Mayaku, Gókan to Damaru [Teil I] von abgemeldet (Die Vergangenheit ist unwiderruflich) ================================================================================ Kapitel 16: Vom Schicksal ernährt [Teil 2] ------------------------------------------ Zu Beginn war es schwer. Mit war oft so schlecht, dass ich am liebsten gekotzt hätte. Ich wusste nicht, was ich wirklich essen durfte oder wie viel. Nachts konnte ich vor Schmerzen und diesem nagenden Hungergefühl nicht schlafen. Doch es wurde von Woche zu Woche immer weniger. Ich wurde von Woche zu Woche immer ein Stückchen leichter. Ohne zu merken, dass mein Leben eigentlich wie Sand durch meine Finger gerieselt war… Vom Schicksal ernährt [Teil 2] 31. Mai 2010 Unruhig drehte Neji sich auf die linke Seite seines Bettes. Die Arme fest um seinen Körper geschlungen. Die Finger tief in seine nackte Haut gekrallt, sodass dort rote Striemen entstanden. Seine blassen, lavendelfarbenen Augen waren auf seinen Digitalwecker im seinem Zimmer gerichtet. Grün schimmerte die Anzeige in der Dunkelheit und zeigte kurz nach zwei Uhr an. Nachdenklich biss er sich auf seine Unterlippe. Kaute auf dieser herum und befeuchtete sie mit der Zunge. Seine Lippe fühlte sich trocken und rissig an. Rau, wenn er mit seiner empfindlichen Zunge darüberleckte. Wann hatte er das letzte Mal etwas getrunken? Er wusste es nicht mehr. Es war schon viel zu lange her. Oder waren es nur ein, zwei Stunden gewesen? In dieser Nacht hatte er erneut jegliches Zeitgefühl verloren. Wie so viele Nächte davor auch… Leicht strich er mit seinen zittrigen Fingern über seine nackte Haut. Die Versuchung, in die Küche zu gehen, war groß. Seine Kehle brannte. Sein Mund fühlte sich trocken an, wenn er mit seiner Zunge über seinen Gaumen und seine Zähne strich. Sein Durst war groß, doch sein Hunger war gigantisch. Aber er konnte nicht! Wollte nicht! Dennoch war der Schmerz von Leere in ihm so fürchterlich. So schlimm, dass er schreien wollte. Aber er bekam nur ein verzweifeltes Wimmern zustande. Wann würden diese Heißhungerattacken ein Ende haben? Wann würde er nachts schlafen können, ohne dass sein Magen schmerzhaft knurrte? Ohne dass er aufwachte und verzweifelt versuchte, nicht in die Küche zu gehen, damit er diesen Hungerdrang bekämpfen konnte? Wann würde es aufhören, dass er nachts von leckerem Essen träumte? Jedes Mal nach dem Aufwachen hatte er immer noch den Geschmack von irgendwelchen Speisen auf der Zunge. Dabei war alles nur ein Traum gewesen. Ein Traum, der so real, aber gleichzeitig verboten war. Bei dem Gedanken an Essen zog sich sein Magen zusammen. Begann dieser erneut mit Knurren. Trotz, dass es schmerzte. Trotz, dass es eigentlich ungesund war. Trotz, dass es ihn krank machte. Ein leichtes Gefühl von Glück durchströmte seinen Körper. Ein mattes Lächeln lag auf seinen Lippen. Wie lange noch? Wie lange würde er noch kämpfen müssen, damit er perfekt war? Er liebte dieses Gefühl. Dieses leichte Gefühl namens Glück. Vermischt mit dem Gefühl von Kontrolle. Kontrolle über seinen Körper. Kontrolle über sich. Auch wenn es schmerzte, doch immer, wenn er seinen Magen knurren hörte, erfüllte es ihn mit Glück. Denn es zeigte ihm, dass er Willen und Stärke beweisen konnte. Den Willen, zu widerstehen. Die Stärke, diese ‚Diät‘ durchzuziehen. Dabei war es so falsch. Aber er wusste es nicht. Verstand es nicht. Würde es nicht einsehen wollen. Es nicht akzeptieren. Alles war bis jetzt perfekt. Alles stimmte, wie es im Moment lief. Es konnte nur noch besser werden. Alles lief bis jetzt so, wie er es wollte. Es lief prima. Zumindest für ihn... Bisher hatten andere immer sein Leben bestimmt. Bisher hatte er sich immer wieder seinem Schicksal gefügt. Bisher hatte er immer alles so hingenommen, wie es gekommen war. Doch jetzt… Er hatte die Kraft. Besaß die Macht. Die Macht, dass er die Kontrolle über seinen Körper hatte. So stark und beflügelnd. Er konnte nicht genug davon bekommen. Von diesem Machtgefühl! Er hielt sein eigenes Leben in seiner Hand. Er hielt es fest und bestimmte selbst seine Wege. Selbst sein Handeln. Es war nicht mehr irgendein Schicksal, welches ihn bestimmte. Es war sein eigenes Schicksal, was er selbst