Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 36 ---------- Die Krieger der Wolfsdämonen und die Samurai der beiden Hundedämonenclans waren angespannt zurückgewichen, die Soldaten hatten ihre Waffen so fest gepackt, dass die Knöchel an ihren Fingern weiß hervorstanden. Ichiromaru war näher zu seiner Schwester und seinem Schwager getreten, alle drei hatten die Hand am Schwertgriff und starrten regungslos zu der Ebene vor ihnen. Die Paradiesvögel wagten es ebenfalls nicht, sich zu bewegen. Die einzigen Geräusche, die die Stille zerrissen, waren das Rascheln der Flügel der Vogeldämonen und das leise Pfeifen des Windes, der von den Bergen her wehte. Auf der Wiese vor den Bergen stand Akumaru. Seine Kleidung und sein Haar waren schmutzig und blutverschmiert und verrieten schon auf den ersten Blick, dass er einen harten Kampf hinter sich hatte, aber er stand sehr aufrecht, seine Hände hingen entspannt herunter und ein leichtes, spöttisch-kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, seine Augen funkelten kalt und berechnend. Der Fürst betrachtete seinen Schwiegersohn abschätzend. Den schätzte er als den härtesten Gegner unter den drei Welpen ein. Das musste er seinem Cousin ja lassen: Sesshoumaru war ziemlich gut erzogen und ein talentierter Kämpfer. Hoffentlich hatte er das an seinen Sohn weitervererbt. Es wäre doch schon ein bisschen schade, wenn dieses Talent restlos aussterben würde. Seine eigenen Kinder würden keine Bedrohung oder auch nur eine größere Herausforderung darstellen. Selbst aus dieser Entfernung konnte er erkennen, dass sie beide erschöpft waren und keinen harten Kampf mehr durchstehen konnten. Es würde nur von Anfang an mit vollem Einsatz kämpfen und ein hohes Tempo vorlegen müssen, anstatt erst noch mit ihnen zu spielen, dann wäre das ganz schnell beendet. Den weißhaarigen Prinzen aus dem Weg zu räumen würde schon anstrengender werden, Akumaru war selbst nicht in Höchstform. Aber vielleicht ließ der Jüngling sich ja emotional ablenken, indem man ihm mitteilte, dass er momentan genau genommen Fürst war. Wobei … besser nicht zu sehr darauf rumreiten. Sesshoumaru war sehr loyal seinem Vater gegenüber und würde alles daran setzen, um ihn zu rächen. Besser kein Risiko eingehen und ihn unberechenbarer machen, als er sowieso schon war. Akumaru wollte das hier lieber schnell über die Bühne bringen, um endlich Sou'unga aus dem Felsenkessel zu holen und den Westen endgültig für sich zu beanspruchen. Auch wenn es mehr Spaß machen würde, ein wenig mit den drei Welpen zu spielen und sie zu quälen. Na ja, dann würde er sich das eben für das nichtsnutzige Halbblut seines Cousins aufheben. Auch wenn das wohl schneller aufgeben würde als die drei jungen Hunde vor ihm. Tja, dann blieben ihm immer noch die anderen Fürsten. Sora zuckte heftig zusammen, als ihr Onkel plötzlich nieste und sich gleichzeitig mit der flachen Hand gegen den Hals schlug. Seit Stunden hatte nachdenkliche Stille zwischen ihnen geherrscht, in der sie entweder aus dem Fenster oder zu Yoshihiro gesehen hatten, der bei dem unerwarteten Lärm die Augen aufgerissen hatte und Inu Yasha jetzt einen Blick zuwarf, bei dem der sofort das Gefühl bekam, sich flach auf den Boden werfen, um Verzeihung bitten und um Gnade flehen zu müssen. Den Blick kannte er von seinem Bruder. Ziemlich gut sogar. Der Halbdämon schüttelte sich etwas, um das unangenehm prickelnde Gefühl loszuwerden und sah zu Myouga, der geplättet am Boden lag und die Augen verdrehte. „Wolltest du etwas Bestimmtes? Außer von mir geschlagen zu werden?