Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 55: Erdrückendes Gefühl ------------------------------- Antonin Über jene Gedanken war er wohl tatsächlich eingeschlafen, was ihn aber nicht davon abhielt lange vor dem Klingeln des Weckers wieder wach zu werden. Unwillig ließ er die Augen eine Weile geschlossen, nahm die Wärme des anderen wahr und runzelte die Stirn dann nachdenklich. Warum zum Henker war er jetzt aufgewacht? Und obwohl er genug Schlaf für eine Woche nachzuholen hatte, war er jetzt wach. Warum ausgerechnet jetzt? Und wach hieß in Antonins Fall nun mal wach, weshalb er sich so vorsichtig wie möglich von Cole löste, der zwar mal die Augen aufmachte, aber sie wieder schloss, nachdem er ihn zu erkennen schien. Gutes Zeichen, beschloss er für sich selbst und gab dem anderen einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er ins Bad tapste um sich eben ein wenig frisch zu machen. Duschen wollte er jetzt lieber nicht, das würde Cole garantiert richtig wecken. Wenn jener denn nicht schon wirklich wach wäre. Leise gähnend schlich er sich aus dem Bad, durch sein Schlafzimmer in die Küche und sah erstmal auf die Uhr. War er bescheuert, oder war das nur sein Körper? Welcher ihm auch noch deutlich von letzter Nacht erzählte. Aber das war in Ordnung, davon dürfte er ihm auch länger erzählen. Abermals gähnend nahm er seine Kaffeemaschine in Betrieb und fragte sich was er jetzt tun sollte. Zurück ins Bett? Es klang verlockend, aber vermutlich wäre er, wenn er jetzt nochmal schlafen würde, danach noch kaputter als jetzt sowieso schon. Seufzend lehnte er seinen Kopf gegen das kühle Metall seines Kühlschranks und schloss die Augen. Noch ein Deal heute. Nur noch ein kleiner Deal und dann würde er zum einen kündigen, zum anderen einen Kredit aufnehmen und seinen Körper wieder umstellen. An normale Schlaf und Arbeitszeiten. Jawohl. Cole Cole lag auf dem Rücken, einen Arm über seinem Gesicht liegend, seine Augen in seiner Armbeuge verbergend. Schwerfällig hob er den Arm, strich sich mit seiner Hand übers Gesicht seine Haare aus der Stirn. Er nahm deutlich den Geruch von Kaffee wahr, hörte die klappernden Geräusche, die verursacht wurden. Langsam, sehr langsam kehrten seine Lebensgeister in ihn zurück. Und bis sie alle wieder da wären hatte er ja Zeit, die vergangene Nacht Revue passieren zu lassen. Ein Lächeln stahl sich unwillkürlich auf seine Lippen. So eine Nacht hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Nein, eigentlich nie, denn selbst wenn er die ganze Nacht durchgevögelt hatte, so war er doch immer danach nach Hause zurückgekehrt. Und das Aufwachen in dem Bett, in dem alles nach Antonin, nach ihrer Lust und ihrem Sex roch, gestaltete sich als äußerst angenehm. Solche Nächte könnte es in Zukunft ruhig häufiger geben. Als Cole sich aufrichtete, schien er jeden Bauchmuskel zu spüren. Er sollte definitiv wieder ins Fitnessstudio gehen oder solche Nächte häufiger haben, entschied er für sich und stand dann auf, einen Moment verweilend, bis sich der erste Schwindel gelegt hatte. Kurz sah er sich um, konnte seine Short aber nicht finden. Er musste sie wohl in der Küche zurückgelassen haben, wohin er nun auch lief. Kurz blieb er im Türrahmen stehen, betrachtete das Bild dieses Mannes, der ihn mehr als anmachte, und trat dann von hinten auf ihn zu, umarmte ihn, drängte sich leicht gegen ihn und küsste ihn sanft zwischen die Schulterblätter auf die Wirbelsäule. "Hast du meine Short gesehen?", raunte er und leckte die Wirbelsäule hinauf. "Ich befürchte ich habe sie hier vergessen..." Damit löste er sich wieder von Antonin, schaute sich um, bevor er sie entdeckte und aufhob. Mit einem schiefen Grinsen drehte er sich wieder zu Antonin. "Ich geh kurz