Der Wächter des Drachen von Xanderle (Fortsetzung von "Drachenherz" und "Die Söhne des Drachen") ================================================================================ Kapitel 17: Royal Wett-ing -------------------------- Also gut, dies wäre also Kapitel 17. Endlich! Ich weiss, ich hab euch diesmal viel zu lange warten lassen, aber das letzte Jahr war doch anstrengender als gedacht, und der Anfang DIESES Jahres war auch nicht viel ruhiger. ^^ Ich musste einfach die Batterien wieder ein bissl aufladen. Und etwas halbherziges wollte ich weder Aya noch Takeru antun. Jetzt hat mich das Schreibfieber aber wieder gepackt, und so: Tadaaaa! Danke an alle, die trotz der langen Wartezeit dabei geblieben sind bzw. bleiben! Viel Spass! Kapitel 17: Royal Wett-ing oder: Herr Nezu verspätet sich Anlässlich der Verlobung Ihrer königlichen Hoheit, Prinzessin Aya Ria Tatzu & Takeru Nezu, Lt. Hauptmann, stellv. Kommandant der kgl. Leibwache Am 21. Joru im Jahr des Drachen 1825 Lädt Seine Durchlaucht, Lord Zuko II, zum festlichen Bankett mit anschließendem Ball. Diesem formellen, in goldenen Lettern geprägten Aufruf waren die zahllosen Gäste, die sich im großen Sonnensaal tummelten, nur allzu gerne gefolgt. „Ist das nicht wundervoll?“ Entzückt faltete Sine Fuminaga die Hände vor der Brust. „Ich freue mich so für das Kind. Die ganzen Jahre über hat niemand etwas geahnt. All die jungen Herren, die ihr Glück versucht haben, während sie ihr Herz doch schon längst verloren hatte!“ „Seht Euch nur an, wie glücklich sie ist. Die beiden sind aber auch ein stattliches Paar!“, entgegnete Mia Ling zufrieden. „Das sind sie! Und er ist ein so ehrenhafter Mann.“ Die beiden, uns wohl bekannten, älteren Damen, die sich im Glück des jungen Paares sonnten, standen in einer lauschigen Ecke neben großen Farnen, die in prächtigen Kübeln zum Glanz des illustren Festes beitrugen. Sie nippten eben an ihren Likören, als eine der jüngeren Ladys der Gesellschaft meinte, sich an der Diskussion beteiligen zu müssen. „Nur schade, dass seine Vergangenheit alles andere als unbescholten war, oder? Ich konnte es kaum glauben!“, flüsterte Kanae Yoto, eine enge Vertraute Kaori Rens, unüberhörbar. „Was, kaum glauben?“ „Na, das über seine Herkunft!“ „Was IST mit seiner Herkunft?“, fragte Lady Ling spitz. „Nun ja, ich habe aus sicherer Quelle, dass er ..." Die junge Frau beugte sich verschwörerisch nach vorn. "Er soll buchstäblich aus der Gosse kommen", zischte sie. "Also..." "Ja! Ich war auch ganz schockiert. Die arme Prinzessin! Ihr sauberer Herr Verlobter ist nichts weiter als ein kleiner Taschendieb!“ „Ach, DAS meint Ihr!“ Ayas frühere Anstandsdame lachte perlend auf „Stimmt! Diese Anekdote hatte ich fast vergessen.“ „Welche Anekdote?“, fragte Baroness Fuminaga. Sie war etwas schwerhöriger als ihre Freundin. Zumindest, wenn dies erforderlich war. „Na, die Sache über den Hauptmann, meine Liebe“, klärte Gräfin Ling sie geduldig auf. „Dass er lange Finger gemacht hat.“ „Ach. DIE olle Kamelle!“ „Olle Kamelle?“, zwitscherte Kana irritiert. Hatte Kaori nicht versichert, diese Klatschgeschichte sei brandneu und würde für einen Riesen-Skandal sorgen? „Ja. Aber Ihr habt Recht: amüsant ist sie immer noch.“ „Amüsant?“, echote die jüngere Hofdame entsetzt. „Meine Güte. Als Seine Lordschaft die Geschichte das erste Mal zum Besten gab, habe ich beinahe Tränen gelacht. Es war aber auch zu drollig, wie er Hauptmann Nezu als funkenfrechen, vorwitzigen Dreikäsehoch beschrieben hat.“ „Und was hat er den armen Jungen immer damit aufgezogen ...“, sinnierte Baroness Fuminaga. „Vor allem, nachdem der seinen ersten Orden abgesahnt hatte.“ So mussten die Verbündeten Kaori Rens eine nach der anderen miterleben, wie ihre brisante Neuigkeit allerorten nur nostalgische Erinnerungen und Amüsement hervorrief. Das aufgewärmte `Gerücht´ war immerhin interessant genug, letztendlich auch die erhabenen Ohren des Herrschers der Flammen zu erreichen. Mylord lachte schallend auf und warf seinem Blutwolf einen halb mitleidigen Blick zu. „Ach je“, murmelte er amüsiert. „Wer hat DAS denn aus den Tiefen der Versenkung gehoben?“ Prinz Lee, der direkt neben den Beiden stand, grinste breit und sah sich natürlich prompt veranlasst, eine prächtig ausgeschmückte Version der damaligen Ereignisse zu Gehör zu bringen, in der er seinem Vater frech die Rolle eines grantigen Kinderschrecks andichtete. Hauptmann Nezu ertrug die gutmütigen Sticheleien mit stoischer Miene. Lediglich seine linke Braue zeugte von seinem Unbehagen, so plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Die Einzige, die Mitleid zeigte, war Prinzessin Aya. Sie hakte sich bei ihrem Verlobten unter, strich mit der freien Hand über seinen Ärmel und lächelte kläglich zu ihm auf. „Ich fürchte, jetzt wo Ihr zur Familie gehört, wird Lee Euch schamlos damit aufziehen“, murmelte sie entschuldigend. „Machst Du Witze, Schwesterherz?“, schnaubte ihr Bruder. „Ich musste viel zu viele blaue Flecken einstecken, um jetzt Gnade walten zu lassen. Und bei unsrer Killer-Queen muss man jedweden Schwachpunkt sofort ausnutzen.“ „Wie habt Ihr mich genannt?“ „Oha! Sind das dort gefüllte Klöße? Ich muss mal eben ...“ „Feigling!“, schnaubte Kiram in sein Glas. „Aber, aber“, schaltete sich nun Lu Ten ein. „Du sprichst über den Bezwinger gestandener Ochs-Esel und ganzer Heerscharen von Schweinen.“ „Wenn ihr Jungs nicht gleich brav seid ...“ Lady Jins rechter Fuß klopfte warnend auf den Boden. „Ja, Mutter!“ „Entschuldige!“ „Ich liebe es, wenn Du sie erziehst, mein Herz.“ „Ja. Aber da sie alle Deinen Dickschädel geerbt haben, Mylord, erreiche ich damit leider rein gar nichts!“ Somit schlug Kaori Rens sorgsam ausgeklügelte Intrige gründlich fehl und Operation Rufschädigung verlief sang und klanglos im Sande. Einfach so. Denn am Besten bekämpft man seine Gegner, indem man ihre Angriffe ins Leere laufen lässt. Eine Lektion, die Seine Lordschaft in frühen Jahren von einem sehr weisen Mann erhalten hatte. Nachdem das Thema ausreichend erschöpft war und selbst Lee Tatzus spitze Zunge nichts mehr dazu beitragen wollte, widmete man sich wieder dem Feiern. Man aß, trank, lachte und schwatze, bis sich die Festivität dem heimlichen Höhepunkt näherte. Dem Walter ... äh, Walzer. Traditionellerweise tanzte das Brautpaar zwar den Phönixtanz, die Prinzessin hatte jedoch ausdrücklich einen Walzer gewünscht, und so machte man eine Ausnahme. Im Vorfeld hatte es Leute gegeben, die dazu ihre ganz eigenen Theorien vertaten. UND sie leider auch an den Mann bringen mussten. „Kluges Mädchen“, hatte Hauptmann Osaru vor rund sieben Stunden gemeint. „Sie weiß eben, dass man von einem Erdferkel nicht erwarten kann, wie ein Feuervogel durch die Luft zu hopsen. Bei Dir würde glatt der Marmorboden Risse bekommen.“ Von diesen schnöden Verleumdungen indes nichts ahnend, schwebte Aya in dem einzigen Paar Arme, das sie dessen für würdig erachtete, über die Tanzfläche. „Ich liebes es, Walzer zu tanzen!“, seufzte sie. „Wirklich?“ Takeru blickte ihr forschend in die Augen. „Aber seit Eurem Debüt hattet Ihr ihn nie wieder getanzt. Bis auf ... den Ball vor zwei Wochen.“ „Ja. Bis auf den Ball vor zwei Wochen.“ Ein leises Lächeln umspielte Ayas Mundwinkel. „Warum?“, fragte der Hauptmann, wie immer kein Freund großer Umschweife. Wobei ... man KÖNNTE auch behaupten, dass sein Begriffsvermögen in dieser Situation etwas zu wünschen übrig ließ. „Ich hatte meine Gründe.“ „Der Angriff?“ „Angriff?“, wiederholte die Prinzessin verständnislos. „Er fand während Eures ersten Walzers statt. Ich nahm immer an, dass Ihr die Erinnerung daran nicht heraufbeschwören wolltet. Genau genommen dachten das Alle.“ „Ja. Das war ein schrecklicher Moment! Aber er war nicht der Grund dafür, keinen Walzer mehr zu tanzen.“ „Sondern?“ „Ich ... wollte eine Erinnerung bewahren.“ „An diesen Abend?“ Leichtes Stirnrunzeln zeigte mehr als deutlich, dass ER auf seine Erinnerungen an besagten Abend gerne verzichtet hätte. „Nein. Eher an den Nachmittag zuvor. An ... an einen sehr inoffiziellen Walzer. Denn während des ersten Offiziellen musste ich leider feststellen, dass es bei diesem Tanz mehr als bei allen anderen auf den Tanzpartner ankommt.“ Ein leuchtender Blick räumte alle eventuell bestehenden Zweifel, von wem sie da wohl sprechen mochte, aus. „Einen anderen wollte ich nicht“, fügte sie leise hinzu. „Nicht mehr.“ In der Miene ihres Verlobten lag eine gewisse Skepsis. „Nun ... Die Monate nach dem Angriff hättet habt Ihr ihn sicher nicht mehr gewollt.“ Die Reserviertheit in seiner Stimme veranlasste Aya, ihn eindringlich anzusehen. „Warum sagt Ihr das?“, fragte sie. „Nur so.“ Eine derart ausweichende Antwort war eher untypisch für ihn. „Nein. Nicht nur so! Ich will es wissen!“ „Ich war ein schrecklicher Anblick“, murmelte er. „Ihr wart beileibe nicht die Einzige, die mein Gesicht mied.“ „WAS?“ Aya kam aus dem Takt und stolperte über die eigenen Füße, wurde allerdings sofort wieder stabilisiert. „Das kann nicht Dein Ernst sein!“, hauchte sie betroffen. Da der Hauptmann den Schlussakkord schon in rettender Nähe wähnte, schwieg er, vollführte mit Bravour die beiden letzten Takte und verneigte sich formvollendet. Aya musste sich beherrschen, ihm nicht kräftig auf die Zehen zu treten, knickste und ließ sich von der Tanzfläche führen. Die unbeantwortete Frage brannte der Prinzessin förmlich unter den Fingernägeln. Scheinbar gelassen stand sie neben ihren Eltern, plauderte über dies und das und zerknautschte nebenbei ihren Fächer. „Ist es heute nicht ein wenig zu heiß hier drin?“, wollte sie nach ein paar Minuten wissen. „Heiß?“, fragte Lady Jin. „Wirklich? Ich finde nicht.“ Zum Glück war Mylord weniger begriffsstutzig. „Mhm“, brummte er. „Etwas. Hauptmann Nezu?“ „Mylord?“ „Ob Ihr wohl die Güte hättet, meine Tochter für eine Weile an die frische Luft zu begleiten?“ „Natürlich!“ Takeru schlug die Hacken zusammen, verbeugte sich und bot Prinzessin Aya einen Arm. Als das Paar sich entfernte, sah Jin sich veranlasst, eine Bemerkung fallen zu lassen. „Eigentlich kein Wunder, dass Deine Tochter sich in einen Soldaten verguckt hat. Dieses militärische Gebaren kann das Blut ganz schön in Wallung bringen. Und dann noch diese Uniform ... hach!“ „WIE bitte?“, schnaubte der Drache empört. Sein Kobold kicherte nur leise. Nach einigen Metern auf den gepflegten Marmor-Kies-Wegen verebbte das lärmende Treiben des Ballsaals nach und nach und machte der Zikaden-sirrenden Geborgenheit einer samtblauen Sommernacht Platz. An einem kleinen Teich machte Aya Halt. Sie setzte sich auf die gemauerte Einfassung, tauchte vorsichtig mit den Fingerspitzen in die spiegelglatte Oberfläche des Wassers und ließ Schauer silberüberhauchter Wellen entstehen. „Ich hatte damals gute Gründe, Dich nicht mehr anzusehen“, sagte sie ebenso sanft wie direkt. Die drei vermeintlichen Gründe im Gesicht des Hauptmanns zuckten kurz. „Das ist nicht mehr wichtig“, murmelte er. „Feuer von gestern.“ „Nein, ist es nicht.“ Sie betrachtete den zitternden Widerschein des Mondes auf dem Wasser. „Nicht für mich.“ „Aya ...“ Offensichtlich war ihm das Thema nicht sonderlich genehm. Die Prinzessin raffte ihre Röcke, stand auf und stellte sich direkt vor ihn. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir gewünscht habe, es zu tun, oder?“, fragte sie eindringlich. „Ich hätte alles darum gegeben, Dich ansehen zu dürfen. Alles!“ Er blickte zu Boden. „Die hier.“ Drei Finger ihrer Rechten glitten über die blassen, aufgeworfenen Linien auf seiner Wange. „Sind wie die hier.