“, fragte er und warf einen kurzen Seitenblick auf seinen Neffen in der Wiege. Ja, der schaute ihn immer noch an. Gruseliges Kind. „Hast du irgendwelche Neuigkeiten, Onkelchen?“, fragte Sora und sah den Flohgeist hoffnungsvoll an. Der richtete sich wieder auf und erwiderte den Blick der Prinzessin bedauernd. „Leider nein, Sora-hime-sama.“ Und als er das enttäuschte, traurige Gesicht der Kleinen sah: „Aber ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist und sie bald alle wieder nach Hause kommen.“ Schließlich war sein Herr im Besitz des Höllenschwertes. Da konnte er doch nicht verlieren und wenn es um seine Familie und sein Reich ging, würde er auch die volle Kraft des Drachen entfesseln, oder? Inu Yasha zog ungeduldig eine Augenbraue hoch. „Weswegen bist du hier?“, wiederholte er. „Verzeiht, Inu Yasha-sama. Ich wollte mich lediglich erkundigen, ob ich etwas für Euch und Sora-hime-sama tun kann und … ob Ihr wünscht, die Liste der Dämoninnen einzusehen, die Hana-hime-sama ähnlich sehen“, sagte der kleine Diener. Der Prinz verengte etwas die Augen. „Will die Fürstin die Liste nicht sehen?“ Myouga brach der kalte Schweiß aus. „Ähm … ich … Inu Yasha-sama, ich …“ Der Weißhaarige verstand und ein süffisantes Lächeln umgab seine Lippen. „Du hast sie gar nicht gefragt, nicht wahr? Weil sie mit den Details der Verschwörung nicht sehr vertraut ist oder weil sie Hana trotzdem einen Strick daraus drehen könnte?“, wollte er wissen. „Weil sie mit den Details der Verschwörung nicht sehr vertraut ist“, erwiderte Myouga sofort. Etwas zu schnell und etwas zu zittrig, um glaubhaft zu sein, aber nun gut. „Ja, bring mir die Liste, ich kann sie mir ja mal ansehen“, meinte der Weißhaarige. So hätte er wenigstens etwas zu tun. „Myouga-jii?“ Sora richtete sich etwas auf. „Du könntest tatsächlich etwas für mich tun.“ Die Miene des Beraters hellte sich sofort auf. „Natürlich, Sora-hime-sama. Ich werde alles tun.“ „Das ist gut. Geh in den Norden und sieh nach, was da los ist.“ Er wurde kreidebleich und der Halbdämon unterdrückte mühsam ein Lachen. „Ähm, Sora-hime-sama, verzeiht, aber … ich habe, wie Ihr seht, bloß eine geringe Körpergröße und … ich bräuchte gewiss eine sehr lange Zeit, um den Norden zu erreichen und … bis ich dann wieder da wäre …“ „Dann nimm Jaken und den zweiköpfigen Reitdrachen meines verehrten Vaters mit, dann seid ihr schneller“, antwortete die Prinzessin. Auf dem Flur war ein erschrecktes Aufkeuchen, ein dumpfer Aufprall, dann ein kratzendes Geräusch gefolgt von zwei weiteren Aufschlägen zu hören. Inu Yasha stand auf und öffnete die Tür, um zu sehen, was los war. An der gegenüberliegenden Wand lag Jaken am Boden, mit dem Kopf in Richtung Zimmer, einer Beule an der Stirn und halb geschlossenen Augen. „Hast du gelauscht?“, fragte der Prinz grinsend. Der Krötendämon raffte sich eilig auf und drückte die schmerzende Stirn gegen den Boden. „N-nein, Inu Yasha-sama, das würde ich niemals wagen“, stammelte er. „Du weißt, dass ich jede Lüge erkennen kann, oder?“ Der halbdämonische Prinz verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, ich habe gelauscht, Inu Yasha-sama, seit Myouga in das Zimmer gegangen ist.“ „Und du möchtest nicht in den Norden?