Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 39 ---------- Tourans Blick glitt langsam über die Landschaft unter ihr. In kurzer Entfernung lag die Siedlung des Stamms der Schattendämonen. Die Haut der Pantherdämonin kribbelte unangenehm und sie wollte sich am liebsten schütteln wie ein nasser Hund. Wie hielt diese Hundeprinzessin nur diese Kleidung, diese einengende Rüstung aus? Vor allem im Kampf? Ihr schnürte das Metall beinahe die Luft ab. Endlich kam Shunran den Hügel zu ihr hinauf. Auch sie trug eine Rüstung und lange Hosen und fühlte sich auch nicht besonders wohl damit. „Ich habe dem Häuptling den Brief gegeben. Mal sehen, ob er den Köder schluckt.“ Touran nickte nur etwas und verschränkte die Arme fest vor der gepanzerten Brust. Wie Akumaru es ihr vor wenigen Tagen geraten hatte, hatte sie sich mit grüner Farbe je einen Streifen auf die Wangen geschminkt. Sei es wegen dem Farbstoff, dem Bewusstsein, dass die Streifen dort waren oder wegen ihrer generellen Anspannung, jedenfalls juckte ihr Gesicht beinahe noch schlimmer als ihr restlicher Körper. „Na hoffentlich beeilt dieser Takumi sich. Wir müssen verschwunden sein, bevor die Prinzessin ins Schloss zurückkehrt“, meinte sie. „Warum dürfen unsere Spione eigentlich keinen Kontakt zu ihr aufnehmen, wenn sie eh im Wald unterwegs ist? Dann hätten wir nicht diesen Zeitdruck, um wirklich alles perfekt zu vertuschen“, murmelte Shunran verstimmt. „Vermutlich weil die Prinzen auch frei herumrennen und sie beobachten können oder so. Keine Ahnung.“ Die Braunhaarige zog eine Augenbraue hoch und streckte sich etwas. „Wie halten die Hunde diese Rüstungen nur aus? Ich kann mich kaum bewegen.“ Touran zuckte nur mit der Schulter. Dann richtete sie sich auf. „Ist er das?“, fragte sie. Ihre Kameradin blickte den Hügel hinunter und sah die schwarze Gestalt, die sich rasch näherte. „Ja, das ist er.“ Als Takumi die beiden erreichte, verneigte er sich tief. „H-Hana-hime, Ihr seid es wirklich“, sagte er ehrfürchtig. „Hast du jemand anderen erwartet, nachdem ich den Brief unterschrieben habe?“, fragte Touran hochmütig. Glücklicherweise schien es zu stimmen, was Akumaru ihr über die Schattendämonen berichtet hatte und die wirklich nicht besonders gut riechen konnten. Den Geruch von Hunden und Panthern konnte man sonst nicht so schnell miteinander verwechseln. „Nun … ich war mir nicht sicher, ob das nicht eine Falle sein könnte.“ „Nein, keine Sorge. Das ist keine Falle, sondern mein voller Ernst. Ich will eurem Stamm helfen und die Ungerechtigkeit wiedergutmachen, die euch durch meinen Vater widerfahren ist.“ „Das ist so großzügig von Euch, Hana-hime, wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?“, fragte der Schattendämon. „Indem du tust, was ich dir sage. Ganz selbstlos ist mein Angebot natürlich nicht.“ Touran hob theatralisch die Hände. „Seid Euch sicher, dass mein Stamm und ich alles tun werden, was in unserer Macht steht, um Euch zu dienen, Hana-hime.“ Die beiden Pantherdämoninnen lächelten kalt. Genau das hatten sie hören wollen. „Ich hoffe, ihr habt dann auch kein Problem mit Hochverrat an dem Fürstenhaus des Westens“, sagte die vermeintliche Hundeprinzessin. Takumi sah erschreckt auf. „Hoch … Hochverrat?“ „Mein Schwiegervater teilt die Ansicht meines Vaters und ist nicht bereit, euch zu helfen. Außerdem sind da auch noch einige andere … Dinge, die mich an ihm stören. Darum muss er weg. Er und seine Söhne, damit ich an die Macht komme. Nur dann kann ich dir und deinen Leuten auch wirklich helfen. Das verstehst du doch sicherlich, nicht wahr?“, meinte Touran mit süßlicher Stimme, die in ihren eigenen Ohren mehr als falsch klang. Aber der Kagé-Youkai verneigte sich tief. „Natürlich, Hana-hime. Wir werden alles tun, was Ihr von uns verlangt, wenn es unserem Stamm, unserer Rache hilft.