A Song For You von Phoenix_Michie (Karyu x Zero) ================================================================================ Kapitel 1: It begins...with a cat --------------------------------- „Verdammt, du solltest echt besser aufpassen, weißt du!“, regte sich Karyu auf und starrte seinen Bassisten an. „Was hättest du denn gemacht, wenn ich nicht da gewesen wäre um dich da rauszuholen?!“ Zero verdrehte die Augen. „Man Karyu, es wäre schon nichts passiert!“, behauptete er mit zusammengebissenen Zähnen, jedoch klang seine Erwiderung nicht ganz so überzeugend wie sie wohl eigentlich sollte. Der Gitarrist packte ihn an der Schulter und sah ihn eindringlich an. „Das hat für mich aber ganz anders ausgesehen! Oder was sagst du zu drei Notgeilen Typen, die dir ganz eindeutig an die Wäsche wollen?!“ Karyu war merklich aufgebracht, er wurde auch immer lauter. Warum nur wollte Zero nicht erkennen, wie er auf andere wirkte? Er war nun mal ziemlich attraktiv, das merkte jeder, nur er nicht! „Ich nenn so was gefährlich!“, beantwortete er sich die Frage selbst. „Oder wolltest du dich von denen flach legen lassen? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du es so nötig hast!“ Wütend riss sich der Bassist von Karyu los, seine Augen verengten sich. „Spinnst du jetzt komplett?! Lass mich einfach in Ruhe, okay?!“ Mit diesen Worten drehte sich Zero um und lief los, in die Richtung seines Hauses. Doch Karyu gab sich damit nicht zufrieden und ging seinem Bassisten hinterher. „Jetzt warte mal! Ich hab das nicht so gemeint“, sagte er etwas ruhiger, während er neben Zero herlief, der ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. „Doch, das hast du so gemeint, kannst es ruhig zugeben, Aber zu deiner Beruhigung: ich wollte bestimmt nichts von denen!“, fügte er hinzu und starrte wieder vor sich hin. „Ist auch besser so“, erwiderte der Gitarrist. „Ich begleite dich noch bis zu deinem Haus.“ Erneut verdrehte Zero die Augen. „Ich find schon selbst nach Hause, danke“, murrte er, war aber trotzdem insgeheim froh, dass Karyu ihn nicht alleine durch die Nacht gurken ließ. „Na, das hoff ich doch“, sagte Karyu grinsend, wurde dann aber wieder ernst. „Du ziehst eben allerlei Gesocks an, das irgendwas von dir will. Da ist es eben besser, wenn ich dich beschütze.“ Der Gitarrist meinte das durchaus ernst, was Zero einen Schauer über den Rücken jagte. „Hm, und du gehörst nicht zu diesem „Gesocks“?“, wollte er wissen und musste leise schmunzeln, als Karyu mit einem „Doch“ antwortete. Dann liefen sie schweigend weiter, hingen ihren Gedanken hinterher. Zero wusste gar nicht genau, wie ihm geschehen war. Plötzlich waren da diese 3 schmierigen Kerle gewesen und hatten ihn angemacht, er war schon bis an die Wand vor ihnen zurückgewichen, während sie ihn dreckig angegrinst hatten. Und dann war da auf einmal Karyu gewesen, hatte sich zwischen ihn und diese lüsterne Meute gestellt. Er war überaus aufgebracht gewesen, hatte die Hände zu Fäusten geballt und die anderen angeknurrt. Es waren nur wenige Sekunden verstrichen, und die Typen waren in einem beachtlichen Tempo abgezogen. Was auch immer Karyu gemacht hatte, es war sehr wirksam gewesen, und Zero war dem Gitarristen äußerst dankbar dafür, auch wenn er es ihm noch nicht gesagt hatte. Das würde der Bassist aber noch tun! Als die beiden schließlich Zeros kleines Haus erreicht hatten, stand er unschlüssig vor der Tür. „Hm, also…wenn du willst, kannst du erstmal bei mir bleiben“, murmelte er leise und sah Karyu nicht an. Er fand es nicht gut, den Größeren des Nachts durch die Gegend rennen zu lassen, zumal keine öffentlichen Nahverkehrsmittel mehr so spät fuhren. Karyu grinste. Hatte sein Bassist wohl doch ein schlechtes Gewissen? Und ein schlechtes Gefühl? „Tja, wenn du nicht allein sein willst, kann ich gern bei dir bleiben“, erwiderte der Gitarrist lächelnd, hatte damit voll ins Schwarze getroffen, was Zero natürlich nur ungern zugab. „Hrm, na dann“, brummte er deshalb und warf Karyu einen bösen Blick zu, bevor er schließlich seine Haustür öffnete und das Licht einschaltete. Nachdem beide ihre Jacken und Stiefel ausgezogen hatten, ging Zero in die Küche, während es sich sein Gitarrist auf der schwarzen Couch bequem machte. „Willst du auch n Bier?“, erklang es aus der Küche und Karyu bejahte die Frage lautstark. „Ist ja gut!“, brummte der Bassist, als er mit zwei Flaschen entsprechenden Alkohols ins Wohnzimmer kam und diese auf dem kleinen Tisch vor der Couch abstellte. „Die Wände sind dünn hier, muss ja nicht jeder auf der Straße mitbekommen, dass du hier bist. Hab ich dir doch schon hundertmal gesagt.“ Karyu grinste. „Und was machst du, wenn du mal Besuch zu deinem persönlichen Vergnügen hast?“ Wie schön der Gitarrist immer das Wort ‚Sex’ umschreiben konnte. „Erzählst du denen dann auch immer, sie sollen ja nicht stöhnen damit die Nachbarn es nicht hören?“ Zero grinste angesäuert. „Halt bloß die Klappe!