Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 21 ---------- Die Erbprinzessin des Westens zeigte durch nichts ihre Überraschung, als ihr Schwiegervater in Begleitung der Heilerin Ayaka ihre Gemächer betrat und verneigte sich höflich. „Hana … Du solltest dich setzen“, meinte der Fürst und ließ sich ebenfalls nieder. Angesprochene hätte fast verwundert aufgesehen, nahm sich aber zusammen und gehorchte nur. Ihr Blick ging zu Ayaka, die still neben der Tür kniete und auf den Boden starrte. Die Youkai, die Hana als recht fröhlich kennengelernt hatte, wirkte bedrückt, obwohl sie sich alle Mühe gab, es zu verbergen. Was war hier nur los? Warum suchte der Taishou seine Schwiegertochter in Begleitung der Heilerin auf? Er musterte die Prinzessin aufmerksam. Nach seiner Rechnung war sie seit etwa vier Wochen schwanger, vielleicht fünf. Länger konnte es kaum sein, sie hätte etwas bemerkt und es Sesshoumaru mitgeteilt. Oder? Er fragte sich unwillkürlich, ob man bereits erahnen könnte, dass sie guter Hoffnung war, wenn sie einen schlichteren Kimono tragen würde. Die Schwangerschaft einer Dämonin konnte man kaum mit der einer Menschenfrau vergleichen. Sie wurde langsam unruhig unter dem goldenen Blick. Irgendetwas konnte hier ganz und gar nicht stimmen. Mit einem solch intensiven Blick war sie zuletzt von ihrem Vater gemustert worden, als der ihr mitteilen wollte, dass ihre Mutter tödlich „verunglückt“ war. „Hana, gestern … hat Shuto, der Kräuterkundelehrer, um die Erlaubnis gebeten, mit Sora einen Lehrausflug unternehmen zu dürfen. Sesshoumaru gestattete dies, jedoch unter der Bedingung, dass er mitkommt“, begann das Familienoberhaupt. Die Dämonin vor ihm zog etwas die Augenbrauen zusammen. Gestern war Sesshoumaru doch bei ihr gewesen. War er danach zu dem Ausflug gegangen? Warum sagte er ihr das? „Da er dich befragen sollte, schlug ich vor, dass Inu Yasha die Aufsicht führt und Sesshoumaru stimmte zu. Inu Yasha und der Krieger Teki begleiteten Shuto und Sora zu einer Schlucht, an der es eine recht große Pflanzenvielfalt gibt. Dabei … kam es zu einem Zwischenfall, der … zu einem großen Unglück führte.“ Er pausierte kurz, um sich neu zu ordnen, um sie nicht zu sehr zu erschrecken, obwohl es vermutlich gleich sein dürfte, wie er es ihr sagte. „Verzeiht, verehrter Schwiegervater, aber was wollt Ihr mir mitteilen?“ fragte Hana leicht beunruhigt. „Ist Sora etwas passiert? Geht es ihr gut?“ „Das … Der Kräuterkundelehrer ist angegriffen worden. Inu Yasha ging nachsehen und in der Zeit … Wir müssen davon ausgehen, dass Sora in die Schlucht gestürzt ist und dabei verletzt wurde. Inu Yasha fand ihr Blut.“ Die Erbprinzessin wagte es, etwas aufzublicken. „Wo ist sie?“ „Wir wissen es nicht.“ „Wie bitte?“ „Inu Yasha wurde niedergeschlagen. Als er aufwachte, war von Sora weit und breit keine Spur zu finden, abgesehen von ihrem Blut in der Schlucht.“ „Sie ist weg?!“ „Ja. Wir haben die ganze Nacht den Wald und die Umgebung abgesucht, aber … wir haben nichts gefunden. Außerhalb des Waldes verliert sich ihre Spur endgültig.“ „Wie konnte das passieren?“ verlangte Hana zu wissen. Sie hatte Mühe, nicht aufzuspringen und zu schreien. „Shuto wurde im Wald angegriffen. Inu Yasha ging nachsehen und in der Zeit muss … es passiert sein.“ „Er hat sie allein gelassen?!“ Jetzt konnte sie sich doch nicht mehr zurückhalten, sprang auf und für einen Moment flammte sogar ihr Youki auf. Der Fürst erhob sich ebenfalls. „Er hat den Krieger, der sie begleitete, gebeten aufzupassen.“ „Ein ihm bekannter Krieger? Oder war das einfach irgendeiner aus Eurer Truppe?“ „Inu Yasha vertraute bei der Auswahl Hauptmann Yujin.