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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor:  Kupferschweif

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Kapitel 15

Amaru sah nur kurz auf, als der Taishou seine Gefängniszelle betrat. Er blieb unverändert ruhig, auch wenn seine Arme langsam anfingen zu schmerzen.

„Warum?“

Der alte Dämon hätte fast die Augen verdreht. Wie oft wollten die Hunde ihm diese Frage denn noch stellen? „Ich habe meinem Fürsten Treue geschworen und nur seine Befehle ausgeführt. Mehr werde ich auch Euch nicht sagen, oyakata-sama.“

„Wer ist dein Fürst, wenn ich es nicht bin?“, wollte der Daiyoukai wissen.

„Ich werde nichts mehr sagen“, antwortete Amaru. „Ihr könnt mich meinetwegen zu Tode foltern, ich werde meinen Herrn trotzdem nicht verraten.“

„Ich frage mich wirklich, wie ich mich so in dir täuschen konnte. Mein verehrter Vater hat dir vertraut, er hat sein Leben in deine Hände gelegt. Hast du ihn mit Absicht sterben lassen? Hast du ihn sogar umgebracht?“

Der Heiler sah abschätzend in die kalten, goldenen Augen. „Euer Vater wäre nie wieder ganz gesund geworden“, sagte er.

„Also hast du ihn sterben lassen? Du hast meinen Vater getötet... Was noch? Hast du meiner Mutter auch ganz bewusst zu viele Beruhigungskräuter gegeben und sie wollte sich gar nicht das Leben nehmen? Wen hast du noch auf dem Gewissen? Hatte ich früher vielleicht noch Geschwister? Hast du einem meiner Söhne mal etwas angetan oder es versucht? Oder meiner Schwiegertochter? Meiner Enkelin?“, fragte der Fürst.

„Eure Mutter erwartete ein Kind, als sie starb. Und sie sammelte die Kräuter nicht, bis sie genug für einen Selbstmord hatte. Sie verstand nichts von Kräutern. Ich hatte leider noch nicht die Gelegenheit dazu, Euren Nachkommen etwas anzutun. Abgesehen von Eurem ungeborenen Enkel, den ich getötet habe, als Ihr erkannt habt, dass meine Treue nicht Euch gilt.“

Der Schlag, den der Taishou dem Heiler daraufhin verpasste, raubte dem älteren Dämon augenblicklich das Bewusstsein. Er atmete noch, hing aber leblos in den Fesseln.

Der Daiyoukai atmete ein paar Mal tief durch und verließ dann die Zelle.

Im Vorbeigehen warf er einen Blick in das Gefängnis des Schattendämons. Er atmete noch, sah aber ansonsten recht tot aus. Sesshoumaru arbeitete sorgfältig. Der Heiler würde vielleicht eine Premiere erleben und der Erste sein, der von Vater und Sohn gemeinsam hingerichtet wurde...
 

Ayaka hatte die Wunde der Erbprinzessin sorgfältig gereinigt und frisch verbunden. Der Heiler, der die Prinzessin vorher behandelt hatte, hatte Fehler gemacht. So, wie die Wunde versorgt worden war, hätte sie nicht sauber abheilen und eine dauerhafte Schädigung des Armes zurücklassen können.

Die Heilerin warf einen Blick zu Sora, die ganz still auf ihrem Stuhl saß und ihre Mutter betrachtete. Das Kind sah wirklich müde aus.

Irgendwas musste in diesem Schloss vorgefallen sein, dass der Fürst seine Enkelin hier im Zimmer bleiben ließ, anstatt sie zu Bett zu schicken.

„Eure Mutter wird wieder gesund werden, Sora-hime“, sagte Ayaka.

„Du musst mich nicht mit dem höflichen Plural ansprechen, ich bin erst acht Jahre alt“, erwiderte Sora.

Die junge Dämonin verneigte sich leicht und machte sich dann daran, sich mit den Unterlagen des vorherigen Heilers vertraut zu machen. Als erstes fiel ihr Blick auf den Trank, der noch auf dem Tisch stand und auf das daneben liegende Rezept. Das war doch... Das konnte doch nicht wahr sein!

