Kein Lügner von abgemeldet (... und kein ehrlicher Mensch. (TR/HP)) ================================================================================ Kapitel 3: Wohin die Neugier führt ---------------------------------- Es war wirklich nicht klug von ihm gewesen so spät in der Nacht herum zu laufen- wieder einmal. Noch dümmer war es, die unbeleuchteten, wenig begangenen und überhaupt nicht vertrauenswürdig erscheinenden Gassen zu benutzen, nur um seinen Heimweg abzukürzen. Nicht, dass das ihm Angst machte - nein überhaupt nicht! -, aber es war eben sehr »unüberlegt, riskant, somit lebensgefährdend und gar nicht nötig- warte! Noch besser: Es ist nichts als eine schwachsinnige Idee!«, so würde es Hermine beschreiben. Er hoffte, dass niemand ihn sah, der ihn kannte und ihn daraufhin zu Hermine schleppen würde, um von ihr die Zurechtweisung zu empfangen, die ihm wahrscheinlich Tage danach noch in den Ohren nachklingen würde. Wenn das Ganze auch noch zu Ron vordrang, dann wusste Harry, dass auch seine ganze Familie ein Wörtchen mit ihm zu reden hatte. Er lächelte. Es war schön, dass er so vielen nicht egal war. Jedoch war der Nachteil, dass sie sich auch um ihn unnötig sorgten. Er seufzte. Wenn er sich nicht erwischen lies - von seiner ‚Familie‘ und dem Serienmörder oder Serienmörderin -, dann gab es auch keinen Grund der Sorge. „-rst du.... letzte Nacht? ... warum... bist... u-“ „Poliz... eise... ! Werd... icht mehr kom.... so... sag den and... scheit.“ Harry blieb erstarrt stehen, als er Stimmen hörte. Es waren zwei Personen, Männer, die sich leise unterhielten. Einer schien nervös zu sein, während der andere leicht gelangweilt klang. Harry biss sich auf die Lippen und lehnte sich an eine Hauswand. Nach den Stimmen zu urteilen, mussten die Männer nur ein paar Meter entfernt stehen. Wenn Harry sich also vorlehnen und um die Hausecke spähen würde, dann.... durfte er sich nur nicht erwischen lassen. Vielleicht war er manchmal zu neugierig, vielleicht hatte er sich diese Neugier von seiner Tante angeeignet, als er noch ganz klein war- auf jeden Fall war seine Neugier manchmal nicht gesund, aber er war nun eben hier und wahrscheinlich auch noch zur falschen Zeit am falschen Ort. Er lauschte. Dann schlich er leise an der Wand entlang und blieb kurz vor der Ecke des Hauses stehen. Eine der Stimmen kam ihn bekannt vor, aber woher? Er beugte sich leicht vor, um einen Blick auf die Personen zu erhaschen. Ohne Beleuchtung sah er jedoch nur wenig von den Männern. Das einzige, was er wirklich erkennen konnte war, dass einer der Männer kleiner und der andere größer sein musste, als er selbst. „-ar... Haus.... und... chdem... tot... ussten schnell abha... enn... ie Nachba... zei...“ „-eine Probleme? ... s... st... iel Blut, dass überall... izt... ein muss... abt ihr... au... schaut...? -“ Harry schluckte. Er fragte sich, ob er sich über den genauen Inhalt des Gesprächs Sorgen machen musste. Seine Neugier brachte ihn vielleicht doch noch irgendwann einmal ins Grab. Er sollte lieber umkehren und den Umweg nach Haus nehmen- einen Heimweg mit viel Licht und mit vielen Augenzeugen! Er musste sich nur leise umdrehen und davonschleichen. „-eine Zeit... ne... icht... ver...fftet werden! Außerd... st... zei... aiv...“ „-rzähl ’s lieber... cht... em Boss, sonst... ickt er jemand... ch umbringt...“ Dieses Gespräch war ihm zu unheimlich. Harry drehte sich um und- „Quiiick!“ - er trat auf eine Maus - oder Ratte - Das war doch so klar! schrie Harry in seinem Kopf. Er rannte, als er bemerkte, dass die Männerstimmen schlagartig verstummt waren. Sie hatten die Schmerzensschrei des kleinen Nagetiers wohl auch vernommen und hatten sich- nach den schnellen und lauter werdenden Schritten zu urteilen- entschieden sicherheitshalber nachzuschauen, was das Tier dazu veranlasst hatte. „Da- Da! D- Da vorne! Schn... Schnapp ihn!“, rief einer der beiden Männer. Dieser hatte anscheinend große Probleme während des Rennens zu reden. Überhaupt hörte es sich an, als würde dieser stark zurückfallen. Harry war erleichtert. „Bleib stehen!“, rief der zweite Mann. Harry hätte beinahe aufgeschrieen, als er die Stimme hörte. Sie war eindeutig näher an ihm dran. Viel zu nah. Harry rannte schneller. Er konnte sich doch nicht erwischen lassen nach all den schmerzhaften Jahren bei seinen Verwandten. Bis jetzt hatte ihn noch nie jemand zu Fassen bekommen. Bis jetzt war er immer der schnellste gewesen- Harry tadelte sich innerlich. Es ging hier um sein Überleben und nicht um seinen Stolz. Es ging hier um Hermine und Ron und die anderen. Würde ihm etwas zustoßen, dann würde er ihnen so große Sorgen bereiten, dass sie wahrscheinlich auf dumme Ideen kommen würden- zum Beispiel den Täter aufsuchen ohne es der Polizei bescheid zu sagen. Er rannte noch schneller. Die Stimmen und Schritte seiner Verfolger wurden leiser. Er bog ab und rannte