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Septembermond

SethxOC
von

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Rotkäppchen

Rotkäppchen
 

»Und bring gleich ein Brot un etwas Butter mit, ja Schätzen?«

»Klar, Mom!«

Ich verdrehte die Augen und wischte mir meinen blonden Pony aus den Augen, sodass ich sie genervt ansehen konnte.

»Guck nicht immer so«, sie schüttelte den Kopf und trocknete sich mit einem Geschirrhandtuch die nassen Hände ab. Ich hatte ihr eben noch schnell beim Abwaschen geholfen und wollte jetzt eigentlich zu meiner Freundin radeln, aber wie immer liess mich meine Mom nicht ohne weiteres aus dem Haus.

»Und vergiss bloss deinen Schlüssel nicht. Ich könnte ja etwas wichtiges zu erledigen haben und dann kommst du nachher nicht ins Haus und musst im Dunkeln draussen warten. Dein Dad kommt ja auch erst heute Nach nach Hause und ich habe ein ungutes Gefühl dich alleine im Dunkeln draussen zu lassen. Du weisst ja, was in Seattle passiert ist«, meine Mom plapperte mal wieder ohne Punkt und Komma und sah mich danach mit durchdringenden Blick an.

Ich zog meine Jeansjacke an und klimperte mit meinem Haustürschlüssel, um ihr zu zeigen, dass ich daran gedacht hatte.

»Mom, beruhige dich. Seattle ist ´ne Grossstadt und Forks...nun ja...ist eben ein abgeschiedenes Kaff.«

Sie kniff die Lippen zusammen und setzte ihre „Ich-mache-mir-doch-nur-Sorgen-Miene“ auf.

Ich verdrehte ein zweites Mal die Augen, doch dieses Mal eher aus Ungeduld. Emma wartete sicher schon auf mich.

»Ich passe schon auf mich auf und werde pünktlich um sieben nach Hause fahren. Wenn es dunkel ist, wird Mr. Crowley sicher nichts dagegen haben mich zu fahren.«

Das schien sie etwas zu beruhigen, denn sie nickte und stellte eine Tasse zurück in den Küchenschrank. Bevor sie auf die Idee kam noch weitere Bedenken zu äussern, schlüpfte ich schnell in meine abgenutzten Winterstiefel (für frühen Herbst war es schon ziemlich kalt) und stürmte aus dem Haus.
 

Natürlich klatschte mir eine Menge Regen ins Gesicht, als ich den verlassenen Feldweg entlang radelte. Normalerweise hätte ich meinen Regenmantel anziehen müssen, aber das hatte ich natürlich wieder nicht getan und sah deshalb wie ein begossener Pudel aus, als ich an der Haustür der Crowleys klingelte.

»Ich komme schon!«, rief eine sehr wohl bekannte Stimme.

Es waren schnelle Schritte, einen Klirren, ein Fluchen und ein Rummsen zu hören, dann wurde endlich die Tür aufgerissen. Völlig ausser Atem und mit zerrupften schwarzen Locken stand meine beste Freundin Emma Crowley vor mir und grinste von einem Ohr zum andern.

»Hi, Mad. Komm doch rein!« zwitscherte sie fröhlich und zog mich am Arm in den engen Hausflur.

»Was hast du jetzt schon wieder zerbrochen? «, ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie argwöhnisch an. Sie wurde etwas rot und wickelte sich verlegen einer ihrer glänzenden Locken um den Zeigefinger, dann lächelte sie scheinheilig:

»Nichts wichtiges. Bloss eine alte Vase meiner Mutter.«

Als ich tief seufzte, setzte sie etwas patzig hinzu:

»Jetzt mach ja nicht so einen Aufstand! Als ob du noch nie etwas hinunter geworfen hättest und zudem mochte meine Mom die hässliche Vase sowieso nicht.«

Sie verschränkte die Arme und sah mich dann herausfordernd an. Doch zu ihrer Enttäuschung grinste ich nur:

»Stimmt. Erst vor kurzem habe ich ein Bild meine Urgrosstante mit einem Staubwedel von der Wand gewischt.«

»Die mit der dicken Nase?«, kicherte Emma. Ich nickte und musste ebenfalls grinsen. Als wir noch klein waren haben wir sie oft mit mir verglichen und ich musste zufrieden feststellen, dass ich kaum Ähnlichkeit mit ihr hatte.
 

