Der goldene Buddha von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 13. Fall) ================================================================================ Kapitel 3: Die Tragödie der Mizo -------------------------------- Der Heiler der Shori scheint sich bei euch nicht gerade beliebt zu machen...Unfähigkeit oder hat das einen anderen Grund? 3. Die Tragödie der Mizo Sakura fragte nach Prinz Hirata Mizo und erntete ein recht albernes Grinsen: „Na, wo wird der schon sein“, meinte der Diener. „Wenn ich das wüsste, würde ich kaum fragen“, erklärte sie etwas bissig. Sie wusste, was sie sagen musste, um Auskunft zu bekommen – und immerhin hing ihr Leben ja wohl auch davon ab: „Aber wenn du großen Wert auf Ärger legst, kann ich gerne auch Lord Sesshoumaru sagen, dass du mich an der Ausführung seines Befehls gehindert hast. Dann bin ich nicht die Einzige, die bestraft wird.“ „Die Dämonenprinz…ja.“ Der Mann erbleichte, hatte doch auch er schon Gerüchte gehört, dieser sei bei weitem nicht so freundlich wie sein Vater, der sich eher wie ein Menschenfürst benahm: „Lord Hirata ist immer in der Schenke.“ „Immer?“ Es war noch heller Nachmittag. „Wenn er nicht schläft, ja. Prinz...ha!“ Der Diener verschwand lieber, ehe er noch etwas zuviel sagte, zumal zu jemandem außerhalb des Clans. In der Schenke? Sie musste etwas suchen, ehe sie das Nebengebäude fand. An einem Tisch saß ein junger Mann in recht vornehmer Kleidung, vor sich einen fast leeren Krug Sake. Der Wirt putzte im Hintergrund die Küche, wie oft in den Schlössern nur eine einfache, diente sie doch nicht für das Essen der Herrschaft sondern als rasche Versorgung der Samurai. Sie trat vorsichtig näher: „Ich bitte um Vergebung, seid Ihr Lord Hirata…?“ Es war unhöflich, einen Prinzen einfach anzusprechen, aber die Umgebung passte eigentlich auch nicht zu einem. Er sah auf: „Und wer will das wissen? Oh, ein hübsches Kind. Setz dich und hilf mir vergessen.“ Sie blieb lieber auf Abstand, folgte jedoch der Einladung: „Mein Name ist Sakura. Ich soll Euch im Auftrag von Lord Sesshoumaru einige Fragen stellen.“ „Lord…? Oh, ich erinnere mich, der Dämon, nein, der Sohn des Dämons, dieses Inu no Taishou. Interessanter Umgang, den Schwager Shori da hat. Und du natürlich auch.“ Sie hatte einen Auftrag und so zwang sie sich zur Sachlichkeit: „Es geht um den Tod des Unterhändlers des Tenno.“ „Cosho, ja. Lachhaft, nicht wahr? Als es um meine Familie ging, hat sich Kamui geweigert, auch nur die Hälfte der Mitgift meiner Schwester zurückzugeben. Und jetzt, wo er finanziell Probleme hat, wird natürlich einfach was verkauft.“ „Verzeiht, ich verstehe da etwas nicht. Warum hätte Fürst Shori die Mitgift zurückgeben sollen?“ Er trank: „Lass mich einfach in Ruhe, Mädchen. Trinken und vergessen, das ist alles, was mir geblieben ist. Oh, und natürlich der Anspruch meines Schwagers auf meine immerwährende Dankbarkeit. Dieser Mistkerl. Er hätte Vater retten können, alles retten können ….“ „Kanntet Ihr Cosho?“ „Ja, so ein wichtiger Gast musste doch allen Familienmitgliedern vorgestellt werden.“ Reiner Zynismus lag in seiner Stimme: „Ich versuchte ihm klar zu machen, dass Geschäfte mit Schwager Shori leicht schief gehen können, aber er wollte nicht hören. Na ja, hatte wohl Befehle.“ Wieder trank er: „He, Fudo, der Krug ist leer!“ Der Wirt hinten sah auf: „Ja, ich komme gleich. – Willst du auch etwas, Mädchen?“ „Nein, danke.“ Sakura versuchte noch einmal auf ihre Aufgabe zu kommen: „Ihr sagtet, dass sich Fürst Shori geweigert hätte, Eurer Familie zu helfen. Ist das die Tragödie der Mizo?