Shadows of the NewMoon von Darklover ================================================================================ Kapitel 17: 17. Kapitel ----------------------- Eric war schon die ganze Zeit wie auf Kohlen gesessen und hatte nur auf Nachrichten von Nataniel und den Anderen gewartet. Noch waren sie nicht gesichtet worden. Das dauerte alles viel zu lange. Das kleine Klapphandy fing in der Halterung an zu vibrieren und blinkte auf. Überrascht zog Eric es aus der Tasche und erkannte Amandas Nummer. Sofort klappte er das Telefon auf. „Amanda?“ Was ihm gesagt wurde, ließ beinahe Erics Blut in seinen Venen gefrieren, aber er versuchte sich, zusammenzureißen. Das war nicht das erste Mal, dass Amanda verletzt war. Aber es war das erste Mal, dass er nicht die Kollegen von der Organisation rufen konnte, die sie mit einem Rettungshubschrauber ins nächste Krankenhaus bringen würden. „Ja, bring sie her. Wir warten auf euch.“ Voller Verzweiflung sah Eric zu Palia hinüber, die neben ihm gesessen hatte und bei dem Anruf genauso aufgeschreckt war, wie er. „Amanda ist verletzt. Sie ist gebissen worden. Ich weiß nicht, wie schlimm es ist …“ Palia legte ihm eine Hand auf den Nacken und sah ihm tief in die Augen. „Wir werden uns um sie kümmern, keine Sorge.“ Sie verwandelte sich in den Puma, um schneller zu der Hütte der Luchsdame zu kommen, die in ihrer menschlichen Existenz Schwester in einem Krankenhaus gewesen war. Sie würde ihnen zumindest sagen können, ob sie Erics Schwester in die Stadt bringen mussten. Oder ob sie den Transport dorthin überhaupt überleben würde.   ***   Der Weg zurück kam ihm unendlich weiter vor, als der Weg zu ihr. Amandas kühler Körper erschreckte ihn, dabei lag der Temperaturunterschied wohl hauptsächlich daran, dass er ohnehin wärmer als Menschen war und das war sie nun einmal. Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten hielt ihr Körper auch nicht mehr aus, als alle anderen Menschen. Umso größer war Nataniels Sorge, ob sie diese Nacht überhaupt überleben würde. Seine Beine brannten wie die Hölle, während er immer schneller lief und trotzdem darauf achtete, sie nicht zu sehr durchzuschütteln. Aber weder seine eigenen Verletzungen, noch die entsetzliche Ausstrahlung der Schatten um Amanda herum, konnten ihn davon abbringen, sie weiter festzuhalten, um so schnell wie möglich ins Lager zurückzukehren. Wenigstens hatte er Eric auf seinem eigenen Handy erreichen können, damit die anderen schon einmal vorgewarnt waren. Mit viel Glück war irgendjemand in seinem Rudel, der sich mit so etwas aus kannte. Er betete darum.   ***   Palia beeilte sich und kam in dem Moment zum Feuer zurück, als die Löwin, die Nataniels Gruppe begleitet hatte, im Lager ankam. „Sie sind gleich hier. Sie lebt noch.“ Eric war wortlos aufgesprungen, als er sie sah, blieb aber beim Feuer stehen und wartete. Wie weit konnten sie noch sein? Nataniel hatte Amanda in seiner menschlichen Form hierher bringen müssen. Sonst wäre es ihm gar nicht möglich gewesen. In Erics Inneren kam keine Erleichterung auf, als er den neuen Anführer in den Lichtkegel des Feuers treten sah. Er hatte Amandas Körper die ganze Zeit in den Armen gehalten und legte sie nun vorsichtig hin. Eric war einen Herzschlag später bei ihm, um ihm zu helfen. „Nataniel.“ Er hielt den Anderen, der sich gerade über Amanda beugen wollte, am Oberarm fest. Als Reaktion bekam er ein aggressives Knurren, bis sich die eisblauen Augen auf die Stelle richteten, die Eric ihm zeigen wollte. „Bleib im Licht, sonst kleben sie an dir und lösen dir die Haut auf.