Sasoris Kunst von astala7 (Leben eines Nuke-nin) ================================================================================ Kapitel 4: Neu eingekleidet --------------------------- Am nächsten Morgen wachte Deidara mit schrecklichen Rückenschmerzen auf. Der Boden war einfach zu hart, um bequem darauf zu liegen. Hinter sich hörte er Geräusche. Anscheinend hatte Sasori bemerkt, dass er erwacht war und packte bereits seinen Futon zusammen. Neben den Schlafstätten bestand ihr Gepäck nur noch aus etwas Geld, Nahrungstabletten und einigen Wechselsachen, die Sasori ausgesucht hatte. Nur am Rande hatte er sich darüber gewundert, dass der Marionettenspieler auch für sich selbst etwas mitnahm. Das tat er normalerweise nie, in Hiroku bekam er keinen Schmutz ab und schwitzen tat er nicht. „Zieh dich an.“, befahl sein Meister. Deidara stöhnte auf. Wozu denn diese Hetze? Sasori wollte doch nicht allen Ernstes jetzt schon wieder los, oder? Nix da, erst einmal wollte er frühstücken! „Euch auch einen guten Morgen, Sasori no Danna, un.“, begrüßte er den Rothaarigen betont höflich. Mit Schaudern erinnerte er sich an die gestrige Morddrohnung. Doch er gehorchte, richtete sich auf und griff nach seinem Akatsukimantel. „Nicht das.“, ertönte plötzlich die Stimme des Suna-nin. „Was?“ „Wir haben Moemito bald erreicht. Nimm das.“ Er warf ihm ein Kleiderbündel aus dem Gepäck zu. Deidara fing es verdutzt auf. Erst jetzt betrachtete er seinen Meister richtig – und ihm fiel vor Überraschung die Kinnlade herunter. Sasori trug weder die typische Akatsuki-Uniform, noch die Standartkleidung eines Ninjas. Stattdessen hatte er ein weinrotes T-Shirt und eine blaue Hose aus recht festem Stoff an, die nur knapp bis zu seinen Knien reichte. Nirgendwo konnte Deidara Shurikentaschen, Schriftrollen oder sonst irgendeine Art der Bedrohung an ihm feststellen. Unbewaffnet wie er war, wirkte er vollkommen harmlos, verletzbar: Eben überhaupt nicht wie der starke Ninja, als den er ihn sonst kannte. Er wirkte wie ein normaler, 15jähriger Durchschnittsjunge. Als der Explosionsfanatiker auf das Kleiderbündel herabsah, das der Rothaarige ihm zugeworfen hatte, machte sich schon eine schreckliche Ahnung in ihm breit. Zunächst einmal war da ein weißes Hemd, dessen Stoff für das eher sommerliche Design recht dick war. Darunter würde man den riesigen Mund auf seiner Brust nicht erkennen. Dann war da noch eine schwarze Hose aus einem ähnlichen Stoff wie die Sasoris und mit einem silberbeschlagenen Gürtel. Daneben lagen ein paar schwarze Handschuhe, an denen scheinbar die Fingerspitzen abgeschnitten waren und eine kleine Tasche, die man am Gürtel befestigen konnte, allerdings keine Ähnlichkeit mit seiner Lehmtasche aufwies. Sie wirkte viel mehr, als wäre sie nur zur Zierde da. „Was ist?“, fragte Sasori mürrisch, „Stimmt was nicht?“ Deidara verzog leicht das Gesicht. Wo sollte er in dieser Kleidung denn seine Kunai verstecken?! „Mir ist nicht ganz wohl dabei, vollkommen unbewaffnet in eine Stadt einzudringen, in der wir möglicherweise einem Biju begegnen könnten, un.“, sagte er sarkastisch. Der Suna-nin kräuselte leicht die Lippen, als wolle er lächeln, hätte es sich jedoch im letzten Moment anders überlegt. Dann kam er zu ihm herüber. Deidaras Herz drohte für einen Moment auszusetzen, denn obwohl der Gang seines Partners für jeden anderen lässig und unbesorgt gewirkt hätte, erkannte er die versteckte Drohung in seinem Blick. Sasori kniete sich neben ihn und packte den Iwa-nin an seinem Netz-Shirt. Der Blonde überlegte, ob er sich wehren sollte, sich losreißen, oder besser noch, ihm eine Ohrfeige verpassen sollte, wie bei Hidan. Aber nein, an diesem Holz würde er sich die Zähne ausbeißen. Und der Griff einer Puppe war extrem kräftig, das wusste er aus Erfahrung. „Deidara.