Störfaktor Tea von abgemeldet (Puzzleshipping) ================================================================================ Kapitel 1: Unterbrechungen (Yugis Wahrnehmung) ---------------------------------------------- Kapitel 1: Unterbrechungen (Yugis Wahrnehmung) „Okay Yugi, ganz ruhig. Du kriegst das schon hin“, sprach sich der Junge mit der seltsam anmutenden, dreifarbigen Stachelfrisur Mut zu. „Es ist nichts Weltbewegendes. Ich wette genau jetzt, in dieser Sekunde, machen das mindestens tausend Leute.“ Das woran der Junge dachte und was ihn furchtbar nervös und hibbelig werden ließ, war ein Liebesgeständnis. Und als ob es nicht schon schwer genug wäre, jemanden seine tiefsten Gefühle zu offenbare, kam bei Yugi noch erschwerend hinzu, dass schwul war und das Objekt seiner Begierde logischerweise ein Junge war. Ein Junge, von dem Yugi nicht wusste, ob dieser auch auf das gleiche Geschlecht abfuhr. So hatte er also nicht nur das Risiko abgewiesen zu werden, sondern wenn alles schief lief, auch vor der gesamten Klasse geoutet und bloß gestellt zu werden. Ganz zu schweigen davon, dass sein Traummann ihn hinterher wohl hassen würde. Ein letztes Mal atmete der Junge mit der dreifarbigen Frisur tief durch. Er würde das schon packen – irgendwie. Yugi betrat seine Klasse und seine violetten Augen suchten sofort den Raum nach einer bestimmten Person ab. „Er ist noch nicht da“, schoss es ihm durch den Kopf und wenn Yugi ehrlich war, dann war er deswegen erleichtert. So konnte er dieses wichtige Gespräch – von dem er sich vorgenommen hatte, es unbedingt zu führen – noch etwas hinausschieben. Er ging zu seinem Platz und wusste, dass ihm wie jeden Morgen viele neugierige Augenpaare folgten. Es lag an seinem Erscheinungsbild, dass war dem Jungen nur all zu bewusst. Als wären seine blond, schwarz und rot gefärbten, hochgegelten Haare nicht auffällig genug, trug er ein Nietenhalsband und ein enges, schwarzes Shirt unter der offenen Schuluniformjacke. Passend dazu hatte er eine eng anliegende Lederhose an. Yugi wusste, dass wegen diesem Outfit eine Menge Gerüchte über ihn im Umlauf waren. Angefangen von der Schnapsidee er wäre in einer Bikergang, bis hin zu der wahnwitzigen Vorstellung er wäre Mitglied einer Sekte, die glaubte durch das tragen von Lederklamotten die ewige Erlösung zu finden, hatte er schon einen Haufen Blödsinn gehört. Der wahre Grund für diesen Aufzug war eigentlich sehr simpel: Yugi hielt so an einer Zeit fest, die sehr wichtig für ihn gewesen war. Die Klingel läutete und mit dem Beginn dieses nervigen Geräusches, betrat die Person den Raum, mit der Yugi unbedingt sprechen wollte. Yami. Er ging an dem Kleineren vorbei und lächelte ihm zur Begrüßung zu. Yugi lächelte zurück und seine Augen folgten seinem Mitschüler, als dieser sich an seinem Platz – zwei Tische hinter Yugi – setzte. „In der Pause, da werde ich ihm sagen was ich fühle…wenn alles gut läuft, können wir ja nach der Schule zusammen ein Eis essen gehen oder so…“, ermutigte er sich im Stillen. Der Biologielehrer kam in die Klasse und begann fast sofort mit einem monotonen und todlangweiligen Vortrag über die Vererbungslehre. Fünf Minuten lang versuchte Yugi den Ausführungen des Pädagogen zu folgen, dann gab er auf und ließ seine Gedanken schweifen. Der Rest der Klasse hatte sich bereits nach den ersten dreißig Sekunden geistig verabschiedet. Seine Gedanken kehrten in die Zeit zurück, in der er die wichtigste