Doch ich ertappte mich selbst manchmal wie ich immer meine Nase abtastete, wenn ich an dem Bild vorbei ging. Mein Bruder hatte sich oft einen Spass daraus gemacht mir zu sagen, dass meine Nase irgendwie grösser aussah als am Tag zu vor. Panisch war ich dann immer zum nächsten Spiegel gerannt. Seit er aufs College ging war es einfach langweilig zu Hause geworden. Emma hatte ungefähr das gleiche Problem wie ich, auch ihr Bruder Taylor, der zusammen mit meinem Bruder in einem Jahrgang gewesen war, ging nun auf ein College weit weg.

Da bot es sich geradezu an, dass wir uns so oft wie möglich (dass hiess jeden Tag) trafen und zusammen in Magazinen blätterten, Filme guckten, »Mädchengespräche« führten, Gummischlangen und Chips futterten oder einfach nur faul herum lungerten.
 

Auch heute hatten wir keine Lust gross etwas zu unternehmen und kuschelten uns stattdessen auf Emmas Bett zusammen mit einer Riesenschüssel Popcorn und etlichen Cola-light-Dosen.

Während der Regen gegen die Fensterscheibe klatschte und der Wind Äste dagegen klopfen liess, schauten wir uns zum hundertsten Mal unsere Lieblingsfolge von » O.C. California« auf DVD an.

»Ich liebe diese Stelle«, murmelte meine beste Freundin und stopfte sich ein ganze Hand Popcorn in den Mund. Dabei krümelte etwas auf den bunten Teppich.

Meine Mutter hätte sicher ein Schreikrampf bekommen, wenn das in meinem Zimmer passiert wäre. Aber Emmas Mutter war da viel gelassener. Nicht dass sie schlampig gewesen wäre oder so, aber sie fand nun mal das ihre fast erwachsene Tochter alt genug wäre sich selbst um ihr Zimmer zu kümmern. So frei nach dem Motto: Wenn sie mit Chaos und Dreck leben kann, dann soll sie doch!

Manchmal wünschte ich meine Mom wäre auch ein bisschen cooler, aber sie war eben einfach ziemlich...altmodisch. Nicht ganz das passende Wort, aber immerhin nahe dran.

Die »fast erwachsene Tochter« schmiss mir jetzt eine Cola-Dose zu. Ich konnte sie nicht mehr rechtzeitig fangen und sie landete mit einem »plong« auf dem Teppichboden. Emma kicherte.

Ich fand das wirklich nicht lustig. Manchmal konnte sie ganz schön albern sein, aber ich sagte nichts, sondern hob die Dose schnell auf, tippte auf den Deckel und öffnete sie dann vorsichtig.

»Bravo! Nicht hochgegangen!«, sie zeigte mir einen Daumen nach oben. Ich grinste und dann nahm ich einen Schluck.
 

Mein Blick fiel aus dem Fenster durch das nur spärlich Licht ins voll gestopfte Zimmer (Emma war ein Messie, auch wenn sie es nicht zugeben wollte) strahlte und immer noch die Äste der Weise dran kratzten.

»Hast du nicht auch das Gefühl, dass der Regen und der Wind immer schlimmer werden?«

Nachdenklich folgte Emma meinen Blick und nickte dann langsam:

»Du hast Recht und der Himmel ist auch dunkler als vorhin. Hoffentlich gibt es nicht so etwas wie Gewitter...«

»Quatsch!«, ich schüttelte heftig mit dem Kopf, »das haben die im Wetterbericht gar nicht gesagt.«

»Erstens meine Liebe«, Emma machte eine wichtige Miene und hob dann den Zeigefinger, wie es unser Geschichtslehrer Mr. Carter immer tat, »kann man dem Wetterbericht nicht immer vollkommen vertrauen, weil die da immer Mist quatschen. Und zweitens seit wann guckst du den noch? Es ist doch klar, dass über Forks eine Dauerregenwolke hängt.«

»Na ja, sie kommen zusammen mit den Nachrichten«, ich zuckte bloss mit den Schultern, wohl wissend, was jetzt kommen würde.

»Bäh, die Nachrichten! Du bist echt krank!«, meinte beste Freundin schüttelte sich. Sag ich doch: Ich wusste, was sie dazu sagen würde!

»Ich bin nicht krank«, knurrte ich, »so was nennt sich Allgemeinbildung!«

»Bin bis jetzt auch ohne die durch Leben gekommen«, meinte sie leichtfertig.

»Ja und deswegen bist du auch gerade eine grosse Leuchte in der Schule«, gab ich sarkastisch zurück. Sie presste die Lippen fest zusammen, sodass sie jegliche Farbe verloren und ungesund blass aussahen (erinnerte mich an die Cullens, komm ich später nochmal drauf zurück...):

»Ich bin nicht dumm, ja? Mein Gehirn verarbeitet Informationen nun mal viel langsamer als deins, du Oberstreberin!«

Wir sahen uns einen Moment an und prusteten dann los. Solche Diskussionen hatten wir öfter und wir beendeten sie immer mit einem Lachanfall.
 

