Aufregungen im Fürstentum von -Suhani- (Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können) ================================================================================ Kapitel 18 ---------- Inu Yasha saß wie so oft in den letzten Tagen bei seiner Schwägerin im Zimmer. Er und Ayaka waren die Einzigen, die sie besuchten, der Taishou und Sesshoumaru ließen sich nicht blicken, offiziell waren sie mit den Vorbereitungen für den Besuch des Nordfürsten beschäftigt. „Hana, warum regst du dich überhaupt nicht über diese Vorwürfe auf? Da gibt sich jemand für dich aus und versucht, unsere ganze Familie zu zerstören! Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“, fragte der Halbdämon mal wieder. „Inu Yasha, was würde es bringen, wenn ich mich aufrege? Ich würde erst recht verdächtig erscheinen und womöglich dem Welpen schaden. Das ist es nicht wert“, erwiderte Hana. „Nee-san, dieser Takumi behauptet, dass du gesagt hättest, dass du nicht mal sagen könntest, ob Sora wirklich Sesshoumarus Tochter ist! Das ist so absurd, aber es kann trotzdem schlimme Folgen haben!“ „Je absurder die Aussagen werden, desto eher werden Widersprüche auftauchen. Auch wenn es eine Zeit lang dauern wird, es wird rauskommen, wer wirklich dahinter steckt.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein? Was, wenn dein Vater diesen Besuch heute nur dazu benutzen will, dich weiter zu belasten?“, wollte der Jüngere wissen. „Mein Vater hat irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun, da bin ich mir sicher, seit klar ist, dass die Kagé-Youkai in der Intrige stecken und dass Takumi gesagt wurde, dass mein Erzeuger schuld an der Flucht seines alten Stammes ist. Von diesem Treffen von vor 250 Jahren wissen nur die Leute, die im Vorzimmer waren und das waren nur der Sekretär, ein Besucher aus dem Dorf in der Nähe und ich. Er sucht nach einem Grund für einen Krieg, bei dem er alle Bündnispartner auf seiner Seite hat und der Westen alleine ist. Darum kommt er jetzt zu Besuch.“ Seine Schwägerin setzte sich etwas aufrechter hin. „Und trotzdem bleibst du so ruhig.“ „Ich habe Vertrauen.“ „Obwohl sie an dir zweifeln und sogar deine Tochter von dir fernhalten? Die arme Kleine macht sich große Sorgen.“ Hana hätte fast die Augen verdreht. „Wie oft denn noch? Zweifel sind normal, dein verehrter Vater und Sesshoumaru-sama müssen beide Seiten prüfen. In solchen Situationen darf Sympathie nicht zählen, sondern nur Tatsachen. Und dass ich Sora nicht sehen darf ist eine Maßnahme zu ihrem Schutz. Wenn ich zur Verräterin verurteilt werde, kann die Aussage, dass Sora sich schon bei dem bloßen Verdacht gegen mich gewandt hat, ihr das Leben retten. Du kennst die Gesetze“, erklärte die Daiyoukai. „Trotzdem!“, murrte Inu Yasha. „Du regst dich immer noch so darüber auf, obwohl ich die ganze Sache schon mehrere Male erklärt habe? Inu Yasha, du solltest deiner Familie mehr vertrauen. Ich werde nicht verurteilt werden. Wer immer da hinter steckt, wird auffliegen“, meinte Hana. Ihr Schwager brummte nur. Er fand es ungerecht, dass an seiner Schwägerin gezweifelt wurde. Sie hatte sich nie etwas zu schulden kommen lassen. Wobei... Amaru auch nicht... Er war auch immer der nette Heiler gewesen... Trotzdem! Der Halbdämon kannte seine Schwägerin so gut! Sie war wie eine Schwester für ihn. Nie würde sie die Familie verraten und nie würde sie ihre Tochter in Gefahr bringen. Hana und Inu Yasha sahen auf, als Sesshoumaru eintrat. „Was machst du denn schon wieder hier?“, fragte der Erbprinz seinen Bruder. „Hana beistehen! Ich glaube ihr nämlich, dass sie nicht hinter diesem Mist steckt!