Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 100: Menschlichkeit --------------------------- Ragnar Der Tag schien heute gar nicht enden zu wollen. Ragnar war zwar durch den Ausgang ihres Gesprächs mehr als beflügelt, aber das schien sich nicht auf die Uhr auszuwirken. Dennoch war ein Lichtblick vorhanden. Obwohl Simon am Sonntag für sie eingesprungen war, übernahm jener auch an diesem Abend das Zusperren. Und so konnte sich Ragnar noch vor 0 Uhr auf den Weg machen, um um 0 Uhr bei Nathan zu klingeln. Als dieser ihm aufmachte, zögerte Ragnar keine Sekunde, den anderen in einen fordernden Kuss zu ziehen, so dass dieser noch die Tür kurz zuknallen konnte, bevor sie dort weitermachten, wo sie am Nachmittag aufgehört hatten. Erst als sie ihrer Begierde nachgekommen waren, gab es wieder Platz zu reden. Ragnar hatte seinen Kopf auf die Schulter des anderen gebettet und streichelte den schönen Mann sanft über den Oberkörper. "Danke für dein Vertrauen, uns eine Chance zu geben", murmelte er. "Ich werde dich nicht enttäuschen." Er blickte hoch zu dem anderen, suchte dessen Augen im Halbdunkel. "Du hast angedeutet, dass du mich aus meiner Wohnung draußen haben möchtest, weil ich nicht mehr 'hausen' soll. Wenn du dich an den Medikamenten wirklich beteiligst, dann habe ich genug, mir eine schönere und größere Wohnung zu leisten. Ich habe meine jetzige Wohnung schon sehr lange. Als ich in Europa war, hatte ich sie nur zwischenvermietet. Danach hab ich zwar wesentlich mehr Geld verdient, aber es blieb kaum etwas übrig davon. Es hat ziemlich lange gedauert, bis die Medikation ausgelotet war und auch jetzt scheint es immer noch nicht ganz zu passen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit." Er lächelte matt, hatte ihn die Nachricht, dass seine Viruslast hochgegangen war, doch zunächst beunruhigt. Nathan Nach seinem...Besuch im Lady Dream, bei dem er Ragnar noch äußerst frech zugeraunt hatte, dass jener wirklich 'kommen würde, sobald er konnte', fand Nathan es schwierig wieder ins Büro zu fahren und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Noch schwieriger als die letzten Tage schon, wo er sich kaum lange genug konzentrieren konnte, um wirklich ein paar Dinge erledigt zu bekommen. Und obwohl er sich sehr gern den restlichen Tag freigenommen hätte, sparte er sich das für morgen Vormittag auf. Es war besser seine freie Zeit mit Ragnar zu verbringen, als jetzt zuhause zu sitzen und sich dann doch fragen zu müssen, was jener schon alles erlebt und getan hatte. Das wäre nicht gut. Er wollte nicht an zwei Seiten gleichzeitig arbeiten und momentan würde er seine Energie lieber in Ragnar selbst stecken. Nur so ließe sich etwas aufbauen, das auch mit dieser Seite klarkäme. Oder sie zumindest als gegeben akzeptierte. Aber verflixt, dieser Tag wollte nicht enden. Ein Kundengespräch nach dem nächsten, Planungen noch und nöcher sowie Terminsetzungen ohne ein Ende in Sicht zu wissen - und trotzdem schien sich alles wie in Zeitlupe zu bewegen. Es war grässlich. Vor allem da ihn sein Körper ständig daran erinnerte, was früher oder später heute noch auf ihn warten würde. Ragnars Worte von einer Folter schienen ihm gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt zu liegen. Weshalb er schließlich doch ein wenig früher als sonst aufhörte und von Zuhause aus mit seinem Vater telefonierte. Ihm war da eine Idee gekommen, bei der es nicht in seiner Macht lag sie einfach nur zu entscheiden. Nein, dabei müsste er um Erlaubnis und um das richtige Objekt fragen. Er hörte die Überraschung in der Stimme seines Dads, aber auch Papierrascheln und leises Fluchen. Und tatsächlich schien er heute Glück zu haben, denn es gab sogar zwei Objekte, die dafür in Frage kämen und die er verwenden dürfte. Ja, niemand konnte bestreiten, dass es ein Privileg war, in solch einem Elternhaus aufzuwachsen. Bei Eltern, die ihn liebten und ihm halfen, wann immer er nach Unterstützung fragte. Ohne ihn selbst dabei zu hinterfragen. Das war aber auch irgendwie eine Eigenschaft, die in der Familie weitervererbt wurde. Nathan selbst hasste es, nachfragen zu müssen. Gerade bei Dingen, bei denen man es eigentlich als selbstverständlich ansehen müsste, dass sie einem erzählt wurden. So gab er Alan Gardner ein paar lose Informationen, was er mit einem der beiden Objekte zu tun gedachte, und damit schienen dann beide Seiten zufrieden zu sein. Sein Dad versprach, die Informationen dazu durch zu faxen und Nathan bedankte sich für die Unterstützung. Als Ragnar dann gegen 0 Uhr endlich vorbeikam, fühlte er sich wie ein ausgehungerter Wolf und dankenswerter Weise schien er mit diesem Gefühl nicht alleine zu sein. Und als Ragnar danach seinen Kopf auf seiner Schulter gebettet hatte und ihm sacht streichelte, hätte Nathan nicht befriedigter oder zufriedener sein können. Das war so ziemlich genau das gewesen, was er gebraucht hatte. War es genaugenommen immer noch. Nähe und Berührungen waren ganz weit oben auf seiner Liste und er wäre relativ zufrieden jetzt die Augen zu schließen und einfach nur zu genießen, während seine Hand selbst Zeichen auf Ragnars Rücken malte. Doch er war weder erstaunt noch erbost darüber, als jener begehrenswerte Mann anfing zu sprechen und als Ragnar sich ein wenig aufrichtete wandte er den Kopf, um ihn anzusehen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er sich selbst ein wenig aufrichtete und einen zärtlichen Kuss auf Ragnars Mund hauchte. "Bedeutet das, du willst die Wohnung im Grunde behalten? Als Rücklage? Vielleicht solltest du dir überlegen sie noch einmal weiter zu vermieten. Und was das Ausziehen betrifft..", mit der freien Hand griff er zum Nachtkasten und schaltete die Lampe darauf an, einige Zettel von dort ergreifend. "Ich habe heute mit meinem alten Herren telefoniert, weil mir eingefallen ist, dass er vor einiger Zeit mal über irgendwelche Immobilien hier in New York gejammert hat." Er reichte Ragnar die Zettel. "Das hier wären zwei Wohnungen, die dich nur den Selbstkostenpreis kosten würden. Sie sind von der Quadratmeterzahl nicht ganz so groß wie meine, aber ich glaube du brauchst auch kein Klavier und Kinderzimmer. Die eine ist tatsächlich nicht einmal so weit von hier entfernt." Von beiden Wohnungen war der Grundriss dabei sowie Bilder davon, wie sie momentan möbliert waren. "Eindeutige Fehlkäufe meines Vaters, die ursprünglich nicht zur Vermietung, sondern als Wohnungen für meine Eltern und mich gedacht waren. Aber meiner Mum waren sie zu klein und mir wurde nichts davon gesagt, bis ich die hier gekauft hatte." Nathan schüttelte den Kopf. "Sie sind also mit der Einrichtung zu haben. Was natürlich nicht bedeutet, dass du eine davon nehmen musst, es ist nur ein Vorschlag." Er hob die Hand, um durch Ragnars weiches Haare zu streicheln, während dieser sich die Daten der Wohnungen ansah. Zumindest bis Nathan etwas einfiel. "Was meint Cole eigentlich damit, dass dich deine Blutwerte fertig machen?" Ragnar Überrascht blickte Ragnar auf die Papiere, die ihm gereicht wurden. Er drehte sich so, dass er auf dem Bauch zum Liegen kam, um sich auf den Ellbogen abzustützen und die Hände frei zu haben. Während er den Erklärungen des anderen lauschte, betrachtete er die Grundrisse und Bilder der Wohnungen. Er war sichtlich überrascht. Dass Nathan so schnell Nägel mit Köpfen machen wollte, aber darüber sollte er sich eigentlich nicht wundern. Dennoch überfuhr ihn das gerade ein wenig. Er war, was Veränderungen betraf, eher ein langsamerer Mensch, der es sich gerne genau überlegte, was er tat. Meistens zumindest. Für ihn war klar, dass er etwas ändern musste. Es war letztlich die Bedingung dafür, dass er hier sein durfte, und darüber hatte er nicht nachdenken müssen. Sein bisheriges Leben ein wenig zum positiven hin zu verändern, war etwas, worüber er nicht hin und her überlegen musste. Nachdenklich musterte er die Bilder, die sanften Streicheleinheiten und die Hand in seinen Haaren genießend. Es waren unglaublich schöne Wohnungen. Ähnlich hell und großzügig, wie die von Nathan. Die Einrichtung war ungewöhnlich perfekt. Offensichtlich von einem Designer, der es verstand, schlicht und schön eine Wohnung einzurichten. In der einen Wohnung glich das Wohnzimmer einem Ballsaal. Brauchte er das überhaupt? Auch wenn es offensichtlich günstig war. Nathans Eltern mussten wirklich verdammt reich sein, wenn sie einfach so mal zwei Wohnungen zur Verfügung hatten, die leer standen. Sollte er das Angebot wirklich annehmen? Würde er sich damit nicht abhängig machen? Einen Teil seiner Freiheit aufgeben? Hätte er dann nicht das Gefühl, eine Verpflichtung gegenüber Nathan zu haben? Allerdings schien Nathan sehr viel daran gelegen, dass er bald aus seinem Loch herauskam. Und hinsichtlich seiner manchmal nicht ganz so heiteren Stimmung, in die er in seiner Wohnung gerne einmal verfiel, wäre es wahrscheinlich wirklich nicht verkehrt, sich etwas Schöneres zu leisten. Ob Cole noch immer das Angebot aufrecht hielt, ihm mehr zu zahlen? Er hatte es bisher immer ausgeschlagen, weil er so ganz gut zurechtkam. Aber vielleicht würde er es jetzt doch brauchen können. Auch wenn sein Beruf dann absolut nicht mehr zu seinem Lebensstil passen würde, oder? Wobei Cole sich ja auch dieses unglaubliche Loft leistete. Ob jener überhaupt Geld sparte? Mit wie viel Nathan wohl an den Arztrechnungen Anteil nehmen würde? Wenn er ein Viertel davon zahlen würde, könnte er im Monat bestimmt um die 500$ sparen, zumindest im Durchschnitt. Fragen über Fragen, aus denen er jäh gerissen wurde, als Nathan ihm seine letzte Frage stellte. Überrascht blickte er den anderen an. Einen Moment schwieg er. "Ich hätte Cole vorhin doch die Gurgel umdrehen sollen, wie ich es eigentlich geplant hatte, als ich dich im Lady-Dream auftauchen gesehen habe. Stattdessen habe ich ihm auch noch einen Kuss gegeben, als Dankeschön...", knurrte er und seufzte tief. Er legte die Unterlagen der Wohnungen kurz aus seinen Händen. "Ich war am Montag beim Arzt, um meine Blutuntersuchungsergebnisse abzuholen, weil mir in letzter Zeit die Medikamente nicht so gut bekommen sind. Ich wollte einfach wissen, ob sich etwas geändert hat oder ob es irgendwelche Probleme gibt. Mein Arzt hat mir gesagt, dass die Viruslast in meinem Blut angestiegen ist. Sie war bisher konstant um die 800, was ein normaler Wert bei der Therapie ist. Aber jetzt sind sie auf 1600, was auch noch im 'normalen' liegt, aber jetzt muss einfach beobachtet werden, ob es noch weiter ansteigt. Zum Glück ist die CD-4-Zellen-Zahl noch nicht gesunken. Aber sicherheitshalber hat der Arzt die Dosis verändert, was dafür sorgt, dass ich täglich meine Kloschüssel küsse. Wobei ich nicht genau weiß, inwieweit es auch die Situation war, dich verloren geglaubt zu haben, die mich dazu brachte, dass mir ständig übel war." Er lächelte kurz und blickte etwas unsicher auf seine Hände. "Ich bin am Freitag noch einmal beim Arzt, dann wird sich herausstellen, ob die Viruslast weiter steigt." Er schwieg einen Moment und beugte sich dann zu dem anderen Mann, um ihn sanft zu küssen. "Aber eigentlich muss ich mir noch keine großen Sorgen machen. Leichte Schwankungen sind normal. Die Frage ist, ob es konstant ansteigt, oder am Ende sogar sprungartig. Es gib viele Infizierte, die nicht regelmäßig zur Blutkontrolle gehen, vor allem, weil sie es sich nicht leisten können. Daher bekommen viele es auch kaum mit, wenn sie mal mehr, mal weniger haben. Ich gehe aber recht häufig. Ich brauche diese Sicherheit, dass die Werte normal sind, irgendwie. Sonst geht es mir psychisch nicht ganz so gut." Seine inneren Augen glitten zurück zu jenen Szenen, die er hatte erleben müssen, als er aus Europa mit dem Schiff zurückgekommen war. Er hatte aus unbegreiflichen Gründen Angst gehabt, zu fliegen. Deshalb war er mit dem Schiff gefahren und hatte während seiner gesamten Überfahrt seine Kabine nicht verlassen. Er wusste erst seit etwa 3 Wochen, dass