Sasoris Kunst von astala7 (Leben eines Nuke-nin) ================================================================================ Kapitel 8: Unwetter ------------------- „Ich war in dieser Herberge...Das wisst ihr dann bestimmt auch schon, un. Wo Tiranu war, weiß ich nicht. Er ist schon früh am Abend abgehauen.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ist ihnen, als sie ihn wiedersahen, etwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen?“, wollte der Maskierte wissen. Der Explosionsfanatiker knetete den Ton, den seine Hand mit Chakra durchweicht hatte. Dabei achtete er aufmerksam auf die beiden versteckten Ninja, die noch im Geäst hockten. Gerade wollte er dem ANBU antworten, da ertönte aus dem Buschwerk in dem Sasori mit seinen Wachen verschwunden war, verdächtige Geräusche. Die beiden versteckten Ninja waren sofort dort und und die Kampfgeräusche wurden lauter. Aber Deidaras Wachen entfernten sich nicht. Sie kamen lediglich näher zu ihm, um ihn im Falle eines Fluchtversuches rechtzeitig packen zu können. Der Iwa-nin versteckte die beiden kleinen Skulpturen in seinem Ärmel. Dann drehte er sich schwungvoll zu den Ninja um, wobei er sie zu Boden fallen ließ. „Hört ihr das auch?“, fragte er, den Unwissenden spielend. „Was mag da los sein, un?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich wieder um. Die ANBU wollten ihn zurückhalten, aber er entschlüpfte ihnen. Der Blonde konzentrierte sein Chakra an seinen Fußsohlen und landete mit einem Satz senkrecht an einem Baumstamm, von dem aus er schemenhaft die kämpfenden Gestalten erkennen konnte. Die ANBU waren sofort in Alarmbereitschaft, doch Deidara ließ ihnen keine Zeit ihn zu verfolgen. Inzwischen hatten sich nämlich die weißen, explosiven Grashüpfer aus seiner Hand auf den Rücken der Ninja in Position gebracht. Einer der beiden entdeckte die Skulptur auf dem Rücken seines Partners. „Was ist das für ein seltsames Ding?“ Deidara schloss sein Fingerzeichen. „Das ist kein Ding, un! Das ist Kunst! KATSU!!“ Kaum hatte er es ausgesprochen und war außer Reichweite gesprungen, als seine Feinde, die ihn fast erreicht hatten, in einer großen, weißen Rauchwolke verschwanden, die von einem ohrenbetäubendem Knall begleitet wurde. „Art is a bang, hm!“ Nun befand sich der Explosionsfanatiker in Sichtweite der anderen Gruppe Noch hielt er sich im Geäst verborgen, sah aber deutlich den einen, bereits besiegten Maskierten mit einem halben Dutzend Shuriken im Rücken. Sasori verteidigte sich nur mit einem Kunai bewaffnet gegen die anderen drei. Der Iwa-nin beobachtete den Kampf nur milde interessiert. Für seinen Partner standen die Chancen im Moment ziemlich schlecht. Trotzdem glaubte er nicht an seine Niederlage. Der Rothaarige musste ja nur eine seiner Puppen rausholen und der Sache ein Ende bereiten. Es war ihm schleierhaft, warum er das nicht tat. Doch dann wendete sich das Blatt schlagartig, als einer der verbliebenen ANBU ihn von hinten überraschte. Deidara, der es sich schon auf einer Astgabel gemütlich gemacht hatte, sprang auf. Der Ninja hatte seinen Danna von hinten mit einem langen Schwert durchbohrt! Das Herz des Blonden setzte für einen Moment aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Alle Bewegungen waren für einen Augenblick eingefroren. Deidara war geschockt. Was zum Teufel war da los!? Es war unmöglich, dass so schnell in eine so heikle Lage geriet! Ein Knacken ertönte. Mit einem metallenem Rattern drehte sich Sasoris Kopf um 180° und verharrte schließlich verkehrt herum auf seinem Hals. Der ANBU wollte sein Schwert herausziehen, doch es steckte fest. Seine Kameraden gingen in Verteidigungsstellung. Sie spürten, dass da etwas faul war. Dann öffnete sich der Mund des Rothaarigen mit einem Knacken so weit, dass einem Menschen der Kiefer gesplittert wäre. Und dann kam der Gegenangriff: Ein regelrechter Schwarm aus Senbon schoss aus der Mundhöhle der Marionette heraus und traf den überraschten ANBU mitten ins Gesicht. Dieser konnte dem Hagelsturm an Waffen nichts entgegensetzen. Seine Maske zerbrach in viele kleine Stücke und sein Gesicht wurde in Sekundenschnelle in eine blutige Masse verwandelt. Die Ninja wurde zurückgeschleudert: Sein Blut färbte die Erde dunkel. Seine Kameraden machten Anstalten ihm zur Hilfe zu kommen, überlegten es sich aber im letzten Moment anders. Eine Weise Entscheidung, wie Deidara fand. Ihrem Kollegen konnten sie ohnehin nichts mehr helfen. Und Sasori legte ja erst jetzt richtig los. Langsam beruhigte sich der Blonde und setzte sich wieder hin. Was war er auch für ein Depp, dass er sich auch nur für einen kurzen Moment Sorgen um den Akasuna gemacht hatte! Sasori hatte alles unter Kontrolle... Und selbst wenn nicht, würde er es wohl kaum gutheißen, wenn