Erkenntnis seines Lebens erlangte. Die Zeit, in der er feststellte, dass er auf Jungs stand. Es war vor etwa zwei Jahren gewesen, da hatte er bemerkt, wie schön die Augen seines besten Freundes Ryou waren. Das dessen Haut so blass und ebenmäßig war, wie die einer Porzellanpuppe. Die längeren silberweißen Haare, der zarte Körperbau und vor allem dessen blassrosa Lippen ließen Ryou so feminin wirken. So wunderschön, in Yugis Augen. Er wusste nicht wie lange – wahrscheinlich waren es nur zwei Tage, doch dem damals Fünfzehnjährigen kam es vor wie eine Ewigkeit – war er besessen gewesen von dem Gedanken diesen Mund zu küssen. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und es einfach getan. Er hatte Ryou geküsst. Überraschenderweise hatte der Weißhaarige diesen Kuss erwidert. Es war zwar Yugis erster Kuss gewesen, doch so besonders konnte er sich daran nicht erinnern. Aus dieser einzigen ungeplanten Berührung hatte sich eine Beziehung entwickelt. Eine, die von beiden Jungen geheim gehalten wurde. Ryou war seine erste große Liebe. Er war der erste, dem er voll und ganz anvertraut hatte und nur durch ihn hatte sich Yugis Stil entwickelt. Wie dieser nämlich im Laufe ihrer Beziehung feststellte, stand der Weißhaarige auf „Bad Boys“. Deswegen stylte er Yugi nach seinen Vorlieben um. Dieser ließ es sich damals auch nur zu gern gefallen, ahmte Ryou ja mit den Lederklamotten nur den Stil ihrer beider Lieblingsband nach. Die Heavy – Metal – Band hieß „The Thief’s“ und vor allem der Frontmann hatte es Ryou angetan. Sie hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit gehabt, bis Yugi auf die Idee gekommen war, ihm zu seinem sechzehnten Geburtstag Konzertkarten und einen Backstage – Pass zu schenken. An diesem Abend begann das Ende ihrer Beziehung…wie es so schön hieß. Hinter der Bühne lernte Ryou nämlich Bakura kennen. Den Frontmann von „The Thief’s“. Zwischen den beiden knisterte es den ganzen Abend und am nächsten Tag stand der Sänger dann vor der Tür des Sechzehnjährigen. Ohne dass Yugi etwas davon erfuhr, trafen sich die Beiden immer häufiger. Sie gingen gemeinsam aus und unternahmen vieles zusammen. Irgendwann nach einigen Wochen erzählte der Weißhaarige ihm alles, denn er hatte sich in Bakura verliebt und wollte daher seine Beziehung zu Yugi beenden. Es war seltsam, denn Yugi fühlte keinerlei Zorn – zumindest nicht im klassischen Sinne. Er war enttäuscht und verletzt. Nicht weil Ryou ihn als fester Freund betrogen hatte, sondern weil er ihn als bester Freund angelogen hatte. Dieser Vertrauensbruch hatte ihm sehr wehgetan. Wie hatte sein Freund ihm so etwas antun können? Doch was ihm am meisten zu schaffen machte, war dass der Weißhaarige ihm nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hatte. Sie waren ja nicht nur ein Paar, sondern auch schon lange davor beste Freunde gewesen. Mit dem Ende der Beziehung hätte Yugi umgehen können. Das Ende ihrer Freundschaft, war schlimmer zu verkraften gewesen. Yugi bereute es noch heute, dass er Ryou zum Abschied nur Schweigen entgegengebracht hatte, denn sein ehemals bester Freund hatte nach seinem Geständnis die Stadt mit Bakura verlassen. Wenn er ehrlich war, so spürte Yugi schon lange keinen Groll mehr wegen der kaputten Beziehung, denn er hatte die Beiden oft zusammen gesehen. Bei Interviews, bei öffentlichen Veranstaltungen und natürlich bei Konzerten. Der Sänger stand zu seinem Freund und hatte auch kein Problem damit, dass