“, erwiderte der Jüngere. „Hana, während dein Vater zu Besuch ist, ist dein Zimmerarrest aufgehoben. Du darfst trotzdem weder mit ihm noch mit Sora allein sein“, wandte Sesshoumaru sich an seine Gefährtin. „Natürlich, Sesshoumaru-sama“, sagte sie und neigte etwas den Kopf. Ihrem Schwager warf sie einen Blick zu, der sagte: „Sei still!“ Es hätte nur Ärger gegeben, wenn er seine Meinung wieder vertreten hätte. „Kommt mit nach unten, der... Besuch kommt bald“, meinte Sesshoumaru und verließ das Zimmer. Inu Yasha und Hana folgten ihm in den Schlosshof, wo schon der Taishou und Sora warteten. Als die Kleine ihre Mutter sah, lief sie auf sie zu und umarmte sie. „Mama! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Die Erbprinzessin legte ihre Arme um das Kind. „Schon gut, Sora, es geht mir gut.“ Dann schob sie das Mädchen von sich und nahm ihren Platz hinter ihrem Gefährten ein. Ihre Tochter verzog kurz das Gesicht. Sie hätte gerne noch ein bisschen Zeit mit ihrer Mutter alleine verbracht, aber der Besuch ihres zweiten Großvaters und ihres zweiten Onkels ging momentan vor. Nur wenige Augenblicke später wurde das Tor geöffnet und der Fürst des Nordens und sein Erbprinz schritten über den Schlosshof auf die Westfamilie zu. „Ah, mein lieber Cousin und seine ganze Familie. Wie schön, euch alle wohlauf wiederzusehen. Es gehen ja wilde Gerüchte um. Ich hoffe, du verstehst, dass ich mich da persönlich davon überzeugen möchte, dass es meiner Tochter hier gut geht und ihr euch anständig um sie kümmert“, sagte der Fürst des Nordens. Sora verzog das Gesicht. Wie falsch und geheuchelt das klang! Sesshoumaru hätte am liebsten gesagt: „Da steht sie, sie atmet, verschwinde wieder!“, aber wie ihm beigebracht worden war, neigte er nur etwas den Kopf. Gerade so viel, dass er nicht unhöflich war. „Du solltest nicht allzu viel auf Gerüchte geben, mein Lieber“, meinte der Taishou und bedeutete seinen ungeliebten Gästen, ihm ins Schloss zu folgen. Wie bei privaten Besuchen üblich, gingen die Familien nicht in das Arbeitszimmer des Hausherren, sondern in den Raum, der bei Menschen Bankettsaal hieß. Die Youkai hatten keinen Namen dafür, dafür wurde er zu selten benutzt, private Besuche waren eher selten. In diesem Raum waren feine Sitzkissen in einem Kreis ausgelegt, sodass Sora zwischen ihren Onkeln saß und am liebsten geflohen wäre. Sie verstand sowieso nicht, warum sie überhaupt dabei sein musste. „Also, mein werter Cousin, was gibt es für Gerüchte, die dich daran zweifeln ließen, dass wir uns gut um deine Tochter kümmern, wie es der Friedensvertrag verlangt?“, fragte der Taishou. „Nun, man munkelt, dass Hana in letzter Zeit zwei Mal in Lebensgefahr geriet, weil sie nicht gut genug beschützt wurde“, erwiderte sein Cousin. „Hana, beantworte du doch die Frage“, meinte der Westfürst. Seine Schwiegertochter neigte sich etwas vor. Das war ein Vertrauensbeweis. „Wer immer dieses Gerücht verbreitet, ist falsch informiert, Vater. Mir ist nichts geschehen, weil ich nicht ausreichend beschützt wurde“, sagte sie. Mir ist viel eher etwas geschehen, weil du mit allen Mitteln einen Krieg provozieren willst!, setzte sie in Gedanken hinzu. Dass der Nordfürst von den Vorfällen der letzten Tage wusste, bedeutete, dass er entweder Kontakt zu dem Intriganten hatte oder selbst der Intrigant war. „Du wirkst nicht, als würde es dir gut gehen, mein Kind“, sagte er mit einem besorgten Unterton. „Seid beruhigt, es geht mir gut.“ Sie hatte alle Mühe, höflich zu klingen und nicht zu zischen. „Gut. Was hältst du davon, wenn unsere Erben einen Übungskampf gegeneinander austragen, lieber Cousin?