit mir zu tun? Irgendwie verstehe ich das alles noch nicht. Ich wollte doch nur wissen, warum ich keine Narbe oder eine Wunde habe.“

„Ja, das weiß ich doch, Schatz. Das weiß ich doch“, sagte Marissandra besänftigend. Liam konnte es dir anscheinend nicht so richtig erklären und dann ist euer Gespräch in einer so heftigen Diskussion ausgebrochen.“

„Es tut mir Leid, wenn wir so laut waren“, entschuldigte sich Leila. Sie hasste solche Situationen und errötete etwas. Und schon gar nicht mochte sie es, gehört zu werden, wenn sie sich gerade mit irgendjemand stritt. Gut, eigentlich stritt sie sich nie. Auch wenn sie vielleicht impulsiv war, stritt sie sich nie, denn sie konnte immer sehr schnell klar machen, was ihr auf dem Herzen lag.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich fand es sogar ziemlich interessant, zu hören wie man Liam mal die Stirn bietet. Das hat er nicht oft.“

„Das habe ich gemerkt.“

„Du aber anscheinend auch nicht“, sagte Marissandra sofort und sah Leila fragend an. Sie wusste immer noch nicht was Liam gesehen hatte, als er mit der Wandlung angefangen hatte. Er wollte es ihr nicht sagen und diesen Teil seiner Gedanken verschloss er vor ihr. Da konnte sie auch nicht so einfach eindringen. Was auch immer er gesehen hatte, hatte er in seinem Inneren in eine Truhe verschlossen und ließ niemand an den Schlüssel. Diese Gedanken schienen Liam sehr wichtig sein, was sie natürlich als Mutter sehr schön fand.

„Nein. Nicht so auf jeden Fall.“ Sie seufzte auf und strich über die Tischdecke, die Marissandra vorgestern gekauft hatte. Liam hatte nicht wirklich ein Auge fürs Detail gehabt und sie musste hier wirklich erst mal Klarschiff machen. Liam lebte in einem reinen Männerhaushalt. Er war ordentlich und tat viel im Haus selber, doch für mehr hatte er kein Interesse.

„Es war sogar ganz lustig.“ Sie lächelte etwas. Auch wenn es weh getan hatte so mit Liam zu reden, hatte es sie auch irgendwie erleichtert. Aber dieses Gefühl konnte sie nicht beschreiben. Nicht dass sie gerne streiten würde, sie diskutierte gerne, aber das war eher einem Streit näher gekommen als sonst was. Und als Marissandra und Menas den Raum betreten hatten, war sie wirklich aus der Puste gewesen und hatte eine Pause gebraucht.

„Das glaube ich dir, Leila.“ Marissandra stellte die Tasse auf den Tisch. „Aber du solltest Liam und dem was er dir erzählen wollte eine Chance geben. Er hat wirklich sein Bestes gegeben, aber er ist in so etwas nun mal nicht gerade gut.“ Sie lächelte etwas.

Leila sah Marissandra an und nickte. „Vielleicht habe ich ihn auf dem falschen Fuß erwischt, oder so.“

„Ja, vielleicht.“ Sie stand nun auf. „Was hältst du davon, wenn du nun nach oben gehst und dir ein Bad einlässt oder duschst und dann sehen wir weiter.“

„Ich soll baden oder duschen?“

„Ja, möchtest du das nicht?“ Marissandra stellte die Kaffeetasse in den Geschirrspüler.

„Doch. Ja. Natürlich.“ Auch wenn Leila irgendwie gehofft hatte, von diesem Gespräch mehr zu erfahren. Aber vielleicht war das auch nicht so schlimm. Liam hatte gemeint, dass es seine Aufgabe war, es ihr zu erklären. Also würde er das früher oder später bestimmt tun. Ein Bad war wirklich eine gute Idee, dann wäre sie etwas entspannt und würde Liam wirklich eine Chance geben.

„Ich werde mich dann um das Abendessen kümmern. Lass dir Zeit.“

„Danke“, sagte Leila und schlürfte dann immer noch in der Decke eingewickelt aus die Küche nach oben in das Gästezimmer, in dem sie aufgewacht war.
 

Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen das Holz. Ein Seufzer verließ ihre Lippen, als sie den Kopf in den Nacken gelegt hatte. In was sie nur hier herein geraten? Und warum hatte sie eben nicht weiter darauf bestanden, dass Marissandra ihr alles erklärte, da Liam das anscheinend nicht konnte.