bestimmte! Und dabei zerstörte er sich von Tag zu Tag mehr. Es machte ihn blinder. Wie lange noch? Sicherlich bald… Bald hatte er es geschafft. Bald würde er das Traumgewicht haben, was er sich wünschte. Bald würde er so aussehen, wie er es wollte. Bald würde er so sein, wie ihn sein Exfreund wollte. Bald würde er den Körper haben, nach dem sich die Leute umsehen würden. Bald würde er die Früchte voller Schmerz und Leid ernten können. Bald würde er so schlank sein, dass dieses Mobbing in der Schule aufhörte. Bald... Aber der Schmerz in seinem Inneren war groß und zu überwältigend. Seine Macht und sein Wille schwanden von Minute zu Minute immer mehr. Wie ein dürres Blatt im Wind… Steif drehte er sich auf seinem Rücken. Seine Hände hatte er verkrampft auf seinem schmerzenden Bauch liegen. Seinen Blick starr an die Zimmerdecke gerichtet. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit des Raumes gewöhnt. Starrten nun ausdruckslos vor sich her. Die Stille im Zimmer wurde durch ein lautes Magenknurren unterbrochen. Leicht kniff er seine Augen zusammen, verkrallte seine Finger tief in die Haut. Seine Nägel verursachten einen stechenden Schmerz an den Stellen, wo seine Fingerspitzen sich tief hineindrückten. Seine linke Hand rückte hoch zu seinem Hals. Leicht drückte er zu. Seine Kehle fühlte sich so unglaublich trocken an. Er brauchte etwas zu trinken. Er brauchte etwas zu essen. Er brauchte es, auch wenn er nicht wollte und sollte. Einem Moment blieb er starr liegen. Seine rechte Hand auf seinem Bauch ruhend, die Linke weiter an seinen Hals verharrend. Und plötzlich… Mit einem Ruck riss er die Zudecke zur Seite. Schob träge seine Beine zur Bettkante und ließ diese einen Moment dort baumeln. Sein Körper zitterte vor Aufregung. Seine Finger waren schwitzig. Bebten und krallten sich tiefer in seine Haut am Bauch. Hinterließen rote Abdrücke auf dem dünner gewordenen Leib. Er lockerte den Griff um seinen Hals und ließ die Hand wieder sinken. Es schmerzte, doch nicht so sehr wie die Leere in seinen Körper. Wie die Leere in seinem Magen. Er wusste, er machte jetzt etwas Falsches. Er wusste, dass alles seine Folgen haben könnte. Doch es war nicht das erste Mal. Neji hatte es schon einige Nächte durch. So oft. Wie unzählige Male zuvor. Aber er wusste auch, dass er es irgendwie nicht ändern konnte. Dass es mit zu seiner ‘Diät’ gehörte. Zu dem Kampf, den er vor einigen Monaten begonnen hatte. Auch wenn er es nicht wollte. Auch wenn es nicht sein Plan war... Zittrig stellte er seinen rechten Fuß auf dem Boden, ehe der andere folgte. Müde erhob er seinen geschwächten Körper. Seine Knie fühlten sich matt an. Hatten Mühe seinen erschöpften Leib aufrechtzuhalten. Die letzten Tage hatte er noch weniger gegessen als die Wochen davor. Und noch weniger als die Monate davor… Er lief lautlos durch das Zimmer. Nur kein Geräusch, keinen Laut von sich geben. Nicht, dass jemand bemerkte, was er hier machte. Nicht, dass es jemand mitbekam, wie er nachts durch die Wohnung schlich. Die Angst, dass jemand erfuhr, was er seit Monaten mit seinem Körper anstellte, war so unglaublich groß. Die Angst, dass jemand sein Abhungern oder seine nächtlichen Fressattacken bemerkte. Niemand sollte etwas davon erfahren. Jetzt noch nicht. Erst wenn alles so war, wie er es sich vorgestellt hatte. Wenn man seinen Erfolg sehen konnte... Doch wusste er nicht, welche fatalen Konsequenzen seine Methode erreichen würde. Dass dieser Gewinn krank war. Dieser Erfolg kaputt machend. Dass er Tag für Tag mehr starb… Ein wenig ängstlich lehnte er sich gegen die Tür. Drückte sein Ohr gegen das raue Holz. Lauschte. Wollte wissen, ob noch wer im Hause wach war. Doch diese Sorge war dumm. Wer würde um zwei Uhr nachts noch wach sein? Außer ihm? Eigentlich niemand. Zitternd drückte er die Türklinke nach unten. Mit leisem Knarren öffnete sich diese. Erschrocken zuckte er bei dem Geräusch zusammen. Es kam ihm vor, als hallte das Knarren von den Wänden wider. Unheimlich und laut… Im Flur herrschte Dunkelheit. Ruhe. Erdrückende Stille. Sie drückte auf seine Schultern. Erneut knurrte sein Magen auf. Verlangte so dringend nach Essen, dass ihm schon schlecht war. So, als würde