Sie ging ruhig zum Behandlungslager, um Sora nicht in Aufregung zu versetzen, und tastete Hanas Unterleib ab, warf dann noch einen Blick auf die Schale. „Weißt du, ob deine Mutter etwas aus dieser Schale getrunken hat? Von diesem Trank?“, fragte sie die kleine Prinzessin.

„Tut mir leid, das weiß ich nicht“, antwortete Sora.

„Das macht nichts... Bist du giftig?“

Das Mädchen legte den Kopf leicht schief. „Was meinst du, Ayaka-san?“

„Kannst du Gift einsetzen? Oder einer deiner Eltern?“

„Ich bin erst acht, ob ich Gift einsetzen kann, weiß noch keiner. Aber ein Angriff meines verehrten Vaters ist das Dokkasou, die Giftblumenklaue. Warum fragst du das?“

„Damit ich weiß, welche Kräutermischungen ich deiner Mutter geben kann oder dir später, falls dir mal was passieren sollte.“ Ayaka legte das Rezept zur Seite und sah sich die Unterlagen über Hana an. „Wie alt war der Heiler, der deine Mutter vor mir behandelt hat?“, fragte sie.

„Ich weiß es nicht genau. Aber er hat sich wohl schon um ojii-sama gekümmert, als der noch ein Kind war. Darum ist er mittlerweile wohl zu alt und macht Fehler. Schau dir noch das rechte Handgelenk meiner verehrten Mutter an. Das hat ganz komisch geknackt und war dann ganz komisch verdreht“, sagte Sora.

Ayaka sah sich das Handgelenk von Hana an. Gebrochen war es nicht mehr, aber dadurch, dass es verdreht gewesen, wie Sora sagte, und nicht gerichtet worden war, war der Bruch falsch verheilt. Die Heilerin würde es noch mal brechen müssen... Aber besser nicht, so lange das Mädchen noch hier war.

„Warst du schon mal bei dem Heiler und hast etwas von ihm bekommen? Ein Trank oder eine Salbe oder so was?“, fragte die schwarzhaarige Dämonin.

„Ein paar Mal, wenn ich hingefallen bin und ein paar Kratzer hatte, dann hat er mir eine Salbe drauf gemacht“, berichtete die kleine Prinzessin.

„Hast du Narben von diesen Kratzern?“

„Natürlich nicht.“ Sora klang pikiert. Sie war immerhin Sesshoumarus Tochter, da hinterließen doch kleine Kratzer bei ihr keine Narben!

„Wenn man eine falsche Salbe benutzt, können sogar kleine Kratzer Narben hinterlassen“, erklärte Ayaka.

Die Achtjährige zuckte nur mit den Schultern. Dann hatte Amaru bei ihr entweder keinen Fehler gemacht oder das Blut ihrer Eltern war zu stark, um mit einer falschen Salbe Narben zu verursachen.

Ayaka und Sora zuckten leicht zusammen, als die Tür aufgeschoben wurde und der Taishou eintrat, sichtlich aufgebracht.

„Was hat Amaru mit meiner Schwiegertochter gemacht?“, fragte er.

„Er... hat einige Fehler bei der Behandlung gemacht. Ich habe sie beheben können, nur... jemand muss das Handgelenk der Prinzessin erneut brechen, es ist falsch verheilt, weil es nicht gerichtet wurde“, antwortete Ayaka und neigte sich etwas tiefer.

„Sora, geh in meine Gemächer und leg ich dich schlafen, ich bin gleich bei dir“, sagte der Fürst.

Seine Enkelin verneigte sich etwas. „Ja, ojii-sama.“

Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte und sie außer Hörweite war, trat der Daiyoukai neben Hana. „Warum ist sie noch immer bewusstlos?“, wollte er wissen, als er ihre rechte Hand nahm.

Um die Knochen von Daiyoukai zu brechen, brauchte es einige Kraft, die der jungen, einfachen Heilerin sicherlich fehlte.

„Sie... ist vergiftet worden. Ihr Körper hält sie in einem heilenden Schlaf, um sich erholen zu können“, erklärte die Dämonin.

