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Close your eyes and count to fight

LavixKanda
von

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I

Es roch nach Blut und Feuer. Schreie waren zu hören. Hitze umgab ihn und er spürte wie, mit jedem einzelnen Tropfen seines eigenen Blutes, seine Kraft schwand. Durch den Rauch des Feuers, was schon fast die ganze Stadt ergriffen hatte, konnte er kaum etwas sehen. Doch er wusste genau, dass es noch lange nicht vorbei war. Noch immer jagten Akuma durch die Gassen der Stadt und töteten Menschen. Er könnte der Nächste sein. Als ein Schrei ganz in der Nähe erklang, er aber wegen dem Rauch nichts sehen konnte, umklammerte er seinen Hammer fester. Angst stieg in ihm auf. Er würde sterben, er würde hier sicher sterben. Mit der klaffenden Wunde an seinem Arm fiel es ihm schwer, seinen Hammer zu schwingen und bei dieser schlechten Sicht waren seine Überlebenschancen nicht gerade hoch.

In seiner Angst dachte er an den für sich wichtigsten Menschen auf der Welt und er wurde etwas ruhiger.

„Yu-chan..“

Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, denn er konnte ihn direkt vor sich sehen. Mit verschränkten Armen stand er vor ihm, sein Blick ernst und mürrisch, sein Gebaren kühl.

So standen sie sich immer gegenüber, wenn sie trainierten und Lavi wusste plötzlich was er zu tun hatte.

„Erstens..“
 

Schließe dein Auge und sei konzentriert.
 

Kandas Stimme erklang leise und wieder lächelte Lavi kurz, ehe er das Auge schloss. Vor seinem inneren Auge konnte er den Schwertkämpfer noch immer sehen, doch um sie beide herum war alles dunkel. Lavi sehnte sich danach, Yu in den Arm zu nehmen und wieder stieg Angst in ihm auf. Er wollte Kanda nicht alleine lassen, er wollte für immer bei ihm sein.

Hier soll es nicht enden, nicht jetzt schon! schoss es Lavi aufgewühlt durch den Kopf, woraufhin direkt Kandas Stimme erklang.
 

Zweitens.. Lass dich nicht von deinen Gefühlen ablenken und leiten.
 

Lavi wusste, dass Yu recht hatte, aber in der jetzigen Situation war das alles andere als leicht. Dennoch rief er sich Kandas dritte Regel in den Kopf.
 

Drittens.. habe keine Angst, egal was kommt und in welcher Situation du steckst.
 

Lavi atmete tief ein und aus und konzentrierte sich auf die Stimme, die ihn leitete.

„Viertens..“
 

Bewahre immer einen kühlen Kopf!
 

Ja, er musste ruhig bleiben, er durfte keine Angst haben, denn die Angst machte ihn angreifbar. Noch war es nicht zu Ende!
 

Fünftens.. öffne dich für alles um dich herum, verlasse dich nicht nur auf deine Sehkraft.
 

Das hätte er beinahe vergessen. Er musste nicht sehen, um Akuma bekämpfen zu können. Er hatte doch nicht umsonst so hart mit Yu trainiert. Er musste seinen Geist öffnen, dann würde er die Akuma auch durch den ganzen Rauch sehen können.

„Sechstens..“
 

Lasse nie deinen Willen brechen, wenn dieser gebrochen ist, ist das dein Todesurteil.

Lavi war es, als könnte er Yu bei sich spüren, es war, als stände Kanda neben ihm, damit sie gemeinsam in die Schlacht ziehen konnten. Sein Wille war noch nicht gebrochen, nicht solange er Yu bei sich wusste.
 

Siebtens, sei eins mit deinem Körper, deinem Geist, deiner Waffe und deiner Innocence.
 

Langsam hob Lavi den Hammer. Alles um ihn herum war still. Nach und nach zeichneten sich die Umrisse der Akuma ab. Den Schmerz seiner Wunden nahm er nicht wahr. Er konnte die Energie seiner Innocence und auch die seines Körpers spüren.
 

Solange noch ein Funken Wille und Kraft in dir herrscht, kannst du kämpfen!
 

Ja, er hatte noch Kraft, trotz der Verletzungen. Sein Wille war nicht gebrochen, er konnte noch kämpfen. Er konnte und würde noch kämpfen.

Noch immer spürte er Yu an seiner Seite.

Der Countdown war beendet.

Er öffnete das Auge.

Und gemeinsam mit Yu rannte er in die Schlacht.

II

Notiz am Rande
 

Ich wünschte, ich könnte das sein, was du brauchst.

Ich wünschte, ich wäre nicht so kalt, nicht so ängstlich, nicht so hart, nicht so unsicher und schroff.

Ich wünschte, ich könnte dir alles geben was du willst.

Ich wünschte, du wüsstest, wie wichtig du mir bist, wie sehr ich dich liebe.

Ich wünschte, ich könnte dir das alles sagen.
 

Ich wünsche mir, dass du mich immer so anlächeln wirst.
 

Ein tiefer Seufzer entglitt seiner Kehle, während er den Boden anstarrte. Er war schon lange überfällig. Viel zu lange. Auch war die Verbindung zu ihm abgebrochen. Das einzige was man gehört hatte, war ein Gerücht, dass die Stadt in Schutt und Asche lag. Nach dieser Nachricht hatte es Kanda nicht mehr ausgehalten und war aus Komuis Büro geflüchtet. Nun saß er vor diesem auf dem Boden, hatte sich an die Wand gelehnt und biss sich auf die Unterlippe.

Die Angst schnürte ihm die Kehle zu und seine Hände waren feucht. Er hasste es, wenn er mit Lavi nicht gemeinsam auf Mission gehen konnte. Er hasste es einfach. Immer dieses bange Warten, immer diese Angst, dass Lavi irgendwann vielleicht nicht mehr wieder kam.

Obwohl er mit Lavi täglich trainierte, wenn es die Zeit zuließ, um die Angst in sich etwas einzudämmen, kroch sie immer vom neuen in gleicher Intensität hoch, dass es ihm fast den Verstand raubte. Lavi war schon immer ein begabter Kämpfer gewesen und seitdem er ihn unter seine Fittiche genommen hatte, war Lavi wirklich stark geworden. Es war kein Vergleich zu früher mehr und selbst Bookman sagte, dass er überrascht wäre, wie gut Lavi doch geworden war.

Anfangs hatte er sich wirklich besser gefühlt, als er gesehen hatte, wie Lavi von Training zu Training besser geworden war, denn je stärker er war, desto geringer war die Gefahr, dass ihm etwas passierte. Aber das alles war in Momenten wie diesen total sinnlos. Keiner wusste wo Lavi war, ob es ihm gut ging, ob er denn überhaupt noch lebte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er sofort aufgebrochen, um ihm zu helfen, doch da seine Innocence beim letzten Kampf so gelitten hatte, dass er Mugen Komui überlassen musste, und dieser mit der Reparatur noch nicht fertig war, war es ihm verboten zu gehen.

Er wusste, dass es nicht viel bringen würde, ihn zu schicken, er würde ohne sein Schwert keine Akuma töten können und Komui konnte das Risiko nicht auf sich nehmen, dass er vielleicht starb und sie deswegen einen Exorzisten verlieren würden, obwohl Kanda wusste, dass es lächerlich war, dass er sterben würde. Aber in Komuis Position war es die einzig richtige Entscheidung, auch wenn er sie für falsch hielt. Er wollte bei Lavi sein, an seiner Seite stehen und kämpfen, ihn beschützen, wenn es die Situation erforderte, heilten seine Wunden doch viel schneller und war er doch gegen das Gift der Akuma immun. Genau dieses Gift machte ihm auch am meisten Sorgen. Lavi musste nur einmal von einem der giftigen Geschosse getroffen werden, um zu sterben.

Yu biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann.

„Lavi..wo steckst du nur verdammt!“

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, ehe er mit einer auf den Boden schlug. Er hielt es nicht mehr aus. Irgendwer musste doch etwas wissen!

Doch alles aufregen würde Lavi auch nicht schneller zurückbringen. Yu schüttelte etwas den Kopf und schloss dann auch die Augen. Wenn er an Lavi dachte, erschien direkt sein Bild.

Die roten strubbligen Haare, das grüne Auge, was ihn mit einem ganz besonderen Glanz musterte, die vollen Lippen, die ihm immer dieses atemberaubende Lächeln schenkten, die breiten Schultern, die kräftigen Arme, die ihn nachts festhielten und ihm ein Gefühl der perfekten Sicherheit und Geborgenheit gaben.

Lavi hob die Hand und es schien eine Geste zu sein, die ihm sagen sollte, dass er okay war. Yu war sich nicht sicher, ob er diesem Gefühl wirklich trauen konnte, doch das war das einzige, was er im Moment hatte. Das Gefühl, dass Lavi noch am Leben war.

Als er die Tür hörte, schaute Kanda direkt auf und sah in Komuis ernstes Gesicht. Er spürte, wie ihm heiß und zugleich auch kalt wurde.

„Es tut mir Leid Kanda. Aber heute können wir niemanden mehr schicken, um nach Lavi zu suchen. Überall werden Städte von Akuma angegriffen, ich kann im Moment keinen Exorzisten entbehren. Wir werden bis morgen warten müssen.“

Kanda wurde blass. Das alles musste ein böser Traum sein.

Er sprang auf und ergriff Komui am Kragen.

„Das kannst du nicht machen Komui! In der Zeit könnte er sterben!“

Komui schaute ihn mit einem mitleidigen Blick an.

„Es tut mir wirklich leid Kanda.. ich wünschte, ich könnte-“

„Verdammt noch mal! Dann lass mich gehen! Mir wird schon nichts passieren!“

Yu sah Komui ernst und entschlossen an, doch dieser wandte seinen Blick ab.

„Es geht nicht Kanda. Es ist einfach viel zu gefährlich. Bis morgen werde ich Mugen fertig haben und dann kannst du selber gehen. Aber heute Nacht kann ich dich nicht schicken.“

Mit vor Zorn zitternden Händen ließ er Komui los.

„Wenn er stirbt, dann mache ich dich dafür verantwortlich!“
 

Lavi kauerte in einer Ecke, in einer zerstörten Stadt, in einer Nacht, so finster, wie er sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. In der Ferne brannten die letzten Häuser nieder, doch dieses kleine Licht spendete keinen Trost. In einer kaputten Häusernische hatte er sich ein kleines Versteck gesucht. Es war schwer gewesen, etwas zu finden, denn fast alles war komplett zerstört worden.

Lavi zitterte am ganzen Körper, es war eiskalt und der hohe Blutverlust tat ihm auch nicht gerade gut. Es fiel ihm schwer, sich wach zu halten, doch er wollte hier nicht schlafen. Zwar glaubte er, alle Akuma vernichtet zu haben, die hier in der Stadt gewütet hatten, doch hundertprozentig sicher konnte er nicht sein. Und er hatte wirklich keine Lust, im Schlaf von einem überrascht zu werden.

Darüber hinaus hatte er Angst, vielleicht nicht mehr aufzuwachen. Seine Wunde am Arm hatte er nur notdürftig verbinden können, dennoch hatte er verdammt viel Blut verloren, nicht nur durch diese Wunde, sondern auch durch weitere Verletzungen, die er sich im Kampf zugezogen hatte. Dass er noch lebte hatte er wohl wirklich nur Kandas Training und seinem unverschämten Glück zu verdanken.

Er fragte sich, was Yu wohl gerade in diesem Moment tat. Dachte er vielleicht auch gerade an ihn? Sorgte er sich? Sicherlich würde Yu ihm den Kopf abreißen, wenn er zurückkehrte, da er sich so lange nicht gemeldet hatte. Kanda hatte zwar nie etwas gesagt, doch er hatte es jedes Mal in seinen Augen gesehen, wenn er Heim gekehrt war. Für einen Moment noch die Angst, dann die Erleichterung, dass er lebend zurückgekommen war. Lavi lächelte schwach. Wie sehr Yu ihm doch fehlte.

Eigentlich hatten sie beide heute Abend ein wenig ihre Zweisamkeit genießen wollen, denn sie hatten sich durch die Menge an Missionen lange nicht sehen können und zudem hatte sich Kanda einige schwerwiegende Verletzungen gegen einen Level Vier Akuma zugezogen, weswegen er einige Tage in der Krankenstation hatte verbringen müssen. Heute Abend hätte ihr Abend sein sollen. Und er hatte diesen Abend vermasselt. Schon den ganzen Tag hatte er sich darauf gefreut und er war sich sicher, dass es Yu nicht anders ergangen war. Wenn er sich vorstellte, wie er Kanda in die Arme schloss, über seine kühle und zarte Haut strich, wie er seine weichen Lippen küsste, dann wurde ihm für einen Augenblick ganz warm. Sicher hätten sie sich heute Nacht geliebt und dann hätte er, wenn Yu in seinen Armen erschöpft eingeschlafen wäre, ihm dabei ein wenig zugesehen und ihm durchs Haar gestrichen, bis er selber eingeschlafen wäre.

„Yu...“ murmelte er leise und traurig richtete er seinen Blick nach oben.

Hier draußen, in der dunklen Nacht, in dieser zerstörten Stadt, in dieser kleinen Ecke, war es ganz schön einsam.

III

I found myself when I found You
 

Die Konsequenzen waren Yu egal. Er hatte das unmissverständliche Verbot bekommen, die Black Order nicht zu verlassen, doch er konnte nicht anders. Er konnte Lavi nicht einfach seinem Schicksal überlassen, auch wenn seine Innocence gerade nicht verfügbar war.

Was war denn schon sein Leben? Sein Leben wert? Im Gegensatz zu Lavis nichts. Er würde es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Yu hätte wirklich nie gedacht, dass ihm ein Mensch jemals so wichtig werden könnte. Wichtiger als der Orden, sein Leben, einfach wichtiger als alles.

Mit einem normalen Schwert ausgerüstet, hatte er die Stadt erreicht, oder eher das, was von ihr noch übrig war. Kanda merkte, wie sich sein Magen schmerzlich zusammen zog. Konnte Lavi das wirklich überlebt haben?