“ sagte Sasori ruhig. War da ein Funken Mordlust in den graubraunen Augen? „Ich habe diese Kleidung extra für dich heraus gesucht. Mit den Handschuhen wird niemand deine... Andersartigkeit bemerken, wenn du nicht gerade deine Mäuler aufreißt. In der Tasche kannst du deinen Lehm verbergen und hier“, Er stülpte das Hemd um, „deine anderen Waffen.“ Tatsächlich waren in den Stoff zahlreiche Laschen eingenäht, in denen man lange, schmale Gegenstände verstauen konnte. Es war gut möglich, dass Sasori selbst es einmal getragen und dort seine Schriftrollen verborgen hatte. Es stand außer Frage, dass der Rothaarige auch in seinen, unscheinbaren Sachen, solche Geheimfächer hatte. „Das Wichtigste dabei ist natürlich, dass wir damit so aussehen wie die Menge der Jugendlichen in Moemito. Ich weiß, dass es dir immer schwer fällt überhaupt zu versuchen, nicht aufzufalllen, aber wenn du als Ninja und Akatskimember dort einmarschierst, wird das unvermeidbar sein.“ Okay, das war jetzt überflüssig. Deidara wusste schließlich ganz genau, warum sie beide diesen Fummel tragen mussten. Es wirkte nicht verwegen und bedrohlich, aber auch nicht zu kindisch. Damit könnten sie sich sowohl unter den Kindern Moemitos – die in ihrem Alter hier noch zur Schule gehen mussten – als auch in den dunkleren Gegenden aufhalten: Alles eine Frage der Ausstrahlung und natürlich des Verstellens. Etwas, in dem Deidara (wie Sasori sehr wohl wusste) nicht gerade Weltmeister war. Während sein Partner ihn endlich wieder freigab, sich seinen Mantel griff und ihn im Gepäck zu verstauen begann, ergab sich Deidara grummelnd seinem Schicksal und zog sich um. Den rechten Handschuh, den er wegen seinem Verband nicht tragen konnte, steckte er ein. „Ich werde nur noch rasch etwas frühstücken, un, dann können wir sofort los. Zum Glück hat unsere Mission keine Zeitvorgabe, yeah!“ Deidara wusste genau, wie sehr Sasori es hasste, zu warten. Aber wenn sie erst einmal auf seinem Tonvogel saßen, brauchte er all seine Konzentration, um diesen zu lenken. Dabei konnte er nicht essen. Zwar war er magere Kost mit nur einer Mahlzeit am Tag gewöhnt, doch wenigstens die brauchte er dann eben auch. Der Puppenspieler sah auf und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Dann wandte der andere sich ab. „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Der Iwa-nin starrte ihn einen Moment mit offenem Mund an. Er hätte jetzt mit einer heißen Diskussion, einer schnippischen Bemerkung über seinen schwachen Stoffwechsel oder sonst einer Gemeinheit gerechnet. Sogar eine weitere Morddrohung – von denen er in letzter Zeit bedenklich viele erhalten hatte – hätte ihn nicht weiter überrascht. Deidara schüttelte den Kopf, um diese sinnlosen Gedanken, die ohnehin zu nichts führten, loszuwerden. Stattdessen nahm er sich seinen Rucksack und wühlte darin nach Proviant. Dabei kam er mit seiner verletzten Hand an den Stoff und verzog schmerzhaft das Gesicht. Der Verband hatte sich rot gefärbt, war schmutzig und saß schlecht. Aber der Blonde wollte die Geduld seines Partners nicht überstrapazieren, indem er sich daran machte, die Wunde neu zu verbinden. So musste er den Schmerz wohl oder übel aushalten. Na das konnte ja noch eine tolle Mission werden. ~ Eine Stunde später waren sie beide wieder in der Luft. Die Wälder hatten sie passiert und flogen nun über ein Netz von kleineren Flüssen. Der blonde Nuke-nin warf einen Blick hinter sich. Sasori, der merkwürdig steif hinter ihm auf dem Lehmadler saß, machte eine seltsam verbissene Miene. Plötzlich kam dem Explosionsfanatiker ein amüsanter Gedanke. Konnte es sein, dass Sasori Flugangst hatte? Noch einmal wandte er sich nach hinten, wofür er einen hasserfüllten Blick seitens seines Dannas erhielt. Dem Rothaarigen schien seine Position wirklich nicht zu gefallen. Andererseits – wer außer Deidara fühlte sich schon wohl, wenn er dreihundert Meter über reißendem Wasser auf einer Skulptur flog, die jeder Zeit in die Luft gehen konnte? Dabei hätte der Suna-nin sicher kein allzu großes Problem, sollten sie tatsächlich abstürzen. Holz schwimmt ja bekanntlich.