“ Nachdem Nataniels Schulter von einer dunklen Substanz umwabbert wurde, musste Eric seiner Schwester noch nicht einmal die Augen öffnen, um zu wissen, dass sie pechschwarz waren. Die Aura, die sie umgab, ließ nicht nur Palia ein wenig zurückweichen. Ehrlich gesagt wunderte es Eric, dass Nataniel so ruhig neben ihr kniete. Für das Tier in ihm mussten die Schatten beinahe unerträglich sein. Genauso unerträglich, wie es für Eric war, in Amandas immer blasser werdendes Gesicht zu sehen. Sie verlor nicht so viel Blut, wie die Wunde vermuten ließ und doch war sie aschfahl im Mondlicht, das sich mit dem warmen Licht des Feuers mischte. Endlich kämpfte die Krankenschwester sich doch gegen ihren Instinkt zu ihnen durch und sah sich die Bisswunde an Amandas Seite und ihrem Bauch an. Sie konnte nichts weiter sagen, als dass sie erstmal gereinigt werden sollte. Sonst würde die Entzündung Amanda eher umbringen als der Blutverlust. Sie konnte die Wunde nähen, aber den Transport in die Stadt hielt sie für zu gefährlich. Es war einfach zu weit. Eric streichelte Amandas Wange und wusste nicht, was er sagen sollte. Sie war immer diejenige gewesen, die alles unter Kontrolle hatte. Amanda hatte die Lösung für Probleme und kümmerte sich um die Leute, die verletzt waren. Wut stieg in Eric auf, von der er nicht wusste, woher sie genau kam und gegen wen sie gerichtet war. „Du wirst nicht sterben, hörst du. Du hast es Dad versprochen.“   Als er endlich das Lager erreichte, war der Panther schon halb aus seinem Käfig raus, obwohl Nataniel noch immer in menschlicher Form war. Aber seine Instinkte waren so wachsam, als wäre er ein Tier. Vorsichtig legte er Amandas Körper neben das wärmende Feuer ab und wollte sehen, ob sie noch so kräftig atmete, wie in dem Moment, wo er sie hochgehoben hatte. Doch etwas hielt ihn zurück, woraufhin er fast zugebissen hätte, daran änderte selbst die Tatsache nichts, dass er im Augenblick keine Schnauze hatte. Gerade noch rechtzeitig erkannte er Eric und auf was dieser deutete. Nataniel sah sich die wabbernden Schatten einen Moment lang an, ehe er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf Amanda richtete. Den Mann sowie das Tier konnte selbst diese Tatsache nicht mehr von der blond gelockten Frau fernhalten. Sollte ihm doch die Haut weggefressen werden. Ihm war das egal, dennoch hielt er sich im Licht, während er mit wachsamen Augen jede Bewegung der Luchsfrau scharf beobachtete. Als sie die Wunden zu säubern begann, ging Nataniel unruhig auf und ab, weil er einfach nichts für diese Frau tun konnte, die nicht nur dem Panther so wichtig geworden war. Verdammt, sie hätte ihn nicht warnen sollen, dann wäre das alles nicht passiert! „Tu für sie, was du kannst“, knurrte Nataniel ungehalten der Luchsfrau zu, nachdem diese begonnen hatte, nun die Wunden zu nähen. Wenigstens gab es hier im Lager auch so etwas wie Erste-Hilfe-Kästen, weil es nicht das erste Mal war, dass es hier Verletzte gegeben hatte. Aber wenn Amandas Verletzungen zu schlimm waren, würde es ohnehin nicht ausreichen. Gott, er wollte sie nicht verlieren!   