er sich einmischte. Die ANBU machten sich inzwischen für einen weiteren Angriff bereit. Vielleicht wollten sie auch fliehen und Verstärkung holen. Der Suna-nin hatte indessen angefangen zu bröseln. Feine Kaskaden aus Sand lösten sich von dem blanken Holz. Erst als Deidara dies sah, wurde ihm der Trick klar, den der Puppenspieler angewandt hatte: Er hatte eine seiner Marionetten mit einer Sandschicht bedeckt, die den Anschein erweckte, als wäre das ganze Gebilde ein Mensch. Um diese Illusion aufrecht zu erhalten, hatte er auch nicht von Anfang an alle Funktionen der Puppe genutzt. Auch war es wohl Absicht gewesen, den Gegner so nah an sich heran zu lassen, um ihn dann mit dieser Attacke zu treffen. Die ANBU hatten ihre Waffen gezückt. Einer bereitete sogar ein Jutsu vor. Offensichtlich machten sich sich für einen längeren Kampf bereit. Doch da würden sie enttäuscht werden. Deidara, der wusste wie sehr sein Partner es hasste zu warten, war sich sicher, dass sie einen solchen nicht bekommen würden. Und er hatte Recht: Nun, wo die Tarnung gefallen war, machte die sechsarmige Marionette kurzen Prozess mit den restlichen Feinden. Sasoris giftige Waffen richteten zwar nicht besonders viel sichtbaren Schaden an, entfalteten ihre geheime Wirkung aber ziemlich schnell. als die Verletzten die Falle bemerkten, hatte sie bereits zugeschnappt. Ihre Bewegungen wurden langsamer, ihre Reaktionszeit abgeschwächt, ihre Sinne gedämpft und ihr Chakra gebunden. Bald schon waren auch die letzten ANBU tot. Als der Kampf vorbei war, sprang Deidara von seinem Aussichtspunkt herunter. „Da habt ihr aber wieder ganze Arbeit geleistet, Sasori no Danna, un.“ „Sicher.“, knurrte eine Stimme direkt hinter ihm. Die Iwa-nin fuhr herum. Da stand der rothaarige Puppenspieler und seiner Miene nach zu urteilen war er äußerst missgestimmt. Was nicht etwa heißen sollte, dass er eine Grimasse zog. Aber seine rechte Augenbraue war in einer Art und Weise in die Höhe gerutscht, die der Blonde nur zu gut kannte. „Warum musstest du die beiden in die Luft sprengen, Deidara? Das hat man ja meilenweit gehört. Habe ich dir nicht vor Beginn der Mission eindeutig gesagt: Keine Explosionen?“ Diesen Vorwurf fand der Iwa-nin jetzt aber vollkommen ungerechtfertigt. Er war es diesmal nicht gewesen, der Andere auf sich aufmerksam gemacht hatte! „Wer hat denn gestern Nacht diese Typen umgelegt, hm? Wie hat sich mit den ANBU angelegt?“ Wütend stämmte Deidara die Hände in die Hüfte und starrte den Kleineren herausfordernd an. Der Rothaarige sah ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dann legte er den Kopf schief und schien nachzudenken. Dabei ging ihm irgendwie etwas von seinem eiskalter-Mörder-Image verloren und er sah auf einmal nur noch so aus, wie ein verdammt süßer, leicht verwirrter Rotschopf. Deidaras Zorn verpuffte sofort und auf einmal hätte er seinen Danna am liebsten durchgeknuddelt. „Du hast Recht“, sagte Sasori dann, „es war tatsächlich meine Schuld.“ Über diese Tatsache schien er selbst ernsthaft verwundert zu sein. Etwas aus der Fassung schüttelte der Explosionsfanatiker den Kopf und wandte sich ab. Dass sein Meister seinen Fehler einfach so zugab, hätte er jetzt irgendwie nicht erwartet. „Also... Einigen wir uns auf ein Unentschieden, hm?“, sagte der Blonde. „Was für ein Unentschieden?“ „Na... Na ihr wisst schon. Die Wette, un. Ihr habt unnötigerweise Menschen getötet und einen Kampf provoziert, während ich letztendlich doch von meinen Explosionen Gebrauch gemacht habe.“ Das war zwar nur eine Notwendigkeit gewesen, ihre Mission war offiziell bereits beendet und er hatte es nicht aus einem impulsivem Verhalten heraus getan. Dennoch traute er dem Akasuna zu, ihn aufgrund dieser Lapalie für immer von Spionage-Missionen auszuschließen, wie er es angedroht hatte. Und bei Akatsuki drehten sich fast alle Aufträge um Informationsbeschaffung. „Hm... Ja, das wäre wohl nur gerecht.“, stimmte der Suna-nin nachdenklich zu. Seltsamerweise schien ihm diese kleine, verbale Niederlage nicht besonders viel auszumachen. „Sehr gut.“, sage Deidara, doch ziemlich erleichtert, „Dann können wir ja endlich weitergehen, un. Da diese Typen bestimmt bald vermisst werden und wir schon Aufsehen genug erregt haben, könne wir ja wieder fliegen, hm!“ Sasori verzog bei dieser Vorstellung sichtbar das Gesicht, was den Explosionsfanatiker fast genauso sehr freute wie die Aussicht auf einen weiteren Flug mit seinem Danna. ~ Der Rückflug war – soweit das überhaupt möglich war – noch schlimmer als die Hinreise. So jedenfalls empfand es Sasori. Sein Partner schien irgendwie aufgewühlt zu sein. Vielleicht hatte er auch nur eine erschreckend gute Laune. Jedenfalls bewegte sich der tönernde Vogel sehr viel unregelmäßiger als sonst, was es dem Puppenspieler noch schwieriger machte, sich auf dem Gebilde zu halten. Tatsächlich überlegte er für einen Moment, sich an Deidara festzuhalten, der immerhin so viel Taktgefühl besaß zu sitzen und nicht aufrecht zu stehen. Nicht, das er darauf Wert gelegt hätte. Im Laufe des Tages wurde es wärmer. Die Luft war schwül, ihr Druck hoch und Wolken zogen sich über ihnen zusammen. „Es wird regnen.