“ Nun strich sie über die schimmernden Orden auf seiner Brust. „Es sind Zeichen Deiner Tapferkeit. Mit dem einzigen Unterschied, dass Du Deine Narben im Gesicht trägst, wo man sie jederzeit sehen kann. Sie waren niemals schrecklich“, sagte sie leise. „Oder hässlich. Stundenlang hätte ich Dich ansehen können. Aber dann hätten alle gewusst, wie es um mich steht. DU hättest es gewusst. Und es gab nichts, dass ich mehr gefürchtet hätte.“ Zuerst dachte Aya, er würde nichts erwidern. Als er dann doch sprach, war seine Stimme rau. „Damals schon?“ „Ja.“ Sie schmiegte ihre Hand an seine Wange. „Damals schon. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass Du gedacht hast, ich würde plötzlich Abscheu empfinden, wo ausgerechnet Deine Verwundung es war, die mich in mein Herz hat blicken lassen.“ „Aya ...“ „Takeru“, wisperte sie. „Mein tapferer, kluger, wundervoller Takeru!“ Sie lag seiner Meinung nach zwar nicht ganz richtig, aber wer war Takeru Nezu schon, einer Prinzessin widersprechen zu wollen? Sie zu küssen war die bei Weitem sinnvollere Alternative. Zwei Minuten später war Aya schwindlig und konfus. „Jetzt findest Du bestimmt ... wir sollten ... aufhören“, flüsterte sie atemlos an seine Lippen. „Ja!“ Er zog sie enger an sich. Sein Mund glitt zu ihrem zarten Hals. Der warme, blumige Duft nach Pfirsich-Öl berauschte ihn derart, das Aya sich alsbald gegen die lebensgroße Statue einer Wassernymphe gepresst wieder fand, während leidenschaftliche Lippen die ihren bedrängten. Ein Drängen, dem sie nur allzu gerne nachgab. Die weichen, leisen Laute, die sie von sich gab, waren nur eine weitere Verlockung, dazu gedacht arme Tölpel wie ihn zu betören. Als selbst die letzten, standhaften Überreste seines sonst so unbestechlichen Verstandes drohten, den Dienst zu quittieren, löste der Hauptmann sich widerwillig von seinem Plagegeist. Schwer atmend legte er seine Stirn an ihre. „Himmel, Aya ... Wie lange noch?“ „Dreiunddreissig Tage!“ „Wissen Deine Eltern, was für eine Verführerin sie großgezogen haben?“ „Ich glaube nicht“, keuchte sie und verteilte lockende Küsse entlang einer Kinnpartie, die sie schon vor etlichen Jahren als anbetungswürdig eingestuft hatte. „Aber ... sie wären vermutlich sehr stolz auf mich.“ „Ja. Vermutlich.“ Am liebsten hätte Aya den Lauf der Welt aufgehalten um dieses seltene Lächeln zu bewahren. Tag eins Am nächsten Morgen stand Kaori Ren in aller Herrgottsfrühe auf, um den Ort ihrer Schmach so schnell als möglich zu verlassen. Leider war in aller Herrgottsfrühe nicht früh genug, um einem bestimmten Frühaufsteher aus dem Weg zu gehen. Das musste Kaori feststellen, als sie um die Ecke der Stallungen hastete. Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen. „Sieh an. Gräfin Ren.“ Obwohl Seine Lordschaft bequeme, leichte Kleidung trug, statt des formellen Odoro, ging etwas Unheilvolles von ihm aus. Sie hatte ihn noch nie mit ungebundenen Haaren gesehen. Die offene Mähne hätte eigentlich zwangloser wirken sollen, doch die dunklen Strähnen, die der Wind über die schmalen Drachenaugen geweht hatte, ließen Schauer der Vorahnung über den Rücken der Gräfin laufen. „M ... Mylord!“ „Euer Besuch währte recht kurz.“ „Ja. Ich muss ... Dringende Geschäfte!“ „Wie praktisch. Ich muss schon sagen; Ohne Euch war es besonders ... ruhig im Palast. Und zufällig mag ich ruhig. Ich möchte Euch daher bitten, Euch anderweitig niederzulassen. Irgendein äußerer Zipfel der Feuernation vielleicht?“ „Ich hatte ohnehin nicht vor, den Palast wieder zu betreten!“, stieß Kaori verbittert aus und starrte zu Boden. „Gut! Dann wäre das ja geklärt. Ach und noch etwas: Meine Familie ist für Euch und Eure Ränke tabu. In diese Kategorie fällt auch der Mann, dessen Ehre Ihr gestern Abend durch den Dreck ziehen wolltet. Ich hoffe, wir haben uns verstanden?“ „Ja, Mylord!“ „Wundervoll. Beschauliches Leben noch.“ Wenig später saß Kaori Ren in einer schlecht gefederten Kutsche, starrte mit stumpfen Augen aus dem Fenster und musste zulassen, wie sich Stunde um Stunde und Meile um Meile zwischen sie und das Leben drängte, das ihr dereinst so viel bedeutet hatte. Tag zwei Am zweiten Tag legte man Farbe und Schrift der Einladungskarten für die Hochzeit fest, entsandte acht Gärtner, die im ganzen Land nach Lieferanten für den Blumenschmuck suchen sollten, und entwarf erste Menüvorschläge, nur um sie gleich darauf wieder zu verwerfen. Zudem tummelte sich den ganzen Tag eine ganze Armada von Hofschneidern und Putzmachern in den Gemächern Prinzessin Ayas, um Schnitt, Stil und Farbe des Brautgewandes zu erörtern. Tag drei Tag drei begann Seine Lordschaft damit, höchstpersönlich seine Unterschrift unter die wichtigsten Einladungen zu kritzeln, was leider den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. Mittags stand erfreulicherweise ein kleines Familienessen an. Hauptmann Nezu fuhr sich mit zwei Fingern unter den Kragen. Ein vergeblicher Versuch, das Ding zu weiten. Seit wann war die verdammte Uniform zu eng? „Hauptmann Nezu?“ „Ja?“ „Die Herrschaften lassen bitten.“ Das Lächeln des betagten Dieners sollte vermutlich aufmunternd wirken. Mit einer tiefen Verbeugung öffnete er die Tür. Ihr Quietschen erinnerte an kalte, unaussprechliche Orte, an denen die bleichen Knochen ungeliebter Feinde bis zu ihrer Pulverisierung zwischengelagert wurden. Als Takeru die Schwelle überschritt, blickten ihm sechzehn Augenpaare entgegen. Somit eine recht beachtliche Anzahl an Gegnern. Zumal die Anwesenden größtenteils königlichen Geblüts waren. Aber er hatte es durchaus schon mit mehr zu tun gehabt. Neben Feuerlord und -Lady befand sich ihr gesamter Nachwuchs, inklusive diverser Ehefrauen und deren Geschwister, General Iroh, Großfürstin Ursa, Kommandant Koroto und Ria We im Raum - einem der `kleineren´ Speisesäle für dreißig bis vierzig Personen. Was man eben unter einem intimen, kleinen Kreis so verstand. „Ah, Takeru! Pünktlich wie immer.“ „Herr.“ Takeru neigte das Haupt. Lady Jin flüsterte ihrem Gatten leise ins Ohr. „Ja, mein Herz. Aber ich denke, er weiß, dass er eintreten darf. Es macht schließlich wenig Sinn, jemanden zum Essen zu laden, und ihn dann des Zimmers zu verweisen.“ „Zuko!“ „Was denn?“ „Du bist unmöglich!“, zischte Mylady. Dann wandte sie sich an ihren Gast. „Wollt Ihr Euch nicht einen Aperitif nehmen, Hauptmann?“ Um DIESE Zeit? „Danke, nein.“ Zum Glück trat Prinzessin Aya einige Schritte vor und erlöste den Hauptmann aus seinem Dilemma, indem sie ihn bei den Händen fasste, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Na, ich schätze, DAS regt seinen Appetit gewaltig an.“ „Lee!“ „Verzeihung, benehme ich mich ungehörig?“ „Du benimmst Dich überhaupt nicht! Weder un- noch ge-hörig“, merkte Mylord nüchtern an. „Aber da das nichts Neues ist, können wir uns auch setzen.“ Er stellte sich an die Stirnseite des großen Tischs und deutete auf den Platz zu seiner Linken. Eine stumme Aufforderung an den zukünftigen Schwiegersohn. Dieser atmete ein letztes Mal tief durch und stellte sich der Herausforderung. Selbstverständlich hielt er sich dabei eisern an das Protokoll. Setzte sich erst, nachdem sämtliche Familienmitglieder Platz genommen hatten, griff als Letzter zu Serviette und Besteck. Na bitte. Alles lief bestens! Bis auf die Tatsache, dass man an seinem Rückgrat die gesamte isobische Mauer hätte ausrichten können. Kiram, schon immer etwas mehr an den Gemütszuständen seiner Mitmenschen interessiert als seine Brüder, versuchte das Eis zu brechen. Da er eben seine einjährige Grundausbildung beim Militär hinter sich gebracht hatte, versuchte er es mit einer kleinen Anekdote. Dabei griff er natürlich auf seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Hauptmann Nezu zurück. „... das hättet ihr miterleben sollen! Eben steht er noch da wie eine Steinstatue. Total ungerührt. Und bevor wir auch nur blinzeln können, reißt er Doro den Speer aus der Hand und herrscht ihn an. `AN WELCHEM ENDE DER NAHRUNGSKETTE WOLLEN SIE EIGENTLICH STEHEN?´. Der arme Doro starrte ihn an wie ein verschrecktes Bärhörnchen. Und na ja ... irgendjemand musste die Frage ja beantworten. Also tat ich´s.“ „Was hast Du gesagt?“, wollte Zirah wissen „Ich sagte: `Natürlich dort, wo´s die leckersten Fleischbällchen gibt!´“ Lee lachte schallend, schlug seinem Bruder anerkennend auf die Schulter, während Zirah nur die Augen verdrehte. „Und sowas ist mein Bruder ...“ „Ja. Aber der Blick, den ich kassiert hab ... Wenn ich nicht zufällig Prinz gewesen wäre, müsste ich den verdammten Kasernenhof heute noch fegen.“ „Ach ja“ Lee seufzte nostalgisch. „Der Kasernenhof. Da werden alte Erinnerungen wach. Ich muss schon sagen, es ist ein komisches Gefühl, mit Meister Gargoyle an einem Tisch zu sitzen. Wenn ich ihm sonst so nahe komme, dann, um meine wöchentliche Tracht Prügel zu kassieren.“ Takeru ließ seine Stäbchen sinken. „Ja“, stimmte nun sogar Lu Ten zu. „Es gibt keinen erbarmungsloseren Trainingspartner." Der Hauptmann fand keine Erwiderung. Er war es gewohnt, die Spötteleien der Prinzen mit professioneller Ignoranz zu strafen; nicht jedoch, darauf zu reagieren. Als sei das alles noch nicht genug, mischte sich Kiram erneut ein. „Verglichen mit ihm ist selbst Papa die reinste Säuglingsschwester“, meinte er, während er hingebungsvoll an einem Schweinerippchen nagte. „So?“ Die leise Stimme des Herrschers wehte durch den Raum. „Allem Anschein nach war ich in letzter Zeit zu nachsichtig mit euch. Der Einzige, der hier nicht herumjammert ist mein zukünftiger Schwiegersohn. Heute Nachmittag möchte ich euch alle in der Übungshalle sehen. Wir werden ein kleines Säuglingsschwestern-Programm durchexerzieren.“ Er erntete allgemeines Stöhnen und Augenrollen. „Vielen Dank auch, Kiram“, maulte Lee. „DU hast doch angefangen!“ „Ich war aber nicht so dämlich, gewisse Leute als AMME zu bezeichnen.“ Als seine Mutter auflachte bemerkte Prinz Lee seinen Fehler. Allerdings zu spät. „Nun, Sohn, genau genommen fiel dieser Ausdruck erst jetzt“, sagte Zuko freundlich. „Oh Mist!“ Niha tätschelte die Hand ihres Ehemannes. „Ich werd ein paar Eisbeutel bereithalten!“, versprach sie. Tag Sieben Am siebten Tag kam es trotz minuziöser Planung zu einer mittelschweren Krise. Die Seide, die man für die Gewänder der Prinzessin auserwählt hatte, war nicht in ausreichender Menge vorhanden! Meister Di Or konnte nur mit Mühe wieder beruhigt werden. Tag zehn, im kleinen Musikzimmer des Palastes Zerfa schlug ihren Bogen in Seide ein und bettete ihn vorsichtig in ein mit Samt ausgeschlagenes Ebenholzkästchen. Danach nahm sie ihre kleine Gum Jo und stellte sie auf einen Ständer. Ganz so, wie sie es bei Aya abgeschaut hatte. Somit war der Unterricht eigentlich beendet. Das Mädchen biss sich auf die Lippe. „Aya?“ „Ja, Zerfa?“ „Stimmt es, dass Du ... dass Du Herrn Nezu heiraten wirst?“ „Ja. Das stimmt.“ „Weil er Dich so oft gerettet hat?“ „Nein, das ist nicht der Grund. Zumindest nicht der einzige!“ „Warum dann?“ „Wahrscheinlich, weil er ein sehr tapferer, selbstloser Mann ist. Und sehr klug.“ „Mhm. Ich mag ihn auch.“ „Ja?“ „Klar. Weil ... er beschützt Dich immer.“ „Ja. Das tut er. Und wenn jemals DU in Gefahr wärest, würde er auch Dich beschützen.“ „Wirklich?“, fragte Zerfa mit großen Augen. „Aber natürlich. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn heirate. Er würde niemals zulassen, dass einem Schwächeren etwas geschieht, solange er es verhindern kann.“ „Du ... du magst ihn wirklich sehr, nicht wahr?“ „Ja“, sagte Aya schlicht. „Obwohl er so furchtbar groß ist?“ Aya lachte. „Soll ich Dir was verraten?“ „Mhm.“ „Ich mag es sogar, dass er so furchtbar groß ist!“ „Echt?“ „Ja. Echt.“ „Dann macht es mir auch nichts!