Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 74: Kommender Dienstag ------------------------------ Cole Das Lady-Dream war heute recht leer. Kein Wunder, es war noch nicht wirklich spät und es war Montag, ein generell ruhigerer Tag. Doch in Coles E-Mail-Account sah es ganz anders aus. Es wimmelte von Rückmeldungen. Nun, die meisten waren Worte des 'Dankes für die Warnung', wenn man so wollte. Andere fragten, wie es ihm ginge, ob sie mal wieder ins Geschäft kämen. Und dann gab es da noch eine Mail aus Atlanta mit dem Wortlaut: "Eine Hand wäscht die andere." Cole ahnte, was damit gemeint sein könnte. Als Ragnar zu ihm kam, war er gerade dabei, der ein oder anderen Mail zu antworten. Es war nie verkehrt, Kontakte zu pflegen. Ragnar setzte sich wortlos zu ihm. Es dauerte eine Weile, bis Cole schließlich das Schweigen brach und ihm vom vergangenen Abend erzählte. Und dabei spürte er, dass es ihn ein wenig ärgerte, dass er Ragnar davon erzählen konnte, aber Antonin nicht. Der Unterschied war, dass Ragnar über die Vorgeschichte Bescheid wusste. Aber er konnte ja schlecht zu Antonin gehen nach dem Motto 'Hey Antonin! Ich wollte dir mal kurz erzählen, dass meine ganze Familie massakriert worden ist, als ich 7 war und ich habe nur durch Zufall überlebt. Und danach hatte ich ein grässliches Leben, weil mein Onkel mich regelmäßig verprügelt hat, während mein Ziehvater Costello meine Angst und meine Wut dazu verwendet hat, mich zu dem zu machen, was ich bin: Einem gefühllosen, kaltschnäuzigen Arschloch, das kein Problem damit hat, Menschen umzubringen, und willenlos seinen Anweisungen folgt, weil ich ihm hilflos ausgeliefert bin. Und das Schöne an der Sache ist, dass ich diesem Leben nie entkommen kann, denn wenn ich es tue, würde ich die letzte Chance verwirken, meine Eltern doch noch irgendwann rächen zu können.' Cole wurde schlecht bei dem Gedanken. "Kennt Antonin eigentlich die Geschichte?", fragte Ragnar, als könnte er seine Gedanken lesen. Cole blickte ihn wütend an. "Nein", erklärte er patzig. "Weiß er nicht. Und das ist auch gut so. Schließlich sind das alte Geschichten." Ihn nervte die Situation ohnehin schon. Da wollte er nicht auch noch von Ragnar hören, dass er Antonin alles erzählen sollte. Er wusste es doch selbst... Ragnar hob beschwichtigend die Hände. "Nur nicht gleich patzig werden", knurrte er zurück und Cole seufzte tief. "Ich fürchte, ich werde dich gleich noch wütender machen, aber Costello hat vor einer geraumen Weile angerufen. Offenbar wollte er sehen, ob du an Gawain dran bist. Ich hab gesagt, dass du deswegen gerade unterwegs bist." Cole blickte Ragnar dankbar an, der aufstand und den Raum verließ. Cole griff genervt zum Telefonhörer und rief Costello an. "Was gibt‘s?", meldete er sich noch immer patzig. Dann schloss er die Augen, als er hörte, was jener wollte. "Wann geht der Flieger?", fragte er tonlos und blickte auf die Uhr. "Ist gut." Er legte den Hörer auf. Im Moment machte es keinen Sinn Costello zu widersprechen. Und so ging er zu Ragnar, erklärte ihm, dass er nach LA fliegen musste und bat ihn, das Lady-Dream die nächsten Tage zu leiten. Dann erklärte er ihm noch, was es mit dem Sender auf sich hatte. Und ob er das auf seine Kappe nehmen würde. "Am besten lässt du dir von Antonin noch ein paar Infos zu dem Sender geben, falls Costello fragt, woher du ihn hast. Er scheint etwas außergewöhnlicher zu sein." Ragnar willigte ein. Dann ließ sich Cole zu seiner Wohnung fahren und packte seinen Koffer, zog sich um und ließ sich zum Flughafen fahren. Auf dem Weg dorthin versendete er eine SMS an einen Kontaktmann in LA, an Costello und schließlich an Antonin. Hey Schutzengel! Bin drei Tage in L.A. Keine Sorge, wird nicht gefährlich. Werde versuchen mich zu melden. Ich hoffe es geht alles schnell über die Bühne. Mach dir eine schöne Zeit. Ich werde morgen Nachmittag an dich denken. Lass dich nicht unterbuttern. Du wärst schön blöd, wenn du dir deine Patentrechte nehmen lassen würdest. Das ist ne Menge Kohle jeden Monat ;) Meld dich, wenn du Neuigkeiten hast. Kannst mich jederzeit anrufen! Cole Der Flug dauerte drei Stunden. Am Flughafen wartete bereits Joshua. Dieser war früher einer seiner Leute in New York gewesen und mit ihm arbeitete Cole gerne zusammen. Letztlich ging es bei seinem Aufenthalt hier in LA nur darum, dass er ihnen half Verhandlungen zu führen. Genaueres erfuhr er auf dem Weg zu deren Zentrale. Dadurch, dass es in LA drei Stunden früher war, als in New York, war dieser Tag für Cole unnatürlich lang. Müde kehrte er schließlich um halb vier Ortszeit in sein Hotelzimmer und schlief sofort ein, kaum dass er auf dem Bett lag, nicht mehr fähig, sich auszuziehen. Er hatte nur 5 Stunden, dann würde es weitergehen... Antonin Antonin sah auf die Uhr und bemerkte das er noch ungefähr zehn Minuten Zeit hätte, weshalb er sein Handy hervorholte und beschloss auf Coles SMS zu antworten. Gestern hatte er sie erst gesehen, als er todmüde in sein Bett gefallen war und deshalb keinen Elan mehr aufgebracht, um noch eine Antwort zu tippen. Guten Morgen ;) Danke, dads du mir Bescheid gegeben hast. Eine schöne Zeit wird es wohl nur bedingt, aber ich werde sie gut nutzen. Wenn ich Neuigkeiten habe, melde ich mich sicherlich. Viel Erfolg, bei was auch immer. Kuss, Antonin Nach einem letzten Blick auf die Nachricht sendete er sie und betrat die Anwaltskanzlei, wo er auch sofort von der Empfangsdame durchgelassen wurde und auf die beiden Partner von Mall & Trous traf. "Mikael, es sind zwar bedauernswerte Umstände, aber es ist dennoch schön, Sie wohlauf und unversehrt wieder zu sehen", begrüßte ihn Laura Trous, während er Martin Mall nickend die Hand