er sich gleich übergeben müssen. Seine Hände drückte er fester gegen seinen Bauch. Beugte sich nach vorne. Das Laufen fiel ihm schwer. Sein Körper fühlte sich so schwach an, dass selbst das Gehen Mühe bereitete. Mit seiner Schulter lehnte er am Türrahmen. Verschnaufte kurz, ehe er ein wenig taumelnd durch den finsteren Gang lief. So dunkel, wie es in ihm aussah. Aber er sah dies nicht. Sah sein eigenes Leid nicht. War blind. Wie jeder in diesem Haushalt. Zögerlich tastete er sich durch die Küche. Seine Hände zitterten. Ob er doch nur wieder einen Liter Wasser trinken sollte? Es würde gegen seinen Durst und den brennenden Hunger helfen. Wie so oft davor auch schon… Mit trägen Schritten lief er zum Schrank und musste sich ein wenig strecken, um an die Gläser heranzukommen. Mitten in der Bewegung verharrte er, als ein starkes Stechen durch seinen Magen fuhr. Er zuckte zusammen und stellte sich wieder gerade hin. Den Blick auf die Küchenfliesen gerichtet. Dann würde er eben den Liter Wasser direkt aus der Flasche trinken. Er ging zum Kühlschrank. Zittrig klammerten sich seine Hände an den Kühlschrankgriff. Krallten sich an diesem fest wie die eines Ertrinkenden an einem Grashalm. Sein Körper bebte unbewusst vor Freude. Lautlos öffnete er den Schrank. Das helle Licht blendete ihn für einen kurzen Moment. Raubte ihm die Sicht auf das Innere. Er musste oftmals blinzeln, da seine Augen das gleißende Licht nicht gewohnt waren. Es dauerte einen Augenblick, ehe er alles erkannte. Mit bebenden Fingern griff er hinein, erwischte die kalte Wasserflasche. Mit einem Ruck zog er diese heraus, doch es war schon zu spät. Sofort fiel der Teller mit dem Schokoladenkuchen in seinen Blick. Eine Kalorienbombe, die er sich nicht leisten sollte. Wieder knurrte sein Magen. Verlangte nach Essen. Nach diesem so verlockenden Schokoladenkuchen. Eine kleine, vernünftige Stimme in seinem Inneren rief immer wieder, dass dieses eine Mal schon nicht schaden würde. Aber… Er zögerte einen kurzen Moment. In seiner Erinnerung wusste er, dass der Kuchen morgen für Hanabi gedacht war. Er wusste es, doch war der Drang, gerade diesen Kuchen zu essen, gigantisch. So groß, dass ihm die Konsequenzen am darauffolgenden Tag egal waren. Scheißegal. Genauso, wie viel Kalorien diese süße Verlockung hatte. Die Vorfreude auf das Kommende stieg an. Er fühlte sich wie im Rausch. Vergaß für einen Moment seine ‘Diät’. Seinen Zwang, weniger zu essen. Sofort stellte er seine Wasserflasche ungeöffnet in den Kühlschrank. Er griff nach dem Teller. Krallte sich schon fast verzweifelt und krampfhaft an das kalte Porzellan. Zitterte so sehr, dass er Mühe hatte, den Kuchen nicht fallen zu lassen. Mit einem Finger strich er zögerlich ein wenig Schokocreme ab. Starrte diese auf seiner blassen Haut an, als wäre es etwas Verbotenes. Etwas Verlockendes. Etwas, was er nicht einmal ansehen durfte. Eigentlich war es für ihn etwas Verbotenes, da er wusste, dass diese Süßspeise etliche Kalorien mit sich herumschleppte. Doch konnte er im Augenblick nicht widerstehen. Zögerlich steckte er seinen Finger in seinen Mund, ehe er ihn ableckte. Den süßen Geschmack auf seiner Zunge schmeckte und genoss. Jeden Millimeter Haut leckte er ab, um wirklich alles zu erwischen. Doch das reichte nicht, um seinen hungrigen Magen zu besänftigen. Ihn zu befriedigen. Denn dieser wollte mehr. Weitaus mehr… Wie ein wildes Tier, welches sich über seine Beute hermachte, verhielt er sich bei dem Kuchen. Er griff mitten in die Schokolade, packte die Creme und stopfte sie sich in seinen Mund. Er schlang Bissen für Bissen herunter. Kämpfte sich da durch, bis der letzte Krümel vom Kuchenboden vertilgt war. Der letzte Bissen der Schokolade. Er leckte den Rest von seinen Fingern ab. Saugte an diesen, damit er dem süßlichen Geschmack noch einem Moment auf der Zunge schmecken konnte. Damit er das klebrige Zeug von seiner Haut bekam. Mit zufriedengestelltem Magen stellte er den Teller in die Spüle. Er fühlte sich nicht mehr hungrig an, doch satt war er auch nicht. In den nächsten Sekunden fiel sein Blick sofort wieder in den Kühlschrank, nur um noch zwei Vanillepuddings zu erblicken, welche er darauf aufaß… Er wusste