Oboeru Sakana von -aftermath- (Ohne dich kann ich nachts nicht schlafen...) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 So~ Kapitel 2 meiner schönen FF. XD Ich hoffe, ihr habt euch nicht zu sehr gelangweilt oder so~ XD Waru Den ganzen Abend über hatte sich Tatsurou mit seinen befreundeten Mitmusikern beschäftigt, allen voran mit dem Sänger der Band D’espairsRay, mit dem er sich wirklich sehr gut verstand. Die beiden waren immer zum Scherzen aufgelegt und so auch diesen Abend. Komischerweise hatte er nur seinen kleinen Pottschnitt nirgendwo gesehen, aber vielleicht hatte dieser ja auch jemanden gefunden, mit dem er sich gut unterhalten konnte, auch wenn es eigenartigerweise mal nicht der Despa Bassist war, mit dem er sonst immer etwas unternahm, wenn beide Bands zeitgleich einige Tage frei hatten oder sie sich durch Zufall in einer Stadt trafen, da sie dort beide am gleichen Tag ein Konzert geben wollten. Doch je länger der Abend wurde, desto weniger dachte Tatsu an seinen Freund und dass der ihn eventuell vermissen würde. Ja, manchmal war Iwagami Tatsurou wirklich nicht der feinfühligste Mensch, das wusste er auch, manchmal war er mit Absicht so, wenn er eine seiner Launen hatte oder es nicht nach seinem Kopf ging oder wenn er Hunger hatte und nicht gleich etwas zwischen die Kiemen bekam. Irgendwann aber waren die Jungs von Despa gegangen und nur noch eine Hand voll Musiker waren geblieben und der Sänger machte sich auf die Suche nach seinem Lieblings Bassisten. Der war nur nirgends auf zufinden. Durch gezieltes Fragen hatte er dann herausgefunden, dass Yukke den ganzen Abend mit Taiji, dem ehmaligen X-Japan-Bassisten verbracht hatte und die meiste Zeit über wohl mit ihm an der Bar verbracht hatte. Doch dann fehlte jede Spur von den beiden. Seufzend begab er sich nun zu dem Ort, an dem er noch nicht nachgeschaut hatte, dem Männerklo. Er kannte Yukke gut und wenn dieser gesoffen hatte, wurde ihm entweder furchtbar schlecht oder er war so gut drauf, dass er lauthals seinen Lieblings Song seiner Lieblings Idolband Arashi zum Besten gab. Selbst Tatsurou konnte dieses Lied nun mitsingen, hatte er es doch oft genug gehört. Mit einem Schmunzeln dachte er daran, wie schief Yukkes Gesang immer war, wenn er betrunken war. Gut, vorher war es auch nicht besser gewesen, nur nicht ganz so laut und doch noch etwas annehmbarer. Während er also an Yukkes Sangeskünste dachte, hatte er auch sein Ziel erreicht. Hinter der Tür vernahm er eindeutige Laute, die ihn innehalten ließen. Der eine von den Typen klang irgendwie wie sein Freund… Nachdenklich runzelte er seine Stirn. Nein… Sowas würde der Bassist nicht in 1000 Jahren tun! Niemals! Was dachte er da eigentlich? Wahrscheinlich traute sich sein kleiner Angsthase nur nicht aus einer der Klokabinen heraus, aus Scham und aus Angst, jemanden stören zu können. Doch auch Tatsurou hatte keine Lust sich das ganze anzusehen. Also wartete er einfach vor der Toilettentür und starrte an die Decke. Hoffentlich waren die bald mal fertig! Er hatte keine Lust hier bis zum Jüngsten Gericht zu warten, nur weil die beiden da drinnen der Meinung waren es genau hier und jetzt treiben zu müssen. Dass sich manche Menschen auch einfach nicht zurückhalten konnten! Grinsend schüttelte er seinen Kopf. „Traust du dich nicht auf Klo oder was?