Das Tor der Dimensionen von DigiDestined (Der Kampf um die Welt) ================================================================================ Kapitel 4: Das erste Treffen ---------------------------- Das erste Treffen Langsam neigte sich der Tag dem Abend zu und ich saß in unserem Wohnzimmer auf der Couch, um etwas zu entspannen. Wieder dachte ich über Ken nach. Diesmal allerdings nicht über seine Taten als DigimonKaiser oder über seinen Sinneswandel, den ich mir nicht vorstellen konnte. Nein, ich hatte Schuldgefühle. Richtig gelesen, Schuldgefühle. Ich fragte mich, ob ich vorhin nicht falsch reagiert hatte. Hatte ich wirklich das Recht gehabt, ihn so anzubrüllen, auch wenn er mir all die schlimmen Sachen angetan hatte? Wohl eher nicht. Ich hätte normal mit ihm reden sollen. Ich hätte ihm eine Chance geben müssen, sich zu erklären. Stattdessen hatte ich direkt drauflos gebrüllt. Ich hatte ihn sogar angegriffen, indem ich ihn am Kragen gepackt hatte. Das alles hätte nicht sein müssen, wenn ich mich ein bisschen vernünftiger angestellt hätte. Klar war das, was Ken mir als DigimonKaiser angetan hatte, furchtbar, aber dennoch durfte ich ihn nicht einfach angreifen oder anbrüllen. Ich merkte schnell, dass mir diese Grübelei nicht weiter half. Ich musste mit jemandem über meine Bedenken reden, sonst würde alles nur noch schlimmer werden. Da Kari gerade nicht da war und meine Eltern noch bei Bekannten etwas regelten, rief ich Matt an und bat ihn, doch vorbeizukommen. Es dauerte nicht lange, bis es schellte. Schnell war ich bei der Tür und ließ meinen besten Freund hinein. Ich war froh, jemanden zu haben, mit dem ich alles besprechen konnte. Matt war immer für mich da, egal, was ich hatte. Er war einfach der beste Freund, den man sich nur wünschen konnte. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“ meinte Matt, nachdem ich ihm erzählt hatte, was vor ein paar Stunden zwischen Ken und mir vorgefallen war. „Irgendwie kann ich Dich ja verstehen, Tai. Aber Gewalt ist keine Lösung.“ „Ja... schon... ich weiß. Aber was sollte ich machen? Es hat mich einfach rasend gemacht, dass Davis mit ihm gesprochen hat.“ Seufzend ließ ich mich nach hinten an die Couchlehne fallen. Was sollte ich jetzt tun? Irgendwie hatte ich das Gefühl, mich bei Ken entschuldigen zu müssen, doch an ein weiteres Zusammentreffen war vorerst wohl nicht zu denken. „Ich kann Dich ja verstehen, Tai. Dennoch hättest Du anders reagieren sollen. Was ist überhaupt mit Dir los? So kenne ich Dich gar nicht.“ Was meinte er damit? „Was soll mit mir los sein?“ „Du benimmst Dich komisch. Früher wärst Du nicht so einfach auf jemanden losgegangen. Warum also nun?“ Ich wusste, was Matt meinte. Früher hätte ich dies in Ruhe geklärt, doch heute machte mich die Aussicht, Ken vielleicht bald im Team zu haben, wütend. Ich wusste selbst nicht, warum dies so war. Warum war ich so anders geworden? Lag es an die Erlebnisse durch Milleniumon? Hatte mich das rauer gemacht? „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Vielleicht sind es noch die Erlebnisse.“ Mein Blick ging zur Wanduhr, die über dem Fernseher hing. Inzwischen war es fast neun. Vielleicht sollte ich mal früh ins Bett gehen und darüber nachdenken, was ich eigentlich wollte. „Was meinst Du, sollte ich mit Ken reden?“ Ich sah zu Matt, der mich schweigend musterte. „Du musst selbst wissen, was Du willst. Aber alles ist besser, als ihn anzubrüllen. Denn das hilft nicht.“ „Hm..“ Das war mir auch klar. Ich sollte vielleicht nochmal vernünftig mit ihm reden. „Ich rede mit ihm.“ beschloss ich deshalb kurze Zeit später. „Ich werde morgen zu ihm gehen und mit ihm reden. Vernünftig.“ Das war wahrscheinlich die beste Lösung, die es gab. Natürlich konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, welch eine dramatische Wendung dieses Gespräch nehmen würde. „Gut. Ich vertraue Dir. Du schaffst das schon.