“ „Oh, toll. Und was hat ihm gesagt, dass er dem neuen Hauptmann und dessen ausgewählten Krieger vertrauen kann? Immerhin hat es auch ein Heiler geschafft, sich in Euren Haushalt einzuschleichen!“ „Verzeiht, Hana-hime, aber Ihr solltet Euch nicht so sehr aufregen – denkt an Euer ungeborenes Kind“, warf die Heilerin ein und senkte den Kopf noch ein Stück tiefer. „Wie soll ich mich beruhigen, wenn meine Tochter verschwunden und verletzt ist?“ gab die Prinzessin zurück, atmete aber einige Male tief durch. Ihr Schwiegervater beobachtete sie aufmerksam. „Woher weißt du, dass Amaru ein Verräter war? Weder meine Söhne noch ich haben es dir gesagt und sonst wird keiner davon gewusst haben.“ Zudem würde das misstrauische Dienstpersonal nicht vor der Prinzessin tuscheln oder es gar wagen, sie auf den Verdacht anzusprechen. „Ihr habt es Ayaka erzählt und als ich sie gefragt habe, warum Amaru mich nicht behandelt, hat sie es mir gesagt“, antwortete sie. Er wandte sich zu der Heilerin um, die sich in dem Moment nichts sehnlicher wünschte, als ein Erdloch, das sich unter ihr auftat und sie verschluckte. „Ist das wahr, Ayaka?“ „J... ja, oyakata-sama. Verzeiht, ich wusste nicht, dass Hana-hime es nicht erfahren sollte.“ Der Taishou entspannte sich etwas. „Schon gut, darum ging es gar nicht.“ „Stimmt, es geht darum, dass mein Kind in eine Schlucht gestürzt ist, sich verletzt hat, jetzt spurlos verschwunden ist und keiner eine Ahnung hat, was ihr passiert ist und wer sie hat!“ brauste Hana erneut auf. „Wo ist der Samurai jetzt?“ „Er … ist auch weg. Wir wissen nicht, ob er etwas mit Soras Verschwinden zu tun oder die Verfolgung aufgenommen hat oder ob er geflohen ist.“ „Wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass er Sora in die Schlucht gestoßen und sie dann verschleppt hat.“ „Prinzessin, Ihr solltet Euch wirklich …“ „Halt den Mund!“ fuhr die Daiyoukai Ayaka an, die sich vorsichtshalber flach auf den Boden drückte. Eigentlich hatte sie die Prinzessin als ruhig und freundlich kennengelernt und diesen Eindruck auch durch die anderen Diener bestätigt bekommen, aber momentan war sie das genaue Gegenteil. „Hana, Ayaka hat recht. Beruhige dich und ruh dich etwas aus. Wir werden alles tun, um Sora zu finden und zurückzuholen, sie wird bald wieder da sein“, versprach der Fürst, darum bemüht, die aufgebrachte Mutter zu beruhigen. „Ich will mich aber weder beruhigen noch ausruhen! Ich will …“ Hana stöhnte unwillkürlich auf vor Schmerz und presste eine Hand auf ihren Unterleib. „Ganz ruhig, Hana. Komm, leg dich hin“, sagte das Familienoberhaupt und fasste sie sachte am Ellenbogen, um sie zu ihrem Lager zu führen, während die junge Heilerin eilig in ihren Kimono griff und ein Fläschchen mit einem Trank heraus holte, das sie Hana reichte. „Es tut mir wirklich leid, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dir gerade geht, aber du musst jetzt unbedingt an dich und euren ungeborenen Welpen denken und die Suche mir und meinen Söhnen überlassen. Du weißt, dass wir sie genauso zurück wollen wie du. Also bleib hier. Wenn du dich weiterhin so aufregst, werde ich dich von Ayaka ruhigstellen lassen müssen.“ „Schön, ich werde ruhig bleiben“, erwiderte die Prinzessin matt. „Aber sollte der Fall eintreten, dass meine Tochter noch immer nicht zurück ist, wenn ich mir um das Leben meines zweiten Kindes nicht mehr solche Sorgen machen muss, hält mich nichts mehr hier. Dann werde ich mich nicht eher beruhigen, bis Sora wieder sicher bei mir ist.“ „Natürlich. Dein Zimmerarrest ist vorerst aufgehoben, aber … du bleibst auf dem Schlossgelände. Und … halte dich bitte von Inu Yasha fern.