“, wandte ihr Vater sich an den weißhaarigen Daiyoukai. „Warum eigentlich nicht.“ Vielleicht war Hanas Halbbruder im Kampf genauso geschwätzig wie sein Vater und verriet noch ein paar weitere Einzelheiten darüber, was der Fürst des Nordens wusste. Und Sora saß nicht mehr so nah bei ihrem zweiten Onkel. Es war nicht unüblich, die eigene Nichte zu ehelichen und wer wusste schon, ob der halbwüchsige Prinz nicht wirklich auf Brautschau war. Auf dem Kampfplatz zogen die beiden Prinzen der Tradition entsprechend ihre Oberteile aus und ließen sich die Übungskatanas reichen. Hana nahm Sesshoumarus Haori entgegen und blieb neben ihrem Schwiegervater stehen, während Inu Yasha und Sora dezent ein wenig auf Abstand gingen. Die Erbprinzen umkreisten sich abschätzend und tauschten einige Schläge aus, um die Kraft des anderen abzuschätzen und eine Lücke in der Deckung zu finden. „Wie ist es eigentlich, einen Bastard in der Familie zu haben?“, fragte Sesshoumarus Schwager, als die beiden Klingen gegeneinander gedrückt wurden. „Es ist erträglich, schließlich ist er erst zum zweiten Mal zu Besuch“, erwiderte der Westprinz und warf den Jüngeren zu Boden. Der rappelte sich wieder auf und fasste sein Schwert fester. „Gib es einfach zu, Sesshoumaru, es gibt für dich nichts Schlimmeres als diesen Bruder. Oder doch: nur eine Tochter zu haben. Es scheint, als wäre es erblich, dass die Fragen nur Töchter bekommen.“ „Ach? Stammt deine Mutter nicht auch aus dieser Familie, Ichiromaru?“, fragte Sesshoumaru. „Mein verehrter Vater ist einfach zu stark, um nur Töchter zu bekommen“, knurrte sein Schwager und drückte seine Klinge gegen die des Älteren. „Oder du bist eigentlich ein Mädchen.“ „Ich kann dir gerne das Gegenteil beweisen!“, zischte Ichiromaru und landete erneut auf dem Boden. Er sprang gleich wieder auf und gegen seinen Schwager, versuchte ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen oder irgendwie an seiner Deckung vorbei zu kommen. „Danke, ich verzichte.“ Sesshoumaru fand eine Lücke in der Deckung und versetzte dem Jüngeren einen Tritt, der diesen einige Meter über den Boden rutschen ließ. „Hat es einen besonderen Grund, dass deine Gefährtin heute nicht mitgekommen ist?“, fragte der Taishou derweil mit einem leicht scheinheiligen Unterton. „Warum fragst du?“, wollte sein Cousin möglichst beiläufig wissen. „Auch über deinen Hof kursieren Gerüchte, Akumaru.“ „Meine Gefährtin hatte einen bedauerlichen Unfall und ist daher nicht in der Lage, eine Reise anzutreten, Taishou.“ Hana schnaubte leise und holte schon Luft, um etwas zu sagen, aber ihr Schwiegervater berührte kurz ihren Arm, damit sie still war. Ihr Bruder, der sich gerade mal wieder von Boden aufrappeln musste, bemerkte diese kurze Berührung und sah erneut eine Möglichkeit, den Älteren mit Worten anzugreifen. „Bist du eigentlich sicher, dass Sora deine Tochter und nicht deine Schwester ist?“, fragte er giftig und streckte seinem Schwager seine Klinge entgegen, um ihn auf Distanz zu halten und sich eine neue Angriffstechnik zu überlegen. „Du solltest weniger reden“, riet Sesshoumaru, schlug mit seiner Klinge in Schafthöhe auf das Schwert des anderen, drückte das gegnerische Katana so nach unten. Dann zog der Ältere seine Klinge an der des Anderen entlang, bis es im Sand steckte, ehe er Ichiromaru mit einem Schlag gegen den Kiefer zum unzähligsten Mal zu Boden schickte. „Spricht da etwa die Angst oder die Gewissheit aus dir, dass deine Gefährtin genauso gut deine Stiefmutter sein könnte? Es wäre nicht das erste Mal, dass in deiner Familie der Vater dem Sohn die Frau streitig macht, nicht wahr?