Sie fuhr sich durch ihre Haare, ließ die Decke schließlich fallen und ging zum angrenzenden Badezimmer.
 


 


 

„Du bist das anscheinend völlig falsch angegangen“, meinte Menas zu seinem Bruder. Sie waren immer noch im Wohnzimmer und während Marissandra Leila aus dem Raum geholt hatte, war Menas dafür zu seinem Bruder gekommen. Auch wenn Menas sich aus dieser Sache eigentlich komplett raus lassen wollte, hatte er dann einfach nicht mehr widerstehen können, als sein Bruder angefangen hatte zu reden und seinen älteren Bruder um Rat gefragt hatte.
 

„Ach, was du nicht sagst. Das weiß ich jetzt auch“, murmelte Liam vor sich hin und trank die dickflüssige rote Flüssigkeit aus dem Glas. Als Marissandra Leila aus dem Raum gezogen hatte, war er direkt zur Bar gegangen und hatte sich dann zwischen einem Blutbeutel und dem Cognac entscheiden müssen. Am Ende war es dann aber so ausgegangen, dass er erst vom Alkohol getrunken hatte und sich dann das Blut ins Glas gekippt hatte. Er brauchte beides. Das erste vermutlich mehr als das zweite. Aber da war er sich eigentlich gar nicht mehr so sicher.

„Und was willst du nun tun?“

„Keine Ahnung“, gab Liam nur von sich und schwenkte das Glas etwas. Den Cognac hatte man besser schwenken können, vielleicht sollte er wieder wechseln.

„Das solltest du nicht tun“, meinte Menas nur mit einem Lächeln und erntete dafür von Liam nur ein Grunzen, er war sich nicht ob es wegen der Aussage war oder weil Menas die Gedanken seines Bruder gelesen hatte. Vermutlich wegen beiden. „Gut, also was hast du dir für Überlegungen gemacht.“

„Gar keine.“

„Was meinst du mit ‚Gar keine‘? Du musst dir doch Gedanken gemacht haben, wie du das Problem nun angehen willst?“

„Menas, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, du bist der Denker von uns beiden. Ich bin derjenige, der ohne nachdenken handelt. Deswegen bist du auch derjenige der die Firma leitet.“ Liam sah durchs Glas zum Kamin und musste an Leila denken. Das Gespräch mit ihr war vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Er hatte eigentlich vorgehabt es ihr in ruhiger Atmosphäre zu erklären, doch dann waren sie an dieser Sache mit dem homo sapiens stecken geblieben. Er war gar nicht weiter gekommen und ihr zu erklären, was er war. Sie hatte ihm gar nicht die Chance gegeben. Gut, er hatte sich auch in dieser Diskussion mit ihr festgesetzt. Er war in diesem Gespräch wie auf einer Eisfläche geschlittert und hatte nicht mehr gewusst, wo die Rettungsleine war. Und dann hatten sie sich einfach nur angesehen, beide mit roten Kopf und er war kurz und dran gewesen über die Couch zu springen, welche die ganze Zeit die Sicherheitsbarriere zwischen ihnen war und sie zu küssen.

„Naja, aber das bringt dir jetzt auch nichts. Es sei denn du handelst jetzt einfach mal.“

„Danke für den Rat. Nichts für ungut, Bruder, aber du hast schon mal bessere Kommentare von dir gegeben.“

„Und du hast dich auch schon mal in bessere Situationen gebracht.“

Liam musste schmunzeln. „Ja, das stimmt wohl.“ Das hier war wirklich eine interessante und vollkommene neue Situation für ihn. Vermutlich auch genauso für seine Mutter und Menas. Vor allem aber auch für Leila. Für sie musste es vollkommen verrückt sein.

Daran hatte er eigentlich noch gar nicht gedacht. Sie war hier in einem fremden Haus und alles stimmte nicht zusammen und der, der ihr die Antworten geben sollte, konnte es nicht tun, weil... er hatte keine Ahnung, warum er ihr nicht einfach sagen konnte.

„Weil du sie magst.“
 

Liam rollte mit den Augen. „Danke, für diese Information.“ Für solche qualifizierten Kommentare brauchte er seinen Bruder nun wirklich nicht.