nicht, wie lange er schon vor dem Kühlschrank stand. Aber mit einem erschöpften Seufzen lehnte er sich gegen die Arbeitsplatte und streichelte sich beruhigend über seinen rumorenden Bauch. Er war satt. Pappsatt. So vollgestopft, dass er das Gefühl hatte, nichts mehr herunterzubekommen. Seine Hände legten sich auf das kühle Holz der Arbeitsplatte, strichen kurz darüber, ehe er sie wieder auf seinen Bauch bettete, welcher leicht gewölbt war. Seine Finger schwitzten fürchterlich. In seinen Bauch grummelte es schrecklich. Das schlechte Gewissen meldete sich sofort. Sagte ihm, dass es falsch war, was er eben gemacht hatte. Tadelte ihn für seine Schwäche. Tadelte ihn dafür, dass er nicht stark genug war und dem Drang, etwas zu essen, nicht widerstanden hatte. Und zu den Selbstvorwürfen kam die Übelkeit. Ihm war unglaublich schlecht. So sehr, dass er es nicht mehr zurückhalten konnte. Mit einem Moment wurde ihm kalt. Eiskalt. Ein Zittern durchfuhr seinen Körper. Ein Schauer rann über seinen Rücken... Sofort rannte er in Richtung Bad. Schlug hinter sich die Tür zu und schaffte es gerade noch so, den Schlüssel im Schloss herumzudrehen. Unbewusst und mit Routine streifte er mit seiner Hand über den Lichtschalter und tauchte den Raum in Helligkeit. Kurz blinzelte er verschreckt, ehe er hastig zur Toilette stürzte. Er würgte alles wieder hervor. Alles, was er eben heruntergeschlungen hatte. Alles kotzte er wieder heraus. Seine Hände krallten sich an die Toilettenschüssel. Krallten sich an das Porzellan. Sein Hals brannte. Ein widerlicher Geschmack herrschte in seinem Mund. Auf seiner Zunge. Mehrere Male würgte Neji. Würgte und erbrach sich. Solange, bis nichts mehr herauskam außer Magensäure und Speichel. Solange, bis er sich sicher war, dass nichts mehr kam. Dass nichts mehr in ihm war. Dass er nichts mehr hatte, was er hätte erbrechen können. Was er hätte hervorholen können. Alles war draußen. Das Essen. Alles. Sein altes ich. Alles. Er selbst. Sein Körper erbebte unter dieser Anstrengung. Doch war wirklich alles draußen? Er war sich nicht sicher, auch wenn nichts Weiteres als Flüssigkeit herauskam. Seine Finger krallten sich an die Schüssel. Er versuchte noch einmal, zu würgen. Versuchte noch einmal, sich zu übergeben. Aber er konnte nicht. Nichts kam mehr… Was auch? Es gab nichts mehr, was sein müder Leib noch hätte hergeben können… Bebend löste er eine Hand von der Toilettenschüssel und betrachtete diese im schwachen, schummrigen Licht der Deckenlampe. Seine Sicht war verschwommen. Sein Blick glasig. Vereinzelte Tränen liefen noch von der Anstrengung in feuchte Bahnen über seine Wangen. Seine Atmung war hektisch. Wie hypnotisiert betrachtet er seine linke Hand. Er hatte nur flüchtig darüber gelesen, aber würde es wirklich helfen? Einen Moment verharrte er noch regungslos vor der Schüssel. Ihm war immer noch schlecht. Sicherlich war dieses ganze süße Zeug noch nicht vollends aus seinen Magen heraus. Sicherlich… Ein wenig ungeschickt steckte er sich seinen linken Zeige- und Mittelfinger in den Mund und weiter vor zum Gaumen. Ein erdrückendes Gefühl breitete sich in seinem Hals aus. Er hatte einen Moment Angst, weiter vorzurücken. Aber war wirklich alles heraus? Er wollte sicher sein. Er schob seine Finger weiter zum Rachen vor. Es hob ihn leicht, weswegen er die Finger minimal zurückzog. Hart schluckte er, bevor er erneut die Finger tiefer in seinen Mund schob. Er beugte sich weiter über die Toilettenschüssel vor. Im nächsten Moment bemerkte er erneut, wie er mit Würgen begann. Die Finger noch im Mund, riss er diese heraus, als ein erneuter Schwall Flüssigkeit herauskam. Keuchend verharrte er noch einen Moment über die Schüssel gelehnt. Schweiß lief seine Schläfe entlang. Floss über die Wange und perlte am Kinn ab. Sein nackter Oberkörper war mit einem leichten, feuchten Schweißfilm überzogen. Seine Arme zitterten. Seinen Blick hatte e starr in die Toilette gerichtet. Doch nichts kam mehr. Alles war heraus. Wirklich alles… Seine Hände lockerten sich ein wenig. Er fühlte sich schwach an. Ausgelaugt. Doch ihm war dieses Gefühl wichtig. Es fühlte sich für ihn richtig an. Es gefiel ihm. Dieses Gefühl, dass er etwas