“, stellte Sasori fest, der die Spannung in der Luft fühlte. „Ich würde vorschlagen, wir machen eine Pause.“ Außerdem würde es bald dunkel werden und dann war an weiterfliegen ohnehin nicht zu denken. „Aber Sasori no Danna, un! Es dauert bestimmt noch eine Weile, bis es losgeht, un! Da unten ist sowieso nichts als Gebirge...“ Sein Partner hatte sich bei diesen Worten halb zu ihm umgedreht und sah ihn unwilig an. „Deidara.“, sagte Sasori deutlich. Ein wenig verwundert bemerkte er, wie den Angesprochenem ein Zittern durchlief. Kam das durch den Ton, den er angeschlagen hatte, oder durch das Wetter? Er stellte fest, dass ihm die erste Variante besser gefiel und fragte sich, wie er das für sich nutzen konnte, bevor er fortfuhr: „Du wirst jetzt abdrehen und eine Höhle suchen, klar?“ Der Blonde machte einen Schmollmund. „Aber warum, dann müsst ihr nur umso länger warten bis wir weiter können und kriegt wieder schlechte Laune.“ „Du wirst gleich erleben wie sehr meine Laune sinkt, wenn du mich jetzt warten lässt und dich nicht runter bewegst!“ Daraufhin drehte sich Deidara wütend von ihm weg. Aber der Vogel sank tatsächlich tiefer. Die beiden Akatsuki suchten eine Weile vergeblich nach einer Höhle, die groß genug für sie war. Irgendwann erlaubte der Marionettenspieler vor lauter Ungeduld und Genervtheit über die Beschwerden seines Partners, diesem, eine der kleineren Höhlen mit seinem Ton und einer Explosion niedrigeren Grades zu sprengen. Das Geröll schafften sie mit einigen von Sasoris Puppen schnell heraus. Schon war ihr Nachtlager fertig. Natürlich war der Boden hart und unbequem. Außerdem gab es ohne Deidaras Skulpturen keine Möglichkeit die Höhle zu verlassen, denn sie lag im oberen Teil einer gigantischen Felsnadel und am Eingang fiel sie steil ab. So konnte sich ihnen zwar kein feindlicher Ninja nähern, aber Ausflüge nach draußen waren ebenfalls sinnlos, was den Rothaarigen ärgerte. Gerade kam der blonde Shinobi an den Suna-nin herangetreten, der am Eingang stand und auf die Berge hinausblickte. Er hatte aus einigen kleinen, verkrüppelten Bäumen die sich an den Hang klammerten, ein Feuer gemacht und die Futons ausgebreitet. „Ich werde noch einmal rausgehen und ein wenig herumfliegen, un. Vielleicht finde ich irgendwo Trinkwasser.“, sagte er. „Du wirst nicht gehen, Deidara.“, wies ihn der Akasuna zurecht. „Warum nicht, un!?“, motzte er, „Nur weil ihr Flugangst habt-“ Die weiteren Worte konnte man nicht mehr hören – was vermutlich auch gut so war - denn in diesem Moment zuckte ein grellweißer Blitz über den Himmel, gleich gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Fast augenblicklich fing es an zu regnen und einige Sekunden später prasselten die Tropfen nur so herunter, als hätten sie alle gleichzeitig beschlossen, Deidara in seinem Wort zu unterbrechen. Sasori konnte sich ein schmallippiges Lächeln nicht verkneifen. „Jetzt kannst du meinetwegen raus – und nach Trinkwasser suchen.“, erlaubte er ihm. Ein erneuter Blitz, dessen plötzliches Licht ihn von hinten anstrahlte, unterstrich seine Worte auf dramatische Weise. Nun, er hatte ja gesagt, dass das Gewitter ziemlich plötzlich losgehen würde. „Danke, ich verzichte, un!“, sagte sein Partner daraufhin nur bissig. Der Iwa-nin stapft zum Feuer hinüber und ließ sich eingeschnappt zu Boden fallen. Sasori folgte ihm unbekümmert und setzte sich mit dem Rücken zur Wand neben ihn. Deidara starrte wütend auf ein paar Risse in der gegenüberliegenden Wand. Aber je länger sie so dasaßen und je länger die Stille anhielt, desto mehr schien sein Zorn zu verfliegen. Wirklich, Deidaras Stimmungsschwankungen verwirrten den Rothaarigen immer wieder. „Danna?“, fragte Deidara irgendwann leise. Durch das Geräusch des Regens war er nur schlecht zu verstehen. „Hm?“,machte er, um zu verdeutlichen, dass er ihn gehört hatte. „Warum habt ihr diese Menschen getötet?“ Es wäre sehr viel leichter hier in dieser feuchten Höhle auszuhalten, wenn es nicht so früh am Abend wäre und der Iwa-nin schlafen würde. „Das geht dich nichts an.“ „Ach nein? Ihr habt uns damit beide in Gefahr gebracht, un!“ Und es wäre definitiv ruhiger. „Ich wusste nicht, dass du eine zweitklassige, unvorbereitete ANBU-Truppe als Gefahr ansiehst...“ Dann, bevor der Blonde noch weiter auf das Thema eingehen konnte: „Wie geht es eigentlich deiner Hand?