“, sagte er kopfschüttelnd und ließ sich auf das andere Ende des Sofas fallen, wobei er Karyus Beine unter sich begrub, da sich der Gitarrist längs der Couch breit gemacht hatte. Doch es störte ihn nicht sonderlich, war Zero ja eh ein Leichtgewicht. Ein sehr hübsches, zartes Leichtgewicht, wie er fand. „Dass ich derartigen Besuch hatte, ist schon ne ganze Weile her“, gab der Bassist zu und Karyu zog beide Augenbrauen hoch. „Ach Quatsch, verarsch mich nicht“, sagte er überrascht, doch Zero lächelte ihn schwach an, während er mit den Schultern zuckte. „So ist eben das Leben. Hart und ungerecht. Nur weil man angeblich ach so toll aussieht, heißt das ja nicht, dass man jemanden hat, ob nun für eine feste Beziehung oder nur zum Vögeln“, meinte er seufzend. Karyu konnte ihn nur noch mit großen Augen anstarren. Sein von beiden Geschlechtern umschwärmter Bassist gab zu, schon lange keinen Menschen mehr näher als bis 30 Zentimeter an sich ran hatte lassen können?! War ja unglaublich. Karyu grinste. „Armes Zero“, sagte er, was ihm einen bösen Blick einbrachte. „Sei bloß still. Dass du das ja nicht weiter erzählst!“, forderte er und der Gitarrist nickte nur, bevor er sein Bier in die Hand nahm und ein paar Schlucke davon nahm. Zero hingegen musste sich erstmal von der Begegnung mit den überaus freundlichen Männern erholen und trank die halbe Flasche auf Ex, was für ihn schon recht viel war. Karyu beobachtete seinen Bassisten mit hochgezogenen Augenbrauen, rutschte dann etwas höher und konnte so seine Beine unter Zeros Hintern hervor ziehen und sie auf dessen Schoß platzieren. „Nicht, dass es meinen Beinen unter dir nicht gefallen hätte, aber du klemmst ihnen mit der Zeit dann doch die Blutzufuhr ab“, erklärte der Gitarrist lächelnd und Zero sah ihn an. „Hm“, war sein einziger Kommentar, bevor er sein Bier mit einem Zug leerte und Anstalten machte, aufzustehen um sich eine neue Flasche zu holen, doch Karyu drückte den Kleineren mit seinen Beinen zurück in die Polster der Couch. „Hmhm“, machte er und sah seinen Bassisten strafend an. „Nichts da, zeig mal ein bisschen Verantwortung! Morgen haben wir ein Photoshooting, da musst du fit sein“, belehrte Karyu ihn und Zero verdrehte die Augen. „Also echt, Karyu. Seit wann kennst du das Wort ‚Verantwortung’?“, fragte er genervt und der Gitarrist sah ihn empört an. „Werd nicht frech und gehorch dem Leader!“, sagte er bestimmt und Zero grummelte etwas vor sich hin. „Dabei ist das immer noch mein Haus“, murmelte er und Karyu zuckte mit den Schultern. „Na und, hat doch damit nichts zu tun“, meinte er, doch Zero sah ihn an, sein Gesicht hellte sich auf. „Doch natürlich hat es was damit zu tun! Es ist mein Haus, also kann ich dich jederzeit rauswerfen, dann kann ich mir endlich mein Bier holen!“, sagte er und grinste triumphierend. Aber sein Gitarrist ließ sich nicht beirren. Er nahm seine Beine von Zeros Schoß, setze sich normal hin und rückte näher an ihn heran. „Dann bist du aber ganz allein hier in deinem dunklen Haus. Und deine Tür da sieht auch nicht gerade stabil aus, ich wette du wirst heute Nacht noch Besuch bekommen. Unerwünschten, versteht sich“, flüsterte Karyu und sein Bassist starrte ihn wütend an. „Du bist ein Arsch, weißt du das?“ Plötzlich schnappte sich Karyu die Handgelenke Zeros und drückte ihn in die weichen Polster der Couch, beugte sich über den Kleineren. „Nein, ich bin realistisch. Und erzähl nicht so einen Mist von wegen dass du mich rausschmeißt! Du kannst doch ruhig zugeben, dass du dich unwohl fühlst alleine; das passiert eben manchmal“, sagte der Gitarrist und war Zeros Gesicht sehr nahe, konnte genau sehen, wie angepisst dieser war. Der Bassist starrte Karyu nur wütend an und schwieg, weshalb Karyu schließlich seufzend von diesem abließ und aufstand. „Ich schätze ich hab mir für heute Nacht die Couch verdient gemacht, oder?“, fragte er, während Zero ebenfalls aufstand und sich seine leere Bierflasche schnappte, um sie in die Küche zu bringen. „Mach doch was du willst“, erwiderte der Bassist nur ohne sich umzudrehen und warf die Flasche in den Müll. Karyu sah ihm verwundert nach. Was denn, er hatte nichts dagegen, wenn sich der Gitarrist mit in sein Bett legte? „Ich will ja nicht, dass du morgen mit Schmerzen beim Shooting erscheinst“, erklärte Zero, als er zurückkam und grinste. „Ich zeige nur Verantwortung.“ Ja klar. Der Bassist wusste, dass Karyus Körper sich immer ziemlich verspannte, wenn er irgendwo schlafen musste, was nicht dem Komfort eines Bettes entsprach. Der Gitarrist jedoch grinste nur und sagte nichts, folgte Zero in dessen Schlafzimmer, das er nur sehr selten zu Gesicht bekommen hatte. Sicher hatte er schon einige wenige Male, die man an einer Hand abzählen konnte, hier übernachtet, jedoch konnte sich Karyu aufgrund seines damaligen Alkoholpegels nicht mehr daran erinnern. „Aber wag es ja nicht hier Freikörperkultur zu betreiben!“, murrte Zero, bevor er sich seinen dünnen Pullover auszog und im Schrank ein T-Shirt heraussuchte, das er sich überzog. Der Gitarrist grinste erneut. „Keine Angst, das hatte ich nicht vor. Hast wohl Angst, über mich herzufallen“, fügte er hinzu und entledigte sich nur seiner Jeans, während er das Shirt anbehielt, um Zero nicht in Versuchung zu bringen. Doch der Bassist sah ihn eh finster an. „So ernst ist es bei mir noch nicht, dass ich dich an mich heranlasse“, meinte er trocken und schlug die Bettdecke zurück, bevor er sich, in Shirt und Shorts, ins Bett legte. Er ahnte durch zahlreiche Bemerkungen Karyus, dass dieser ihm nicht abgeneigt war, jedoch hatte er seinen Bassisten nie deutlich darauf angesprochen oder ihn gedrängt, weshalb zwischen ihnen auch noch nichts passiert war – Zero hielt es eben nicht für vorteilhaft, mit seinem Kollegen was anzufangen, obwohl auch er mehrmals daran gedacht hatte. Karyu war…eben Karyu. Groß, schlank, hübsch. Freundlich, kreativ, talentiert und hatte immer