“ „Ich werde nicht das Leben eines meiner Kinder für das des anderen riskieren, verehrter Schwiegervater. Und wenn ich mich nicht irre, ist Sesshoumaru gerade dabei, seinen kleinen Bruder zu zerreißen“, antwortete Hana und trank den Inhalt des Fläschchens. Ihr Schwiegervater zog etwas die Augenbrauen zusammen. Jetzt konnte auch er die Energie seines Erben fühlen. Aber der würde doch nicht wirklich … „Sobald wir etwas erfahren, werden wir es dir mitteilen“, sagte er knapp und ließ sie mit der Heilerin allein. Diese wartete einige Momente, bis sie sicher war, dass ihr Herr außer Hörweite war, ehe sie sich etwas aufrichtete. „Es wundert mich, dass er nach Eurem Ausbruch den Zimmerarrest aufgehoben hat, anstatt Euch zu tadeln, Hana-hime.“ Oder sie sogar zu bestrafen, aber schließlich war die Erbprinzessin ja schwanger. „Mein verehrter Schwiegervater ist sehr familienbezogen. Seine Familie ist ihm wichtiger als so ziemlich alles andere. Zudem ist er mitfühlend und kann sich wirklich vorstellen, wie es mir geht und ist darum nachsichtig“, erklärte diese und reichte der Jüngeren die leere Flasche. „Er ist anders als seine Frau Gemahlin.“ Diese hätte auch keine Nachsicht gegenüber Sesshoumaru gezeigt, hätte er sich nach dem Angriff der Elitetruppe ihr gegenüber so ungebührlich verhalten wie gegenüber seinem Vater. „Die verehrte Fürstin hätte Euch in der Luft zerrissen. Und zwar nicht sprichwörtlich.“ „Glücklicherweise ist sie nicht hier. Sonst wäre ich wohl schon als Verräterin hingerichtet worden.“ Ihre Schwiegermutter war in ihren Augen eher ein Schwiegermonster. „Vermutlich. Aber Ihr scheint den Fürsten nun davon überzeugt zu haben, keine Verräterin zu sein“, meinte Ayaka. Hana nickte etwas. „Hoffentlich. Ich wäre doch eine Närrin, wenn ich den Westen zugunsten meines Vaters verraten würde. Nirgendwo sonst wäre mir ein so angenehmes und recht freies Leben möglich gewesen.“ Die Heilerin nickte nur etwas. Sie war bei ihrer Ankunft im Westen recht nervös gewesen, schließlich war sie noch nicht lange eine vollständig ausgebildete Heilerin und hatte sich dann direkt um die Erbprinzessin kümmern müssen, die voraussichtlich die nächste Fürstin werden würde und womöglich bereits mit dem übernächsten Fürsten schwanger war, aber diese hatte sie schnell beruhigt und ihr geholfen, sich einzuleben. Die gemeinsame Meinung über die Gefährtin des Fürsten hatte die beiden Frauen einander näher gebracht und bereits zu etwas wie Freundinnen gemacht. Ayaka hatte daher schnell erkannt, dass die Regeln in ihrer neuen Heimat teilweise anders waren als bei ihrer alten Herrin und dass Hana bisher wirklich viele Freiheiten für eine Prinzessin gehabt hatte. Als der Taishou auf den Schlosshof trat, bot sich ihm ein ungeheures Bild. Sesshoumaru versuchte mit aller Gewalt durch die Verteidigung seines Bruders zu kommen und ihn mit dem Schwert zu zerhacken, Inu Yasha ließ sich über den gesamten Platz jagen und parierte die Schläge nur, ohne selbst anzugreifen und am Eingang der Kriegerquartiere standen einige Samurai, die durch das offene Youki des Erbprinzen alarmiert und angelockt worden waren und die Szenerie mit einer Mischung aus Neugier, Unglauben und so etwas wie Entsetzen beobachteten. Als sie jedoch bemerkten, dass ihr Herr zu ihnen sah und ihnen mit einem Wink zu verstehen gab, sich zu entfernen, gehorchten sie eilig und zogen sich zurück, hofften allerdings insgeheim, den Grund für den Streit ihrer jungen Herren noch durch den Schlosstratsch zu erfahren. Diese bemerkten nicht, dass ihr Vater dazugekommen war und waren daher beide gleichermaßen überrascht, als das rechte Handgelenk des Erbprinzen umfasst wurde, während er gleichzeitig im Nacken gepackt und unnachgiebig in die Knie gezwungen wurde. Inu Yasha wich schnaufend einige Schritte zurück und schob Tessaiga weg, ehe er sich höflich verneigte. „Loslassen“, befahl der Fürst frostig und Sesshoumaru ließ sein Schwert los, wenn auch widerwillig. „Sofort in mein Arbeitszimmer. Beide.