Lightning Leaves Fire von abgemeldet (KakashiXSasuke) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- “My name is Sasuke Uchiha. I hate a lot of things and I don’t particularly like anything. What I have is not a dream because I will make it reality. I’m going to restore my Clan and destroy a certain someone...” - Sasuke in: Naruto, Episode 4 Sasuke wurde an diesem Morgen äußerst unsanft geweckt, als sich etwas wie ein schwerer Pelzmantel auf sein Gesicht senkte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Ruckartig setzte er sich auf und beförderte damit seinen dicken Kater Raion unsanft auf die Bettdecke. Das Tier quäkte empört, sprang vom Bett und trabte zur Tür, nicht ohne sich noch einmal erwartungsvoll nach seinem Besitzer umzusehen und laut zu miauen. „Schon gut, schon gut“, murmelte Sasuke schlecht gelaunt, als er die Bettdecke zurückwarf und unter massiven Kopfschmerzen versuchte, sich aufzusetzen. Er schaffte es auch tatsächlich ohne größere Schwierigkeiten seine Beine aus dem Bett zu bekommen, als er aber aufstehen wollte, wurde ihm dermaßen schwarz vor Augen, dass er sich hastig an der nächstbesten Wand abstützen musste, um nicht umzukippen. Raion hatte inzwischen begonnen, sein Schlafzimmermobiliar mit dekorativen Kratzspuren zu versehen, wobei er sich weiterhin lautstark bemerkbar machte. An jedem anderen Morgen hätte Sasuke das Tier aufgrunddessen lautstark angeschrien, zumindest hätte er irgendetwas gegen diese Rebellion seines Katers unternommen. Heute aber schüttelte der Schwarzhaarige nur resigniert seinen verstrubbelten Kopf und machte sich mit tapsigen Schritten auf in die Küche. Raion folgte ihm. Natürlich – denn der einzige Grund für diese frühmorgendliche Weckaktion war wie immer der unstillbare Hunger des grauen Katers. Nachdem Sasuke dem Tier seine morgendliche Portion Dosenfutter bereitgestellt hatte – der Kater hatte ihm während er die Dose öffnete fast die Schlafanzughose ruiniert, weil er nun auch noch begonnen hatte, seine Krallen an Sasuke selbst zu schärfen – lehnte er sich an die Theke seiner kleinen Küche und massierte sich die Schläfen. Sein Kopf machte den Eindruck, als wolle er jeden Moment explodieren und er konnte sich an den gestrigen Abend nur noch verschwommen erinnern. Nächstes Mal würde er definitiv weniger trinken, schwor er sich in diesem Moment und fing an, in seinen Küchenschränken nach einer Packung Kopfschmerztabletten zu kramen. Die brauchte er jetzt. Allerdings hatte er schon so lange keine echten Kopfschmerzen oder Hangover gehabt, dass es eine Weile dauerte bis er die rettende Schachtel fand. Er nahm sofort eine Tablette und begann dann, seine Kaffeemaschine und den Toaster anzuwerfen, um nach dem Frühstück noch eine zweite nehmen zu können. Aspirin auf nüchternen Magen war immer schon riskant für ihn gewesen, aber in diesem Moment hätte er so Einiges in Kauf genommen, um diese mörderischen Kopfschmerzen loszuwerden. Gestern Abend hatte Naruto zusammen mit einigen anderen seiner Freunde und Bekannten eine Geburtstagsparty für ihn geschmissen. Es hatte eigentlich eine Überraschung sein sollen, allerdings hatte Sasuke schon Wochen vorher vom Verhalten seiner Freunde darauf schließen können, dass er sich den Abend seines Geburtstages besser freihalten sollte. Nicht, dass er