^^ Verstohlen grinsend wandte der Akatsuki den Blick wieder nach vorn. Am Abend, so hatten sie ausgemacht, würden sie diesmal nicht landen, sondern die Nacht durchfliegen. So würden sie schon morgen Moemito, die Stadt am See, erreichen. Etwas besorgt sah Deidara auf den Verband an seiner Hand. Dieser musste wirklich dringend mal gewechselt werden, aber er hatte nichts dabei, um das zu machen. Schon allein sein Fingerzeichen konnte er nur noch unter Schmerzen halten. Der Iwa-nin sah zum Himmel. Die Sonne würde noch einige Stunden bis zum Zenit brauchen. Er schluckte und schloss für einen Moment die Augen. Er musste durchhalten! ~ Als Sasoris Füße wieder festen Boden unter sich hatten, atmete er erleichtert aus. Er konnte Deidaras Vögel wirklich nicht leiden. Sie waren nicht nur albern und auffällig, auch mit ihnen zu fliegen war eine Qual. Aber er konnte es nicht ändern. Ob er noch so einen Höllenflug überleben würde? Zurück musste sie ja schließlich auch noch. Deidara jedoch schien, obwohl doch recht erschöpft, beste Laune zu haben. Und das lag bestimmt nicht an den Türmen der Stadt, die sich in einiger Entfernung aufbauten und ihr Ziel markierten. Das letzte Stück würden sie zu Fuß zurücklegen. „Hör auf so dämlich zu grinsen.“, fuhr ihn der Suna-nin unwirsch an. Schon während des Fluges hatte sein Partner ihn immer so über die Schulter hinweg angesehen. Es hatte ihm missfallen, mit ihm nicht auf einer Augenhöhe zu sein, aber aufzustehen wagte er auf diesem wackligen Vogel nicht. „Was habt ihr denn, no Danna, un? Ich habe uns sicher den ganzen Weg bis hier her gebracht. Ihr solltet mir dankbar sein, dass ihr nicht zu Fuß laufen musstet, un.“, meinte er weiterhin lächelnd. „Tss.“, machte Sasori verächtlich. „Kommt schon, Meister. Ihr müsst zugeben, dass meine Skulpturen ein einziges Kunstwerk sind, un.“ „Sie sind unbequem, hässlich, auffällig, gefährlich, und“, das letzte Wort betonte er besonders, „Und sie sind von dir. Deshalb können sie überhaupt keine Kunst sein. Für wahre Kunst braucht man Erfahrung, man muss lange trainieren und immer neue Dinge ausprobieren. Nur dann-„ Doch Deidara hatte keine Lust auf einen langen Vortrag und unterbrach ihn dreist: „Kunst ist nicht gleich Perfektion... Was keine Fehler hat, ist uninteressant und langweilig, un.“ „Falsch.“, sagte der Rothaarige ungeduldig, „Es ist nicht langweilig, sondern faszinierend. Du bist viel zu jung und talentlos, um das zu verstehen.“ „Ach, und ihr seid anders, ja, un?! Ihr wart jünger als ich, als ihr euch selbst in eine Puppe verwandelt habt, yeah! Wenn Kunst von Erfahrung abhängt, seid ihr nur ein alter Schrotthaufen, das Experiment eines Kleinkindes!“ Der Explosionsfanatiker war bei diesen Worten immer näher auf ihn zugekommen und deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. Sasori aber war bei seinen harten Worten zurückgezuckt. Nun war er es, der nichts anderes tun konnte, als seinen Partner anzustarren. Auf einmal war es totenstill und diese Ruhe empfand der Blonde als äußerst bedrohlich. Doch der Marionettenspieler fühlte keinen Zorn. Die Wut von eben war plötzlich verschwunden. Deidara hielt ihn für einen Haufen Schrott... Das war absurd! Er wusste es, seine Beleidigungen waren unbegründet. Aber dass sein Partner ihn so gering schätzte, hatte er nicht gewusst. Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Deidara verachtete seine Kunst. Sicher, der Blonde wusste, dass sein Meister ihm überlegen war und brachte ihm Respekt entgegen. Doch das war scheinbar nur gespielt. Eine Lüge. Der Iwa-nin missachtete seine Mühen, sein Können, wie alle anderen es auch taten. Wie hatte er etwas anderes annehmen können? Nur weil der Blonde sich auch für Kunst interessierte? Weil auch er einzig aus dem Grund sein Dorf verlassen hatte, weil dort seine Kräfte nicht geschätzt wurden? Weil er sein erster Partner in dieser Organisation war, der ihn nicht versucht hatte umzubringen? Weil er seine Puppen nicht zerstörte, um ihm eine Gefühlsregung zu entlocken? Weil er nicht zu Pain rannte um seinen Rauswurf zu arrangieren, sondern sich tatsächlich Mühe gab, mit ihm zusammenzuarbeiten und sich auf ihn einzustellen? Weil er so vollkommen anders war als Orochimaru oder die anderen Mitglieder? Das waren keine Gründe... Aber warum traf es ihn dann so? Der Explosionsfanatiker hatte inzwischen auch begriffen, dass er zu weit gegangen war. „Das... Das war jetzt übertrieben, un...“, sagte er leise und senkte den Kopf. Sasori rührte sich nicht. „Ihr seid nicht nur ein Haufen Holz, un...“, murmelte er, „Ihr seid mehr... So viel mehr.“ Er hob den Blick wieder, doch die Augen des Rothaarigen waren noch immer so... leer. Verflucht! Sein Meister wirkte so vollkommen anders als sonst. Wut hätte er verstanden. Doch diese Stille war hundertmal schlimmer, als wenn er angeschrieen worden wäre. Konnte es sein... Hatte er es tatsächlich geschafft, den Puppenspieler zu verletzen? „Verdammt, es tut mir Leid, un! Okay? Ich entschuldige mich. Ist mir so rausgerutscht, un.“ Langsam kam wieder Bewegung in den künstlichen Körper des Rothaarigen. Er schlug die Augen nieder und trat auf ihn zu. Sein Blick war kalt... nicht zornentbrannt, nicht tödlich. Einfach nur ein kühler, gleichgültiger Blick. Deidara, dem bereits ein eisiger Schauer über den Rücken lief, rechnete schon mit einer Attacke, doch es kam viel schlimmer: Es passierte überhaupt nichts. Sasori kam ihm noch näher – und ging dann einfach an ihm vorbei. Deidara, dem bereits ein eisiger Schauer über den Rücken lief, rechnete schon mit einer Attacke, doch es kam viel schlimmer: Es passierte überhaupt nichts. Sasori kam ihm noch näher – und ging dann einfach an ihm vorbei. Fassungslos sah ihm Deidara hinterher. „Danna?“ Nichts. Wie eine leere Hülle, ohne Seele, ohne Herz, setzte er stur seinen Weg fort. Eine Marionette. „Danna!“ Jetzt war er schon langsam richtig verzweifelt. Ja, fast besorgt. Nicht besorgt um sein eigenes Leben, wie er überrascht feststellte, sondern eher besorgt um seinen Partner. „Ich hab mich doch entschuldigt, un! Jetzt sagen sie doch endlich was, un! Ich-“ „Hast du's jetzt?“, schnitt Sasoris Stimme wie ein Messer durch die dicke Luft. „Wenn du fertig bist, lass uns weiter gehen. Ich will nicht noch länger auf dich warten.“ Deidara biss sich auf die Lippen. Der Suna-nin hatte sich nicht zu ihm umgedreht. Auch jetzt ging er einfach weiter. Bald würde er hinter den Bäumen des angrenzenden Waldes verschwunden sein. Der Explosionsfanatiker wandte sich von seinem Partner ab, der eine unnatürliche Kälte auszustrahlen schien, und streckte seinem Lehmvogel die Hand entgegen. Die Skulptur reckte den Kopf, schrumpfte dann zusammen und flatterte auf seine Handfläche, wo sie von seinem Mund verschlungen wurde. Hinter dem Wald waren die Häuser und Türme Moemitos erkennbar. Noch weiter hinten erstreckte sich ein langer, dunkelblauer See. Er war so breit, dass er das andere Ufer nicht erkennen konnte. Die Mauern Moemitos waren offensichtlich nicht dafür gedacht, eventuelle Feinde fernzuhalten. Sie war nicht besonders dick und eine Bombe des Chakralevels C1 hätte vollkommen ausgereicht, ein ordentliches Loch hinein zu sprengen. Sasori aber bestand darauf, ordnungsgemäß durch die Tore zu kommen. Der Explosionsfanatiker hielt das für weitaus riskanter, war doch dort der einzige Ort, an dem Wachen postiert waren. Das Tor war von zwei Wachtürmen gesäumt, auf denen sich ein paar Männer in Uniform in der Sonne aalten. Das gleiche Bild erwartete sie am Empfang, wo sie ihren Namen und Grund ihrer Ankunft nennen mussten. Sie hatten sich Shindo und Tiranu genannt, und waren angeblich zu Besuch bei Verwandten. Obwohl ihnen das scheinbar widerstandslos abgenommen wurde, war Deidara ein wenig nervös, als sie durch das Tor schritten. Sasori wirkte vollkommen entspannt. Als sie die Wachstelle bereits fast passiert hatten, ertönte auf einmal ein heller Pfiff von einem der Wachtürme. Der Iwa-nin zuckte zusammen und erstarrte mitten in der Bewegung. Hatte man sie etwa jetzt schon enttarnt?! Verdammt, er hatte aber wirklich nichts unternommen! „Danna!