der Rest der Welt davon wusste. Yugi gönnte seinem Ex – Freund dieses Glück, auch wenn es ihn manchmal etwas traurig machte. Traurig deswegen, weil sein ältester Freund es nicht für nötig befunden hatte, ihm die Wahrheit zu sagen und weil Yugi sich selbst eine solche Beziehung wünschte. Dieses eine Erlebnis, bei dem ein wirklich guter Freund sein Vertrauen missbraucht hatte, machte Yugi zu einem freiwilligen Außenseiter, da er es nicht mehr schaffte den Leuten in seiner Umgebung genügend Vertrauen entgegenzubringen. Da der Biolehrer begann irgendein unwichtiges Diagramm an die Tafel zu zeichnen und einige wichtige Fakten zu dem besprochenem Thema – auch wenn keiner im Raum wusste, welches genau es war – daneben zu notieren, zückte auch der Punk seinen Stift, auf dem er bis vor Kurzem herumgekaut hatte. Mit einem Seufzer machte er sich daran das Tafelbild zu übertragen. Das Abschreiben geschah schon fast mechanisch und das ewig monotone Gerede des Lehrers katapultierte Yugis Gedanken wieder in eine seiner Erinnerungen. An den Tag, als Yami neu in ihre Klasse kam. Nach seiner Trennung hatte er sich mit Tea angefreundet. Wobei…das Wort „angefreundet“ traf es eigentlich nicht wirklich. Das brünette Mädchen hatte sich irgendwann auf ihn gestürzt, als sie sah, dass der Teenager anscheinend Liebeskummer hatte. Je länger er so darüber nachdachte, desto mehr verglich er Tea mit einer Löwin, die sich auf das schwächste Tier im Rudel stürzte. Eigentlich ging es nicht um Yugis Liebeskummer, sondern nur um sie. Yugi war ein viel zu freundlicher Mensch, denn er tolerierte das Mädchen und ihr sinnloses Geplapper. Warum sollte er sie auch vor den Kopf stoßen? Tea ging ihm zwar in neunzig Prozent der Fälle nur auf die Nerven, doch ihre schnell dahin geplapperten Nichtigkeiten lenken ihn in der ersten Zeit auch von seinem Verlust ab. So war es auch zu der Zeit, als sie einen neuen Schüler in die Klasse bekommen sollten. Schon eine Woche vorher erzählte sie ihm, dass es ein Junge sein sollte und wie sehr sie hoffte, dass dieser gut aussehen würde. Den Rest der Klasse konnte man ja vergessen – was in der Übersetzung eigentlich nur hieß, dass sie von jedem einzelnen, männlichen Mitglied ihrer Altersstufe einen Korb bekommen hatte. Als dann endlich der Tag kam, an dem Yami sich in der Klasse vorstellte, hoffte Yugi, dass nun endlich, das ständige Gelaber der Brünetten aufhören würde. Doch es passierte etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Er verliebte sich zum zweiten Mal in seinem Leben. Dieses Mal war es sogar noch viel intensiver als bei Ryou, denn diesmal traf ihn die Liebe wie ein Schlag ins Gesicht. Yami war so etwas wie ein größeres Abbild seiner selbst. Die Frisur war die gleiche und das Lederoutfit stimmte auch eins zu eins mit Yugis überein. An Yami wirke es nur wesentlich cooler als an Yugi. Während Yamis einzigartigen rubinroten Katzenaugen, sein schlanker und athletischer Körper ihn wirken ließ, als wäre er der geboren Punk – Rocker und Rebell, wirkte das gleiche Outfit bei dem Kleineren, als hätte man einen Sonntagsschüler schlecht verkleidet. Vom ersten Augenblick war der Violettäugige hin und weg. Es war als wäre die gesamte Luft elektrisch aufgeladen. Yugi hoffte, sein verträumter Blick und die Röte, die sein Gesicht immer zierte, wenn er den anderen Jungen ansah ihn nicht verraten würde. Nach der Pleite mit Ryou, fiel es ihm schwer jemandem zu vertrauen und zu seinen