duschen", stellte er fest. Sie würden noch eine Stunde haben, eigentlich noch genug Zeit, um Antonin ein weiteres Mal... Cole seufzte. Nein, vielleicht war es nun besser, sich auf den Tag zu konzentrieren, schließlich stand ein nicht zu unterschätzender Deal an. Und so tigerte er unter die Dusche, genoss das kühle Nass, das ihm übers Gesicht lief und seine anderen Lebensgeister nun endgültig wieder zurückrief. Diesmal merkte auch er, wie es war, wenn man sich ohne Zahnbürste die Zähne putzen musste. Aber es ging irgendwie. Als er in den Spiegel blickte, sah er einen zufriedenen Mann, der ein ungewöhnliches Lächeln in den Augen trug. Schließlich fand er auf dem Weg zur Eingangstür auch seine übrigen Klamotten, die er sich anzog, bevor er schließlich in die Küche zurückkehrte. Antonin war dabei etwas zum Frühstücken aufzutischen, während Cole sich einfach eine Tasse Kaffee nahm und sich an den Tisch setzte. Seine Augen folgten dem schönen Körper des anderen Mannes. Ihm kamen die Worte wieder in den Sinn, die er ihm gestern gesagt hatte, dass er niemals genug bekommen könne. Ob dem wirklich so war? Zumindest im Moment erschien ihm dieser Körper als das Erstrebenswerteste. Und solange sich das nicht änderte, würde es wohl auch so stimmen. Cole passte eine Gelegenheit ab, Antonin am Handgelenk zu greifen und ihn zu sich zu ziehen, um ihn zu küssen. Langsam war es Zeit, wieder aus dieser Traumblase zu erwachen. Cole sah Antonin ruhig an. "Der Deal heute wird noch einmal was Größeres. Und nächste Woche muss ich wohl wieder nach Chicago", erklärte er. "Ich weiß nicht, was Costello vorhat, aber ich habe den Eindruck, dass ihm New York ein zu heißes Pflaster geworden ist. Dabei läuft alles eigentlich ganz gut momentan." Er seufzte, ließ Antonin wieder los, um nach seinem Kaffee zu greifen. "Mal sehen, was passiert." Er trank einen Schluck, stierte nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt. "Wen würdest du heute dabei haben wollen, wenn wir neun Leute brauchen?" Antonin Antonin sah Cole nach wie er die Küche wieder verließ und seufzte tief. Bevor er nicht seinen Kaffee hatte, war er sehr empfänglich für realistische aber ein wenig ins Negative schwankende Gedanken und einer jener Gedanken trug die Aufschrift 'Cole'. Seitdem dieser Mann sein Leben betreten hatte lief die eine Hälfte komplett aus dem Ruder während er bei der anderen das Gefühl bekam, dass sie sich endlich richtig auf Kurs setzte. Die Frage war nur, ob sich das tatsächlich ausglich? Aber das würde sich so schnell oder gar so einfach nicht beantworten lassen, weshalb er sich lieber weiter damit beschäftigte, ein Frühstück nach seinem Geschmack fertig zu machen. Dazu gehörte Brot, Quarkaufstrich, Cocktailtomaten, Gurken, gekochte Eier und Orangensaft. Als Cole wieder kam, war er immer noch in seine Gedanken versunken und als er sich selbst eine Tasse aus seinem Schrank holen wollte, wurde er zu eben jenem gezogen und geküsst. Hm... der andere roch diesmal nach seinem Duschgel, doch als er die Worte vernahm war er wieder ganz Ohr und löste sich wieder vom anderen. Nachdem er ihn von sich selbst aus geküsste hatte. Doch dann schwieg er erst einmal, um sich endlich den bitter benötigten Kaffee einzuschenken und sich an seinen Platz zu setzen. Eine Weile starrte er in seine Tasse bevor er trank und nach einer Brotscheibe griff um sich den Kräuterquark drauf zu streichen. "Costello ist dein Boss, ja? Ich habe ihn letztens gesehen, als ich bei Ragnar war. Denke ich zumindest." Mehr wollte er nicht dazu sagen, denn sonst müsste er zugeben, genervt zu sein. Genervt von sich selbst, sich auf sowas überhaupt einzulassen. Genervt von Cole, der ihm solche Mitteilungen mal eben vor seinem ersten Kaffee servierte. Genervt von