“, zischte er dem Rothaarigen zu, welcher ebenfalls stehen geblieben war. „Was machen wir jetzt, un!?“ „Nichts.“, erwiderte Sasori, bevor er seinen Weg unbeirrt fortsetzte. Der Blonde lief seinem Meister nach, während er gleichzeitig die Mauer mit seinen Blicken prüfte und irgendeine Art der Attacke erwartete. „Aber sie haben uns entdeckt, un! Der eine Wächter hat ein Signal gegeben und-“ „Deidara.“, sagte der Rothaarige entnervt, „Bist du so dumm oder willst du mich ärgern?“ Wieder waren sie stehen geblieben. „Wir wurden nicht entdeckt und das war auch kein Warnsignal. Er hat dir nachgepfiffen.“ „Was?“ Sasori wandte sich mit einem gemeinem Lächeln zu ihm um. „Er hält dich für eine Frau.“ Deidaras Gesichtsfarbe wechselte mit beachtlicher Schnelle: Erst wurde er kreideweiß, dann bekam er einen grünlichen Stich und wurde schließlich knallrot. Sasori war sich nicht sicher, ob dies vor Scham oder vor Wut kam. „Dieser... Bastard!“, knurrte Deidara und seine zu Fäusten geballten Hände zitterten. Schon sah der Suna-nin es voraus, dass sein Partner seinen Handschuh abstreifen und in seine neue Lehmtasche greifen würde. Er war versucht, dies sogar zuzulassen. Wenn der Explosionsfanatiker jetzt ausrastete und ein Massaker veranstaltete, hätte er auf Langzeit etwas, mit dem er ihn aufziehen konnte. Auf kleineren Missionen müsste er, dank ihrer Wette, diesen Deppen auch nicht mehr mitnehmen. Was Deidara über ihn und seine Kunst gesagt hatte, ging ihm wirklich bis an die Substanz. Es war verführerisch, ihm durch seine eigenen Fehler einmal mehr zu zeigen, wie fehlerbehaftet er war und wie wenig Recht er deshalb hatte, andere zu kritisieren. Letztendlich überlegte er es sich aber dennoch anders. Als der Explosionsfanatiker nach seiner Tasche griff, packte er er ihn am Handgelenk und warf ihm einen warnenden Blick zu. Deidara zischte ein unverständliches Schimpfwort und riss sich los. Doch er schien sich tatsächlich zu beruhigen, auch wenn es offensichtlich war, dass er innerlich noch brodelte. ~ Nachdem die beiden Akatsukimitgieder den Nachmittag damit verbracht hatten, in der riesigen Stadt eine preiswerte Bleibe zu finden, wachte Deidara am nächsten Tag auf einer mehr oder weniger weichen Matratze, die nach Mottenkugeln stank, auf. Geweckt hatte ihn der höllische Schmerz in seiner rechten Hand, deren Wunde sich über Nacht dadurch verschlimmert hatte, das er irgendwie auf ihr zu liegen gekommen war. Deidara aber biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz. Er war schließlich ein Ninja. Die beiden Nuke-nin hatten sich ein gemeinsames Zimmer mit nur einem Bett gemietet, weil Sasori nicht zu schlafen pflegte. Der Explosionsfanatiker jedoch hatte seine Ruhe dringend gebraucht, waren sie doch die vorangegangene Nacht durchgeflogen. Peinlich berührt dachte der Iwa-nin an den gestrigen Abend zurück. „Zwei Zimmer im ersten Stock für die Herren? Von dort hat man eine gute Sicht auf den Marktplatz.“, hatte die Kellnerin in dem Gasthaus vorgeschlagen. „Nein, wir nehmen nur eines, für uns beide.“, hatte Sasori darauf erwidert. „Oh, tut mir Leid, aber wir haben keine Zimmer mehr mit zwei Betten.“ Da hatte dann die Geduld des Puppenspielers wieder einmal bewiesen, wie knapp bemessen sie war: „Dann nehmen wir halt ein Zimmer, mit einem Bett. Ich habe heute Nacht ohnehin nicht vor, zu schlafen.