Energisch schüttelte er den Kopf, um diese trüben Gedanken und Zweifel zu verjagen. Lavi lebte, er musste nur auf sein Gefühl vertrauen und daran glauben. Lavi würde ihn nicht alleine lassen. Nicht heute. Heute war doch ihr Abend gewesen. Lavi hatte es versprochen. Er würde ihn nicht alleine lassen. Nicht heute Nacht, niemals.

Yu ließ seinen Blick erneut schweifen. Wo sollte er anfangen? Vielleicht lag Lavi ja unter irgendwelchen Trümmern begraben und brauchte dringend seine Hilfe. Aber er war alleine. Es würde Tage dauern, wenn er alleine versuchen würde, jeden Stein hier um zudrehen. Kurz schüttelte er erneut den Kopf. Er würde zuerst durch die Trümmer ziehen und nach Lavi rufen. Vielleicht hatte er Glück und würde ihn so am schnellsten finden. Dass er mit seinen Rufen womöglich Akuma anlocken könnte, war ihm egal.

„LAVI!“ ertönte es unzählige Male zwischen den kläglichen Resten der Stadt. Er hatte sie fast ganz passiert und noch immer war keine Spur von dem Rothaarigen zu sehen. Langsam drohte die Angst ihm die Kehle zu zuschnüren und die Verzweiflung war so sehr angestiegen, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

„Wo bist du nur, du blöder Hase! Du hast es versprochen! Du blöder Hase.. DU VERDAMMTER BLÖDER HASE!“

Mit letzter Kraft schrie er diese Worte in die Finsternis der Nacht, ehe seine Verzweiflung ihn übermannte und ihn auf die Knie fallen ließ.
 

Lavi musste wohl träumen oder halluzinieren. Für einen Moment hatte er wirklich geglaubt, er hätte Kandas Stimme gehört. Er dachte wohl so sehr an Yu, dass er schon glaubte, ihn wirklich zu hören. Daran musste der Blutverlust schuld sein. Doch erneut meinte er, seinen Namen im Wind zu hören. Bildete er sich das vielleicht doch nicht ein? Mit letzter Kraft stemmte er sich an den Resten der Mauer hoch und schleppte sich aus seinem Versteck. Er wusste, dass es riskant war, aber er musste einfach nachschauen gehen. Vielleicht, vielleicht konnte er wirklich hoffen. Vielleicht war Yu wirklich gekommen.

Während er sich im Schneckentempo weiter schleppte, wurde es für eine Weile still und sein letzter Funke Hoffnung schien langsam zu erlöschen, doch da drang Kandas Stimme erneut an seine Ohren; ängstlich, verzweifelt, und es brach ihm fast das Herz, ihn so zu hören. Er hatte Yu das nie antun wollen.

„Nhh.. Yu..Yu-chan..ich bin hier..Yu..”
 

Kanda zuckte zusammen und hob den verschwommenen Blick. Für einen Moment hatte er alle Hoffnung aufgegeben. Für einen Moment hatte er aufgehört zu glauben. Doch nun zeichnete sich Lavis Gestalt etwas undeutlich vor ihm ab. Yu zögerte nicht lange und sprang wieder auf. Wie ganz von alleine brachten ihn seine Beine zu dem Rothaarigen, der drohte, jeden Augenblick umzukippen.

„Lavi!“

Kanda schloss Lavi in die Arme und ließ sich mit ihm zu Boden sinken. Dieser lehnte sich erschöpft an ihn.

„Lavi..! Lavi geht es dir gut?“
 

Lavi war so froh, dass er sich Kandas Stimme nicht eingebildet hatte und das der Schwertkämpfer wirklich hier war. Es war so schön ihn zu sehen. So schön, dass er für einen Moment all seine Schmerzen vergaß und sich Kandas Armen einfach hingab. Er schloss für einen Atemzug das Auge, nachdem sie zu Boden gesunken waren, dann öffnete er es wieder und schaute zu Yu hoch. Sein Auge weitete sich ein wenig, dann trat ein Ausdruck von Trauer und Schuldgefühlen in dieses. Schwerfällig hob er die Hand und strich über Kandas Wange.

„Yu.. du.. du weinst..?“

Er hatte Yu noch nie in seinem Leben zuvor weinen sehen. Und im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass er Kandas Verzweiflung und Trauer so einfach wegwischen konnte wie seine Tränen. Lavi hatte Yu so nie sehen wollen. Und er wusste, dass es seine schuld war.

„V-verzeih.. Yu-chan..“

Kanda schüttelte den Kopf.

„Du blöder Hase.. was redest du denn da? Das tut doch gar nichts zur Sache.. die Hauptsache ist, dass du am Leben bist.. du lebst..“

Aus seiner Stimme war Erleichterung zu hören und Lavi musste deswegen schwach lächeln.

„Versprochen.. ist versprochen..“
 

Noch nie war Yu so glücklich und erleichtert gewesen, Lavi zu sehen. Er hätte nicht gewusst, was er mit seinem Leben ohne ihn anfangen sollte. Vorsichtig drückte er ihn etwas mehr an sich. Er wusste, er hätte an Lavis Versprechen nicht zweifeln dürfen, Lavi hatte seine Versprechen noch nie gebrochen. Aber die Angst hatte ihm alle Sinne vernebelt, ihm seinen Verstand und seinem Glauben beraubt.

Yu schwor sich in diesem Moment, nie wieder an dem Rothaarigen zu zweifeln. Nie wieder würde er sich von seiner Angst besiegen lassen.

„Halt noch etwas durch.. ich werde dich zurückbringen.. Gleich hast du es geschafft.“

Natürlich war ihm nicht entgangen, dass Lavi viele Verletzungen, darunter auch schwerwiegende, davon getragen hatte. Er brauchte dringend ärztliche Behandlung. Yu wischte sich kurz noch einmal über die Augen, ehe er aufstand und Lavi mit hochzog. Fast sein ganzes Gewicht lastete auf ihm, als er Lavi stützte. Doch Lavi war nicht so schwer, als das er ihn nicht zurück zur Black Order bringen könnte. Er würde Lavi nach Hause bringen, kam was wollte.

IV

Take my hand

knot your fingers trough mine
 

Seine warme Hand schenkte ihm ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, obwohl er es war, der Lavis Hand hielt und nicht umgekehrt. Er schaute auf den Rothaarigen herab, der ruhig und friedlich in dem Krankenbett schlief. Seine Brust hob und senkte sich langsam und regelmäßig und schenkte ihm somit eine gewisse Ruhe, die nach der ganzen Aufregung mehr als nur willkommen war. Er seufzte leise und drückte Lavis Hand etwas.

Morgen würde er sich Komui stellen müssen, der ihn heute glücklicherweise in Ruhe gelassen hatte, aber sein Blick hatte verraten, dass morgen einiges auf ihn zukommen würde. Doch dies kümmerte ihn im Moment recht wenig. Er hatte Lavi gefunden, das war alles was zählte.

Während er dem Rotschopf beim Schlafen zusah, schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf, darunter auch Erinnerungen.

Yu wusste noch genau wie er gewesen war, bevor Lavi hartnäckig angefangen hatte, seine Wand aus Eis zu zertrümmern. Unaufhörlich, unermüdlich, bis nichts mehr von ihr gestanden hatte.

Er hatte nie jemand vertrauen wollen, er war nie zu jemand loyal gewesen, außer wenn es seinem eigenen nutzen, stärker zu werden, diente. Er war niemals dankbar gewesen, weswegen er seine Tage immer alleine verbracht hatte.
 

broken home

black-eyed
 

Ja, nie hatte er den Orden sein zu Hause nennen können. Nie hätte er früher im Traum daran gedacht, dass er einmal Lavis Hand halten würde, dass er einen Ort, dass er jemanden hatte, zudem er immer zurückkehren wollte.

Leise erhob sich Yu und drückte Lavi sanft einen Kuss auf die Stirn auf. Als er sich umwandte, um für Lavi ein Glas Wasser zu holen damit dieser was trinken konnte wenn er wach wurde, wurde er am Handgelenk ergriffen, nur ganz leicht, aber dennoch bestimmend. Yu hielt inne.

„Du willst schon gehen..?“

Kanda drehte sich wieder um und sah in das müde lächelnde Gesicht des Rothaarigen.

„Du schläfst gar nicht?“

Lavi schüttelte leicht den Kopf und hielt Kanda weiterhin am Handgelenk.

„Bin gerade wach geworden.... Kannst du nicht noch etwas bleiben?“

Yu nickte leicht und setzte sich wieder, dieses Mal jedoch auf die Bettkante. Das mit dem Glas Wasser konnte anscheinend noch einige Minuten warten.

Lavi nutzte die Chance direkt und ergriff Kandas Hand, verhakte ihre Finger miteinander.

„Du solltest noch etwas schlafen..“ murmelte Yu leise, doch Lavi lächelte nur wieder.

„Es ist noch Nacht, oder? Noch kann ich mein Versprechen halten.. Noch können wir sie zusammen verbringen.“

Lavi drückte Kandas Hand ein wenig. Er wusste, wie wichtig es war, seine Versprechen zu halten. Nicht nur generell, sondern ganz speziell bei Yu. Es hatte so lange gedauert, bis Yu ihn wenigstens ansatzweise vertraut hatte und dieses Vertrauen von Yu war ihm so kostbar, dass er alles daran setzte, es nicht wieder zu verlieren. Er wusste, dass Kanda zuvor niemanden wirklich vertraut hatte. Das er vieles durchgemacht hatte und Lavi wollte nicht, dass Yu es auch nur einmal bereute, sich auf ihn eingelassen zu haben. Er wollte ihn nicht verletzen, ihm negative Gefühle entgegenbringen, die hatte Yu schon genug gespürt. Und er würde Yu von all diesem Negativen beschützen. Niemand würde Kandas Seele oder sein Feuer kriegen. Er würde sie beschützen, mit allem was er hatte. Das war das einzige, was er für ihn tun konnte.

„Yu-chan..schau nicht den Boden an, schau mich an. Es tut mir Leid, dass ich mein Versprechen nicht ganz so halten konnte, wie ich es gesagt habe..“

„Das ist es doch nicht!“ unterbrach Yu ihn und hatte den Blick gehoben, um ihn anzusehen. Doch so schnell wie er Lavi angesehen hatte, hatte er den Blick auch schon wieder gesenkt.

„Ich.. Ich hatte Angst um dich...Sie wollten niemanden nach dir schicken, sie wollten mich nicht gehen lassen. Du warst schon viel zu lange überfällig.. und als ich dann diese Reste der Stadt gesehen habe.. ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!“

Lavi merkte, wie Kandas Hände zu zittern begannen, weswegen ein trauriger Ausdruck in sein Gesicht trat. Er hatte Yu nicht so eine Angst machen wollen.

„Das Versprechen ist mir egal, die Hauptsache ist nur, dass du am Leben bist.. verdammt.. du blöder Hase..!“

Sachte zog der Rotschopf Kanda zu sich hinunter und legte vorsichtig die Arme um ihn.

„Verzeih Yu.. das hatte ich nicht gewollt. Wirklich nicht. Weißt du.. ich hatte auch Angst. Es sah wirklich schlecht aus und ich wollte dich so gerne noch einmal wiedersehen. Ich hatte so eine Angst zu sterben, dass ich fast wahnsinnig geworden bin. Aber dann, dann habe ich deine Stimme gehört, Yu-chan. Es war, als wären wir gemeinsam in den Kampf gezogen. Ich habe nur dir mein Leben zu verdanken. Wenn du nicht da gewesen wärst, dann wäre ich jetzt nicht hier. Yu.. ich liebe dich..“

Kanda drückte sich vorsichtig an Lavi und vergrub sein Gesicht in dessen Schlüsselbein, endlich war er zurück in diesen Armen.

„Hör auf.. Ich will das gar nicht hören!“

Er spürte, wie einige Stunden zuvor auch, Tränen in seine Augen stiegen.

„Schon okay Yu.. es ist doch jetzt alles gut. Ich bin doch jetzt wieder bei dir. Und ich werde dich nicht mehr so lange alleine lassen. Also habe keine Angst mehr. Ich bin bei dir...“

Lavi schloss sein Auge und strich Kanda sachte über den Rücken. Er hatte ihn noch nie so aufgelöst gesehen, auf der einen Seite zerriss es ihm fast das Herz, auf der anderen Seite war es schön zu sehen, wie Yu seinen Gefühlen bei ihm freien Lauf ließ. Das wurde auch wirklich mal Zeit. Yu sollte wissen, dass es okay war, Gefühle zu zeigen, alle Gefühle, und das er für ihn da war, egal was passierte oder worum es ging.
 

Eine ganze Weile war es zwischen ihnen still. Kanda blieb weiter in Lavis Armen und konnte nicht anders, als sich all die Angst der vorherigen Stunden auszuweinen. Bis vor kurzem hatte er solche Gefühlsausbrüche nicht gekannt und es war ihm unangenehm, so eine Schwäche zu zeigen, doch irgendwie war es auch befreiend. Und als er sich langsam wieder beruhigte, fühlte er sich auf seltsame Weise erleichtert. Er atmete Lavis Geruch ein und seufzte dann auch leise, bevor er sich langsam aus der Umarmung löste und sich wieder aufsetzte. Sofort wandte er sein Gesicht von dem Rotschopf ab, damit dieser seine leicht geröteten Augen nicht sah. Es war ihm noch immer unangenehm.

Lavi konnte nicht anders, als leise zu lachen.

„Ach Yu, nun schau mich doch an. Es ist doch okay.. du bist doch auch nur ein Mensch.. und das du um mich geweint hast, dass macht mich glücklich... auch wenn es egoistisch ist.“

Als Kanda ihn immer noch nicht ansehen wollte, wusste sich Lavi nicht anders zu helfen, als sich unter Ächzen und Stöhnen aufzusetzen. Darauf reagierte Yu allerdings sofort.

„Was machst du denn?! Du musst-“

Lavi unterbrach den Schwarzhaarigen, indem er seine Hände auf Kandas Wangen legte, ihn näher zu sich zog und ihm dann einen Kuss auf die Lippen hauchte. Er wollte davon im Moment nichts hören. Er wollte doch nur für ihn da sein und sein Versprechen halten.
 

