Lower Instinct von Zeku ================================================================================ Kapitel 2: Vinum Intermezzo --------------------------- Kapitel 2 – Vinum Intermezzo Er versucht seinen Blick fest nach vorn gerichtet zu belassen. Denn das ist gesünder. Für ihn, aber vorwiegend für sie. Verflucht. Wenn er jetzt so darüber nachdenkt, kommt ihm die Situation eigenartig, ja fast grotesk vor. Das war ihm noch nie passiert. Ihm war bisher nicht einmal die Idee dazu gekommen, obwohl der Gedanke doch so spielend leicht gewesen wäre. Jetzt fühlt es sich eigentümlich an und er hatte sich noch nicht recht entschieden. Nutzen oder ungenutzt verstreichen lassen? Die weiß behandschuhten Finger seiner linken Hand spannen sich fest um das dünnwandige Weinglas, das nur zur Hälfte gefüllt ist. Es ist seit Stunden bis zur Hälfte gefüllt. Er sieht den Schatten, der sich in dem Getränk bricht und versucht die Bewegung auf ihm zu ignorieren. Was sich sehr schwer gestaltet. Nicht etwa wegen des Gewichtes das ihn zu Boden und gegen die Wand in seinem Rücken drückt. Nein. Was auf seinem Körper lastet, ist leicht und geradezu anschmiegsam. Er ignoriert es, weil ihm etwas sagt, dass er sich zurückhalten sollte, auch wenn er es nicht wirklich will. Kurz zuckt ein Muskel in seinem Gesicht, als er der Versuchung widersteht, nach unten zu blicken. Er zieht nur ein Bein an. Mehr kann er nicht verantworten, ohne seinen Willen zu sehr zu strapazieren. Die Bewegung auf ihm wird rechtslastig. Alucard hebt die Rechte und legt sie locker an den Rücken der jungen Frau, während diese ihren Kopf sanft an seine Schulter lehnt. Sie wäre wohl von ihm heruntergerutscht, hätte er es nicht getan. Wäre doch gut. Nein wäre es nicht. Oder? Der Vampir ist eingehend überfordert mit diesem Zustand und lässt ein unwilliges Brummen vernehmen. Die junge Frau unterdessen angelt weiter fahrig nach einem Schachbrett, das neben ihnen auf dem Boden liegt und welches gefüllt ist, mit relativ ungeordneten Figuren. Natürlich. Sie ist ja auch dran. Selbst wenn ihre Züge in den letzten Stunden erst ein wenig an Überlegtheit, dann gänzlich an Sinn verloren haben. Macht nichts. Macht gar nichts. Sie liegt immer noch auf ihm. Ja?. Gut. Oder? Vermaledeite Gedanken. Vielleicht hilft es, sich auf etwas anderes zu besinnen? Der große, schwarzhaarige Mann denkt zurück. Früher Abend. Der langen Weile anheim gefallen, hatte er sich in einem der weiträumigen Zimmer des Hellsinganwesens niedergelassen um eine Partie Schach gegen sich selbst anzufangen. Er war nicht weit gekommen, als er die Gedankenfetzen seiner Herrin aufschnappte, welche dann auch prompt in der Tür stand. Er hatte sie in seiner typischen Art um eine Partie bei einem guten Glase Wein gebeten. Gegen die Eintönigkeit. Sonst komme man nur wieder auf andere Ideen. Nachdem er ihren kalten, strafenden Blick überstanden hatte, willigte sie komischer Weise ohne Umschweife ein. Beginn der ersten Runde. Sie war eine überlegte, durchaus ernst zu nehmende Gegnerin und Alucard bereitete es Freude sie über den Rand seiner Brille anzuschauen, derweil sie nachdachte. Forschend. Während sie seinen Blick nüchtern erwiderte und schließlich ihre Figur setzte, ohne den Blick aufs Brett zu neigen. Nach der ersten Flasche Wein hatte sie ihr Jackett ausgezogen und über den Stuhl gehangen. Ihr