reichte. "Ja, es ist wirklich gut, dass Sie hier sind Mikael, denn sonst hätten wir bald das von Ihnen hinterlegte Paket losschicken müssen", fügte jener noch an und Antonin sah auf, bevor er blass wurde. "Das Paket werde ich heute wieder mitnehmen", verkündete er und setzte sich seinen beiden Anwälten gegenüber. "Das hat sich geklärt", führte er weiter aus und dachte an das Hemd mit dem Blut des zweiten Bürgermeisters, das er hier deponiert hatte und das seine Lebensversicherung dargestellt hatte. Komisch, dass ihm das so klar vor Augen stand. "Sehr schön. Wir haben Ihre Kündigung aufgesetzt und es braucht nur noch Ihre Unterschrift, bevor wir uns den eher unangenehmen Dingen, welche diese Kündigung mit sich zieht, zuwenden können. Habe sie Ihre Unterlagen dabei, Mikael?" Und damit setzte Antonin den ersten kleinen Stein in Bewegung, um seiner Selbstständigkeit wieder einen Schritt näher zu kommen. Wobei er sich wohl auf einen langen und harten Kampf vorzubereiten hatte was die Patentrechte seiner Umhüllung betraf. Er schnaubte und erklärte, dass Chem-Dyne die Formel dafür nicht besaß und er könnte durch seinen Unfall immer noch darauf plädieren, es vergessen zu haben, und das Ganze später ein wenig verändert und als seine eigene 'Neuerfindung‘ herausgeben. Etwas, worauf seine beiden Anwälte unterschiedlich reagierten und man beschloss, dem rechtlichen Hintergrund hierfür erst ein wenig genauer auf den Zahn zu fühlen, bevor man solcherlei Schritte in Betracht ziehen würde. Doch bis es soweit war, dürfte Mikael in keinerlei Kontakt mehr mit Chem-Dyne treten und seine Formeln am besten auch noch alle hier hinterlegen, um beweisen zu können, dass sie aus seiner Feder stammen würden. Am Ende könnte der Konzern sonst behaupten, dass es Mikael gewesen war, der diese Dinge geklaut hätte und nicht anders herum. Zum Mittagessen hatten sie sich darauf geeinigt, erst einmal die nächsten Schritte von Chem-Dyne abzuwarten, nachdem jene jetzt das Kündigungsschreiben und die Verweigerung zur Herausgabe seiner Formel bzw. seines Anteiles der Patentrechte erhalten würden. Weshalb Antonin dann zu sich nach Hause fuhr, sich in einen hellgrauen Anzug warf und sich damit für seinen Termin mit der Bank bereit machte. Dort wurde er von einem Mister Steen in ein kleines Büro geführt und legte diesem seine Pläne vor. Einschließlich seiner Rücklagen, dem Gebäude, das er zu kaufen gedachte, und den Kosten, die für den Umbau sowie die Einrichtung anfallen würden. Man versprach ihm das Ganze zu prüfen, erinnerte ihn jedoch auch daran, dass er bisher noch keine Schulden gemacht hatte und man ihn deshalb als nicht sehr Kreditwürdig einstufen könnte. Zudem da ja auch noch die Verfahrenskosten wären, mit denen er zu rechnen hatte, wenn sein Patentstreit - den er nicht verheimlicht hatte - wirklich vor Gericht ginge. Verdammtes Amerika mit ihrem verdammten System! Antonin bedankte sich für das Gespräch, ahnte den Ausgang jedoch schon und knirschte wütend mit den Zähnen,, als er wieder vor der Bank stand und sich eine Zigarette anzündete. Was nun? Natürlich hatte er Coles Angebot, ebenso wie Nicholas, der ja ebenfalls kein armes Würstchen war, aber warum zum Henker konnte er nicht endlich mal etwas alleine hinbekommen? Grollend schnippste er seine Zigarette weg, schnappte sich ein Taxi und fuhr nach Hause, um sich erst einmal mit gutem Essen abzulenken. Oder vielmehr mit dem Zubereiten davon. Und wie so häufig davor lenkte es ihn tatsächlich ab, so simple Aufgaben wie das Hacken und Schneiden von Gemüse zu erledigen. Doch auf einmal hielt er mitten im Kleinschneiden von Sellerie inne und runzelte die Stirn, bevor er alles stehen und liegen ließ, um seine Anwälte anzurufen und jenen seine neue Idee vorzubringen. Beide stimmten ohne weiteres Federlesens zu, weshalb Toni erst einmal eine halbe Stunde seine vielen Akten auf den Kopf stellte, bevor er das gesuchte Schreiben fand. Lächelnd betrachte er den Absender des Briefes, der kurz nach seiner Konferenz in Washington bei ihm eingegangen war. Zu jenem Zeitpunkt war er viel zu beschäftigt mit sich selbst gewesen, zudem er solchen Dingen im Grunde sowieso aus dem Weg ging. Er galt als menschen- und pressescheues Genie. Nicht seine Worte, aber er konnte gut damit leben. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr wählte er die Nummer, die darauf zu sehen war, und fragte, ob sie noch Interesse an ihm hätten. Und wie sie hatten! Der nächste Tag begann noch stressiger als der davor schon. Doch auch diesmal nahm er sich die Zeit, eine SMS an Cole zu schreiben. Heya Mann mit der Leine, hier stockte er und dachte nach. Ja, Cole wollte ihn mal an die Leine legen. Aber sie hatten da mehr herumgeblödelt und sich wohl einen Spaß aus dem Halsband gemacht, das Antonin an jenem Abend getragen hatte. Hm, so nach und nach kam in den letzten Tagen immer mehr zurück. Auch wenn Antonin sich in der Zwischenzeit nicht mehr sicher war, ob das gut war. Je mehr er von Cole erfuhr, desto mehr begann er über seine Aktionen in dessen Gegenwart nachzudenken, anstatt sich einfach nur intuitiv zu verhalten. Es bereitete ihm manchmal Kopfschmerzen… ich habe heute einen wichtigen Termin und wenn du aufwachst kannst du mir die Daumen drücken, damit ich das professionell über die Bühne bekomme. (Keine Guardsache). Vermisse Dich. Antonin Es ging dann für ihn erstmal zum Friseur, um ihm wieder eine vorzeigbare Frisur zu verpassen. Nicht einmal gegen die ganz wenigen aufhellenden Strähnchen wehrte er sich. Auch die Maniküre ließ er anstandslos über sich ergehen, bevor er nach Hause fuhr und sich diesmal mit mehr Aufmerksamkeit seiner Kleidung widmete. Schließlich entschied er sich für