Fremd von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- 3. Kapitel Kalte Augen musterten Ray durchdringend. Der Schwarzhaarige fühlte sich unwohl. Es war, als würde dieser graublauhaarige Junge geradezu in ihn hinein sehen, ihn durchleuchten. Als wüsste er alles über ihn, jedes noch so kleine Geheimnis… Nun, dann wüsste der Junge zumindest mehr als Ray selbst. Leicht grinste er bei dem Gedanken. „Was willst du hier?“, wurde er da ruppig gefragt. Ups, das Grinsen schien seinen Mitbewohner etwas provoziert zu haben… „Äh, also mein Name ist Ray Kon. Ich bin seit heute hier und werde mir mit dir das Zimmer teilen“, sagte er freundlich, erntete jedoch nur einen grimmigen Blick. Dann wandte der Junge Ray seinen Rücken zu und fing an, in seinem Schrank nach etwas zu kramen. Der Schwarzhaarige wurde leicht wütend ob der Unhöflichkeit des Anderen. „Und du? Hast du auch einen Namen, oder soll ich dich einfach ‚Hey du da!’ nennen?“ Kurz stoppte der Größere in seiner Bewegung, bevor er, ohne sich umzudrehen, entgegnete: „Ich vermute, die Kinder hier haben dir schon genug über mich erzählt, da muss ich nicht auch noch meinen Senf zugeben. Hab ich nicht Recht?“ Bei seinem letzten Satz drehte Kai sich um und sah Ray provozierend an. Dieser schluckte hart und trat einen Schritt zurück. Leicht beschämt drehte er den Kopf zur Seite. Kai schnaubte kurz, ehe er dicht an Ray herantrat und ihn mit kalten Augen fixierte. „Und jetzt hör mir gut zu, Ray Kon“, die Art, wie er seinen Namen betonte, gefiel dem Schwarzhaarigen überhaupt nicht, „du wirst mich in Ruhe lassen und auch deine Finger von meinen Sachen lassen, kapiert? Ich will mit einem wie dir nichts zu tun haben, komm mir also nicht in die Quere. Dann hast du auch eine reelle Chance in diesem Heim. Haben wir uns verstanden?!“ Rays Augen weiteten sich erschrocken bei dieser sehr offensichtlichen Drohung. „Dann kannst du ja froh sein, dass ich mit einem wie dir auch nichts zu tun haben will!“, fauchte er wütend. Dann drehte er sich um und legte sich in sein Bett, mit dem Gesicht zur Wand und zog die Decke über sich. Die Augen waren starr auf die Wand gerichtet und er zwang sich dazu, ruhig zu atmen. Hinter sich hörte er es kurz rascheln und dann hörte er, wie auch Kai ins Bett ging. Kurz darauf war ihr ruhiger Atem das einzige Geräusch in ihrem dunklen Zimmer. Tief kuschelte Ray sich in sein Bett. Na toll, warum musste dieser arrogante Mistkerl ausgerechnet /sein/ Mitbewohner sein? „Los, komm schon Ty! Wir verpassen noch den Bus!“, drängelte Max. Der Blauhaarige kam eilig die Treppe heruntergestolpert und fiel fast über seine Schuhe. Amüsiert beobachtete Ray das Geschehen. „Jetzt aber los“, rief Tyson und zu dritt rannten sie zur Haltestelle, an der gerade der Bus einfuhr, der sie zur Schule bringen würde. Nach Luft schnappend stiegen sie ein und ließen sich auf ein paar leere Plätze fallen. „Man, geht das jeden Morgen so bei euch?“, fragte Ray außer Atem. „Nö“, meinte Max fröhlich, „meistens verpassen wir den Bus.“ Ungläubig starrte Ray den Blonden an und als Tyson bekräftigend nickte, konnte der Chinese nur den Kopf schütteln. Die Beiden waren unglaublich. „Und denk daran, bleib bei uns, ja?“, erinnerte Tyson ihn da noch einmal. Ray nickte nur. „Sind die Schüler echt so schlimm?“, fragte er nach. Max nickte. „Du hast ja keine Ahnung.“ „Ja, aber bei uns bist du sicher, uns lassen sie in Ruhe. Wir sind nämlich auch Esper.