Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 103: Rüstung -------------------- Ragnar Zweimal in eineinhalb Wochen. Nur zweimal hatte er es geschafft, bei Nathan zu übernachten. Dadurch, dass Cole so viel Stress hatte, blieb der ganze restliche Scheiß an ihm hängen. Eigentlich kein Problem, aber eigentlich hatte er früher auch niemanden gehabt, bei dem er nachts lieber schlafen würde, als in seiner Wohnung. Zumindest telefonierten sie jeden Tag und schrieben sich SMS, aber das ersetzte keinen warmen Körper neben ihm, keine Küsse, keine Zärtlichkeiten, keinen Sex. Aber er wusste, dass es wichtig war, für alle Beteiligten. Und so arbeitete er, wissend dass Cole ihn auch besser bezahlen würde. Er hatte ihn darum gebeten und jener hatte ihm daraufhin nicht nur die Lohnerhöhung versprochen, sondern ihm auch noch das Geld überwiesen, das er seit einiger Zeit - wie er erklärte - zur Seite gelegt hatte, seit Ragnar das letzte Angebot einer Lohnerhöhung ausgeschlagen hatte. Die Kaution würde also kein Problem mehr darstellen. Nur leider meldete sich die Maklerin nicht mehr. Immerhin hatten sie es geschafft, sich die Wohnungen von Nathans Vater anzusehen. Und Ragnar musste zugeben, dass sie beide verdammt schön waren. Aber in die andere Wohnung hatte er sich verliebt. Auch er selbst sah sich noch halbherzig drei Wohnungen an, insgeheim aber darauf wartend, dass jene junge Frau anrief, und ihm mitteilte, dass er die Wohnung haben könne. An diesem Morgen verließ ihn die Geduld und er rief bei jener Frau an. Diese tat so als wüsste sie nicht mehr, wer er war und entschuldigte sich, dass die Wohnung schon anderweitig vermietet sei. Hallo Loch, hier bin ich... Ragnars Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Besonders, da ihm die Frau mitgeteilt hatte, dass sie nicht an Menschen mit schwereren Krankheiten vermieteten. Gut, so direkt hatte sie es nicht gesagt, aber sie hatte es angedeutet. Das hatte man nun davon, wenn man ehrlich war und mit offenen Karten spielte. Der Tag war düster. Und nun kamen auch wieder die Werte der Untersuchung hinzu, die er eigentlich die ganze Zeit gut verdrängt zu haben glaubte. Die Viruslast war noch ein wenig gestiegen, aber nur geringfügig. Es wurde nun überlegt, ob man auf andere Präparate umstieg, wobei so eine Umstellung nicht ganz unproblematisch wäre und wohl mit einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt verbunden wäre. Ragnar hatte noch mit niemandem darüber gesprochen, letztlich auch mit sich selbst noch nicht. Als er nach dem Telefonat sich von der Kloschüssel wieder aufrichtete, schrieb er Nathan eine SMS. Hey ShirKhan! Leider hat das mit der Wohnung nicht geklappt. Der Tag heute ist jetzt schon für die Mülltonne. Heute Abend werde ich keine Zeit haben, aber ich würde dich gerne morgen sehen. Wir müssen ein paar Dinge besprechen, zwecks Wohnung und so... Ich küsse dich Ragnar Morgen würde er sich den Abend frei nehmen. Heute Abend würde hoffentlich soweit alles gut über die Bühne gehen, dass es auch ein Morgen gab, und dann würde er morgen Abend nur mit Nathan verbringen. Cole Cole wachte gegen 11 Uhr davon auf, dass seine Handy wiederholt klingelte. Beim ersten Mal hatte er es nicht gehört, beim zweiten Mal hatte er es ignoriert, beim dritten Mal quälte er sich endlich aus dem Bett und ging dran. Dafür war er gleich darauf hellwach. "Ja, ist gut", erklärte er und legte wieder auf. Dann stand er auf, ging ins Bad und machte sich frisch. Er musste sich beeilen, aber für einen Kaffee würde es reichen. Er hörte mehr, als dass er es sah, dass wohl auch Antonin aufgestanden war. Jener schien gestern Nacht so tief geschlafen zu haben, dass er kaum auf ihn reagiert hatte. Gut so, denn er ahnte, dass jener wohl nicht so begeistern war, dass er ihn letztlich versetzt hatte. Aber es ging nicht anders. Er ließ nicht nur für sich, sondern auch für den anderen einen Kaffee durchlaufen. Als dieser kam, reichte er ihm diesen gleich und küsste ihn kurz. "Entschuldige, dass ich mich gestern erst so spät gemeldet habe, aber im Moment geht alles ein wenig drunter und drüber." Dann drehte er sich auch schon wieder, um zu seinem Laptop zu gehen und ihn hochzufahren. Er musste nach seinen Mails schauen. Der Plan, den er gestern eingeleitet hatte, könnte funktionieren. Entscheidend war, dass er jetzt sorgfältig arbeitete. Antonin Verdammt nochmal, wollte nicht endlich jemand dieses Dreckstelefon ausschalten?! Grummelnd drehte er sich im Bett herum, nur um inne zu halten, als er ein vertrautes Ziehen in den Armen spürte. Muskelkater war nicht das, worauf er gehofft hatte, aber es war auch nicht gänzlich unerwartet. Schwer gähnend setzte Antonin sich im Bett auf und rieb sich erstmal den Schlaf aus den Augen. War das gerade schon wieder Costellos Klingelton gewesen? Leise vor sich hinfluchend schwang er sich aus dem Bett und hielt erstmal auf die Terrasse zu. Bevor er heute irgendetwas tun würde, bräuchte er erst einmal eine