Gott und der Welt für das Chaos, das sich langsam aber sicher, mal wieder, in seinem Leben ausbreitete und ihn nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Mit was würde er überhaupt aus all dem hier rauskommen? Mit der Erinnerung an guten Sex? Ein wenig grollend trank er wieder von seinem Kaffee. Gestern hatte Cole ihn Sunnyboy genannt, wenn er sich richtig entsinnte. Man merkte, dass jener ihn noch nicht sehr häufig früh morgens angetroffen hatte. Und bei sich zuhause hatte er auch weniger das Gefühl auf Zehenspitzen umherlaufen zu müssen. Trotzdem riss er sich ein wenig mühsam von seinen Gedanken los und sah auf. "Ich kenne nicht einmal die Hälfte der Leute da Cole", erinnerte er den anderen. "Simon, JJ, Ragnar, den einen Kerl mit den zwei Haarfarben... David oder wie der auch heißen mag, den Typ der gestern den zweiten Truck fahren sollte - der hat ein gutes Auge - und der Rest? Keine Ahnung inwieweit du die Minischlange einbeziehen möchtest", ratterte er herunter und biss dann herzhaft in sein Brot, das er sich nebenbei mit Gurkenscheiben belegt und mit Salz und Pfeffer bestreut hatte. Wenn Cole nächste Woche in Chicago wäre, dann hätte er mal Zeit, all die Dinge zu erledigen, die bei ihm anstanden. Dazu käme noch, dass er sich keine Gedanken darüber machen müsste, ob er dem anderen von seinem Geburtstag erzählen sollte oder nicht. Aber was wenn dieser Castello wirklich alles in die andere Stadt verlegen lassen würde? Er ließ seinen Blick nachdenklich auf Cole ruhen. Antonin ahnte jetzt schon, dass er wieder eingehen würde, wenn das wirklich der Fall wäre. Oh ja... sein Leben war momentan schon wirklich super. Absolut super. Toll und fantastisch. Pha… das einzige Fantastische momentan war der Sex gestern Nacht gewesen. Der Rest war ein einziger Spießrutenlauf. Cole Sein Blick wanderte über das Frühstück, das Antonin hingeräumt hatte. Er setzte sich und überlegte, ob er überhaupt Hunger hatte, und er entschied sich für ein Nein. Schließlich hatte er erst vor wenigen Stunden etwas gegessen. Er würde sich mit seinem Kaffee begnügen. "Ja, ist er", war die kurze, kühle Antwort, die er gab, als Antonin nach Costello fragte. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Dafür blickte er Antonin einen Moment musternd an. Jener war so verschwiegen, so verschlossen, fast schon mürrisch. War ihm was über die Leber gelaufen? Cole runzelte die Stirn, griff nach seinem Kaffee und trank, den anderen nicht aus den Augen lassend, und hörte diesem so zu, der laut über die Angestellten nachdachte. Doch irgendwie interessierte Cole das gar nicht mehr so wirklich. Letztlich würde er wohl jene nehmen, die auch die letzten Male dabei waren, nur dass sie wieder Ersatz bräuchten für jenen, der gestern schon ausgefallen war. Viel interessanter erschien ihm Antonins abwesender Blick, sein nachdenklicher, irgendwie trauriger Gesichtsausdruck. Er griff dann doch nach einer Cocktailtomate und steckte sie sich in den Mund. "Du ernährst dich ziemlich gesund", stellte er fest, noch mit sich hadernd, ob er Antonin auf dessen Stimmungswandel ansprechen wollte. Ging es ihn etwas an, wenn jener offensichtlich mit irgendetwas unzufrieden war? Der Sex konnte es ja nicht gewesen sein, da hatte Antonin ihm diese Nacht ganz andere Töne vorgeträllert. Und alles andere war doch eigentlich egal, oder? Wenn Antonin etwas bräuchte, würde er doch etwas sagen können. Aber hatte er nicht erst vorgestern unter dramatischen Umständen, die er sich lieber nicht mehr vergegenwärtigt, gesagt, dass sie mehr miteinander reden mussten? Aber warum tat Antonin das dann nicht? Warum redete er nicht mit ihm, wenn ihn etwas störte? Cole spürte, dass er ungeduldig wurde. Vorsichtshalber griff er nach einer Scheibe