Lediglich in der Obhut ihres Bruders ließ Nataniel Amanda wenige Minuten lang alleine, um sich den ganzen Dreck und das Blut im nahegelegenen Fluss abzuwaschen. Doch weder ließ er es zu, dass man seine Wunden versorgte, noch nahm er stärkende Nahrung zu sich, die er im Moment dringend hätte brauchen können. Aber er wusste, dass er ohnehin nichts runter bringen würde. Inzwischen hatte man Amanda in ein Bett in einen der Bungalows gebracht, wo die Verhältnisse wesentlich sauberer waren, als auf dem bloßen Waldboden. Man hatte sie gewaschen und ihr die Wunden verbunden. Ansonsten war sie nackt unter dem weißen Bettlaken, das ihr bis zum Hals hochgezogen worden war. Schweigend saßen Eric und Nataniel nebeneinander an ihrem Bett und warteten. Auf den Tod, auf Verbesserung oder sonst irgendein Zeichen. Zum ersten Mal in seinem Leben hasste Nataniel das Warten und konnte es einfach nicht ertragen. Aber was blieb ihm anderes übrig?   Eric bemerkte, dass immer wieder eine der Raubkatzen an den Bungalow kam, um nach ihnen zu sehen. Sie drängten sich nicht auf, zeigten sich meistens noch nicht einmal in dem niedrigen Gebäude, aber Eric wusste, was los war. Er sah zu Nataniel hinüber, der auf irgendeinen Punkt auf dem Boden starrte und sich scheinbar seit Stunden nicht gerührt hatte. Eric hatte keine Lust, sich wieder einen dieser tödlichen Blicke einzufangen, die er dafür geerntet hatte, dass er seinen Arm festgehalten hatte. Deshalb lehnte er sich zum wiederholten Male zu Amanda vor und fühlte ihre Stirn. Dann ihren Hals und horchte auf ihre Atmung, die zwar etwas angestrengt, aber gleichmäßig war. Die Schatten waren auch wieder verschwunden, was Eric sehr beruhigte. Jetzt konnte Amanda sich darauf konzentrieren, mit ihrer Verletzung fertig zu werden. Das würde ihr sehr viel leichter fallen, wenn sie diese klebrige Finsternis nicht zusätzlich von sich abzuschütteln hatte. Eine junge Leopardin hatte sich gerade neben dem Eingang des Bungalows in einen Menschen verwandelt und sah zu ihnen hinein. Ihr Gesicht war neugierig und besorgt und wie bei allen anderen zuvor, ruhte ihr Blick nur kurz auf Amanda und wanderte dann für sehr viel längere Zeit zu Nataniel hinüber. Eric nickte ihr beruhigend zu und sie wandelte sich, um wieder zu verschwinden. Langsam wurde es hell. „Ich weiß, dass ich dir keine Vorschriften machen kann“, versuchte Eric das erste Mal, seit sie hier zusammensaßen, mit ruhiger Stimme ein Gespräch anzufangen. Er wartete einen Moment ab, ob Nataniel ihm überhaupt zuhörte. Der Panther schien verdammt weit weg zu sein, mit seinen Gedanken und außerdem sah er wirklich abgekämpft und müde aus. „Aber ich nehme an, dass du unsere Besucher auch bemerkt hast.“ Jetzt hob Nataniel tatsächlich den Kopf und nickte fast unmerklich. „Sie machen sich Sorgen um dich. Du bist gerade erst angekommen, hast deinen ersten Kampf für das Rudel hinter dir und bist dabei verletzt worden.“ Eric legte eine Pause ein und versuchte angestrengt nicht zu Amanda hinüber zu sehen, die immer noch beinahe so blass war wie das Laken, das über ihrem Körper lag. Er wusste nicht, warum Nataniel immer noch hier war und ihm beim Warten Gesellschaft leistete. Jemand hatte ihm erzählt, dass Amanda dem neuen Anführer geholfen hatte, einem Geparden auszuweichen. Hatte Amanda ihm das Leben gerettet? Das würde zu ihr passen. Schon seit sechzehn Jahren bei der Organisation und immer noch stellte sie sich auf die Seite der Wandler, wenn es richtig war. Blieb nur zu hoffen, dass das ein gutes Zeichen war und sie die schlechten Nachrichten über die Moonleague einigermaßen gefasst aufnehmen würde. Wieder sah er in die blauen Augen seines Gegenübers, die ihn so sehr an die des alten Anführers erinnerten. Nataniels Dankbarkeit gefiel Eric, aber im Moment gab es Wichtigeres für ihn zu tun. „Dein Rudel würde sich gern um dich kümmern. Das wird vermutlich nicht der letzte Kampf bleiben, den du mit ihnen auszufechten hast und wenn du sie weiter beschützen willst, wirst du deine Verletzungen ziemlich schnell auskurieren müssen.