Er sah wieder das Glas an und trank einen Schluck daraus. Für ihn war es vollkommen normal, Blut aus einem Glas zu trinken. Natürlich würde er sich überlegen müssen, wie er diese Angewohnheit Leila erzählen sollte. Er könnte natürlich sagen, dass es sich dabei um Tomatensaft handelte. Aber was wäre, wenn sie probieren wollte oder auch ein Glas haben wollte und er eigentlich gar keinen Tomatensaft im Haus hatte.

„Dann sagst du ihr, dass du das letzte Glas getrunken hast.“
 

Liam legte den Kopf in den Nacken und seufzte frustriert auf. Er war ja gerade nicht mal dazu fähig, seinen Bruder aus seinem Kopf zu verbannen, wie sollte er da einen klaren Kopf kriegen, um mit Leila zu reden. Es war auch sinnlos Menas daran zu erinnern, dass er in seinem Kopf nichts zu suchen hatte. Das würde ihn wohl kaum davon abhalten. Also sagte er auch gar nichts mehr dazu.

Er musste über Leila nachdenken. Wie sollte er ihr nur klar machen, dass er anders war, als Menschen. Das seine Rasse in der Evolutionsgeschichte eben eine andere Richtung eingeschlagen hatten, medizinisch dem Körper des homo sapiens in nichts nachstanden. Gut, mal von den Reißzähnen abgesehen oder von ihrer Stärke. Ihren Augen und ihrer guten Sehkraft. Der schnellen Regeneration. Und eben all den anderen kleinen Besonderheiten, die sie auch benötigten. Das war alles schwierig in Worte zu fassen. Vor allem wusste er nicht, wie er ihr dann auch noch sagen sollte, dass sie nun wie er war. Anders. Anders war ja nicht unbedingt schlecht. Aber es war gewöhnungsbedürftig. Aber war nicht alles, was eine Veränderung bedurfte gewöhnungsbedürftig?
 

„Willst du ihr das so erklären?“

„Weißt du, wenn du hier schon den großen Bruder raus hängen willst, dann gibt wenigstens mal ein paar Vernünftige Ratschläge von dir, statt die ganze Zeit meinen Gedanken zu lauschen“, meinte Liam, trank den letzten Schluck aus seinem Glas und ging damit wieder zur Bar. Vielleicht brauchte er noch etwas Alkohol. Das würde ihn vielleicht etwas lockerer machen.

„Gut, als erstes, solltest du keinen Alkohol mehr trinken. Du weißt sehr wohl, dass wir nicht so viel vertragen und wenn du noch ein Glas trinkst, wird das mit dem Gespräch nichts mehr.“ Er sah zu wie Liam nickte und das Glas schließlich auf den Schrank stellte.
 

Liam setzte sich allerdings nicht wieder hin, sondern lief nun vor dem Kamin auf und ab.

„Vielleicht solltet du ihr die ganzen Vorteilte nennen?“

„Vorteile?“

„Na ja, das sie nun keinen Tag älter werden würde. Sie würde keine Grippe mehr bekommen oder sonst eine Krankheit. Sie kann nun ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, denn sie kann sich weder mit Hepatitis noch mit HIV anstecken.“

„Ist das etwa das Einzige, das dir unter den Vorteilen einfällt?“

„Na ja, du kannst ihr schließlich auch sagen, dass sie von nun an ihr Leben lang an dich gebunden sein wird. Aber glaubst du das überzeugt sie mehr?“

„Wohl kaum“, gab Liam mit einem Seufzen zu. Nein, das würde sie wohl kaum davon überzeugen nicht ausrasten und mit ihm wieder in eine heftige Diskussion zu verfallen. Auch wenn er es genossen hatte mit ihr zu diskutieren. Dieses Wortgefecht hat ihm richtig Spaß gemacht. Das nächste Mal sollten sie vielleicht ein einfacheres Thema nehmen. Politik. Wirtschaft. Umwelt. Die Emanzipation der Frauen. Oder was auch immer.

„Könntest du dich vielleicht wieder hinsetzen?“

„Nein“, gab Liam nur von sich und ging weiterhin in seinem Auf und Ab. Er musste eine Lösung finden. Einen Ansatz. Aber er war in so was nun mal nicht gut. Warum war er kein Kopfmensch, sondern eher ein Bauchmensch?

Das brachte ihm jetzt gerade mal gar nichts. Er musste an diese Sache klug rangehen, er wollte es nicht noch schlimmer machen – auch wenn das vermutlich eh nicht mehr zu toppen war. Aber warum die Hoffnung aufgeben. Der Tag war ja noch nicht zu Ende.