“ Als die beiden Prinzen wenig später vor ihm hockten und zu Boden sahen, musterte ihr Vater sie eingehend, ob sie irgendwelche Verletzungen hatten und als er feststellte, dass sein Jüngster nur ein paar Kratzer abbekommen hatte und der Ältere gänzlich unverletzt war, sagte er wütend: „Habt ihr beide eigentlich nichts besseres zu tun, als euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen?“ Die Brüder schwiegen. „Sesshoumaru, warum hast du deinen Bruder angegriffen?“ Angesprochener sah auf. „Weil es seine Schuld ist, dass Sora weg ist. Wenn er auf sie aufgepasst hätte, wie er es sollte, wäre meine Tochter nicht schon wieder entführt worden“, grollte er. Inu Yasha hob den Kopf und holte schon Luft, um etwas dazu zu sagen, aber der Fürst hob energisch die Hand. „Du hast recht. Wenn er den Samurai geschickt hätte, um nach dem Kräuterkundelehrer zu sehen, wäre Sora vermutlich nichts passiert. Und wenn ich nicht vorgeschlagen hätte, dass er die Aufsicht über den Lehrausflug führen soll, wäre sie auch noch wohlbehalten im Schloss und würde darauf warten, dass du Zeit hast, um sie zu begleiten. Aber diese Schuldzuweisungen bringen sie uns auch nicht zurück.“ Sesshoumaru senkte den Kopf wieder. Sein verehrter Vater hatte natürlich recht, aber … ja, aber. Aber er fühlte sich nicht so … nutzlos, wenn er denjenigen, der schuld am Verschwinden seines Kindes war, durch die Gegend prügelte. „Hana hat es ziemlich aufgeregt zu erfahren, dass Sora verschwunden ist. Keine Sorge, es geht ihr gut. Ayaka kümmert sich um sie und sorgt dafür, dass sie sich nicht zu sehr aufregt“, fuhr der Fürst fort, ohne seinen Blick von seinem Erben abzuwenden, der sich noch weiter anspannte. „Sie sagte, dass sich selbst auf die Suche machen wird, wenn Sora bis zur Geburt des Kindes nicht wieder da ist. Sie riskiert das Leben eines ihrer Kinder nicht für das ihres anderen.“ Der jüngere Prinz setzte erneut an, etwas dazu zu sagen, aber wieder hielt ein Handzeichen seines Vaters ihn davon ab. „Sie hat nichts mit der Verschwörung gegen uns zu tun, davon bin ich überzeugt. Es gibt noch keine eindeutigen Beweise dafür, aber wenn sie damit etwas zu tun hätte, hätte sie sich nicht so aufgeregt und hätte nicht die Beherrschung über sich verloren. Darum habe ich den Zimmerarrest vorerst aufgehoben. Deshalb und weil ich denke, dass sie sich einfacher beruhigen kann, wenn es ihr erlaubt ist, sich wieder freier zu bewegen. Die Heilerin wird sie beobachten. Ich habe bereits klar gemacht, dass wir Hana zur Not ruhigstellen werden, um das ungeborene Kind nicht zu gefährden.“ Der Fürst lehnte sich etwas zurück. „Ich werde Myouga anweisen, mir alle Unterlagen über die Samurai zu bringen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Spur oder zumindest ein Hinweis, auf welcher Seite Teki steht. Bis auf einen Teil soll die gesamte Armee ausrücken, um alles abzusuchen, jeden Winkel des Reiches. Außerdem werde ich Boten zu den anderen Fürsten schicken und sie um Unterstützung bitten und darum, dass wir auch in ihren Revieren suchen dürfen. Wenn ihr euch erholt genug fühlt, dürft ihr euch auch wieder auf die Suche machen. Vorausgesetzt eure Hitzköpfe sind auch wieder abgekühlt. Morgen werde ich die Krieger ausschicken, mit der Anweisung, drei Tage später wieder zurückzukehren, wenn sie keinen Hinweis finden. Also seid spätestens wieder dann wieder hier, damit wir weitersehen können. Ihr dürft gehen.