“ „Sehr schön. Geh jetzt zurück in deine Siedlung und warte, bis ich dir wieder einen Boten schicke, um dich zu holen. Entweder Akemi hier oder einen anderen. Wir werden uns immer hier treffen. Oh, und du solltest natürlich niemandem davon erzählen, dass ich hier war. Je weniger Leute Bescheid wissen, desto besser.“ „Natürlich, Hana-hime, Ihr könnt euch auf mich verlassen“, sagte Takumi und entfernte sich nach einer weiteren tiefen Verneigung. Als er außer Sicht war, wischte sich Touran mit den Händen durch ihr Gesicht, um die Farbe zu entfernen. „Lag das an mir oder hat dieser Takumi sich sehr viel Mühe gegeben, um sich einzuschmeicheln?“, fragte Shunran. „Das ist gut so. Das heißt, dass er uns geglaubt hat.“ Die Braunhaarige musterte Touran und kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Du hast die Farbe verschmiert. Ohne Wasser bekommst du die wohl nicht ab.“ Touran verzog etwas die Mundwinkel. „Gehen wir. Ich muss aus dieser Rüstung raus.“ In den nächsten drei Wochen nahmen die Pläne der Pantherdämonen immer konkretere Formen an. Da sie alle vier der Meinung waren, dass sie Akumaru nur so weit vertrauen wie sie ihn werfen konnten – was nicht weit war, angesichts der Tatsache, dass er ein Daiyoukai war -, hatten sie beschlossen, sich weitere Verbündete zu suchen, mit denen der Nordfürst nicht rechnete. Außerdem sollten diese Verbündeten die Angriffe übernehmen, für die die Schattendämonen nicht geeignet waren. In den Ninja-Youkai hatten sie die idealen Handlanger gefunden. Sie spionierten das Schloss perfekt aus, ohne entdeckt zu werden und hatten auch kämpferisch einiges zu bieten. Außerdem stellten sie keine Fragen. Solange die Bezahlung stimmte, taten sie, was man von ihnen verlangte, Hochverrat hin oder her. Touran und Shunran verkleideten sich erneut als Hana und Akemi und trafen sich wieder mit Takumi auf dem Hügel in der Nähe der Siedlung. Dieses Mal hatten sie den Anführer ihrer Gruppe Ninja-Youkai dabei, was den Schattendämon offenbar verwirrte. „Keine Sorge, Takumi, dieser Dämon ist der Anführer einer Elite-Kampftruppe, die für mich arbeitet. Sie sollen euch unterstützen, da ihr ja nicht sehr gerne kämpft. Er wird sich hier in der Nähe aufhalten und dir auch mitteilen, wenn ich dich zu sehen wünsche“, sagte Touran. „D-das ist zu großzügig und nachsichtig von Euch, Hana-hime“, sagte Takumi und verneigte sich tief. „Habt ihr die Möglichkeit, Briefe zu schreiben?“ Sonst müssten die Panther ihnen Papier und Tinte besorgen. „N-natürlich, Hana-hime.“ „Gut. Geht jetzt.“ Touran und Shunran wandten sich ab und kehrten in ihren Unterschlupf zurück. Amaru, der Heiler des Westens, der sie mit Informationen aus dem Schloss versorgte, hatte gesagt, dass Hana und Akemi nur einen sehr kurzen Ausflug machen würden, daher mussten die Panther sich beeilen und konnten nur hoffen, dass sie bald wieder ein längeres Treffen mit den Schattendämonen abhalten könnten. Auch wenn diese Verkleidung sehr nervig war, wollten sie möglichst viele Informationen und Anweisungen lieber persönlich überbringen. Die nächste Zeit verwendeten die Panther dann wieder darauf, sich ein genaues Vorgehen zurechtzulegen. Die Tagesabläufe der Familienmitglieder waren immer ziemlich gleich – sofern sie sich im Schloss aufhielten. Damit konnte man doch ziemlich gut arbeiten. Besonders wenn man Schattendämonen und Ninja-Youkai hatte, die wirklich unbemerkt angreifen konnten. Also sollten sie wohl als Erstes mit einer Drohung und einem Beweis dafür sorgen, dass alle im Schloss gehalten wurden, auch wenn das bedeutete, dass Touran ihre Anweisungen nicht mehr persönlich überbringen konnte. Bis dahin musste dann eben so viel wie möglich vorausgeplant werden, um die Schattendämonen auf Abruf bereit zu halten. Für das übernächste Treffen mit Takumi hatten Touran und Shunran glücklicherweise mehr Zeit, da Hana und Akemi ein Ausflug in die Berge genehmigt worden war. So konnten die ersten konkreten Schritte eingeleitet werden. Endlich. Akumaru war auch schon informiert worden. Nicht über alle Details, aber über das Meiste. Takumi verneigte sich gewohnt tief vor der vermeintlichen Prinzessin. „Es wird jetzt wirklich ernst, Takumi. Ab jetzt darfst du dir wirklich keinen Fehler mehr erlauben und dich an das halten, was ich dir auftrage.