“ Als sich der Andere immer noch nicht rührte, sprach Eric mit etwas mehr Nachdruck weiter. „Du solltest zumindest was essen und dich ein wenig ausruhen.“ Dass es Amanda schon schaffen würde, fügte Eric nicht an, denn das konnte er vor sich selbst noch nicht wirklich sagen. Sie hielt sich ganz gut, hatte noch nicht einmal hohes Fieber, aber das war kein kleiner Kratzer, der ihr da zugefügt worden war. Eric würde bei ihr bleiben, und wenn sich ihr Zustand verschlechtern sollte, würde es irgendjemand Nataniel schon zutragen.   Nataniel dachte über diesen mehr oder weniger offenen Streit mit Amanda und ihm nach, den sie noch gehabt hatten, ehe das alles hier eskaliert war. Sie hatte deutlich Angst vor ihm gehabt, was er wirklich nicht gewollt hatte und dann noch die Worte, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte. War er denn wirklich überheblich? Diese Eigenschaft an ihm wäre ihm noch nie aufgefallen, aber wenn sie es sagte, musste es wohl stimmen. Würde das hier vielleicht tatsächlich so enden? Im Streit? Natürlich war die Situation auf der Waldlichtung etwas anderes gewesen. Aber sie hatte nicht die Zeit gehabt, sich noch einmal gründlich auszusprechen. Vielleicht würden sie nie mehr die Gelegenheit dazu haben. Nataniel hörte Amandas Bruder nur mit halbem Ohr zu, als dieser zu sprechen begann, da es ihn eigentlich wenig interessierte. Eric konnte seiner Schwester auch nicht helfen, alles andere war also unwichtig. Als er ihn jedoch auf die unzähligen Besucher hinwies, die immer wieder einmal den Kopf bei der Tür herein gestreckt hatten, sah Nataniel ihn an. Am Anfang hatte der Panther in ihm gebrüllt und getobt, weil er niemanden in Amandas Nähe wissen wollte, außer sich selbst und höchstens noch ihren Bruder. Doch nach und nach war es fast schon zur Gewohnheit geworden, und da niemand es wagte, ganz hereinzukommen, beruhigte sich der Jaguar auch langsam wieder. Davon bekam Eric natürlich alles nichts mit. Nach außen hin war Nataniel schweigsam, in sich gekehrt und regungslos gewesen. Sie machten sich also Sorgen um ihn? Wen kümmerte das schon? Er war hier nicht derjenige, der leichenblass auf einem Bett lag und keinen Ton von sich gab. Warum also fing Eric überhaupt damit an? Nataniel gab zu, dass er verletzt und total ausgepowert war, aber es würde ihn nicht umbringen. Dennoch hatten die nächsten Worte des Mannes eine gewisse Logik, der er als frischgebackenes Alphatier nicht entkommen konnte. Amanda war ihm wichtig, das Rudel aber auch. Gerade jetzt, wo seine Position noch nicht hundertprozentig gefestigt war, sollte er alles tun, um den Clan zufrieden zu stellen. Sie standen vielleicht im Augenblick loyal hinter ihm, aber das lag bestimmt nur daran, weil er der Sohn seines Vaters und das einzige andere Alphatier hier war, der nicht auf Gruppenzwang bestand. Schließlich seufzte er geschlagen. Es half nichts. So gerne er hier weiter sitzen und auf Amandas Besserung warten wollte, trotzdem hatte er Verpflichtungen. Genau das, was er nie hatte haben wollen und jetzt trug er die Verantwortung für ein ganzes Rudel voller unterschiedlicher Raubkatzen. Sein Dad würde große Augen bekommen, wenn er seinen Wildfang von Sohn in einer Führerposition vorfand. Bestimmt würde dieser es erst glauben, wenn er es mit eigenen Augen sah. „Du hast recht. Das Rudel steht an erster Stelle.