etwas anderes zu tun gehabt hätte. Er hatte momentan keine feste Beziehung und war meistens einfach nur froh, wenn er nach einem langweiligen Arbeitstag nach Hause in sein kleines Apartment kommen und in Ruhe meditieren oder lesen konnte. Sasuke hatte also nicht sonderlich viel Lust auf dieses große Trara um seinen 18. Geburtstag gehabt. Trotzdem hatte er sich – wie Sakura es bezeichnet hatte – „vorbildlich normal“ verhalten, hatte gelacht, getrunken und sogar echte Überraschung geheuchelt, als Naruto ihm, nachdem Sasuke abends sein kleines Büro im Hokageturm verlassen hatte, eine Augenbinde umgelegt und ihn lauthals lachend „entführt“ hatte. Der Kaffee war mittlerweile fertig und auch sein übliches Erdbeermarmeladentoast, so dass er sich mitsamt dem gewohnten Frühstück in sein Wohnzimmer und auf das große, rote Sofa setzte, das Sakura damals für ihn ausgesucht hatte, als sie zusammen mit ihm und Naruto seine neue Wohnung renoviert und möbliert hatte. Um etwas Farbe in seinen tristen Alltag zu bringen, nahm er an. Das war mittlerweile fast auf den Tag genau zwei Jahre her. Sasuke war damals mit neuen Erkenntnissen und wie aus einer Trance erwachend von seinem Rachefeldzug heimgekehrt und seitdem hatte sich vieles in seinem Leben verändert, sowohl was seine Lebensumstände als auch seinen Charakter betraf. Zuerst einmal hatte er seine früheren Fehler plötzlich in klarem Licht betrachten können. Dass er damals, im zarten Alter von dreizehn seine einzigen Freunde verlassen hatte, kam ihm nun vollkommen unwirklich und wie ein schrecklicher Alptraum vor. Er blickte nicht gerne auf sein altes Selbst und dessen Fehler zurück. Von seiner Zeit bei Orochimaru ganz zu schweigen. Aber ihm war bewusst, dass er daran wohl noch sein ganzes weiteres Leben zu beißen haben würde. Über allem, was er tat, stand nun die unwiderrufliche Mahnung, seine Gefährten niemals wieder derartig zu verletzen wie er es einst getan hatte. Natürlich waren die ersten Wochen und Monate in Konoha eine schwierige Zeit gewesen. Loyalität, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit hatte er an sich selbst erst wieder neu entdecken müssen und er war vor allem Naruto und Sakura zutiefst dankbar, dass sie scheinbar ohne Weiteres über seinen Verrat hinwegsehen konnten und mittlerweile sogar enger verbunden waren als damals im Alter von zwölf. Sie waren alle erwachsener geworden – natürlich – und Sasuke war sich nicht so sicher, ob er besonders die erste Zeit ohne die beiden überstanden hätte. Die meisten anderen Bewohner Konohas waren nämlich bei Weitem noch nicht bereit, ihm zu verzeihen. Man hatte damals sogar seine Exekution gefordert und auch jetzt gab es noch genügend Leute, die ihn auf der Straße verächtlich musterten oder ihren Kindern Schauermärchen über ihn erzählten. Raion kam, sich zufrieden sein Mäulchen schleckend, aus der Küche spaziert und machte sich zu seinem Lieblingsplatz, der sonnenbeschienenen Fensterbank, auf ohne Sasuke eines Blickes zu würdigen. Mühelos und trotz seines Gewichts noch elegant wie jede Katze sprang er neben Sasukes kleiner Zimmerpalme auf sein bevorzugtes Kissen und rollte sich zu einer Kugel zusammen, um sein übliches Verdauungsnickerchen zu halten. Sasuke hatte schon öfter überlegt, ob er den Kater nicht auf Diät setzen sollte. Raion