Sasoris Kunst von astala7 (Leben eines Nuke-nin) ================================================================================ Kapitel 10: Folgen des Krieges ------------------------------ Es geht in den Endspurt! (Ab hier sind alle Ereignisse aus Sasoris Leben frei erfunden) „Seitdem war es mein Ziel, noch stärkere und wendigere Marionetten herzustellen. Selbst vor der Möglichkeit, Menschen als Material zu verwenden, schreckte ich nicht zurück. So ließen sich die Puppen am naturgetreusten nachbauen…“, flüsterte Sasori, der noch immer den Regen beobachtete. Deidara hatte das Gefühl, dass es ihm nicht aufgefallen wäre, hätte es aufgehört zu schütten. „Und… Hat es funktioniert, un? Diese Puppen konnten euch tatsächlich Familie und Freunde ersetzen?“, wagte der Explosionsfanatiker leise zu fragen. So wirklich vorstellen konnte er sich das nämlich nicht. „Ja, es hat immer funktioniert. Vorausgesetzt, die Personen, die sie ersetzen sollten, waren nicht mehr am Leben.“, erwiderte der Rothaarige. Er sank an der Höhlenwand herab, winkelte die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Fast schien er gedanklich in einer anderen Welt zu sein, in der Welt seiner Erinnerung. „Lange Zeit war es nicht nötig, neue Menschenpuppen herzustellen. Ich tat es nur, wenn ich einen wirklich starken Gegner auf einer Mission tötete. Dafür aber gab es keine Toleranz.“, erzählte Sasori, diesmal ohne das der Blonde ihn dazu auffordern musste. „Dann brach die Zeit der Ninjakriege los. Das Kaze-no-Kuni erklärte dem Land des Tigers den Krieg. Das Windland bestand fast ausschließlich aus Wüste und sie wollten sich diesen fruchtbaren Streifen, den das kleine Land darstellte, zunutze machen. Im Land des Tigers gab es aber wenige Krieger und die Suna-nin hielten es für unmoralisch, sie anzugreifen. Trotzdem mussten sie dem Feudalherren gehorchen, schickten aber nur ein symbolisches, kleines Team zu den Soldaten, um diese zu rekrutieren. Ich war darunter.“ „Aber… Aber ihr wart doch noch ein Kind!“, protestierte Deidara. Sein Meister warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Ich war potentiell gefährlich und die Ausmaße meiner Kunst lieferten Ausrede genug, mich dorthin zu schicken. Außerdem war es auch mein eigener Wunsch. Ich hatte endlich ein Gebiet gefunden, auf dem ich mich gänzlich entfalten konnte.“ Deidara erschauderte „Also wollten sie euch loswerden.“ „Vielleicht. Vielleicht rechneten sie auch damit, dass die Grausamkeiten des Krieges mich abschrecken würden und ich so etwas wie Kameradschaft, Mitleid und Moral zu schätzen wüsste.“ Der Marionettenspieler starrte wieder in den Regen, wobei er seinen Kopf auf die Knie bettete. „Nichts davon ist passiert.“ Dass Sasori einmal in den Krieg gezogen war, hatte Deidara nicht gewusst. Er war in einer mehr oder weniger friedlichen Zeit aufgewachsen und die legendären Schlachten der Länder um Macht und Gebiete hatten für ihn immer in den Geschichtsunterricht gehört. Jetzt, erstmals, kamen ihm die Ereignisse greifbar nah vor. Sasori war alt genug, von diesen Kriegen berichten zu können. Er hatte die Geschehnisse verfolgt, ja sie sogar beeinflusst. Nie war dem Iwa-nin klarer gewesen, wie erwachsen der Rothaarige war, als in diesem Moment. Auch wenn sein Körper der eines Jugendlichen war, war sein Geist der eines erfahrenen Veterans. Auf einmal kam der Blonde sich seltsam unbedeutend vor. „Natürlich hatte ich es von den Ninjas am Anfang am schwersten, mich zu behaupten. Aber nach den ersten Leichen legte sich das. Natürlich war ich ein guter Führer… aber die Soldaten gehorchten mir nur aus Angst. Mein Team unterstützte mich nicht länger, weil ihm meine Methoden nicht gefielen. Ich beabsichtigte wirklich, den Krieg zu gewinnen. Ich wollte diese Erfahrung nicht missen, aber alle anderen waren nicht wirklich bei der Sache. Und irgendwann… geriet die Sache außer Kontrolle.“ ~Flashback~ Langsam fuhr ich mit meinem Finger die Linie auf dem Plan nach, die die befestigten Stellungen des Feindes kennzeichnen sollte. Dann sah ich auf und blickte zu den vier Männern, die sich in einem lockeren Halbkreis vor mir versammelt hatten. „Yoshimi-san, wie lange wird es dauern, unsere Leute für einen erneuten Angriff bereit zu machen?“, fragte ich einen von ihnen. „Etwa zwei Tage, Sasori-sama.“, knurrte der Angesprochene. Angesichts des unhöflichen Tones hob ich eine Augenbraue. Ich wusste, dass die Offiziere mir allesamt nur sehr widerwillig gehorchten, aber selten zeigten sie dies offen in ihrer Mimik, wie Yoshimi es nun tat. „Warum so lange? Das Feindeslager ist kaum eine halbe Meile entfernt, sie müssten jeder zeit bereit sein.