Ihr neuer Herr fand die falsch zusammen gewachsene Stelle recht schnell und mit einer schnellen Bewegung brach er sie wieder. Ayaka fand zwei Holzstücke, die verwendet wurden, um gebrochene Gliedmaße in der richtigen Position zu halten und zu verhindern, dass sie verdreht verheilten. Sie drehte das Handgelenk der Prinzessin, bis es wieder sauber stand, dann legte sie die Holzstücke an und fixierte sie mit einem Streifen Mull.

„Ist Hana schwanger?“, fragte der Taishou.

„Ja, ist sie.“

„Und es geht beiden gut?“

„Ja. Oyakata-sama, Euer vorheriger Heiler... er...“ Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte.

„Er ist ein Verräter. Er hat die Fehler mit Absicht gemacht. Er hat wohl auch versucht, das ungeborene Kind zu töten.“ Der Daiyoukai biss die Zähne zusammen.

„Ja, das hat er. Mit einem Trank, der seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt wird, weil er auch immer die Mutter gefährdet. Wusste Euer Heiler, dass Sesshoumaru-sama mit Gift kämpfen kann?“, fragte Ayaka.

„Ich denke schon. Einige Diener werden diverse Male mit Verätzungen bei ihm gewesen sein. Warum fragst du das?“

„Weil diese Tatsache sowohl das ungeborene Kind als auch Hana-hime gerettet hat. Mit gewöhnlichen Giften kann diesem Kind nichts angetan werden, weder während es im Mutterleib ist, noch danach. Und ungeborene Welpen sind egoistisch. Dieser Welpe hat nicht zugelassen, dass seine Mutter von dem Gift getötet wird, weil es sein eigenes Ende bedeutet hätte.“

„Amaru hat genau Buch darüber geführt, wen er wie behandelt hat. Schau dir diese Aufzeichnungen genau an und vermerke, wo es Fehler gibt“, ordnete der Fürst an und verließ das Zimmer.

Auf dem Flur fand er seine Enkeltochter, die auf der Treppe stand. Sie betrachtete den Diener ihres Vaters, Jaken. „Sora? Hatte ich dir nicht gesagt, dass du in meine Gemächer gehen sollst?“, fragte der Großvater streng.

Die kleine Prinzessin wandte sich um. „Verzeihung, ojii-sama, aber Jaken... er bewegt sich“, sagte sie.

Der Daiyoukai trat näher. Tatsächlich, der kleine Dämon bewegte sich, als würde er jeden Moment aufwachen. Sora stieß den Grünling vorsichtig an und er schlug verwirrt die großen, gelben Augen auf. Als er erkannte, wer vor ihm stand, war er in einem Sekundenbruchteil auf den Knien, die Stirn gegen die Treppe gedrückt. „Oyakata-sama, Sora-hime“, brachte er hervor.

„Jaken, geh durch das Schloss und sieh nach, ob du noch jemanden wecken kannst. Sag allen, dass sie nicht zum Heiler gehen können. Die, die Verletzungen haben, sollen in ihre Kammern gehen und sich dort ausruhen, alle anderen sollen sich an ihre Arbeit machen“, befahl der großgewachsene Dämon.

„Wie Ihr wünscht, oyakata-sama“, erwiderte Jaken und rutschte auf den Knien die Treppe runter, ehe er verschwand.

„Eins muss man deinem Vater lassen: Er weiß, wie man seine Diener gefügig macht... Komm, Sora, du solltest noch ein wenig schlafen“, meinte der Fürst.

„Ja, ojii-sama“, erwiderte die Achtjährige und folgte ihrem Großvater.

In seinen Gemächern durfte sich Sora an den Taishou kuscheln und schlief so schnell ein.

Der Daiyoukai nutzte diese ruhige Phase um etwas zu tun, was er schon seit Jahrhunderten nicht mehr getan hatte. Er erinnerte sich an die Vergangenheit, an seine Vergangenheit...
 

Der Erbprinz des Westens hatte von seinem Vater für einige Tage die Verantwortung für das Schloss übertragen bekommen. Der Fürst war mit der Hälfte seiner Armee losgezogen, um dem Norden die Grenzen noch einmal deutlich zu machen.

