Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 16: Russisch Roulette ----------------------------- Antonin Antonin sah rot. Absolut rot! Und das lag nicht am allgemein herumspritzenden Blut. Nein, es lag ganz speziell an Cole, der offensichtlich getroffen war und nebenbei eine deutliche Todessehnsucht zur Schau stellte. Da blieb einfach keine Zeit mehr zum Nachdenken, sondern nur noch zum Handeln. Mit zwei großen Laufschritten, war er bei Cole und stieß ihn mit aller Gewalt an die nächste Wand, raus aus der direkten Schusslinie der Penner in der Küche. Dadurch sowieso an Gleichgewicht eingebüßt, ließ er sich in die Hocke fallen, hob die beiden automatischen Handfeuerwaffen und drückte ab. Salve um Salve, donnerte er in Richtung Küche. Wo er auch einen weiteren Mann bereits in einer Blutlache liegen sah. Offensichtlich hatte Coles Kamikazeaktion immerhin jemanden mit sich gerissen. Schließlich nur noch mit einer Waffe feuernd, sprang er wieder auf die Beine hinein in die Küche, wo er selbst einen Streifschuss an die Seite bekam. Er hoffte zumindest das es ein Streifschuss war, bevor er die letzten Kugeln in die beiden ebenfalls schon getroffenen Kerle versenkte. Und rein um sicher zu gehen, noch eine an den bereits liegenden. Und dann.. war Stille. Einfach so, war von jetzt auf gleich einfach nur Stille im ganzen Haus zu hören. Vorausgesetzt man könnte sagen, dass Antonin irgendetwas hörte, denn das Blut rauschte laut in seinen Ohren und sein Atem ging heftig. Stoßweise, ganz so, als könnte er nicht genügend Luft in seine Lungen pumpen. Kurz gesagt: er stand schon wieder kurz vorm Hyperventilieren und, um sich davon abzulenken, griff er sich vorsichtig an die Seite. Beide Waffen einfach unbeachtet fallen lassend, zuckte er zusammen und betrachtete das Blut an seinen Handschuhen. Das war kein Streifschuss... Scheiße! Verdammte Scheiße! Voller Wut trat er der nächstbesten Leiche in die Seite und wandte sich dann herum, um ins Wohnzimmer zurück zu gehen. Auch hier sah die Lage nicht besser aus. Im Gegenteil, das Geräusch, das seine Schuhe verursachten als er durch die Blutlachen trat, ließen ihn fast an Ort und Stelle vor lauter Übelkeit Ohnmächtig werden. Doch auch hierfür war jetzt keine Zeit. Wichtig war es, Coles Gesundheitszustand zu überprüfen und dann auf schnellsten Wege zu verschwinden. Seine Maske ganz vergessend, trat er auf eben jenen zu und musterte ihn kurz. Der Kerl gehörte in ein Krankenhaus und das ein bisschen plötzlich. Und danach bräuchte er, wenn es nach Antonin ginge, eine ordentliche Tracht Prügel für so viel Unvorsichtigkeit, Größenwahn und Todessehnsucht. "Was ist eigentlich los mit dir, Scheißkerl?!", er merkte kaum, dass er es laut aussprach, trat näher heran und überlegte, wie er den anderen am besten und mit möglichst wenig Schmerzen hier raus brächte. Seine eigene Wunde ignorierte er erst einmal gekonnt, auch wenn sie brannte wie Feuer und sie sicherlich auch behandelt gehörte. Aber sein Auftrag war noch nicht erfüllt, solange er sich nicht sicher sein konnte, dass Cole überleben würde. Cole Cole hatte gar nicht gemerkt, dass jemand hinter ihm gewesen war. Und so war der unerwartete Stoß umso heftiger, ließ ihn gegen die Wand taumeln, an der er kraftlos hinabrutschte. Seine Augen waren noch immer leer, er selbst wirkte apathisch, noch immer jene Bilder von damals vor Augen habend. Die Schüsse, die Antonin, den Cole als solchen nicht wahrnahm, abfeuerte, schlugen auf ihn ein, hallten in ihm wieder, ließen die Bilder nicht verschwinden. Und dann war Ruhe. Eine beängstigende Ruhe. Cole sackte in sich weiter zusammen, starrte auf den Boden. Der Geruch des Blutes drang stärker und stärker auf ihn ein, doch nun mischte sich ein neuer Geruch mit dazu: Feuer. Offenbar hatte seine fingierte Explosion ein Feuer ausgelöst. Doch von all dem bekam Cole auf rationaler Eben nichts mit. Schließlich nahm er nur noch wahr, dass jemand auf ihn zukam, und als Cole aufblickte, den anderen ansah, ohne zu