schwarze Stoffhosen, ein hellblaues Hemd und eine dazu passende schwarze Krawatte. Nach einem letzten Blick in den Spiegel stellte er fest, dass er sich so durchaus zeigen konnte. Er sah gut aus, er sah erfolgreich aus und am wichtigsten: Er sah von sich selbst überzeugt aus. Nach einem letzten Durchatmen machte er sich auf den Weg. Es war schon sehr spät, als er bei Tayra und Nicholas vorfuhr und jenen erzählte, was er heute getan hatte. Während Tayra beeindruckt schien, konnte Nicholas sich einen sorgenvollen Blick nicht verkneifen. "Damit bist du kein NoName Gesicht mehr, Toni. Ich hoffe du hast dir das gut überlegt", merkte er an und Antonin zuckte mit den Schultern. "Cole wollte mich im Grunde nie als seinen Guard. Auch wenn er zwischenzeitlich anders darüber gedacht haben mag, so glaube ich, dass es ihm nur recht ist, wenn ich so wenig als möglich mit seiner Szene in Kontakt trete", antwortete er und sah dann jedoch seinerseits sorgenvoll aus als Nicholas seufzte. "Das klingt jetzt, in diesem Moment alles sehr logisch. Für dich und für ihn, aber vergiss nicht, dass da immer noch Erinnerungen ruhen. Du hast schon mal versucht davon loszukommen und es hat nicht geklappt. Wenn du dich wieder an alles erinnerst, wird der Drang dein Ziel zu beschützen alles andere zurück in den Schatten drängen. Das ist die Natur dieser Ausbildung. Du hast es einmal Gehirnwäsche genannt und vermutlich hattest du damit nicht einmal unrecht." Antonins Gesichtsausdruck verhärtete sich. "Cole ist nicht nur mein Ziel und natürlich ist es mein Hauptinteresse, ihn sicher und lebend zu wissen, aber ich kann mein Leben nicht davon bestimmen lassen. Er macht das mit seinem ja auch nicht." Diesmal war es Nicholas, der kurz irritiert dreinsah. "Und was genau ist Cole dann für dich?" "Der Mann, mit dem ich so etwas wie eine Beziehung führe", antwortete Antonin und sah Nicholas fest in die Augen. Was dann folgte, hatte er ab dem Moment erwartet, als er sich wieder an jenen erinnern konnte. Unverständnis, Fassungslosigkeit und unter anderem auch die Anklage, dass es nicht normal sei. Das Homosexualität nichts Normales wäre und dass er sich lieber eine Frau suchen sollte. Während Tayra versuchte, beschwichtigend einzugreifen, erhob sich Antonin und meinte, dass er kein Problem damit hätte, nicht der Norm zu entsprechen, und dass es Nicholas - bei aller Liebe - einen Scheißdreck angehen würde, mit wem er schlief. Das Ganze wäre wohl nicht so ausgeartet, wenn sich die beiden Männer nicht in vielen Dingen so unglaublich ähnlich wären, doch da dies der Fall war dauerte er nicht lange, bis sie sich nicht nur aus voller Kehle anbrüllten, sondern das Ganze nach draußen und in eine Prügelei verlegten. Und wer immer ihnen zugesehen hätte, außer der inzwischen schier verzweifelten Tayra, würde sofort erkennen, dass dies keine einfache Schlägerei zwischen zwei Besoffenen war, sondern eine Machtprobe. Eine, bei der Antonin durch sein fehlendes Training, seine fehlenden Erinnerungen und seine Reha im Grunde der deutlich unterlegene sein müsste. Doch was ihm fehlte, machte er mit einer unglaublichen Wut im Bauch wieder wett, weshalb es eine geraume Weile dauerte, bis beide Männer zerschunden und zerschlagen schwer atmend im Dreck lagen und beschlossen, die Sache zu vergessen. Nicholas würde nichts mehr dazu sagen oder erfragen und Antonin würde nichts erzählen. Das war der Deal, über den er nachdachte als er in 'seinem' alten Cabrio auf dem Schrottplatz saß und die Sterne beobachtete. Tayra kam vorbei und brachte ihm neues Eis für sein blaues Auge und sah ihn sorgenvoll an. "Er hat dich gut zugerichtet. Dass er es auch nur gewagt hat, dir gegen den Kopf zu schlagen!", giftete sie und Antonin ließ sich ohne etwas dazu zu sagen den Oberkörper von ihr verarzten. "Damit musst du morgen zum Arzt", murmelte sie, während sie Creme über den immer dunkler werdenden Fleck an seiner Seite rieb. "Ich sah schon mal schlimmer aus", antwortete er und sog dann schmerzerfüllt Luft ein, als sich da Muskeln in seinem Gesicht regten, die sich besser nicht mehr so schnell regen sollten. "Ich hätte es ihm gar nicht sagen sollen." "Er ist was diese Dinge betrifft einfach ein Idiot", murmelte sie beruhigend und setzte sich schließlich neben ihn ins Auto und reichte ihm aus dem mitgebrachten Korb ein Bier. "Hier, das kann jetzt nicht schaden." Er dankte ihr und seufzte dann tief. "Vielleicht bin ich auch ein Idiot. Immerhin lasse ich mich wirklich auf ziemlich viele Dinge gleichzeitig ein. Ungewisse Dinge mit ungewissem Ausgang." "Sprichst du von Cole?", fragte sie und nahm ihm das Bier aus der Hand, um ebenfalls davon zu trinken. "Ich denke du solltest dir in seinem Fall nicht so viele Gedanken machen. Als er dich von sich stieß an dem Abend im Lady Dream, hat er geweint wie ein Schlosshund und er sah so furchtbar verloren und verzweifelt aus", erzählte Tayra ihm und Antonin warf ihr einen müden, wenn auch überraschten Blick zu. "Ich stelle ihn mir ungern so vor", gab er zu. "Natürlich ist es nur menschlich, aber ich mag seine Stärke. Seine Art mit den Dingen umzugehen. Wobei ich diese Stärke inzwischen häufig für gespielt halte. Und ich frage mich, ob ich ihm einmal wichtig genug sein werde, um mich wirklich an seinem Leben teilhaben zu lassen. Wusstest du, dass wir eine Art Abmachung haben?", fragte er den letzten Satz eher unwillig und schnaubte als Tayra den Kopf schüttelte. "Ich habe ihm wohl selbst vorgeschlagen… naja vielmehr erlaubt, sich durch sämtliche Betten dieser und jeder anderen Stadt zu schlafen, solange ich nichts davon mitbekomme", erzählte er und nahm seinerseits das Bier, um es in wenigen großen Zügen auszutrinken, während