Etwas, was nicht gerade selten vorkam. Der Fürst des Nordens versuchte immer noch sich das Reich seines Bruders anzueignen, weil er seiner Meinung nach ungerecht behandelt worden war. Sein Vater hatte nämlich das Nord- und das Westreich regiert und es unter seinen Söhnen aufgeteilt.

Der Ältere der Zwillinge war jetzt der Fürst des kleinen, dünn besiedelten Nordreichs, weil sein Vater der Meinung war, dass er sich nicht dazu eignete, ein großes Gebiet mit vielen Einwohnern zu beherrschen.

Der Jüngere hatte das Westreich bekommen, was größer war und mehr Einwohner hatte, weil er genau den Vorstellungen seines Vaters entsprach.

Der Prinz des Westens versuchte sich daran zu erinnern, ob sein Vater und sein Onkel jemals aufeinander getroffen waren, ohne sich gegenseitig wenigstens zu beleidigen.

Seit einigen Tagen war der Fürst des Westens jetzt schon weg, was für seinen Sohn aber kein Grund zur Sorge war. Wenn sein Vater zurückkehrte, könnte er vielleicht sogar schon seinen ersten Enkel kennen lernen. Allzu lange würde es bis zur Geburt nicht mehr dauern.

Der Erbprinz würde es nie zugeben, aber aufgeregt war er schon.

Er war gerade auf dem Weg, nach seiner Gefährtin zu sehen, ob er noch etwas für sie tun könnte, als ein Bote sich keuchend vor ihm auf den Boden warf und einen Brief hochhielt. Der Diener war so außer Atem, dass er nicht ein einziges Wort herausbrachte, was den Prinzen vor ihm dazu bewog anzunehmen, dass die Nachricht von seinem Vater kam.

Er öffnete den Brief und las die Worte, die sein Vater ihm geschrieben hatte. „Geh sofort los und ruf die restlichen Soldaten zusammen, sie sollen sich bereit machen, loszuziehen, ich werde sie anführen“, ordnete der Prinz an und war verschwunden, ehe der erschöpfte Bote noch etwas sagen konnte.
 

Die Fürstin, die gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter in ihrem Gemach saß, sah überrascht auf, als ihr Sohn die Tür aufriss und sich nur leicht verneigte.

„Mein Sohn...?“, fragte sie.

„Verzeiht die Störung, haha-ue, aber ich erhielt soeben eine Nachricht von chichi-ue. Er hat mich sofort mit dem restlichen Heer zu sich befohlen“, erwiderte der Prinz.

„Pass bitte gut auf dich auf, mein Sohn. Denk auch an deinen ungeborenen Sohn“, sagte die Fürstin.

„Natürlich haha-ue“, antwortete ihr Sohn.

„Geh jetzt, lass deinen verehrten Vater nicht zu lange warten.“

Er verneigte sich noch einmal, warf einen kurzen Blick zu seiner Gefährtin und ließ die beiden dann alleine.

Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sah die Prinzessin zu ihrer Schwiegermutter. „Verzeiht, verehrte Schwiegermutter, aber wie könnt Ihr wissen, dass das Kind ein Sohn wird? Es könnte doch auch ein Mädchen werden“, meinte sie.

„Glaub mir, meine Tochter, das Kind wird ein Junge. Ein starker Erbe“, sagte die Fürstin.

Der Prinz ließ sich derweil in seine Rüstung helfen und sein Schwert reichen und ging dann in den Schlosshof, wo sich die Soldaten schon versammelt hatten und nur darauf warteten, dass ihr junger Herr ihnen den Befehl zum Aufbruch gab.
 

An der Grenze zum Nordreich war derweil die Schlacht in vollem Gange. Der Fürst des Nordens hatte seine ganze Armee anrücken lassen und auch seinen Sohn mitgebracht, sodass sie in der Überzahl waren. Nicht viel, aber es war immer ein Nachteil, in der Unterzahl zu sein.

Die beiden Fürsten hatten die Klingen gekreuzt und versuchten den anderen zu überwältigen.