gute Laune. Man konnte ihn einfach nur mögen. Aber es war nun mal Zeros Bandkollege, das machte die Sache schwerer. Der Bassist drängte sich eng an die Bettkante, wollte Karyu nicht zu nahe sein und wartete, bis dieser sich auch hingelegt hatte, damit er das Licht löschen konnte. „Zero, ich beiße nicht. Du kannst ruhig etwas mehr in die Mitte rutschen, nicht, dass du noch vom Bett fällst wegen mir“, sagte der Gitarrist grinsend, als er Zero beobachtete. Dieser murrte kurz und bewegte sich tatsächlich näher zu Karyu, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte. „Gute Nacht“, flüsterte Karyu, was der Bassist mit einem leisen „Schlaf gut“, beantwortete und sich tiefer in die Bettdecke einkuschelte. Zero war relativ müde, weshalb es nicht lange dauerte, bis er einschlief, doch kurz bevor er wegdämmerte, spürte er einen langen, warmen Arm, der sich um seine Hüfte legte. Der Bassist war zu müde, um Karyu zurecht zu weisen, zumal er aber auch eigentlich nichts dagegen hatte, dass der Größere einen Arm um ihn legte, fühlte er sich nämlich gleich viel wohler und sicherer. Als Zero am nächsten Morgen aufwachte, fiel sein Blick zuerst auf den violetten Wecker neben seinem Bett. Ein aussagekräftiges „FUCK!!“ tönte durch das Haus, und als Karyu alarmiert das Schlafzimmer betrat, fand er seinen Bassisten kerzengerade im Bett sitzend vor. „Was ist denn los?“, wollte er bestürzt wissen und ging auf Zero zu, der ihn schockiert anschaute und aufsprang. „Verdammt, es ist schon um 10! Wir müssten schon längst beim Shooting sein; und du hast mir gestern was von Verantwortung erzählt!“, regte sich der Braunhaarige auf und suchte sich Klamotten aus seinem Schrank. Der Gitarrist atmete nur erleichtert aus. „Bleib locker, du kannst dich wieder hinlegen. Unser Manager hat mich heute früh angerufen und bescheid gesagt, dass der Termin flach fällt. Die haben irgendwelche Probleme mit der Location“, erklärte Karyu ruhig. „Ich wollte dich nicht wecken, du hast noch so schön geschlafen.“ Zero hielt inne und drehte sich zu Karyu um. „Wie kann man denn schön schlafen?“, fragte er und zog sich an. Der Gitarrist grinste. „Indem man eben schön dabei aussieht“, antwortete er, woraufhin Zero die Augen verdrehte. Da war sie wieder, diese Art der Bemerkungen, die vermuten ließ, dass Karyu was von ihm wollte. Der Bassist erwiderte nichts und ging an Karyu vorbei. „Und du bist seitdem wach?“, fragte er und der Andere nickte. „Hai, ich konnte nicht mehr schlafen. Also hab ich uns Frühstück gemacht“, sagte er und Zero sah ihn überrascht an. „Dir muss ja echt langweilig gewesen sein“, meinte er und Karyu grinste. „Ich hatte eben Zeit und dachte mir, ich tu dir was Gutes. Auch wenn es vielleicht nicht das ist, was du unbedingt brauchst“, setzte der Gitarrist dreckig grinsend nach. Zero blinzelte den Größeren an, dann fiel der Groschen und er stöhnte genervt auf. „Echt Karyu, kannst du es langsam mal lassen?“, fragte er und ging in die Küche, wo er tatsächlich einen gedeckten Tisch vorfand, und der Duft frischen Kaffees stieg dem Braunhaarigen in die Nase. „Nein, macht viel zu viel Spaß dich damit zu ärgern und dein genervtes Gesicht zu sehen. Musst ganz schön verzweifelt sein“, meinte Karyu, hatte es sich einfach nicht verkneifen können. Wütend drehte sich sein Bassist zu ihm um. „Hrr, du findest dich gleich auf der Straße wieder, wenn du so weiter machst“, knurrte er und setzte sich, nahm einen Schluck des heißen Kaffees. Karyu nahm ebenfalls Platz. „Ich hör ja schon auf“, sagte er lächelnd und schmierte sich ein Brötchen. Schweigend verzehrten sie ihr Frühstück, und als Zero fertig war, stand er auf. „Ich spring mal schnell unter die Dusche“, verkündete er, woraufhin Karyu nur nickte, wollte er mit aller Macht verhindern, sich den Bassisten nackt unter der Dusche vorzustellen. Während Zero also im Bad war, aß Karyu auf und räumte dann das benutzte Geschirr weg. Als er plötzlich ein Handy klingeln hörte, merkte er, dass es nicht sein eigenes war. Er sah sich um und entdeckte Zeros Handy auf dem Schrank im Flur. Ohne nachzudenken schnappte sich der Gitarrist das iPhone und lief ins Bad, das nicht abgeschlossen war. „Zero, dein Handy-!“ „RAUS HIER!!!“, brüllte der Bassist ihm entgegen und ob des Tonfalls tat Karyu sofort wie ihm befohlen, blieb aber an der geschlossenen Tür stehen. Das Klingeln hatte inzwischen wieder aufgehört. Der Gitarrist schloss die Augen. Oh oh…er bekam die Bilder nicht mehr aus seinem Kopf. Er hatte ja gewusst, dass Zero toll aussah, aber DAS übertraf dann doch seine schönsten Träume. Energisch schüttelte Karyu den Kopf, um ihn frei zu kriegen und an andere Dinge zu denken. Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihm und Zero schob sich, nur mit einem weißen Handtuch um die Hüften, an ihm vorbei. „Ich weiß ganz genau was du gerade denkst! Also hör auf damit!“, knurrte er den Größeren an, der kein Wort herausbekam. Der Bassist schnappte sich sein iPhone aus dessen Händen und tippte darauf rum, während Karyu ihn anstarrte. „Dann hättest du dir ja wenigstens was anziehen können“, meinte er und ging wieder in die Küche, um Butter und anderen Brotbelag wegzuräumen. Zero war währenddessen mit Telefonieren beschäftigt, es dauerte aber nur 2 Minuten. Dann kam er, sich mit einem zweiten Handtuch die Haare trocknend, zu Karyu. „Reg dich nicht so künstlich auf, genau das ist es doch, was du wolltest, oder?