Im ersten Moment tat Yu nichts, doch dann schloss er die Augen und erwiderte der Kuss langsam. Er spürte, wie sich Lavis Arme wieder um ihn legten und er drückte sich, wegen den Wunden vorsichtig, behutsam an ihn.

Wenn er Lavi verlieren würde, würde das seinen Tod bedeuten. Das war ihm heute bewusst geworden, denn nie war er so nah daran gewesen, Lavi zu verlieren.

V

Wenn es dunkel wird

wenn ich alleine bin

in dem kleinen Zimmer

mit den kahlen Wänden

dann sehe ich dich
 

Wenn ich die Augen schließe

wenn es still ist

in dem kleinen Zimmer

mit den kahlen Wänden

dann sehe ich dich
 

In der Stille

In der Dunkelheit

In der Einsamkeit

fehlst du mir
 

Kanda schlug die Augen auf und fand sich alleine in seinem Zimmer wieder. Schon wieder.

Schon wieder eine einsame Nacht. Ohne ihn in diesem Bett neben sich. Alleine, in dieser Finsternis, kein Gefühl, grässlich kalt.

Er fuhr sich durch die Haare, musste mit sich ringen, musste hier raus, bevor er alles verlor, was ihn ausmachte. Yu stand auf, warf einen letzten Blick durch das trostlose Zimmer und verließ es dann. Noch weitere Stunden dort alleine würde er nicht aushalten.
 

Lavi fehlte ihm so sehr, er fühlte sich so einsam, alleine in diesem Zimmer und er hatte das Gefühl, sich zu verlieren. Nur durch Lavi hatte er sich verändert, nur durch ihn hatte er lieben gelernt. Doch je länger sie getrennt waren, je länger er sich alleine in seinem Zimmer befand, glaubte er, jegliches Gefühl zu verlieren. Dieses Gefühl, sich zu verlieren, es kam immer wieder in ihm hoch, wenn er lange von dem Rothaarigen getrennt war und er um ihn bangen musste. Er wollte nicht wieder der werden, der er früher gewesen war. Doch ohne Lavi an seiner Seite würde das irgendwann wieder passieren und Yu glaubte, sogar nicht in allzu ferner Zukunft.

„Lavi..“

Er biss sich leicht auf die Unterlippe. Lavi hatte ihn bis jetzt immer vor sich selber beschützt, er brauchte Lavi einfach, um zu fühlen. Sonst würde es wieder so kalt in seinem Herzen werden, er konnte die kalten Klauen schon spüren, die nach ihm greifen wollten.

Mittlerweile stand er vor Lavis Krankenzimmer und lehnte seinen Kopf gegen die Tür.

„Ich brauche dich.. Lavi...ich..“ murmelte er und spürte, wie erneut Angst alles in ihm zuschnürte, die Klauen sein Herz umfassten.

Vor einigen Stunden hatte Lavi ihn aus dem Zimmer geschickt. Lange hatten sie zusammen da gesessen und als er beinahe eingeschlafen wäre, hatte der Rotschopf darauf bestanden, dass auch er sich ausruhen ging. All seine Gegenwehr war umsonst gewesen, Lavi war hartnäckig geblieben und so hatte er nachgegeben. Wahrscheinlich schlief er jetzt und wenn nicht, dann würde er sich von ihm was anhören können, wenn er sein Zimmer betrat. Er hatte gerade mal drei Stunden geschlafen, wenn man dieses ständige aufwachen und wieder einschlafen denn schlafen nennen konnte. Er fühlte sich alles andere als erholt, eher ausgelaugt und richtig leer. Verstand Lavi denn nicht, dass er sich besser ausruhen konnte, wenn er in seiner Nähe war? Selbst wenn er nicht schlafen würde, würde er sich bei ihm mehr erholen können.

„Ich will doch nur bei dir sein...mein blöder Hase...“

Yu führte die rechte Hand zu seinem Herzen, es schmerzte plötzlich fürchterlich, als würden die Klauen es zerdrücken, sodass seine Finger sich in sein Hemd krallten und er die Augen zukniff. War es die Angst, die diese Kälte in ihm hoch rief? Oder war es, weil er sich nun doch endgültig verlor? Fühlte es sich so an, wenn man seine Menschlichkeit verlor?

Als er glaubte, seine Knie würden nachgeben, spürte er eine warme Hand an seinem Rücken. Und bevor die Person etwas sagte, wusste Kanda, wer es war. Diese Hände würde er immer wieder erkennen, unter Tausenden.

"Yu-chan? Was hast du denn? Ist alles okay?"
 

„L-Lavi...“ kam es heiser von dem Schwarzhaarigen.

„...Ich habe.. Angst...“

Lavis Auge weitete sich für einen Moment bei diesen Worten. Doch dann schlang er seine Arme um Kanda, ignorierte den aufkommenden Schmerz in seinem verletzten Arm, und drückte ihn sachte aber bestimmend an sich.

Es war wirklich seltsam, er hatte Yu so noch nie gesehen. Bis zu dem heutigen Tag hatte er noch nie von ihm gehört, dass er Angst hatte. Er konnte nicht leugnen, dass er sich Sorgen machte. Zuerst weinte Yu, war total verzweifelt und aufgelöst und nun hatte er auch noch solche Angst, dass er mitten in der Nacht zu ihm kam? Es war nicht so, dass Kanda dies nicht alles haben durfte, er war schließlich auch nur ein Mensch. Doch es war so ungewohnt. Kanda war doch immer der gewesen, der vor nichts und niemanden Angst hatte, der immer beherrscht über sich und seine Gefühle war, der egal in was für einer Situation einen ruhigen Kopf bewahrt hatte und nicht aufgegeben hatte. Ja, Yu war immer stark gewesen, hatte sich selber auch nie irgendeine Schwäche erlaubt. Es war schwer gewesen ihn davon zu überzeugen, dass solche Gefühle wie Liebe und Zuneigung nichts mit Schwäche zu tun hatten. Doch dieser seelische Zusammenbruch Kandas machte Lavi auch Angst.

Er war froh, auf der einen Seite so viele Gefühle in Kanda zu sehen, weinen war nichts verkehrtes und Lavi war der Überzeugung, dass es jedem Menschen mal gut tat, sich auszuweinen, wie er es heute schon getan hatte, doch eigentlich wollte er Yu so nicht sehen. Er wollte nicht, dass er weinte, dass er so aufgelöst war, dass er Angst hatte. Er wollte ihn doch nur glücklich sehen.

„Yu.. Angst? Angst wovor denn? Du brauchst doch keine Angst zu haben.. ich bin doch hier..“ flüsterte Lavi ihm ins Ohr und hielt ihn weiter fest.

„Ich.. ich werde mich verlieren.. ich weiß es. Bitte, bitte lass mich nicht mehr alleine. Wenn ich mich verliere, dann verliere ich dich auch.. ohne dich ist es so kalt..“

Lavi spürte, wie Yu bei seinen Worten leicht verkrampfte, weswegen er ihn zu sich umdrehte und mit Schrecken feststellen musste, dass sich zum dritten Mal seine schönen dunklen Augen mit Tränen gefüllt hatten.

"Oh Yu.."

Lavi schmerzte es ihn so zu sehen. Wieder legten sich seine Arme um den Schwertkämpfer. Er hatte seine Angst erkannt, als er in diese Augen geblickt hatte. Nie war dieses Thema zur Sprache gekommen, doch ab und zu hatte Lavi diese Unruhe in Kandas Augen aufblitzen sehen, aber so schnell sie gekommen war, war sie auch immer wieder verschwunden und er hatte sich darum keine weiteren Gedanken gemacht. Ein großer Fehler, wie er jetzt merkte.

"Es ist alles okay.. du wirst dich nicht verlieren. Du wirst nicht so wie früher werden, nicht zu mir, und du wirst mich auch nicht verlieren. Ich werde immer bei dir sein, immer Yu-chan. Und ich werde dich auch immer lieben, nichts wird uns das kaputt machen. Es tut mir so leid, dass ich dich so lange alleine gelassen habe, dass du das alles alleine durchmachen musstest. Du warst sicher einsam, nicht wahr? Aber ich werde dich nicht mehr alleine lassen. Ich werde dich nicht mehr loslassen, Yu. Habe keine Angst mehr, okay? Ich passe auf dich auf, ich beschütze dich. Vor allem, auch vor dir selbst wenn es sein muss. Aber du wirst dich nicht verlieren, nicht so lange ich am Leben bin."

Er lächelte den Schwarzhaarigen an, ehe er ihm zärtlich die Tränen von den Wangen küsste.
 

Kanda hielt sich an Lavi fest und schloss die Augen. Das zerdrückende Gefühl, der Schmerz in seinem Herzen, die eisigen Klauen lösten sich langsam auf. Er ließ sich einfach von Lavi halten und konnte im Moment nicht mehr, als auf dessen Worte zu vertrauen. Doch er war sich sicher, wenn jemand ihn vor sich selber retten konnte, dann war es der Rothaarige. Lavi und niemand sonst.

Nach einigen Minuten, in denen sie einfach nur vor der Tür gestanden hatten, löste sich Lavi leicht von ihm, um ihn mit einem wärmenden Lächeln anzusehen.

"Es ist alles in Ordnung, okay Yu? Ich beschütze dich."

Yu nickte und hauchte dem Rotschopf einen kleinen Kuss auf die Lippen.

"Weißt du was witzig ist? Ohne dich konnte ich nicht schlafen, weswegen ich mich aus meinem Zimmer geschlichen habe, doch ich habe dich nicht in deinem Zimmer angetroffen. Wenn ich gewusst hätte, dass du hierher kommst, dann hätte ich mir das raus schleichen gespart. Und das wegschicken auch.. tut mir Leid, es war ein Fehler, dass ich wollte, dass du gehst.. bleibst du jetzt hier?"

„Ja..“

Schließlich hatte er nicht mehr gewollt.

Und gemeinsam verschwanden sie im Krankenzimmer.

VI

Come close

I wanna feel your pulse on mine
 

„Lavi.. nicht.. deine Verletzungen..“ brachte Kanda keuchend hervor und versuchte Lavi, eher halbherzig, von sich zu drücken, um sich so von seinen Küssen am Hals zu befreien.

„Haha.. Weißt du Yu.. Es ist fast fünf und immer noch dunkel draußen. Das heißt, ich kann mein Versprechen noch ganz halten. Außerdem warst du doch einsam oder? Ich werde dir deine Einsamkeit vertreiben Yu-chan. Ich werde dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.. mach dir keine Sorgen um mich, mir geht es gut. Und gleich wird es mir noch besser gehen.“

Lavi lächelte ihn warmherzig an, ehe er ihre Lippen zu einem Kuss verschloss, damit Yu keine Widerworte geben konnte. Währenddessen glitten seine Finger zärtlich über jedes Fleckchen Haut, dass sie finden konnten. Als er spüren konnte, wie sich unter seinen Fingern eine leichte Gänsehaut bildete, musste er innerlich grinsen.
 

Es dauerte nicht lange, bis ihre Sachen um das Bett herum verteilt auf dem Boden lagen. In dem Zimmer war es heiß geworden, was jedoch nicht mit der Hitze zu vergleichen war, die in den beiden Körpern herrschte.

Jede Berührung von Lavi ließ ihn seine trüben Gedanken vergessen, jeder Stoß von ihm vertrieb seine Angst ein Stückchen mehr und füllte diesen Platz mit so schönen Gefühlen aus, dass für irgendwelche Angst kein Platz mehr war. Yu legte seine Arme fester um den heißen und muskulösen Körper und schloss genießerisch die Augen, nachdem Lavi ihm ein liebevolles Lächeln geschenkt hatte. Jedes Mal wenn sie eins wurden, zu einer perfekten Einheit, war es, als würden die Gefühle, die Lavi ihm entgegenbrachte, seine eigenen. Er nahm sie in sich auf, Welle für Welle, um sie danach wieder zu ihm zurückschicken, denn auch Lavi sollte spüren, wie sehr er ihn liebte. Etwas, was er Lavi mit seinen Worten nicht sagen konnte, doch er konnte es ihn spüren lassen. Dieser Austausch der Gefühle war für ihn noch schöner als die Lust die er empfand. Und genau das war es, was dies hier zu etwas Besonderem machte.
 

Obwohl er todmüde war und seine Verletzungen schmerzten, konnte er den Blick von Yu nicht abwenden. Dieser war fast sofort nach dem Sex eingeschlafen, doch zuvor hatte er ihm noch ein Lächeln geschenkt, was Lavi verraten hatte, dass die Angst und die Einsamkeit verschwunden waren. Und nun lag er, friedlich schlafend, in seinen Armen und war dabei so schön, dass er nicht aufhören konnte, ihn anzusehen. Seine langen dunklen Haare bedeckten seine Schulter und umrahmten das schöne, wie gewohnt, blasse Gesicht. Lavi strich über die zarte weiße Haut des Schwertkämpfers und seufzte wohlig. Wie er es nicht anders kannte, war seine Haut kühl, weswegen er ihn noch etwas mehr an sich drückte, um ihm etwas mehr Wärme zu schenken. Die schmalen Lippen waren so weich, dass er nicht widerstehen konnte, sie noch einmal zu küssen.

„Yu-chan.. ich liebe dich..“ flüsterte er leise gegen diese so geliebten Lippen und auf seinen eigenen legte sich ein Lächeln. Dann konnte auch er seine Augen nicht mehr aufhalten und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen war es Yu, der als erstes erwachte. Es grenzte schon an den Mittag, als er zum ersten Mal die Augen öffnete. Da es durch die Sonne sehr hell im Zimmer war, schloss er noch einmal die Augen und seufzte wohlig. Seit Tagen hatte er endlich wieder mal richtig erholsam schlafen können und was das Beste war, er war endlich mit Lavi an seiner Seite aufgewacht. Dieses Gefühl der Geborgenheit, wenn man die Augen aufschlug, dieses Gefühl der Sicherheit, wenn man die starken Arme um sich spürte, wenn man erwachte. Er schmiegte sich noch etwas mehr an den Rothaarigen, ehe er die Augen wieder öffnete und in Lavis Gesicht schaute. Dieser schlief noch tief und fest, was Yu etwas lächeln ließ. Nach einigen Minuten setzte er sich leicht auf und küsste ihn auf die Wange, ehe er sich aus dessen Griff behutsam befreite und aus dem Bett schlüpfte. Er suchte seine Sachen auf dem Boden zusammen, die er sich wieder überzog.