Zigarette und ein wenig Frischluft. Dann würde vielleicht auch wieder dieses rasende Gefühl verschwinden, das sich wie ein Wurm durch seine Gedärme zwängte und nach Blut verlangte. Gut, das war vielleicht übertrieben. Aber nicht viel! Sich selbst dankbar seiend für seine Voraussicht hier eine Schachtel deponiert zu haben, zündete er sich eine an und versuchte ein wenig Klarheit in seine Gedanken zu bekommen. Und in seinen Zeitplan, von dem er bis vor wenigen Sekunden noch nicht einmal etwas geahnt hatte. Da war seine Baustelle, seine Termine bei seinem Doc, ein Termin im Krankenhaus, um sich einmal von oben bis unten durchchecken zu lassen, um danach wieder ernsthaftes Training aufnehmen zu können, und bei Tayra müsste er sich auch melden. Aber egal... im Grunde müsste sich alles um seine Sitzungen und den Krankenhausbesuch herumschieben lassen, denn das waren die beiden wichtigsten Dinge. Das eine würde ihn psychisch wieder auf die Beine stellen und das andere würde es ihm erlaubten, auch physisch wieder in Form zu kommen. So ein kleiner Messerkampf durfte ihn nicht nach so kurzer Zeit in die Knie zwingen. Dazu kam noch das Problem mit seiner Ausrüstung, aber da ahnte er schon, an wen er sich wenden könnte. Ganz blind war er schließlich auch nicht durch New York gelaufen. Gerade zu der Zeit nicht, als er sich eine Organisation ausgesucht hatte, der er CI-4 anbieten wollte. Ein Besuch in einem Zeitungsarchiv war ebenfalls in Kürze einmal angebracht. Es sollte ja keiner behaupten, dass er seinen Job nicht tun könnte, wenn er wollte. Es ließ sich schlecht schlafen, wenn man dafür verprügelt wurde, insofern war er auch in jenen Stunden sehr aufmerksam gewesen. Hauptproblem an der ganzen Geschichte dürfte es sein, Cole nichts davon mitbekommen zu lassen. Antonin drückte seine Zigarette aus und hielt nun selbst aufs Bad zu, um sich kurz zu duschen und bereit für den Tag zu machen. Sich danach ein wenig erfrischter fühlend, auch wenn er meinte jeden Muskel im Schulterbereich spüren zu können, tapste er auf Cole zu und bekam dankenswerterweise sofort einen Kaffee in die Hand gedrückt. Zusammen mit einem Kuss. Eigentlich der perfekt Start in den Tag, wenn man es genau nahm. "Hm..", gab er von sich, als er die Entschuldigung seines Freundes hörte. "Du könntest mir in Zukunft vielleicht nur eine SMS schreiben, dass ich nicht Abholdienst spielen muss. Dann kann ich meinen Tag auch planen", gab er schließlich nach einigen Schlucken von seinem schwarzen Gold von sich und lehnte sich an die Küchenzeile, den anderen Mann beobachtend. "Ich möchte, dass du die Platte fürs Herz wieder trägst", schnitt er dann das für ihn momentan wichtigste Thema an. "Und das ist im Grunde keine Bitte. Ich würde, wenn nötig, bis aufs Blut mit dir darüber streiten", bekannte er und stellte die inzwischen leere Tasse zurück auf die Zeile. "Heute wird‘s bei mir wohl recht spät. Billy hat mir gestern Bescheid gesagt, dass heute wieder ein Rennen ist und ich habe mich bereit erklärt, notfalls einzuspringen, wenn ihr Partner immernoch Probleme mit seiner Schulter hat." Damit war er so nahe an der Wahrheit, dass es schon fast keine Lüge mehr war. Es war vielmehr so, dass er einen elementaren Teil verschwieg. Ja, das war gut und würde eventuell auch in der nächsten Zeit seine Abwesenheit erklären, wenn Cole wirklich danach fragen sollte. Cole "Werde ich", antwortete Cole knapp und ging zum Kühlschrank, um sich darin kurz umzublicken. Ob Antonin sauer war, weil er sich deshalb nicht mehr gemeldet hatte? Er nahm einen Joghurt heraus. Als er die Bitte des anderen hinsichtlich der Platte hörte, hielt er in seiner Bewegung kurz inne, Antonin ansehend. "Das hatte ich ohnehin vor", erklärte er und musste kurz lächeln. "Und darüber müssen wir uns wirklich nicht streiten." Er begann den Joghurt zu löffeln und hörte den Erklärungen zu, weshalb es bei Antonin abends spät werden würde. "Ich werde in der nächsten Zeit auch sehr viel zu tun haben. Ich bin also erleichtert, wenn ich weiß, dass du auch zu tun hast. Fühlst du dich denn fit genug, wieder damit anzufangen?" Insgeheim gefiel es ihm nicht so sehr, dass Antonin wieder fuhr. Aber er wäre der letzte gewesen, ihm dabei irgendwelche Vorschriften zu machen. Er schmiss den Joghurtbecher weg und trank noch einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er auf Antonin zuging und ihm eine Hand an die Wange legte, das Kinn leicht anhob um ihn zu küssen. "Pass bitte auf dich auf und riskiere nicht zu viel, ok?", bat er ihn. "Du kannst mir ja dann auch eine SMS schicken, wenn du weißt, ob du fahren musst oder nicht." Erneut küsste er seinen Freund, schmeckte den Kaffee und die Zigaretten. Antonin rauchte wieder ziemlich viel. Aber er würde nichts dazu sagen. Seine Finger begannen über den Oberkörper des anderen zu streicheln, glitten schließlich unter das Shirt und streichelten über die weiche Haut, bis seine Küsse schließlich fordernder wurden. Ja, er könnte Sex