“, wollte er wissen und schaute den Gitarristen forschend an, der ihn nur anstarrte. „Hm, ja, vielleicht, aber du nicht, wenn ich mich recht erinner“, erwiderte er und musterte den Bassisten, staunte über dessen helle, weiche Haut… Abrupt wandte er den Blick ab und beschäftigte sich mit der Nutella, die er noch in den Schrank stellen musste. „Ja, da hast du recht, meine Meinung hat sich auch noch nicht geändert, erwiderte Zero und ein gemeines Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Sieh den Anblick einfach als Danke für gestern an.“ Karyu verschluckte sich fast an seinem Wasser, das er sich inzwischen eingegossen hatte und konnte nichts mehr erwidern, da Zero schon wieder verschwunden war. „Idiot!“, rief er ihm trotzdem hinterher, was der Bassist mit einem „Selber!“ beantwortete. Als Zero schließlich komplett angezogen zu Karyu ins Wohnzimmer ging, hatte sich der Gitarrist es sich mal wieder auf der Couch gemütlich gemacht. „Und wie lange hast du vor jetzt hier herumzuhängen?“, fragte er Karyu, der daraufhin die Schultern zuckte. „So lange wie du mich eben aushältst“, erwiderte der Größere und Zero verdrehte die Augen. Toll. Das war ne Antwort. „Mach mal Platz“, forderte er Karyu auf, der daraufhin seine Beine von der Couch schwang, sodass Zero sich neben ihn setzen konnte. Eine Weile schwiegen sie sich an, dann stand der Gitarrist plötzlich seufzend auf. „Na gut, ich lass dich wohl doch besser alleine und geh nach Hause. Du hast ja bestimmt noch wichtige Dinge zu erledigen und ich muss auch noch was machen“, verkündete er und ging in den Flur, während Zero ihm überrascht hinterher schaute, ihm dann schließlich folgte. „Hm, na dann…“, murmelte der Bassist nur und Karyu zog sich seinen Mantel an. „Ich meld mich nachher noch mal wegen des Photoshootings, wann wir das nun nachholen“, sagte der Gitarrist und öffnete die Tür. „Okay, bis dann“, verabschiedete Zero ihn, woraufhin Karyu mit einem „Bai Bai“ von dannen zog. Eine Weile noch blieb der Bassist an der Tür stehen und sah dem Größeren hinterher. Es war bereits Abend, die Sonne ging langsam unter, als Zero durch das Klingeln seines Telefons von seinem Macintosh abgelenkt wurde. Er stand auf und durchquerte das Zimmer, um den Hörer abzunehmen. „Hai?“ „Hey Zero, ich bin’s“, tönte ihm die fröhliche Stimme Karyus entgegen. „Ich kann dir leider nur sagen, wann das Shooting NICHT stattfindet, nämlich morgen.“ „Hm, okay“, erwiderte Zero. „Dann haben wir ja morgen auch noch frei…“ „Du weißt wohl auch noch nicht, was du mit deiner ganzen Freizeit anfangen sollst?“, fragte der Gitarrist, und Zero zuckte zusammen, als er hinter sich plötzlich ein Geräusch hörte. „Na ja…“, wollte er gerade antworten, während er sich umdrehte und ihm ein Schrei des Entsetzens über die Lippen kam. Dem folgte ein erstickter Laut und bevor Karyu überhaupt fragen konnte, was los war, fiel dem Bassisten das Telefon aus der Hand und krachte auf den Boden. Am anderen Ende der Leitung bekam Karyu nur noch ein Tuten zu hören und er schnappte sich besorgt sein Handy. Was war denn jetzt wieder los bei Zero? Als er ihn auch nicht über Handy erreichte, was schon sehr verdächtig war, beschloss der Gitarrist, sich auf den Weg zu Zero zu machen und zu schauen, was passiert war. Er machte sich ernsthaft Sorgen um den Braunhaarigen… Der Bassist unterdessen saß an die Wand gelehnt und hatte das Gefühl zu verzweifeln, als es plötzlich an seiner Haustür klopfte. Er kämpfte sich hoch und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Ein atemloser Karyu stand vor ihm und sah ihn mit großen Augen an. Im Chor wurden sie ihre Fragen an den jeweils Anderen los: „Was machst du denn hier?“ von Zero und „Was ist passiert?“ von Karyu. Kurz starrten sich die beiden an, dann winkte Zero den Größeren seufzend in sein Haus herein. „Bist du jetzt den ganzen Weg hierher gerannt, nur weil ich aufgelegt hab?“, fragte er Karyu ohne auf dessen Frage zu antworten. „Du hast nicht ‚aufgelegt’“, meinte Karyu empört. „Du hast geschrien und dann war die Leitung tot; ich hab mir verdammt Sorgen gemacht!“ Überrascht sah der Bassist sein Gegenüber an. „Und deshalb-“ „Bin ich mit dem Auto hergefahren“, beendete Karyu den Satz nickend und sah den Kleineren forschend an. „Was war denn nun los? Ich bin ja froh, dass du lebst und es dir gut geht…“ Zero schnaubte. „Mir geht’s nicht gut.“ Er lief mit Karyu ins Wohnzimmer und deutete auf zwei Bücher, die auf dem Boden lagen. „Ehm…wegen zwei Büchern bist du nicht mehr erreichbar?“, wollte der Gitarrist ungläubig wissen, weshalb Zero murrte. „Hrm, was heißt hier nicht erreichbar?“ „Na du gehst weder ans Telefon noch ans Handy, was soll ich denn da denken?!“, erwiderte Karyu und starrte seinen Bassisten an, der auf das kaputte Telefon zeigte. „Es ist mir runtergefallen und futsch war es. Und mein iPhone liegt irgendwo anders rum, ich hab’s außerdem leise gestellt, kein Wunder dass ich es nicht gehört hab“, erklärte Zero und sah angeekelt zu den Büchern. „Und das da“, fügte er hinzu, „sind Kakerlaken. Tote. Zum Glück.“ „Äh…“ Angestrengt starrte Karyu auf die Bücher, konnte aber keinerlei Getier sehen. Der Bassist verdrehte die Augen. „Man, unter den Büchern natürlich. Plötzlich waren zwei von den Viechern da. Ich bin fast gestorben!“ „Wegen Kakerlaken? Deshalb hast du so rumgekreischt?!“, wollte der Gitarrist wissen und lachte, als Zero ihm einen bösen Blick zuwarf. „Ich hasse die eben!