“, sagte ich ruhig. Der Mann rechts von Yoshimi, der bisher mit geballten Fäusten zu Boden gestarrt hatte, richtete nun den Blick direkt auf mich und trat einen Schritt vor. „Sie wollen wissen, warum sich die Männer nicht sofort wieder in den Kampf stürzen können!?“, rief er wütend aus und gestikulierte zornig in meine Richtung, „Ich sag’s ihnen, sie sind am Ende! Seit drei Tagen haben sie nicht mehr geschlafen, das Essen wird knapp und viele von ihnen haben ihre Freunde in den Gefechten sterben sehen oder sind schwer verletzt! Sie haben keine Lust mehr, so sieht’s aus!“ Langsam wandte ich meinen Blick zu dem Sprecher und meine Augen wurden kalt. „Habe ich sie etwas gefragt, Iwaka-san?“, sagte ich eisig. Iwaka sah aus, als hätte er mir am liebsten vor die Füße gespuckt. Doch ein warnender Blick von Yoshimi ließ ihn schließlich zurücktreten. Stirnrunzelnd wandte ich mich wieder dem Plan vor mir auf dem niedrigen Tisch zu. Zwei Tage, das war zu lange. Es würde meine Aktivitäten nicht nur zurückwerfen und den Kriegern aus dem Land des Tigers Zeit geben, sich neu zu formieren. Es stellte auch meine Geduld auf eine harte Probe, der sie vermutlich nicht standhalten würde. Ich hatte keine Lust, zu warten. „Wenn die Krieger zu faul sind, muss man sie halt ein wenig motivieren.“, meinte ich, mehr zu mir selbst als zu den anderen. Einer der Offiziere, der bisher noch nichts gesagt hatte, schnaubte. „Als sie sie das letzte Mal motiviert haben, gab es fünf Tote!“ „Ich bin gern bereit, dem noch ein paar weitere hinzuzufügen. Und wenn sie es noch einmal wagen, in diesem Ton mit mir zu sprechen, fange ich mit ihnen an, Takashi-san!“, entgegnete ich drohend. „Trommelt die Soldaten zusammen. Mein Team soll sich in einer Stunde bei meinem Zelt eingefunden haben. In zwölf Stunden findet der Angriff statt, bis dahin muss alles bereit sein. Wegtreten!“, befahl ich dann. Ohne die hasserfüllten Blicke der Krieger zu beachten, rollte ich den Plan zusammen und wartete, bis sie das große Beratungsszelt verlassen hatten, bevor auch ich ging. Auf dem Weg durch das Heerlager begegnete ich vielen feindseligen Blicken. Die Soldaten waren weder zufrieden mit einem Anführer, der gut einen Kopf kleiner und um Jahre jünger war als sie, noch gefielen ihnen meine harten Methoden, mit ihnen umzugehen. Sie wurden langsam rebellisch. Etwas ging in diesem Lager vor, das wusste ich, aber ich wusste das Ereignis weder zu verhindern, noch ihm zuvorzukommen. So blieb mir nichts anderen übrig, als die ablehnenden Blicke der Menschen an den kleinen Zelten überall um mich herum mit Ignoranz zu strafen. Ich gab zu, für den normalen Kämpfer musste es so aussehen, als läge der Sieg noch weit entfernt. Dabei war das Gegenteil der Fall. In den vorausgegangenen Gefechten hatte ich viele Gegner getötet, zu Marionetten umgebaut und sie als Spione in die Reihen meiner Feinde zurück geschickt. Sogar unter den Führungspersonen hatte ich einige durch gezielte Folter und Versprechungen auf meine Seite gezogen und sie das Geschehen mithilfe meines Sennou Sousa Jutsu vergessen lassen. Sobald ich das Siegel löste, würden auch sie auf meiner Seite stehen und mir auch zusätzliche Informationen geben. Meine Vorbereitungen hatte ich bereits alle getroffen. Mir fehlte nur noch diese eine Schlacht. Die Leute aus dem Land des Tigers würden hilflos sein, wenn wir über sie herfielen. Natürlich war niemand in diesen Plan eingeweiht. Das hatte mir zwar viel Misstrauen eingebracht, doch das Risiko des Verrats wollte ich auf keinen Fall eingehen. Schließlich hatten die Feinde bestimmt auch Spione im Heer des Windlandes. Als ich in meinem privaten Zelt angekommen war, fiel mir sofort etwas Seltsames auf. Äußerlich war alles normal. Das Zelt war kahl, nur ein Feldbett, ein Dutzend Waffen, ein Haufen Karten, Pläne und Notizen und ein paar andere, für Nicht-Ninja wohl undefinierbare Gegenstände waren säuberlich geordnet im Raum verteilt. Nichts ließ erahnen, dass jemand hier gewesen war und doch vermutete ich genau das. Für den Fall, dass tatsächlich jemand ohne meine Erlaubnis hier eindringen sollte, hatte ich einige, zugegeben recht primitive Maßnahmen gezogen. So einfach gestrickt, dass kaum jemand darauf kam. Wirklich verboten war es nicht, herein zu kommen, aber wer tat das schon ohne Hintergedanken, wenn er sah, dass ich nicht anwesend war? Der Fußabdruck in dem kaum einen halben Meter breiten Bereich gleich vor dem Eingang, dem