“ Der Nordyoukai sprang wieder gegen seinen Schwager, brachte diesmal sein Schwert ganz bewusst unter das des anderen und drehte sein Handgelenk, um den anderen zu entwaffnen. Er hatte nicht bedacht, dass Sesshoumaru seinerseits seine Hand gedreht hatte und der Jüngere nicht die Kraft aufbringen konnte, den Griff von vier Fingern zu lösen. „Du bist ein blutiger Anfänger, Ichiromaru“, knurrte der Westprinz und brachte seine Klinge nun nach unten, drehte sein Handgelenk etwas und setzte seine Kraft gegen das Daumengelenk des anderen. Ichiromarus Klinge landete vor den Füßen seines Vaters und der junge Inu-Youkai im Dreck. „Weißt du, wir sind eine Familie. Und in Familien hilft man sich gegenseitig. Wie wäre es, wenn ich dir ein paar Sachen über den Schwertkampf beibringen würde?“, fragte Sesshoumaru. Da die beiden sich momentan recht nah bei den Zuschauern befanden, konnte auch Inu Yasha hören, was sein Bruder sagte und hätte fast gelacht. „Ich hätte ja fast schon Mitleid mit ihm, wenn er nicht genauso selbstgefällig grinsen würde wie sein Vater“, flüsterte er Sora, die er mittlerweile auf dem Arm hatte, zu. Sie nickte etwas und beobachtete ihren Vater vorfreudig. So wie sie ihn kannte, würde er jetzt ihren zweiten Onkel über den Kampfplatz jagen und ihm zeigen, wie man richtig mit einem Schwert umging. Die beiden Fürsten beobachteten den Kampf mit unterschiedlichen Gemütszuständen. Der Taishou war zufrieden, dass sein Sohn sich nicht reizen ließ und immer nur so viel Energie aufwendete, wie wirklich nötig war, um seinen Schwager loszuwerden. Wobei er von Sesshoumaru nichts anderes erwartet hatte. Der Fürst des Nordens hingegen war erzürnt, dass sein Sohn sich so vorführen ließ. Dass Sesshoumaru Ichiromaru so sehr überlegen war, hätte er nicht gedacht, schließlich ließ er seinen Sohn den ganzen Tag mit den Soldaten seiner Armee üben. Der Erbprinz des Westens ließ seinen Schwager wirklich wie einen blutigen Anfänger aussehen. Er ließ nicht von ihm ab und der Jüngere kam mit den Paraden kaum noch hinterher. Der Überlegene warf ihn auf den Boden und beobachtete spöttisch, wie der Andere sich etwas mühsam aufrichtete. „Hast du schon genug, Ichiromaru?“, fragte er. „Niemals!“, knurrte der Angesprochene und fasste sein Schwert wieder fester. Er atmete tief durch und sprang auf den Älteren zu, zielte auf die rechte Schulter. Sesshoumaru hob sein Katana etwas, um den Schlag abzuwehren, bemerkte dann aber das leichte Zucken der Augen seines Gegners und hob sein Schwert vor seine linke Schulter, kurz bevor Ichiromarus Klinge sie treffen konnte. Der Jüngere hatte sein Handgelenk in einem Sekundenbruchteil gedreht und auf die linke Schulter seines Übungspartner gewechselt. Eine Taktik, die normalerweise recht effektiv war. Sesshoumaru warf den Nordprinzen von sich. „Wenn du nicht mehr Taktiken beherrschst, wirst du nicht alt werden“, stellte er nüchtern fest. Ichiromaru biss die Zähne zusammen Wieso war sein Schwager ihm nur so überlegen? Er übte doch den ganzen Tag, auch gegen mehrere Krieger gleichzeitig und war immer überlegen! Warum war der Ältere dann dazu in der Lage, ihn wie einen unerfahrenen Welpen aussehen zu lassen? Verbissen sprang er erneut auf Sesshoumaru zu und schlug von oben auf ihn ein. Sesshoumaru wehrte Hanas jüngeren Bruder mit der Daumenseite – der stumpfen Seite – seines Katanas ab und drehte sein Handgelenk langsam. Sein Gegner versuchte krampfhaft dagegen zu halten, setzte sogar seine zweite Hand ein, aber der Westyoukai brachte sein Schwert über das des Jüngeren und näher an dessen Hals. Schlussendlich lag die Schneide von Sesshoumarus Katana nur wenige Zentimeter von Ichiromarus Hals entfernt und der Jüngere presste seine Klinge dagegen, um nicht enthauptet zu werden. „Ich habe gewonnen“, sagte der Westprinz mit einem leicht triumphierenden Unterton. „Niemals!