“ „Meine Tragödie, ja. Mein Vater sah keinen anderen Ausweg mehr, als Selbstmord zu begehen, meine Karriere konnte ich vergessen…Geduldet in diesem Schloss zu leben ist schon alles. Ohne Aufgabe, ohne Sinn, aber mit der Pflicht dankbar zu sein. – Jetzt lass mich in Ruhe, Mädchen. Ich verstehe ja, dass du nur Befehle hast, aber ehrlich, ich kannte diesen Cosho kaum. Und mir tut es nicht Leid, dass er tot ist. Immerhin kann der liebe Schwager nun seine Geschäfte nicht so durchführen, wie er wollte. Und Probleme für Kamui sind…amüsant.“ Er blickte zu dem Wirt, der gerade einen neuen Krug brachte, ehe er sich erneut um seinen Becher kümmerte. Sakura beschloss, dass sie keine weiteren Antworten bekommen konnte. Er trank, weil er nicht arbeiten durfte – und Fürst Shori gab ihm wohl keine Aufgabe, weil er trank. Ein fataler Kreislauf. So verneigte sie sich ein wenig, ehe sie aufstand und ging. Hatte er ein Motiv für den Mord an dem Unterhändler? Er hatte gesagt, er kannte ihn kaum, wollte ihm aber das Geschäft ausreden. Welches Geschäft eigentlich? Nun, das würde hoffentlich Lord Sesshoumaru wissen. Sie erkannte den Hundeprinzen, der soeben mit dem Hausherrn und seinem eigenen Vater über den Hof schritt, mit Ziel auf den Südtrakt, in dem das Tatzimmer lag. Wollten es sich die Herren noch einmal ansehen? Das wäre unüblich, mischte sich der Inu no Taishou doch in der Regel nicht in die Ermittlungen seines Sohnes ein, aber… Sie sah, dass Sesshoumaru sie bemerkt hatte und stehen blieb, eine Handbewegung machte. So eilte sie hinüber, um sich vor ihn in den Sand des Hofes zu knien, vor den Fürsten die Stirn in den Staub zu senken, wie es sich gehörte. „Komm“, sagte der Dämonenprinz nur. Sie erhob sich und folgte höflich den drei Herren in einigen Schritt Abstand. Anscheinend konnte ihr Bericht noch warten. Aus irgendeinem Grund fiel ihr plötzlich auf, dass Fürst Shori einen schweren Kimono trug, während der Dämonenfürst selbst zu Hause stets Haori und Hakama anhatte, oft genug auch eine Rüstung – von Lord Sesshoumaru ganz zu schweigen. Dämonensitte oder nur ihre persönliche Note? Vor dem Portal im Erdgeschoß des Südtrakts stand ein Samurai, der sich etwas verneigte, und ihr fiel ein, dass auch zuvor stets jemand dort gewacht hatte. Sie hatte gedacht, dass sei wegen des Mordes oder des Feuers, aber das war ja eine vollkommen andere Tür, nicht wie diese an der Stirn- sondern an der Längsseite, die zu der Treppe in den ersten Stock führte. „Hier ist der Haupteingang“, erklärte Fürst Shori mit gewissem Stolz in der Stimme: „Und hier ist stets ein Mann auf Posten. – Öffne die Tür.“ Während der Samurai gehorchte, fuhr der Hausherr fort: „Als erstes gelangt man in das so genannte Wächterzimmer. Hier befinden sich zwei Samurai, die abwechselnd durch die anschließende Halle gehen. – Und dahinter ist die Kunstsammlung meines Vaters.“ Sie traten in das Wächterzimmer, wo sich im Moment nur ein Krieger aufhielt, der sich eilig bis zum Boden verneigte, gingen dann weiter in eine große Halle, die nur von wenigen Öllampen erleuchtet wurde. Es war recht kühl hier. Sakura erkannte Vasen, Statuen und Bilder an den Wänden. Neugierig blickte sie sich etwas um, als ein schmächtiger Mann von vielleicht Mitte Dreißig auf sie zukam. Er trug die schwarze Kopfbedeckung eines Gelehrten und einen grauen Kimono: „Mein Herr! Und so hoher Besuch!