ich stets mit einem großen Schritt auswich und mit besonders feinem Sand bestäubt hatte, damit man Spuren besser sah, fiel mir ebenso auf, wie die leicht veränderte Position der absolut nutzlosen, eher dekorativen Schriftrollen in der rechten Ecke – die, die ich tatsächlich benutzte, trug ich stets in versiegelter Form bei mir. Aber nicht nur diese kleinen, doch recht unbedeutenden Hinweise ließen mich die Stirn für einen Moment in Falten ziehen. Vielmehr war es das wachsende Misstrauen gegen sämtliche Leute da draußen, von denen sich wohl mehr als die Hälfte meinen Tod wünschte. Solches Wissen verlieh einem immer eine gewisse Vorsicht. Aber ich durfte mir nichts anmerken lassen. Vielleicht hatte man mein Zelt durchsucht, möglicherweise auch etwas gestohlen. Aber vielleicht steckte hinter all dem doch etwas Größeres und ich – Plötzlich spürte ich einen festen Griff um meinen Knöchel. Eine Hand war mitten aus der Erde hervor geschossen, hatte meinen Fuß gepackt und wollte mich ganz offensichtlich mit einem Ruck unter die Erde ziehen. Der Angriff kam so schnell, dass ich ihn nicht zu parieren wusste. Stattdessen zückte ich geistesgegenwärtig ein Kunai und ließ mich zu Boden fallen. Die Erde brach auf und für einen kurzen Moment saß ich das Gesicht eines dunkelhäutigen Mannes mit kurzen, braunen Haaren und kantigen Gesichtszügen, der ein Stirnband trug, dessen Zeichen ich jedoch nicht auf der Stelle erkennen konnte. Sofort hieb ich mit dem Kunai nach ihm. Der Ninja, der in der engen Umgebung keine Möglichkeit hatte auszuweichen, parierte meine Attacke ebenfalls mit einem Messer und sprang dann nach oben, wobei er meinen Knöchel los ließ. Von allen Seiten kam nun Erde auf mich zu, der Kerl wollte mich mit irgendeinem Jutsu begraben. Nun konnte ich auch sein Stirnband erkennen. Das Zeichen Kumogakures darauf war durchgestrichen. Kumo-nins benutzen eigentlich Blitzattacken. Dass dieser hier Doton beherrschte, zeigte, dass er sehr stark sein musste. Und ein Nuke-nin noch dazu. Blitzschnell holte ich ein weiteres Kunai aus meiner Shinobitasche, an dem eine Briefbombe befestigt war. Ich aktivierte sie, kaum hatte ich sie losgelassen. Ein gewaltiger Knall ertönte. Die Explosion bewahrte mich vor der Falle des Kumo-nin, fügte aber auch mir selbst großen Schaden zu. Schmerz durchzuckte meinen Körper, aber die kleinen Kratzer und Verbrennungen waren es mir wert, außer Reichweite meines Gegners geschleudert worden zu sein. Denn nur mit ausreichender Distanz waren meine Jutsus wirksam. In diesem Augenblick verschwendete ich keinen einzigen Gedanken daran, warum ich kämpfte oder was dieser Typ von mir wollte. Ich war vollkommen auf Überleben fixiert und auf das Töten meines Feindes. Natürlich zog ich die Möglichkeit in Betracht, dass der Ninja nicht allein da war und Verbündete hatte. Dummerweise hielt mich ein unglücklicher Umstand davon ab, auf diese entsprechend vorbereitet zu sein. Die Explosion hatte nicht nur den Großteil meiner Einrichtung zerstört, sondern auch die Zeltstangen. Diese waren in sich zusammengebrochen und die Stoffplanen folgten willig ihrem Beispiel. Als hätten sie sich gegen mich verschworen, legten sie sich wie ein Leichentuch über mich und behinderten meine Bewegungen. Noch bevor ich eine weitere Waffe ziehen konnte, packten mich zwei starke Arme von hinten und pressten sie gegen meinen Körper. Der dunkle Stoff verwehrte mir Sicht und Frischluft, sodass ich mich kaum gegen den Griff wehren konnte. Ein gezielter Tritt auf den Fuß des hinter mir Stehenden veranlasste diesen zu einem Keuchen. Doch bevor ich mich endgültig von ihm befreien konnte, hörte ich weitere Schritte und jemand presste mir eine Hand auf Mund und Nase. Blind wollte ich immer noch um mich schlagen, langsam wurde die Situation brenzlig. Ich traf einen meiner Feinde irgendwo in der Rippengegend. Ein erneutes Stöhnen ertönte und gleich darauf durchzuckte mich ein höllischer Schmerz. Jemand hatte mir ein Messer in den Brustkorb gerammt. Ich wollte schreien, oder wenigstens nach Luft schnappen, aber beides wurde mir durch die Hand vor meinem Mund verwehrt. Es hatte einzig zur Folge, dass mir die Luft ausging. „Das ist für all die Krieger, die sie in den Tod geschickt haben!“, flüsterte mir der Kerl hinter mir noch ins Ohr. Dann entfleuchte mir auch das letzte Bisschen Sauerstoff und ich verlor das Bewusstsein. ~Flashback Ende~ „D-Das nennt ihr außer Kontrolle, un?!“, sagte Deidara und erschauderte erneut. „Sie haben versucht, euch umzubringen!