war nicht mehr der Jüngste und es würde ihm sicherlich besser bekommen, wenn er ein bisschen weniger Körpergewicht mit sich herumschleppen müsste. Allerdings müsste Sasuke sich dann wohl oder übel mit der Zerstörungswut seines kleinen Mitbewohners arrangieren und das kam nicht in Frage. Raion war ihm vor einigen Monaten zugelaufen, bis auf die Knochen abgemagert und frisch von der Straße. Sasuke hatte ihn tatsächlich – er konnte es selbst kaum glauben – aus Mitleid behalten und wieder aufgepäppelt, nachdem Raion eines Morgens im Winter halbtot auf seiner Türmatte gelegen hatte. Sasuke hatte sich damals die Frage gestellt, warum zum Teufel er plötzlich Mitleid mit Straßenkatzen hatte, wenn er schon zahlreiche Menschen ohne mit der Wimper zu zucken getötet hatte. Vielleicht, weil er genauso wie ich ein neues Zuhause gesucht hat. Und er hat sich offenbar für mich entschieden. In gewissen Situationen im Leben musste man anderen einfach vollends vertrauen und sich auf deren Hilfe verlassen, das hatte Sasuke mittlerweile eingesehen. Er selbst hatte es vor allem Kakashis Einsatz vor Tsunade zu verdanken, dass er noch lebte und auch wieder in Konoha wohnen durfte. Der Jounin hatte sich für ihn verbürgt, versprochen, seine Bestrafung zu beaufsichtigen und auch ansonsten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Da Tsunade Kakashis Meinung vor der vieler Anderer schätzte und ihn sogar für fähig genug hielt eines Tages selbst Hokage zu werden, hatte sie sich schließlich im Ältestenrat für Sasuke stark gemacht. Dieser konnte nur vermuten, dass Tsunade dabei vor allem auf seine Abstammung vom Uchihaclan und seine speziellen Fähigkeiten gepocht hatte, so dass er im Endeffekt lediglich zu einem Jahr langweiliger Büroarbeit unter ständiger Aufsicht verdonnert worden war und daher keine Missionen ausführen durfte. In dieser Zeit hatte er natürlich den Adrenalinrausch des Kampfes vermisst, jedoch hatte er die Zeit auch genutzt, um zu trainieren wie selten zuvor und zerbrochene Bekanntschaften zu flicken. Sasuke wollte dauerhaft körperlich in Hochform sein, nur für den Fall, dass Tsunade es in den Sinn käme, ihm plötzlich doch eine Mission oder sogar ein Team zuzuweisen. Denn auch nach diesen zwei Jahren, die er nun wieder hier war, blieb er noch immer an den Bürostuhl gefesselt, obwohl er so gerne wie seine ehemaligen Teamkameraden ernstzunehmende Missionen ausgeführt hätte. Die beiden waren mittlerweile Jounin, so dass es sich dabei meist mindestens um B-Missionen handelte. Sasuke seufzte neidisch, als er seinen Kaffee vorsichtig pustete, um sich nicht die Zunge zu verbrennen. Es war jetzt kurz nach halb acht, wie er mit einem Blick auf die Stereoanlage feststellte, und draußen machten bereits Horden von Singvögeln einen derartigen Radau, dass er sich fragte, wie er überhaupt so lange hatte geschlafen können. Normalerweise wurde er im Sommer immer schon recht früh wach, eben genau wegen der dummen Viecher. Er rümpfte seine Nase und ließ seine Gedanken wieder wegwandern... Letzten Herbst hatte auch er es endlich gewagt, die Jounin-Prüfung abzulegen und prompt bestanden. Rein von Sasukes Fähigkeiten her hätte er die Prüfung schon direkt nach seiner Heimkehr machen können, allerdings war er sich damals unsicher gewesen, ob Prüfer und Kampfrichter