er positiv war. Und in dieser Zeit war verdammt viel geschehen. Dinge, an die er nicht mehr denken wollte. Damals hatte er das erste Mal diese unglaubliche Todesangst gespürt, die auch jetzt noch manchmal von ihm Besitz ergriff, ihn würgte und beutelte, ihn festkettete und in eine Tiefe zog, vor der er so viel Angst hat, aber gegen die er sich nicht wehren konnte. Er schüttelte leicht den Kopf und schüttelte die Gedanken ab. Jetzt war es anders. Jetzt hatte er mehr Hoffnung. Hoffnung, die ihm seine Gefühle zu Nathan, die ihm Nathan selbst gab. "Und was die Wohnungen betrifft", er blickte Nathan mit einem sanften Lächeln an. "Du bist wirklich ein Mensch, der genau weiß, was er möchte und gerne gleich Nägel mit Köpfen macht. Aber keine Sorge, das stört mich nicht. Ich finde es faszinierend und ich bin dir dafür sehr dankbar." Sein Blick glitt wieder zu den Wohnungen. "Ich werde sie mir ansehen, aber ich werde mich auch anderweitig umsehen. Ich brauche nichts sehr großes, nur etwas, was vielleicht ein wenig komfortabler ist und nicht so dunkel. Ich werde mich darum kümmern, aber ich kann nicht so gut, solche Entscheidungen aus dem Bauch heraus fällen. Und ich weiß noch nicht genau, ob ich dieses Angebot wirklich annehmen kann. Ich verdiene ja auch nicht ganz schlecht. Und ich möchte nicht zu abhängig werden. Wenn ich nichts finde, was unseren Vorstellungen entspricht, werde ich gerne auf das Angebot zurückkommen. Ok?" Er blickte Nathan wieder an. "Und ob ich meine alte Wohnung behalten möchte, weiß ich auch noch nicht. Ich habe heute das erste Mal mit dem Gedanken überhaupt gespielt. Ich kann es dir einfach noch nicht sagen. So schnell bin ich nicht." Er lächelte entschuldigend. Antonin Auf und ab. Und wieder rauf, und wieder runter. Antonin fühlte sich wie ein eingesperrter Tiger, der in seinem Käfig hin und her marschierte ohne tatsächlich eingesperrt zu sein. Er war inzwischen schon wieder geraume Zeit auf den Beinen, wartete nur darauf, dass die dämliche Uhr sich weit genug bewegen würde, damit er endlich loskönnte um Cole abzuholen. Schuld an seinem Bewegungsdrang trug Tayras letzter Anruf. Sie entband ihn mehr oder minder von seiner Aufgabe, indem sie Nicholas in ihre Heimatstadt überführen ließ, um ihn dort beerdigen zu lassen. Seine Freundin hatte ruhig geklungen, fast ein wenig kühl, als sie ihn darüber informierte, dass sie eine Weile bei ihren Eltern bliebe. Tamara bräuchte jetzt ein Stück Familie, selbst wenn sie wohl noch nicht wirklich begreifen würde, was mit ihrem Daddy passiert war. Es trieb Antonin die Wände hoch, obwohl es ihn eigentlich erleichtern sollte. Ob es an der Frage lag, ob er der Beerdigung beiwohnen wollte? Nun, natürlich wollte er nicht. Was er der Frau auch mehr oder minder sanft verklickert hatte. Ihn interessierte es herzlich wenig, wenn da ein sogenannter Geistlicher Gottes sinnlosen Segen verteilte. Nicholas war ebenso gottlos wie er selbst gewesen. Man glaubte in diesem Beruf nicht an höhere Mächte, die angeblich jeden Menschen liebten und auf die ein oder andere Art und Weise auf jene aufpassten. Es war hirnrissig. Eine Lüge, die erfunden wurde, um selbst den hoffnungslosesten Menschen etwas zum festhalten zu geben. Aber Antonin brauchte nichts zum festhalten. Er hatte aufgehört zu fallen. Was er brauchte, war ein ruhiges Abendessen mit Cole, ein fertiges Labor und jede Menge Ruhe, um dort an seinen Formeln herum zu tüfteln. Er brauchte sicherlich KEINE leeren Worte, die tröstend sein sollten. Gerade wo er doch sowieso in die Hölle kommen würde. Er war ein schwuler Mörder. Gab es für den angeblichen Typen da oben überhaupt noch etwas Schlimmeres? Kopfschüttelnd schnappte er sich seinen Autoschlüssel, bevor er inne hielt. War Cole mit dem Auto gefahren? Ein wenig suchend sah er sich um. Was natürlich Blödsinn war. Jener hätte den Autoschlüssel auf alle Fälle mitgenommen. Hmpf. Dann eben die U-Bahn. Die Alarmanlage hinter sich wieder aktivierend, grüßte er die Nachbarin, die er inzwischen schon häufiger gesehen hatte, und wechselte einige freundliche Worte mit ihr, bevor er zur nächsten Station joggte, um die nächste Bahn zu nehmen. Er musste auf dem Weg ins Lady Dream einmal umsteigen und als er das tat kam ihm der Gedanke wie das wohl gehen sollte? Sex in der U-Bahn? Diese verfluchten Dinger waren zu jeder Zeit irgendwie besetzt und man würde sie vermutlich nicht nur an der nächstbesten Station rauswerfen, sondern vermutlich auch noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigen. Oder wie auch immer man das nennen mochte. An seiner Endstation angekommen waren es nur ein paar Minuten Fußmarsch zum Club und es tat erstaunlich gut, einfach mal ein wenig spazieren zu schlendern. Was auch an seiner Waffe liegen konnte, die er diesmal am Gürtel unter einem Pullover verborgen trug. Für ihn gab es eigentlich keinen Grund mehr, die Menschen um sich herum paranoid anzustarren. Er wurde mit einem Gruß und Handschlag vom Türsteher eingelassen und bahnte sich seinen Weg direkt zu Coles Büro, wo er sich nur noch durchfragte, ob jener gerade alleine war, bevor er ohne zu klopfen eintrat und den Mann am Schreibtisch mit einem Lächeln begrüßte. "Dein Abholdienst ist hier", grinste er und trat näher, um sich nonchalant an den Schreibtisch zu lehnen. "Allerdings kostet dieser Service extra, besonders zu dieser Tages oder vielmehr Nachtzeit. Ich hoffe Sie sind darauf vorbereitet, Mister Bossmann?" Cole Nur noch 10 Minuten, dann würde er gehen, nahm er sich vor und betrachteten den Berg an Rechnungen, die ihm vom Buchhalter vorgelegt worden waren und die er durchsehen musste. Er hatte es bereits den ganzen Tag vor sich hergeschoben, wohl weil er viel zu gut drauf war, um sich mit solchen beschissenen Aufgaben herumzuärgern. Er freute sich schon den gesamten Tag darüber, dass er den entscheidenden Plan gehabt hatte, der dafür gesorgt hatte, dass es zwischen Ragnar und Nathan keine unausgesprochenen Dinge mehr gab. Sie hatten nun die Möglichkeit innerhalb dieser klarer Verhältnisse zu versuchen, eine Beziehung zu führen. Und er hoffte für Ragnar, dass die beiden es wirklich schaffen würden. Denn das Leuchten in den Augen des anderen, als Nathan wieder weg war, war so hell, dass Cole sich an ihre Jugend zurückerinnert fühlte, als dieser Ausdruck noch häufiger in Ragnars Blick aufgetaucht war. Zumindest solange, bis seine Mutter sich umgebracht hatte. Und wenn Nathan verstand, was er ihm hatte sagen wollen, dann würde dieser hoffentlich dafür sorgen, dass Ragnar hier bald aus dem Verein draußen war. Ragnar hatte letztlich hier nichts verloren gehabt, auch wenn er seinen Job gut und unerschrocken machte, so war er doch ein viel zu weicher Mensch, ein viel zu emotionaler, sanfter Mensch dafür, um so einen Job zu machen. Das war er schon immer gewesen. Und schon in ihrer Jugend hatte er dafür gesorgt, dass Ragnar nicht in die wirklich komplizierten Dinge verwickelt wurde. Und wären die Umstände andere gewesen, hätte Cole niemals zugestimmt, dass jener hier bei ihm anfing zu arbeiten. Aber Als Ragnar ihm damals erklärte, dass es ihm aus lebenswichtigen Gründen darum ging, möglichst viel Geld zu verdienen, konnte er ihm den Wunsch nicht abschlagen. Und er hatte ihn in seiner Nähe haben wollen, um herauszufinden, welche lebenswichtigen Umstände es waren. Dass es HIV war, hatte ihn zwar sehr überrascht und ihm klar gemacht, dass das Geld nur ein Aspekt war, weshalb Ragnar bei ihm arbeiten wollte. Die Depressionen, die Cole immer wieder mitbekam, ließen ihn jetzt aber wissen, dass es nicht gut für ihn war, sein Leben so zu verbringen. Ragnar hatte ein hervorragendes Studium absolviert. Er hatte noch nie Probleme in der Schule gehabt und auch wenn sie sich bis spät nachts auf den Straßen rumgetrieben hatten, am nächsten Tag eine hervorragende Arbeit in der Schule geschrieben. Er hatte wesentlich mehr auf dem Kasten, als hier sein Leben mit Drogen und Waffen zu verschwenden, während er woanders wunderbar und einfach Karriere machen könnte. Cole war sicher, dass Nathan der Typ Mensch war, der dafür sorgen konnte, dass Ragnar sein Leben wieder selbst in die Hand nahm. Er wusste es seit ihrem ‚Gespräch‘ im Savoy. Nathan war ein sehr energischer, zielstrebiger Mensch, und das nicht nur was seine Arbeit betraf. Als es klopfte schreckte er aus seinen Gedanken hoch, auf die Uhr blickend und lächelnd feststellend, dass er die 10 Minuten verträumt hatte. Als Antonin ins Zimmer trat blickte er ihn überrascht an, erwiderte dann aber das Lächeln des anderen, der sich zu ihm an den Schreibtisch begab, bis er schließlich aufstand, um zu Antonin um den Schreibtisch zu gehen und ihn sanft zu küssen. „Hallo Sonnenschein“, sagte er leise und er spürte, dass die gute Laune, die er durch Ragnar gehabt hatte, sofort noch größer wurde, als er Antonin sah. „Nenn mich nicht Bossmann, das habe ich dir schon einmal gesagt“, knurrte er wenig ernsthaft und sah Antonin warm in die Augen, die noch immer, wie in den gesamten letzten Tagen, aufgewühlt waren. Er zog Antonin in seine Arme und küsste ihn erneut, diesmal ein wenig verspielter. „Hm, Extrakosten? Darf ich die in Naturalien bezahlen?“, raunte er gegen die Lippen des anderen und küsste sich zu dessen Hals vor, an dem er sanft knabberte. Seine Finger glitten über den Rücken des anderen, eine zu dessen Hintern, um ihn näher zu sich zu ziehen und sacht seine Lenden an denen des anderen reiben zu lassen. „Wobei“, sagte er mit einem Mal und löste sich abrupt von Antonin, um ihn anzusehen. „Ich glaube ich hätte da noch etwas anderes, wie ich meine Schulden begleichen kann.“ Er lächelte vergnügt in seinen Gedanken, löste sich ganz von Antonin, um seine Jackett zu holen und sonst im Zimmer herumzuwuseln, damit alles wieder ordentlich war und er morgen nicht erschrak, wenn er zur Arbeit kam. Dann ging er mit Antonin durch das Lady-Dream, dankte Simon noch einmal fürs Zusperren und ging mit seinem Freund zu seinem Auto. Wenig später stiegen sie vor einem großen, gläsernen Gebäudekomplex aus, in dem beleuchtete Glaskugeln zu schweben schienen. „Das ist das Hayden-Planetarium. Dort ist heute eine Sondervorführung“, erklärte er und als sie sich dem Komplex näherten, sah man, dass die ‚Glaskugeln‘ die nachgestellten Planeten waren. Cole hatte einen 'Bekannten', der sie hineinschleusen würde. Von ihm wusste er auch, dass heute Nacht um 1 Uhr Liveaufnahmen vom Saturn durch das große Teleskop übertragen werden würden. Cole drehte sich zu Antonin. „Ich weiß, dass dir eigentlich momentan wenig nach solchen Vergnügungen der Sinn stehen wird, aber wenn du dennoch möchtest, könnten wir da heute reingehen.“ Seine Augen ruhten in denen des anderen. Er wollte nicht, dass Antonin das Gefühl hatte, er würde nicht ernst nehmen, welche Sorgen jener hatte. Und sie hatten auch noch keine Möglichkeit gehabt, über Tayra so richtig zu sprechen. „Wir könnten auch einfach noch etwas trinken gehen und dann erzählst du mir von Tayra. Die Entscheidung überlasse ich dir.