Tayra ihn ein wenig fassungslos ansah. "Warum zum Henker hast du das denn getan?!", verlangte sie zu wissen und griff nebenbei ein weiteres Mal in den Korb, um das nächste Bier hervor zu zaubern. "Um ihn nicht zu verlieren - schätze ich", murmelte er düster. "Aber das Tolle ist, die Abmachung gilt für beide Seiten." "Das ist Bullshit, du bist die treuste Seele, die ich kenne. Vermutlich könnte man dir... äh wen fandest du nicht schlecht? Vin Diesel? Also vermutlich könnte man dir so einen Superstar hinstellen und du würdest ihn nicht ansehen! Das ist eine beschissene Abmachung!", maulte sie und Antonin nickte zustimmend. "Ich weiß, ich weiß. Aber irgendwas muss ich mir dabei wohl gedacht haben." "Nichts gegen dich, Toni, aber manchmal liegst selbst du einfach nur falsch", bescheinigte ihm seine beste Freundin und Antonin lächelte etwas melancholisch, ohne darauf zu antworten. Am nächsten Tag schrieb er keine SMS, denn er war damit beschäftigt, zum nächsten Zeitungsverkäufer zu joggen - und damit hatte er auch begonnen seinen Körper wieder mit leichtem Training zu belasten, auch wenn ihm teilweise jede Rippe wehtat und sein Gesicht so aussah, als wäre er mit einem Lastwagen zusammengestoßen - und sich die NewYork Times zu kaufen. Und tatsächlich war die Kapsel da, wie vom Chefredakteur versprochen, auf der Titelseite. Das war seine einzige Bedingung gewesen, dass die Story nicht irgendwo hinten vergammelte, wenn er sich denn schon mal zu einem Interview hinreißen ließ. ‘Streit um Leben und Tod - Patentstreit stoppt Auslieferung von neuem Verfahren‘ Zufrieden kaufte er sich die Zeitschrift und lief damit zur nächsten Parkbank, um sich zu setzen und in aller Ruhe zu lesen. Zuerst wurde erklärt, wer er überhaupt war. Ein junges Genie, das sich den Titel Professor in Russland angeeignet hatte, nachdem er hier in Amerika die aufbauende Schule dafür besuchte. Jemand den Chem-Dyne mit Kusshand angenommen hatte und für die er schon einige neue Errungenschaften zusammengezimmert hatte. Er galt als pressescheu und der Reporter bedankte sich zum Start des Interviews dafür, dass er trotz seines schweren Unfalles und den Stress, der jetzt auf ihn wohl zukommen würde, Zeit für das hier fand. Es wurde darauf eingegangen, was diese neue Umhüllung tun konnte und welche weiteren Kollegen Antonin dazu befragt hatte. Dass die verschiedenen Bestandteile als Träger der Medizin handeln würde und nicht nur noch als Umhüllung. Dass man Menschen mit zum Beispiel Herzinfarkt damit noch zuhause, bevor der Notarzt da war, die bereits dringend benötigten Mittel so schnell als möglich in den Blutkreislauf einschleusen könnte. Zuerst war noch versucht worden, ihn als den Bösen hinzustellen, doch Antonin hatte die Worte des Reporters sehr schnell gegen diesen gewandt, als er davon erzählt hatte, dass er damit nur sein eigenes Labor finanzieren wollte und die Rechte danach an eine Hilfsorganisation für Drogensüchtige abgeben wollte. Er wurde zu seinem Unfall befragt und zu seinen Zukunftvision, nach seinen Hobbys, Interessen, was er von der momentanen Politik hielt. Und so weiter und so fort. Antonin persönlich war damit sehr zufrieden, denn der Artikel war wie versprochen tatsächlich auf seinen Antworten aufgebaut worden, ohne etwas dazu oder wegzudichten. Damit steigerte er nicht nur den Druck auf Chem-Dyne, sondern stellte sich selbst wieder in einer guten Position in den wissenschaftlichen Kreisen auf. Wenn er sein Labor (wie auch immer) finanziert hätte, würde er keine Probleme haben, an Aufträge zu gelangen. Zudem die Bilder in dem Artikel auch gar nicht schlecht getroffen waren. Er wirkte genauso wie er es vor dem Spiegel getan hatte: Absolut souverän. Cole Der Wecker läutete unbarmherzig und nach einer Dusche stand auch schon Josh wieder bereit, um ihn abzuholen. Im Auto las er Antonins SMS, die gerade eingetrudelt war. 'Viel Erfolg, bei was auch immer.' - Cole spürte die leise, wohl unbewusste Anklage. Antonin wusste selten, was er tat, oder er erfuhr es nur im Nachhinein. Aber Cole wusste ja selbst oft nicht, was auf ihn zukam. Wie sollte er es also Antonin mitteilen? Und interessierte es den anderen überhaupt wirklich, was er tat? Wollte Antonin wirklich hören, wenn er loszog, um Geld einzutreiben, Autos zu schieben, Drogen ins Land zu schleusen, jemanden umzubringen. Was hatte er eigentlich für ein verfluchtes Leben? Cole seufzte und steckte das Handy wieder weg, den Seitenblick von Joshua kalt abprallen lassend. Wieso Cole hier war, wusste er immer noch nicht so richtig. Die Gruppe gehörte eigentlich nicht zu Costellos Leuten, arbeiteten mit ihm nur zusammen. Joshua war so das Bindeglied zwischen diesen Gruppen. Und offenbar brauchte er Cole an seiner Seite, um bei Verhandlungen einen Trumpf zu haben. Und doch war Cole nicht klar, um was es hier eigentlich ging. Aber vielleicht würde er gleich endlich durchschauen, welche Pläne man mit ihm hatte. Denn ihm war gestern schon klar gewesen, dass der Flug eine Bestrafung durch Costello war, und dass es alles nicht so 'easy going' war, wie behauptet worden ist. Einige Stunden später wusste Cole endlich, was hier geschah und weshalb er hier war. Man benötigte sein Organisationstalent und seine Kälte. Denn bei den Verhandlungen ging es um ein beträchtliches Gebiet von LA, um das sich momentan gestritten wurde, weil die ehemaligen 'Verwalter' sich tödlich auseinanderdividiert hatten. Und nun stand der Kampf offen und nur noch zwei Finalisten standen im Ring. Cole hätte Scheiße brüllen können, als er das herausgefunden hatte. Warum verfluchte Scheiße musste er hier her kommen? Aber ihm war klar, was das hier war. Eine Bestrafung durch