“, beschloss die Kleine großzügig. „Wird Herr Nezu denn jetzt ein Prinz?“ „Nein. Aber ich werde Frau Nezu.“ Frau Nezu. Am liebsten hätte Aya diese Worte stundenlang wiederholt. „Keine Prinzessin mehr?“, hauchte Zerfa. „Nein.“ „Aber ... Du bist doch eine!“ „Es ändert sich nur mein Name, Zerfa. Und das ... wird mich sehr glücklich machen!“ „Du willst Frau Nezu werden?“ „Mehr als alles andere.“ „Hat ... hat er Dich denn schon ...“ „Was?“ „Du weißt schon ...“ Das Mädchen wurde rot. „Ob er mich geküsst hat?“ Zerfa nickte verschämt. „Ja.“ „Und ... und ... macht es dich froh? Niha sagt, es macht einen sehr froh. Aber Maja sagt, es gibt zu viele ... äh, Bindgänger?“ „Blindgänger?“ „Ja. Das.“ „Nun. Das weiß ich nicht. Ich hab noch nie einen anderen geküsst. Aber, den Hauptmann zu küssen macht mich glücklich. Sehr, sehr glücklich!“ Und ein Bindgänger war er bestimmt nicht. Oh nein! Zerfa sah in die strahlenden Augen der Prinzessin und konnte es sehen. Es war genau das, was in Prinzessinnenaugen zu stehen hatte. „Du hast ihn wirklich schrecklich lieb, oder?“ „Schrecklicher als alles andere.“ „Dann ist es auch nicht schlimm, wenn Du keine Prinzessin mehr sein wirst“, meinte das Kind weise. „Du bist ein sehr kluges Mädchen, Zerfa. Und weißt Du, da ist noch jemand, den ich ganz schrecklich lieb hab.“ „Was?“ Fräulein Koro runzelte die Stirn. Also ... gleich zwei Leute lieb zu haben war irgendwie ... „Ja.“ Ein Zeigefinger platzierte sich auf Zerfas Brust. „Dich!“ Tag 14 Obwohl er seiner Dienste als Kage vorübergehend enthoben war, hatte Hauptmann Nezu nach wie vor beide Hände voll zu tun. Oder eher anderthalb. Nach dem eigenen, täglichen, nun sehr ausgedehnten Training (irgendwie MUSSTE man sich ja abreagieren!) nahm er sich für seine Rekruten nun ebenso viel Zeit. Die Dienstpläne wurden bis ins Kleinste ausgefeilt und selbst jedem noch so unwichtigen Schreibkram wurde zu Leibe gerückt. Trotzdem fühlte Takeru sich nicht ausgelastet. Und - was bei Weitem schlimmer war - irgendwie unnütz. Nach einem Tag, den er aus seiner Sicht also weit mehr als weniger verplempert hatte, machte er sich auf den Weg in sein Quartier. Dort angekommen musste er leider feststellen, dass Hauptmann Osaru frech in seinem Lieblingssessel herum lümmelte. „Han. Welch uneingeladene Überraschung.“ „Hab Dich nicht so. Ich hab extra einen Untersetzer für mein Glas geholt.“ „Ja. Nur für Deine Stiefel leider nicht“, murmelte der Besitzer des Mobiliars lakonisch und wischte Hans Füße vom Tisch. „Ich hab Wichtigeres zu tun!“ „Nämlich?“ „Ich bilde mich.“ Takeru warf einen kurzen, abschätzigen Blick auf Hans Lektüre. „Wie ich sehe beschränkst Du Dich nicht mehr nur auf Bilder. Du hast Dich zu den Buchstaben vorgearbeitet. Respekt!“ „Ha! Haha! Bist ja heute ein richtiger Clown, was? Wundert mich aber gar nicht. Kikio Kimi, die rasante Reporterin des flammenden Blatts schreibt schließlich auch, dass es hinter Deiner frostigen Fassade Überraschendes zu entdecken gäbe.“ „WIE bitte?“ „Ja. Und das ist nur die Überschrift. Hier!“ Laut raschelnd schüttelte Han sein Klatschblatt zurecht. „`Frostiger Frosch oder verwegener Verführer?´ - Also, diese subtilen Alliterationen. Vom Feinsten! Aber warte, ich les‘ weiter - `Auf den ersten Blick ist Takeru Nezu ganz der nüchterne, harte Kämpfer, den wir uns alle immer vorgestellt haben´“, begann er mit dramatischem Unterton in der Stimme. „`Über die Maßen imposant, durchaus attraktiv´ - na ja. Sie kennt ja mich noch nicht - `aber auch ziemlich einschüchternd. Doch dann, auf den zweiten´ - pass auf, jetzt kommt‘s! - `auf den zweiten Blick besticht er durch ein hinreißendes Paar Augen, funkelnd wie helle Mondsteine.´ - Hmm. Sie meint wohl die Eiszapfen, mit denen Du durch die Gegend stierst.“ „MUSS ich mir diese Peinlichkeit anhören?“, seufzte Takeru wenig hoffnungsvoll, während er begann, seine Uniform aufzuknöpfen. „Aber selbstverständlich! Ich muss sie ja auch lesen!“ „Ach. Du wurdest also gezwungen jedes einzelne dieser Käseblätter zu erstehen?“ „Also bitte! Zumindest die `Frau im Feuer´ ist KEIN Käseblatt, sondern eine wichtige Lektüre, wenn man dazugehören will. Sagt meine Mutter immer.“ „Aha. Und zu was genau willst Du gehören?“ „Ts, ts! Zu ALLEM natürlich! Schon die Albernheit dieser Frage zeugt von Deiner Ignoranz.“ „Gut!“ „Fein! Dann lass mich weiterlesen! Wo war ich? Ach ja, bei Deinen hinreißend funkelnden Edelstein-Guckerlies. Ich muss schon sagen: allem Anschein nach warst Du zu dieser Reporterin WESENTLICH netter, als zu mir immer!“ „Ich habe diese Frau nie getroffen.“ „Sie Dich anscheinend schon. Alsooooooo ... hinreißendes Paar Augen, blablabla Mondsteine - `Als dann auch noch ein kurzes, ungemein betörendes Lächeln aufblitzt, verstehen wir mit einem Mal, wie dieser bislang immer als unterkühlt beschriebene Mann unsere Prinzessin so verzaubern konnte. Ein Held; nicht nur für‘s Volk!´ - Hach!“, Han fasste sich an die Brust. „Dieser letzte Satz. Reine Poesie! Dass ich das noch erlebe: Du als der männliche Part des neuen Traumpaares ...“ „Willst Du mich vielleicht dazu bringen, die Hochzeit abzusagen und das Weite zu suchen?“ „Oh! Brennst Du jetzt DOCH mit mir durch?“ „Han!“ „Huch! Wie‘s funkelt, dieses HIN-reißende Paar Augen ...“ Der Rest des Satzes fiel der blitzschnellen Bewegung zum Opfer, mit der Han einem dicken, überaus wertvollen Folianten ausweichen musste. Gar nicht so einfach, wenn man sich vor Lachen kaum halten kann. „Vielleicht“, keuchte er. „Vielleicht hat unsere rasante Reporterin dieses Interview ja mit Leutnant Ziang geführt. Er steht auf Dich.“ „Han?“ „Hm?“ „Du wirst auf keinen Fall unser Blumen-Mädchen!“ „Herrje! Heute zerschlägt sich aber auch eine Hoffnung nach der anderen.“ „Han ...“ „Halt! Nicht die ganze Wohnung demolieren! Schließlich zieht hier bald eine Prinzessin ein.“ Takeru starrte Han an. Han wurde schlagartig ernst und starrte zurück. „Verdammt!“, murmelte Takeru. „Oh, verdammt!“ „Das kannst Du aber laut sagen.“ Tag 15 „Was meint Ihr damit, Ihr wollt sie KAUFEN?“, fragte Konsul Fu, leicht aus dem Konzept gebracht. Heute war wieder einer dieser Tage ... „Das was ich sagte“, erwiderte Hauptmann Nezu geduldig. „Die Wohnung des Kommandanten steht, soweit ich weiss, leer, seit Koroto die Gemächer der Großfürstin bezogen hat.“ „Natürlich steht sie leer. Aus diesem Grund hatten wir Euch schon mehrmals angeboten, sie zu beziehen.“ „Ich bin aber nicht der Kommandant.“ „Aber Stellvertretender!“ Tian raufte sich die Haarpracht. „Verstehe ich das richtig? Früher wolltet Ihr die Gemächer des Kommandanten NICHT, weil Ihr nicht der Kommandant seid, aber jetzt WOLLT Ihr sie, obwohl Ihr immer noch nicht Kommandant seid?“ „Korrekt. Aus diesem Grund möchte ich die Wohnung kaufen. Dann hängt es nicht von meinem Rang ab, ob ich sie beziehen kann, oder nicht.“ „Ich ... wart Ihr schon immer so kompliziert?“ „Nicht dass ich wüsste.“ „Gut! Davon abgesehen, dass ich nicht einmal weiß, ob das Domizil des Kommandanten veräußert werden darf, kann ich Euch jedenfalls versichern, dass es auch vollkommen unnötig ist.“ „Konsul Fu, Ihr werdet sicher verstehen, dass ich meine zukünftige Ehefrau unmöglich in meinem alten Quartier unterbringen kann. Es ist zu klein!“ „Wenn Ihr mich fragt, würde Aya mit Euch auch in eine Streichholzschachtel ziehen“, murmelte Tian. „Was sie aber nicht muss.“ „Nein. Agni sei Dank nicht, denn als stellvertretender Kommandant stehen Euch die Räume zu, wenn der derzeitige Kommandant sie nicht in Anspruch nimmt. Das haben wir, wenn ich mich recht erinnere, schon vor vier Jahren erörtert. Nur habt Ihr damals darauf bestanden, in Eurem jetzigen Quartier zu bleiben.“ „Da es vollkommen ausreichte.“ „Fein. Jetzt tut es das nicht mehr, also bekommt Ihr die Wohnung. Dann ist doch alles in bester Ordnung.“ Mit Schrecken bemerkte Tian die verräterische Tendenz seiner Stimme, unangenehm hoch zu werden. „Und wenn ein anderer Kommandant eingesetzt wird?“ „Natürlich!“ Zukos rechte Hand warf die Hände in die Luft. „Was glaubt Ihr, wer das dann wohl wäre?“ Takeru versteifte sich. „Ich will nicht protegiert werden!“ „Protegiert? Wovon redet Ihr, Mann? Ihr wäret so oder so Kommandant geworden.“ „Vielleicht.“ „Nein. Nicht nur vielleicht“, knirschte der Konsul enerviert. „Ich weiß, als Kage untersteht Ihr nur dem Feuerlord und der fürstlichen Familie direkt. Aber wenn ich Euch nun bitten dürfte, anderswo bockig zu sein?“ „Nicht, bevor Ihr mir versprochen habt, die Sache zu prüfen. Ich würde die Räumlichkeiten gerne erwerben!“ „Ich sagte doch, Ihr könnt da wohnen. Warum ist KAUFEN so verdammt wichtig?“ „Vielleicht“, erklang Lord Zukos Stimme aus Richtung der Tür. „Weil er nie in einem Heim gewohnt hat, das er sein Eigen nennen durfte. Als jemand, dessen Kindheit nicht von der Furcht überschatten wurde, plötzlich auf der Straße zu landen, wirst Du das wohl kaum verstehen, Tian. Aber da der Hauptmann kurz davor steht, eine Familie zu gründen, kommt mir sein Wunsch ziemlich verständlich vor. Außerdem,“, setzte er lächelnd hinzu. „Bei der Größe und Ausstattung dieser Gemächer, bessert das unsere Staatskasse ganz erheblich auf. Ich bin dafür!“ „Na toll!“, seufzte Tian. „Er ist dafür! Und WER hat die ganze Arbeit?“ „Tian, mein Freund, ich glaube nach dieser Hochzeit schicken wir Dich erst mal in einen langen Urlaub.“ „Alles, nur das nicht!“, stöhnte der Konsul. „Der Letzte hat mir einen Sonnenbrand, vier neue Bodenvasen und einen unsäglich hässlichen Wandteppich beschert.“ Tag einundzwanzig An diesem Tag erwarb ein unbekannter Käufer die offiziellen Gemächer des Kommandanten der fürstlichen Leibgarde. Tag achtundzwanzig Am Tag achtundzwanzig begannen Heerscharen von fleißigen Helfern, den Palast auf Hochglanz zu polieren. Tag einunddreißig Am einunddreißigsten Tag war ganz Tiram Agni auf den Beinen, ob Jung, ob Alt, um die Stadt mit Fahnen, Wimpel und Girlanden zu schmücken. Tag zweiunddreißig, Eintreffen wichtiger Staatsgäste An diesem Tag war die Flugplattform des Palastes Schauplatz eines freudigen Wiedersehens. Hoher Besuch stand ins Haus. Zwar traf man sich ohnehin vier Mal pro Jahr, aber eine Hochzeit war allemal Anlass zu erhöhter Freude. „Wo ist der Glutschädel?“ „Toph!“ Bevor Zuko seine alte Freundin umarmen konnte, funkte ihr Nachwuchs dazwischen. „Onkel Zukoooooo!“ „Himmel! Bist Du gewachsen?“ Ächzend hob Zuko Tophs Tochter vom Boden. Trotz des Spottes wurde er stürmisch umhalst. „Seit der Taufe von Hsui? Eher nicht!“ Man umarmte sich, klopfte sich auf den Rücken und versuchte Mylord aus der Reserve zu locken. Ehrensache! „Aya? Wo ist das Kind denn?“ „Hier, Onkel Aang.“ Lächelnd drehte der Avatar sich um. „Nun sieh Dich doch nur mal an!“, sagte er leise. „Scheinst vor lauter Glück heller, als eine Laterne zum Lichterfest.“ Dafür wurde er fest und lange umarmt. „Hallo?“ Die ehrenwerte Toph Bei Fong klopfte, die Hände in die Hüften gestemmt, mit dem Fuß auf den Boden. „Wenn andere die Braut auch mal begrüßen dürften?“ Aang drückte Aya einen Kuss auf die Stirn und räumte grinsend das Feld. „Komm her, meine Süße, und lass Dich quetschen!“ Ja, jetzt war eindeutig Toph an der Reihe. „Ich muss Dir doch zu Deinem hervorragenden Geschmack gratulieren!“ „Mama! Du weisst doch gar nicht, wie der Mann aussieht.“ Mei-Ling, Tophs Jüngste, verdrehte die Augen. „Gut?“, schnaubte Toph. „Ich finde, ja. Aber DU weisst das ja nicht.“ „So? Erstens: er ist Erdbändiger. RIESEN Pluspunkt. Da KANN er gar nicht schlecht ausseh‘n. Zweitens: ist er lange genug bei uns gewesen, dass ich die Reaktionen sämtlicher Weiber auf ihn mehr als deutlich spüren konnte. Der Kerl hat ein mittelschweres Erdbeben ausgelöst, wenn er sich gewaschen hat. Und die letzten paar Male, die ich ihn gesehen ... Pardon, ERLEBT habe, war‘s nicht viel anders. Zumindest bei Aya. Wird sie etwa rot?