“, presste sein Pendant aus dem Norden zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wir können das jetzt sofort beenden oder ich führe dich noch ein wenig vor“, erwiderte Sesshoumaru und erhöhte den Druck auf die gegnerische Klinge. Der Jüngere konnte dem Druck nicht standhalten und musste einige Schritte gehen, um nicht im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf zu verlieren. „Du kommst dir wohl ganz toll vor, was? Du kannst dir wahrscheinlich nur so beweisen, dass du doch ein ganzer Mann bist, oder?“, zischte Ichiromaru. Der Ältere hätte fast die Augen verdreht. Langsam wurde das Gerede des Schwächeren wirklich langweilig. „Du verschwendest nur deinen Atem, Kleiner“, sagte er. „Ach ja? Wenigstens lasse ich mich nicht von meinem Vater und meiner Gefährtin an der Nase herumführen! Aber es hat in deiner Familie ja schon Tradition, dass den Söhnen die Väter die Bräute streitig machen, nicht wahr? Hat dein Urgroßvater nicht auch die Verlobte deines Großvaters zur Frau genommen? Wer weiß, wie dein Großvater und dein Vater das gehandhabt haben und ob die Verwandtschaftsgrade wirklich so sind, wie es offiziell heißt“, giftete der Nordprinz. „Wir haben denselben Urgroßvater. Überdies hat dein Großvater die Tradition eingeführt, die eigene Gefährtin umzubringen. Wie geht es denn deiner Mutter?“, fragte Sesshoumaru und ließ seinen Schwager noch ein wenig weiter über den Kampfplatz gehen. „Wir lassen uns wenigstens nicht von den Frauen beherrschen. Wie war das noch mit deinem Vater und dieser Menschenfrau? Oder hast du einfach mal den Spieß umgedreht und die Finger an die Frau deines Vaters gelegt? Hast du vielleicht schon einen Sohn?“, fragte Ichiromaru und versuchte verzweifelt und vergeblich das gegnerische Katana von sich wegzudrücken. „Du solltest lieber den Schwertkampf üben und keine großen Reden schwingen“, meinte der Westprinz, nahm sein Katana vom Hals des Jüngeren und schlug ihm im gleichen Moment mit links gegen den Kopf. Der jüngere Prinz stürzte, verlor sein Schwert und rutschte über den Sandplatz vor die Füße seines Vaters, wo er benommen liegen blieb und schließlich das Bewusstsein verlor. Sesshoumaru kam langsam über den Kampfplatz zu den anderen. Ein Diener nahm ihm das Katana ab und Hana reichte ihm seinen Haori. „Es gilt als sehr unhöflich, einen Gast bewusstlos zu schlagen“; meinte der Nordfürst kühl. „Ich habe genauso viel Kraft gegen Ichiromaru eingesetzt wie normalerweise gegen Inu Yasha. Ich kann ja nicht ahnen, dass Euer Sohn weniger einstecken kann, als mein jüngerer Halbbruder“, erwiderte sein Schwiegersohn in demselben Tonfall. Noch dazu redete Ichiromaru zu viel, aber leider nichts Interessantes, was man gegen ihn oder seinen Vater verwenden konnte, aber das musste Sesshoumaru nicht laut aussprechen. Akumaru biss die Zähne zusammen und bedachte den älteren Sohn seines Cousins mit einem eiskalten Blick, den der ungerührt erwiderte. „Ich werde unserer Heilerin sagen, dass sie sich Ichiromaru einmal ansehen soll. Nicht, dass er doch schwerer verletzt ist, als wir annehmen“, sagte der Taishou. Sein Versuch, das Schmunzeln aus seiner Stimme zu verbannen, scheiterte ein wenig. Sein Cousin knurrte leise. „Lass nur, es geht ihm gut“, meinte er und wandte sich ab. Auf seinen Sohn würden doppelt und dreifach so viele Übungsstunden zukommen und vielleicht würde ihm der Fürst selbst ein paar Stunden geben. Der Norden sollte sich nicht noch einmal so von dem Westen vorführen und bloßstellen lassen. „Ich hätte jetzt Lust auf einen Spaziergang mit meiner Tochter und meiner Enkelin, wenn nichts dagegen spricht“, sagte Akumaru. „Natürlich nicht. Der Schlossgarten dürfte deinen Ansprüchen genügen“, erwiderte der Westfürst. „Gut. Lass Ichiromaru einfach da liegen, er wird schon aufwachen.