Nachdem er sich die Haare zu einem Zopf gebunden hatte, hatte er auch Lavis Sachen aufgehoben, sie ordentlich gefalten und neben das Bett gelegt. Yu war sich sicher, dass Lavi noch lange schlafen würde, diesen Schlaf hatte er aber auch wirklich nötig. Kurz streckte sich Kanda, doch dann, nachdem er einen letzten Blick auf den Schlafenden geworfen hatte, schloss er die Tür auf und verließ das Zimmer.
 

Lavi musste ganze zwei Wochen in der Krankenstation bleiben, ehe er offiziell diese wieder verlassen durfte. Das hatte sie beide aber nicht davon abgehalten, die Nächte gemeinsam zu verbringen. Die Angst sich zu verlieren, wie Yu sie verspürt hatte, war jeden Tag, den er mit Lavi verbracht hatte, nicht wieder aufgetaucht. Zweimal wurde Kanda in dieser Zeit auf eine Mission geschickt, doch sein Können hatte es ihm erlaubt, spätestens in der Nacht wieder in der Black Order zu sein. Er konnte nicht abstreiten, dass er sich im Moment gut fühlte, gut und stark. Ein weiterer Gefühlsausbruch wie vor zwei Wochen gab es bei ihm nicht.

Als Lavi gestern entlassen worden war, hatten sie die Nacht gemeinsam in Kandas Zimmer verbracht. Doch Yu musste mit leichter Enttäuschung feststellen, dass der Rothaarige, als er erwacht war, nicht neben ihm lag. Missbilligend schaute er den leeren Platz neben sich an und seine gute Laune verflog zusehends. Er hasste es, wenn Lavi morgens früh einfach abhaute, ohne ihm Bescheid zu geben. Alleine aufzuwachen fühlte sich einfach nicht richtig an und dieses Gefühl hasste er am meisten.

„Tz.. blöder Hase..“ murmelte Yu murrend und erhob sich aus seinem Bett. Er zog sich an und schwor sich, ihm die Ohren lang zu ziehen, wenn er nicht einen verdammt guten Grund hatte, ohne ihn aufzustehen.

Gereizt beschloss er, zuerst im Speisesaal nachzusehen, doch von dem Rotschopf war dort keine Spur. So machte er sich zu dessen Zimmer auf in der Hoffnung, ihn dort anzutreffen. Sollte er auch dort nicht sein, würde er zu Komui gehen müssen, denn vielleicht war Lavi ja auf eine plötzliche Mission geschickt worden.

Er klopfte an die Tür von Lavis Zimmer, doch niemand kam, um zu öffnen und er konnte auch niemanden hören. Dennoch betrat er, einer Intuition folgend, das nicht abgeschlossene Zimmer.

Aber der Raum war leer, vollkommen leer. Keine unzähligen Bücher, keine herumfliegenden Papiere, keine verstreuten Sachen auf dem Boden, ein leeres Bett, ordentlich gemacht, den Anschein erweckend, als ob nie jemand hier gewesen wäre.

Der erste Gedanke der ihm kam war, dass er sich im Zimmer geirrt haben musste. Der zweite war, dass er sich noch nie geirrt hatte. Er wusste nicht, was das alles bedeuten sollte. Er stand da und starrte das leere Zimmer an, minutenlang, in denen sich seine Gedanken überschlugen. Dann verließ er es abwesend wieder.

Yu hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte, aber eine ungewisse Vorahnung und mit dieser Angst verbunden, machte sich in ihm breit. Erst langsam, dann immer schneller bis er rannte, machte er sich auf den Weg zu Komuis Büro.
 

Ohne zu klopfen stürmte er hinein und blieb erst vor Komuis Schreibtisch zum stehen. Komui jedoch wirkte gar nicht überrascht über sein Auftauchen.

„Wo ist er?!“

„Kanda.. ich..“

„WO!?“

„....Er hat mit Bookman heute Morgen den Orden verlassen. ... Für.. für immer..“
 

Der Fall fand von so einer Höhe statt, das konnte er nicht überleben.

VII

Don´t leave me hanging, in a world so dead

I thought we could be

You are evereything to me, everything that I want

We were meant to be

all of our memories so close to me

You make me feel like I was the only one

Now I fall
 

Es war unglaublich wie schnell so etwas gehen konnte. Wie schnell es dunkel werden konnte.

Er hatte nur für eine Sekunde die Augen geschlossen und da war es schon passiert. Um ihn war es innerhalb einer Sekunde finster wie die Nacht geworden.

Er brauchte noch einen weiteren Moment, um seine Beine dazu zu kriegen, sich zu bewegen, denn die Unbegreiflichkeit hatte ihn starr werden lassen. Doch nun gehorchten ihm seine Beine, langsam verließen sie das Büro, trugen ihn durch Gänge, manche menschenleer, manche nicht, ehe er sich vor Lavis ehemaligen Zimmer wiederfand. Erst als er das Zimmer betrat und ihm die Leere noch einmal wie eine Faust ins Gesicht schlug, wurde ihm richtig bewusst, dass Lavi fort war. Er war weg und er würde nicht mehr wiederkommen. Er hatte den Orden verlassen. Er hatte ihn ohne ein Wort zu sagen alleine gelassen.

Lavi hatte sein Versprechen gebrochen.
 

When your heart is broken, there is nothing to break

I am broken, broken by you
 

Die Welle des Schmerzes brach mit so einer Wucht über ihn zusammen, dass es ihn zu Boden gehen ließ. Und auch wenn er es versuchte, er hatte keine Kraft sich wieder aufzurichten. Die unsichtbare Kraft und der Schmerz in seiner Brust ließen ihn sich am Boden zusammen krümmen. Er hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Einige Minuten ging dieser stille Kampf, doch da keine wärmende Hand ihm zu Hilfe kam, da keine Stimme die Stille durchbrach, da niemand ihn von dem Griff der eisigen Klauen befreite, hörte Yu auf sich zu wehren und verlor den Kampf. Er verlor den Kampf und stumme Tränen tropften zu Boden.
 

Where are you?
 

Da Yu das Zeitgefühl verloren hatte, wusste er nicht, wie lange er bewegungsunfähig auf dem Boden gelegen hatte. Doch irgendwann konnte er sich wieder rühren und mit einer ungewohnten Schwere erhob er sich. Ohne sich noch einmal umzusehen verließ er das Zimmer. Kurz glaubte er, jemanden in der Ferne rufen gehört zu haben, doch es war keine Stimme, die die Kraft hätte, ihn zurückzuhalten. Erst in seinem Zimmer blieb er wieder stehen und ließ den verschleierten Blick schweifen. An einem vergessenen, an einem mit toten Erinnerungen bestückten Schal blieb sein Blick hängen. Alles, alles was ihm geblieben war, war dieser Schal, der über einem Stuhl hing. Der klägliche Rest was ihn ausmachte, war dieses Stück Stoff über dem Stuhl.
 

I am broken, broken by you
 

Der unendlichen Trauer wich ein nie da gewesener Zorn. Wie konnte Lavi ihm nur so etwas an tun? Wieso brach er ohne ein einziges Wort sein Versprechen? Was hatte er getan, dass Lavi ihm solch einen Schmerz zufügte? Hatte Lavi ihn über Nacht hassen gelernt?

Wo war er jetzt? Wieso war er nicht hier? Was tat er? Wieso ließ er ihn so alleine zurück? So gebrochen und ängstlich? Kanda starrte den Schal an, doch sein Blick begann langsam zu verschwimmen.

Lavi würde seine Hand nicht mehr halten.

Yu zerlegte sein Zimmer in Schutt und Asche.
 

Bis nichts mehr von ihm übrig war.

Bis nichts mehr von ihm übrig war.
 

Völlig erschöpft ließ er sich zwischen den Trümmern in seinem Zimmer fallen. Jedes Möbelstück in diesem Raum trug Erinnerungen von dem Rothaarigen in sich, jedes dieser Möbelstücke hatte er zerstört. Das einzige, was in diesem Zimmer nicht beschädigt war, war der Schal, der vor ihm auf dem Boden lag. Mit zitternden Händen nahm er ihn und drückte ihn kurz darauf an sich. Er wollte, dass Lavi zurück kam, er wollte ihn bei sich wissen, ihn lächeln sehen, ihn spüren, seine Stimme hören, ihn berühren, seinen Duft einatmen, ihm sagen, wie sehr er ihn liebte.

War er vielleicht deswegen gegangen? Weil er es ihm nie gesagt hatte? Wenn das der Grund war, dann sollte er zurückkommen, er würde es ihm sagen, so oft es sein musste, damit er bei ihm blieb.

„Lavi.. komm zurück.. bitte, komm zurück..!“

Der stechende Schmerz in seiner Brust wollte nicht aufhören, auch nicht, als er den schwachen Geruch des Rothaarigen, der am Schal haftete, einatmete. Aus diesem Schmerz entsprang ein Gedanke, der ihn noch einmal auf den Schal blicken ließ. Ohne Lavi würde dieser Schmerz nicht aufhören, ohne Lavi würde er sich verlieren, und dieser Schal, dieser Schal würde ihn auch nicht zurückbringen, er war nur eine Erinnerung, die er nicht gebrauchen konnte.

Yu ließ den Schal zu Boden gleiten.
 

Ich liebe dich oder lebe nicht
 

Zeit konnte wirklich grausam sein.
 

First ignored you

then hated you

but.. hate become love

and love become hate

Now, now I forget you
 

So schrecklich grausam. Tage, Wochen hatte er gekämpft, hatte es wirklich versucht, hatte noch einen Funken Hoffnung gehabt, dass Lavi vielleicht doch wiederkommen würde. Aber die Zeit hatte ihm klar gemacht, dass es endgültig aus war. Und um ihm das zu zeigen, war sie besonders langsam vergangen. Sie hatte ihn komplett zerrissen und dann neu zusammen gesetzt. Nach Wochen, nach langsam grausamen und schmerzlichen Wochen hatte er Lavi vergessen.

Er hatte ihn vergessen und er hatte vergessen, wie es war, Mensch zu sein. In den Wochen war er gestorben und als Waffe wiedergeboren.
 

Ich danke dir für jede Sekunde mit dir.

Ich bereue keinen Augenblick, außer den..

..dich alleine gelassen zu haben

Wir haben immer gekämpft.
 

Ein dunkler Schatten lag über den Rothaarigen. Es kostete ihn alle Mühe, nicht einen Funken seines Hasses zu zeigen, nicht einen Funken seines Schmerzes, dieses Pokerface aufrecht zu erhalten. Es waren nun sieben Wochen, drei Tage und acht Stunden vergangen, als er sich leise aus Kandas Zimmer geschlichen hatte. Er hatte doch nur etwas zum Frühstücken für den Schwertkämpfer holen wollen, ihn damit überraschen und den restlichen Tag mit ihm verbringen, mit ihm feiern wollen, dass er wieder gesund war. Doch dann war Bookman aufgetaucht. Dieser verdammte Lügner.

Lavi ballte die Hände zu Fäusten. Von einer dringenden Mission hatte er geredet, davon, dass sie sofort aufbrechen mussten. Doch dass sie den Orden gänzlich verlassen würden, das hatte er vergessen zu erwähnen. Sie waren durch die Arche gegangen und er hatte sich nichts weiter dabei gedacht. Er hatte nicht gefragt, wohin es ging, er hatte Bookman vertraut und war sich sicher gewesen, dass Bookman ihm die ganze Situation erklären würde. Doch nach und nach war es dann auch ihm gedämmert, dass irgendetwas nicht stimmte. Es hatte gedauert, bis Bookman ihm dann auch verraten hatte, dass sie den Orden verlassen hatten und es hatte ihn wie ein Schlag getroffen.

Seitdem brodelte ein nie da gewesener Hass in ihm. Bookman wusste nicht, was er damit angerichtet hatte. Er hatte nicht nur sein Leben zerstört, nein, was noch viel schlimmer war, er hatte Kandas Leben zerstört. Bookman hatte ihn gezwungen, sein Versprechen zu brechen und Lavi konnte nur erahnen, wie hart es Yu getroffen haben musste. Er war gegangen ohne ein Wort. Und das war nicht fair, nein, das war es ganz und gar nicht. Er wollte nicht wissen wie es sich anfühlte, aufzuwachen und zu erfahren, dass sein geliebter Mensch ohne ein Wort gegangen war. Es war so schon schlimm genug, es schmerzte so schon so unendlich, dass er immer wieder aufs Neue dachte, dass es ihn zerreißen würde.

Lavi konnte sich noch genau an Kandas Worte erinnern, an seine Angst, an seine Tränen. Wie ging es ihm jetzt? Was tat Yu?

Wenn er daran dachte, dass Yu vielleicht weinte, stiegen ihm selber Tränen ins Auge. Yu fehlte ihm so schrecklich. Er wollte ihn wieder in seine Arme schließen, er wollte seine Tränen wegwischen, ihm alles erklären. Leider gab es keine Möglichkeit, mit Yu Kontakt aufzunehmen. Sie hatten keine Verbindung zum Hauptquartier und Bookman führte ihn durch irgendwelche Einöden, die er nicht kannte. Er wusste nicht, wo sie waren, seit Wochen streiften sie hier herum, ohne eine größere Stadt in der Nähe. Nirgendwo waren Leute von der Black Order, die er hätte bitten können, ihn mitzunehmen. Sie waren von ihnen abgeschnitten und er wusste nicht, wie lange Bookman noch vor hatte, ihn von Yu und dem Hauptquartier fern zu halten.

Am liebsten würde er Bookman dafür umbringen, doch er war auf ihn angewiesen. Zumindest noch. Er musste sich gedulden, bis sie in eine größere Stadt kamen, in der er herausfinden konnte wo er war. Wenn er das erst einmal wusste, dann würde er versuchen irgendwie zum Hauptquartier zurückzukehren. Und wenn er zurück laufen musste, er würde zurückkehren, unter allen Umständen. Bookman würde ihn nicht aufhalten können. Einmal war er auf ihn reingefallen, doch das würde ihm nicht noch einmal passieren. Doch solange, solange er mit Bookman zusammen war und durch diese Gegend reiste, wo alles gleich aussah, wo kein Leben zu herrschen schien, so lange musste er seine wahren Gefühle verbergen, bevor dieser etwas ahnte.
 