“, fragte Zukos engste Freundin unschuldig. „Ja“, bestätigte ihre Tochter ohne die geringsten Gewissensbisse. „Wusst ich‘s doch!“ Toph grinste von einem Ohr zum anderen. „Bei ihr hat jedenfalls immer alles komplett verrückt gespielt, wenn Takeru in der Nähe war.“ „Sie wird noch roter“, assistierte Mei-Ling bereitwillig. „So. Du hast es also gewusst, und nichts gesagt?“, wollte Zuko mit verschränkten Armen wissen. „Und Dir den Spaß verderben? Nie und nimmer! Wo ist der Eisenbieger überhaupt?“ „Schiebt Dienst.“ „Und begrüßt nicht mal seine alte Lehrmeisterin? Na, das hab ich gern.“ Weiter hinten ergriff Naren, Aangs und Kataras ältester Sohn, eine seiner Meinung nach unschlagbare Gelegenheit. „Na, so was!“ Jovial schlug er Prinz Kiram auf die Schulter. „Sieh mal an, wer da endlich erwachsen geworden ist.“ „Ja. Und sieh an, wer nicht!“, erwiderte Kiram zuckersüß, was ihm einen Ellbogen in die Rippen einbrachte. Katara ihrerseits, hatte Jin heimlich beiseite gezogen, um über diverse Hochzeits-Überraschungen zu beratschlagen. Über das allgemeine Geschnatter und Gelächter hörte man Aangs Stimme. „Wo ist das Baby?“ Avatar Aang war verrückt nach Babys. Je heftiger sie ihn besabberten, desto besser. Und er war obendrein auch noch jederzeit bereit, seine Sonderstellung schamlos auszunutzen, um auf jedes sich in seiner Nähe befindliches Kleinkind sofort Anspruch zu erheben. „Agni, halt sie bloß gut fest!“, murmelte Lee seiner Frau zu, die Hsui auf dem Arm hielt. „Zu spät“, flüsterte Niha, als der Luftbändiger mit breitem Lächeln und ausgebreiteten Armen auf sie zukam. Tag dreiunddreißig. Endlich! Im Quartier Takeru Nezus herrschte seit dem Morgengrauen konzentrierte, stille Betriebsamkeit. Der einzige Mensch, der aller Wahrscheinlichkeit nach noch früher auf den Beinen gewesen sein dürfte als Takeru und Han, war der junge Adjutant Hauptmann Nezus. Seine erste Amtshandlung hatte darin bestanden, ordentlichen Kaffee und Tee zu brauen. Danach hatte er sorgfältig die eigens für heute angefertigte Paradeuniform bereitgelegt. Im Augenblick war er dabei, die Koffer des Hauptmanns zu packen, wobei das Gepäck zu seinem Leidwesen zum größten Teil aus Bergen von Büchern bestand. Dieses gewichtige Problem interessierte die beiden anwesenden Kage allerdings kein bisschen und so plagte sich Leutnant Cheng allein weiter. Han, heute ungewohnt ernst, rückte die Schulternähte seines Freundes zurecht, drehte ihn energisch um, strich sorgsam jedes noch so kleine Fältchen am Rücken aus und entfernte gewissenhaft eine letzte Fluse, die es gewagt hatte, sich auf diesem Gesamtkunstwerk einer Uniform niederzulassen. In der Tat hatte der Schneider sich diesmal selbst übertroffen. Anders als die etwas schlichtere, burgunderfarbene Galauniform war die Paradeuniform eines Kage in Blutrot gehalten und an Manschetten und Kragen mit kostbaren, goldenen Stickereien versehen. Der Waffenrock war kürzer als üblich, endete zwei handbreit über den Knien. Geschlossen wurde er mittels sieben Reihen goldener Tressen, die sich quer über den Brustkorb spannten und auf beiden Seiten mit Knebelknöpfen aus Drachenhorn befestigt wurden. Die enganliegenden, elfenbeinfarbenen Hosen modellierten jeden Muskel eines überaus beeindruckendes Beinpaares, dessen Unterschenkel in kniehohen, auf Hochglanz polierten, schwarzen Stiefeln steckten. Vervollständigt wurde die Paradeuniform durch eine hüftlange, prunkvolle Überjacke die jedoch nur lässig über die linke Schulter drapiert wurde, so dass die rechte Hälfte auf den breiten Rücken ihres Trägers fiel. Diesen für hiesige Verhältnisse doch recht extravaganten Stil hatte man Lord Hanaka III zu verdanken; einem modischen Visionär, der seinerzeit großen Gefallen an den damals allseits beliebten Husaren-Uniformen des Erdkönigreichs gefunden hatte. Dieses wahre Prachtstück seiner Art kleidete nun also Hauptmann Nezu. Ein letztes Mal drehte Han seinen Freund langsam um die eigene Achse und begutachtete jeden Quadratzentimeter. Ein knappes Nicken, dann trat er zur Seite. Ein kurzer Blick in den Spiegel sagte Takeru, was er ohnehin schon wusste. Die Uniform saß wie angegossen, Waffengurt und Schärpe sahen aus wie aus dem Lehrbuch und die Orden hätte selbst er nicht akkurater platzieren können. In Krisenzeiten war auf Han eben zu einhundert Prozent verlass. Takeru nickte seinem Waffenbruder zu und bekam als letztes Accessoire ein Paar bestickter, schwarzer Lederhandschuhe ausgehändigt. „Gut. Dann lass und mal die Stadt verlassen, Herr Nezu.“ „Ja. Han?“ „Hm?“ „Danke!“ „Ist mir eine Ehre“, sagte Han ernst. Die Beiden gingen aus den Palast und in Richtung der Ställe, wo Are und Xerxes bereits warteten. Die Tiere trugen wertvolle Prunksättel, Silberglöckchen am Zaumzeug und bunte Bänder in Schweif und Mähne. Ihre Herren saßen auf und ritten schnurstracks durch einen Nebeneingang. Von hier waren es nur vierzig Meter bis zum Westtor der Stadtmauer. Es war das kleinste und schmuckloseste Tor der Befestigung, dessen Existenz nur wenigen bekannt war. Nachdem sie Tiram Agni nun offiziell hinter sich gelassen hatten, Schwenkten sie nach Süden ab, um die Stadtmauer zu umrunden. Ziel war das große Osttor. Es mag etwas seltsam anmuten, dass Takeru den Palast und die Stadt ausgerechnet am Morgen seines Hochzeitstags so sang und klanglos verließ, doch er hatte - wie meistens - gute Gründe hierfür. Es war, wie konnte es auch anders sein, eine alte Tradition. In der Familie des Feuerlords wurden Bräute als Geschenk betrachtet, da sie als zusätzliche Töchter aufgenommen wurden. Stolperte jedoch ein junger Mann auf Freiersfüßen über ein Mädchen der königlichen Sippe, lag der Fall eindeutig anders. Jungs hatten sich weit mehr ins Zeug zu legen. Selbstredend! So hatte vor rund 800 Jahren Lord Ume einem verfeindeten Kriegsfürsten die Hand seiner Tochter als Unterpfand eines dauerhaften Friedens nur unter einer Bedingung versprochen: nämlich, dass jener Herr einen Spießrutenlauf durch ganz Tiram Agni absolvierte. Ließen die aufgebrachten Bürger ihn am Leben, wäre die Prinzessin sein. Wenn nicht dann ... nicht. Dieser Brauch war beibehalten worden und so hatten die Bewohner der Stadt stets die Gelegenheit, ihre Meinung zur anstehenden Vermählung kund zu tun. Die Meinung zu DIESER royalen Hochzeit stand zwar bereits seit langem fest, musste aber noch an den Bräutigam gebracht werden. Der saß momentan neben Hauptmann Osaru auf seinem Hirschzebra und starrte auf das stolze Wahrzeichen der Stadt. Dahinter herrschte gespenstische Stille. Hans Hengst warf den Kopf und brachte die Festtagsglöckchen zum klingeln. Dann begannen die riesigen, massiven Flügeltüren des Tors sich langsam zu öffnen. „Agni!“, hauchte Han, als er der Menschenmenge ansichtig wurde. Hier war nicht nur ganz Tiram Agni auf den Beinen, nein, halb Ba Sing Se schien sich kurzerhand dazu gesellt zu haben. Und angesichts der ein oder anderen blauen Kluft, waren wohl auch etliche Mitglieder der Wasserstämme angereist. Als der Lärm losbrach, war er dermaßen ohrenbetäubend, dass selbst die sonst so gelassene Are zur Seite tänzelte. „Ho! Ruhig, Mädchen!“ „Also dann ... nach Dir!“ Han machte eine auffordernde Handbewegung. Der aufbrandende Jubel war bis in den Palast zu hören und wehte natürlich auch durch die offenen Türen und Fenster der Räumlichkeiten in denen die Braut für den heutigen Tag vorbereitet wurde. Geschickt wand Aya sich aus den unzähligen, helfenden Händen und lief, nur in ihr Unterkleid gehüllt, auf den östlichen Balkon. Zu Füssen des Palastes lag die bunt geschmückte Stadt. Selbst aus dieser Entfernung konnte man die ungeheuerlichen Menschenmassen in den Straßen erkennen. Der dichteste Pulk hatte sich am Osttor gebildet, wo die Leute bunte Fähnchen schwenkten und gefärbten Reis in die Luft warfen. Von hier oben sah es aus, wie ein filigranes, fröhliches Feuerwerk. „Sie kommen!“ „Aber natürlich, Spätzchen.“ „Die Leute sind ja total aus dem Häuschen!“, staunte Niha. „Schreien sie etwa seinen Namen?“ Fassungslos blickte Yuna Nezu auf die Szene unter sich. „Ja. Ich würde sagen, wir können das Wohlwollen der Bürger als gegeben voraussetzen.“ Mylady strahlte mal wieder. „Wen auch immer ich abbekommen werde ...“ murmelte Zirah lakonisch. „Ich bezweifle, dass er ebenso bejubelt wird.“ „Aber mögen werden sie ihn auch!“, tröstete Jin resolut. „Zumindest wenn Dein Vater es anordnet. So, jetzt aber Marsch! Wir sind noch nicht fertig!“ Sie schnappte Aya, die mit verklärten Augen auf die Stadt geblickt hatte, am Arm und zog sie ins Zimmer zurück. Hier warteten drei Zofen mit dem Hochzeitsgewand. Es war für hiesige Verhältnisse recht schlicht und nicht ganz so bunt, wie es die Mädchen hierzulande vorzogen, denn Aya hatte darauf bestanden, die Farben ausschließlich an die Uniform ihres Verlobten anzupassen. Schimmernde, elfenbeinfarbene Seide bildete die Basis des kostbaren Kimonos. Unterhalb der Brust und zu den Ellbogen hin waren hier und da winzige goldfarbene Ornamente eingestickt worden, die nach und nach immer dichter und üppiger wurden. Langsam ging der warme Goldton in golddurchwirktes Rot über, um unten und an den weiten Glockenärmeln in furiosem, sattem Blutrot zu enden. An den Säumen bildeten abertausende hauchdünner Goldfäden eine kostbare, überaus kunstvolle Bordüre. „So!“, meinte Jin nach erstaunlich kurzer Zeit. „Fertig.“ Die weiblichen Familienmitglieder traten allesamt einen Schritt zurück, um die Braut in Augenschein zu nehmen. „Gute Güte, Aya!“, hauchte Pippa. „Du siehst wunderschön aus!“ Tante Ria schnäuzte sich vernehmlich, während Ursa Tatzu ihre Enkelin nur anstrahlte. „So. Nun müssen wir uns nur noch um das Blumenkind kümmern“, sagte sie dann. „Baumkind“, korrigierte Yuna automatisch. „Wie auch immer“, lenkte Zukos Mutter ein. „Wo ist Zerfa?“ „Hier“, piepste es etwas verhalten. „Na, dann komm mal her.“ Ursa hielt eine Miniatur-Ausgabe von Ayas Kimono in die Höhe, der jedoch statt des satten Rots einen wundervollen Grünton aufwies. Verwundert ritt Hauptmann Nezu im Schritttempo durch die Stadt, die seit nunmehr sechsundzwanzig Jahren seine Heimat war. Der Lärm war ohrenbetäubend und teilweise konnten er und Han vor lauter schillernd buntem Reis-Regen kaum die Straße erkennen. „Agnis Segen!“ Eine ältere Frau drückte Takeru ein Seidenband in die Hand. Mittlerweile flatterten unzählige dieser Bändchen, die mit Glückwünschen und Gebeten bedruckt waren, an Geschirr und Sattel seiner Stute. „Agnis Segen!“ Ein weiteres Band landete über einem Zügel. „Möge die Erdenmutter mit Euch sein!“ Takeru nickte nach Links und Rechts, berührte ausgestreckte Hände und versuchte sich seine Verwirrung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Han ritt mit breitem Lächeln hinter ihm, hielt aber vorsichtshalber ein wachsames Auge auf die Menge. Insgesamt kam die kleine Prozession weit langsamer voran als geplant. „Wir kommen zu spät, Han!“, rief Takeru über die Schulter. „Sag an!? Und sauber machen muss ich Dich nachher auch erst wieder.“ „Ich komme niemals zu spät!“ „Ja. Irgendwann passiert eben alles im Leben zum ersten Mal. Ich bin sicher, sie wartet auf Dich.