Zum Inhalt der Seite

Fishing for You

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Angelanleitung

Yes, ich habe meinen Rekord schon wieder gebrochen. Mein Neuer liegt jetzt bei elf Sekunden. So lange brauche ich von der Haustür, die Treppen in den zweiten Stock hoch, durch die Wohnungstür und bis in mein Zimmer. Tür hinter mir zu schlagen inklusive.

Ich schleudere meinen Rucksack in die nächste Ecke, halte mich aber nicht mit Schuheausziehen auf. Ich haste zum Fenster, reiße es auf und stecke meinen Kopf in die warme Septemberluft draußen. Mein Nacken ist nach all der Zeit schon so ans Hochstarren gewöhnt, dass er sich kaum mehr beklagt. Charlie wartet schon auf mich. Aus dem Fenster hängenderweise.

„Da bist du ja endlich!“, ruft er zu mir herunter, während ich vom Rennen noch ein bisschen keuchen muss, „Alles klar?“

„Sicher!“, antworte ich und grinse zu ihm hoch, „Wie ist es gelaufen?“

„Großartig!“, grinst er zurück und seine Augen funkeln zu mir runter, „Herr Pakusch hat sich vor Begeisterung gar nicht mehr eingekriegt. Der hält mich jetzt für ein verkapptes Physikgenie. Nur meine Freunde haben mir nicht geglaubt, dass ich das selbst gemacht habe.“
 

Ich grinse und stütze meine Arme auf die Fensterbank.

„Hast du ja auch nicht.“

„Richtig. Das habe ich irgendwann auch zugegeben. Also, wenn bei euch jetzt ständig das Telefon klingelt. Das könnten meine Freunde sein, die von dir ihre Hausaufgaben gemacht kriegen wollen.“

Ich lache.

„Alles klar, danke für die Warnung.“

„Gern geschehen,“ er grinst zu mir runter und ich grinse unwillkürlich zurück, „Und wie lief es bei dir?“

„Auch sehr gut. Ich habe deine Analyse vorgelesen und Frau Meyer war so richtig angetan. Sie hat mich gefragt, ob ich seit letztem Jahr viel Goethe gelesen hätte.“

„Und? Was hast du gesagt?“

„Ich habe natürlich ja gesagt!“, antworte ich grinsend.

„Du Lügner!“, erwidert er und lacht.

Und ich lache mit. Ich muss bei Charlie immer mitlachen. Jedes Mal.
 

Wir haben unsere Hausaufgaben getauscht. Er und ich. Vorgestern. Wir haben sie uns nacheinander zu geangelt und dann habe ich für ihn seine Physikhausaufgaben gemacht und er hat für mich die Gedichtanalyse geschrieben. Das nennt man dann eine Symbiose. Er ist nämlich ein physikalischer Trottel, dafür aber ein Deutschass. Und ich bin ein Gedichtslegastheniker, dafür aber ein Physikprofi. Da kam uns das mit dem Tauschen sehr gelegen. Soviel Spaß haben mir Hausaufgaben noch nie gemacht.

Nur vor der Klausur graut es mir jetzt ein wenig. Schließlich wird Frau Meyer eine Glanzleistung von mir erwarten, aber dummerweise kann ich den Dreck immer noch nicht und natürlich kann ich Charlie nicht als Stellvertreter in meine Schule schicken und stattdessen zu seiner Physikklausur gehen. Das würde vermutlich auffallen. Denn leider sehen er und ich uns nicht genug – genauer gesagt gar nicht – ähnlich, um als der jeweils Andere durchgehen zu können. Wirklich, wirklich schade.
 

„Und...,“ beginnt Charlie jetzt und zupft an der Kufiya um seinen Hals. Das tut er immer, wenn er ein Thema betritt, dass ihm ein wenig Unbehagen bereitet. Inzwischen kenne ich diese Geste schon ziemlich gut.