jetzt gut gebrauchen. Besseren Sex als der, den er letzte Nacht gehabt hatte... Cole kam der Bitte Antonins nach und so lief er die ganze nächste Woche mit eben jener Metallplatte herum. Und es sollte sich herausstellen, dass er sie brauchen konnte. Cole lud die gesamte Arbeit, die das Dream und die Lieferung betraf, auf Ragnar ab. Er hatte dafür nun nicht auch noch Nerven. Er selbst war die gesamte Woche damit beschäftigt, Informationen zu sammeln, hier und da seine Beziehungen spielen zu lassen und letztlich zu verursachen, dass sich zwei gegnerische Parteien schier komplett ausradierten. Natürlich fädelte er es so ein, dass es keine Verbindung zu ihm gab. Nun war mittlerweile nur noch ein Clan übrig, mit dem er sich um jenes Territorium streiten musste. Die Presse war fast jeden Tag voll mit Meldungen über Schießereien am Hafen und in der Bronx. Sie berichteten aber auch von einer gesprengten Lagerhalle, der Auslöser für ein Massaker. Letztlich hatte er bei diesen beiden davon profitiert, dass es Hitzköpfe waren. Das würde bei dem anderen nicht funktionieren. Costello stattete ihm hin und wieder einen Besuch ab und hielt ihm tatsächlich ein Foto von ihm und Antonin unter die Nase, das jenen Kuss im Auto zeigte. Also waren sie da beobachtet worden. Cole reagierte nicht darauf. Sollte Costello denken was er wollte, er würde ihm in keinem Fall etwas bestätigen. Dennoch ackerte er wie ein Pferd, damit Costello zufrieden sein würde. Abends ging er nun wieder regelmäßig ins Savoy. Er wollte nicht so angespannt sein, wenn er Antonin begegnete. Antonin... Jener war gut mit seinem Labor beschäftigt und schien auch wieder häufiger in der Rennfahr-Szene unterwegs zu sein. Cole hatte dadurch kein schlechtes Gewissen, aber dennoch vermisste er ihn irgendwie unglaublich. Sie sahen sich in der Früh, und selbst da nur selten, weil Antonin manchmal schon früher wieder weg war, oder Cole. Anfangs verdrängte er das Gefühl noch, später kam es ihm mehr und mehr so vor, als lebten sie mehr aneinander vorbei, als dass sie miteinander lebten. Aber darüber sollte er wohl nicht nachdenken. Er genoss es, sich an Antonin zu kuscheln, wenn er müde und meist sehr sehr spät nach Hause kam. Sex hatten sie nur noch selten. Aber Antonin schien ohnehin nicht die gleichen Empfindungen zu haben, er schien kein Problem damit zu haben, dass sie wenig Zeit füreinander hatten. Wer wäre er also, wenn er da etwas sagen würde. War das jetzt schon jenes aneinander vorbei leben, wie es alte Ehepaare hatten? Hieß das, ihre Beziehung war schon tot? Cole verdrängte diesen Gedanken so gut es ging, fragte Antonin immer wieder, was er so machte, und versuchte in der wenigen Zeit, die sie füreinander hatten, so nah wie möglich an ihm zu sein. Sie hatten einfach beide verdammt viel zu tun. Und meistens war er es doch, der nicht zu Hause war. Nach eineinhalb Wochen stellte sich heraus, dass jener übriggebliebene Clan sich rüstete. Offenbar war Cole durchschaut. Cole fluchte darüber, er mochte es nicht, aber diesmal war er gezwungen, seine Jungs zusammenzutrommeln und die 'Gegner' zu einem Treffen einzuladen. Offenbar konnte es diesmal nicht mehr friedlich gehen. Es war am Morgen davor, als er vor dem Spiegel stand und sich ansah. Sollte er Antonin fragen, ob er mitkäme, oder nicht? Er würde einen guten Schützen brauchen, aber eigentlich war er froh, dass jener sich keiner solchen Gefahr mehr ausgab. Cole wusste nicht, was richtig war. Und so nahm er schließlich seinen Kaffee, setzte sich auf die Terrasse. Es war sehr früh. Er hatte kaum zwei Stunden geschlafen, weil er keine Ruhe gefunden hatte. Er war heute auch nicht im Savoy gewesen, wahrscheinlich lag es daran. Wann dieser Scheiß wieder zuende wäre? Und was sich Costello dann einfallen lassen würde, um Cole zu benutzen? Seine Wut diesem Mann gegenüber wuchs momentan von Minute zu Minute. Wann würde er ihn endlich in Ruhe lassen... Antonin Müde blinzelnd schaffte er es die Augen gerade lange genug offen zu halten, um die Uhrzeit von seinem ergriffenen Handy abzulesen, bevor er es wieder neben das Bett gleiten ließ und sich zurück ins Kissen schmiegte. Das war langsam nicht mehr normal mit Coles Schlafzeiten, wenn man da überhaupt noch von Schlaf sprechen wollte. Vielmehr kam es Antonin wie kurze Ruhestunden vor. Oder schlief Cole hin und wieder im Laufe des Tages? Nein, dann hätte er jenen hin und wieder mal gesehen. Wobei er selbst den Mund gar nicht aufreißen dürfte, seit jenem Abend an dem er angeblich eventuell ein Rennen mitfahren wollte, schienen seine Tage nicht mehr genug Stunden zu besitzen. Tatsächlich war er dort gewesen, am Haupttreffpunkt der Fahrerszene, allerdings nicht um Billy einen Gefallen zu tun, sondern um an JD heranzukommen. Es gab kaum jemanden, der seine Nase in mehr illegalen Dingen stecken hatte als dieser Mann. Wollte man Informationen, ging man zu ihm. Jener war es auch, der ihm erzählte, dass zur Zeit ein Krieg der eher brutalen Art