“, sagte er sauer und fügte hinzu: „Ich hab keine Ahnung wie ich die samt Bücher loswerden soll. Ich trau mich da keine 10 Zentimeter mehr ran, und wenn die dreimal tot sind…“ Karyu seufzte. „Ich mach das schon“, erklärte er sich grinsend bereit und schüttelte den Kopf ob der Ursache, weswegen er sich nun hierher beeilt hatte. Mutig hob er die Bücher an, an denen die zerquetschten Tiere klebten und entsorgte sie im Müll, bevor mit Taschentüchern den Boden säuberte, diese ebenfalls in den Müll schmiss und zuletzt den Beutel nahm, nach draußen ging und ihn in der Mülltonne verstaute. Zero hatte sich das Ganze von weitem auf seiner Couch angesehen und atmete erstmal erleichtert aus, als Karyu zurückkam und sich zu ihm setzte. „So, das wäre erledigt“, sagte der Gitarrist und grinste. „Jetzt hätte ich gern ein Dankeschön gehört.“ „Du kriegst dein danke. Und eine Entschuldigung“, sagte Zero, woraufhin der Größere ihn verwundert ansah. „Womit hab ich das denn verdient?“, wollte er wissen und der Bassist seufzte. „Na du bist extra hergekommen wegen mir. Hätte ich gewusst, dass du dir Sorgen machst, hätte ich dich noch mal angerufen“, erklärte er und lächelte Karyu entschuldigend an, doch der zuckte nur mit den Schultern. „Ach was, ist schon okay“, meinte er und lächelte ebenfalls. „Hab ich ne gute Tat vollbracht.“ Zero nickte zustimmend. „Jap, das hast du.“ „Aber ich glaub um dein Telefon kann ich mich nicht kümmern, davon hab ich keine Ahnung. Musst dir wohl ein neues kaufen“, sagte der Gitarrist, aber Zero winkte ab. „Kein Problem, darum musst du dich nicht kümmern. Hab ja noch mein iPhone.“ Karyu sprang wieder auf die Beine. „Na gut, ich werd dann mal wieder los“, verkündete er und Zero sah ihn überrascht an. „Was? Du bist doch grad erst angekommen“, meinte er und stand ebenfalls auf. Der Gitarrist zuckte mit den Schultern. „Schon, aber dein Problem ist doch behoben…“ Er musste grinsen. „Jedenfalls das eine“, fügte er vielsagend hinzu und Zero verdrehte die Augen, wie so oft wenn er mit dem Gitarristen redete. „Hai…und magst du mir bei dem anderen auch helfen?“, fragte er den Größeren, der ihn darauf hin überrascht anblinzelte, dann grinste. „Klar“, antwortete er und der Bassist schüttelte den Kopf. „Also wirklich, leb deine Triebe an jemand anderem aus“, murrte er und schaute Karyu an. „Na wenn du es mir schon anbietest“, erwiderte der Gitarrist lachend und tippte dem Kleineren sanft gegen die Stirn, der daraufhin dessen Hand mürrisch beiseite schob und ihn anfunkelte. „Das war’n Scherz, Karyu“, brummte er, woraufhin der Größere nur weiter grinste. „Das war mir klar“, meinte er und der Bassist runzelte die Stirn. „Na sicher“, erwiderte er. „Den Spruch konntest du dir aber trotzdem nicht klemmen“, murrte er und schob Karyu zur Tür, während dieser lachte. „Natürlich nicht“, erwiderte er grinsend. „Du kennst mich doch.“ „Ja, leider“, murmelte Zero leicht genervt, während der Gitarrist ihn empört ansah. „Na na, ohne mich hättest du jetzt nicht so viel Geld auf deinem Konto! Daran wollte ich nur mal erinnern. Ich bin dein Brotgeber“, grinste er den Kleineren an, der nur resigniert den Kopf schüttelte. „Ja ja, Karyu, ich verdanke dir alles“, meinte er mit einem Schmunzeln in der Stimme und Karyu freute sich, dass er Zero mal kurz zu positiven Gefühlen ihm gegenüber hatte bringen können. Ja, er freute sich wohl wirklich über jede Kleinigkeit, die mit seinem Bassisten zu tun hatte. Plötzlich drang ein Geräusch aus einem der hinteren Zimmer des Hauses zu ihnen, weswegen sich Zero sich erschrocken umdrehte. Er war leicht zusammengezuckt, was dem Gitarristen nicht entgangen war, der sich nun stirnrunzelnd neben den Kleineren stellte. „Was war das denn?“, fragte er und Zero zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung“, antwortete er, als sie erneut etwas hörten. Es klang als ob etwas umgeworfen würde und unsanft auf dem Boden landete. „Verdammt“, kam es vom Bassisten und er schlug sich gegen die Stirn. „Ich hab im Arbeitszimmer das große Fenster offen gelassen.“ Karyu zog die Augenbrauen hoch. „Na wer weiß was du da jetzt in deinem Zimmer hast“, sagte er und der Kleinere schnaubte. „Das ist echt ein toller Tag. Erst hab ich dich am Hals, dann diese verdammten Viecher und jetzt gurkt irgendwas in meinem Haus herum!“, regte er sich auf, während Karyu nur grinste. „Tja, und mich haste jetzt auch schon wieder an der Backe“, fügte er hinzu und der Bassist seufzte, sah dann beunruhigt zu ihm auf, ging schließlich langsam los, auf das Zimmer zu, von wo die Geräusche kamen. Er hatte keine Lust sich jetzt eine Bratpfanne zur Verteidigung zuzulegen, würde Karyu ihn ja nur auslachen. „Warte Zero“, kam es vom Größeren, doch der Bassist winkte nur verärgert ab. „Ich kann ja wohl noch selbst die Türen meines eigenen Hauses öffnen“, murrte er, während er klopfenden Herzens die Klinke drückte und vorsichtig einen Blick in das dunkle Zimmer warf. Es war weder etwas zu hören noch zu sehen. Zero öffnete die Tür etwas weiter, sah nach links und rechts, als er nur noch einen kleinen, dunklen Schatten auf sich zuhasten sah. „Waah!“, erklang es laut und erschrocken von Zero, der nach hinten stolperte und rücklings unsanft auf dem Boden landete, als sich der Schatten auf ihn warf. „Zero!