“ Antonin Kurz huschte ein Grinsen über seine Züge. "Und wer sagt, dass ich immer tue was du mir sagst? Ich fürchte du kannst mir dieses Wort nicht mehr abgewöhnen." Er mochte den Ausdruck, den Cole gerade zeigte. Jedesmal wenn dessen Augen so warm waren, fühlte er sich selbst entspannen. Zwar hatte er keine Ahnung darüber, was diesmal der Grund dafür war, aber das war auch relativ unwichtig. Nur zu gern erwiderte er den Kuss und schmiegte sich an seinen Freund, als dieser ihn in die Arme nahm. Für Zärtlichkeiten war er momentan mehr denn je zu haben und er genoss jede einzelne. Antonin hob eine Hand, um sie in Coles Nacken zu legen und sacht über die Haut und die kurzen Haare dort zu streicheln. Fast hätte er aufgeseuzft, als der andere sich so plötzlich von ihm löste, doch dessen Worte brachten seine Neugier zum Leben und so sah er dabei zu, wie Cole seinen Arbeitsplatz aufräumte und folgte diesem dann nach draußen. Simon nickte er nur kurz zu, sich fragend, was sein Freund wohl inpetto hatte. Als sie vor dem großen Glaskasten ausstiegen, musste Antonin den Kopf zurücklegen, um überhaupt bis ganz nach oben blicken zu können. War das ein Planetarium? Dieser Gedankengang wurde von Cole bestätigt und so wandte er den Blick von dem in seinen Augen angenehm bläulich bestrahlten Gebäude ab und sah zu seinem Freund. Dieser setzte sich auch schon in Bewegung und Antonin folgte ihm, neugierig wieder zu den Kugeln, welche wohl Planeten darstellen sollten, sehend. Das hier war mal eine ganz andere Dimension als das kleine Teleskop auf dem Dach seiner High School. Ob man die Planeten hier ganz nahe sehen können würde? Hm, gerade sprach Cole etwas Wahres an. Obwohl... so ganz stimmte es auch nicht. Er trat auf den anderen zu und ergriff eine seiner Hände, diese zu sich ziehend und einen Kuss auf die Handinnenfläche hauchend, bevor er seinen Blick von jenen hier im Licht nur schwer erkennbaren grünen Augen abschweifen ließ. Wie magisch angezogen von dem bläulichen Licht. "Ehrlich gesagt bin ich gerade für jedes bisschen Vergnügen sehr dankbar", nuschelte er, bevor sich ein kleines ironisches Lächeln auf seine Lippen schlich. "Mein Doc sagt, ich sollte möglichst viel Normalität in meinem Alltag haben. Dinge, auf die ich mich verlassen kann, auf die ich aufbauen kann. Und ist es für Paare nicht normal, hin und wieder einfach nur aus zu gehen?" Er trat einen Schritt näher und streckte sich, um Cole einen sanften Kuss zu geben. "Komm, lass uns für ein paar Stunden von diesem Planeten verschwinden. Tayra und die anderen Probleme sind auch noch da, wenn wir zurückkommen." Antonin überließ es, wie er gleich sehen sollte zurecht Cole, sie rein zu bringen, und sah sich neugierig um, während sie dem Mann folgten. Zwar würden sie keine normalen Sitzplätze mehr erhalten, doch das war zumindest ihm herzlich gleichgültig. Und als sie sich dann auf die Treppenstufen setzten, fühlte er sich fast wieder wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal im Zirkus war. Zudem Coles timing fast perfekt gewesen schien, denn die Vorführung begann, kaum dass sie saßen. Und schon mit den ersten Worten und gezeigten Bildern, entführte sie zumindest Antonin sofort in eine andere Welt. Er war schon immer wissensdurstig gewesen, wenn es Naturwissenschaften betraf, weshalb die Physik ja auch sehr lange mit im Rennen geblieben war in seinen Zukunftsvisionen. Die leise Musik, die im Hintergrund passend zu den Bildern und Erzählungen eingespielt wurde, untermalte das ganze wunderbar. Fast ein wenig abwesend tastete er nach einer von Coles Händen und lehnte sich an ihn, den Kopf auf seiner Schulter ablegend. Es war schön. Einfach schön und er fühlte sich tatsächlich zum ersten Mal seit Nicholas ihn mit zu diesem Wochenende genommen hatte, wieder wirklich sorglos entspannt. Nathan "Hm..", aufmerksam hörte Nathan zu, lächelte aber trotzdem kurz in den Kuss, den Ragnar ihm gab. "Ich finde es gut, dass du häufiger dort hingehst. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es einem wohl auch Angst macht, gerade wenn man diese Steigungen hat, aber vermutlich ginge es mir da ähnlich wie dir. Gerade was die physische Sicherheit betrifft." Sacht strich er über Ragnars Wange, dessen Mundwinkel leicht mit dem Daumen streifend, bis er ihm mit den Fingern hinters Ohr striff. "Ich würde gern einmal mit dir dort hingehen. Vermutlich noch nicht so bald, ich ahne dass es ein nicht unerheblicher Eingriff in dein Leben ist, aber doch irgendwann einmal. Ich möchte mir mehr Wissen über diese Krankheit aneignen, damit ich vielleicht im Ansatz verstehen kann, was du durchmachst." Abermals ließ er seine Hand durch das weiche Haare des anderen streichen, hin und wieder fast ein wenig spielerisch, aber doch sehr sanft an einigen Strähnchen zupfend. "Leider bin ich nicht wirklich häufig sehr einfühlsam und ich möchte vermeiden, irgendwo rein zu trampeln und dich dadurch vielleicht zu verletzen. Darin bin ich nämlich hin und wieder ganz große Klasse. Gerade wenn ich selbst Stress habe und nicht mehr so viel Aufmerksamkeit für die Menschen um mich herum übrig habe." Ja, Nathan waren die meisten seiner Schwächen durchaus bewusst. Nur waren sie das leider nie, wenn es darauf ankam, sondern nur wenn er sich die Zeit und Geduld nahm, um über eine schiefgelaufene Situation nachzudenken. Daher war es zum einen besser, Ragnar darauf vorzubereiten, und zum anderen wollte er wirklich mehr wissen. Er wollte sich selbst auch auf die eher nicht so schönen Tage vorbereiten. Denn das es jene gab, war ihm deutlich bewusst. Sein Arzt hatte es ihm gesagt und selbst Ragnar schon durch die Blume als jener meinte es gäbe Zeiten, in denen er ihn lieber nicht sehen sollte. Aber das war Humbug. Es gab nicht nur Sonnenschein im Leben, damit musste sich jeder früher oder später abfinden und in Ragnars Fall müsste es eben früher sein. Vermutlich wäre es ihm sogar lieber, jener wäre bei ihm, wenn es ihm schlecht ginge, als in irgendeinem dunklen Loch, alleine zuhause. Wobei ihm hierbei gerade einmal auffiel, dass er trotz des nachmittags gerade noch viel besitzergreifender wurde als vorher schon. War das nun ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? Vermutlich beides. Zum einen machte er sich natürlich Gedanken um Ragnar und diese ansteigende Viruslast. Er wollte jenen nicht verlieren oder hergeben. Dessen war es sich zu über hundert Prozent sicher. Aber gerade dessen nächsten Worte erinnerten ihn daran, dass er es manchmal übertrieb. Nathan selbst machte es nichts aus auch größere Summen für die Menschen auszugeben, die ihm nahe standen. Gerade nicht wenn es ein Mann war, in den er verliebt war. Aber jener Mann wollte natürlich zurecht auf eigenen Beinen stehen. Hatte er es also doch wieder übertrieben, hm? "Ragnar...", fing er an und suchte dessen Blick und beugte sich vor, um einen Kuss auf diese schönen Lippen zu geben. "Es tut mir leid wenn ich dich damit überfahren habe. Du hast jederzeit das Recht laut stopp zu schreien, oder auch leise zu flüstern. Ich ahne selbst, dass ich manchmal zu... nennen wir es schnell bin was diese Dinge betrifft. Aber ich möchte dir sagen, dass du damit in keinster Weise in eine Abhängigkeit rutschen würdest. Diese Wohnungen gehören meinem Vater und nicht mir. Im Grunde kosten sie leerstehend nur Geld. Geld, das du ihm ersparen würdest, indem du die Unkosten für den Strom und so weiter übernimmst. Es ist kein Vertrag, den du mit mir eingehst." Er hielt kurz inne und lächelte. "Und natürlich kannst und sollst du dich anderweitig umsehen und das nehmen, was dir am besten gefällt. Es wird ja schließlich deine Wohnung und du sollst dich dort wohlfühlen können. Es geht dabei nicht um die Wünsche von anderen Personen, sondern um deine. Und die sollten so erfüllt werden, wie du sie hast. Ich wollte dich wirklich nicht überrumpeln, das ist dann wohl ein weiterer Wesenszug von mir, mit dem du klarkommen musst." Er seufzte ein wenig und lehnte sich zurück ins Kissen. "Ich bin es gewohnt schnelle Entscheidungen treffen zu müssen, genauso wie ich es gewöhnt bin, mir das zu kaufen oder holen was ich will. Geld ist für mich nur etwas, das ich ausgebe oder nicht ausgebe. Ich bekomme es durchs arbeiten, wobei ich im Grunde rein für die Arbeit und die Herausforderung täglich aufstehe, nicht für das Geld. Ich weiß, dass das momentan einen großen Unterschied zwischen uns darstellt, aber ich halte mich nicht für einen abgehobenen Snob." Er lächelte kurz. "Das meiste hätte jeder andere auch schaffen können. Ich habe nur das Geld für den Kauf des Savoys von meinen Eltern angenommen, der Rest ist selbst verdient. Daher habe ich auch kein schlechtes Gewissen es so auszugeben wie es mir gefällt. Und in den meisten Fällen gebe ich es gerne und häufig auch für Menschen aus, die mir nahe stehen. Das trifft inzwischen auch auf dich zu, wie du wohl gemerkt hast. Gewöhn es dir hier also auch besser an, mich zu bremsen, denn ich habe dadurch schon einmal eine Beziehung zerbrochen. Oder ich denke zumindest das es daran lag." Er runzelte die Stirn nachdenklich. "Wo wirklich herausbekommen habe ich es nie wirklich, aber Robin meinte, ich hätte ihn sich klein neben mir fühlen lassen. Wobei er in meinen Augen größer war als ich… ", er zuckte mit den Schultern. "Ich hätte allerdings auch erwartet, dass er seine Probleme anspricht.." Cole "Wo du recht hast..." Cole zückte sein Handy, als er die Bestätigung von Antonin hatte, dass er sich gerne ein wenig ablenken lassen würde. Und dass sie später auch noch über die vergangene Nacht und den heutigen Tag würden sprechen können, stand tatsächlich außer Frage. "Ich bin es, Cole, lässt du mich mit meinem Freund rein?" Nur kurz dauerte das Gespräch, dann ging er mit Antonin zum Hintereingang, wo Phil wartete. Phil war einer der wenigen Männer in Coles Leben gewesen, der einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, und mit dem Cole mehr als einmal ins Bett gegangen war. Allerdings war das schon eine Weile her und Phil war nun in festen Händen. Wenn sie sich jetzt ab und zu im Savoy trafen, unterhielten sie sich gerne, aber mehr auch nicht. Und so stellte es kein Problem dar, dass er sie einließ, Cole mit einem Lächeln, Anotnin mit einem interessierten Blick begrüßend. Dann zeigte er ihnen, wo sie sich auf die Stufen an die Wand gelehnt setzen konnten. Cole mochte das Planetarium, es war wirklich jedesmal ein Erlebnis als ob man von der Realität weggerissen wurde, um in eine andere Welt gebracht zu werden. Cole hatte seinen Arm um die Schulter seines Freundes gelegt und lauschte der Musik, den Erklärungen und den Sternbildern, die sich auf der Kuppelleinwand abzeichneten. Antonin hatte sie vorhin als "Paar" bezeichnet und er hatte sich nicht gegen den Begriff gesträubt. Und jetzt fiel ihm erst so richtig auf, wie romantisch es hier letztlich war. Er war noch nie mit einem anderen Mann hier gewesen. Auch nicht mit Phil, der ihn immer nur reingelassen hatte, nie mitgekommen war. Und nun so mit Antonin dazusitzen wirkte mit einem Mal unglaublich romantisch. Cole wusste nicht so ganz, ob das nicht ein wenig zu viel für ihn war. Allerdings konnte man sie als etwas anderes als als Paar bezeichnen? Sie lebten miteinander, sie teilten alles miteinander, sie hatten ein ausgeprägtes Sexleben und Cole stellte überrascht fest, dass ihm das genug Befriedigung verschaffte, dass er seit langem keinen anderen Mann mehr gebraucht hatte. Gut, das lag wohl auch daran, dass er wusste, wie wichtig es war, dass er zu Antonin nach Hause kam, wenn er gearbeitet hatte, wie dringend jener ihn brauchte. Aber war nicht genau das eben jenes 'in guten wie in schlechten Zeiten'? Dieses für-einander-da-sein, von dem man so viel hört, wenn man mit anderen darüber diskutierte, ob eine feste Beziehung wirklich so bedeutend sei. Eigentlich interessant, dass er immer der Meinung gewesen war, dass dem eben nicht so ist. Sah er es mittlerweile anders? Irgendwie schon, es war anders geworden, weil er spürte, dass es auch seine Vorzüge hatte, nach Hause zu kommen und zu wissen, dass dort jemand auf ihn wartete, der ihn genauso sehr brauchte wie man selbst den anderen. Sacht strich seine Hand an der Schulter des anderen auf und ab. Bedeutete das jetzt auch, dass es wirklich Liebe war? War er in Antonin verliebt? Dieser Gedanke verwirrte Cole ein wenig. Was war Liebe eigentlich? Gab es eine Definition? Und traf diese auf sie, nein auf ihn zu? Was er wohl sagen würde, wenn Antonin ihm sagen würde, dass er ihn liebte? Und könnte er solcherlei Dinge dem anderen jemals sagen, wenn er denn wirklich lieben würde? Aber Antonin hatte unter jenen Brief ‚In Liebe‘ geschrieben… Und letztlich ließ Antonin ihn das doch auch spüren… Cole schloss einen Moment die Augen mit dem Vorhaben, diese Gedanken loszuwerden. Dann blickte er auf Antonin, der fasziniert zum Firmament blickte. Die Sterne spiegelten sich in den Augen des anderen wieder und das Licht schien von dem Blau aufgesogen zu werden. Antonin war wirklich ein unglaublich schöner Mann, eigentümliche aber sehr hübsche Gesichtszüge. Sanft küsste er den anderen auf die Wange und stahl sich daraufhin einen zärtlichen Kuss, als jener ihn ansah. Dann blickte er wieder zum Sternenhimmel, spürend, wie ihn diese romantischen Gefühle überfuhren. Was hatte ihn eigentlich geritten, Antonin hierher mitzunehmen? An so einen romantischen Ort... Der Gedanke an Sex war gerade mehr als präsent in seinem Kopf, aber da würde er sich gedulden müssen. Hier war es eher weniger möglich über Antonin herzufallen. Also lieber nicht weiter riskieren, dass die Begierde weiter anwuchs. Ragnar Ruhig blickte Ragnar den Mann neben sich an, der ihm so sanft durch die Haare streichelte und ihm gerade sagte, dass er gerne ein größerer Teil in seinem Leben sein würde. Gut, das hatte er jetzt schon häufiger gehört, aber dass jener ihm nun offenbarte, dass er gerne auch aktiv an seiner Krankheit teilnehmen wollte, war ein wirklich großer Schritt, der Ragnar freute. Eigentlich waren die Leute, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte eher immer von der Sorte gewesen, dass sie gerne gar nicht über das Thema redeten, es lieber tot schwiegen. Nathan wollte aber ganz offensichtlich genau das Gegenteil und das war schön so. Als Antwort küsste er Nathan erst einmal. „Ich nehme dich gerne irgendwann mit, wenn du das möchtest“, flüsterte er gegen die Lippen des anderen, bevor er sie noch einmal versiegelte. „Und ich finde dich sehr einfühlsam, Nathan, einfühlsamer als alle Menschen, die ich je getroffen habe.