zum Licht. Bevor er jedoch die beleuchtete Straße voller Menschen betrat versuchte er sich zu beruhigen und so normal wie möglich auszusehen, wie die Passanten, die zufälligerweise an dem Eingang der Gasse vorbeiliefen. In der dunklen Gasse hatten die Männer nicht sehen können, wer der Lauscher war. Wenn er sich unter den Menschen mischte und so tat, als wäre er die Ruhe selbst, dann würde er seine Verfolger bestimmt abschütteln. Lächelnd tat er dies. ◊◊◊◊◊◊◊ Seufzend stieg er in die Badewanne. So viel Aufregung an einem Tag war wirklich höchst anstrengend. Er lehnte sich zurück und genoss die Wärme des Wassers. Sein Blick streifte die Decke und ging in die Ferne und seine Gedanken wanderten durch seine Erinnerungen. Wäre ihm etwas passiert und seine Freunde würden es mitbekommen, dann würden Hermine und Ron auf jeden Fall ein Team bilden und ihn retten wollen. Vielleicht würden sie auf diese Weise wieder zueinander finden? Früher hatte es ihn gestört, dass seine beiden besten Freunde miteinander gingen. Er hatte sich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Jedoch war das nur am Anfang so, denn danach war es wieder wie vorher- nur dass Hermine und Ron noch mehr machten, als normale Freunde. Das war auch etwas ganz seltsames für Harry, dass seine Freunde Dinge machten, die er bis heute noch nicht ganz begriffen hatte. Geistesabwesend griff er nach dem Quietscheentchen und drückte sie hin und wieder. Jetzt waren seine Freunde nicht mehr zusammen. Sie haben sich getrennt und danach war ihre Freundschaft nie wieder so wie sie vorher war. Diesmal fühlte er sich nicht wie das fünfte Rad an einem Wagen, sondern wie einer, der zwischen den Fronten stand. Zwei Fronten, die an ihm zogen. Er drückte das Entchen. Dann war da noch dieser Serienmord, von dem andauernd in den Nachrichten berichtet wurde. Die Anspannung, die er von beiden Seiten bekam, von Hermine und Ron, war fast erdrückend. Manchmal benahmen sie sich so, als wäre er das Kind und sie beide wären die Eltern. Geschiedene Eltern. Harry lachte leise. Das er das gedacht hatte durfte er ihnen nicht erzählen. Er drückte ein weiteres mal das Entchen und runzelte die Stirn. Dieses Quietschen erinnerte ihn wieder an die Verfolgungsjagd. Er fragte sich, was er in der dunklen Gasse gehört hatte. Das, was er verstehen konnte, klang sehr beunruhigend, vor allem da die Wörter ‚Blut‘ und ‚tot‘ vorkamen. Plötzlich fühlte sich das Wasser nicht mehr so warm an, als ihm ein erschreckender Gedanke hoch kam. Hatten diese zwei Männer etwas mit den Morden zu tun? Harry stellte das Entchen wieder auf die Badewannenecke und stand auf. Vielleicht sollte er einfach schnell ins Bett und das Ganze erst einmal vergessen. Er dachte sich, dass er am nächsten Morgen bestimmt mehr Kraft hatte sich mit den jüngsten Geschehnissen auseinanderzusetzen, also stieg er aus der Wanne. Er trocknete sich mit einem Handtuch ab, schlang es um seine Hüfte, putzte sich schnell die Zähne, dann verlies er das Bad und- „Guten Abend!“ Harrys Herz blieb stehen, als er den Mann sah, den er am Vortag ins Haus geschleppt hatte, um diesen zu versorgen. Nervös ging er einen Schritt zurück und wäre beinahe über den Rand des kleinen Teppichs, der in der Mitte des Badezimmers lag, gestolpert, jedoch schaffte er es sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. „Du brauchst nicht so zu schauen, als würde ich sonst was mit dir anstellen wollen“, sagte sein Gegenüber amüsiert. „Ich möchte einfach nur... reden.“ Harry wusste nicht was er davon halten sollte. Was er wusste war, dass irgendetwas nicht stimmte und aus irgendeinen Grund störte ihn etwas an der Stimme des Mannes, der sich ihm als ‚Dvill‘ vorgestellt hatte. Die Stimme klang viel zu erfreut. „Sie sind eingebrochen“, sagte Harry schwach. „Oh, nein. Die Tür war nicht verschlossen, also ist es kein Einbruch“, log Dvill. Harry wusste, dass er log, denn er hatte wegen der Begegnung in der Gasse zur Sicherheit die Wohnungstür mit allen Riegeln, die angebracht waren, verschlossen. „Sie lügen“, sagte er dann auch laut. Harry musste diesen Mann irgendwie rausschmeißen, damit er die Polizei rufen konnte. Er musste nur einen klaren Kopf bewahren und dann würde ihm schon etwas einfallen. „Das tue ich nicht. Ich war schon längst im Wohnzimmer und habe gewartet. Du hast mich nur nicht bemerkt. Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich dein Bücherregal einwenig genauer unter die Lupe genommen habe. Mir war langweilig- ach ja! Habe ich dir nicht gesagt du sollst mich duzen?“, kam es in einem Plauderton aus Dvills Mund. Dann grinste dieser plötzlich. „Und es wäre besser für deine Gesundheit, wenn du dir etwas... anderes zum Anziehen aussuchen würdest, als das...“ Dvills dunkle Augen wanderten nach unten. Harry errötete. Er musste diesen Kerl rausschmeißen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)