“ Über diesen abrupten Themenwechsel war der Explosionsfanatiker verwirrt. Vorsichtig versuchte er die Finger zu strecken und stellte erfreut fest, dass es ihm ohne Schwierigkeiten gelang. Unter Sasoris wachsamen Blick entfernte er den Verband. „Wahnsinn!“, rief er überrascht aus. Die Wunde war komplett verheilt! Die betroffene Haut war zwar ziemlich blass und sah etwas kränklich aus und sein Mund hatte merkwürdig blaue, aufgesprungene Lippen, aber es war eine sichtbare Besserung. „Gut. In den nächsten Tagen solltest du sie noch schonen und deine Jutsus nicht ausführen.“, meinte sein Meister mit einem flüchtigen Blick zu ihm. Der Iwa-nin nickte und räumte den Verband weg. Da er nicht wusste, was sonst zu tun war und er langsam Hunger bekam, suchte er in seinem Gepäck nach etwas Essbarem. Er fand nur ein halbvertrocknetes Brot und ein kleines Stück Käse, was er schnell verschlang. Sasori verdrehte die Augen über dieses menschliche Verhalten. Auch er kramte jetzt in seiner Tasche und holte einige Holzteile und Schrauben heraus. Eines der Teile war noch grob und unförmg. Der Marionettenspieler zückte ein Messer und begann zu schnitzen. Der Blonde beobachtete ihn dabei, während er noch etwas aus seiner Wasserflasche trank. Sasori trug noch immer diese jugendliche Kleidung, genau wie er selbst. Das weinrote, eng anliegende Shirt betonte eine schmale, fast zierliche Figur, ohne die Unebenheiten der Übergänge zwischen seinen hölzernen Einzelteilen zu offenbaren. Eigentlich sah er schwach aus. Aber Deidara wusste es besser. Der Suna-nin war ein geübter Mörder, der selbst unter seinesgleichen Respekt genoss. Und er würde nicht zögern, auch ihn zu töten, wenn es genug Gründe dafür gab. Dennoch sah sein Gesicht gerade überhaupt nicht mörderisch aus. Seine Augen waren nur halb geöffnet und er konzentrierte sich auf seine Arbeit. Nicht wie ein erwachsener Ninja, der seine Kampffertigkeiten verbesserte, sondern eher wie ein Kind, das sich ein neues Spielzeug baute. Wirklich nicht bedrohlich. Allein das Wissen über seine Kaltblütigkeit bezüglich des Tötens seines Dannas verwandelte dieses friedliche Bild in eines, das ihm kalte Schauer den Rücken hinunter laufen ließ. Es war, als hätte der Rothaarige zwei Gesichter. Das eines kaltherzigen, hölzernen Monsters, dem eine Spur von Wahnsinn anhaftete und das zweite, das er jetzt zeigte: Ein 15jähriger Junge, der nichts hatte als seine Kunst, der nur in ihr aufgehen und sich nur mit ihr glücklich fühlen konnte. Aber stimmte das wirklich? War Sasori jetzt glücklich? „Sasori no Danna?“, fragte er ihn gerade heraus. „Was?“ „...seid ihr glücklich, un?“ Der Puppenspieler hielt in seinem Tun inne und sah ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht recht deuten konnte. Überraschung? Spott? Verwirrung? Oder dachte er über seine Antwort nach? „Ich weiß nicht.“, erwiderte der Akasuna schließlich. Ich weiß nicht? Was, ich weiß nicht? Ich weiß nicht, was du meinst? Ich weiß nicht, was dich das angeht? Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll? Ich weiß nicht, ob ich glücklich bin? ...ich weiß nicht, was Glück ist? Seine Antwort konnte viel bedeuten, aber er fügte keine Erklärung hinzu. „Wenn ihr kämpft, dann seid ihr oft genervt, un. Aber wenn es ein guter, schwerer Kampf ist, dann lacht ihr manchmal und freut euch, wenn euch der Gegner in die Falle geht. Seid ihr dann glücklich?“, wollte er wissen. Ohne das er dies beabsichtigte, klang seine Stimme dabei merkwürdig melancholisch. „Es ist keine Freude.“, erwiderte der Suna-nin und begann wieder zu schnitzen. „Es ist eher eine Art grimmige Genugtuung.“ „Seid ihr denn… überhaupt schon einmal glücklich gewesen, un?“, flüsterte er. Das Geräusch des Regens war ungewöhnlich laut in der Stille. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, blockte der Puppenspieler ab. Das war zu erwarten gewesen, fand Deidara. „Es interessiert mich eben, un. Wir sind schon eine ganze Weile Partner, aber ich weiß so gut wie gar nichts über euch. Das stört mich, un.“ Sasori schnaubte nur. „Du erzählst mir auch nie etwas über dich, warum sollte ich das tun?“ Der Blonde überlegte kurz, was er erwidern sollte. Wie konnte er sich aus dieser Situation herauswinden und trotzdem eine Antwort erhalten? Oder… war Flucht hier diesmal überhaupt nicht angebracht? “Von mir aus erzähle ich euch, was ihr wissen wollt, wenn ihr dann auch meine Fragen beantwortet, un.“, bot er ihm schließlich an. „Na da bin ich ja mal gespannt.“, sagte der Suna-nin leicht spöttisch. Deidara blinzelte. „Ihr geht darauf ein, un?“ Sein Meister zuckte mit den Schultern, ohne von seinem Schnitzwerkzeug aufzusehen. „Die Nacht ist lang. Du wirst sowieso keine Ruhe geben und ich habe nichts zu verbergen.