“ Er lächelte den anderen an. „Aber vielleicht habe ich dich auch einfach noch nicht gestresst erlebt. Demnach werde ich darauf vorbereitet sein, wenn es soweit ist. Und dann falls du irgendwo reintappst, dann sage ich dir rechtzeitig Bescheid. Damit habe ich normalerweise kein größeres Problem.“ Aus seinem Lächeln wurde ein leichtes Grinsen. Sacht stupste er die Nasenspitze des anderen mit seiner an, bevor er ihn noch einmal küsste. Ja, sie hatten noch viel voneinander zu lernen. Im Moment könnten sie nicht sagen, dass sie sich wirklich kannten. Aber das war ja letztlich das Schöne am Beginn einer Beziehung. Alles war neu, alles war aufregend und alles war schön. Und nach und nach würde sich erst herausstellen, ob sie den großen Kompromiss einer Beziehung wirklich eingehen können oder nicht. Und im Moment war für Ragnar alles wunderbar. und zumindest wussten sie bereits einiges wichtiges übereinander und hatten kein Problem damit, andere Dinge, die sie noch nicht wussten, zu hinterfragen. Seine Augen glitten über die Grundrisse der Wohnung. Es würde einige Arbeit auf ihn zukommen in nächster Zeit, um sein Chaos zu ordnen, auszumisten, einen Umzug vorbereiten und natürlich erst einmal eine Wohnung finden. Aber irgendwie freute er sich schon darauf. Als er seinen Namen hörte blickte er Nathan an, ließ sich gerne küssen und hörte den fast schon entschuldigenden Worten des anderen zu. Er nickte nachdenklich. „Ich werde es mir wirklich überlegen. Die Wohnungen deines Vaters sind traumhaft. Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, welche Möglichkeiten ich überhaupt habe.“ Er lächelte. „Und mit deiner impulsiven, voranstürmenden Art komme ich gut zurecht, solange du mit meiner ruhigeren Art zurechtkommst. Ich bin bei sowas eher dann wohl der Ruhepol von uns beiden. Wichtig ist letztlich nur, dass man sich zuhört, wenn der andere nicht mehr mitkommt oder zu schnell voranprescht. Und ich melde mich, wenn ich mich überfahren fühle. Ich bin schließlich schon seit etlichen Jahren mit Cole befreundet, da lernt man den Mund aufzumachen, wenn einem was nicht passt.“ Er grinste leicht und zwinkerte dem anderen zu. Ragnar drehte sich wieder zur Seite und betrachtete Nathan, als dieser von seinem Werdegang berichtete. Unabhängigkeit durchzusetzen, wenn man es sich eigentlich auch gemütlich machen könnte, war eine unglaubliche Stärke. Wie oft hörte man, dass gerade die Kinder reicher Menschen es nie schafften, wirklich eigenständig zu sein. Paris Hilton war wohl ein Paradebeispiel. Letztlich hatte sie sicher ihre eigene Art sich zu verkaufen, aber möglich machte das alles nur das Vermögen ihrer Eltern. Umso sympathischer war es, dass Nathan das nicht gewollt hatte. „Deine Eltern sind sicher sehr stolz auf dich“, meinte er schließlich. „Deine Mutter ist Schauspielerin, richtig? Ich habe die DVDs gesehen. Und dein Vater wird wohl auch in dieser Branche irgendwie unterwegs sein. Ich finde es toll, dass du dich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht hast, sondern eigenständig dich zu dem gemacht hast, was du bist: ein erfolgreicher Geschäftsmann, der darüber hinaus eine Seele von einem Mensch ist. Du bist also etwas völlig anderes als ein Snob. Und: Ja, wir entspringen völlig verschiedenen Welten. Gerade was Geld und Wohlstand betrifft. Und vielleicht wird es da noch ein paar Reibungspunkte geben. Gerade was das Thema Geld betrifft bin ich selbst gerne völlig unabhängig, weil ich es immer schon sein musste. Meine Mutter hatte kein Geld für mich übrig, und als sie gestorben ist, musste ich mir mein Studium erst recht selbst finanzieren. Demnach werde ich schreien, falls du zu großzügig zu mir sein solltest, glaub mir, ich werde laut schreien. Aber hinsichtlich der Medikamente, werde ich es akzeptieren, wenn du mich unterstützt. Das gehört schließlich zu unserer Abmachung. Und es beruhigt mich zu wissen, dass es dir wohl nicht weh tun wird, ein bisschen beizusteuern. Solange du nicht das Gefühl hast, ausgebeutet zu werden, und ich nicht das Gefühl habe, dich auszubeuten, sollte es doch letztlich alles in Ordnung sein.“ Hinsichtlich Nathans letzten Kommentars über Robin schwieg Ragnar kurz. Jener habe sich zu klein neben Nathan gefühlt? „Ich denke ich kann nachvollziehen, dass man sich klein fühlen kann, wenn man jemandem begegnet, der so viel selbst, aus eigener Kraft und erfolgreich geschaffen hat. Aber dieses Gefühl verbinde ich entweder mit Unmündigkeit – also, dass man seiner Selbständigkeit beraubt wird – oder mit Eifersucht, jeglicher Art. Diese Eifersucht kann entweder auf die Eigenständigkeit des anderen, oder auf seinen Wohlstand oder seinen Erfolg sein. Ich kenne Robin nicht, aber vielleicht hatte er kein Selbstwertgefühl, das deinem entspricht. Oder er hatte das Gefühl, sich neben dir beweisen zu müssen, dass er es genauso weit bringen kann. Ich weiß es wie gesagt nicht. Aber eines ist klar, dass eben jene Kommunikation, die in einer Beziehung das wichtigste ist, nicht gestimmt hat. Ich gebe dir recht, dass er dir da viel früher etwas hätte sagen müssen. Und ich verspreche dir, dass ich es dir auch sofort sagen werde, wenn ich das Gefühl habe, kleiner gemacht zu werden. Auch wenn ich es noch nicht abschätzen kann, in welcher Situation das sein könnte.“ Kurz überlegte er noch, dann fügte er hinzu. „Es belastet dich noch immer, dass ihr euch aus diesem Grund getrennt habt, oder?“ Nathan Sehr zufrieden mit Ragnars Reaktion auf seine Bitte, diesen einmal zum Arzt begleiten zu dürfen, verhinderte er nach einem der Küsse, dass jener sich zurückzog und vertiefte den Kuss. Momentan wirkte alles am anderen anziehend auf ihn, gerade wenn sie hier so lagen - nackt - und sich unterhielten. Wobei es ihm auch der Geschmack ihrer Küsse angetan hatte. Leicht in den Kuss seufzend, löste er ihn schließlich, noch ein paar weitere gegen dessen Lippen hauchend. "Ich verlasse mich darauf, dass du das wirklich tust, Mogli", flüsterte er. "Auch wenn ich dich vielleicht tatsächlich ständig in meinem Blickwinkel habe, wäre es sehr gut auf alles andere vorbereitet zu sein." Doch dann hob sich gespielt streng eine Augenbraue. "Ich bin nicht impulsiv", maulte er. "Impulsivität bedeutet gedankenlos den ersten Eingebungen zu folgen, oder etwa nicht? Aber wenn dem so ist, dann bin ich höchstens entscheidungsfreudig, junger Mann", er strich mit seiner Nase sacht über die des anderen Mannes und sah ihm in die Augen. "Meine Entscheidungen haben meistens Hand und Fuß, es lohnt sich also selten über das 'wie' mit mir zu diskutieren. Höchstens über das 'ob' und 'wann'." Er schmunzelte. "Wobei man mich gern auf Fehler in meinen Gedankengängen hinweisen kann, dann wird sich das 'wie' automatisch dazu ändern." Er zog sich ein wenig zurück, während er über seine Vergangenheit sprach und beobachtete dann Ragnars Reaktion darauf. Nicht um auf etwas Bestimmtes zu achten, sondern weil es ihm dessen größere und kleinere Reaktionen beim Nachdenken irgendwie gefielen. Und als jener begann zu sprechen hörte er ein wenig nachdenklich geworden zu und nickte schließlich. "Ja, sie sind stolz auf mich und ja, Sherlock, meine Mutter war Schauspielerin. Sie gab es auf, als sie schwanger wurde und ist inzwischen nur noch nebenberufliche Beraterin einer Schauspielschule." Er lächelte. "Mein Dad ist inzwischen alles und nichts. Er produziert Filme und stellenweise werden sie in eigenen Studios gedreht. Im Grunde wollten sich beide schon aus dem Arbeitsleben zurückziehen, aber sie können nicht ganz ohne ihren Beruf." Nathan zuckte mit den Schultern. "Man kann in meiner Familie einfach nicht zu lange still sitzen bleiben. Aber es freut mich, dass du mich ebenfalls nicht als Snob siehst, wobei ich das mit der Seele von einem Menschen auch hin und wieder bezweifle." Er lächelte Ragnar warm an. "Ich hatte es bestimmt leichter als du, wenn ich dir so zuhöre, und es ist gut, dass du dich an die Abmachung hältst, denn dann kann ich ein wenig dieser Leichtigkeit abgeben. Und es tut mir leid für dich, dass du deine Mutter so früh verloren hast. Das war bestimmt doppelt schwierig für dich." Er seufzte und richtete sich abermals ein wenig auf, Ragnar zu sich ziehend und ihn umarmend. "Wir raufen uns hinsichtlich dessen schon zusammen. Ich habe da eher wenig Bedenken. Und wieder triffst du wohl ins Schwarze. Robin arbeitete in einem Reisebüro und irgendwie war ihm das nie genug. Er wollte weiterkommen, aber es fiel ihm nicht in den Schoß und wirklich etwas dafür tun, wie Abendkurse wollte er auch wieder nicht. Wir haben uns deswegen hin und wieder mal gestritten, wenn einem von uns wieder der Kragen geplatzt ist. Aber es kam mir ehrlich gesagt nie so vor, als wäre unsere Beziehung am kippen oder zerbrechen. Streit ist normal. Man kann sich nicht immer gut verstehen." Er verstummte als er Ragnars letzte Frage hörte und schloss die Augen kurz, bevor er sie wieder öffnete und ein wenig frustriert Luft ausstieß. "Ja, irgendwie belastet es mich schon. Ich hätte so ziemlich jeden anderen Grund verstanden und im Nachhinein wäre es mir lieber gewesen, wenn er sich einfach in jemanden anderen verliebt hätte. Die Trennung an sich war nicht leicht. Er besaß noch Gefühle für mich, vielleicht sogar noch Liebe, aber um seine Worte zu benutzen: Robin konnte einfach nicht mehr mit mir zusammen sein." Ein wenig schwerer schluckend zog er sich die Unterlippe zwischen die Zähne und schlug die Zähne in sie, bevor er sie wieder entließ. "Das ließ mich ganz schön an mir selbst zweifeln, soviel kann ich bedenkenlos zugeben." Er lächelte ein wenig schief, wandte jedoch den Blick nicht von Ragnar während dieses Gespräches. Jener sollte nicht denken, dass er noch in Robin verliebt war, denn das war er nicht. "Trotzdem habe ich nicht versucht, um ihn zu kämpfen, denn ich bin mir sicher, mich nicht soweit ändern zu können oder es zu wollen, um ihm dann wieder 'recht' zu sein. Schlussendlich haben wir wohl einfach nicht zusammengehört und er hat es früher als ich erkannt. Oder vielmehr deutlicher." Antonin Antonin lächelte, als er den Kuss fühlte, und sah zur Seite, um auch sogleich einen zärtlichen Kuss zu bekommen. Und da Cole gleich darauf wieder hinauf blickte, konnte er seinen Freund eine