„Vielleicht solltest du nicht ganz so verkrampft an diese Sache rangehen?“
 

Liam drehte sich um und sah seinen Bruder sauer an.

„Menas. Noch mal, wenn du hier sitzen willst, dann gib Kommentare von dir, mit denen ich was anfangen kann oder die mir die Situation in irgendeine Art und Weise erträglicher macht.“

„Das ist also deine Ansicht von der Aufgabe eines großen Bruder?“

„Herr Gott, Menas. Ich will jetzt keine Grundsatzdiskussion über unsere Beziehung zu einander führen.“

„Genau, denn du hattest ja dein Maß an Grundsatzdiskussion für heute schon voll.“
 

Liam seufzte und lehnte sich mit der Hand gegen die Wand. „So in etwa.“ Aber das brachte jetzt gar nichts. Er saß irgendwie fest.

„Mutter meinte, ich solle dir gut zu reden.“

„Und warum machst du das dann nicht?“, fragte Liam ihn und wusste nun wieder, warum er mit Menas so selten telefonierte. Sie hatten sich eigentlich nie wirklich was zu sagen und wenn dann stritten sie oder waren einfach nicht der gleichen Meinung. Egal über was. Über Politik oder über eine Entscheidung die die Firma betraf. Vermutlich lag es einfach daran, dass sie Brüder waren und der eine den anderen übertrumpfen wollte. Dabei war immer klar, das Menas der Erstgeborene war, doch das hatte Liam nie entmutigt. Er hatte sich immer weiter mit ihm duelliert und gemessen, egal um was es ging.
 


 

Es klopfte an der Tür zum Wohnzimmer und beide sahen sofort zur Flügeltür.

„Ja?“, fragte Liam vorsichtig. Er war es nicht gewohnt, dass irgendjemand anklopfte. Sonst war er immer alleine im Haus oder seine Haushälterin war da. Aber auch seine Familie würde nicht anklopfen, um ins Wohnzimmer zu kommen. Beim Schlafzimmer oder den Badezimmer war es etwas anderes, aber doch noch nicht beim Wohnzimmer.
 

Liam war überrascht, als Leila ins Wohnzimmer trat. Sie hatte sich eine Jeanshose und ein Shirt angezogen und anscheinend war sie auch Duschen oder so gewesen, denn die Spitzen ihres blonden Haars war noch feucht. Ihre Haare lagen ihr glatt auf den Schultern und er nahm den Duft war, der sie umgab. Sie musste das Duschgel verwendet haben, dass seine Schwester auch immer nahm, denn sie roch wie Althaia, wenn sie hier war. Doch er war der festen Überzeugung, dass Leila dieser Duft von Rosenblüten viel besser als seiner Schwester stand.

Sie lief nur Barfuß auf dem Parkett und er hoffte, dass sie sich nicht erkältete. Da fiel ihm wieder ein, dass sie sich ja gar nicht mehr erkälten konnte. Nur, dass sie das selber noch nicht wusste.
 

„Leila“, brachte Liam schließlich über seine Lippen. Das war das einzige, was er hätte sagen können. Das Einzige was in seinem Kopf war. Da war nur sie.

Sofort sah Liam zu Menas und warf ihm unaufgefordert aus dem Wohnzimmer. Leila wollte mit ihm Reden und das sollte ohne die Anwesenheit seines Bruders passieren.
 

Doch Menas war eh schon aufgestanden. „Seid dieses Mal etwas netter zu einander.“ Er lächelte Leila beim Vorbeigehen an und verließ dann das Wohnzimmer, bevor Liam seinem Bruder noch irgendetwas hinterher werfen konnte.

Liam blickte wieder zu Leila, die immer noch an der Tür stand, während er immer noch vorm Kamin stand. Keiner bewegte sich einen Stück oder traut sich die ersten Worte zu sagen.
 

„Ich dachte mir, dass wir vielleicht noch mal reden sollten“, meinte Leila schließlich und strich sich eine ihrer blonden Strähnen hinters Ohr.

Liam hatte das schon öfters bei ihr bemerkt und er fand diese Angewohnheit irgendwie süß. Er wollte noch mehr von diesen Angewohnheiten an ihr entdecken und sie sich merken. „Ja. Das sollten wir“, stimmte er ihr zu.
 