“ Ich begleitete Matt noch zur Tür und verabschiedete mich, ehe ich auf mein Zimmer und ins Bett ging. Am nächsten 5tag dann bereitete ich mich auf das Treffen mit Ken vor. Wie sollte ich ihm begegnen? Sollte ich ihm sagen, was ich dachte oder sollte ich ihn den ersten Schritt machen lassen? Wie würde er wohl reagieren, wenn ich vor seiner Tür stand und mit ihm reden wollte? Würde er mich überhaupt sehen wollen? Was wäre, wenn er mich abweisen würde? Nach meinem Angriff auf ihn am Vortag konnte ich mir dies gut vorstellen und ich hätte ihm dies wohl auch nicht übel genommen. Wahrscheinlich hatte ich so eine Reaktion auch verdient. Ich war ziemlich unfreundlich zu ihm gewesen. Aber all das Grübeln brachte nichts. Wenn ich wissen wollte, wie Ken reagierte, dann musste ich zu ihm. Also suchte ich mir seine Adresse aus dem Internet und machte mich kurze Zeit später auf den Weg. Kari und meine Eltern waren – mal wieder – in die Stadt gegangen. Meine Schwester wusste, was ich vorhatte, und hatte mir bei ihrer Abreise noch viel Glück gewünscht. Das konnte ich wahrlich gebrauchen. Es dauerte nicht lange, bis ich bei Ken war. Er wohnte im gleichen Viertel wie wir anderen. Als ich den Häuserblock betrat, kamen in mir erste Zweifel auf. Tat ich hier das Richtige? Doch da Weglaufen feige war, ging ich nach oben zur Wohnung der Ichijoujis. Kurz atmete ich noch einmal durch, bevor ich schellte und wartete, dass mir jemand öffnete. Ich hoffte, dass es nicht direkt Ken war. Ein paar Sekunden nach meinem Schellen wurde die Tür geöffnet und eine junge Frau stand vor mir. Es war, wie ich damals vermutete und wenig später auch erfuhr, Kens Mutter. „Ja?“ „Guten Tag, mein Name ist Tai Kamiya. Ist Ken da?“ Die Frau sah mich fragend an. „Ja, aber ihm geht es zur Zeit nicht gut.“ „Ich weiß. Wo ist sein Zimmer?“ „Ähm -“ „Vertrauen Sie mir bitte. Ich bin ein Freund von Ken.“ unterbrach ich Mrs. Ichijouji. „Gut, ich sage ihm Bescheid.“ „Machen Sie sich keine Umstände, ich gehe so zu ihm.“ „Oh, aber-“ „Bitte.“ Mrs. Ichijouchi seufzte schließlich. „Okay, geh einfach geradeaus.“ „Danke.“ Ich machte mich auf dem Weg zu Kens Zimmer. Wie er wohl reagieren würde, wenn ich vor ihm stand? All meine Bedenken beiseite schiebend, klopfte ich an und betrat das Zimmer. Ken saß an seinem Computer und schrieb etwas. Er schien mich nicht gehört zu haben. Langsam wuchs die Anspannung in mir und ich überlegte sogar einen Moment, einfach wieder zu gehen. Doch ich wusste, dass wir beide miteinander reden mussten, und so schloss ich die Zimmertür und räusperte mich. Ken schreckte zusammen und drehte sich zu mir um. „Wir müssen reden.“ Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, mit welchem Ausdruck Ken mich bedachte. Es war eine Mischung aus Überraschung, Verwirrung, Wut und Angst. „Was... was -?“ Er brachte kein Wort mehr heraus, weshalb ich das Sprechen übernahm. „Was ich hier tue? Ich möchte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen. Es war nicht richtig von mir, Dich anzugreifen.“ War Ken bei meinem Auftreten verwirrt, so war er nun sprachlos. Ich sah ihm deutlich an, dass er mit solch einer Reaktion meinerseits niemals gerechnet hatte „Tai – ich meine... ist es ihn Ordnung -?“ Er brach ab, doch ich wusste, was er fragen wollte. „Tai ist völlig in Ordnung.“ Ken nickte kurz. „Du musst Dich nicht entschuldigen.“ meinte er dann. „Ich habe Euch schreckliche Sachen angetan. Ganz besonders Dir.“ Da hatte er allerdings Recht. Tyrannomons Attacke auf mich war mir noch in lebhafter Erinnerung. „Ja, das hast Du. Trotzdem war das gestern nicht fair von mir. Es tut mir Leid.“ Ken schüttelte den Kopf. „Entschuldige Dich nicht, denn Deine Reaktion war verständlich. Ist schon okay.“ Seine Worte heiterten mich etwas auf. Er war also nicht sauer auf mich. Vielleicht gab es ja wirklich eine Möglichkeit, miteinander aus zukommen. „Na ja, Ken, ich... ich denke, irgendwann werde ich Dir verzeihen können. Ich wollte mich jetzt nur für mein Verhalten entschuldigen.“ „Es war verständlich.“ „Trotzdem. Sorry.“ „Es ist gut. Ich hoffe, Du kannst auch meine Entschuldigung irgendwann annehmen. Es tut mir wirklich Leid, was ich Dir und Deinen Freunden angetan habe.“ Diese Entschuldigung war in meinen Augen schon lange überfällig und es wäre wohl besser gewesen, wenn Ken sie vor allen DigiRittern ausgesprochen hätte. Meine Bedenken teilte ich ihm auch direkt mit, womit er sich einverstanden zeigte. „Könntest Du ein Treffen organisieren?