“ Der Nordfürst ging in Richtung Schlossgarten und auf einen Wink des Taishou folgten Hana und Sora ihm. Und als die drei nicht mehr zu sehen waren, bedeutete der Hausherr seinem Ältesten, ebenfalls in den Schlossgarten zu gehen und sich dort versteckt zu halten. Sesshoumaru verneigte sich etwas, verbarg seine Präsenz und nahm einen anderen Weg in den Schlossgarten, um nicht gesehen zu werden. „Es ist unheimlich“, meinte Inu Yasha leise. „Es ist nützlich“, erwiderte sein Vater und sah zu dem Erbprinzen des Nordens, der noch immer am Boden lag. „Wenn er nicht das selbstgefällige Grinsen und die unbegründet arrogante Art seines Vaters geerbt hätte, könnte er einem fast leid tun.“ „Es gibt eine Sache, die ich nicht ganz verstehe, chichi-ue. Warum fordert Akumaru dich nicht einfach zu einem Duell heraus? Dann wäre die Sache ein für alle Mal aus der Welt“, sagte der jüngere Prinz. „Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist, dass es damit wohl nicht aus der Welt wäre. Unsere Väter haben das schon versucht und haben... beide ihr Leben verloren. Akumaru hängt aber an seinem Leben. Der zweite Grund ist, dass mein werter Cousin ein Feigling ist, der weiß, dass er mir nicht das Wasser reichen kann und dass er nicht den Hauch einer Chance gegen das Höllenschwert hätte. Wie gesagt, er hängt an seinem Leben. Darum greift er auf schmutzige, kleine Intrigen zurück“, erklärte der Taishou. Inu Yasha nickte etwas. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas gab, vor dem sein Vater Angst hätte, aber dass Akumaru Angst vor seinem Vater und dessen Schwert hatte, konnte er sich durchaus vorstellen. Lebhaft vorstellen. Sesshoumaru hatte auf der Schlossmauer Position bezogen, verdeckt von den Bäumen, und beobachtete seinen Schwiegervater, seine Gefährtin und seine Tochter. Der Nordfürst blieb stehen und wandte sich zu seiner Tochter und seiner Enkelin um. Beide sahen ihn nicht an, Sora hielt sich weiter hinter ihrer Mutter, als die Etikette es verlangte. „Wir sind unter uns, meine Töchter. Bedrückt euch nicht doch etwas? Wenn ihr euch zu schlecht beschützt oder zu schlecht behandelt fühlt, dann habt ihr jetzt die Gelegenheit, mir das direkt zu sagen“, meinte Akumaru. „Keine Sorge, Vater, es geht uns hier bestens“, erwiderte Hana. „Wie siehst du das, meine kleine Enkeltochter? Bist du auch der Meinung, dass hier gut auf dich aufgepasst wird? Und dass dein Vater sich gut um dich kümmert? Schenkt er dir genug Aufmerksamkeit? Du kannst mir die Wahrheit sagen, ich möchte nur, dass es meinen Angehörigen gut geht“, wandte der Fürst sich an das Mädchen. Die kleine Prinzessin schwieg einige Momente und ihre Eltern spannten sich beide unwillkürlich etwas an. Was würde sie sagen? Was würde ihr zweiter Großvater daraufhin tun? „Es geht mir hier sehr gut, ojii-sama. Mein verehrter Vater kümmert sich ausgezeichnet um mich und schenkt mir sehr viel Aufmerksamkeit. Ich könnte in keiner besseren Familie leben, danke für Eure Sorge“, meinte Sora und verneigte sich etwas. „Gut, meine Kleine. Hana, bist du dir wirklich ganz sicher, dass du hier in Sicherheit bist? Ich würde es ungern hören, dass jemand dich zerfleischen konnte, weil dein Gefährte, dein Schwiegervater und dein... Schwager“, er spuckte das letzte Wort aus, als wäre es Gift, „nicht anständig auf dich aufgepasst haben. Du bist in den letzten Tagen zwei Mal in Lebensgefahr geraten. Möchtest du riskieren, dass das ein drittes Mal passiert? Dass deinem ungeborenen Kind etwas geschieht?