ihm gegenüber nicht noch zu voreingenommen sein und ihn deswegen nicht bestehen lassen würden. Theoretisch gesehen war es ihm nicht verboten gewesen teilzunehmen, denn er konnte sich frei im Dorf bewegen und hatte dieselben Rechte wie jeder andere. Aber er hatte damals beschlossen, zuerst noch eine Weile zu warten und seine Loyalität auch dem Dorf gegenüber neu zu beweisen. Das tat er unter anderem, indem er viele Stunden über Geheimschriften und Codes zubrachte, die er entschlüsseln sollte. Sein Sharingan ermöglichte ihm zwar ab einem gewissen Punkt dieses Prozesses eine schnellere Arbeit als vielen anderen, allerdings brauchte er meist erst bestimmte Anhaltspunkte oder Stellen, an denen er im Text ansetzen konnte, damit seine Fähigkeit den Rest der Arbeit übernehmen konnte. Es war also auch für Sasuke eine fordernde Arbeit, die sein Gehirn auf Trab hielt. Die Ergebnisse waren dann jedoch meist fehlerlos, so dass er schnell an Ansehen innerhalb der Verwaltungsabteilung des Hokageturms gewann. Wofür seine Übersetzungen verwendet wurden, konnte Sasuke nur ahnen. Meistens handelte es sich bei den Dokumenten um erbeutete Schriftrollen, die feindliche Stellungen, Geheimhaltungsorganismen oder neue Jutsu aus deren Reihen enthielten. Das alles war natürlich streng vertraulich, so dass er nicht wirklich mit Anderen über seine Arbeit reden konnte. Naruto hatte es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Sasuke ständig damit aufzuziehen, dass er wahrscheinlich nur den Angestellten ihren Kaffee kochte und allein deshalb nicht über seine Arbeit redete. Mittlerweile hatte Sasuke sein Toast verspeist und stand daher auf, um sich für den Tag fertig zu machen. Zuerst riss er das Fenster auf, welches nicht von Raion okkupiert wurde, um ein wenig frische Luft in sein stickiges Apartment zu lassen. Dann marschierte er ins Bad, wo er sich einen Moment Zeit nahm, um das Ausmaß der letzten Partynacht im Spiegel zu begutachten. Seine Augen waren von schwarzen Ringen umrandet, die das Ausmaß von Mondkratern zu besitzen schienen und seine Gesichtsfarbe erschien sogar ihm ungesund blass. Normalerweise verteidigte er seine helle Haut gegen jeden Angriff seitens Naruto, der scheinbar der Ansicht war, dass ein wenig mehr Farbe im Gesicht Sasuke zu einem ganz anderen Menschen machen würde. Gähnend zog sich Sasuke die Schlafanzughose und sein schlichtes, weißes Unterhemd aus, welches er immer zum Schlafen trug, dann stieg er unter die Dusche. Das heiße Wasser weckte ihn binnen weniger Minuten vollends auf, so dass der Rest seiner Morgentoilette recht rasch von statten ging. Als Sasuke – nun schon wesentlich besser gelaunt, da auch die Tabletten anfingen zu wirken – in sein Schlafzimmer trat, beschloss er, heute Morgen vor der Arbeit noch eine Runde joggen zu gehen. Er tat das immer am liebsten frühmorgens, wenn die Luft noch kühl und seine Gedanken frei waren. Zur Arbeit musste er heute erst um zwölf erscheinen, er hatte also genügend Zeit. Naruto hatte für ihn bei Tsunade ausnahmsweise eine spätere Arbeitszeit wegen der Party gestern ausgehandelt, was ihm die alte Frau tatsächlich gewährt hatte. Sasuke schnaubte verächtlich. Tsunades Verhältnis zu Naruto war schon immer besonders gewesen, aber dass sie sich als Hokage so leicht an der Nase herumführen