tobte. In den folgenden Treffen erfuhr Antonin nach und nach wie die Organisationen eigentlich aufgebaut waren, beziehungsweise was eine Organisation eigentlich ausmachte. Dass es in irgendeiner Stadtteil immer krachte und wenn es keine internen Probleme waren, dann waren es Probleme mit anderen Clans oder der Polizei. Tatsächlich prophezeite JD, der eigentlich Jarek Duncan hieß, ein zweites Mexico, wenn es so weitergehen würde wie es momentan lief. Was Antonin dazu brachte, sich näher mit dem Geschehen dort zu befassen, ebenso wie mit den aktuellen Tageszeitungen. Und während in Mexico ein unglaublich gewalttätiger Drogenkrieg tobte, der an seinem momentanen Höhepunkt 18 Polizisten zu Tode gefoltert und dann irgendwo ablegen ließ, spitzten sich die Dinge auch hier in New York zu. Täglich versuchte eine Schlagzeile die andere zu übertrumpfen und täglich war JD mehr davon überzeugt, um welche beiden Organisationen es sich im Grunde am Schluss noch drehen würde. Und die Zeit gab ihm recht. Was Antonin dazu brachte fast in sorgenvolle Schweißausbrüche auszubrechen und den Wunsch hervorholte, Cole in der Wohnung einzusperren und nie wieder raus zu lassen. Es war ein eiskaltes Gefühl, das sich wie ein Messer in seinem Magen ausbreitete, ganz besonders wenn er wieder lesen durfte, wie sich ganze Clans offenbar gegenseitig ausrotteten. Er wurde immer unsicherer, ob er Cole nicht darauf ansprechen sollte. Aber irgendwie wirkte jener momentan sehr unnahbar auf ihn und wenn der Gestank, den sein Freund mit sich trug, wenn er früh morgens heim kam, für irgendetwas stand, dann wohl für Zigarettenrauch, Schweiß und Sex. Ja, natürlich duschte der andere sich immer sofort, aber man durfte nicht vergessen, dass er dafür am Bett vorbei musste. Antonin konnte das akzeptieren, aber es machte es ihm schwer, Dinge anzusprechen. Wenn es Cole so dringend brauchte, dann musste es doch einen Grund geben, oder? Lag es daran, dass sie selbst momentan nicht so häufig miteinander schliefen? Aber wann denn? Zudem Antonin selbst eher wenig Lust hatte, direkt nach einem anderen Kerl die zweite Geige zu spielen und daher die meiste Zeit einfach versuchte einzuschlafen während Cole unter der Dusche stand. Ein Besuch im Krankenhaus kostete ihn über einen halben Tag und danach glaubte er zu wissen wie sich Versuchskaninchen wohl fühlen mussten. Aber immerhin: Abgesehen von den neuen Schnittwunden war er so gesund wie eh und je. Vor zwei Tagen hatte er sogar die Ergebnisse seiner Bluttests bekommen und wusste nun wieder mit absoluter Sicherheit, kein HIV zu haben. Natürlich war er davon ausgegangen, aber gerade nachdem er von Ragnar erfahren hatte, wollte er sich lieber selbst nochmal davon überzeugen, denn jener hätte wohl auch nicht gedacht, dass er es hatte. Seitdem verbrachte er täglich zwei Stunden im Fitnessstudio, darum bemüht seine Muskulatur möglichst gleichmäßig wieder aufzubauen. Früh morgens stand er auf, um wieder laufen zu gehen, inzwischen auch schon seit drei Tagen wieder mit leichten Gewichten. Für Zielübungen fuhr er zum Schrottplatz und die wenige restliche Zeit hatte er in simple Nachforschungen und seine Therapie gesteckt. Letzteres lief erstaunlich gut, inzwischen bestand sein Doc nicht einmal mehr auf die Beruhigungsmittel. Zwar hatte ihm dieser auf den Kopf zugesagt, dass Antonin seinen Kopf gerade mit anderen Dingen zupumpen würde, aber er war nicht davon ausgegangen, dass dies potentiell etwas Schlechtes für den Verlauf seiner 'Heilung' sein musste. Wie auch? Wenn man sich über Costello informierte, stolperte man früher oder später auch über Cole. Und wann immer Antonin doch wieder Stimmungsschwankungen bekam und merkte, dass er jetzt eigentlich Nähe und Zärtlichkeit oder aber eine zünftige Schlägerei gut vertragen konnte, dachte er daran, was sein Freund schon alles mitgemacht hatte und riss sich wieder am Riemen. So konnte er auch die eine oder andere Stunde im Zeitungsarchiv der New York Times verbringen und die eine oder andere Information herausziehen. Antonin wusste, dass Costello Padraige hieß und zwei Kinder hatte. Dessen Frau trat als Aushängeschild für eine Pharmaziefirma auf, gegen die ein paar Verfahren liefen oder gelaufen waren. Warum nur wunderte ihn das kein Stück? Wirklich interessant waren die Meldungen, die in der Zeit um den Todestag von Coles Familie verstrickt waren und die Clanbildungen der folgenden Jahre. Zusammen mit dem, was Cole ihm erzählt hatte, und mit dem, was er von Ragnar wusste, ließ sich da ein nicht unbedingt angenehmes Bild basteln. Eines, an dem er nach wie vor noch arbeitete, insbesondere momentan an den Clanpolitiken und ihren Auswirkungen. JD selbst hatte ihm geraten, sich in nächster Zeit von bestimmten Gebieten fern zu halten und Antonins Augen waren zu Eis erstarrt als er bestimmte Namen hörte, denn sie gehörten eindeutig zu jenem Stadtteil, das dem Lady Dreams angehörte... und dem Hafen. Verfluchter Cole! Soviel Blut floss schon