“ „Oh nein, auf keinen Fall. Da ist es gefährlich. Da sind zwei wütende Fürsten, die sich gegenseitig umbringen wollen, da will ich auf keinen Fall in die Schusslinie geraten.“ Sora lehnte sich neben ihren Onkel in den Türrahmen. „Aber Jaken, mein Vater ist doch da und meine Mutter. Ich will doch nur wissen, wie es den beiden geht und ob … sie überhaupt noch … leben.“ Ihre Stimme klang weinerlich und zitterte. Myouga sprang an Jakens Seite. „Aber, Sora-hime-sama … bitte versteht uns. Wir sind keine großen Kämpfer, wir können uns nicht mal richtig verteidigen und darum … ist das sehr gefährlich für uns, in ein Gebiet zu ziehen, in dem Daiyoukai miteinander kämpfen. Äußerst mächtige Daiyoukai.“ Die kleine Prinzessin seufzte lautlos, straffte sich und verengte etwas die Augen. „Ich hab nicht gesagt, dass ihr euch in den Kampf stürzen und alle fragen sollt, was los ist. Ihr sollt aus der Distanz beobachten, was da los ist. Und wenn ihr jetzt nicht gehorcht, werde ich euch sofort bei meiner Großmutter melden und später auch bei meinem Großvater. Und meiner Mutter. Und meinem Vater.“ Die beiden Diener wichen unwillkürlich weiter zurück und schluckten. „Natürlich, Sora-hime-sama, wir gehen sofort.“ „Myouga, bring mir erst noch die Liste“, erinnerte Inu Yasha den Flohgeist und ging zurück ins Zimmer, dicht gefolgt von Sora, die die Tür wieder schloss. „Du kannst ganz schön unheimlich sein.“ „Ich weiß, was ich will und wie ich es kriege“, erwiderte seine Nichte. „Außerdem halte ich diese Ungewissheit einfach nicht mehr aus. Ich werde noch wahnsinnig.“ „Ja, aber findest du nicht, den beiden mit deiner Großmutter zu drohen war etwas zu gemein?“ Sie verdrehte die Augen und ließ sich auf ihr Lager fallen. „Wenn du nicht nur grinsend daneben gestanden hättest, hätte ich mit dir drohen können“, sagte sie . „Wenn ich das nicht mit Humor nehmen kann, drehe ich noch durch. Und Jaken ist tatsächlich gegen die Wand gerannt. Er hat eine dicke Beule an der Stirn.“ „Onkel, ich bin acht und ich finde das nicht wirklich lustig. Sollte dir das nicht zu denken geben?“ Inu Yasha verzog etwas die Mundwinkel. „Sora, ich weiß, dass diese Ungewissheit furchtbar ist. Mir geht es auch auf die Nerven, dass wir nichts erfahren und ich finde deine Idee, Jaken und Myouga loszuschicken, wirklich ausgezeichnet. Aber jetzt lass den Kopf nicht mehr hängen und sei nicht mehr so griesgrämig. Das passt nicht zu dir. Es passt eher zu deiner Großmutter“, meinte er und setzte sich wieder in den Schaukelstuhl. Yoshihiro sah ihn wieder an, aber diesmal nicht ganz so böse. Eher auffordernd. Sein Onkel begann, die Wiege mit dem Fuß schaukeln zu lassen und das Baby schloss zufrieden die Augen. „War ich als Baby wirklich ganz anders?“, fragte die Prinzessin. „Ganz am Anfang ja. Aber nach ein paar Monaten … da hast du nicht mehr ganz so viel geschrien und deine Blicke haben dann auch immer … meistens … etwas ausgedrückt, was wir auch verstehen konnten. Aber du hast nie versucht, mich mit den Augen zu erdolchen.Und du hast zwischendurch so quietschend gelacht. Ich glaube, wenn Yoshihiro jemals so lachen sollte, dann nur weil jemand Ärger bekommt. Oder gegen die Wand rennt. Dieses Kind … ist unheimlich. Du bist süß.“ „Ich bin immer noch süß. So bekomme ich, was ich will“, sagte Sora und betrachtete ihren kleinen Bruder. „Ich finde, er ist gar nicht so unheimlich. Er merkt wohl einfach nur, dass etwas nicht stimmt und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Yoshihiro merkt das einfach.