“ „Ja…“, meinte Sasori nur, „es war nur ungewöhnlich, dass sie es nicht gleich taten, zumal mein Team sogar Hilfe von einem gesuchten Abtrünnigen angenommen hatte. Natürlich war ich schwer genug verletzt, dass ich hätte sterben können, doch das Risiko einzugehen war geradezu sträflich leichtfertig. Und, wie du vielleicht erraten hast, ich habe ja tatsächlich überlebt.“ „Selbstverständlich.“, sagte der Blonde überzeugt, „Ich meine, in einem Heerlager voller Menschen, da ist die Sache doch bestimmt aufgefallen, un. Man ist euch natürlich zur Hilfe geeilt, nicht wahr, Sasori no Danna?“ Der Suna-nin drehte langsam den Kopf zu ihm. „Selbstverständlich…?“ Er schüttelte den Kopf. „Da versteht sich nichts von selbst, Deidara. Niemand half mir. Niemand beachtete mich auch nur. Alle haben das Geschehen beobachtet… Keinem einzigen ist es auch nur in den Sinn gekommen, zu meinen Gunsten einzugreifen. Ich war ein sehr unbeliebter Heerführer, schon vergessen?“ „Aber… Aber ich denke, eure Leute hatten immer so verschrobene Vorstellungen von Moral! Da müssten sie doch…“ Aber Deidara unterbrach sich selbst, als er den Gesichtsausdruck des Akatsuki sah. „Hast du es noch nicht begriffen? Ihre Moral war groß genug, mich wegen den Morden an ihren Feinden zu hassen. Ich habe immer nur versucht, das Dorf zu schützen. Und ich habe nichts weiter erwartet, als dass man mich dabei unterstützen würde. In dieser Hinsicht enttäuscht zu werden, war gerade noch ignorierbar. Aber der Verrat meiner eigenen Leute, die mich nun auch daran hinderten, meine Pflicht zu tun… Das kam so überraschend, dass ich mir für einen Augenblick eine Schwäche gegeben hatte. Ich hatte zu sehr auf das vertraut, was mir von Kindesbeinen an erzählt worden war.“ Sasori wandte den Blick ab und starrte nun auf den Felsboden. „Wenn man die Moral als Grundlage für Gesetze und Richtlinien verwendet, sollte man doch meinen, dass man sich auch selbst daran hält. Aber das gilt nur, solange man von der Richtigkeit auch überzeugt ist. Die Moral der Suna-nin ist nichts weiter als eine Ausrede. Eine Ausrede um jemanden zu finden, den sie ausschließen können. Es war nicht der wirkliche Grund. Der wirkliche Grund lag in der Natur des Menschen. Ich wollte dieser Natur nicht länger entsprechen, Deidara. Ich wollte nicht mehr zu ihnen gehören. Ich wollte kein Mensch mehr sein!“ ~Flashback~ Als ich wieder zu mir kam, glaubte ich für einen Moment, der Tod hätte mich tatsächlich geholt. Ich konnte nichts sehen, nichts hören und die Luft um mich herum war stickig. Einzig der Schmerz in meinem Brustkorb und das Gefühl feuchten Blutes auf meiner Haut überzeugten mich vom Gegenteil. Mühsam brachte ich mich in eine kniende Position und riss die Zeltplane von meinem Kopf. Ein grässliches Reißen riss mich aufstöhnen. Der Stoff musste durch das gerinnende Blut an meiner Wunde angetrocknet sein und ich hatte ihn brutal weggerissen. Aber ich lebte und das war die Hauptsache. Nun endlich sah ich mich auch um und wusste sofort, warum es um mich herum so still war und warum niemand mir geholfen hatte. Es war niemand da. Ich war vollkommen allein, inmitten eines abgebrochenen Heerlagers. Dass die Soldaten in aller Hast ihre Sachen zusammengepackt hatten, bewies die Unordnung um mich herum. Aber nichts verriet, dass sie von den Kriegern aus dem Reich des Tigers überrascht worden waren. Langsam fügten sich all die Teile in meinem Kopf zusammen und ich erkannte die Zusammenhänge zwischen dem Mordanschlag auf mich und der Flucht meiner Leute. Das Ganze musste von meinem Team geplant worden sein. Die Soldaten hatten schon lange keine Kampfeslust mehr, viele von ihnen waren unfreiwillig hier. Sie hatten ganz einfach die Front geräumt. Das Militär des Feindes war nicht stark genug, das Windreich zu erobern. Sie würden sich damit zufrieden geben, die Gegner zurückgeschlagen zu haben. Ihre Niederlage konnten sie getrost mir in die Schuhe schieben, der ich angeblich in einer Schlacht verstorben war. Warum aber, warum war ich dann noch am Leben? Ich zog das Kunai aus der Wunde und stieß dabei einen unterdrückten Schmerzensschrei aus. Die Klinge hatte mein Herz knapp verfehlt, war aber nicht wirklich tödlich. Es musste da irgendeinen Haken geben. Diesen entdeckte ich auch, als ich das Wurfmesser näher untersuchte. Davon ging ein ungewöhnlicher Geruch aus, der mich sofort alarmierte. Gift. Und es war nicht irgendein Gift. Es war mein Gift. Und zwar das wirksamste, das ich hatte. Auf einmal loderte Hass in mir auf. Diese Verräter hatten mich nicht nur hier allein - hilflos den Feinden ausgeliefert - zurückgelassen, dafür gesorgt, dass ich wehrlos wurde und mich mit einem langsam wirkenden, schmerzvollen Gift dem Tode geweiht. Nein, sie hatten auch noch speziell dieses Gift verwendet, welches ich erst kürzlich entwickelt hatte und für das es noch kein Gegengift gab. Ich hatte es in den Schlachten verwendet. Das Kunai, das mir den Tod bringen würde, erkannte ich als mein eigenes. Sie mussten es in einem der Kämpfe aus einer Leiche gezogen haben. Mein Gift. Wie konnten sie es wagen, mein Gift gegen mich einzusetzen!? Das war eindeutig ein Zeichen der Verhöhnung. Doch all die gewalttätigen Gedanken, die mir in diesem Moment durch den Kopf schossen, konnten warten. Sie mussten warten, denn was jetzt wichtig war, war Überleben. Ich wollte hier nicht sterben und, bei Gott, ich würde es auch nicht! Einer der wenigen Vorteile des Giftes für den Verletzten war, dass er den Schmerz größtenteils betäubte. Wenigstens für eine gewisse Dauer. So gelang es mir in Aufbietung meiner letzten Kraftreserven, mich zu einem der unterirdischen Bunker des Heeres zu schleppen. Dort angekommen begann ich, all meine Puppen, Waffen und unfertigen Teile aus den Schriftrollen, die ich bei mir trug, auszubreiten. Es gab nur eine Möglichkeit, mich zu retten. Und so, wie die Dinge standen, blieben mir nur einige Stunden dafür. Ich könnte versuchen, ein Gegenmittel für das Gift zu entwickeln und mich zu heilen. Aber das kam für mich nicht infrage, nicht nur, weil ich die nötigen Zutaten nicht da hatte, sondern auch, weil mir eine Idee gekommen war, die schon länger in meinem Kopf herum spukte. Ich hatte es schon immer gehasst, schwach und verletzbar zu sein. Das Puppenspiel hatte mich mächtig gemacht, ja, aber trotzdem hatte man mich heute so leicht überwältigen können. Damit musste Schluss sein! Ich wollte mich endlich von den anderen Ninja abheben. Ich wollte die Grenzen des Menschsein überschreiten und wagen, was noch kein Marionettenspieler vor mir gewagt hatte. Es würde schwierig und schmerzhaft werden, auf jeden Fall. Aber der Gewinn wäre unermesslich. Nie wieder würde ich solchen Schmerz erleiden müssen. Weder Gift noch Luftmangel könnten mir mehr etwas anhaben. Ich wäre geradezu unsterblich. Der perfekte Körper… Ich legte meinen Arm auf die Anrichte und griff nach dem Messer. Meine Hand zitterte. Wenn ich mich selbst zur Puppe machen wollte, musste ich es richtig machen. Ich beherrschte Jutsus, die das Ausbauen eines menschlichen Körpers, das normalerweise Monate dauerte, in wenigen Stunden schafften. Die wirkliche Schwierigkeit lag darin, diese Grenze zu überschreiten. Gegen den Überlebensinstinkt anzukämpfen, die eigenen Körperteile abzutrennen und den Schmerz soweit zu ignorieren, dass man sie verarbeiten konnte. Das Gift, das nun durch meine Adern floss, hemmte mein Schmerzempfinden, aber es würde bei Weitem nicht genug sein: Ich konnte es mir auch nicht in Kauf nehmen, mir eine Droge einzuflößen. Dann wäre ich erst recht nicht mehr in der Lage, mit der nötigen Klarsicht zu arbeiten. Arme und Beine mochten noch in Ordnung gehen und wenn ich dies geschafft hatte, konnte ich auch andere Puppen zur Hilfe nehmen. Natürlich wusste ich, wie ich es schaffen konnte, mich selbst von meinem Kopf zu trennen und alles in einen Kern zu sperren, der in einem künstlichen Körper überleben konnte. Dieser improvisierten Aktion waren Monate, Jahre der halb bewussten, halb unbewussten Vorarbeit vorausgegangen. Doch sich selbst so zu verstümmeln, erforderte ungeahnten Mut und eine Menge Durchhaltevermögen. Im letzten Schritt, wenn es daran ging, lebenswichtige Organe zu entfernen, würde es mein Leben nicht nur gefährden: Es würde es beenden. Meine menschliche Existenz wäre vollkommen hinüber. Und die Wahrscheinlichkeit, dass alles klappte und ich nicht einfach qualvoll krepierte, lag bei schwachen 15%. Aber ich wäre kein Künstler, würde ich nicht die ein oder andere Herausforderung annehmen. Und mit diesem Gedanken ließ ich das zitternde Messer auf meinen Arm herabfahren. ~Flashback Ende~ Sasori sah aus den Augenwinkeln, dass Deidara der Mund offen stand und versuchte es zu ignorieren. Er fühlte sich auch ohnehin schrecklich genug, ohne das Entsetzen des Iwa-nin sehen zu müssen. Die Erinnerung an seine Verwandlung war alles andere als angenehm. Die Lösung, die er damals gefunden hatte, war provisorisch gewesen. Später war er in den Körper einer anderen Puppe geschlüpft und hatte seinen eigenen nochmals bearbeitet, bis er ihm perfekt erschienen war. Im Laufe der Jahre hatte er ihn immer