“ „Natürlich, Hana-hime.“ „Du bekommst ja schon eine ganze Weile Informationen über das Geschehen und die Vorgänge im Schloss. Das musst du jetzt ausnutzen. Ich will, dass du dem Inu no Taishou einen Drohbrief schreibst, indem du ihm mitteilst, dass siene Söhne leichte Angriffsziele sind, wenn er sie aus dem Schloss lässt. Zeig ihm die Folgen auf, die der Tod der Prinzen hätte und fordere ihn dazu auf, die beiden einzufangen. Was in dem Friedensvertrag steht, weißt du ja hoffentlich“, sagte Touran. Der Häuptling nickte schnell. „Natürlich.“ „Gut. Wenn die beiden Prinzen sich auf dem Rückweg befinden, wird die Elite-Kampftruppe sie angreifen. Mal sehen, was dieser Angriff bringt. Jedenfalls schickst du dann einen weiteren Brief. Bedroh meine Tochter und mich, das dürfte wirksam sein. Lock den Fürsten und seine Söhne – sofern die noch leben sollten – möglichst weit vom Schloss weg. Und bring sie dann in die Schattenwelt.“ Die Panther hatten sich darüber informiert, was es mit dieser Welt auf sich hatte und fanden das sehr gut. Wer in die Schattenwelt geriet, musste sie auf dem gleichen Weg verlassen. Normalerweise keine große Herausforderung, doch in dieser Welt wurde man mit seinen eigenen Schatten konfrontiert. Mit seinen Ängsten, unerfüllten Träumen und mit den Fehlern, die man begangen hatte und die einen noch immer verfolgten. Kaum jemand hatte es je wieder herausgeschafft und die, denen es gelungen war, waren wohl nie ganz zurückgekehrt. Takumi schluckte etwas. „Wie Ihr wünscht, Hana-hime.“ „Um der zweiten Drohung Gewicht zu verleihen, solltest du meine Tochter angreifen. Wirf ein Messer auf sie oder so, am besten wenn sie im Schlossinneren ist“, fuhr Touran fort. „Verzeiht, aber … ich soll Eure Tochter angreifen?!“ „Ja, das ist perfekt. Die drei Hunde hängen an der Kleinen. Wenn sie angegriffen und dabei vielleicht sogar verletzt oder getötet wird, werden die drei auf jeden Fall dorthin gehen, wo du sie hinbestellst und tun, was du verlangst.“ „Wie … wie Ihr wünscht, Hana-hime.“ „Außerdem wäre es besser für mich, wenn das Kind verschwindet, bevor Sesshoumaru herausfindet, dass sie nicht von ihm ist.“ Wenn sie die Hundeprinzessin schon hinhängen sollte und behaupten durfte, was sie wollte, sollte sie das auch ausnutzen. Ohne es Akumaru mitzuteilen. „Während der Fürst und die Prinzen nicht im Schloss sind, schickst du deine Soldaten dorthin. Eine Magierin wird das gesamte Schlosspersonal außer Gefecht setzen, bis auf zwei. Der Heiler wird euch sagen, wo ich bin, sollte meine Tochter noch leben, sagt er euch auch ihren Aufenthaltsort. Der zweite Diener, der nicht außer Gefecht gesetzt sein wird, ist bloß ein Flohdämon, also keine Sorge. Er soll nur bezeugen, dass ich mich gewehrt habe, als deine Soldaten mich entführt haben. Ich zweifle nicht daran, dass du meine Anweisungen umsetzen wirst, das ist einfach nur ein Sicherheitsplan, damit ich nicht Verdacht gerade und ein weiterer Weg, Druck auf meinen Schwiegervater und seine Söhne auszuüben. Sperrt Sora und mich gut ein, die Magierin kann euch auch dabei helfen, falls nötig.“ Der Schattendämon neigte sich tiefer. „Wie Ihr wünscht, Hana-hime.“ „Alles weitere lasse ich dir über die Elite-Krieger mitteilen.“ Takumi nickte gefolgsam. „Stell dich nicht zu dämlich an, ich will mein Vertrauen in dich nicht bereuen.