Sie sahen sich beide an und es war offensichtlich, dass sie sich etwas unwohl in ihrem Körper fühlten und vor allem in dieser Situation.

Da waren diese unschönen Worte, die sie sich vorhin an den Kopf geworfen hatten. Natürlich waren die im Eifer des Gefechts zustande gekommen und beide wussten, dass sie gar nicht so gemeint waren, dennoch hingen sie im Raum.
 

„Wir sollten uns vielleicht setzen“, schlug Liam schließlich vor, als sich keiner irgendwie auf den anderen zu bewegt hatte. Er deutete auf die Couch, auf der sie auch vorhin gesessen hatte und sah zu, wie sie sich hinsetze.

Er zögerte einen Moment setzte sich dann wieder neben sie. Er hätte auch den Sessel nehmen können, aber irgendwie hoffte er, dass es so etwas besser laufen würde. Natürlich war es nicht gerade toll, wenn er seine Erfolgschancen von der Qualität seiner Couch abhängig machte.
 

„Marissandra meinte, ich soll dir und deiner Erklärungen noch mal eine Chance geben.“
 

Liam sah sie an und lächelte. Ja, er wusste dass seine Mutter eine gute Seele war und dass sie sich immer um ihre Kinder zu kümmern versuchte. Sie wollte ihnen helfen wo sie nur konnte. Und oft war es schwierig die Grenze zwischen Einmischen und mütterliche Fürsorge zu ziehen, ohne dass eine der beiden Seite am Ende gekränkt war. Aber er war doch hin und wieder froh, dass er sich auf seine Mutter verlassen konnte.
 

„Gut, also ich bin ganz offen für dieses Gespräch und ich will dir wirklich zuhören. Vorhin war das irgendwie nicht ganz so gut gelaufen. Ich wusste nicht was kommt und irgendwie… ach ich weiß ja auch nicht. Es tut mir jedenfalls Leid. Nun aber möchte ich mir anhören, was du mir zu sagen hast“, erzählte Leila ihm und Liam lächelte, weil sie wieder anfing einfach loszureden. Doch es war ihm egal. Es war schön, dass sie überhaupt noch mit ihm sprach.

„Aber bevor du mit deinen Erklärungen weiter machst oder neu anfängst – was auch immer – möchte ich gerne wissen, ob du meine Gedanken lesen kannst?“
 

„Was?“, fragte er überrascht. Wie kam sie denn auf das Gedanken lesen? Woher hatte sie denn das nun wieder her? Gut eigentlich fielen ihnen nur zwei Personen ein. Und da sein Bruder bei ihm gewesen war, wurde der Kreis der Verdächtigen noch kleiner.
 

„Na ja, Marissandra kann anscheinend meine Gedanken lesen.“ Leila lächelte etwas verlegen. Anscheinend war sie über ihre Worte selber etwas überrascht. „Und nun will ich wissen ob du auch meine lesen kannst.“
 

Gut, vielleicht war seine Mutter ihm doch nicht immer so eine gute Hilfe. Sollte dass ein Einstieg in das Gespräch für ihn sein?

Irgendwie konnte er diese Überleitung nicht so wirklich ergreifen. Ob das so eine gute Einleitung war bezweifelte er wirklich.

„Nein, ich kann deine Gedanken nicht lesen.“ Er hatte sich schließlich geschworen, ehrlich zu Leila zu sein. Und diese Frage konnte er ganz leicht beantworten. Sie brauchte sich keine Sorgen machen, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Allerdings würde er das schon gerne können. Doch vielleicht hatte seine Mutter recht, dass es eben nicht immer gut war, wenn man die Gedanken seines Gegenübers lesen konnte.
 

„Aber Marissandra kann das?“

„Ja, das kann sie“, beantwortete er wieder wahrheitsgemäß. Das lief doch bisher eigentlich ziemlich gut, auch wenn sie noch nicht beim eigentlichen Thema angekommen waren.

„Okay. Gut zu wissen. Glaub ich“, meinte Leila. Eigentlich wusste sie gar nicht so recht was sie davon halten sollte, dass Marissandra ihre Gedanken lesen konnte. War das etwas Gutes? Sie konnte sich das gar nicht vorstellen, deswegen konnte sie nicht sagen, ob es was Gutes war oder nicht. Vielleicht war es das. Vielleicht aber auch nicht. Sie sollte Marissandra vielleicht selber fragen.