durch die Straßen und der erzählte ihm nichts davon, dass er ein elementarer Bestandteil davon war?! Über diese Gedanken wach geworden hievte Antonin sich aus dem Bett und tapste nur in Shorts bekleidet durch das Zimmer, bis er Cole auf der Terrasse ausmachen konnte. Und obwohl er eigentlich nicht unbedingt glücklich mit dessen Verschwiegenheit war, konnte gerade er ihm wohl nichts vorwerfen, oder? Zudem irgendwas an dem Bild, das sein Freund gerade abgab, ein Übermaß an Wärme und Zärtlichkeit für diesen Menschen sich in seinem Inneren ausbreiten ließ. Kurz seufzend begab er sich ebenfalls auf die Terrasse und ging Wortlos vor Cole in die Hocke, die Arme auf dessen Beinen verschränkend und den Kopf darauf ablegend sah er zu jenem hoch. "Du machst dich kaputt, wenn du so weitermachst", murmelte er und schloss seine noch ein wenig müden Augen. "Willst du nicht nochmal mit ins Bett kommen? Bevor ich dich mit Fragen nach eurem kleinen 'Scharmützel' überhäufe, mit dem die Zeitungen voll sind? So früh stünde mir der Sinn eigentlich nach anderen Dingen...", er öffnete seine Augen wieder und richtete sich auf, um sich schließlich selbst auf Coles Schoß zu setzen und dessen Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen. "Ich mache mir Sorgen um dich, gerade wenn ich dich so sehe", meinte er leise und beugte sich vor, um seinem Freund einen sanften Kuss zu geben. "Und wenn ich so darüber nachdenke war ich wohl selbst ein wenig zu eingespannt, wenn mir das erst jetzt auffällt." Er lehnte seinen Kopf an den des anderen und seufzte. "Selbst wenn du es noch so gerne hättest, du bist keine Maschine, die nur mit 2 bis 4 Stunden Schlaf am Tag auskommt und dann durcharbeitet bis sie sich nachts ein wenig Sex und andere Dinge gönnt." Cole Cole blickte über die Schulter, als er Antonin kommen hörte. Er war in Gedanken gewesen, ging in Gedanken den Treffpunkt durch. Es war eigentlich neutrales Gebiet, und gerade deswegen mussten sie vorbereitet sein. Sie durften sich keinen Fehler erlauben, durften nicht so töricht sein, viele Menschenleben zu vergeuden. Costello hatte ihm gestern ein Fax geschickt, zwei Fotos; das eine, das jener ihm abgenommen hatte, das er wiederhaben wollte. Ein Foto von seinen Eltern. Das andere jenes, das von ihm und Antonin aufgenommen worden war. Ihm war schlecht geworden und er hatte sich übergeben müssen. Dabei aß er so gut wie gar nichts momentan, ohne dass er es merkte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, während seine Augen über Antonins Körper glitten. Er vermisste ihn unglaublich, so sehr, dass es schmerzte. Seine Augen folgten dem anderen, wie er sich vor ihn hockte, ihn von unten hinauf ansah. Sanft strich Coles Hand über den Kopf des anderen, über seine Wange. Seine Augen wurden warm. Er musste ihn schützen, koste es was es wolle. Als Antonin zu sprechen begann konnte Cole den Blick nicht mehr erwidern. Seine Hand senkte sich, zog sich von Antonin zurück. Seine Augen ruhten auf seinen Händen. Wie so oft, wenn er nachdenklich war und sich einer Wahrheit gegenüber sah, ließ er seine Zunge an seine Oberlippe stoßen. Dann blickte er Antonin wieder an. "Ich weiß nicht, ob ich dir antworten werde können", murmelte er leise. Doch Antonin schien das nicht zu stören, denn er setzte sich auf seinen Schoß. Er lauschte den Worten und ließ den Kuss zu, deutlich spürend, dass alles in ihm dem Wunsch nachkommen wollte, mit Antonin tatsächlich noch einmal ins Bett zu gehen. Ja, er wollte auch Sex. Aber würde er runterkommen können? Würde er sich wirklich... Was dachte er da eigentlich? Hatten sie wirklich zuletzt so wenig Zeit miteinander verbracht, dass er sich Sorgen machte, bei Antonin nicht entspannen zu können? Und die Worte des anderen zeigten ihm, wie sehr Antonin ihn durchschaute. "Wir sind beide eingespannt, du damit, dein neues Leben aufzubauen, und ich damit, mein altes zu erhalten." Er lächelte traurig. "Ich weiß, dass es so nicht weitergeht. Aber es ist ja hoffentlich heute vorbei. Heute Abend wird der ganze Scheiß ein Ende haben, versprochen." Er hatte die Augen geschlossen und lehnte seinen Kopf auch an den des anderen. Sacht hob er das Kinn und fing die Lippen des anderen ein, um ihn zärtlich zu küssen und es fühlte sich fast so an, als müsste er vorsichtig kosten, weil er viel zu lange diesen Geschmack nicht mehr hatte genießen können. Kurz setzte er ab, dann küsste er Antonin erneut, ein wenig leidenschaftlicher. Seine Finger hoben sich und legten sich auf die Hüfte des anderen, um seine Haut zu erkunden. Gott, er hatte viel viel viel zu lange darauf verzichtet, aber wenn er aus dem Lady-Dream kam, wollte er seinen Frust nicht an Antonin auslassen, und wenn er aus dem Savoy kam, wollte er Antonin nicht mehr wecken. Und irgendwie käme er sich auch schlecht vor, wenn er ihn danach noch verführen würde. Aber mehr als deutlich spürte er wieder, dass Antonin nun mal durch nichts zu ersetzen war. Und wieso sollte er nicht jetzt ein