“ Inu Yasha und Sesshoumaru verneigten sich kurz und verließen dann das Zimmer. Auf dem Flur wollte der Halbdämon noch etwas zu seinem Bruder sagen, aber dieser rauschte mit zusammengepressten Kiefern davon und so beschloss er, sich lieber unverzüglich wieder auf die Suche nach seiner Nichte zu machen. Hana hatte einige Mühe, sich ordentlich hinzuknien, als ihr Gefährte eintrat. Das Mittel, das Ayaka ihr zur Beruhigung gegeben hatte, machte sie ein wenig benommen. „Mein verehrter Vater teilte mir mit, dass du planst selbst nach unserer Tochter zu suchen, sollte sie bis zur Geburt unseres zweiten Kindes nicht zurück sein“, sagte er kühl. Sie neigte sich etwas tiefer. „Ja, Sesshoumaru-sama.“ „Sollte es tatsächlich passieren, dass Sora bis dahin noch verschwunden ist, wirst du dich nur auf die Suche machen dürfen, wenn deine Unschuld zweifelsfrei bewiesen ist und ein Familienmitglied im Schloss bleibt, um den Welpen zu beschützen.“ „Natürlich, Sesshoumaru-sama“, antwortete sie. „Mein verehrter Vater ist davon überzeugt, dass du nichts mit der Verschwörung und dem Verschwinden unserer Tochter zu tun hast, obwohl es noch keinen Beweis für deine Unschuld gibt und nicht mal klar ist, ob Soras Entführung mit den Vorfällen der letzten Wochen zusammenhängt. Ich zweifle nicht an seinem Urteil und an seinem Entschluss, den Zimmerarrest aufzuheben, aber sollten dennoch endgültige Beweise für deine Schuld auftauchen … nun, du hast sicherlich nicht vergessen, was ich dir dazu gesagt habe.“ „Nein, natürlich nicht, Sesshoumaru-sama.“ „Gut. Pass … auf dich auf“, sagte der Erbprinz nur und ging. Hana sah ihm leicht verwundert nach. War das tatsächlich eine Gefühlsregung gewesen, die nichts mit Wut zu tun hatte? Sie lehnte sich wieder zurück, sodass sie bequem saß, schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihr ungeborenes Kind, stellte sich vor, wie es wohl aussehen mochte, ob es ein zweites Mädchen oder doch ein Sohn war und wie die Familie im Endeffekt darauf reagieren würde. Das war beruhigend für sie. Eine Weile später wurde sie jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Schwiegervater zu ihr kam. Wie sollte sie sich denn ausruhen und entspannen, wenn sie ständig dabei unterbrochen wurde? Ohne ihren aufkeimenden Unmut zu zeigen wollte sie sich aufraffen, aber der Fürst hob etwas die Hand. „Lass nur. Ich bleibe auch nicht lange“, sagte er. „Ich werde die Unterlagen über die Samurai durchsehen, um festzustellen, ob es bei irgendjemandem … Unstimmigkeiten gibt, dann werde ich sie losschicken, um alles abzusuchen. Ich habe auch Boten zu den anderen Fürsten geschickt, um sie um Unterstützung zu bitten.“ Die Prinzessin neigte nur etwas den Kopf. Es wurde wirklich alles getan, um Sora zu finden. „Hat Sora dir jemals davon erzählt, dass es einen Ort gibt, an dem sie sich besonders wohl fühlt, der ihr gefällt oder den sie schon immer besuchen wollte? Außerhalb des Schlosses, natürlich“, fuhr er fort. „Sie fühlt sich in Wäldern wohl, weil sie dort nicht … auf dem Präsentierteller sitzt und die vielen Geräusche und Gerüche sie faszinieren, sie ist sehr neugierig. Sie wollte deswegen auch schon immer ans Meer, weil sie wissen will, ob der Geruch des Salzwassers wirklich alles andere überdeckt. Außerdem mag sie Flüsse.“ Das Familienoberhaupt nickte leicht. „Das Meer …“, murmelte er gedankenverloren. „Darf ich fragen, warum Ihr das wissen wollt, verehrter Schwiegervater?