Doch mit dem Gewitter sollte sie mal wieder Recht behalten haben. Schon nach weiteren zehn Minuten rollte der erste Donnerschlag über uns hinweg und liess uns beide zusammen zucken. Daraufhin folgte auch der erste Blitz, der das Zimmer kurz erhellte.

Irgendwo quietschte ein Fensterladen und schon bald kam etwas die Treppe hoch gepoltert. Die Tür flog mit einem lauten Krachen auf und im Blitzlicht erschien eine dunkle Gestalt.

Emma kreischte, während ich vor Schreck fast vom Bett gepurzelt wäre.

»DAD!«, stiess Emme erleichtert aus.

»Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe, aber ihr müsst mir kurz helfen unsere Fahrzeuge zu sichern und Maddys Fahrrad in die Garage zu bringen. Im Wetterbericht wurde für unser Gebiet ein mächtiger Sturm angesagt. Wir müssen, dass schnell machen, bevor es richtig anfängt«, erklärte Mr. Crowley. Er trug bereits Gummistiefel und einen langen Regenmantel.

»Ein S-Sturm? «, stotterte ich erschrocken und wurde wahrscheinlich ganz blass im Gesicht.

»Es ist wohl besser, wenn du so lange hier bleibst bis das Unwetter vorüber ist.«

Ich nickte, doch dann fiel mir meine Mutter ein. Sie machte sich bestimmt grosse Sorgen.

»Ich sollte aber bald zu Hause sein.«

»Dann ruf deine Eltern an. Sie werden doch sicher nichts dagegen haben«, erklärte Emmas Dad und verschwand wieder nach draussen.

»Hier. Du kannst gleich meins benutzen«, Emma bot mir ihren Telefonhörer an bevor ich mein Handy aus der Tache ziehen konnte.

»Ist doch viel billiger im Festnetz und ausserdem bezahlen es meine Eltern«, zwinkerte sie.

»Danke«, murmelte ich und tippte blitzschnell die Nummer ein.

Doch es schien niemand zu Hause zu sein, deshalb sprach ich eine kurze Nachricht auf den Anrufbeantworter.

»Was ist los? Du guckst so komisch?«, Emma sah mich misstrauisch von der Seite an, nachdem ich den Hörer wieder aufgelegt hatte.

»Ich mache mir bloss Sorgen um meine Eltern. Ich weiss nicht, wo sie sind«, erklärte ich zögernd.

»Ach komm schon, Mad! Deine Eltern werden schon nicht so naiv sein und bei solch einem Wetter draussen herum laufen. Dein Dad ist bestimmt wieder in einem Haufen aus Akten in seinem Büro begraben und deine Mom sitzt bei einer ihrer Klatschfreundinnen bei Tee im Wohnzimmer«, beruhigte sie mich und lächelte mich schief an. Seltsamerweise schaffte sie es damit sogar mir ein wenig meiner Sorge zu nehmen, auch wenn ich nochmal einen nervösen Blick in die Regenwolken warf.
 

Mit gesenkten Köpfen und in viel zu grossen Regenjacken halfen wir Emmas Dad die Autoreifen seines alten Mustangs mit Holzpflöcken zu blockieren. Beziehungsweise half ich eher, denn Emma war zu beschäftigt damit Milky, den Familienhund, davor zu bewahren in den Wald zu laufen, der gleich an den Garten der Crowleys grenzte.

»Verdammt, musstest du ihn mit raus nehmen, Em?«, brüllte ihr Dad gegen den Wind an.

»Ja, er braucht doch noch ein bisschen Auslauf«, gab sie zurück und zog sich die Kapuze noch ein wenig mehr ins Gesicht. Der Regen prasselte unbarmherzig auf uns nieder.

»Dann helfe aber Maddy noch ihr Fahrrad in die Garage zu bringen. Ich geh nach hinten und sammel die Gartenstühle ein.«

Emma nickte und zog Milky dann hinüber zum Garagentor. Ich lief ihr mit meinem Fahrrad hinterher und wäre fast auf dem schlammigen Hof ausgerutscht.

Emma fluchte leise vor sich hin, während sie versuchte das Tor mit dem Schlüssel zu öffnen. Das war ja auch nicht so einfach mit einem zerrenden Hund an der Leine.

»Halt mal kurz«, damit drückte sie mir die Leine in die Hand.

Nun lag es an mir Milky zurück zu halten. Doch dieser Hund hatte eine ungemeine Kraft.