ließ, fand Sasuke lächerlich. Nachdem er fix eine dunkelblaue Hose und ein passendes Shirt seiner Jounin-Garderobe angezogen und in seine Lieblingslaufschuhe (er hatte geschätzte zehn Paar, die alle mehr oder weniger ausgelatscht waren, an denen er jedoch mit ganzem Herzen hing) geschlüpft war, verließ er die Wohnung und lief die Treppen des Hauses hinunter. Als er auf die Straße trat, war es wie erwartet noch angenehm frisch, denn die brütende Hochsommerhitze würde Konoha erst ab etwa elf Uhr gefangen nehmen. Sasuke machte sich auf den Weg Richtung Wald. Er hatte genug Zeit für eine etwas längere Strecke, wie er mit kurzem Blick auf seine Armbanduhr feststellte, und so verfiel er beruhigt in seinen üblichen flotten Laufrhythmus. Joggen hatte für ihn immer schon eine meditative Wirkung gehabt. Die wiederholten Bewegungsabläufe, die langsame Erschöpfung, die sich bis zu einem gewissen Punkt stetig aufbaute, an dem dann die Endorphine freigesetzt wurden... Hinterher fühlte er sich immer zutiefst befriedigt. Als Sasuke bereits eine gute halbe Stunde auf einem ausgetretenen Wanderpfad unterwegs gewesen war, kam vor ihm plötzlich ein anderer Läufer in Sicht. Sasuke verlangsamte seine Schritte ein wenig, um den Mann nicht zu überholen, und als er gleichauf war, erkannte er wen er vor sich hatte: Es war Hayate Gekkou, ebenfalls Jonin und soweit Sasuke wusste Mitglied von Kakashis ANBU-Team. Streng genommen war es den ANBU verboten über ihren Job zu plaudern, aber auf die eine oder andere Weise sickerten manche Informationen dann doch durch. Zum Beispiel, wer genau im Team von Konohas berühmtem Kopierninja war. Der Großteil des Dorfes und auch der Ninjas wusste natürlich immer noch nicht, wer unter den berühmten Masken steckte, aber Sasuke arbeitete im Hokageturm, wo praktisch den ganzen Tag ANBU ein und aus gingen, und noch dazu war Kakashi sein Lehrer. Dieser hatte zwar niemals direkt mit Sasuke über ANBU gesprochen, allerdings genügend Andeutungen gemacht, so dass der Schwarzhaarige nun trotzdem mit absoluter Sicherheit wusste, dass Kakashi schon seit einigen Jahren wieder für die ANBU arbeitete. Sein Sensei hatte kein Genin-Team mehr zu betreuen und war momentan der wohl stärkste Jounin in Konoha. Selbst Sasuke erkannte ihn als das an und war froh, dass er immer noch von Kakashi lernen und zu ihm aufblicken konnte. Sasuke lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den jungen Mann neben ihm, zwang sich zur Andeutung eines Lächelns und hob die Hand zum Gruß. Hayate war ein kleines Stück größer als Sasuke, wirkte jedoch schon um Einiges ausgelaugter vom Laufen. Sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet und sein Hemd ziemlich nassgeschwitzt. „Hey, Sasuke“, keuchte er und hob zur Begrüßung ebenfalls eine Hand. „Was geht?“ Hayate und Sasuke kannten sich aus der Verwaltungsabteilung, weil auch Hayate – obwohl er Jounin und in ANBU war – noch viel Büroarbeit erledigen musste. Die beiden hatten einige Male zusammen zu Mittag gegessen oder über ihre Vorgesetzten gelästert und Sasuke hatte Hayate allmählich zu schätzen gelernt. Der Ältere hatte eine enorm ruhige Ausstrahlung und wirkte, trotz seiner ständigen Asthmaanfälle, körperlich stark und in sich ruhend. Außerdem hatte Sasuke das Vergnügen gehabt, einige Male Übungskämpfe gegen den Braunhaarigen auszutragen, der sich genau wie Sasuke auf den Schwertkampf spezialisiert hatte. Für Sasuke war es immer schon schwer gewesen, einen ernstzunehmenden Schwertkämpfer zum Üben zu finden, was nur noch ein weiterer Grund für seine Sympathie war. „Nichts Spezielles. Sieht man mir an, dass ich gestern Nacht von meinen angeblichen Freunden auf meiner Geburtstagsparty abgefüllt wurde?