The show must go on

The show must go on
 

Es vergingen zwei weitere Monate, in dem er kaum ein Wort mit Bookman gewechselt hatte und sie einfach durch die Gegend gezogen waren. Lavi wusste ganz genau, dass Bookman erfahren hatte, was zwischen ihm und Kanda gewesen war und wahrscheinlich auch, wie tief seine Gefühle für ihn gewesen waren. Am Anfang hatte er versucht Bookman davon zu überzeugen, dass keine Gefühle im Spiel waren, dass Yu nur sein kleines Betthäschen war, nicht mehr und nicht weniger, und das er nur so enttäuscht war, da er gerne ein Exorzist gewesen wäre, dass er weiter gegen die Akuma kämpfen wollte. Yu so zu bezeichnen, als ob er für ihn nur ein Lustobjekt war, tat ihm im Herzen weh und er war sich nicht sicher, ob Bookman ihm das wirklich geglaubt hatte, er konnte es nur hoffen. Vielleicht würde ihr Weg dann doch noch zur Black Order zurückführen. Vielleicht wollte Bookman zur Sicherheit noch etwas Zeit verstreichen lassen, um wirklich sicher zu gehen, dass nicht doch mehr Gefühle im Spiel waren. Deswegen behielt er eisern sein Pokerface, auch wenn ihm mit jedem weiteren Tag, der verstrich, mehr zum Weinen zumute war. Je länger es dauerte, desto mehr musste Yu leiden und er hatte Angst, zu spät zu kommen.

Wie so oft hielt ihn genau diese Angst wach. War Kanda mittlerweile schon so wie früher? Gefühlskalt? Hatte er sich verloren? Oder hatte er bis jetzt noch durchhalten können? Am meisten Angst machte ihm jedoch der Gedanke, dass Kanda ihn hassen könnte, dass all diese schönen Gefühle, die sie miteinander geteilt hatten, verflogen waren. Fort. Einfach fort.

Er schaute hoch in den Sternenhimmel und fragte sich, ob Yu genau den gleichen Himmel sehen konnte wie er. Konnte er ihn sehen und würde er dabei auch an ihn denken?
 

Wo fängt dein Himmel an und wo hört er auf?

Du fehlst mir

Oh du fehlst mir
 

„Yu.. bitte, halt noch etwas aus. Bald.. bald bin ich wieder bei dir. Warte auf mich.. bitte warte auf mich.“ flüsterte Lavi in die Nacht hinein, ehe er sein Auge schloss. Bevor er einschlief wünschte er sich wie jede Nacht, aus diesem Albtraum endlich aufzuwachen.
 

Endlich, endlich nach so langer Zeit, hatten sie eine Stadt erreicht. Lavi verspürte das erste Glücksgefühl nach Monaten. Endlich konnte er in Erfahrung bringen, wo er war und dann zu Yu zurückkehren. Er brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass er in einer kleinen Stadt in Asien war. Am nächstgelegen war also die Asian Branch, von da aus konnte er mit Hilfe der Arche zum Hauptquartier gelangen und somit zu Yu. Als Bookman einmal unaufmerksam war, nutzte er die Chance und musterte eine Karte, die in dem Restaurant hing, in dem sie im Moment speisten. Diese Stadt war meilenweit von der Asian Branch entfernt, es würde sicherlich wieder Monate dauern, bis er dort angekommen war, aber nun wusste er zumindest, wo er war und wie er wieder zurück kam. Hoffnung keimte in ihm auf. Er würde nicht mehr länger warten. Heute Nacht würde er aufbrechen, wenn Bookman schlief.

Den restlichen Tag hatten sie sich in dieser Stadt aufgehalten. Sie hatten sich Proviant für ihre weitere Reise zugelegt und sich dann ein Zimmer gebucht. Die Sonne war schon lange untergegangen und Lavi lauschte angespannt, ob ihm Bookmans Atmung verriet, ob dieser auch endlich schlief. Nach einer weiteren Stunde war er sich dann wirklich sicher, dass Bookman fest eingeschlafen war. Er schlich sich aus seinem Bett, ergriff seinen Beutel mit Proviant und verschwand dann lautlos aus dem Zimmer. Ohne noch eine Sekunde zu zögern, verließ er das Haus, ließ seinen Hammer wachsen und steuerte die Richtung zur Asian Branch an. Dann hetzte er auch schon durch die Nacht, die kalte Nachtluft im Gesicht und im Haar und mit einem Gefühl der Freiheit.

„Yu.. ich bin auf den Weg. Ich komme Yu.. Ich komme..!“

VIII

Take me life

I fight for you

I try for you

I cry for you

I die for you
 

Komui starrte ihn an. Wie war das nur möglich? War es wirklich er? Er konnte es kaum glauben.

Er holte tief Luft, denn er brauchte noch einen Moment, um sich wieder zu fassen. Er hatte es eigentlich für unmöglich gehalten.

„Über.. über sechs Monate ist das jetzt her.. oh Gott Lavi, was ist denn nur passiert?“

Komui nahm seine Mütze herunter und strich sich schwer seufzend durchs Haar. Nach über sechs Monaten stand Lavi plötzlich vor ihm, abgemagert, verletzt, rastlos. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass Lavi jemals zurückkommen würde. Doch nun stand er hier, verlangte Kanda zu sehen und er, er musste ihm sein Herz brechen.

„Kann das nicht warten? Ich muss zu Yu!“

„Tut mir Leid Lavi.. er ist nicht hier. Er befindet sich gerade auf einer Mission. Ich erwarte ihn erst heute Abend wieder. Also bitte.. setz dich.. erzähl mir, was passiert ist!“

Lavi seufzte, doch tat er wie ihm geheißen und setzte sich endlich. Ein wenig erleichtert atmete Komui aus.

„Ich bin Monate lang mit Bookman durch Asien gereist, bis wir endlich eine Stadt erreicht haben. Als ich herausgefunden habe, wo ich war, bin ich einfach abgehauen. Ich konnte den blöden Panda abhängen und habe mich auf den Weg zu Bak gemacht. Doch unterwegs wurde ich immer wieder von Akuma angegriffen. Dadurch hat sich alles verzögert.. ich musste Umwege machen und wegen Verletzungen längere Rasten einlegen. Kurz bevor ich Bak erreicht hatte, wurde ich erneut attackiert und da hatte ich wirklich mehr Glück als Verstand. Es war so eine Überzahl, dass ich alleine in meinem geschwächten Zustand keine Chance hatte. Doch es waren andere Exorzisten in der Nähe. Sie haben mir das Leben gerettet. Aber viel habe ich davon nicht mitbekommen, denn es hatte mich ganz schön erwischt. Ich habe Tage durch geschlafen und sie haben mich nicht gehen lassen, als ich endlich wach war, weil meine Wunden angeblich noch zu schwer waren. Erst nach einer Woche durfte ich gehen, und nun bin ich hier..“

Komui schaute Lavi besorgt an. Dieser hätte mindestens noch ein bis zwei Wochen in der Krankenstation bleiben sollen, er sah so müde und ausgezerrt aus, doch er wusste, was ihn so zur Eile getrieben hatte. Er biss sich leicht auf die Unterlippe. Lavi hatte viel auf sich genommen, um hierher zurück zu kommen. Vielleicht zu viel.

„Komui.. wie, wie geht es Yu? Ist er okay?“

Bei Lavis Besorgnis verkrampfte sich sein Magen.

„Lavi.. ich.. wie soll ich dir das nur sagen? Kanda.. Kanda ist nicht mehr der, für den du ihn hältst. Er..hat sich verändert. Seitdem du weg bist, hat er sich so sehr verändert. Du wirst ihn nicht mehr wieder erkennen.. Lavi ich, es tut mir so leid. Ich konnte nichts tun.. ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte, was ich tun konnte.“

Verständnislos schaute der Rotschopf ihn an.

„Wie.. wie meinst du das? Ich verstehe nicht Komui..Ich-“

Mit einem lauten Knall sprang die Tür auf. Komui sowie Lavi zuckten zusammen. Beide warfen einen Blick zur Tür, in der Kanda stand.
 

Lavi gefror das Blut in den Adern, als er Kanda sah. Doch eigentlich war der, der vor ihm stand nicht Kanda. Seine Augen waren so kalt, es war kein Vergleich zu seiner früheren Kühle. Blanker Hass, blanker Hass und Kampfeswut war das einzige, was von dem Schwertkämpfer ausging. Doch bevor er etwas sagen konnte, ging Kanda, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei und warf Komui seinen Bericht auf den Tisch.

„Nächste Mission!“ Kandas Stimme war befehlend.

Komui schaute einen Moment zu Lavi rüber, als ob er ihm sagen wollte: Genau das habe ich gemeint! , dann wandte er sich jedoch wieder Kanda zu.

„Du bist früher zurück als gedacht. Doch ich habe im Moment keine weiteren Missionen mehr Kanda. Du wirst dich noch etwas gedulden müssen. Sobald sich etwas ergibt, werde ich es dich wissen lassen. Du solltest dich ausruhen.. du bist schon seit Tagen rund um die Uhr unterwegs.“

„Sei still Komui! Du bist nur da, um Missionen auszuteilen, verstanden?!“

Schwer seufzend schüttelte Komui ratlos den Kopf, während Lavi Yu ungläubig anstarrte.

Wer, wer war das da vorne bloß? Es war nichts, nichts mehr von dem Yu da, was er geliebt hatte. Das hier war ein völlig anderer Mensch. War das da vorne überhaupt noch ein Mensch?

„Yu...“

Mit einem Ruck drehte sich Kanda zu ihm um.

„Wer bist du, dass du es wagst, mich mit meinem Vornamen anzusprechen?!“ keifte er ihn an und Lavi zuckte zusammen.

„Aber.. aber ich bin es doch Yu.. Lavi..“

„Tz.. ich kenne dich nicht! Komui, sag mir Bescheid, wenn du eine neue Mission hast!“

Lavi bekam einen letzten kalten Blick zugeworfen, ehe Yu das Büro einfach verließ. Er wollte ihn aufhalten, doch er konnte seinen Körper nicht bewegen.

„Es tut mir so leid Lavi.. das meinte ich vorhin mit meinen Worten. Er.. er hat dich vergessen. Er hat alles was mit dir zu tun hat, vergessen. Verzeih mir.. ich konnte nichts tun.“

Es war das erste Mal, das erste Mal seit all diesen langen schmerzhaften Monaten, dass Lavi weinte.

Er fiel auf die Knie und weinte.
 

It´s not we were fighting for

we were trying for

It´s not we were crying for

we were dying for
 

Komui sprang auf und eilte zu Lavi rüber. Er konnte sich vorstellen, was das für ein Schock für ihn sein musste. Nach allem, nach allem was auch er durch gemacht hatte.

„Lavi...“

Er brauchte einige Minuten, um Lavi soweit zu beruhigen, dass er aufstehen konnte. Sicherheitshalber brachte er ihn auf die Krankenstation, wo sich Lavi erst einmal etwas von den Strapazen der Reise erholen sollte. Er verließ den Raum, in dem Lavi lag, doch konnte er draußen noch lange sein Weinen hören. Komui wünschte sich, dass er etwas tun könnte. Wenigstens etwas.
 

Seitdem du nicht mehr bei mir bist,

fällt mir das Atmen schwer.

Erinnerungen überrollen mich.

Mein Herz hat immer einen Platz zum verstecken gesucht

und diesen Platz bei dir gefunden.

Wenn ich mein Auge schließe,

sehe ich nur dich.

Immer nur dich
 

Mit leerem Blick schaute Lavi die Decke an. Irgendwann waren seine Tränen getrocknet, er fühlte sich ausgelaugt und komplett leer. In ihm war nichts, nichts mehr. Alles, alles was ihn das letzte halbe Jahr am Leben gehalten hatte, ihn immer weiter getrieben hatte, lag zerbrochen am Boden. Tausende von Scherben, die man nicht mehr zusammensetzen konnte.

Yu hatte ihn vergessen. Das war noch schlimmer, als von ihm gehasst zu werden. Wie sollte es nur weitergehen? Yu hatte ihn vergessen, all ihre Erinnerungen, alles was sie verband. Er war zu spät gekommen. Viel zu spät.

Aus der Leere heraus geboren, wurde unbändige Wut. Er ballte seine Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Bookman, das war alles Bookmans schuld. Er war ein Mörder, ein eiskalter Mörder. War es denn das was er gewollt hatte? Hatte er sie beide zerstören wollen?

Aber das würde er nicht zulassen, diesen Sieg würde er Bookman nicht überlassen. Yu hatte ihn vielleicht vergessen, aber er ihn nicht. Er hatte Yu nicht vergessen und er liebte ihn noch immer. Er würde nicht so einfach aufgeben. Er würde kämpfen und den Yu, den er lieben gelernt hatte, zurückholen.
 

The battle is lost

but not the war
 

Obwohl alles in Lavi danach schrie, Kanda zu sehen, zwang er sich, etwas zu schlafen. Er musste selber erst wieder ruhiger werden und er wollte erst noch einmal mit Komui reden, ehe er zu Kanda gehen würde. Die Sehnsucht quälte ihn ein wenig, denn Kanda war so nah und doch so unendlich weit weg, aber irgendwann fand er den Schlaf, den er so dringend brauchte.

Als er nach Stunden wieder erwachte, fand er Komui neben seinem Bett. Dieser lächelte ihn matt an und knetete etwas seine Hände.

„Lavi.. ich..“

„Schon okay Komui.. es ist nicht deine schuld. Ich.. ich werde das schon irgendwie hinbekommen. Ich werde uns Yu zurückholen, komme was wolle. Also sei nicht mehr traurig, okay? Ich habe ihn noch nicht aufgegeben.“

Lavi konnte sehen, dass Komui über seine Worte erleichtert war. Sicher war es auch für ihn nicht so einfach gewesen.

„Danke Lavi...“

Der Rothaarige setzte sich in seinem Bett etwas auf und seufzte kurz, schaute dabei in seinen Schoß.