mehr verbessert. Doch die Erinnerung blieb. Die Erinnerung an den unvorstellbaren Schmerz, die Qualen, die er gezwungen war, sich selbst zuzufügen. Jeder normale Mensch wäre davor zurückgeschreckt, hätte den Tod willkommen geheißen und ihn als Erlösung empfunden. Aber Sasori hatte es nicht durchgezogen, weil er den Tod fürchtete. Mit dem Sterben hätte auch er in diesem Moment kein Problem gehabt. Es war eine Art Rache gewesen, für die, die ihn hatten töten wollen. Er hatte zeigen wollen, dass es ihm nichts ausmachte, dass es ihm ja sogar noch einen Vorteil gebracht hatte, weil es ihm half, diese Grenze zu überschreiten, weil es ihm die Augen geöffnet hatte. In Wahrheit aber hatte er sich damit einen alten Traum erfüllt. Er hatte seine menschliche Existenz seiner Kunst geopfert und sich ihr ganz hingegeben. Er hatte das Marionettenspiel vervollkommnet. Es war sein Geschenk an die Welt und gleichzeitig ein Geschenk an sich selbst. Zum ersten Mal im Leben hatte er sich nicht länger wie jemand gefühlt, der austauschbar war. Im Gegenteil, er war derjenige, der austauschte. Er war es, der darüber bestimmte, wer leben durfte und wer nicht. Sein Körper war es, der wertlos war und ersetzbar. Aber er selbst, er konnte durch nichts ersetzt werden, denn er war es, der die Fäden zog. Ohne ihn waren all seine Puppen nutzlos, denn niemand konnte sie kontrollieren, wie er es konnte. Niemand würde je wieder in der Lage sein, diese Grenze zu überschreiten. Er war der Einzige, er war etwas Besonderes. Und das war es ihm wert gewesen. Nun sah der Rothaarige doch zu seinem Partner hinüber, was er bis jetzt vermieden hatte. „Sasori no Danna, ihr…“ Doch mehr brachte Deidara nicht hervor, starrte ihn nur weiter an. Entsetzt, überrascht, fassungslos. „Das ist noch nicht alles, Deidara.“, murmelte Sasori leise. „Ich habe gerade erst angefangen.“ Und diesmal war er sich sicher, dass es Angst war, was in den Augen des Blonden funkelte. ~Flashback~ Ich lag auf dem Bauch auf dem Kamm einer Sanddüne der angrenzenden Wüste. Es war Tag, fast Mittag und der Sand hätte eigentlich höllisch heiß sein müssen. Aber ich spürte nichts. Das mochte an der langen Hose und dem langärmligen Shirt liegen, das ich mir in der Eile angezogen hatte. Aber dennoch hätte ich die Hitze spüren und meinen Schweiß riechen müssen. Doch dem war nicht so. Abermals hielt ich mir meine Hand vor Augen, bewegte die feinen Glieder und beobachtete fasziniert, wie die einzelnen Teile zusammenwirkten. Die Verwandlung war ein voller Erfolg gewesen. Falls man von Erfolg sprechen konnte, wenn man sich noch bewegen und eigenständig denken konnte. Mein Chakra hatte ich ebenfalls noch, auch wenn eine Menge davon für die Verwandlung draufgegangen war, denn natürlich hatte sich mein Körper auch selbst wieder heilen wollen. All der Schmerz und die Qualen, die ich durchgemacht hatte, hatten sich aber doch letztendlich ausgezahlt. Es war nicht möglich gewesen, mich vollständig in eine Puppe zu verwandeln, denn ich brauchte noch einen menschlichen Kern, der mein Chakra produzierte. Doch ich war zuversichtlich, dass mir auch dafür auch noch eine Lösung einfallen würde. Doch die Erforschung meines neuen Körpers musste ich auf später verschieben. Nun galt es erst einmal etwas wegen den Kriegern aus dem Land des Tigers zu unternehmen. Diese waren gerade eifrig dabei, sich über den Rückzug der feindlichen Truppen zu freuen und ihr Lager zu plündern. Dort hatte ich nicht bleiben können und beobachtete nun alles von hier. Rasch überschlug ich ihre Zahl und schätzte sie auf 200, vielleicht 230. Einige hatten Pferde dabei, und alle möglichen Arten von Waffen. Im Laufe des Krieges hatte ich eine ganze Menge Puppen anfertigen können, von Feinden und auch von Verbündeten. Niemand hatte sich erklären können, wohin all die Leichen verschwanden, denn keines der Heere war beobachtet worden, wie es seine Toten abholte. Nur ich war immer wieder über die Leichenfelder geschritten und hatte Material für meine eigene Armee gesucht. Natürlich waren da noch eine Menge Verletzte gewesen, die mich beobachteten, vielleicht sogar Hilfe von mir erbeten hatten. Ein schneller Schnitt durch die Kehle machte ihrem Flehen ein Ende. Zusammen mit all den anderen Marionetten hatte ich knapp über 100 Stück zusammen. Aber selbstverständlich war es unmöglich, sie alle gleichzeitig zu benutzen. Obwohl… ~Flashback Ende~ Das war die Geburt seines Akahigi: Hyakki no Souen , dem Justu, mit dem Sasori 100 Puppen auf einmal steuern konnte. Er hatte die feindlichen Krieger nicht nur in die Flucht geschlagen. Er hatte sie alle, ausnahmslos, getötet. Gejagt, verfolgt, aufgespürt und vergiftet, sterbend, zurückgelassen. Denn das war ein Tod, von dem er genau wusste, wie schrecklich er war. Fast all seine Puppen waren dabei zerstört worden, denn damals besaßen sie noch nicht die Perfektion, die sie heute innehatten und nur wenige von ihnen waren Menschenpuppen gewesen. „Vier Tage später spürte ich das Heer des Windlandes auf. In der Nacht tötete ich unbemerkt alle Mitglieder meines Teams, nachdem ich aus ihnen die Namen der Anderen herausgepresst hatte, die an dem Überfall auf mich beteiligt gewesen waren.