Elaine & Ivory von Irrwahn (accursed sisterhood) ================================================================================ Kapitel 1: Die Feste und der Angriff ------------------------------------ Die Feste Schwarzfelsgrotte „Die Feste gilt als uneinnehmbar!“, sagte ich. „Ivy, Schatz. Ich weiß ich verlange viel zu oft, viel zu viel von dir. Wir haben ohnehin eine fantastische Geheimwaffe.“ Mein Vater ist Aviar Tothbringer. Der gefürchtete Freiheitskämpfer in diesem Land. Er und seine brutale Heerschar an Gefolgsleuten nenne ich meine Familie. Aviar ist nicht nur mein Vater, er ist mein Lehrmeister. Von ihm weiß ich alles über die Schwertkunst und das Überleben in dieser rauen Gegend. Jedoch, das Vorhaben, welches er sich schon seit Jahren in den Kopf gesetzt hat, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Er ist kurz davor die Schwarzfelsgrotte zu stürmen. Diese vermeidliche Grotte ist in Wahrheit der Sitz des mächtigsten Königs dieses Landes. Eric Schwarzfels. Seine Feste ist in schwarzen Fels geschlagen, so dunkel wie die schäumende See bei Sturmwetter. Und der Sage nach, befindet sich unter dem Fels ein See, welcher das letzte magische Geschöpf dieser mir bekannten Welt beherbergt. Eine Meerjungfrau. Ihr Blut lässt den König ewiglich leben. Als Ausgleich für ihr Blut, gewährt ihr der König Schutz vor den Magiefressern. Wesen, die aus reiner Magie bestehen und sich von der Lebenskraft anderer magischer Wesen ernähren. Sie fressen alles, was auch nur einen Funken Zauberei in sich trägt. So auch meine Mutter. Mein Vater erzählt nicht viel von ihr, denn er sei der Ansicht, dadurch würden die Magiefresser angezogen werden. Ihr Name allein sei eine starke Zauberformel. Menschen haben nichts zu befürchten. Nun haben sie aber etwas zu befürchten. Und zwar meinen Vater, mich und 5.000 Männer an seiner Seite, welche die verrückte Herrschaft des Königs Schwarzfels nicht mehr ertragen. Sein ewig währendes Leben macht ihn sinnfrei und handlungsunfähig und stürzt die Leute ständig in neue Kriege. Dabei sind die Menschen in diesem Land ausgebrannt. Felder liegen brach und Flüsse quellen über von Leichen und Leichen fressenden Dämonen. Dies ist kein lebenswertes Land. „Ach was!“ Ich hob meinen Krug und leerte den warmen Met in einem zug. Unser Heer hatte sich im nahegelegenen Buschwald niedergelassen. Wir ruhten in Zelten für die bevorstehende Schlacht, aber zur Ruhe kam nicht wirklich ein einziger Mann. Die Angespanntheit war im gesamten Lager zu spüren. „Gut, hör mir zu. Ich habe nämlich einen speziellen Auftrag für dich.“ „Ich bin ganz Ohr, Alter.“, sagte ich nur. Neben meinem Vater saßen noch Morgul, der einem barbarischen Riesen glich; und Lethor, der Kräutermeister. Sie waren etwas wie seine Berater. Kräutermeister waren rar geworden. Adelsleute scharten sie haufenweise um sich, da sie als einzige Heiler galten, die keine Magie benutzen. „Du wirst von zwei Dutzend Männern bewacht werden, wenn du in die Grotte gehst um dort nach der Meerjungfrau zu suchen.“ „Was?“, sah ich ihn geschockt an. „Es galt den König zu stürzen, nicht dieses Monster aufzusuchen. Kann es denn nicht einfach dort unten verrecken?“ Lethors Blick wanderte besorgt zu meinem Vater und dieser seufzte nur langgezogen. „Was ist mit diesem Magiewesen? Würden wir Gold für sie bekommen?“, fragte ich weiter. „Ja, einen Schatz würden wir bekommen.“, sagte nun Lethor ruhig. „Aber wir wissen auch, dass die Magiefresser sie erwarten, sobald sie an der Oberfläche ist.“, merkte Morgul an. „Ich weiß, ich weiß. Aber Meerjungfrauen haben nicht immer einen Fischschweif. Sie können genauso auch ohne unser Wissen zwischen uns wandeln, als Menschen. Das Einzige was sie verrät, sind ihre schwarzen Augen.“ Mein Vater wirkte traurig, so traurig wie noch nie. Sein Gesicht war gerötet und das bestimmt nicht vom Met, denn darin war er gefestigt. „Was hat es mit dieser Nixe auf sich?“ „Das erzähle ich dir, wenn es soweit ist, Ivory.“, meinte mein Vater. „Wichtig ist nur, dass wir sie so schnell wie möglich dort rausbekommen. Ob der König nun gestürzt wird, ist zweitrangig. Und diese Botschaft, geht nicht über die Zeltplane hinaus. Ich weiß, ich kann mich auf euch verlassen, aber bitte. Bitte findet die Meerjungfrau!