“, fragte Akumaru eindringlich. Hanas Hand zuckte unwillkürlich zu ihrem Unterleib. Sora sah ihre Mutter verwirrt an. „Oh, weiß deine kleine Tochter etwa noch gar nichts davon? Du hast es mir also vor deinem Kind mitgeteilt? Ich fühle mich geehrt“, meinte ihr Vater. Die Erbprinzessin wollte etwas erwidern, aber er hob die Hand. „Ich hoffe, du wirst weiterhin daran denken, dass deine Treue mir gilt“, sagte der Nordfürst und ging an seiner Tochter und seiner Enkelin vorbei zurück zum Kampfplatz. Vielleicht war sein Sohn mittlerweile aufgewacht. Hana starrte ihm einige Momente sprachlos hinterher und wollte dann etwas zu Sora sagen, aber Sesshoumaru unterbrach sie. „Kommt, Ichiromaru wird mittlerweile aufgewacht sein.“ Seine Stimme war kühl und monoton wie immer. Seine Gefährtin und seine Tochter neigten etwas den Kopf und folgten ihm dann. Der Westprinz hatte recht, Ichiromaru war mittlerweile aufgewacht, hatte sich von einem Diener seinen Haori reichen lassen und tauschte giftige Blicke mit Inu Yasha, wenn der Taishou mal nicht auf die beiden achtete. Oder wenn die beiden dachten, dass der Fürst nicht auf sie achtete. Als der Nordfürst zu ihnen kam, verneigte sein Sohn sich sehr tief und Inu Yasha könnte schwören, dass die Wirbelsäule des nur unwesentlich Älteren dabei knackte. „Hast du noch ein weiteres Anliegen, mein lieber Cousin?“, fragte der Westfürst freundlich. „Nein, werter Freund. Ich denke, dass wir diesen Besuch beenden können“, erwiderte sein Cousin mit derselben gespielten Freundlichkeit. Falls er überrascht darüber war, dass Sesshoumaru gemeinsam mit Hana und Sora aus dem Schlossgarten kam, so verbarg er es geschickt. „Nun gut. Wir werden uns spätestens bei der nächsten Versammlung der Fürsten sehen. Ich und mein Sohn werden euch jetzt nicht weiter zur Last fallen“, sagte Akumaru. „Ihr fallt uns doch nicht zur Last, lieber Cousin“, antwortete der Taishou. Die beiden nervten, aber eine Last würden sie bei längerem Aufenthalt nur für die Diener werden. „Das ist nett von dir. Hana, sollte dir irgendetwas merkwürdig vorkommen oder solltest du dich falsch behandelt fühlen, zögere nicht, mir davon zu berichten, mein Kind. Das selbe gilt natürlich auch für dich, meine Enkeltochter“; wandte der unbeliebte Fürst sich an die beiden Prinzessinnen. „Das wird nicht nötig sein, Vater“, presste Hana möglichst höflich hervor. Sora verneigte sich nur etwas. „Wie du meinst. Aber vergiss unser Gespräch im Schlossgarten nicht.“ Nachdem der Nordfürst und sein Sohn sich verabschiedet hatten, schickte Sesshoumaru die Prinzessinnen in ihre Zimmer und stellte beide unter Zimmerarrest. Als sie weg waren, fragte der Taishou: „Was hat Akumaru zu den beiden gesagt?“ „Er fragte sie, ob sie sich hier sicher und gut behandelt fühlten und ob sie ihm nicht etwas sagen wollten. Sie haben beide gesagt, dass es ihnen hier gut geht. Akumaru hat vor Sora über Hanas Schwangerschaft gesprochen und dass er das von Hana weiß. Er sagte auch, dass sie daran denken soll, dass ihre Treue immer ihm gelten muss“, erwiderte Sesshoumaru. Sein Vater nickte etwas, sein Bruder biss die Zähne zusammen. „Entweder wollte mein lieber Cousin sie mit Absicht in Schwierigkeiten bringen und hat darauf gebaut, dass Sora Fragen stellt oder er wusste, dass du zuhört. Oder aber Hana steckt wirklich in der Sache mit drin und ihr Vater hat weder gewusst, dass du zuhörst, noch dass Sora nichts weiß. Wir wissen auf jeden Fall, dass Akumaru etwas mit der Intrige zu tun hat. Was genau wissen wir nicht und bis jetzt können wir ihm nichts nachweisen“, meinte der Fürst. „Hana hat nichts mit der Sache zu tun! Niemals! Warum sollte sie zu dem Mann halten, der ihre Mutter getötet hat? Und warum sollte sie euch verraten? Sie hat hier doch ein sehr gutes Leben, darf sogar weiterhin dem Schwertkampf nachgehen. Und Sesshoumaru, ihr habt bald zwei gemeinsame Kinder. Das bedeutet ihr doch mit Sicherheit eine Menge!