“ Er verneigte sich fast hektisch mehrfach vor allen, die er sah, also auch vor Sakura, die daher annahm, er habe keine Ahnung, wer sie sei. Fürst Shori nickte: „Darf ich Euch, edler Inu no Taishou, und Euch, Lord Sesshoumaru, Daigoku Nashi vorstellen? Er pflegt und verwaltet die Sammlung.“ Auf den Blick seines Vaters hin wandte sich Sesshoumaru an den Verwalter: „Wie du sicher gehört hast, starb Cosho. Du hast mit ihm gesprochen?“ Nashi nickte eifrig: „Ja, natürlich. Ein sehr kunstverständiger Herr. Nun, er leitete die Kunstsammlung des Tenno, da kann man schon etwas erwarten, aber er war wirklich sehr sachkundig.“ „Du bist das auch?“ Der Verwalter wurde tatsächlich rot: „Ich…ja, ich denke schon, Lord Sesshoumaru.“ „Was sagst du, dass Fürst Shori den Buddha verkaufen will? Als Kunstverständiger.“ „Ich würde mich selbstverständlich nicht dem Befehl meines Fürsten widersetzen“, beteuerte Daigoku Nashi schnell: „Aber ich bin, zugegeben, etwas zwiespältig. Eine solche Sammlung ist wohl einmalig, wenn man von der des Tenno absieht, und es schmerzt ein wenig, wenn ein Teil weggehen soll. Andererseits ist ein Tempel sicher ein würdigerer Standort als diese Halle. Man sollte nie vergessen, dass es nicht nur Kunst ist, sondern auch einen Sinn hat.“ Er zog ein Tuch aus seinem Ärmel und wischte sein Gesicht ab: „Und es bleiben ja hier genügend großartige Gegenstände.“ „Ich darf bitten…“ Der Fürst machte einige Schritte und seine Gäste folgten ihm. Nashi eilte ein wenig voran, sein Tuch zurücksteckend: „Dies ist ein Holzschnitt, dreihundert Jahre alt, wundervoll perfekt, vielleicht der Älteste hier. Diese Vase wurde aus nur aus Kirschrinde gefertigt, ein einmaliges Stück handwerklichen Könnens.“ Sakura konnte sich nicht so ganz vorstellen, dass die beiden Hundedämonen begierig nach den Kunstwerken der Menschen waren, aber sie zeigten durch nichts Desinteresse. Höfisch erzogen, dachte sie nur, und selbstbeherrscht. Ein Samurai löste sich aus den Schatten der hinteren Halle und verneigte sich vor seinem Herrn. Er war wie befohlen den gesamten Raum abpatroulliert und wollte sich nun mit seinem Kollegen im Wächterzimmer abwechseln. „Die hintere Tür der Halle ist verschlossen“, erkundigte sich Nashi, hörbar in dem Tonfall eines Gespräches, das öfter geführt wurde. „Ja, von innen verriegelt“, erwiderte der Samurai, ehe er weiterging. „Eine zweite Tür?“ fragte Sesshoumaru unverzüglich. „Ja“, antwortete Fürst Shori: „Dort kann ein Wagen direkt vorfahren. Wenn Lieferungen für meinen Vater kamen, wurde sie benutzt. Sonst ist sie stets von hier innen aus der Halle verriegelt. Jeder Samurai, der durchgeht, überprüft das. Und sie wechseln sich alle zwanzig Minuten ab.“ „So ist Euer Schatz gut gehütet“, stellte der Inu no Taishou fest: „Ist das dort der Buddha, um den es geht?“ „Ja, das ist er. Wunderschön, nicht wahr?“ Sakura blieb höflich zurück, aber sie warf einen Blick auf die Statue. In der Tat, das sah kostbar aus. Mit dem Thron auf dem er saß, maß er gewiss fast einen Meter. Und alles leuchtete selbst im Halbdunkel hier golden. Die bunten Stellen im Thron waren sicher Edelsteine. Auch die Augen schienen aus Kristall zu sein – oder waren es gar Diamanten? Wenn ja, waren es die Größten, die sie sich vorstellen konnte. Sie erkannte jedoch plötzlich, dass es noch kühler geworden zu sein schien – und begriff, dass die dämonische Energie vor ihr angestiegen war. Warum reagierten Vater und Sohn derart? Aber dann verstand sie, dass es sich um eine Buddhafigur handelte, die wohl geweiht worden war – und auf Dämonen daher läuternd wirkte. Beide schützten sich dagegen, verloren jedoch kein Wort darüber, dass ihr Gastgeber einen derartigen Fehler begangen hatte, der bei schwächeren Gästen zu deren Ende geführt hätte. In der Tat, Selbstkontrolle und höfische Erziehung. „Über diesem Raum sind einige Gästezimmer?