Gefühlen zu stehen. Zu Yugis Verdruss labberte Tea ihn noch mehr zu. Sie wollte von ihm wissen, ob ihr das Kleid stand, das sie trug und ob es Yami eventuell gefallen würde. Sie erzählte ihm, wie unfair es war, dass so viele andere Mädchen sich für den Neuen interessierten. Ein kalter Schauer rann seinen Rücken herunter und er musste sich schon fasst reflexartig schütteln, als er an das Gespräch von damals zurückdachte. „Das ist sooo fies Yugi. Ich habe schon vor einer Woche gewusst, dass er zu uns kommt und alles Mögliche gemacht, um alles über den Neuen herauszufinden. Ich habe sogar extra im Mädchenklo randaliert, damit ich zum Direx ins Büro musste, nur um einen Blick in seine Akte zu werfen. Diese…diese hohlen Tussen hat das doch gar nicht interessierte der Typ doch gar nicht…aber jetzt wo sie sehen, dass er wirklich so heiß ist, wie ich erzählt habe…jetzt wollen sie auf einmal alle was von ihm. Schau sie dir doch nur an…wie sie ihn anhimmeln und sich an ihn ranschmeißen.“ „Ähm…Tea? Du hast randaliert?“ Natürlich war er so dumm gewesen zu fragen. „Ja, hat sogar echt Spaß gemacht. Tracy, die dumme Kuh, die mir vor drei Monaten Hanso ausgespannt hat, war in einer der Toilettenkabinen, als ich angefangen habe die Spiegel zu Scherben zu verarbeiten. Ich glaube die hat den Schreck ihres Lebens bekommen“, meinte die Brünette mit einem diabolischen Grinsen. „Aber hast du denn keinen Ärger dafür bekommen?“ „Doch. Am Anfang wollte Herr Toschi mich suspendieren, aber dann habe ich ihm was vorgeheult und jetzt habe ich nur zwei Mal die Woche Nachsitzen und ein Mal die Woche muss ich zum Schulpsychologen, aber das war es wert! Mit den Infos die ich über unseren Neuen habe, werde ich ihn mit Sicherheit für mich gewinnen.“ Das irrsinnige Glitzern in ihren Augen verfolgte Yugi noch heute in seinen schlimmsten Alpträumen. Danach hatte Tea geredet ohne Punkt und Komma. Zwischendurch hatte sie dann doch ab und an mal inne gehalten, um Luft zu holen. Sie hat ihn nicht einmal richtig zu Wort kommen lassen und sich nur über die anderen Mädchen ausgelassen. Wie sich später herausstellte, war Yami wirklich nett und zu dem tollen Aussehen, das Yugi von Anfang an fasziniert hatte, kam auch noch ein toller Charakter hinzu. Der neue Mitschüler war sportlich, kreativ und verstand sich auf Anhieb mit seinen neuen Mitschülern. Nach einigen Tagen hatte sich Yami mit allen in der Klasse angefreundet. Mit allen bis auf Yugi, denn dieser hielt sich selbst außen vor. Selbst Tea, sie sonst immer gerne so tat als wäre sie seine beste Freundin ignorierte den Punk und setzte alles daran Yami zu umgarnen und zu erobern. Doch dass war den Violettäugigen so ziemlich egal. Er wusste, dass er anders war als die anderen Schüler. Er hatte schon eine sehr herbe Enttäuschung im Leben hinnehmen müssen und die starken Gefühl, die er Yami entgegenbrachte, ohne ihn wirklich näher zu kennen machten ihm Angst. Yugi hatte einfach eine fürchterliche Panik davor noch einmal verletzt zu werden. Umso überraschter war er daher, als Yami das Gespräch mit ihm suchte. Der Ältere Junge fragte Yugi wo er denn seine Kleider kaufen würde. Yugi konnte sich noch genau an den jedes einzelne Wort erinnern. „Hey Kleiner…Yugi? Das ist doch dein Name? Wir haben uns ja noch nie unterhalten. Du siehst immer ein bisschen traurig aus, wenn du hier in den Pausen sitztst und liest…tut mir Leid, es geht mich wohl nichts an…“ Er schien nervös zu sein, denn