Costello. Man handelte einen Gesprächstermin aus, der für den nächsten Tag angesetzt war. Cole war absolut klar, dass dieses Gespräch von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Hier in LA, das merkte er immer mehr, hielt man nicht viel vom reden. Der Finger saß sehr locker. Nicht umsonst war die Quote, der mit Schussverletzungen ins Krankenhaus Eingelieferten bei alle 14 Minuten einer. Und Cole wünschte sich mehr denn je, nicht hier sein zu müssen. Die Platte, die er von Antonin hatte, war sein steter Begleiter. Er dachte viel an ihn, doch er würde ihn nicht anrufen. Denn dann müsste er ihm wohl die Wahrheit sagen, was hier los war, und das wollte er nicht. Und so ließ er sich diesen Tag durch diese Art des Ganglebens treiben, bei dem man nie wusste, wo der nächste Feind auf einen lauert mit der Absicht, einen zu ermorden. Mein Gott, wie froh war er, dass es in New York in seiner Hierarchie wesentlich friedlicher zuging, wohl deshalb, weil man miteinander kommunizierte und gewisse Regeln einfach einhielt: Ein friedliches Miteinander. Sicher war das nicht überall so und es gab auch Viertel in N.Y. in denen es ganz anders zuging, aber die spielten nicht in seiner Liga. Der morgige Termin würde sicher blutig werden. Und da Cole alles andere als draufgehen wollte, kniete er sich hinein, dass sie gut vorbereitet sein würden. Er machte den Job, weswegen er da war. Abends spürte er die wachsende Anspannung in der Gruppe, weswegen er sich irgendwann zurück ins Hotel bringen ließ, von wo aus er auf die Piste ging. Er brauchte Ablenkung, er musste runterkommen. Und das konnte er nur wirklich beim Sex. Als er am nächsten Morgen Antonins SMS erhielt musste er schmunzeln. 'Vermisse dich' - Wie einfach Antonin das fiel, ihm das zu schreiben. Vermisste er Antonin auch? Ja, in gewisser Weise schon. Wenn er ehrlich zu sich war, vermisste er ihn sogar sehr. "Hey, mein Mann mit dem Halsband! Ich werde an dich denken. Du wirst das wunderbar hinbekommen, da bin ich mir absolut sicher. Ich hoffe, dass das hier in LA bald vorbei ist. Wir wollten ja noch shoppen gehen ;) Cole" Nun, zumindest hatte er so einen Grund, sich mit Antonin zu treffen, wenn er wieder da war. Das 'Gespräch', das geführt werden sollte, dauerte genau 5 Minuten bevor Cole das erste Entsichern der Waffe hörte. Weitere 10 Minuten, bevor jemandem der Geduldsfaden riss. Cole war ein guter Redner. Aber ihm war schnell klar, dass es hier niemanden gab, der wirklich zuhören wollte. Eigentlich hat man sich auf einem Schlachtfeld getroffen, um einen lange andauernden Krieg zu beenden, nicht um einen Friedensvertrag zu schließen. Es war genau so, wie Cole es geahnt hatte. Aber er hatte dennoch gehofft, es ändern zu können. Was folgte war blutig und Cole handelte nur instinktiv. Ihm war es egal, wer der 'Sieger' war. Er wollte hier nur lebend rauskommen. Als es offenbar vorbei war, saß er unter Vollspannung in seiner Deckung, versuchte leise zu atmen und erzitterte unter der Stille, die plötzlich im Raum stand. Er hasste diese Stille, er verfluchte sie. Sie verursachte in ihm ein Gefühl von Panik, blankem Entsetzen. Erinnerungen, die auf ihn einströmten; Der Geruch des Blutes gemischt mit Pulver; Und diese unerträgliche Stille, in der man spüren konnte, wie der Tod vorbeikam, um die Seelen der Menschen einzusammeln. Dann begann jemand zu sprechen. Es war Joshua. Er wimmerte mehr, als das er sprach, rief letztlich um Hilfe. Cole machte ihn aus, verließ seine Deckung, erkannte, dass niemand mehr der anderen zu leben schien, und eilte zu Joshua, der eine halbe Stunde später bei einem Arzt war und eine weitere Stunde später an seinen Verletzungen starb. Die Gruppe, für die er hatte arbeiten müssen, hatte ein paar Verluste gehabt. Doch nun, da es vorbei war, war man damit beschäftigt, zu zeigen, dass der Krieg gewonnen war. Dass es Tode zu beklagen gab, schien niemanden zu interessieren. Genauso wenig, wie es jemanden zu interessieren schien, dass Cole mit einem Mal weg war. Er fuhr mit Joshuas Wagen ins Hotel, duschte sich ausgiebig, packte seine Sachen und ging dann sich ablenken. Morgen am späten Nachmittag würde der Flieger gehen. Und bis dahin würde er nicht mehr nachdenken wollen... Als er am nächsten Morgen erwachte lag er bei einem Mann im Bett, an dessen Namen er sich nicht mehr erinnern konnte. Er stand auf, nahm seine Sachen und ging, auch wenn dieser ihn zum Bleiben überreden wollte. Doch Cole blieb nicht. Im Hotel duschte er sich, vor sich selbst ekelnd. Der Kater, den er hatte quälte ihn. Aber schlimmer noch, waren die Erinnerungen an die Stille und an Joshua. Es war Mittag, als er das Hotel verließ und an den Strand fuhr, um spazieren zu gehen. Sein steter Blick aufs Handy wurde immer wieder enttäuscht. Es kam keine SMS, nicht so wie die vergangenen zwei Tage. Ob es Antonin gut ging? Als sein Handy piepste war es Ragnar, der ihn bat, einen Blick in eine Zeitung zu werfen. Als Cole das Titelbild sah, kaufte er sie uns setzte sich, um zu lesen. Antonin hatte also sich entschieden, welchen Weg er in Zukunft einschlagen wollte. Und Cole war mehr als erleichtert darüber. Denn ihn an diesem, seinem Leben wieder als sein Guard teilhaben zu lassen, konnte sich Cole immer weniger vorstellen. Es war ihm erst gestern bewusst geworden, als er Joshua gesehen hatte, blutüberströmt, verzweifelt, zu jung, um zu sterben. Und einen Moment hatte er nicht Joshua gesehen, sondern Antonin. Nur einen Moment hatte ihm sein Gehirn einen Streich gespielt, aber er hatte gereicht, um ihn spüren zu lassen, dass er damit niemals klar kommen würde. Schließlich gegen 15 Uhr tippte er selbst eine Nachricht an Antonin. Er wollte nicht mehr warten, dass