“ Den letzten Satz flüsterte Tyson nur noch ganz leise und verschwörerisch, gerade so, als wolle er nicht, dass jemand anders das mitbekommt. Nichtsdestotrotz konnte Ray den Stolz aus Tysons Stimme heraushören. Kurze Zeit später standen sie vor dem Schulgebäude. Es war schon recht alt und baufällig. Davor tummelten sich die verschiedensten Typen an Menschen. Von aufgetakelten Mädchen über Punks, Emos und Gothics bis hin zu brutal aussehenden Schlägertypen war alles dabei. Ab und zu konnte man auch ein paar normal wirkende Teenager erkennen. „Ich muss ins Sekretariat mich anmelden. Welche Klasse seid ihr?“, fragte Ray seine Freunde. „In der B. Komm, wir bringen dich zum Sekki.“ Gemeinsam gingen sie über den Schulhof. Beunruhigt bemerkte Ray, dass ihm einige neugierige aber auch finstere Blicke zugeworfen wurden. Seufzend betrat er das Sekretariat, nur um zwei Minuten später deprimiert wieder herauszukommen. „Was ist los?“, fragte Max. „Sie haben mich in die C gesteckt. Sorry. Sie wollten auch nicht mit sich reden lassen.“ „Was?!“, empörte sich Tyson sofort. „So ein verdammter Mist! Na gut, wir zeigen dir trotzdem deinen Klassenraum. Nur leider ist er am anderen Ende des Gebäudes als unser Klassenraum. Wir werden uns wohl nicht so oft sehen.“ Der Blauhaarige sah richtig zerknirscht aus. „Ach, mach dir keine Sorgen, Ty! Ray schafft das auch alleine, nicht Ray? Du lässt dich nicht unterkriegen!“ Ray war sich nicht sicher, ob Max gerade versuchte, sie aufzuheitern, oder ob das, was er sagte, auch ernst meinte. Dennoch lächelte er tapfer als Antwort. Ray betrat als einer der letzten den Klassenraum. Die Schüler hatten sich in mehreren Grüppchen zusammengefunden und saßen quatschend auf Tischen und Stühlen. Keiner beachtete ihn. Noch nicht. Während des Unterrichts dagegen erhielt Ray wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb war. Die einen bewarfen ihn mit Papierkügelchen, die anderen gaben fiese Kommentare von sich. Der Langhaarige betete, dass der Unterricht bald zu Ende sein würde. Selbst in den Pausen fand er kein Anschluss, selbst, als er von sich aus auf ein paar eher harmlose Jungs zuging vertrieben die ihn mit den Worten: „Wir wollen keine Mädels hier“. Das hatte Tyson also gemeint, als er Ray empfohlen hatte, sich die Haare schneiden zu lassen. „Puh.“ Erschöpft lehnte sich Ray in seinem Stuhl zurück und schloss kurz die Augen. Endlich hatte er seinen ersten Schultag überstanden. Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff gab es bisher glücklicherweise keine, irgendwie kam ihm das Meiste doch bekannt vor. Aber seine Mitschüler…. Die waren ein Thema für sich. Schweigend beobachtete der Schwarzhaarige, wie die anderen Jungendlichen schwatzend das Klassenzimmer verließen, während er langsam seine Sachen einpackte. Es gab keinen Grund, sich zu beeilen. Nach Hause müsste er ehe alleine fahren, da Tyson und Max noch zwei Stunden Unterricht hatten. Er könnte natürlich auch warten, doch Ray war froh, wenn er wieder zurück im Heim war, denn den Tag musste er erst einmal verdauen. Langsam verließ auch er den Raum, als Letzter, wie er wenig überrascht feststellte, und bog um die Ecke, um zur Treppe zu gelangen. „Hey, du da!!!“, hörte er jemanden hinter sich rufen, reagierte allerdings nicht. Die Stimme klang recht aggressiv und Ray hatte keine Lust, sich jetzt mit so etwas auseinander zu setzen. Also tat er so, als ob er sich nicht angesprochen fühlte, immerhin konnte jeder gemeint sein. „Hey, Neuer, bleib gefälligst stehen!!!“ Okay, so viel zu seinem Plan. Neu waren hier vermutlich nicht viele, außer ihm. Frustriert seufzend drehte Ray sich um und sein Blick fiel auf einen ziemlich stämmigen blonden Jungen, der von drei anderen begleitet wurde. Na hurra. „Meinst du mich?