Friends with Benefits von WeißeWölfinLarka (Freunde mit gewissen... Vorteilen) ================================================================================ Kapitel 11: Patiens - fähig zu ertragen --------------------------------------- Sie waren nur Freunde… Gelangweilt sehe ich aus dem Fenster. Verdammt, es hätte bei diesem einen Mal bleiben sollen! Aber wie oft habe ich das schon gedanklich durchgekaut. Ich hab es aufgegeben, mitzuzählen. Das Verlangen war immer stärker gewesen als alles andere. Wie Vernunft zum Beispiel. Jetzt ist Kai zu seinem Team zurückgekehrt. Scheint so, als ob er die Querelen beseitigt hätte. „Ich soll also mein Glück finden…“, murmele ich verächtlich. „Solltest du. Das mit euch wäre auf Dauer nicht gut gegangen.“ Erschrocken fahre ich herum. Da lässt Bryan sich entspannt in einen Sessel gleiten und nippt an einem Eistee. „Du… du wusstest davon? … Wie lange?!“ „Von Anfang an. Ich hab darauf gewartet, dass es euch kaputt macht. Aber Kai hat ja früh genug die Notbremse gezogen.“ Ich sehe weg. Notbremse… Ja, so kann man das wohl bezeichnen. „Du bist besser dran ohne ihn, glaub mir das“, höre ich Bryan noch sagen, ehe er aufsteht und den Raum verlässt. Er weiß, dass ich nicht über meine Gefühle reden werde. Mit ihm schon gar nicht. Meine Gedanken spielen verrückt. Sie drehen sich im Kreis. Kai reagiert nicht auf meine SMS, nicht auf meine Anrufe, auf gar nichts. Dabei möchte ich doch nur wissen, wie es ihm geht. Das tun Freunde doch so, oder nicht? Aber ich bin kein Typ, der bohrt. Und das schätzt er so an mir. Ja, das sage ich wirklich nicht ohne eine Spur Stolz, schließlich ist das etwas, worauf man sich durchaus etwas einbilden kann, wenn Kai Hiwatari etwas an einem schätzt. Also beschließe ich, ihn in Ruhe zu lassen. Sicher wird er sich melden, wenn er meint, dass die Auszeit lang genug gewesen ist. Ich hab ja auch noch andere Verpflichtungen! Genau! Wir wollten im Garten schon immer eine neue Trainingsbowl installieren. Damit fange ich jetzt an. Und außerdem muss der Keller schon lange mal aufgeräumt werden. Die Arbeit wartet auf mich. Es bleibt mir keine Zeit mehr zum Grübeln. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir uns gar nicht mehr sehen. ~*~ Es ist schwer zu ertragen, ihn nicht kontaktieren zu können. Niemals hätten wir den schmalen Grad der Freundschaft übertreten sollen. Wir haben auf unsere anerzogene Anlage gebaut, dass wir damit umgehen könnten. Doch wir konnten es nicht. Es ist schon so, wie Brian es gesagt hat. Er hat die Notbremse gezogen – für mich und für sich. Ich kann das nur akzeptieren. Und ich muss seinen Entschluss respektieren. „Warum räumst du denn jetzt schon wieder um! Das hast du doch erst letzte Woche gemacht! Deine Räumerei geht mir auf den Keks, ehrlich!“, höre ich Sergei brummen, als er das Wohnzimmer betritt. „Da redest du gegen eine Wand, Serge*. Selbst in der letzten Stunde hatte er im Regal 3 Mal die Bücher neu sortiert – erst alphabetisch, dann nach Farbe und dann nach Themengebiete“, seufzt Bryan und erhebt sich aus dem Sessel, in dem er bis eben eher vor sich hinlümmelnd einen Comic gelesen hat. Diesen wirft er auch ungeniert auf den Couchtisch, nimmt in Kauf, dass er dabei beinahe eine Vase umwirft. Ich kommentiere das mit einem missbilligenden Blick, zucke aber nur mit den Schultern. Soll er doch denken was er will. Sollen doch alle ihre eigenen Schlüsse ziehen. Wenn mir danach ist, und ich hier ein bisschen umdekorieren will, sollen sie mich doch lassen! „Beweg deinen Arsch nach draußen, Yuriy! Wird Zeit, dass wir wieder trainieren. Ich will eine Revanche.“ Nur widerwillig folge ich Bryan in den Garten. Er hat kein Wort mehr über mich und Kai fallen lassen. Anscheinend ist er der Ansicht, dass er alles gesagt hat, was es dazu zu sagen gab. Ich sage mir immer und immer wieder, dass Kai Recht hatte, mit allem, was er mir gesagt hat. Mit uns wäre das ja nie was geworden. Was male ich mir eigentlich aus? Wie ein verliebtes Schulmädchen sitze ich abends auf meinem Bett und betrachte lange ein altes Foto von uns beiden aus alten Tagen. Es gibt nichts, was ich mir davon erhoffen kann. Und ehrlich gesagt ist es mir langsam doch ein wenig zu blöd, ihm hinterher zu rennen. Zeit, unter dieses Kapitel unseres – nein, meines Lebens einen Schlussstrich zu ziehen. --- * Serge - sprich "Särdsch" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)