Richtiges gemacht hatte. Es beherrschte ihn. Es regierte ihn. Es berauschte ihn. Es brachte ihn dazu, dass er immer weniger aß. Dass er immer weniger zu sich nahm. Dass er immer mehr abnahm. Dieser Stolz. Dieses Glückgefühl. Dieses Gefühl von Richtigkeit. Dieses Gefühl von Macht über seinen Körper. Doch dies alles war nur Schein und Trug. Ein Hirngespinst. Neji lebte einzig und allein eine Lüge. Eine Lüge, gesteuert von der Zahl auf der Waage… ~*~*~ Sein Handy klingelte. Sein Wecker war auf sechs Uhr gestellt. Müde tastete er über das raue Bettlaken und versuchte, den Störenfried auszuschalten. Ein erschöpftes Brummen kam über seine Lippen, als er sein Handy auf Schlummern gestellt hatte. Die Sonnenstrahlen kitzelten seine Nase. Seine Haare waren zerzaust, als er sich schwerfällig aufsetzte. Die Nacht war eine Katastrophe gewesen. Viel zu kurz und qualvoll. Ihm war jetzt noch schlecht. Oder schon wieder? Zitternd vergrub er seine Finger der linken Hand in das zerwühlte, weiße Laken. Die andere hatte er auf seinen Bauch gepresst. Die Angst, dass er durch die nächtliche Fressattacke zugenommen hatte, war groß. Wie viele Gramm waren es dieses Mal? Was hatte er nur alles in sich hineingewürgt? Und dies in so kurzer Zeit? Seine Finger krallten sich tief in seine nackte Haut. Spürten dort noch hauchdünn seine Rippen, wenn er fester darauf drückte. Alles musste weg! Alles! Es war krank, aber das interessierte ihn nicht. Es war ihm egal. Er selbst fühlte sich noch nicht dünn genug an. Träge schob er seine Beine aus dem Bett. Sie fühlten sich schlapp an. Müde, sodass sie Mühe hatten, seinen erschöpften Körper überhaupt aufrecht zu halten. Seine Füße spürten sofort den rauen Teppich unter sich. Leicht strich er mit seinen Zehen über den Stoff. Nur müde bewegte er sich vorwärts. Sein Fokus war auf das Badezimmer gerichtet. Seine Gedanken drehten sich nur um die Zahl, welche die Waage anzeigen würde. Hatte er zugenommen? Wenn ja, was dann? Er würde den ganzen Tag über fast bis gar nichts essen. Dann würde das Gewicht wieder so werden, wie er es wollte. Dies war der Preis, den er bezahlen musste. Dies war der Preis, den er zahlte… Nur mühsam bewegte er sich aus dem Zimmer. Schwankte. Ihm war so schwindlig. Und so schlecht. So unglaublich schlecht. Im Badezimmer schloss er die Tür hinter sich ab. Damit niemand hereinplatzen konnte. Damit ihn niemand hier drin überraschen konnte. Kurz rieb er sich noch den wenigen Schlaf aus den Augen. Seine Sicht war noch verschwommen. Er war müde. Müde vom Leben. Sein Körper war müde. Müde von dem vielen Abnehmen. Seine Beine zitterten fürchterlich und schmerzten bei jedem Schritt. Neji schwankte noch einmal, bevor er sich an der Badezimmertüre zu Boden gleiten ließ. Ihm war schlecht vor Hunger. Unter anderem hatte er schon die Befürchtung gehabt, dass seine Beine jeden Moment nachgeben würden. Einfach so zusammenbrechen würden. Wie lange würden sie die Last noch tragen können? Er atmete tief ein und aus. Sein Herz raste so fürchterlich, dass es schon fast hinter seinen Rippen schmerzte. Zitternd legte er seine linke Hand auf die Brust. Wollte es zur Ruhe bringen. Doch es schlug nur umso schneller. Es kostete ihn unglaublich viel Kraft. Nur träge konnte er seinen Körper bewegen. Müde… Er war so unglaublich müde… Er war müde. Sein Körper war müde. Sein Leben war ausgebrannt… Doch er sah es nicht. Bemerkte es nicht. Verstand es nicht. Für ihn fühlte es sich ‘gut’ an. Er war ‘gesund’. Er wurde jede Woche immer ein Stück leichter. Es war sein ‘Leben’. Das Leben, welches ihn Gramm für Gramm mehr in den Tod trieb… Minuten vergingen. Er blieb noch einem Moment sitzen. Den Kopf zu Boden gesenkt. Die Atmung noch ein wenig langsamer. Tief ein. Tief aus. Immer im Gleichtakt und ruhig. Wenn er zu schnell atmete, dann würde diese Übelkeit nicht besser werden. Gleich ging es wieder. Er wusste es. Gleich konnte er wieder aufstehen. Sich auf die Waage stellen und sehen, wie viel er wirklich zugenommen hatte. Dies war nur vorübergehend, da er noch in seiner Anfangszeit war. Sicherlich… Zitternd stand er auf. Zerrte sich an der Türklinke nach oben. Seine Beine fühlten sich noch ein wenig wacklig an, doch das