“ Erschrocken zuckte Tatsurou zusammen, drehte sich um und sah in das fragende Gesicht seines Leaders, der in seiner für ihn typischen Art eine seiner Augenbrauen hochgezogen hatte. „Doch schon.. Aber da sind zwei schwer beschäftigt, wenn du verstehst was ich meine“ Er deutete mit seinem Zeigefinger auf die Tür und grinste zweideutig. „Ah, alles klar…“, brummte Miya und betrachtete den Sänger seiner Band weiterhin. „Ich glaube Yukke hat Angst aus einer der Kabinen zukommen, da ihn die zwei da sicher überrascht haben“ Verständnisvoll nickte der Ältere und steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie gleich daraufhin an und nahm einen tiefen Zug. „So etwas kann auch nur ihm passieren“ Leicht grinste Miya, dem wohl gerade ein paar lustige Erinnerungen von Yukke gekommen waren, drehte sich dann aber zum Gehen um und verschwand wieder wohin auch immer. Tatsu löste seinen Blick wieder und starrte weiterhin auf die Tür. Endlich war alles ruhig. Innerlich zählte Tatsu bis 30 und öffnete dann die Tür zur Toilette. Doch im selben Augenblick erstarrte er, machte große Augen und wusste gar nicht mehr, was hier geschah. Er war im falschen Film! Das musste es sein! Garantiert! Anders konnte er sich das hier nicht erklären. Yukke mit Taiji, Taiji mit Yukke… Das ging doch nicht! Ungläubig schüttelte er seinen Kopf, wollte alles nur als eine dumme Halluzination abtun. Leider blieb das Bild so, wie es war. Es war also keine Einbildung von dem nicht getrunkenen Alkohol. Noch immer stand er wie eingefroren da. Seine Gedanken, die plötzlich ausgesetzt hatten, schlugen nun Purzelbäume in seinem Kopf und keinen von ihnen konnte er klar erfassen. Alles Mögliche schoss ihm durch den Kopf und letztendlich führte es zu nichts. Nur eines war klar, das, was er hier sah, sollte nicht sein. Er kniff seine Augen zusammen und biss sich auf die volle Unterlippe. ‚Wieso?’ war das einzige was in seinem Kopf immer und immer widerhallte. Es wurde dröhnend laut, während es ihm so vorkam, als ob er hier schon seit mindestens einer Stunde stand und diese mehr als nur falsche Szene anstarrte. Jetzt kam Bewegung in die beiden anderen, Yukke sah Tatsurou an und dieser sah zurück. „Tatsurou…“, hörte er die geflüsterte Stimme des Pottschnittes, sie war irgendwie weit weg und seltsam verzerrt. Der Sänger machte auf dem Absatz kehrt, verschwand aus dem Club, rannte einfach ziellos die Straße entlang. Dass ihm die Tränen gekommen waren, bemerkte er erst jetzt, wo er völlig atemlos stehen geblieben war. Schluchzend und keuchend stützte er sich auf seinen Knien ab und rang nach Atem. Warum hatte Yukke das getan? Warum nur? Zitternd richtete sich der große Mann auf, sah sich benommen in der Gegend um. Toll… Jetzt hatte er sich auch noch verlaufen. Orientierungslos ließ er seinen Blick schweifen. Nicht mal sein Handy hatte er dabei. Das war in seiner Jackentasche und seine Jacke hing an einem Hacken in der Gaderobe des Clubs. Kurz dachte er nach. Sollte er zurückgehen und seine Jacke holen? Nein.. Er wollte nicht noch einmal zurück. Mit gesenktem Blick trottete er dann einfach weiter die Straße entlang. Irgendwann würde er schon eine Bahnstation finden. Von dort aus konnte er sicher einen Weg nach Hause finden… Obwohl… Da wollte er gar nicht hin. Leise schniefte er, wischte sich grob über die Augen, um weitere Tränen aufzuhalten. Wo sollte er aber sonst hin? Seufzend setzte er seinen Weg fort. Vielleicht würde ihn sein Bruder ja eine Nacht bei sich schlafen lassen, wenn er ihm sagte, dass er seine Jacke verloren hatte, wo alles drin war, also Handy, Schlüssel etc. und er sich so schlimm mit Yukke gestritten hatte, dass er sich nicht nach Hause traute? Wenn er Glück hatte, nahm er ihm das sogar ab. Es kam sooft vor, dass sie sich stritten, eigentlich andauernd und meistens waren es entweder über das Fernsehprogramm, da jeder etwas anderes sehen wollte, über Tatsurous Kater, der auf Yukkes Betthälfte geschlafen hatte oder sie stritten, da Tatsurou der faulste Mensch auf diesem Planeten war. Aber eigentlich war das ja gar kein richtiger Grund um nicht doch nach Hause zugehen. Vielleicht war sein Bruderherz, aber auch so klug, um nicht nach dem wahren Grund zu bohren… Was hatte er nur