“ Touran wandte sich ab und ging, Shunran folgte ihr eilig. Gefangen in der Schattenwelt – das wäre wirklich eine perfekte Rache. Eine schlimmere Strafe als der Tod. Falls es stimmte, was darüber gesagt wurde. Und falls sie es wirklich schaffen sollten, die drei Hunde in diese Falle zu locken. Als die Kameradinnen schon fast an ihrem Schloss angekommen waren, sah Shunran zu der anderen. „Wenn Takumi bei dem Angriff auf die Prinzessinnen dabei ist und die echte Hana sieht, wird er dann nicht misstrauisch werden? Oder sogar alles abblasen und uns verraten?“ Touran musterte die Kleinere aus dem Augenwinkel. „Du hast doch gelesen, was Akumaru uns über die Schattendämonen geschrieben hat und was wir sonst noch zusammengetragen haben. Die können eigentlich nicht normal sehen. Sie sehen Umrisse, je nachdem wie warm das Objekt oder die Person ist. Es kostet sie sehr viel Kraft und Anstrengung, um wie wir zu sehen. Wenn er bei dem Überfall dabei sein sollte, wird er kaum mehr als einen kurzen Blick auf Hana werfen. Und ich bezweifle auch, dass er mich genauer angesehen hat. Das klappt schon. Ich mache mir eher Sorgen darüber, was wir machen, wenn diese blöden Hunde nicht auf die Erpressung anspringen und sich weigern, das Schloss zu verlassen, um dann in die Schattenwelt geschickt zu werden.“ Shunran legte einen Zeigefinger ans Kinn. „Mmh … ich würde ja nur zu gerne wissen, ob diese Schattenwelt wirklich so ist wie alle sagen oder ob das nur eine Gruselgeschichte ist, um Kinder zum Gehorchen zu bringen.“ „Wir können ja die Hunde fragen, falls sie zurückkommen sollten. Und ansonsten können wir Takumi auch bitten, dich mal nachsehen zu lassen. Du kannst auf deinem Ausflug dorthin ja deine ganzen Eindrücke aufschreiben, damit es für die Nachwelt erhalten bleibt, wenn du deinen Verstand verloren hast“, erwiderte Touran spitz. Auf die Idee, seinen Kindern mit einem Ort wie der Schattenwelt zu drohen, konnte auch nur Shunran kommen. Die verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich meine doch nur, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob die Schattenwelt wirklich so schlimm ist, wie es überall heißt. Hinterher ist es gar nicht übel da und die Hunde genießen es sogar.“ Touran schwieg. Diese Diskussion könnte sonst noch Stunden dauern und danach stand ihr momentan wirklich nicht der Sinn. Viel eher wollte sie diese Verkleidung ablegen und sich berichten lassen, was im Schloss des Westens so vor sich ging, ehe sie sich dann auf den Weg dorthin machen würde. Sie wollte die Reaktion der Hunde auf diesen Drohbrief so nah wie möglich selbst mitbekommen. Nicht nur aus Schadenfreude, sondern auch um sicherzugehen, dass der Plan verlief wie er sollte. Vier Tage später war es soweit: Der erste Drohbrief traf bei den Hunden ein. Tpuran hatte sich in einem hohen Baum nah an der Schlossmauer versteckt, um einen guten Blick auf das Geschehen im Schlosshof zu haben. Die Prinzessin war gerade in einen Übungskampf gegen Akemi verwickelt, als der Fürst raus kam und kurz mit den beiden sprach. Leider konnte die Pantherdämonin nicht hören, was vor sich ging, aber es schien Aufregung zu geben. Hana folgte ihrem Schwiegervater ins Schloss, während die Kriegerin in die andere Richtung verschwand und kurze Zeit später mit einem anderen Samurai und einem jungen Dämon ebenfalls ins Schloss ging. Der Samurai war der Kleidung nach zu urteilen der Hauptmann. Der andere Dämon war kein Hund, er sah eher wild aus. War das vielleicht Kouga vom Wolfsdämonenrudel, der von seinem Vater an den Hof geschickt worden war, um diszipliniert zu werden? Touran sah kurz zu Shuuran, ihrem großen, breiten Kameraden, dessen Gewicht ein Ast nicht lange tragen würde und der daher an dem Baumstamm lehnte. Er hatte in den letzten Wochen recht viel Zeit hier