“ Sesshoumaru hatte keine Augen für die Schönheit des Buddhas. „Und natürlich der Tatort.“ „Ja. Allerdings war der Unterhändler im Moment der einzige Gast.“ Fürst Shori verriet durch nichts seine Enttäuschung über die mangelnde Begeisterung. „Dann hätte das Feuer auch Eurer Kunstsammlung gefährlich werden können?“ „Oh, daran denkt Ihr. Nein. Als mein Großvater mit der Sammlung begann, ließ er diesen Trakt errichten. Äußerlich scheint er ebenso zu sein, wie alle anderen des Schlosses, dies geschah um des Aussehens willen. Aber tatsächlich ist diese Halle rundherum aus Stein, eben, um bei einem Feuer Schutz zu bieten.“ „Selbst die Decke hier ist aus Stein“, ergänzte Nashi mehr begeistert als höfisch korrekt: „Nein, das Feuer hätte viel heftiger werden müssen, um hier durchzugelangen. Und es wurde ja auch wohl rasch entdeckt.“ „Es gibt keinen Weg von oben in diese Halle?“ erkundigte sich der Dämonenprinz. „Nein, Lord Sesshoumaru. Sie ist vollständig abgeschlossen.“ Nashi machte plötzlich eine Drehung und stand vor einem Bild, rückte es gerade, ehe er ein wenig den Staub abwischte. „Oh, ich bitte um Entschuldigung, edle Herren, meine Dame“ meinte er dann, als er die irritierten Blicke bemerkte, da das alles andere als höfliches Benehmen gewesen war: „Ich...ich bevorzuge Perfektion, Symmetrie. Schönheit.“ Dann hatte er wohl gerade die richtige Aufgabe bekommen, dachte Sakura, die sich schönere Arbeiten vorstellen konnte, als sein Leben in dieser halbdunklen Halle zu verbringen und Kunstwerke abzustauben. Aber es war amüsant, dass er sie eindeutig nicht als Dienerin ansprach. Glaubte er etwa, sie sei die Ehefrau des Hundeprinzen? Sie sah doch wirklich nicht wie eine Dämonin aus. Fürst Shori winkte ab: „Gehen wir noch ein wenig, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt“, schlug er seinen Gästen vor und Nashi nahm das zum Anlass ausführlich weiter zu erklären. Ganz offenkundig betrachtete er das praktisch als seine Schätze. Fast eine Stunde später kniete sich Sakura auf ihren Platz im Zimmer des Dämonenprinzen nieder, der an das Fenster trat. „Dein Bericht?“ Sie war froh, dass er sachlich wie eh und je war, und entspannte sich: „Ich fand Lord Hirata Mizo in der Schenke. Dies scheint sein gewöhnlicher Aufenthaltsort zu sein.“ Sie bemühte sich, wörtlich zu berichten, wie er es verlangte. Er hörte schweigend zu, ehe er sagte: „Du hast Hunger?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Das war eigentlich nicht die Reaktion, mit der sie gerechnet hatte, aber schön, wenn er daran dachte. Dies besagte zwar nicht, dass sie die Erlaubnis bekommen würde… „Hole dir etwas.“ Er musste in Ruhe nachdenken. Sehr viele neue Informationen. Er hörte, dass sie sich verneigte und das Zimmer verließ. Hirata Mizo war offenkundig nicht begeistert von seinem Schwager. Genug, um einen Mord zu begehen, um dessen Reputation beim Tenno zu schmälern? Was war mit Ayumi Mizo, die nun die Fürstin Shori war? Nun, das sollte Sakura herausfinden. Er selbst musste noch einmal gut nachdenken. Wie war der Mord passiert? ************ Im nächsten Kapitel denkt Seine Lordschaft nach und forscht zum Thema menschliche Biologie.... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)