“ Ich wirkte als einzige Verständnislos für dieses Verhalten, aber ich vertraute dem Urteil meines Vaters genauso wie er meinem Können vertraute. Ich schnürte mein Brustharnisch enger und sagte nur: „Sag mir, wo die Grotte ist und ich hole dir dort selbst die Hadesschlange heraus!“ Morgul lachte kehlig: „Das ist das Wort Aviars Tochter!“ Die meisten Männer meines Vaters achteten mich nicht sonderlich, da ich als Frau eine geringe Rolle spiele. Aber sie achten Morgul und Lethor, welche unausgesprochen unter meiner Obhut stehen. Bis jetzt ist mir noch kein Fehler unterlaufen und so soll es auch bleiben. „Ich würde mir meine Männer gerne selber aussuchen. Welche, die ich für geeignet halte mir den Weg frei zu räumen, während ich dieses Wesen suche.“ „Wie ich dich kenne, hast du da bereits einige in Aussicht.“, sagte Aviar mit stolzerfülltem Blick. „Nur zwei, Vater. Nur zwei.“ „Zwei Männer bloß? Wer mögen die sein, dass sie es mit der bewachten Anlage des größten Königsschatzes aufnehmen könnten?“, meinte Lethor erstaunt. Morgul und mein Vater tranken noch jeder einen Schluck und lachten sich wissend und brüderlich an. „Ich habe eine Ahnung.“ „Die habe ich auch!“, sprach mein Vater. „Und dennoch, es ist die stärkstbewachte Festung. Du bekommst mehr Männer als Schutz. Die Beiden, ich schätze es handelt sich um Graia und Merion, werden für deinen persönlichen Schutz zu deiner Seite stehen.“ „Habe ich gehofft. Ich verabschiede mich, Morgul, Lethor, Vater. Wir sehen uns zu Tagesanbruch, wenn uns die Schlacht bevorsteht.“ „Ruh dich nur aus, meine stolze Kriegerin.“ Ich verließ das Männerzelt und ging in mein eigenes nicht unweit von dem meines Vaters. Graia und Merion sind Paladine des Königs Sylven. Er regiert im benachbarten Königreich und ist des Kämpfens ebenfalls müde geworden. In meinem Zelt warteten nur mein Schwert und meine Rüstung. Beide brachte ich auf Hochglanz, bevor ich einschlief. Angriff auf den König Der Morgen brach chaotisch an. Ich hörte nur Männergeschrei und dann einen dumpfen Aufschlag von etwas, das sehr, sehr schwer sein musste. Noch im Halbschlaf wusste ich, um was es sich handelte. Eilig rannte ich in voller Montur aus dem Zelt und was ich sah, war mir bis dato noch nie untergekommen. Ein gewaltiger grauer Drache stand inmitten der Männer und blies heiße Rauchwolken ins Geäst des Waldes. „Der wird für Wirbel sorgen, das könnt ihr mir glauben.“, sprachen die Männer in der Runde. „Wir haben den Sieg praktisch in der Hand!“, hörte ich sie sagen. Der Drache war die Geheimwaffe unserer Angriffstruppe. Er war von der Drachengilde zu uns geschickt worden. Ein Ritter saß auf dem edlen Tier um es Graia zu übergeben. Der einzige Paladin des Königreichs Sylven, welcher die Ausbildung der Drachengilde absolvieren konnte. Womöglich war die Meerjungfrau als Dank gedacht, für die Hilfe der Drachengilde? Die Drachenritter und deren Gemeinschaft galten nicht als Krieger oder Kriegführende, sie waren eine Gilde des Friedens und schützten nur ihr eigenes Land und die Drachen selber. Wie mein Vater das geschafft hat, musste ich ihn nach dem Spektakel fragen. Nach und nach rüsteten sich die Männer und es dauerte nicht lange, standen alle in Formation und angriffsbereit hinter dem Ross meines Vaters. Aviar hob sein Schwert, der Drache erhob sich in die Lüfte und der Krieg begann. Ich ritt zwischen meinem Vater und Morgul als dieser mich ansprach: „Hast du keine Furcht vor dem Krieg, vor dem sterben?“ Die Frage kam so plötzlich, dass ich zuerst nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Es war mir fremd etwas anderes zu denken. „Morgul, ich bin in diesem Krieg groß geworden. Ich weiß nicht, wie es ohne sein kann. Aber ich möchte, um jeden Preis, dass es so wird, wie ihr es in Erinnerung habt.“ „Welch edle Worte.“, sprach Morgul betrübt „Aber Edelmut macht die Welt nicht zwangsweise besser.