“ „Natürlich. Wenn Sora eine Kopfverletzung hat, könnte sie verwirrt sein und durch die Gegend wandern. Vielleicht begibt sie sich dann an einen dieser Orte, weil sie nicht nach Hause findet.“ „Ihr bezweifelt also, dass sie entführt wurde?“ „Ich halte es für zu früh, um eine Möglichkeit auszuschließen. Wir wissen nicht, was genau passiert ist. Vielleicht wurde sie entführt, vielleicht auch nicht. Vielleicht konnte sie auch entkommen.“ Hana neigte erneut den Kopf. „Verzeiht, verehrter Schwiegervater, aber ich bezweifle, dass Sora in dem Fall allein etwas erkunden würde. Sie würde versuchen, jemanden oder etwas zu finden, den oder das sie kennt, wie etwa ihren Vater oder auch ihren Onkel, wobei sie sich an Flüssen orientieren würde, um vielleicht sogar nach Hause zu finden.“ „Gewiss. Ich möchte trotzdem alle Möglichkeiten überprüfen, bevor ich sie ausschließe.“ „Natürlich.“ Umso besser. „Gut. Ruh dich noch ein wenig aus. Wenn du etwas benötigen solltest, zögere nicht zu fragen.“ „Danke, verehrter Schwiegervater.“ Er nickte nur knapp und ließ sie wieder alleine. Sie atmete hörbar auf und lehnte sich wieder zurück. Hoffentlich würden die ganzen Bemühungen nicht ergebnislos bleiben. Der Taishou kehrte unterdessen in sein Arbeitszimmer zurück, wo Myouga bereits die Unterlagen über die Krieger auf den Schreibtisch gehievt hatte. „Oyakata-sama, ich habe mir erlaubt, die Unterlagen über den Krieger Teki nach oben zu legen“, sagte der kleine Flohgeist. Was dort stand, dürfte seinen Herrn brennend interessieren. „Danke, Myouga. Sei so gut und finde für mich heraus, wie Amaru zu uns an den Hof gekommen ist“, antwortete dieser, setzte sich und nahm die Papiere zur Hand. Direkt die ersten Sätze deuteten darauf hin, dass sein schlimmster Verdacht in Bezug auf den Krieger Teki stimmte. Teki war einer der wenigen clanlosen Inu-Youkai gewesen. Beim Kräutersammeln im Wald hatte Amaru ihn schwer verletzt gefunden und ihn ins Schloss bringen lassen, um sich um ihn zu kümmern. Der Samurai war nach seiner Genesung geblieben. Der Fürst erinnerte sich auch wieder daran. Als der alte Heiler ihm über den Verletzten Bericht erstattet hatte, hatte er erwähnt, dass Teki sich sehr für das Leben in einem Clan interessierte und seines einsamen Lebens überdrüssig geworden war. Der Herr des Westens hatte daraufhin beschlossen, dem Samurai anzubieten, sich dem Westclan anzuschließen, wenn er dazu bereit wäre, sich für den Rest seines Lebens zu verpflichten, der Fürstenfamilie bedingungslos zu dienen. Aber es war auch möglich, dass Teki von jemandem dazu angestiftet worden war, sich im Westen einzuschleichen und die ganze Zeit heimlich einem anderen Fürsten gedient hatte, möglicherweise dem gleichen wie Amaru. Der Fürst musste unbedingt sichergehen, dass Amaru keinen weiteren Krieger eingeschleust hatte und herausfinden, wer näher mit Teki bekannt, befreundet war. Außerdem musste er dann auch noch herausfinden, ob es beim übrigen Dienstpersonal ähnliche Fälle gab … Das wirklich jede Menge Arbeit. Vielleicht sollte er etwas davon delegieren. Nur auf wen, wenn Sesshoumaru nicht da war? Myouga? Doch ihm kam da eine andere, bessere Idee … ______________________________________________________________________________________________________ Alle, die glauben, dass Hana sich zu schnell beruhigt hat, waren noch nie schwanger. ;) Im nächsten Kapitel schauen wir dann mal, was der werte Fürst des Nordens als nächstes macht. Vergesst nicht, an der Umfrage teilzunehmen. ^^ lg Hani & Kupferschweif Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)