getan? Yukke hätte sich am liebsten selbst dafür geohrfeigt. Hastig hatte er Taiji von sich gedrückt, sich wieder angezogen und war Tatsurou hinterher gestürzt. Draußen vor dem Club rief er dann ein paar Mal nach ihm, doch der Sänger war wohl schon zu weit weg und hörte ihn nicht mehr. Seufzend ließ er seinen Kopf hängen und betrat den Club wieder. Es war kaum noch jemand da, nur noch vereinzelt sah er ein paar Gruppen von Menschen, die noch das letzte Glas Alkohol tranken, ehe sie sich wieder auf den Weg zurück nach Hause oder ins Hotel machten. Yukke fühlte sich mit einmal ziemlich alleine und schuldig. Wie hatte er so nur dazu kommen lassen? Er war zwar betrunken gewesen, doch das war noch lange kein Grund einfach fremdzugehen. Was sollte er denn jetzt nur machen? Zerknirscht strich er sich durch das eh schon zerwühlte blonde Haar und sah sich kurz um. Erst jetzt bemerkte er den Blick seines besten Freundes, der auf ihm ruhte. Miyas Gesicht war nichts sagend wie immer. Keine Emotion oder nur der Hauch seines Gemütszustandes ließen sich davon ablesen. Beschämt sah Yukke zu Boden, so als ob ihn sein Sandkastenfreund als den Fremdgeher des Jahrtausends entlarvt hatte. Vielleicht schlief Miya auch nur wieder mit offenen Augen und sein Blick war nur zufällig in seine Richtung gerichtet. Doch ganz konnte der Bassist das nicht glauben. Er kannte Miya nur zu gut. Mit kleinen Schritten ging er zur Gaderobe hinüber, holte seine Jacke ab und auch die von Tatsurou, da er sie zufälligerweise dort hatte hängen sehen. ‚Hoffentlich ist er einfach nach Hause gegangen…’ Schlurfend verließ Yukke die Bar und schniefte dabei vor sich hin, kämpfte mit seinen Tränen. Er hatte gar kein Recht jetzt zu weinen. Er hatte es vermasselt, nicht Tatsu. Und trotzdem wollte er sich einfach irgendwo ausheulen. Eigentlich wäre er jetzt mit seinen Problemen zu Miya oder zu Zero gegangen, die ihm zu hörten, wenn es die Zeit erlaubte. Doch besonders unter Miyas Augen traute er sich nicht mehr. Wie konnte er ihm oder Tatsurou nur je wieder ins Gesicht sehen? Miya hatte ihn garantiert durchschaut. Seine Menschenkenntnis war einfach zu gut und anders als Yukke war er eher misstrauisch. An der frischen Luft steckte er sich eine seiner Mentholzigaretten zwischen die Lippen und zündete sie an, ehe er in die Richtung des Bahnhofes davon dackelte. Wenn er Glück hatte, dann fuhr noch eine Bahn, wenn nicht, dann musste er wohl ein überteuertes Taxi nehmen. Leider hatte das Glück Yukke im Stich gelassen und die nächste Bahn würde wohl nicht vor 5 Uhr morgens fahren. Innerlich seufzte er auf und verließ das Bahnhofsgebäude wieder und sah sich nach einem Taxistand um. Wenigstens da hatte er kein Pech und es standen dort tatsächlich welche, was in einer Millionenstadt wie Tokyo praktisch unmöglich war. Schnell war er eingestiegen und hatte seine Adresse genannt. Als er angeschnallt war, ging es auch schon los. Yukke hatte sich zurück gelehnt und starrte aus Fenster. Die vielen bunten Lichter glitten an ihm nur so vorbei, waren zu einer einzigen Masse aus rot, weiß und gelb verschmolzen. Zu Hause in Ibaraki war es um diese Uhrzeit stockfinster und man hatte Glück, wenn die Laternen nicht kaputt waren, ansonsten war man wirklich in Dunkelheit gehüllt. Er wandte seine langsam schmerzenden Augen von der Lichterpracht ab und sah nun auf seinen Schoß. Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit nur um Tatsturou. Wenn er sich etwas angetan haben sollte, würde Yukke sich das sein restliches Leben lang nicht verzeihen können. Er wusste wie empfindlich sein Freund sein konnte und wie sehr er an ihm selbst hang, trotz aller Gemeinheiten die er ihm immer antat. Ohne ihn würde Tatsurou ganz sicher in ein schwarzes Loch fallen… Heftig schluchzte er auf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, die vom täglichen Bassspielen ganz rau geworden waren. Der Taxifahrer war ihm gerade total egal. Sollte er doch denken was er wollte. Wer würde ihn schon verstehen? Im Grunde bemitleidete er sich doch nur selber. Die Tränen wollten trotzdem nicht aufhören zu laufen, viel eher wurden sie mehr, als Yukke versuchte sich zum Aufhören zu zwingen. Mit einem verschleiertem Blick tastete er nach Tatsurous Jacke, die er neben sich abgelegt hatte, ergriff sie und zog sie sich an. Mit dem Ärmel wischte er sich die Augen trocken und kramte in einer der Taschen nach Taschentüchern. Doch alles was er fand waren Tatsus Handy, sein Hausschlüssel, seine Brietasche und eine kleine Tube mit Gleitgel. Augenblicklich wurde er rot und stopfte das Tübchen zurück in die Tasche, genauso wie den Rest. Sein letzter Hoffnungsschimmer war es, dass Tatsurou vor dem Eingang zu ihrem Wohnblock saß, alles vergessen hatte und sie jetzt ganz normal weiterleben konnten. Das war aber nur Wunschdenken des blonden Mannes, in dem sich jetzt pure Verzweifelung breitgemacht hatte. Selbst wenn der Ältere vor dem Wohnblock sitzen würde, würde er sicher nichts von dem Vergessen haben, was er dort auf der Toilette gesehen hatte. Warum hatte er das getan? Er war ja noch nie der Klügste gewesen, aber so etwas Dummes hatte er noch nie getan. Es gehörte nicht zu seiner Art sich so zu benehmen, überhaupt nicht. Er war eigentlich fürsorglich und liebevoll… Besonders, wenn es um den Sänger ging. Auch als sie noch nicht zusammen gewesen waren, hatte er bei ihm zu Hause aufgeräumt, sauber gemacht, die Wäsche gewaschen und hatte sogar in regelmäßigen Abständen für ihn was leckeres zu Essen gekocht. Miya hatte darüber nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass Tatsu ihn nur ausnutzen würde und selbst wenn dem so gewesen war, ihm war es egal gewesen, es hatte ihm sogar Spaß gemacht, jedenfalls das Kochen, das Putzen schon weniger, aber er wollte seinen Bandkollegen und Freund nicht im Dreck versinken lassen. Und irgendwann hatte es dann zwischen ihnen auch so richtig gefunkt, obwohl da schon immer etwas gewesen war. Irgendetwas verband die beiden, aber anders als bei Miya. Der kleine bärtige Mann mit den komischen Launen war schon immer sein bester Freund gewesen. Sie kannten sich seit dem Kindergarten und hatten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gewohnt, hatten also auch noch auf dem Spielplatz in ihrem Viertel zusammengespielt und sich praktisch jeden Tag gesehen. Bevor die Sonne unterging, war er sogar manchmal mit Miya zu den Bahngleisen gegangen um dort seinen Vater abzuholen, der als Bahnfahrer gearbeitet hatte. Auch dann noch, als Miyas Vater schon längst gestorben war. Von allen Bandmitgliedern kannten sie sich also am besten. Im letzten Jahr der Mittelschule hatte Yukke dann auch die Bekanntschaft mit Iwagami Tatsurou gemacht, der wie Miya in einer der Schulbands gespielt hatte. Nur hatte sich Tatsurous aufgelöst und so war er einfach in die von Miya eingetreten, da der nicht sonderlich gut singen konnte, zwar laut, aber doch manchmal ganz schön schief, obwohl er sonst immer sehr musikalisch war. So hatten sie sich kennen gelernt. Yukke hatte zwar nicht in der Band mitgespielt, war aber trotzdem bei den Proben meistens mit dabei gewesen, da er praktisch an seinem rebellischen Freund geklebt hatte. Ja, in der Schule war Miya alles andere als fleißig gewesen, hatte oft geschwänzt, wenn er dann mal anwesend war, hatte er geschlafen, hatte sich eine Menge Verweise eingehandelt, war auch suspendiert worden vom Unterricht für zwei Wochen und war der schlimmste Schläger im Umkreis gewesen. Ohne Yukke hätte es der Gitarrist niemals durch die Schule geschafft, denn er hat