„Also ich kann auch Gedanken lesen.“

„Wie?“, fragte sie überrascht, als Liam ihn mit diesen Worten aus ihren Gedanken riss. „Ich dachte, du kannst meine nicht lesen.“ Nun war sie vollkommen verwirrt. Erst sagte er, er kann ihre Gedanken nicht lesen und jetzt sagte, dass er das doch konnte.

„Ich kann Gedanken lesen.“ Er sah sie ruhig an und irgendwie war da wieder die Wärme, wenn sie in seinen Augen sah. Sie hatte diese Wärme schon einmal in seinen Augen gesehen. Diese Wärme suchte sie überall und in seinen Augen fand sie diese. Vielleicht lag es auch am Knistern des Feuers, dass sie sich gerade so wohl fühlte und nicht nur an seinen Augen. „Nur nicht deine.“
 

Sie zwinkerte etwas und versuchte das zu verstehen. „Moment. Du kannst Gedanken lesen. Aber nicht meine.“ Das verwirrte sie nun doch noch mehr. Eigentlich hatte sie bezweifelt dass man dieses Stadion noch übersteigen konnte, aber Liam lehrte sie eines besseren. Sie sah wie er ihr mit einem Nicken zustimmte. „Okay. Das heißt du kannst die Gedanken von allen anderen hören, außer von mir?“

„Ja. Es sei denn man versperrt sie mir.“

„Ja. Okay. Alles klar.“ Sie hatte vorgenommen sich das was Liam ihr zu sagen hatte anzuhören. Ohne Vorurteile und ohne gleich wieder ausrasten, nur weil es verrückt klang. Und das tat es. Es war vollkommen verrückt, doch sie wollte ihm ja eine Chance geben. Aber das wurde immer schwieriger. Okay, versuch sachlich zu bleiben, versuchte sie sich selber zu ermahnen und wollte diese Sache so objektiv wie nur möglich betrachten. Gut, Marissandra und Liam waren also der festen Überzeugung, dass sie Gedanken lesen konnten. Das konnte sie so hinnehmen. Aber warum konnte Marissandra Leilas Gedanken lesen und Liam ihre nicht. „Gut. Ähm, warum kann Marissandra meine Gedanken lesen und du nicht? Stimmt etwas mit mir nicht?“

„Nein, Leila mit dir stimmt alles“, meinte er mit einem Lächeln.

„Gut, dann stimmt also mit dir was nicht? Du kannst schließlich meine Gedanken nicht lesen. Nicht, dass ich das nicht gut heißen würde – aber dann muss ja mit dir was nicht stimmen.“
 

Liam sah sie an und wollte aufstöhnen. Ja, das war wirklich nicht die Einleitung für das Gespräch, die er haben wollte. Aber nun hatte er den Salat und musste das gerade biegen. Irgendwie. „Leila, lassen wir das mal und kommen wir auf unser Gespräch von vorhin zurück.“

„Du meinst den Streit.“

„Wie?“, fragte er etwas verwirrt, als sie ihn wieder unterbrochen hatte. Mal wieder. Er bekam das Gefühl, dass sie ihn sehr gerne unterbrach.

„Naja, du hast Gespräch gesagt. Ich würde es eher Streit nennen. Wir haben uns eindeutig gestritten. Das war ja nicht mal mehr eine Diskussion.“

„Okay. Alles klar, das war ein Streit“, stimmte er ihr zu und versuchte wieder zu seinem eigentlichen Gedankengang zurück zu kommen. „Leila, ich bin anders als Du. Nein, anders als du warst. Gott, das ist so schwierig. Ich finde einfach nicht die richtigen Worte und ich will das jetzt nicht schon wieder versauen. Einmal langt wirklich.“
 

Sie sah ihn ein wenig amüsiert von der Seite an. „Warum ist es dir so wichtig, es nicht zu versauen?“, fragte sie ihn mit einem Lächeln. Irgendwie fand sie es süß von ihm, auch er bestimmt zu den Männern gehörte, die es nicht tollen fanden, wenn man sagte, sie wären süß. Aber sie lächelte, weil er eben genau jetzt süß war. Er stammelte und suchte nach Worten. Er wollte es nicht versauen, warum auch immer und das fand sie süß.