wenig entspannen und genießen, so kurz vor dem Showdown. Er löste den Kuss und blickte Antonin warm an. "Ich denke ich würde gerne mit dir zurück ins Bett gehen und wieder ein wenig mehr zum Menschen werden", raunte er und seine Augen zuckten zwischen denen des anderen und dessen Mund hin und her. "Und danach darfst du Fragen stellen." Ihr Sex war ungewöhnlich zärtlich, sie ließen sich Zeit mit dem Vorspiel, obwohl Cole deutlich merkte, wie unglaublich gierig er nach dem anderen war. Während sie miteinander schliefen, ließen sie sich Zeit, tauschten viele Zärtlichkeiten aus und Cole schien es fast so, als wollte er diesen Moment so weit wie nur irgendwie möglich in die Länge ziehen, als hätte er Angst vor dem, was danach kam. Als sie schließlich nebeneinander lagen und Cole Antonin in seine Arme geschlossen hatte, spürte er wieder die Entspannung, die er im Savoy vergeblich gesucht hatte. "Wir stecken mächtig in der Scheiße, mein Sonnenschein", murmelte er mit geschlossenen Augen und küsste Antonin auf die Stirn. Antonin Er konnte gar nicht sagen wie sehr er die streichelnden Hände auf seiner Haut genoss. So konnte er das auch, ohne dass er wusste, dass Cole nur kurze Zeit vorher mit einem anderen geschlafen hatte. Doch die Worte, dass jener nicht wusste, ob er ihm antworten können würde, gefielen ihm weniger. Auch wenn das wohl zu erwarten gewesen war, denn ein wenig ihrer vorher so innigen Vertrautheit war wohl in den letzten zwei Wochen abgebröckelt. Kein Wunder eigentlich, sie beide gehörten nicht zu den beständigsten Menschen und waren zudem auch Profis sich unsinniges Zeug einzureden. Cole noch mehr als er selbst, wenn es um Gefühle ging. Ob sie das waren? Eingespannt ihre Leben zu erhalten oder aufzubauen? Irgendwie war es ja bei beiden eher letzteres, auch wenn sein Freund davon nichts ahnte. Noch nicht. Natürlich würde Antonin es ihm früher oder später sagen, aber er wollte keinen möglichen Sturm riskieren, ohne etwas in der Hand zu haben um es zu rechtfertigen. Aber das Gefühl nagte und solange er sich nicht sicher war, wirklich nichts Wichtiges zu übersehen, würde er weder aufgeben zu graben, noch Cole davon berichten. So leid ihm das gerade auch tat. Gerade jetzt, wo sie sich endlich wieder ein wenig annäherten. Und heute Abend würde es ein Ende haben? Ja, diese Auseinandersetzung vielleicht, aber er war nicht mehr auf beiden Augen blind. JD hatte ihm nicht nur diese Welt ein Stück weit eröffnet, sondern auch die möglichen Auswirkungen einer gewinnenden Seite erklärt. Und Antonin hatte für sich selbst erkannt, dass Costello wohl gierig auf mehr Macht und Stellung und damit auch 'Grund' war. Damit würde heute Nacht überhaupt nichts enden, außer Cole ginge drauf. Doch von diesem Gedanken wurde er abgelenkt, als er erst sanft und dann leidenschaftlicher geküsst wurde. Nur zu gern hörte er, dass Cole auf seinen Vorschlag mit dem Bett einging und zog ihn auch sofort hoch und mit sich. Das mit den Fragen schob er erstmal ganz weit aus seinem Bewusstsein. Viel wichtiger waren die zärtlichen Berührungen, das fast neu erkundende Vorspiel und der langsame, intensive Sex. Gott, es hatte ihm wirklich gefehlt. Warum hatte er nicht schon früher 'darauf bestanden'? Aber Antonin wusste die Antwort, ebenso wie er wusste warum es sich jetzt umso besser anfühlte. Er würde sich selbst nicht mit den Gedanken an andere Kerle beschmutzen. Er gestand das Cole zu, würde sich da aber nicht reinziehen lassen. Selbst nicht, wenn er dafür längere Zeit auf das hier verzichten musste. Auch wenn es sich wie eine Art nach Hause kommen anfühlte, als Cole ihn in den Arm nahm und Antonin sich so nahe wie möglich an ihn schmiegte. So sollte es sein. Ohne das Damoklesschwert, das ständig über Cole oder ihm oder noch schlimmer über ihnen beiden hing. Aber er würde den Schwachpunkt schon noch finden und dann mit der Gnadenlosigkeit eines Mörders ausnutzen. Jeder besaß so etwas, absolut jeder. Auch ein Costello. Das war die Hoffnung, an die Antonin sich fast schon verzweifelt krallte und die Karte nach der er dieses Spiel zu spielen gedachte. Er öffnete die Augen als er Coles Worte vernahm und schloss sie nur kurz, den sanften Kuss an seiner Stirn genießend. "Hm... wann tun wir das nicht?", nuschelte er gegen die warme Haut von Coles Brust, wo er auch einen Kuss zurückließ, bevor er ein wenig abrückte, um seinem Freund ins Gesicht zu sehen. "Was will er diesmal? Das ausgerechnet euer und der andere Clan noch übrig sind in dieser Blutschlacht ist ja wohl kaum Zufall. Sollst du ganz New York für ihn erobern?", spie er dann aus und setzte sich auf, zu Cole hinunter sehend. "Ich hab mich ein bisschen schlau gemacht, da ich bisher ein wenig zu blauäugig durch die Gegend gelaufen bin was diese Organisationen und das Drumherum betrifft. Manch einer sagt ein zweites Mexico vorher. Und während dieser Bastard sicher in weiß Gott wo sitzt, schickt er dich raus, um das zu 'regeln', richtig?", knurrte