jener sich meldete. Hey Antonin! Ich bin sprachlos - und beeindruckt, irgendwie. Ich vermute, dass der Erfüllung deines Traumes nicht mehr viel im Wege steht =) Ich komme heute Abend zurück. Vielleicht sehen wir uns ja bald! Hast du nächsten Dienstag etwas vor? Ich würde mich freuen, wenn du eine Stunde Zeit erübrigen würdest. Ich möchte dir etwas zeigen... Cole Ja, in zwei Stunden ging der Flieger und in fünf Stunden würde er wieder in New York sein. Und eines wusste er mehr als sicher. Heute Abend würde er nicht ins Lady-Dream gehen. Vielleicht würde er einfach nur zu Hause sein und einfach einmal nichts tun. Ihm war klar, dass er liebend gerne heute Abend bei Antonin sein würde, in seinen Armen liegend. Aber er würde ihn nicht fragen können. Sicher hatte jener viel zu tun. Es wäre in Ordnung, wenn sie sich nächsten Dienstag sehen würden. Cole hatte sich entschlossen, Antonin zum Grab seiner Eltern mitzunehmen. Vielleicht würde es bedeuten, dass Antonin überfordert sein würde, aber das Risiko wollte er eingehen. Denn es waren diese unausgesprochenen Dinge, die ihn belasteten, weil sie sich nicht verdrängen ließen. Ragnar Die Tage im Lady-Dream waren ruhig gewesen, ohne größere Vorkommnisse. Die Belegschaft war motiviert, es war eine angenehme Atmosphäre und das übertrug sich auch auf die Damen, die einen wirklich guten Job machten, besonders am vergangenen Abend, als sie von einer Firma gemietet worden waren, um mit der Belegschaft aus N.Y. und der aus Tokio zusammen zu feiern. Doch Ragnar machte sich Sorgen um Cole. Die Aktion von Costello war nicht die erste dieser Art. Immer wenn Cole aus der Reihe getanzt war, oder etwas angestellt hatte, war er letztlich so oder so ähnlich bestraft worden. Und Ragnar war sich absolut sicher, dass er auch diesmal wieder zu einer Kamikazeaktion geschickt worden war, damit Cole niemals vergessen konnte, was er damals erlebt hatte, als seine Eltern und seine Geschwister gestorben waren. Und Cole hatte immer viel Glück gehabt. Aber wie lange würde sein Schutzengel noch funktionieren? Ragnar wusste es nicht. Daher rief er ihn hin und wieder an, immer erleichtert, wenn er ans Telefon ging. Costello war am vergangenen Tag auch im Lady-Dream gewesen und Ragnar fiel ein, dass er Antonin noch wegen des Senders befragen wollte. Es war wirklich besser, wenn er Genaueres wusste, wenn er damit zu Costello ging. Als er gegen 13 Uhr die Zeitung mit Antonins Artikel gesehen hatte, hatte er Cole gleich eine Nachricht geschickt, bevor er selbst Antonin anrief, um ihm mitzuteilen, dass er ihn gerne sehen würde, wenn möglich gleich jetzt. Und zwei Stunden später trafen sie sich in einem kleinen Cafe. Ragnar hatte einen Koffer dabei. Das letzte Geld, das durch Blue Wonder eingegangen war und das Antonin zustand. Er hob die Augenbrauen, als er das Gesicht des anderen sah. Hatte er sich um den Artikel prügeln müssen? "Mir scheint, du hast ein bewegtes Leben gehabt in den letzten Tagen." Ragnar grinste und zwinkerte dem anderen zu. Er erwartete nicht, dass Antonin sich erklärte, aber das blaue Auge sah zu beeindruckend aus, als dass er es unkommentiert lassen wollte. Dennoch wechselte er gleich das Thema. "Ich wollte dir nur etwas geben, was dir noch zusteht", erklärte er, blickte kurz auf den Koffer, der zwischen ihnen am Boden stand, und trank einen Schluck seines Cappuccinos. "Und dann wollte ich dich bitten, dass du nächste Woche..." Doch das Handy des anderen piepste wegen einer SMS in dem Moment. Ragnar trank demonstrativ noch einen Schluck, dem anderen damit signalisierend, dass er gerne erst die Nachricht lesen dürfte. Schließlich fuhr er fort. "Ich wollte dich bitten, dass du nächste Woche ein wenig auf Cole aufpasst. Es könnte sein, dass es ihm nicht gut gehen wird und ich glaube, er könnte dich ganz gut brauchen..." Er nickte leicht, als müsste er sich selbst noch einmal bestätigen, dass es richtig war, den anderen darum zu bitten. "Und dann wollte ich noch einmal fragen, was du alles zu dem Sender weißt, den du Cole damals verpasst hast. Denn ich werde das auf meine Kappe nehmen, damit Cole eine Erklärung hat." Er lächelte den anderen an. "Das wird das Einfachste sein." Antonin Es kostet Antonin inzwischen nicht mehr unmenschliche Willenskraft, seinen Ausdruck ruhig zu halten, denn sein Doktor hatte ihm kurz nach seinem kleinen Joggingausflug eine ganze Wagenladung an Schmerzmittel in den Körper gepumpt. Dazu einen Stützverband für die Rippen und eine Erhöhung seines blutverflüssigenden Mittels für die Arterien in seinem Kopf. Am liebsten hätte Antonin vor lauter unterdrücktem Zorn Feuer gespuckt, aber er unterließ es und versprach seinem Doc, nicht mehr gegen Türen zu laufen - mehrfach. Er stimmte Ragnars Wunsch deswegen auch nur ungern zu, aber was tat man nicht alles? Das Cafe war zum Glück recht klein und er bestellte sich einen Eiskaffee. Da würde es nicht so auffallen, dass er mit dem Strohhalm trank, da er nicht ganz glaubte, den Rest so leicht hinzubekommen. Verdammter Nicholas mit seinem verdammten, dämlichen Moralcode. Er rückte auf seinem Stuhl ein paar Mal umher, bis er relativ gut sitzen konnte, und warf Ragnar einen unterkühlten Blick zu. "Du hast ja keine Ahnung..", murmelte er, zwinkerte jedoch nicht zurück. Solcherlei Sperenzien unterließ er momentan lieber. Nicholas hatte wirklich ein Scheißglück, dass er ihn als seinen großen Bruder ansah - jetzt wieder - sonst wäre er über die Geschichte garantiert nicht so ruhig und im Grunde auch relativ gelassen. Es war jetzt geklärt und würde nicht mehr vorkommen. Zudem der ältere Russe auch gut lädiert ausgesehen hatte gestern. Er folgte Ragnars Blick zu dem Koffer und fragte