er stotterte ein bisschen und lächelte auch ganz verlegen. Yugi konnte gar nicht richtig darauf antworten. Er schaute seinen Traummann nur verwirrt an und fragte sich warum dieser denn überhaupt mit ihm sprach. Yami wich seinem Blick nicht aus, sondern schaute mit diesen außergewöhnlichen Augen in die Seelenspiegel des Kleineren. Er lachte kurz und atemlos. „Ich wollte eigentlich nur wissen, wo du dir deine Klamotten kaufst. Wir scheinen ja offensichtlich den gleichen Geschmack zu haben. Na ja, ich habe zu meinem Leidwesen noch keinen Geschäft entdeckt, in dem man die passenden Accessoires für meinen Look kaufen kann. Würdest…könntest du mir also vielleicht sagen, woher du dein cooles Nietenhalsband hast?“ Yami hatte diese Frage völlig ernst gemeint und versuchte nicht ihn zu verspotten oder Ähnliches. So entstand ihr erstes richtiges Gespräch. Aus diesem einen wurden viele mehr und schon nach kürzester Zeit waren sie die besten Freunde. Zwar hatte Yugi es geschafft sich der Blamage zu entziehen, Yami gestehen zu müssen, dass er das Halsband im ‚Haustierparadies’ kaufte, da es tatsächlich in ganz Domino keinen Laden gab, der so etwas führte, doch nun befand er sich in derselben Situation wie mit Ryou. Er war in seinen besten Freund verliebt. Warum er trotzdem nochmals das Risiko eingehen wollte? Warum er Yami seine Gefühle beichten wollte? Es war ein Entschluss, den er gefasst hatte, als er ein Live – Konzert von „The Thief’s“ gehört hatte. Es gab da einen Moment, als Bakura ihr neuestes Lied vorstellte und zärtlich ins Mikrofon sagte: „Diesen Song habe ich für die große Liebe meines Lebens geschrieben. Das ist nur für dich Ryou!“ Danach zeigten die Kameras eine Nahaufnahme von Yugis ehemaligem bestem Freund, wie dieser zu Tränen gerührt hinter der Bühne stand und lächelte. Er wirkte so glücklich. Das war der Moment, in dem Yugi beschloss, dass er selbst auch einmal solches Glück spüren wollte. Ihm war klar, dass er es wahrscheinlich nie fühlen würde, wenn er nicht aus sich herauskam und auch mal ein Risiko einging. Also wollte er es jetzt riskieren. Selbst ein Korb wäre besser, als die ewige Frage: „Was wäre passiert, wenn…“ Die Klingel läutete das Ende der ersten Stund ein. Yugi packte seine Sachen in die Schultasche und sah zum Fenster. Obwohl es erst kurz vor neun Uhr war, konnte man draußen bereits ein Hitzeflirren sehen und im Raum war es auch unangenehm heiß. Die Fenster zu öffnen lohnte sich nicht, da die Luft nicht zirkulieren würde. Was sollte das noch für ein Schultag werden. Gerade als sich Yugi dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, sah er Tea auf sich zukommen. Noch ehe er den Gedanken „Verdammt, was will sie jetzt schon wieder von mir“ zu Ende denken konnte, fing sie auch schon an zu reden. „Yugi, du musst mir einen Gefallen tun. Es ist echt ganz wichtig“, forderte sie sofort mit weinerlicher Stimme. Noch bevor Yugi auf irgendeine Weise reagieren konnte, redete das Mädchen auch schon weiter. „Weißt du, ich habe Yami heute auf ein Eis eingeladen, aber er hat zuerst ‚nein’ gesagt. Er ist zu schüchtern um direkt mit einem Mädchen zu daten…Gott ist das süß…“, brabbelte sie vor sich her. Der Ausdruck, den sie dabei auf dem Gesicht hatte, ließ sie nicht gerade intelligent wirken. Hätte Yugi sich nicht geräuspert, um endlich zu erfahren, was sie von ihm wollte, hätte es bestimmt nicht lange gedauert und sie hätte gesabbert. „Wie kommst du darauf, dass