“, rief Karyu alarmiert und beugte sich über den Kleineren, hielt dann inne und lachte schließlich laut los. Ließ sich auf dem Boden nieder und freute sich erstmal haltlos. Der Bassist hingegen bekam zuerst gar nichts mit, war immer noch überrascht und erschrocken, als er plötzlich etwas Feuchtes an seinem Kinn spürte – eine kleine Zunge, und es konnte definitiv nicht Karyus sein! Zero versuchte einen Blick auf das Etwas auf ihm zu erhaschen – es war ein weißes geflecktes Wollknäuel, das ihn abschlabberte! Eine verdammte Katze hatte ihn so zu Tode erschreckt?! Zero knurrte und wollte das Vieh von sich schieben, hatte es sich aber mit seinen Krallen in seinem T-Shirt festgehakt und maunzte nur. „Karyu-! Jetzt hilf mir doch mal und hör auf mich auszulachen!“, rief der Bassist verärgert, während Karyu noch lauter auflachte, als er den kläglichen Versuch des Braunhaarigen sah, wie er die Katze von sich hatte schieben wollen. Letztendlich jedoch schaffte es der Gitarrist sich aufzuraffen, trat näher an Zero ran und streichelte die kleine Katze, die begann zu schnurren. Als Karyu sie dann sanft anhob, ließ sie von dem Bassisten ab und kuschelte sich an den Größeren, der sie begann zu kraulen. „Probier’s mal mit Liebe“, grinste Karyu den Braunhaarigen an, der sich nur schweigend aufrichtete und froh war, auch dieses Problem gemeistert zu haben. Jedenfalls fast. „Was macht denn ne Katze bei mir im Zimmer?!“, wollte er wissen und stand auf, besah sich das weiße, schnurrende Wollknäuel, das es sich auf Karyus Armen gemütlich gemacht hatte. Irgendwie war er eifersüchtig auf das Vieh… Karyu lächelte nur selig vor sich hin. „Draußen ist es eben kalt. Und wenn da ein Fenster offen ist, springen sie eben ins warme Haus“, meinte er und schien Erfahrung zu damit zu haben, hatte der Gitarrist ja auch selbst einen Kater. „Hrm, na du kannst sie ja gerne mitnehmen, dann ist Ryutarou nicht so alleine“, murrte er und Karyu lächelte weiterhin, während die Katze ihm übers Handgelenk leckte. Der Gitarrist liebte Katzen, das merkte man. „Ach Zero, das geht nicht. Würde ich eine fremde Katze mitbringen, kratzt mir Ryu die Augen aus“, meinte er nüchtern und der Bassist zog die Augenbrauen hoch. „An seiner Stelle hätte ich das schon längst getan“, murmelte er und Karyu lachte. „Ja, du vielleicht, aber er ist ganz geduldig. Nur ein bisschen eifersüchtig“, fügte er hinzu und die Katze maunzte. „Ich glaub sie hat Hunger…“, meinte er nachdenklich und schaute Zero an. „Du hast doch bestimmt etwas Milch da…?“ Der Bassist seufzte und nickte, ging dann, von Karyu gefolgt, in die Küche. „Aber wenn du gehst, kannst du die Kleine gleich mit rausbefördern“, grummelte er, während er die Milch aus dem Kühlschrank holte und in eine Schale goss. „Sei nicht so fies“, sagte Karyu beleidigt und streichelte über das weiche Fell, als wolle er die Katze vom Gesagten ablenken. „Du magst Katzen nicht sonderlich, oder?“ „Hrm, nur diese nicht“, brummte Zero, hatte ihm das weiße Wollknäuel ja auch ganz schön Sorgen bereitet. Er stellte die Schale mit Milch auf den Boden, bevor Karyu die kleine Katze davor absetzte und sie sofort begierig daraus trank, während er sie weiterhin streichelte, mit seinen Händen durch das weiche Fell fuhr. Zero starrte fasziniert auf Karyus Hände und fragte sich, wie sich das anfühlte, sie an dem eigenen Körper zu spüren. Der Bassist hielt erschrocken inne und verscheuchte diese Gedanken, während er nochmals den Kühlschrank öffnete um sich ein kaltes Bier zu nehmen. „Willst du auch eins?“, fragte er Karyu, wusste die Antwort aber eh schon. Der Größere nickte. „Klar, gerne. Immer her damit.“ Zero öffnete ihm die Flasche und drückte sie ihm in die Hand, deren Haut warm und weich war…Der Bassist zog seine Hand schnell zurück und verfluchte sich für seine verdammten Gedanken. Langsam reichte es aber auch mal! Dem Gitarristen war Zeros Reaktion nicht entgangen, weshalb er ihn verwundert ansah. „Ist was?“, wollte er wissen, doch der Kleinere schüttelte nur den Kopf und trank von seinem Bier. Karyu zuckte mit den Schultern und tat es seinem Bassisten nach, nahm ein paar Schlucke von seiner Flasche, während er die Katze beobachtete. „Kannst du sie nicht wenigstens über Nacht hier behalten? Draußen ist es echt schweinekalt abends…“ Zero grummelte zur Antwort nur wenig begeistert vor sich hin. „Macht doch keinen Unterschied“, meinte er. „Was ist denn zum Beispiel mit morgen Nacht? Erfriert sie eben da…“ Der Gitarrist bekam große Augen und schnaubte. „Also echt, Zero. Dass du so gefühlskalt sein kannst“, sagte er entrüstet. „Dass du mir gegenüber so bist, kenn ich ja, aber die Kleine hat dir nichts getan!“ Ja, Karyu der Katzenfreund. Zero verdrehte die Augen und schwieg. Eigentlich hatte er nichts gegen diese Tiere, aber mit diesem Exemplar hatte er so seine Probleme. „Kuscheln könnt ihr auch woanders…“, murrte er, woraufhin Karyu ihn anschaute und grinste. „Du kannst ja mit uns beiden mitkuscheln, da haben wir nichts dagegen“, meinte er, während Zero zum Fenster ging und es leicht öffnete um rauchen zu können. „Aber ich hab was dagegen“, murrte er und wollte sich den Gitarristen beim Kuscheln lieber nicht vorstellen, wie er sanft…NEIN! Zero schob sich seine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. Das weiße Wollknäuel war anscheinend fertig mit trinken und maunzte, sah dann zu Karyu auf, der aber gerade den Bassisten anschaute und wohl überlegte was er erwidern konnte. Also lief die Katze auf Zero zu, sprang auf das Fensterbrett und kuschelte sich gegen die Hand des Braunhaarigen, der sich eines Lächelns nicht erwehren konnte. Der Gitarrist grinste. „Na geht doch“, sagte er, dann kam ihm eine Idee. „Du hast doch gesagt, wenn ich gehe, kann ich die Kleine gleich mitnehmen. Dann geh ich heute einfach nicht, sondern bleib hier und die Katze auch“, strahlte er ob des tollen Einfalls, den er hatte. Der Bassist stöhnte auf. „Du drehst dir aber auch alles so zu recht, wie es dir passt, oder?