Weile in aller Ruhe betrachten. Etwas, das er häufiger tat, wenn es doch einmal vorkam, dass er wach war, während Cole noch schlief. Leider geschah da nicht besonders häufig, da Antonin doch einen recht hohen Schlafbedarf hatte, doch hin und wieder passierte es und dann gönnte er es sich selbst, diesen Mann zu betrachten. Und gerade wenn er schlief war das, in Ermanglung eines besseren Ausdrucks einfach nur toll. Das Gesicht seines Freundes wirkte dann immer so entspannt, ruhig und auch irgendwie zufrieden. Und die tiefen, ruhigen Atemzüge, die dessen Brust langsam heben und senken ließen. Inzwischen glaubte Antonin ihn alleine an den Atemzügen unter hundert anderen herauspicken zu können. Hin und wieder ging er sogar das Risiko ein, den anderen zu wecken, indem er ihm durchs Haar strich und dessen Gesichtszüge mit dem Finger nachfuhr. Aber bisher war Cole nicht aufgewacht, sondern hatte ihn höchstens wieder an sich gezogen, etwas wogegen Antonin gar nichts hatte. Und auch jetzt bereitete es ihm Freude Cole einfach nur zu betrachten. Zu sehen wie sich das immer mal verändernde Licht der Leinwand auf dessen Haut wiederspiegelte und die Gesichtszüge mal heller und mal dunkler präsentierte. Aber ob das hier wirklich so normal war? Vielleicht für andere Paare, aber eigentlich nicht für sie, oder? Für sie war es eher normal, sich einmal wieder über das Leben des anderen Gedanken machen zu müssen. Sich um das eigene Leben zu sorgen, sich um die Zukunft zu sorgen, sich um andere zu sorgen. Bestand ihr Leben eigentlich auch noch aus etwas anderem außer Sorge? Ständig schien alles in Bewegung zu sein und sich zu verändern. Alleine wenn man ihn selbst zur Hand nahm: Zuerst ein recht langweiliges, aber doch sehr bodenständiges Leben bei dem das spannenste noch war, sich mit Stavros um seine Testergebnisse zu streiten. Und als Cole in sein Leben getreten war, schien plötzlich alles in Lichtgeschwindigkeit zu passieren. Ein Mord jagte eigentlich den nächsten. Ein Streit folgte dem anderen. Und selbst wenn sie sich in der einen Minute versprachen, keine getrennten Aktionen mehr durchzuführen, wie damals in der Dusche als Antonin angeschossen worden war, so zwang sie das Schicksal doch ständig, wieder anders zu handeln. Sei es durch einen Gedächtnisverlust oder weil Antonin selbst viel zu viel Angst um Cole hatte, um ihn wirklich einer Gefahr aussetzen zu wollen. Und doch war es nicht er, der Cole rettete, sondern genau anders herum. Cole hatte ihn nicht auf dem Balkon sterben lassen. Cole hatte ihm als einziger die Wahrheit gesagt, als er sich an nichts mehr erinnerte. Cole hatte ihn in seinem Badezimmer gefunden und nicht an noch mehr Pillen und Alkohol draufgehen lassen. Cole hatte Nicholas kampfunfähig gemacht. Es war Cole und immer nur Cole, der ihn rettete. Physisch wie Psychisch. Warum jener ihn überhaupt noch dulden konnte, wurde ihm, jetzt wo er schonmal darüber nachdachte, immer mehr zu einem Rätsel. Was gab er Cole denn schon zurück? Er hatte sich sogar wie ein Parasit in dessen Wohnung eingenistet und verlangte quasi ständig nach dessen Aufmerksamkeit. Hatte jener überhaupt schonmal wieder loskönnen, um seiner anderen Befriedigung nachzugehen? Oder um sich in Ruhe mit Ragnar zu treffen? Um überhaupt so etwas wie ein Leben außerhalb der Arbeit und Antonin selbst zu führen? Oh Gott.. warum saßen sie hier eigentlich so eng aneinander und sahen sich irgendwelche Sternbilder an? Konnten sie sich das leisten? Konnte Antonin sich das wirklich erlauben? Lud er nicht fast von Stunde zu Stunde mehr und mehr auf Coles Schultern, obwohl es ja einmal seine Aufgabe gewesen war, das zu übernehmen? Hatte er nicht nochmal groß getönt, genug Platz dafür zu besitzen? Genug Stärke, um es zu tragen? Wo war diese Stärke jetzt? Wo?! Er musste hier raus… Das Lächeln auf seinem Platz behaltend beugte er sich leicht zu Cole hinüber. "Ich muss mal eben auf die Toilette. Bin gleich wieder da", flüsterte er und hauchte dem anderen noch einen Kuss auf die Schläfe. Diesmal würde er es richtig machen. Diesmal würde er dem anderen keinen einzigen Hinweis auf seinen Gemütszustand geben. Diesmal nicht. Und so stand er auf und schlich sich so leise wie möglich nach draußen, wo er jedoch nicht den Weg zu den Toiletten, sondern den zum Ausgang einschlug. Durch die Glastüren nach draußen tretend atmete er die frische Luft tief ein, lief ein paar Meter und trat dann wütend gegen den nächsten Straßenpfeiler, der den Gehweg markierte. "Verdammte Scheiße!", er hatte das Gefühl, seinen Emotionen unbedingt Luft machen zu müssen. Diese Schuldgefühle wieder loswerden zu müssen, bevor sie wirklichen Schaden anrichten konnten. Nur wie? Und wo? Er begann dem Weg ziellos zu folgen, ohne auch nur einmal zurück zu blicken. Würde er zurücksehen, würde Antonin wieder nachgeben und zurück an die Seite des Mannes kehren, den er liebte. Aber gerade konnte er das nicht. Gerade erschlug ihn die Romantik da drinnen, die er sich unter keinen Umständen verdient hatte. Sex war das eine. Vertrautheit auch noch. Aber Romantik war zu viel. Ihre Beziehung war nicht so 'normal' und Antonin hätte es nicht verdient, wenn sie es werden würde. Er hatte einen Familienvater umgebracht. Und nicht nur irgendeinen, sondern von einer Familie, zu der er als Patenonkel irgendwie gehörte. Einer Familie, der er nicht einmal gespielten Beistand vorheucheln konnte, indem er auf die Beerdigung ging. Wie sollte er sich solche Gefühle jemals verdienen? Wie sollte er sich die ganzen großen und kleineren Gesten, die Cole ihm zukommen ließ, jemals wieder wert fühlen? Wie?! Indem er aus diesem Costello die Informationen herausfolterte, von denen er ausging, dass jener sie besaß? Ja, sicher doch. Mit noch mehr Gewalt und Blut würde er sich sicher wieder normal fühlen.. Antonin musste über sich selbst lachen, aber es war kein angenehmer Laut. Vielleicht indem er Cole wirklich wieder ein guter Guard werden würde? Indem er die Fertigstellung seines Labors vorantrieb und Blue Wonder wieder auf den Markt warf? Frustriert raufte er sich die Haare, in seinen Schritten inne haltend und nach oben, in den vor lauter Smog kaum erkennbaren Nachthimmel hinauf blickend, ganz als erhoffte er sich dort die Antwort auf seine vielen Fragen zu finden. Aber gab es überhaupt eine richtige Antwort? Ohne es zu wollen drehte er sich um 180 Grad. Er dürfte jetzt im Grunde gar nicht so einfach verschwinden. Cole würde sich Sorgen machen und jener hatte es auch gar nicht verdient, dass er ihn so einfach sitzen ließ. Aber könnte er jenem wieder so einfach gegenüber treten? Jetzt wo er diese Art der Gefühle, die er die ganze Zeit erfolgreich zurückgedrängt hatte, zuließ? Einen unwilligen Laut von sich gebend, wandte er den Blick vom Himmel, zurück in Richtung des inzwischen doch ein ganzen Stück entfernt liegenden Planetariums. Ragnar „Ist gut, ist gut“, Ragnar hob beschwichtigend die Hände und lachte leise, als er die anklagenden und zurechtweisenden Worte hörte. „Impulsiv war wirklich das falsche Wort für einen zielstrebigen Menschen, der weiß, was er will.“ Er lächelte den anderen sanft an. Ragnar hob die Hand und streichelte dem anderen über die Wange. Nathan war so unglaublich schön. Und hier zu liegen, in dieser unglaublichen Vertrautheit grenzte schon fast an ein Wunder, von dessen Existenz er heute Morgen noch nichts gewusst hatte. Er seufzte innerlich, sich der Worte erinnernd, die Nathan vorhin gebraucht hatte: Er wolle nicht, dass er in einem Loch sitze. Ob sich diese Gefühle ändern werden, wenn er umgezogen ist, wenn er mit Nathan zusammen ist. Ob es ihm dann besser ging, er seltener oder gar nicht diese ‚Tiefpunkte‘ haben wird? Ragnar hoffte es inständig, hatte auch das Gefühl, dass er es Nathan irgendwie schuldig sein würde, und genau der Gedanke machte ihm wieder unglaubliche Angst. Angst davor, den anderen zu enttäuschen. Ragnar schob den Gedanken schnell zur Seite. Er sollte sich nicht so viele Gedanken dazu machen. „Deine Mutter ist wunderschön und sie war sicher eine erfolgreiche Schauspielerin“, überlegte er und rief sich die Bilder der DVDs vor sein inneres Auge. „Und ich glaube generell, dass man nie still sitzen kann, wenn man sein Leben lang viel gearbeitet hat. Man wird sich immer etwas suchen, worin man aufgeht, oder man zerbricht irgendwie und bekommt seinen Arsch nicht mehr vor dem Fernseher hoch.“ Ragnar hatte sich wieder auf den Bauch gelegt und legte seinen Kopf auf seine vor ihm auf einem Kissen gekreuzten Arme so ab, dass er Nathan weiter ansehen konnte. „Über leichter und schwerer würde ich mir kein Urteil fällen. Ich mag meine Jugend und auch wenn ich manchmal hungrig ins Bett bin, oder meine Mutter abends trösten musste, weil sie in einem Alkoholrausch nicht mehr verdrängen konnte, dass so einiges schief in ihrem Leben gelaufen ist, würde ich mich dennoch irgendwie als glückliches Kind betrachten. Aber das lag wohl auch daran, dass Cole für mich da war und er mir das Gefühl gegeben hat, für ihn da sein zu müssen. Ich war nie allein mit meinen Problemen und hatte neben ihm immer das Gefühl, dass nichts auf der Welt mich jemals zerstören könnte.“ Er lächelte leicht. „Dass meine Mutter früh starb war leider abzusehen gewesen. Aber das hat es sicher nicht leichter gemacht. Es war ein entscheidender Wendepunkt in meinem Leben und im Nachhinein betrachtet ist alles doch recht gut gelaufen. Bis auf das, vielleicht, was ich aus Europa mitgebracht habe.“ Ragnar sah nachdenklich aus. „Ich glaube ich bin ein Mensch, der die Vergangenheit nie so negativ sieht, wie sie eigentlich war. Allerdings hat sich das geändert, seit ich den Virus habe. Seitdem kann es mir manchmal passieren, dass ich alles sehr schwarz male und es mir schwer fällt wieder mehr Licht zu sehen.“ Ragnar schwieg einen Moment, seine Augen wirkten fern. Doch dann seufzte er und blickte den anderen wieder an, der ihn in diesem Moment zu sich zog. Nur zu gerne kuschelte er sich in die Umarmung und sanft küsste er den anderen auf das Schlüsselbein, während er den Ausführungen zu Robin lauschte, und Nathan schließlich wieder ansah. „Streiten verbindet, das gehört zu jeder Beziehung dazu, auch wenn ich ein eher harmoniebedürftiger Mensch bin, so habe ich kein Problem damit, mich konstruktiv mit Problemen auseinander zu setzen. Es kommt immer darauf an, ob beide den Streit als befreiend, oder als beängstigend empfinden. Das ist wahrscheinlich oft gar nicht so einfach zu differenzieren. Wenn man die Beziehung ohnehin schon in Frage gestellt hat, dann ist es immer leicht zu sagen, dass ein Streit nur ein Zeichen dafür sei, dass alles in die Brüche geht. Und dann ist es auch leicht, sich einzureden, nicht mehr so weiter machen zu können, weil man letztlich nicht bereit ist, sich selbst und die gesamte Situation zu hinterfragen.“ Auch er erwiderte den Blick des anderen, während seine eine Hand sanft über die Seite des anderen streichelte. Er hatte nicht das Gefühl, dass Nathan noch Robin hinterher trauerte, aber er spürte, dass ein Stück von dem Selbstzweifel durch die Trennung zurückgeblieben war. Sanft küsste er Nathan aus dem Gefühl heraus, dass dieser eigentlich unglaublich süß war, indem er ihn auf seine ‚Fehler‘ hinwies, aus Angst ihn aus den selben Gründen zu verlieren. „Ich glaube ehrlich gesagt, dass er letztlich nur nicht bereit war, sich selbst einzugestehen, dass er eine falsche Wahrnehmung hatte. Er hatte bestimmt recht, als er gesagt hatte, er könne nicht mehr mit dir zusammen sein. Aber ich denke, dass der ursprüngliche Grund dafür ein anderer war, als der, den er genannt hat. Ich glaube, dass er einfach nicht mehr mit sich selbst in dieser Beziehung klar gekommen ist. Und daher ist es auch kein Wunder, dass du dich nicht ändern wolltest und konntest. Schließlich gab es letztlich keinen Grund dafür, der einsichtig war. Und in so einer Situation ist es immer leicht, dem anderen etwas reinzudrücken, nur um sich selbst besser zu fühlen.