dunkler BH schimmerte unter dem weißen Stoff verräterisch hervor. Alucard war sehr dankbar dafür gewesen, dass sie seine Gedanken nicht hatte hören können. Nach der zweiten Flasche Wein, einer lieblichen Spätlese, die sie zusammen geleert hatten, waren ihre Wangen rot angelaufen. Neckisch, wie er fand, aber ihr Verhalten modifizierte sich zum Trotz kaum. Das änderte sich anschließend jedoch schlagartig. Schon nach der dritten Flasche, die sie inzwischen allein vernichtet hatte, verhielt sie sich ausgelassener. Die Blonde hatte sich auf den Boden gesetzt und nicht mehr aufgehört hinreißend zu lachen, immer wenn ihr etwas in den Sinn kam, das sie komisch fand. Und das passierte in immer kürzeren Abständen. Der Vampir konnte es hören, denn ihre bunten Gedanken öffneten sich ihm wie ein Eimer Regenbogenfarbe. Vielleicht hätte Alucard sie an dieser Stelle nehmen und zu Walter bringen sollen, aber etwas hatte ihn davon abgehalten. Er mochte ihr Lachen. Nur verursachte er es bei ihr nie. Vielleicht ein wissendes Schmunzeln. Mehr aber auch nicht. Meist schimpfte sie ihn in höchsten Tönen an, wie ein Rohrspatz oder schickte ihn mit herber Stimme in den Kampf. Auch eine Art, die er zu schätzen wusste. Trotzdem. Umso faszinierter war er zu diesem Zeitpunkt gewesen, als sie zwanglos vor sich hinkicherte und es nie müde wurde, die hellblonden Strähnen aus ihrem Gesicht zu wischen. Nachdem sie die vierte Flasche geköpft hatten, fing Integra an sich zu beschweren, dass nur er die letzten Partien gewonnen hatte. Sie hatte sich vor ihn gekniet, sodass er zu ihr hochschauen musste, da auch er mittlerweile auf dem Boden zum Sitzen gekommen war. Sie hatte seinen Kragen ergriffen und sich zu ihm geneigt. Die hellen, vom Alkohol bereits getrübten Augen nur auf ihn gerichtet. So nah, dass Alucard ihren Pulsschlag hatte hören können und die blutroten Augen nicht mehr von ihren geröteten Wangen nehmen konnte. „Du behh… schaisssd doch! Glaub nischisch wähe ssssu betrung umds ssssu sehn!“ hatte sie ihm versucht glaubhaft und mit extrem schwerer Zunge zu vermitteln, bevor sie vorn über gekippt war und direkt auf seiner Brust zum Liegen kam. Wo sie jetzt auch immer noch lag. Zum Verrücktwerden nah. Wehrlos. Hilflos. Berauscht. Leichte Beute. Ein gefundenes Fressen. Er müsste sie nur packen und sie auf den Boden drücken. Auf den Rücken gedreht. Es wäre ein Leichtes. Ihre Haare würden sich auf dem Boden verteilen, wie Bächlein aus purem Silber. Sie würde zu ihm hochschauen. Vor Trunkenheit nicht wirklich wissend, was geschah. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal um Hilfe rufen und wenn doch, konnte er ihren Mund mit dem seinen problemlos zum Schweigen bringen. Sie hätte keine Möglichkeit sich ernstlich zur Wehr zu setzen. Er könnte sich nehmen, was er wollte. Was immer er wollte. Ihr duftendes Blut. Ihren schmalen, weiblichen Körper. Ihre Reinheit. Einfach alles. Seiner Herrin. Und er würde dafür sorgen, dass es ihr gefiel… Ein Zittern erfasst den Vampir. Er hebt mechanisch die Hand mit dem Weinglas und wischt sich mit dem Handrücken einen schmalen Blutstrom von der Oberlippe.