„Sag.. Komui.. wie ist er zu dem geworden? Was ist all die Zeit passiert, als ich nicht da war?“

Für einen Moment Schweigen, dann Seufzen.

„Viel kann ich dir nicht sagen. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass du gegangen bist, konnte keiner mehr zu ihm durchdringen. Er hatte sich in seinem Zimmer eingesperrt und man hat ihn Wochen nicht gesehen. Ich habe alles versucht, um mit ihm zu reden, aber ich stand immer vor verschlossener Tür. Und keines meiner Worte schien ihn durch diese zu erreichen. Es war hoffnungslos. Eines Tages stand er dann plötzlich vor mir, so, wie du ihn heute kennen gelernt hast. Das einzige, was für Kanda noch zählt, ist das Kämpfen. Ist er nicht auf Mission, dann trainiert er. Das hat er früher zwar auch getan, aber nicht in so einem Ausmaß. Eigentlich kehrt er hauptsächlich hierher zurück, um eine neue Mission zu erhalten, um dann nur wieder zu gehen. Das hier.. das hier ist nicht mehr sein zu Hause, seitdem du weg bist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Akuma er getötet hat. Mission über Mission, Kampf über Kampf. Das ist alles. Mehr interessiert ihn nicht. Er lebt nur noch um zu kämpfen, obwohl man das doch kein Leben nennen kann. Ich bete.. ich bete wirklich, dass du ihn zurückbringst. Du bist seine einzige Hoffnung, Lavi. Du weißt nicht wie sehr ich mir gewünscht habe, dass es wie früher war. Es war schön zu sehen, dass ihr neben dem Kämpfen noch etwas hattet, wofür es sich zu Leben lohnte. Es hat mich glücklich gemacht, euch zusammen zu sehen. Ihr hattet es verdient. Ihr hattet es wirklich verdient, glücklich zu werden.“

Lavi konnte nicht verhindern, dass ihm Komuis Worte Tränen in das Auge steigen ließ.

„K-Komui.. er fehlt mir so.. er fehlt mir so schrecklich..!“

„Shh.. schon gut. Ich weiß Lavi, ich weiß..“

Ohne Widerworte ließ er sich in Komuis Arme schließen und flehte, dass dieser Schmerz verstummen würde. Er weinte und flehte, dass sein Vorhaben gelingen würde.

Er wollte ihn zurück. Er wollte ihn doch nur zurück.
 

Do you remember the time we were alive?

Do you remember that?

Do you remember that?
 

Erst am nächsten Morgen fühlte sich Lavi kräftig genug, um mit Kanda zu reden. Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, dennoch schmerzte ihn allein schon der Gedanke, dass Kanda ihn wahrscheinlich wieder abweisen würde. Auch hatte er Angst, Angst dieser Person entgegen zu treten, er wollte nicht mehr von ihr sehen. Denn das war nicht Yu. Nicht der wahre Yu.

Mit einem flauen Gefühl in seinem Magen stand er vor dem Zimmer des Schwertkämpfers. Als er seine Hand hob, um zu klopfen, merkte er, dass sie zitterte. Kurz biss er sich auf die Unterlippe, doch dann nahm er seinen Mut zusammen und klopfte zweimal kurz und einmal lang. So hatte er immer an Kandas Tür geklopft.

Es dauerte einige Momente, bis ihm die Tür geöffnet wurde. Mit kaltem Blick musterte Kanda ihn.

„Was willst du?“ raunte er und dieser schroffe Ton ließ Lavi innerlich zusammen zucken.

Doch was ihn noch mehr verschreckte war das Zimmer, in das er an Kanda vorbei schauen konnte.

Es ähnelte mehr einem Schlachtfeld als einem Zimmer, alles war zerstört, selbst das Bett und er fragte sich, wie Yu denn nur in so einem Zimmer schlafen konnte. Yu hatte doch früher immer so gerne geschlafen und er hatte ihm dabei immer Stunden zugesehen. Am schönsten war es, wenn Yu einfach mitten am Tag in seinen Armen eingeschlafen war. Aber selbst das Schlafen schien der Schwarzhaarige aufgegeben zu haben, denn in so einem Zimmer konnte man doch einfach nicht zur Ruhe kommen.

„Mit dir reden..Yu...“

Bevor er reagieren konnte, hatte Kanda ihn am Kragen gepackt und drückte ihn nun gegen den Türrahmen.

„Wenn dir dein Leben lieb ist, dann nenne mich nie wieder so.. haben wir uns verstanden?!“

Er wurde noch einmal gegen den Türrahmen gestoßen, ehe er achtlos zu Boden geworfen wurde. Mühselig und mit schmerzverzerrtem Gesicht, setzte er sich wieder auf. Kanda sah auf ihn herab, als wäre er nicht mehr als Ungeziefer. Alles was Yu gerade getan hatte, fühlte sich für ihn an, als würde man ihm jedes Mal ein Messer in die Brust rammen. Der Schwertkämpfer wandte sich ab und verschwand wieder in seinem Zimmer, ließ es sich aber anscheinend nicht nehmen, Lavi zu zeigen, wie wütend er war, denn die Tür wurde so fest zugeknallt, dass er für einen Augenblick gedacht hatte, sie würde zerbarsten. Aber so schnell wollte Lavi noch nicht aufgeben. Er stand auf und klopfte wieder an die Tür, dieses Mal energischer.

„Nein! Ich werde dich weiterhin Yu nennen! Denn vor langer Zeit hast du es mir erlaubt! Verdammt Yu, erinnere dich! Erinnere dich an unsere gemeinsame Zeit! Bitte! Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, aber ich bin zurück gekommen, nur wegen dir! Mach die Tür auf und lass mich das alles erklären.. Yu.. Yu-chan. Glaube mir doch bitte. Ich bin nur wegen dir hier.. ich liebe dich Yu.“

Lavi lehnte seinen Kopf gegen die Tür und presste die Lippen aufeinander. Von der anderen Seite kam keine Reaktion, aber Lavi war sich sicher, dass Yu ihn gehört hatte.

„Du fehlst mir...Yu..“
 

Where were you

When everything was falling apart?

Where were you, where were you?

You`re a little late, I`m already torn

Just a little late

In the end

Everyone ends up alone
 

Es war seltsam, aber die Worte lähmten ihn. Er konnte sich nicht rühren, egal wie sehr er es wollte.

Diese Stimme, dieser Blick vorhin. Es wirkte so vertraut. Alles wirkte so vertraut. Yu merkte, dass sein Herz raste, zuerst dachte er, es wäre vor Wut gewesen, aber nun war er sich nicht mehr so sicher. Oh, er hasste diesen Mann, tiefer Hass kam immer und immer wieder in ihm hoch, wenn er nur an ihn dachte. Doch da war noch mehr. Ein undefinierbares Gefühl, dass er nicht kannte und ein Gefühl der Warnung. Irgendetwas war mit diesem Rothaarigen, irgendwie stand er in Verbindung mit ihm, aber alles in ihm warnte ihn davor, dies zu ergründen. Denn hinter dieser Warnung konnte er einen bitter süßen Schmerz fühlen. Yu fragte sich, woher er kam. So plötzlich. Er wusste, wenn er nicht mehr von diesem Schmerz spüren wollte, dann durfte er sich nicht erinnern. Wenn er sich schützen wollte, dann musste er sich von ihm fern halten. Lavi war nicht gut für ihn, ja, Lavi war nicht gut ihn.
 

Nachdem Stunden vergangen waren, öffnete Yu die Tür und trat hinaus, um noch einmal zu Komui zu geben. Er war schon über einen Tag hier, es musste doch mittlerweile irgendeine Mission für ihn geben, er wollte nicht noch länger in diesem Gefängnis bleiben. Jedoch saß neben seiner Tür der Rothaarige, der sich anscheinend die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt hatte.

„Yu.. bitte, lass uns reden!“ begann dieser sofort wieder auf ihn einzureden. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten.

„Lass mich ein für alle Mal in Ruhe!“

Er stieß ihn beiseite, denn Lavi war zuvor aufgestanden und hatte sich ihm in den Weg gestellt. Dieser Exorzist war wirklich eine Plage, konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen, wie alle anderen auch? Er hatte noch keinen hier getroffen, der sich nicht vor ihm fürchtete, aber dieser Rotschopf bildete die goldene Ausnahme. Er ließ sich anscheinend nicht einschüchtern und war hartnäckig wie kein anderer. Selbst als er sich auf den Weg zu Komui machte, lief er ihm hinterher und versuchte es vom neuen.

„Ich gebe dich nicht auf! Hörst du? Ich weiß, dass ich irgendwo da bin, irgendwo in dir Yu! Du musst dich erinnern! Erinnere dich daran, was wir mal hatten, wer wir mal waren..“

Vor Komuis Tür blieb Kanda stehen und funkelte Lavi an. Doch dieser zuckte noch nicht einmal zusammen, sondern blickte ihn mit einem unbeschreiblichen Schmerz an.

„Du warst immer anders als die anderen, irgendwie speziell. Du hattest deinen eigenen Kopf.. und jetzt? Jetzt scheinst du wie eine Maschine zu sein. Das bist du nicht Yu! So bist du nicht! Ich kenne dich.. früher warst du gefährlich und schnell, unberechenbar, ungebrochen.. gefällst du dir so wirklich? So wie du jetzt bist, hast du aufgegeben...“

Yu holte aus und verpasste dem Rothaarigen einen so kräftigen Schlag, dass er zu Boden fiel und einige Meter über diesen schlitterte. Blut lief aus einer Platzwunde an der Stirn und tropfte zu Boden, während er versuchte, sich wieder aufzurichten. Dieses Bild machte ihn wütend und traurig zugleich. Er ging auf Lavi zu und verpasste ihm einen Tritt in den Magen, sodass er erneut zu Boden ging und vor Schmerzen aufstöhnte.

„Ich weiß nicht wer du bist, aber ich hasse dich.. ich verabscheue dich! Kommst du mir noch einmal zu nahe, dann bringe ich dich wirklich um!“

Dies war keine Drohung, dies war ein Versprechen.

IX

Vier Stufen
 

Es beginnt mit Bitterkeit.

Bitterkeit, die sich in dein Herz schleicht und es langsam einnimmt, ohne dass du es so wirklich wahrnimmst.

Und wenn du es bemerkst, dann ist es meistens schon zu spät.

Denn aus Bitterkeit wird Enttäuschung, Frustration, und zu guter Letzt Selbsthass.

Das sind die vier Stufen zur Zerstörung deines Selbst.
 

Bitterkeit, Enttäuschung, Frustration, Selbsthass
 

Wenn du den bitteren Geschmack auf deiner Zunge spürst, hast du das Gefühl,

andere und dich selber zu enttäuschen.

Die Enttäuschung legt einen grauen Schleier über deine Augen.

Für alles was passiert machst du dich verantwortlich.

Alle Fehler liegen bei dir, alles ist deine Schuld.

Alles versinkt im grauen Nebel, du fühlst dich verloren und dieser Zustand lässt die Frustration aufkeimen.

Wenn sie erblüht ist, ist grau zu schwarz geworden.

Du kannst dich selbst nicht mehr sehen.

Dann steigt ungewohnter Hass in dir auf.

Du verabscheust dich, beginnst dein Äußeres zu hassen,

beginnst, dein Inneres zu hassen, bis du dich zerstörst.
 

Dann bist du Nichts.

Dann bist du tot.
 

Lavi kniff kurz sein Auge zu, doch dann nahm er sich zusammen und rappelte sich auf. Es war, als hätten seine Worte keine Wirkung gezeigt. Er war nicht zu ihm durchgedrungen. Das einzige, was Yu ihm entgegen brachte war reinster Hass und Abscheu. Er fragte sich, ob Yu überhaupt wusste, wie sehr seine letzten Worte ihn verletzten. Er musste alle Mühe aufbringen, nicht einfach los zu weinen. Er musste jetzt stark sein, für sich, für sie beide, aber vor allem für Yu. Denn obwohl er vor ihm stand, konnte er in Kandas Augen kein Leben sehen. Vor ihm stand jemand, der nicht mehr wirklich am Leben war. Nur noch der Hass schien diesen Körper zu bewegen, diesen Körper, den er einst so geliebt hatte und noch immer liebte. Doch wo war nur die Seele, das Herz? Wohin waren sie nur verschwunden..?

Kanda drehte sich ohne ein weiteres Wort um und betrat dann auch Komuis Büro. Lavi schaute ihm einen Moment nach und wischte sich dann ein wenig das Blut aus dem Gesicht, ehe er dem Schwertkämpfer einfach folgte.

„Hast du eine Mission?“

„Kanda.. willst du dich nicht lieber noch etwas ausruhen? Hast du überhaupt etwas gegessen? Oder geschlafen?..Ich-Lavi! Was ist mit dir passiert?!“

Komui sprang besorgt auf und kam zu ihm geeilt. Lavi seufzte kurz, doch dann lächelte er beschwichtigend.

„Das ist nicht so schlimm.. alles okay Komui. Ich war nur etwas ungeschickt. Das ist echt nichts. Aber ich habe einen Vorschlag. Wenn du dir Sorgen um Kanda machst, dann lass mich doch mitgehen. Ich bin schließlich auch ein Exorzist. Ich werde ihm helfen.“

Lavi konnte Kandas tödlichen Blick auf sich spüren.

„Nein! Ich gehe alleine!“

Komui seufzte und schien einen Moment lang zu überlegen, er sah nicht gerade begeistert von der Idee aus und Lavi glaubte, dass das daran lag, dass er noch immer und Dank Kanda wieder verletzt war. Dennoch nickte der Leiter der Black Order.

„Kanda, ich lasse dich nur gehen, wenn Lavi mitkommt. Ansonsten bleibst du hier. Alleine ist es zu gefährlich und ich dulde keine Widerrede!“

Komuis Stimme war schneidend, so hatte Lavi ihn noch nie reden hören. Doch in dem Zustand, indem Yu sich gerade befand, war es wohl die einzige Möglichkeit. Anders würden die Worte wohl nicht zu ihm durchdringen.

Lavi sah zu Yu rüber, der innerlich vor Wut zu kochen schien. Es war eindeutig, dass Komui in Gedanken gerade tausend Tode starb, während er abwog, was wohl schlimmer war. Hier sein, oder Lavi mitnehmen.