“ „Ich hab sowieso noch einen gut bei dir“, erwiderte Karyu und Zero schwieg daraufhin. Mist. Sein Leader hatte Recht. Das konnte ja eine Nacht werden. Karyu und dieser Wollhaufen in seinem Haus. Super. Die Katze leckte über seine Finger, als wolle sie sich bei ihm einschleimen. Ja, genau das war sie, ein Schleimer. Ein süßer Schleimer, der ihn so unschuldig anschaute… Zero seufzte. „Na gut, meinetwegen. Bleibt ihr eben hier“, murrte er und der Gitarrist strahlte über das ganze Gesicht. „Ja!“ Da maunzte die Katze und sprang zitternd vom Fensterbrett. „Vielleicht ist ihr kalt…?“, murmelte Karyu und sah seinen Bassisten fragend an, der nur mit den Schultern zuckte. „Kann schon sein, kannst sie ja warm kuscheln“, brummte er und Karyu grinste. „Nur wenn du mitmachst“, erwiderte er und Zero funkelte ihn an. „Karyu- lass es endlich sein, sonst findet ihr euch beide gleich auf der Straße wieder!“, raunzte er und schnippte seine Zigarette aus dem Fenster, bevor er es schließlich wieder schloss. Sein Gitarrist brummte nur und nahm die Katze auf seinen Arm. „Hast du nicht eine Decke oder so was?“, wollte er wissen und Zero schnaubte. „Damit da dann die ganzen Katzenhaare dran hängen?!“, murrte er und blieb stehen wo er war, leerte sein Bier. Der Größere schwieg und ging schmollend ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch legte, die Katze auf seiner Brust, und sie kraulte. Der Bassist lehnte sich schweigend gegen den Türrahmen und beobachtete die beiden, bis Karyu irgendwann begann sich unruhig auf der Couch zu bewegen. Zero seufzte und ging auf den Gitarristen zu. „Bevor du mich morgen voll heulst, wie sehr du unter Nacken- und Rückenschmerzen leidest, komm lieber mit. Und vergiss das Wollknäuel nich!“, fügte er hinzu und lief in sein Schlafzimmer. „Wollknäuel?! Das passt doch gar nicht“, hörte er Karyu hinter sich. „Ich nenn sie Shiroi!“ Der Bassist zog eine Augenbraue hoch. „Das ist natürlich sehr originell, sie ‚Weiß’ zu nennen“, meinte er und der Gitarrist zuckte mit den Schultern. „Was heißt hier ‚originell’? Der Name ist doch passend, die Kleine hat doch schließlich weißes Fell…“, rechtfertigte er sich und setzte die Katze vorsichtig auf Zeros weichem Bett ab. „Jetzt sind wir also schon so weit, dass wir uns Namen für sie ausdenken…“, murmelte der Braunhaarige und Karyu lächelte. „Klar, ich muss ja wissen mit wem ich hier die Nacht verbringe“, meinte er und grinste seinen Bassisten an, der nur den Kopf schüttelte und sich seinen Teil dachte. Während Karyu mit der Katze auf dem Bett spielte, zog sich Zero schon mal um. Es war bereits kurz vor Mitternacht, man konnte also durchaus langsam schlafen gehen. Der Gitarrist hatte den Kleineren beim Umziehen beobachtet und sich über die Lippen geleckt. Dank der Katze war es Karyu vergönnt, nochmals bei Zero schlafen zu können. „Ehm, Karyu? Kannst du mal aufhören mich anzustarren?“, kam es plötzlich von Zero, der den Gitarristen finster anschaute, woraufhin Karyu leise hustete und seine Aufmerksamkeit wieder der Katze widmete. „Damit musst du eben rechnen, Zero“, sagte er nüchtern und grinste vor sich hin, während der Bassist die Augen verdrehte und ein kleines Fenster leicht öffnete, damit sie in der Nacht nicht erstickten. „Stell wenigstens dein dreckiges Grinsen ein“, forderte er den Größeren auf, als er zum Bett ging und die Bettdecke anhob um sich hinzulegen. Karyu ließ die Katze los und stand auf. „Na gut, mach ich“, sagte er und begann sich langsam seine Jeans auszuziehen. Zero schaute demonstrativ zur Seite, nicht, dass sich sein Gitarrist noch was drauf einbildete, wenn der Braunhaarige ihm beim Ausziehen zuschaute. Hatte er eh nicht nötig. Doch trotz aller guten Vorsätze glitt der Blick des Bassisten kurz rüber zu Karyu, der ihn wieder angrinste. „Soll ich mein T-Shirt auch ausziehen?“, fragte er unschuldig und Zero verdrehte die Augen. „Nein danke, kannste anbehalten“, brummte er, als die Katze zu ihm tapste und sich an seine Schulter schmiegte, während Karyu sich grinsend neben die beiden legte, der Katze nochmals durchs Fell strich und schließlich das Licht löschte. „Gute Nacht, Shiroi“, flüsterte er. „Schlaf gut, Zero“, fügte er hinzu, was der Bassist mit einem leisen ‚Nacht’ beantwortete und den zarten, unschuldigen Duft der Katze einatmete. Sie musste noch sehr jung sein…Er spürte, wie sich der kleine Körper an seiner Schulter bewegte, als Karyu sie mit seiner Hand weiterhin leicht streichelte. Manchmal berührten seine Fingerspitzen Zeros Schulter, was ein leichtes Kribbeln auf dessen Haut hinterließ, auch wenn er ebenfalls ein Shirt trug. Als Shiroi irgendwann aufhörte vor sich hin zu schnurren, schlief auch der Bassist ein. Es war früher Morgen, als die kleine weiße Katze aufwachte, ihre Ohren spitzte und langsam auf die Beine kam. Sie gab keinen Laut von sich, als sie das Bett hinabwanderte und auf das Fensterbrett sprang. Das kleine Fenster war noch geöffnet. Sie sah zurück auf die beiden schlafenden Männer und schlich sich schließlich durch das Fenster