“ Er verstummte und seufzte leicht. „Aber eigentlich sollte ich mir nicht so ein Urteil erlauben. Ich rede über eine Person, die ich nicht kenne, und habe letztlich keine Ahnung.“ Er lächelte entschuldigend. „Zumal ich gar nichts vorzuweisen habe, was irgendwie einer Beziehung gleich kommt.“ Er grinste leicht. „Als Jugendlicher habe ich mir immer das Blaue vom Himmel versprechen lassen und war enttäuscht, als am nächsten Morgen der andere mich vor sie Tür gesetzt hat. In Europa war ich nie lang genug an ein und dem selben Ort, um so etwas überhaupt zulassen zu wollen.“ Cole Cole nickte und entließ Antonin aus seiner Umarmung, als dieser ihm erklärte, zur Toilette zu wollen. Dann blickte er wieder zu den Sternbildern und lehnte sich an die Wand, um sich zu entspannen. Diese Romantik war irgendwie beklemmend für ihn. Ohne Antonin war es ein wenig leichter. Doch als sein Freund nicht zurückkehrte, wurde er langsam aber sicher unruhig. Sein Blick haftete an der Tür, durch die er kommen müsste, aber er kam und kam nicht zurück. Ob es ihm auch zu viel Romantik gewesen ist? Ob es ihm genauso die Luft zum Atmen genommen hat? Cole stand schließlich auf und ging ebenfalls raus. Sein Weg führte ihn in den Eingangsbereich, wo Phil stand und damit beschäftigt war, Prospekte aufzufüllen. "Dein Freund ist rausgegangen", sagte er als er Cole erblickte. "Ich glaube ihn beschäftigen ein paar Dinge, denn er scheint recht aufgewühlt zu sein." Cole nickte und trat an die frische Luft, was ihm erstaunlich gut tat. Dann blickte er sich um, ob er irgendwo sehen konnte, wo Antonin hingegangen war, doch er konnte ihn nirgends ausmachen. Er lehnte sich an sein Auto und überlegte, was er machen sollte. Er könnte letztlich einfach hier warten, darauf, dass Antonin zurückkam. Oder sollte er ihn suchen? Sein Blick wanderte von rechts nach links, suchend, ob er ihn mittlerweile sehen konnte. Was wohl in Antonin vorgegangen sein mag? Ob er den Besuch im Planetarium als zu 'Pärchen-mäßig' empfunden hat? Aber würde Antonin das stören? Vielleicht angesichts der Umstände, die sie momentan begleiteten. Vielleicht war es doch eine Schnapsidee gewesen, hierher zu kommen, während er eigentlich momentan ganz andere Probleme hatte, als diese grauenhafte Normalität zulassen zu können. Letztlich könnte er es gut verstehen, wenn ihn das überfordert hatte. Als er Antonin erblickte, war dieser wieder auf dem Rückweg zu ihm. Ob er ihm entgegenlaufen sollte? Ihn fragen sollte, was los war? Aber offensichtlich hatte jener Zeit für sich gebraucht. Und daher hatte er kein Recht danach zu fragen. Wenn Antonin das mit sich selbst ausmachen wollte, dann sollte er es auch tun. Und so blieb Cole einfach nur stehen, wartend, dass Antonin zu ihm zurückkehrte, ihm alle Zeit der Welt lassend. Wahrscheinlich musste Antonin über ihre Beziehung nachdenken. Und solange er sich keinen Blödsinn einredete, solange würde er nichts dazu sagen dürfen. Ob Antonin unzufrieden mit ihm war? Oder mit sich? Er hoffte, dass jener es ihm sagen würde, wenn er ihm vertraute. Und gerade in letzter Zeit hatte er das Gefühl gehabt, dass sie sich sehr nahe standen. Daher sollte es eigentlich kein Problem sein, dass er ihm alles mitteilte, wenn es etwas zum mitteilen gab. Oder? Antonin Er sah Cole schon von weitem an seinem Auto lehnen und seufzte. Hatte jener ihn also doch gesucht? War er so lange weg gewesen? Fast ein wenig zögerlich kam er näher, bis er sich wortlos neben den anderen ans Auto lehnte. So standen sie eine Weile und alleine die Anwesenheit des anderen Mannes ließ Antonin langsam wieder ruhiger werden. Die Hände in die Hosentaschen steckend, lehnte er den Kopf zurück und sah abermals hinauf in den Nachthimmel. "Wie es aussieht kann ich den Planeten momentan nicht besonders lange verlassen", fing er an und versuchte ein Sternenbild auszumachen. Etwas, das nicht besonders gut gelang. "Wenn ich andere Planeten sehe, frage ich, warum sich gerade auf unserem so etwas wie der Mensch entwickelt hat. Und was das Wort Menschlichkeit eigentlich bedeutet. Bedeutet es zu trauern? Aber das tun Elefanten auch. Bedeutet es Schutz? Aber viele Säugetiere beschützen ihre Familien. Und wenn es bedeutet zu vergeben, bin ich dann unmenschlich, weil ich es nicht kann?" Er beugte sich ein Stück vom Auto weg, um sich seine Zigarettenschachtel aus der Hose zu zupfen. Er hielt Cole die offene Schachtel hin und nahm sich dann selbst eine, um sie sich anzuzünden und den Rauch tief zu inhalieren. "Und das verwirrende daran ist, dass ich es grundsätzlich nicht kann. Ich kann weder meinem Vater nicht vergeben, noch Nicholas, noch mir selbst. Wie kann ich nur eine Minute daran geglaubt haben, es wäre in Ordnung für mich so etwas wie Normalität zu verdienen? Ständig verändern sich meine Gedanken und Gefühle zu einer Thematik und das macht mich rasend. Während ich in der einen Sekunde noch daran denke, wie gern ich dich betrachte, beginne ich in der nächsten daran zu zweifeln, ob mir das überhaupt zusteht. Ich wundere mich, warum…", er stockte und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. Antonin hatte Cole immernoch nicht angesehen, war nun dazu übergegangen den Glaskasten zu betrachten. Es fiel ihm so leichter seine Zweifel auszusprechen, etwas das er tun musste, wenn er wollte, dass Cole sich nicht übermäßig über seine Schwankungen wunderte. Noch etwas, das ihm sein Doc fest eingebläut hatte, ihm aber nicht wirklich leicht fiel. Er hatte das Gefühl, als würde Cole das nicht verstehen. Er schüttelte den Kopf leicht und setzte nochmal an. "Ich wundere mich, warum du mir nicht schon lange einen Arschtritt zur Tür hinaus gegeben hast. Und einmal mit so einem Gedanken angefangen, zieht das mehr und mehr Fragen mit sich, die ich nicht beantworten kann. Inzwischen weiß ich wieder, was für große Sprüche ich geklopft habe. Ich dachte ich könnte problemlos mehr stemmen, da meine Vergangenheit mich nicht mehr jagen würde. Jetzt ist es nicht nur seit kurzem andersherum sondern schon geraume Zeit. Weder bin ich als Guard eine Bereicherung, noch als Unterstützung im Alltag. Es kommt mir so vor als würde ich ständig zusammenklappen und immer irgendwie darauf bauen, dass du da bist, um mich aufzufangen." Er schnippte die halbgerauchte Zigarette mit einer kaum unterdrückt heftigen Bewegung weg. "Ich frage mich, was eigentlich noch mein Beitrag zu dieser Beziehung ist, auch wenn ich befürchte, dass für dich das alles aus dem Nichts kommt und vielleicht nicht nachvollziehbar ist. Trotzdem ist da das Gefühl, das nicht mehr zu verdienen, es nicht mehr wert zu sein, so etwas Schönes und auch irgendwie Romantisches wie einen Besuch im Planetarium erleben zu dürfen." Tief durchatmend fuhr er sich durch die Haare. "Was für eine Scheiße... Es tut mir leid, dich so damit zu überfallen. Ich verstehe mich momentan selbst manchmal nicht. Vielleicht solltest du wirklich mal zu so einer Sitzung mitkommen. Mein Doc hat mal so etwas vorgeschlagen, aber ich dachte das wäre nicht nötig, zudem du das vermutlich auch gar nicht willst." Nathan "Vielleicht solltest du dir überlegen Psychiater zu werden", murmelte Nathan, jede Berührung und jeden Kuss genießend. "Du analysierst nicht nur andere, dir vollkommen fremde Personen recht gut, sondern scheinbar auch dich selbst. Dabei heißt es doch, dass der Blick auf die eigene Person immer verschleiert und verzerrt ist." Er schloss die Augen, um sich besser auf den Mann neben sich konzentrieren zu können und über dessen Worte nachzudenken. "Aber ich muss gestehen, dass es mir momentan wichtiger ist, dass du deine Zukunft heller siehst, als deine Vergangenheit. Die Vergangenheit ist geschrieben, selbst wenn man sich noch so oft wünscht, etwas anders getan zu haben. Da ist es vielversprechender seine Energie auf das hier und jetzt oder auf die nähere Zukunft zu verwenden." Er lächelte kurz. "Und gerade für dich harmoniebedürftigen Menschen bedeutet das, dass du dir früher oder später ein Umfeld schaffst, in dem es möglich ist sich diese Bedürftigkeit auch zu erfüllen." Leicht öffnete er seine Augen wieder und strich ein wenig über die weiche Haut des anderen Mannes. "Zudem mir deine Art sehr gut gefällt. Ich komme bei dir so unglaublich schnell zur Ruhe und habe nicht mal mehr den Elan noch fünf Minuten über meine Arbeit nachzudenken. Und das mit deiner Beziehungslosigkeit.. nun wenn es nach mir geht, werden wir das ändern." Er grinste kurz frech, umgriff Ragnars Schulter und rollte ihn so von sich, dass jener auf den Rücken zu liegen kam. Innerhalb kürzester Zeit war er über ihn gerollt und sah ihm in die Augen. "Ich kann dir zum Beispiel einen Vorteil einer Beziehung verraten", murmelte er ein wenig heiser. "Es bedeutet, dass der Partner nicht erst stundenlang rumprobieren muss, bis er erkennt was dem anderen gefällt." Kurz blitzte der Schalk in den hellen Augen auf, als er sich herunterbeugte und einige Küsse auf Ragnars Halsbeuge hauchte, neckisch mit der Zungenspitze über die Haut glitt. "Und das beschränkt sich nicht nur auf eine Stelle...", raunte er gegen die Ohrmuschel und strich, sich selbst ein wenig anhebend, mit einer Fingerspitze ganz sacht und spielerisch langsam über Ragnars Hüftknochen, bevor er den anderen tief küsste. Wenn es nach ihm ginge, hatten sie für gerade genug gesprochen. Es konnte ja aber auch wirklich niemand verlangen, sich nicht von diesem Körper verführen zu lassen. Besonders wenn so anregende Laute aus der Kehle des anderen kamen und sich langsam aber sicher wieder Lust in dessen Augen zeigte. "Ein weiterer Vorteil ist, dass man nach dem Sex nicht einfach nur Luft holt, bis man wieder kann", murmelte er gegen die Lippen des anderen und ließ sich selbst ein Stück beiseite gleiten, um dessen sich langsam wieder aktiv werdenden Glieds umfassen zu können. "Sondern man tauscht einfach Zärtlichkeiten aus, bis einer von beiden beschließt, seinem Partner ein wenig mehr zukommen zu lassen." Abermals küsste er Ragnar, seine Hand langsam bewegend. Gott, dieser Mann war so unglaublich anziehend... und er wollte ihn wirklich schon wieder. Und das tolle daran war, er bekam ihn. Wenn auch nach einem Vorspiel, das er ihnen diesmal auch wirklich gönnte und in die Länge zog. Als er Ragnar, nachdem sie sich gesäubert hatten zu sich zog und bereits müde werdend über dessen Schulter strich fühlte er sich nicht nur befriedigt, sondern merkte auch wie seine doch vorhandenen Bedenken, die dessen 'Beruf' betrafen, sich verringerten. Zudem sein Ziel, jenen da rauszuziehen, klarer denn je vor seinen Augen stand und der erste Schritt bereits gegangen war. Ragnar einen letzten Kuss auf die Stirn gebend, dauerte es nicht mehr lange bis er doch einschlief. Ragnar „Ich und Psychiater?“ Ragnar lachte leicht. „Nein, bestimmt nicht. Ich habe nur schon ziemlich viel gesehen und erlebt, denke ich. Und ich habe eine objektive Sicht auf die Dinge.“ Er lächelte den anderen an. „Und keine Sorge. Im Moment bin ich auf einem guten Weg, das hier und jetzt zu genießen und meine Zukunft etwas positiver zu sehen. Ich muss ehrlich sagen, dass du daran auch nicht ganz unschuldig bist. Du tust mir ziemlich gut und wenn ich bei dir schlafe, habe ich nicht das Gefühl, nicht mehr am nächsten Tag aufwachen zu wollen.“ Ragnar merkte zu spät, welche geheimen Gedanken er da ausplauderte, aber letztlich wird es Nathan wohl auch bewusst gewesen sein, dass Ragnar hinsichtlich der Krankheit kein wirklich positives Bild für die Zukunft hatte. „Es ist nicht so, dass ich mir irgendwie selbst die Kugel durch den Kopf jagen würde, aber ich habe keine Angst mehr vor dem Tod, nicht mehr so richtig. Und ich habe manchmal Tage, an denen ich keinen Sinn mehr in allem sehe. Aber das ist zum Glück nicht so häufig.