„Wenn es sein muss..“ knurrte er.

Komui nickte Lavi kurz zu, dann setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch.

„Ein Heer Akuma wurde in der Nähe eines Dorfes gesichtet. Sie werden sicher bald angreifen. In einer halben Stunde brecht ihr auf. Nun geht, bereitet euch vor. Und Lavi? Krankenstation.“

Der Rothaarige gab keine Widerworte, er nickte nur und schenkte Komui zum Dank ein kleines Lächeln. Er war sich sicher, dass der Leiter der Black Order verstanden hatte, wieso er so dringend mit wollte. Kanda hätte sicher auch alleine gehen können, aber das hier war vielleicht die Chance, ihn wieder zurückzuholen. Sie beide wussten, dass es ein Risiko war, er war noch nicht bei voller Kraft, zehrten einige Wunden noch immer an ihm und Kandas Schlag war auch nicht gerade ohne gewesen, genauso wie sein Tritt. Sein Kopf hämmerte immer noch unaufhörlich, aber solange er Yu wieder bekam, war es das wert, genauso wie das Risiko, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Für Yu, für seinen Yu, würde er alles tun.

Lavi folgte dem Schwarzhaarigen aus Komuis Büro und schloss die Tür. Kurz darauf wurde er am Kragen gepackt und hart gegen die Wand gedrückt.

„Nenne mir nur einen guten Grund, wieso ich dich nicht auf der Stelle umbringen sollte?!“

Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt Lavi dem kalten Blick stand, der ihn zu durchbohren drohte.

„Weil du mich irgendwo, tief in dir, noch liebst, deswegen Yu.“

Bevor der Schwertkämpfer irgendetwas sagen oder tun konnte, packte Lavi ihn nun seinerseits am Kragen, jedoch nur, um ihn nach so langer Zeit endlich wieder zu küssen. Wie er diese Lippen vermisst hatte.

Aber lange konnte er dieses Glücksgefühl nicht andauern lassen, denn wenn er den Kuss zu lange anhielt, würde Kanda aus seiner Starre und seinem Schock erwachen und für heute hatte er wirklich genug Prügel eingesteckt.

So ließ er ihn los und ging ohne noch ein Wort zu sagen Richtung Krankenstation. Er konnte nicht sehen, wie Kanda entgeistert einige Momente regungslos dort stehen blieb, dann aber mit so einer Wucht gegen die Wand schlug, dass sie einen Riss bekam und seine Knöchel zu bluten anfingen.
 

How long, how far do I need to go

til your splinted heart open up for me again?
 

Nach einer halben Stunde kam Lavi bei der Arche an. Er hatte ein dickes Pflaster auf der Stirn, doch er hatte Glück gehabt, die Wunde hatte nicht genäht werden müssen. Noch ein paar Schmerzmittel, dann war er auch schon wieder entlassen worden.

Wie er es erwartet hatte, stand Kanda schon an ihrem Treffpunkt und funkelte ihn hasserfüllt an. Ein Blick, an den sich Lavi nicht mehr gewöhnen konnte. Kanda drehte sich weg und machte sich dann auch schon auf den Weg, und während er ihm folgte, strich er sich einmal gedankenverloren über die Lippen. Wann würde er sie wieder spüren können?

Als sie durch die Arche traten, fanden sie sich auf einer Hügellandschaft wieder. Lavi ließ seinen Blick schweifen, links von ihnen sah er einige Rauschschwaden und schwache Umrisse von Gebäuden, das musste das Dorf sein von dem Komui geredet hatte. Rechts von ihnen prangte ein Wald auf. Er wirkte dunkel und unheimlich, so, als hätte jemand ein schwarzes Tuch über ihn gelegt. Es schauderte Lavi bei diesem Anblick.

Ansonsten sah er überall nur kleine bewachsene Hügel, soweit das Auge reichte. Die Sonne war gerade dabei, hinter einem dieser Hügel unterzugehen, bald würde die Nacht anbrechen und sicher würden die Akuma sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ein wenig unruhig glitten seine Finger über den Hammer, den er an der Seite trug, während sein Blick sich wieder auf den Wald geheftet hatte. Dieses Unheil, welches er ausstrahlte, konnte doch nur von einer Horde Akuma kommen. Er atmete einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Dann schaute er zu Yu rüber. Dieser schien alles andere als beunruhigt zu sein, ganz im Gegenteil. Er war voller Vorfreude. Seine Augen blitzten kurz vor Kampfeslust auf und ein kaltes Grinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt. Genüsslich zog er Mugen aus seiner Scheide und wartete voller Ungeduld auf die Ankunft der Akuma. Dieser Anblick machte Lavi noch mehr Angst als der gruselige Wald.

„Na los, worauf wartet ihr? Kommt endlich heraus!“ schrie der Schwertkämpfer dem Wald entgegen und in den ersten Momenten geschah nichts, doch dann war Gelächter zu hören und nach und nach strömten Akuma aus dem Wald. Sie schienen belustigt zu sein, dass sich doch wirklich nur zwei ihnen entgegenstellten.

Lavi schluckte bei der Menge, die aus dem Wald kam, während er hastig seinen Hammer zog. Yu aktivierte, noch immer grinsend, seine Innocence und bevor überhaupt alle aus dem Wald gekommen waren, hatten seine Hölleninsekten die ersten getötet. Im nächsten Augenblick war er auch schon in der Menge der Akuma verschwunden. Für einen Augenblick war sich Lavi nicht sicher, vor wem man mehr Angst haben musste, vor Yu oder den Akuma? Doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen, denn die ersten Geschosse flogen auf ihn zu, die er mit seinem größer werdenden Hammer abwehrte. Noch einmal holte er tief Luft, dann stürmte auch er in das Heer.
 

Er wusste nicht, wie lange sie schon kämpften, oder wie viele Akuma seinem Hammer erlegen waren, doch es schien einfach kein Ende zu nehmen. Er keuchte und wischte sich den Schweiß weg, ehe er zur Seite sprang, um einem Geschoss auszuweichen. Er merkte, dass ihn langsam seine Kräfte verließen, aber die Anzahl ihrer Feinde schien nicht abzunehmen. Wie lange würde er noch durchhalten? Er lief einen Hügel hoch, um sich einen besseren Blick über die Lage zu verschaffen und nach Yu zu sehen. Er wusste, dass er unwahrscheinlich stark war, dennoch sorgte er sich um Kanda. Als er oben ankam, konnte er den Schwertkämpfer sofort erblicken und ihm stockte für einen Moment der Atem. Er hatte gedacht, dass er schon viele getötet hatte, doch Kandas Schlachtfeld hatte fast die doppelte Größe. Und noch immer umzingelten ihn die Akuma, Massen mehr, als sie es bei ihm getan hatten. Kandas Hass und Stärke schienen sie anzuziehen.

Yu war von Blut besudelt und Lavi konnte noch nicht einmal sagen, ob es Kandas Blut oder das der Akuma war. Er hoffte, das Letztere. Aber was ihn am meisten schockierte, war, wie Yu kämpfte, die Art und Weise. Es war ein Prozess des Zerstörens, er konnte es ganz deutlich sehen. Yu kämpfte nicht, um zu beschützen, um zu leben, er kämpfte, um sich endgültig zu zerstören. Mit jedem Kampf den er führte, tötete er ein Stück von sich selbst. Eine gefühlslose Hülle ohne Herz. Die Zerstörung der Seele. War er doch zu spät gekommen? Hatte er Kanda endgültig verloren?

Er biss sich auf die Unterlippe und ballte die Hände zu Fäusten.

Ein Countdown der Zerstörung. Bei welcher Stufe war er angekommen? Wie viele Kämpfe waren es noch bis zur kompletten Selbstzerstörung? Aber noch durfte nicht alles zu spät sein. Es musste noch einen Funken Leben in ihm stecken. Lavi schwang seinen Hammer und rannte zu dem Kampffeld, immer auf Yu zu, dabei Akuma in den Tod reißend. Neue Kraft war in ihm aufgekeimt, denn er musste Yu unbedingt beschützen. Er konnte nicht zulassen, dass Kanda sich wirklich selbst zerstörte. Er musste es verhindern, irgendwie.

„Yu! Yu hör auf! Bitte, bitte zerstöre dich nicht selber! Gib noch nicht auf! Ich weiß, dass du schreckliches durchgemacht hast, dass du dich verloren hast und dass es weh tut! Aber du musst dich dennoch erinnern! Erinnere dich, wie es war, wie du warst! Was wir gemeinsam hatten! Ich weiß, ich habe mein Versprechen gebrochen, dich nicht alleine zu lassen!“

Mittlerweile war Lavi bei Yu angekommen.

„Aber ich habe dir auch versprochen, dich für immer zu lieben, und das tue ich immer noch! Ich wollte dich nie alleine lassen!“

Das Feuersiegel brach durch die Reihen der Akuma, gefolgt von Hölleninsekten.

„So wie du jetzt bist, ist es, als wärst du schon Tod! Aber darauf wartest du doch eigentlich nur, oder? Bis es endgültig so weit ist! Aber das werde ich nicht zulassen! Wenn du gehst, dann gehe ich mit dir, ohne dich hat auch mein Leben keinen Sinn mehr!“
 

He will never die alone

He will never die alone
 

Mittlerweile flüchteten einige Akuma, denn es fielen immer mehr in ihren eigenen Reihen. Dennoch waren noch genug hier, um ihnen das Leben schwer zu machen. Lavi musste unter allen Umständen verhindern, dass Yu weiter so kämpfte. Er musste ihn vor sich selbst und dieser Welt beschützen. Dieses ganze Kämpfen war doch Wahnsinn.

Plötzlich wurde er zur Seite gestoßen, was ihn zu Boden gehen ließ. Erschrocken schaute er auf und konnte Kanda vor sich stehen sehen. Durchbohrt von Geschossen.

„Nein.. Nein! Yu!“

Lavi rappelte sich wieder auf, doch bevor er Yu erreichte, stürzte sich dieser wieder in die Schlacht.

Solange noch ein Funken Wille und Kraft in dir herrscht, kannst du kämpfen! Schoss es Lavi durch den Kopf als er sah, wie Yu mit seiner letzten Kraft einen Akuma nach dem anderen niederstreckte und dabei eine Blutspur hinterließ. Tränen stiegen in sein Auge. Solange er noch einen Funken Kraft hatte, würde Yu nicht aufhören zu kämpfen. Und mit solchen Wunden würde er sterben. Wenn der Kampf nicht aufhörte, würde er ihn verlieren.

Mit nie da gewesener Intensität tötete er einen Akuma nach dem anderen. Er würde das verhindern. Er würde Yu nicht sterben lassen, nicht so.
 

Lavi keuchte schwer, doch endlich, endlich waren alle Akuma vertrieben. Aber er hatte keine Zeit sich auszuruhen. Schnell sah er sich nach dem Schwertkämpfer um, denn er hatte ihn zeitweise im Kampf aus dem Auge verloren. Nicht weit von ihm entfernt konnte er ihn erblicken, wie er gekrümmt auf den Boden lag, mit neuen, zahlreichen Wunden. Kanda zog scharf die Luft ein und versuchte dann, sich wieder aufzurappeln.

„Yu! Verdammt Yu, was tust du da? Bleib liegen!“ rief Lavi erschrocken und eilte zu ihm.

„K-klappe..einige..sind..ent..wischt!“

Lavi konnte es nicht fassen. In dem Zustand wollte er ihnen hinterher? Der Kampf war doch vorbei. Sie hatten sie geschlagen, auch wenn einige geflohen waren, doch dieser Kampf war gewonnen. Aber Kandas, Kandas Kampf schien noch immer nicht zu Ende zu sein.

Vorsichtig hob er Yu an.

„Yu.. der Kampf ist vorbei. Er ist zu Ende, hörst du? Du musst nicht mehr kämpfen. Du musst nicht mehr kämpfen... hör auf.. und komm zur Ruhe. Es gibt jetzt keinen Grund mehr für dich zu kämpfen.“
 

In your head, they are still fighting

In your head, they are still dying

It´s in your head

It´s all in your head

X

Bring me to life

Frozen inside without your touch

without your love

Wake me up!

Save me..

Save me from the darkness

Save me from the nothing

Bring me to life
 

Er konnte eine Stimme hören, die ihn rief. Er kannte diese Stimme, sie war ihm vertraut. Etwas in ihm sagte ihm, dass er sich auf diese Stimme einlassen sollte. Hatte er sie nicht gesucht? Genau diese Stimme? Verschiedene, undeutliche Bilder schossen ihm durch den Kopf. Er konnte eine Person erkennen, schwach sah er, wie sie lächelte, ihn anlächelte. Ihm wurde ganz warm dabei.

Ich liebe dich

Nur wegen dir bin ich zurückgekommen

Ich habe dir versprochen, dich für immer zu lieben

Yu

So bist du nicht

Ich kenne dich

So wie du jetzt bist, hast du aufgegeben

Du musst nicht mehr kämpfen

Ich liebe dich
 

Langsam öffnete Kanda die Augen und brauchte einen Moment, um klar zu sehen. Dennoch war das erste, was er richtig wahrnahm, die Wärme, die seine linke Hand umschloss.

„Yu.. endlich.. endlich bist du wieder wach!“

Er wandte den Kopf nach links, folgte der Richtung der Stimme. Ein besorgtes, aber zugleich erleichtertes Gesicht blickte ihn an. Er sah das Lächeln, welches er in seinem Traum gesehen hatte.

Ein leichter Druck an seiner linken Hand.

„Ich hatte solche Angst um dich.. für einen Moment dachte ich, ich hätte dich verloren.. oh Yu.. ich bin so froh..“

Er weinte, wieso weinte er? Wieso lächelte er denn nicht mehr? Es machte ihn traurig, ihn so zu sehen. Er brauchte einige Momente, um seinen Arm heben zu können. Etwas unbeholfen berührten seine Finger die feuchte Wange. Er wollte dieses Gesicht wieder lächeln sehen. Es war so kalt gewesen, all die Zeit. So schrecklich kalt. Aber dieses Lächeln, dieses Lächeln erinnerte ihn an eine Wärme, die er schon vergessen geglaubt hatte. An eine Wärme, die er mal gespürt hatte. Er wollte sie wieder haben. Er wusste, dass er sich auf einer langen und dunklen Reise befand, nicht sicher, ob er sein Ziel schon erreicht hatte. Wegen dieser Reise war er sehr müde, unendlich müde. Aber er wollte zurück, endlich zurück. Er wollte nach Hause. Zu Hause hatte immer jemand auf ihn gewartet. Jemand wartete auf ihn.