aus dem Haus. Weder Zero noch Karyu hatten mitbekommen, dass die junge Shiroi verschwunden war. Sie merkten nur, irgendwo tief in ihrem Schlaf, dass da etwas Wärme fehlte, die sie bis vor kurzem noch neben sich gespürt hatten. So rückten sie unbewusst näher aneinander, lagen schon Kopf an Kopf, und Karyus Hand suchte nach dem weichen Fell Shirois, bekam aber stattdessen Zeros Hand zu fassen, was ihm genauso gut zu gefallen schien. Aneinander geschmiegt schliefen sie noch ein paar wenige Stunden weiter… Zero erwachte auf dem Bauch liegend und öffnete blinzelnd die Augen. Sofort fiel sein Blick auf Karyu, der neben ihm auf der Seite lag, das Gesicht ihm zugewandt. Da fehlte doch was…wo war dieses Wollknäuel? Als Zero sich aufrichten wollte um nach der Katze zu suchen, merkte er, dass Karyus Hand auf seiner lag – hatte sich sein Gitarrist mal wieder unbemerkt an ihn rangemacht? Bevor Zero auch nur eine der beiden Fragen beantworten konnte, wachte der Gitarrist auf und murmelte ein ‚Ohayou’, war noch so müde, dass er gar nicht nachdachte, was er tat und sich erstmal näher an Zero rankuschelte, der daraufhin jedoch dem Größeren seine Hand entzog und sich aufrichtete. „Karyu, deine Katze ist weg“, sagte er und der Gitarrist öffnete wieder seine Augen. „Vielleicht ist sie in einem anderen Zimmer“, meinte er nur, und Zero schüttelte den Kopf. „Nein, die Tür ist zu“, erwiderte er. „Allerdings…ist das Fenster offen.“ Karyus Augen wurden groß und er setzte sich auf. „Verdammt! Dann ist sie raus?!“, rief er erschrocken und wurde blass. „Sie wird schon wissen, was sie tut“, versuchte der Bassist seinen Leader zu beruhigen, der daraufhin nur stumm nickte. Er schien auch irgendwie enttäuscht zu sein. „Du hast sie sehr gern gehabt, oder?“, fragte Zero und Karyu nickte. „Ich liebe Katzen eben. Und diese war so niedlich und klein…“, murmelte er, dass es dem Braunhaarigen schon fast leid tat. „Es geht ihr gut, Karyu“, versuchte er den Größeren aufzumuntern, der nur seufzte. „Ja, hoffentlich“, sagte er leise und fiel zurück ins Kissen, starrte an die weiße Decke. Der Bassist schaute ihn kurz an und sank dann ebenfalls zurück ins Bett. Auf einmal spürte er eine Hand auf seiner Brust und der Kopf des Gitarristen machte es sich auf Zeros Schulter bequem. „Karyu-“, kam es von Zero, doch der Größere ließ sich davon nicht beirren. „Nur kurz“, nuschelte er und schmiegte sich an seinen Bassisten, der resigniert liegen blieb und sich nicht regte. Ging Karyu die Sache mit dem Wollknäuel wirklich so nahe oder war es einfach nur ein Grund um sich an den Bassisten ranzumachen? Zero wusste es nicht mit Sicherheit und merkte, dass er die Nähe und Wärme Karyus genoss. Er spürte, wie der Größere begann, ihm über die Brust zu streicheln. Die Tatsache, dass es ihm gefiel, behagte dem Bassisten nicht. „Karyu-“, murmelte er drängend und der Gitarrist richtete sich auf, sah den Kleineren an. „Oh…ich rück dir schon wieder auf die Pelle, oder?“, sagte er leise und rutschte ein Stück zur Seite, schaute ein wenig betrübt drein. Zero seufzte. „Wenn man dich so anschaut, kann man schon fast wieder Mitleid kriegen“, meinte er und Karyu sah ihn sanft lächelnd an. „Du hast ja doch ein Herz“, sagte er und legte dem Braunhaarigen eine Hand auf dessen Brust, dorthin, wo sein Herz schlug. Und es schlug schnell, aufgrund der Nähe und der Berührung des Gitarristen. Sanft drückte Karyu den Kleineren in die Kissen und beugte sich über ihn. Noch bevor Zero reagieren konnte, legten sich schon die weichen Lippen des Größeren auf die seinen. „Hng…!“ Der Bassist war ganz schon überrascht und fand im ersten Moment, dass es so leicht wäre, sich dem einfach hinzugeben, doch nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte, drückte er Karyu von sich. „Lass das!“, rief Zero ihm entgegen. „Ich hab dir das doch oft genug gesagt, lass mich endlich in Ruhe!“ Der Bassist regte sich ernstlich auf, das merkte sogar Karyu, der ihn nun entschuldigend anschaute. „Tut mir leid Zero. Es ist eben so über mich gekommen…“, sagte er leise, doch der Kleinere schnaubte nur. „Dann such dir ein anderes Opfer!“, murrte er und stand auf. „Kannst dir gleich jemanden suchen gehen, den Weg nach draußen kennst du ja bereits!“ Der Gitarrist seufzte und sprang auch aus dem Bett. „Ach Zero-“ „Nein, nichts hier mit ‚Ach Zero’! Hau endlich ab, nicht das du noch mal über mich herfällst!“, regte sich der Bassist auf und ging in den Flur, den Karyu kurz nach ihm betrat, nachdem er sich schnell angezogen hatte. „Jetzt warte doch mal! Es tut mir ja leid, hörst du?“, rief er dem Braunhaarigen hinterher, doch der öffnete nur die Tür und sah seinen Leader auffordernd an. Resigniert schüttelte Karyu den Kopf und verließ Zeros Haus mit einem ‚Tschüss’, das jedoch nicht erwidert wurde. Der Bassist schlug die Tür geräuschvoll zu und sank an der Tür zu Boden, während er darauf wartete, den Wagen Karyus anspringen und wegfahren zu hören. Fuck aber auch! Es regte ihn schon irgendwie auf, dass Karyu ihn unbedingt hatte küssen müssen, aber was Zero am meisten aufregte, war die Tatsache, dass er es genossen hatte! Warum nur? Er wollte doch eigentlich nichts von seinem Gitarristen…und als letztes wollte er was mit dem Größeren anfangen, das kam gar nicht in die Tüte, sie waren schließlich Kollegen! Seufzend blieb Zero sitzen wo er war, hörte irgendwann wie Karyu losfuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)