sich, ob das die Auszahlung war, von der Cole schon einmal gesprochen hatte? Nun, egal was den Ursprung darstellte, solange es Geld war würde er momentan nicht nein sagen. Ragnar unterbrach sich selbst als Antonins Handy piepste und so sah er keinen Grund nicht nachzusehen, wer jetzt schon wieder etwas von ihm wollte. Wenn das jetzt Nicholas war... nein. Es war Cole. Er las die Nachricht ein zweites Mal und lächelte kurz bevor er das Gerät wieder wegsteckte. "Sorry, sprich weiter", entschuldigte er sich und bekam gleich darauf einen Ausdruck, der zwischen Skepsis, Irritation und Unglauben hin und her wankte. Sofern sein Gesicht das momentan zuließ. "Das hat nicht zufällig irgendwas mit nächsten Dienstag zu tun, oder doch?", fragte er schließlich und nahm den Strohhalm zwischen die Zähne, um einen Schluck von seinem Getränk zu nehmen. "Und deine Worte ehren dich als seinen Freund, aber sie sind unnötig. Sofern Cole mich lässt, bin ich immer für ihn da. Aber in diesem Satz sind auch gleich alle Schwierigkeiten vorgestellt, mit denen man zu kämpfen hat, denn obwohl Cole keinerlei Probleme hat, allen um sich herum zu helfen. Immer und immer wieder, macht ihm das im Umkehrschluss eine Heidenangst. Aber wem erzähle ich das? Ich bin mir sicher, du hast eine deutlich bessere Idee, wovon ich spreche als ich selbst. Warum denkst du eigentlich, dass ich noch hier bin? Und mit hier meine ich nicht, hier in diesem Cafe, sondern zu einem minimalen Anteil in Coles Leben. Ich kann dir daher nichts versprechen, denn ich werde einen feuchten Kehricht tun und das gefährden, 'nur' weil es diesmal vielleicht nötig wäre." Er wusste, dass es vielleicht härter klang als gemeint, aber seine erstaunliche Geduld konnte nur solange Bestand haben, wie er nicht begann, die Dinge zu hinterfragen. Einfach hinnehmen und fressen. Anders ging es nicht, denn dann würden ihm ein paar ganz drastische Defizite in dieser Beziehung auffallen. Ganz abgesehen davon, dass Cole vermutlich schneller am Horizont verschwunden wäre, als er die tatsächlichen Fragen aussprechen können würde. Ja.. ja verfluchte Scheiße nochmal, natürlich machte er sich Sorgen. Er wollte wissen, wer Cole so zugerichtet hatte und ganz nebenbei wollte er denjenigen noch in kleine Stücke schneiden und ja, er wollte wissen, warum Cole so eine panische Angst vor Nähe zu haben schien, aber nicht zu Kosten, die er nicht bereit war zu zahlen. Er wollte Cole nicht verlieren. Unter keinen Umständen. Egal was Tayra von ihrer Abmachung hielt und egal was Ragnar ihm für Informationen gab. Er trommelte ein wenig unaufmerksam mit der freien Hand auf den Tisch herum und seufzte. "Ich kann dir die Informationen dazu faxen, oder du fährst noch eben mit zu mir und ich gebe sie dir. Diese Art der Sender ist eine Entwicklung der NASA wenn mich nicht alles täuscht. Aber inzwischen schon ein paar Jährchen alt, mit etwas Zeitaufwand könnte also jeder rankommen." Ragnar "Doch", entgegnete Ragnar überrascht. "Aber woher weißt du, dass der Todestag am Dienstag ist? Hat er es dir gesagt?" Fragend blickte er den anderen an und erklärte diesem schließlich: "Der Dienstag ist der Todestag seiner Eltern und seiner Geschwister. Gewohnterweise ist er in dieser Zeit nicht wirklich ansprechbar und ziemlich gereizt. Aber wie du sicher mittlerweile weißt, heißt das nicht, dass er niemanden um sich haben möchte, sondern dass er eigentlich jemanden braucht, der dennoch bei ihm ist." Er lächelte traurig auf die Erklärungen Antonins hinsichtlich seiner Analyse von Coles Verhalten. Antonin hatte Cole wirklich gut beobachtet. Er schien ihn gut zu durchschauen. Und damit sprach er auch die traurige Wahrheit aus. Cole war immer für alle da, nur für sich selbst nicht. "Ich glaube du unterschätzt deinen Anteil in Coles Leben. Du hast einen höheren Stellenwert darin, als du dir vorstellen kannst. Er kann es dir nur nicht direkt zeigen. Bei ihm muss man in diesen Dingen zwischen den Zeilen lesen. Das was er nicht sagt, aber was hinter seinen Worten steht, ist das, was wichtig ist. Aber ich gebe dir in allem anderen recht. Und ich bin froh, dass du so geduldig bist. Ich glaube jeder andere hätte ihm schon längst den Laufpass gegeben." Er schnaubte leicht. "Er ist ein furchtbarer Sturkopf, der glaubt kein Recht auf Glück zu haben. Und weshalb das so ist, muss er dir selbst erzählen. Und ich vermute, dass er das am Dienstag tun wird." Ragnar lächelte Antonin an und stand auf. "Wäre toll, wenn du mir die Informationen einfach faxt." Er schrieb ihm eine Nummer auf einen Zettel. "Und vielen Dank für alles." Ragnar fuhr ins Lady-Dream und wartete auf das Fax, das nicht lange auf sich warten ließ. Costello nahm ihm die Geschichte ab. Er teilte das Cole mit und erklärte ihm auch, dass das Lady-Dream heute gut auch alleine zurechtkommen würde. Cole sollte heute am besten einfach mal zu Hause bleiben. Antonin Antonin wartete noch bis die Empfangsbestätigung seines Faxgerätes kam und gab sich dann selbst die Möglichkeit in aller Ruhe nachzudenken. Er hatte sich Ragnar gegenüber nicht anmerken lassen, dass er bis zu diesem Moment gar nicht gewusst hatte, was am Dienstag war. Doch jene Informationen lagen ihm jetzt schwer im Magen, auch wenn sie so manche seiner leicht angerissenen Vermutungen bestätigten. Cole hatte schon einmal von einem 'wir' im Zusammenhang mit dessen Mutter gesprochen. Schon damals hatte Antonin etwaige Geschwister vermutet, doch dass diese nicht mehr lebten und sogar alle am selben Tag gestorben zu sein schienen… Ttat sich hier endlich der Grund für viele von Coles Verhaltensweisen auf? Antonin konnte sich an den Abend erinnern, als sie sich das erste Mal ein wenig heftiger