“, erzählte der Rothaarige mit monotoner Stimme. Deidara wagte es nicht, ihn zu unterbrechen. „Als auch sie beseitigt waren, offenbarte ich mich den Soldaten und sagte ihnen, was ich mit den Kriegern des Reichs des Tigers gemacht hatte. Zuerst glaubten sie mir nicht und als ihnen klar wurde, dass ich Recht hatte, bekamen sie schreckliche Angst. Sie glaubten, ich würde auch sie alle töten. Aber das tat ich nicht. Ich befahl ihnen lediglich, das feindliche Land zu besetzen und zu verbreiten, dass sie es in einer langen und grausamen Schlacht geschafft hatten, ihre Kämpfer alle zu besiegen. Außerdem sorgte ich dafür, dass alles so wirken würde, als wäre mein Team ebenfalls dabei gestorben.“ Sasori machte eine kurze Pause und schloss die Augen. „Das Land des Tigers gehört heute zum Kaze no kuni. Der Feudalherr war sehr erfreut darüber und hat die Soldaten reichlich belohnt. Kaum einer von ihnen hat je darüber gesprochen, was wirklich passiert ist. Innerhalb der nächsten zwei Monate, als alle wieder nach Haus zurückgekehrt waren, habe ich jeden einzelnen von ihnen aufgespürt und getötet. Mit meinen 100 Puppen habe ich ein ganzes Land erobert. Niemand hat es je erfahren. Niemand. Außer einer.“ ~Flashback~ Ich wusste nicht wirklich, warum ich hier war. An Sunagakure lag mir eigentlich nichts mehr. Ich war jetzt fast fünf Jahre nicht mehr hier gewesen. Natürlich hatte der Krieg seine Zeit beansprucht, aber danach, das gab ich zu, hatte ich getrödelt. Ich hatte nicht wirklich gewusst, wohin ich mich wenden sollte. Einen offiziellen Bericht über den Verlauf der letzten Mission hatte ich nie geschrieben. Womöglich, nein, höchstwahrscheinlich dachte man im Dorf, ich sei tot. Warum hätte ich mir sonst so viel Zeit nehmen sollen? Für gewöhnlich hasste ich es doch genauso sehr, andere warten zu lassen, wie selbst zu warten. Selbst ich wusste es nicht. Die Zeit hatte ich genutzt, meinen künstlichen Körper und meine Kunst an sich zu verfeinern. Ich hatte unzählige Kämpfe hinter mir. Und – zugegeben – ich hatte nie wirklich Lust verspürt, hierher zurückzukehren. Das unabhängige Leben hatte einen hohen Reiz für mich. Einfach mal ich selbst zu sein, das war wunderbar. Warum sollte ich zurückkehren? Da war überhaupt kein Grund, der dafür sprach, aber einige dagegen. Zunächst einmal waren da die ganzen Gesetze, die ich gebrochen hatte. Die Ermordung meines Teams und der Soldaten, sowie all die unmoralischen Vergehen während des Krieges selbst. Und trotzdem befand ich mich jetzt mitten in der Wüste, auf dem Weg nach Sunagakure. Warum? Ich wusste es nicht. Ich war einfach einem vagen Gefühl nach hier her gefolgt. Eine leichte Sehnsucht nach meinem Heimatdorf hatte mich getrieben, obwohl ich nur so wenige gute Erinnerungen mit diesem Ort verband. Wurde ich jetzt sentimental? Hatte ich nicht alle Gefühle verdrängt und zur Wertlosigkeit verdammt, weil ich sie durch meine Marionetten so leicht hervorrufen konnte? Welche Gefühl war es, dem ich hinterher jagte? Die Antwort wusste ich sofort: Es war schlicht und einfach Heimweh. Das war absurd. Ich und Heimweh! Das war so... so kindisch. Und doch gab es kein besseres Wort, um es zu beschreiben. Aber ich konnte nicht in mein Dorf zurückkehren, das wusste ich. Und ein ganzes Dorf konnte man auch nicht in der Hosentasche mit sich tragen. Wie also sollte ich dieses Gefühl loswerden? Meine Gedanken wurden je unterbrochen, als meine künstlich geschärften Sinne eine fremde Präsenz wahrnahmen. Ich blieb stehen. Wer trieb sich denn um diese Zeit in der Wüste herum? Suna war zwar nicht mehr weit entfernt, ich befand mich knapp außerhalb des Bereiches des Dorfes, in dem man mich bemerkt hätte. Wer war es? Kurz überlegte ich, ob ich mich verstecken oder sonst wie tarnen sollte. Doch die Person kam zielstrebig in meine Richtung, musste also wissen, wo ich war. Da ich nie der Typ gewesen war, der einem Kampf auszuweichen