„Wie...geht es dir sonst so...?“

Obwohl er die Frage so unpersönlich und schwammig stellt, weiß ich ganz genau, was er damit meint. Ich habe ihm davon erzählt, wie es bei mir zu Hause gerade aussieht. Er hat mich danach gefragt, denn er hat...sozusagen mitgehört. Unfreiwillig natürlich. Aber wenn meine Mam erst mal schreit, dann schreit sie richtig. Eine Sirene ist nichts dagegen und da Charlie ja direkt über uns wohnt, hat er halt alles mitbekommen.

„Geht so...,“ sage ich, senke den Kopf und kratze mit dem Fingernagel an einem Fleck auf der Fensterbank rum, „Unverändert würde ich sagen...,“

Mir ist ein wenig flau im Magen. Ist mir eigentlich ständig in den letzten beiden Wochen.

Charlie schweigt oben kurz. Als ich den Blick wieder hebe, schaut er zum blauen, jungen Herbsthimmel hinauf. Drei Wattewölkchen segeln ihn entlang. Schwerelos und unbeschwert.

„Willst du ne Cola?“, fragt er dann und sieht wieder zu mir runter.

Ich grinse und er grinst zurück. Er grinst immer zurück, wenn ich grinse. Jedes Mal.

„Gern.“
 

Die Angel ist grad bei ihm oben. Von gestern noch, als ich ihm abends noch ein Bier hochgeschickt habe. Er braucht keine zehn Sekunden vom Kühlschrank zurück in sein Zimmer. Ich hänge aus dem Fenster und sehe ihm zu, wie er eine Colaflasche neben sich auf die Fensterbank stellt. Eine von diesen 0,2 Literflaschen. Die zweite packt er in die alte H&M-Tüte, die ich schon vor Ewigkeiten an die alte Angelschnur von seinem Dad geknotet habe. Jasmin war da gerade von einer Shoppingtour zurück und hat meiner Mam im Wohnzimmer ihre neue Jeans präsentiert. Die hat inzwischen ein Loch im Schritt. Aber die Tüte hält immer noch hervorragend.

Außerdem hat Charlie noch ein Glöckchen an der Schnur befestigt. Eins von diesen, die immer an einem roten Bändchen um die Hälse der goldenen Schokoladenhasen zu Ostern hängen. Das bimmelt jetzt immer eifrig, wenn einer von uns was gefangen hat.

Sie bimmelt auch jetzt, als Charlie die Angel wieder zu mir runter lässt.
 

„Danke!“, rufe ich zu ihm hoch und nehme den Fang entgegen.

Cola hilft gegen Kummer. Charlie weiß das und er weiß immer, wann ich unbedingt eine Cola brauche. Wahrscheinlich weil er selber süchtig nach dem Zeug ist. Inzwischen sind bestimmt schon fünfhundert Flaschen von ihm zu mir runter gekommen. Speziell ...in letzter Zeit.

Ach ja, hatte ich eigentlich erwähnt, dass seit dem Julisamstag, an dem Charlie eingezogen ist, über ein Jahr vergangen ist? Nein? Oh.

Also, seit dem Julisamstag, an dem Charlie eingezogen ist, ist über ein Jahr vergangen. Genauer gesagt ein Jahr, ein Monat, zwei Wochen und drei Tage. Inzwischen bin ich so verrückt nach unserer Angel, dass meine Hand sich leer anfühlt, wenn ich sie länger als zwei Stunden nicht angefasst habe. Besonders in den letzten zwei Wochen halt.

Also...natürlich bin ich nicht verrückt nach der Angel. Eher nachdem, was ich mit ihr verbinde. Cola zum Beispiel. Und Drei ???-Kassetten und Terry Pratchett-Bände und noch eine ganze Menge mehr. Charlie schickt diesen ganzen Kram zu mir runter.
 