“ Da der Zeitplan derart durcheinander geraten war, kam Prinzessin Aya, fix und fertig angekleidet, in den Genus, sich das Spektakel von ihrem Platz, hoch über den Dächern Tiram Agnis, aus anzusehen. Es war unglaublich, wie vollgestopft die Stadt war. Die fröhlichen Rufe der Leute mischten sich mit den Glocken und Gongs der Tempel. Trotz der Überfüllung, war immer zu erkennen, wo Bräutigam und Trauzeuge sich aufhielten, denn um sie herum wogte ein buntes Kaleidoskop aus Fähnchen, Seidenbändern und Reisfontänen. Es sah aus, als winde sich eine träge, farbenprächtige Schlange langsam auf den Palast zu. „Nun, Flämmchen, sieht ganz so aus, als würde dein Zukünftiger sich verspäten.“ Der Feuerlord trat neben seine Tochter. „Aber was für ein Anblick!“ „Ja. Scheinbar verursachen die Hochzeiten unserer Mädchen einen noch größeren Aufruhr, als die der Jungs.“ „Zumindest diese“, stimmte Mylord seinem Weibe zu. „Aber lass das ja nicht Lee hören!“ „Himmel. Nein!“ Nach einem leisen Klopfen öffnete sich die Tür, um General Iroh einzulassen. Er gab seinem Neffen ein kurzes Zeichen. „Gut“ Zuko fasste Aya bei den Händen. „Ich denke, es wird Zeit. Bist Du bereit?“ „Mehr als bereit.“ „Mäuschen!“ Lady Jin unterdrückte ein Schniefen. „Kobold, sie bleibt uns doch erhalten. Das ist einer der unschlagbaren Vorteile dieses speziellen Schwiegersohns.“ „Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, ihr hättet das alles geplant“, meinte Aya mit schief gelegtem Kopf. „Also, wenn‘s nach mir gegangen wäre, hätten wir schon vor sieben Jahren Nägel mit Köpfen gemacht“, murmelte Zuko. „Ja, Du hattest schon immer einen Narren an dem Jungen gefressen“, brummte Iroh, bevor er seine Großnichte umarmte und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. Wenig später betrat der General zusammen mit Zuko einen offenen Vorraum, dessen geschwungenes Dach von schlanken Säulen getragen wurde. Die Südseite dieses Raums mündete in den Platz der ewigen Flamme. In dieser kleinen, aber prunkvollen Loggia hatten sich alle männlichen Mitglieder des Tatzu-Clans eingefunden. Die Damen - inklusive der Mutter Hauptmann Nezus - warteten auf der gegenüberliegenden Seite in einer exakt spiegelsymmetrischen Version dieses Raumes. „Ein kurzer Schmatzer. Mehr wird sie nicht bekommen“, meinte Lee in eben diesem Augenblick. „Eine Sekunde, längstens“, stimmte Lu Ten mit einem Nicken zu. „Mumpitz!“, schnaubte Kiram. „Ich sage, es wird ein ordentlicher Kuss.“ Zukos Braue zuckte nach oben. „Habe ich eben richtig gehört?“, erkundigte er sich gedehnt, „Ihr schließt Wetten über den Kuss ab?“ „Äh ...“ „Wessen Idee war das? Lee?“ „Um ehrlich zu sein ...“ Lee rieb sich die Nase. „Es war Onkel Iroh.“ „Also, einen alten Mann so ans Messer zu liefern!“, empörte sich der General. „Was soll ich denn machen?“ Lee legte seinem Großonkel begütigend eine Hand auf die Schulter. „Er merkt es jedes mal, wenn ich mit der Wahrheit zu kreativ umgehe.“ „Schluss jetzt!“ Zuko verschränkte die Arme. „“Wer hat was gewettet?“ „Jeder von uns hat 5000 Jy gesetzt“, gestand der Kronprinz gelassen. „Lee, Zirah, Onkel und ich erwarten den obligatorischen, kurzen Schmatzer. Nur Kiram rechnet mit mehr.“ „Lachhaft!“, brummte Lee. „Wir sprechen immerhin über den Granitbeißer. Er hält es schon für anstößig, andere Leute in der Öffentlichkeit zu grüßen. Außer er darf ordnungsgemäß salutieren.“ Die Augen des Herrschers wurden schmal. Der Drachenblick verhieß selten etwas Gutes ... „Was Kiram sagt!“, entschied er dann. „Äh ... was?“ „Es wird ein langer, inniger Kuss werden.“ Lee blinzelte ungläubig „Du weisst schon, über wen wir sprechen?“, fragte er. „Sicher. Und ich stimme eurem Bruder zu. Der Hauptmann wird eurer Schwester einen anständigen Kuss verpassen.“ „Wirklich? Meister Gargoyle?“ „Macht alles was er anpackt ordentlich!“ „Seltsam. Dieses Argument hatte Pippa auch angeführt“, murmelte Lu Ten nachdenklich. „Äh. Kann ich mich noch umentscheiden?“, erkundigte sich Lee spontan. „Nein!“, kam es aus vier Mündern gleichzeitig. Vor den Toren des großen Platzes „HerrgottnochmalHAN!“ „Ich kann auch nichts dafür, dass die Leute Dich mit Reis torpediert haben. Und wenn Du Dich ausnahmsweise BÜCKEN könntest, dann käme ich auch an das Zeug in Deinen Haaren!“, zischte Hauptmann Osaru. Takeru hatte eine bessere Idee. Er beugte sich vornüber, durchwuschelte mit beiden Händen energisch das, was Han eine Frisur nannte (es waren nur Haare, um Himmels Willen!) und schüttelte sich zum Abschluss wie ein nasser Hund. „Was ... TAKU! Du bringst alles durchein ... Wie hast Du das gemacht?“ „Was gemacht?“ „Na ... DAS! Du siehst ...“ Hans ungläubiger Blick wanderte an seinem Freund auf und ab. „tipptopp aus.“ „Es wird reichen.“ „Sicher. Sagte Herr `Ich-häng-meine-Orden-mit-der-Wasserwaage-auf´.“ „Ich bin unter leichtem Zeitdruck!“, quetschte Zukos Blutwolf durch die strahlend weißen, um nicht zu sagen gefährlich blitzenden Beißerchen. Seinen Begleiter beeindruckte das wenig. Dem brannten hunderte spitzzüngiger Bemerkungen auf derselbigen, aber er hielt sich eisern zurück, da heute der bislang wichtigste Tag im Leben seines Freundes war. So schluckte Han seinen Sarkasmus heldenhaft hinunter und drehte sich in Richtung des großen Tores, welches den Eingang zum Platz der ewigen Flamme versperrte. Er nickte den beiden Wächtern zu. „Tooooor öffneeeen!“, rief der wachhabende Offizier. Langsam, unter lautem Knarzen und Ächzen bewegten sich die großen Flügeltüren. Der heilige Platz, auf dem alle Krönungen, Hochzeiten Taufen und Bestattungen des Palastes zelebriert wurden, war ebenso mit Menschen vollgestopft, wie die Straßen der Stadt es gewesen waren. Nur herrschte hier eine feierliche, erwartungsvolle Stille. „Mein Auftritt“, murmelte Han, straffte sich und durchschritt die Pforte. Aufrecht, ohne nach Rechts oder Links zu blicken, marschierte er den schnurgeraden, breiten Weg entlang. Nach 300 Metern erreichte er die sieben Stufen, die zur marmornen Plattform führten, auf der in einer großen, flachen Schale ein ruhiges Feuer brannte. Gelöscht wurde dieses Feuer nur wenn die sterblichen Überreste eines kürzlich verstorbenen Feuerlords dieser Flamme übergeben worden waren. Erst wenn ein neuer Herrscher gekrönt wurde, entzündete man sie erneut. Augenzeugen der letzten Krönung berichteten noch immer, wie sich die Schale bei der Amtseinsetzung Zukos II von selbst entflammt hatte. Am Fuß der mächtigen Treppe beugte Han ein Knie und neigte das Haupt vor der Herrscher-Familie. „Mein Lord, ich komme, um das Anliegen meines Freundes vorzutragen.“ „Sprich!“ „Takeru Nezu bittet um die Vermählung mit Eurer Tochter, Prinzessin Aya Ria Tatzu.“ „Kannst Du für ihn Bürgen?“ „Mit meinem Leben, Herr!“ „Er soll vortreten.“ Das Stichwort. Takeru atmete ein letztes Mal tief durch, und schritt dann den gleichen Weg entlang, wie eben noch Han. Am Fuße der Treppe, genau in der Mitte der untersten Stufe, wo eine schmale, goldene Ader die Stufen hinauf führte, ließ er sich neben seinem Freund auf ein Knie sinken. „Du begehrst meine Tochter zur Frau?“ „Ja, mein Lord.“ „Wirst Du sie in Ehren halten?“ „Ja, mein Lord.“ „Sie vor Schaden bewahren?“ „Ja, mein Lord“ „Aya?“ „Ja, Vater?“ „Du hast diesen Mann gehört. Akzeptierst Du seine Werbung?“ „Ja, Vater.“ „Dann soll es so sein!“ Zuko machte einige Schritte zurück um seinen Platz für den Hohepriester zu räumen. Das heißt - eigentlich waren es zwei. Der oberste Feuerweise und ein Schamane der Erdbändiger. Der Feuerweise begann die Zeremonie. Er machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung Hauptmann Nezus. Dieser stand auf, und ging die große Freitreppe hinauf, exakt der goldenen Linie in ihrer Mitte folgend. Als er die oberste Stufe erreicht hatte, fielen seine Augen unwillkürlich auf Aya. Es raubte ihm den Atem. Wieder einmal. Widerstrebend nahm er den Blick von seiner Braut. „Meine Güte“, murmelte Lee seinen Brüdern aus dem Mundwickel zu. „Habt ihr diesen Blick gesehen?“ „Wir sollten den guten Hauptmann bis zum Abend wohl unter Beobachtung stellen“, kam die leise Erwiderung Lu Tens. „Und vorsichtshalber alle Besenkammern abschließen“, flüsterte Kiram. „Denkt an unsere Wette! Bei dem Blick eben stehen meine Chancen ganz hervorragend. Verabschiedet euch schon mal vom Wettgewinn!“ „In Deinen Träumen!“, quetschte Lee durch sein strahlendstes Lächeln. Währenddessen hatte sich der Hauptmann am Rand der obersten Stufe niedergekniet, das Gesicht der Menschenmenge auf dem großen Platz zugewandt. Der Feuerweise begann nun ihn zu umkreisen, wobei er Weihrauch zwischen den Händen zerrieb und erhitzte, als symbolische Reinigung von allen Fehlern der Vergangenheit. Nun war die Reihe an Prinzessin Aya. Sie reichte dem Geistlichen ihre Rechte und ließ sich fünfmal um ihren zukünftigen Ehemann führen, bevor sie sich vor ihn hinkniete, das Gesicht ebenfalls den Zuschauern zugewandt. Auf dem Platz herrschte eine erwartungsvolle, fast unheimliche Stille. Takeru breitete die Arme aus und sprach die seit Jahrtausenden überlieferten Worte. „Seht das Weib, das ich erwähle!“ „AGNI!“, rief die Menge. „Mein Feuer sei das Deine!“ „Meine Flamme für Dich!“, antwortete Aya mit klarer Stimme. „AGNI!“ Der Bräutigam führte seine Arme nach vorn, so dass die Braut ihre Hände mit zum Himmel gerichteten Handflächen in seine legen konnte. „Meine Liebe für Dich!“ Trotz seines zeremoniellen Tonfalls, durchliefen Aya kleine Schauer, als sie die Vibrationen der tiefen Stimme an ihrem Rücken spürte. „Mein Herz sei das Deine!“, rezitierte sie. Takeru hob die Arme über ihre Köpfe, Ayas Hände noch immer in seinen, bis ihre Handflächen einen flachen Kelch bildeten, in dem der Hohepriester eine helle Flamme entstehen ließ. Ein letztes, begeistertes „AGNI!“ brach aus der Menge hervor. „So sei es!“, rief der Feuerweise und bedeutete den Brautleuten, sich zu erheben. Jubel brandete auf, denn eigentlich fehlte jetzt nur noch der Kuss, um den geschlossenen Bund zu besiegeln. Bei einer normalen Hochzeit. Doch diese war ein bisschen ungewöhnlicher. Tomo, Hohepriester und Feuerweiser der Feuernation, trat in den Hintergrund, um seinem ehrenwerten Kollegen aus dem Erdkönigreich Platz zu machen. Der Schamane wartete, bis der Lärm sich gelegt hatte, trat zwischen Takeru und Aya, nahm sie bei den Händen und begann die Zeremonie der Erde. „Esbah, Erdenmutter, sieh diese Deine Kinder mit wohlwollenden Augen an. Ihre Liebe soll sein stark wie der Fels, tief wie das Erdreich, und fruchtbar wie der Kondo-Baum! Aya, Tochter von Jin, willst Du eins werden mit diesem Mann?“ „Ja, das will ich.“ „Takeru, Sohn von Takeo, willst Du verwachsen, mit dieser Frau?“ „Ja, das will ich.“ „Dann kniet nieder.“ Erneut kniete sich das Brautpaar auf den Boden, diesmal jedoch einander zugewandt. Der Schamane klatschte in die Hände, um dem Baumkind ein Zeichen zu geben. Mit ernstem Gesicht trat Zerfa aus dem Schatten und ging langsam auf den Schamanen zu. Zwischen den Händen hielt sie vorsichtig einen Batzen Erde, der die Wurzeln eines winzigen Schösslings barg. Schließlich überreichte sie ihre kostbare Fracht und begab sich, strahlend vor Stolz, zu Yuna Nezu zurück. „Reicht euch die linke Hand“, forderte der Schamane das vor ihm kniende Paar auf. Nachdem sie dies getan hatten, nahm der heilige Mann den Erdklumpen, bettete ihn zwischen ihrer beider Hände, hielt seine eigenen darüber und begann, eine Beschwörungsformel zu murmeln. Erstauntes Raunen ging durch die Menge, als sich zwischen den Handflächen von Braut und Bräutigam nun kleine, zartgrüne Blätter und Keime hervor schlängelten. Die filigranen Adern begannen langsam und anmutig, sich um die ineinander verschlungenen Hände zu ranken. „Esba, Erdenmutter, lass diese Deine Kinder zusammenwachsen, bis nichts mehr sie trennen kann. Lass sie Leben hervorbringen, wie Du es tust. Lass sie im Gleichgewicht aller Dinge ihren Platz finden.