“ „Meinst du? Wie sollte er das denn merken? Er ist einen Tag alt.“ „Und trotzdem merkt er, dass er eigentlich nicht in meinem Zimmer in einer Wiege liegen sollte, während seine Schwester und sein Onkel auf ihn aufpassen und ihn schaukeln, sondern in Mamas oder seinem eigenen Zimmer, während unsere Eltern ihn wiegen und ihn betrachten. Er weiß, dass diese Situation falsch ist. Er ist einsam.“ Inu Yasha schwieg. Natürlich war diese Situation falsch. Eigentlich sollten sein Bruder und seine Schwägerin hier sein. Sie sollten sich um ihren kleinen Sohn kümmern und wie vor fast neun Jahren vor Glück und Stolz fast platzen, anstatt im Norden zu sein und wer weiß was zu machen. Eigentlich sollte sein Vater hier sein und die fürstlichen Pflichten erfüllen und sich immer wieder davor drücken und zu seinem Enkel stehlen. Es sollte friedlich sein, wie nach Soras Geburt und nicht … so wie es war. Es klopfte leise und Jaken und Myouga kamen herein. Beide versuchten vergeblich, ihren unglücklichen Gesichtsausdruck zu unterdrücken, was der Halbdämon verständlich, aber dennoch unterhaltsam fand. Für die beiden war es wirklich nicht ganz ungefährlich, jetzt in den Norden zu reisen, aber irgendwie mussten sie ja an Informationen kommen. Der kleine Krötendämon kam langsam näher und übergab dem Halbbruder seines Herrn eine Schriftrolle. „Die Liste, die Ihr sehen wolltet, Inu Yasha-sama“, sagte Myouga. „Danke.“ Der Prinz warf einen raschen Blick auf den Kopfstab, den Sesshoumaru seinem Diener wohl mal gegeben hatte. „Ihr fliegt nur schnell in den Norden, verschafft euch einen Überblick und kommt dann wieder zurück. Keiner verlangt, dass ihr euch näher heranwagt als nötig und euch in Lebensgefahr begebt, verstanden?“ Die beiden Diener nickten etwas, wirklich aber nicht wirklich beruhigt. „Hier. Nehmt den mit.“ Sora griff in ihre Kleidung, holte den magischen Stein, der das Herzstück des Bannkreises um den Norden war, heraus und reichte ihn dem Diener ihres Vaters. „Damit kommt ihr problemlos durch den Bannkreis. Passt auf euch auf. Und auf den Reitdrachen.“ „Natürlich, Sora-hime-sama. Danke“, erwiderten Jaken und Myouga und verließen das Zimmer wieder. Im Schlosshof stand bereits ein Diener, der den zweiköpfigen Reitdrachen bereit gemacht hatte und wartete. Der Krötendämon kletterte in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand und nickte dem anderen Diener kurz zu, der sich daraufhin wieder ins Schloss zurückzog. Der Flohgeist sprang seinem Begleiter auf die Schulter und der gab den Drachen den Befehl, abzuheben. „Warum bist du eigentlich nicht begeistert davon, dass wir nach dem Herrn und den anderen sehen sollen? Normalerweise kannst du es doch kaum ertragen, von Sesshoumaru-sama getrennt zu sein.“ „Wenn Sesshoumaru-sama mich an seine Seite befiehlt, zögere ich keine Sekunde, aber er hat mich nicht an seine Seite befohlen.“ „Feigling.“ Jaken verengte die Augen etwas. „Wann warst du denn das letzte Mal bei einem Kampf dabei und bist nicht nach zwei Atemzügen geflüchtet?“ „Ja, du hast vollkommen recht. Ich bin nur ein kleiner Flohgeist, ein Feigling und ich kann mich nicht verteidigen. Du wärst ohne mich besser dran und darum solltest du diese wichtige Aufgabe besser alleine bewältigen. Viel Glück.“ Der Floh sprang weg, aber der Krötendämon griff nach ihm, bekam ihn zu fassen und hielt ihn sich vors Gesicht, um ihm in die Augen sehen zu können. „Wenn ich da hin muss, dann du auch. Du bist klein genug, um übersehen zu werden, das heißt, dass du auch näher ran kannst.