Es krachte laut am Himmel und ich zuckte mächtig zusammen. Reflexartig liess ich die Hundeleine los und mit Gebell sauste Milky durch den Garten und verschwand zwischen den Tannen im Wald.

»MILKY!«, brüllte ich und stürzte hinterher.

Hinter mir hörte ich Emma ebenfalls etwas schreien, doch ich achtete nicht mehr auf sie. Ich rannte in den Wald ohne auf Wind, Regen oder Blitze zu achten. Ich dachte nur daran Milky zu schnappen und so schnell wie möglich zurück zu kommen. Ich wusste nicht mal, ob Emma mir folgte oder nicht.
 

Die Bäume wurden immer dichter und höher. Schon nach kürzester Zeit konnte ich beim besten Willen nicht mehr erkennen, wo sich der Waldrand befand. Den Hund hatte ich auch längst aus den Augen verloren, was allerdings bei der Dunkelheit die im Wald herrschte kein Wunder war.

Für einen Moment blieb ich stehen um nach Luft zu schnappen. Schnaufend hielt ich mir meine schmerzende Seite und sah mich um. Ausser dem Rauschen der Blätter und dem Gewitter war nicht das geringste zu hören. Irgendwie war es unheimlich und ich bekam langsam etwas Panik. Mein Herz klopfte wild und meine Hände zitterten.

Vorsichtig schob ich die Kapuze vom Kopf um bessere Sicht zu haben. Ich war jetzt froh, dass mir Emma den Regenmantel ihres Bruders gegeben hatte. In meiner Jeansjacke wäre ich schon bis auf die Haut durchnässt gewesen.

»Milky!? «, ich formte meine Hände zu einem Trichter beim Rufen, doch es kam natürlich keine Antwort.

Als hinter mir ein Zweig knackte, fuhr ich erschrocken herum. Ein Blitz jagte über den Himmel und erhellte die Umgebung. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Alleine war ich noch nie im Wald gewesen und schon gar nicht bei solchen Wetterverhältnissen.

Wieder raschelte es hinter mir.

»Milky?«, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. Plötzlich hörte ich ein Jaulen. Das musste Milky sein! Schnell rannte ich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. In meiner Hast stolperte ich über einen vermoosten Baumstamm und landete auf dem Bauch.

Als ich mich auf meine Ellenbogen stützte erkannte ich den Hund, der vielleicht fünf Schritte von mir entfernt. Etwas unbehaglich stellte ich fest, dass sich sein Schwanz so wie sein gesamter Körper aufgerichtet hatte und er in Richtung Felsen starrte. Ein bedrohliches Knurren entwich seiner Kehle.

Dort musste etwas sein. Vor Angst war ich wie erstarrt. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, geschweige denn zu atmen.

Und dann sah ich sie. Zwei grosse, gelbe Augen, die zwischen zwei Felsen hervor blitzen. Mein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch es kam kein Laut heraus.

Milky jaulte noch einmal und rannte dann bellend davon, als sich das Ungetüm aus dem Schatten schälte. Ein Blitz zuckte über den Himmel und ich konnte erkennen, dass es sich um einen Wolf handelte. Aber so einen hatte ich noch nicht mal im Fernsehen gesehen. Vielleicht in einem Horrorfilm, aber normal war er bei weitem nicht. Er war gigantisch und hatte sandfarbenes Fell.

Doch ausser der gewaltigen Schnauze konnte ich nichts weiter erkennen.

Reflexartig zog ich meinen Arm über meinen Kopf und wartete darauf, dass er mich angriff. Doch als nichts geschah blinzelte ich empor. Der Wolf hockte ruhig neben einer Tanne und sah mich mit schief gelegten Kopf einfach nur an, auf eine Weise, die mir irgendwie seltsam vor kam.

Wieder überkam mich Angst. So langsam es ging und das Ungetüm nicht aus den Augen lassen bewegte ich mich auf Knies rückwärts. Der Wolf verfolgte gespannt jeden meiner Bewegungen, doch er tat nichts.

Als ich mit meinem Hinterteil gegen den Ast stiess, über den ich gestolpert war, richtete ich mich zitternd auf. Mit einer kurzen Bewegung wischte ich die nassen Strähnen meines Haares aus dem Gesicht. Als ich die Anstalten machte davon zu laufen, machte der Wolf einen Schritt nach vorne.

Ich schrie auf, doch er griff mich immer noch nicht an. Ganz im Gegenteil: Sein Blick war flehend, so als würde er wollen, dass ich bleibe. Oder irrte ich mich?

Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich eigentlich wusste, dass er mich nicht verstehen konnte.