“, warf Inu Yasha ein. „Vermenschliche sie nicht“, entgegnete Sesshoumaru. Der Taishou nickte nur etwas. Er mochte es nicht, wenn sein Ältester mit diesem leise abfälligen Unterton über Menschen und ihre Eigenschaften sprach, aber sein Jüngster schrieb Hana gerade wirklich Gefühlsregungen und Gedankengänge zu, die normalerweise nur Menschen pflegten. Für Youkai, besonders für Daiyoukai, zählte oftmals die Treue dem Vater gegenüber mehr als alles andere, mehr als das eigene Leben. „Chichi-ue, ich... es...“, setzte Ichiromaru an, als er mit seinem Vater in dessen Arbeitszimmer saß. Akumaru hob die Hand. „Ruhe, ich will deine Ausflüchte nicht hören. Du hast dich von Sesshoumaru bloßstellen lassen.“ Der Nordfürst lehnte sich etwas zurück. „Wenigstens hast du nichts Falsches ausgeplaudert. Du bist schlimmer als jedes Waschweib.“ Ichiromaru zog den Kopf ein. Sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass man seinen Gegner im Kampf durch Worte aus der Fassung bringen konnte und die schmutzigsten Details ausgraben und Salz in offene Wunden streuen musste, aber der Prinz hatte es offenbar übertrieben. „Wenigstens auf zwei Dinge kann ich mich immer verlassen. Weißt du wenigstens, was ich damit meine?“, fragte der Hausherr und bedachte seinen Erben mit einem abschätzigen Blick. „Dass Eure Pläne immer so verlaufen, wie Ihr das wollt und dass Hana Euch weiterhin die Treue hält?“, fragte dieser. „Richtig. Du solltest dir wirklich ein Beispiel an deiner Schwester nehmen. Sie denkt mit und ist klug und gehorcht mir aufs Wort. Sie nimmt wahre Strapazen auf sich, um mir zu dienen. Anders als du. Deine Übungsstunden werden verdoppelt und die Anzahl deiner Übungspartner auch. Du wirst dich nicht noch einmal so von Sesshoumaru vorführen lassen und mich so bloßstellen. Wenn Hana doch nur ein Junge geworden wäre...“, seufzte Akumaru. „Dann hättet Ihr jetzt gar keinen Spion mehr im Schloss des Westens“, murmelte Ichiromaru fast lautlos. Doch leider nicht zu lautlos, denn sein Vater verpasste ihm eine Ohrfeige, die ihn an die Wand fliegen ließ. „Geh mir aus den Augen und übe mit dem Hauptmann und den zehn besten meiner Kämpfer bis die Sonne den Zenit wieder verlassen hat!“, befahl der Nordfürst kalt. Sein Erbe verneigte sich mühsam und verließ das Zimmer. Die Sonne setzte gerade dazu an, unterzugehen. Das würde anstrengend werden, selbst wenn er nicht noch etwas erschöpft von dem Kampf gegen Sesshoumaru gewesen wäre. Aber Vaters Befehl widersetzte man sich nicht, egal, was es für einen selbst bedeutete. _________________________________________________________________________________ Ursprünglich war dieses Kapitel kürzer und als Prolog für die Fortsetzung geplant, aber es passte jetzt so gut. Für die Kampfszene habe ich mir Hilfe bei meinem besten Freund geholt, der seit zwei Jahren Schwertkampf übt. Der letzte Trick, der Ichiromaru den Kopf hätte kosten können, kann übrigens ganz leicht ins Auge gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes, also bitte nicht nachmachen, wenn ihr nicht ins Krankenhaus wollt. Lob und Kritik wie immer willkommen. Lg Jenny & Hani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)