“ Er hielt inne, bis Aya und Takeru aufgestanden waren. Dann sprach er den Satz, auf den die Zuschauer aus dem Erdkönigreich gespannt warteten: „Ihr seid nun eins!“ Die Bürger der Feuernation schielten etwas ratlos zu ihren Gästen aus dem Erdkönigreich. Jubelte man jetzt, oder wie oder was? Nein. JETZT kam zuerst der Kuss. Und ... es war ein ordentlicher, schön langer, durchaus leidenschaftlicher Kuss, den Hauptmann Nezu seiner Frau gab! Die Menschen auf dem Platz der ewigen Flamme hielten zuerst die Luft an, und brachen dann in Hochrufe aus. Nun zeigte sich, dass auch hier Fähnchen, Bänder und Reis mitgebracht worden waren. Der Platz verwandelte sich in ein Meer aus wogenden Farben. Seine Lordschaft betrachtete das Ganze mit einem zutiefst zufriedenen Gesichtsausdruck. „Mist“, zischte Lee. „Hat irgendjemand ihm die Erlaubnis gegeben, mit der Zunge nach Ayas Mandeln zu suchen?“ „Sei ein guter Verlierer, mein Sohn.“ „Hast Du ihm befohlen so ranzugehen?“ „Nein. Wie kommst Du darauf? Der Hauptmann weiß eben, was angemessen ist, und was nicht.“ „Es ist angemessen, meiner kleinen Schwester fast die Rippen zu brechen?“ „Durchaus.“ Weiter vorn beendete man einen mehr als angemessenen Hochzeitskuss. Nachdem die Umarmung sich gelöste hatte, stand Aya an ihren frischgebackenen Ehemann geschmiegt da und winkte in die Menge. Dieses Meer glücklicher Gesichter, ließ sie selbst strahlen. Aus einem Impuls heraus, wandte sie sich Takeru zu, legte die rechte Hand an seine Wange, und zog sanft sein Gesicht zu sich. Dieser zweite, außerplanmäßige Kuss wurde natürlich entsprechend laut quittiert. „Sag mal, Lu, spinn ich, oder jubeln die lauter als bei uns?“, rief Lee über den Lärm hinweg. „Ja. Tun sie.“ „Es reicht wohl nicht, dass es bei dieser Hochzeit ein ganzes Tee-Service mit Bildern des Brautpaars gibt, statt wie bei uns nur ein paar schnöde Reis-Schalen. Nein, man muss sich vor Begeisterung auch noch die Lunge aus dem Leib brüllen.“ „Sieh´s doch einfach so: Bei Deiner Vermählung war die Hälfte der Gäste - vorwiegend die Weibliche würde ich meinen - damit beschäftigt, still und leise vor sich hin zu weinen“, riet Lu Ten. „Die Sichtweise gefällt mir!“ Mylady blinzelte ihren verräterischen Tränenschleier fort und sah über die Köpfe ihrer Kinder und Anverwandten hinweg zu Yuna. Wehmütig, verloren, fast traurig betrachtete Takerus Mutter die Szene. Plötzlich wusste Jin, warum ihre treue Yuna heute den ganzen Tag schon so still gewesen war. Sie dachte an den Mann, der all dies nicht miterleben konnte. An einen Mann, der niemals seinen Sohn hatte aufwachsen sehen. Sie dachte an den Mann, den sie mehr als alles andere auf der Welt geliebt hatte und den sie doch nur so kurz hatte haben dürfen. Jins Herz zog sich zusammen. Sie löste verstohlen ihre Finger aus Zukos Griff und huschte hinter ihrer Familie vorbei zu Yuna, stellte sich neben sie und nahm deren Hand in ihre. Mehr brauchte es nicht. Und obwohl Yunas Tränen nun endlich überflossen, lächelte sie zum ersten Mal an diesem Tag wirklich glücklich. Manchmal sind Mütter eben wunderliche Wesen, die nur eine Mutter auch verstehen kann. Nachdem der letzte Gratulant das frischgebackene Ehepaar passiert hatte, konnten Aya und Takeru sich ihrem Fest, das bereits seit Stunden im Gange war, endlich anschließen. Wie viel sie von dem Spektakel allerdings mitbekamen, sei dahingestellt. Während Takeru eher mit einer wachsenden ... Ungeduld zu kämpfen hatte, saß Aya gewissermaßen auf glühenden Kohlen der Ungewissheit. Man hatte ihr zwar versichert, es gäbe keinerlei Grund zur Angst, aber die Informationsfetzen, die sie zum Thema Ehevollzug erhalten hatte waren wirr und teilweise widersprüchlich. Jedenfalls spielte die Zeit total verrückt. Mal schienen sich die Körnchen der Sanduhr überhaupt nicht zu bewegen und mal flutschte ein ganzes Stundenglas davon in einem Rutsch durch. Irgendwann - die Männer der Leibwache hatten eben einen Schaukampf aufgeführt, der nur zu ganz besonderen Anlässen gezeigt wurde - tippte Jin ihrer Tochter auf die Schulter. Aya wurde heiß, kalt und wieder heiß. Schulter-Tippen bedeutete für die Braut, dass der Moment der Wahrheit unaufhaltsam näher rückte. Plötzlich wünschte sie sich inständig, der Hauptmann hätte sich ab und an weniger vorbildlich benommen, dann hätte sie die `Sache´ vielleicht schon einmal hinter sich gebracht. „Schatz, wir müssen gehn“, flüsterte Lady Jin. „Ja. Gut. Ich dachte nur ... die Tänzer vielleicht noch?“ „Nach den Tänzern kommen Feuerspucker, noch mal Tänzer und dann vermutlich Elefanten. Wenn Du die alle auch noch sehen möchtest, sitzt Du morgen früh noch hier.“ Aya schluckte, nickte und erhob sich so unauffällig wie möglich von ihrem Platz. Takeru versuchte das Geschehen zu ignorieren, so gut es ging. Jetzt sofort hinter ihr her zu rennen würde kein gutes Licht auf seine Selbstbeherrschung werfen. Aber - Himmel noch mal - war es zu warm hier drin? Zur Erklärung der anstehenden Nacht sollte die neue Wohnsituation der Nezus kurz näher beleuchtet werden. Da der Hauptmann die Wohnung des Kommandanten samt Einrichtung erworben hatte (die im übrigen sehr geschmackvoll war, da es sich um repräsentative Räumlichkeiten handelte), würde sein Weib heute Nacht mit einer kleinen Überraschung konfrontiert werden. Denn das Schlafgemach des Kommandanten wies eine durchaus nennenswerte Besonderheit auf. Vor fünf Generationen hatte der Amtsinhaber, nach einigen perfiden Anschlägen auf sein Leben, eine gewisse Paranoia entwickelt, die ihn dazu veranlasst hatte des Nächtens rund um sein Bett vier Dutzend Kerzen brennen zu lassen UND den Betthimmel durch einen riesigen Spiegel zu ersetzen. Seine Nachfolger waren - einer nach dem anderen - wenn auch weniger paranoid, so doch von den amourösen Möglichkeiten der gläsernen Vorrichtung überzeugt worden. Nicht zuletzt aufgrund der Meinung ihrer Ehefrauen Schrägstrich Geliebten Schrägstrich Fehlgriffe. Aya fiel der Spiegel nicht auf. Weder der Spiegel, noch sonst irgendein Bestandteil des Mobiliars. Nachdem sie umgekleidet und für die Nacht zurechtgemacht worden war, beschloss sie, die Dachterrasse näher zu erkunden. Vielleicht würde die Abendluft ihre erhitzen Wangen ein wenig abkühlen. So fand Hauptmann Nezu schliesslich seine Braut vor. In ein zartes Nachthemd nebst Morgenmantel gehüllt stand sie an der Brüstung und sah den Mond an. Er stand im Rahmen der breiten Tür und betrachtete wie sie den Mond betrachtete. Wie oft hatte er dies schon getan? Wie oft sich gefragt, was ihr durch den Kopf ging, wenn sie, vollkommen in sich selbst versunken, in die Nacht starrte. Wie viel er damals darum gegeben hätte, sie für immer so ansehen zu dürfen. „Woran denkst Du?“ Obwohl die Frage leise gestellt worden war, zuckte Aya zusammen. „Ich wollte Dich nicht erschrecken.“ „Ich weiß.“ Sie lächelte ihn an. Nicht ganz so sorglos, wie ihm schien. „Du hast den Mond oft stundenlang angesehen.“ Mit diesen Worten trat er näher, vorsichtig darauf bedacht, sie nicht zu bedrängen. „Ich habe mich immer gefragt warum. Obwohl ich es vom Standpunkt eines Leibwächters natürlich nie gutheißen konnte, wenn Du Dich schutzlos auf den Balkon begeben hast“, murmelte er leichthin. „Ich war nie schutzlos!“ Aya nahm eine seiner sehnigen Hände und drückte einen kleinen Kuss darauf. Wie selten sie ihn doch ohne Handschuhe gesehen hatte ... Ihre Finger strichen gedankenverloren über die raue Handfläche. „Mama hat mir einmal erzählt, man könne dem Mond alles anvertrauen. Er nimmt alles was einen plagt in sich auf, bis er voll und rund ist. Und dann schmelzen diese Sorgen einfach weg. Und bei Neumond sind sie fort.“ „Funktioniert es?“ „Nein.“ Ihr Lächeln war seltsam. „Aber er tröstet einen trotzdem.“ „Hattest Du denn so viele Sorgen?“ „Nur eine. Ich wollte immer, dass ... er mir ... dass er meine Liebe fortnimmt.“ „Aya ...“ Er legte seine Hand an ihre Wange. „Jetzt bin ich so froh, dass er es nie getan hat!“ Er sah ihr in die Augen, trat noch einen Schritt näher und im nächsten Moment hatten sie die Arme umeinander geschlungen und küssten sich, schwelgten in der Nähe des anderen. Viel zu schnell beendete Takeru den Kuss. Sacht drückte er ihren Kopf an seine Schulter. „Und was für Sorgen plagen Dich heute?“, fragte er leise gegen ihre Schläfe. „Nichts!“ Aya lachte wackelig und blickte zu ihm auf. „Nur ein bisschen alberne, altmodische Nervosität. Aber ich schätze, der Mond kann da nicht helfen.“ Ihre Finger fuhren zärtlich die Linie seines Unterkiefers nach. „Wenn ... Du lieber noch warten möchtest ...“ WARTEN? Worauf? Dass sie NOCH nervöser wurde? „Du sollst wissen, dass Du alle Zeit der Welt hast“, schloss er ruhig. Vor die Wahl gestellt war sich Aya ihrer Sache plötzlich sicher. „Die hatte ich doch schon“, flüsterte sie. „Und wenn Du wirklich vorhast, mich noch länger warten zu lassen, muss ich Dich wohl wegen seelischer Grausamkeit vor die obersten Richter zerren.“ Sie legte ihre Rechte auf seine Brust und strich sacht über die überlappenden Kragenkanten seines schweren Kimonos, die Fingerspitzen prickelnd vor Neugierde. Seine Brust würde sich anders anfühlen, das wusste sie durch diese eine atemberaubende Gelegenheit, bei der sie einen, wenn auch nur schmerzhaft kurzen, Blick darauf erhascht hatte. Anders als bei Feuerbändigern, deren Brustbehaarung früher oder später dem Training zum Opfer fiel, war der Torso des Hauptmanns mit einem Vlies dunkelgoldener Härchen bewachsen. Für Aya eine unwiderstehliche Verlockung. Wie alles an diesem Mann. „Wenn Du eine einigermaßen akzeptable Reihenfolge einhalten willst“, hauchte sie an seine immer noch bedauerlich zurückhaltenden Lippen. „würde ich jetzt mit dem Küssen beginnen. Da ich mich ansonsten gezwungen sehe...“ Ihre Hand hatte endlich den Weg unter die Seide gefunden. „Dir diesen Morgenmantel vom Leib zu reißen.“ Die zitternde, federleichte Berührung sendete elektrische Ladungen in beide Richtungen. Der winzige Funke reichte aus, um Takerus Beherrschung zunichte zu machen. Für einen winzigen, atemlosen Moment starrten sie sich wieder in die Augen, bevor Aya wortwörtlich der Boden unter den Füssen weggerissen wurde. Mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung raffte Takeru sie in die Arme. Ihren geöffneten Lippen wurde gerade noch gestattet, ein halb erschrockenes Keuchen in die laue Abendluft zu entlassen, als deren Selbstbestimmtheit auch schon ein diktatorisches Ende bereitet wurde. Himmel! Den ein oder anderen leidenschaftlichen Kuss hatte sie ihm ja schon abgetrotzt. Aber dies? SO hatte er sie noch nie geküsst. Drängend. Verlangend. Fordernd. Er deklarierte sie als seinen Besitz. Mit einem einzigen, glühenden Kuss. Dabei presste er sie an sich, als würde er ihren Körper zwingen wollen, mit dem seinen zu verschmelzen. Sie klammerte sich an ihn, den linken Arm um seinen Nacken geschlungen. Ihre rechte Hand hatte sich - in Ayas Eifer, ihm noch näher zu kommen - vollends unter den Halsausschnitt seines Gewandes verirrt, und fuhr nun höher, wobei ihr Arm den überschüssigen Stoff einfach beiseite schob. Stöhnend grub sie die Finger in die Muskulatur über seinem Schulterblatt. So fest. So glatt. Es war fast zu viel. Sein Geruch. Sein Geschmack. Seine Nähe. Jeder ihrer Sinne war bis zum Bersten angefüllt. Von ihm! Nur von ihm. Winzige Sterne tanzten vor Ayas geschlossenen Augen. Dann war ihr Mund plötzlich wieder frei. Japsend rang sie nach Atem. „Takeru.