verbracht, um das Schlosspersonal zu beobachten und möglichst vielen Namen Gesichtern zuordnen zu können. Er bemerkte ihren Blick und sie deutete seitwärts auf den Hauptweg, der vom Schloss weg führte. Wenn ihre Vermutung stimmte und jetzt ein Trupp losgeschickt wurde, um die beiden Prinzen ins Schloss zurückzuholen, dann wollte sie wissen, wer losgeschickt wurde. Das war im Prinzip egal, aber sie war neugierig, wen der Fürst dafür auswählen würde. Immerhin würde dieser Trupp vermutlich auch in den Angriff der Ninja-Youkai geraten. Die beiden Panther gingen weiter in Deckung, als vier Youkai durch das Schlosstor kamen und im Wald verschwanden. Neben Akemi, dem Hauptmann und dem Wolf war auch Hana dabei. Der Fürst schickte seine Schwiegertochter aus, nachdem seine Söhne bedroht worden waren? War das so sinnvoll? Touran bedeutete Shuuran, beim Schloss zu bleiben, während sie selbst dem Suchtrupp folgte. Vielleicht ergab sich ja eine Gelegenheit, Hana kurz zu sprechen. Es wäre doch schon interessant zu erfahren, was sie selbst dazu sagte, dass ihr Vater ihren Tod und den ihrer Tochter mit einem desinteressierten Schulterzucken in Kauf nahm. Leider ergab sich keine Gelegenheit dazu. Zwar teilten sich die vier Suchenden in zwei Gruppen auf, aber Hana wurde nicht von Akemi begleitet, sondern von dem Hauptmann, der sich nach Meinung der Pantherdämonin noch mehr einschmeichelte als Takumi. Er hatte sich so tief verneigt, dass seine Stirn beinahe seine Schuhspitzen berührte – ohne dass er dabei in die Knie gegangen war. Touran blieb trotzdem an den beiden dran. Hana führte ihren Begleiter recht zieltstrebig, als wüsste sie genau, wo sie hin musste. Ließ sie ihren Gefährten etwa beschatten? Oder bestand zwischen den beiden doch so etwas wie eine emotionale Verbindung? Schneller als Touran es für möglich gehalten hätte, hatten sie Sesshoumaru ausfindig gemacht. Sie hielt sich möglich nah an den drei anderen, um das Gespräch mitzubekommen. Zwar hatten sie und ihre drei Kameraden wie die Ninja-Youkai in einem Kräutersud gebadet, um ihren Geruch zu verwischen, aber wer wusste schon, ob das auf Dauer funktionierte. „... Es ist möglich, dass mein Vater den Brief hat schreiben lassen“, hörte sie die Prinzessin verbittert sagen. Wenn dieser Tonfall nur gespielt war, war die Hündin wirklich durchtrieben. Der Erbprinz entschied, zurück zum Schloss zu gehen und bemerkte nicht, dass ihm und seiner Reisegruppe eine Pantherdämonin folgte, die den Angriff der Ninja-Youkai kaum noch erwarten konnte. Doch für Touran gab es auf dem Rückweg noch eine Überraschung: nicht nur Inu Yasha, Akemi und Kouga trafen auf das Erbprinzenpaar, sondern auch der Fürst selbst und noch dazu die kleine Prinzessin Sora. Was machten die denn hier? Nun, die Erlaubnis, das Schloss zu verlassen, schien sie nicht bekommen zu haben, denn sowohl ihr Großvater als auch ihr Vater schienen überrascht und wütend darüber zu sein, während Hana besorgt schien. Sie war wirklich eine talentierte Schauspielerin. So vertraut und liebevoll, wie sie ihre Tochter auf den Arm nahm und den weiteren Weg trug, anstatt sie einfach auf den zweiköpfigen Reitdrachen des Erbprinzen zu setzen – da vermutete wirklich niemand, dass das Kind ihr eigentlich egal war. Touran zuckte etwas zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Karan war neben ihr aufgetaucht. Dann wirkte der Kräutersud wohl doch. „Was machst du hier?“, fragte die Größere leise. „Ich habe den Wolf und die Tussi verfolgt“, erklärte Karan und deutete auf Hana. „Ich dachte, das Kind wäre ihr egal, warum trägt sie es dann?“ „Sie scheint eine gute Schauspielerin zu sein.