angegangen waren, der Abend als Cole ihn als seinen Guard akzeptierte. Das konnte ja bereits seit dem Gotchaspiel, aber diesmal fiel ihm etwas Weiteres an diesem Abend auf, nämlich die Erwähnung, dass der andere Mann seit seinem siebten Lebensjahres alleine war. Konnte es einen Unfall gegeben haben, oder lag da doch mehr begraben? Antonin seufzte, griff dann jedoch zu seinem Handy, um eine SMS los zu schicken. Er würde Ragnars Bitte Folge leisten und etwas deutlicher vernehmen lassen, dass er den anderen gerne sehen würde. Zudem ihm ja gerade Ragnars letzte Worte auch wieder einen gewissen Auftrieb mitgaben. Aber so war das immer, wenn er Cole länger nicht sah oder hörte, er begann nachzudenken und zu viel davon war schon immer schlecht gewesen. Cole Irgendwie war Cole sehr froh, als das Flugzeug endlich abhob und er diesen Ort wieder verlassen konnte. Er war richtig erleichtert. L.A. mochte er eigentlich sehr gerne. Es war ein anderes Lebensgefühl hier, irgendwie wärmer und scheinbar einfacher. Letztlich stellte sich jedoch immer wieder heraus, dass es einfach nur bedeutete, dass die Leute hitzköpfiger und unberechenbarer waren, als irgendwo sonst. Und davon hatte er jetzt im Moment einfach nur noch die Schnauze voll. Im Moment freute er sich einfach nur auf seine Wohnung und sein Bett, in das er sich verkriechen würde, sobald er zu Hause war. Ob er sich bei Antonin melden sollte? Jener hatte nicht auf seine SMS reagiert. Nun, er saß grad im Flieger und konnte nichts empfangen. Er würde es später im Taxi erfahren, ob er doch geantwortet hatte oder nicht. Cole schlief seltsamerweise kurz ein. Er war wirklich müde. Zumindest würde er heute in seinem eigenen Bett schlafen können. Und vielleicht würde er dann wieder besser schlafen. Der Rückflug war immer ein wenig kürzer als der Hinflug, weil die Maschine sich den Jetstream zunutze machen konnte, um schneller voran zu kommen. Dafür war der Jetlag so rum schwieriger zu verarbeiten, fand Cole. Er war zwar um 16.30 losgeflogen, aber würde erst um 22 Uhr Ortszeit ankommen. Und auch, wenn er dann wahrscheinlich noch nicht wirklich müde sein würde, so könnte er dennoch getrost früh ins Bett gehen. Als er den Flughafen verließ war es 22.30. Im Taxi schaltete er sein Handy wieder an. Die Nachricht von Ragnar beruhigte ihn. Kurz schrieb er ihm zurück, dass er auch nicht vor gehabt hatte zu kommen, sie sich dann am nächsten Tag wiedersehen würden. Dann las er die SMS von Antonin. Er lächelte dabei und ohne darüber nachzudenken, ob er es wirklich sollte oder nicht, antwortete er ihm. Die Überwindungskraft hat sich in meinen Augen vollkommend gelohnt. Du hast neulich von einem überfüllten Terminkalender gesprochen ;) Ich bin grade wieder gelandet und fahre gerade nach Hause. Ich habe noch nichts gegessen, und du? Cole Nun, bei dieser Nachricht konnte Antonin entweder verstehen, dass es ein indirektes Angebot war, zu ihm zu kommen, oder er überlas es. So setzte er den anderen nicht unter Druck. Als er schließlich nach Hause kam ließ er alles stehen und liegen und legte sich aufs Sofa. Gott war er ausgepowert. Corleone kroch bald auf seinen Bauch und müde streichelte er den Kater, die Augen geschlossen habend. Wenn Antonin sich noch melden würde, dann würde er sich etwas zu essen bestellen, entschied er, wenn nicht, dann nicht. Dann würde er hier nicht mehr aufstehen, sondern einfach nur darauf warten, dass er am nächsten Tag erholter wieder aufwachte. Antonin Den restlichen Tag verbrachte er auf seiner Couch, versuchend sich so wenig als möglich zu bewegen und seinem Körper den Heilungsprozess nicht auch noch zu erschweren. Weshalb er auch über das 'hochspannende' Fernsehprogramm immer mal wieder wegdöste und schlussendlich erst wieder von der SMS geweckt wurde. Und diesmal erlaubte er sich gar nicht lange darüber nachzudenken, sondern sendete seine Antwort direkt und kompromisslos. Ich bringe etwas zum Essen mit. Er suchte sich die Telefonnummer eines Griechen heraus, verlangte eine möglichst ausgewogene Mahlzeit für zwei Personen und Eis bevor er sich selbst einen gemütlichen, weiteren Pullover überzog und seine Jogginghosen gegen normale, schwarze Trainingshosen tauschte und machte sich auf den Weg. Das Restaurant war schnell ausgemacht, seine Bestellung abgeholt und von dort war es nicht mehr sehr weit bis zu dem Gebäudekomplex, in dem Cole lebte. Er parkte ein Stückchen entfernt, da er sein Fahrzeug ein wenig zu auffällig hielt und ließ dann das Procedere am Eingang mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen. Auch den skeptischen Blick in sein Gesicht ignorierte er, nur innerlich leicht genervt. Zudem seine Gedanken auch gar nicht wirklich bei diesem Wachmann waren, sondern bei dem Mann, dem er gleich wieder gegenübertreten würde. Cole schien ihm die Tür aufgemacht zu haben, denn als er aus dem Fahrstuhl stieg, ließ sich die Schiebetür ohne weitere Probleme öffnen. Ein letztes Mal durchatmend schloss er die Tür hinter sich und befahl sich selbst diesmal nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, die dem anderen - möglichst harmlos - versichern würden, dass Antonin für ihn da wäre. Soviel konnte er wohl schon mal riskieren, richtig? Er sah sich nach Cole um als er weiter in dessen Loft hineintrat und fand ihn dabei, irgendwelche Dinge von der Küchenzeile zu nehmen und an andere Plätze zu stellen. Sofort schlug sein Herz wieder ein bisschen schneller als er die bekannte Gestalt des anderen betrachtete und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen als er näher trat. "Heya. Ich hoffe griechisch ist in Ordnung? Hattest du einen angenehmen Flug?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)