Danach bin ich verrückt. Nach dem Fangen. Und nach dem Angeln auch. Also, wenn ich etwas in die Plastiktüte packe und zu Charlie hoch schicke. DVDs unter Anderem, meine halbe CD-Sammlung, mein Nietengürtel und kiloweise Kirschen und Bier. Ein ausgeklügeltes System. Manchmal tun wir den ganzen Tag nix Anderes, als gegenseitig Dinge hin und her zu angeln.

Und wenn wir grad nicht miteinander reden können – was oft genug vorkommt, schließlich haben wir beide auch noch ein anderes Leben nebenher und können nicht den ganzen Tag aus dem Fenster hängen und uns unterhalten –, angeln wir uns Zettelchen hin und her. Vor allem im Winter. Da hat man keine Lust, das Fenster den ganzen Tag lang offen zu halten.

Ich habe jeden einzelnen der Zettel, die Charlie zu mir runter angelt, aufgehoben. Inzwischen sind es so viele, dass ich den Überblick verloren habe. Sie hängen alle über meinem Schreibtisch. So dicht, dass die meisten meiner Besucher, die den Versuch starten, sie zu lesen, nach ein paar Zettelchen erschöpft aufgeben. Macht nichts. Auf den meisten stehen sowieso nur Insider, die außer mir und Charlie keiner verstehen kann. Aber es ist gerade das, was daran so viel Spaß macht. Und in den letzten Tagen bin ich besonders auf diesen Spaß angewiesen, wie ich ja schon ein paar Mal erwähnt habe.
 

Es ist nämlich so, dass meine Mam und mein Dad vor zwei Wochen einen richtig heftigen Streit hatten. Das ist eigentlich nichts Besonderes, aber normalerweise streiten sie sich nicht... so. Meistens regt sich nur meine Mam auf und mein Dad schweigt und nickt ergeben. Aber letztens...da war es ein echter Streit. So mit einer schreienden Mutter und einem brüllenden Vater. Und es war fürchterlich.

Sie standen tobend im Wohnzimmer und deshalb haben sich Jasmin und Lenny in mein Zimmer geflüchtet. Weil mein Zimmer am Weitesten vom Wohnzimmer entfernt ist. Und weil es tröstet, wenn wir zusammen sind. Jedenfalls...sofern überhaupt irgendetwas trösten kann, wenn die Eltern streiten. Vor allem, wenn es dabei überwiegend um einen selbst geht und man sich deshalb permanent schuldig fühlt. Zwar ging es nicht nur um mich – auch um Jasmin und Lenny –, aber das macht die Sache nicht unbedingt besser.
 

Mein Dad ist nämlich entlassen worden und er wusste es schon seit einer ganzen Weile und hat meiner Mam nichts gesagt. Deshalb gab’s einen Riesenkrach und alle Argumente ihrer Ehe wurden dabei ausgepackt. Alle Kleinigkeiten, die jemals in ihrer Beziehung vorgefallen sind und die sie nie überwunden haben, haben sie sich gegenseitig an den Kopf geschmissen. Eigentlich wollte ich nicht hinhören, aber ich konnte nicht anders. Vor allem, als sie schließlich aufs liebe Geld zu Sprechen – oder besser Schreien – gekommen sind. Immer wieder ein beliebtes Thema. Und da wir Kinder ja so teuer sind, haben wir bei diesem Thema indirekt das Meiste abgekriegt.

Mam hat über Jasmin geschimpft und über ihr Studium, für das sie ein Stipendium hatte und das sie abgebrochen hat. Über Lenny und seine Nachhilfe in sämtlichen Fächern. Und über mich und die Kursfahrt Ende des Monats. Zum Kotzen...
 

Als die beiden schließlich fertig waren, waren wir drei ziemlich fertig mit den Nerven. Sind wir eigentlich immer noch. Überflüssig zu sagen, dass seit dem Streit der Haussegen gründlich schief hängt. Dad zieht sich zurück und spricht kaum ein Wort. Und Mam ist so reizbar, dass sie sich bei der kleinsten Kleinigkeit wieder in Hulk verwandelt, sodass alle höllisch aufpassen müssen, was sie sagen und was sie tun.