“, witzelte Sasuke ungewöhnlich gut gelaunt und warf noch einen Blick auf seine Uhr: Er hatte noch immer genug Zeit, weshalb es nichts machte, dass er sein Tempo an Hayate angepasst hatte. Dieser musterte den Schwarzhaarigen nun – so gut es im Laufen ging – prüfend und fing augenblicklich an schadenfroh zu grinsen. „Mann, du siehst echt fertig aus. Noch irgendwelche Erinnerungen?“ „Nicht wirklich. Ich weiß nur noch, dass Naruto mich von der Arbeit abgeholt hat und mein Wunsch respektiert wurde, keine größeren Geschenke zu kriegen. Aber ansonsten... Wieso haben die dich eigentlich nicht eingeladen?“, fragte sich Sasuke in diesem Moment unwillkürlich und laut, denn er wusste mit Sicherheit, dass Naruto Hayate kannte und auch von dessen Freundschaft zu Sasuke wusste. Hayate zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ist ja auch egal“, fügte er leichthin an, obwohl seine Stimme eigentlich ein wenig resigniert geklungen hatte. „Der einzige Grund, warum ich echt gerne da gewesen wäre, ist, um mitzuerleben wie du betrunken durch die Gegend torkelst. Das bekommt man nicht so oft zu sehen.“ Hayate lachte heiser und musste im Anschluss prompt etwa eine Minute lang heftig husten. „Stimmt“, meinte Sasuke, als sich sein Gegenüber wieder gefangen hatte. „Normalerweise kenn ich meine Grenzen. Weiß auch nicht, was mich da gestern geritten hat.“ „Wo wir gerade von geritten sprechen“, warf Hayate laut und in vielsagendem Ton ein. Sasuke runzelte die Stirn. Er wusste schon, was jetzt kommen würde. „Hast du vielleicht jemanden kennen gelernt? Beziehungsweise flachgelegt? Da waren doch garantiert auch ein paar nette Jungs da, oder?“ Hayate grinste vielsagend und Sasuke schlug sich genervt die Hand vor die Stirn. „Ist das echt alles, was dich beschäftigt? Ob ich betrunken auf einer Party Sex hatte?“ „Nö, aber als dein Kumpel interessiert es mich sehr wohl, ob du überhaupt noch Sex hast. Du warst schon so lange enthaltsam, dass es mir langsam unheimlich wird. Oder bist du vielleicht doch hetero und merkst es nur nicht?“, mutmaßte Hayate offenherzig wie immer, wenn es um Sasukes Sexleben ging. „Mit Sicherheit nicht“, wehrte Sasuke den Verdacht ab. „Was kann ich dafür, wenn es in Konoha anscheinend keinen einzigen halbwegs vernünftigen Typen gibt, der was von mir will. Ich bin bei sowas halt wählerisch.“ Es stimmte: Für Sasuke reichte es nicht, wenn ein Mann „nur“ gut aussah. Er musste ihn auch ansonsten ansprechen und das hatte seit seiner Rückkehr einfach noch keiner getan. Als er für Orochimaru gearbeitet hatte und daher viel gereist war, hatte er öfter mit anderen Männern die Nacht verbracht. Die waren dann meistens schon wesentlich über zwanzig Jahre alt gewesen – Sasuke hatte sich mit den Jungs seines Alters noch nie großartig anfreunden können. Konnte vielleicht daran liegen, dass Sasuke in seinem Leben schon so viel erlebt hatte, dass er schon mit zwölf erwachsener gewesen war als es viele seiner gleichaltrigen Bekannten heute waren. „Man merkt’s. Und, willst du dich deswegen weiterhin auf deine Hand verlassen?