“ Der Kellnerin war im Angesicht dieser - doch recht zweideutigen - Äußerung die Röte ins Gesicht geschossen und sie hatte ihnen endlich ein Zimmer zugewiesen. Ein Zimmer mit Doppelbett. Später hatte Deidara seinen Teampartner gefragt, warum er das denn ausgerechnet so formulieren musste, dass man einfach nicht anders konnte, als es zu missverstehen. Wobei er eigentlich wusste, dass dies nicht seine Absicht gewesen war. Daraufhin hatte er ihn nur verständnislos angesehen und gefragt, warum er auf einmal so ein Problem damit hatte, schwul zu wirken. Deidara ballte bei der Erinnerung die Hände zu Fäusten, wobei ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb. Erst dieser blinde Perversling am Tor und jetzt auch noch das! Nur weil er blonde, lange Haare hatte und nicht so ein Kraftprotz wie Hidan war, sollte er schwul sein!? Von wegen! Er stand sehr wohl auf Frauen! ...unter anderem. Okay, ja, er war bisexuell, na und? Das hieß aber noch lange nicht, dass er mit so einem... So einem Holzkopf wie Sasori ins Bett steigen würde! Der Suna-nin hatte in dieser Nacht tatsächlich kein Bett benötigt. Er war nämlich überhaupt nicht da. Diese Tatsache erkannte der Blonde schnell, als er seine Scham bekämpft, sich gähnend gestreckt und im Raum umgesehen hatte. Er hatte keinen Schimmer, wann genau der Andere abgehauen war. Doch das offene Fenster zeigte ihm deutlich, welchen Weg er dafür genommen hatte. „Super, muss ich ihn jetzt suchen, oder was, un?!“, fragte er sich selbst leise. Wie um seine Frage zu beantworten, ertönte plötzlich ein leises Klicken. Deidara sah zur Tür, die soeben aufgeschlossen worden war und in der jetzt sein Meister stand. „Oh, Sasori no Danna, un! Ihr seid ja schon zurück.“, murmelte er. „Ja...“, erwiderte der Rothaarige, trat ein und schloss die Tür. Dabei warf er ihm einen irgendwie misstrauischen Blick zu. „Zieh dich an, dann kannst du frühstücken.“ Erst jetzt bemerkte der verschlafene Shinobi, dass Sasori ein Tablett mit Brötchen, Marmelade und einem Glas Orangensaft bei sich trug. Er stellte es auf den kleinen Tisch in einer Ecke des Zimmers. Verwirrt fuhr sich der jüngere Akatsuki über die Augen, in der durchaus begründeten Annahme, er würde noch schlafen. Aber nein: Da stand tatsächlich Sasori no Akasuna und brachte ihm Frühstück! „Ähm, danke, no Danna, un. Wär' doch nicht nötig gewesen...“, sagte er in Ermangelung anderer Ideen und schnappte sich seine – nein, Sasoris Klamotten, die er am Vorabend achtlos neben sein Bett geworfen hatte. Sie rochen nach seinem Danna. Ein wenig nach Holz. Und nach Sand. Er zog sie über. „Bild dir bloß nichts drauf ein.“, meinte der Suna-nin kühl und setzte sich auf einen der beiden Stühle am Tisch. „Wir haben das Essen automatisch mit dem Zimmer bezahlt, ich habe es nur eben mit hochgenommen.“ Trotzdem war es eine nette Geste, wie Deidara fand. Nach dem gestrigen Tag, speziell seiner Beleidigungen, hätte er nicht einmal erwartet, dass sein Meister überhaupt noch mit ihm redete. Als der Blonde sich fertig angezogen hatte, setzte er sich zu seinem Danna an den Tisch und griff nach dem Brötchen. Kurz überlegte er, ob dieses vielleicht vergiftet sein könnte und warf einen misstrauischen Blick zu seinem Gegenüber. Er erwiderte seinen Blick mit wachsamen Augen. Dann plötzlich öffnete er den Mund: “Deidara...“ Er tat es schon wieder. Sprach seinen Namen aus, auf diese... Weise. Eigentlich war es seltsam, wann immer Sasori seinen Namen aussprach, tat er das in einem anderen Ton. Und doch jagte es ihm immer einen Schauer über den Rücken und ließ ihn aufhorchen. Dann deutete Sasori, noch immer mit diesem intensiven Blick, auf seine verbundene Hand. „Tut es weh?“ „Ja...“, erwiderte er etwas überrascht und fragte sich, was da eben über ihn gekommen war. Es musste an den Augen seines Partners liegen. So trüb, wie tiefe, geheimnisvolle Tümpel. Mit der warmen Farbe rotgrauer Erde. Oder an seiner Stimme. So ruhig. Eine Ruhe, die so Unterschiedliches heißen mochte. Schon irgendwie anziehend. „Es lässt sich aushalten. Ist nicht schlimm, un.