Dabei ist das Ganze ja schon zwei Wochen her. Bei ihren normalen Streitereien ist die Stimmung maximal zwei, drei Tage im Eimer. Aber dieses Mal ist es irgendwie anders... Negativ anders. Es wirkt so...endgültig. So, als ob diesmal etwas zerbrochen wäre, was all die anderen Streitereien überlebt hat. Ich habe keine Ahnung, ob Jasmin und Lenny auch schon darüber nachgedacht haben, denn wir reden nicht darüber. Doch meiner Meinung nach sieht es diesmal wirklich übel aus. Wirklich, wirklich übel.
 

Um möglichst wenig davon mitzubekommen, mache ich es wie meine Geschwister und verbringe im Moment möglichst viel Zeit außer Haus. Und wenn ich zu Hause bin, dann verbarrikadiere ich mich in meinem Zimmer und mache möglichst nicht auf mich aufmerksam. Diese Technik funktioniert ganz gut, auch wenn es auf die Dauer ziemlich missmutig macht. Dieses Ich-tu-so-als-wäre-ich-nicht-da-um-unnötigen-Stress-zu-vermeiden.

Aber zum Glück habe ich ja Charlie.

Ohne Charlie wäre ich hier zu Hause vermutlich innerhalb kürzester Zeit durchgedreht. Aber er heitert mich auf. Mit Kassetten und Cola und Zettelchen und seinem Saxophonspiel. Danach bin ich auch verrückt. Besonders verrückt. Das ging ganz besonders schnell. Schon zwei Tage nach seinem Einzug hatte ich mein Fenster ständig offen, um auch ja keine seiner Übungen zu verpassen. Kinderspiel, ich wohne ja auch direkt unter ihm.

Übrigens hat er gelogen. Er spielt gar nicht am Liebsten um sechs Uhr morgens. Am Liebsten spielt er abends, wenn draußen gerade die Sonne untergeht und sie direkt in unsere Zimmer hinein scheint. Auch bei offenem Fenster. Und dabei ist es ihm schnurz, welche Jahreszeit grad ist.
 

Auf der Straße bleiben die Leute regelmäßig wie angewurzelt stehen und starren unser Haus hoch. Ich wette, inzwischen kennt ihn unser ganzes Viertel und jeder öffnet pünktlich zum Sonnenuntergang all seine Fenster, um Charlie Parker Junior spielen zu hören.

Inzwischen weiß ich ganz genau, welche Stücke er beherrscht und bei welchen er noch Schwierigkeiten hat. Im Moment übt er Baker Street und Canaltrip. Da hapert’s im Augenblick noch etwas. Aber das ist mir egal. Denn ich liebe sein Spiel einfach.

Besonders Take Five und Careless Whisper. Diese Stücke kann er fehlerlos und er spielt sie mit solcher Inbrunst, dass mir immer heiß und kalt wird. Ich könnte ihm stundenlang zuhören. Wenn er spielt, dann fühle ich mich besser, egal wie beschissen ich mich davor gefühlt habe. Und darum brauche ich es im Moment auch besonders dringend. Weil ich mich im Moment halt ständig beschissen fühle. Zwar können meine Freunde mich auch super ablenken und sie geben sich auch alle Mühe, aber...mit Charlie ist das noch irgendwie...etwas Anderes...
 

Na ja, wie auch immer. So sieht es jedenfalls gerade in meinem Leben aus.

Deshalb beeile ich mich auch jedes Mal so, mein Zimmer zu erreichen, wenn ich von der Schule nach Hause komme. So entgehe ich den meisten Problemen. Aber ich gebe zu, heute habe ich mich auch wegen Charlie beeilt.