immer für ihn mitgeschrieben, ihm die Hausaufgaben vorbei gebracht, wenn er mal wieder geschwänzt hatte und hatte ihn früh morgens gerne mal geweckt, damit sie gemeinsam in die Schule fahren konnten. Sie waren also ein mehr als nur ungleiches Paar gewesen. Aber so hatte sich wenigstens keiner getraut ihn zu verprügeln, weil sie dann mit Sicherheit Miya im Nacken gehabt hätten. Ein kleines Lächeln hatte sich auf Yukkes Lippen geschlichen, als er an seine Schulzeit dachte. Mit Tatsurou hatte er sich auch gleich verstanden. Zusammen hatten sie herumgealbert und Spaß gehabt. In ihrer gemeinsamen Wohnung nach der Schulzeit war es nicht anders gewesen. Zeitweise hatte der Drummer auch bei ihnen gewohnt, zu dritt war es in der Einzimmerwohnung sehr eng geworden. Sato hatte in der Küche schlafen müssen, während er und Tatsu im Wohnzimmer genächtigt hatten… Verwirrt sah er auf als ihn der Taxifahrer angetippt hatte. „Wir sind da…“, brummte dieser und der Pottschnitt lief leicht rosa um die Nase an, kramte sein Geld hervor, bezahlte und stieg aus. Vor dem Wohnblock saß kein Tatsurou, der auf Einlass wartete. Es war ausgestorben, was zu dieser Uhrzeit nichts ungewöhnliches hier war. Seufzend trat Yukke also den Weg nach oben in ihre Wohnung an, schloss auf und zog sich drinnen die Schuhe aus. Alles war verlassen, keine Nachricht blinkte auf dem Anrufbeantworter und auch sonst war es sehr ruhig, bis das leise tapsen über PVC-Boden zu hören war. Tatsurous Kater war in den Flur gekommen und sah Yukke mit seinen leuchtenden Augen an. „Guck nicht so vorwurfsvoll!“, zischte er Teto an und verscheuchte das Biest wieder zurück in die Küche. Schlurfend ging er ins Schlafzimmer, schälte sich aus seinen Klamotten und ließ sie unordentlich auf den Teppich fallen. Die konnte er auch Morgen noch wegräumen, im Moment war ihm einfach nicht der Sinn nach Ordnung. Geräuschvoll legte er sich in das geräumige Bett, das ohne Tatsurou noch größer wirkte. Wie sollte er ohne das Schnarchen einschlafen, an dass er sich so sehr gewöhnt hatte? Wie sollte er überhaupt irgendwie leben ohne Tatsurou? „Ach, verdammt“, schniefte Yukke auf, dem abermals die Tränen gekommen waren und sich langsam einen Weg über seine Wangen bahnten. Sein Gesicht vergrub er in Tatsus Kissen mit dem Totorobezug, dass er so mochte. Seine Schultern zuckten bei jedem Schluchzer, der seine Lippen verließ und so war er auch bald eingeschlafen. Endlich hatte Tatsurou die Bahnstation gefunden und wenigstens in diesem Punkt hatte er Glück. Er erwischte den letzten Zug für heute, denn bis um 5 Uhr würde hier nichts mehr fahren. Nicht mal einen Nachtbus gab es in Tokyo. Zum Glück hatte er noch etwas Kleingeld in seiner Hosentasche gehabt, um sich davon eine Fahrkarte zu seinem Bruder kaufen. Hoffentlich würde der nicht allzu sauer sein, wenn er ihn um kurz nach 0 Uhr mit seiner Anwesenheit beglücken würde. Seufzend lehnte Tatsurou seinen Kopf gegen die angenehm kühle Fensterscheibe und schloss seine Augen. Er fühlte sich müde und kaputt, als ob er drei tagelang Playstation gezockt hätte, ohne dabei auch nur einmal zu schlafen. Nur die Kopfschmerzen der Übermüdung fehlten. Noch immer verstand er Yukkes Handeln nicht. War er so blau gewesen, dass er ihn einfach ohne Skrupel hatte betrügen können? Sein Herz verkrampfte sich schmerzhaft und er hatte das Gefühl an dem Kloß ersticken zu müssen, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Leise röchelte er und riss seine Augen weit auf, dann bekam er wieder ohne Probleme Luft, schnappte sich aus dem Gepäcknetz über ihm eine Tageszeitung, die hier jemand vergessen hatte. Seine Beine hatte er gemütlich auf die gegenüberliegenden Sitze platziert und nun blätterte in der Zeitung herum. Doch wirklich interessieren tat es ihn