“ Deidara war überrascht, wie sehr ihn das freute. Er hatte eigentlich mit einer Abfuhr gerechnet, aber jetzt stellte sich heraus, dass sein Danna doch nicht ganz uninteressiert an ihm war. Außerdem war er sich sicher, dass der Marionettenspieler eine ganze Menge Geheimnisse hatte, die es zu verbergen galt. Die Aussicht, das heute Nacht vielleicht einige von ihnen gelüftet werden würden, war aufregend. Seine eigene Geschichte schien ihm ein würdiger Preis zu sein, wenn er dafür etwas mehr über seinen Partner erfuhr. Das dieser dazu ebenfalls bereit war, zeigte einen gewissen Grad des Vertrauens. „Also schön… Was wollt ihr wissen, un?“, fragte Deidara schließlich. „Keine Ahnung. Alles?“, meinte der Rothaarige, ohne aufzusehen. „Alles?“ „Ja. Warum du einen Kampfstil entwickelt hast, der deinen Verbündeten fast genauso viel schadet wie deinen Feinden. Wie du zu den Mündern in deinen Händen gekommen bist. Warum du dein Dorf verlassen hast. Sowas eben.“ Der Explosionsfanatiker schluckte. War ja irgendwie klar. Wenn sich der Puppenspieler überhaupt einmal nach etwas erkundigte, dann auch in allen Einzelheiten. “Hm, also schön…“, murmelte Deidara. Dann begann er zu erzählen. ~Flashback~ „Hey, ist das nicht Deidara? Der Typ mit dem Sprachfehler?“ „Ja, genau. Ich hab gehört, bei der Explosion letzte Woche wurde sein Haus zerstört. Seine Eltern sollen dabei gestorben sein.“ “Was!? Das ist ja schrecklich! Der arme Junge!“ „Von wegen arm! Der hat das Haus selber in die Luft gejagt und seine Eltern getötet! Dieser Freak! Haltet euch bloß von dem fern!“ Ich versuchte die unfreundlichen Stimmen der jungen Shinobi auszublenden. Es gelang mir nicht vollständig. Und eigentlich wollte ich es auch gar nicht. Ich hatte diese harten Worte verdient. Mein Vater und meine Mutter waren tot und mein Heim zerstört, weil wieder eines meiner Experimente schief gegangen war. Nein, eigentlich war es ganz gut gelungen. Zu gut. An diesem Tag kehrte ich nicht nach Hause zurück. Hätte keinen Sinn gemacht. Stattdessen ging ich zu meinem alten Trainigsplatz. Nur noch selten übte ich hier mit meinen Kunai und Shuriken, denn ihren Gebrauch hatte ich bereits gemeistert. Auch die Grundformen der Verwandlung oder Doppelgänger beherrschte ich schon längst, schließlich war ich ein Chu-nin. Mein Tai-Jutsu aber war nur mittelmäßig und Genjutsu konnte ich nicht leiden. Also hatte ich es mir zum Ziel gemacht, ein Ninjutsu zu erlernen, das besonders gut auf Entfernung funktionierte. Irgendwann war ich dann darauf gekommen, bestimmte, nur in der Gegend um Iwagakure vorkommende Erden zusammenzumischen und mit Chakra zu vermengen. Dabei presste ich eine große Menge dieser Energie zusammen, bevor ich sie mit einem Mal losließ. Doch über die Zusammensetzung der Mischung und ihrer Folge für die Sprengkraft der entstehenden Bomben war ich mir auch heute noch nicht sicher. Vor ein paar Tagen aber aber war es mir gelungen, eine extrem gute Mischung zu kreieren. Was meinen Eltern das Leben gekostet hatte. Seufzend ließ ich mich auf einem Felsbrocken am Rand des Trainingsplatzes nieder. Das Ganze war ein Unfall gewesen, aber besonders Leid tat es mir trotzdem nicht. Meine Eltern entsprachen dem idealen Bild eines Ninja, immer viel auf Missionen und kaum für mich da. Dennoch machten mich die Anschuldigungen wütend, ich hätte sie absichtlich umgebracht. „Hey, Deidara!“, hörte ich auf einmal eine Stimme. Ich tat, als hätte ich Namato, meinen Teamkameraden, erst jetzt bemerkt und zuckte gespielt zusammen, als er in mein Sichtfeld trat. „Ich hätte nicht gedacht, dass du noch hier her kommst. Normalerweise muss dich unser Sensei immer herschleifen, wenn er was von unserem Team will.“ Namato war ein schwarzhaariger Shinobi, der ein Jahr jünger war als ich. Er war recht kräftig und gut im Nahkampf, wenn auch nicht sehr intelligent. Fast schon ein kleines bisschen naiv. Trotzdem mochte ich ihn lieber als alle anderen im Dorf. Treu wie Gold und mit einem großen Herzen ausgestattet, war er ziemlich beliebt. Auch jetzt wollte er mich wohl ablenken und aufheitern, doch seine netten Worte taten mir mehr weh als die Anschuldigungen der Kinder. Namato war mein bester Freund aber auch – was er selbstverständlich nicht wusste – meine erste große Liebe. Zwar hatte ich schon mal eine Beziehung mit einem Mädchen gehabt, was mir durchaus gefallen hatte, aber wirklich verliebt war ich bisher nur in Namato. Von dem allerdings wusste ich ziemlich sicher, dass er hetero war. Und gerade deswegen war es so schwer für mich, mich in seiner Nähe zu entspannen und ich selbst zu sein. Obwohl ich mir ständig ins Gedächtnis zurückrief, dass da nichts war zwischen uns und auch nie etwas sein würde, konnte ich meine Gefühle nie ganz vergessen. Ich wollte mehr als Freundschaft, aber ich wollte diese auch nicht endgültig verlieren, indem ich ihm das sagte. Jedes sanfte Wort von ihm war wie ein Messerstoß in meine Seele. „Ich hab von der Sache bei dir gehört.