„Wo ist denn dein Sohn, werter Bruder? Hatte der keine Lust? Oder kümmert er sich aufopferungsvoll um seine schwangere Gefährtin?“, fragte der Fürst des Nordens.

„Was? Neidisch, weil dein Sohn es noch nicht geschafft hat, ein Kind in die Welt zu setzen, obwohl er schon länger verheiratet ist als mein Sohn?“, fragte sein Bruder zurück.

„Ich wünsche dir unzählige Enkeltöchter!“

„Ich wünsche dir den Tod!“

Keiner der Fürsten sah auf, als die Kampfgeräusche um sie herum sich veränderten. Der Erbprinz des Westens war zusammen mit dem Rest des Heeres eingetroffen und hatte sich sofort auf die feindlichen Soldaten gestürzt, bis er seinen Cousin entdeckt hatte und den in die Mangel nehmen konnte.

Hätten in dieser Gegend Menschen gelebt, hätten sie ihr Zuhause wohl nicht wiedererkannt. Der Boden war getränkt vom Blut der beiden Armeen, es lagen Leichen herum. Der Erbe des Nordens war einige Male wagemutig genug, seine eigenen Männer zu gefährden und seinen Cousin mit einer Energieattacke anzugreifen, was zwar ins Leere lief, aber auch tiefe Furchen im Boden hinterließ.

Für Dämonen wirkte diese Schlacht noch vergleichsweise harmlos. Sie könnte noch viel mehr Opfer fordern.

Der Fürst des Westens stemmte sich mit aller Kraft gegen seinen Zwillingsbruder und stieß ihn von sich, setzte ihm sofort nach und schlug zu. Der Ältere konnte gerade noch sein Schwert zur Verteidigung hochreißen und seinen Bruder abwehren.

Beide atmeten schwer und hatten diverse Verletzungen davontragen müssen, waren aber dennoch nicht bereit, aufzugeben. Wie könnten sie auch? Schließlich ging es um ihre Ehre, um ihr Leben, um ihr Reich.

„Weißt du eigentlich, was mich am meisten an dir ankotzt, Bruder?“, fragte der Fürst des Nordens. „Dass du als der Jüngere den Titel geerbt hast! Inu no Taishou! Er hat dich damit noch weiter über mich gestellt!“

„Weil ich einfach besser geeignet bin dafür!“ Der Taishou trat nach seinem Bruder und der wich aus.

„Du hast dich einfach nur bei unserem Vater eingeschmeichelt, während ich daran gearbeitet habe, stärker zu werden, um dieses Schwert beherrschen zu können! Kannst du das? Lässt du dich nicht von Sou'unga beherrschen?“

„Natürlich nicht!“

Wieder klirrten die Klingen und Funken sprühten, als die dämonischen Energien der Schwerter sich trafen.

Nicht weit entfernt waren die beiden Erbprinzen damit beschäftigt, sich wie ihre Väter zu bekämpfen und versuchten sich ebenso durch Worte aus der Fassung zu bringen, um einen Vorteil zu erlangen.

„Dein Titel würde eigentlich mir zustehen!“, knurrte der Nordprinz.

„Dann hättest du dir deinen Vater besser aussuchen müssen!“, giftete sein Cousin zurück und wich der linken Faust aus, die sein Gesicht hatte treffen sollen.

„Du wirst dich gleich noch zu deiner Mami wünschen, wenn ich mit dir fertig bin!“

„Meine ist wenigstens nicht von meinem Vater ermordet worden!“ Der Westprinz schlug mit den Klauen zu und traf seinen Cousin im Gesicht, hinterließ einen tiefen Kratzer.

„Bist du dir eigentlich sicher, dass deine Gefährtin von dir schwanger ist? Könnte es nicht auch ein Diener gewesen sein, der es besser drauf hat, als du?“

„Nein, mein Kind stammt nicht von einem Diener. Aber du solltest mal darüber nachdenken, einen zu bitten, für dich einzuspringen. Deine Gefährtin ist ja immer noch nicht schwanger. Wie lange seid ihr jetzt verheiratet?“

Das plötzliche Aufflammen von Youki ließ sie auseinander springen. Die beiden Fürsten hatten ihre Energie losgelassen und damit die Schlacht unterbrochen.