“ Myouga ließ den Kopf hängen und seufzte theatralisch. „Was hat Sora-hime-sama sich nur dabei gedacht, ausgerechnet uns loszuschicken?“ „Sie will wissen, was mit ihren Eltern ist und wir sind die engsten Vertrauten der Familie.“ „Das Kind wird seinem Vater einfach immer ähnlicher.“ „Das auch. Yoshihiro ist da nicht der einzige, der eine angsteinflößende Ähnlichkeit zu Sesshoumaru-sama aufweist.“ Die beiden Diener seufzten tief und flogen weiter in Richtung Norden, während die Sonne langsam unterging und den Himmel in ein unheilvolles, blutiges Rot tauchte. Sollte das ein schlechtes Omen sein? Akumaru sah abwartend zu den drei Welpen, die sich immer noch nicht bewegten. Dann lächelte er etwas. „Was ist los, meine Kinder? Wollt ihr nicht herkommen und euren Vater ordentlich begrüßen? Ihm nicht sagen, dass ihr euch freut, dass er noch lebt? Das würden gut erzogene Kinder tun.“ Hana und Ichiromaru antworteten nicht, fasst nur ihre Schwerter fester. Was war nur in dem Felsenkessel passiert? War der Inu no Taishou wirklich tot? Wenn nicht, wo war er dann? „Na schön, da keiner von euch dreien offenbar gut genug erzogen ist, um sich einem Familienmitglied, das einen harten Kampf überlebt hat, gegenüber angemessen zu verhalten, kann ich euch auch direkt töten.“ Der Fürst zuckte die Schulter, zog sein Schwert und sah Sesshoumaru in die Augen. „Und mit dir fange ich an.“ Ein bedrohliches Knurren stieg in der Kehle des weißhaarigen Prinzen auf und er hielt seine Waffe quer vor sich. „Du kannst es ja versuchen.“ „Wenn du magst, kannst du die beiden keuchenden Schwächlinge mitnehmen, aber beschwer dich nicht, wenn sie dich im Kampf behindern. Nicht, dass es so lange dauern würde, bis ich die beiden in die Hölle befördert habe.“ Sesshoumaru warf einen kurzen Seitenblick auf die Halbgeschwister neben sich. Sie waren im Gegensatz zu ihm merklich erschöpft und würden einen harten Kampf wohl kaum lange durchhalten. Aber auch Akumaru war nicht mehr ihm Vollbesitz seiner körperlichen Fähigkeiten. Seiner geistigen sowieso nicht, aber das war ein anderes Thema. Wo auch immer sein Vater gerade war – der Weißhaarige schob den Gedanken, dass der Fürst des Westens tot sein könnte, so weit von sich weg wie möglich -, er hatte bestimmt nicht kampflos aufgegeben. Die drei Fürstenkinder könnten es also durchaus schaffen, Akumaru zu töten. Zumal der Sou'unga nicht bei sich hatte. Sonst wäre das ganze Gebiet wohl auch schon längst eine staubige, leblose Landschaft, die von nichts außer Kratern und Furchen durchzogen war. „Haltet ihr noch durch?“, fragte Sesshoumaru leise. „Natürlich“, erwiderten Hana und Ichiromaru entschlossen. Sie würden kämpfen, bis sie wirklich sterben würden und ihnen das Schwert aus der kalten toten Hand gerissen wurde. „Haltet euch im Hintergrund“, befahl der Ranghöchste und sprang dann auf die Ebene hinab, näherte sich seinem verhassten Schwiegervater. Das blöde Grinsen würde dem schon bald vergehen, er hatte keine Ahnung, mit wem er sich angelegt hatte. Akumaru lachte leise. „Ihr naiven Welpen. Naive, naive Welpen.