“ Die beiden Dämoninnen wandten sich zur Seite, als sie aus den Augenwinkel etwas bemerkten, die Klauen zum Schlag angespannt. Dann erkannten sie, dass die Ninja-Youkai aufgetaucht waren und sich der nun größeren Reisegruppe näherten. Schnell sprangen sie in einen Baum, um nicht in den Kampf zu geraten, aber alles genau beobachten zu können. Der erste Angriff ging gegen die Prinzessin, die Sora absetzte und den Schlag mehr instinktiv abwehrte, als dass sie wirklich etwas bemerkt hätte. Das Mädchen wurde von dem kleinen Krötendämon, der ihrem Vater diente, auf den Rücken des zweiköpfigen Drachen gezogen, während die Kämpfer einen Kreis, eine Mauer um sie bildeten, um die Angreifer nicht an sie heranzulassen, auch wenn sie das ihre Bewegungsfreiheit kostete. Einige Zeit lang geschah nichts weiter, doch dann schoss plötzlich ein gleißendes, läuterndes Licht durch die Kämpfenden, raubte allen kurz die Sicht. Auch Karan und Touran sahen weg, nach unten, und überrascht sahen sie die Erbprinzessin. Hana rammte ihr Schwert in die Erde und ein kleiner Bannkreis bildete sich darum, der Sora umschloss und sie verschluckte. Dann sprang die Inu-Youkai wieder zurück zum Kampffeld. Die beiden Panther sahen sich an. „Der ist ihre Tochter auf keinen Fall egal und sie spielt das auch nicht nur vor! Akumaru hat gelogen!“, zischte Karan. Ihre Kameradin nickte stumm. Würde es stimmen, was Akumaru gesagt hatte, würde Hana ihr dämonisches Schwert nicht aus der Hand geben und dafür mit dem einfachen Katana des Wolfes weiterkämpfen, da sie wissen musste, dass der Kampf für sie so durchaus tödlich ausgehen könnte. Wüsste sie Bescheid und würde nicht an ihrem Kind hängen, würde sie zuerst ihr eigenes Leben retten. Dieser miese Hund hatte sie reingelegt, was das betraf! „Wir müssen das Shuuran und Shunran sagen“, murmelte Touran. Hana bewahrte den Wolfsyoukai davor, von hinten ermordet zu werden, wobei sie selbst ein Schwert durch die Schulter gestoßen bekam. Die Prinzessin war auf keinen Fall eingeweiht. Die beiden Panther warteten den Ausgang des Kampfes nicht ab, sondern machten sich so schnell wie möglich auf den Weg zurück zum Schloss des Westens, wo Shunran und Shuuran lauerten und auf neue Informationen hofften. Auf einer kleinen Lichtung in der Nähe des Schlosses trafen die vier Pantherdämonen sich. Shuuran grinste breit. „Eins muss man den Hunden ja lassen: sogar als Kinde rkönnen sie schon ziemlich hoch sprinzen. Kurz nachdem du gegangen bist, Touran, ist die Göre von dem jungen Köter einfach über die Mauer gesprungen und abgehauen. Der alte Hund war darüber nicht gerade glücklich gewesen“, sagte er. „Gut, dass sie das getan hat, sonst hätten wir vielleicht nie erfahren, dass dieser miese Pinscher uns reingelegt hat“, knurrte Karan und peitschte mit dem Schwanz. „Was?!“, riefen Shunran und Shuuran überrascht. „Hana ist nie und nimmer auf Akumarus Seite“, erklärte die Rothaarige. „Sie beschützt ihre Tochter so sehr, dass es nicht mehr bloß gespielt sein kann!“ Sie erklärte kurz, was vorgefallen war. „Vielleicht legt sie ja ihren Vater rein“, meinte Shunran langsam. „Vielleicht spielt sie ihm nur die gehorsame Tochter vor, um ihn dann bei der ersten Gelegenheit zu verraten.“ „Vielleicht. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie sich ihm schon vor einiger Zeit widersetzt hat. Vielleicht hat sie ihm auch nie gehorcht. Ihre Treue gilt dem Westen, nicht dem Norden und Akumaru weiß das auch. Er behauptet nur, dass sie dazu bereit ist, alles für ihn zu opfern, um als guter Vater dazustehen und in der Hoffnung, dass wir sie wirklich töten. Sie ist ein volles Mitglied der Familie des Westens und wenn sie ihren Vater reinlegen würde, hätte sie ihn und uns schon längst verraten“, sagte Touran. „Was bedeutet das jetzt für unseren Plan? Brechen wir ihn ab?“, wollte Shuuran wissen. „Nein, wir ziehen ihn weiter durch. Es macht doch eigentlich keinen Unterschied, ob sie jetzt davon weiß oder nicht. So kann sie uns wenigstens nicht verraten. Aber da sie zu der Familie gehören will, der wir Rache geschworen haben, wird sie mit ihr draufgehen.