“, fragte Ray unschuldig und ging unauffällig weiter rückwärts. „Natürlich, wen sonst? Scheinst ja noch blöder zu sein, als du aussiehst!“ Die Augen des Blonden funkelten spöttisch. Ray versteifte sich. Langsam aber sicher gingen ihm diese ständigen Beleidigungen wirklich auf den Senkel. „Spencer, was willst du denn von dem Mädchen da?“, quengelte da einer seiner Begleiter. Er war recht klein für sein Alter und hatte lilafarbene Haare. „Es in die Regeln hier einweisen“, antwortete der Blonde. Spencer war also sein Name… „Ich bin kein Mädchen, Blindschleiche“, sagte Ray gezwungen ruhig. „Es ist nicht besonders klug, jemanden als dumm zu bezeichnen, wenn man selbst nicht einmal den Unterschied zwischen männlich und weiblich erkennt.“ „Was?“, wütende Augen fixierten Ray. „Wiederhol das!“, forderte Spencer, seine Worte klangen dabei eher wie eine Drohung. Der Langhaarige hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Entschuldige. War der Satz zu lang für dich? Soll ich ab jetzt nur noch in Hauptsätzen reden?“, fügte er dennoch hinzu. „Na warte!“, und damit stürzte sich Spencer auf ihn und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. „Ah“, schmerzvoll stöhnte Ray auf. Er hätte mit dem Angriff rechnen müssen, doch etwas hatte ihn abgelenkt. Blinzelnd starrte der Schwarzhaarige an Spencer, welcher sich nun bedrohlich vor ihm aufgebaut hatte, vorbei. Dort, in einer der Türen, stand Kai. Ruhig beobachtete er das Geschehen, zuckte bei dem Angriff auf Ray nicht einmal mit der Wimper und tat auch nichts, um ihm zu helfen. Es schien, als würden die roten Augen sich lustig über ihn machen, doch das konnte auch Einbildung sein, war Kais Gesichtsausdruck doch sonst vollkommen blank. Ein heftiger Schmerz in seinem Magen, der sich schnell in seinem ganzen Körper ausbreitete, ließ Ray in die Knie sinken. Er hatte sich schon wieder ablenken lassen. Zufrieden starrte Spencer auf Ray hinunter, dem er gerade mit voller Wucht die Faust in den Magen gerammt hatte. Seine Freunde lachten hämisch. „Schwach wie ein Mädchen scheinst du auch zu sein… Echt enttäuschend. Ich rate dir, komm uns nicht in die Quere, dann werden wir über deine Existenz vielleicht hinweg sehen. Vielleicht.“ Mit zusammengekniffenen Augen starrte Ray auf den Boden vor sich und zwang sich, ruhig zu Atmen. Eine Antwort sparte er sich diesmal, denn der Schlag des Blonden war kräftig genug gewesen. Eine Rippe wollte Ray sich an seinem ersten Schultag eigentlich nicht brechen. Laute Schritte, die in seinem Kopf zu dröhnen schienen, verrieten dem Langhaarigen, dass Spencer und seine Freunde gegangen waren. Vorsichtig sah er auf. Der Gang war nun vollkommen verlassen, auch die Tür, in der der Graublauhaarige vorher noch gestanden hatte, war nun fest verschlossen. Vom Schulhof drang der Lärm der Kinder herauf und man konnte die fahrenden Autos hören. Seinen Bus hatte er jetzt sicher verpasst. Vorsichtig erhob sich Ray und musste ein Würgen unterdrücken. Verdammt, der Schlag hatte wirklich gesessen! Wie hatte er sich nur so ablenken lasen können?! Leicht schüttelte Ray den Kopf. Selbst wenn er mit voller Konzentration dabei gewesen wäre, hätte das etwas geändert? Hätte er sich denn verteidigen können? Dazu müsste er schon eine Art Kampfsport beherrschen und ob er das tat, wusste er nicht. Zynisch lächelte Ray. Wer weiß, vielleicht konnte er sich wirklich verteidigen und wusste es nur nicht? Doch