“, fragte Hayate mit fast schon vorwurfsvollem Ton. „Warum nicht“, meinte Sasuke locker. Als er jedoch merkte, dass Hayate schon wieder zu einer Predigt ansetzen wollte, setzte er hinzu: „Hör mal, es ist ja nicht so, als ob ich auf die wahre Liebe oder so einen Blödsinn warten würde. Ich will mich nur auch mit meinem Partner unterhalten können ohne dass ich kotzen muss, weil er so idiotisch ist.“ „Du willst während dem Sex reden?“, fragte Hayate ungläubig, woraufhin ihn Sasuke in die Seite boxte. „Natürlich nicht, du Vollidiot! Aber hinterher, oder vorher, was weiß ich... Jedenfalls bin ich mit „nur Sex“ nicht zufrieden“, schnappte Sasuke. „Mein Gott, du hörst dich an wie eine unbefriedigte Ehefrau in den Vierzigern und nicht wie ein Junge unter zwanzig. Als ich in deinem Alter war...“, fing der Braunhaarige nostalgisch an. „Dankeschön, Hayate, aber ich denke das musst du mir dann doch nicht erzählen“, stoppte Sasuke ihn genervt. Ihm war selbst klar, dass er sich ungewöhnlich verhielt, in so ziemlich allen Aspekten seines Lebens, und das auch schon immer getan hatte. Deswegen war dieses ganze, von Hayate scheinbar gut gemeinte Gespräch für Sasuke auch relativ sinnfrei. Wie Hayate schon gesagt hatte: Er hatte seine Hand – Na, das war doch was! Hayate seufzte resignierend. „Hast Recht, ist deine Sache. Tut mir leid, dass ich so aufdringlich war.“ Sasuke nahm das Friedensangebot wohlwollend an. „Kein Problem. Sag mal, wie war eigentlich dein Wochenende? Wolltest du nicht mit Yugao ihre Eltern besuchen?“, wechselte Sasuke gekonnt das Thema. „Na, ich wollte das bestimmt nicht...“, fing Hayate an zu erzählen und die restliche Zeit verbrachte er im Wesentlichen damit, über seine Freundin und ihren aufgezwungenen Besuch bei seinen zukünftigen Spießer-Schwiegereltern herzuziehen. Als Sasuke und Hayate wieder im Dorf ankamen, war es schon nach elf, so dass sich der Schwarzhaarige hastig verabschieden wollte, um nochmal zu duschen bevor er zur Arbeit musste. „Wart mal noch kurz, Sasuke“, meinte Hayate bestimmt und hielt seinen Freund, der gerade im Begriff gewesen war zu gehen, am Ärmel fest. Sasuke wandte sich noch einmal um und war erstaunt, als er sah wie sich Hayate ein Stück weit vorgebeugt hatte, damit er ihm ins Ohr flüstern konnte. „Versprichst du, dass du keinem sagst, dass du sowas von mir gehört hast?“, raunte der Braunhaarige und Sasuke nickte verwirrt. „Gut“, fuhr Hayate fort. „Weil ich sonst nämlich gefeuert werde.“ Er schluckte und sagte dann leise: „Ich hab gestern mitbekommen wie Kakashi mit Tsunade darüber verhandelt hat, ob du in sein Team aufgenommen wirst.“ Sasuke schnappte hörbar nach Luft, aber Hayate fuhr unbeirrt fort während seine Augen wachsam die Straße auf und ab wanderten, um nach eventuellen Lauschern zu Ausschau halten. „Also, wenn du mich fragst: Es hörte sich ganz so an, als wollten sie dich jetzt doch endlich zum Einsatz bringen, beziehungsweise Kakashi will es und Tsunade hört auf ihn.“ Hayate lehnte sich wieder ein Stück weit zurück und grinste zufrieden angesichts der ungläubigen und doch vorfreudigen Miene Sasukes. „Jedenfalls würde ich mich an deiner Stelle darauf einstellen, heute oder die nächsten Tage plötzlich in Tsunades Büro gerufen zu werden...