würde gleich vergehen. Sicherlich. Gebannt waren seine Augen auf die Waage gerichtet. Er dürstete jetzt schon nach der Zahl, die das Gerät heute Morgen anzeigen würde. Er war süchtig danach zu erfahren, wo der Zeiger heute stehenbleiben würde. Mehr oder weniger? Er hoffte, dass das Letztere eintraf... Zögerlich stellte er sich auf die Waage. Wartete darauf, dass der Zeiger dieser stehenblieb. Ihn kam es vor wie Stunden, ehe der Zeiger bei 68,8 zum Stillstand kam. 68,8 - hundert Gramm weniger als am Vortag. Also hatte ihm diese Fressattacke und seine Alles-sofort-wieder-herauskotzen-Aktion nicht geschadet. Vielleicht half es ihm sogar beim Abnehmen? Wenn er sein Essen im Notfall sofort wieder hervorbrachte, so konnte sein Körper kein neues Fett ansetzen, oder? Er würde es sich merken. Im Notfall Kotzen gehen. Wenn es sein musste sogar Tag ein, Tag aus. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ein Lächeln voller Stolz. Er nahm jeden Tag ab. Stück für Stück. Ein Glückgefühl durchströmte seinen Körper. Hastig schlüpfte er aus seiner Boxershorts und stellte sich unter die Dusche. Schnell duschte er sich ab. Kalt rann das Wasser über seinen Körper. Ließ diesen erzittern. Seine Zähne klapperten. Schlugen hart aufeinander. Doch davon ließ er sich nicht beirren. Er brauchte diese kalte Dusche. Damit sein Körper nicht unterkühlte, würde dieser selbst versuchen Wärme zu produzieren. Und Wärme bedeutet Energie. Sein Körper würde Energie und damit Kalorien verbrennen. Er würde alles machen, um jedes einzelne Gramm in seinen Körper zu vernichten. Jedes Mal ein Gramm mehr bis zu seinem endgültigen Verderben… Bibbernd drehte er das Wasser ab und schlang sich ein Handtuch um den Körper. Etwas lockerer, damit niemand sah, wie viel er schon abgenommen hatte. Damit niemand seine Erfolge der ‘Diät’ bemerkte. Jetzt noch nicht. Jetzt sollte es noch niemand bemerken. Erst wenn er selbst mit sich zufrieden war. Er wollte die Leute reden hören. Er wollte hören, wie sie über ihn und sein neues Aussehen redeten. Er wollte von ihnen hören, wie weit er es schon gebracht hatte. Die Leute sollten seinen Erfolg rühmen. Heute waren es schon fast fünfzehn Kilogramm. Ende Februar wog er noch knappe 83 Kilogramm. Und heute… Heute wog er schon fast fünfzehn Kilogramm weniger, doch es reichte noch nicht. Es musste noch so viel weg. So viel… Aber er würde es schaffen! Fröstelnd verließ er das Badezimmer. Schloss lautlos die Tür hinter sich. Er hörte Stimmen. Anscheinend waren schon die Ersten wach. Hastig verschwand er wieder in sein Zimmer. Schloss sich in diesem ein. Stellte sich mit dem Rücken zur Tür. Ihm war immer noch so schlecht vor Hunger. Sein Körper immer noch eiskalt. Wie jeden Morgen... Langsam und Schritt für Schritt kämpfte er sich zu seinem Kleiderschrank vor. Öffnete diesen. Im Inneren hatte er einen großen Spiegel befestigt. Auch wenn es eitel klang, seit Beginn seiner ‘Diät’ betrachtete er sich oft im Spiegel. Er sah jeden Tag von Neuem, wie er immer mehr abnahm. Wie schlank er wurde. Doch dass es krank war, das sah er nicht… Wieder betrachtete er sich im Spiegel. Warf sein Handtuch zu Boden, schaute sich genau und kritisch an. Seine Hüften waren wirklich noch zu fett. Und seine Oberschenkel waren noch ziemlich breit. An seinen Schultern konnte er auch noch etwas verlieren. Leicht drehte er sich zur Seite, als er den fast recht flachen Bauch im Spiegel betrachtete. Leicht strichen seine Hände über diesen, ehe er seine Fingernägel in diesen krallte. Der Bauch musste weg. Auf jeden Fall! Plötzlich schlug er mit der Faust neben den Spiegel. Schmerz pulsierte durch seine Hand und sein Gelenk. Er war immer noch nicht mit sich zufrieden. Es musste mehr weg. So viel. Es reichte noch lange nicht. Auch wenn er jetzt schon Erfolge sehen konnte, so durfte er sich auf diesen nicht ausruhen. Sein Ziel war noch so weit weg. So unglaublich weit. Er wurde immer kritischer mit sich, doch… Die dürren Hand- und Fußgelenke bemerkte er nicht. Er konnte diese locker und ohne Probleme schon mit einer Hand umfassen. Dies sah er nicht. Dafür war er blind. Er erkannte nur die Mängel, die er an seinem noch nicht vollständig perfekten Körper