“, sagte Namato, als ich nichts erwiderte. „Das ganze Haus ist kaputt, nicht wahr?“ Es klang nicht anklagend. Ich sollte ihm wohl nicht sagen, dass die Chakrakonzentration, wäre sie nur eine Stufe höher gewesen, das halbe Dorf zerstört hätte. „Ja.“, sagte ich nur, „Das Haus ist kaputt, un.“ Wie simpel das klag. Nur das Haus. Meine Eltern erwähnte er nicht und ich war dankbar dafür. „Tja, wenn du willst… Wenn du willst, kannst du eine Weile bei mir wohnen.“, bot der Schwarzhaarige mir an und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Mit Namato in einem Haus wohnen? Doch dann sah ich den Widerwillen in seinen Augen. Bestimmt hatten seine Eltern ihm verboten, mich einzuladen, aus Angst, am Ende genauso wie meine zu sterben. „Schon okay“, sagte ich, nicht sehr überzeugend, „der Keller steht ja noch.“ Namato wirkte erleichtert. Dann setzte er sich neben mich. Wieder erhöhte sich mein Pulsschlag, obwohl er mir schon oft so nah gewesen war. Zu nah. Nicht nah genug. „Weißt du, Deidara… ich finde, du solltest damit aufhören.“ „Un?“, machte ich fragend und sah ihn an. „Na mit diesen Explosionen.“, erklärte er, „Ehrlich, in Iwa gibt es auch noch andere Ninjustu. Und du bist wirklich gut, du hast freie Auswahl. Diese Sache, die du machst… Sie führt zu nichts.“ Ich senkte den Blick und schwieg. Namatos Worte verletzten mich tief, dennoch dachte ich ernsthaft über sie nach. Ein anderes Ninjutsu? Welches denn? Das war ja, als wenn mein Haustier gestorben wäre und mein Freund schlüge mir vor, einfach ein neues zu kaufen. So einfach ging das nicht. Ich hatte mich in dieses Thema eingearbeitet. Im ganzen Dorf gab es niemanden, der sich so gut damit auskannte wie ich. Es machte mir Spaß, auch wenn es anstrengend und gefährlich war. Die Anderen mochten nicht verstehen, dass ich nicht sofort aufgehört hatte, als meine Eltern dabei umgekommen waren. Doch von Namato hätte ich eine solche Aussage nicht erwartet. Und ich war wirklich kurz davor, den Schlüssel zu knacken und das Jutsu zu perfektionieren! Ursprünglich mochte ich damit angefangen haben, um meine Gefühle für Namato zu vergessen. Ich hatte mich einfach in die Arbeit gestürzt, um mich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Aber inzwischen war es mehr als nur ein Zeitvertreib. Mehr als nur Experimente. Es war Kunst. Meine Kunst. „Tut mir Leid, Namato. Aber ich kann jetzt nicht aufhören, un.“, sagte ich zu meinem Freund. Dieser ließ die Schultern hängen und nickte entmutigt. „Ich habe geahnt, dass du das sagen würdest. Na schön… Aber sei vorsichtig, ja?“ Ich lächelte schwach. „Bin ich doch immer.“ ~Flashback Ende~ „Also… bist du schwul?“, fragte Sasori und starrte ihn an. Deidara wurde puterrot Er hatte es gewusst! Er hatte gewusst, dass er dem Rothaarigem das nicht hätte erzählen sollen! „Ich bin nicht schwul, un! Ich mag auch Frauen!“, protestierte er. Es war ein erbärmlicher Versuch seine Ehre noch zu retten, das wusste er. Aber dieses Wort klang doch immer wieder wie ein Schimpfwort. „Schon okay. Tut mir Leid.“, sagte der Suna-nin. Dann wandte er sich wieder ab und schnitzte weiter. „Das hat euch auch Leid zu tun, no Danna, un! Ich erzähle hier meine Lebensgeschichte und ihr macht euch darüber lustig!“, motzte Deidara. Aber was soll’s, fügte er in Gedanken hinzu, immerhin hatte er sich entschuldigt und das hieß viel bei Sasori. “Das meinte ich nicht. Mir tut das mit deinen Eltern Leid.“, sagte der Marionettenspieler dann. „Oh…“, machte Deidara und wusste nicht, ob er jetzt eingeschnappt oder berührt sein sollte. „Was hast du dann weiter gemacht?“, verlangte sein Teampartner und ließ ihm so keine Zeit, sein Verhalten zu analysieren. „Hm, also ich hab halt weiter experimentiert. Irgendwann stand ich dann vor dem Problem, das es mitten im Kampf zu lange dauerte, neue Bomben herzustellen. Außerdem konnte ich zwar bewegliche Figuren formen, un, aber ich konnte keine Vorgefertigten mitnehmen, da sie aus Versehen explodieren konnten. Ich hatte ja damals keine Möglichkeit, sie sicher genug zu transportieren.Ich brauchte eine Möglichkeit, auch während des Kampfes schnell neue Bomben herzustellen, yeah. Lange habe ich nach einer Lösung gesucht. Am Ende war ich so verzweifelt, dass ich die Verschlossenen Schriften aus der Bibliothek Iwagakures stahl. Darin sind verbotene Jutsus aller Generationen aufgezeichnet.“, erzählte ich ihm. „Durch sie bist du zu deinen Handmündern gekommen.“, schlussfolgerte Sasori. „Ja. Ich habe mein Jutsu damit enorm verbessern können und die Schriften hinterher zerstört. Zum Glück war es Winter und es fiel nicht auf, das ich fast ständig Handschuhe trug, un. Man hat mich nie erwischt.