“ Die Anführerin zuckte mit der Schulter. „Und danach knöpfen wir uns Akumaru vor! Was bildet der sich ein, uns so ausnutzen zu können?!“, fauchte Karan. Die anderen drei Panther nickten nur zustimmend. Sie ließen sich nicht gerne an der Nase herumführen, schon gar nicht von einem dahergelaufenen, zerlausten Straßenköter. „Wir ziehen uns erst mal zurück und geben den Schattendämonen Bescheid, dass sie den nächsten Schritt einleiten sollen. Danach werden wir die Ninja-Youkai wohl nicht mehr brauchen, sondern nur noch ihren Kräutersud. Shuuran, geh und hol die Hexe, sie soll möglichst bald hier sein“, ordnete Touran an. Shuuran schien kurz zu erblassen. Er hatte die Hexe im Norden aufgesucht und mir ihr die Verhandlungen geführt. Welchen Preis sie verlangte, hatte er nicht verraten, nur gesagt, dass er das regeln würde. Der Panther nickte nur kurz und machte sich dann auf den Weg, während seine Kameradinnen sich in ihr Schloss im Osten aufmachten, um dort ein wenig Erholung zu bekommen und mit den Ninja-Youkai zu sprechen. Vielleicht waren die jetzt auch gar nicht mehr bereit, für die Panther zu arbeiten, nachdem sie einige ihrer Kameraden verloren hatten. Nur wenige Tage später waren die vier Kameraden wieder beim Schloss des Westens. Die Ninja-Youkai hatten ihre Unterstützung nicht zurückgezogen. Verluste gehörten bei ihnen zum Berufsrisiko. Die Schattendämonen hatten wie befohlen einen zweiten Drohbrief an die Hunde geschickt und diese zu einer Klippe gelockt. Dass durch ein offenes Fenster ein Messer auf Sora geworfen worden war, das die kleine Prinzessin nur durch einen glücklichen Zufall nicht getroffen hatte, hatte die Hunde auch wirklich dazu gebracht, das Schloss zu verlassen. Touran und Shuuran folgten den drei Herren, während Karan und Shunran beim Schloss blieben, um den Überfall zu beobachten. Die Hexe, die Akumaru ihnen empfohlen hatte, war in einem dunklen Cape erschienen, die große Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass nichts weiter von ihr zu erkennen war. Die beiden Panther beobachteten aus sicherer Entfernung, wie ihre klauenartigen Finger sich um einen glänzenden Edelstein schlossen und dann von einem unheilvollen, düsteren Leuchten umgeben wurden. Aus dem Schloss war nichts zu hören, aber die Hexe wandte sich wieder ab und gab den Schattendämonen den Wink, dass sie loslegen konnten, ehe sie verschwand. Der Häuptling der Schattendämonen führte seine Leute auf den Schlosshof. Er wusste, dass der Heiler ihm den Aufenthaltsort der Prinzessinnen verraten würde und dann auch außer Gefecht gesetzt werden musste, um nicht in Verdacht zu geraten. Nur kurze Zeit später kamen die Schattendämonen wieder aus dem Schloss heraus. Einer von ihnen trug die bewusstlose Hana, ein anderer die zappelnde Sora, die mit allen Mitteln versuchte, sich zu befreien und lauthals schrie. Karan rieb sich etwas die Ohren. „Warum hauen die die Kröte nicht auch noch um, hat bei der Hündin doch auch geklappt“, murrte sie. „Komm, wir sehen uns an, wo die beiden hingebracht werden“, meinte Shunran und die beiden schlichen hinter den Schattendämonen her in Richtung Norden. Am Abend trafen die vier Pantherdämonen sich wieder in ihrem Schloss. Touran und Shuuran sahen ziemlich ernst aus. „Die Schattendämonen haben die beiden Prinzessinnen in ein unterirdisches Gefängnis gesperrt, das ziemlich sicher ist. Am Eingang sind Bannkreise angebracht“, berichtete Karan. „Die Prinzessinnen kommen da auf keinen Fall alleine raus. Zumal Hana eh bewusstlos ist und verletzt war“, fügte Shunran hinzu. „Die Hunde sind nicht in die Schattenwelt gesprungen. Sie haben sich den Schattendämon geschnappt und sind ins Schloss zurückgekehrt“, sagte Shuuran. Shunran und Karan sahen die anderen beiden überrascht an. „Hat der Schattendämon ihnen nicht gesagt, dass sie die Prinzessinnen haben?