Gurke, um sich zu beschäftigen. Er empfand das Schweigen gerade als etwas drückend. Doch was sollte er tun? Ihn bedrückte ja nichts, ihn stimmte das alles gerade nicht nachdenklich. Also war doch Antonin an der Reihe, das Schweigen zu brechen. Und wenn jener nicht über seine Gedanken sprechen wollte, dann wollte er das halt nicht. Wer war er, wenn er nachfragen würde? Es ging ihn nichts an. Cole stand auf. "Ich denke ich geh dann mal", meinte er und trank seinen Kaffee aus. "Kommst du später ins Dream? Die Leute werden gegen 16 Uhr eintrudeln." Antonin Er lächelte aufgrund der Feststellung. Aber es war wieder jenes Lächeln, das auf andere fröhlich und aufgeschlossen wirkte, sie in Wahrheit jedoch von ihm fernhielt. Antonin fühlte sich gerade unglaublich überfordert mit all den Gedanken, die gerade auf ihn einstürzten. Mit denen er nicht ganz klarkam. Sie nicht in eine Reihe einsortieren konnte, um wieder durch zu sehen. Und die alles entscheidende Frage, die in der Mitte ihren Platz eingenommen hatte, war die am schwersten zu beantwortende Frage. Eigentlich ja vielmehr Fragen, da sie einen Rattenschwanz hinter sich herzog. Was wollte er eigentlich? Das war sie, die Frage, die er sich beantworten müsste, bevor er sich auf irgendetwas einließ, das ihm ein paar Nummern zu groß war. Oder aber bevor er etwas abstieß, was er eigentlich haben wollte. Vielleicht war es doch nicht schlecht, dass Cole eine Weile verschwinden würde. So antwortete er auch eher unbewusst ehrlich auf die Frage, die mal wieder keine gewesen war. Auch etwas das nur Cole fertig brachte. "Man gewöhnt es sich an, auf seinen Körper zu achten", murmelte er ein wenig abwesend, nachdem er einen Schluck von seinem Orangensaft genommen hatte. "Das ging dem Großteil von uns so, nachdem sie..." Er blinzelte und lächelte abermals. "Das ist kein Thema fürs Frühstück", beschied er schließlich und erhob sich ebenfalls als der andere schließlich aufstand. Trat auf ihn zu und gab ihm noch einen Kuss. "Ich werde da sein", versprach er und wandte sich dem Tisch zu, um das Geschirr einzusammeln. Es dauerte nicht lange, bis er die Tür hinter Cole ins Schloss fallen hörte und das war genau der Moment, an dem er alles stehen und liegen ließ, um sich wieder zu setzen und seinen Kopf zwischen seine auf den Ellenbogen gestützten Hände zu vergraben. Wo kam das ganze Unwohlsein auf einmal her? Woher die ganze Melancholie die ihn gerade zu überrollen drohte? Es verging geraume Zeit, bis er sich tatsächlich in die Dusche bequemte und noch viel mehr, bis er sich fürs Lady Dream fertig machte. Ständig von den eigenen Gedanken abgelenkt, sich nach seinen eigenen Wünschen befragend. Doch kurz bevor er die Wohnung verließ, atmete er entschlossen durch. Für die nächsten Stunden musste er solche Gedankengänge beiseiteschieben und sich konzentrieren. Denn dafür war er da, um auf Coles Leben zu achten. Um darauf zu achten, dass jenem nichts geschah. Und in solchen Momenten musste er selbst immer die zweitrangige Person sein. Etwas, das ihm nicht sehr schwer fiel, normalerweise, da es eben um Cole ging. Aber irgendetwas sagte ihm, dass es heute anders sein würde, gerade weil es um Cole ging. Ein letzter Griff zu seinen Wohnungsschlüsseln und seinem Handy und er machte sich auf den Weg. Die Wohnungstür hinter sich zufallen hörend, in demselben Laut, der ihm beim ersten Mal, als er so darauf geachtet hatte, fast das Herz aus dem Leib gerissen hatte. Im selben Laut, den sie vorher hinter Cole von sich gegeben hatte. Doch, es war das gleiche Geräusch wie immer. Alles wie immer. Im Nachhinein würde er es vielleicht Vorahnung nennen, doch im Moment war es einfach nur ein erdrückendes Gefühl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)