er. "Wie lang soll das so gehen, Cole? Bis du dich wirklich zu Tode geschuftet hast, oder bis dich doch eine Kugel trifft?" Cole Cole blickte Antonin erstaunt an, als dieser davon sprach, sich informiert zu haben, dann schloss er die Augen wieder und lauschte den wütenden Worten des anderen. Ein Arm legte sich über seine Stirn. Er war zwar momentan entspannt, aber die Anspannung kroch gerade siegessicher in ihn zurück. "Ich weiß nicht, wonach er strebt. Ich kenne sein Ziel nicht. Ich bin nur der Idiot, der die schmutzige Wäsche waschen darf und auch die anderen niederen Dienste übernimmt. Aber ich habe keine andere Wahl, ich muss das tun, was er von mir verlangt." Genervt richtete sich Cole ein wenig auf. Er war nicht wütend auf Antonin, sondern nur auf diese Situation. Kurz atmete er tief durch, dann blickte er seinen Freund an. "Er weiß von dir. Und er hat mir mehr als deutlich gemacht, was geschieht, wenn ich nicht das tue, was er von mir verlangt. Und solange ich das mache, wird nichts Schlimmes geschehen. Ich habe gelernt auf mich aufzupassen. Ich mache das nicht erst seit gestern und habe schon so einige Scheiße gesehen. Heute Abend wird es spannend und danach wird es zwar dauern, bis sich alles wieder normalisiert hat, aber dann haben wir erst einmal wieder Ruhe. Er will einfach nur sein Stück Kuchen vergrößern, wenn es schon einmal die Möglichkeit gibt, neu zu verteilen." Cole strich sich übers Gesicht. Er könnte kotzen, wenn er sich so reden hörte. Hatte er Costello gerade in Schutz genommen? "Ich bringe das heute hinter mich, und dann werden wir endlich wieder mehr Zeit füreinander haben. Ich würde gerne einmal mit dir irgendwohin fahren, was hältst du davon? Nur wir beide, irgendwo, wo wir alleine sind, wo wir einfach nur alleine sind." Er blickte Antonin mit einem bittenden Blick an. Ja, das war letztlich das, was er am dringendsten brauchte. Er wollte weg von hier, weit weg, mit Antonin an seiner Seite, um einfach einmal alles andere zu vergessen. All diesen Mist, das Blut, den Tod, die Gewalt, den Krieg, den Terror. Und am liebsten wäre es ihm, er würde nie wieder zurückkehren müssen. "Wenn das heute Abend vorbei ist, müssen sich ein paar Dinge ändern. Ragnar soll sich endlich etwas suchen, was seinen Kompetenzen entspricht. Und ich werde sehen, dass ich ein wenig Verantwortung abgebe. Dann habe ich mehr Zeit für uns. Du fehlst mir so sehr..." Cole blickte erneut auf seine Hände. Ja, Antonin fehlte ihm. Das hatte er eben wieder einmal mehr als deutlich gespürt. Doch er wartete nicht darauf, dass Antonin etwas erwidern könnte, sondern stand auf und ging ins Bad, um sich unter die Dusche zu stellen. Er würde fit sein müssen heute. Heute würde es wieder einmal soweit sein, dass er sein Leben verteidigen musste. Und Antonin hatte ganz recht zu fragen, was danach käme. Ein neues Mexiko? Er hoffte, dass es nicht so weit käme, nicht solange er es verhindern könnte. Und wenn er dabei von einer Kugel getroffen wurde, dann wäre es endlich gänzlich vorbei. Dann wären Ragnar und Antonin frei, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Sie hätten keine Verpflichtungen mehr ihm gegenüber und dieser beschissenen Welt der Organisationen gegenüber. War er wieder an jenem Punkt, an dem ihm alles egal war? Würde es ihn nicht stören heute zu gehen, sich von der Bühne zu verabschieden? Nein, er hatte gerade eben noch einmal den besten Sex gehabt, den er haben konnte. Einzig hinsichtlich einer Sache würde er sich Vorwürfe machen müssen. Er hatte Antonin nie gesagt, was er für ihn empfand. Er trocknete sich ab und zog sich seine Short an, bevor er zum Kleiderschrank ging und seine Sachen zweckmäßig heraussuchte. Er würde heute eine Schutzweste tragen. Darunter die zwei Halfter mit seinen Revolvern. Es würde heute mehr als blutig werden. Aber er hatte zumindest dafür gesorgt, dass die Polizisten nicht zwischen die Fronten gerieten, indem er sie auf eine falsche Fährte gelockt hatte. Antonin Da saß er nun, wie bestellt und nicht abgeholt. Gerade als er Cole eigentlich sagen wollte, wie sehr er ihn ebenfalls vermisste. Etwas, das ihm zwar erst jetzt irgendwie aufging, ihn aber dafür umso heftiger traf. Antonin wollte Cole sagen, dass er nur zu gerne mit ihm wegfahren würde. Und wenn es nur ein paar Tage wären. Gott, wie ihm die Sehnsucht danach gerade das Herz zerschnitt... Aber warum, warum musste Cole so tun, als würde es wirklich hiernach aufhören? Was das Selbstschutz? Niemand gab seinen mehr als fähigen Wachhund ab. Niemand. Und Costello wusste von ihm? Hm... kurz schien es in seinen Augen zu stürmen. Konnte man das über kurz oder lang nicht sogar zu einem Vorteil herausarbeiten? Antonin beschlosss das abzuwarten, machte sich aber deshalb nicht mehr Sorgen als sowieso schon. Es war klar gewesen, dass das früher oder später passieren musste, weshalb er den ganzen Stress ja auch nur auf sich nahm. Hätte dieses Arschloch die Füße stillgehalten und Cole einfach so vor