“ Der Akasuna nickte abwesend. Er schien überhaupt nichts Ungewöhnliches an dem Diebstahl zu finden. „Was war denn dann dein Problem? Warum bist du nicht in Iwa geblieben?“ „Naja… Mit meinem verbesserten Kibaku Nendo war ich halt ziemlich gut. Schon bald waren mir die gewöhnlichen Missionen zu leicht, un. Sie machten keinen Spaß mehr und stellten für meine Kunst keine Herausforderung mehr dar. An der Sicherheit des Dorfes lag mir nicht besonders viel, un, denn Namato war dort die einzige Person, die mir etwas bedeutete. Also begann ich während der Missionen auch nach anderen Auftraggebern Ausschau zu halten…“ ~Flashback~ Mir war unwohl. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass ich Verfolger hatte, doch egal wie viele Umwege ich nahm um sie abzuschütteln oder welche Tricks ich anwandte, ich wurde sie nicht los. Gleichzeitig erhaschte ich nie mehr als einen flüchtigen Blick auf einen Schatten oder eine Bewegung, wo keine sein durfte. Ich überlegte, die ganze Sache abzublasen, aber das käme mir feige vor. Dieser Auftrag war wichtig für mich, ich konnte nicht alles nur wegen einer Ahnung aufgeben. Klar war es ein Risiko, aber das musste ich eingehen. Der Beutel, den ich bei mir hatte, schlug schwer gegen mein Bein, während ich mich zum Treffpunkt aufmachte. Zum Glück war das Teil wasserdicht. Was für eine Sauerei, wenn das heraustropfende Blut meine Hose ruinieren würde! Keinen Schimmer, warum dieser Kerl ausgerechnet persönlich den Kopf des Typen verlangte, anstatt sich über die allgemeinen Todesanzeigen über den Erfolg meiner Mission zu erkundigen. Jetzt hatte ich das Lokal erreicht, in dem ich meinen Auftraggeber treffen sollte. „Zum schwarzen Blut“. Das war bestimmt kein Nobelrestaurant. Das kleine Haus, das sich in einer der dunkelsten Ecken der schmutzigen Stadt quetschte, hatte eine Renovierung auch mal wieder nötig. Ich trat ein. Der Innenraum war voller Rauch und es stank nach Alkohol, obwohl nur wenige Gäste anwesend waren. Ich ging auf die hinterste Ecke zu und setzte mich zu einem unrasierten, dunkelhäutigen Mann und stellte den Beutel auf den Boden. Einen beunruhigten Blick warf ich zu dem kleinen Fenster neben mir, aber es war so dreckverkrustet, das es unmöglich war, hindurch zu sehen. „Die Straßen sind dreckig.“, sagte der Mann. Das war eine Art Codewort, welches einerseits bewies, dass ich an dem richtigen Tisch gelandet war und mir gleichzeitig sagte, dass es von seiner Seite her keine Komplikationen gab. „Man sollte sie sauber machen.“, erwiderte ich, womit ich mich identifizierte und auch auf meine Verfolger hinwies. „Warum wurde das noch nicht gemacht?“, fragte der Bärtige ärgerlich. “Weil keiner Zeit und Geld dafür hat.“, erwiderte ich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Also schön.“, brummte er und stand auf. „Ich hoffe der Dreck wird bald entfernt.“ Dann packte er den Beutel, sah kurz hinein, rümpfte die Nase und verließ das Lokal. Ich griff unter den Tisch, wo der Mann ebenfalls eine Tasche, die meiner sehr ähnelte, zurückgelassen hatte. Ich öffnete sie und fand darin einen Haufen ordentlich gebündelter Geldscheine vor. Zufrieden mit der Übergabe stand ich auf, warf dem Wirt an der Theke einige Münzen zu und verließ diesen stinkenden Ort, der mir so zuwider war. Jetzt musste ich mich nur noch um meine Verfolger kümmern. Hoffentlich zeigten sie sich bald. Wenn sie meinen Kontaktmann überfielen und den abgeschnittenen Kopf in seiner Tasche fanden, würden sie früher oder später auch mich angreifen. Ungeduldig lief ich die – tatsächlich recht schmutzigen – Straßen entlang. Ich hätte eine Abkürzung über die Dächer nehmen können, aber ich wollte meinen Verfolgern Gelegenheit geben, zu versuchen, mich zu stellen. Ich wurde nicht enttäuscht. Es dauerte kaum drei Minuten, da standen vor mir auf einmal zwei Ninja. Sie hatten graue Kleidung an und Masken, die ihre Gesichter verbargen. Die eine ähnelte einem Luchs, die andere hatte nur Farbverzierungen und Iwagakures Zeichen auf der Stirnhälfte. Ein Oi-nin, ein Jagtninja. Hinter mir spürte ich die Präsens von zwei weiteren Personen. ANBU, Eliteninja also. Deswegen war es mir nicht gelungen, sie zu erfassen. Fast war ich ein wenig geschmeichelt, das man sie auf mich angesetzt hatte. So wichtig schätzte man mich also? „Deidara-san“, sprach mich der ANBU vor mir an, „sie stehen im Verdacht, Geschäfte mit Kriminellen zu machen, die im Tsuchi-no-kuni gesucht werden. Außerdem werden sie des Mordes an insgesamt sieben Staatsbürgern und erheblichen Sachschadens in Höhe von einigen Millionen Ryo angeklagt. Werden sie sich freiwillig ergeben oder müssen wir sie mit Gewalt zurück nach Iwagakure bringen, damit man sie bestrafen kann?“ Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Diese Vorschriften waren so albern! Was für eine Zeitverschwendung, all die Verbrechen aufzuzählen, anstatt erst einmal dafür zu sorgen, dass der Schuldige nicht gleich noch mehr begang. Die Ninja wussten genauso gut wie ich selbst, dass ich mich nicht kampflos ergeben würde. Außerdem hatte ich nicht nur sieben Menschen außerhalb meiner offiziellen Aufträge umgebracht, sondern zwölf. Und gleich würden es sechzehn sein, denn statt der Rede des ANBU zuzuhören, hatte ich die kleinen Spinnen aus explosivem Lehm, die ich zuvor schon an den Straßenrändern freigelassen hatte, in Position gebracht. „Also?“ Der Ninja wartete immer noch auf eine Antwort. „Nun mal langsam, un. Ich überleg’ doch noch.“, sagte ich lächelnd und legte meine Stirn in Falten. In diesem Moment krabbelten die Skulpturen an den Häusern hoch und machten sich bereit. „Ich glaube, ich nehme die zweite Variante, un.“, erwiderte ich. Dann sammelte ich Chakra in meinen Beinen, stieß mich ab und sprang senkrecht nach oben. Im gleichen Augenblick ließen sich die Bomben fallen und hefteten sich an die Rücken der ANBU. Kurz bevor ich meinen höchsten Punkt erreicht hatte, schloss ich mein Fingerzeichen und murmelte: „Art is a Bang…! KATSU!“ Unter meinen Füßen ertönte der Knall der Explosion und als ich wieder landete, stand ich in einer sich langsam verziehenden Rauchwolke, die doch die vielfachen Krater im blutdurchtränken Boden nicht vollständig verdecken konnte. Ich benutzte den Rauch als Tarnung und floh über die nahe liegenden Dächer, für den Fall, das einer der Ninja überlebt oder ein Zivilist mich beobachtet hatte. Ihren Tod bereute ich nicht, aber die Nachricht warf Probleme auf. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte keine Ahnung. Aber Improvisation war ja ohnehin meine Stärke. Mir würde schon noch etwas einfallen. ~Flashback Ende~ „Also musstest du gehen, weil du Aufträge von zwielichtigen Personen angenommen hast?“, hakte sein Partner nach. „Nicht nur“, berichtigte ich, „sondern auch, weil ich meine Feinde ihrer Meinung nach zu grausam behandelte. Meine Kunst hinterlässt eben keine Überlebenden und das war manchmal gegen ihre Moral.“ “Verstehe“, meinte Sasori und Deidara hatte das Gefühl, dass er tatsächlich verstand, „und dann bist du abgehauen und hast dich als Terrorist durchgeschlagen?“ „Ja… Vorher bin ich aber noch nach Iwa zurück um meine Sachen zu holen und einem anderen Auftrag nachzugehen, den ich dort erledigen sollte, un. Eigentlich ging es nur darum, zwei bestimmte Ninja umzubringen, aber-“ “Aber bei der Gelegenheit hast du auch noch gleich das halbe Dorf in die Luft gejagt, um einen tollen Abgang hinzulegen.“, stellte der Rothaarige fest. „…ja.“, murmelte er, „Aber da gab es… noch ein Problem.“ ~Flashback~ Hinter mir ertönten Schreie. Feuer waren ausgebrochen und noch immer rannten überall panische Menschen herum. In dem Chaos achtete niemand auf mich und ich konnte ungehindert meinen Weg verfolgen. Schließlich kannten mich hier auch alle, wenn auch nur wenige von den Gerüchten gehört hatten und mich mit den Explosionen in Verbindung brachten. Gut so. Ich musste jetzt unauffällig bleiben. Es dauerte zehn Minuten, bis ich mein Ziel erreicht hatte. Namatos Wohnung. Leise öffnete ich das Fenster und sah hinein. Sein Zimmer war leer. Auch im Rest der Wohnung konnte ich seine Präsens nicht spüren. Er war nicht da. Verdammt. Kurz blieb ich unschlüssig auf dem Fensterbrett sitzen. Doch dann riefen mich die Stimmen auf der Straße in die Realität zurück. Bedauernd warf ich noch einen letzten Blick in den leeren Raum. Ich hätte mich gerne noch von meinem besten Freund verabschiedet. Doch vielleicht war es besser so. Vermutlich hätte dieser gar keinen Wert darauf gelegt, schließlich war ich jetzt ein Mörder, Verräter und Abtrünniger. Trotzdem hätte ich ihn gern noch einmal gesehen, bevor ich Iwagakure verlassen musste. Aber dieser Wunsch würde wohl unerfüllt bleiben. Ich kam unbemerkt aus dem Dorf heraus. Genauer gesagt sprengte ich ein Dutzend Bomben, die ich an der Mauer vorbereitet hatte und flüchtete im Schutz des entstehenden Rauches. Per Fernzündung ließ ich noch eine Explosion am Rande des Dorfes entstehen, um die Ninja zu verwirren. Eine Minute später war ich außer Sichtweite und formte mit meinen Handmündern bereits eine besonders große Skulptur, die mich auf dem Luftweg aus der Gefahrenzone bringen sollte. Aber so weit kam es gar nicht. Denn in diesem Moment ließen sich fünf Ninja aus den umstehenden Bäumen fallen und umstellten mich in Sekundenschnelle. Gehetzt drehte ich mich einmal im Kreis. Zwei ANBU, zwei Jou-nin und - "Namato!" ~Flashback Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)