„Warum?“, Liam sah sie fragend an. Als er bemerkte, dass sie lächelte, schmunzelte er ohne darüber zu denken. Es war ihr Lächeln, das ihn dazu ansteckte. „Weil… weil… du mir wichtig bist.“ Himmel, was stammelte er da bloß. Sie würde ihn garantiert auslachen.

„Aber du kennst mich doch gar nicht.“
 

Er sah sie an und war etwas überrascht, dass die Blonde ihn nicht auslachte. Sie schien sogar ernst zu sein.

„Doch ich glaube ich kenne dich schon sehr gut und ich weiß, dass ich dich mag.“ Ja, er hatte ihre Vergangenheit gesehen, ihren Schmerz und ihre Traurigkeit gefühlt. Er kannte sie. Zumindest einen Teil von ihr.

„Gut, du magst mich. Aber das sagt dir nicht, dass ich dich auch mögen könnte“, meinte sie sofort zu ihm und musste lächeln.
 

Eigentlich wollte sie Antworten auf ihre vielen Fragen, aber diese Wärme in seinen Augen sagte ihr, dass sie ihm doch irgendwie vertrauen konnte. Natürlich könnte diese Wärme auch vom Kamin kommen, aber es waren seine Augen, die sie fesselten.

Die sie die ganze Zeit ansehen musste. Es war ein Gefühl aus ihrem Bauch heraus, welches ihr sagte, dass er doch zu den Guten gehörte. Sie sah sein Gesicht an und es wirkte gar nicht so rau, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung gedacht hatte. Er hatte diese sanften blau-silbernen Augen. Seine Unterlippe war voll, die Oberlippe etwas schmaler, doch sie sahen zum Anbeißen aus.

Sie biss sich selber für diesen Gedanken auf die Unterlippe. Was dachte sie denn da bitte? Seine Lippen waren zum Anbeißen?
 

„Nein, das stimmt wohl“, meinte Liam und kam ihr irgendwie ein wenig näher. „Das heißt nicht, dass du mich auch magst.“
 

Leila lächelte und sie sah das Schmunzeln um seine Mundwinkel.

Sie sahen sich in die Augen und irgendwie, auf seltsame Weise, kamen ihre Gesichter sich immer näher. Es schien wie ein Zauber zu sein, der ihre Gesichter immer näher zusammen kommen ließ. Sie tat es nicht bewusst und Liam genauso wenig. „Nein, das heißt es nicht“, stimmte sie ihm noch mal zu und dann berührten sich ihre Lippen.
 

Zuerst nur für einen kurzen Augenblick. Sie sahen sich in die Augen und registrierten, dass der andere gar kein Problem damit zu haben schien, also fanden sich ihre Lippen sofort wieder, formten sich zu einem Kuss. Und es schien so, als hätten sie ewig nach diesem anderen Lippenpaar gesucht, denn sie schienen sich mit einer sanften Leidenschaft willkommen zu heißen.
 

„Leila“, stöhnte er, als sein Daumen über ihre Wange streichelte. Seine Hand hielt sie im Nacken fest, zwischen seinen Fingern waren Strähnen ihrer blonden Haare.

Sie schmeckte köstlich, süß und himmlisch. Er hatte schon oft Frauen geküsst, doch dieser Kuss war etwas anderes. Leila war etwas anderes.

Seine zweite Hand fand nun auch den Weg zu ihrem Kopf, wollte sie festhalten und nie mehr los lassen.
 

Leilas Hand fuhr währenddessen durch seine Haare und hielt sich dort ebenso fest.
 

„Ich bin das…“, brachte er über seine Lippen, wenn diese sich von ihren hin und wieder lösten, um Luft zu schnappen.

„Was du…“ Gott, er musste es ihr sagen. Aber warum mussten ihre Lippen nur so lecker sein.

„einen Vampir nennst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-12-16T18:43:42+00:00 16.12.2009 19:43
Marissandra ist klasse wie ruhig und beherrscht sie an die Situation herangeht genau das richtige für Leila
Hach die zwei Brüder sind auch zu putzig xD
Wie sie sich gegenseitig reizen =)
Mal schaun wies weitergeht wenn Leila erfährt, dass sie auch zu der "verrückten" Spezies gehört
lg fireflys
Von: abgemeldet
2009-12-15T15:52:05+00:00 15.12.2009 16:52
^-^
die sollen mal hin machen, sonst werd ich noch ganz wuschig....bin schon ganz aufgeregt weil ich wissen will wie leila reagiert
tolles kappi
LG<3
nami


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