er nur zu schüchtern dafür ist, vielleicht wollte er einfach nicht ausgehen“, fragte der Junge mit dem dreifarbigen Haar nach. „Na als ich zu ihm gesagt habe, dass du mitkommen würdest, weil es ja kein Date ist, war er sofort einverstanden. Deswegen glaube ich, er ist einfach nur schüchtern. Du verstehst dich doch so gut mit Yami, also begleitest du uns beide bis zur Eisdiele, bleibst da etwa fünfzehn Minuten und dann gehst du unter irgendeinem Vorwand und wir bleiben zu zweit noch da. Dann kann ich ihn endlich für mich gewinnen. Die anderen Mädchen hier werden schon sehen, was sie davon haben, sich mit Tea Gardner anzulegen. Denen werde ich einen Denkzettel verpassen! Yami und ich werden das tollste Paar überhaupt und alle anderen werden grün vor Neid werden…“ „Ich unterbreche deine Traumvorstellungen nur sehr ungern“, meldete sich Yugi zu Wort, „aber ich habe meinem Großvater versprochen, ihm bei der Inventur des Ladens zu helfen. Ich kann nicht mitkommen.“ Auch wenn es der Wahrheit entsprach, so gab es noch einen zweiten Grund dafür, dass er nicht mitkommen wollte. Tea machte ihm Angst. Sie war wie eine wild gewordene Psychopatin, die gerade aus der Anstalt entkommen war und nun ihre Freiheit genoss, in dem sie hilflose Menschen terrorisierte. „Ach komm schon Yugi. Dein Großvater kann das auch allein. Das ist lebenswichtig. Außerdem bleibst du ja nicht lange…“ Tea wartete seine Antwort nicht ab, sondern ging zu ihrem Platz zurück. Im gehen drehte sie sich noch mal um und meinte: „Geh du doch einfach mit ihm vor. Ich sprinte nachher nur schnell nach Hause und ziehe mich um. Diese Uniform ist nicht gerade chic.“ Dabei deutete sie auf den rosafarbenen Blazer. Yugi öffnete den Mund um zu widersprechen, doch das erneute Klingeln unterbrach ihn sofort. ******************** Die zweite Stunde war zu Ende. Alle packten ihre Sachen, da die Lehrer an diesem höllisch heißen Tag – das Thermometer zeigte bereits jetzt knappe 42° Celsius* – Erbarmen gezeigt hatten und die Schule nach der zweiten Unterrichtsstunde beendeten. ‚Hitzefrei’* hieß das Wort des Tages. Die Klasse war bereits fast leer, als Yami an den Tisch seines kleineren Ebenbilds kam und diesen fragte: „In welche Eisdiele wollen wir denn gehen? Tea hat mir ausgerichtet, wir könnten vorgehen. Sie wollte noch nach Hause, um sich umzuziehen.“ Er lächelte Yugi dabei ganz sanft an. Dieser schluckte hart. Er wollte auf diese Frage nicht eingehen. Stattdessen würde er Yami endlich sagen, was er schon den ganzen Tag vorhatte ihm zu gestehen. „Yami, ich muss dir etwas sagen…“ Der Angesprochene sah Yugi erwartungsvoll an. Der Kleinere holte noch einmal tief Luft, dann sagte er: „Ich…“ „Yaaaaaaaamiiiii“, gellte ein schriller Schrei durch den Raum. Tea kam hereingestürmt. Die Jungs schauten verdattert drein. Eigentlich sollte das Mädchen unterwegs zu ihrem Haus sein. Keiner von beiden hätte damit gerechnet, sie hier noch zu treffen. „Ich war schon unterwegs Heim, als mir einfiel, dass ich dich fragen wollte, ob ich lieber einen Rock oder ein Kleid anziehen sollte. Was würde dir besser gefallen?“ „Zieh dir an, was dir am Besten gefällt. Ich bin mir sicher beides steht dir gut“, antwortete Yami ruhig. Das Mädchen nickte kurz und verschwand aus der Tür. „Also was wolltest du gerade sagen?“ „Ich wollte etwas wicht…“ „Yami, was ist deine Lieblingsfarbe?“, hörten sie wieder Teas Stimme. Beide Jungs starrten zur Tür, wo eine dümmlich grinsende Tea stand. „Warum fragst du?