Weitere Befehle waren nicht nötig, damit die Heere sich trennten und sich weit hinter ihren Fürsten sammelten. Jeder verstand, was es bedeutete, wenn die Energien so aufflammten: Statt einer Schlacht Armee gegen Armee kämpften die Fürsten miteinander, in ihrer wahren Gestalt. Höchstens einer würde lebend aus diesem Kampf herauskommen, wenn beide starben, müssten die Erben entscheiden, ob sie entweder den Kampf ihrer Väter fortsetzen, einen Waffenstillstand schließen oder die Schlacht weiterführen wollten.

Alle Zuschauer kniffen unwillkürlich etwas die Augen zusammen, als die Gestalten der Fürsten aufleuchteten und sich veränderten.

Schließlich standen zwei riesige, weiße Hunde sich gegenüber. Tiefes Grollen kam aus ihren Kehlen, sie umkreisten sich abschätzend.

Schon oft hatten die Brüder sich bis aufs Blut bekämpft, hatten sich gegenseitig mehrfach fast getötet. Das hier würde jetzt der letzte Kampf sein, einer von beiden würde sterben.

Der Fürst des Nordens war der erste, der lossprang. Sein Bruder wich aus und versetzte ihm einen kräftigen Schlag mit der Pranke, riss das Fell an der Flanke auf, was er gleich darauf heimgezahlt bekam, als der Ältere den Kopf herumriss und sich in der Brust des Jüngeren verbiss.

Für menschliche Augen war schon nach kurzer Zeit nicht mehr nachvollziehbar, welcher Hund der Fürst des Westens und welcher sein älterer Bruder war, aber die Dämonen, die den Kampf angespannt beobachteten, konnten noch mit Leichtigkeit den Überblick behalten.

Der Taishou war der Hund, der gerade seinen Bruder auf dem Boden festhielt und ihm mit den Hinterpfoten den Bauch aufriss, in der Hoffnung so an die Kehle des Unterlegenen zu kommen.

Doch der Ältere schaffte es, sich freizukämpfen und seinem Zwilling ein großes Büschel Fell auszureißen.

Der Erbprinz des Westens spannte unwillkürlich seine Hand an. Die Hunde rollten über den Boden, bissen und kratzten sich gegenseitig und bis jetzt war niemand dem anderen überlegen. Das einzige, was zu diesem Zeitpunkt abzusehen war, war dass der Kampf nicht mehr allzu lange gehen würde. Beide Kontrahenten verloren viel Blut und wurden langsamer, Fell lag überall verteilt und schwamm teilweise in den Blutpfützen.

Dann endlich schaffte es einer der Hunde, seinen Bruder abzuwerfen und sich gleich darauf auf ihn zu stürzen und seine Zähne in seiner Kehle zu versenken. Der am Boden liegende rang nach Atem, doch der Überlegene biss fester zu, bis keine Gegenwehr mehr kam.

Die Umstehenden hielten unwillkürlich die Luft an, als der Gewinner von seinem Zwilling zurücktrat und sich verwandelte. Der Taishou wankte etwas, aber er stand. Sein Sohn sprang neben ihn und verneigte sich etwas.

„Lass uns gehen, um den Norden kümmern wir uns später“, sagte der Fürst.

„Wir Ihr wünscht, chichi-ue“, erwiderte der Prinz. Er erkannte, dass sein Vater so schnell wie möglich zum Heiler gebracht werden sollte.

„Keine Sorge, mein Sohn, ich werde nicht sterben, bevor ich nicht einen starken Enkelsohn habe“, versprach der Taishou, der die Sorge im Gesicht seines einzigen Kindes erkannte.
 

Die beiden waren schon vor dem Heer am Schloss, da sie im Gegensatz zu den einfachen Soldaten dazu in der Lage waren, ein Dimensionsportal zu öffnen. Na ja, der Prinz war dazu in der Lage und nahm seinen Vater mit.