“ Hatte sie seine Augen jemals für kalt gehalten? Das Eis darin war verdampft. An seine Stelle war kochendes, brodelndes Quecksilber getreten. Statt zu antworten, hob er sie vollends auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Zärtliche, neugierige Lippen an seinem Hals bewirkten, dass er sich damit verteufelt beeilte. Als er sein Ziel erreicht hatte, zwang Takeru sich zur Ruhe. Sie mochte ja leidenschaftlich reagieren, überaus leidenschaftlich, aber trotz ihres Eifers war sie komplett unerfahren. UND eine hochwohlgeborene Prinzessin. Trotz seiner verdammten, aus dem Ruder laufenden Lust! Trotz seiner Gier, sie einfach auf dieses Bett zu legen und zu nehmen, was sein war. „Takeru?“ Die kirschroten Lippen waren zum Bersten prall, angeschwollen von seinen Küssen. Ihre Wangen glühend. Und ihre Augen ... Es waren immer ihre Augen gewesen. Immer! Sein Herz, seine Seele; mit ihren leuchtenden Augen hatte sie ihm all das genommen. Ja, sie war schön. Über die Maßen schön. Unzählige Männer hatten dies schon in glühenden Reden beschworen, Scharen an Dichtern schon bekundet. Doch für Takeru Nezu war sie weit mehr als das. Für ihn war schön, was sie war! Wäre sie klein und mollig gewesen, oder groß und dürr. Sei´s drum! Mochten die Menschen allgemein gültige, ausgewogene Proportionen und Symmetrie zu Rate ziehen, um etwas oder jemanden für schön zu erachten; für ihn definierte allein SIE, was Schönheit war. Mit ihren Augen, in denen ihre Seele lag. Sacht legte er die Hände um ihr Gesicht. Die zarte Geste stand im völligen Widerspruch zu seinem vorherigen Ungestüm. „Was ist?“, wisperte sie. „Aya!“ Die heißere Stimme durchrieselte Aya vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Dann neigte er wieder den Kopf, um sie zu küssen. Er begann zärtlich, fast neckend. Doch die schwelende Glut war schnell wieder entfacht. Die Begierde war zu lange unterdrückt worden. Zu lange verleugnet. Während Takeru die willigen Lippen seines Weibes verschlang, drängte er sie langsam aber sicher auf die Matratze des riesigen Bettes zurück. Als er sich aufrichtete, sah Aya ihn an. Durch die Leidenschaft ihrer Umarmungen hatte sich ihrer beider Kleidung gelockert. Sein Kimono war verrutscht. Auf ziemlich ... bewundernswerte Art und Weise verrutscht. Sie schluckte trocken. Zögernd streckte sie die Hand aus. Gleich würde sie wissen, ob die goldbraunen Löckchen sich so weich anfühlten, wie sie aussahen. Sie waren fein, drahtig und kribbelten unter ihren Fingerspitzen. Sie wurde kühner, fuhr mit gespreizten Händen hindurch und konnte das Kitzeln nun an der empfindlichen Haut zwischen ihren Fingern spüren. Von dort aus übermittelte es seine Signale an sämtliche Nervenbahnen ihres Körpers. Takerus Atem wurde eine Spur schneller. Gut! Das war nur gerecht. Langsam wanderte Ayas Blick über seinen fast vollständig entkleideten Oberkörper. Agni! Was für ein Wunderwerk der Schöpfer er doch war. Die mühsam gezügelte Kraft umgab ihn wie eine zweite Haut. Seine Haut! Ihre Hand glitt zu seiner Schulter. So viel samtige, feste Haut. Ihre Finger verfingen sich an einer gezackten Geschwulst auf seinem Oberarm. „Nicht!“, bat er leise. Aya, indes, war viel zu sehr mit ihren neuen, aufregenden Entdeckungen beschäftigt. Die Narbe auf seinem Arm lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf seine Brust, wo ein tiefer Schwertstreich ebenfalls Spuren hinterlassen hatte. Sie starrte auf den hellen Streifen. Nur mit knapper Not hatte er damals überlebt. Als sie die Narbe mit dem Zeigefinger verfolgte, konnte den leisen, mitleidigen Laut, der über ihre Lippen kam, nicht unterdrücken. Für den Hauptmann war das allerdings zu viel. Er nahm ihre Hand und zog sie fort. „Das Licht ...“ „Mhm“, machte Aya verträumt. Sie gab der Verlockung nach, hob den Kopf und drückte ihre Lippen auf das alte Wundmal. Takeru ächzte unterdrückt. „Was ist mit dem Licht?“, wisperte sie und sah ihn an. Auf wundersame Weise konnte er in ihren Augen keine Spur von Ablehnung erkennen. „Nichts!“ Als ihre Hände die zärtliche Wanderschaft wieder aufnahmen, konnten sich alle Kerzen dieser Welt seinetwegen zum Teufel scheren! Ayas Welt quoll von dieser neuen, unbekannten Euphorie fast über. Selbst für simple Worte schien kein Platz mehr zu sein und so entließ sie sie nach draußen. „Du bist so schön!“, stieß sie kopflos aus. WAS? „Was?“, keuchte er ungläubig. „Unglaublich schön!“ Der Gedanke war absurd, aber ihr Blick ... Hätte er diesen Blick in den vergangenen sieben Jahren auch nur ein einziges Mal bemerkt, hätte Hauptmann Nezu Disziplin, Pflichtgefühl und Loyalität samt Blitzkarriere und Ehre in die Tonne gepfeffert, die Prinzessin in eine abgeschiedene, vorzugsweise dunkle Ecke des Palastes geschleppt um sich genauestens zu vergewissern, was hinter diesem Blick steckte. Da er sich jetzt nicht mehr zurückhalten musste, bekam Aya die entsprechende Reaktion. Binnen einer Sekunde entledigte ihr Gatte sich seines lästigen Morgenrocks, umfasste ihren Kopf und küsste sie jäh und ungezügelt. Langsam sank er auf sie. Mit geschlossenen Augen, die Arme blindlings um ihn geschlungen, bog Aya sich seiner Schwere entgegen. Sie spürte eine kurze Bewegung in ihren Haaren, dann ergoss sich die glänzende Flut auf die Kissen. Irgendwann, nach einer schwindelerregenden Ewigkeit, gab sein Mund ihre nach Luft ringenden Lippen frei, glitt in Richtung Ohr und von dort weiter zur hochempfindlichen Haut ihres Halses. Ein neckender, unendlich sanfter Biss ließ Aya keuchend die Augen aufreißen. Zunächst pendelte nur ein verschwommenes Bild vor ihren Augen, doch dann verfingen sie sich in einer Reflexion. Ihre Lider zuckten. Ein ... Spiegel? Sie blinzelte den wonnetrunkenen Schleier von ihrem Blick. Über dem Bett hing ein riesiger, kostbar gerahmter Spiegel und warf die in sanftes, goldenes Kerzenlicht getauchte Szene als schimmernde Verlockung zurück ins Zimmer. Takeru richtete sich ein wenig auf, Aya weiterhin an sich gepresst, um ihr den hauzarten Kimono von den Schultern zu streifen. Fasziniert hingen ihre Augen an dem Bild. Sein linker Arm war um ihren Oberkörper geschlungen, wodurch er sie leicht vom Bett hob. Ihr Kopf jedoch war in den Nacken gefallen und schmiegte sich in die Kissen. Sie konnte es sehen. Seine Kraft, ihre Schwäche. Sein Geheiß, ihre Hingabe. Er ließ von ihrem Hals ab, glitt tiefer. Zur Schulter. Tiefer. Zum Schlüsselbein. Tiefer ... Sein Rücken war ein muskulöses, bronzenes Spiegelbild seiner Kraft. Einer Kraft, die in geschmeidigen Wellen und Zuckungen unentwegt unter seiner Haut tanzte. Aya konnte nur zitternd daliegen. Es spüren. Zusehen und es spüren. Die Erwartung ließ sie unvermittelt aufstöhnen. Viel zu langsam wanderte sein Mund über ihre Haut. Und doch wollte sie nicht, dass er eine bereits eroberte Stelle wieder räumte. Es schien, als erführe sie jetzt erst, wie empfindsam sie wirklich war. Als sie die brennenden Lippen endlich auf der vollen Wölbung ihrer Brust spürte, wurde es zu viel. Sie schloss die Augen und die Empfindungen ihrer verbleibenden Sinne stürmten auf sie ein. Sein heftiger, leise rasselnder Atem, der delikate Schauer durch sie hindurch jagte. Seine rauen, warmen Hände, die ihre Haut zum Leben erweckten. Und sein Mund. Sein plötzlich so zielgerichteter, plündernder Mund. Ihr ganzer Körper pulsierte vor Erwartung, wurde weich und tief. Und doch ... als sein Mund schließlich das tat, worauf sie wartete, wonach sie sich sehnte, war es ein Schock. Wie hätte sie es auch wissen sollen? Die erste Berührung an ihrer Brustspitze war flüchtig, unendlich sanft. Die trockene, ein wenig spröde Haut seiner Lippen streifte über sie hinweg. Eine kaum wahrnehmbare Reizung, doch legte sie Myriaden von Nerven blank, um sie erbarmungslos der Hitze auszuliefern. Dann wieder badete sein Atem sie in weicher, schmeichelnder Wärme, überzog sie mit lüsternem Entzücken. Aya entfuhr ein kehliges Ächzen. Sie blinzelte. Ein kurz aufblitzendes Bild brannte sich in ihr Gedächtnis. Takeru, ihr Takeru, wie er sich über sie beugte, sie mit Mund und Händen umwarb und eroberte. Dann spürte sie heißkalte, reibende Nässe seiner Zunge und das Bild war vergessen. „Agni!“ Hilflos grub Aya ihre Finger in die Laken. Ihre Brustspitze, diese mit glühender Andacht umworbene Knospe, zog sich zusammen, bis sie vor Wonne schmerzte und klopfte. Doch ihm schien es nicht zu genügen. Er schloss die Lippen um die rosige Perle und saugte. Das beharrliche Pochen ergoss sich jäh in Ayas Bauch. Ihr jammernder Aufschrei klang überrascht, fast ein wenig unschlüssig. Sie wölbte sich seinem Mund entgegen, umfasste mit beiden Händen seinen Kopf und krallte die Finger in sein Haar. Takeru sog stärker. Mit der freien Hand umfasste er die vernachlässigte Brust, umkreiste und koste die Spitze mit rauen Fingerkuppen, bis sie ebenso hart war, wie die köstliche Knospe, an der sich sein Mund gütlich tat. Aya wimmerte seinen Namen. Sie hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ihr Körper war ein einziger, fiebriger, zum zerreißen angespannter Nerv. Es brannte. Innen wie außen. Das Pochen, die Unruhe, der Druck, alles sickerte immer tiefer in sie hinein, bis sie meinte, es nicht mehr aushalten zu können. Nichts schien Erleichterung zu versprechen. Was auch immer er tat, es verstärkte nur ihren inneren Tumult. In ihrer Hilflosigkeit wand sie sich unter ihm, bockte gegen sein Gewicht. Als ihr Schambein gegen seine Hüften stieß, keuchte sie auf. Ein Blitz fuhr durch ihren Leib und vertrieb für den Bruchteil einer Sekunde das schmerzhafte Ziehen. Das war es also. Dort brauchte sie ihn. In fieberhafter Ungeduld drängte sie ihr Becken gegen das seine, umschlang von ihm, was sie zu fassen bekam. Zwischen hechelnden Atemzügen verschaffte sie ihrer Forderung Gehör. „Takeru! Ich will ...!“ Er hob den Kopf, umfasste ihren Nacken, als wolle er sie küssen. Stattdessen bohrte er seinen Blick in ihren. Bezwingendes Silber starrte in brennendes Gold. „Was, Prinzessin?“ Durch die Erregung klang seine Stimme dunkel und barsch. „Ich will ... nicht warten!“ „Noch nicht!“ „Bitte!“ Sie presste sich an ihn, suchte etwas. „Bitte, Takeru!“ „Wir haben Zeit, Liebling“, raunte er dicht hinter ihrem Ohr. Das unkontrollierbare Zucken, das Aya daraufhin durchlief, machte mehr als deutlich, dass sie eben DIES nicht hatte. Und er wusste es! Wusste es und quälte sie trotzallem weiter. Seine Hand an ihrer Hüfte, gab sich den Anschein, sie beschwichtigend zu liebkosen. In Wahrheit verwandelte er sie damit in eine bezauberte, kopflose, von Gier getriebene Irre. Auf der Suche nach irgendetwas, das die Leere in ihrem Inneren vertrieb, bog sie ihm ihren Körper entgegen, rieb ihre Weichheit gegen seine Härte. Die Lust, die Takeru schon seit Stunden marterte, setzte sich in seinem beharrlich pochenden Glied noch weiter fest. Schon den ganzen Abend über war er fast schmerzhaft hart gewesen. „Takeru, bitte!“ Zum Teufel mit seiner Angst, die Sache zu überstürzen. Zum Teufel. Er küsste sie wild, schwelgte in den leisen, flehenden Lauten. Es wurde Zeit, seine Braut zu seiner Frau zu machen. Mit beiden Händen packte er ihr ziellos drängendes Becken, presste es gegen das seine, um sie spüren zu lassen, was sie heraufbeschworen hatte. Doch statt erschrocken zurückzuzucken, warf seine Fee den Kopf in den Nacken und keuchte verzückt. Seine Rechte rutschte von ihrer Hüfte, strich aufreizend die samtweiche Haut ihres Beins entlang und liebkoste die zarte Kniekehle, bis Aya stöhnte und unverständlichen, zärtlichen Unsinn wisperte. Die Hand schlüpfte zwischen alabasterfarbene Schenkel, statt weiterhin ein Ziel zu verfolgen, das er gar nicht hatte. Er glitt höher. All die seidenweiche, samtige Haut hinauf. „Du musst Dich öffnen!