Wir haben uns – wie immer – am Fenster verabredet, um die Hausaufgabenneuigkeiten auszutauschen. Außerdem kriege ich immer noch mein blaues Paar Chucks zurück, das ich ihm geliehen habe. Das war vor drei Monaten. Aber das ist egal, schließlich habe ich auch noch seinen grünen Kapuzenpulli. Der steckt noch in meinem Rucksack. Und mindestens sechs seiner Drei ???-Kassetten stapeln sich noch irgendwo bei meiner Stereoanlage herum. In letzter Zeit höre ich die eigentlich ununterbrochen. Um fluchende Stimmen von draußen zu übertönen.
 

Charlie wartet, bis ich meine Flasche ebenfalls geöffnet habe, dann hebt er seine.

„Prost!“, sagt er.

„Prost!“ antworte ich und gemeinsam trinken wir.

Köstlich. Absolut köstlich. Meine Mam kauft nie Cola. Weil ungesund und so weiter. Bla bla bla. Sie hat doch keine Ahnung. Cola ist nicht ungesund. Streitende Eltern sind ungesund. Ich hoffe, sie kommt nicht ausgerechnet jetzt unangemeldet rein. Die verbotene Cola in meiner Hand wäre vermutlich der ideale Auslöser für eine erneute Hulkverwandlung. Allein der Gedanke verursacht mir Übelkeit.

Nachdem das Kohlensäurekribbeln in meiner Kehle und meinen Augen nachgelassen hat, schaue ich wieder zu ihm hoch.

„Hast du nicht Lust, mir was auf dem Saxophon vorzuspielen?“

Charlie grinst zu mir runter und ich grinse zurück.

„Eigentlich nicht,“ gibt er zu und stellt seine Cola auf der Fensterbank ab, „Aber für dich mache ich eine Ausnahme. Einen Moment...,“
 

Ich strahle und mache es mir auf der Fensterbank bequem – sofern das geht, wenn man dabei aufpassen muss, dass man nicht rausfällt – und warte, bis Charlie wieder am Fenster steht. Diesmal gemeinsam mit seinem Saxophon.

„Das Übliche?“, fragt er grinsend zu mir runter, während er den Gurt und seine Finger in Position bringt.

„Ja, bitte...,“ erwidere ich, lehne meinen Kopf an den Fensterrahmen hinter mir und schließe die Augen. Ich stelle mir vor, wie Charlie das Mundstück zwischen die Lippen nimmt und seinerseits die Augen schließt. Wenn er spielt, dann hat er immer so einen friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Als ob ihm nichts auf der Welt mehr Freude machen würde. Ich lächle still in mich hinein und warte auf den ersten Ton.

Dann höre ich etwas Anderes. Aus der Küche vielleicht. Ein lautes Klirren. Als ob ein Teller oder ein Glas zu Boden fällt. Ich richte mich so schnell auf, dass ich fast von der Fensterbank rutsche.
 

„Warte kurz!“, sage ich hektisch und hebe die Hand.

„Was ist...?“, fragt Charlie von oben.

„Ich weiß nicht...,“ erwidere ich und warte.

Es kommt so schnell, dass ich unwillkürlich zusammen zucke. Meine Mutter schreit. So laut sie kann. Und zwar ganz in der Nähe. Ich verstehe ihre Worte nicht richtig. Nur ein Wort echot klar und deutlich in meinem Ohr nach: trennen.

Mein Körper wird kalt und starr wie ein Eiszapfen. Ich starre meine Tür an. Ich höre, wie mein Vater antwortet, verstehe ihn aber nicht richtig. Ich höre nur Mams Schreie. Es klingt, als ständen sie direkt vor meiner Zimmertür.

Charlies Stimme weckt mich auf:

„Was ist los?“

Meine Augen zucken zu ihm hoch. Er sieht zu mir runter. Besorgt.

„Es geht wieder los...,“
 

Ich höre, wie verzerrt und gehetzt meine eigene Stimme klingt. Vor zwei Wochen war ich irgendwie entspannter. Aber da war ich auch nicht allein und sie haben noch nicht übers... trennen...gesprochen.

Ich sehe, wie es in Charlies Augen flackert.