Als sie das Schloss betraten, gerieten alle Diener sofort in helle Aufregung. Der Fürst war mittlerweile so geschwächt, dass sein Sohn ihn stützen musste. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Heiler Amaru schon darauf vorbereitet war, sich um seinen Herrn zu kümmern. Der Erbe half seinem Vater auf das Behandlungslager und wurde dann von Amaru aus dem Zimmer geschickt. Seine Verletzungen konnten warten.

Seine Gefährtin und die Fürstin kamen den Flur entlang.

„Du liebe Güte, was ist denn passiert?“, fragte Letztere.

„Chichi-ue hat es geschafft, seinen Bruder in einem direkten Kampf zu bezwingen. Aber der Kampf war hart“, erwiderte ihr Sohn.

„Geht es dir denn gut?“

„Ja, haha-ue, ich bin nicht schwer verletzt worden.“ Der Prinz sah zu seiner Gefährtin die noch blasser wirkte als sonst. „Ist mit dir alles in Ordnung?“

„Ja“, brachte sie hervor, aber ihr Gesicht sagte etwas anderes.

„Die Wehen haben eingesetzt“, stellte ihre Schwiegermutter fest.

„Was? Jetzt?“, fragte der werdende Vater.

„Soll sie dem Welpen sagen, dass es jetzt ungünstig ist und er es morgen noch einmal versuchen soll?“ Die Fürstin legte einen Arm um ihre Schwiegertochter. „Ich bringe sie in ihr Zimmer und du holst die Heilerin aus dem Kräutergarten.“

Ihr Sohn nickte nur kurz und machte sich auf den Weg. Er war recht froh, dass seine Gefährtin darauf bestanden hatte, eine Heilerin zu haben, um ihr bei der Schwangerschaft und der Geburt beizustehen.
 

Nachdem sowohl sein Vater als auch seine Gefährtin von jeweils einem Heiler betreut wurden, gab es für den Prinzen nichts anderes zu tun, als darauf zu warten, dass einer der beiden Heiler ihm etwas sagte.
 

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Es ist jetzt kein allzu großes Rätsel, wie der Rückblick ausgeht, aber das Ende kommt trotzdem erst im nächsten Kapitel. ^^

Lob, Kritik oder was auch immer dürft/ sollt ihr in Kommentaren hinterlassen.

Bis denne

Jenny & Hani



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Weissquell
2011-02-03T13:42:11+00:00 03.02.2011 14:42
Hehehe und ich dachte, ich bin brutal zu meinen Figuren.

Die Rückblende hat mir gut gefallen, ich mag Hintergrundgeschichten, besonders wenn sie ein bisschen melodramatisch sind. Interessante Idee über die Verwandtschaft des Inu Taishou, wenn ich auch zugebe, dass ich zwischendurch ein bisschen durcheinander geraten bin, wer jetzt grade wer ist, mit Namen wär es vielleicht euinfacher zu überschauen gewesen.

"Ich wünsche dir unzählige Enkeltöchter!" *kicher* Na das nenn ich doch mal ne Beleidigung. Die beiden reiben sich ja gehörig Pfeffer unter die Nase, klingt fast so ein bisschen wie 2x Inu Yasha... zumindest weiß man jetzt von wem Inu Yasha sein Temperament hat. :-)

Und das lütte Lütte lebt also vermutlich doch noch? Na da bin ich man froh.

Bin schon neugierig wie die Rückblende weitergeht.

Mach mal fleißg weiter so!

L.G. Weissquell
Von:  Hotepneith
2011-02-03T12:43:26+00:00 03.02.2011 13:43
Na, reizende Überaschungen in diesem Rückblick.

Und ja, ich hatte Recht: Zwillinge sind nicht ganz unüblich in der Familie. mal sehen, ob meine weiteren Ideen Recht behalten.
Amaru lebt noch, aber das sollte er nicht unbedingt als positiv empfinden. Manche Leute reagieren eigenartig, wenn man ihre Familie lyncht...

Immerhin schön, dass die neue Heilerin etwas zu taugen scheint und der Rest der Familie seinen Kopf zu gebrauchen weiss.


Es bleibt spannend, gut geschrieben


bye

hotep

bye


hotep




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