“ fragte er mich, während er mich zur Haustür begleitete. „Ich denke, das solltest Du selber machen.“ war meine Antwort. „Du willst Dich schließlich entschuldigen und ich bin mir sicher, das macht auch einen besseren Eindruck.“ „Ja, Du hast Recht. Danke für Deinen Besuch.“ „Kein Problem.“ Ich wollte gerade aus der Tür raus gehen, als mein Handy klingelte. „Moment noch.“ meinte ich zu Ken und nahm ab. Am anderen Ende der Leitung war meine Schwester, die sich alles andere als gut anhörte. Zudem störte etwas die Verbindung, sodass ich sie kaum verstehen konnte. Das Einzige, was ich hörte, war „... stimmt hier nicht...“ und „... kommen näher.“. Dann brach die Verbindung ab. In meinem Kopf schrillten sofort sämtliche Alarmglocken. Da musste etwas passiert sein! Ich drehte mich zu Ken um, der mich fragend ansah. „Was war denn?“ „Meine Schwester... sie sagte, dass irgendetwas nicht stimmen würde... dass etwas näher kommt...“ Was hatten ihre Worte zu bedeuten? Was kam näher? „Vielleicht... ein Digimon?“ Wieder sah ich in Kens Gesicht, welches nun einen merkwürdigen Ausdruck angenommen hatte. Irgendwie wirkte er so, als wüsste er nicht, was er tun sollte „Komm mit rein, Tai. Wir warten auf die anderen.“ Ich sah ihn an. Glaubte der wirklich, dass ich meine Schwester jetzt alleine lassen würde? „Ken, ich muss zu meiner Schwester. Wir sehen uns später.“ Noch bevor ich einen Schritt gehen konnte, traf mich die Faust Kens und ich ging zu Boden. Der Junge hatte vielleicht eine Kraft! „Was soll das denn?“ Ich rappelte mich wieder auf, doch schon drückte mich Ken zurück auf den Boden. „Du gehst nirgendwo hin!“ Ich schluckte. Ken war also doch nicht auf unserer Seite! „Was soll das, Ken? Lass mich los!“ keuchte ich, während ich verzweifelt versuchte, wieder hochzukommen. Ken lachte. „Du bist mir in die Falle getappt, Tai. Pech gehabt.“ Was sollte das bedeuten? Was geschah hier? Hatte sich Ken doch nicht geändert?. „Steh auf!“ Ich erhob mich vom Boden und sah Ken schweigend an. Was hatte er vor? „Los in die Wohnung!“ Er trat hinter mich und schubste mich an, sodass ich keine andere Wahl hatte, als voraus zugehen. Was nun wohl geschehen würde? Wo war Kari und was war mit ihr? „Lass mich zu Kari...“ Ich drehte mich um und sah Ken ins Gesicht, der mich sofort an die Kehle packte und würgte. Ich versuchte, seinen Griff zu lösen, doch er war zu stark. Verdammt, solch eine Kraft konnte doch kein einfacher Junge haben! Nur mit Mühe konnte ich mich aus seinem Klammergriff befreien und rannte aus der Tür und auf die Straße, wo ich keuchend stehen blieb. Was war da gerade passiert? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr Ken gegenübergestanden hatte. Das war nicht Ken gewesen, der mich gewürgt hat, dessen war ich mir sicher. Aber was war dann passiert? Weshalb war Ken plötzlich durchgedreht? Den Gedanken beiseite schiebend, rannte ich weiter zu uns nach Hause. Ich wollte sehen, ob bei Kari und meinen Eltern alles in Ordnung war. Ihnen durfte nicht noch einmal etwas zugestoßen sein! Das würde ich kein zweites Mal verkraften. Wenn meine Eltern oder meine kleine Schwester sterben würden, wäre auch mein Leben vorbei. Immer wieder betete ich, dass sie noch da waren, dass nichts Schlimmes passiert war. Kari hatte ängstlich geklungen am Telefon. Was war geschehen? Hatte jemand sie angegriffen? In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. Irgendetwas hier stimmte ganz und gar nicht. Noch ahnte ich nicht, dass mein Verdacht sich bald bestätigen und in wenigen Augenblicken mein schlimmster Alptraum Wirklichkeit werden würde... _________________________________________________________________________________ Huhu, ich bedanke mich wieder für die tollen Kommentare zum letzten Kapitel. Klar war Tais Reaktion etwas untypisch für ihn, doch die Erlebnisse haben ihn ja auch irgendwie geprägt. Den 'normalen' Tai hätte ich da nicht unterbringen können, doch ich verspreche Euch, dass er wieder der Alte werden wird ;) LG, DigiDestined Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)