“, fügte er eilig hinzu. „Es sollte nicht weh tun.“, erwiderte Sasori und für einen Moment gab er sich der Illusion hin, sein Teampartner mache sich Sorgen um ihn. Bis er weitersprach: „Scheinbar lässt das Schmerzmittel nach. Das sollte aber erst passieren, wenn die Wunde bereits verheilt ist. Die Verletzung sollte längst fort sein. Warum hast du nie gesagt, dass sie stetig schmerzt?“ „Ihr selbst habt doch noch extra draufgeschlagen, un!“, verteidigte sich Deidara und erinnerte sich dabei an die letzte Mordrohung. „Es ist selbstverständlich, das sie weh tut, wenn ich Druck darauf ausübe. Es sollte nur keine Gewohnheit darstellen – Zeig her.“ Als der Puppenspieler den Verband abnahm, wandte Deidara mit einem unterdrückten Würgen den Blick ab. Sein Fleisch war dick und rot geschwollen. An einigen Stellen war die mühsam neu gebildete Haut aufgeplatzt und weißer Eiter quoll hervor. An einigen Rändern hatte sich eine schwarze Blutkruste gebildet. Der blutdurchtränkte, schmutzige Verband legte einen unangenehmen Geruch frei. Der Mund auf seiner zerschundenen Handfläche gab würgende Geräusche von sich. Sein Danna betrachtete seine Hand nur kurz und zuckte dabei nicht mit der Wimper. „Du weißt, dass das deine Schuld ist?“, sagte er zu dem Explosionsfanatiker. „Hm, ich bin halt gestürzt...“, gab er mürrisch zu. Musste er ihm das unter die Nase reiben!? „Das meine ich nicht. Hättest du den Verband regelmäßig gewechselt und die Wunde gereinigt, hätte es sich nicht entzündet. Jeder Shinobi weiß das. Oder sollte es wissen.“, wies ihn der Rothaarige zurecht. Deidara sah trotzig zur Seite. Sasori streckte den Arm aus. Mit einem hässlichen Geräusch riss die künstliche erschaffene Haut an seinem Unterarm auf und eine rechteckige, hölzerne Klappe schnappte nach oben. Ein schmaler Hohlraum kam zu Vorschein, in dem sich eine kleine, rot-orange Schriftrolle befand. Der Puppenspieler nahm sie heraus und die Klappe verschloss sich wieder. Deidara hatte sich schon seit einer Weile gefragt, warum man den Übergang der einzelnen, hölzernen Gelenke seiner Arme in dem T-Shirt nicht sah. Nun wusste er es: Sein künstlicher Körper schien unter einer Art falschen Haut verborgen zu sein. Nur zu gerne hätte er ihn deswegen mit Fragen gelöchert, denn nie zuvor hatte er dies bemerkt. Vor allem das Blut an den Rändern der Klappe faszinierte ihn. „Du hättest deine Kamera mitnehmen sollen.“,sagte Sasori plötzlich. „Was, un?“ Mit der mechanischen Vorrichtung für sein linkes Auge konnte er ferne Dinge ganz scharf sehen und tatsächlich auch Aufnahmen machen. Aber er nahm es nur bei besonders gefährlichen Missionen mit. „Wenn du ein Bild von mir machst, kannst du mich länger ungestört anstarren.“, meinte der Suna-nin so gelangweilt und kühl, als rede er über das Wetter. Für Deidara klang es besonders provokativ. Gerade wollte der Blonde zu einer schlagfertigen Antwort ansetzen, da raubte ihm eine weiße Rauchwolke die Sicht. Als er wieder etwas erkennen konnte, stand an der Stelle der Schriftrolle ein kleiner, hölzerner Kasten auf dem Tisch. Als sein Partner ihn öffnete, kam dort eine Reihe von verschlossenen Fläschchen, Verbandzeug, Salben und Kräuter zum Vorschein. Einiges davon sah so seltsam aus, dass der Iwa-nin auf ihre Giftigkeit schwörte. Sasori griff nach seiner Hand, doch bei der Berührung zuckte Deidara kurz zurück. Der Marionettenspieler sah ihn mit erhobener Augenbraue an und mit zusammengebissenen Zähnen ergab sich der Explosionsfanatiker seinem Schicksal und streckte ihm die Hand entgegen. Schon jetzt brannte die Wunde ganz fürchterlich. Wie würde es erst unter den rauen Holzhänden seines Meisters sein? Doch wider Erwarten tat die Berührung des Marionettenspielers kaum weh. Das mochte an der kühlen, klaren Flüssigkeit liegen, mit der er seine Verletzung einrieb. „Was ist das, un? Irgendeine von euren komplizierten Mixturen?