“ Seine Augen waren unruhig geworden und er war froh, als Nathan das Thema wechselte. Ohne Widerstand zu leisten, ließ er sich auf den Rücken rollen, musste grinsen, als Nathan sich über ihn legte. „Hm“, schnurrte er, von dieser unglaublich schönen Stimme mehr hören wollend. „Du darfst mir gerne zeigen, welche Vorteile eine Beziehung…ngh...“ Er keuchte auf, bevor er den Satz beenden konnte, und unterließ es schließlich ganz weitersprechen zu wollen, als er Nathans Hand an seinem Hüftknochen spürte. Es war unglaublich, wie es dieser Mann schaffte, ihn zu erregen, ihn anzumachen, in ihm diese unbeschreibliche Begierde zu wecken. Und wenn das die Vorteile einer Beziehung waren, neben all den anderen Vorteilen hinsichtlich des Wissens, jemanden an seiner Seite zu haben, dann würde er nicht lange zögern, Nathan als seinen festen Freund bezeichnen zu wollen. Aber eigentlich stand das ohnehin nicht zur Debatte. Letztlich war es für Ragnar mehr als klar, dass er diesen Mann an seiner Seite wollte, solange dieser das auch wollte. Und er würde dafür kämpfen, dass sie zusammenblieben solange es ging. Und nun genoss er nur noch, die Berührungen, die Spielereien, die Küsse und Zärtlichkeit. Und während er anfangs noch nicht fähig war, dem anderen ähnliche Streicheleinheiten zukommen zu lassen, stieg er schließlich darauf ein und verwöhnte Nathan ebenso wie dieser ihn verwöhnte, bis sie schließlich ein weiteres Mal unglaublich guten Sex hatten. Und letztlich war es genau das, was Ragnar für sich wollte: eine Beziehung, in der der Sex ausfüllend und genauso vertraut wie spannend war. Als er einschlief fühlte er sich einfach nur glücklich. Ein Glücksgefühl, das er am Morgen noch gar nicht erahnt hatte. Cole Cole schwieg. Antonin war an der Reihe etwas zu sagen, bzw. nichts zu sagen, falls er nichts zu sagen hatte. Aber Cole war ziemlich klar, dass jener etwas loswerden wollte, dass ihn etwas belastete. Und da hieß es für ihn nun einmal, sich zu gedulden. Mehr half da nicht. Und so rührte er sich nicht, blickte den anderen nur abwartend an. Und als jener zu sprechen begann, sich begann zu erklären, schwieg er, bis Antonin verstummte. Er hörte aufmerksam zu, nahm sich nur die Zigarette, als dieser ihm eine anbot und bewegte sich sonst so gut wie nicht, die Worte des anderen in sich aufnehmen. Und so hörte er sich in Ruhe die Zweifel an, die Antonin aussprach. Die Zweifel daran, überhaupt menschlich zu sein, die Zweifel daran, was gerecht und was ungerecht ist, die Zweifel daran, ob er glücklich sein darf; Die Zweifel daran, ob ihre Beziehung überhaupt funktionieren kann. Und Cole wäre nicht ehrlich gewesen, wenn er nicht ein wenig das Gefühl gehabt hätte, dass ihn diese Worte ein wenig trafen. Er hörte sich die Selbstkritik des anderen an und seine wenige Selbstwertschätzung. Und als Antonin geendet hatte, ließ er sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen. Als er schließlich die Zigarette wegschnipste und den Rauch langsam in die Luft stieß, drehte er sich wieder Antonin zu und blickte ihn nachdenklich an. „Weißt du was seltsam ist, Antonin. Du redest gerade den gleichen Mist, den ich vor kurzem zu dir gesagt habe. Auch ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich meinen eigenen Selbstwert nicht erkenne, und dass ich dir nur Verderben bringen kann. Und dennoch bist du bei mir geblieben, weil du davon überzeugt warst, für mich kämpfen zu wollen und bei mir zu sein. Damals hatten wir uns vor der Disko gestritten und du hattest mich ziemlich fertig gemacht. Und dieses Wissen, dich enorm verletzt zu haben, und letztlich dir nutzlos zu sein, dich vielmehr nur zu belasten, hatte mich alles in Frage stellen lassen, was mein Leben betraf. Mir ging es ziemlich dreckig. Und dennoch hast du an mir festgehalten und hast mich wieder aufgebaut. Und jetzt stehst du nach einer verdammt schweren Zeit und berichtest genau dasselbe: Du sagst, dass du keine Normalität verdient hast, dass du mich nur belasten würdest und sonstigen Bullshit, aber du vergisst dabei, dass ich ganz freiwillig hier bin und ganz freiwillig gerne alle Last auf meine Schultern lege. Und letztlich ist meine Hilfe für dich purer Egoismus. Schließlich ist es mir dadurch möglich, jede Nacht mit dem Mann meiner Träume neben mir einzuschlafen, Und ich habe jemanden, mit dem ich über all meine Probleme reden kann. Du bist sehr sehr sehr viel wert, glaub mir das. Mehr, als du erahnen kannst. Und dass es da mal gute, mal schlechte Zeiten für jeden einzelnen gibt, das steht doch außer Frage. Und gerade du hast in letzter Zeit so viel Scheiße erlebt, dass es mich nicht wundert, dass du halb durchdrehst. Aber ich bin ganz freiwillig an deiner Seite. Und glaub mir, wenn es mich überfordern würde, wüsstest du es als erster. Aber solange ich eben nicht das Gefühl habe, nur ausgebeutet zu werden, sondern etwas zurück zu bekommen, dann solltest du nicht solche negativen Gedanken haben. Und solange werde ich dich auch gerne immer wieder und wieder auffangen. Aber dieses Gefühl existiert gerade nicht. Wie heißt es doch immer so schön. In einer Beziehung ist man in guten wie in schlechten Zeiten für den anderen da. Und dazu muss ich keinen Trauschein ausfüllen, um das machen zu wollen. Und wer weiß, ob nicht ich es bald wieder bin, der sich von dir aus dem Schlamm ziehen lässt.“ Er seufzte leicht. „Und wenn du wissen willst, was Menschlichkeit ist: Das ist die Fähigkeit zu lieben. Und du hast ein ganzes Herz voll Liebe: Die Liebe zu den Personen, die dir etwas bedeuten. Ragnar hat mir erzählt, dass Nicholas dich genau aus diesem Grund wieder haben wollte, weil du fähig bist, bedingungslos zu lieben.“ Er überlegte kurz, ob er alles gesagt hatte. Dann griff er nach Antonins Handgelenk, um den anderen zu sich in eine Umarmung zu ziehen. „Hör zu Antonin,“, flüsterte er dem anderen ins Ohr. „Zweifel nicht so viel an dir. Du bist nach wie vor ein wunderbarer Mensch... Und glaube mir, dass du mir sehr viel gibst, auch wenn du nicht jeden Tag dafür eine Quittung bekommst.“ Sacht küsste er die Halsbeuge des anderen. „Es kommt die Zeit, da wirst du wieder für mich da sein müssen. Was ist so schlimm daran, mich ein wenig für dich da sein zu lassen? Ich mache es doch gerne.“ Antonin Fast musste Antonin lächeln als er die Worte seines Partners hörte. War das wirklich so? Hatten sie die Rollen zu so einem extrem getauscht und war das tatsächlich in Ordnung? Er hob die Arme, um die Umarmung zu erwidern und drückte Cole fest an sich. Eine Weile die Augen schließend und den Kopf automatisch ein Stück zur Seite legend, um dem anderen mehr Platz zu machen. "Jetzt kommen mir meine eigenen Gedanken schon wieder so dumm vor", nuschelte er gegen die Schulter des anderen und seufzte. "Du würdest mir schon sagen, wenn etwas nicht passt, richtig? Es macht mich selbst wahnsinnig wie instabil ich momentan bin und es tut mir leid, diese schöne Idee hier vermasselt zu haben." Er löste sich ein Stück aus der Umarmung und sah Cole an. "Vielleicht können wir das nochmal wiederholen, in einiger Zeit? Mit richtigen Sitzplätzen und danach gehen wir etwas trinken." Er lächelte. Zwar schwach, aber es war ein ehrliches Lächeln. Wie konnte er nur immer wieder so dumm sein, auf seine unsicheren Gedanken zu hören? Wie konnte er immer wieder übersehen, dass Cole und er im Grunde gleichviel investierten, um ihre Beziehung am Laufen zu halten? Er hob eine Hand von Coles Rücken zu dessen Nacken und zog ihn ein Stück zu sich herunter, um ihn zu küssen. "Ich finde diese Art von Egoismus gut", murmelte er gegen die Lippen des anderen, dessen Blick suchend. "Und ich würde dich nie ausbeuten. Nicht freiwillig. Auch wenn es mich überrascht, dass Nicholas so etwas gesagt haben soll, so bin ich also demnach tatsächlich noch in der Lage, meine Menschlichkeit zu bewahren. Wenn es wirklich Liebe ist, die uns Menschen ausmacht, versteht sich." Abermals überwand der kurzen Abstand zwischen ihnen und hauchte einen Kuss auf Coles Lippen. "Das ist wohl tatsächlich ein Gefühl, das man mir nicht ausprügeln kann. Aber vielleicht gilt das für Lust auch, schließlich schlafen gerade wir nicht miteinander, um uns fortzupflanzen, richtig?" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, gefördert von der Erleichterung, dass Cole ihn nicht mit Unverständnis überfahren hatte. Auch wenn er die Frage nach dem gemeinsamen Besuch bei seinem Doc übergangen hatte. Aber das konnte Antonin gut nachvollziehen. Niemand würde gern zum Psychiater gehen und vermutlich noch viel weniger gern, wenn es sich nicht einmal um einen selbst drehte. "Warum fahren wir nicht nach Hause und du gibst mir eine kleine Demonstration in dieser Art der Menschlichkeit?", raunte er und schmiegte sich ein wenig näher an seinen Freund. Zumindest bist ihm ein weiterer Gedanke kam. "Und nein, ich laufe damit nicht vor Problemen davon... mir ist jetzt nur einfach danach, dir so nahe wie möglich zu sein." Er streckte sich bis er leicht am Ohrläppchen des anderen knabbern konnte. "Ich möchte dich spüren.." Die Nacht verlief tatsächlich so wie Antonin sich das vorgestellt hatte und für eine Weile konnte er vergessen. Alles bis auf jenen Mann, der es immer wieder fertig brachte, ihn ganz ohne Planetarium in andere Sphären zu entführen. Es fiel ihm danach auch leichter, als sie gemeinsam im Bett lagen, über seinen Tag bei Tayra zu berichten. Dass er nicht auf die Beerdigung gehen würde und wie sie die ersten Stunden verbracht hatten. Zu erzählen, dass er sich eigentlich erleichtert fühlte, dass Tayra zu ihren Eltern gefahren war und ihm damit mehr Zeit gab, selbst damit klar zu kommen. So blieb sein Schlaf sogar alptraumfrei und am nächsten Morgen fühlte er sich zum ersten Mal seit Nicholas Tod nicht sofort beim aufstehen von Schuldgefühlen erschlagen. Ja, jene Gefühle waren noch da, das sollte man nicht falsch verstehen, aber Antonin wollte nicht nach ihnen leben. Die Zeit heilte doch angeblich alle Wunden. Vielleicht würde sie das auch für ihn tun. Er bereitete ihnen ein leichtes Frühstück zu, etwas das er in letzter Zeit häufiger tat und hin und wieder glaubte er, dass es Cole inzwischen leichter fiel, etwas zu sich zu nehmen. Aber er desillusionierte sich deshalb nicht, es war unwahrscheinlich, dass sein Freund über seine mehr als miesen Essensgewohnheiten hinweg kommen würde, nur weil er ein paar Mal Frühstück machte. Aber es war ein Anfang. Und es zeigte ihm, dass es wohl inzwischen tatsächlich nicht mehr die großen, sondern die kleinen Dinge waren, in denen er für Cole da war. Es war in Ordnung so. Vorerst. So stimmte er auch zu, den anderen zum Hafen zu begleiten. Anscheinend wollte jener einen Platz überprüfen oder irgendwelche Lagerpläne vergleichen. So ganz hatte Antonin das nicht hinterfragt, da er zum einen nichts gegen ein wenig Meeresluft einzuwenden hatte und zum anderen gern ein wenig Zeit mit Cole verbringen wollte. Selbst wenn es geschäftlich war. Bei sich im Labor - im zukünftigen - könnte er gerade sowieso nichts tun als dabei zusehen, wie alte Wände herausgerissen wurden, um das Gebäude nach seinen Vorstellungen umzubauen. Cole "Du musst dir niemals dumm vorkommen", mahnte Cole und sah Antonin streng an. "Wenn man diese Gedanken hat, dann muss man sie rauslassen. Und es ist doch umso schöner, wenn man hinterher sieht, dass man sich umsonst Sorgen gemacht hat." Er lächelte kurz. "Und natürlich sage ich dir, wenn etwas nicht passt. Du weißt doch, dass ich damit kein Problem habe, meine Meinung zu sagen. Und wenn die Zeit dafür da ist, werden wir auch den Abend hier wiederholen.“ Gerne erwiderte er die Umarmung, den Kuss des anderen und innerlich entspannte er sich wieder. Das Infrage-stellen des anderen hatte ihn kurzzeitig ein wenig verunsichert. Und nun war er froh, dass er die richtigen Worte gefunden hatte, um Antonin wieder zu beruhigen. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als Antonin vom Thema Liebe zum Thema Sex schwankte. Er war froh, dass er nicht weiter über dieses große Wort sprechen musste und lieber auf ein anderes, auch elementares Thema kam. „Das klingt nach einem guten Vorschlag“, raunte er als Antwort auf die Frage und seine Augen funkelten, als Antonin ihm mitteilte, was er wollte. Vor einem Jahr hätte Cole wahrscheinlich niemals gedacht, dass der Sex mit ein und der selben Person etwas sehr reizvolles war. Es war eine Vertrautheit zwischen ihnen, ein Wissen ob der Schwächen und Vorlieben des anderen, der ihren Sex zu etwas Besonderem, etwas Tiefgehendem machte. Und jedes Mal fühlte sich Cole auf eine Art befriedigt, die seinen gesamten Körper perfekt ausfüllte. Ob Sex mit einem anderen Mann jemals wieder befriedigend sein könnte? Ein überraschender Gedanke, auf den er momentan keine Antwort kannte. Dass Antonin mit ihm frühstückte tat ihm gut. Er merkte, dass er mehr Energie hatte, wenn er ein wenig aß in der Früh, auch wenn sein Hunger zu gering war, als dass er wirklich viel essen konnte. Und in Gesellschaft zu essen war ohnehin schöner für ihn. Als er Antonin fragte, ob er ihn zum Hafen begleiten wollte, stimmte dieser zu. Cole musste eine Halle untersuchen, ob es ein gutes Zwischenlager für einen Deal abgeben würde. Nachher würde er ein paar Chefs anderer Clans treffen. Dorthin würde er Antonin lieber nicht mitnehmen, mal sehen, ob jener dann im Dream sein wollte oder nicht. Noch während sie sich umblickten und Cole in Gedanken schon einen Plan sich zurechtlegte, wie der Deal über die Bühne laufen könnte, klingelte sein Handy. Ob Antonin den Klingelton mittlerweile auch schon erkannte, denn dieser schien sich ein wenig anzuspannend. „Hm?“, meldete Cole sich und lauschte den Worten in der Leitung. Kurz warf er Antonin einen Blick zu und seine Miene verdüsterte sich. „Ich müsste aber noch einmal… Ja, aber ich kann… Allerdings wäre es besser… Ist gut.“ Cole legte auf und seine Augen spiegelten die Gewitterwolken über seinem Gemüt deutlich ab. „Ich muss leider mich mit Costello treffen. Ist es in Ordnung für dich, wenn du mitkommst? Ich hoffe einfach, dass es nicht so lange dauert.“ Er blickte den anderen fragend an. „Am besten du wartest im Wagen, denn eines möchte ich nicht: Ich möchte nicht, dass Costello auch nur ahnt, dass du mir nahe stehst, verstanden?“ Es würde nur bedeuten, dass Antonin oder er Probleme bekämen. Außerdem würde Cole den Gedanken nicht ertragen können, dass Costello auch nur einmal mit dem Gedanken spielen könnte, Antonin näher unter die Lupe zu nehmen. Wenig später hielten sie vor einem recht noblen Restaurant. „Wenn du möchtest, kannst du auch gerne die Wagenschlüssel haben. Ich nehme mir später ein Taxi. Ganz wie du willst.“ Aus Gewohnheit beugte er sich hinüber zu Antonin, um ihm einen kurzen Kuss zugeben, als er im Augenwinkel Bewegung wahrnahm. Doch er konnte niemanden ausmachen, der sie gesehen haben könnte. Dennoch ärgerte er sich über seine Unbedarftheit. „Fahr lieber nach Hause. Ich rufe dich später an, dann kannst du mich abholen“, entschied er nun und wunderte sich über sein ständiges Umschwenken. Verunsicherte Costello ihn so sehr, dass er nicht klare Entscheidungen treffen konnte? Cole überprüfte den Sitz seines Revolvers, stieg aus und ging in das Restaurant, in dem er sogleich zu einem Tisch geführt wurde. Neben Costello ließ er sich nieder, nachdem er die übrigen Anwesenden mit einem kurzen Kopfnicken begrüßt hatte. Schon beim Reinkommen hatte er gemerkt, dass die Stimmung angespannt war. Und während in den nächsten 5 Minuten noch andere Clanoberhäupter eintrafen, wurde die Stimmung angespannter und angespannter. Costello hatte ihm am Telefon erklärt, dass etwas vorgefallen war. Ein Straßenkampf sei entbrannt im Kampf um jenen Bezirk, der momentan nicht ‚regiert‘ wird. Und dabei waren in der vergangenen Nacht einige draufgegangen. Cole wusste nicht so recht, weshalb er überhaupt hier war. Schließlich hatte er kein Interesse an dem Bezirk und er hatte auch nichts mit den Straßenkämpfen zu tun. Doch als schließlich alle da waren und Costello das Wort ergriff, ahnte er bereits, dass dieser doch mehr wollte. Und Cole verfluchte ihn innerlich über sein mehr als miserables Verhandlungsgeschick. Machte er das absichtlich? Wollte er unbedingt einen Krieg provozieren? Cole konnte sich momentan wirklich etwas Besseres vorstellen, als sich auf solche Dinge einzulassen. Daher ergriff er bald das Wort und versuchte einzulenken, doch er ahnte bereits, dass es zu spät war. Costello provozierte einen Straßenkampf. „Ich werde dabei nicht mitmachen“, knurrte Cole leise zu Costello, als dieser gerade einmal nicht sprach. „Du kannst deinen Krieg gerne alleine ausmachen.“ Dann stand er auf und ging vor die Tür, um eine zu rauchen. Scheiße. Er merkte, dass er nervös war. Er wollte momentan seine Ruhe haben, brauchte seine Kraft für etwas anderes, etwas, was ihm wichtiger war, nämlich Antonin. Wie sollte er bei ihm sein können, wenn ein Krieg ausbrach? „Du hast erstens nicht das Recht, mir irgendwelche Vorschriften zu machen, zweitens tust du, was ich dir sage.“ Cole drehte sich erschrocken um, als er Costellos Worte hörte. Sein Blick funkelte feindselig. Musste er wirklich immer springen? Er merkte, dass in ihm etwas lauter wurde, der Drang sich zu widersetzen, der schon so oft niedergeprügelt worden war. „Aber das ist dein Krieg. Dieser Bezirk ist Scheiße, er bringt uns gar nichts. Du erhoffst dir doch nur dadurch auch weitere Positionen ins Schwanken zu geraten und dadurch an noch mehr herankommen zu können.“ Costello lächelte. „Du hast gut beobachtet, Cole. Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschst. Und daher erwarte ich von dir, dass du das ganze unter Dach und Fach bringst, ohne viel Blutvergießen.“ Cole erwiderte nichts, hatte sich abgewandt und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. „Oder lenkt dich dein ‚Freund‘ so sehr ab, dass du nicht mehr weißt, was wirklich wichtig ist?“ In Cole verspannte sich alles. Die Art und Weise wie Costello ‚Freund‘ aussprach, ließ ihn wissen, wie jener darüber dachte. Cole war schon lange bewusst, dass er durch seine Homosexualität in der Gunst Costellos einen herben Dämpfer erlitten hatte, aber nun spürte er fast schon Hass in den Worten mitklingen. „Ich weiß nicht wovon du sprichst“, sagte er schließlich und hörte ein Lachen. „Wir haben uns schon verstanden, mein Guter. Mach deine Arbeit, dann sehe ich über andere Dinge hinweg.“ Ragnar Als sein Handy um 6 läutete nahm er kurz seine Tabletten, dann legte er sich wieder hin. Es war eine gewohnte Tätigkeit für ihn und daher schlief er sofort weiter. Allerdings wachte er von Nathans Wecker gegen 8 wieder auf, wobei sein Freund ihn ausschaltete, mit seinem Handy rumnestelte und sich wieder zu ihm legte. Ob er Nathans Tagesrhythmus gerade mächtig durcheinander brachte? Wahrscheinlich. Aber der vergangene Abend war sehr wichtig für sie beide gewesen. Es hatte gut getan, zu reden, beieinander zu sein, sich zu zeigen, dass man ehrlich meinte, was man am Morgen noch im Lady-Dream gesagt hatte. Ragnar kuschelte sich augenblicklich wieder an Nathan, als dieser sich wieder zurücklegte und schlief bald wieder ein. Gegen 10 Uhr wachte er dann wieder auf. Normalerweise reichten ihm 6 oder 7 Stunden Schlaf. Ruhig betrachtete er den Mann, der neben ihm noch schlief, bevor er die Hand hob und zärtlich die Gesichtszüge nachfuhr, bis er sich zu ihm beugte und ihn sanft küsste. Nathan war einfach wirklich unglaublich hübsch. Passten sie eigentlich optisch zusammen? Cole sagte immer zu ihm, dass er hübsch sei. Dabei mag er an sich selbst so einiges nicht. Zum Beispiel seine doch recht ausgeprägten Augenbrauen. Aber er gefiel Nathan offenbar. Und damit war ihm alles andere egal. Als Nathan sich zu rühren begann lächelte Ragnar. „Schlafmütze“, flüsterte er leise. „Ich denke wir sollten aufstehen, sonst bin ich dafür verantwortlich, dass du Probleme in der Arbeit bekommst.“ Sie duschten gemeinsam, wobei sie die Finger nicht voneinander lassen konnten, und frühstückten dann, auch wenn Ragnar schon beim Aufstehen wieder gemerkt hatte, dass die Medikamente ihm auf den Magen schlugen, weshalb er nur wenig aß und sich auch den Kaffee sparte. Als Nathan ihn schließlich vor seinem Haus anhielt, drehte sich Ragnar noch einmal zu diesem um. „Ich werd mal sehen, ob ich heute Nacht bei dir vorbeikomme. Und ich ruf dich an, wenn sich was hinsichtlich der Wohnung ergibt ok? Gibt es etwas, das ich beachten sollte, wenn ich mich bei dir melde? Eine Uhrzeit, zu der es ganz schlecht wäre?“ Fragend sah er den anderen Mann an. Nathan Am liebsten hätte er geflucht als er seinen Wecker hörte, doch er drehte sich so schnell als möglich herum, um ihn auszuschalten. Hm.. einen müden Blick auf den Mann neben sich werfend, stand er kurzentschlossen auf, um kurz nach seinem Handy zu suchen und eine SMS an Elisa zu schreiben. Er würde heute später, bis gar nicht mehr auftauchen. Sie bräuchte keinen Suchtrupp losschicken und es nicht wagen ihn anzurufen. Das erledigt wissend, kroch er zurück in sein warmes, gemütliches Bett und hob einen Arm um Ragnar zu umarmen als jener sich an ihn schmiegte. Dessen Geruch tief inhalierend war er auch sehr schnell wieder eingeschlafen, ohne groß darüber nachzudenken, dass er seine Arbeit ohne zu überlegen liegen gelassen hatte, nur um noch ein Weilchen einfach so liegen bleiben zu können. Nathan wachte wieder auf als er eine Berührung spürte, die ein Kuss sein könnte, doch er wollte die Augen noch nicht öffnen. Es würde bedeuten aufstehen zu müssen und gerade fand er es hier sehr angenehm. Doch Ragnars ruhige, schöne Stimme ließ ihn seine Augenlider doch ein Stück heben. "Es ist meine Firma, wer sollte sich mit mir anlegen?", murrte er und drehte sich auf den Bauch, die Augen wieder schließend. Scheinbar war Ragnar aber wach und mit dem Versprechen einer gemeinsamen Dusche lockte er ihn sogar aus dem Bett. In Nathans Augen waren das schon wieder unlautere Verhandlungsmethoden, doch als sie dann tatsächlich gemeinsam unter dem warmen Strahl standen, ließ er sich davon überzeugen, dass es gut gewesen war aufzustehen. Das Frühstück danach fiel eher karg aus, da Nathan der Hunger noch fehlte und Ragnar schien es wohl ähnlich zu gehen. Oder lag das an etwas anderem? Nun, jener würde es wohl inzwischen schon sagen, wenn etwas loswäre, oder nicht? Nachdem sie sich angezogen hatten, bestand Nathan abermals darauf, Ragnar nach Hause zu fahren. Ob er jetzt eine halbe Stunde früher oder später in die Arbeit kam war auch schon mehr als gleichgültig. Ihm zumindest. Nathan schüttelte den Kopf als er Ragnars Fragen hörte. "Du kannst jederzeit anrufen. Wenn ich wirklich gerade in einem sehr wichtigen Meeting sitzen sollte, drücke ich dich weg und rufe so bald als möglich zurück. Versprochen." Er lächelte beruhigend und nickte dann zustimmend. "Komm ruhig vorbei wenn du Feierabend hast." Er schwieg kurz einen Moment nachdenklich und lächelte dann abermals. "Vielleicht bringst du dir ein paar Klamotten mit, dann müsstest du morgen nicht mit mir aufstehen. Ich bezweifele irgendwie, dass du meine Wohnung ausräumen wirst. Pass auf dich auf, Mogli", verabschiedete er sich und wendete seinen Wagen, um in seine Firma, eigentlich ja vielmehr Agentur zu fahren. Er würde jetzt einiges aufzuholen haben und sich dann in aller Ruhe hinsetzen und sich überlegen, wieviel von seiner Arbeitslast er tatsächlich noch gedachte zu stemmen. Elisa und er würden sich zusammensetzen müssen um darüber zu diskutieren. Jene verlangte sowieso schon seit geraumer Zeit nach einem dritten Partner und vielleicht war die Zeit dazu gekommen. Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, bevor er um die Ecke bog und das Haus in dem sich Ragnars Wohnung befand aus den Augen verlor. Mit ein klein wenig Glück, hatte er wieder einen Grund gefunden, nicht mehr wie ein Tier zu arbeiten. Es bliebe abzuwarten, aber für den Fall der Fälle die nötigen Schienen bereits zu legen konnte nicht schaden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)