“ Die drei zuckten nicht mal mit der Wimper. Der Fürst war nicht in bester Verfassung und sein großes Ego, sein Größenwahn, schienen seinen Verstand zu vernebeln. Vielleicht konnten sie das ausnutzen. Der zweiköpfige Reitdrache hatte gerade den Bannkreis um den Norden problemlos durchflogen, als Jaken die Richtung änderte und ihn mehr in Richtung Osten fliegen ließ. „Das ist nicht der Weg zum Schloss des Nordens“, warf Myouga ein. „Wir werden daran vorbeifliegen.“ „Sesshoumaru-sama ist auch nicht in diesem Schloss, sondern in dieser Richtung.“ Der Kröterich deutete vor sich. „Woher willst du das wissen?“ „Ich weiß es einfach. Ich spüre es.“ „Geht es ihm gut?“ „Soweit ich das sagen kann, ja.“ Der Flohgeist zog eine Augenbraue hoch. „Hättest du das Sora und Inu Yasha nicht sagen können?“ Jaken seufzte etwas. „Ich weiß es erst, seit wir durch den Bannkreis gekommen sind. Davor war … die Verbindung nicht mehr da.“ Der Reitdrache gab ein raunendes Grummeln von sich und erhöhte sein Tempo. Unter ihm flog die Landschaft dahin, Wiesen, Bäume, Wasser … und noch mehr Wasser. „War hier schon immer ein so riesiger See?“, fragte der Krötendämon verwundert. „Nein … soweit ich weiß nicht. Was ist hier nur passiert?“ Als der Mond schon beinahe seinen Zenit erreicht hatte, tauchte vor den beiden Dienern eine Bergkette auf. Auf einem Felsvorsprung vor einer Höhle erkannten sie zahllose Samurai und einige wilde Wolfsdämonen. Und vor dem Berg auf der Ebene sahen sie Sesshoumaru, der mit dem Fürsten des Nordens die Klingen kreuzte, während der gleichzeitig Hanas rechte Hand fest umschlossen hielt, sodass die ihr Schwert weder benutzen noch notgedrungen in die linke Hand nehmen konnte. Dicht vor der Felswand am Boden lag noch eine regungslose Gestalt, in der Jaken und Myouga auf den zweiten Blick den Prinz des Nordens zu erkennen glaubten. Sie blieben in ziemlich großer Distanz, sodass sie nicht sagen konnten, ob er noch lebte oder doch schon tot war. „Wo ist der Herr?“, fragte der Flohgeist leise und sah sich suchend um, konnte aber nichts entdecken. „Wir müssen helfen“, beschloss sein Begleiter. „Was?! Bist du wahnsinnig? Das ist ein Fürst!“ „Wenn wir ihn kurz ablenken können, kann Sesshoumaru-sama ihn vielleicht töten.“ Jakens Hand schloss sich wieder um den Flohdämon, der einen neuen Fluchtversuch startete und er trieb den Reitdrachen zu einem Sinkflug an. Doch kaum hatte der Drache dazu angesetzt, zuckte er wieder zurück und schoss stattdessen wieder steil in die Luft. Auch in seinen beiden Reitern schien alle Sinne, dass sie sofort verschwinden mussten. Hektisch sahen sie sich um und schon im nächsten Moment rollte eine gewaltige, überaus dunkle Energie den Berg runter und über die Ebene, knapp an dem Felsvorsprung vorbei, aber genau über die Stelle, an der eben noch die drei Kämpfenden gestanden hatten, wobei alles erbarmungslos zerstört wurde, was in unmittelbarer Nähe war, eine zusehende Krieger wurden ebenfalls verletzt, einige sogar getötet. Die Energie rollte unbeirrt weiter, hinterließ weiter Zerstörung, bis sie sich schließlich am Horizont auflöste. Eine Totenstille lag über dem Gebiet. Der aufgewirbelte Dreck und die Dunkelheit machten es selbst den Dämonen unmöglich zu erkennen, wer überlebt hatte und wer sich retten konnte. Jaken starrte wie gelähmt hinab, sein Mund stand offen und sein Blick war glasig. Myouga stach ihm in die Hand, aber auch das ließ die Starre sich nicht lösen. „Jaken? Jaken! Was ist mit Sesshoumaru-sama?“, schrie der Flohgeist entsetzt. „Ich … ich kann ihn nicht mehr spüren.“ Hosted by Animexx e.V. 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