“, wagte er sich irgendwann zu fragen. Sasori sah ihn ein wenig schief an. „Das ist Wasser. Ich reinige die Wunde.“ „Oh...“, machte er peinlich berührt. Na toll. Er tappte auch in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Nachdem er mit dem Reinigen fertig war, nahm sein Danna ein ledernes Band aus dem Kasten und befestigte es knapp über seinem Handknochen. Schon spürte er, wie sein Blut sich staute. „Schluck das.“, sagte er dann und gab ihm eine kleine, graue Kugel, die wie eine Nahrungspille aussah. „Ein schnellwirkende Schmerzmittel. Gleich wird es ungemütlich.“ Ungemütlich war ein wenig untertrieben, meinte Deidara eine halbe Stunde später. Der blutige Schorf wurde mit unheimlichen Mordinstrumenten abgekratzt und die eitrigen Blasen stach Sasori mit einer Wurfnadel ein, um das weiße Zeug darin entfernen zu können. Dank der Schmerztablette fühlte er die Pein tatsächlich nicht ganz so sehr. Dennoch atmete er erleichtert auf, als Sasori eine senffarbene Salbe auf seiner Hand verteilt und einen neuen Verband angelegt hatte. „Du wechselst ihn alle zwei Tage. Das hier kannst du benutzen.“ Er reichte ihm zwei Rollen weißer Leinen, „Wenn du allein nicht klar kommst, kann ich dir helfen.“ Den Teufel würde er tun, das wusste er. Es war ja schon peinlich genug, dass er mit so einer mickrigen Verletzung nicht selbst klar kam. Da würde Deidara bestimmt nicht übermorgen schon wieder zu ihm rennen. Andererseits... Auf noch so eine Entzündung hatte er auch keine Lust. Um die Entscheidung herauszuzögern, murmelte der Explosionsfanatiker ein leises „Danke, un...“ und startete einen zweiten Frühstücks-Versuch – diesmal vollkommen schmerzfrei, was ihn sehr erleichterte - während Sasori seine Hausapotheke wieder einpackte. Wieder faszinierte ihn die dünne, tatsächlich durchblutete Haut, die die Klappe in seinem Holzarm verbarg. Irgendwann würde er ihn einmal danach fragen, nahm er sich vor. „Sasori no Danna... Was habt ihr eigentlich in der Nacht gemacht, un?“, fragte Deidara nach einer Weile, bemüht in keinster Weise misstrauisch zu klingen. Er hatte nicht bemerkt, wie sein Partner gestern Abend verschwunden war. Natürlich brauchte dieser weder Nahrung noch Schlaf, aber wenigstens eine Nachricht wäre schon hilfreich gewesen. Immerhin hätte Sasori entdeckt und gefangen genommen worden sein. Dann hätte er keine Ahnung gehabt, wo er suchen sollte, und... Nein. Sasori no Akasuna konnte man nicht so einfach gefangen nehmen. „Ich habe uns für eine Jugendveranstaltung angemeldet.“, beantwortete der Suna-nin seine Frage leichthin und Deidara fiel das Brötchen aus der Hand. „Bitte, was?!“ „Ich sagte, ich habe uns für eine Jugendveranstaltung angemeldet. Die Schulen in Moemito haben zur Zeit Ferien. Die Schüler können dort bis zu ihrem 18 Lebensjahr lernen. In diesem Jahr wird es ein Ferienlager geben, mit einem Ausflug zum Strand und Führung durch das örtliche Museum. An diesem Ausflug werden wir teilnehmen.“, erklärte der Marionettenspieler ihm. Der Blonde tat das, was in letzter Zeit zu einer Gewohnheit geworden schien: Er starrte sein Gegenüber mit offenem Mund an. „Und, ähm... Warum zum Teufel sollten wir bei so einem Unsinn mitmachen, un!?“ „Das liegt doch auf der Hand.“, erwiderte er gelangweilt und zog ein Prospekt aus der Tasche. „Deswegen!“ Deidara runzelte die Stirn und nahm den Flyer entgegen. Es war ein Werbeblatt für das angesprochene Museum. Super. Und was sollte er jetzt damit? Misstrauisch klappte er das Prospekt auf – und mit einem Mal war ihm klar, was sein Danna meinte. Auf der ersten Seite prangte groß die Zeichnung einer überdimensional großen Schildkröte. Einer Schildkröte mit drei Schwänzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)