Zu meiner Verwunderung verzog er das Gesicht!

Langsam wurde mir die ganze Sache unheimlich. Mit einem schnellen Ruck wirbelte ich herum, sprang über den Ast und spurtete davon. Weg von dem Ungeheuer.
 

Mein schlimmster Alptraum wurde in diesem Moment wahr. Ich war mitten im einem Wald. Es war stockdunkel. Es gewitterter. Ein Wolf trieb sein Unwesen und ich hatte keine Ahnung wo ich war.

Da hörte ich plötzlich Milky´s Bellen und eine weibliche Stimme. Emma!

»Maddy!«

Vor Erleichterung machte ich einen Luftsprung.

»Em-ma!«, brüllte ich dann zurück.

»Maddy, wo bist du?«

»Keine Ahnung! Wo bist du?«

»Okay, folge einfach meiner Stimme, ja?«

»Kapiert!«

Ich versuchte meinen Puls wieder einigermassen zu normalisieren und mich voll und ganz auf ihre Stimme zu konzentrieren. Mit lauter Stimme begann Emma ein Lied zu gröhlen, was wir in der Grundschule mal gelernt hatten.

Nach einigen Minuten begannen sich die Zweige zu lichten und ich erreichte das Ende des Waldes. Kaum trat ich zwischen den Bäumen hervor, fiel mir Emma um den Hals.

»Oh Gott, Mad. Ich hatte ja solche Angst um dich. Warum bist du einfach so in den Wald gelaufen? Wer weiss, was dir alles hätte passieren können. Mach so etwas dummes nie wieder, ja?«
 

Sie schien sich gar nicht mehr einzukriegen. Vor Rührung hätte ich fast angefangen zu weinen.

»Du zerquetscht mich noch«, lachte ich stattdessen und schob sie sanft von mir weg.

»Tut mir leid. Ich hatte mich einen Moment nicht unter Kontrolle. Ich bin nur so erleichtert«, sie fuhr dich doch ihre nassen Locken und lächelte mich entschuldigend an.

»Komm, Dad macht sich sicher schon Sorgen und wenn wir noch länger so herum laufen kriegen wir bestimmt eine Erkältung«, sie hakte sich bei mir unter und zog mich zum Haus.

Während sie weiter plapperte, warf ich unbemerkt einen Blick über meine Schulter. Der Wald lag dunkel und bedrohlich hinter uns. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich dort eben erlebt und mit eigenen Augen gesehen hatte. Das Bild des Wolfes ging mir immer noch nicht aus dem Kopf.

Ich blickte meine beste Freundin von der Seite an. Sie schien von dem ganzen nichts mitbekommen zu haben und ich wollte sie jetzt auch nicht beunruhigen, deshalb beschloss ich ihr nichts von meiner Begegnung zu erzählen. Wer weiss wie sie reagieren wurde, wenn sie erfuhr, dass in der Nähe ihres Hauses ein wilde Bestie lebte.

Plötzlich musste ich an das Märchen »Rotkäppchen und der böse Wolf« denken. Ein Mädchen, dass sich im dunklen Wald verirrt und auf den bösen Wolf trifft. Ha! Welch Ironie, dass ich bei unserer Schulaufführung in der Middle School den Part von Rotkäppchen übernommen hatte!

»Was ist?«, emma sah mich irritiert an, als ich plötzlich laut auflachte.

»Ach nichts. Ich musste nur gerade daran denken wie Daniel Chaines damals allergisch gegen das böse-Wolf-Kostüm in »Rotkäppchen« war und immerzu niesen musste.«

Sie kicherte:

»Ja, kaum zu glauben, dass er heute so ein cooler Typ ist, wo er doch damals so ein kränklicher Freak war.«

»Ja, er hat sich wirklich verändert.«

»Na du musst es ja wissen!«, spottete sie und stiess mich spielerisch an.

»Ich weiss gar nicht, was du meinst«, erklärte ich scheinheilig und wurde etwas rot um die Nase. Emma kicherte bloss und begann mir dann wieder zu erzählen, was Daniel und ich doch für ein niedliches Pärchen abgeben würden.

Meine Gedanken allerdings wanderten wieder in den Wald. Ich konnte einfach diesen Augen nicht vergessen. Die Augen des bösen Wolfes. Doch war jemand, der so guckte wirklich böse?
 

Nächstes Kapitel: Paranoid



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jennalynn
2011-08-03T18:12:49+00:00 03.08.2011 20:12
WOW sie hat Seth getroffen. Gigantisch und Sandfarbend, kann nur Seth sein. Tolles Kapitel.
LG jennalynn


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