“ Damit wandte Hayate sich um und machte sich auf den Weg zu seiner und Yugaos Wohnung, während Sasuke noch einige Sekunden mit offenem Mund und aufgerissenen Augen mitten auf der Straße stand. Die anderen Bewohner Konohas, welche um diese Uhrzeit schon zahlreich unterwegs waren, musterten ihn ängstlich. Wenn der Uchiha-Junge sich komisch verhielt, konnte das nichts Gutes bedeuten... Als Sasuke sich wieder einigermaßen gefasst hatte, spurtete er zurück in sein Apartment, duschte zügig und zog sich in Rekordzeit um, so dass er schlussendlich schon um halb zwölf ins Foyer des Hokageturmes trat. Viel zu früh, aber er merkte es gar nicht wirklich. Er konnte nur noch daran denken, dass er jetzt wahrscheinlich dank Kakashi endlich wieder aktiv sein Dorf unterstützen konnte. Endlich wieder auf Reisen gehen und mit Kameraden Abende am Lagerfeuer verbringen konnte. Ganz zu schweigen von den Kämpfen, den taktischen Lagebesprechungen und der unbändigen Freiheit, die er auf Missionen bis jetzt immer verspürt und nun schon so lange schmerzlich vermisst hatte. Sasuke trug folglich ein fettes Grinsen im Gesicht, als er sich durch das Großraumbüro der zweiten Etage kämpfte, an dessen Ende sein kleines Büro lag. Er hatte sich diese Beförderung verdient. Auf jeden Fall verdient, denn er hatte hart trainiert und Kakashi hatte ihn anscheinend irgendwie dabei beobachtet. Oder er hielt Sasuke auch so für fähig genug, in ein ANBU-Team einzusteigen. Wenn er ehrlich war, wusste Sasuke selbst nicht so recht, ob er diese Arbeit dauerhaft durchhalten würde, aber es war schon immer sein größter Wunsch gewesen, eines Tages eine ANBU-Maske tragen zu dürfen. Und jetzt würde er, wie es aussah dank seines Senseis, genau das tun. Sasuke nahm sich fest vor Kakashi, sobald sich herausstellte, dass Hayate Recht hatte, persönlich zu danken. Der Mann würde voraussichtlich sein neuer Team-Captain werden und Sasukes Grinsen verbreiterte sich noch, als er daran dachte, dass er nun bereits zum zweiten Mal in seinem Leben die Chance bekommen würde, von diesem Genie zu lernen. Mitten in seine Tagträumereien hinein platzte die Sekretärin seiner Abteilung, welche ohne zu klopfen seine Tür aufriss. „Uchiha, begeben Sie sich bitte augenblicklich zum Büro von Tsunade. Es ist wichtig!“ Die Frau erlaubte sich ein aufmunterndes Lächeln. „Keine Angst. Ich denke, Ihnen wird das Gespräch gefallen...“ Sasuke erwiderte das Lächeln der Sekretärin nicht, sondern warf ihr stattdessen einen möglichst verwirrten Blick zu. Jetzt kam alles darauf an wie gut er schauspielern konnte. Er war das Hayate schuldig, der bereit gewesen war seinen eigenen Job zu gefährden, nur damit Sasuke dieses kleine bisschen Vorfreude genießen konnte. „Okay, ich beeile mich. Hoffentlich dauert die Angelegenheit nicht zu lange, ich muss noch ein paar Übersetzungen von letzter Woche fertigstellen“, murrte Sasuke mit anscheinend äußerst schlechter Laune. Damit stand er auf und verließ zielstrebig an der Sekretärin vorbei das Büro. Wenn er Glück und Hayate Recht hatte, dann würde er das kleine Kabuff nicht so schnell wiedersehen... Ende Kapitel 1 A/N: Raion = Löwe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)