“ Die leise Forderung war so bestimmt, so betörend, dass Aya die vor Lust angespannten Muskeln ihrer Beine lockerte. Prompt verstärkte sich das hilflose, ziehende Gefühl in ihrem Unterleib. Das Pochen wurde wieder stärker. Und seine Hand ... Um Himmels Willen! Machte das die Sache schlimmer, oder besser? Aya wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie kurz davor war, ihre Unruhe hinaus zu schreien. Er musste etwas tun! Er ... Er tat etwas. Etwas, das sie laut japsen ließ. Seine Handfläche hatte sich auf ihren Venushügel gelegt. Der leichte Druck verstärkte ihre Erregung und versprach doch auf wundersame Weise Linderung. Plötzlich spürte sie raue Fingerspitzen an einer anderen, tieferen Stelle. Wie von selbst zuckte ihr Körper ihm entgegen. Angespannt, zitternd, so wundervoll sündhaft, dass sie ihr Gesicht an seinen Hals presste, um ihr Wimmern zu unterdrücken. Nun wusste der Hauptmann, dass sein Weib bereit war. Langsam drängte er einen Schenkel zwischen ihre langen, schlanken Beine; dann den zweiten; hob ein Knie, um sie zu öffnen. Ayas Hände strichen rastlos über seine Flanken und seinen Rücken. Er spürte ihre Unsicherheit, ihre Unruhe. Aber auch ihr Sehnen. Die eigene Begierde war nun nicht mehr zu zügeln. Er stemmte sich auf die Arme, und hob seine Hüften an ihre. „Es ... wird wehtun“, knirschte er. „Egal!“, wisperte Aya atemlos. „Ich... will es. Dich.“ Und sie bekam ihn. Mit einem schnellen, harten, tiefen Ruck. Der Schock über die Wucht seines plötzlichen Eindringens entrang ihr einen leisen Schrei. „OH!“ Takeru biss die Zähne zusammen. Er hasste sich zwar für die kommende Frage, aber sie nicht zu stellen, wäre noch unvorstellbarer. „Soll ... ich aufhören?“ „Nein.“ Sie klang unschlüssig. „Es ist nur ...“ Sie keuchte leise, als sich unbekannte Muskeln in ihrem Inneren bemerkbar machten. „Ziemlich ... viel! Aber ...“ Als sie versuchte, ihr Becken in eine bequemere Lage zu bringen, stöhnte sie auf. „Agni!“ Kleine, lustvolle Beben, deren Epizentrum in ihrem Schoss zu liegen schien, durchliefen Ayas gesamten Körper. Genau hier brauchte sie ihn! Die Leere war endlich ausgefüllt. Mehr als ausgefüllt. „Takeru!“ „Zu viel?“, ächzte er mühsam. „Nein!“ Worte hatte der Hauptmann noch nie für seine Domäne gehalten, also hielt er es mit der Körpersprache. Vorsichtig drang er tiefer in die enge Hitze. „Takeru!“ Wie wild umklammerte sie ihn. Das süße, warme Pulsieren, das ihn tiefer und tiefer lockte, sagte ihm, dass sie bereit war. Langsam zog er sich zurück. Diese Reibung! Aya grub die Finger in die Muskulatur seines Rückens. Er konnte doch nicht ... Gerade als sie fürchtete, er würde ihren Schoss wieder verlassen, stieß er erneut in sie. „Ah!“ Ungeschickt drängten sich ihre Hüften gegen seine. Er packte sie, drückte sie, dirigierte sie. Der Rhythmus seiner Bewegungen steigerte sich langsam, im Gegensatz zur fieberhaften Erregung seiner Frau, die schnell ungeahnte Höhen erreichte. „Oh Gott, Takeru!“ Ihre offenkundige Lust brachte ihn um den Verstand. Nur noch auf einen Arm gestemmt, ließ er sich auf sie sinken, vergrub das Gesicht im seidigen Haar neben ihrem Hals und trieb sich in sie. Wieder und wieder. Sein unerwartetes Ungestüm ließ Aya überrascht die Augen öffnen. Prompt wurde ihr Blick an die Zimmerdecke gefesselt. Agni! Sie sollte nicht hinsehen! Aber es war zu überwältigend. Zu verrucht, wie sein Körper sich rhythmisch und immer schneller bewegte, wie sein breiter, herrlicher Rücken sich wölbte und entspannte, wie der leichte Schweißfilm seine wundervolle Haut zum glänzen brachte. Die feste Wölbung seiner Hinterbacken, die sich verhärtete, wenn die kraftvollen Hüften zustießen ... Sie sollte nicht hinsehen, aber er war schlichtweg zu schön, es nicht zu tun. Die eigenen Hände zu sehen, wie sie sich in die zuckenden, pumpenden Muskeln verkrallt hatten ... auch das war erregend. Unendlich erregend. Es war, als betrachte sie ein fremdes, willenloses, ausschweifendes Wesen, dass sich von einer wilden Sagengestalt lieben liess. Sie sah einen geöffneten, lustverzerrten Mund und begriff, dass die erstickten, kehligen Laute aus ihrer eigenen Kehle kamen. Sein Hämmern, hart, tief in ihr, an immer der gleichen, pulsierenden Stelle, machte sie wahnsinnig. Ihre Augenlider schlossen sich flatternd. Den Kopf weit in den Nacken geworfen drängte sie sich ihm entgegen. Ihm. Seiner Kraft. Seiner Macht. Seinem Sieg. Und obwohl die Begierde das einzige war, was ihr blieb, und ihr Instinkt das einzige, was sie vorantrieb, waren Seele und Herz zum bersten angefüllt von etwas Anderem. „Ich liebe Dich!“ Sie umfasste blindlings seinen Kopf und stammelte ihr atemloses Credo in sein Haar. „Ich liebe Dich!“ Mit einem Mal verharrte er regungslos über ihr. „Sieh mich an, Prinzessin!“, forderte er rau. „Lass mich Deine Lust sehen!“ Vollkommen außer sich, tat sie, was er verlangte. Sie starrten sich an. Gold in Silber. Er mochte die Worte nicht finden, aber sie tat es. In seinen Augen. Ihren Blick immer noch gefangen haltend, nahm er seine Stöße wieder auf. So tief, so kraftvoll, dass Aya jeden Zusammenprall an ihrem Schambein spürte. Sie wimmerte, stöhnte, stieß kleine, unverständliche Schreie aus, zerschrammte mit ihren Fingernägeln rücksichtslos seinen Rücken. Als die Leidenschaft wieder zu groß wurde, schloss Aya schließlich doch die Augen und überließ sich den endlosen Wellen lüsterner Schauer. Ihr Innerstes ballte sich zu einem gleissenden, glühenden, schmerzhaft festen Knoten zusammen, bis es schliesslich in abertausende, glitzernder Sterne zerbarst, die in einer nicht enden wollenden Explosion auseinander stoben. Ihr Schicksal besiegelte das seine. Die Kontraktionen ihres Höhepunktes schleuderten Takeru unvermittelt in den eigenen. „Aya!“ Drei letzte, mächtige Stöße und Hauptmann Nezu ergoss sich, von Spasmen geschüttelt, in sein Eheweib. Aya lag still. Hörte seinen keuchenden, hetzenden Atem neben sich, spürte Feuchtigkeit auf ihrem Gesicht. Dunkel erinnerte sie sich, seinen Namen geschluchzt zu haben. Im Spiegel über sich sah sie ein eng umschlungenes Paar. Der Rücken des Mannes hob und senkte sich unter heftigem Atemzügen. Eine zärtliche Hand liebkoste ihn selbstvergessen, während die Finger der anderen sich in seinem kurzen, goldbraunen Schopf verfangen hatten. Bohrende Zärtlichkeit ließ Ayas Augen erneut feucht werden. Sie hatte nicht gewusst, dass es so sein würde. Dass nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war. Dass es die Welt neu formte. Die Vorstellung, wie er dies mit anderen Frauen ... Sie versuchte den Gedanken abzuschütteln und bewegte sich unruhig. Sofort nahm Takeru sein Gewicht von ihr. „Verzeih!“, murmelte er, legte eine Hand an ihre Wange und küsste sie sanft. „Ich bin zu schwer.“ Aya wandte den Kopf ab. Sie kam sich so töricht vor, wusste nicht, was sie erwidern sollte. Wie auch? Wie sollte sie ihren unangebrachten, dummen Anfall von Eifersucht auch erklären? Nach allem, was sie eben geteilt hatten? „Aya?“ Sie schüttelte nur stumm den Kopf. „Habe ich Dir weh getan?“ Die dunkle Stimme klang besorgt. „Nein!“ Das letzte, was sie wollte, war seine Zweifel zu wecken. „Was ist es dann?“ „Wahrscheinlich nur die Erschöpfung“, wisperte sie ausweichend. Erschöpfung? Hauptmann Nezu kannte so ziemlich alle Arten der Erschöpfung. Er hatte jede Einzelne davon durchlebt. Vorwärts, rückwärts, gleichzeitig. Und keine davon sorgte dafür, dass man sich urplötzlich von einem Schmusekätzchen in ein nach Ausflüchten suchendes Schalentier verwandelte. „Tatsächlich?“, fragte er, merklich unterkühlt. Er wälzte sich aus dem Bett und streifte seinen Morgenmantel über. „Wo gehst Du hin?“ Kaum hatte sie die erschrockene Frage gestellt, biss Aya sich schuldbewusst auf die Lippen. Na bitte! Durch ihre hirnlose Eifersüchtelei hatte sie ihn vor den Kopf gestoßen. Hastig raffte sie ein Laken vor ihre Brust und setzte sich auf. „Takeru?“ „Nirgends. Ich gehe nirgendwo hin, Prinzessin. Ich habe nur das Gefühl, dass Du mich plötzlich nicht mehr im Bett haben willst.“ „Was?“ „Schon gut“, murmelte er, wieder deutlich zugänglicher. „An diese Art der Intimität muss man sich wohl erst gewöhnen.“ Hatte er selbst solche, dem Beischlaf folgende Intimitäten bislang nicht auch gemieden wie die Pest? „Ich bin auf der Terrasse, falls Du etwas brauchst.“ Aya schloss resigniert die Augen. Na, das war ja wirklich eine Meisterleistung gewesen! Nach dem unglaublichsten, berauschendsten Erlebnis ihres Lebens hatte sie ihre Hochzeitsnacht tatsächlich damit gekrönt, ihren Ehemann zu verprellen. Sie krabbelte aus dem Bett, wickelte sich fest in ihren Kimono und schlüpfte in bereitstehende Pantöffelchen. Es wunderte sie kein bisschen, dass sie ihren Gatten so vorfand, wie er - eine gute Stunde zuvor - sie. Nur dass er, statt den Mond anzusehen, in die Dunkelheit starrte. „Takeru?“ Er drehte sich um. Seine Miene war fragend. Weder verärgert, noch verletzt. Doch Aya wusste es besser. Sie blickte auf ihre Hände hinab. „Du hast gesagt, falls ich etwas brauche, wärst Du hier.“ „Ja.“ „Gut. Denn ich brauche etwas.“ „Ja?“ „Dich!“ „Aya.“ Er seufzte. „Nur weil ich eben barsch war, heißt das nicht, Du hättest irgendetwas wiedergutzumachen. Eigentlich sollte ich derjenige sein, der sich entschuldigt. Du hast jedes Recht der Welt, Dich erst an die neue Situation zu gewöhnen.“ „Aber das muss ich nicht. Mir gefällt die neue Situation! Ich liebe sie!“ Skeptisch hob er die linke Braue. „Der Grund für meinen Rückzug war ein anderer.“ „Nämlich?“ „Dass ich furchtbar dumm bin!“, gestand sie leise. Takeru schüttelte den Kopf. „Ungewohnte Intimität zu scheuen ist nicht dumm, sondern natürlich.“ „Aber ich scheue sie ja gar nicht! Ich ...“ „Ja?“ „Ich ... Plötzlich musste ich an ... an Deine anderen Frauen denken.“ Ihre Stimme klang gepresst. „Meine... Frauen?“ Er wirkte perplex. „Ja. Ich meine ...“ Sie wusste nicht weiter und blickte hilflos auf ihre Hände hinab. „Ich denke, ich weiß, was Du meinst“, grollte er. „Erstens: die Zahl MEINER Frauen belief sich auf vier, was in diesem Land weit unter Durchschnitt sein dürfte. Zweitens: hatte ich mit keiner von ihnen etwas, das auch nur annähernd an uns heranreicht.“ „Wirklich?“, flüsterte sie. „Aber jeder sagt immer, wie wundervoll die körperliche Liebe ist. Und seit heute weiß ich, wie wundervoll sie tatsächlich ist.“ „Dann sind wir ja schon zu zweit. Ich weiß auch seit heute, WIE wundervoll sie ist.“ „Das meine ich nicht.“ „Aber ich. Aya, was wir gerade hatten mit bloßem Sex gleichzusetzen ist, als würde man einen Diamanten mit einem Kieselstein vergleichen.“ „Kieselsteine sind auch schön“, sagte Aya matt. „Ja. Aber bei weitem nicht so kostbar und selten wie ein Diamant.“ „Dann ist das, was wir eben hatten selten?“ Ihr Versuch zu scherzen fiel zugegebenermaßen ein bisschen kläglich aus. „Nicht zwischen uns, Prinzessin.“ Federleicht strichen seine Finger über ihre Wange. Sie trat noch einen Schritt näher, bis ihre Leiber sich berührten und stellte sich auf die Zehenspitzen. „Ich bin aber keine Prinzessin mehr“, hauchte sie, nur Millimeter von seinen Lippen entfernt. „Für mich wirst Du nie etwas anderes sein.“ Er zog sie eng an sich und küsste sie. Ausgiebig. Sehr ausgiebig. So ausgiebig, dass Aya die Arme um ihn schlingen musste, um Halt zu finden. „Vielleicht finden wir ja noch einen Diamanten, mein Hauptmann“, keuchte sie, als er sie auf die Arme hob. „Vielleicht?“ Wieder lüftete sich eine seiner strengen Brauen. „Du setzt wahrlich wenig Vertrauen in mich.“ „Oh nein. Ich setze alles Vertrauen dieser Welt in Dich“ Ihr Tonfall klang neckend. Doch sie beide wussten, dass jede Silbe ernst gemeint war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)