was brachte es ihm dann? Oder brauchte es nur eine Art Anstoß, so wie im Unterricht, damit er sich an solche Dinge wieder erinnerte? Da hatte er solche Sachen wie Addition und Multiplikation ja auch plötzlich gewusst, als er es vor sich gesehen hatte. Vielleicht war es mit anderen Dingen auch so? Aber es wäre schon ziemlicher Zufall, wenn er Kampfsport könnte, die Chancen standen eher gering. Stöhnend ließ Ray sich auf sein Bett fallen. Draußen war es schon wieder dunkel. Eigentlich hatte der Schwarzhaarige sich den ganzen restlichen Tag in seinem Zimmer verschanze wollen, doch da hatte er die Rechnung ohne Max gemacht. Der hatte ihn nämlich, kaum waren er und Tyson wieder zurück, aus in ihr Zimmer geschleift und ausgequetscht. Und irgendwie war Ray da auch der Zwischenfall mit Spencer rausgerutscht. Max war sofort besorgt um ihn herum gesprungen und gefragt, ob ihm auch wirklich nichts fehle, während Tyson vor Wut an die Decke ging. Eigentlich war es schon lustig gewesen. Sie hatten sich noch eine Weile unterhalten, vor allem darüber, wie Ray am Besten Anschluss zu seinen Klassenkameraden finden und Leuten wie Spencer aus dem Weg gehen könnte, doch sie waren zu keinem Ergebnis gekommen. Doch, zu einem schon: Die Haare mussten ab. Doch da spielte Ray nicht mit. Und so würde er wohl noch eine Weile Probleme haben. Also wirklich, seine Zukunftsaussichten wurden immer besser. Deprimiert spielte Ray mit seinem mp3-Player herum. Eigentlich hatte er sich die Musik ja anhören wollen, doch als er es probierte, musste er feststellen, dass ich auf dem blöden Ding keine Musik befand. War es neu? Nein, dazu sah es zu ramponiert aus. Aber weshalb war dann keine Musik drauf? Nutzloses Ding! Wütend pfefferte er es in den Schrank zurück, als sich die Zimmertür öffnete. Sein Mitbewohner trat ein. „Oh, der Herr lässt sich auch Mal blicken?“, fragte Ray spöttisch. Doch Kai schwieg. „Du hast Recht. Warum sollte ich auch erwarten, dass du mich begrüßt? So ein einfachen hallo ist auch schwer, nicht? Ich meine, heute Nachmittag hast du es ja auch nicht gepackt, mich zu begrüßen, stimmt’s?“ fauchte Ray. Er wusste nicht warum, doch aus irgendeinem Grund, brodelte gerade jetzt diese ganze Wut wieder in Ray hoch. An Tyson und Max hatte er sie nicht auslassen können, dazu mochte er die Beiden einfach viel zu sehr, doch Kai konnte ihn eh nicht leiden. Da war es egal, wenn Ray ich noch mehr verärgerte. „Hat es eigentlich Spaß gemacht? Zuzusehen, wie sie mich fertig machen? Sieht so aus, als hätten sie deine Aufgabe übernommen, das tut mir aber Leid! Aber hey, es hat dir doch gefallen, oder?“ Der Schwarzhaarige nahm es nicht wirklich bewusst wahr, doch er war immer lauter geworden. Letztendlich blickte Kai doch auf. Seine Augen leuchteten kalt. „Was willst du? Was ist dein Problem?“ „Was mein Problem ist?! Du fragst mich, was mein Problem ist?! Oh, wart Mal, lass mich nachdenken. Vielleicht, dass ich heute von ein paar beschränkten Schlägern zusammengeschlagen wurde? Oder vielleicht auch, dass mein Mitbewohner tatenlos daneben stand und es ihn nicht im Geringsten zu jucken scheint?! Verdammt, du hättest wenigsten wegsehen können, wenn du schon nichts unternimmst! Aber was du da fertig gebracht hast, war ja wohl absolut scheiße!!!“ Aufgebracht stieß Ray noch ein paar wüste Schimpfwörter aus, die sein Gegenüber sicher nicht verstand. Der Schwarzhaarige wusste bis jetzt selbst nicht einmal, dass er sie beherrschte. Doch in Chinesisch ließ sich wirklich wunderbar fluchen. „Bist du jetzt fertig?