* Der Schatten der sich über sein Gesicht schiebt, scheint keinesfalls vom Licht im Zimmer erzeugt worden zu sein. Die Rechte, mit der er Integra noch immer auf sich hält, drückt stärker zu und presst ihren Körper spürbarer an seinen. Was ihm ein hörbares, tiefes Stöhnen entlockt. Unmöglich. Sie spricht den Wahnsinn in seinem Kopf zu sehr an, als dass er sich gegen sein animalisches Verlangen zur Wehr setzen könnte. Doch er stockt, als er den Kopf nach unten neigen will. Integra rappelt sich erneut. Dieses Mal schiebt sie sich jedoch mit unkoordinierter Kraft zu ihm herauf und legt ihre Wange an seine. Sie schmunzelt selig in sich hinein. „Duuh..biss.. dan. Saai liep jah?“ flüstert sie schwer verständlich und der Hauch ihres Atems kitzelt ihn empfindlich am Ohr. Ihre Haut ist erhitzt und weich. Wie lebendige Seide. Doch dem ist nicht genug. Ohne Vorwarnung schlingt sie träge beide Arme um seinen Hals, bettet ihren Kopf unter sein Kinn und döst einfach ein. Die schwere, süße Alkoholität hat ihre Wirkung getan und Lady Hellsing friedlich ins Land der Träume geschickt. Der Schatten in seinen markanten Zügen löst sich auf. Das leise Schnarchen, das augenblicklich von ihr ausgeht, ernüchtert den Vampir mit einem Schlag. Seine Gedanken verrauchen und er atmet sie aus, wie giftigen Dampf. Die Entscheidung ist gefallen. Er lässt die Schultern sinken und ergibt sich. Mit einem Lächeln. Die Lider sanft gesenkt. Er erlaubt sich nur eine Bewegung. Eine Fließende. Alucard hebt die Hand von ihrem Rücken, streicht über ihren Kopf, durch ihr Haar bis hinab zu der Biegung ihres Rückrates, wo er seine Finger für einige Sekunden nochmals zum Ruhen kommen lässt. „Herrin. Du kannst alles von mir haben.“ flüstert er. Er erwartet keine Antwort und erhält auch keine. Sein Kopf liegt für einige Augenaufschläge schräg auf ihrem weichen Haar. Dann strafft er die Gestalt. Umsichtig stellt er sein Weinglas zu Boden. Das zarte Klirren des Glases mischt sich mit dem Rascheln der Kleider, die nun in Bewegung geraten. Kaum ein paar Sekunden später, ist der große Schatten des Vampirs in der Tür zu erkennen, auf dem Weg nach draußen. In den Armen hält er einen hellen Leib, der sich inzwischen regungslos an den Stoff seines Oberhemdes klammert. Eine Weile herrscht Stille im Hause Hellsing. Man könnte schon an einen friedlichen Ausgang dieses Abends glauben. Allerdings wird diese Hoffnung von einem männlichen Aufschrei und einem darauf folgenden lauten Poltern zunichte gemacht. Spitzt man die Ohren gut, kann man ein paar Wortschnipsel auffangen. „Walter. Ehrlich. Ich will sie nur ins Bett bringen. … Bitte schreien Sie nicht so. Sie wecken sie noch. … Äh Blut? Warum ich Blut im Gesicht habe? Ich hatte Nasenbluten. … Walter! Nein, ehrlich. NASENBLUTEN. … Sehen Sie. Nichts. Ihr geht’s gut. Sie ist nur betrunken. … Äh. Was? Wie viel? Vier Flaschen Wein. … Es war guter Wein? … Ich wollte sie doch nicht abfüllen! Ich bin ja nicht pervers. … Woher sollte ich wissen, dass sie das nicht verträgt?? … Sie wollte es so. Ehrlich. Als sie umgefallen ist, hab ich.. … Schhhht! Walter! Schreien Sie doch nicht gleich wieder so. … Ganz ruhig. Wir wollen doch vernünftig bleiben. Walter. … Walter? … Walter! Stecken Sie die Handschuhe weg. Argh! WALTER! … Schon gut! Nehmen Sie sie. NEHMEN SIE SIE! Sie können sie haben. SCHON GUT! … Au. Meine Nase. Verdammter Butler. …“ -------------------- Fußnote zu * Autorenkommentar: JA. Er hat Nasenbluten, auch wenn das an dieser Stelle schwer zu erlesen ist. xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)