sich hin wursteln lassen, wäre es nur ein nagender Gedanke gewesen. Jetzt war es Realität und Antonin war dabei sich zu rüsten. Irgendwann würde dieser Penner nicht mal mehr spüren was ihn da treffen würde. Kurzentschlossen sprang er vom Bett auf und zog sich an. Er würde zwar auch ganz gern duschen, aber wenn er Cole davon überzeugen wollte, dass er mitkommen würde, dann müsste er jenen vor vollendete Tatsachen stellen. Zumindest ging er davon aus. Es wunderte ihn sowieso, dass jener seine neu ansetzenden Muskeln noch nicht bemerkt hatte, aber vielleicht dachte er ja das käme von der Arbeit an der Baustelle? Er zuckte mit den Schultern und schlüpfte in eine schwarze Jeans, bevor er in eine weiter hinten im Schrank ein wenig versteckt stehende Tasche griff. Dort zog er eine etwas erweiterte Form seiner Herzplatte hervor. Man machte es an der Seite mit Verschlüssen zu und damit waren von vorne wie von hinten die überlebenswichtigen Organe geschützt. Festgemacht wurde sie wie auch die einzelne Platte. Stavros sei Dank hatte Antonin seine Ausrüstung wieder ein wenig tauglich 'feilen' können. Auch wenn er diesem jetzt eine übertriebene Ladung Blue Wonder schuldete, wenn es wieder in Produktion ginge. Darüber kam ein fein gearbeitetes schwarzes T-Shirt über dem er seine Waffenholster befestigte. Inzwischen mit einem anderen System. Eines, bei dem er schneller ziehen konnte und damit auch besser im Gleichgewicht für ein schnelles Zielen war. Daran hatte er einige Stunden getüftelt und war noch immer nicht ganz zufrieden, aber es war besser als vorher. Die eine Waffe war ein Stück nach unten versetzt unter seiner linken Schulter, während die rechte am Gürtel hing, zwischen Schritt und Hosentasche. Nicht unauffällig, aber effizient. Er lud beide Eagles nochmal durch und steckte sich noch einige extra Patronen in die innere Jackentasche. Damit war er ganz in Schwarz gekleidet. Eigentlich ein Unding bei den Temperaturen, aber dagegen war er ja gefeit und im Dunkeln wäre er so gut wie nicht zu erkennen. Er wurde gerade fertig als er die Dusche ausgehen hörte und hielt auf die Küche zu, um sich selbst eine Tasse von dem inzwischen lauwarmen Kaffee einzuschenken. Von der er auch gerade trank als Cole auf ihn zutrat. Wo Antonin sich auch mehr als zufrieden zeigte, als er die Weste erahnte. Sehr gut, immerhin war der Mann lernfähig. "Glaub bloß nicht, dass ich dich alleine gehen lassen", murrte er mehr als dass er es knurrte. "Dein Leben ist das meinige und das werden sich heute ein paar Menschen hinter die Ohren zu schreiben haben. Ganz egal was ich davon halten mag." Seine Augen funkelten auf, fast als erwarte er Gegenwind, auf den er innerlich vorbereitet war. Er würde nicht weichen und wenn er Cole verfolgen müsste. Doch dann wurde sein Gesichtsausdruck kurz sanft. "Zudem wir uns so nicht gegenseitig vermissen müssen. Wenn es heute ein Ende hat, dann muss ich mich danach wenigstens nicht umbringen." Cole Cole wuschelte sich durch seine Haare, damit sie trockneten. Er sollte unbedingt zum Friseur, sie waren bereits viel zu lang geworden. Aber Antonin schien es vorhin gefallen zu haben, und auch in den Nächten hatte er häufig die Hand des anderen in seinen Haaren gespürt. Als er in die Küche trat, sah er zwei entschlossene Augen und einen ausgerüsteten Antonin. Seine Augen glitten musternd über den Körper, der in dieser Montur noch trainierter wirkte, als er das ohnehin schon tat. Cole hatte mitbekommen, dass Antonin in der Früh wieder laufen ging. Und ihm war klar gewesen, dass jener wieder mehr für seinen Körper tat. Auch vorhin im Bett hatte er es deutlich gespürt. Aber er sagte nichts dazu. Es war Antonin Sache und wenn er sich damit besser fühlte, sollte er es tun. Er mochte Antonins Körper so oder so. Ruhig wartete er darauf, die Erklärung des anderen zu hören, die Cole letztlich schon klar war. Und er war insgeheim froh, dass Antonin ihm die Entscheidung abnahm. Hatte er ihm nicht letztlich deswegen alles gesagt. Wenn er nicht wollen würde, dass jener mitkam, hätte er ihm vorhin auf der Terrasse wohl nicht an sich herankommen lassen, und er hätte ihm auch nicht erzählt, was ihn beschäftigte. Doch der letzte Satz des anderen, ließ ihn kritisch blicken. "Ich nehme dich gerne mit", meinte er dann zögerlich und trat auf ihn zu, um ihn in die Augen zu blicken. "Hör zu, Antonin, wir werden da heute Abend einfach unseren Arsch herausholen und dafür sorgen, dass so wenig von unseren Leuten dabei draufgehen, wie möglich - dich und mich eingeschlossen." Sanft küsste er den anderen. "Und heute wird sich niemand von uns beiden umbringen."Er sah den anderen streng an. "Zumal es das letzte wäre, was ich mir nach meinem Tod wünschen würde. Auch wenn ich draufgehe, sollst du weiterleben." Noch einmal küsste er den anderen. Dann ging er ins Wohnzimmer, seinen Waffenschrank öffnend und seine Tasche, die darin lag, wieder einmal füllend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)