auffinden konnte. Schwerfällig hatte er sich sein weißes Hemd übergezogen. Ein wenig zitternd knöpfte er die Knöpfe seines Oberteiles zu. Sofort schlüpfte er in seine Boxershorts und in seine schwarze Hose. Er war innerlich aufgewühlt. Noch total aufgeregt, wie viel er heute auf der Waage wog. Aber auch vor unterdrückten Frust, da sein Ziel noch so weit entfernt war. Wie lange würde er noch brauchen? Wie viele Monate? Leise seufzte er auf und schlug sich einmal leicht gegen seine Wangen. Heute war wieder Schule. Seinen schwarzen Blazer würde er erst nach dem Frühstück anziehen. Während er seine Haare föhnte, zitterten seine Finger. Seine Hände. Sie waren eiskalt. Ebenso wie sein Körper noch von der Dusche. Aber langsam wärmte dieser sich auf. Langsam und mit aller Ruhe. Schnell band er sich seine braunen Haare zu einem Zopf. Vereinzelte Strähnen fielen ihm in seine Stirn. Verdeckten seine lavendelfarbenen, funkelnden Iriden. Doch wie lange würden sie noch glänzen? Wie lange würde noch das Leben in ihnen schimmern? Noch einmal tief durchatmend drehte er sich vor seinem Spiegel, ehe er das Zimmer wieder aufschloss und dieses verließ. Der Gang kam ihm wie ausgestorben vor. Vor einigen Monaten hatten hier noch zahlreiche Familienfotos gehangen. Aber von Zeit zu Zeit verschwanden immer weitere Bilder von dieser Wand… Zögerlich strich er über eine Stelle, wo er sich noch sicher war, dass hier einst ein Familienfoto mit allen zusammen angebracht war. Eine lächelnde Hinata mit ihrem stolzen Vater und einer schwangeren Mutter. Leicht zog er die Stirn kraus. Wenn er es so recht bedachte... Seit er hier im Hause der Hauptfamilie wohnte, hatte er das scheue Mäuschen von Hinata noch nie lächeln gesehen. Meistens hatte diese den Kopf gesenkt, wenn sie sich begegneten. Beide wechselten auch selten ein Wort miteinander. Doch ihm war es egal. Wenn sie nicht reden mochte, er wollte es sowieso nicht. Diese Familie war ihm sowieso egal. Genauso wie er es ihnen war. Doch in seinem Inneren wollte er eigentlich nur akzeptiert und geliebt werden… Neji wandte seinen Blick wieder von der Wand ab und schritt in Richtung Küche. Er hörte die laute Stimme seines Onkels. Ebenso die von Hanabi, welche sich laut bei ihm beschwerte. Hörte er da ein Schluchzen? Er kam in die Küche. Zog damit regelrecht die Aufmerksamkeit der beiden Anwesenden auf sich. Mit skeptischem Blick betrachtete er seine zehnjährige Cousine. Das lange Haar ein wenig zersaust von ihrem Zopf gehalten. Die lavendelfarbenen Augen, die jeder in der Familie besaß, starrten ihn wütend an, ehe sich Hanabi verheult mit dem Pulloverärmel undamenhaft über das Gesicht wischte. “Du bist blöd!” Überrascht hob Neji die Augenbrauen an. Warum fuhr die Kleine ihn so an? Was hatte er ihr bitte schön getan? Ein wenig skeptisch betrachtete er sie. Plötzlich wurde er grob am Oberarm angepackt. Gegen den Küchentisch gedrückt, sodass dieser unter seinem Gewicht ein wenig nach hinten rutschte. Erschrocken kniff er seine Lider zusammen. Der Griff seines Onkels schmerzte furchtbar. Er verstand nicht. Überrascht öffnete er seine lavendelfarbenen Iriden. Sicherlich würden rote Striemen, Abdrücke oder blaue Flecken auf seiner blassen Haut bleiben... Sofort legte sich seine emotionslose Maske auf sein Antlitz. “Was ist los?” “Du hast genau gewusst, dass der Kuchen für Hanabi war!” Jetzt verstand er. Es ging hier allein nur um diesen Kuchen, den er in der Nacht gegessen hatte. Mit all dem Vanillepudding. Wenn er jetzt noch daran dachte, wie viel Kalorien er da mit einem Schlag in sich hineingewürgt hatte, da wurde es ihm noch schlechter. Oh Kami! Er wollte gar nicht wissen, was sein Gegenüber sagen würde, wenn er erzählte, dass er den Kuchen und all die anderen Dinge im nächsten Moment wieder herausgekotzt hatte... Leicht biss er sich auf seine Unterlippe. Getraute sich nicht, ein Wort zu sagen. Er versuchte zur Ruhe zu kommen. Hatte Angst, dass er die Beherrschung verlor. In letzter Zeit hatte er immer wieder Mühe, dass er nicht gleich bei jedem Bisschen an die Decke ging. Meistens wich er den Konfrontationen mit seinem Onkel aus. Verschwand, ohne zu essen, in sein Zimmer - oft mit der Begründung, er habe