“ Nataniel stand langsam auf und legte Eric seine große Hand auf die Schulter. „Aber vergiss nicht. Meiner Ansicht nach gehört ihr beide zu der bunt zusammengewürfelten Großfamilie dazu.“ Mit diesen Worten umarmte er den anderen Mann freundschaftlich. Eine Geste, die bei Gestaltwandlern absolut nicht selten vorkam. Das festigte die Familienbande und zugleich würde jeder wissen, dass Eric zum Clan gehörte, da er nach diesem roch. Bei Nataniel zuhause ging es grundsätzlich nicht ohne Berührungen. Jeden Tag aufs Neue, ob Kind, Mann oder Frau. Körperkontakt war verdammt wichtig. Deshalb drehte sich Nataniel auch zu Amanda um und beugte sich nun zum ersten Mal seit Stunden über sie. Seine Hand strich ihr vom Stirnansatz über ihre seidig weichen Locken, ehe er sich noch tiefer über sie beugte und mit geschlossenen Augen seinen Nasenrücken über ihre Wange gleiten ließ. Da er sich dabei auf das Minimalste beschränkte, das er in Gegenwart ihres Bruders tun konnte, würde dieser hoffentlich nicht mitbekommen, wie anders für Nataniel diese Art des Körperkontakts war. Oder besser gesagt, mit welchem anderen Sinn es verbunden war. Er wollte damit nicht nur klar machen, dass sie zum Rudel gehörte. Doch bevor er sich noch weiter in irgendetwas hineinsteigern konnte, was ohnehin nicht vorhanden war, straffte er sich und verließ den Bungalow. Sofort kamen einige seiner Leute herbei. Kinder wollten sich an seine Beine hängen, die er allerdings lächelnd von sich zupfte und ihnen ein gutmütiges Knurren schenkte, ehe er sich zu den Lagerfeuern begab, um endlich etwas zu essen. Auch wenn er vermutlich absolut nichts schmecken würde.   Satt, aber keinesfalls zufrieden, führte man ihn zu seiner eigenen Unterkunft. Es war ein Versteck in den Bäumen und lag in der Mitte des Lagers, damit er alles überblicken konnte. Im Augenblick war ihm aber nicht danach, dennoch hatte er Befehl dazu gegeben, ein paar Freiwillige zusammenzusuchen, die sich als Wachen aufstellten. Sie mochten hier sicher sein, aber ein Risiko würde er nicht eingehen. Gerade deshalb würde er nur gerade so viel Zeit mit Schlaf vergeuden, damit seine Leute etwas beruhigt waren. Allerdings immer mit der Option, dass man ihn sofort weckte, falls etwas sein sollte und erst recht, wenn sich etwas bei Amanda tat. Mochte es auch noch so unbedeutend sein.   ***   Dass ihr kalt war, spürte sie als Erstes, denn es brachte sie dazu, sich zu bewegen, um ein wenig mehr Decke um sich zu wickeln. Der Schmerz in ihrer Seite, den sie dabei selbst verursachte, weckte sie schließlich auf. „Autsch.“ Im nächsten Moment sah sie erstmal verwundert drein, als sie Eric sah, der unbequem auf zwei Stühlen eingeschlafen war und zur Seite überkippte, als er bei ihrem Schmerzenslaut am ganzen Körper zusammenzuckte. Das Lachen, das sich in ihrem Inneren sammelte und unbedingt nach draußen wollte, konnte sie nur mit Mühe und Not unterdrücken. Aber ihr schmerzender Bauch hätte ihr den Gefühlsausbruch sicher nicht gedankt. Eric rappelte sich nur halb vom Boden hoch und kniete sich neben ihr Bett. Die Geschwister sahen sich zuerst fast eine halbe Minute in die Augen, bevor Amandas Blick düster wurde. „Wie konntest du einfach verschwinden? Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Sie holte schon dazu aus, ihm eine Kopfnuss zu verpassen, als sie die Hand zurückziehen musste. Aus ihren Lungen presste sich ein Keuchen und Amanda schob eine Hand unter dem Laken an die Stelle, an der es wehtat. Da war ein Verband und ansonsten fühlte es sich alles andere als gut an. Erst jetzt fiel ihr ein, was geschehen war. Nataniel war gekommen, um sie zu retten. Und dann war der Gepard losgesprungen. Ein grässliches Gefühl machte sich in ihr breit, das nichts mit ihrer eigenen Verletzung zu tun hatte. „Eric, weißt du, wo Nataniel ist? Geht’s ihm gut?“ Die hellbraunen Augen ihres Bruders lächelten mit seinem Mund um die Wette. „Jepp, mit ihm ist alles okay. Mehr als das, würde ich sagen.“ Amandas Augenbrauen arbeiteten sich fragend nach oben. „Er ist Rudelanführer. Hier haben alle nur darauf gewartet, dass er herkommen und die Nachfolge seines Vaters antreten würde.“ „Oh, verstehe.“ Warum fühlte sich das nicht gut an? Amanda hätte es nicht zugegeben, weder vor Eric, noch vor Nataniel, aber vor allem nicht vor sich selbst. Aber wäre sie ehrlich gewesen, hätte sie das Gefühl, das sich in ihr breitmachte, nur als Enttäuschung beschreiben können. Er hatte sie gerettet, bestimmt hatte er sie hierher gebracht, damit man sich um sie kümmerte. Damit sie schnell gesund wurde und ihn endlich in Frieden lassen konnte. „Gut für ihn. Dann hat er sicher eine Menge zu tun.“ Bloß nicht schnippisch werden. Eric hatte ihre schlechte Laune bestimmt nicht verdient und ignorierte sie auch vollkommen. Amanda wehrte sich nicht, als ihr kleiner Bruder sie ein wenig an den Schultern hochzog und sie in die Arme nahm. Es war so schön, ihn wiederzuhaben. „Gott sei Dank ist dir nichts passiert.“ „Was man ja von dir nicht gerade behaupten kann“, sagte er mit vorwurfsvollem Unterton in der Stimme und sah sie ein wenig strafend an, bis sie beide doch in leises Gelächter ausbrachen. Amanda versuchte, Erics Ausführung einigermaßen zu folgen. Er erzählte ihr, wie er hierher gekommen war und wie er die Rudelmitglieder kennen gelernt hatte. Dass es ihm falsch vorgekommen war, sie an die Organisation zu verraten. Immerhin hatten sie doch das gleiche Recht auf Freiheit wie jeder Andere … Bereits mit geschlossenen Lidern nickte Amanda noch leicht, fiel aber trotz aller Mühen wach zu bleiben in tiefen Schlaf zurück. Eric lächelte milde und warf ihr noch eine Decke über, bevor er sich wieder auf den Stuhl neben sie setzte. Es würde ihr schon bald wieder gut gehen.   Erst etwa zwei Stunden später kam Palia zum Bungalow, um Eric etwas zu essen zu bringen und auch für Amanda hatte sie etwas Suppe dabei, falls sie aufgewacht sein sollte. Die blonde Frau schlief immer noch und sah inzwischen wieder etwas rosiger und entspannter aus, als in der letzten Nacht. Eric bat Palia Nataniel bescheid geben zu lassen, dass Amanda wach geworden war. Mit einem freundlichen Schnurren nickte die Frau, konnte es sich aber nicht verkneifen Eric zu sagen, dass er selbst ein wenig Ruhe gebrauchen könnte. Der blonde Mann stand auf und lächelte sie an. „Okay“, sagte er leise. „Ich geh schlafen. Aber bloß, wenn du dich mit der Nachricht an Nataniel beeilst.“ Der Puma, der in der nächsten Sekunde vor ihm stand, schmiegte sich kurz an seine Beine, bevor er lossprintete. Eric wollte nur noch warten, ob Nataniel ihm eine Ablösung schickte oder selbst noch mal vorbei kam, um nach Amanda zu sehen. Wobei ihn das verwundert hätte. Obwohl … Er warf einen prüfenden Blick auf seine schlafende Schwester, als hätte ihr Gesicht ihm sagen können, warum dieser Panther sich so ungern von ihrem Krankenbett entfernt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)