„Scheiße...,“

Ich nicke nur und starre wieder zu meiner Tür hin, hinter der meine Eltern sich streiten. Inzwischen brüllt mein Vater auch. Wie ein in die Enge getriebenes Tier.

Ich wünschte, Jasmin und Lenny wären hier bei mir. Aber die beiden kommen diesmal bestimmt nicht. Meine Eltern blockieren den Weg. Wieso müssen die auch unbedingt vor meiner Tür streiten? Können sie nicht ins Wohnzimmer gehen wie immer? Ich wünsche mich ganz weit weg.

„Momo?“, höre ich Charlies Stimme von oben.

Ich blicke hoch zu ihm. Mein Herz schlägt unangenehm laut in meiner Brust.

„Willst du...hochkommen?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tali
2009-09-10T20:19:25+00:00 10.09.2009 22:19
Ich mag die Art, wie du schreibst. So schön fliesend. Ich erhole mich, wenn ich deine Texte lese. Man versteht jeden der Figuren und man baut eine Beziehung zu ihnen auf! Großartig!
Von:  Hannibaellchen
2009-09-10T11:17:51+00:00 10.09.2009 13:17
Super Idee und gut umgesetzt. Ich kann mir das so richtig gut vorstellen, mit der Angel. Ist mal was neues.
Außerdem finde ich die ganzen kleinen Gesten und Gedankengänge sehr schön beschrieben.
bin ja schon mal gespannt, wies in Charly's Zimmer so aussieht... ;-)

Von: abgemeldet
2009-09-10T08:24:50+00:00 10.09.2009 10:24
» Sie standen tobend im Wohnzimmer und deshalb haben sich Jasmin und Lenny in mein Zimmer geflüchtet.
Muss es nicht ‚sind in mein Zimmer geflüchtet’ heißen? ‚Flüchten’ im Zusammenhang mit ‚haben’ kenn ich nicht. Oo

» Er spielt gar nicht am Liebstem um sechs Uhr morgens.
Am LiebsteN bitte :D

» Ich könnte ihm stundenlang zu hören.
Das schreibt man zusammen. Also jemandem zuhören; etwas zu hören [bekommen] wird dann wieder auseinandergeschrieben :D

» Wenn er spielt, dann fühle ich besser, egal wie beschissen ich mich davor gefühlt habe. [Gleich der nächste Satz :D]
Ich glaube, da fehlt ein ‚mich’.

» Als ob ihm Nichts auf der Welt mehr Freude machen würde.
‚Nichts’ klein, bitte ;)

Alors, ich habe fertig. :D

Ich mag die Idee mit der Angel O_O Ernsthaft. Ich meine, so was gibt’s noch gar nicht. Wie bist du überhaupt darauf gekommen? Eine Angel … woah.

Es ist schön, wie du die Beziehung zwischen Charlie und Momo durch all die kleinen Einzelheiten beschrieben hast, ohne dabei direkt zu werden. Immerhin muss das schon eine enge Freundschaft sein, wenn man sogar schon Schuhe und Klamotten tauscht. Aber zum Beispiel auch, dass Charlie weiß, dass Cola Momo glücklich macht bzw. ihn ein wenig beruhigt. Oder dass Momo weiß, dass Charlie an seinem Pali herumwurschtelt, wenn er auf ein unangenehmes Thema zu sprechen kommt.

Der Konflikt zwischen den Eltern verschärft die Sache natürlich. Wenn die Eltern dann so rumschreien und sich gegenseitig bis zur Taubheit anbrüllen, dann ist das sicherlich keine schöne Sache. Dass man sich als Geschwister in ein Zimmer verkriecht und sich gegenseitig Trost spendet, ist sehr hilfreich. Wie heißt es doch so schön? Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich die beiden wieder einkriegen, was ich ja doch sehr hoffe!

Ich bin neugierig, wie es weitergehen wird.

Und erst Recht interessiert mich, ob Momo nach oben geht und … so. *hüstel*



Zurück