nicht. Er wollte sich einfach nur von Yukke ablenken, das war alles. In der Zeitung lag auch noch ein Kugelschreiber von irgendeiner Firma und so konnte er wenigstens das angefangene Sudoku zu ende führen, was der jenige, dem die Zeitung mal gehört hatte, angefangen hatte. Die restliche Fahrt über löste er also das Zahlenrätsel, raffte sich auf, als er bei seiner Station angekommen war und stieg schnell aus. Kuli und Zeitung wanderten sofort in den Müll und der Sänger trat den zehnminütigen Fußmarsch zur Wohnung seines zweitältesteten Bruders an. Dieser hatte in Tokyo seinen eigenen Friseursalon aufgemacht. Eigentlich war das immer sein Traum gewesen, aber Sänger war ja auch kein schlechter Beruf, abgesehen von der wenigen Freizeit, die er hatte. Aber er kam in der Welt herum. Europa, Amerika, fast überall waren sie schon gewesen, nur leider nie lange genug um es richtigen Urlaub zu nennen. Endlich hatte er es geschafft und drückte auf die Klingel, auf der auch Iwagami stand. Eine Weile lang geschah nichts und so probierte es Tatsurou einfach noch mal. Endlich hörte er die verschlafene Stimme seines Bruders durch die Sprechanlage brummen. „Wer zur Hölle ist da??“ „Ich bins Tatsu… Lässt du mich rein?“, brummte Tatsu ebenso als Antwort. „Was willst du hier um die Uhrzeit? Hast du kein Zuhause mehr?“ „Mach dich nicht über mich lustig, Arschloch!“ „So kommst du hier schon mal gar nicht rein, ne? Na? Wie heißt das Zauberwort? Ich weiß ja, dass Mama vergessen hat es dir beizubringen, aber es ist nie zu spät es doch noch zu lernen“ „Haha…“, Tatsurou seufzte genervt auf. „Bitte, liebster Takeo würdest du mich freundlicherweise in deine wunderschöne Wohnung lassen, damit ich bei dir übernachten kann?“ „Geht doch!“ Der Sänger hörte förmlich das Grinsen durch die Gegensprechanlage und war erleichtert, als er das Summen des Türöffners hörte. Er drückte sich gegen die Tür, öffnete diese und ging schnell nach oben. In der Wohnungstür stand auch schon sein Bruder und musterte ihn misstrauisch. „Du bist sicher nicht hier, weil ich dein Lieblings Bruder bin und du mich so sehr vermisst, dass du bei mir übernachten willst oder?“ Seufzend schüttelte Tatsurou den Kopf, drängelte sich an seinem größeren Bruder vorbei und zog seine Schuhe aus. „Frag bitte nicht nach, okay?“ Er wollte jetzt nicht darüber reden, er wollte schlafen und das am besten für immer. Der Blick seines Bruders wechselte von misstrauisch zu besorgt über und er nickte nur. „Ich hol dir was zum Schlafen…“ Schnell war dieser nun in seinem Schlafzimmer verschwunden, suchte für seinen jüngeren Bruder etwas zum Anziehen und eine Decke aus den Schränken und gab sie Tatsurou dann, der es sich schon mal im Wohnzimmer bequem gemacht hatte. „Hier…“, gab er von sich, als er dem Kleineren Decke und Schlafzeug aufs Sofa legte. „Wir können gerne Morgen darüber reden, wenn du möchtest, okay?“ Tatsurou nickte als Antwort nur, breitete die Decke auf dem Sofa aus und entledigte sich seiner Sachen, ehe er in die frischen schlüpfte und sich auf die Couch niederließ. Sein Bruder war derweil wieder im Schlafzimmer verschwunden. Seufzend wickelte er sich in die weiche Decke ein und schloss seine Augen. Immer wieder wälzte er sich von einer Seite auf die andere, konnte einfach keinen Schlaf finden. Jedes Mal, wenn er seine Augen schloss, kam ihm sofort wieder der Anblick von Taiji und Yukke in den Sinn… Erst als es schon wieder hell wurde, hatte er endlich ein kleines bisschen Schlaf gefunden und sich wie eine kleine Katze unter der Zudecke zusammengerollt. -Ende- Wie wird es weitergehen mit Tatsurou und Yukke? Das erfahrt ihr im nächsten Kapitel! Ich hoffe, es hat euch so weit gefallen. ^^ Bis zum nächsten Mal! Mattaaaa~ Waru Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)