Er merkte, wie ihn die Kraft in seinem Arm verließ. Doch bevor sich seine Finger ganz von der Wange lösten, wurden sie ergriffen.

„Yu.. bitte, bitte komm zurück! Komm zurück zu mir.. gib noch nicht auf! Bitte, ich liebe dich doch.. ich liebe dich doch noch immer.. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus..!“

Noch mehr Tränen. Jemand, der auf ihn wartete. Da war jemand, der auf ihn wartete. Er schloss seine Augen.
 

I want you so much to open your eyes

Cause I need you to look into mine

Tell me, that you open your eyes
 

Lavi sah für einen Moment hinaus, als die Sonne zum vierten Mal aufging, ohne dass Yu die Augen geöffnet hatte. Sachte strich er mit dem Daumen über die kühle Handfläche des Schwertkämpfers. Obwohl schon viele von Kandas Wunden geheilt waren, öffnete er einfach nicht die Augen. Irgendwie hatte er Angst, dass Yu nie wieder aufwachen würde. Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte leicht den Kopf. Daran durfte er gar nicht erst denken. Yu würde irgendwann wieder aufwachen, ganz sicher. Doch was war danach? Was sollte er tun, wenn er noch immer nicht wie früher war? Was sollte er ihm sagen? Wie würde er ihn wieder ins Leben zurückholen können?

Aber jetzt war sich Lavi ganz sicher. Es war noch nicht zu spät. Noch musste irgendwo ein Funken Leben in ihm stecken, den es zu entfachen galt. Sonst hätte er ihn nicht beschützt, sonst hätte Kanda ihn einfach durch die Geschosse der Akuma sterben lassen.

Er seufzte leise und ließ seinen Blick noch einmal durch das kleine Zimmer schweifen, indem sie beide schliefen. Da er darauf bestanden hatte, hatte man seine Strohmatte zu Kandas gelegt, damit er bei ihm bleiben konnte. Yu hatte auf dem Schlachtfeld das Bewusstsein verloren, weswegen er ihn mit letzter Kraft ins Dorf getragen hatte. Glücklicherweise wurden sie herzlich empfangen und versorgt. Dies war nun vier Tage her. In diesen vier Tagen hatte er kaum geschlafen oder das Zimmer verlassen.

Ein kurzes Zucken von Kandas Hand riss ihn aus seinen Gedanken und voller Hoffnung schaute er ihn an. Und tatsächlich, Yu öffnete langsam seine Augen.

„Yu.. endlich.. endlich bist du wieder wach!“

Lavi war so erleichtert, dass Kanda endlich die Augen öffnete. Sachte drückte er die Hand des Schwertkämpfers während er lächelte.

„Ich hatte solche Angst um dich.. für einen Moment dachte ich, ich hätte dich verloren.. oh Yu.. ich bin so froh..“

Er wusste nicht wieso, aber als Yu ihn aus seinen dunklen Augen so anblickte, ohne Hass, ohne Abscheu, kamen ihm einfach die Tränen. Die Sehnsucht nach dem alten Yu zerriss ihn fast. Er kniff sein Auge zu und wollte sich gerade die Tränen wegwischen, als er plötzlich Kandas kalte Finger an seiner Wange spürte. Er schaute ihn an und noch mehr Hoffnung keimte in ihm auf. Konnte es wirklich sein? Konnte es wirklich sein, dass Yu zurückkehrte? Er spürte, wie Kanda die Kraft zu verlassen schien, weswegen er seine Hand mit seinen beiden Händen ergriff und sie gut festhielt. Behütet wie einen kostbaren Schatz.

„Yu.. bitte, bitte komm zurück! Komm zurück zu mir.. gib noch nicht auf! Bitte, ich liebe dich doch.. ich liebe dich doch noch immer.. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus..!“

Kandas Antlitz verschwamm unter einem neuen Schwall von Tränen und als er endlich wieder klar sehen konnte, war Yu schon wieder eingeschlafen.

„Yu-chan..“

Vorsichtig beugte er sich zu ihm herunter, die Hand noch immer umklammert und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Gib nicht auf.. und komm zurück zu mir..“
 

Come and hold my hand

I want contact the living
 

Als er das zweite Mal erwachte, hatte er das Gefühl, diese lange Reise endlich hinter sich gebracht zu haben. Ihm kam alles was passiert war so unecht vor. Alles war wie in einem Schleier verhangen, er war blind gewesen und war aus diesem Nebel nicht hinausgekommen. Aber eine Stimme hatte ihn geführt und nun war alles so viel klarer. Noch immer fühlte er sich von dieser Reise erschöpft und wenn er die Augen schloss, konnte er den Nebel noch immer in weiter Ferne sehen. Er konnte nicht leugnen, dass er Angst hatte, erneut gefangen zu werden. Aber dieses Mal war er nicht alleine. Denn er konnte ihn schlafend neben sich liegen sehen, seine Hand fest in den warmen Händen Lavis.

Während er Lavi beim schlafen zusah, kehrten nach und nach die Erinnerungen zurück, die er so tief in sich verbannt hatte. Erinnerungen, die schmerzlich waren. Lavi hatte sein Versprechen gebrochen, er hatte ihn alleine gelassen, doch er war zurück gekommen. Er verstand das alles noch nicht so ganz, aber Lavi war zurückgekehrt, war das nicht alles was zählte?

Langsam setzte sich Kanda auf und verzog dabei etwas das Gesicht. Er wusste, dass seine Wunden alle so gut wie geheilt sein mussten, aber dennoch war er noch nicht ganz auf der Höhe. Die Anstrengungen der letzten Zeit forderten nun seinen Tribut.

Durch seine Bewegungen wohl geweckt, regte sich der Rotschopf nun und öffnete sein Auge, erst ein wenig verschlafen, doch als er ihn erblickte, war jede Müdigkeit verflogen.

„Yu! Du bist wieder wach!“

Er warf Lavi einen kurzen Blick zu, doch dann senkte er seinen Blick. Dass er sich selbst so verloren hatte tat ihm Leid und er schämte sich, da er einfach nicht stark genug gewesen war. Aber dieser Schmerz war einfach zu unerträglich gewesen. Ob Lavi auch nur ahnen konnte, wie er sich gefühlt hatte?

„Yu.. du, du bist es doch wirklich, oder? Bitte sag mir, dass du es bist..“

Mit einem sanften, aber bestimmten Ruck, wurde er von Lavi mehr zu ihm gedreht, denn Lavi verlangte, dass er ihm in das Auge sah. Er merkte, wie heiße Tränen über seine Wangen liefen, dennoch hob er den Blick und erwiderte somit Lavis.

„Du hast es gebrochen.. dein Versprechen.. bist ohne ein Wort zu sagen gegangen.. wieso? Warum hast du mir das angetan?“

Yu spürte, wie seine Stimme brüchig zu werden schien.

„Wieso?..Wieso?!“

Alter Zorn kam in ihm hoch, als er an den Tag dachte, an dem Lavi verschwunden war. Zorn, der ihn entkräftet mit der Faust gegen Lavis Brust schlagen ließ. Lavi tat dagegen nichts, er schaute ihn nur traurig an und legte dann die Arme um ihn. Zuerst versuchte er, sich aus dieser Umarmung zu winden, doch dann drückte er sich gegen ihn, hielt ihn fest.

„Yu.. bitte verzeih mir. Ich hatte nie gehen wollen. Nie.. Es war Bookman, er hat mich reingelegt. Es tut mir so leid Yu.. bitte glaube mir!“

Leise erzählte Lavi ihm, wie Bookman ihn aus der Black Order gelockt hatte, wie sie Wochen unterwegs waren, von seiner Flucht und wie sehr er ihm gefehlt hatte. In der ganzen Zeit in der Lavi erzählte, hielt er ihn weiterhin fest und jeglicher Zorn verebbte langsam.

Lavi hatte also gar nicht gehen wollen. Und er war wirklich nur wegen ihm zurückgekehrt.

„Hör mir zu Yu.. ich weiß, ich habe mein Versprechen gebrochen, auch wenn ich es nicht gewollt habe. Aber bitte.. ohne dich halte ich es einfach nicht mehr aus. Du musst mir glauben..“

Zögerlich löste sich Yu von Lavi ein wenig, denn er hatte Angst, ihn gleich wieder zu verlieren, wenn er ihn loslassen würde. Er schaute ihm in sein Auge, ehe er seine Hände auf Lavis Wangen legte und ihn dann zärtlich küsste. Wie sollte er ihm nicht verzeihen? Egal, wie viel Schmerz er wegen ihm erlitten hatte, egal was alles passiert war, ohne ihn, ohne ihn konnte er doch genau so wenig.

„Mein blöder Hase..“ murmelte Yu und senkte den Blick etwas.

„Ich.. dass ich mich so verloren habe..ich..“

„Nein Yu, sag nichts. Ich wusste von deiner Angst.. und dich trifft keine Schuld. Du wolltest doch nur nicht alleine sein.. etwas, was kein Mensch will. Du warst lang genug alleine..“

Lavis Arme legten sich enger um ihn. Und mit jeder Sekunde, in der er Lavi nah war, gelang der dunkle Nebel in so weite Ferne, dass er ihn irgendwann nicht mehr sehen konnte.

Die Reise war endgültig zu Ende. Er war zu Hause.
 

My heart is a fist

drenched in blood

My soul will fight again

My soul will rise again



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von: abgemeldet
2017-07-22T17:29:24+00:00 22.07.2017 19:29
wundervoll geschrieben
ich mag es wie du die Bande der Beiden beschreibst
Von:  rima-valentine
2013-07-10T20:02:28+00:00 10.07.2013 22:02
Die FF ist so schön traurig *schnief* und dramatisch.
Ich liebe solche Geschichten.
Du hast einen echt tollen schreibstil, ich konnte mir alles super gut vorstellen und ich hab richtig mit Yu und Lavi mitgefühlt und mitgelitten.
Nichts ist schlimmer als jemanden zu lieben und dann von demjenigen so kalt zurückgewiesen zu werden.
Es wäre echt doof gewesen, wenn der wahre Kanda nicht zurückgekommen wäre. Aber es hätte auch irgendwie gepasst, wie gesagt ich liebe traurige und dramatische Geschichten.
Erst wenn mich eine Geschichte zum heulen bringt, ist sie richtig gut. (zumindest was dieses Genre angeht)
Nur weiter so!! ;)

LG Rima
Von:  Kalahari
2010-11-01T21:46:58+00:00 01.11.2010 22:46
einen schönes FF
sehr dramatisch, sehr traurig und auch sehr spannend
yus angst war gut nachzuvollzeihen und ist auch super angekommen.. man konnte sie richtig spüren
mit lavi hat man stark mitgefieber...dass er kanda wieder zurückbekommt
manche stellen waren einfach nur zum heulen... sehr traurig geschrieben und bewegend
die zitate waren auch sehr gut ausgewählt und eingebracht
die letzten wort "er war zu hause." bilden auch einen schöne abschluss... einfach toll^^
Von:  Vava
2010-01-02T01:11:26+00:00 02.01.2010 02:11
*_________*
jetzt ist der vaal wieder glücklich ^^
hach dieses kappi macht mich glücklich wenn ich es lese *_*
es ist sooo schön beschrieben wie yu wieder nach hause möchte weil da wer auf ihn wartet =)
wirklich schön mi-chan ^^
ich liebe die ff *ff knuddel*
*ff zu seite leg*
*mi-chan anjump* *mi-chan knuddel*
DANKE
Von:  Vava
2010-01-02T01:02:20+00:00 02.01.2010 02:02
mein versprochener kommi ^^
ich mag das kappi
auch wenn es mich gerade mal wieder echt traänen gekostet hat,..
ich sag ja ich bin im moment zu emotional was depri angeht XD
aber das kappi is auch schon hart mi-chan..
die 4 phasen... und dann wirklich kandas sebstzerstörersicher drang...
nur gut das lavi ihn noch nicht afgegeben hat ^^
Von:  Vava
2009-11-07T23:46:13+00:00 08.11.2009 00:46
mi-chan...
ich wiederhole mich wirklich nur ungern aber...
SIE TUN MIR SO LEID
und das yu ihn vergessen hat ist so gemein
und dann das: er ist nicht gut für ihn
argh
lavi is das beste was yu passieren konnte ;__;
wenn er ihn doch wenigstens nicht vergessen hätte dann hätten sie doch über alles reden können ;__;
das alles erschwert die sache erheblich
Von:  Vava
2009-11-07T23:44:28+00:00 08.11.2009 00:44
T____________T
sie tun mir sooo leid
das bookman zu so etwas fähig ist hätte ich nie gedacht
wie herzlos kann man sein?
...okay... er is bookman... das sagt einiges...
ABER TROTZDEM
das kann ich nicht gut heißen ;__;
Von:  Vava
2009-11-03T23:47:24+00:00 04.11.2009 00:47
MIYU
willst du deinen armen schatten töten?
du kannst Lavi doch nicht abhauen lassem O_O
und dann für immer O______________O
armer kanda ;__;
wehe der blöde hase kommt nich wieder zu yu zurück dann... dann...
*strick hol*
gibt es tote!
O.O
Von:  Vava
2009-11-03T23:45:36+00:00 04.11.2009 00:45
T_________T
yu tut mir leid *sniff*
aber zum glück gibt es ja lavi :)
und das gedicht mag ich wirklich gerne ^^
ich mochte es schon als du es mir in dem brief geschrieben hast :)
und irgendwie musste ich dabei auch sofort an kanda denken XD
Von:  Vava
2009-11-03T23:44:02+00:00 04.11.2009 00:44
uh mi-chan
endlich schaff ich es mal nen kommi zu schreiben ^^
und ich fand das kappi wieder so schön *_*
und dieses mal kannt ich es noch nicht Xd


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