“, wollte die Rothaarige wissen. „Doch“, erwiderte Touran. „Dieser alte Flohgeist ist sogar wie gehofft aufgetaucht und hat es erzählt, der Schattendämon hat gesagt, dass die Prinzessinnen sterben werden, wenn sie ihm etwas tun, weil die Hunde nie erfahren werden, wo sie sind. Die haben ihn überwältigt und ins Schloss mitgenommen.“ „Der … der kann doch nicht viel wissen, oder?“, fragte Shunran. „Ich meine, Takumi war bei der Entführung dabei, die Hunde haben also einen anderen und der wird doch nicht alles erfahren haben, oder?“ „Nicht mal Takumi weiß alles, von daher dürften wir sicher sein. Nur Hana und Sora könnten wir aus dem Weg geräumt haben. Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir die anderen drei los werden. Ohne die Schattendämonen, die sind raus.“ Touran verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was machen wir jetzt?“ Karan sah ihre Anführerin erwartungsvoll an. Die seufzte etwas. „Erst mal das Schloss beobachten und warten, was passiert. Danach werden wir weiter sehen.“ „Was ist eigentlich mit dieser Miko? Die den Bannpfeil auf die Kampfgruppe geschossen hat? Wissen wir schon, wer sie war? Oder war es doch ein Mensch?“, fragte Shuuran. „Mönche schießen für gewöhnlich keine Pfeile. Ich hab zwei Ninja-Youkai auf die Sache angesetzte, die sollten bald mit Ergebnissen auftauchen. So viele mächtige Mikos kann es ja nicht geben, schon gar keine, die einen Pfeil auf einen Dämonenkampf schießen und dann spurlos verschwinden, ohne jemanden zu töten.“ Ein paar Tage später hatten die vier Panther sich wieder rund um das Schloss des Westens versteckt. Der Betrieb im Schloss schien lebhafter zu sein als sonst und die Prinzen verließen das Schloss nicht. Sora war hin und wieder auf dem Hof oder im Garten zu sehen, aber die Erbprinzessin nicht. Was genau los war, konnten sie nicht sagen, der Heiler war aufgeflogen und ins Verlies geworfen worden, wo auch zwei Schattendämonen darauf warteten, endlich sterben zu dürfen. Wenn man an der Schlossseite war, wo die Verliese lagen, konnte man die Gefangenen schreien hören, wenn der Fürst und der Erbprinz sie gerade „besuchten“. „Scheint so, als würden sie Besuch erwarten“, meinte Shuuran und reckte den Hals, um einen besseren Überblick über die Gegend zu bekommen. „He, schaut mal da!“, zischte er den drei Frauen dann zu. „Da kommt jemand! Ist das nicht …?“ „Akumaru. Und sein Sohn“, sagte Touran langsam. „Was machen die denn ausgerechnet jetzt hier?“, fragte Karan leise. „Vielleicht nachsehen, ob Hana noch lebt und mitbekommen hat, dass ihr Vater sie in den Dreck reiten wollte. Und sie vielleicht sogar reingeritten hat“, meinte Shunran. „Wir hauen ab“, beschloss Touran. „Wir hauen ab und überlegen uns einen neuen, eigenen Plan, wie wir die Hunde loswerden können. Wir warten, bis Akumaru fertig ist, mit was auch immer er hier anstellt.“ „Und wie bleiben wir auf dem Laufenden? Oder brechen wir auch die Beobachtung ab?“, wollte Karan wissen. „Wir brechen vorerst vollständig ab. Wir haben keine Spitzel im Schloss, wir erfahren also eh nichts Genaues. Wir überlegen uns was und versuchen es dann noch einmal.“ „Wir sind also gescheitert“, meinte Shuuran. „Vorerst ja. Wir waren zu selbstsicher und sind zu früh in die direkte Offensive gegangen. Dieser Fehler wird uns kein zweites Mal passieren. Beim nächsten Mal bekommen wir unsere Rache“, antwortete Touran zuversichtlich. Ihre Kameraden nickten und die vier machten sich auf den Weg zurück zu ihrem Schloss. Keiner der vier konnte ahnen, dass sie nicht mehr dazu kommen sollten, einen neuen Racheplan umzusetzen. 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