“ „Ich wollte nur etwas in deiner Lieblingsfarbe tragen“, antwortete die Brünette. „Zieh doch einfach an, was auch immer du willst. Ich bin sicher es steht dir“, lächelte Yami in die Richtung des Mädchens und folgte ihr, bis sie wieder aus der Tür verschwunden war. „Also noch mal von vorne, würde ich sagen.“ Yugi sah Yami an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er war sauer. Sauer auf Tea. Dieses Mädchen schaffte es echt in fast jeder Situation das falsche Timing zu haben. Er atmete daher noch einmal tief durch und probierte es noch einmal. „Ich wo…“ „Yami?“ Wieder Tea. Die Augen des Kleineren begannen zu funkeln vor Zorn. „Was ist denn noch Tea?“, fragte der Angesprochene ruhig und sanft nach. Yugis Blick wanderte zu Yami. Wie konnte der nur so ruhig bleiben? Das war doch nicht normal! Schockiert wurde sich Yugi des sanften, fast zärtlichen Blickes bewusst, mit dem der Größere das Mädchen betrachtete. In den rubinroten Katzenaugen zeigte sich ein Funkeln, welches Yugi noch zu gut von Ryou kannte. Dieses Blitzen in den Augen hatte er immer dann, wenn er die Bilder von Bakura betrachtet hatte oder über den Sänger geredet hatte. War es möglich? War Yami vielleicht doch in die Brünette verknallt und einfach nur zu schüchtern? Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die penetrante Stimme von Tea zu Yami meinte: „Yugi wird dich zu der Eisdiele bringen. Der Name ist ‚Café Piccolino’. Da haben die das beste Eis. Yugi weiß, wo es ist…“ Da wurde es dem Jungen mit dem dreifarbigen Haar zu bunt. All der Zorn, weil er ständig unterbrochen worden war und die herbe Enttäuschung darüber, dass seine Gefühle wieder nicht erwidert wurden bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche. „Wir sehen uns dann da…“, verabschiedete sich Tea zum vierten Mal und wolle aus der Tür gehen. „NEIN DAS WERDEN WIR NICHT!“, rief Yugi wutentbrannt. In seinem Zorn schlug er mit einer geballten Faust gegen die Tischplatte, dass dieser begann zu wackeln. „VERDAMMT TEA, HÖRST DU ÜBERHAUPT ZU, WENN MAN MIT REDET ODER STELLST DU AUTOMATISCH AUF DURCHZUG, WENN JEMAND ANDERES ALS DU REDET. ICH HABE DIR GESAGT, DASS ICH HEUTE ETWAS ANDERES VORHABE, ALS DIR BEI DEINEN PEINLICHEN FLIRTVERSUCHEN ZUZUSEHEN! DU HÄTTEST MICH VIELLEICHT VORHER FRAGEN SOLLEN, BEVOR DU EINFACH SO BESTIMMST, DASS ICH MITKOMME“, schrie er dem nervigen Mädchen entgegen. Yugi schulterte seine Tasche und funkelte die Brünette nochmals an, bevor er aus dem Raum schritt. Hinter sich konnte er noch ein „Aber Yugi“ hören, dass eindeutig nur von Yami kommen konnte, denn Tea war so überrascht gewesen von seinem Ausbruch, dass sie mit offenen Mund und wie erstarrt dastand. Yugi reagierte nicht auf das Rufen, denn die Tränen brannten ihn schon in den Augen. Er wollte sich nicht umdrehen. Wollte nicht das Gesicht seines Traummannes sehen. Er wollte nicht dass Yami ihn weinen sah. Das Einzige, was er wollte, war sich in sein Zimmer – in sein Bett – zu verkriechen und sein Kopfkissen vollzuheulen. Wieso war es ihm nicht vergönnt glücklich zu sein? Vielleicht war es ja besser, dass Tea sie andauernd unterbrochen hatte. Es wäre bestimmt schlimmer gewesen, wenn er erst nach seinem Geständnis erfahren hätte, dass Yami diese Nervensäge liebte. Yugi wischte sich mit der Hand über die Augen und lächelte bitter. Er war eindeutig nicht vom Glück gesegnet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)