“, sprach er noch und ritt mit erhobenen Schwert drauf los. Der Drache flog vor uns und als die erste Salve Pfeile aus den Zinnen der Schwarzfelsgrotte auf uns zu flog, wusste ich, wofür das Feuer eines Drachen noch gut sein kann. Über Morgul machte ich mir gerade keine Gedanken mehr. Die Pfeile verbrannten lichterloh im Morgengrauen und tauchten den lichten Nebel in eine blutrote Farbe. Es hätte fast schon bezaubernd gewirkt, wäre da nicht die Angriffsfront von König Schwarzfels auf uns zugestürmt. Ich sprang vom Pferd und riss mein Schwert aus dem Halfter um dem ersten Angreifer den Kopf abzuschlagen. Um mich herum kreischten und keuchten die Männer. Blut war in Lachen zu meinen Fußen angestaut und dennoch, es gab ein klares Ziel. Ich sah zu Graia und dem Drachen, welche gerade dabei waren das Tor in die Feste zu öffnen und dann zu Merion, der schon neben mir stand, Rücken an Rücken und mit weiteren dutzend Männern in die Feste vordrangen. Als wir endlich darin ankamen, folgte Aviar noch um ein „Ich suche den König“ zu rufen. Die Karte zur Grotte, welche ich mir schon Wochen davor eingeprägt hatte, schien unter all dem Getümmel und Wirrwarr an Geschrei jedoch in meinem Gedächtnis verschollen zu sein. Bis Merion mir den Weg wies. Immer wieder kämpfte ich mit aller Kraft gegen die Angreifer des Königs, bis ich schließlich vor einem gewaltig verzierten Tor halt machte. Merion und die Männer hielten die feindlichen Soldaten gut auf Abstand, aber es schien brenzlig zu werden. „Ivory, beeile dich!“, rief Morgul zu mir herüber, der angerannt kam und mit einem mächtigen Hieb seiner Doppelaxt auf das Tor einschlug. Sofort barst das Holz und ich konnte hindurch. Es war dunkel und stickig und je tiefer ich diese steinerne Treppe zur Grotte hinab stieg, je leiser wurde das Kampfgetöse in der Feste. Die Männer boten sich einen harten Kampf und ich muss sagen, es sah so aus, als hätten wir den längeren Atem. Nach ein paar Metern begann die Dunkelheit zu weichen und wurde von Fackeln an der steinernen Wand verdrängt. Die Temperatur fiel und mit der Wärme wurde auch mein Mut für einen kurzen Moment geschwächt. Ich verfiel dem Glauben, ich sei in die falsche Richtung gegangen. Vielleicht hatte ich in diesem endlos scheinendem Gängegewirr eine Abzweigung übersehen? Aber das konnte nicht sein, denn es gab keine Wegkreuzungen. Ich bin an keiner vorbeigekommen, es ging nur stetig abwärts in den Berg hinein in dem sich jeden Moment ein See vor mir erschließen musste. So hatte es mir mein Vater erzählt, so hatte ich die Karten studiert. Dann endete der Gang so schnell, dass ich fast überrumpelt wurde. Vor mir endete der Gang und gab nur eine morsche Holztür preis. Mit ein paar Hieben hatte ich diese entzwei geschlagen und nur einen Lidschlag später sprangen mir zwei bewaffnete Männer entgegen. „Graia?“, gaffte ich ihn an. „Oh, süße Kriegerstochter. Da hab ich dich ganz schön an der Nase herumgeführt, nicht wahr? Sylvens König, du Kleinkind, ist nur hinter der Nixe her. Genau wie dein Vater. Aber wir werden sie vor euch bekommen. Nur unser König verdient die Unsterblichkeit!“, sagte der Mann, dem ich mein Leben anvertraut hatte. Graia hob sein Schwert und schlug ohne zu zögern auf mich ein. Ich konnte es parieren, noch, aber dann kam der zweite, mir unbekannte Krieger auf mich zu und bedrängte mich massiv. Mir bot sich kein Fluchtweg außer diese lange Treppe wieder nach oben zu laufen und dort vermutlich Merion in die Hände zu fallen. Wenn Graia, dann auch Merion. „Ihr seid ein Verräter, ich habe an euch geglaubt.“ „Es war so leicht dich zu verführen, Ivory.“, lachte er hämisch. Er traf mich am Arm und ich strauchelte. Der andere bohrte das Schwert in meine Seite und so fiel ich wie ein Stein zu Boden. „War es das etwa schon?“, sagte der Fremde. Im selben Moment, als ich anfing das Bewusstsein zu verlieren, fielen die Beiden ebenfalls wie leblose Sandsäcke zu Boden. Aus ihren Augen und Ohren floss Blut in Strömen. Etwas war hier und hat sie umgebracht, aber was mochte so eine Kraft haben? Natürlich konnte so etwas nur ein magisches Wesen vollbringen. Ob das die Kraft der Meerjungfrau war? 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