verstehen, was jener sagte, sah er nur jemand mit einer schwarzen Maske. Nun kroch Angst in ihn, tief sitzende Angst, die seine Augen erschrocken sich weiten ließ. Angst, hier und jetzt tatsächlich abgeknallt zu werden, tatsächlich sterben zu müssen. Eine Angst, die vorhin noch gar nicht so präsent gewesen war, weil er sich ja verteidigen konnte. Es war eine Angst, die er noch nie gefühlt hatte, aber nun, da er sie empfand, wusste er, dass er sich nach ihr gesehnt hatte: Die Angst, zu sterben. Ohne zu zögern hob er seine Waffe, die er krampfhaft festgehalten hatte, richtete sie auf Antonin, den er noch immer nicht erkannt hatte, und drückte ab - doch nichts geschah. Cole ließ seine Waffe wieder sinken, wissend, dass das Magazin leer war und blickte der ihm fremden Gestalt entgegen, während sich seine Augen mit brennender Flüssigkeit füllten. Nun war es also doch soweit. Er würde sterben, in diesem Wohnzimmer, 18 verdammte Jahre nachdem er eigentlich hätte sterben sollen. Das, was er all die 18 Jahre ersehnt hatte, würde heute geschehen. Aber heute spürte er, dass er es zwar akzeptieren musste, aber eigentlich nicht wollte. Antonin Woah! Für Sekunden setzte Antonins Herz aus, nur um danach nur noch heftiger wieder in seiner Brust zu hämmern. Wie in einem schlechten Film hatte Cole die Knarre gehoben und tatsächlich abgedrückt! Nur um mit einem leeren Klicken zu enden. Scheiße, man! Scheiße! Der hätte ihn jetzt fast abgeknallt nachdem er ihm den Arsch gerettet hatte?! Und dann... langsam aber sicher kam ihm die Erleuchtung und er riss sich die Maske mit einer heftigen Bewegung herunter und ging von Cole in die Hocke. Die eigenen Augen vor Schreck und Schock noch weit aufgerissen sah er da etwas vor sich, auf das er gut verzichten konnte. Das hier war nicht derjenige, den er im halben Scherz für sich selbst ‚Bossmann‘ nannte. Da war keine innere Stärke mehr zu sehen, kein lebhaftes Funkeln in den grünen Augen, die von einer Sekunde zur nächsten so eiskalt werden konnte. Er wandte den Blick von ihnen ab, wollte das Ganze nicht genauer sehen. Für ihn war Cole in ihren wenigen Treffen jemand geworden, den er zu jeder Zeit als eine Konstante in ein Feld setzen würde. Eine feste Konstante, die immer wusste. was zu tun war, und die nach eigenen Regeln handelte. So einen leeren und irgendwie einfach nur akzeptierenden Blick würde er so nicht dulden! "Du hättest mich gerade fast umgebracht und das nachdem ich so viel Mühen auf mich genommen habe, um dir deinen Knackarsch zu retten", murmelte er und zog Cole dann ein Stückchen zu sich, um eine Schulter unter dessen Arme zu bekommen und ihn dann wieder auf die Beine zu wuchten. "Und ich wäre sehr dankbar, wenn du mir jetzt nicht wegsterben würdest, ok?", setzte er noch dran. Am liebsten hätte er Cole eine gescheuert, um eine echte Panik oder sollte er besser sagen ein Trauma zu vermeiden, aber dafür war ihm das Ganze noch zu kritisch. Zudem ihm seine eigene Wunde auch zu schaffen machte und der Gestank von Rauch sich immer mehr ausbreitete. "Jetzt sei ein guter Junge und unterstütz mich mal ein wenig. Deine Beine sollten noch funktionieren!", fuhr er ihn dann aber dennoch an und hievte ihn so gut es ging aus dem Haus. Sie müssten es nur bis zum Jeep und bis zum nächsten Krankenhaus schaffen. Das konnte doch so schwer nicht sein. Und danach würde so viel unglaublicher Wodka auf ihn warten - nachdem Cole und er selbst versorgt wären natürlich. Aber er musste seine Welle an Adrenalin noch ausnutzen, sonst säßen hier bald zwei geistig abwesende mit dämlichen Wunden und würden vor sich hin blutend darauf warten, dass die Bullen antanzten. Nein, nein. Einmal würde Antonin derjenige sein, der den Überblick über eine Situation behielt. Auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug. Cole durfte jetzt nicht sterben und es würde ihnen schon helfen, wenn jener das jetzt auch so sehen und sich nicht wie eine Puppe verhalten würde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)