versuchte, entschied ich mich auch diesmal dagegen. Doch ich wartete nicht einfach ab, sondern holte eine meiner besseren Marionetten hervor, tarnte sie wie mich selbst und verbarg mich anschließend im Sand. Es dauerte nicht lang, da kam die Person in Sichtweite. Es war ein zum Kampf gerüsteter Ninja mit langen, schwarzen Haaren. Ich hatte ihn ein paar mal gesehen, er galt als extrem gut und war eine kleine Berühmtheit im Dorf. Ich hatte von ein paar sehr ungewöhnlichen Techniken gehört, die er benutzte. „Sasori no Akasuna“, sagte der Ninja leise und kam auf mich, beziehungsweise meine Puppe, zu. „Du hast also doch überlebt. Es freut mich, dich wieder in Sunagakure begrüßen zu dürfen. Du hast deiner Großmutter einige Sorgen bereitet. Sie hat mich immer wieder nach dir gefragt.“, sagte er kühl und nicht im Mindesten erfreut. Ach ja, Chiyo. Ich hatte sie fast vergessen. Mit meinen Eltern hatte ich genug Mitglieder meiner Familie zusammen, um jegliche Gefühle auch für Chiyo begraben zu können. Zwar hatte ich ihre Puppen nicht für den Krieg mitgenommen, aber inzwischen brauchte ich sie auch nicht mehr. Wenn ich jemals wieder das Bedürfnis nach familiärer Liebe verspürte, könnte ich mir neue bauen. Dazu verspürte ich aber keine Lust. Das war es mir einfach nicht wert, ich brauchte es nicht. Zeitverschwendung. Mein Herz war gleichgültig geworden. „Warum sollte Chiyo gerade dich nach mir fragen?“, wollte ich von dem Suna-nin wissen. Er lächelte. „Nun, viele Leute kommen mit ihren Sorgen zum Kazekage. Dafür bin ich schließlich da.“, erwiderte er. „Verstehe“, ich verengte die Augen zu Schlitzen, „du wurdest also zum Kazekage der dritten Generation ernannt.“ „Ganz richtig. Und es ist meine Aufgabe, abtrünnige Ninja ihrer gerechten Strafe zuzuführen.“, meinte der Kazekage und das falsche Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Ich weiß nicht, was du hier willst. Aber ich warne dich: Wenn du vor hast, irgendeinem Bewohner dieses Dorfes Leid zuzuführen, werde ich das nicht zulassen. Ich weiß, dass du deine Teamkollegen umgebracht hast. Und ich weiß auch, dass du den Krieg gegen das Land des Tigers ganz allein zuende geführt hast. Das war eine große Leistung. Aber es war auch ein großer Verrat. Du hättest nicht auf eigene Faust handeln sollen. Dafür werde ich dich gefangen nehmen und dem Gefängnis übergeben. Ergebe dich. Dann wird das Urteil vielleicht mildernd und wenn du deine Strafe abgesessen hast, kannst du dein normales Leben wieder aufnehmen.“ Er trat einen Schritt auf mich zu. „Noch ist es nicht zu spät, Sasori.“ Ich legte den Kopf schief. „Woher wusstest du, dass ich das Land allein erobert habe?“ „Einen der Soldaten, die du vergiftet hast, hatte genug Zeit nach mir zu schicken. Er erzählte es mir, kurz vor seinem Tod.“, war die Antwort. Ich lächelte. „Du hast es niemandem gesagt, nicht wahr? Du hattest Angst, ich könnte davon erfahren und auch die anderen Eingeweihten töten.“ An dem Schatten, der kurz über sein Gesicht huschte, erkannte ich, dass ich Recht hatte. „Das war dumm von dir.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist irrelevant. Du wirst keine Gefahr mehr für irgendjemanden darstellen.“ „Willst du mich töten?“ „Nein. Ich sagte bereits, dass ich dich gefangen nehmen werde.“ „Also willst du mich töten.“ Ich ließ die Puppe ein paar Kunai ziehen. „Kampflos werde ich mich nicht ergeben. Und lebendig kriegst du mich nicht hinter Gitter. Aber versuchen kannst du es natürlich trotzdem.“ Der Kazekage schüttelte den Kopf. „Du weißt nicht, was du da tust. Gegen mich kommst du nicht an.“ „Du bist es, der nicht weiß, was er tut. Ich habe zwei Armeen in den Tod geschickt. Ich werde auch mit einem Kage fertig.“ Aus meinem Versteck heraus warf ich einen Blick zu meinem Feind und die Dünen hinter ihm. Irgendwo dort lag Sunagakure... Meine Sehnsucht nach dem Dorf wurde größer. Aber als ich den Kagen ansah wusste ich mit einem Mal, dass es doch eine Möglichkeit gab, das Dorf immer bei mir zu haben. Ich brauchte es nicht zu zerstören oder all seine Bewohner zu verwandeln – mit diesem Gedanken hatte ich nämlich auch schon gespielt. Es genügte, eine Person stellvertretend für alle zu töten und zur Menschenpuppe zu machen. Welche Person wäre geeigneter als dieser junge Kazekage, der dieselbe verschrobene Moral hatte und allen sinnlosen Idealen des Dorfes entsprach? Wenn ich ihn meiner Sammlung hinzufügte, würde sich auch dieses Gefühl für immer legen. Dann wäre ich wieder frei. ~Flashback Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)