schon was gegessen. Oftmals war es nur ein trockenes Brötchen, was er sich aus der Küche genommen oder beim Bäcker nebenan gekauft hatte. Er biss sich fester auf seine Unterlippe. Kaute auf dieser herum und riss diese auf, sodass Neji sein eigenes Blut schmeckte. Metallisch und widerlich. Am liebsten würde er jetzt kotzen gehen und alles aus sich herausholen. Sein Innerstes, seine Emotionen, irgendetwas, um dieses eklige Gefühl zu vertreiben. Aber in ihm war nichts mehr, was er herausbrechen könnte. Alles war leer und das Einzige, was er machen konnte, war alles herunterzuschlucken. Er schluckte sein Blut, seine Wut auf seinen Onkel und auf sich herunter. Schließlich war er selbst schuld an der Sache. Er hätte es doch ahnen müssen... Nein, er hatte es sogar gewusst! Dennoch war sein Hunger so gigantisch. Seine Angst vor dem nächsten Tag so winzig. Seine Beherrschung so klein. Sein Wille schwach. Er war selbst schuld daran, dass er nun den Ärger kassieren musste. “Was denkst du, was du dir erlauben kannst?! Das Frühstück kannst du vergessen! Wenn ich daran denke, dass du über Nacht...” Sein Onkel verzog bei diesen Worten das Gesicht. Ekel und Abscheu waren zu lesen. Und Hass. Abgrundtiefer Hass. Neji zitterte. Das wollte und konnte er nicht mehr ersehen. Warum immer er? Was hatte er gemacht? Nichts... Außer der Sache mit dem Kuchen hatte er dieser Familie doch nichts angetan! Gar nichts! Und dieser billige Kuchen war doch auch nur schnell mit billigen Zutaten aus dem Discount gebacken gewesen. Warum dann dieser Hass auf ihm? Warum diese Wut? Er zerrte und zappelte mit seinem Arm. Versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Es war schwer und mühsam. Außerdem schmerzte es. Es schmerzte so fürchterlich! Auf seiner Haut, aber vor allem in seinem Inneren… “Lass los, verdammte Scheiße!” „Nicht in diesem Ton, junger Mann! Wirklich! Wäre ich dein Vater, ich hätte dich anders erzogen!” „Bist du aber nicht, also lass los!“ “Nein! Was glaubst du, was du bist?!“ “Eine Verpflichtung, oder?! Mehr bin ich doch nicht für dich! Eine gottverdammte Verpflichtung!” Er schrie. Schrie diese Sätze seinem Gegenüber mitten ins Gesicht. So sehr, dass sein Hals brannte. So sehr, dass ihm für einen kurzen Moment die Luft wegblieb. Verdammt! Er war doch nur eine dumme Verpflichtung! Ein Gegenstand. Mehr nicht... Zumindest hatte es ihm sein Onkel so gelehrt. Hatte es ihm jeden Tag vorgehalten. Es ihm jeden Tag gezeigt. Ihm jeden Tag ins Herz gebohrt. Tief und schmerzhaft... Leise keuchte er, erschöpft. Er zog seinen Arm aus dem Griff. Taumelte nach hinten und fiel. Er prallte unsanft mit seinen Kopf gegen das Tischbein. Ein pochender Schmerz zog durch diesen. Erschrocken keuchte er auf. Ein schmerzvolles Stöhnen kam über seine Lippen. Seinen Blick hatte er zu Boden gerichtet, als sich plötzlich ein Schatten über ihm aufbaute. Ein leichter Tritt in die Seite zwang ihn widerwillig aufzusehen. Voller Zorn waren die Augen seines Gegenübers. Voller Zorn und Abscheu. Und so etwas nannte sich Familie! „Verschwinde! Für heute will ich dich nicht mehr sehen, verstanden?!“ Leise knirschte er mit seinen Zähnen, ehe er seinen Blick wieder abwandte. Seine Finger strichen fahrig über die Fliesen in der Küche, ehe er diese zitternd in den Stoff seiner Hose verkrallte. Leicht nickte er, während er sich weiter auf seine Unterlippe biss. Es war so unglaublich unfair. Seine Schultern bebten leicht. Er hörte die Schritte, welche langsam die Küche verließen. Er hörte sie laut und deutlich in seinen Ohren. Ebenso wie sein eigenes Blut, was durch seine Adern rauschte. Leicht ballte er seine Hände zu Fäusten, ehe er diese hart auf die Fliesen schlug. Verzweifelt und voller Schmerz. Was sollte er noch machen? Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er konnte einfach nicht mehr. Warum spielte das Schicksal so ungerecht mit ihm? Dabei wollte er es doch selbst in seine Hand nehmen. Sein eigenes Schicksal. Seine Hände schmerzten schon, doch er hörte nicht auf. Weiter schlug er auf die Küchenfliesen ein. Solange. So sehr. Er wusste einfach nicht mehr weiter… „Verdammt! Verdammt! Verdammt…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)