“, fragte Kai genervt, als Ray nach Luft schnappte. „Ich habe es dir gestern schon gesagt, ich will nichts mit dir zu tun haben. Es ist mir egal, was du treibst und mit wem. Es war deine eigene Schuld.“ Und damit wandte der Größere sich wieder von Ray ab und setzte sich an seinen Schreibtisch, vermutlich, um Hausaufgaben oder so zu machen. „Du kannst mich Mal!“, zischte Ray und schnappte sich sein Waschzeug. Er war fertig und würde jetzt ins Bett gehen. Und ob er morgen aufstehen würde, darüber musste er noch nachdenken. Sauer starrte Ray die weiße Wand vor sich an. Seit mehreren Stunden lag er nun schon so da und konnte einfach nicht schlafen. Zu seiner Verteidigung könnte er jetzt sagen, dass ihn das Kratzen von Kais Stift auf dem Papier störte, doch das war es nicht. Ihm schwirrten einfach zu viele Gedanken in seinem Kopf herum. Plötzlich verstummte das Kratzen. Ein Stuhl wurde zurückgeschoben und Kleider raschelten. Dann konnte Ray Schritte hinter sich hören. Erst schien ging Kai zum Schrank zu gehen und etwas wegzuräumen oder herauszuholen. Dann lief er noch mal durch den Raum. Wollte er jetzt ins Bett gehen? Aber nein, der Graublauhaarige blieb direkt neben Rays Bett stehen. Aufgeregt schloss Ray die Augen und atmete ganz ruhig. Sein Herz pochte laut, doch Kai schien dennoch zu glauben, er schlief. Kein Wunder, er hatte sich in den letzten Stunden auch kaum bewegt. Dann ging Kai zur Garderobe und zog sich seine Jacke über. Ray konnte den Reißverschluss ganz deutlich hören. Wollte der Junge etwa noch einmal gehen? Es war doch längst Sperrstunde! Nein. Er ging schon wieder zum Schreibtisch. Und was tat er jetzt? Ray musste das Bedürfnis, sich umzudrehen, unterdrücken. Ein Fenster würde geöffnet, dann hörte Ray noch ein paar für ihn undefinierte Geräusche und dann herrschte plötzlich eine gespenstige Stille. Verwirrt öffnete er wieder die Augen, wartete noch ein paar Augenblicke, doch als er nichts mehr hörte, drehte er sich um und setzte sich auf. Suchend blickte er sich um. Ray war allein. Eine kühle Brise brachte ihn zum Frösteln und sein Blick fiel auf das Fenster. Vorsichtig schwang der Schwarzhaarige sich aus dem Bett und tapste zum Fenster. Neugierig spähte er hinaus. War Kai durch das Fenster verschwunden? Musste er, denn eine andere Möglichkeit gab es nicht, außer, der Graublauhaarige konnte sich in Luft auflösen. Und soweit Ray sich informiert hatte konnten nicht einmal diese mysteriösen Esper das, zu denen sein Mitbewohner ja angeblich gehörte. Doch Kais Verschwinden war schnell geklärt. Vor ihrem Zimmer erspähte Ray nämlich einen dieser großen Bäume, sie rings um das Waisenheim standen. Von ihrem Fenster aus war es mit ein bisschen Vertrauen und Übung nicht schwer, auf einen der dicken Äste zu springen und von dort aus an dem Baum hinunter zu klettern und das Gelände dann zu verlassen. Wie oft Kai das wohl schon gemacht hatte? Er schien Übung zu haben, denn sonst hätte Ray ihn noch den Baum herunter klettern sehen, doch der andere war sehr schnell gewesen. Kurz spielte der Langhaarige mit dem Gedanken, das Fenster einfach zu schließen und seinen Mitbewohner damit auszuschließen, doch die Neugier siegte. Wenn er das jetzt tun würde, würde er sicher nie erfahren, wohin Kai denn um diese Uhrzeit ging. Kurz erinnerte Ray sich an das, was Tyson ihm am Anfang über Kai so erzählt hatte. Mafia? Verbrecher? Drogenhandel? Aber irgendwie konnte Ray das nicht so ganz glauben. Doch er würde es herausfinden. achat Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)